Abgestimmt! Jugend im Landtag 2011

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Abgestimmt! Jugend im Landtag 2011 Das offizielle Magazin


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Jugend im Landtag 2011

Politik braucht frischen Wind 25 Jahre “Jugend im Landtag” Ein Vorwort der Redaktion

Fragt man Urlauber, was ihnen an unserem Bundesland besonders gefällt, sagen viele: “Der frische Wind!” - und genau diesen frischen Wind versucht die Veranstaltung Jugend im Landtag, die in diesem Jahr schon zum 25ten Mal stattfindet, in den SchleswigHolsteinischen Landtag zu bringen. Für seine Rede beim Bundesparteitag der SPD in Berlin erntete der 92jährige Helmut Schmidt minutenlangen Applaus, im Bundesfinanzministerium jongliert ein 69jähriger mit Millionen. Natürlich ist es gut, dass Politiker bereit sind, ihre Erfahrung auch noch in einem Alter einzubringen, in dem andere schon längst an die Rente denken, doch ohne die Beteiligung junger Leute in der Politik könnte der frische Wind von

heute schon morgen in einen vernichtenden Sturm umschlagen. Dass Jugendliche durchaus Interesse an politischen Themen haben, zeigt die Anzahl der Anmeldungen, die wieder weit über

der zugelassenen Teilnehmerzahl lag. Dass der Verzicht auf ein freies Wochenende und viele Stunden Schlaf zugunsten eines gemeinsamen Ziels unglaublich viel Spaß machen und auch jede

Menge kreative Ideen hervorbringen kann, zeigen die vielen glücklichen Gesichter in diesem Heft. Für euer großes Engagement möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Viel Spaß beim Stöbern, Lesen und Erinnern wünscht euch

Florian Gehm

im Namen des Teams von „Abgestimmt! Jugend im Landtag 2011“

Inhaltlicher Überblick: Wie funktioniert Jugend im Landtag.........................................3 Landtagspräsident Geerdts im Interview...................................4 Berichte aus den Arbeitskreisen................................................6 Abschlussbericht: Das Plenum von Jugend im Landtag...........8 Planspiel: „Wahlrecht ab 16 Jahren“.......................................10 Kommentar: Pro und Contra Wahlrecht ab 16........................11 Fotoseite: Jugend im Landtag..................................................12 Gratulanten zum Jubiläum.......................................................13

Diskussionsrunde mit den Abgeordneten................................14 Staffelwechsel im Präsidium...................................................16 “Occupy Landtag” - Ein Erfahrungsbericht............................18 Betreuung eines Arbeitskreises...............................................19 “Oldie” und “Ersti” - Teilnehmer berichten............................20 Politische Lyrik - Erinnerungen in Reimform........................21 Die Geschichte von Jugend im Landtag.................................22 Letzte Seite (Impressum)........................................................23


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“Was will JiL?”

Und was ist Auf der Suche nach einer Definition Jugend im Landtag für Jugend im Landtag bietet politisch interessierten Jugendlichen die Möglichkeit, sich euch? mit Anderen über politische Themen auszutauschen und dabei auch Ergebnisse zu formulieren, die an die Landtagsfraktionen weitergereicht werden.

Und was macht man da so? Freitagnachmittag reisen alle an, treffen sich in der Kieler Jugendherberge und lernen sich erst einmal kennen. Dann werden die Themenvorschläge besprochen und Arbeitsgruppen gebildet. Am Sonnabend werden in den Arbeitsgruppen Anträge erarbeitet, die am Sonntag im Plenarsaal des Landtages von allen Delegierten dann beraten, mitunter verändert und schließlich beschlossen werden. Außerdem stehen “echte” Abgeordnete des Landtages für Gespräche in den Arbeitsgruppen und Diskussionen zur Verfügung. Die Beschlüsse von “Jugend im Landtag” werden

den Landtagsfraktionen, der Landesregierung sowie den schleswig-holsteinischen Bundestagsabgeordneten zur Stellungnahme vorgelegt. Diese Stellungnahmen gehen anschließend allen Delegierten von “Jugend im Landtag” zu und werden bei einem weiteren Treffen mit den jugendpolitischen Sprecherinnen und Sprechern diskutiert.

Wie kann das funktionieren, wenn 90 engagierte Jugendliche ihre Meinung kundtun wollen? Jugend im Landtag folgt einer Geschäftsordnung, die an die des Landtags angelehnt ist. Hier sind hierarchische Strukturen, wie die Wahl eines Präsidiums, aber auch die Länge der Redezeit festgelegt. Vereinfacht wird der Ablauf, indem Anträge schon vor dem Treffen eingereicht werden und den anderen Teilnehmern zugeschickt werden. So kann man vorbereitet in die Diskussion starten. (ib)

Ein spannender Weg

Ein Blick in die Vergangenheit von Jugend im Landtag

Susanne Keller erzählt: „Jugend in Landtag wurde 1985 anlässlich des Jahres der Jugend ins Leben gerufen. Damals nahmen nur Mitglieder des Landesjugendrings an der Veranstaltung teil.“ Vier Jahre später wird das Treffen zu einer reinen „Mädchenveranstaltung“, weil die damalige Landtagspräsidentin die männlichen Teilnehmer von der Debatte zu frauenspezifischen Themen ausschloss. 75 Mädchen diskutieren in diesem Jahr über Themen wie Gewalt gegen Frauen und ihre Rolle in Beruf, Familie und Politik. Nach der Wiedervereinigung tagte ein gemeinsames Gremium aus Mecklenburg – Vorpommern und Schleswig-Holstein und beschäftigte sich mit der Zukunft eines geeinten Deutschlands. Die Ergebnisse werden erstmalig an die Landtagsfraktionen weitergeleitet. Bis zum Jahre 1997 dauert es, bis dann „alles anders“ wird: Im Zuge einer Umstrukturierung der Veranstaltung wird „Jugend im Landtag“ geteilt. Bei einem ersten Treffen werden gemeinsame Anträge erarbeitet, die zwei Wochen später im Plenarsaal zur Diskussion kommen. Die Jugendlichen stellen erstmals die Anträge so, wie sie heute üblich sind. Neu ist auch, dass eine umfangreiche Dokumen-

tation entsteht. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Susanne Keller aus dem Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die Organisation der Treffen. Nur ein Jahr später droht das Ende der erfolgreichen Reihe. „Wir wollen keine Pseudoveranstaltung, auf der Jugendliche mal Politiker spielen dürfen“ sind Stimmen aus dem Teilnehmerfeld zu vernehmen. Die Forderung nach vierteljährlichen Treffen oder einer kompletten Abschaffung spiegeln den Unmut wider. Die Jugendlichen beklagten vor allem das Desinteresse der echten Politiker. Der Eklat kann gerade noch verhindert werden und so tagen Jugendliche weiterhin einmal jährlich im Landtag und berieten im Laufe der Jahre über Themen wie den Bau der A20, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit, Ausstieg aus der Kernenergie und Legalisierung von weichen Drogen. Wiederkehrende Themen sind die Herabsetzung des Wahlalters, bildungspolitische Themen und die Förderung von Jugendarbeit. So auch dieses Jahr: „Die stolze Zahl von 63 Anträgen zeigt, dass Jugend im Landtag auch nach 25 Jahren immer noch lebendig und keineswegs in die Jahre gekommen ist“, freut sich Susanne Keller. (ib)

5 Teilnehmer 5 Antworten 5 Sätze

Jonas Jeske, 16 Jahre

„Ich möchte bei Jugend im Landtag auf jeden Fall politische Erfahrungen in der Theorie und insbesondere auch in der Praxis sammeln.”

„Jugend im Landtag bietet mir die Möglichkeit für politischen Austausch mit Gleichaltrigen: Sven Eckhoff, Das schätze ich besonders 18 Jahre an dieser tollen Idee.” „Für mich ist Jugend im Landtag ein Wochenende voller Politik. Wichtig ist natürlich auch, dass der Spaß Kristin Pauly, nicht zu kurz kommt: Genau 18 Jahre das schafft JiL!“

Seyda Atas, 17 Jahre

„Ich will politisch etwas verändern, denn jeder hat eine Stimme, die er einbringen sollte. Hier werden die Meinungen der Jugend wirklich angehört.“

„Ich erhoffe mir, dass unsere Beschlüsse in der Politik gehört werden. Es wäre doch toll, mal in der Zeitung Laiska Fitsch, zu lesen, dass unserer Anträge 16 Jahre bald Gesetz werden.“


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“Die können das!”

Landtagspräsident Geerdts im Interview

Torsten Geerdts ist CDU-Abgeordneter, Schirmherr unzähliger Projekte und ganz nebenbei auch noch Landtagspräsident. Zärtlich auch als “Grußwort-Maschine” bezeichnet, repräsentiert Geerdts den Landtag nach außen. Er ist überzeugt von den Qualitäten der jungen Teilnehmer. Außerdem gab er Einblicke in sein Amt und erklärte Alice Klempau und Inga Lück, wie er den Spagat zwischen Parteizugehörigkeit und Landtagspräsentation schafft. Herr Geerdts, warum haben Sie sich zum Landtagspräsidenten wählen lassen? War das eher eine spontane Entscheidung? Ich bin innerhalb der eigenen Fraktion gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, Landtagspräsident zu werden. Ich entschied mich für dieses Amt, weil es beinhaltet, das Parlament beisammen zu halten. Man arbeitet daran, breite Kompromisse herzustellen und es geht auch darum, den schleswigholsteinischen Landtag zu repräsentieren. Ein weiterer Punkt ist, dass mich das ehrenamtliche Engagement in diesem Land beeindruckt und dieses zu würdigen gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben. Daher mache ich diese Aufgabe ausgesprochen gerne. Inwieweit entspricht das Amt ihren Vorstellungen? Man kann dieses Amt prägen, Veränderungen vornehmen und eigene Schwerpunkte setzen. Ich habe für mich entschieden, dass ich mich auf Menschen mit Migrationshintergrund konzentriere: Ich erarbeite, welche Chancen sie für unsere Gesellschaft bieten und wie weit wir auf Zuwanderung angewiesen sind. Des Weiteren setzte ich mich mit dem Thema Versöhnung von Ökologie und Ökonomie auseinander. Ich glaube, dass dies nicht auf Dauer ein Gegensatz sein muss, sondern für beide Seiten von Vorteil ist. Es stärkt die Wirtschaft und unser Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen. Wie wichtig ist dabei Flexibilität? Es gibt für den Landtagspräsidenten keinen geregelten Tagesablauf. Man muss ein wenig spontan sein und man muss Lust darauf haben, sich auf neue Themen einzulassen. Interesse, auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören ist wichtig. Es ist zu würdigen, was in dieser Gesellschaft gerade von ehrenamtlich Tätigen geleistet wird. Gestern bei der Debatte der Jugendlichen ging es ziemlich hoch her. Sie haben sich oft unterbrochen, es gab viele Zwischenrufe. Hat es bei Ihnen immer

reibungslos geklappt, die Diskussionen wieder unter Kontrolle zu bekommen? Es gibt hin und wieder Zwischenfälle, in denen man als Landtagspräsident eingreifen muss. Man ist so eine Art Schiedsrichter und muss für Gerechtigkeit im Plenarsaal sorgen. Dabei ist es immer wieder wichtig, sich zu überlegen, wie man allen sechs

Diskussion in den einzelnen Fraktionen gibt, müssen wir weiter debattieren. Eine andere Möglichkeit ist, sich noch einmal mit den Fachsprechern zusammenzusetzen, um sich auf Kompromisse zu einigen. Das ist dann wirklich eine Sternstunde des Parlamentarismus: Nach ganz viel Streit in der Lage zu sein, Kompromisse zu finden.

Achten Politiker auf solche Veranstaltungen wie diese, wenn Jugendliche Anträge formulieren? Also erstens sind heute alle Fraktionen anwesend und alle beschäftigen sich mit den Anträgen. Und ich als Landtagspräsident achte darauf, dass alle Fraktionen Stellungnahmen abgeben. Wir erklären, wieso etwas umgesetzt werden kann, oder wieso etwas nicht umgesetzt werden kann. Auch das gehört zur Demokratie dazu. Ich weiß, dass die Politiker Fraktionen gleichermaßen gerecht wird und es für richtig halten, Anträge zu debattieren es zu einem fairen Ausgleich kommt. und eine Position dafür zu formulieren und Wenn mahnende Worte nicht ausreichen, abzugeben. gibt es schon mal einen Ordnungsruf, eine Sitzungsunterbrechung oder eine Sitzung Wie ist Ihre ehrliche Meinung zu mandes Ältestenrates. In ihm sagen wir den chen Anträgen der Jugendlichen? Sind einzelnen Kollegen dann, dass wir das sie eher realitätsfern oder bodenständig? Verhalten im Ganzen nicht akzeptieren. Es sind Anträge aus der Sicht der jungen Generation. Sie sind natürlich aus ihren Welche Möglichkeiten haben Sie da, Blickwinkeln, die nicht immer Rücksicht Strafen zu verhängen? auf die Gesamtsituation nehmen müssen. Die Abgeordneten sind von den Einmal im Jahr tagt auch das Altenparlament, Wählerinnen und Wählern gestellt, das das die seniorenpolitische Brille trägt, die heißt sie haben ein freies Mandat. Aber das nicht immer auf andere gesellschaftliche Hausrecht im Landtag Schleswig-Holstein Gruppen achtet. Daher kann es auch keine hat der Landtagspräsident. Man kann einen eins zu eins Umsetzung im Parlament Abgeordneten zur Ordnung rufen. Bei geben. Aber sie werden als Anregungen groben Verstößen der Ordnung im Hause und Denkanstöße genutzt. Es finden sich kann man ihn auch von einer Sitzung aus- auch Themen in den Wahlprogrammen wieschließen. der und das, was hier gemacht wird, ist auf jeden Fall nicht für die Katz’. Sie werden In Ihrer Ansprache zu den Teilnehmern aufgenommen, abgewogen und gelten als von Jugend im Landtag sprachen Sie von wichtiges Mittel der Meinungsbildung in „Sternstunden des Parlaments“ – damit Schleswig-Holstein. meinen Sie den Kompromiss zwischen allen Parteien. Ist das eher eine Rarität? Gibt es auch Anträge, die jedes Jahr Das kommt ein bis zweimal im Jahr vor; wiederkehren? bei Debatten, bei denen man das man- Es gibt Anträge, die über viele Jahre chmal gar nicht erwartet hätte. Gibt es immer wiederkehrten und die immer anders plötzlich einen Austausch am Rande des beschieden wurden. Plenarsaals oder merke ich, dass es eine


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Anträge zum Umgang mit sogenannten weichen Drogen, wie Haschisch, Cannabis. Und da habe ich Beschlüsse in jede Richtung gesehen. Das ist so ein Thema, auf das die Abgeordneten schon warten und gespannt sind, wie votiert wird.

Abgestimmt! pern. Man sorgt dafür, dass das Parlament nach außen würdig vertreten wird, dass alle Fraktionen mitgenommen werden. Alle müssen sich fair behandelt fühlen. Man hat dann eine andere Aufgabe, die man nie verlassen darf. Auch mit eigenen

Und wie empfinden Sie die Realitätsnähe vom gesamten Projekt Jugend im Landtag, von der Debattenkultur und der Vorbereitung? Die Vorbereitungen sind sehr, sehr intensiv. Ich merke, dass sich die jungen Leute vorbereitet haben. Sie tragen es mit Engagement vor, weshalb es sehr nah am schleswig-holsteinischen Landtag dran ist. Auch da haben wir viele Herzblutpolitiker. Und ich hoffe, dass der ein oder andere Teilnehmer demnächst auch dem schleswig-holsteinischen Landtag angehört, Debattenbeiträgen im Landtag muss man dem deutschen Bundestag oder einem kom- sich immer so einlassen, dass man danach munalen Parlament. Die können das! wieder seine Aufgabe als Landtagspräsident wahrnehmen kann. Es ist eine Frage der Noch einmal zurück zu ihrer Person: Übung, aber auch des eisernen Willens. Sie sind Mitglied einer Partei, gleichzeitig Landtagspräsident und müssen Vernachlässigen Sie Ihre eigene den gesamten Landtag vertreten. Wie Partei bei Ihren vielen Pflichten als gehen Sie mit diesem Zwiespalt um? Landtagspräsident? Als Landtagspräsident muss man sich klar Ich nehme jede Woche an der Sitzung darüber sein, dass es nicht mehr darum geht, mei-ner eigenen Partei teil. Der die parteipolitische Rampensau zu verkör- Landtagspräsident ist immer automa-

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tisch Mitglied des Landesvorstandes, des geschäftsführenden Landesvorstandes. Ich habe bisher wenige Termine versäumt. Aber auch da muss ich mir im Auftreten klar machen, dass ich als Landtagspräsident unterwegs bin. Das Aufgabenfeld ist breit: Man muss sich in die anderen Fraktionen hineinversetzen, um ein Verständnis und ein Gefühl dafür zu haben, wie Politik eigentlich in anderen Fraktionen und Parteien tickt. Denken Sie es wäre besser, ihr Amt auszuschreiben und jemanden aus der Verwaltung für diese Stelle zu beziehen? Nein, das halte ich für völlig falsch. Es soll der höchste Repräsentant des Landes Schleswig-Holsteins sein. Daher braucht er die Legitimation der Wählerinnen und Wähler. Diese wird indirekt über die Landtagsabgeordneten erteilt. Sie wählen aus ihrer Mitte heraus ihren Landtagspräsidenten. Es wäre vollkommen falsch, dies auf einen neutralen Verwaltungsmitarbeiter zu übertragen. Er muss Parlamentarier sein, der allerdings in der Lage sein muss, auch über Parteiund Fraktionsgrenzen hinauszudenken. Ein Parlamentspräsident darf kein politisches Neutrum sein, das heißt, er muss auch politisch sozialisiert sein. (ak, il)

Wer ist eigentlich Torsten Geerdts und was macht ein Landtagspräsident überhaupt? Ein Erklärungsversuch in 2000 Zeichen von Alice Klempau und Inga Lück Geerdts trat mit 16 Jahren in die CDU ein und wurde sechs Jahre später CDUKreisvorsitzender in Neumünster. Später folgte das Amt als CDULandesvorsitzender. Ab 1997 war er für drei Jahre CDU-Kreisvorsitzender in Neumünster und stellvertretender Landesvorsitzender der CDU in SchleswigHolstein. Von 2003 bis 2008 war er Ratsherr der Stadt Neumünster und Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion. Außerdem war er Vorsitzender des Kinderschutzbundes Torsten Geerdts wurde am 16. in Neumünster. April 1963 in Neumünster geboren. Seine Landtagsfunktion begann im Nach seinem Realschulabschluss Jahre 2008 als Parlamentarischer der CDUmachte er eine Ausbildung zum Geschäftsführer Industriekaufmann. Er leistete Landtagsfraktion. Seit dem 27. 10. Grundwehrdienst und war 2009 ist er Präsident des Landtages Angestellter beim Deutschen und seit der 13. Wahlperiode Roten Kreuz in Neumünster. Mitglied des Landtages. (ak)

Der Landtagspräsident ist der oberste Repräsentant des Landtages. Deshalb führt der Präsident alle Geschäfte des Landtages und vertritt ihn in jeglichen Rechtsgeschäften oder Rechtsstreitigkeiten. Der Landtag wählt den Präsidenten für eine Legislaturperiode (auf fünf Jahre), kann ihn aber vorzeitig von seinem Amt abberufen. Zu den Aufgaben des Präsidenten gehört es, die Sitzungen des Landtages einzuberufen und zu leiten. Hierbei muss er darauf achten, dass die Geschäftsordnung eingehalten wird. Er erteilt den Abgeordneten das Wort und achtet auf die Einhaltung der Redezeiten. Neben der Führung der Landtagsverwaltung obliegt dem Landtagspräsidenten „die Verwaltung der gesamten wirtschaftlichen Angelegenheiten des Landtages nach Maßgabe des Landeshaushaltsgesetztes“ (Landesverfassung SH, Art. 14, Abs. 3). Der Präsident formuliert den Entwurf des Haushaltsplans des Landtages. Als oberste Dienstbehörde im Landtag verwaltet er die dortigen Beamten und Angestellten

nach den geltenden Rechtsund Verwaltungsvorschriften. Er ist verantwortlich für die Wahrung der Ordnungsgewalt und des Hausrechtes in den Räumlichkeiten des Landtages. Der Ältestenrat unterstützt den Landtagspräsidenten bei der Erfüllung all seiner Aufgaben. „Der Ältestenrat besteht aus der Präsidentin oder dem Präsidenten, den Vizepräsidentinnen oder Vizepräsidenten und je einer Vertreterin oder einem Vertreter der Fraktionen.“ (Art. 14, Abs. 5). (il)


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“Vom Bohren dicker Bretter” Die Grundlage für die Plenarsitzung bildet die Beratung in den vier Arbeitskreisen von “Jugend im Landtag”. Da sich auch der engagierteste Teilnehmer nicht vierteilen kann, blickt die Redaktion auf einen anstrengenden Sitzungs-Marathon zurück und liefert die wichtigsten Diskussionspunkte, die besten Sprüche und die knappesten Abstimmungen aus allen vier Gruppen.

Arbeitskreis 1: Landwirtschaft und Umwelt

Im Arbeitskreis „Landwirtschaft und Umwelt“ wurden zehn Anträge und ein Dringlichkeitsantrag diskutiert. Der relativ kleine Arbeitskreis war größtenteils mit weiblichen Teilnehmern belegt. Die Anträge drehten sich beispielsweise um das Freiwillige Ökologische Jahr, Ökolandbau, Kennzeichnung und Wegwerfverhalten von Lebensmitteln und das geplante CO2–Endlager in Schleswig-Holstein. Experten wie Detlef Mattiessen (Die Grünen), Detlef Buder (SPD) oder Carsten-Peter Brodersen (FDP) nahmen Stellung zu den Anträgen. Es fand ein geordneter Meinungsaustausch statt. Die Vorsitzende Johanna Ingwersen sorgte für einen geregelten Ablauf. Die Anträge wurden vorgetragen, anschließend Fragen

geklärt und diskutiert. Am Ende jedes Antrags wurden die Formulierungen besprochen. Es war eine eher ruhige, manchmal zu ruhige Diskussion. Zwischenrufe waren die Ausnahme. Dementsprechend schien es, als vergehe den Anwesenden langsam das so seltene Lachen. Sie wünschten sich im Großen und Ganzen mehr Ökologie und feste, klare Gesetze bei Themen wie der Massentierhaltung. Die Experten nahmen die Teilnehmer ernst, mussten allerdings auch manchmal eingestehen, dass zum Beispiel die finanziellen Mittel nicht vorhanden seien. Große Zwischenfälle gab es zwar nicht, aber es wurde immer kälter im Raum 136 mit den hohen Wänden. Aus der hölzernen Fensterbank kam kühle Luft und den Anwesenden fröstelte es. Daraufhin wurde an den Knöpfen zur Regulierung der Klimaanlage gedrückt, probiert, geschraubt – mit Erfolg. Der erste konkrete Akt dieses Arbeitskreises war absolviert und war nun buchstäblich aufgetaut: Die Antragssteller waren immer häufiger selbst anwesend und konnten auf die Nachfragen und manchmal auftretenden Kritiken gut eingehen. Auch die Expertenmeinungen wurden reger. Mehr Tempo und Stimmung kam auf. Die Stimmung lockerte sich zunehmend, die Anträge wurden diskussionsfreudiger und eine fast familiäre Atmosphäre machte sich breit. Das Zuhören fiel leichter und die Anträge konnten schneller geändert und formuliert werden. (ak)

Arbeitskreis 2: Hochschul- und Bildungspolitik In einer sehr gemütlichen Runde, mit Abgeordneten von den jeweiligen Fraktionen, fand am Samstag eine Beratungssitzung der jeweiligen Arbeitskreise statt. Dank der Hilfe vom Betreuer Carsten Langner begann die zu Anfang noch etwas unkoordinierte Sitzung Formen anzunehmen. Nachdem Phillip Timm zum Vorsitzenden gewählt wurde, starteten die Jugendlichen mit der Verlesung der Anträge und fingen an, Kommentare und Statements abzugeben. Die zuerst ruhige Runde heiterte nun immer mehr auf. So wurden auch die Abgeordneten gerne zur Unterstützung gebeten oder es gab die ersten größeren Meinungsverschiedenheiten. Über die ersten Anträge wurde entschieden und so langsam bemerkten die jungen Politiker den Zeitdruck, unter dem sie standen. Wortmeldungen wurden aufgeschrieben und bei Nichteinhalten der Gesprächsregeln fielen auch schon mal Sätze wie: „Du bist nicht dran, meine Süße!“. Anträge wurden überarbeitet oder es wurden auch zum Beispiel zwei Anträge über die maximale Klassengröße zusammengetan, da sie das gleiche Ziel verfolgten. Die Diskussion über das Medienverbot an Schulen war ein großes Thema und wurde sehr lange diskutiert. Durch die vielen verschiedenen Meinungen und die Vielzahl an Argumenten war dies ein sehr brisantes und informatives Thema. Auch in der Mittagspause wurde noch über den Antrag auf Aufhebung des Medienverbotes diskutiert. Direkt nach der einstündigen Mittagspause ging es auch schon ge-

spannt weiter. Der nächste Antrag befasste sich mit der Unterstützung und Freistellung von ehrenamtlich engagierten SchülerInnen. Viele sahen die Problematik, dass es sich nicht mehr um ein Ehrenamt handelt, wenn aktive SchülerInnen dafür belohnt werden. Die Arbeitsgruppe empfand den Antrag für eine einheitliche Bildungspolitik in ganz Deutschland als wichtigsten Punkt. Die am Ende sichtlich erleichterte und ruhigere Gruppe verlagerte das Gespräch in eine offene Runde, um über Tratsch und Klatsch zu plaudern. Schlussendlich wurden viele gute Argumente vorgebracht und alle Anträge vernünftig ausdiskutiert. Auch wenn bei den meisten Anträge des Arbeitskreises auf Ablehnung plädiert wurde, war es eine sehr interessante Runde. (tfs)


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Arbeitskreis 3: Wirtschaft, Verkehr, Energie Der Arbeitskreis „Wirtschaft, Verkehr, Energie“ befasste sich mit 12 Anträgen und einem Dringlichkeitsantrag. Die angesprochenen Themen reichten von

öffentlichen Verkehrsmitteln bis hin zu Biogasanlagen. Die Jugendlichen sitzen ordentlich an ihren Plätzen und heben brav die Hand, um auf die Rednerliste geschrieben zu werden. Ihre Namensschilder sind zwar zu Anfang noch selbstgebastelt, weil der Großteil die richtigen im Plenarsaal vergessen hat, aber wenigstens haben sie alle eine Meinung zu den Anträgen, die sehr kontrovers diskutiert werden. Bevor der Arbeitskreis seine Arbeit aufnimmt, gibt Betreuer Bastian Clement eine kurze Einführung zum Ablauf und den gröbsten Formalitäten. Anschließend stürzen sich die jungen Abgeordneten sofort in die Wahl des Vorsitzenden und des Schriftwarts. Es folgt ein Kraftakt,

um einige Startschwierigkeiten zu überwinden: Die ersten Diskussionen laufen nur zäh, die Argumentationsführungen sind sprunghaft und schweifen oft ab. Trotz Rednerliste werfen Gegenstimmen immer wieder Einsprüche ein. Die Zwischenrufe halten sich bis zum Ende, aber die Produktivität steigert sich enorm. Bereits in der zweiten Arbeitsphase sind alle Anträge abgewickelt, geändert und umformuliert. Spontan erklären sich die Abgeordneten zu einer offenen Diskussionsrunde bereit, bei der die Jugendlichen sie über alle möglichen Themen befragen. Auch sonst wird ihre Mitarbeit gelobt. Die Abgeordneten hören aufmerksam zu und steuern ihr Fachwissen bei, wenn es gefragt ist. „Ein durchweg entspannter Arbeitskreis!“, befand der Betreuer, der nicht einmal in das Geschehen eingreifen muss. Es gibt trotz angeregter Diskussionen keine Anfeindungen und es herrscht meist große Einheit. Das mag auch an den nicht so brisanten Themen liegen, wodurch die Gemüter ruhig bleiben. Alle Mitglieder werden fair behandelt, jedem wird zugehört. Auch wenn manche anders auftreten. Der Dresscode eines Teilnehmers erregt zum Beispiel Getuschel. Er kombiniert schwarzes Hemd mit Jogginghose, Wollsocken und Turnschuhen. Über dem Tisch wirkt er seriös, darunter eher entspannt. Zum Ende der Sitzungen belohnt sich der Arbeitskreis für die konzentrierte und detaillierte Arbeit mit einer lockeren Unterhaltung. (il)

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Arbeitskreis 4: Jugend- und Sozialpolitik, Inneres, Recht 30 junge Menschen suchen sich schüchtern einen Platz im großen Schleswig-Holstein-Saal. Hier sollen sie gleich zu den Themen Jugend- und Sozialpolitik, Inneres und Recht diskutieren. Doch zuerst brauchen sie einen Vorsitz, um die Runde zu leiten. „Nicht alle auf einmal!“ kommentiert Kai Dolgner (SPD) die Zurückhaltung. Schließlich werden Jonas von Milczewski und Anna Friedemann zu Vorsitzendem und Sprecherin. Florian Gehm als Betreuer übergibt das Zepter und schon beginnt die Debatte zum ersten Antrag. Die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit soll erhöht werden, so die Forderung. schleppend werden Redebeiträge angemeldet, bis eine intensive Diskussion entfacht. Am Ende wird der Antrag in geänderter Fassung angenommen. Über die Idee, dass alle Schüler mit ausreichend Material ausgestattet sein sollen, ist man sich schnell einig, aber wie und an wen das Geld dafür ausgegeben werden soll, stellt sich nicht als leichte Aufgabe heraus. Hier mischt sich Marret Bohn (Grüne) mit persönlichen Erfahrungen ein: „Macht euch bei den Lehrern für bezahlbare Materialien stark“, rät sie den Schülern. Lang diskutieren die Jugendlichen, ob Sozialpädagogen das richtige Mittel seien, um der Situation in den Schulen zu begegnen. Hier wird ein geänderter Antrag angenommen. Klare Meinungsgleichheit besteht dem Antrag gegenüber, öffentliche Einrichtungen zu ausschließlicher Benutzung von Fairtrade-Produkten zu verpflichten. „Nichtbehandlung“ fordern Einige, „Sofortige Abstimmung“ wollen Andere und nutzen so die Möglichkeiten der Geschäftsordnung. Beim Antrag zur verpflichtenden Blutspende greift Kai Dolgner

sofort ein: „Blutspende ist ohne die Zustimmung des Spenders ein Fall von Körperverletzung“ begründet er die Verfassungswidrigkeit des Antrages. Eine Nichtbefassung wird abgestimmt. „Trotzdem wäre ein Austausch sinnvoll gewesen, denn die Idee ist in Grunde nicht falsch, vielleicht hätten wir durch eine Umformulierung einen besseren Antrag zur Abstimmung bringen können.“ beschwerte sich daraufhin Katja Reimann beim Vorsitzenden. Nach der Mittagspause haben sich

die Gemüter dann wieder beruhigt und die inhaltiche Dikussion kann weitergehen. Die folgenden Stunden werden von Hektik und neuen Anträgen dominiert. Nach einem Abstimmungsmarathon ohne Aussprache über NPD-Vebot und Kennzeichnungspflicht für Polizisten stehen am Ende dann aber 23 interessante und fundierte Beschlussempfehlungen für’s Plenum. (ib)


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Hände hoch - Hier wird abgestimmt!

Ob Kommune, Landtag, Bundesrat oder Europa - Das Plenum ist das Herzstück der Demokratie; macht Politik greifbar und vor allem spannend. Das es nicht nur bei Wolfang Kubicki und Ralf Stegner hoch hergeht, sondern auch bei Jugend im Landtag, hat Imke Bischoff am Sontag beobachtet. Am Sonntagmorgen geht es sofort los mit dem Arbeitskreis eins. Ihm sollen die anderthalb Stunden bis zum Mittagessen reichen, damit alle Anträge vorgetragen, diskutiert und beschlossen werden. Zu allererst kommt das Verbot der Massentierhaltung zur Sprache. N oc h müde von der kurzen Nacht werden die ersten Wortbeiträge deklamiert. Doch schnell werden die Parlamentarier warm und diskutieren ebenso heiß wie am Vortag. Schließlich wird der Antrag abgelehnt: Es wurde überzeugend argumentiert, dass für ein solches Verbot klarere Definitionen nötig seien. Das Thema „Freiwilliges Ökologisches Jahr“ ist mit großer Unklarheit verbunden: „Warum exakt 1,3 Millionen Euro?“, „Wie sieht es mit der Konkurrenz vom Bundesfreiwilligendienst aus?“, „Wie machen die anderen Bundesländer das?“ - Das sind nur

santrag verlangen: entweder auf Nichtbefassung, sofortige Abstimmung, Veränderung der Länge der Redezeit oder Einbringung eines Dringlichkeitsantrages. Dieser Geschäftsordnungsantrag muss sofort vom Prä-

sidium aufgerufen werden, es kommt zur Aussprache und Abstimmung darüber, wie weiter verfahren wird. Wie jedes Jahr nutzen einige Teilnehmer diese Möglichkeit zur

einheitliches Bildungssystem geben sollte, Lehrerfortbildungen, Handynutzung an den Schulen, Wiedereinführung des Kurssystems. Die Forderung nach mehr Lehrern und begrenzter Schüleranzahl steht auch auf dem Plan. Baderkan Dakori kommentiert die Zeit, die S chüler spr echer unterrichtsbefreit sind: „12 Stunden, das ist ein… Keks!“ und beansprucht mehr. „Das Problem der Computer sitzt oft 30 cm davor“, stellt Anton Eberlein fest und fordert deshalb Medien-Fortbildungen für Lehrer. Der Austauschbedarf ist hoch und es kommen nicht alle Anträge in der vorgegebenen Zeit zur Sprache. Sie müssen ans Ende der Sitzung verschoben werden. Die erhitzte Stimmung steigt dadurch nur weiter an, sodass eine Teilnehmerin fordert: „Seid doch mal alle nett zueinander!“, nur damit hat

„Wir müssen die übriggebliebenen Themen nun im Schnelldurchlauf durchboxen“

„12 Stunden Befreiung für die Schülersprecher? Das ist doch ein… Keks!“

einige der vielen Fragen, die vorerst zu keinem Ergebnis führen. Schließlich kann doch ein Änderungsantrag erarbeitet werden. Währenddessen schreitet das Präsidium in der Antragsfolge vor. Die Sprecher der Arbeitskreise stellen die Anträge vor und reagieren dann auf Verständ-nisfragen. Danach wird diskutiert. Wer der Meinung ist, die Diskussion führt nicht weiter oder wird zu langwierig, kann durch Heben beider Arme einen Geschäftsordnung-

sie wenig Erfolg. Letztendlich werden die verbalen Auseinandersetzungen mit einer Abstimmung abgeschlossen. Oft sind es nur knappe Mehrheiten, die einen Antrag ablehnen oder annehmen. Besonders knifflig wird es bei der Frage der Kennzeichnungspflicht von Polizisten. Hier kann auch nach mehrmaligem Auszählen der Handzeichen nur ein Gleichstand erkannt werden und der Antrag muss als abgelehnt betrachtet werden. (ib)

Gänze aus und reißen bei jeder Chance ihre Arme in die Luft. Das kostet dem Parlament viel Zeit und Nerven. Immer wieder kommt Unmut auf, da die sofortige Abstimmung und das damit verbundene Ende der Rednerliste sehr häufig beantragt wird. Es können nicht alle ihre Argumente vorbringen und fühlen sich übergangen. Nachmittags steht Arbeitskreis 2 (Bildung) auf der Agenda. Da viele der Teilnehmer noch zur Schule gehen, ist dies ein besonders brisantes Thema und die Anträge füllen sieben Seiten. Es wird heftig und beherzt gestritten, ob es ein bundesweit


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Ein einheitliches Echo erzeugt die angeforderte Anpassung des Paragrafen 47 der Gemeindeordnung. Viele Teilnehmer sehen einen Sinn hinter der Idee, dass Schülervertretungen passive Rechte in der Kommunalpolitik zugesprochen werden. Große Verwunderung löste der Antrag 34 schon im Vorfeld aus: Die Toilettenbenutzung an Schulen solle bindend kostenlos sein. Für die meisten ist

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dies eine Selbstverständlichkeit, die nicht von allen Schulen im Land respektiert wird. Das Plenum war sich schnell einig und alle wedelten kräftig mit ihrem Stimmkärtchen für die Annahme des Antrags. Je später der Nachmittag wird, desto kürzer fallen die Begründungen der Anträge und die Redezeit aus. „Wir müssen die übriggebliebenen Themen nun im Schnelldurchlauf durchboxen“, ruft Vizepräsidentin Anna Friedemann zur Eile auf. Das frisch gewählte Präsidium meistert seine erste Aufgabe. Ruth Döpker, Anna Friedemann, Maximilian Tesch können bis zum Schluss Ruhe und Konzentration in der Sitzung halten. Auf leichte Hilfestellung von außen in problematischen Situationen gehen die drei Präsidenten gern ein und gewähren so größtmögliche Fairness. Die Abgeordneten werden selten aufbrausend

oder ironisch, was die Veranstaltung zwar lang und eintönig erscheinen lässt, aber gute Debatten ermöglicht. Der Tag war für alle Jugendlichen erfolgreich. Zwar musste das Präsidium die Zeitgrenze überziehen, aber so wurden alle Anträge abgehandelt und werden nun den echten Fraktionen zur Stellungnahme überreicht. So sieht gelungene Partizipation von jungen Leuten in aktueller Politik aus. (ib)

Plenum Kompakt

Über 30 Forderungen akzeptierten die Teilnehmer während der Plenarsitzung: Acht davon wurden erst besonders heiß diskutiert und dann doch einstimmig angenommen - Die wichtigsten Beschlüsse im Überblick

‘FÖJ’ stärker fördern

Fangquote für Nordseekrabben

Um Allen den Studiengang ihrer Wahl zu ermöglichen, fordert das Plenum die Schaffung neuer Studienplätze.

Die Fördermittel für den Freiwilligendienst und FÖJ’s sollen von 800.000 Euro auf 1,3 Millionen Euro erhöht werden.

Gefordert wird das Engagement für eine Fangquote für Nordseekrabben auf EU-Ebene, um fairen Handel zu garantieren.

Fachkräftemangel bekämpfen

Beförderung von Schülern

Landtagswahlrecht ab 16

Zeitumstellung abschaffen

Unternehmen sollen bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften finanziell durch das Land unterstützt werden.

Schüler, die weiter als 5 Kilometer von der Schule entfernt wohnen, ist die kostenlose Beförderung zur Schule gewährleisten.

Jugendliche ab Vollendung des sechzehnten Lebensjahres sollen bei Landtagswahlen volles Wahlrecht erhalten.

Aufgrund der Verfehlung des eigentlichen Ziels soll die Zeitumstellung von Winter- und Sommerzeit sofort abgeschafft werden.

Einheitliche Bildungspolitik

MedienFortbildungen

Die jungen Abgeordneten wünschen sich eine einheitliche Bildungspolitik auf Bundesebene.

Gefordert werden jährliche, verpflichtende Pädagogik- und Medienfortbildungen für Lehrer und ein ausreichender Etat.

Subventionen von Biogasanlagen

Es sollen nur noch Biogasanlagen subventioniert werden, in denen die Abwärme genutzt wird und Restund Abfallstoffe verwertet werden.

Zusätzliche Studienplätze

Fotonachweise (v.l.o.n.r.u.): eriwst (CC-Lizenz), Florian Gehm, AndiH (CC-Lizenz, via Flickr), Bruno Monginoux (CC-Lizenz), Sven Bedard (CC-Lizenz), Florian Gehm, Florian Gehm, Lighthelper (CC-Lizenz), Tom Schliemann, Florian Gehm


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Von Radikalen und anderen Rabauken: Ein Planspiel, näher an der Realität, als man denkt Wortgewandte Redner, bebender Applaus, bissige Zwischenrufe: Trotz der fortgeschrittenen Stunde am Freitagabend waren die jungen Parlamentarier bei den Diskussionen zum Thema Wahlrecht ab 16 nicht zu bremsen. In drei Sitzungen wurde das Thema hitzig diskutiert, das im Voraus in Fraktionssitzungen ausgearbeitet wurde. Alles lief auf eine finale Abstimmung hinaus. (fg, ib, il, tfs, ak) Schon Herbert Grönemeyer forderte “Kinder an die Macht”. Wichtigster Bestandteil der Macht des Volkes ist die Wahl. Und wählen sollte doch eigentlich jeder, der von den Entscheidungen der Politik am Ende auch betroffen ist. Das sagte sich auch der Kieler Verein “Das Politikum” und inszenierte unter dem Motto “Wählen ab 16?” am ersten Tag von Jugend im Landtag das wohl kontroverseste Planspiel in der Geschichte des Jugendparlamentes. Vergessen sind Wolfgang Kubicki und Ralf Stegner: Hier kommen 95 wild gewordene Teilnehmer!

nat. Als erste Amtshandlung änderten sie ihren erten andere Gruppen nach Handzeichen und Namen in „Starke Demokratie Front“ (SDF). Hierarchien. Um ihn in der folgenenden Sitzung durch „ReDas Spektrum der Reden war ebenfalls groß. Gewandte Redner, die sich nicht von provokativen Einwürfen beirren ließen, waren genauso vertreten wie nach Argumenten ringende Opfern der vertrödelten Vorbereitungszeit. Die Presse erhitzte die Stimmung um ein Weiteres mit heftigen Attacken. Titel wie „Kindergarten im Landtag“ und „Lange Rede, gar KEIN Sinn“ erregten die Gemüter der Anwesenden. Auch bei den Nachfragen im Plenum teilte die Presse ordentlich aus, verübte harte Schläge mit spitzen Angriffen und trieb damit die Parteien in die Enge. Die turbulente Diskussionskultur im Plenum, die von reichlich Pöbeleien Die Veranstaltung wurde vom Politikum e.V. aldemokratische Aktionsfront“, kurz RAF, zu geprägt war, erinnerte eher an einen Hahnengeleitet und organisiert. Sie teilten die Teilneh- ersetzen. „Denken Sie nicht, dass Eltern die kampf als an eine gesittete, politische Rednermer von Jugend im Landtag in sechs Parteien Wählerstimme missbrauchen würden?“, propa- folge. Final triumphierten „Die Besonderen“, gierte ein überzeugter Anhänger der RAF und erntete höhnisches Gelächter aus den anderen Lagern. „Die Verbesserer“ strebten in die Gegenrichtung. „18 Jahre: damit bekommt man Rechte und Pflichten“ lautete ihre Devise. Sie fordern damit jegliche Wahlrechte erst ab der Volljährigkeit. …„Die Bewahrer“ sprachen sich für ein Fortbestand der aktuellen Rechtslage aus. Diese klare Meinung spiegelte sich in der geordneten Fraktionsführung wieder. In den Fraktionssitzungen selbst gab es große Unterschiede in den Organisationsstrukturen: und eine Pressegruppe ein. Diese Parteien wur- Während die einen ein Kaffeekränzchen mit „Die Modernen“ und „Die Lockeren“ mit einer den bereits im Voraus mit fiktiven Namen ge- politischen Appetithäppchen kredenzten, agi- Dreierkoaltion nur knapp über den Antrag der tauft und Meinungen bestückt. RAF. Aufgrund von formellen Mängeln Von bereits bestehenden bis in der Ausarbeitung wurde der Antrag andersartigen Ideen war alles der „Bewahrer“ nicht zugelassen. Das vertreten und für jede PosiPräsidium akzeptierte keine ungenauen tion wurde fleißig gewettert. Stichpunkte auf DIN A1-Format. So plädierten beispielsweise Trotzdem kam es schließlich zu einem „Die Besonderen“ für das mehrheitlichen Beschluss. Dieser sieht Wahlrecht ab zwölf Jahren vor, dass es grundlegend das Wahlrecht bei bestandenem psycholoab 16 gibt. Des Weiteren kann man ab gischem Test. Dieser Test 14 Jahren einen psychologischen Test entscheidet über die polidurchlaufen, um die politische Reife zu tische Reife und ist freiwillig. erlangen. Immigranten nicht deutscher Unter dem Motto „One man, Staatsbürgerschaft dürfen wählen, wenn one vote“ vertreten „Die Radisie mindestens vier Jahre in Schleswigkalen“ das Wahlrecht ab dem Holstein ihren Erstwohnsitz haben und ersten Schwangerschaftsmoüber geregeltes Einkommen verfügen.


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“Wählen ab 16? Dann müsste man uns auch Sex, Alkohol und Zigaretten erlauben!” [Ein Forumnutzer auf dem Jugendportal www.spiesser.de]

Das Planspiel des Vereins “Das Politikum” schlug nicht nur unter den Teilnehmern hohe Wellen - Auch in der Redaktion brachen heftige Diskussionen aus: Im Zentrum stehen Inga (18, wahlberechtigt und stolz drauf) und Tom (15, nicht wahlberechtigt und ziemlich sauer darüber) Wahlrecht ab 16 Jahren: Für viele eine sinnvolle Idee, um Jugendliche zu einem gewissen Grad politischer Partizipation zu bringen oder zu zwingen. Mit diesem Privileg können die jungen Teenager in ihrem Alter allerdings nichts anfangen und werden es daher ignorieren. Jugend im Landtag ist ein Paradebeispiel, wie gelungene Integration von jungen Menschen in die Politik aussehen kann und funktionieren sollte. Das Interesse besteht aber nur bei einer Minderheit. Die meisten Jugendlichen beschäftigen sich nicht mit solchen für sie ‚belanglosen‘ Themen. Ihre Gedanken kreisen um Justin Bieber, den Troll in „World of Warcraft“, den dritten – zum Glück nur virtuellen Weltkrieg – bei „Call of Duty“, sowie um die neueste Mode der New York Fashion Week mit Chanel und Gucci und die passenden Schminktipps. Der süße Boy von nebenan oder das heiße Girl von gegenüber sind natürlich nicht zu vernachlässigen. Justin Bieber gegen den Wahlkreisabgeordneten ‘von um die Ecke’ - Ein ungleicher Kampf! Wie sollten Jugendliche für eine ganze Nation

entscheiden können, wenn sie es nicht einmal schaffen, sich vom Gruppenzwang zu lösen und ihre eigene Meinung auszuprägen? Diese Teenager können kaum Verantwortung für sich selbst übernehmen und sind oft schon damit überfordert, sich selbst zu finden. In diesem pubertären Chaos bleibt kein Platz für freiwilliges Engagement und politisches Interesse. Sie haben keinerlei Verständnis für die Prozesse der Wirtschaft oder politischer Systeme. Die Schule kann diese Motivation oder wenigstens eine gewisse Neugier auch nicht vermitteln, sollte sie denn überhaupt politischen Unterricht für diese Altersstufe anbieten. Selbst wenn diese Voraussetzungen anders wären, sind Jugendliche dieses Alters viel zu naiv. Sie kennen das richtige Leben nicht und sind zu leicht zu manipulieren. Was angesagt ist, mag jeder! Sie denken nicht weiter als bis zum nächsten Wochenende. - Eine Legislaturperiode können sie nicht im Geringsten überblicken. Was sich ändern muss, ist und bleibt eine spannende Frage - Projekte wie die Juniorwahl

16 Jahre jung, durchgestylt, Justin Bieber Fan und verantwortlich für eine ganze Nation?

Fotograph: Lars Kulesch (CC-Lizenz)

Mit diesen Begriffen und den noch viel komplizierteren Wahlverfahren kennen sich unter 18 Jährige nicht aus. Wie sollten sie dann bei einer Wahl ein Kreuz setzten können? oder ein Jugend-Landtag sind ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem scheitern sie oft an der Marketing-Frage. Erst wenn es gelingt, soviele Teilnehmer zu werben wie Karten für ein Justin Bieber Konzert zu verkaufen, dann steht der Herabsetzung des Wahlalters nichts mehr im Wege. (il)

Nahezu alle Entscheidungen, die von Politikern grieren: Der Unterschied zweier Lebensjahre oftmals neuen und unerwarteten Ideen der und Volksvertetern gefällt werden, betref- darf hierbei nicht den Ausschlag geben! jungen Wähler auseinandersetzen und “herfen uns Jugendliche irgendwann im Leben: Andere behaupten, Minderjährige wären zu leicht umschlagen” – Auch die irgendwann domizu beeinflussen, hätten keine Lebenserfahrung nierende Altersschicht muss plötzlich lernen, und würden dann “politischen und populis- sich jugendlichen und sicherlich oft unbetischen Rattenfängern auf den Leim gehen” quemen Fragen und Vorschlägen zu stellen. - In Anbetracht der Finanzkatastrophe, in der Und wenn der Begriff “Urne” in verschieviele der „klugen und reifen” Erwachsenen denen Zusammenhängen im Alter eher Angst Eine Lohnuntergrenze oder ein Mindestlohn ihr Vermögen und ihre Zukunft auf´s Spiel in den Gesichtern auslöst, für uns ist der Gang können die Wahl der ersten Arbeitsstätte bee- gesetzt und verloren haben, weil sie ohne aus- zur Urne der wichtigste Schritt. (tfs) influssen, die Abschaffung von Wehrpflicht reichende Kenntnisse vielen und Zivildienst ist ein massiver Faktor in Politikern und Bankern gefolgt der Lebensplanung. 300 Lehrer mehr oder sind, welche selber kaum die weniger haben einen großen Einfluss auf die Konsequenzen ihres Handelns Ausfallzeiten und damit die Ausbildungsqualität absehen konnten, muss mehr an öffentlichen Schulen, genau wie verschiedene als in Frage gestellt werden, Schulformen und die Positionen zu Universitäten ob es eben diesen zusteht, im Land die Bildungsstandards verändert. die Meinungsbildung von Führerschein mit 17 Jahren, der Umgang mit Jugendlichen in Frage zu stellen. Zigaretten und Drogen, Arbeitsschutzregeln für Jugendliche oder auch der Schutz von “Schlimmer geht’s nimMinderjährigen – alles betrifft 16 Jährige oftmals mer” lautet die Devise meiso direkt, wie keine andere Bevölkerungsgruppe. ner Generation: Wir forschen nach, bevor wir etwas glauben. Die Kernfrage, die sich stellt, ist denkbar einfach: Das Wahlrecht ab 16 Jahren Warum sollen wir Jugendliche dann nicht auch fördert das politische Interesse mitentscheiden, wer uns in relevanten Gremien der Jugend – Sie hinterfragen und den entscheidenen Parlamenten vertritt? Zusammenhänge von Bürger Viele Erwachsene halten den Jugendlichen und Staat früher; werden besser vor, sie besäßen zu wenig Erfahrung, zu wenig informierte, mündige Bürger. Kenntnisse, litten unter mangelndem Interesse Foto: DPA und könnten vor allem noch keine Entscheidungen Auch der immer größer werEin wenig größer ist Tom doch schon treffen – Jeder muss irgendwann damit begin- dende Teil der Älteren und Alten Wählen darf er trotzdem noch nicht. nen, sich in die politischen Prozesse zu inte- muss sich mit den sicherlich

“Passivwählen” - 18 Jahre zusehen


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Die Redaktion präsentiert:

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“Wochenend-Romantik” Kompromisslos & Kommentarlos


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Politik muss an morgen denken! Prominente Gratulanten zur 25. Veranstaltung

Dr. Robert Habeck (Fraktionsvorsitzender Bündnis 90 / Die Grünen)

Peter Harry Carstensen (Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein)

Kurz und knapp: Großartig, dass es Jugend im Landtag schon seit 25 Jahren gibt! Was gibt es Eine Politik, die nur die aktuellen HerausforWichtigeres für einen Staat, als dass seine Bürderungen angeht, denkt nicht an morgen. Diese gerinnen und Bürger sich für dessen Geschicke Politik ist längst überholt. Wer Politik aktiv geinteressieren, sich einmischen und gesellschaftlistalten will, der muss die Zukunft fest im Blick che Prozesse vorantreiben? Eine lebendige Dehaben, die für unsere Kinder und Jugendlichen mokratie lebt genau davon! Je früher ihr damit Realität werden wird. Um so wichtiger ist es, anfangt und merkt, dass Engagement in der Politik die Hauptbetroffenen mit in die Verantwortung tatsächlich Früchte trägt, umso besser. Ich wünsche euch spannende und zu nehmen. Die Veranstaltungsreihe „Jugend Im Landtag“ leistet dazu vor allem konstruktive Debatten! Dank an den Landtag und den Landes- einen überaus wertvollen Beitrag, können die gewählten Abgeordneten jugendring, dass sie diese Veranstaltung seit 25 Jahren ermöglichen! doch aus den Beschlüssen der Jugendlichen Anregungen ziehen. Zum 25. Jubiläum gratuliere ich herzlich und wünsche weiterhin viel Erfolg. Antje Jansen (Fraktionsvorsitzende der LINKEN Landtagsfraktion) DIE LINKE sagt: Glückwunsch, Respekt und Anerkennung zum 25. Jubiläum von “Jugend im Landtag”! Sie bringen frischen Wind und neue Ideen, eine junge Perspektive und den Puls der Zeit in die oft eingefahrenen Strukturen. Die Regierenden täten gut daran, auf das zu hören, was bei den Planspielen und Abstimmungen herauskommt. Ob Bildungspolitik oder Umwelt – wer, wenn nicht die Jugend weiß, was für ihre Zukunft das Richtige ist? Wir wünschen auch weiterhin gutes Gelingen, gute Beratungen und vor allem: viel Spaß daran!

Anke Spoorendonk (Vorsitzende der SSW-Landtagsfraktion) Bei Jugend im Landtag lernen Jugendliche nicht nur Politik, sie lehren den Politikern auch etwas über die Wirklichkeit der jungen Menschen im Land. Das ist ein außerordentlich wichtiger Input für unsere parlamentarische Arbeit. Gerade angesichts der demografischen Entwicklung ist es wichtiger denn je, dafür zu sorgen, dass die Interessen der Kinder und Jugendlichen in der Politik nicht untergehen. Deshalb haben wir immer “Jugend im Landtag” sehr ernst genommen, deshalb setzt der SSW sich seit langem für direkte Mitbestimmung vor Ort und ein und deshalb sollen 16-Jährige auch bei Landtagswahlen mitstimmen dürfen.

Peter Eichstädt (Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion)

Ralf Stegner (Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion)

Es ist ein großer Gewinn, dass die Veranstaltung “Jugend im Landtag” im Schleswig-Holsteinischen Landtag nun schon 25 Jahre lang besteht. In dieser Zeit wurden unzählige Themen diskutiert, die junge Menschen bewegen. Und das Beste: Vieles davon wurde von den Landtagsfraktionen aufgegriffen und in praktische Politik umgesetzt. Ein wichtiger Baustein für Partizipation junger Menschen an Politik.Für “Jugend im Landtag” die Zukunft wünsche ich mir, dass “Jugend im Landtag” Jugendliche. versucht, noch mehr junge Menschen an der Meinungsbildung zu beteiligen; auch solche, die an dem Wochenende selbst nicht dabei sein können. Das Internet bietet hier interessante Möglichkeiten. Mein zweiter Wunsch: Ein weiterhin kritischer Umgang mit den Ritualen des “richtigen” Landtages und die mutige Suche nach neuen Wegen der Kommunikation und Entscheidungsfindung.

Ich freue mich über 25 Jahre “Jugend im Landtag”, deren Initiatoren es immer wieder schaffen, Jugendliche an Politik und vor allem aber jugendliche Politik, an Politikerinnen und Politiker heranzuführen. Insofern danke ich für viele Anregungen und konstruktive Kritik. Schleswig-Holstein ist durch ein Stück weit lebenswerter geworden - auch für

Wolfgang Kubicki (Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion) Jugend im Landtag wirkt in zwei Richtungen: Junge Menschen lernen, die Abläufe in der Politik besser zu verstehen - und Politiker lernen, wo den Jugendlichen der Schuh drückt. Zu dieser erfolgreichen Vermittlerarbeit gratuliere ich “Jugend im Landtag” ganz herzlich.

Johannes Callsen (Fraktiosnvorsitzender der CDU Landtagsfraktion)

Ich wünsche der Aktion Jugend im Landtag spannende Plenartage, eine faire Diskussionskultur und in den kommenden 25 Jahren viel Erfolg. Allen Teilnehmern wünsche ich, dass sie sich ihr Interesse an Politik, an der Kunst der freien Rede und den gesellschaftlichen Abläufen - auch über diese Veranstaltung hinaus - erhalten. Ich hoffe sehr, dass die Teilnehmer der Aktion sich in Zukunft aktiv in die gesellschaftlichen und politischen Belange unseres Landes einbringen.

Die Grußworte wurden per E-Mail angefordert und in der Reihenfolge ihres Erscheines angeordnet. Die Fotos stammen aus den Bilddatenbanken der jeweiligen Parteien beziehungsweise des Landtages und stehen zur freien Verfügung bereit. Die Grußworte wurden inhaltlich nicht verändert und spiegeln so die Meinungen der jeweiligen Verfasser unverändert wieder.


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die Einigkeit, die anfangs noch zu erkennen ist, verfliegt gänzlich. Die Politiker beginnen mit den Sticheleien und Schuldzuweisungen. Mit Ansprache der Atompolitik formt sich ein Kindergarten, in dem sich die Kleinen darum streiten, wer das Spielzeug kaputt gemacht hat. CDU und FDP beharren auf dem Scheitern von Rot-Grün, als diese damalige Koalition den Atomkonsens formulierte. Höppner hält FDP und CDU für die Jeder im Plenarsaal spürt die Spannung. Bösen, die mit Laufzeitverlängerung die an Nachhaltigkeit. Man merkt deutlich: Der Wahlkampf hat Ausstiegsperspektive verwarfen. Völlig Nur die Unabhängigen vom SSW begonnen. Die Abgeordneten und von der Linken funken aus den sechs Fraktionen arzwischen das Ballspiel mit gumentieren bissig und könder heißen Kohle. Flemming nen sich nur schwer an die Meyer vom SSW wendet auferlegte Redezeit halten. sich direkt an die JugendliAber auch auf Seiten der Juchen: „Sehen Sie, so geht es gendlichen zeigen sich die immer zu. Statt Perspektiven Emotionen: Viele Aussagen zu entwickeln, diskutieren sie ernten Applaus, manche lösen darüber, wer Schuld hat!“ eifriges Getuschel aus. Aber gerade durch diese Die gestellten Fragen waren hitzige und direkte Konfronim Voraus von den Jugendlitation entsteht die einmachen von Jugend im Land- Zwischen Panik, Freude, Pflicht und Furcht - lige Stimmung. Es wird tag formuliert worden und aber ebenfalls gelacht: Die Teils souverän, teils im tiefen poltischen Waswerden durch die ModeraThemenjagd der CDU auf ser schwimmend, versuchen die jugendpolitischen fremdem Terrain wird dabei tion weitergeleitet. Es ist ebenfalls Platz für Zwischmit Humor genommen außer Sprecher die Position ihrer Partei bestmöglich zu enfragen, die so zahlreich von Mark-Oliver Potzahr verkaufen. Ihnen gegenüber sitzen 95 Jugendliche mit aufkommen, dass nicht alle selbst. Jezewski wünscht Neugier, Engagement, aber auch mit Wut im Bauch sich sogar: „Wenn jedes Mal gestellt werden können. Die Moderation über- und Angst vor der Zukunft - Inga Lück hat sich diesen bei den Wahlen die CDU nimmt das alte Präsidium, ihren Kurs in eine vernünftexplosiven Cocktail genauer angesehen. Florian Gehm und Lennart ige Richtung ändert, würde Feix. Sie schaffen es trotz ich gerne zwei Mal im Jahr aufgeheizter Stimmung und langer Reden, wählen!“. Obwohl eine Wende über mehr die Politiker in den Themen zu halten und als 180° nicht möglich ist, plakatiert ihre Beiträge zu beenden. Höppner die Umorientierungen der CDU Die Themenvielfalt ist allumfassend und als solche. Den „Themenklau“ nimmt er bewirkt eine inhaltlich starke Diskussionsleicht und setzt ihn mit einer Bestätigung runde. Diese Qualität kann nicht durch der eigenen Ausrichtung gleich. „Die Sticheleien der Politiker und ungeplante CDU erfindet sich neu oder eher weiß sie Pannen gebrochen werden. Plötzlich nicht mehr, wo sie sich befindet. Es zielt geht das Licht aus und die Mikrophone nur auf einen Machterhalt!“, wirft Andreschwächeln. Die Politiker und die ge- quer stellt sich Andresen und weist jegli- sen ein. spannten Zuhörer lassen sich davon nicht ches Versagen weit von seiner Partei. Die Eingeläutet wird die Runde mit der Frage beirren und ihre zuerst steife Stimmung Grüne sei der Begründer der Antiatombe- nach dem Engagement junger Menschen wegung und der Atomkonsens sei für ihre und wie dies aussehen solle. Die Politiker lockert sich auf. Die Fragen sind gut gestaffelt und Parteimitglieder eine Zumutung gewesen, sind sich einig, dass Partizipation essentiwerden immer brisanter und provokanter. da er von der SPD geprägt ist, die sich ell für die Gesellschaft ist, in der UmsetDie Antworten werden differenzierter und stärker an Energiekonzernen orientiere als zung trennen sich allerdings ihre Wege.

Was wollen die denn eigentlich alle?


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„Es ist egal, wo man sich engagiert, ob bei den Pfadfindern oder einer politischen Organisation.“, findet Christopher Vogt, Abgeordneter der FDP. Die Politik muss noch viel verbessern nach Meinung von Rasmus Andresen, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen: „Es muss aber auf Landesebene viel mehr Möglichkeiten geben, sich partizipieren zu können.“ Er will auch eine größere Verbindlichkeit für Veranstaltungen wie Jugend im Landtag einrichten, damit die Meinungen der jungen Leute mehr in die Politik einfließen. Mitmischen ist aber nach wie vor Bürgerpflicht, wirft Heinz-Werner Jezewski ein, innen- und rechtspolitischer Sprecher der Linken. Weiter geht es zur Bundeswehr und ob sie in Schulen Vorträge halten darf. Nur die Linken und die SPD lehnen es vollkommen ab. Für Jezewski ist es ausgeschlossen, dass eine solche Institution in Schulen werben darf, weil sie eindeutig gegen die Friedenspolitik stehe. Die anderen Gesprächspartner wollen die Bundeswehr nur unter Bedingungen einlassen. Sie soll entweder

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von einer Friedensorganisation begleitet werden oder nur für Bereiche wie FÖJ und FSJ werben dürfen. Der Bundestrojaner bringt Potzahr beinahe in Bredullie. Seine Partei spricht sich dafür aus, dass der Staat jede Möglichkeit bekommt, auf die Jagd nach Verbrechern zu gehen. Daraufhin unterstellt ihm ein Teilnehmer, das Motto laute „der Zweck heiligt die Mittel“. Potzahr rettet, indem er es nur billigt, solange das Mittel legal und begrenzt ist. Für Jezewski ist das Quatsch und unmöglich jeden zu überwachen: „Jeder Pfadfinder ist ein potentieller Messerstecher, jeder Förster ein potentieller Mörder und jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger!“ Zum NPD-Verbot geben die Vertreter auch eine Stellungnahme ab. Niemand unterstützt den rechtsextremen Terrorismus, aber die Erfolgsaussichten eines Verbots werden divergent betrachtet. Damit schließt das Kreuzverhör und den Jugendlichen wurde viel Stoff für die Diskussionen gegeben, die am Abend in trauter Runde folgen. (il)

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Von Pappenheimern und Wichtigtuern Das Wort Präsidium klingt so autoritär, dass es schon fast cool ist, sich als Präsident zu bezeichnen. Was hinter diesem tollen Titel steckt, was für Aufgaben und Belastungen man aufgedrückt bekommt und was “die alten Hasen” den “Jungspunden” in dieser Position empfehlen, fassen Imke Bischoff und Tom Schliemann zusammen

Am Samstagabend war es soweit: Das alte Präsidium, bestehend aus Lennart Feix, Isgard Labs und Florian Gehm verabschiedet sich von seiner Position und beginnt mit der Neuwahl. Durch zwei unparteiische „Wahlzettelzähler“ werden die Stimmen des gesamten Plenums ausgewertet. Schließlich steht das Ergebnis fest: Anna Friedemann, Ruth

“Wenn die Jugendlichen nicht alle zehn Minuten einmal kurz und herzhaft lachen, dann hat das Präsidium etwas falsch gemacht.“ Döpker und Maximilian Kecht werden am Sonntag und dann bis zum nächsten Jahr die Geschicke des Präsidiums leiten. In der Mittagspause kommt es zum Treffen mit Florian Gehm, in dem sich der „alte Hase“ und die „jungen Hüpfer“ austauschen können. Ruth betätigt sich besonders in der Landesschülervertretung und im Landesschülerparlament und schätzt besonders, „dass landesweite Veranstaltungen immer ein Stück weitgreifender und somit interessanter“ sind. Anna entwickelte politisches Interesse bei einem Planspiel über Europapolitik, das an ihrer Schule angeboten wurde. Die neue Präsidentin war letztes Jahr schon dabei und das hat ihr „viel Spaß“ gemacht. Maximilian beteiligt sich in der Jungen Union und hat bei der Gestaltung der Schülerunion mitgewirkt. Deshalb sieht er es auch als große Herausforderung an, seine eigene Meinung zurückzustellen und als

Präsident unparteiisch zu agieren. „Es ist schwierig allen Rednern gerecht zu werden, sagt Anna, die gern die Rednerliste führt: „Ich möchte alle zu Wort kommen lassen, aber das klappt nicht immer, was mir sehr Leid tut.“ Als Veränderungen wünschen sich die drei, dass die Diskussion mit den Jugendpolitischen Sprechern attraktiver gestaltet wird, sodass es zu einem „Dialog zwischen den Jugendlichen und den Abgeordneten“ kommt, sagt die siebzehnjährige Ruth. Maximilian setzt einen Fokus darauf, dass die gefassten Beschlüsse auch bei den echten Politikern ankommen. „Ich hoffe, dass die drei diesen Elan beibehalten und alle Veranstaltungen zur Vorund Nachbereitung wahrnehmen“, sagt Florian Gehm. „Das Präsidium sollte un-

bedingt Geschlossenheit demonstrieren und sich nicht vom Weg abbringen lassen: Es ist wichtig, dass sie eine starke Stimme darstellen“ Zusätzlich hat er noch ein paar ‚goldene Regeln‘ für seine Nachfolger mitgebracht: „Sie sollten unbedingt überparteilich bleiben und die Sitzungen attraktiv gestalten. Wenn die Jugendlichen nicht alle zehn Minuten einmal kurz und herzhaft lachen, dann hat das Präsidium etwas falsch gemacht.“ Gehm möchte damit auch zeigen, dass Politik nicht nur stures Abarbeiten der Tagesordnung ist, denn „ Politik ist nicht statisch“. Florian wünscht sich zudem auch eine größere Medienpräsenz von außerhalb. „Wir hatten – in den letzten Jahren jedenfalls – kein einziges Fernsehteam hier“, sagt der Ex-Präsident. Auf seine eigene Amtszeit blickt Gehm übrigens zufrieden zurück: „Ich denke, es ist uns gut gelungen, die neue Veranstaltung vorzubereiten. Auch

Ich möchte so gerne alle zu Wort kommen lassen, aber es geht nicht! Das tut mir wirklich leid! wenn ich es nicht ganz ohne Traurigkeit geschafft habe, das Zepter ans neue Präsidium zu übergeben.“ Dem alten Präsidium muss dies aber immerhin so gut gelungen sein, dass es mit stehenden Ovationen zur Verabschiedung belohnt wurde: Adiós, El Presidente! (ib, tfs)


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Präsidium Persönlich Ex-Präsident Florian Gehm (20) verarbeitet seinen Abschiedsschmerz

Das Jahr der Wahl: uen Präsidiums, Leitung ne s de l ah W r: be em ov N g lernen und un dn or ts äf ch es (G g un tz der Plenarsi anwenden) vom Landtagspräte ar sk ht ac hn ei W r: be Dezem en angeln und drüber st ka ef ri B m de s au en nt side freuen Das Jahr nach der Wahl: beim Landtagspräsig un itz ss ng tu ei er rb Vo März: tung und Abgeordneal w er V it m o ür B im en dent d Kuchen” ten und “lecker Kaffee un erieren (Mit den od m de un sr ng tu ei er hb April: Nac sse diskutieren) lü ch es B e di er üb n te ne Abgeord melden und Anträge an L Ji r Fü : er ob kt O t Augus schreiben

November: ei Wochen vor Jugend Treffen im Landtag (Zw tskreisen zuordei rb A n de ge rä nt A ) im Landtag ernspiele ausdennl en K , en an pl m m ra og nen, Pr Kekse) ken (ohne Kaffee, ohne nd im Landtag: November, während Juge herberge, Teilnd ge Ju r de in ng lu ei nt ei Zimmer elchen durchfühpi ns er nl en K , en üß gr be nehmer den jugendpolitischen it m e nd ru ns io ss ku is D ren, euwahl “anzetteln”, sich N n, re ie er od m n er ch re Sp d dann doch noch ein feiern lassen, abtreten un wenig traurig sein...

Ich weiß noch sehr gut, wie ich am ersten Abend meiner Amtszeit in die Jugendherberge zurückkam. Es dauerte Stunden, bis ich mein Auto ausgegraben hatte: Es scheinte draußen wie bekloppt. Bereits bei meiner ersten Teilnahme wollte ich gerne ins Präsidium - Im Jahr 2010 hat es dann ‘endlich’ geklappt! Als ich in den Keller der Jugendherberge kam, wurde es dann plötzlich ziemlich still, dann trat irgendein Teilnehmer vor und klopfte mir auf die Schulter: “Glückwunsch, El Presidente!”, rief er, riss meinen

Arm nach oben und schon hatte ich meinen Spitznamen weg. Nach einer durchfeierten Nacht überkam mich am Sonntag der Ernst des Lebens. Gegen eine Flut von Geschäftsordnungsanträgen kämpfend, lenkte ich über Stunden die Geschicke des Präsidiums. Ich habe versucht, möglichst schnell meinen eigenen Stil zu finden: Wichtig ist mir, jede Sitzung auch mit einer Portion Humor zu leiten. Sonst ‘pennen’ dir die Leute am Sonntag um 16.00 Uhr weg! In der folgenden Zeit durfte ich mich über eine Weihnachtskarte von Torsten Geerdts und etliche Einladungen in den Landtag freuen. Ich besuchte das Arbeitszimmer des Präsidenten, plante die nächste Ausgabe von Jugend im Landtag und dachte mir noch abstrusere Kennlernspiele aus als im letzten Jahr. Und ich durfte mich “El Presidente” nennen - ein ganzes Jahr lang! Es lohnt sich also, die Macht zu ergreifen: Wenn sie euch anlächelt, dann greift zu! (fg)


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“Occupy Landtag” Wenn der Layouter kurz vor Abgabe bemerkt, dass im Heft noch leere Seiten frei herumlaufen, dann ist die Freude groß. Ein Patentrezept: Bekannte nach Artikeln fragen! Eine Stunde nach der ersten ‘Bettel-Mail’ landet ein zweiseitiger Gastbeitrag im Posteingang, in dem Vize-Präsidentin Anna Friedemann ihr “Jugend im Landtag” mit zwei Wochen Abstand Revue passieren lässt.

Die Bitte aus dem Stand einen Bericht über Jugend im Landtag zu schreiben kam etwas überraschend, aber Gott sei Dank lässt mich mein sonst so löchriges Gedächtnis dieses Mal nicht im Stich und das Licht des Wochenendes vor zwei Wochen strahlt noch hell in meinem Kopf. Die Mischung aus selbst Politik gestalten und dem Spaß an spannenden Diskussionen, war für mich persönlich der Anreiz auch dieses Jahr wieder dabei zu sein, wenn es freitagabends nach der offiziellen Begrüßung mit dem Planspiel losgeht. Das Thema war mit Wahlrecht ab 16 spannend gewählt und die Debatte dementsprechend recht kontrovers. Besonders sind mir die putzigen Namen der einzelnen Fraktionen in Erinnerung geblieben, vor allem „Die Radikalen“, die sich im Laufe der Debatte mindestens zwei Mal umbenannten, um am Ende RAF zu heißen. Wofür auch immer das stehen mag. (Das steht für „Radikale Aktions Front“ oder so, jedenfalls ohne Terror und so, Anm. d. Red.) Nach dem Planspiel, das bedauerlicherweise und aus unverständlichen Gründen mit der Niederlage meiner Fraktion endete, ging es zurück in die Jugendherberge. Der erste Abend bietet einem immer die angenehme Gelegenheit mit

der putzmunter und komplett gestärkt, um mit der Arbeit im Ausschuss für Jugend, Soziales, Inneres und Recht zu beginnen.Mir fällt die Ehre der Sprecherin des Ausschusses zu, was am Samstag erst mal bedeutet, dass ich mit viel Elan die Rednerliste führe und damit den Ausschussvorsitzenden unterstütze. Die Anträge sind spannend und sehr vielfältig. Besonders interessant wird es, als mehrere Anträge zum Umgang und Einsatz von Polizisten diskutiert werden und deutlich wird, dass hier grundverschiedene Meinungen aufeinandertreffen. In den anderen Ausschüssen geht es nicht weniger hoch her. Aber schließlich fallen die Beschlüsse, die abends im Plenum vorgestellt werden. Am Rednerpult zu stehen ist immer eine kleine (Anna ist tatsächlich auch nicht besonders groß, Anm. d. Red.) Herausforderung für mich. Die paar Schritte, bis man das Mikrophon erreicht hat, sind reine Selbstüberwindung, aber nachdem ich den ersten unangenehmen Moment überstanden habe, macht sich meistens ein Gefühl der Erleichterung breit und ich halbiere mein Sprechtempo, auch wenn das häufig immer noch zu schnell ist. Gleichzeitig fand die Auszählung zur Wahl des Präsidiums statt, was mich die ganze Zeit

Mein krönender Abschluss war, dass ich die Debatte zum vierten Ausschuss leiten durfte.

etwas nervös machte. Als das Ergebnis verkündet wurde, hatte ich das Gefühl, ich wäre mit Schwung gegen eine Tür gelaufen, aber nach der ersten Überforderung habe ich mich unfassbar gefreut. Interessanterweise fand sich auch für den Samstagabend eine sinnvolle Beschäftigung und dazu ist nur zu bemerken, dass, wenn eine liebe Fee nicht rechtzeitig am nächsten Morgen in unser Zimmer gekommen wäre, wir wohl so ziemlich verschlafen hätten. Der Sonntag ist mein liebster „JiL“-Tag. Die Atmosphäre im Plenarsaal finde ich immer wieder stark. Immer wenn mir jemand etwas von An Jugend im Landtag wird politikverdrossener Jugend erzählt, habe ich das deutlich, dass es andere Möglich- Bild im Kopf, wie über 90 Jugendliche freiwilkeiten gibt, seine Meinung kund- lig an einem Wochenende die Themen unseres Bundeslandes diskutieren, und dann lache ich zutun, anstatt wie die den Nörglern ins Gesicht. – Pathetisch, aber Occupy-Bewegung zu zelten. wahr. fragendem Gesicht und nett zurückhaltendem Die Debatte war durchgehend abwechslungsLächeln auf mir vollständig unbekannte Leute reich, vor allem dank vieler hörenswerter Meizuzugehen, um sie wissend anzusehen und un- nungen, die von guten Rednern anschaulich und schuldig zu fragen „Kennen wir uns nicht ir- ansprechend vorgetragen wurden. Ruth, Max gendwoher?“. Wer sonst eher zu Schüchternheit und ich haben uns alle Mühe gegeben, die Disneigt, dem sei gesagt: Diese Masche funktioni- kussion so sauber zu leiten wie möglich, aber ert ungefähr immer. Ich hatte jedenfalls riesigen dem ein oder anderen war seine Zuneigung Spaß viele Leute vom letzten Jahr wiederzutref- für Geschäftsordnungsanträge auch mit den fen und neue kennenzulernen. Und so wurde bösesten Blicken nicht auszutreiben. diese Nacht eher kurz. Mein krönender Abschluss war, dass ich die Aber schlafen kann man ja auch, wenn man Debatte zum vierten Ausschuss leiten durfte. wieder Schule hat und deshalb bin ich Sams- Nach Nordseekrabben, dem FÖJ, der Reform tagmorgen nach der zweiten Tasse Kaffee wie- des gesamten Bildungssytems, E10 und vielen

weiteren Anträgen kamen wir jetzt zu Themenwie einem NPD-Verbot, Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene, Wahlrecht ab 16 und dem möglichen Ende der Sommerzeit. Am beeindruckendsten fand ich den Moment, an dem auch nach der dritten Abstimmung zu einem Antrag das Unentschieden stand und der Antrag abgelehnt wurde, aber die Befürworter diese Entscheidung trotzdem beherrscht akzeptiert haben. Ein klareres Zeichen dafür, dass das Wahlrecht ab 16 auf Landesebene ein guter Beschluss war, kann es meiner Meinung nach nicht geben. An Jugend im Landtag wird deutlich, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, seine Meinung kundzutun, anstatt wie die Occupy-Bewegung am „Kleinen Kiel“ (See in der Kieler Innenstadt

– und wirklich klein, Anm. d. Red.) zu zelten. Im Landtag ist es nicht nur wesentlich wärmer, darüber hinaus kommt man auch noch in den Dialog miteinander, was in meinen Augen wesentlich konstruktiver ist, auch wenn ich selbst kein Problem damit habe, mal wieder gepflegt eine Runde campen zu gehen. Aber vielleicht erst nächsten Sommer. Danach möchte ich euch im Herbst aber alle wiedersehen, um mit einem kleinen Lächeln auf euch zuzugehen, dabei ein wissendes Gesicht zu machen und ihr kennt ja den Rest. In diesem Sinne heißt es hoffentlich auch nächstes Jahr wieder: Der Landtag ist unser! (Anna Friedemann)


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“Hey Flo, Digga - Kannste’ mir mal helfen!” Das war’s mit der Distanz... “Und wer entscheidet sich dann für Ar- der Grünen: “Das heißt aber: Wir suchen einen reite die Beschlussfassungen für die Plenarsitbeitskreis Nummer 4, geleitet von Florian Vorsitzenden oder eine Vorsitzende!” Nichts zung vor: Was bleibt von den Anträgen übrig? Gehm?”, fragt Lennart Feix durch das Mi- konnte ich mir in meiner Einführung sehnli- Welche Änderungen kommen durch? Welche krophon. Ich habe mit ungefährt 15 Leu- cher wünschen als einen solchen Kommentar: Ideen werden neu eingereicht? ten gerechnet, doch als dann 40 Arme in die “Danke”, antworte ich: “Wer hat also Lust, das Hin und wieder zwingt mich die DiskusHöhe schnellen, bin ich doch ziemlich nervös. vorsitzende Individuum zu sein?” - Es sollen sion, selbst aktiv zu werden. Ich habe auch ein “Das ist dann der Schleswig-Holstein-Saal, sich ja auch wirklich alle (!) angesprochen füh- Auge auf die Politiker: Sie sollen nicht mitdisder ehemalige Plenarsaal für kutieren, sondern haben beratendich”, sagt Organisatorin Suden Charakter. Rechtsfragen und sanne Keller von der anderen Umsetzungsmöglichkeiten sind ihr Seite zu mir. Ich rufe mir nochSpezialgebiet. In der Vergangenheit mal schnell die Geschäftsordhaben es die Mitglieder des Landnung ins Gedächtnis - Viel Zeit tages sogar soweit getrieben, selbst zum Nachdenken bleibt ohnehin Anträge zu stellen. nicht! Solche Zwischenfälle haben zum Dann mal los: Ich krame einen Glück Seltenheitswert. Es beruhigt Zettel aus der Tasche, recke ihn mich immens, dass die Vertreter der über den Kopf und schleife die Politik sich genau im gewünschten Meute aus 40 Diskutanten hinter Maße einmischen. Bei Verfassungsmir her in unseren Arbeitskreis. brüchen gehen sie dazwischen, bei In Raum 122 angekommen, sitFinanz-, Verteilungs- und Umsetzen mir viele Teilnehmer aus dem zungsfragen sind sie die helfende letzten Jahr gegenüber - Nur ich Hand. Ich kämpfe über den Tag habe plötzlich die Seiten gewechhinweg gegen eine Flut von AnträArbeitskreis 4 im Schleswig-Holstein-Saal Mit mehr als 30 Teilnehmern selt. Ich habe mich bewusst für gen und Änderungswünschen an. eine besondere Herausforderung für Vorsitz, Betreuer und Abgeordnete “meinen” Arbeitskreis entschieden. Am Ende des Tages ist es dunkel Als Betreuer muss man stundenlangen Diskus- len. Als dann ein Vorsitz und ein Sprecher ge- geworden, ich verpasse die Neuwahl zum Präsionen folgen. Im vierten Arbeitskreis hat mich funden waren, staunte ich nicht schlecht: sidiumn und bekomme nicht einmal mit, dass die Themenvielfalt wirklich angesprochen. Es sind meine ehemaligen Mitschüler Anna ich für eine erneute Kandidatur vorgeschlagen Im Saal angekommen, schnappe ich mir Friedemann und Jonas von Milczewski. Wer wurde. Als ich dann in den Verwaltungstrakt den Platz an der Spitze und beginne eine klei- gerade aus der Veranstaltung herausgewachsen gehe, stoße ich auf die größte Herausforderung ne Predigt zur Einleitung: Meine Aufgabe ist ist, der muss mit sowas rechnen, sage ich mir und des Tages: Nicht die Abgeordneten, keine Anes, die Diskussion im Arbeitskreis anzuleiten: versuche die nötige Distanz zu wahren. Wenn träge, keine Teilnehmer. Nein, es sind die BeNach einer kurzen Erklärung der Geschäfts- man aber einen Stich in die Seite bekommt und schlussempfehlungen, die 120 mal kopiert und ordnung und einem Ausblick auf die Tagesord- jemand sagt: “Hey Flo, Digga - Kannste’ mir geheftet werden wollen und der Kopierer hat nung, will ich meine Amtsgeschäfte an einen mal helfen!”, dann fällt das mitunter schwer. Ich mehr Knöpfe, als eine PC-Tastatur. Ich habe Vorsitzenden abtreten und kassiere den ersten versuche, die beiden möglichst allein werkeln meinen Meister gefunden - und das erst nach Rüffel: Nicht von Teilnehmern oder Kollegen, zu lassen und konzentriere mich auf meine Ende meiner eigentlichen Aufgaben. sondern von Dr. Marret Bohn, Abgeordnete Hauptaufgabe: Ich verfolge die Debatte und be- (fg)

Bestehen im Arbeitskreis Was gehört dazu, um sich gegen 40 Teilnehmer durchzusetzen? Tipps für Nachwuchs-Abgeordnete, Betreuer und den Vorsitz

Geschäftsordnung studieren

Teilnehmer einschätzen

Anträge genau kennenlernen

Abgeordnete gekonnt “nutzen”

Programm auswendig lernen

Was sind beliebte Anträge, wo bietet die Geschäftsordnung Spielräume und wie lang ist eigentlich die normale Redezeit? All das steht in der Geschäftsordnung und erleichtert den Einstieg enorm

Für jeden im Arbeitskreis ist es unerlässlich, seine Teilnehmer zu kennen: Wer redet zu lange, wer ist gelangweilt und kann schnell überzeugt werden und wer hat Ahnung und bietet sich für Zusammenarbeit an?

Was steckt nochmal hinter Drucksache JiL 25/47aNeu? Wer mitdiskutieren will, sollte sich vorher informieren. Wer den ersten guten Beitrag landet, gewinnt schnell den Arbeitskreis für sich!

Der Abgeordnete ist eine interessante Spezies: Er sitz an der Quelle und bringt genau das richtige Fachwissen mit.Wenn er sich aber zu viel einmischt, sollten Teilnehmer, Vorsitz und Betreuer eingreifen!

Das Programm ist das Herz der Veranstaltung: Um der Frage “Wann kommt endlich das Mittagessen?” vorzubeugen, ist es sinnvoll, sich mit dem Programm vertraut zu machen: Kaffepause als Etappensieg, und gut ist’s!


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‘Erstes Mal’ - und super glücklich Alle kennen es: Das erste Mal ist mit Aufregung, viel Arbeit und Vorbereitung verbunden. Die vielen benötigten Infos pickt man sich leicht aus dem Internet. Jeder, der mitmachen will, zwischen 16 und 21 Jahren alt ist oder die neunte Klasse besucht, sollte willig sein, seine Stellung ausdauernd zu vertreten.

tion des SSW ist sie schon politisch engagiert und wurde von dieser auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Obwohl Rachel ein „Erstling“ ist, reichte sie gleich drei Anträge ein, wobei sie versuchte ihre eigene Meinung mit der Ihrer Partei Rachel Scheele, 16 Jahre alt, ist dieses Jahr zu verbinden. Auch im Planspiel und den Arzum ersten Mal bei Jugend im Landtag dabei. beitskreisen setzte sie sich von Anfang an mit Als zweite Vorsitzende der Jugendorganisa- großem Elan ein. „Ich finde nicht, dass man in solch einer Veranstaltung zurückhaltend sein sollte. Gerade die, die öfter dabei waren, sollten den Neuen genügend Respekt entgegenbringen.“ Denn oft war es noch so, dass diese erst nach einiger Eingewöhnungszeit ihre Zurückhaltung ablegten. Die großen Erwartungen an ‚JiL‘ wurden Rachel erfüllt. Sie konnte sich mit vielen anderen Jugendlichen über deren politische Meinungen austauschen und locker diskutieren: „Gerade die

Gesprächsrunden am Abend waren sehr amüsant und aufschlussreich.“. Verbesserungen hat Rachel trotzdem schon parat. „Es wäre schön, wenn das Rollenspiel besser ausgearbeitet ist und nichts mit den von den Teilnehmern gestellten Anträgen zu tun hat.“, schlägt sie vor. Rachel ist sich sicher: „Nächstes Jahr komme ich wieder!“ (il)

Rachel ist sich sicher: „Nächstes Jahr komme ich wieder!“

“Die Einladungen wandern in die Papierkörbe der Schulleiter!” einen Antragstext und eine Begründung. Diese schickt man an die Landtagsverwaltung, die die Treffen organisiert. Dort werden sie den Arbeitskreisen zugeordnet. Am Wochenende selbst muss man dann schauen, dass man im Ausschuss sitzt, der sich mit dem Antrag befasst, denn hier kann man die anderen Abgeordneten von seinen Ideen überzeugen. Hierfür ist es hilfreich, wenn man sich fachlich kompetent und rhetorisch gewandt präsentiert. Der Arbeitskreis entscheidet dann, ob dem Plenum eine Annahme oder Ablehnung des Antrags empfohlen wird. Am Sonntag in der Plenardebatte wird dann nochmals über die meisten Anträge diskutiert und schließlich abgestimmt.

Was würdest du gern ändern? Wir haben das Problem, dass viele gar nicht von diesem Angebot wissen. Die Einladungen wandern in die Papierkörbe der Schulleiter. Das ist sehr schade, denn sonst gibt es wenige Chancen, dass Schüler auf Jugend im Landtag aufmerksam werden. Unsere beste Werbung sind begeisterte Teilnehmer, die vom Wochenende erzählen. Wirst du auch das nächste Mal wieder dabei sein? Ja, ich will Jugend im Landtag treu bleiben, aber ich werde dann in der Organisation und Betreuung als Fotograf mithelfen.

Hat es dich bei den vielen Teilnahmen nicht gereizt, das Präsidium zu übernehmen? Verläuft also jede Veranstaltung gleich? Ich finde es interessanter im Plenum zu diskuNein, jedes Jahr gibt es ein neues Präsidium und es kommen viele neue Gesichter hinzu. Leute tieren und inhaltlich zu agieren, als dort oben zu heute sind forscher und kritischer, besonders bei sitzen und die Rednerliste abzuarbeiten. (ib) Zum fünften Mal ist Phil Wilke bereits bei der Fragerunde mit den jugendpolitischen SpreJugend im Landtag dabei. Zum Inventar ge- chern. Außerdem wird die Kennlernrunde und hört er zwar nicht, aber der Stammplatz ist das Planspiel jedes Jahr anders gestaltet. Nur ihm sicher. Mit Susanne Keller ist er schon das Essen ist immer gleich. längst per du und das Landtagsgebäude an Was sind deine Highlights von deiner Zeit bei der Förde kennt er wie seine Westentasche. Aufgeregt ist er nicht mehr vor den Treffen, Jugend im Landtag? Super fand ich die Schneeballschlacht im aber er findet es spannend, diejenigen zu letzten Jahr. Wir wurden einmal von einer dänsehen, die erstmals am Rednerpult stehen. ischen Gruppe in der Jugendherberge zu einer Wann hast du deinen ersten Antrag bei Ju- ausgelassenen Party eingeladen. Außerdem hat Jugend im Landtag schon zu gend im Landtag gestellt? einer langjährigen Beziehung geführt. Das war vor fünf Jahren, als ich zum ersten Mal dabei war. Er ist sogar angenommen worWie siehst du das Treffen dieses Jahr? den, worum es ging, weiß ich nicht mehr. Dieses Jahr musste ich sehr über den ToilettenWie schreibt man denn einen „perfekten An- antrag lachen. So etwas gab es noch nie. Sonst wiederholen sich die Themen und Anträge ofttrag“? Die meisten Anträge entstehen aus den persön- mals. lichen Interessen heraus. Man formuliert also


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Politische Lyrik von Tom Schliemann

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“Die gute, alte Zeit!” Wenn die E dann klin ltern von “damals” gt das of erzählen, t wie ein einem an Beric der es aber au en Zeitalter. „Dam ht aus ch schon als“ gab Jugendlic zu politis he, die sic che h lassen. U n Debatten haben nd teilwe hinreißen ise waren Teilnehm d er von „ Jugend im ie ersten wirklich Landtag“ so geklei det wie Großelte Eltern u rn nd Eine Reis beim Kaffekränz chen. e ins Arc hiv von Florian G ehm.

n dische o s m an lte e h e f Auch n i s u n g e en wir zum e l g t n E er seh s t i l e c h t e n i H : t nich en l e i n mit Kratze i p s i Be r ! u l l o v e sselgarantie P l l o u W und F

D e r “ O ff e n e K a n a l” ist ebenfalls seit Jahren mit von der P artie - Die Technik hat sich hier ü b r ig e n s ü berhaupt nicht veränd ert. Einige m u n k e ln , d e r R o ts ti ft v e r sc h ie d e n e r L a n d e sregierungen sei Schuld. n rge: A e b r e dh en J u g e n übrigens d . r e d ir in dts u n d e n e s e h e n w rsten Geer n r s n o i e o r ss D i s k u e l l e v o n v o ngspund” T k o g e g e n d t ; c t Ju Sa sch r S dritte ischen as braune tyle” getau en t i l o p -S s“ lau r d damal weile hat e präsidenten n mit der b t... r nn an gs Mittle andta us dem “M nicht beka L “ m i sa ns Anzug e Wahl! Wa , ist übrige t is ut eine g geworden ” Mütze

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Jugend im Landtag 2011

Abgestimmt!

Impressum

Florian Gehm (fg, V.i.S.d.P.)

Florian Gehm ist 20 Jahre alt und beginnt im Januar 2012 ein Studium der Politik, Soziologie und Wirtschaft an der Zeppelin University in Friedrichshafen am Bodensee. Zusätzlich verdient er sich ein Taschengeld als freier Journalist und verbringt seine Freizeit mit Fußbällen, guten Büchern oder Engagement bei Deutsche Model United Nations oder der Jugendpresse.

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Das Letzte!

Imke Bischoff (ib)

Imke Bischoff ist 20 Jahre alt und studiert im ersten Semester “Comparative and European Law” an der Hanse Law School in Bremen. In ihrer Freizeit treibt sie Sport, zeichnet und liest. Außerdem spielt sie im Uni-Orchester Geige. Die zehnmonatige Kanadareise war ein Erlebnis, das sie nicht mehr missen möchte und anderen jungen Leuten sehr empfiehlt.

Inga Lück (il)

Inga Lück ist 18 Jahre alt und angehende Abiturientin. Anschließend will sie ein wenig Auslandsluft schnuppern, bevor sie ein Studium in Richtung Politikwissenschaften beginnen will. In ihrer freien Zeit unternimmt sie viel mit Freunden und schreibt Texte, um sich bald als Poetry Slamerin unter Beweis zu stellen.

Tom Schliemann (tfs)

Tom – Frederic Schliemann ist 15 Jahre alt und wohnt in Eckernförde. Er besucht die 10. Klasse einer Gesamtschule und beendet die Schule voraussichtlich 2015 mit dem Abitur. Sein größtes Hobby ist der Wassersport. Er segelt und windsurft. In seiner Freizeit trifft er sich auch gerne mit Freunden, spielt Fußball oder fotografiert.

Alice Klempau (ak)

Alice Klempau ist 17 Jahre alt und geht in die 11. Klasse. Sie engagiert sich bei der Jungen Presse Pinneberg und ist Chefredakteurin der Kreisschülerzeitung “PI-Rat”, ebenfalls im Kreis Pinneberg. In der Freizeit malt und zeichnet sie, fährt Fahrrad oder liest. Sie interessiert sich für Kunst und sammelte erste Auslandserfahrungen in einem französischen Internat. “Abgestimmt! Jugend im Landtag 2011” ist das offizielle Magazin zur Veranstaltung “Jugend im Landtag” des Landes SchleswigHolstein Herausgeber: Florian Gehm (Mitglied der Jugendpresse Schleswig-Holstein e.V.) Radbruchstraße 19, 24106 Kiel E-Mail: florian.gehm@jugendpresse-sh.de

Auf den ersten Blick, gleicht das Plenum bei vielen Diskussionen einer Grundschulklasse statt einem gesitteten Stellungsaustausch zwischen Politikern. Es wird munter dazwischen gerufen, der Redner wird unterbrochen, um ihm Fragen zu stellen, und alle unterhalten sich fleißig mit dem Nachbarn. Wer diese Manieren nicht kennt, ist erschrocken. Und über diese Manieren sind viele erschrocken. Aber alles hat seinen Sinn. Diese Verhaltensweisen wirken nur im ersten Moment ungezogen. Denn die Politiker müssen nicht zuhören, sie kennen die Standpunkte jeder Partei und deren Argumente auswendig. Was für einen Sinn hat also die direkte Diskussion? Alles wäre doch viel einfacher, wenn die Politiker vom heimischen Computer aus die Stellungnahmen der Konkurrenten verfolgen und am Ende ein „Ge-

fällt mir“- oder „Gefällt mir nicht“-Knöpfchen drücken würden. Es gäbe eine Landtagsseite im Internet, auf der jeder Abgeordnete ein Profil hat, auf dem die Interessen direkt neben der letzten Stellungnahme zum Thema Datenschutz stehen. Natürlich wäre es bequemer, aber per Mausklick entwickelt sich nicht ein solches Verantwortungsgefühl wie in einer Plenardebatte! Politiker dürfen sich nicht hinter anonymen Internetprofilen verstecken, die sie noch

weiter von den Normalsterblichen distanzieren. In einer hitzigen Debatte und vor dem Rednerpult zeigen und repräsentieren sie ihre Persönlichkeit. Die Parteien identifizieren

sich durch diese Charaktere. Die wörtlichen Gefechte der gegensätzlichen Meinungen beleben die Diskussionskultur, die einzigartig in Europa ist. Nur der direkte Schlagabtausch ermöglicht es überhaupt, die Gegenparteien zu überzeugen. „Das Wesen unserer Politik ist so: Es muss gestritten werden!“, haut Torsten Geerdts in den Plenarsaal. Die Akzeptanz von Gesetzesentwürfen darf nicht mit „Däumchen hoch“ oder „runter“ ausklariert werden. Es sind keine SchwarzWe i ß - A b stimmungen, Kompromisse sind essentiell. Die Abgeordneten müssen mit ihrer Person leibhaftig hinter dem stehen, was sie entscheiden. Denn sie entscheiden über die Zukunft unseres Landes, unserer Heimat und über uns. Diese Verantwortung darf nicht vernebeln durch die Unpersönlichkeit des Internets. (il) (Foto: dpa/DPA)

Redaktion: Chefredaktion: Florian Gehm (V.i.S.d.P.) Imke Bischoff (ib), Inga Lück (il), Tom Schliemann (tfs), Alice Klempau (ak) Layout und Gestaltung: Florian Gehm (florian.gehm@jugendpresse-sh.de) Fotos: Carsten Blaas, Carsten Langner, Detlev Ziep, Annette WieseKrukowska, Florian Gehm, Imke Bischoff, Inga Lück, Tom Schliemann, Alice Klempau, Carsten Langner, Phil Wilke Vertrieb: Florian Gehm (E-Paper Ausgabe) Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Keine Haftung für unaufgeforderte Manuskripte, Fotos usw.; Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion.

Die Redaktion von “Abgestimmt! Jugend im Landtag 2011”


Eine Produktion von Imke Bischoff, Alice Klempau, Inga L端ck und Tom Schliemann Unter der Leitung von Florian Gehm


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