ImmoFOKUS Winter 2015

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„Itzlinger hatte zwar die Gelder entgegengenommen, aber die Eigentümer notorisch nie ins Grundbuch eintragen lassen.“ sich dieser im Februar 1995 nach Südamerika absetzte, platzte die Bombe: Itzlinger hatte zwar die Gelder entgegengenommen, aber die Eigentümer notorisch nie ins Grundbuch eintragen lassen. Dutzende Familien standen schließlich durch Itzlingers Malversationen vor dem finanziellen Ruin. Dafür nannte der Anwalt neben seiner Villa ein Traumhaus in der Karibik, eine Jacht, ein Motorboot und einen Fuhrpark sein eigen, der sogar Ari Onassis zur Ehre gereicht hätte. Auf einen eigenen Chauffeur konnte da selbstverständlich nicht verzichtet werden.

#2

Kaiser, König, Häf´nbruder

Nachdem in der Fernsehfahndung „Aktenzeichen XY“ sein Konterfei über die Bildschirme geflimmert war, gab der Jurist schließlich auf. Er kehrte nach achtmonatiger Flucht nach Wien zurück und stellte sich der Polizei. ExAnwalt Ronald Itzlinger ging mit seinem Immobilienimperium mit Passiva von rund 500 Millionen Schilling in die Insolvenzstatistik des KSV ein; das Gericht nahm einen Gesamtschaden in Höhe von 118 Millionen Schilling (rund 8,6 Millionen Euro) an.

Fotos/Illustrationen: Fotolia

Ein Dreiersenat des Oberlandesgerichtes Wien reduzierte die in erster Instanz über ihn verhängte Freiheitsstrafe von 9 1/2 auf 8 1/2 Jahre. Die Sache ging für Itzlinger letal aus: Er erlitt im September 1999 in der Justizvollzugsanstalt Sonnberg einen Herzanfall. Der einstige „Immobilienkaiser“ wurde ins Krankenhaus Hollabrunn eingeliefert, wo er binnen kürzester Zeit starb. Eine Tageszeitung trat dann noch unabsichtlich nach dem Verblichenen und berichtete über die Konkursabweisung einer Itzlinger Firma mit den Worten: „…das wird den Mann nicht freuen“. Ob die Kollegen da Recht hatten, wird man nie erfahren, denn da war der Anwalt schon fast ein Jahr lang tot …

Big Player

#3

Deutschland hat rund zehn Mal so viele Einwohner wie Österreich – und so sind auch die Kriminalfälle oft von enormer Dimension: Wie jener des Bauunternehmers Utz Jürgen Schneider. Der hatte sich vor allem durch die aufwendige Sanierung historischer Immobilien in Frankfurt, München, Leipzig und Berlin einen guten Namen gemacht. Durch sein erstes erfolgreich saniertes und mit ordentlichem Gewinn weiterveräußertes Großprojekt kam Schneider auf den Gusto: Er wollte weitere Sahnestücke in Toplagen in diversen deutschen Großstädten aufkaufen, sie dann sanieren und schlussendlich mit Profit verkaufen. Weil das eigene Geld nicht langte, griff Schneider bei Krediten, die ihm gerne gewährt wurden, fest zu. Denn Schneider wusste, wie man auftritt: Bei eindrucksvollen Geschäftsessen in seinem Schloss im Taunus und mit getürkten Unterlagen für jeden neuen Bau gelang es Schneider, Hunderte von Millionen an Krediten aufzustellen.

Mitarbeitern zum Osterurlaub in die Toskana. Wenige Tage später ratterte ein Fax in seinem Firmensitz ein: Jürgen Schneider sei krank, der Baulöwe ziehe sich aus dem operativen Geschäft zurück, ein Anwalt erhielt eine Generalvollmacht. Schneider war untergetaucht… Die Deutsche Bank und an die 50 weitere Institute blieben mit einem Schuldenberg von 5,4 Milliarden D-Mark (rund 2,7 Milliarden Euro) zurück. Jürgen Schneider und seine Gattin Claudia wurden schließlich 1995 in Miami festgenommen. Im Urteil, das Schneider für sechs Jahre und neun Monate hinter schwedische Gardinen brachte, kritisierte der Richter auch die Rolle der Banken: „Mit schier unglaublichem Leichtsinn rannten die Banken dem vermuteten Großinvestor die Türen ein, um - möglichst vor der Konkurrenz - ihre Kredite loszuwerden“, hieß es da. Ignoranz hatte Schneiders sinistres Treiben erleichtert: So erhöhte Schneider für einen Kredit bei den Angaben für den Neubau eines großen Geschäftsgebäudes auf der Frankfurter Zeil die Nutzfläche von tatsächlich 9.000 Quadratmetern in den Unterlagen auf 22.000 Quadratmeter. Gefakte Finanzierungsgutachten taten dann ihr übriges.

Lange Zeit ging alles locker über die Bühne, doch die Liegenschaften erzielten nicht annähernd den Preis, den Schneider seinen Geldgebern vorgegaukelt hatte. Die Mieteinnahmen blieben durch die Bank deutlich hinter den Prognosen zurück - zum einen wegen zu optimistischer Markteinschätzung, zum anderen wegen bewusst überzogener Flächenangaben und Mietprognosen. Schneider musste immer mehr Geld für neue Projekte daherkarren, um damit auch die Zinsen der alten bezahlen zu können. Am Ende wurde es den Banken doch zu bunt und sie begannen, ihre Kredite zurückzufordern. Am Gründonnerstag 1994 schließlich verabschiedete sich Utz Jürgen Schneider von seinen

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