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Der zerplatzte Traum

von Sandra Enskat

Warum die HAKO 2020 und 2021 in Gifhorn und Wolfsburg stattindet.

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„Ich bin komplett im Arsch! Weiß nicht wohin mit mir! Ich bin komplett im Arsch! Keine Ahnung wie es weitergeht“, singt eine männliche Stimme und der Gesichtsausdruck von Hendrik Vieth unterstreicht jedes gesungene Wort. Der Traum, den Hendrik seit fast zehn Jahren träumt, geplatzt. Er träumte davon, die Hansekonferenz (kurz HAKO) nach Wolfsburg und Gifhorn zu holen. Und nun das: Lockdown! Alle Bemühungen, der Schweiß, die Arbeit, der Verzicht – alles dahin! Hendrik hat die letzten zwei Jahre alles, aber wirklich alles auf dieses Wochenende ausgerichtet.

WJ Gifhorn-Wolfsburg

Rückblick: Seit 2011 ist Hendrik bei den Wirtschaftsjunioren und somit jährlicher Besucher der HAKO, die jedes Jahr von einer anderen Stadt im Hanseraum ausgerichtet wird. Seither träumt er davon, eine eigene HAKO auszurichten. 2018 ist es dann endlich soweit und der Kreis Gifhorn-Wolfsburg gewinnt die Ausrichtung der HAKO 2020. Hendrik ordnet fortan alles dieser Veranstaltung unter, Firma und Familie inklusive.

Sahnefoto

Mit dem Familienunternehmen wird beschlossen, dass die Übernahme von Vater zu Sohn auf den 1. Juni 2020 verschoben wird. Auch ist geplant, dass er seine Arbeitszeit im Unternehmen um 20 % reduziert. Vier Wochen vor der HAKO sogar zu 100 %. Den damit eingehenden Auftragsrückgang um ca. 20 % wird intern kompensiert. Somit kann sich Hendrik voll und ganz auf die Planung der HAKO konzentrieren. Es ist ja schließlich sein Traum. In der Theorie besprochen, sieht die Praxis so aus, dass es zu Spannungen kommt, da Hendrik tatsächlich noch weniger ansprechbar ist, als gedacht. Auch mit der Familie ist alles besprochen. Seine Frau hält ihm den Rücken frei. Er ist viele Abende beruflich oder wegen der HAKO eingebunden. Seine Kinder, jetzt ein und vier Jahre alt, sieht er entsprechend wenig. Hendrik ist seiner Frau Susi sehr dankbar: „Sie hat nie etwas gesagt oder sich beschwert“. Dann folgt im Nebensatz, dass er vermutet, sie habe innerlich häufig mit den Augen gerollt, wenn er mal wieder von der HAKO berichtete. „Zum Glück kennt Susi die HAKO, da wir sie anfänglich gemeinsam besucht haben und weiß somit, was dahintersteckt!“ sagt Hendrik lächelnd. Auch Fußball ist nicht mehr und Freunde trifft er nur noch die, die auch bei den WJ sind. Für die Anderen hat er keine Zeit mehr. Es ist ja schließlich sein Traum. Das Programm steht und in seinem großen Traum hat sich eine weitere riesige Erfüllung integriert. Er hat es geschafft, dass die VfL-Legenden in der Volkswagen Arena gegen eine Auswahl von Wirtschaftsjunioren spielen. 2 x 20 Minuten.

Und alle anderen HAKO-Teilnehmer sind als Zuschauer dabei. Der Höhepunkt des Wochenendes und die Glückseligkeit von Hendrik als VfL-Fan. Und nun das! Am 6. April 2020 stand endgültig fest: Die HAKO 2020 wird weder in Wolfsburg noch in Gifhorn noch sonst wo stattfinden! Ein Schlag ins Gesicht und Magenkuhle. „Ich bin komplett im Arsch!“ Doch ganz schnell reift in Hendrik die Idee, die HAKO online stattfinden zu lassen. Er hat keine Ahnung, wie das gehen soll, aber er geht mit dieser Idee raus und schiebt sie an. Innerhalb kürzester Zeit entsteht in Zusammenarbeit mit dem ganzen Organisationsteams ein buntes Rahmenprogramm. Er schreibt Politiker wie Angela Merkel und Wolfgang Kubici an und bittet um Redebeiträge. Er schreibt das Management von Bands wie „Die Ärzte“, „Fettes Brot“ und „Die Toten Hosen“ an. Er sprüht vor Energie und will um jeden Preis eine Alternative auf die Beine stellen. Er sieht es als große Spielwiese des Ausprobierens. „Wann würde ich das mal in meinem Job machen?“ fragt sich Hendrik selbst. Die Antwort ist klar: Nie. Hier kann er etwas machen, was er noch nie gemacht hat. Was noch nie da Gewesenes auf die Beine stellen! Dank seines Engagements entsteht die erste Online-HAKO. Dort werden Betriebsausflüge virtuell gemacht. So war Hendrik in der Wittinger Brauerei und live mit ihm seine Freunde der Wirtschaftsjunioren. Es fanden Seminare statt und politische Diskussionen. Mit rund 400 Teilnehmern kann rückblickend gesagt werden, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war. Nach dem zweiten enormen Aufwand, den es gekostet hat, die Online-HAKO in kürzester Zeit zu organisieren, ist er wie ausgebrannt. Er fällt in ein mentales Loch. Das gesamte Orga- Team beschließt eine offizielle Auszeit und Pause von zwei bis drei Monaten.

Daraus wurden schließlich fünf Monate. Langsam kommt der Drive zurück und das Orga-Team trifft sich seit September 2020 wieder und die Planung für die HAKO 2021 beginnt. Das Konzept steht bereits aus der Vorbereitung für die HAKO Vol. 1, die nicht stattgefunden hat. Aufgrund der neuen Situation müssen Veränderungen vorgenommen werden, wie Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln. Die Freude steigt wieder und auch wenn allen klar ist, dass die HAKO 2021 in Wolfsburg und Gifhorn eine andere sein wird als zuvor geplant, gibt es positive Effekte. Hier kann und wird was ganz Neues entstehen und „man traut sich mehr“, sagt Hendrik und ich spüre, wie das Feuer in seinen Augen anfängt zu flackern.

WJ Gifhorn-Wolfsburg

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