On the Move - the Future of Finance - DE

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Jahrbuch 2016

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ON THE MOVE The Future of Finance

NFC C

PLEDGE E


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FMF JAHRBUCH 2016

FRANKFURT MAIN FINANCE

WIR STEHEN FÜR DEN FINANZPLATZ FRANKFURT

ORDENTLICHE MITGLIEDER

FÖRDERMITGLIEDER

I N S E L N D E R AU F M E R K S A M K E I T

ICF BANK

Kompetenznetzwerk Versicherungswirtschaft

WM Gruppe

STAND: APRIL 2016


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FMF JAHRBUCH 2016

Frankfurt Main Finance

FR ANKFURT MAIN FINANCE MIT EINER STIMME FÜR DEUTSCHLANDS FÜHRENDEN FINANZPLATZ

F

rankfurt Main Finance ist die Stimme des

über aktuelle Fragen der Finanzmarktstabilität aus­

­Finanzplatzes Frankfurt. Zu den mehr als 40  Mit­

zutauschen. Insbesondere mit dieser Veranstaltung

gliedern zählen neben dem Land Hessen die

haben es beide Partner geschafft, Frankfurts Bedeu­

Städte Frankfurt am Main und Eschborn, zahlreiche

tung als Zentrum für Finanzmarktstabilität und Banken­

namhafte Finanzmarktakteure und ihre Dienstleister

regulierung in der Eurozone zu unterstreichen. Der

sowie private und öffentliche Hochschulen. Sie alle

Frankfurt Finance Summit ist heute als Dialogplattform,

bringen mit ihrer Mitgliedschaft ihre enge Verbunden­

die wichtige Impulse für die aktuelle Regulierungsdis­

heit mit dem Finanzplatz sowie ihren W ­ illen zum Aus­

kussion setzt, nicht mehr wegzudenken.

druck, Frankfurt am Main als nationales und internatio­ nales Finanzzentrum ersten Ranges zu positionieren.

Zudem bündelt und koordiniert Frankfurt Main Finance die Kräfte von Land, Stadt und Finanzwirtschaft, wenn

Gegründet im August 2008, hat Frankfurt Main

internationale Standortentscheidungen getroffen wer­

­Finance in den vergangenen Jahren viel erreicht.

den. 2014 gelang dies beispielhaft mit der Ansiedlung

Im Frankfurt Main Finance Dialogforum wurden seit

des Renminbi-Clearings am Finanzplatz. Auch wenn

dem ­vergangenen Jahr die Weichen für den Aus­

Finanzdienstleister oder internationale Institutionen

bau des FinTech-­Zentrums gestellt. Darin haben sich

­Repräsentanzen in Europa planen, richtet der Ver­

zahl­reiche Institutionen zusammengeschlossen, um

ein gemeinsam mit der Hessen Trade & Invest GmbH,

ein nach­haltiges FinTech-Ökosystem in F ­ rankfurt zu

der FrankfurtRheinMain GmbH sowie den Wirtschafts­

­etablieren. Außerdem unterstützt der Finanzplatzver­

förderungen Frankfurt und Eschborn die Aufmerk­

ein lokale Dienstleister darin, internationale Geschäfts­

samkeit der Entscheider auf die Stadt.

beziehungen aufzubauen und gibt umgekehrt dem Finanzplatz ein Gesicht – beispielsweise gegenüber

Nicht zuletzt versteht sich Frankfurt Main Finance als

­Delegationen ­unserer Kooperations­partner Busan,

Beobachter des Geschehens im Umfeld der Finanz­

Istanbul, ­Moskau und Peking. Darüber hinaus wurde

branche, der Dialogplattformen schafft. Dazu gehö­

auf Initiative des Vereins die Gründung des F ­ rankfurter

ren Veranstaltungen wie die Renminbi-Konferenz, das

Instituts für Risiko­management und Regulierung (FIRM)

­FinanzplatzFrühstück, Podiumsdiskussionen oder das

vorangetrieben, das sich auf seinem Feld in kurzer Zeit

vorliegende Jahrbuch zum Thema FinTech. Der inter­

zu einer renommierten Instanz für Forschung und Aus­

nationale Wettbewerb zwischen den Finanz­zentren

bildung entwickelt hat.

wird noch weiter zunehmen, neue Wettbewerber ­werden erstarken. Umso wichtiger wird es in Zukunft

Ein wesentliches Instrument für die Vermarktung des

sein, mit einer Stimme für den Finanzplatz zu spre­

Finanzplatzes ist der Frankfurt Finance Summit, ein

chen – und diese Stimme ist Frankfurt Main Finance.

Kongress, den Frankfurt Main Finance und FIRM seit März 2011 gemeinsam ausrichten und der sich von Beginn an als Treffpunkt der weltweiten Risiko- und Regulierungs-Community etabliert hat. Hier kom­ men einmal im Jahr Notenbankgouverneure, Regulie­ rer, Vertreter der Aufsichtsbehörden, Finanz­politiker, ­Wissenschaftler und Praktiker zusammen, um sich

MEHR ZUR FINANZPLATZINITIATIVE AUF WWW.FRANKFURT-MAIN-FINANCE.COM


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FMF JAHRBUCH 2016

INHALT

The Future of Finance 001001110 000110001 000110110 000000100 111000011

GRUSSWORTE

2 | FINTECH & REGULIERUNG

VOLKER BOUFFIER UWE BECKER

6 7

FRAGEN UND PERSPEKTIVEN DES TECHNOLOGISCHEN WANDELS Uwe Neumann

20

„DIE ZWEITE FINTECH-WELLE SETZT IM MASCHINENRAUM DER FINANZINDUSTRIE AN“ Round Table mit Sebastian Glock, Manuel Lorenz und Hassan Sohbi

22

ON THE MOVE

The Future of Finance

NFC

3 | FINTECH IN DER PR A XIS

NFC

INVOICE

8€

Lutz Raettig über Innovation und Wandel im Bankgeschäft

1 | ON THE MOVE

NEUER SCHWUNG FÜR DIE ­FINANZBRANCHE Lutz Raettig

8

HESSEN FÖRDERT FINTECH Tarek Al-Wazir

10

DAS GEBIET RHEIN-MAINNECKAR IST DIE DEUTSCHE FINTECH-REGION MIT DER GRÖSSTEN DYNAMIK Christopher Schmitz und Jan-Erik Behrens

12

FINTECH-CENTER FRANKFURT AM MAIN Oliver Schwebel und Olaf Atja Lemmingson

16

FINTECHS – NEUE AKTEURE, NEUE HERAUSFORDERUNGEN Andreas Dombret

18

DEUTSCHLANDS FINTECHZENTRUM FORMIERT SICH Ein Ökosystem entsteht – Info-Grafik

26

FINANZTECHNOLOGIE – EVOLUTION ODER REVOLUTION DER MÄRKTE? Round Table mit Adrian Braun, Christo­pher Oster, Gernot A. Overbeck, Timur Peters und Jochen Siegert

28

DEUTSCHE FINTECHS FÖRDERN WELTWEIT DIE FINANCIAL INCLUSION Ein Überblick

32

360T – VOM START-UP ZUM GLOBAL PLAYER Ein Porträt

34

DIE DIGITALISIERUNG DES FINANZSEKTORS Gastbeiträge von Thomas-Frank Dapp und Markus Pertlwieser, Franz Sebastian Welter, Robert Restani und Michael Reckhard

35

TRADITION MEETS FINTECH Interview mit Martin Gijssel, CEO der vwd group

40

BERICHTE AUS DER PRAXIS ❙❙ paydirekt – Einfach und sicher online bezahlen, Niklas Bartelt ❙❙ IT-Infrastrukturen stehen vor massivem Wandel, Alexander Deuss ❙❙ Innovation anpacken, GFT ❙❙ Trends – erkennen, partizipieren, setzen, main incubator ❙❙ FinTech Forum als Nukleus eines FinTechÖkosystems in Frankfurt, Pankhuri Srivastava

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FMF JAHRBUCH 2016

INHALT

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54

Vertreter der Kanzleien White & Case, Baker & McKenzie sowie Taylor Wessing

Die Wissenschaft kann der Wirtschaft unter die Arme greifen,

sprechen über Chancen und Risiken der Regulierung.

wie Vertreter renommierter Universitäten erklären.

5 | FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

52 „Wir haben ein Missverhältnis zwischen privaten Investitionen und spannenden Gründungsideen“, sagt Andreas Lukic.

4 | FINTECH & FINA NZIERUNG

WIE LÄSST SICH EIN FINTECH FINANZIEREN? Ein Überblick

50

SPANNENDE GRÜNDUNGSIDEEN + PRIVATE INVESTOREN Interview mit Andreas Lukic, Vorstandsvorsitzender von Business Angels Frankfurt Rhein-Main e.V.

52

28

WIE WISSENSCHAFT DIE ENTWICKLUNG DER FINTECHUNTERNEHMEN UNTERSTÜTZT Round Table mit den Professoren Peter Buxmann, Lutz Johanning, Wolfgang König und Christoph Schalast

54

IMPRESSUM Wissenswertes, Termine, Veranstaltungen, Portale

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Die Inhalte namentlich gekennzeichneter Texte geben die Ansicht des jeweiligen Autors wieder und müssen nicht der Sichtweise des Herausgebers oder anderer Autoren entsprechen.

klimaneutral

natureOffice.com | DE-140-135567

Vertreter der FinTech-Branche diskutieren die technologische Entwicklung und die Konsequenzen für die Bankenlandschaft.

gedruckt


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FMF JAHRBUCH 2016

GRUSSWORTE

Ein ganz aktuelles Stichwort ist der FinTech-Sektor …

Sehr geehrte Damen und Herren, in den sieben Jahrzehnten seit Gründung des Landes Hessen ist Frankfurt am Main zum wichtigsten deutschen Finanzzentrum, ja sogar zum wichtigsten in Kontinentaleuropa aufgestiegen. Ein Zentrum zwischen Tradition und Innovation, das über ein hohes Maß an Dynamik verfügt, die wesentlich zu seiner Zukunftsfähigkeit beiträgt. Die in Frankfurt ansässigen Unternehmen und Institutionen des Finanzsektors legen entscheidende Grundlagen für ein erfolgreiches Wirtschaftsleben, gleichzeitig bieten sie vielen Menschen Beschäftigung. In Frankfurt befinden sich die Bundesbank und die Europäische Zentralbank, die Deutsche Börse und viele namhafte Banken. Mit der „European Insurance and Occupational Pensions Authority“ (EIOPA) ist die Stadt daneben beispielsweise auch für die europäische Versicherungswirtschaft das Aufsichts- und Stabilitätszentrum. Auf dieser Grundlage bietet die Region beste Voraussetzungen für Weiterentwicklungen im Bereich der Finanzwelt und dafür, dass auch in Zukunft neue Chancen genutzt werden können. Ein ganz aktuelles Stichwort ist der FinTech-Sektor. Es geht um solide und erfolgreiche, durch Verantwortung, Nachhaltigkeit und Langfristigkeit geprägte Entwicklungen des Finanzplatzes Frankfurt und damit des Wirtschaftsstandorts Hessen. Dieses Ziel verfolgt die Hessische Landesregierung mit großer Entschlossenheit. Denn als Zentrum der Finanzwirtschaft ist Frankfurt für unser Land, aber auch weit darüber hinaus, von entscheidender Bedeutung. Ich gehe davon aus, dass Frankfurt Main Finance auch weiterhin ein aufmerksamer Begleiter der Entwicklungen bleiben wird. Das vorliegende Jahrbuch spiegelt diese Aufmerksamkeit facettenreich wider.

Volker Bouffier Hessischer Ministerpräsident


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FMF JAHRBUCH 2016

GRUSSWORTE

Frankfurt am Main hat für die kreative FinTech-Szene einiges zu bieten …

Sehr geehrte Damen und Herren, das Jahrbuch 2016 thematisiert die Herausforderungen, denen sich die Finanzbranche zukünftig stellen muss. Dabei steht die Entwicklung im FinTech-Sektor für den Finanzplatz Frankfurt besonders im Fokus. Frankfurt am Main hat für die kreative FinTech-Szene einiges zu bieten. Zum einen ist die Mainmetropole als internationale und weltoffene Stadt der kurzen Wege mit vielfältigen und hochqualitativen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie Kultur- und Freizeitangeboten attraktiv für Arbeitgeber und Beschäftigte gleichermaßen. Auch die hochqualitative Infrastruktur ist ein entscheidender Standortvorteil. Zum anderen ist die Nähe zum bestehenden Bankensektor gerade für FinTechs interessant und nützlich. Am Finanzplatz Frankfurt sind gebündelte Ressourcen zugänglich, hier finden sich viele Talente mit weitreichenden Finanzkenntnissen. Im vergangenen Jahr wurde auch in Frankfurt viel über die FinTech-Szene und deren Unterstützung diskutiert. So wäre die Schaffung eines zentralen Anlaufpunktes für alle Beteiligten, ein sogenanntes „FinTech-Center“, ein wichtiger Schritt, um die Szene zu unterstützen und zu vernetzen. Es bedarf einer Plattform, um die fragmentierte Szene zusammenzuführen. Bei der Stärkung des Frankfurter FinTech-Ökosystems leistet die Wirtschaftsförderung Frankfurt wertvolle Arbeit. Erfreulich ist, dass die Frankfurter FinTech- und Gründerveranstaltungen sich dynamisch und konzeptionell vielseitig entwickelt haben. Bereichernd ist hierbei auch der Blick über den Tellerrand. Davon konnte ich mir beim „Tech Ecosystem Dialogue“ im Herbst des vergangenen Jahres selbst ein Bild machen. Deutsche und israelische FinTech-Start-ups in Frankfurt und Tel Aviv haben sich in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt ausgetauscht und vernetzt. Gemeinsam mit dem Land Hessen ist Frankfurt einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Frankfurt ist „On the Move“: auf einem guten Weg, ein attraktiver und innovativer Standort und damit ein Global Player der Gründerszene zu werden. Als europäische Finanzhauptstadt ist Frankfurt eine „natürliche Wahl“ für die Zukunft als europäischer FinTech-Hub.

Uwe Becker Stadtkämmerer Frankfurt am Main


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FMF JAHRBUCH 2016

On the Move

NEUER SCHWUNG FINANZBRANCHE für die

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Die Finanzbranche ist in Bewegung: FinTech-Unternehmen sorgen für ­Innovation und Wandel. Von ihrem Schwung können traditionelle ­Institute profitieren. D ­ eren l­angjährige Expertise im Bankgeschäft und in der ­Regulierung wiederum kann den ­jungen Start-ups den Rücken für mehr Entwicklung frei halten. Der Finanzplatz ­Frankfurt ­bietet optimale V ­ oraussetzungen für erfolgreiche Kooperationen. von Dr. Lutz Raettig

M

it innovativen Ideen haben FinTech-Unternehmen in den vergangenen

Jahren alle Themen des Bankgeschäfts besetzt, vom Zahlungsverkehr mit Mobile Payment über die klassische Verwaltung der Vermögensanlagen, den Handel mit Wertpapieren, den Online-Abschluss von

Versicherungen bis hin zum Crowdfinancing. Dabei hat die Tatsache, dass nach dem

Ausbruch der Finanzkrise das Vertrauen in die Branche erheblich beschädigt war, den Aufstieg der neuen Akteure extrem begünstigt. So ist mit insgesamt 23,5 Milliarden US-Dollar an Risikokapitalinvestitionen, davon 27 Prozent im Verbraucherkreditgeschäft, 23 Prozent im Zahlungsverkehr und 16 Prozent im Bereich Unternehmenskredite, allein in den Jahren 2013/14 enormes Kapital in die Fintech-Branche geflossen (Oliver Wyman: Fintech 2.0: Neue Chancen für Finanzdienstleister, 2015, S. 4). In Deutschland lagen die Investitionen in FinTech 2013 noch bei 80 Millionen Euro und sind 2015 auf 576 Millionen Euro gestiegen (Ernst & Young: German FinTech landscape: opportunity for Rhein-Main-Neckar, 2016, S. 4). Inzwischen haben auch viele etablierte Banken das Thema Digitalisierung auf der Agenda und schlagen, wenn auch noch zögerlich, die Brücke von traditionellen hin zu technologisch neuartigen Modellen. Eine Zusammenarbeit mit den FinTech-Unternehmen scheint erfolgversprechend – mit Vorteilen für beide Seiten.

SYNERGIEN BIETEN POTENZIAL Klassische Finanzdienstleister müssen im Regelfall auf die bestehende Infrastruktur Rücksicht nehmen und können deshalb oft nur langsam agieren. Zugleich wird die Bankenbranche in ihrem kreativen Spielraum gebremst, weil ein großer Teil der IT-Kapazitäten auf die Umsetzung von Regulierungs- und Sicherheitsvorschriften oder das Jahressteuergesetz verwendet wird. Im Vergleich


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

zu traditionellen Finanzinstituten können die jungen

mehr Regulierung der FinTech-Unternehmen immer

Start-ups ganz ohne Sorgen um Altlasten aus der Fi-

lauter. So spricht sich der Bankenverband in seinem

nanzkrise antreten. Die Stärke der FinTech-Unterneh-

Positionspapier zur Regulierung von FinTech-Unter-

men besteht darin, Finanzdienstleistungen mit neusten

nehmen (2015) ausdrücklich dafür aus, dass gleiches

Technologien zu verbinden. Dabei sind sie sehr wand-

Geschäft gleichen Regeln unterliegen sollte und folg-

lungsfähig und passen sich schnell an die Bedürfnisse

lich auch unabhängige FinTech-Unternehmen ent-

des Marktes an. Das Ziel der FinTech-Unternehmen ist,

sprechend ihres Leistungsangebotes reguliert wer-

den Kundennutzen auszudehnen und zu verbessern.

den sollten.

Doch die bestehende Struktur der etablierten Institute bietet auch umfassende Wettbewerbsvorteile. So bringen die Banken aufgrund ihrer Historie und jahrzehntelanger Erfahrung ein hohes Maß an Expertise in den verschiedenen Geschäftsbereichen ein. Außerdem haben sie sich einen sehr breiten und treuen Kundenstamm erarbeitet. Viele dieser Kunden begegnen gerade den jungen FinTech-Unternehmen mit großer Skepsis. Einer repräsentativen Umfrage zufolge

IN DEUTSCHLAND LAGEN DIE INVESTITIONEN IN FINTECH 2013 NOCH BEI 80 MILLIONEN EURO UND SIND 2015 AUF 576 MILLIONEN EURO GESTIEGEN. Er nst & Young: Ger man FinTech landscape: opportunity for Rhein-Main-Neckar, 2016, S. 4

möchten 40 Prozent der Menschen auch in Zukunft kein Mobile Payment nutzen (PwC: Mobile Payment,

WAS IST FINTECH?

2015, S. 3).

Während sich in Europa und Deutschland Politik, Kar-

Bringt man die Stärken und Schwächen von Banken

tellbehörden und für die Regulierung verantwortlich

und FinTech-Unternehmen zusammen, steckt in der

zeichnende Institutionen auf die Bedürfnisse und Be-

Organisationen, die

Kooperation enormes Potenzial. Das unverbrauchte,

sonderheiten der FinTech-Unternehmen einstellen, um

innovative Geschäfts-

positive Image von FinTech-Unternehmen kann zum

Standards zu setzen und Transparenz zu schaffen,

modelle und Techno-

Beispiel dabei helfen, das angeschlagene Bild der Ban-

spielt der Standort Frankfurt seine beträchtlichen Vor-

logie verbinden, um

ken in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit wieder zu

teile aus. Denn der Finanzplatz vereint Regulierungs-

Finanzdienstleistungen

verbessern. Außerdem können die Finanzinstitute

und Branchenkompetenz auf der Finanzseite (Fin) und

zu aktivieren, zu

maßgeblich von der Innovationsstärke der FinTech-

bietet darüber hinaus das technologische Know-how

verbessern und

Unternehmen profitieren, die aufgrund ihrer einfachen

(Tech). Als FinTech-Zentrum kann Frankfurt zudem ei-

disruptiv zu verändern.

Strukturen dem immer schnelleren Innovationstempo

nen Zuwachs an Rechtsberatung durch spezialisierte

binnen kurzer Zeit gerecht werden. Da die Entschei-

Anwälte verzeichnen. Ein weiterer Vorteil in Frankfurt

dungsprozesse im Management und in der IT der Ban-

ist die unmittelbare Nähe zu etablierten Finanzinstitu-

ken vergleichsweise träge sind, lohnt es sich zu warten

ten und den Regulierungsinstanzen.

und neue, bewährte Geschäftsmodelle am Markt ein-

LINKS ZUM THEMA Fintech 2.0: Neue Chancen für

zukaufen. Bisher sind die Banken damit jedoch noch

TRADITION UND INNOVATION

sehr zögerlich. Die FinTech-Unternehmen wiederum

WACHSEN ZUSAMMEN

können die Banklizenz der etablierten Institute nutzen

Es ist also Bewegung in der Branche und am Finanzplatz

und von deren Know-how beim Thema Regulierung

Frankfurt zu spüren, doch nicht nur beim Zusammen-

MobilePayment

profitieren. Müssen sie sich alleine mit den umfassen-

wachsen von traditionellen und neuen Modellen so-

http://pwc.to/1SLrQvN

den gesetzlichen Vorschriften auseinandersetzen, kos-

wie in Fragen der Regulierung. Weitere spannende

Der Bankenverband

tet dies Zeit, Geld und Expertise, die es erst aufzu-

Themen sind zum Beispiel, wie das erforderliche

zur Regulierung von

bauen gilt.

infrastrukturelle Umfeld geschaffen wird, wie sich neue

FinTech-Unternehmen

FinTech-Ideen finanzieren lassen und welchen Beitrag

http://bit.ly/1Pp0F4s

REGULIERUNG SCHAFFT VERTRAUEN

die Wissenschaft leisten kann. Unter dem Motto „On

Wenig Beachtung in puncto Regulierung fanden bis-

the Move“ legt das vorliegende Frankfurt Main Finance

lang allerdings die FinTech-Unternehmen, die unab-

Jahrbuch 2016 den Schwerpunkt auf die Digitalisie-

hängig von einer Bank agieren. Hier ist ein mögliches

rung und ihre Konsequenzen und bietet umfassende

Szenario, dass die jungen Unternehmen zwar Bank-

Einblicke in Praxis und Theorie. Q

dienstleistungen anbieten, selbst aber keine Bank sein wollen. Dieses Vorgehen birgt Gefahren. Denn Bank-

Dr. Lutz Raettig ist Sprecher des Präsidiums von

geschäft ohne Kontrolle und verlässliche Regeln zer-

Frankfurt Main Finance e. V. und Aufsichtsratsvorsit-

stört einmal mehr das Vertrauen von Verbrauchern und

zender der Morgan Stanley Bank AG in Frankfurt am

Öffentlichkeit. Entsprechend wird die Forderung nach

Main.

Finanzdienstleister http://bit.ly/1P6fQz4

German FinTech landscape: opportunity for Rhein-Main-Neckar http://bit.ly/1TLiDpx


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

Hessen fördert FinTech von Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Wie das Land Hessen dazu beiträgt, ein lebendiges FinTech-Ökosystem in der Region zu schaffen.

Online Ident-Verfahren, die eine rein internetbasierte Kontoeröffnung ermöglichen; vollautomatisierte Konto- und Versicherungswechselservices mit anschließender Kündigung von Altverträgen; banklose Bezahlsysteme, Kryptowährungen und Blockchain – die Digitalisierung erfasst zunehmend auch den Finanzsektor und stellt insbesondere Banken, Börsen und Versicherungen in immer kürzer werdenden Zeiträumen vor neue Herausforderungen. Historisch gewachsene und bewährte Geschäftsmodelle werden mit einer enormen Dynamik in Frage gestellt und einem fundamentalen Wandel unterworfen. Von dieser Entwicklung betroffen sind zentrale Bereiche wie der Zahlungsverkehr, die Anlagenverwaltung, das Kreditgeschäft, die Kapitalmarktfinanzierung, der Wertpapierhandel und dessen Abwicklung sowie das Versicherungsgeschäft. Gleichzeitig verändern sich durch die neuen technologischen Möglichkeiten die Bedürfnisse und das Verhalten von Kunden grundlegend. Viele Kunden sind mittlerweile sehr gut vernetzt und können von fast jedem Ort auf das Internet zugreifen. Insbesondere die junge Generation erwartet daher zu Recht, dass auch die Finanzbranche mit dem technologischen Wandel Schritt hält. Die Finanzwirtschaft kann und darf sich dem

Zusammenführen von modernen Technologien mit Finanzdienstleistungen nicht verschließen. Bestehende Strukturen, Abläufe und Produkte müssen im Hinblick auf neue technologische Innovationen und technische Möglichkeiten fortwährend überprüft und entsprechend weiterentwickelt werden. Es werden Investitionen in neue Produkte, Prozesse, Technologien und Sicherheit notwendig. Dieser Wandel eröffnet aber auch erhebliche Chancen. Denn Effizienzsteigerungen in Verbindung mit den weiterhin hohen Margen im Finanzdienstleistungsbereich bieten neuen Wettbewerbern große Anreize zum Markteintritt und führen zu einem massiven Wachstum dieses Sektors. 2015 hat sich die Höhe entsprechender Investitionen verdreifacht. Die Anzahl von jungen Finanztechnologie-Unternehmen ist ebenfalls erheblich gestiegen. Der kürzlich veröffentlichte Annual Review of Global Banking von McKinsey zeigt die Bedeutung neuer Finanztechnologie eindrucksvoll. Danach könnten FinTechs in der nächsten Dekade bis zu 60 Prozent des Gewinns traditioneller Banken im Privatkundengeschäft sowie 40 Prozent ihres Umsatzes übernehmen. Diesen Veränderungen muss sich auch der Finanzplatz Frankfurt stellen. Denn es gilt auch hier: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Als Hessische Landesregierung haben wir

daher ein großes Interesse daran, den Wandel aufzugreifen und dazu beizutragen, dass das hier bestehende Potenzial genutzt wird, um den Finanzplatz zu einem international führenden FinTech-Hub weiterzuentwickeln. Unser Handeln steht dabei unter der Prämisse, dass die Zielsetzung und der Prozess nicht „von oben verordnet“, sondern von unten – aus der „FinTech-Szene“ selbst – angeschoben sind.

Maßstäbe setzen Die Metropolregion Frankfurt hat ideale Voraussetzungen, sich zu einem internationalen FinTech-Hub zu entwickeln. Keine andere Region Deutschlands oder Europas bietet eine ähnliche geografische Verknüpfung von Informations- und Kommunikationstechnologie mit Finanzdienstleistungen. Dies gilt sowohl für Ausbildung und Forschung – dem Ursprung von Innovationen – als auch für die Industrien selbst. Die Region beheimatet renommierte und international anerkannte wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten wie die Goethe-Universität und die Frankfurt School of Finance & Management sowie herausragende Adressen für IT mit der Universität und der Hochschule Darmstadt. Hinzu kommen Forschungszentren, die im Bereich IT-Sicherheit – einem Schlüsselthema im Zeit-


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

In Frankfurt trifft die Innovationskraft von FinTechs auf die Finanzkraft und das Know-how des wichtigsten Finanzplatzes der Euro-Zone und Kontinentaleuropas.

alter digitaler Finanzdienstleistungen – weltweit Maßstäbe setzen. Diese akademische Expertise verfügt mit dem Finanzplatz über einen direkten Zugang zu enormem Investitionskapital und zur Finanzkraft der Banken und Investoren. Aber der Finanzplatz ist weit mehr als ein potenzieller Geldgeber und Wachstumsförderer der FinTechs. Auch die Nachfrage nach innovativen Finanzdienstleistungen wächst – sei es zur Nutzung innovativer B2B-Lösungen, die Geschäftsprozesse vereinfachen und optimieren, oder seien es B2C-Lösungen, die Geschäftsprozesse den veränderten Bedürfnissen der Kunden anpassen und zukunftsfähig machen. Hier lockt Geschäft. Kurzum: In Frankfurt trifft die Innovationskraft von FinTechs auf die Finanzkraft und das Know-how des wichtigsten Finanzplatzes der Eurozone und Kontinentaleuropas. Industrieseitig gibt es neben Weltmarktführern wie der Software AG und SAP auch zahlreiche hochspezialisierte und erfolgreiche IT-Dienstleister in unmittelbarer Nähe des Finanzplatzes. Zudem ist die IT-Infrastruktur sehr gut. Mit dem DE-CIX sitzt in Frankfurt der weltweit größte Internetknoten mit einem Datenverkehr von bis zu 5 Terabits pro Sekunde. 40 Prozent der Großrechenzentren in Deutschland stehen in Frankfurt. Das sind harte Standortvorteile für BigData-Technologien. Immer mehr Global Player im Cloud-Computing-Markt bauen ihre Rechenzentren in Frankfurt. In der zentralen globalen operativen Einheit des Global Legal Entity Identifier Systems (GLEIS) laufen die digitalen Barcodes der Marktteilnehmer von Finanztransaktionen weltweit zusammen – auch diese Zentrale des von der G 20 initiierten Projektes hier in Frankfurt ist Financial Technology im materiellen Sinne. Die aufgeführten Standortvorteile bieten gerade für neue Finanztechnologien enorme Chancen. Und diese Chancen werden bereits heute um-

fassend genutzt. Denn im Unterschied zu den typischen Gründerstädten waren es in Frankfurt bisher weniger Start-up-Unternehmen, sondern vielfach etablierte Finanz- oder IT-Dienstleister, die innovative Finanztechnologien entwickelt haben. Eine Isolierung des Themas FinTech auf Start-ups greift daher zu kurz und wird dem Thema insbesondere in materieller Hinsicht in keiner Weise gerecht.

Gründer fördern Im Interesse der Fortentwicklung des Finanzplatzes Frankfurt muss und will die Hessische Landesregierung stärker dazu beitragen, den Start-up-Bereich und die Gründerszene zu fördern, um auch die Talente aus Hochschulen sowie die hochkompetenten Mitarbeiter der Finanzindustrie mit eigener Geschäftsidee am Finanzplatz Frankfurt zu halten. Gemeinsam mit allen Akteuren am Finanzplatz – insbesondere den FinTechs, den Gründerzentren, der Stadt Frankfurt, den Hochschulen sowie den etablierten Finanzdienstleistern, Frankfurt Main Finance – arbeitet sie bereits daran, Frankfurt zu einem FinTech-Hub auszubauen. Dank der Vielzahl hochengagierter Akteure hat sich das Ökosystem in den letzten Jahren erheblich entwickelt. Die Frankfurter FinTechs, Organisatoren von FinTech-Veranstaltungen sowie universitäre und private Inkubatoren leisten hervorragende Arbeit. Zunächst gilt es, die Erfordernisse der hochdynamischen FinTech-Branche kennenzulernen und herauszufinden, wie das Land den FinTech-Hub bestmöglich unterstützen kann. Das Land kann darüber hinaus wesentlich dazu beitragen, die Vielzahl bestehender Aktivitäten zu koordinieren und zu bündeln, um das sich dynamisch entwickelnde FinTech-Ökosystem weiter voranzubringen. In den bisherigen Gesprächen hat sich ein Punkt besonders herauskristallisiert: Die Einrichtung und Etablierung eines zentralen Ortes, der FinTechs unter anderem günstigen

und attraktiven Büroraum, Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Austausch sowie Zugang zu Beratung und Investoren bietet. Das Land besitzt ein breites Spektrum an Instrumenten, um zur Fortentwicklung der Unternehmen und des FinTech-Standorts beizutragen. Start-ups und Ausgründungen fördern wir insbesondere durch zinsvergünstigte Darlehen, Gründerfonds, Beteiligungen und Bürgschaften. Durch entsprechende Programme können auch der Aufbau und Betrieb eines FinTech-Clusters unterstützt werden. Zudem werden wir die Forschung und Kooperation zwischen den Hochschulen an der Schnittstelle von Finance und IT stärken. Von herausgehobener Bedeutung, gerade für junge FinTech-Unternehmen, ist das Thema Regulierung. Hier beginnen erste Gespräche zwischen Aufsicht, öffentlicher Hand und Start-ups, die zu einer positiven Entwicklung beitragen werden.

Stärken vermarkten Insgesamt sollte ein lebendiges Ökosystem entstehen, das verschiedene von Finanzplatzakteuren betriebene Start-up-Zentren beinhaltet, die unterschiedliche Ausrichtungen und Profile vorweisen und sich gegenseitig Anregung geben können. Dem Land stehen viele Instrumente zur Verfügung, um diesen Prozess aktiv zu unterstützen. Darüber hinaus wird das Land dazu beitragen, die Vernetzung der FinTech-Aktivitäten der Region zu stärken, dies sowohl durch die Förderung von Forschung und Kooperation zwischen Hochschulen und Forschungszentren an der Schnittstelle von Finance und IT als auch durch die Unterstützung beim Aufbau und Betrieb eines FinTech-Clusters durch Programme im Rhein-Main-Gebiet. Zudem wird das Land einen Anteil dazu leisten, die vorhandenen Stärken und Vorteile, die die Region bereits schon heute bietet, auf nationaler und internationaler Ebene besser zu vermarkten.


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FMF JAHRBUCH 2016

On The Move

Das Gebiet Rhein-Main-Neckar ist die deutsche FinTech-Region mit der größten Dynamik

von Christopher Schmitz und Jan-Erik Behrens

Der deutsche FinTech-Markt ist deutlich gewachsen – und die Region Rhein-Main-Neckar verfügt über gute Voraussetzungen, sich zu einem führenden europäischen FinTech-Hub zu entwickeln. Das geht aus einer Studie hervor, die von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Ernst & Young (EY) durchgeführt und von Frankfurt Main Finance (FMF) in die Wege geleitet wurde. In der Studie geht es um die deutsche FinTech-Branche und die Bereiche, in denen es Wachstumspotenziale gibt. Als Grundlage der Analyse dienten Interviews, die mit deutschen und internationalen FinTech-Unternehmen, Anlegern, Marktexperten, Aufsichtsbehörden und öffentlichen Einrichtungen geführt wurden.

Internationale FinTech-Hubs London Silicon Valley Wichtigster Standort für Start-ups weltweit, mit einer hoch ent­wickelten, unterschiedlich stark ausgereiften FinTech­ Landschaft in allen ­Segmenten und ausgezeichnetem Zugang zu Kapital.

FinTech-Hub ­Nummer eins in Europa mit starkem Wachstum, angesiedelt in einem herausragenden Umfeld in einem der zwei weltweit wichtigsten Finanzzentren.

Singapur

Frankfurt  New York Weltweit wichtigstes Finanz­zentrum mit der ­ höchsten­ Beschäftigtenzahl (gefolgt­von London) in der FinTech-Branche.

Großer kontinentaleuro­päischer FinTech-Hub inmitten der ­führenden Wirtschaftsmacht in Europa, der im Vergleich zu anderen Standorten immer mehr aufholt.

Größter Hub in Asien mit starker staatlicher Unter­ stützung zur Förderung eines innovativen FinTech-Öko­ systems über Direktinvestitionen, Steuervergünstigungen und Maßnahmen, die die Region für Unternehmen attraktiv machen.


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

Deutsche FinTech-Hubs Gesamtheit der deutschen FinTech-Unternehmen nach Städten in %

28% Berlin: „Hip und trendy“

Mit 22 % war das Wachstum in der Region Rhein-MainNeckar 2015 höher als in allen anderen Gegenden Deutschlands.

22%

14% München: „Hoher Lebensstandard“

Frankfurt: „Tor zur Welt“

Das starke Wachstum des Finanztechnologiemarktes

Auftrag gegeben wurde, nahm Deutschland unter den

ist ein weltweites Phänomen und wird in der Finanz-

acht international führenden FinTech-Standorten Platz

dienstleistungsbranche mit größter Aufmerksamkeit be-

Nummer 5 ein; dabei lag Deutschland mit deutlichem

obachtet. Man darf erwarten, dass die FinTech-Unterneh-

Abstand hinter den führenden Regionen London, Silicon

men die Transformation der Finanzdienstleistungsbranche

Valley und New York, aber nur knapp hinter Singapur.

als Katalysator vorantreiben und infolgedessen nicht nur

Mittelfristig geht man jedoch davon aus, dass Deutsch-

talentierte Mitarbeiter und Kapital anziehen werden, son-

land aufgrund seiner Wirtschaftskraft und seines Markt-

dern auch Beschäftigungsimpulse geben werden. Der

potenzials im Vergleich zu den heutigen führenden Regi-

deutsche FinTech-Markt hat sich etwas später und an-

onen aufholen wird.

fangs langsamer entwickelt als andere FinTech-Märkte

Aus der Studie geht hervor, dass die Anzahl der Be-

weltweit, gilt jedoch mittlerweile als ein Markt mit großem

schäftigten von FinTech-Unternehmen in Deutschland

Wachstumspotenzial. Dies zeigt der deutliche Aufwärts-

2015 bereits bei 13.000 lag. Das deutlichste Kennzei-

trend des Geschäftsvolumens von FinTechs, das von 80

chen für das Wachstum der deutschen FinTech-Branche

Millionen Euro im Jahr 2013 auf 200 bis 250 Millionen

ist jedoch das Investitionsvolumen im Jahr 2015, das

Euro im Jahr 2014 und auf mehr als 576 Millionen Euro

mit Anlagen in Höhe von 576 Millionen Euro in die

im Jahr 2015 angestiegen ist – der viel beachtete Verkauf

FinTech-Branche im gesamteuropäischen Vergleich

der Frankfurter Handelsplattform 360T an die Deutsche

nur von Großbritannien mit 778 Millionen Euro über-

Börse für 725 Millionen Euro im Jahr 2015 bleibt bei dieser

troffen wurde. In Anbetracht der relativen Ausgereiftheit

Rechnung sogar außer Acht.

des Londoner FinTech-Ökosystems scheint dieser Vorsprung jedoch nicht sonderlich groß.

Der deutsche FinTech-Markt in einem globalen Kontext

Neben den größten weltweiten FinTech-Hubs haben auch andere Städte, beispielsweise Stockholm und Tel Aviv, bereits erfolgreich ihre eigenen Profile und ihr

In der weltweiten FinTech-Benchmarking-Studie von EY,

Angebot in diesem Bereich entwickelt. In der jüngeren

die vom britischen Finanz- und Wirtschaftsministerium in

Vergangenheit hat es in Deutschland und in den


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

angrenzenden Ländern, beispielsweise in Luxemburg und in der Schweiz, rege Aktivitäten gegeben, um die

stärker nachgefragt werden als B2C-Produkte, beispielsweise Finanzinfrastruktur usw.

Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich als po-

O Versicherungen (InsurTech): Die Versicherungstech-

tenzieller künftiger FinTech-Hub ins Gespräch zu brin-

nologie wird erst seit kurzem von der FinTech-Bran-

gen. In unserer Analyse haben wir festgestellt, dass

che abgedeckt. Ähnlich wie im B2B-Sektor wird

die Hauptstärken des deutschen FinTech-Marktes in

auch im Bereich Versicherungen ein starkes Wachs-

der allgemeinen Verfügbarkeit von Kapital, dem stabi-

tum der FinTech-Unternehmen erwartet. Deutsch-

len Finanzmarkt und dem Wohlstand der Gesellschaft

land nimmt in diesem Segment eine internationale

bestehen.

Führungsposition ein. O Regulierung (RegTech): Bei der technologischen

Die deutsche FinTech-Landschaft

Unterstützung der Regulierung spielt Deutschland ebenfalls eine Führungsrolle.

Die deutsche FinTech-Landschaft ist ein sehr dyna-

Allgemein haben wir zwei Hauptgeschäftsmodelle für

mischer Markt und weist einige nationale Besonder-

FinTech-Unternehmen ermittelt: ein kooperatives Mo-

heiten auf; im Allgemeinen ähneln die Geschäftsmodelle

dell (strategische Partnerschaft zwischen Finanzinstitu-

jedoch weitgehend denen der anderen europäischen

ten und FinTech-Unternehmen) und ein unabhängiges

und internationalen FinTech-Märkte. Man muss da-

Modell (Ersatz von traditionellen Bankprodukten durch

bei beachten, dass die deutsche FinTech-Landschaft

Finanzprodukte von FinTechs). Laut unserer Analyse

noch in den Kinderschuhen steckt; seit 2013 ist der

geht man bei FinTech-Geschäftsmodellen, die auf der

FinTech-Markt um über 70 % gewachsen und setzt sich

Zusammenarbeit mit anderen Partnern (andere Fin-

im Moment aus etwa 250 Unternehmen zusammen.

Tech-Unternehmen oder Finanzdienstleister) beruhen,

In den vergangenen Jahren wurde die FinTech-Bran-

von einem starken Wachstum, einer Bereicherung der

che sowohl weltweit als auch in Deutschland vor allem

Servicelandschaft und/oder der gemeinsamen Nutzung

von Geschäften in den Bereichen Payments und Kre-

von Kapazitäten aus.

ditvergabe dominiert. Dies zeigte sich insbesondere an der Anzahl der Transaktionen und am Investitionsvolumen in beiden Segmenten. Angeboten wird eine Fülle

Standorte von FinTech-Unternehmen in Deutschland

von weniger komplexen Lösungen, wie beispielsweise Portaldienste oder einfache Plattformlösungen. Diesen

Die deutschen FinTech-Unternehmen sind über das

Segmenten wird jedoch kein großes Wachstumspoten-

ganze Land verteilt, und es hat sich bisher noch kein

zial zugestanden.

einzelner „FinTech-Hub“ herausgebildet. Dies wird oft

Ausgehend von den durchgeführten Interviews kann

als relativer Nachteil gegenüber anderen internationa-

man in der FinTech-Branche von einem weiteren

len Finanztechnologiezentren gesehen. Innerhalb von

Wachstum in Segmenten ausgehen, die eine erhöh-

Deutschland findet sich die stärkste Konzentration von

te B2B-Effizienz, Monetarisierung von Daten und Ver-

FinTech-Unternehmen in Berlin, in der Region Rhein-

brauchertransparenz versprechen. Insbesondere in den

Main-Neckar, in München und in Hamburg.

Segmenten Personal Finance, Blockchain und analyti-

Die Region Rhein-Main-Neckar konnte in den zurück-

sche Lösungen wird Wachstum erwartet. Als weiterer

liegenden drei Jahren die größte Wachstumsdynamik

Bereich mit Wachstumspotenzial gilt das Teilsegment

verzeichnen. 2015 stieg die Zahl der deutschen Fin-

Versicherungen, das im Moment gerade erst von der

Tech-Unternehmen um 22 % an; 22 % dieser Unterneh-

FinTech-Branche in Deutschland entdeckt wird.

men hatten im Rhein-Main-Neckar-Gebiet ihren Sitz.

O Kryptowährung und Blockchain: Künftig werden

Außerdem wird die Region Rhein-Main-Neckar als der

in allgemeinen Finanzzusammenhängen Block-

fachlich qualifizierteste Standort gesehen, an dem un-

chain-Konzepte voraussichtlich in allen Ökosyste-

verzichtbare Kompetenzen und Know-how in den Be-

men und Anwendungsszenarien eine wichtige Rolle

reichen Finanzdienstleistungen und B2B zur Verfügung

spielen, bei denen es um die Vermögensübertragung

stehen.

gegen Bezahlung geht (und nicht nur im Zusammen-

Berlin ist mit 28 % der FinTech-Unternehmen nach

hang mit Kryptowährung), d. h. in Form von digitalen

wie vor das größte deutsche FinTech-Zentrum. Die

Konten für Zahlungstransaktionen, Handelsfinanzie-

Stadt gilt als der angesagte, moderne Start-up-Hub in

rung oder Wertpapierhandel, Clearing und Settle-

Deutschland mit ausgeprägtem Know-how im Bereich

ment.

E-Commerce und einer sehr lebendigen Start-up-At-

O B2B-Serviceabwicklung: Es wird erwartet, dass

mosphäre. In München haben 14 % der deutschen

B2B-Produkte und -Services in Zukunft deutlich

FinTech-Unternehmen ihren Sitz; die Stadt gilt als das


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

Zentrum für innovative Technologielösungen und als

Prestigeprojekten und der direkten Unterstützung

beliebter Anlegerstandort; München wird allgemein als

und Mentoring-Leistungen für Start-ups, um zur

Stadt mit hoher Lebensqualität gesehen.

Verbesserung der „Customer Journey“ beizutragen.

Eine große Herausforderung: Das unterschiedlich verteilte Know-how führt in Deutschland zu einer Aufspal-

Dialogforum FinTech Rhein-Main

tung der FinTech-Branche, was im Vergleich zu stark konzentrierten Zentren wie London oder Silicon Valley

FMF rief im Spätsommer 2015 das „Dialogforum

als Nachteil gesehen wird. Gemäß den Interviews und

FinTech“ ins Leben, eine Plattform zur Beschleunigung

der durchgeführten Analyse verfügt die Region Rhein-

und Koordination der unterstützenden Maßnahmen in

Main-Neckar jedoch dank ihrer Nähe zur etablierten

der Region Rhein-Main-Neckar. Mit dieser Initiative wer-

Finanzdienstleistungsbranche

den allgemein folgende Ziele verfolgt:

über

das

natürliche

Potenzial, der deutsche FinTech-Hub zu werden.

O Entwicklung eines Zielkonzepts für den Rhein-MainNeckar-FinTech-Hub, beispielsweise die Erstellung

FinTech-Chancen in der Region Rhein-Main-Neckar

eines Aktionsplans, der auf der FinTech-Studie und den Ergebnissen der Initiative beruht. O Einbeziehung aller größeren örtlichen und regio-

Bei unseren Gesprächen erhielten wir das Feed-

nalen Interessengruppen und Multiplikatoren des

back, dass eine erfolgreiche Weiterentwicklung der

FinTech-Segments und der öffentlichen Hand

Region Rhein-Main-Neckar zum FinTech-Hub eine klare und weltweit anerkannte Positionierung auf dem

sowie der Politik. O Schaffung eines breiten örtlichen und regionalen

FinTech-Markt erfordert. Die Interviewpartner sprachen

Engagements der Marktteilnehmer und der öffent-

sich dafür aus, dass man nicht einfach nur andere

lichen Behörden zur Förderung des Zielkonzepts

Standorte imitieren sollte (indem man beispielsweise

und der Umsetzung der ermittelten Maßnahmen.

das „hippe“ Ökosystem von Berlin kopiert). Stattdes-

Die Initiative wird auf freiwilliger Basis von mehr als 50

sen sollte ein glaubwürdiges und nachhaltiges Angebot

privaten und öffentlichen Einrichtungen unterstützt, um

entwickelt werden, das die existierenden Stärken der

die FinTech-Region Rhein-Main-Neckar zu stärken. Zu

Stadt Frankfurt und der Region Rhein-Main-Neckar er-

diesen Einrichtungen gehören führende Banken und

gänzt und auf ihrer bereits vorhandenen finanztechnolo-

Finanzdienstleistungsunternehmen,

gischen Orientierung aufbaut. Bei der Entwicklung einer

kanzleien und Beratungsunternehmen, Verbände, An-

langfristigen Positionierung müsste daher der Schwer-

leger, Inkubatoren, Portaldienste, öffentliche Einrich-

punkt auf Services gelegt werden, die zu den natürlichen

tungen und Universitäten sowie andere Teilnehmer und

Stärken der Region passen oder darauf aufbauen, an-

Interessengruppen des FinTech-Marktes.

statt andere FinTech-Hubs einfach nur nachzuahmen:

Die Initiative ist in 11 Arbeitsgruppen unterteilt. Diese

O Internationaler FinTech-Gateway in

Gruppen arbeiten an Themen wie der Identifizierung und

Rechtsanwalts-

Deutschland:

Entwicklung eines FinTech-Centers in Frankfurt, örtli-

Entwicklung einer engen Zusammenarbeit und eines

chen und regionalen Services für FinTech-Unternehmen

Netzwerks mit anderen internationalen FinTech-Hubs

sowie regionalen Weiterbildungsangeboten und wissen-

(zum Beispiel Tel-Aviv, Singapur, Süd-Korea) mithilfe

schaftlichen Angeboten von Universitäten. Die Ergeb-

von Universitätsprojekten, gemeinsamen Tagungen

nisse der Initiative werden in den Arbeitsgruppen be-

und Veranstaltungen und diesbezügliche Unterstüt-

stätigt und anschließend dem Lenkungsausschuss der

zung in Deutschland.

Initiative vorgelegt, der sich aus den leitenden Vertretern

O Konzentration auf B2B-Geschäftsmodelle,

größerer regionaler Finanzinstitute und öffentlicher Ein-

darunter RegTech:

richtungen zusammensetzt. Der Lenkungsausschuss

Konzentration auf B2B-Geschäftsmodelle, beispiels-

empfiehlt daraufhin ein Zielkonzept für die Entwicklung

weise durch Infrastrukturinnovationen und Verbesse-

des FinTech-Hubs Frankfurt und unterstützt parallel

rungen im Bereich Datenanalyse durch die Kom-

dazu regionale Aktivitäten zum Aufbau eines Ökosys-

bination von Technologie und Expertise im Bereich

tems für den FinTech-Hub.

Finanzdienstleistungen. O Nutzung der Nähe zu Finanzdienstleistern:

Weitere Informationen finden Sie auf http://bit.ly/1TLiDpx

Enge Zusammenarbeit zwischen den traditionellen Finanzdienstleistungsinstituten und FinTech-

Christopher Schmitz ist Partner und Jan-Erik

Unternehmen auf der Grundlage von integrierten

Behrens Executive Director von EY Transaction

Geschäftsmodellen und mithilfe von

Advisory Services.


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

FinTech-Center Frankfurt am Main Neue Technologien rund um alternative Finanzdienstleistungen revolutionieren die Finanzwelt – global und in Frankfurt am Main. von Oliver Schwebel und Olaf Atja Lemmingson

Der Begriff „FinTech“ steht für „Financial Technologies“ – und dass Unternehmen der Finanzwirtschaft in Frankfurt gut beheimatet sind, steht außer Frage. Die unter diesen Sammelbegriff fallenden Technologien rund um alternative Finanzdienstleistungen sind seit 2009 weltweit explosiv gewachsen und revolutionieren die globale Finanzwelt. Dieser Hype erfasst auch Frankfurt am Main seit Ende 2014. Als kontinentaleuropäisches Finanzzentrum hat sich Frankfurt am Main zu einer Anlaufstelle für FinTech-Start-ups entwickelt. Im Vergleich zu internationalen FinTech-Hubs wie London und Tel Aviv oder auf nationaler Ebene Berlin, wo sich die FinTech-Landschaft vorwiegend auf B2C-Lösungen konzentriert, ist die lokale Szene in der Region Frankfurt-Rhein-Main aufgrund der hohen Bankendichte besonders im B2B-Bereich stark ausgeprägt. Der Standort Frankfurt am Main bietet den FinTech-Start-ups einen hochqualifizierten Knowhow-Pool, die Nähe zur Regulierung, das IT-Fachwissen sowie immer mehr Büroräume in Form von „Co-Working Offices“. Kostennachteilen gegenüber den häufig günstigeren Büromieten in Berlin oder einem niedrigeren Gehaltsniveau setzt Frankfurt eine hocheffiziente Infrastruktur entgegen: Frankfurt hat mit dem De-Cix nicht nur den wichtigsten Internetknotenpunkt Europas, sondern bietet durch seine vergleichsweise geringe Fläche kurze Wege innerhalb der Stadt und kann durch die Nähe zum Flughafen eine internationale Ausrichtung gewährleisten. Englisch gehört zum City-Alltag. Die FinTech-Start-ups können folglich vom Standort Frankfurt am Main als internationalem Finanzzentrum und „Key Enabler“ profitieren. Etablierte Player erschweren zwar den Markteintritt der alternativen Finanzdienstleistungen von jungen


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FMF JAHRBUCH 2016

ON THE MOVE

360Treasury Systems AG für 750 Millionen Euro durch die Deut-

FinTech-Center in Frankfurt soll etabliert werden

sche Börse AG in 2015, dass eine Kooperation zwischen FinTech

Eine zunehmende Dynamik kam ab November 2015 in die Fin-

und der „Old Economy“ naheliegend ist und die Bankennähe neue

Tech-Landschaft Frankfurt: Frankfurt Main Finance e. V. setzte

Chancen für den gesamten Markt beinhaltet. Außerdem hat das Fin-

das „Dialogforum FinTech“ auf. Das Hessische Ministerium für Wirt-

FinTechs, dennoch zeigen Erfolgsgeschichten wie der Kauf der

Tech-Segment ein großes Potenzial, ein unabhängiger Alternativ-

schaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung unter der Leitung

markt für traditionelle Finanzdienstleistungen zu werden.

des Hessischen Staatsministers Tarek Al-Wazir setzte sich bei der „Euro Finance Tech“ Konferenz am 21. November 2015 an die Spitze

Veranstaltungen unterstützen die Entwicklung der Szene

der aktiven Förderer der FinTech-Szene. Ein besonderes Augenmerk

Die dynamische Entwicklung der Szene sowie der lokale enge Aus-

eines FinTech-Centers in Frankfurt am Main. Da die FinTech-Cen-

tausch mit anderen FinTech-Start-ups und etablierten Unternehmen

ter-Projekte sehr unterschiedlich sind, und der Markt zum Teil noch

der Finanzbranche zeigen sich durch die zunehmenden Veranstal-

fragmentiert ist, stellt die Initiative Al-Wazirs eine wichtige Basis zur

liegt auf der schnellen, qualitativen und bedarfsgerechten Etablierung

tungsreihen vor Ort. Die Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH un-

Bildung einer neutralen Plattform dar. In einem Einladungsschreiben

terstützt die Szene nicht nur finanziell, sondern fördert ebenso einen

des Hessischen Ministeriums wurde aufgerufen, Projektideen für ein

intensiven Dialog mit der Stadt Frankfurt am Main, dem Land Hes-

FinTech-/Start-up-Center bis zum 20. Januar 2016 einzureichen. Am

sen und Frankfurt Main Finance e.V., um eine gemeinsame neutrale

27. Januar 2016 fand im Präsidiumsgebäude der Goethe-Universität

Plattform zu schaffen. Des Weiteren sind die main incubator GmbH mit der Veranstaltungsreihe „Between the Towers“ und die Maleki Group GmbH durch die Organisation der „EURO Finance Tech“ aktiv bei der Vernetzung der Szene. Außerdem zeigt die Goethe-Universität großes Engagement durch die Organisation diverser Veranstaltungen, etwa des „Tech Ecosystems Dialogue“ mit Einbeziehung der Tech-Szene Tel Aviv, dem Unibator und der Erstellung einer „Innovation Map“, um die FinTech-Landschaft besser erfassen zu können.

„Eine Kooperation zwischen FinTech und der ‚Old Economy’ ist naheliegend, und die Bankennähe in Frankfurt bietet neue Chancen für den gesamten Markt.“

Die Szene an sich zeigt sich besonders aktiv in diversen „Meet-ups“ von FinTechs für FinTech-Start-ups, die seit Sommer 2015 regelmäßig und mit stark wachsenden Teilnehmerzahlen die Szene beleben. Hier

erstmals eine öffentliche Vorstellung der eingereichten Konzepte für

sind die Initiatoren die FinTech-Unternehmen Savedroid und endava.

ein FinTech-Center am Finanzplatz Frankfurt statt. Im Sinne der Neutralität wurde eine Arbeitsgruppe mit sieben Vertretern aus unter-

Beim Roundtable Meeting vom 30. September 2015 in den Räum-

schiedlichen Bereichen gegründet. Nun ist es Aufgabe der Mitglieder

lichkeiten der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH konnten sich

der Arbeitsgruppe, die vorgestellten Konzepte vergleichbar zu ma-

erstmals Vertreter von FinTech-Start-ups, Inkubatoren, Hochschulen,

chen, Kooperationen anzuregen und somit den Prozess der Umset-

der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen zur aktuellen FinTech-

zung eines geeigneten Konzepts zu beschleunigen. Dies wird auch

Situation am Standort austauschen. Folgende Ergebnisse und

durch den Oberbürgermeister und den Wirtschaftsdezernenten der

Forderungen aus dem Meeting wurden festgehalten und in die

Stadt Frankfurt am Main unterstützt, die bei einem FinTech-Round-

folgenden Veranstaltungen und Foren getragen:

table am 2. Februar 2016 im Rathaus die Bedeutung der FinTech-Entwicklung hervorhoben. Oberbürgermeister Peter Feldmann sieht für

• Schaffung eines zentralen Anlaufpunktes (FinTech-Center) • Frankfurter FinTech- und Gründer-Veranstaltungen haben sich dynamisch und konzeptionell vielseitig entwickelt

Frankfurt eine große Chance: Ein FinTech-Center würde eine erhebliche Strahlkraft für den FinTech-Standort Frankfurt bedeuten. Wirtschaftsdezernent Markus Frank unterstützt die Forderung nach

• Frankfurt am Main bietet eine ausgezeichnete, hochwertige Infra- den richtigen Rahmenbedingungen: „Die aktive Beteiligung der postruktur und Know-how. Es muss sich durch seine Qualität von

litischen Institutionen, vor allem Land Hessen und Stadt Frankfurt

der Berliner Quantität abheben

am Main, wird in der FinTech-Landschaft gewünscht. Das erfordert

• Erfordernis einer Plattform, um die fragmentierte Szene zusam- auch die Bereitstellung von Ressourcen, um die Infrastruktur und das menzuführen, bevorzugt durch einen öffentlichen und neutralen

Image von Frankfurt für FinTech zu entwickeln.“ Q

Ansprechpartner

• Dringend erforderliche PR und Imageverbesserung für Frankfurt am Main als FinTech-Standort

Oliver Schwebel ist Geschäftsführer und Olaf Atja Lemmingson Leiter IBC Zielbranchen bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt.


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FMF JAHRBUCH 2016

On The Move

FINTECHS –

NEUE AKTEURE, NEUE HERAUSFORDERUNGEN Technologische Innovationen stoßen in das Bank- und Finanzwesen vor. Wie lassen sich dafür die richtigen Rahmenbedingungen setzen? von Dr. Andreas Dombret

FinTechs sind derzeit in aller Munde. Ihnen ist gemein,

Den Finanzplatz Frankfurt hat der „Hype“ um FinTechs

dass sie mit innovativen, IT-basierten Geschäftsideen

gleich mehrfach aufgewühlt. Mit dem Innovations­

an den Markt drängen, die ihren Kunden erhebliche

potenzial der FinTechs verbinden sich ­berechtigte

Zeit- und Kosteneinsparungen versprechen

Hoffnungen, Kundenbedürfnisse konsequenter be­

sowie stets verfügbar und konsequent an

friedigen zu können, das Finanzwesen leistungsfähiger

deren indi­viduellen Bedürfnissen ausgerich-

zu ­machen und neues Wachstum zu fördern. Daran

tet sind. Damit stoßen FinTechs in nahezu alle

knüpfen sich offene Fragen hinsichtlich des Förde-

Be­reiche des Bank- und Finanzwesens vor. In

rungsbedarfs und der Bereitstellung eines potenten

den Geschäftsfeldern „Finanzierung und Geld-

Ökosystems im Wettbewerb mit anderen Finanzplät-

anlage“ wachsen beispielsweise Plattformen zur

zen um diese jungen Unternehmen an. Auf die einzel-

Kreditvermittlung, zur Finanzierung von Start-

nen Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute erzeu-

ups und mittelständischen Unternehmen und

gen FinTechs einen merklichen Druck, ihre Strategien

zum „Social Trading“ heran, bei dem Anlage-

zu überdenken oder bereits eingeschlagene Wege zu rechtfertigen.

Konkurrent oder Partner? Die Herausforderungen, vor die FinTechs etablierte Finanzinstitute stellen, sind nicht leicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Sicherlich bedeuten neue Mitspieler, sofern sie sich mit ihren Geschäftsmodellen in der Branche tatsächlich etablieren können, eine schärfere Konkurrenz um Kunden und Konditionen. Zugleich ist es für eine Bank oft schwierig, aus strategischer Sicht zu tipps und Empfehlungen innerhalb der Netz-

bewerten, ob die „Neulinge“ als Konkurrenten oder

gemeinschaft geteilt werden. Auch rund um

als künftige Partner einzustufen sind, denn die neuen

den Zahlungsverkehr entstehen technologie-

Wettbewerber zeichnen sich durch eine Fülle unter-

getriebene Geschäftsmodelle, beispielsweise

schiedlicher Geschäftsmodelle aus. Schließlich findet

bei mobilen Bezahlverfahren oder bei inter-

der Wettbewerb nicht nur zwischen ihnen und den

nationalen Geldtransfers. Zahlreiche nützliche

etablierten Banken, sondern auch unter den neuen

Anwendungen helfen beispielsweise Kunden,

Finanz­marktakteuren statt.

via Smartphone jederzeit einen Überblick über alle

Darüber hinaus besteht Unsicherheit, in welche Rich-

Bankkonten zu behalten; andere bieten Software-

tung sich der Bankensektor überhaupt entwickeln

lösungen für Smart-Data-Anwendungen in Ban-

wird. Wie könnte Banking 4.0 im Jahr 2025 aussehen?

ken und Sparkassen. Der Versuch, diese bunte

FinTechs können als Konkurrenz, kooperative Part-

und ­lebendige Vielfalt vollständig erfassen zu

ner oder auch als Disruptoren, also als Anbieter eines

wollen, bleibt vergebens.

neuen und im Markt überlegenen Geschäftsmodells in


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FMF JAHRBUCH 2016

On The Move

Erscheinung treten, denen die etablierten Banken und

stiegene Cyberrisiken sind nur eine der Nebenwirkun-

Sparkassen mit herkömmlichen Angeboten und beste-

gen, ebenso geht es um die Behandlung vertraulicher

hender Infrastruktur kaum effektiv begegnen können.

Daten oder ungeahnte Folgen algorithmenbasierter

Damit stellt sich den Kreditinstituten ohne Frage ein

Bankdienstleistungen. Eine systematische Bevorzu-

­her­ausforderndes unternehmerisches Umfeld und zwingt

gung neuer Technologien lässt sich daher regulatorisch

sie bereits heute dazu, strategische Entscheidungen

nicht begründen. Vielmehr ist nach meiner festen Über-

zu treffen, um für den künftigen Umgang mit FinTechs

zeugung eine Regulierung geboten, die Technologien

gewappnet zu sein. Hierzu gehört, dass nötige Anpas-

neutral behandelt und genau dann greift, wenn Instru­

sungsprozesse etwa mit Blick auf die IT-Infrastruktur,

mente und Institutionen unverhältnismäßige Risiken

die Produktpalette, die Filial- und Standortstrategie

produzieren.

oder auch die Rekrutierung von Mitarbeitern erdacht

Es ist daher eine wesentliche Herausforderung der

und konsequent umgesetzt werden. Die Banken­

Regulierung, auch für scheinbar neue Formen der

aufsicht legt hierauf im Moment ein besonderes

Finanzintermediation und der Bank- und Finanz-

Augenmerk.

dienstleistungen das Rad nur dort neu zu erfinden,

Daneben stellt sich für die Finanzaufsicht auch eine

wo das alte Rad keine Bodenhaftung mehr hat. Die

grundlegende Frage: Sind angesichts der vielen und

bis heute gut erprobte Unterscheidung zwischen

teils tiefgreifenden Innovationen die richtigen Rahmen-

den regulierten Kredit-, Finanzdienstleistungs- sowie

bedingungen gesetzt? Die Antwort auf diese Frage

Zahlungsinstituten und den unregulierten Akteuren

hängt maßgeblich von den Zielen ab, die die Aufseher

ist eine risikobezogene Grundlage, die faire Wettbe-

vor Augen haben. Ungeachtet der bereits erwähnten

werbsbedingungen über die verschiedenen Marktteil-

und allemal zukunftsträchtigen Frage, welche gesamt-

nehmer hinweg schafft. Behält man die Risiken eines

Die eingegangenen Risiken müssen den Maßstab für einen fairen Wettbewerb definieren. wirtschaftliche Bedeutung FinTechs einnehmen können

Geschäftsmodells im Blick, lässt sich für eine Kredit-

und werden, ist das übergeordnete Ziel der Finanzauf-

vermittlungsplattform, für einen Zahlungsdienstleister

sicht unverändert geblieben: die Sicherstellung eines

oder für jede andere, konkrete Geschäftsidee beur-

stabilen Finanzsystems. Die Rahmenbedingungen sind

teilen, unter welchen Umständen sich eine Erlaubnis-

so zu setzen, dass die eingegangenen Risiken auch den

pflicht und weitere regulatorische und aufsichtliche

Maßstab für einen fairen Wettbewerb zwischen allen

Konsequenzen ergeben. Eine regulatorische Sonder-

Marktteilnehmern definieren. Der Grundsatz „same busi-

behandlung von FinTechs per se ist daher weder er-

ness, same risk, same rules“ ist das Credo, an dem sich

strebenswert noch gesetzeskonform. Hat ein FinTech

die internationale Regulatorik bereits heute orientiert. Ich

seine innovative Geschäftsidee konkret ausgearbei-

für meinen Teil befolge dieses Credo aufs Engste.

tet, so steht die Bundesbank mit ihren Hauptverwaltungen als regionaler Ansprechpartner für Erlaubnis-

Sorgfältig auf Risiken achten

fragen zur Verfügung.

Man darf es aus Sicht der Bankenaufsicht keinesfalls

Finanzaufseher müssen ihr Augenmerk auf diejenigen

darauf beruhen lassen, Innovationen ausschließlich von

Innovationen richten, deren Risiken im Rahmen der be-

ihrer schillernden Seite her zu betrachten. Die Finanz-

stehenden Aufsichtssystematik noch nicht hinreichend

krise hat uns deutlich vor Augen geführt, dass wir bei

erfasst werden. Nur so kann die Aufsicht ihren Auftrag

noch wenig erprobten Produkten und Dienstleistungen

wahrnehmen, die Risiken für das Finanzsystem mög-

besonders sorgfältig auf Risiken und Nebenwirkungen

lichst frühzeitig zu erkennen und alle Marktakteure risi-

Dr. Andreas Dombret

achten müssen. Das gilt nicht zuletzt auch für die Leis-

koadäquat zu beaufsichtigen. Damit leistet sie letztlich

ist Vorstandsmitglied der

tungen der Informationstechnologie, wo – wie überall

einen Beitrag zu einem angemessenen und nachhalti-

Deutschen Bundesbank.

sonst auch – Fehler und Missbrauch möglich sind. Ge-

gen Wirtschaftswachstum und zum Wohlstand aller.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & REGULIERUNG

Fragen und Perspektiven des technologischen Wandels von Dr. Uwe Neumann

Dass die Digitalisierung eine ganze Branche aufrütteln kann, hat sich bereits in der Print- und Musikindustrie sehr deutlich gezeigt. Nun ist auch die Finanzbranche an der Reihe, sich dem technologischen Wandel zu stellen.

Der Begriff FinTech hat bereits große Wellen geschlagen. Die damit einhergehenden Veränderungen betreffen allerdings nicht nur FinTechs und etablierte Finanzdienstleister, sondern

wichtig, dass sich die Unternehmer schon vor einem persön-

auch die Aufsicht. Die BaFin stellt sich den neuen Herausfor-

lichen Kontakt zur BaFin über mögliche regulatorische Pflichten

derungen bereits seit einiger Zeit; allerdings sind noch diverse

informieren können. Und das auch ohne juristisches Studium.

Fragestellungen zu beantworten. Drei Aspekte kennzeichnen

Daher geht es um die adressatengerechte Aufbereitung der

den Rahmen um die zukünftige FinTech-Arbeit der BaFin.

Informationen, die für die Unternehmer für die Aufnahme ihres Geschäfts maßgeblich sind. Zum anderen betrifft dies eine

Erstens ist es Ziel der BaFin, sich auf die Bedürfnisse der jun-

moderne und serviceorientierte Kommunikation zwischen den

gen Unternehmen bestmöglich einzustellen. Die BaFin war in

Unternehmern und der BaFin. Dabei ist es eine Selbstverständ-

der Vergangenheit eine Klientel gewohnt, die bereits mit inten-

lichkeit, dass die Dynamik im FinTech-Markt auch eine gewisse

siver juristischer Unterstützung und aufsichtsrechtlicher Ex-

Reaktionsgeschwindigkeit der BaFin erfordert.

pertise aufwartete. FinTechs dagegen zäumen das Pferd von anderer Seite her auf. Sie haben das technische Know-how

Spielregeln vorgeben

und bieten kreative Lösungen entlang des Bedürfnisprofils des Kunden an. Dabei identifizieren sie Teilbereiche des klas-

Dies bedeutet aber nicht – und hierbei handelt es sich um

sischen Geschäfts, die sie durch kundenfreundliche Lösungen

die zweite Kernbotschaft – dass die BaFin die Spielregeln

ersetzen oder mit smarten Anwendungen ergänzen. Aufsichts-

für FinTechs ändern kann und darf. Liegt das Geschäfts-

rechtliche Vorgaben waren allerdings überwiegend nicht im

modell eines FinTechs im erlaubnispflichtigen Bereich, hat die

Fokus der FinTechs, und die Herangehensweise und Bedürf-

BaFin im Gegenzug die Erwartung, dass die entsprechenden

nisse der oftmals jungen FinTech-Unternehmen waren bisher

Regeln eingehalten werden. Somit ist eine adressatengerech-

nicht im Fokus der BaFin. Somit sind nun beide Parteien gefor-

te Kommunikation nicht mit einem Garant für eine möglicher-

dert. Innerhalb der BaFin konnten Verfahrensweisen entwickelt

weise gewünschte Erlaubnisfreiheit gleichzusetzen. Unterliegt

werden, die es ermöglichen, auf die Belange der FinTechs

ein Geschäftsmodell der Erlaubnispflicht und damit auch der

bedarfsgerechter einzugehen. Zum einen ist es besonders

laufenden Aufsicht der BaFin, steht sie dem Unternehmen – ob


21

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & REGULIERUNG

FinTech oder nicht – natürlich auch bei Fragen und Unsicher-

Trends im Blick haben

heiten zur Seite. Gleichzeitig darf die Qualität der Antworten auf Erlaubnisanfragen nicht unter den zeitlichen Erwartungen

Drittens zeichnet sich ab, dass FinTechs als Katalysatoren den

der Unternehmer leiden. Der Markt der FinTechs ist schnell-

Prozess der Digitalisierung, Automatisierung und Personalisie-

lebig und heiß umkämpft. Dessen ist sich auch die BaFin be-

rung im Finanzsektor auf lange Sicht vorantreiben werden. Zum

wusst. Dennoch ist jede Entscheidung unter den bestehenden

einen verändern sich mit den Angeboten der FinTechs auch die

regulatorischen Vorgaben sorgfältig und oftmals im Einzelfall

Erwartungen, die Verbraucher an die etablierten Unternehmen

zu prüfen, um eine umfassende und korrekte Antwort geben

stellen. Zum anderen eröffnen sie Möglichkeiten, Prozesse effi-

zu können.

zienter und kostengünstiger zu gestalten. Dies kann sich auf das zukünftige Produkt- und Dienstleistungsangebot, die Ein-

In diesem Zusammenhang wird die BaFin oft auch an den

kommensquellen und die Geschäftsmodelle der Finanzdienst-

Tätigkeiten der britischen Financial Conduct Authority (FCA)

leister auswirken. Somit ist es auch Aufgabe der BaFin, die

gemessen. Diese geht derzeit einen interessanten Weg. So

Entwicklungen der unter Aufsicht stehenden Unternehmen zu

schafft die FCA unter der Fahne der Wirtschaftsförderung

begleiten und gleichermaßen das Verständnis regulatorischer

einen „Sandkasten“, innerhalb dessen ausgewählte Start-ups

Vorgaben an die laufenden Veränderungen anzupassen. Hier

ihre Geschäftsmodelle unter abgemilderten Aufsichtsstan-

gilt es, die aktuellen Trends im Blick zu behalten und deren

dards testen können. Dagegen sieht sich die BaFin derzeit

Relevanz für die Beaufsichtigung der Banken, Versicherungen

vielfach der Kritik ausgesetzt, mit den strengen Anforderungen

und Wertpapierdienstleister abzuschätzen.

Innovationen im eigenen Land zu verhindern. Die Antwort der BaFin darauf ist klar und unumgänglich: Die BaFin hat kein Mandat zur Wirtschaftsförderung und würde mit einer „Aufsicht light“ für FinTechs gegen ihre gesetzlichen Pflichten verstoßen. Dies bezieht sich auf alle Unternehmen, unabhängig davon,

„Es kann als Qualitätsmerkmal gelten, eine Geschäftserlaubnis unter der Aufsicht der BaFin z u erlangen.“

in welcher Phase des Lebenszyklus sie sich befinden. Zudem können Interessenskonflikte zwischen der Unternehmensförderung und dem kollektiven Verbraucherschutz entstehen.

Letztendlich bringt der technologische Wandel neue Fragen und Perspektiven mit sich, denen sich nicht nur die jungen und

Abstufungen in Bezug auf regulatorische Anforderungen sind

die etablierten Unternehmen zu stellen haben. Auch die BaFin

in den deutschen Aufsichtsgesetzen aber bereits vorgesehen.

geht mit der Zeit, indem sie sowohl die aufsichtliche Perspek-

Denn nicht jedes Geschäftsmodell bedarf einer sogenannten

tive als auch die Behörde als „Verwaltungsapparat“ an diese

Vollbanklizenz nach dem Kreditwesengesetz. Vielmehr gibt

Herausforderungen anpasst. So gibt es bereits Initiativen zu

es nach dem dort verankerten „Baukastenprinzip“ im Rah-

jedem der drei genannten Aspekte innerhalb des Hauses. Ziel

men gesetzlicher Möglichkeiten auch Erlaubnisse für einzelne

ist es, die Entwicklungen am Finanzmarkt im Blick zu behalten

Bankgeschäfte und Finanzdienstleistungen. Diese bedeuten

und dabei den Unternehmen mit modernen Mitteln und einer

auf der einen Seite zwar Grenzen für die Geschäftstätigkeiten

adressatengerechten Kommunikation als Ansprechpartner zur

der Unternehmen, auf der anderen Seite geht damit ein ab-

Verfügung zu stehen. Dazu nutzt die BaFin klare Regeln, um

gestufter Pflichtenkatalog einher. Dabei kann an bestimmten

die Einhaltung von Aufsichtsstandards nachzuhalten. Denn

Regeln nicht gerüttelt werden. In den Bereichen, in denen der

diese Regeln schaffen Vertrauen in das deutsche Finanz-

Gesetzgeber lediglich den Rahmen vorgibt, gehört es zu den

system, sowohl für Unternehmen als auch für den Verbraucher.

aufsichtlichen Standards der BaFin, die Anforderungen an die

Dies bedeutet, dass es als Qualitätsmerkmal verstanden wer-

Unternehmen vom Risiko und der Komplexität der Geschäfte

den kann, eine Geschäftserlaubnis nach aufsichtsrechtlichen

abhängig zu machen und damit dem Gedanken der Proportio-

Erfordernissen zu erhalten und der laufenden Aufsicht durch

nalität Rechnung zu tragen.

die BaFin zu unterliegen. Dr. Uwe Neumann ist Leiter „Strategie und Risiko“ im Präsidialbereich der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & REGULIERUNG

Eine Kultur der kurzen Wege schadet nicht, gerade in einem so schnelllebigen Business. DR. SEBASTI AN GLOCK, LOCAL PARTNER BEI WHITE & CASE

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„Die zweite FinTech-Wel

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sc

Die Regulierung von FinTechs beschäftigt die verantwortlichen Behörden sowie die Akteure in der Finanz- und Technologiebranche. Für die FMF-Redaktion kamen Dr. Sebastian Glock, Dr. Manuel Lorenz und Hassan Sohbi der Kanzleien White & Case, Baker & McKenzie sowie Taylor Wessing am runden Tisch zusammen, um Chancen und Risiken zu diskutieren.

Wie sieht die Regulierung von FinTechs in Deutschland derzeit aus?

SEBASTIAN GLOCK: Es gibt keine spezielle Regulierung

für FinTechs. Es handelt sich um innovative Start-up-

Unternehmen, die oft neue Dienstleistungen erbrin-

gen. Diese Dienstleistungen fallen möglicherweise

unter bestimmte Regulierungstatbestände. Wenn Fin-

Techs Dienstleistungen aus dem Finanzsektor erbrin-

gen, werden sie auch wie ein Finanzdienstleister reguliert. MANUEL LORENZ: Man kann auch sagen, dass FinTechs dann un-

ter die Regulierung fallen, wenn sie sich an den Markt wenden, und weniger, wenn sie zum Beispiel intern Dienstleistungen gegenüber Banken erbringen. Das ist eine wichtige Differenzierung. Und dann muss man in der Tat die aus den Richtlinien ersichtlichen Regulierungstatbestände der Reihe nach durchgehen. Momentan sehen wir bei den FinTechs in erster Linie Geschäftsmodelle, die unter die Finanzmarktrichtlinie fallen, weil sie auf Wertpapieren oder Finanzinstrumenten basieren. Dazu gehören etwa Robo-Advisors oder Handelsplattformen für Fondsanteile.

Wenn es sich um eine zu regulierende Aktivität handelt, was passiert dann in der Praxis? LORENZ: Es gibt verschiedene Modelle, die sich in der Praxis bewährt

haben. Eine Möglichkeit ist, dass ein FinTech-Unternehmen eine sogenannte Fronting-Bank oder White-Label-Bank einsetzt. Diese verfügt über eine Lizenz, und das FinTech fällt somit nicht mehr unter die Regulierung. Es gibt aber durchaus viele FinTechs, die der Regulierung nicht über diesen Weg ausweichen wollen.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & REGULIERUNG

In einer Sprechstunde oder Informationsveranstaltungen könnten FinTechs mit der BaFin in einen Dialog kommen. DR. MANUEL LORENZ, PARTNER BEI BAKER & MCKENZIE

HASSAN SOHBI: In der Tat beobachten wir aktuell,

dass die ersten FinTechs, die unter die Regulierung fallen, bereits beispielsweise eine Banklizenz beantragen. Andere tun sich noch etwas schwer. Aus meiner Sicht ist das zum einen eine Haltungsfrage. Man fürchtet, durch Regulierung nicht mehr so innovativ sein zu können. Zum anderen scheut man vielleicht auch den Aufwand, der damit verbunden ist, ohne diesen Aufwand genau zu kennen. Gerade in der Anfangsphase ist das ein wichtiges Thema. Hier könnte man ansetzen, um einem jungen Unternehmen mit einer angepassten Form der Regulierung über diese Hürde hinwegzuhelfen.

Ist der Start für FinTech-Unternehmen hier schwieriger als im Ausland? LORENZ: Grundsätzlich ist die Regulierung in Europa weit-

gehend vereinheitlicht. Aber es bestehen dennoch Unterschiede. Erstens glaube ich, dass sich die deutsche Aufsicht nicht selbst als Standortfaktor betrachtet und damit die Regulierten auch nicht als Kunden. Zweitens lehnt die BaFin eine Beraterrolle ab. Das heißt, es findet kein Dialog mit den FinTechs statt. Und drittens betreibt man eine extensive Auslegung der Regulierung. Das ist zum Beispiel in Großbritannien anders, wo man im Rahmen eines Verbraucherschutzmandats alles fördert, was verbraucherfreundlich ist. Auch FinTechs, weil sie verbraucherfreundliche Lösungen bieten. GLOCK: Man darf nicht vergessen, dass Regulierung neben

anderen Standortfaktoren einen Beschleunigungseffekt hat. Ein Unternehmer überlegt sich in der Anfangsphase sehr genau, wo er ein gründerfreundliches Umfeld findet. Unsere Regulierung basiert auf gesetzlichen Grundlagen aus einer Zeit, in der es noch keine FinTechs gab. Eine Reaktion hierauf könnte sein, das Regulierungsmandat entsprechend auszulegen oder gesetzlich zu öffnen, wenn man zu dem Ergebnis käme, dass es nicht ausreichend Spielraum bietet.

Wäre das Sandkasten-Modell eine Lösung? LORENZ: Beim Sandkasten-Modell würde man davon ab-

sehen, ein reguliertes Geschäftsmodell vom Start weg einer unmittelbaren Regulierung zu unterwerfen. Das heißt, die Aufsicht verzichtet in der Anfangsphase auf den Lizenzantrag. Dafür verspricht

Mit einer angepassten Form der Regulierung könnte man jungen Unternehmen über die erste Hürde hinweghelfen. HASSAN SOHBI, LEITER DER MIDDLE EAST PRACTICE GROUP VON TAYLOR WESSING IN DEUTSCHLAND


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FINTECH & REGULIERUNG

Robo-Advisors sind Tools für die online-basierte Vermögensanlage.

BEG

RIF

FE

24

das Unternehmen, sein Geschäftsmodell in einem sehr eng begrenzten Rahmen und un-

Arbeitet ein FinTech mit einem bereits lizensierten Kreditinstitut zusammen, spricht man von Fronting Bank oder White-Label Bank.

ter informeller Beaufsichtigung des Regulierers auszuüben. Darüber müssen die Kunden informiert sein und trotzdem zustimmen. Man vermeidet also zu Beginn, wo noch gar nicht feststeht, ob das

BaFin ist die Abkürzung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Crowdfunding, deutsch auch Schwarmfinanzierung, ist eine Art der Geldbeschaffung über eine Vielzahl von Personen, die in der Regel aus Internetnutzern besteht.

Geschäftsmodell in dieser Form erfolgreich ist, den mit einer Lizenz verbundenen hohen Aufwand. In Deutschland beträgt die Bearbeitungszeit der BaFin nach Vorlage vollständiger Unter-

wirklich umgehen lässt. Man vermeidet den Erlaubnistatbestand und die direkte Beaufsichtigung durch die BaFin. Aber die Bank muss dem FinTech auferlegen, sich an die Regulierung zu halten, die für die Bank gilt.

Wäre eine stufenweise Erhöhung der Regulierung eine Alternative? GLOCK: Eine Regulierungstreppe wäre kompli-

ziert, unter anderem weil die FinTech-Geschäftsmodelle sehr unterschiedlich sind. Man könnte aber unter

lagen sechs Monate. Diese Zeit könnten FinTechs nutzen, um ihr

dem Gesichtspunkt des Verbraucherschutzes bestimmte Schutz-

Modell am Markt auszuprobieren. Die Regulierung käme später,

größen definieren, so wie es beim Kleinanlegerschutzgesetz der

wenn es sich als erfolgreich erwiesen hat.

Fall ist. Wenn ein FinTech eine gewisse Größe erreicht hat, müsste es dann einer vollen Regulierung unterliegen.

SOHBI: Prinzipiell halte ich eine Regulierung „light“ für FinTechs

in der Anfangsphase für sinnvoll. Allerdings kann ich mir keine

LORENZ: Das Kleinanlegerschutzgesetz ist übrigens das erste

Finanzindustrie vorstellen, weder jetzt noch in Zukunft, die un-

Beispiel dafür, dass FinTech sich tatsächlich in Regulierung nie-

reguliert ist. Aber FinTechs sollten mit schnellen Bearbeitungs-

dergeschlagen hat. Denn hier wurden Sonderregelungen für

zeiten rechnen können. Außerdem täte mehr Aufklärung gut. Denn

Crowdfunding getroffen. Im Zuge einer weiteren Verschärfung

bei vielen FinTechs mangelt es gar nicht so sehr an Geld, sondern

der Regulierung für Finanzdienstleister und Banken hätte man

es sind eher die zeitliche Komponente und die Unsicherheit, wes-

sonst Geschäftsmodelle behindert, die man an sich für förde-

halb sie sich auf die Suche nach einer White-Label-Bank machen.

rungswürdig hält.

Deshalb würde ich einen aktiven Austausch mit der BaFin befürworten, mit der Zusicherung, in zwei Monaten grünes Licht zu geben, wenn alles passt.

Der Verbraucherschutz beim Thema Crowdfunding ist umstritten. Bin ich hier als Anleger tatsächlich schutzlos? LORENZ: In erster Linie bestanden für das Crowdfunding Informati-

GLOCK: Am Anfang stellt sich immer die Frage des Aufwands. Das

onserfordernisse, die für andere Zwecke gedacht sind. Insbeson-

gilt auch für den Fall, dass ein FinTech aus Regulierungsgrün-

dere den Prospekt benötigt man nicht für diese Art von Geschäft.

den eine Fronting-Bank sucht. Diese muss ja auch erst gefun-

Deshalb ist die BaFin klärend eingeschritten, zumindest für den

den werden, dann sind Verträge zu schließen, das Modell muss

Erwerb relativ kleiner Forderungen. Interessanterweise wurden

implementiert werden und so weiter. Ob mit Fronting-Bank oder

aber im Kleinanlegerschutzgesetz auch Größenordnungen defi-

eigener Lizenz: in beiden Fällen bestehen erhebliche Hürden, nur

niert, die zum Teil an das persönliche Einkommen anknüpfen.

um zu testen, ob das Geschäftsmodell so überhaupt am Markt

Das heißt, die Schutzbedürftigkeit wird unter anderem daran fest-

platziert werden kann, oder ob es noch verändert werden muss.

gemacht, wieviel Prozent seines verfügbaren Einkommens ein Anleger investiert.

Welches Risiko besteht für eine Fronting-Bank? schäftsmodell verantwortlich und muss sich entsprechend ab-

Wie kann ich als FinTech Rechtssicherheit für meine Geschäftsidee erreichen?

sichern. Sie muss also das Geschäftsmodell verstehen. Es ist

LORENZ: Der offizielle Weg besteht darin, eine Erlaubnisanfrage bei

ein Irrglaube, dass sich mit einer Fronting-Bank die Regulierung

der BaFin zu stellen. Das kann aber dauern. Deswegen war der

LORENZ: Streng juristisch gesehen bleibt die Bank für das Ge-


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FINTECH & REGULIERUNG

helfen, das mit den FinTech-Geschäftsmodellen intensiv vertraut

Angesichts der vielen Behörden vor Ort wird Frankfurt oft als Regulierungshauptstadt der Europäischen Union bezeichnet. Ist das für FinTechs ein Vorteil?

ist. Oder ein FinTech-Beauftragter, der schnell und auch mal in-

LORENZ: Natürlich ist es gut, wenn der Regulierer nicht so weit

formell Auskunft geben kann. Weitere Möglichkeiten wären eine

weg ist. Außerdem kann man darauf hoffen, dass man sich über

Sprechstunde oder Informationsveranstaltungen der BaFin, da-

einen Austausch von Ideen wechselseitig befruchtet. Aber es

mit man in einen Dialog kommt und schnell eine verbindliche Ant-

gibt in Frankfurt auch eine ganze Reihe weiterer vorteilhafter

wort erhält. Der andere Weg wäre eine Anfangsberatung durch

Standortfaktoren für FinTechs. Dazu gehört vor allem die Nähe

einen Anwalt. Damit kann schon viel geklärt werden.

zum Kunden und zu potenziellen Geschäftspartnern, vor allem

Hinweis zutreffend, dass die Bearbeitung gerade bei Lizenzanfragen nicht so lange dauern darf. Hier könnte Personal bei der BaFin

für Geschäftsmodelle, die sich in erster Linie an andere Finanz-

Auch der Datenschutz ist ein viel diskutiertes Thema. Schränken die Regeln FinTechs in Deutschland zu sehr ein?

dienstleister richten. Und natürlich gibt es die Hochschulen im Rhein-Main-Gebiet.

LORENZ: Einige FinTechs haben sehr naive Vorstellungen davon,

was man alles mit den Daten anstellen kann. Es ist auch fraglich,

GLOCK: Ich glaube auch, dass eine Kultur der kurzen Wege nicht

ob sich dieses Thema in Zukunft von alleine erledigt, weil die junge

schadet, gerade in einem so schnelllebigen Business.

Generation angeblich keinen Wert mehr auf Datenschutz legen wird. Deswegen völlig zu Recht: Datenschutz ist die zweite, ganz

SOHBI: Ich würde hier sogar noch etwas differenzieren. In der

haben natürlich ein starkes In-

KS

Lending-, Zahlungs- oder Girokonto-Plattformen. Diese

VON

nehmen auf der einen Seite

LIN

Techs oder E-Commerce-Unter-

:D

R.

große Baustelle, die sicherlich schwer lösbar ist. Oder ersten Welle haben FinTechs zunächst etwas S A N S OH B I , D R . S E B AST , HAS IAN ENZ eben doch, der Kunde muss nur zustimmen. relativ Selbstverständliches genommen R O GL LL OC E U K und in modernerer Form aufbereiAN M SOHBI: Das ist genau der Punkt. Fintet. Dazu gehören zum Beispiel

Ideen sind teilweise an an-

teresse an den Daten, aber

deren Standorten ent-

weniger Interesse daran, die

standen. Doch die zweite

Verbraucher um Zustim-

Welle der FinTechs setzt

mung zu bitten. Auf der an-

mit B2B- oder B2C-Ge-

deren Seite gehen aber die

schäftsmodellen genau

internetaffinen Kunden in-

im Maschinenraum der

zwischen sorgsamer mit

Finanzindustrie an. Hier-

ihren eigenen Daten um. Hier

bei sollte Frankfurt einen

bildet sich gerade ein neues

Standortvorteil

Bewusstsein für dieses Thema

haben,

denn hier befindet sich der

heraus, und meine These ist,

Maschinenraum dieser Indus-

dass man in Zukunft sogar Geld da-

trie. Dennoch wären zusätzliche

für bekommen wird, wenn man Daten

Marketingmaßnahmen für Frankfurt

preisgibt.

als FinTech-Standort hilfreich. Außerdem sollte man einen Rahmen schaffen, in den sich

GLOCK: Die Logik, Daten grundsätzlich zu schützen, ist sinnvoll,

es sei denn, der Einzelne stimmt einem geringeren Schutz seiner

auch Venture-Capital-Fonds integrieren, die in FinTech investieren.

Daten zu, wenn er eine bestimmte Leistung in Anspruch nehmen will. Das legt die Entscheidung in die Hand des Verbrauchers.

Vielen Dank für das Gespräch.


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FINTECH IN DER PRAXIS

Deutschlands FinTechZentrum formiert sich Essen

Frankfurt ist eng mit der traditionellen Finanzwelt verknüpft. Nun siedeln sich auch immer mehr Start-ups an. Die Rhein-Main-Neckar-Region bündelt Tradition und Innovation, Finanzexpertise und neue Technologien, Praxis und Wissenschaft. Nach und nach entsteht ein neues Ökosystem.

Dortmund

Duisburg Düsseldorf Köln Bonn Rhein Frankfurt am Main Aschaffenburg

Mainz

Main

Würzburg Mannheim

Karlsruhe Stuttgart Neckar

München

9

152 Start-ups

Netzwerke

... in der FinTech-Branche bringen frischen Wind in

… dienen dem Austausch von Wissen und Erfahrung

die Finanzwelt. Sie entwickeln Mobile-Payment-Tools

und dem Knüpfen von wichtigen Kontakten. Dieses

für die Financial Inclusion von Menschen in Entwick-

Ziel verfolgen zum Beispiel das Entrepreneurship

lungsländern (Seiten 32 – 33), intelligente Software

Cluster Mittelhessen und das House of IT e. V.

21

für vorausgefüllte Überweisungen (Seite 45) oder Payments-Services, neuartige Auszahlungsplattformen und Finanzierungsmodelle für Technikprodukte

Verstärker

(Seiten 46 – 47).

Der Unibator gilt als „Brutstätte für Innovation“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er fördert die

64

Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin

Forschung und Wissenschaft

zu marktreifen Produkten und Dienstleistungen. Wei-

Mit exzellenter und gleichzeitig praxisnaher For-

tere Beispiele sind das Digital Innovation Lab, die

schung und Lehre in den Bereichen Wirtschafts- und

Gründermaschine GmbH und das Gründungszentrum

Finanzwissenschaften, neue Technologien und Entre-

HIGHEST der TU Darmstadt. Auch Events dienen als

preneurship wird die Grundlage für High Potentials

Verstärker, etwa das Ebspreneurship Forum 2015.

geschaffen. Lesen Sie dazu die Seiten 54 – 59.


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FINTECH IN DER PRAXIS

Genossenschaftsbanken Sparkassen und Landesbanken

Bausparkassen

Immobilien- und Hypothekenfinanzierung

Privatbanken

Auslandsbanken

152

Versicherungswirtschaft Verbraucherschutz

Investmentbanking und Kapitalmarktgeschäft

Investoren Start-ups

9

Vermögensverwaltung

Bundesbank IT- Infrastruktur

Netzwerke Privatkundengeschäft Regulierung Regierungs- und Entwicklungsfinanzierung

Verwahrstellen

21

Ratingagenturen

Institutionelles Geschäft

64

Verstärker

Forschung und Wissenschaft

Beratungsgesellschaften Börse

Quelle: Unibator Innovation Map, IHK-Forum Rhein-Main


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FINTECH IN DER PRAXIS

Finanztechnologie – Evolution oder Revolution der Märkte? Lässt sich die Entwicklung der Finanztechnologie fortschreiben? Werden disruptive Technologien das Verhalten der Konsumenten grundlegend verändern und welche Konsequenzen entstehen daraus für die Bankenlandschaft? Diese Fragen diskutierte die FMF-Redaktion mit Adrian Braun, Dr. Christopher Oster, Dr. Gernot A. Overbeck, Timur Peters und Jochen Siegert.

Der FinTech-Sektor wächst nachhaltig. Welche Auswirkungen hat das auf die traditionelle Finanzdienstleistungsbranche?

sich FinTech-Unternehmen vor der Realisierung ihrer unter-

Adrian Braun: Die Aussichten sind nicht zwangsläufig schlecht.

von flexiblen und modularen Rechenzentrumsdienstleistungen

Ich sehe das ähnlich wie vor 15 bis 20 Jahren, als der Ein-

im Hosting-Bereich über die professionelle Gestaltung von Soft-

zelhandel die Möglichkeiten des Internets erkannt hat. Man-

ware und Datenbankmodellen bis hin zur fachlichen Beratung bei

chen Anbietern ist es damals gelungen, sich zu positionieren,

bank- und börsenrelevanten Themen. Die ICF Gruppe erhofft sich

vielleicht sogar besser als vorher, anderen hingegen nicht.

durch diesen Ansatz neue Kooperationen im FinTech-Umfeld, die

Einige traditionelle Finanzdienstleister oder Banken beschäf-

langfristig in innovative Geschäftsmodelle münden.

nehmerischen Ideen konfrontiert sehen. Das Angebot reicht

tigen sich bereits intensiv mit neuen Technologien. Auch die ICF Bank stellt sich seit Jahren auf Änderungen ein. Aufgrund

Wie entwickeln sich aktuell die verschiedenen FinTech-Segmente?

bestimmter Strukturen fällt es uns als Handelsbank unter Um-

Jochen Siegert: Die erste FinTech-Welle war sehr von Geschäfts-

ständen leichter als großen Banken, flexibel auf sich ändernde

modellen aus den USA getrieben, also Payment und Lending.

Rahmenbedingungenzu reagieren.

Die Hoffnung war, das Geschäftsmodell entweder auf dem deutschen Markt zu skalieren, oder vom amerikanischen Vor-

Positionieren Sie sich speziell für FinTech-Unternehmen?

bild-Unternehmen aufgekauft zu werden. Inzwischen sehen

Braun: Die ICF Group arbeitet derzeit an einem Konzept „Fin-

wir die zweite oder dritte Generation an Lösungen, die sich

Tech Hub“ für Start-up-Unternehmen in diesem Umfeld. Die

stärker auf den Markt vor Ort konzentrieren. Diese Unterneh-

Unterstützung umfasst alle relevanten Bereiche, mit denen

men finde ich viel spannender.

Wir erhoffen uns neue Kooperationen im FinTech-Umfeld, die langfristig in innovative Geschäftsmodelle münden.

Die Adaptionsbereitschaft für Finanztechnologie ist bei Banken und im Mittelstand in den letzten Jahren gestiegen.

Die Volumina, die auf den internationalen Märkten bewegt werden, sind auf einem ganz anderen Niveau.

A DR IA N B R A U N , V OR S TA N D S M I T G L I E D D E R IC F BAN K

TIMU R PETERS, G ESC H ÄF TSFÜHRER VON DEBI TOS

DR. CHRI STOPHER OSTER, CEO VON CLARK


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Mehr dazu unter www.frankfurt-main-finance.com/fintec_praxis

Christopher Oster: Versicherungen sind ein spannendes Feld. Ich

warum verwaltet er nicht auch seine Versicherungen online?

habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Das ist ein rie-

Das betrifft knapp die Hälfte der Deutschen, und wir haben Zu-

siger Markt von rund 200 Milliarden Euro in Deutschland, der

lauf aus allen Altersgruppen. Damit wurde unsere ursprüngli-

zu 95 Prozent offline stattfindet. Gleichzeitig ist die Kundenzu-

che Hypothese widerlegt, dass wir uns zunächst an Menschen

friedenheit unglaublich niedrig und liegt bei circa 33 Prozent.

zwischen 20 und 40 Jahren richten.

Besser können die Voraussetzungen für ein Start-up kaum sein, deswegen hat Clark hier das Geschäftsmodell angesetzt.

Welche Faktoren muss ein FinTech berücksichtigen, um zu überleben?

Gernot A. Overbeck: Fintura hat sich ganz bewusst auf das Seg-

Overbeck: Das richtige Geschäftsmodell zählt. Die Frage ist, ob

ment Lending konzentriert, das ein Bestandsvolumen von

und wie ein FinTech wirklich Nutzen für den Kunden schafft.

1,4 Milliarden Euro in Deutschland aufweist. Wir haben allerdings

Und natürlich braucht es ein Team, das sich extrem schnell auf

ein komplett anderes Geschäftsmodell entwickelt als amerikani-

die Kundenbedürfnisse und die Marktanforderungen einstellt.

sche Unternehmen, weil wir festgestellt haben, dass kleine und mittlere Unternehmen Kredite bei Banken und nicht bei alterna-

Was ist mit dem Thema Regulierung?

tiven Quellen aufnehmen möchten und weil Konditionen, die wir

Oster: Bei diesem Thema werden FinTechs am meisten unter-

mit Bankpartnern bieten können, besser sind als die von Peer-to-

schätzt, denn hier passiert deutlich mehr, als man denkt.

Peer-Lendern. Deshalb ist unsere Lösung eine Vergleichsplatt-

Natürlich kommen wir sehr schnell zu einer Lizenz, aber das

form für Konditionen und Produkte. In diesem Bereich schätzen

liegt auch daran, dass wir die Unterlagen sehr schnell zusam-

wir das Neugeschäftsvolumen in Deutschland auf 120 Milliarden

mentragen und hinterher sind, dass alles funktioniert. Außer-

Euro jährlich. Doch das ist erst der erste Schritt. Jetzt vergleichen

dem ist bei Start-ups die Reaktion auf das Feedback unheim-

wir Bankprodukte wie Kredite, in Zukunft wollen wir Kundenpro-

lich schnell, denn es können von heute auf morgen Prozesse

dukte wie Maschinenfinanzierungen vermitteln.

angepasst und Sicherheitsstandards erhöht werden. Timur Peters: Hier gibt es in der Bevölkerung sogar ein gewis-

Dann ist der klassische Berater also auch für FinTech-Kunden immer noch wichtig?

ses Momentum, das wir mitnehmen und als Branding-Vorteil

Oster: Unsere Zielgruppe sind Menschen, die ihr Hauptgirokonto

Compliance-Standards, das wir auch im europäischen Ausland

bereits online führen. Die Frage dahinter ist, wenn jemand

oder international ausrollen können.

nutzen können. Denn wir haben ein Produkt nach deutschen

seine Bankgeschäfte und Zahlungsströme online abwickelt,

Viele europäische Start-ups sind sehr erfolgreich, weil sie gleich von Beginn an international gedacht haben.

Es wäre wünschenswert, sich mit Blick auf die Regulierung zu überlegen, wie sich ein Umfeld schaffen lässt, in dem Start-ups schneller wachsen können.

J O C H E N S I EG ERT, V O R S TA N D U N D C O O BEI TRAXPAY

DR. GERNOT A. OVERBECK, CEO UND GRÜNDER VON FI NTURA


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FINTECH IN DER PRAXIS

INFOS

Adaptionsbereitschaft für Finanztechnologie bei Banken und Vorteile des FinTech-Hubs Frankfurt Nähe zum Kapitalmarktgeschehen Breite Basis an Finanzdienstleistern als Partner & Wissensträger Stabile Unternehmen in der Region Hochschulnetzwerk & High Potentials Enorme Rechenzentrum-Infrastruktur Zugang zu wichtigen Institutionen

im Mittelstand in den letzten Jahren auch dank der neuen Aufmerksamkeit für FinTechs in der Presse gestiegen. Aber wir müssen die Teilnehmer weiterhin davon überzeugen, etablierte Strukturen aufzubrechen. Oft ist es so, dass nicht unbedingt der beste Dienstleister genutzt wird, sondern derjenige, der momentan im Unternehmen dafür angedockt ist. Werden Prozesse schlanker und effektiver gestaltet, bedeutet das unter Umständen, Stellen abbauen zu müssen. Und das ist immer

Overbeck: Dennoch wäre es wünschenswert, sich mit Blick auf

noch das größte Hindernis.

die Regulierung zu überlegen, wie sich ein Gesamtumfeld

Braun: Wir beobachten schon seit längerer Zeit, dass die klas-

schaffen lässt, in dem Start-ups schneller wachsen können.

sischen und oft langfristigen Beziehungen zwischen Kunden

Dafür brauchen wir weniger Regulierung in den Bereichen

und Dienstleistern im Finanzsektor immer mehr aufbrechen.

Arbeitsgesetzgebung und Datenschutzbestimmungen. Es ist

Die Produkte sind sehr viel austauschbarer geworden, und

ein juristisches Problem, einen normalen Studenten zu be-

der Kostendruck bei sinkenden Margen ist immens. Hier kön-

schäftigen, der bereit ist, sich bei einem Start-up richtig zu

nen zusätzliche Services, nachgelagerte Dienstleistungen und

engagieren. Interessierte Kundengruppen mit einer E-Mail kalt

intelligente Abwicklungswege, die unter anderem dazu bei-

anzuschreiben bringt Abmahnungen von Anwälten, die von

tragen, die Transaktionskosten zu reduzieren, einen echten

Kunden engagiert worden sind, die sich für eigene Abmah-

Mehrwert schaffen, der auch von traditionellen Banken ge-

nungen in der Vergangenheit rächen wollen.

schätzt wird.

Deutschland ist kein einfacher Markt für digitale Services. Wie schwierig ist es, Kunden zu erreichen und die Kundenzahl hoch zu skalieren?

Beispiel in die Suchmaschinenoptimierung und kann sofort ein

Peters: Im B2B-Markt sind sowohl Akquise als auch Skalierbar-

Deutschland groß gefeiert, in den USA sind das aber Peanuts.

keit sehr viel schwieriger als bei Endkunden. Denn das Produkt

Das zeigt, dass die Deutschen ein grundlegendes Problem mit

von Debitos, eine Online-Forderungsbörse, auf der Unterneh-

der Technologieadaption haben. Sie brauchen länger, wenn

men ihre Forderungen im transparenten Auktionsverfahren

aber die Schwelle überschritten ist, läuft die Skalierung schnel-

verkaufen können, ist schwerer vermittelbar. Dennoch ist die

ler. FinTechs müssen da einen langen Atem haben.

Siegert: Der B2C-Markt ist sicher einfacher. Man investiert zum

paar Kunden akquirieren. 100.000 Kunden werden dann in

FinTech-Gründer: Timur Peters und Dr. Gernot A. Overbeck nach dem Round-Table-Gespräch


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FINTECH IN DER PRAXIS

BEGRIFFE

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Welche weiteren Unterschiede gibt es im Vergleich zu internationalen FinTech-Märkten? Oster: Die Volumina, die auf den Märkten bewegt werden, sind auf einem ganz anderen

Niveau. Aber auch die Finanzierung läuft anders. Bereits in der ersten Finanzierungsrunde, wenn es nur eine Idee, ein Team und eine Powerpoint-Präsentation gibt, fließen bereits Beträge, die ein FinTech-Unternehmen in Deutschland nur bekommt, wenn das Produkt komplett am Markt ist und sich die Akquise-Kanäle schon bewiesen haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass man in den USA mit einem Produkt und einer Lizenz prinzipiell einen Markt mit 300 Millionen Verbrauchern ansprechen kann. In Europa benötigt man für jedes Land eine Lizenz, ein Büro, sprachlichen Support. Siegert: Das muss nicht unbedingt ein Wettbewerbsnachteil sein. Im e-Commerce-Bereich gab

es viele Start-ups aus Europa, die in die USA gegangen sind und dort auch sehr erfolgreich waren, weil sie gleich von Beginn an international gedacht haben. In Deutschland tun wir uns schwer, weil wir zuerst den deutschen Markt knacken wollen, dann gehen wir nach Österreich,

Eine Technologie wird als disruptiv bezeichnet, wenn sie eine etablierte Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung weitgehend oder vollständig verdrängt. Der englische Begriff „Payment“ wird oft für das Segment Zahlungsabwicklung im Finanzdienstleistungssektor verwendet.

Frankreich und so weiter. Vielleicht denken wir einfach zu deutsch.

Welche Vorteile bietet Frankfurt als FinTech-Standort? Siegert: Im FinTech-Bereich spielt es eine sehr große Rolle, dass wir in Frankfurt direkt am

Kapitalmarktgeschehen dran sind und die Banken und die Deutsche Börse in der Nähe haben. Außerdem haben wir viele stabile Unternehmen in der Region. Overbeck: Ein potenzieller Vorteil ist eine Umgebung für Start-ups, in der man sich austauschen

und Erfahrungen teilen kann. Ein weiterer Vorteil ist ein Hochschulnetzwerk, das High Potentials bietet, die gerne in ein Start-up kommen und über die eine Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen stattfindet. Der dritte Punkt ist, dass in der Region auch Venture Capital verfügbar sein müsste. Das gilt es zu entwickeln. Braun: Zusätzlich bietet Frankfurt unschätzbare Vorteile durch die Rechenzentrum-

Im Finanzdienstleistungssektor steht der englische Begriff „Lending“ häufig für das Segment Kreditvergabe. Mit „B2B“ wird die Bezeichnung „Business-to-Business“ abgekürzt. Sie steht für Geschäftsbeziehungen zwischen mindestens zwei Unternehmen. „B2C“ ist die Abkürzung für „Business-to-

Customer“ und beschreibt Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen und Konsumenten beziehungsweise Endkunden.

Infrastruktur. Skalieren bedeutet in der Wirtschaft, dass

Welche Rolle wird FinTech in zehn Jahren spielen? Peters: In der deutschen FinTech-Branche wird es sicher einige Konsolidierungen geben und

auch Geschäftsmodelle, die sich nicht durchsetzen konnten. Es wird vielleicht auch eine

Unternehmen expandieren. Die Nachfrage steigt, sie bekommen mehr Aufträge, erwirtschaften einen höheren Gewinn und können mehr Personal einstellen.

Vermengung von Banken, FinTechs und IT-Unternehmen entstehen, das zeichnet sich jetzt schon im Bereich der Cloud-Services ab. Ich hoffe natürlich, dass einige deutsche Anbieter

„Peer-to-Peer-Lending“ ist die englische

es schaffen, einen europaweiten Markt aufzubauen und sich am Ende weltweit durchsetzen.

Bezeichnung für Kredite, die direkt von Privatpersonen an Privatpersonen als Privatkredite vergeben werden, ohne dass ein Finanzinstitut als Vermittler auftritt.

Braun: Wir werden mit unseren Produkten und Dienstleistungen verschiedene Vertriebs-

wege und -strategien beschreiten und dabei sowohl die Themen Preisführerschaft als auch Qualitätsführerschaft im Fokus haben. Aufgrund unterschiedlicher Kundenbedürfnisse im Hinblick auf Art und Umfang der benötigten Servicequalität sehen wir Potenzial für beide Ansätze. Siegert: Vieles können wir gar nicht voraussehen. Ein Smartphone zum Beispiel ist nicht nur

ein Telefon, sondern mit dieser neuen Technologie hat sich unser gesamtes Verhalten verändert. Wenn das im Bereich FinTech eintritt, wird das gesamte Koordinatensystem komplett verschoben. Vielen Dank für das Gespräch.


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FINTECH IN DER PRAXIS

Deutschland und die anderen EU-Länder sind gut mit Finanzdienstleistungen versorgt. Die Statistik der Deut-

FinTechs öffnen Zugänge zum Finanzsystem

schen Bundesbank weist für 2014 über 100 Millionen Girokonten aus. Über die Hälfte davon sind bereits als

DEUTSCHE FINTECHS FÖRDERN WELTWEIT DIE FINANCIAL INCLUSION

Die von FinTech-Unternehmen entwi-

Onlinekonten verfügbar. Zudem stehen in Deutschland

ckelten neuen Technologien spielen bei

fast 57.000 Geldautomaten und über 10.000 Bank-

der angestrebten Financial Inclusion

stellen mit Service- und Beratungsleistungen zur Ver-

mittlerweile eine wichtige Rolle. Dabei

fügung. Deshalb wird die Weiterentwicklung finanzwirt-

profitieren diese Unternehmen davon,

schaftlicher Leistungen für Privatpersonen hierzulande

dass sich der Zugang zum Internet

vor allem auf Effizienz, Convenience und Kostenvor-

und zu Telekommunikationsleistungen

teile abzielen. Die sogenannte Financial Inclusion, die

in vielen Entwicklungsländern deutlich

Menschen ohne Bankkonto dessen Einrichtung und

verbessert hat und der Onlinekanal

damit den Zugang zu Zahlungsverkehr und Kreditauf-

als Plattform für Bankleistungen an

nahme ermöglicht, spielt in den Ländern der EU eine

Attraktivität gewinnt. Indien verzeich-

eher untergeordnete Rolle.

nete nach Angaben der Internet and Mobile Association of India (IAMAI) im

„Finanzieller Analphabetismus“ weit verbreitet

Dezember 2015 über 400 Millionen Internetnutzer, von denen 94 Prozent für den Zugang auch ihr Mobiltelefon wäh-

Global betrachtet sieht das anders aus. Weltweit ver-

len. Ganz ähnlich ist es in Afrika, wo die

fügen nach Angaben der World Bank Group nur 62

Verbreitung des Mobilfunks disruptive

Prozent der Personen über 15 Jahre über ein Bank-

Veränderungen bewirkte. Der Kontinent

konto. Rund zwei Milliarden Menschen sind damit

versteht sich mittlerweile als „Mobile

von finanzwirtschaftlichen Prozessen ausgeschlos-

Continent“ – trotz gerade in ländlichen

sen. Vor allem in den Entwicklungsländern Afrikas und

Regionen schwieriger technischer Rah-

Südostasiens gelten große Teile der Bevölkerung als

menbedingungen. Über 600 Millionen

finanzielle

Analphabeten.

Fast die Hälfte aller Erwachsenen in Indien etwa hat kein Bankkonto. An

Anders als in Deutschland und der Europäischen Union (EU) haben große Bevölkerungsteile in Entwicklungsländern keinen Zugang zum Zahlungsverkehr. FinTech-Unternehmen entwickeln neue Technologien, um diese Menschen in finanzwirtschaftliche Prozesse zu integrieren.

geregelten

Kreditprozes-

sen nehmen nur 6 Prozent der Bevölkerung teil. Diese Probleme sind typisch für

viele

Entwicklungs-

länder: Eine geringe Bankfilialdichte insbesondere in

In Subsahara-Afrika zeigen 58 Prozent der Mobilfunknutzer großes Interesse an Mobile Banking und elektronischen Geldbörsen.

ländlichen Regionen, langwierige und bürokratische Kontoantragsverfahren und mangelnde finanzielle

Mobilfunknutzer hat die Region Sub-

Bildung verhindern den Zugang zum Zahlungsverkehr.

sahara-Afrika heute, rund 930 Millionen werden laut Ericsson Mobility Report bis

Die finanzielle Eingliederung dieser Menschen halten

Ende 2019 erwartet. Schon heute zei-

Experten der World Bank Group für dringend erforder-

gen 58 Prozent der Mobilfunknutzer in

lich, um das Wirtschaftswachstum dieser Länder zu

der Region ein großes Interesse an der

fördern und die Bevölkerungsarmut zu verringern. Eine

Nutzung von Mobile Banking und elek-

Teilnahme am Finanzsystem ist die Voraussetzung, um

tronischen Geldbörsen. In Kenia bei-

Geschäfte zu starten und zu entwickeln, in die Bildung

spielsweise wird das mobile Zahlungs-

der Kinder zu investieren und finanzielle Rückschläge

system M-PESA bereits von über zwei

auszugleichen.

Dritteln der Bevölkerung genutzt.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Weltweit haben viele Menschen kein Bankkonto

Neue Prozesse für Kontoeröffnung und Kreditvergabe

Verfahren entstehen dabei Probleme – zum Beispiel im

Keine Angabe

Bereich der Identitätsprüfung –, die zu hohen Kreditausfallquoten führen und sich in entsprechend hohen

Die Ansatzpunkte für FinTech-Unternehmen sind viel-

Zinsen von über 60 Prozent niederschlagen. awamo

fältig. So können wichtige Geschäftsprozesse wie

unterstützt die MFI durch eine Lösung zur Digitalisie-

Legitimation, Identitätsprüfung und Vertragsabschluss

rung der Kreditvergabe, indem das Unternehmen eine

unter Einsatz moderner Finanztechnologie neu gestal-

mobile, robuste und bezahlbare Komplettlösung aus

tet werden. Seit 2012 bietet WebID Solutions europa-

Hard- und Software zur Verfügung stellt. Durch die

weit rechtskonforme Vertragsabschluss- und Identifi-

Technologie können die Kreditnehmer anhand ihres

kationsprodukte an, die vollständig online abgewickelt

Fingerabdrucks identifiziert werden. Kundendaten

werden können. Im Rahmen eines Joint Ventures mit

und Kreditanträge werden digital erfasst, so dass das

einer der größten Privatkundenbanken führt das Un-

Kreditportfolio mit Echtzeitdaten gesteuert werden

ternehmen eine Face-to-Face-online-Identifikation in

kann. Durch die zentrale Analyse der Kundendaten

Indien ein und revolutioniert damit den dort bisher übli-

kann die Kreditwürdigkeit der potentiellen Kreditneh-

chen Kontoeröffnungsprozess. Die Initiative ist Teil des

mer besser eingeschätzt werden. Im Ergebnis profitie-

staatlichen „Volksvermögensprogramms“, mit dem

ren alle Beteiligten von niedrigeren Transaktionskosten,

größere Teile der Bevölkerung besser mit grundlegen-

einem transparenteren Kreditvergabeprozess und

den Finanzdienstleistungen versorgt werden sollen.

einer fairen Kreditvergabe.

Auch im Bereich der Kreditvergabe sind deutsche

Die Beispiele zeigen, wie deutsche FinTech-Unterneh-

FinTech-Unternehmen international engagiert. Die

men die digitalen Strukturen in Entwicklungsländern

Frankfurter awamo GmbH hat sich zum Ziel gesetzt,

nutzen, um bestehende finanzwirtschaftliche Prozes-

die Vergabe von Mikrokrediten in Entwicklungsländern,

se sicherer, effizienter und einfacher zu gestalten. Sie

insbesondere in Afrika, deutlich zu verbessern und

leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Financial

auszuweiten. Wegen der geringen Filialdichte nehmen

Inclusion und zu einer verbesserten Versorgung der

Bauern und Kleinunternehmer Kredite meist bei Mikro-

Bevölkerung in Entwicklungsländern mit klassischen

finanzinstituten (MFI) auf. Aufgrund papierbasierter

Finanzdienstleistungen. Q

0,4 – 20 20 – 39 39 – 63,2 63,2 – 87,5 87,5 – 100 Konto bei einem Finanzinstitut (% Alter 15+) Jahr: 2014 Quelle: Weltbank, 2016


34

FMF JAHRBUCH 2016

Als CLEARING* bezeichnet

FINTECH IN DER PRAXIS

man das Verfahren der Übermittlung, der Abstimmung und die Bestätigung von Zahlungsaufträgen vor dem Zahlungsausgleich. COLLATERAL MANAGEMENT** umschreibt den Prozess

360T

der Reduzierung des Kontrahentenrisikos durch die Hinterlegung von Sicherheiten.

VOM START-UP ZUM GLOBAL PLAYER

Der Markt schrumpft und die Konkurrenz stagniert, doch die Devisenhandelsplattform 360 Treasury Systems AG (360T) verzeichnet beständiges Wachstum. Mit einem täglichen Handelsvolumen von durchschnittlich 70 Milliarden Euro belegt 360T Rang drei der weltweit größten Devisenhandelsplattformen. Ein Porträt.

Main etabliert, der trotz marktbedingter Schwierigkeiten seit dem Gründungsjahr konkurrenzfähig wurde. Während Wettbewerber nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 mit sinkenden Handelsumsätzen zu kämpfen hatten, erreichte 360T im Oktober 2004 die Gewinnschwelle. Weiteres Wachstum ist geplant, sowohl geografisch als auch durch die Einführung weiterer Produkte für bestehende und neue Zielgruppen. Das Potenzial und die Qualität des Unternehmens erkannte auch die Deutsche Börse. Im Oktober 2015

ls am Neuen Markt 2000 die Lichter ausgingen, grün-

kaufte sie 360T für 725 Millionen Euro. Diese Übernahme bietet

dete Carlo Kölzer am Finanzplatz Frankfurt die inter-

die Chance, der einzige Anbieter im Devisenbereich zu sein,

netbasierte Devisenhandelsplattform 360T. Die Idee

der von illiquiden Deviseninstrumenten bis hin zu hochliquiden

des Firmengründers war, das FinTech nicht nur auf die Be-

Futures alles auf und außerhalb von regulären Handelsplätzen

dürfnisse von Banken, sondern auf die Bedürfnisse von Unter-

anbieten kann. Das Ziel ist es, die ganze Breite der Handels-

A

nehmen zuzuschneiden. 360T ermöglicht den transparenten

mechanismen sowie das dahinter gelagerte Clearing* und

und sicheren elektronischen Handel von Fremdwährungen,

Collateral Management** bereitzustellen.

Geldmarktprodukten sowie Währungs- und Zinsderivaten auf technisch höchstem Niveau.

Etwa 70 Milliarden Euro werden Inzwischen wird die Plattform mit einem Liquidity-Pool von über 200 Banken von rund 1.500 Kunden in mehr als 75 Ländern weltweit genutzt. Dazu gehören institutionelle Kunden,

heute täglich in verschiedensten Währungen über 360T gehandelt.

Broker, Banken und internationale Konzerne. Ihnen wird während der gesamten Phase des Tradingprozesses volle Transparenz und damit Kontrolle ihrer Transaktionen ermöglicht.

International aufgestellt

Die angefragten Preise können in deutlich höherer Geschwindigkeit zur Verfügung gestellt und verglichen werden, als dies

360T ist tief in der Wirtschaft verankert, 29 von 30 DAX-

im früheren Telefonhandel möglich war. Insgesamt bedeutet

Unternehmen nutzen die Plattform für ihre Devisengeschäfte.

das eine deutliche Kosten- und Zeitersparnis, wobei zusätz-

Das Unternehmen beschäftigt heute rund 215 Mitarbeiter

lich sämtliche regulatorischen Anforderungen erfüllt werden.

weltweit. Neben der Zentrale in Frankfurt und weiteren Büros

Etwa 70 Milliarden Euro werden heute täglich in verschiedens-

in Europa etablierte 360T Standorte in Amerika, der Region

ten Währungen über 360T gehandelt.

Asien-Pazifik und Indien. 2015 wurde 360T bei den FX Week Best Banks Awards, einer der wichtigsten internationalen

Wachstum setzt sich fort

Auszeichnungen im Devisenmarkt, zum besten „Professional E-Trading Venue“ und „Best Vendor for Trading Technology“

Der Umsatz von 360T ist seit der Gründung im Jahr 2000 jährlich gewachsen. Auf diese Weise hat sich ein digitaler Global Player am Wirtschaftsstandort und Finanzplatz Frankfurt am

gekürt.


35

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

DIE DIGITALISIERUNG

des Finanzsektors

Traditionelle, alteingesessene Finanzinstitute stehen für eine langjährige Expertise im Bankgeschäft und verfügen über eine treue Kundenbasis. Nach und nach halten jedoch auch bei ihnen neue Technologien Einzug, wie Beispiele der Deutschen Bank, der DZ BANK, der Frankfurter Sparkasse und der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen zeigen. Deutsche Bank: Neue Wege der Vernetzung .............. S. 36 DZ BANK setzt auf Innovationsmanagement und Vernetzung mit FinTechs ....................................... S. 37 Frankfurter Sparkasse: Moderne Retailinstitute – am Schnittpunkt zwischen Erfahrung und Innovation .. S. 38 Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen: Etablierte Player und FinTechs nähern sich an ............ S. 39


36

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Neue Wege DER VERNETZUNG von Thomas-Frank Dapp und Dr. Markus Pertlwieser

A

temberaubend: Nur mit diesem Adjektiv lässt sich die

Finanzdienste als Apps bereitstellen

Umwälzung branchenübergreifender Geschäftsmodelle an-

Ein neues digitales Banken-Ökosystem würde in eine Plattform

gemessen charakterisieren, die durch die Digitalisierung aus-

mit einem breiten Angebot an eigenen und fremden Finanz-

gelöst wurde. Im Vergleich zu analogen Innovationszyklen hat

diensten münden, sicher und bequem zu beziehen als Ban-

sich die Dynamik enorm beschleunigt. Viele haben das anfäng-

king-Apps in einem offen zugänglichen App Store. Der Kunde

lich unterschätzt – die Finanzindustrie ist da keine Ausnahme.

müsste die Finanzplattform nicht mehr verlassen, er bekäme viele Finanzdienste als Apps individuell auf seine jeweilige

Als Reaktion auf die hohe Innovationsdynamik positionieren

IT-Umgebung zugeschnitten.

sich auf vielen Märkten zunehmend internationale Digitalplattformen. Die Monetarisierungs-Strategie dieser sogenannten

Die Banken arbeiten intensiv an Digitalisierungsstrategien,

digitalen Ökosysteme beruht in erster Linie auf dem Prinzip

die sämtliche Geschäftsbereiche einbeziehen und geeignete

des „Walled Garden“: „Umzäunte Gärten“ halten den Nutzer

interne sowie externe Schnittstellen bereitstellen. Zwei Para-

in einer in sich geschlossenen Onlinewelt, die Daten liegen in

meter sind dabei wichtig: Erstens wollen die Kreditinstitute die

der hauseigenen Cloud, es gibt eigene Browser und Hard-

neuen Technologien kostengünstig und zügig integrieren und,

ware. Die eigene Hardware und die konzerneigenen Betriebs-

zweitens, wollen sie unvoreingenommen auch mit potenziellen

systeme garantieren den Nutzern sehr hohen Komfort. Die

Wettbewerben zusammenarbeiten können. Den Banken bietet

Gleichung lautet: Je länger die Konsumenten auf der Plattform

die Digitalisierung zudem die Chance, sich beim Datenschutz

verweilen, desto einfacher lassen sich die Verkaufsstrategien

eine internationale Vorreiterrolle zu sichern, wenn sie dauer-

in attraktive Gewinne ummünzen. Die Plattformen überwinden

haft garantieren, dass sie personenbezogene Daten weder an

so traditionelle Hierarchiegrenzen und gehen neue Wege der

Dritte verkaufen noch für andere Projekte zweckentfremden.

Vernetzung. Neben den digitalen Plattformen drängen auch

Die Digitalisierung ist deshalb auch eine Chance für die Banken,

zahlreiche FinTechs in diesen Markt. Ihre Strategie basiert

das noch besser zu tun, was ihre Aufgabe ist: eine gute,

ebenfalls auf dem harmonischen Ineinandergreifen von Hard-

vertrauensvolle Beziehung zu ihren Kunden zu pflegen und deren

und Software. Solche FinTechs docken an die Wertschöpfung

finanzielle Bedürfnisse und Wünsche bestmöglich zu bedienen.

digitaler Ökosysteme an, indem sie kompatible Technologien sowie geeignete Programmierschnittstellen verwenden und

Thomas-Frank Dapp arbeitet als Senior Economist

diese optimal verzahnen. Die entscheidende Frage lautet, ob

für DB Research, und Dr. Markus Pertlwieser ist

dies nicht auch eine Strategie für den Bankensektor sein könnte.

Chief Digital Officer bei der Deutsche Bank AG.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

DZ BANK setzt auf Innovationsmanagement UND VERNETZUNG MIT FINTECHS von Franz Sebastian Welter

D

ie Neugierde auf neue Geschäftsmodelle der Financial

die systematische Erfassung neuer Marktaktivitäten und neue

Technology hat die Finanzwirtschaft inzwischen auch in der

Formen der Innovationsarbeit. Ein Beispiel: Im Frühjahr findet

Breite erreicht. Nachdem über viele Jahre die Auseinander-

der erste GENOHackathon von DZ BANK, Fiducia & GAD IT

setzung mit Regulierungsanforderungen die Branche domi-

und ADG statt. Dabei kommen aus der genossenschaftlichen

nierte, sind Innovation und Digitalisierung in der Priorität

Finanzgruppe verschiedene Fachleute, wie Softwareentwick-

deutlich gestiegen.

ler, Produktspezialisten, Anwender und Berater zusammen, um in Teams Konzepte und erste Prototypen zu entwickeln.

Banken fahren dabei eine mehrgleisige Strategie. Einerseits

Zur Weiterführung der aus solchen Formaten entstehenden

lassen sie sich durch die Ideen vieler weltweit aktiver Start-

Innovationsansätze denkt die Bank derzeit auch über ein Inno-

ups inspirieren. Hält man die Produkte oder Technologien für

vationslab nach.

geeignet für die eigenen Zielgruppen, gibt es heute verschiedenste Optionen einer Zusammenarbeit mit FinTechs. Diese

Ein weiterer Ansatz ist die Vernetzung mit der FinTech-Szene.

reichen von reinen Dienstleistungsverträgen über umfassen-

Die DZ BANK kooperiert zum Beispiel mit iZettle, um Kleinunter-

dere Kooperationen und Minderheitsbeteiligungen bis hin zum

nehmern die Annahme von Kartenzahlungen zu ermöglichen.

Kauf ganzer Firmen.

Über die Kooperation mit dem Accelerator Axel Springer Plug and Play werden mit Start-ups innovative Geschäftsideen ent-

Kreatives Potenzial erkennen

wickelt. Und auch das eigene FinTech, das Onlinebezahlver-

Auf der anderen Seite erkennen viele Banken das kreative

fahren der deutschen Kreditwirtschaft, paydirekt, ist seit Ende

Potenzial ihrer eigenen Mitarbeiter. Hier setzt auch die DZ

2015 erfolgreich am Start.

BANK AG mit ihrem strategischen Innovationsmanagement an. Aufgaben sind insbesondere das Monitoring der

Franz Sebastian Welter ist Abteilungsdirektor Innovation &

Innovationsaktivitäten der Gruppe, das Trend-Scouting für

Digitalisierung bei der DZ BANK AG.


38

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Moderne Retailinstitute

– AM SCHNITTPUNKT ZWISCHEN ERFAHRUNG UND INNOVATION von Robert Restani

N

ur Bares ist Wahres. Dieses Sprichwort klingt wie aus

meist nicht, obwohl sie teils ähnliche Geschäftsmodelle verfol-

einer anderen Zeit. Denn in vielen (Lebens-) Bereichen ge-

gen. Sobald sich dies ändert, verengen sich ihre Spielräume

winnt die virtuelle Realität an Bedeutung – auch, wenn es ums

erheblich. Drittens verknüpfen klassische Kreditinstitute die

Geld geht. Mit einem Klick werden gewaltige Geldmengen

reale und digitale Welt immer erfolgreicher. Das Online-Chat-

von einem Ende der Welt ans andere verschoben; kontakt-

Team, dessen Berater per Text- und Video-Chat von unseren

loses Zahlen, Kontoführung via Smartphone-App: fast schon

Kundinnen und Kunden kontaktiert werden können, oder die

Schnee von gestern. Die neuen Stars der Finanzmärkte sind

Video-Legitimation, welche die Kontoeröffnung mit vor die PC-

die FinTechs, Revolutionäre auf dem Weg zur Vorherrschaft in

Kamera gehaltenem Personalausweis ermöglicht, gehören

der Finanzwelt. Und in der Tat können FinTechs mit innova-

längst zum Alltag der Frankfurter Sparkasse. Wir verbessern

tiven, oft mutigen Ideen fruchtbare Entwicklungen anstoßen,

unser Angebot ständig, etwa beim Online-Marketing oder bei

den Wettbewerb bereichern.

der Entwicklung neuer Produktwelten.

Reale und digitale Welt erfolgreich verknüpfen

Wir erreichen unsere Kunden genau dort, wo sie sich befin-

Doch vom Impulsgeber bis zur Marktführerschaft ist es ein

den – beim ständigen Grenzgang zwischen realer und vir-

weiter Weg. Gerade im Retail-Geschäft sind die klassischen

tueller Welt. Wir verknüpfen digitale Innovationen mit unserer

Kreditinstitute mit Filialnetz und Beratern aus Fleisch und Blut

jahrzehntelangen Erfahrung. Nicht alles, was digital möglich

zentraler Bestandteil der Finanzmärkte – und werden es auf

ist, muss auch sinnvoll sein. Wenn es ums Geld geht, zählen

absehbare Zeit auch bleiben. Denn erstens wollen die meis-

Kompetenz und Vertrauen – von Mensch zu Mensch.

ten FinTechs ohnehin keine Vollbanken sein; sie zeichnen sich durch Flexibilität aus und funktionieren nicht in festen Strukturen. Zweitens bestimmen regulatorische Anforderungen die

Robert Restani ist Vorstandsvorsitzender

Arbeit der Banken. FinTechs unterliegen diesen Regeln bisher

der Frankfurter Sparkasse.


39

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Etablierte Player und FINTECHS NÄHERN SICH AN von Dr. Michael Reckhard

M

it den Unternehmen der Finanztechnologie treten neue

Und nicht zuletzt: Hessen ist immens finanzstark – ein weiteres

Teilnehmer im Bankensektor in den Markt ein. Sie verbin-

Plus für Gründer auf der Suche nach Investoren, denn es ge-

den Schnelligkeit mit Innovation, haben in den vergangenen

hört zu den Erkennungs- und Erfolgsmerkmalen der FinTechs,

Jahren bereits viele Geschäftsideen entwickelt und konnten

viele Geschäftsansätze parallel zu entwickeln und die Kunden

sich erfolgreich am Markt etablieren. Inzwischen positionie-

entscheiden zu lassen, welche Lösung sie bevorzugen. Das

ren sich FinTechs als Wettbewerber, aber auch als mögliche

kostet mehr, als nur einen Weg zu beschreiten, allerdings birgt

neue Geschäftspartner der etablierten Player der Finanz-

dieses Vorgehen auch nicht die Gefahr, auf diesem einen Weg

branche – und die Annäherungsgedanken beruhen durchaus

umfassend zu scheitern.

auf Gegenseitigkeit. Um den entscheidenden Schritt zur FinTech-City Frankfurt tat-

Hessen bietet gute Voraussetzungen

sächlich erfolgreich zu gehen, ist es erforderlich, dass alle be-

Aus Politik und Wirtschaft mehren sich daher die Stimmen,

teiligten Interessengruppen an einem Strang ziehen und auch

die Frankfurt am Main zur zentralen FinTech-City in Deutsch-

mit Blick auf die internationale FinTech-Szene und potentielle

land und Europa weiterentwickeln wollen. Hierfür sind die

Investoren ein geschlossenes Bild abgeben. Der Anfang ist ge-

Voraussetzungen denkbar gut: Hessen, als deutscher Start-

macht: Frankfurt sowie die Rhein-Main-Region sind auf gutem

up-Meister unter den Flächenländern, bietet gute Bedingun-

Weg, mit den FinTechs eine symbiotische Beziehung einzu-

gen für Kooperationen aufgrund der schieren Nähe zu den

gehen. Profitieren werden davon am Ende alle: die Gründerinnen

etablierten Anbietern. Technisch bietet die Mainmetropole

und Gründer, der Kunde und der Wirtschaftsstandort Hessen.

mit dem weltweit leistungsfähigsten Internetknoten ebenfalls beste Voraussetzungen.

Dr. Michael Reckhard ist Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

h c e T n i F s t e e m n o i t i d a Tr Mit innovativen Technologielösungen lassen sich klassische Finanzdienstleistungen revolutionieren – so das Credo vieler FinTechs, die mit neuen Ideen für frischen Wind in der Finanzbranche sorgen. Begleitet von großer medialer Aufmerksamkeit nimmt der FinTech-Zug Fahrt auf. Davon profitieren nicht zuletzt die etablierten Anbieter. Martin Gijssel, CEO der vwd group, erläutert im Gespräch mit der FMF-Redaktion, wie sich Innovationsgeist und Erfahrung optimal ergänzen.

Wie viel FinTech steckt in vwd?

getan, die eigentliche Arbeit kommt erst danach, wenn es nämlich

Martin Gijssel: 100 Prozent. Wir bieten Technologie für die Finanz-

darum geht, stabile Prozesse zu entwickeln, die sich in die be-

industrie, und das seit 1949. Als Unternehmen haben wir uns immer

stehenden Systeme unserer Kunden einbinden lassen. Entscheidet

wieder verändert – von der Nachrichtenagentur zum Anbieter von

der Kunde, wofür er bereit ist Geld auszugeben, sind Stabilität und

Finanzinformationen zum Technologiepartner. Das ist Teil unserer

Sicherheit immer wichtige Faktoren. Um das als Anbieter alles ab-

Geschichte. Heute profitieren wir davon, dass mit FinTech ganz

decken zu können, arbeiten bei uns rund 150 Entwickler mit ganz

andere Eigenschaften assoziiert werden. Digitalisierung ist das ent-

unterschiedlichen Kompetenzen.

scheidende Stichwort. Für uns heißt das, Prozesse für unsere Kunden zu digitalisieren und dadurch effizienter zu machen.

Aber verschärfen die FinTechs nicht die Konkurrenz unter den Technologieanbietern?

Bei welchen Prozessen setzen Sie an?

Gijssel: Ja sicher, aber das muss für uns kein Nachteil sein. Wir sehen

Gijssel: Der klassische Beratungsprozess ist im Fokus wie auch die

immer öfter, dass ein FinTech mit einer sehr spezifischen Lösung an

ganzen vor- und nachgelagerten Prozesse. Effiziente Umsetzung

den Markt kommt und über dieses innovative Tool berichtet wird.

regulatorischer Anforderungen ist ein anderes wichtiges Feld. Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Kunden entlang der kompletten Wertschöpfungskette mit ausgereiften Technologielösungen zu unterstützen, damit sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Entsprechend bieten wir eine große Bandbreite an Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette und aus erster Hand, was uns von vielen FinTechs unterscheidet. Start-ups sind klein und entsprechend schnell und kreativ in der Umsetzung neuer Ideen. Wie können Sie da mithalten? Gijssel: Auf den ersten Blick scheint das ein Vorteil: Das Entwickeln neuer technologischer Ideen lässt sich sehr gut mit einer Start-up-Mentalität verbinden. Mit der Idee ist es aber noch nicht

Martin Gijssel, CEO der vwd group, im Interview mit der FMF-Redaktion.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Es ist ein Spagat: innovativ und schnell sein, aber gleichzeitig viel Funktionalität und Sicherheit bieten. Da muss man immer wieder die richtige Balance finden.

Unsere Produktmanager schütteln dann den Kopf, weil wir ein solches Tool längst in einer unserer Lösungen integriert haben, aber keiner das je ins Schaufenster gestellt hat. Ist bessere Vermarktung also Ihr Hebel? Gijssel: Das gehört dazu, hilft aber nur, wenn das Produkt gut ist. Beispielsweise haben wir einen Robo Advisor entwickelt, den wir

Martin Gijssel ist seit September 2015 CEO der vwd group.

unter dem Namen vwd finance guide vermarkten. Es ist ein Online-

Zuvor war er mehr als 18 Jahre in leitender Position bei

tool, das unsere Kunden – Banken, Vermögensverwalter und Asset

FactSet Research Systems Inc.; zuletzt als Managing Director

Manager – in ihrem Beratungsgeschäft einsetzen können. Damit

of International Investment Management Sales.

bieten wir genau die Lösung, die unser Kunde braucht, um sich für die steigende Nachfrage der Endkunden in der Onlineberatung zu rüsten. In der Vermarktung hilft es uns sehr, dass dieses Thema

Die vwd group ist einer der europaweit führenden Anbieter für

derzeit en vogue ist. Das ist aber nur der Türöffner. Überzeugen

Informations- und Technologielösungen und spezialisiert auf

müssen wir mit den Leistungen, die in einem solchen Produkt

kundenindividuelle Anforderungen im Asset Management, Retail

stecken. Da müssen wir einfach mehr liefern als die vielen Start-

und Private Banking sowie im Wealth Management.

ups, die um die Gunst der Endanleger werben. Weil von Ihnen als erfahrenem Technologieanbieter mehr erwartet wird? Gijssel: Ja, viele unserer Kunden arbeiten schon lange mit uns zu-

Macht das Ihre Lösungen nicht etwas schwerfälliger?

sammen und erwarten, dass wir ihre spezifischen Anforderungen

Gijssel: Unsere Kunden sind professionelle Marktteilnehmer, in der

auch umsetzen können. Der vwd finance guide ist so konzipiert,

Regel seit langem am Markt positioniert, da liegt es fast in der

dass sich damit nicht nur ein paar wenige, sondern alle Asset-

Natur der Sache, dass Lösungen komplexer sein müssen, als dies

klassen abdecken lassen und die Produktauswahl sehr individuell

für die meisten Endanlegertools erforderlich ist. Wir verbinden die

gestaltet werden kann. Grundlage dafür ist die Kennzahlenlogik

bewährten Geschäftsmodelle mit innovativen Lösungen. Natürlich

kombiniert mit der Asset-Allokation-Strategie unserer Kunden. Das

ist es ein Spagat: innovativ und schnell sein, aber gleichzeitig viel

unterstützt auch eine effiziente laufende Betreuung im Nachgang,

Funktionalität und Sicherheit bieten. Da muss man immer wieder

die regulatorischen Anforderungen können einfacher erfüllt wer-

die richtige Balance finden. Wichtig für uns ist, beides zu können

den. Im Wettbewerb mit den jungen FinTechs können wir uns durch

und unsere Erfahrung zu nutzen für die Veränderungen, die die jun-

mehr Funktionalität und mehr Service differenzieren, weil wir das

gen FinTechs für die Finanzbranche bringen.

Know-how, die Erfahrung, aber auch die internen Strukturen und Prozesse dafür haben.

Vielen Dank für das Gespräch.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

PAYDIREKT – EINFACH UND SICHER ONLINE BEZAHLEN von Dr. Niklas Bartelt

Mit paydirekt ist im August 2015 das Online-Bezahlverfahren der deutschen Kreditwirtschaft gestartet.

Das Einkaufen im Internet gehört auch in Deutschland inzwischen

Sicherheit und Datenschutz den aus dem Online-Banking gewohn-

zum Alltag vieler Menschen. Der Umsatz im E-Commerce steigt da-

ten Standards entspricht.

her von Jahr zu Jahr – im Jahr 2015 wuchs der Onlinehandel mit

Im Unterschied zu vielen anderen Online-Bezahlverfahren ist bei

Waren mit rund 12 Prozent erneut überdurchschnittlich. Eine Ent-

paydirekt kein externer Dritter eingeschaltet. Bezahlt ein Käufer sei-

wicklung, die Experten dem E-Commerce auch für die kommenden

ne Ware mit paydirekt, geht die Zahlung direkt von seinem Girokon-

Jahre prognostizieren.

to auf das Konto des Händlers – ohne Umweg. Alle sensiblen Daten

Für die Käufer stellt sich nach jeder Kaufentscheidung dabei die

wie zum Beispiel die Kontonummer bleiben dabei in der sicheren

Frage „Und wie bezahle ich?“ Nicht selten kommt es an diesem

Bankumgebung – es gilt das strenge deutsche Bankgeheimnis.

Punkt zum Abbruch des Kaufvorgangs, weil sich der Käufer mit den

Und selbstverständlich werden weder Warenkorbdaten noch das

angebotenen Zahlungsoptionen unwohl fühlt. Das „Stehenlassen“

Käuferprofil an Dritte weitergegeben.

eines vollen Warenkorbs ist im virtuellen Raum ja schließlich kein

Schon die Registrierung für paydirekt erfolgt in der vertrauten On-

Problem. Die Gründe hierfür sind so vielfältig wie das Angebot an

linebanking-Umgebung der eigenen Bank. Einfach, schnell und

Zahlarten, die Kunden und Betreibern von Online-Shops zur Verfü-

ohne zusätzliches Identifizierungsverfahren. Der Kunde legt selbst

gung stehen.

Nutzernamen und Passwort fest und bestätigt das Ganze mit sei-

Ein zentrales Kriterium für die Akzeptanz eines Online-Bezahlverfah-

nem gewohnten TAN-Verfahren. Das Bezahlen ist in der Regel dann

rens ist die Gewährleistung der Sicherheit. Online-Bezahlsysteme

mit zwei Klicks erledigt: Im Onlineshop paydirekt auswählen, Nut-

sind in Deutschland zwar etabliert, der eigenen Bank oder Sparkasse

zernamen und Passwort eingeben – fertig.

wird in Sachen Datenschutz und Bankgeheimnis jedoch nach wie vor die höchste Kompetenz zugeschrieben. Und laut Steinbeis Research

Ausgabenkontrolle und Käuferschutz

Center wünscht sich mit 80 Prozent der Löwenanteil der Befragten

Durch die direkte Verbindung mit dem Girokonto ist es für den Nut-

die eigene Bank als Anbieter eines mobilen Bezahlsystems.

zer einfach, Transparenz über seine Ausgaben zu behalten. Jede mit paydirekt abgewickelte Zahlung erscheint klar erkennbar in sei-

Ein Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen Darauf hat die deutsche Kreditwirtschaft reagiert: Nach 13 Monaten Konzeptions- und Entwicklungszeit ist mit paydirekt im August 2015 das

nem gewohnten Kontoauszug. Auf Wunsch informiert die paydirekt-App e Ware fer sein Zahlung u ä K in lt e die zusätzlich über jede Kontoaktivität „Bezah direkt, geht okonto mit pay on seinem Gir ndlers – per Push-Nachricht. In der aktuellen ä direkt v Konto des H s ersten Version zeigt die App alle Transa d “ auf mweg. ohne U aktionen und bietet einen „Notknopf“

bankeigene Online-Bezahlverfahren paydirekt gestartet. Zunächst mit einer Pilotphase, in der die beteiligten

für den Fall, dass eine Transaktion nicht vom Nutzer veranlasst wurde.

Institute Schritt für Schritt an Bord geholt wurden. Parallel

Und wird eine Ware nicht geliefert, kann

wurde paydirekt „auf Herz und Nieren“ geprüft. Schließlich

der Käufer über das paydirekt-Kundenportal

hatte man den Kunden nicht weniger versprochen, als ein den

seinen Käuferschutz in Anspruch nehmen.

Qualitätsansprüchen der deutschen Banken und Sparkassen

Weist der Händler den Versand der bestell-

genügendes System. Im Klartext: ein System, das in Sachen

ten Ware nicht nach, bekommt der Kunde den


43

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

KLICK

1

Käufer wählt im Webshop des Händlers paydirekt als Zahlungsverfahren aus

Bezahlen mit paydirekt in nur zwei Klicks

Kaufbetrag samt etwaiger Versandkosten direkt auf seinem Girokonto gutgeschrieben. Ein weiterer, für die Sicherheit im paydirekt-System nicht unerheblicher Aspekt: Alle Händler, die paydirekt in ihren Shops

2

als Bezahlverfahren anbieten – und anbieten werden – haben als Kunden einer deutschen Bank oder Sparkasse die entsprechenden Webshop / Händler leitet Bezahlvorgang ein und stellt paydirekt Rechnungsdaten bereit

Legitimationsverfahren nach deutschem Recht durchlaufen.

Einfache Weiterentwicklung durch modernes Plattformdesign KLICK

3

paydirekt wird auch dank seiner modernen und flexiblen IT-Plattform bei Kunden wie Händlern punkten. Die zugrunde liegende IT-Plattform zeichnet sich dank Microservice-Architektur und Event-ge-

Käufer loggt sich bei paydirekt ein und bestätigt die angezeigte Zahlung. paydirekt stellt Anfrage zur Zahlungsautorisierung bei der Käuferbank

triebener Datenhaltung durch eine hohe Flexibilität und Agilität aus. Weitere Funktionalitäten und neue Services lassen sich so schnell realisieren und dank eines Continuous-Delivery-Konzepts auch zügig an den Kunden bringen. Gerade in einem dynamischen Markt wie der Online-Zahlungsabwicklung ist dies wichtig, um neue oder weiterent-

4

wickelte Funktionen schnell und effizient liefern zu können. Zum Jahresende 2015 hatten bereits rund 1.000 Institute paydirekt freigeschaltet, unter ihnen die Volks- und Raiffeisenbanken und die Käuferbank autorisiert Zahlung und sendet Bestätigung an paydirekt. Bei Bedarf wird vom Käufer ein 2. Sicherheitsfaktor abgefragt

großen Privatbanken wie Commerzbank, comdirect, Deutsche Bank, HVB, Postbank und viele weitere. Mit dem Start der Sparkassen im April 2016 ist die Startphase beendet, und mehrere Millionen zusätzlicher Kunden können paydirekt nutzen. Noch steht das System am Anfang, aber schon die ersten Erfahrungen zeigen eine hohe Sys-

5

temstabilität und schnelle, einfache Transaktionen. Das Feedback der ersten Händler und Käufer ist durchweg positiv.

Webshop / Händler erhält Zahlungsgarantie

Die Zukunft im Blick Nachdem die Technik läuft und alle Funktionen ausreichend getestet sind, steht 2016 das Wachstum auf Händlerseite im Fokus, um den

6

Nutzern ein attraktives Händlerportfolio bieten zu können. Eine Maßnahme, die vor allem kleineren Händlern den Zugang erleichtern wird, ist die Einführung des Händlerkonzentratoren-Modells. Ein Händler-

Käufer erhält Kaufbestätigung

konzentrator übernimmt für kleinere Anbieter die Verhandlungen mit den beteiligten Banken. So kann der Händler paydirekt einfach anbin-

7

den und hat alles aus einer Hand, quasi als „Rundum-sorglos-Paket“. Auch für die Käufer ist eine Reihe von Weiterentwicklungen in Pla-

paydirekt stellt Daten zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs bereit und sendet diese an Händler- und Käuferbank

nung. Auf der Liste stehen unterschiedliche Themen von Weiterentwicklungen im Käuferportal bis hin zum mobilen Bezahlen. Mit seiner modernen und flexiblen Plattform kann paydirekt schnell auf die Bedürfnisse seiner Nutzer ausgerichtet werden und bietet damit den deutschen Banken und Sparkassen die Voraussetzung, als Anbieter

8

von Online-Bezahlverfahren mittel- und langfristig konkurrenzfähig zu sein. Q Händlerbank reicht auf dem Händlerkonto eine paydirekt-Zahlung ein

Dr. Niklas Bartelt ist Geschäftsführer der paydirekt GmbH.


44

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Alle Finanzmarktteilnehmer werden in den nächsten Jahren gezwungen sein, noch stärker in neue Techno-

Der technologische Fortschritt führt zu steigenden

logien und die dazu notwendige IT-Infrastruktur zu

Anforderungen an Wertpapier-

IT-Infrastrukturen stehen vor

investieren. Treiber sind nicht nur das stark wach-

handelssysteme und ihre IT-

sende regulatorische Umfeld und der Zwang zur

Infrastruktur – ein Praxis-

Erhöhung der Kosteneffizienz. Vielmehr stellt die

bericht der ICF BANK AG.

hohe Innovationskraft der jungen FinTech-Unter-

massivem Wandel

nehmen die „klassischen“ Marktteilnehmer zunehmend vor neue Herausforderungen.

VON ALEXANDER DEUSS

Chancen in digitaler Umwälzung erkennen Eine dieser technologischen Herausforderungen ist mit Bestimmtheit die sich bereits vollziehende Digitalisierung des on Frankfurt aus bietet die ICF BANK AG

Wertpapierhandels. Insbesondere die dem BitCoin zugrunde-

ihren institutionellen Kunden einen direkten

liegende Blockchain-Technologie könnte zu massiven Umwäl-

Zugang zum globalen Handel an 55 Börsen und

zungen in der Finanzindustrie führen. „Die Blockchain ist“, so

über zehn OTC-Plattformen. Zur Ausführung der

beschreibt es die Süddeutsche Zeitung vom 12. Januar 2015

Wertpapier-Aufträge nutzt die ICF BANK AG das im

am verständlichsten, „ein digitaler Kontoauszug für Transak-

eigenen Haus entwickelte Orderrouting- und Han-

tionen zwischen Computern, die jede Veränderung genau er-

V

©

delssystem ICFOMS . Dieses System gewährleistet

fasst, sie dezentral und trans-

unter anderem die vollständige Orderübermittlung

parent auf viele Rechner

und -überwachung sowie die vollelektronische Er-

verteilt und speichert.“

stellung der zugehörigen Wertpapierabrechnung.

Wertpapiertransaktio-

Eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg von

nen könnten so Peer-

ICFOMS© und vergleichbaren Produkten ist das Vor-

to-Peer* und ohne

handensein einer entsprechenden IT-Infrastruktur.

Zwischenschaltung

Diese sollte aus Sicht des Kunden insbesondere fol-

von zum Beispiel

gende Anforderungen erfüllen:

Banken oder Brokern

durchgeführt

Als Peer-to-Peer* werden Verbindungen von Rechner zu Rechner in Netzwerken bezeichnet. In einem reinen Peer-to-Peer-Netz sind alle Computer gleichberechtigt und können sowohl Dienste in Anspruch nehmen als auch zur Verfügung stellen. Unter Smart Bonds** versteht man vollautomatisierte Anleihen, bei denen Emittent und Käufer ohne Mittelsmann direkt in Kontakt treten. Auch Couponzahlungen und Tilgungen laufen automatisch ab.

Dynamische und automatisierte Skalierung

werden. Diese wären

Time-to-Market

schlicht überflüssig.

Garantierte Hochverfügbarkeit und individuelle

Gleiches gilt für Börsenbetreiber und Verwahrstellen.

Service-Level Kosteneffizienz durch budgetierbare

Sowohl die UBS als auch die Deutsche Bank AG

und transparente IT-Kosten

haben im letzten Jahr die Begebung einer Anlei-

Multi-Market-Fähigkeit

he über die Blockchain, einen sogenannten Smart

Erfüllung maximaler technischer Standards und

Bond**, erfolgreich intern getestet. Gegen den

Sicherheitsanforderungen

flächendeckenden Einsatz dieser Technologie

Flexible Vertragsgestaltung – keine Bindungsfristen

sprechen heute zum einen das noch ungeklärte

für den Nutzer

regulatorische und juristische Umfeld und zum zweiten die mangelnde Skalierbarkeit und Ge-

Dieser Katalog ist natürlich nicht abschließend und verän-

schwindigkeit. Und genau hier liegt auch die

dert sich stetig. Während zum Beispiel vor wenigen Jahren

große Chance für die innovativen Wertpapier-

noch für fast jeden Handelsplatz zur Anbindung eine eigene

häuser: Dem Markt entsprechende

Infrastruktur aufgebaut wurde, ist die Multi-Market-Fähigkeit

Produkte und IT-Infrastruk-

heute Standard. Die Umsetzungszeit oder Realisierungspha-

turen zur Verfügung zu

se der einzelnen IT-Infrastrukturprojekte hat sich von durch-

stellen.

schnittlich sechs Monaten auf heute wenige Wochen verkürzt.

Alexander Deuss ist Leiter

Gleichzeitig hat der Kostendruck für den Anbieter stark

Institutionelle Kundenbe-

zugenommen.

treuung bei der ICF BANK AG Wertpapierhandelsbank.


45

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Fit sein im Wandel wie ein FinTech – um stets nah an neuen technologischen Entwicklungen und dem Puls der Zeit zu sein, setzt die GFT Technologies SE mit CODE_n auf eine globale Innovationsplattform und unterstützt Start-ups aus Praxis und Wissenschaft.

INNOVATION_anpacken Die GFT vereint seit 1987 technologisches Know-how und

Das Unternehmen hat eine intelligente Software entwickelt: Beim

Branchenexpertise. Bisweilen hat sich das Unternehmen alle

Scannen oder Fotografieren von Dokumenten werden in Echt-

zehn Jahre neu erfunden. Gestartet als Experte für die Ent-

zeit strukturierte Informationen wie Kontonummern, IBAN und

wicklung grafischer Oberflächen, gelang zur Jahrtausend-

Verwendungszweck entnommen und semantisch in ein digitales

wende die internationale Positionierung als Internet-Spezialist

Überweisungsformular übertragen. „WIR HABEN DEN NUTZEN

– heute entwickeln und betreiben die Mitarbeiter maßgefertig-

DIESER TECHNOLOGIE FÜR DIE FINANZBRANCHE ERKANNT

te IT-Lösungen für die Finanzindustrie. Der Wandel ist bei der

UND ANSCHLIESSEND DEN KONTAKT ZU VERSCHIEDENEN

GFT Normalität geworden, und Innovation ist ein absolutes

BANKEN HERGESTELLT. AUCH IN DEN VON UNS PROGRAM-

Muss. „WIR HABEN FRÜH ERKANNT, DASS UNSERE KUN-

MIERTEN BANKING-APPS SETZEN WIR DARAUF“, so Kohl.

DEN OFT NICHT GENAU WISSEN, WIE MAN INNOVATIONEN ANPACKT. ALSO HABEN WIR DIESE KOMPETENZ IN UNSER

Die offene Herangehensweise der GFT an das Thema Innova-

BERATUNGSANGEBOT INTEGRIERT“, erklärt Bernd-Josef

tion zeigt sich auch in der Unterstützung eines Spin-offs der

Kohl, Executive Director bei der GFT.

Universität Tübingen. Hier berät das Unternehmen bei der Entwicklung einer multifunktionalen Bankkarte, die die herkömm-

In der Praxis hat sich dabei CODE_n, kurz für „Code of the

liche EC- oder Kreditkarte mit einem TAN-Generator aufrüstet.

New“, als Innovationsquelle etabliert. 2011 vom Vorstands-

Das neu entwickelte Display-TAN-Verfahren ist sicher vor Troja-

vorsitzenden Ulrich Dietz als Wettbewerb für Start-ups im

nern und vereinfacht das Bezahlen per Smartphone. Die Bank-

Rahmen der CeBIT initiiert, ist CODE_n zu einer globalen

karte, die man im Regelfall immer im Geldbeutel bei sich trägt,

Innovationsplattform für ambitionierte Gründer und führende

erzeugt die nötigen Sicherheitscodes (TAN) und zeigt diese

Unternehmen herangewachsen. Neben dem jährlich stattfin-

sowie weitere Bankdaten wie Kontonummern auf einem in die

denden Wettbewerb gehören dazu auch regelmäßige Events,

Bankkarte integrierten Display an. Die aufgerüstete Bankkarte

eine webbasierte „Matchmaking“-Plattform sowie der Inno-

kommuniziert per Bluetooth-Funkverbindung mit dem Smart-

vationscampus CODE_n SPACES in Stuttgart. „DIE IDEE IST,

phone und ist so geschützt vor Virenangriffen.

INNOVATOREN, ABER AUCH ERFAHRENE UNTERNEHMEN MITEINANDER ZU VERNETZEN“, sagt Kohl.

„IN TESTS HAT SICH GEZEIGT, DASS NUTZER DIE MULTIFUNKTIONALE BANKKARTE GUT FINDEN – GERADE WEIL

EINZIGARTIGER MARKTZUGANG Das Engagement bei CODE_n eröffnet der GFT einen einzigartigen Marktzugang. „WIR WISSEN FRÜHZEITIG, AN WELCHEN NEUEN ENTWICKLUNGEN GERADE GEARBEITET WIRD, UND BRINGEN DIESES WISSEN IN DIE INNOVATIONSBERATUNG UNSERER KUNDEN EIN“, beschreibt Kohl. Über CODE_n wurde die GFT beispielsweise auf Gini aufmerksam.

SIE SICHER UND ZUGLEICH KOMFORDie CODE_n SPACES in Stuttgart bieten Start-ups zu geringen Miet-Nebenkosten eine professionelle Arbeitsumgebung 2.0 inmitten kreativer Räumlichkeiten und den Zugang zu einem lebendigen Netzwerk. Jedes bereits gegründete Unternehmen kann sich bewerben – die einzige Voraussetzung ist ein digitaler Geschäftsansatz. www.code-n.org/spaces.html

TABEL IST. NUN SIND DIE BANKEN AM ZUG: SIE MÜSSEN SICH FÜR DIE EINFÜHRUNG DER NEUEN TECHNOLOGIE ENTSCHEIDEN, DAMIT DIE KUNDEN DAVON PROFITIEREN KÖNNEN“, sagt Kohl. Die Praxis zeigt, dass sich gerade im Finanzsektor Innovationen immer mehr durchsetzen. Wer den Wandel erkennt und die Treiber versteht, kann die Kunden optimal unterstützen.


Erkennen

Partizipieren

Setzen

TRENDS Die Main Incubator GmbH, kurz main incubator, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Commerzbank mit Sitz

Dafür sorgen, dass die Kunden der Commerzbankk

in Frankfurt am Main. Seit der Gründung im Oktober 2013 und

und die Bank selbst frühzeitig von technischen

folgt das Unternehmen drei Ziele: Trends erkennen, an Trends

Neuerungen im Bankgeschäft profitieren – vor diesem Hintergrund begleitet der main incubator

der Aufnahme des operativen Geschäfts im März 2014 verpartizipieren und Trends gestalten. „Das Team ist klein und agiert wie ein Start-up, sehr hemdsärmelig und vor allem kostenbewusst“, erklärt Christian Hoppe, Founder Director und Geschäftsführer des main incubators.

vielversprechende FinTechs bis zum Markteintritt und darüber hinaus. Zusätzlich hat der Inkubator für die Entwicklung der FinTech-Szene die Event-

Bei seinem operativen Start war der main incubator in Kontinentaleuropa der erste Inkubator einer Großbank für FinTechStart-ups. „Das Investment Committee, das über das finanzielle Engagement entscheidet, ist überwiegend extern besetzt.

reihe „Between the Towers“ ins Leben gerufen.

Diese Besetzung ist äußerst selten, denn sie garantiert, dass das Produkt und das Team ins Zentrum der Entscheidung rücken“, betont Hoppe. Hat ein FinTech eine passende Lösung zu bieten, fungiert der main incubator über strategische Invest-

Between the Towers. FinTechCity_Frankfurt

ments als Wegbegleiter bis zur Markteinführung und darüber

ist eine im Oktober 2014 gestartete Initiative zur Stärkung des FinTech-Ökosystems. In einer monatlichen Veranstaltungsreihe werden in der Bankenstadt Frankfurt am jeweils ersten Dienstagabend im Monat FinTechs, Investoren, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik vernetzt, erstklassig informiert und die Szene damit entwickelt:

det, das könnte ihr Potenzial gefährden“, so Hoppe. Zusätzlich

www.between-the-towers.com

1.

DIENSTAG IM MONAT

hinaus. Dabei strebt der main incubator keine Mehrheiten und keine Exklusivität an. „Wir wollen nicht, dass bei den FinTechs eine Umwandlung von Unternehmern zu Angestellten stattfinist der main incubator als Company Builder tätig. STRATEGISCHE INVESTMENTS BIETEN UNTERSTÜTZUNG Der Vorteil des main incubators besteht darin, dass er frühzeitig digitale Innovationen im Bankgeschäft in die Commerzbank und zu deren Kunden bringen kann. Dafür prüft das Unternehmen Start-ups ab einer Konzeptphase daraufhin, ob deren innovative Banking-Produkte und Lösungen einen Mehrwert für die Commerzbank-Kunden oder die Bank selbst bieten.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

Inkubator

„Wir haben dabei schwerpunktmäßig Lösungen für den

Linie an den Bedürf-

B2B-Bereich im Blick“, sagt Hoppe. „Hat ein FinTech eine ge-

nissen seiner Kunden

eignete Lösung im Angebot, gehen wir mit diesem eine länger-

und ist somit flexibler

fristige Partnerschaft über ein strategisches Investment ein.“

als das klassische Leasing oder Kaufen von

Davon profitieren die FinTechs in mehrfacher Hinsicht. Denn

Produkten. Zu einem

der main incubator bietet ihnen Kapital mit Hebelwirkung: Zu-

monatlich festgesetzten

gang zu den Geschäfts- und Firmenkunden der Commerzbank,

Betrag ohne Mindest-

Beteiligungskapital, Know-how im Bankgeschäft und – wenn

vertragslaufzeit und Vor-

gewünscht – auch Büro- und Infrastruktur im Gebäude des

auszahlungen können

ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Medizin kommt: ein Brutkasten für Frühgeborene, der für ihr Heranwachsen ein optimales Klima schafft. Damit Start-ups erfolgreich in das Geschäftsleben starten, stellen Inkubatoren eine Umgebung mit optimalen Bedingungen bereit.

Inkubators. „Diese Nähe hat den Vorteil, dass sich Start-ups

Unternehmen je nach

mit uns sofort austauschen oder an Experten vermittelt wer-

Projektbedarf ihre Mitarbeiter mit

den können. Auf diese Weise lassen sich Probleme schneller

iPhones, Kameras oder Tablets ausstatten.

lösen“, ist Hoppe überzeugt. Damit wird die Time-to-Market für die FinTechs verkürzt. Die Konditionen der Beteiligung und der

REGELMÄSSIGER AUSTAUSCH BENÖTIGT

gemeinsamen Zusammenarbeit werden mit den Start-ups indi-

Die Erfahrung des main incubators zeigt, dass Hilfestellung in

viduell festgelegt.

Form von Kapital und strategischer Unterstützung zwar wichtig ist, dass FinTechs aber auch eine Plattform für das regelmäßige

Seit seinem Start hat der main incubator bereits rund 340 Fin-

Networking und den Austausch über aktuelle Themen benötigen.

Techs gesichtet und mittlerweile vier strategische Investments

„Wir haben sehr genau geschaut, welche Player es für ein ak-

getätigt. Dazu gehört Traxpay, ein Payments-Service-Provider,

tives FinTech-Ökosystem braucht – FinTechs, Banken, IT, Wirt-

der es Unternehmen ermöglichen soll, jederzeit und global

schaft, Wissenschaft, Politik, Medien – und dann ‚Between the

auf alle synchron gehaltenen transaktionsbezogenen Daten

Towers. FinTechCity_Frankfurt‘ ins Leben gerufen“, erläutert Dr.

zuzugreifen. So lassen sich zum Beispiel an Überweisungen

Solveig Köbernick, Marketing Managerin des Inkubators. „Über

weitere Informationen wie Dokumente anhängen und mit dem

den monatlichen, inhaltlichen Austausch zwischen diesen Play-

Rechnungswesen verknüpfen. Zu den FinTechs, die der main

ern wird der Nährboden für ein aus sich heraus wachsendes Fin-

incubator unterstützt, gehört auch Gini, ein junges B2B-Soft-

Tech-Ökosystem geschaffen. Diese Form des engen und regel-

ware-Start-up, das Unternehmen eine semantische Dokumen-

mäßigen Networkings gab es bisher nicht.“ Dabei habe man

tenanalyse anbietet. Selbst unstrukturierte Dokumente wie

bewusst Frankfurt als Standort gewählt, ergänzt Hoppe, denn die

Scans oder Fotos von Rechnungen, Belegen oder Verträgen

Finanzmetropole vereine Know-how in Wirtschaft, Banking, IT und

können in Echtzeit analysiert und darin enthaltene Daten extra-

Wissenschaft mit potenziellen Kapitalgebern und der Nähe zu

hiert werden. Gini ist mit seiner innovativen Lösung aktuell be-

Presse, Politik und Regulierungsinstanzen. „Das sind ausgezeich-

reits ein Leitunternehmen in diesem Gebiet. Im Februar 2016

nete Bedingungen, damit sich Frankfurt zum kontinentaleuropäi-

wurde es etwa zum „FinTech des Jahres 2015“ gewählt.

schen Zentrum für die innovative Start-up-Szene im Finanzdienstleistungsbereich und damit für das Banking 2.0 entwickelt“, fasst

Weitere strategische Partnerschaften bestehen mit OptioPay

Hoppe zusammen.

und ByeBuy. OptioPay bietet eine neuartige Auszahlungsplattform, über die es zum Beispiel Zahlungen von Unternehmen

Der Erfolg von „Between the Towers“ ist dafür eine schöne

an deren Kunden oder Mitarbeiter abwickelt und den Wert, die

Bestätigung: Seit dem Start der Veranstaltungsreihe im Okto-

Flexibilität sowie die Transparenz von Auszahlungen erhöht,

ber 2014 wurden 18 Events organisiert – mit wachsender

indem es höherwertige Gutscheine zahlreicher bekannter Ein-

Besucherzahl und inzwischen insgesamt 2.300 Teilnehmern.

zelhändler und Dienstleister als Auszahlungsoption anbietet.

Seit Oktober 2015 ist die Veranstaltungsreihe sogar in der

ByeBuy bietet Privat- und Firmenkunden ein neues Finanzie-

D-A-CH-Region auf Tour und hat bereits in München und Berlin

rungsmodell für Technikprodukte. Es orientiert sich in erster

stattgefunden. Weitere Events sollen folgen.


48

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FINTECH IN DER PRAXIS

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und Finanzdien en der Banken rm TĂź irn de In 12. ftigt, die Ausw RĂźckblende 20 iv damit beschä ns te in n: te an ei m t rb kfurt is n aufzua leister in Fran tweiten Krise el w n he ic vo dl terschie s Banking n kungen der un eiter. Zeit, an da w so d un e is ise, Eurokr hhäuser kaum. Finanzmarktkr Etagen der Hoc pTo n de in t aber Ăźberen, bleibt ar um sich, is morgen zu denk zw ft ei gr t or artphones als Schlagw vogue, die Sm en Social Media n io at er en scht Ăźberr jĂźngeren G In Banken herr . er wiegend bei de ag an M en st creen det als die mei r ohne Touchs frĂźher verwen ckberry vor, de la B te al te gu der wiegend noch t. sten funktionier be am s und App n in den Banke em Zeitpunkt es di h zu t ec is nT nTech er des Fi Der Begriff Fi har, Co-GrĂźnd ek Sh th ar ic m en stieĂ&#x; h kannt. Sa FinTech-Firm gänzlich unbe en st er e di uf rt sich: „A lf ihnen hier arriere und ha Forums, erinne sk en hm ne er ankenwelt meiner Unt zwerk in die B et N noch während m ne ei m neuen r Freizeit mit war von diesem und da in meine klich, und ich Ăźc gl rma, en Fi ar w ne s up eine eige aus. Die StartgrĂźndete ich m uf ra da bald z lt ur el st K rt. rchen und Gebiet faszinie iert die Reche iv ns te ups in tr ar ha Shek hr viele St TechFluence.“ lik verstreut se ub ep sr or de kt un se B er die n Finanz fest, dass es Ăźb odellen fĂźr de m ts äf ch es lin G er a in B novativen MĂźnchen, Smav gibt, die an in Fidor Bank in e di l ie sp ei B arbeiten, zum ankfurt. oder 360T in Fr

)LQ7HFK )RUXP LQ =DKOHQ -ups Tech-Start ca. 390 Fin ion H-Reg in der DAC

FinTechca. nd Deutschla Start-ups in

270

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49

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER PRAXIS

s in nTech Forum gaben des Fi us A ht ac t-u t s 160 Star ps Nach insgesam sowie mehr al on nd Lo d un n der InvestoFrankfurt, Wie ohl von Seiten w so ck ba ed Fe T das eit des FinE N TS TE H „on stage“ war t. Durch die Arb ZU FI N TE C H gu IE hr D nse Fi TU ps S zu t-u r Star tstanden, ste Studie // D IE E R S TE ren als auch de Fluence die er nte Kontakte en ch va le Te re rt L ie ue EH iz ne bl VW e srunnd viel ]XQlFK Im Jahr 2013 pu d Finanzierung Tech Forums si I U GDV 7KHPD le präzisiert un sam ,QWHUHVVHQWHQ el n W ei od GH m em ÂżQ ts G G . äf en ch XQ or es 7HFK konnten G n und Invest l-Gesellschafte sen werden. ative „FinTech iti In e Venture-Capita di r ha den abgeschlos ek Sh t de Ăźn gr irab in n im A mit Frank Schw Unternehmen en Erwägunge insbesondere e aus praktisch et XV di et D bi SV “, H in m W X C ru DU A ch 6W D Fo si Forum VLFK DXI lichkeit, Das FinTech VWDWWÂżQGHW XQG sehr gute MĂśg UW h ne IX ic ei re QN er m UD st iu ) Ă– un ad LQ , St tschland fzubauen d SRUW&OXE einem frĂźhen le Kontakte au Raum, also Deu ol n tv n ge er hi de w ac n n, pr vo ze hs e et rn waren di ngsrunde gedem deutsc die Szene zu ve de Finanzieru änkt. AuslĂśser hr en sc eh st be im an be z, ei n er de od ierigkeite LVW GDV )LQund der Schw fĂźr die laufen ÂżQGHQ 'DEHL genannten Schw ]X r Q de UH ie nWR w Fi HV er QY ie m HOOH , esenheit Ă„hnlich w Start-ups im E QGHOW SRWHQ]L ndern die Anw so rungsrunden. “, ie op nz sh na in d Fi en se n in „clo Investor „Neben Abschluss vo italgeber und Tech Forum ke Publizität her. Fond Wagniskap loggern stellt si h B s ec d up ech nT un rtFi n ta s te Fi -S da lis Tech , sodass mt es beim nT von Journa gional verteilt kontakten kom ten re en el er or W Ăźb st en en ve kt nd id In la re n be di ch le Deuts zwischen ungen von den wertvol zu Erstbegegn . ub die BrĂźcke r H en de hng ie ec w nu en nT er eg eh Fi m eg st s B rum al rm fĂźr tbewerb Forum auch im art-ups. Im Wet selbst die Plattfo t St en n de Ev r s te ur da un nk d bildet un um als ko Wettbewerbern rs miteinander de ie w an h nz ac f, ga nf of n ei he t so ellingh de GrĂźnder ge ng war und is gt Michael M der Veranstaltu iteinander“, sa ngsbedarf m ru n ie ke Advisor nz an or na B ni Fi e Das Konzept Se it rierend entor und Start-ups m M hs ec al nT en , Fi m er et ah 20 R rtr p-Ve anager fĂźr lt, sich im Ăźberzeugend. der als Start-u zusätzlich als M rum ausgewäh e ut Fo he h it d ec am un nT D m Fi h Foru tellen. mit alle werden vom fĂźr das FinTec estaltet und da ationen vorzus n die inuten-Präsent ech Forum mitg lte nT -M ha Fi en er s eb , da Si e en n nc nn vo TechFlue lingen kĂś nnt. it bestmĂśglich ge ranstaltung ke Präsentation m e di diese Pitches , ot eb Facetten der Ve ng A s da ps en t-u Star des besprech ausgewählten t das Potenzial lten Mentor zu s ancial News ha h Forum gestel in de ec r l/F de nT na im Fi lie ur m itg Jo its vo M re et einem ekhar be ren sind Das Wall Stre en. Die Mento erkannt und Sh ob k, g pr er iti ze zw zu l et re Ăźh el N fr tu tu s m Fu ing the und even en aus de FinTech Forum Innovators Shap s oder stamm 0 m t. „4 ea ha r -T p de m e t-u is ru st ar Li Fo e weilige St rum-Team t FinTech Jahr 2014 in di Ăźrfnisse das je as FinTech Fo D ed B . UH e en IH ch m WLH el om w , FK en fg r Presse verWRULQJV DX je nachdem of Finance“ au nzen und in de UHQG GHV 0HQ re lK fe Z r on FK K FĂź . VL f Q en au EH Jurys, n Them +lXÂżJ HUJH regelmäĂ&#x;ig in ell oder weitere soren. Geschäftsmod te Gem gu zu ne he ei namhafte Spon t äc es pr ha di t d es is G un n n re te to tre en M ch agierenden nder intensiv die ehrenamtli und deren GrĂź ps t-u ar St te an ress legenheit, inte UCHT R T- U P B R A . en ern le N TE C H -S TA zu kennen dass sich die B WA S E IN FI // ig Forums ze t, e h tig ec ar nT ig Fi en nz s ei de gm nTech-Se eutschland Die Erfahrung es bisher in D die einzelnen Fi es ier di al Ăźb qu et ps et it, en bi t-u he em ar er en t-up-Th Investor dĂźrfnisse der St zusätzliche Sich assischen Star Mentoring eine . Neben den kl 2013 haben ln it ne Se äh n. ech-Bereich be eg eventbezogene nT le nw Fi er te hi h-Pitches zu g kommt im in ec r nT ild eh Fi bu m e am rt, tig er Te tie d präsen rung hinzu. tativ hochw Finanzierung un FinTech Forum ng der Regulie m ru de de f or au sf au ps er t-u H die QGHQ LVW Ăźber 160 Star sehr frĂźhzeitig QGHUWHDP YRUKD U reent. * sc ge LP r KW fĂź LF da Q n SHUWLVH erk erworals 500 wurde :HQQ GLHVH ([ rch das Netzw du er od ft au dere eingek edarf insbeson muss sie teuer ht den Kapitalb hĂś er es nes er ei st ut Er G knappste ben werden. T s belastet das ar, re kl AG E S TE IG te l tz FR el dle H hn C an e, sc A St as N e ar // D IE ngen w nd ist di in der FrĂźhph en Veranstaltu esem Hintergru id n di be r de f Vo en au st eit. t er B Ze ch n : er ni Nach de atisch besonder guten Start-ups h Forum them ernehmen von ec r nt U de nT hn Fi ec ite s rnT da te Se Fi In n n ohl vo ell auf dass sich ortwahl fĂźr ei n lässt, da sow s Geschäftsmod ke da än n hr pa en sc ro w be Eu re s m de nk au on diesem Pu t DACH-Rau Nachfrage deutung, insbes a Frankfurt in D r Start-ups die t. s de is t ku ch eg Fo au el r s sg al au en GrĂźnde wurde de Investoren nationalisierung entsprechend r der wesentlich em ne D ei . es de ge di ur t w ps is , bietet rum ist. he Start-u immer grĂśĂ&#x;er viele Vorteile t des FinTech Fo entaleuropäisc ad in st nt at ko m f ei HQ H au e DP d di GHP 1 kfurt ausgeweitet un Ă„'$&+Âł DXV dafĂźr, dass Fran XUGH GDV 6XIÂż[ t alis Z P on GH si HU is M X‰ ie $ D OHJW gestrichen. nTech Forums will Finanzdes heutigen Fi FinTech Forum as D n: be ie bl ge WHUVW W]W HV astava lerdings gleich OV $UFKLWHNW XQ Pankhuri Sriv $ Q t UH LH ÂżQ GH ts X nf QH ku h Managemen zu QJ i, WX LV be GLHQVWOH itet im Researc Bereich da be em ar es di in er m m das teilneh e. deshalb Markt twickeln, inde bei TechFluenc istungen zu en le st ei sr en ht di ic nz ss na au fähige Fi eich relevante, fĂźr diesen Ber VWUlJHUQ DXV QJ GX HL FK FinTech Forum QG PLW (QWV W X HU ]L sWLÂż HQ LG n und Meinung FKH 6WDUW XSV oren, Mentore st ve In , rie st der Finanzindu menbringt. machern zusam


50

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & FINANZIERUNG

Wie lässt sich ein FinTech finanzieren? In den wenigsten Fällen verfügen Gründer über aus-

gut ausgearbeitet und erfolgversprechend ist, be-

reichend Eigenkapital, um ohne fremdes Geld zu-

stehen für die Bewilligung eines Kredites gute Chan-

rechtzukommen. Besteht jedoch die Möglichkeit

cen. Grundsätzlich wird die Hausbank jedoch auf

des Bootstrapping, wie die eigenständig finanzierte

private Sicherheiten und eine entsprechende Boni-

Firmengründung ohne Fremdkapital bezeichnet wird,

tät bestehen.

bietet sie Vor- und Nachteile. Zu den Stärken zählt die

Je nach Entwicklungsphase des Unternehmens ist

Motivation. Steckt viel eigenes Geld im Unternehmen,

der Kapitalbedarf unterschiedlich hoch. Entspre-

möchte der Gründer beste Ergebnisse erzielen und

chend gibt es unterschiedliche Finanzierungsrunden,

stolz darauf sein, den Durchbruch aus eigener Kraft

bei denen sich der Gründer von interessierten Kapital-

geschafft zu haben. Außerdem ist so die größtmög-

gebern unterstützen lassen kann. Die erste Finanzie-

liche Entscheidungsfreiheit für den Unternehmer ge-

rungsrunde für das Unternehmen umfasst in der Regel

währleistet, denn die Anteile des Unternehmens ver-

100.000 bis 1 Million Euro und wird als Seed-Finanzie-

bleiben bei ihm und gehen nicht in den Besitz von

rung bezeichnet. Diese wird oft von Business Angels

Investoren über. Gleichzeitig birgt die unternehme-

oder ähnlichen Unterstützern getätigt (siehe Interview

rische Freiheit Risiken, denn Gründer sind beim Boot-

Seite 52). Sie stehen Gründern nicht nur mit Kapital,

strapping oft auf sich selbst gestellt und arbeiten ohne

sondern auch mit ihrem Know-how zur Seite. Die jun-

das Know-how von anderen.

gen Unternehmer können am Erfahrungsschatz der Business Angels teilhaben und deren Netzwerke und

Wer ein FinTech gründet, für den stellt sich schnell die Frage nach der Finanzierung. Je nach Entwicklungsphase des Unternehmens bestehen hierfür verschiedene Möglichkeiten.

Von Förderprogrammen profitieren

Kontakte nutzen, was sich oft in der frühen Gründerphase als deutlich wertvoller erweisen kann als das Kapital selbst.

Wird für die Unternehmensgründung Fremdkapital be-

Die Finanzierung über Crowdfunding erfreut sich einer

nötigt, bestehen zahlreiche Fördermöglichkeiten. Da-

immer größer werdenden Beliebtheit. Crowdfunding

bei müssen oft Fristen beachtet werden, weshalb man

oder Schwarmfinanzierung bedeutet, dass die finan-

sich bereits vor der Gründung über die entsprechen-

zielle Last auf sehr viele Schultern verteilt wird. In aller

den Angebote informieren sollte. Viele staatlich ge-

Regel bestehen die Investoren aus Internetnutzern, da

förderte Programme basieren auf Darlehen zu günsti-

zum Crowdfunding meist im Internet aufgerufen wird.

gen Konditionen. Etwas seltener sind Fördergelder, die

Dabei wird zwischen mehreren Arten unterschieden.

nicht zurückgezahlt werden müssen. Wichtige Förder-

Das klassische Crowdfunding ist insbesondere in der

programme auf einen Blick bietet das Bundesminis-

Kreativwirtschaft verbreitet. Geldgeber erhalten für

terium für Wirtschaft und Energie. Wer Fördermög-

ihre finanzielle Unterstützung ein Dankeschön, das je

lichkeiten für Existenzgründer in Anspruch nehmen

nach Höhe der vergebenen Summe umfangreicher

möchte, kann etwa vom Startgeld für Gründungsvor-

ausfällt. Dies kann alles möglich sein, von einer klei-

haben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) profi-

nen Dankeschön-Karte bis hin zu einer Version des

tieren. Der Bund, die Länder, Kommunen und die Eu-

fertigen Produkts.

ropäische Union bieten ebenfalls Fördermöglichkeiten

Beim Crowdinvesting werden die Geldgeber dagegen

oder Bürgschaften für Darlehen an. Eine kostenlose

zu Investoren und erhalten einen Anteil am Unterneh-

Beratung für Gründer über die verschiedenen Förder-

men oder eine Gewinnbeteiligung. Ziel der Investoren

programme bietet beispielsweise die Wirtschafts- und

ist in der Regel ein späterer Exit. Dagegen bieten Geld-

Infrastrukturbank Hessen.

geber beim Crowdlending einen Kredit mit einem fes-

Auch der Kredit bei der Hausbank zählt zu den Me-

ten Zinssatz und einer festen Laufzeit an. Für Unter-

thoden, das nötige Kapital für die Unternehmensgrün-

nehmer besteht hier der große Vorteil vor allem darin,

dung zu beschaffen. Dafür ist ein umfassender Bu-

dass keine Banken für eine Kreditvergabe überzeugt

sinessplan erforderlich. Sofern die Gründungsidee

werden müssen.


51

FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & FINANZIERUNG

aktive Unterstützung

Aktive Unterstützung und Kapitalbedarf in der Gründungsphase

Unterstützungsbedarf

Kapitalbedarf

Über 3 Mio. EUR

500.000 – 3 Mio. EUR

100.000 – 1 Mio. EUR 10.000 – 200.000 EUR Zeit Gründung

Seed

Serie

A

Serie

Überblick über Förderprogramme:

In puncto Geschäftsidee beraten lassen

B http://bit.ly/1oThv6l

den Entwicklungsstand stets informiert sein möchten. In der Regel steigen Venture-Capital-Geber erst in späteren Entwicklungsphasen

Es ist auch möglich, sich von einem Inkubator oder einem Accele-

ein, wenn das Risiko gesunken ist.

rator unter die Arme greifen zu lassen. Ein Inkubator unterstützt ein Start-up mit Venture Capital und stellt oft eine Büroinfrastruktur zur Verfügung. Außerdem beraten Inkubatoren bei der Entwicklung der

Günstigere Bedingungen für Investoren schaffen

Geschäftsidee. Accelerator-Programme dagegen finden sich meist an Universitäten, bei Venture-Capital-Gesellschaften oder in der In-

Viel diskutiert wird aktuell die Möglichkeit, günstigere Bedingungen

dustrie. Dabei erhält der junge Unternehmer gezielte Förderung so-

für Investoren zu schaffen, die Geld für Start-ups aufwenden. Dabei

wie Unterstützung von einem Mentor. Im Gegenzug übernimmt der

sollen sich vor allem die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedin-

Accelerator in der Regel Anteile am Start-up.

gungen für Venture-Capital-Geber verbessern.

Weitere Finanzierungen werden meist von professionellen Ven-

Befindet sich das Unternehmen in einer steilen Wachstumsphase mit

ture-Capital-Gebern getragen, und nennen sich Serie-Finanzierun-

breiter Marktakzeptanz und sprunghaftem Anstieg der Nachfrage, ist

gen. Dabei statten Investoren Gründer je nach Entwicklungsphase

ein Börsengang oder Exit möglich. Ein Börsengang ist eine Möglich-

ihres Produkts oder ihrer Dienstleistung mit entsprechendem Kapital

keit, dem Unternehmen durch Ausgabe von Aktien neue finanzielle

aus. Die Serie-A-Finanzierung umfasst etwa zwischen 500.000 und

Mittel zuzuführen und damit weiteres Wachstum zu finanzieren. Ein

3 Millionen Euro. Häufig werden die Investoren neben dem Erwerb

Exit bedeutet, dass die Investoren oder ursprünglichen Gründer bei

von Firmenanteilen auch beratend tätig. So wird der finanzielle Spiel-

einer guten Bewertung des Unternehmens ihre Unternehmensanteile

raum des Unternehmens sukzessive ausgeweitet. Im Gegenzug tra-

mit dem höchstmöglichen Gewinn verkaufen. Mit dem Verkauf stei-

gen die Gründer auch Verantwortung für die Kapitalgeber, die über

gen sie als Gesellschafter aus dem Unternehmen aus. Q


Spannende Gründungsideen private + Investoren

Neben Know-how und Kontakten ist das Kapital der wichtigste Faktor bei der Gründung eines FinTechUnternehmens. Private Investoren spielen dabei eine wichtige Rolle. Über diese sogenannten Business Angels hat die FMF-Redaktion mit Andreas Lukic, Vorstandsvorsitzender von Business Angels Frankfurt Rhein-Main e.V., gesprochen.

Herr Lukic, kann jeder ein Business Angel werden?

der seine Druckerpresse privat und unternehmerisch finanziert hat.

Andreas Lukic: Jede Privatperson kann Business Angel werden, die

Auch Siemens oder Zeppelin und genau genommen etwa 90 Pro-

einige Zehntausend bis einige Hunderttausend Euro aufwärts in junge

zent der deutschen Industrie waren bis zum Zweiten Weltkrieg der-

Unternehmen investieren kann und möchte. Außerdem sollte diese Per-

art privat gründerfinanziert. Leider haben wir diese Kultur in Deutsch-

son idealerweise auch Zeit, relevantes Wissen und Kontakte haben,

land seitdem verlernt.

um junge Gründer zu unterstützen. Das kann jemand sein, der sich mit Finanzierung und Gründung bereits auskennt, aber auch ein wohlha-

Aber es gibt doch auch andere Finanzierungsmöglichkeiten für

bender Mensch, den wir bei der Durchführung beraten.

junge Unternehmen … Lukic: Für einen jungen Unternehmer, der nicht gerade Immobilien ge-

„Bereits Johannes Gutenberg hatte jemanden, der seine Druckerpresse privat und unternehmerisch finanziert hat.“

erbt hat oder besitzt, kommt der typische Bankkredit nicht in Frage, weil die Sicherheiten fehlen. Über die Börse oder den Anleihenmarkt funktioniert die Finanzierung in dieser Größenordnung auch nicht. Das Gleiche gilt für Venture Capital, denn hier bewegen wir uns heutzutage schon bei Volumina von zwei bis fünf Millionen Euro aufwärts. Dafür müsste man als Unternehmer bereits eine hohe Bewertung haben. Was bleibt, ist Eigenkapital, und das ist nach relativ kurzer Zeit schon aufgebraucht. Deswegen sind private Kapitalgeber, also Bu-

Warum sollte man Start-ups mit privatem Kapital unterstüt-

siness Angels, so wichtig.

zen? Lukic: Eine Investition in Start-ups kann eine gute Alternative zu Aktien

Wie lässt sich das Business-Angel-Modell fördern?

und Anleihen sein. Außerdem ist es eine Anlageform mit langer Tra-

Lukic: Wir haben ein Missverhältnis zwischen privaten Investiti-

dition in Deutschland. Bereits Johannes Gutenberg hatte jemanden,

onen und spannenden, skalierbaren und nach Jahren des Aufbaus


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH & FINANZIERUNG

auch exitfähigen Gründungsideen. Das

müssen auch einen Kodex unterschrei-

jedoch eine durchaus übliche Quote. Aber auch ohne

könnte man beheben, indem man die

ben. Dieser Filter funktioniert.

Beteiligung bringt eine Präsentation oft wertvolle Kontakte oder Tipps. Wir holen auch immer das Feedback

Business-Angels-Idee bekannter macht und die Menschen an das Modell her-

Und die potenziellen Gründer?

der Anwesenden zur Überzeugungskraft der vorgestell-

anführt. Wir erklären Interessierten zum

Lukic: Wir sind inzwischen als Bu-

ten Konzepte, zur Qualität der Präsentation und zum

Beispiel, was ein Beteiligungsvertrag ist

siness-Angel-Netzwerk bekannt und

persönlichen Auftreten ein. Das leiten wir dann an die

und wie man eigene Interessen wahren

die potenziellen Gründer kommen auf

Unternehmen weiter, zusammen mit Fragen der Inve-

kann. Und natürlich muss man eine Platt-

uns zu. Im Jahr 2015 hatten wir rund

storen, die direkt nach der Präsentation gestellt wur-

form schaffen, wo sich Gründer und In-

950 Bewerbungen, für 2016 erwarten

den. Wir halten das als Standortbestimmung für junge

vestoren kennenlernen und schauen, ob

wir sogar noch mehr. Auf unserer Web-

Unternehmen für immens wertvoll.

die Chemie passt. Deshalb organisie-

seite gibt es ein Formular, das uns aus-

ren wir regelmäßige FinTech-Business-

gefüllt zugeschickt werden muss. Au-

Was muss passieren, damit erfolgreiche FinTechs

Angel-Zusammenkünfte am Finanzplatz

ßerdem veranstalten wir zum Beispiel

im Rhein-Main-Gebiet bleiben und später nicht

Frankfurt, aber auch in anderen Bran-

Sprechtage an Universitäten und halten

ins Ausland abwandern?

chen. Aktuell arbeiten wir daneben an

Vorträge an Hochschulen, Forschungs-

Lukic: Neben Zugang zu Kapital und einer angemes-

einem Gründerhaus.

und Gründerzentren. Unser Auswahl-

senen Regulierung benötigt man einen zentralen Ort

komitee macht dann ein gründliches

in Frankfurt, wo die Fäden und Kontakte zusammen-

Nach welchen Kriterien wählen Sie

Screening, bevor wir Gründer und Inve-

laufen. Dort allerdings braucht man zum Beispiel auch

interessierte Privatinvestoren aus?

storen zusammenbringen.

passenden Wohn- und Arbeitsraum. In den USA oder

Lukic: Um als Privatinvestor bei uns Mit-

in London ist das aktuell viel besser gelöst. Tatsäch-

glied zu werden, bewirbt man sich, dann

Wie geht es dann weiter?

lich wollen die Gründer aber meist da bleiben, wo sie

folgen mehrere persönliche Gespräche

Lukic: Circa 10 Prozent der Unterneh-

geboren sind oder wo sie zur Hochschule gegangen

und Veranstaltungsteilnahmen. Unser

men, die in unserer Matching-Veran-

sind. Wenn wir jetzt zügig reagieren, können wir eine

Ziel ist, Business Angels zu bekommen,

staltung präsentieren, beziehungsweise

weitere Abwanderung verhindern und eventuell sogar

die das nicht nur aus Gründen des Mar-

etwa 1 Prozent der Bewerber insgesamt

umkehren.

ketings oder der Steuervergünstigung

finden bei uns einen Investor. Das mag

tun, sondern aus echtem Interesse. Sie

sich zunächst nach wenig anhören, ist

Business Angels sind Menschen, die Gründerteams oder Wachstumsunternehmen Kapital, Know-how und Kontakte gegen eine Beteiligung am Unternehmenserfolg zur Verfügung stellen. In der Regel investiert ein Business Angel überschaubare Beträge in innovative Unternehmen, wenn ihn das Konzept interessiert und das Team überzeugt. Business Angels Frankfurt Rhein-Main e.V. verfügt über ein Netzwerk von über 100 Mitgliedern. Das Ziel ist, Business Angels im Rhein-MainGebiet zu aktivieren, zu unterstützen und mit spannenden Unternehmen zusammenzubringen.

http://bit.ly/23YSQwX Ein Exit ist der Ausstieg von Investoren und / oder den Gründern aus dem Unternehmen mit möglichst hohem Gewinn.

Vielen Dank für das Gespräch.


Mit FinTech ist im Finanzsektor gerade eine Art „industrielle Revolution“ in Gang.

Prof. Dr. Christoph Schalast

Wenn wir die politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kompetenzen in der Rhein-Main-Region bündeln, können wir zu einem Top-Standort für FinTechs in Europa werden.

Prof. Dr. Peter Buxmann

Wie

WISSENSCHAFT

die Entwicklung der FinTech-Unternehmen unterstützt

Am Finanzplatz Frankfurt sind jetzt mehr Kooperation, mehr Interaktion und mehr Vertiefung gefordert.

Prof. Dr. Wolfgang König

Wir brauchen eine Kultur des akzeptierten Scheiterns, in der wir mehr wagen und ausprobieren. Auch wenn es einmal schiefgeht.

Prof. Dr. Lutz Johanning


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

Mehr dazu unter www.frankfurt-main-finance.com/fintec_science

Um Finanztechnologie erfolgreich auf den Markt zu bringen, erfordert es Know-how in vielen Bereichen. Dabei kann die Wissenschaft der Wirtschaft unter die Arme greifen, wie die Professoren Peter Buxmann, Lutz Johanning, Wolfgang König und Christoph Schalast im Round-Table-Gespräch mit der FMF-Redaktion aufzeigen.

Ihre Universitäten stehen für neue Technologien, Finanzwissen, Management und Entrepreneurship. Warum ist FinTech für die Wissenschaft interessant?

Dabei kann die Wissenschaft unterstützen, weil sie alternative, effizient umsetzbare regulatorische Anforderungen vorschlagen kann. Die Veränderungen an sich müssen aber insbesondere sehr stark aus der Branche heraus vorange-

Christoph Schalast: Bislang hat die intensive Regulierung in

trieben werden.

Deutschland oft wie ein Schutzschild gegen neue Technologien gewirkt, doch das wandelt sich gerade. FinTech wird die Bankenlandschaft in den kommenden Jahren fundamental verändern, denn die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Aus

FinTech-Unternehmen können helfen, Prozesse schlanker zu gestalten. Mit disruptiven Ideen stehen Sie aber auch im Wettbewerb zu den Banken …

akademischer und praktischer Sicht ist das sehr spannend. Schalast: Einen destruktiven Wettbewerb sehe ich nicht, denn

Noch ist die Regulierungsintensität in Deutschland aber eine große Herausforderung für FinTech-Unternehmen. Können Universitäten ihre Studenten darauf vorbereiten?

die Banken müssen sich modernisieren und die neuen Technologien aufnehmen und integrieren. Das passiert bereits am Finanzplatz Frankfurt. Man muss nur aufpassen, dass die guten Ideen sich auch weiterentwickeln können und nicht zu

Peter Buxmann: Unsere Studenten haben Lust auf innovative

früh weggekauft werden.

Technologie, gute Ideen und die Entwicklung neuer Geschäfts-

Buxmann: Einen gewissen Wettbewerb sehe ich schon. Aber

modelle. Mit regulatorischen Fragestellungen beschäftigen sie

vielleicht tut er den traditionellen Banken auch gut. Ich habe

sich nach meinen Erfahrungen weniger intensiv.

in einer Vielzahl von Gesprächen erfahren, dass sie sich viele Gedanken darüber machen, wie sie innovativer werden kön-

Ist FinTech-Start-up-Unterstützung mit Blick auf Regulierung sinnvoll und realisierbar?

nen und wie sie – beispielsweise auf der Basis von Daten – neue Geschäftsmodelle entwickeln können. Es wird auf jeden Fall spannend, wie sich Banken und FinTechs zukünftig auf-

Wolfgang König: An der Goethe-Universität gibt es dafür spezi-

stellen und zusammenarbeiten werden.

fische Lehrveranstaltungen und Treffen, auch mit internationalen

Schalast: Aus rechtlicher Sicht gibt es beim Thema Cloud

Teilnehmern. Aber Regulierung ist ein schwieriges Thema.

natürlich einige Punkte zu beachten – zum Beispiel Geheim-

Lutz Johanning: Es ist eine große Herausforderung, regu-

haltungspflichten, insbesondere das Bankgeheimnis. Aber

latorische Anforderungen technologisch effizient umzuset-

dafür könnte man Lösungen finden. In den USA und Groß-

zen. Effiziente Prozesse sind aber notwendig, damit die

britannien bestehen diese juristischen Schranken auch, werden

Kostenlast für die Finanzunternehmen nicht zu hoch wird.

dort aber weniger als Problem empfunden.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

Sind die Behörden im Ausland weniger streng?

Wird FinTech die Finanzbranche revolutionieren?

Johanning: In London oder Luxemburg ist man nicht weniger

Johanning: Mit dem Finanzsektor rückt die nächste Branche

streng, aber die Verantwortlichen der Aufsichtsbehörden

in den Fokus von neuen Technologien. Die Frage ist, welche

verstehen sich auch als Dienstleister der Industrie. Die

Möglichkeiten bestehen, um Prozesse einfacher zu gestalten

Folge kann sein, dass viele Unternehmen zum Beispiel nach

und Innovation aufzubauen. Dabei kann die Wissenschaft un-

Luxemburg abwandern. Dort herrscht zudem eine offenere

terstützen.

Think-Tank-Mentalität. Die Aufsichtsbehörden versuchen sehr viel stärker, zusammen mit den Unternehmen vorauszudenken. Prof. Dr. Peter Buxmann ist Inhaber des Lehrstuhls

Sind dabei Kryptowährungen wie Bitcoin oder die Blockchain-Technologie von akademischer Relevanz?

Im Vergleich dazu halten wir uns hier in Deutschland noch sehr

König: Wir haben zwar inzwischen Kryptowährungen, aber die

zurück.

Entwicklung ist nicht ganz so durchgängig positiv, wie das von

König: Die Erfahrung zeigt, dass

den Initiatoren vorgesehen war. Auch bei Blockchain bin ich –

Darmstadt. Zudem ist

sich Institutionen wie die Euro-

Stand heute, aber wir müssen ja auch noch hinzulernen – eher

er Leiter des Gründungs-

päische Zentralbank oder die

zurückhaltend. Ich glaube nicht, dass wir in absehbarer Zeit

zentrums HIGHEST

Bundesanstalt für Finanzdienst-

die mit dieser Technologie verbundenen Kommunikationsan-

(Home of Innovation, GrowtH,

leistungsaufsicht sehr stark auf

forderungen auch nur halbwegs bewältigen können. Denn es

EntrepreneurShip and

ihren Strukturierungsauftrag kon-

ist einfach gigantisch, was als Kommunikationsleistung notwen-

Technology Management).

zentrieren. Es wäre tatsächlich

dig wäre, um das System ordentlich zum Laufen zu bringen.

für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität

eine Option, dass wir als Wissenschaftler zusammen mit diesen

Was ist hier der nächste Entwicklungsschritt?

Behörden sehr viel intensiver die wettbewerbsrelevanten Aspekte der Regulierung diskutieren.

König: Der nächste Schritt werden nach klassischem Mus-

Das betrifft sowohl die Start-ups als auch etablierte Marktteil-

ter, aber stärker verteilt arbeitende Datenbanksysteme sein.

nehmer. Denn die Banken schaffen die heute gegebene Regu-

Blockchain scheint noch weit entfernt von einer tatsächlichen

lierungsdichte vielfach nicht mehr, das muss man sehen.

praktischen Umsetzung in einem relevanten Anwendungsum-

Johanning: Ein Austausch wäre hier sehr sinnvoll. Denn das

feld zu sein.

Ziel des Regulators ist grundsätzlich gut. Er fördert Standards

Johanning: Auch ohne Blockchain bieten die neuen Technolo-

und Transparenz, damit der Markt funktioniert und ein gleich-

gien umfassende Möglichkeiten. Schauen wir uns nur die un-

berechtigtes Miteinander von Anbietern und Nachfragern

endlich lange Prozesskette beim Kauf eines Wertpapierfonds

möglich ist. Es kommt auf die Umsetzung der Regulierung und

an. Hier können wir sehr viel schneller werden und eine höhere

die Aufsichtspraxis an.

Transparenz schaffen. Da stehen Änderungen bevor, die einen Wandel der gesamten Branche mit sich bringen. Es werden

Wie könnte das in der Umsetzung aussehen?

neue Standards eingeführt, und wenn die jungen Verbraucher lernen, damit umzugehen, hat man schnell eine neue Infra-

Johanning: Warum, um hier ein globales Beispiel anzuführen,

struktur und Marktstruktur.

muss jede Bank eigenständig das Risiko ihrer Portfolien berech-

Schalast: In Korea zum Beispiel setzen schon rund 50 Pro-

nen? Die Risikosteuerung ist ein Bankthema, aber die Berech-

zent der FinTechs auf Blockchain. Solche Technologien werfen

nung könnte eine bankübergreifend standardisierbare Dienstleis-

natürlich wieder regulatorische Fragen auf, und wir sind von

tung sein. Auf diese Weise könnte man unglaubliche Effizienzen

einer Umsetzung noch weit entfernt. Dennoch kann man dort

heben und gleichzeitig der Regulierung entgegenkommen. Denn

sehen, was es bedeutet, den Sprung in die Digitalisierung zu

damit wären die Risiken der Banken und Asset Manager viel ver-

vollziehen, und dass im Finanzsektor gerade eine Art „indus-

gleichbarer. FinTech und Standardisierung können enorm helfen.

trielle Revolution“ in Gang ist.


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FMF JAHRBUCH 2016

FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Lutz Johanning ist seit 2007 Inhaber des Lehrstuhls für Empirische

König: Deutschland verschließt sich der schnellen Digitalisie-

trum HIGHEST aufgebaut. Da-

Kapitalmarktforschung an der

rung bislang in vielen Bereichen, nicht nur im Finanzsektor. Wir

mit waren wir einer von 12 Ge-

WHU – Otto Beisheim School

als Hochschulen haben also auch die Aufgabe, deutlich zu

winnern des deutschlandweiten

of Management, Vallendar.

machen, welche Rolle die Digitalisierung in der internationalen

Wettbewerbs „Die Gründerhoch-

Er ist unter anderem Mitglied

schule“ des Bundesministeriums

im Advisory Board des Euro-

für Wirtschaft und Energie. Eine

pean Finance Forums (EFF).

Wettbewerbssituation spielt.

Welche weiteren Möglichkeiten haben Hochschulen, um allgemein den Know-how-Transfer von FinTechs in die Wirtschaft zu fördern?

Aufgabe des Zentrums besteht darin, gemeinsam mit den Fachbereichen

Studierende

dafür

zu sensibilisieren, dass es neben dem Berufsstart in einem Schalast: In der Frühphase der Start-ups ist Mentoring sehr

Unternehmen oder einer Doktorarbeit noch einen dritten Weg

wichtig. Wir versuchen zum Beispiel, unseren Studenten beim

gibt, nämlich die Unternehmensgründung. Daher wollen wir

Thema Entrepreneurship unter die Arme zu greifen.

zukünftig die Themen Gründung und Entrepreneurship als

Buxmann: Wir haben an der TU Darmstadt das Gründungszen-

Wahlmöglichkeit für alle Studiengänge anbieten.

WHU – Otto Beisheim School of Management – Unternehmertum lernen und Gründer-Spirit erleben Die WHU – Otto Beisheim School of Management bietet Studienangebote und regelmäßige Veranstaltungen zu den Themen Gründung, Innovationsmanagement, Unternehmensfinanzierung, Bankmanagement und Kapitalmarkt an. Auch die Forschung an der WHU legt einen starken Fokus auf diese Bereiche. An der WHU kann man Gründung und Unternehmertum nicht nur theoretisch exzellent lernen, sondern auch einen einzigartigen Gründer-Spirit erleben. Denn viele WHU-Studenten gründen eigene Unternehmen oder arbeiten schon während des Studiums als Praktikanten in Start-ups. Als WHU-Absolvent erhält man Zugang zu einem einzigartigen Ehemaligen-Netzwerk, das stark durch eine Gründungs- und Unternehmermentalität geprägt ist. www.whu.edu

Frankfurt School of Finance & Management – führend und international akkreditiert Die Frankfurt School of Finance & Management ist eine führende, international akkreditierte Business School mit Sitz im Finanzzentrum Frankfurt am Main. Sämtliche Lehr-, Forschungs- und Beratungsangebote der Stiftungshochschule bewegen sich im Spannungsfeld von Finance & Management. Seit vielen Jahren setzen sich Professoren, Studierende und Alumni in Lehre, Forschung und Beratung mit der Digitalisierung der Bank- und Finanzbranche und den damit verbundenen Innovationen auseinander. Auch die ausgeprägte Managementkompetenz, insbesondere zu allen Themen rund um Corporate Finance, fließt mit ein. Gründer werden an der Frankfurt School in allen Phasen unterstützt und begleitet: bei der Erstellung des Business Plans und des Finanzierungskonzepts, bei der Unternehmensgründung und in der Phase der Wachstumsfinanzierung. All dies sind Kompetenzen, die FinTechs besonders nachfragen und die für ihren Erfolg entscheidend sind. www.frankfurt-school.de


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FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

Prof. Dr. Wolfgang König hat die Professur für Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement an

Johanning: An der WHU ist die Gründungsquote bei den Absol-

König: Mehr Kooperation,

der Goethe-Universität Frank-

venten schon sehr hoch. Die WHU ist eine Unternehmer-Hoch-

mehr Interaktion, mehr Ver-

furt inne. Zusätzlich ist er ge-

schule, und deshalb ist das bereits Teil unserer Kultur. Aber

tiefung, eine Verlängerung

schäftsführender Direktor des

das ist in Deutschland sicher eher eine Ausnahme. Deshalb

von Wertschöpfungsketten –

House of Finance und Vorsit-

sind Dialogforen mit den handelnden Akteuren und spezielle,

das sind die inhaltlichen

zender des interdisziplinär ar-

auf den Aufbau von Netzwerken ausgerichtete Mentoring-Pro-

Herausforderungen, vor de-

gramme wichtig. Darüber hinaus sollten wir versuchen, eine

nen wir am Finanzplatz

Kultur des akzeptierten Scheiterns zu schaffen.

Frankfurt stehen.

beitenden Forschungsinstituts in Public-Private Partnership E-Finance Lab.

Schalast: Dabei sollten wir

Weil Scheitern gleich negativ behaftet ist?

auf jeden Fall zusammen-

Johanning: Wir Deutschen sind in diesem Punkt sehr konser-

Main-Gebiet ist einzigartig. Wenn man diese Kräfte bündelt, bie-

arbeiten. Die Dichte an Spitzen-Forschungsinstituten im Rheinvativ. Wer scheitert, ist schnell stigmatisiert. Wir müssen mehr

tet das sehr viele Möglichkeiten.

wagen und ausprobieren, auch wenn das einmal schief geht.

Buxmann: Es ist sehr sinnvoll, dass die Hochschulen im Rhein-

Das können wir in der Aus- und Weiterbildung vermitteln.

Main-Gebiet sich zusammentun, und die Kompetenzver-

König: Wir sind eingebettet in ein gesellschaftliches Umfeld,

teilung ist relativ klar. Die Goethe-Universität sowie das

das nicht durchgängig gründerfreundlich ist. Im Gegenteil, un-

House of Finance haben eine Vielzahl von Lehrstühlen

sere grundlegende Mentalität ist zurückhaltend, bewahrend.

und entsprechende Expertise im Finanzbereich, die WHU

Im Notfall sind wir auch mutig und sehen, dass es dann funk-

den Schwerpunkt Entrepreneurship und die TU Darmstadt

tioniert. Aber bevor dieser Punkt erreicht ist, dauert es

Know-how etwa in den Bereichen IT und Digitalisierung.

manchmal sehr lange.

Das ergänzt sich hervorragend. Johanning: Darüber hinaus ist es gut, einen Standort wie Frank-

Prof. Dr. Christoph Schalast ist Rechtsanwalt und Notar. Er leitet den M&A Master-Studiengang an der

Welchen Beitrag können die Universitäten leisten, um Frankfurt und die Rhein-Main-Region als FinTech-Standort zu stärken?

Frankfurt School of Finance & Management und ist Chairman der jährlichen Konferenzen „NPL FORUM“ und „M&A und Private Equity“.

Im Gespräch (von links nach rechts): Prof. Dr. Christoph Schalast, Prof. Dr. Peter Buxmann, Prof. Dr. Lutz Johanning und Prof. Dr. Wolfgang König

furt zu haben, wo die Fäden zusammenlaufen. Dazu gehört auch eine stärkere internationale Ausrichtung. Wir haben in Deutschland traditionell eine gute technische Ausbildung, de facto ist die Qualität unserer Finanzdienstleistungen häufig sogar besser als im Ausland. Aber dort kommen wir oft gar nicht an. In den


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FINTECH IN DER WISSENSCHAFT

Goethe-Universität – die Finanzmärkte umfassend begreifen internationalen Gremien zum Beispiel ist die deutsche Stimme zu still. Das ist schade, weil es eine gute, inhaltlich fundierte Stimme ist. Das können wir meines Erachtens verbessern.

Wo werden FinTech und der Finanzplatz Frankfurt in zehn Jahren stehen? Buxmann: Ich sehe das sehr optimistisch. Wir haben hervorragende Voraussetzungen, dass sich in Frankfurt und Umgebung viele FinTech-Unternehmen ansiedeln. Wenn wir die politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kompetenzen in der Rhein-Main-Region bündeln, können wir zu einem Top-Standort für FinTechs in Europa werden. Mit der Ausrichtung auf die Finanzbranche ist dafür kein anderer Standort besser geeignet. Schalast: In zehn Jahren wird FinTech normal sein. Entscheidend ist, dass wir ein positives Ökosystem schaffen sowie die Vernetzung mit Regulatoren, Universitäten, Banken und Unternehmen. Wenn das gelingt, hat Frankfurt als FinTech-Zentrum

Bislang wurden FinTechs im Rahmen des Inkubators und Gründerzentrums der Goethe-Universität, dem Unibator, gefördert. 2015 wurde ein FinTech-Programm mit moderner Infrastruktur ins Leben gerufen, das auch für FinTechGründer außerhalb der Universität zugänglich ist. Zusätzlich werden FinTechs vor allem durch das professionelle Mentoren- und Partnernetzwerk unterstützt. Gründer erhalten an der Goethe-Universität das notwendige analytische Rüstzeug, um die Finanzmärkte umfassend zu begreifen. Mit dem House of Finance, dem E-Finance Lab, zahlreichen Ph.D.und Master- sowie Bachelor-Programmen ist die Goethe-Universität deutschlandweit führend. Mittlerweile werden auch spezifische Kursformate und FinTech-Anwendungen im Bereich der Entrepreneurship-Lehre für über 600 Studenten pro Jahr angeboten. www.uni-frankfurt.de

eine Chance. Johanning: Was uns noch fehlt, ist ein bundespolitisches klares Bekenntnis für den Standort und die Finanzbranche. Denn dafür steht Deutschland noch nicht, sondern eher für technisch orientierte Sektoren. Doch ohne eine funktionierende Finanzbranche gibt es keine funktionierende Wirtschaft. Deshalb

Technische Universität Darmstadt – hervorragende technikorientierte Studiengänge

muss klar sein, wie wichtig ein Finanzstandort wie Frankfurt ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die technikorientierten Studiengänge wie Informatik, Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik sowie die interdisziplinären Studiengänge Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen der TU Darmstadt genießen einen hervorragenden Ruf – das zeigen die vielen sehr guten Platzierungen in Rankings. Künftig können Studierende unabhängig vom gewählten Studiengang Lehrveranstaltungen in den Bereichen Entrepreneurship und Gründungen besuchen. Das Gründungszentrum HIGHEST (Home of Innovation, GrowtH, EntrepreneurShip and Technology Management) unterstützt potenzielle Gründer mit dem Ziel, Gründungsaktivitäten und Innovationen zu fördern, um Deutschland und die Region Rhein-Main insbesondere in den Bereichen High-Tech und Digitalisierung – also auch im FinTech-Bereich – international wettbewerbsfähig und fit für die Zukunft zu machen. www.tu-darmstadt.de


13.000 250

Etwa Menschen arbeiteten 2015 in deutschen FinTech-Unternehmen. Damit belegt Deutschland Rang 4 weltweit. http://bit.ly/1nt7cEf

2,4

Mrd. Euro

betrug das FinTech-Marktvolumen 2015. Deutschland belegt damit Platz 5 weltweit.

1,2

Mrd. Euro

wurden 2015 deutschlandweit in FinTechUnternehmen investiert, berücksichtigt man den Kauf von 360T durch die Deutsche Börse. Damit belegt Deutschland beim Investitionsvolumen Rang 3 in der Welt. http://bit.ly/1nt7cEf

73%

der Millennials würden eine Finanzdienstleistung von Google, Amazon, Apple oder PayPal spannender finden als von ihrer Hausbank. Die Millennials sind die erste Generation, die mit dem Computer aufgewachsen ist. Mehr zum Thema unter http://bit.ly/1gp93Q9

IMPRESSUM Herausgeber Frankfurt Main Finance e.V. Zum Laurenburger Hof 76 60594 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 9441 80 31 Telefax: +49 69 9441 80 19 www.frankfurt-main-finance.com Verantwortlich Hubertus Väth Redaktion / Artdirektion NewMark Finanzkommunikation GmbH, Frankfurt am Main Bildnachweise Dreamstime.com: S. 53 (Cacaroot); d-maps.com: S. 26–27; Fotolia.com: Titel (majivecka), S. 10–11 (Alex, Nmedia), S. 18 (iko), S. 34 (henriklundgren), S. 47 (Tisskananat); Axel Gaube: S. 4–5, 22–25, 28–31, 40–41, 52, 54–59; Getty Images International: S. 37–39 (Image Source, jayk7, Colin Anderson); GFT: S. 45; Victor Hsu: S. 42–43; Noun Project: Titel (Shahriar Emil, Marc Anderson, Roberto Chiaveri, Martha Ormiston, Yamini Ahluwalia, Elizabeth Lopez, Daniel Liamas Soto, Mani Amini, Rory Macrae, Ecogex, Scott Lewis), S. 12–15 (Adrian de la Natividad, Haridass, Austin Condiff, Gregor Crešnar, Samuel Q. Green), S. 50–51 (Haridass, Wilson Joseph, mcarranza, Gregor Crešnar); Swetlana Stametow: Titel, S. 3–5, 8–9, 20, 60–61; Borut Trdina: S. 32; Veer.com: S. 36 (Kheng Ho Toh), S. 48 (Oleg Rodionov); Wikipedia: S. 12 + 33 (Weltkarte), S. 13 (Deutschlandkarte), S. 16 (Bembel) Druck Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Auflage: 2.000 Exemplare Frankfurt, März 2016

Let‘s Talk Payments Wissensplattform mit aktuellen Untersuchungen und Whitepapers zum Thema Bezahlservices. http://bit.ly/1ROX97t

4

Diesen Rang belegt Deutschland unter den größten FinTech-Standorten der Welt. In Europa liegt es hinter Großbritannien auf Platz 2.

22 % 56

Um auf stieg 2015 die Zahl der FinTechs im Raum Rhein-Main-Neckar, der unter den großen Regionen Deutschlands – Berlin, Frankfurt, München – am schnellsten wächst.

FinTech-Themenspecial

Tägliches FinTech-Briefing Wissenswertes, Trends und Nachrichten bietet dieser tägliche Newsletter von BI Intelligence. http://bit.ly/1QBWJ52

FinTech Industry Outlook 2016 Die Finanzwelt verändert sich permanent. Ein Überblick in Info-Grafiken. http://bit.ly/1QbXWli

BLOGS http://www.finmeetstech.com/blog http://www.financezweinull.de/blog http://bankstil.blogspot.de http://paymentandbanking.com

auf Gründerszene.de mit Nachrichten aus der Branche. http://bit.ly/1pb6gGr

Veranstaltungen 2016 RETHINKING BANKING – reloaded, Euroforum 13./14.10.2016 http://bit.ly/1RlYkYX DVFA FINTECH FORUM 10.10.2016 http://bit.ly/1VoUqRK BETWEEN THE TOWERS. FINTECHCITY_FRANKFURT jeden 1. Dienstag im Monat http://bit.ly/16svDKs

15,5 % beträgt der FinTech Adoption Index von EY. Er zeigt, wie hoch die Nutzung von FinTechProdukten bei digital aktiven Kunden liegt.

http://bit.ly/1SafcpO


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