60 Jahre FLUX-GERÄTE GmbH

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60 JAHRE FLUX – DIE VORGESCHICHTE

Wiederaufbau im kriegszerstörten Stuttgart Auch nach dem Kriegsende war das Leben in Stuttgart noch geprägt von Nahrungsmittel- und Wohnungsmangel, vom Fehlen von Rohstoffen und vom Zustrom der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Bei Mauz & Pfeiffer waren die Fabrikgebäude etwa zur Hälfte zerstört. Man litt darüber hinaus unter der Beschlagnahme von Werkzeugmaschinen durch die französische Besatzungsmacht.41 Trotzdem entschlossen sich die Firmenchefs zum Wiederaufbau am alten Standort. Die verlagerten Maschinen wurden zurückgeholt und „schließlich fand sich aus der Kriegsproduktion noch allerlei wertvolles Material, das sich gut verwenden ließ, um daraus für den Hausgebrauch Elektro-Kleingeräte zu fertigen“, heißt es in einer Mauz & Pfeiffer Firmenschrift aus dem Jahr 1951.42

AUCH BEI MAUZ & PFEIFFER WURDE EIN GROSSER TEIL DES WERKS ZERSTÖRT.

Botnang erlebte während des Krieges insgesamt sieben Luftangriffe. Es wurde vor allem dann getroffen, wenn die nahe gelegene Feuerbacher Industrie bombardiert wurde.36 Im Winter 1944 gab es die bis dahin schwersten Bombardements in Stuttgart. 40.000 Personen wurden obdachlos, Brenn- und Treibstoffe wurden knapp. Zwei weitere große Angriffswellen im Juli und September 1944 führten schließlich zur nahezu völligen Zerstörung der Stuttgarter Innenstadt und zum Zusammenbruch der gesamten Infrastruktur.37 Die Wohnverhältnisse und die hygienischen Zustände in der Stadt waren nun endgültig katastrophal, die zahllosen Obdachlosen konnten kaum mehr untergebracht werden. Lebensmittel waren knapp und für den Winter fehlten Brennstoffe – gar nicht zu reden von Decken und Kleidern. In Botnang fanden die schlimmsten Zerstörungen bei Nachtangriffen britischer Bomber am 29. Juli und 19. Oktober 1944 statt.38 Auch bei Mauz & Pfeiffer wurde ein großer Teil des Werks zerstört.39 Allerdings gelang es der Werksfeuerwehr, einen Teil des Maschinenparks zu retten.40

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Erst nach der Währungsreform 1948 wurde die Herstellung von Staubsaugern und Bohnermaschinen wieder aufgenommen.43 Mitte 1949 lag die Produktion zwar erst bei elf Prozent der Vorkriegskapazität, aber Ende dieses Jahres hatte sie bereits wieder mehr als ein Drittel erreicht. Im Sommer 1950 war man dann schon bei der Hälfte des Umfangs der Vorkriegsproduktion angekommen. Dies bedeutete, dass monatlich ungefähr 7.000 Staubsauger und Bohnermaschinen hergestellt wurden.44 1948 hatte das Unternehmen „aus steuerlichen Gründen“, so heißt es in den Akten, die PROGRESS Verkauf GmbH gegründet, deren alleinige Geschäftsführung von da an Ludwig Hahn innehatte. PROGRESS übernahm den Gesamtvertrieb von Mauz & Pfeiffer, wirtschaftlich waren die beiden Betriebe als Einheit zu betrachten.45


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