Rock To Bethlehem

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Aus aller Welt AM RANDE

Die Tagespost

Freitag, 23. Dezember 2011 Nr. 153 / Nr. 51 ASZ

Rock für Bethlehem

BEIM NAMEN GENANNT

Deutsche und österreichische Musiker treten vor der Geburtskirche auf

VON XENIA SCHMIDLIN

Bethlehem (DT) Kurz vor Weihnachten

Grumbeerknepp oder Schwaademaagesalat: So lauten die Namen ursprünglicher, regionaler Pfälzer Gerichte, die Pfarrer aus dem Bistum Speyer so gerne selbst kochen – glaubt man wenigstens dem ersten Kochbuch der Speyrer Bistumszeitung „Der Pilger“ mit Titel „Hier schmeckt’s himmlisch“. Darin stellen Geistliche im Alter zwischen 30 und 92 Jahren aus insgesamt 17 katholischen Pfarreien der Pfalz und Saarpfalz ihre persönlichen Lieblingsgerichte vor. Die Autorin Nina Luschnat und Fotograf Horst Heib haben schöne Bilder und Anekdoten beigesteuert, das Geleitwort Bischof KarlHeinz Wiesemann geschrieben. Übrigens: Grumeerknepp sind Klöße und Schwaademaagesalat Schwartenmagensalat. DT/sei „Hier schmeckt’s himmlisch“, PilgerKochbuch, 110 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-942133-54-8, zu bestellen auch über www.pilger-speyer.de/pilger-kochbuch

scheint in Bethlehem die Sonne, 18 Grad. T-Shirt Wetter. Die Weihnachtsbeleuchtung blinkt überall, Weihnachtsmänner dekorieren die Schaufenster, Weihnachtsmusik klingt aus den Geschäften, Christbäume schmücken die öffentlichen Plätze. Es scheint alles normal zu sein. Doch der Schein trügt. Eine hohe Wand umschließt Bethlehem, trennt Israelis und Palästinenser. Einmal pro Jahr – an Weihnachten – erhalten die Palästinenser die Erlaubnis, die eingemauerte Stadt zu verlassen, für einen Monat die Freiheit zu genießen. Früher waren etwas mehr als zwei Drittel der Einwohnen Christen. Heute ist es weniger als ein Drittel. Wer es sich als Christ leisten kann, der geht. Nur noch wenige Christen wollen aus Überzeugung in Bethlehem bleiben. In Bethlehem ist aber wie vor 2 000 Jahren zur Geburt Christi auch heute noch alles möglich. In Bethlehem wurde nämlich vor Weihnachten gerockt. Vor der Geburtskirche steht eine riesige Bühne. Eine Bühne, auf der in den vergangenen Tagen einheimische Musiker, aus Österreich (Cardiac Move und andere) und Deutschland (Rolf Stahlhofen, Danny Fresh mit Laura Bellon

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MICHAEL MERTES, der frühere Chefreden-

Ein Rockkonzert kurz vor Weihnachten in Bethlehem vor dem Hintergrund der Geburtskirche soll an die schwierige Lage der Menschen dort erinnern. Foto: Schmidlin und DJ Peter Pan und andere) ohne Gage ein Konzert gaben. Sie möchten ein Stück Weihnachten zurück nach Bethlehem bringen. Auf die Beine gestellt hat das Rock To Bethlehem Emmanuel Fleckenstein (27), der in Bethlehem aufgewachsen ist. „An Weihnachten spricht man überall von Bethlehem. Doch in Bethlehem selbst ist alles andere als Weihnachtsstimmung. Vor 2 000 Jahren hat Bethlehem uns Weihnachten gebracht. Als Dank und Zeichen der Solidarität und des ,Nicht-Vergessen-Seins‘ wollen wir mit Rock To Bethlehem ein Stück Weihnachten zurück nach Bethlehem bringen.“ Musik als Brücke zwischen Völkern und Kulturen. Mitorganisator des Festivals ist Elias Issa Hababi (27), Fotograf, Palästinenser, Christ. Elias wohnt in Bethlehem, seine zwei Schwestern mit ihren Familien in Jerusalem, keine große Entfernung. Dazwischen steht aber die Mauer. Weihnachten ist die einzige Chance im Jahr, seine Schwestern mit ihren Familien wieder zu sehen. Das macht den eigentlich lebensfrohen, vor Humor sprühenden jungen Mann, der Weihnachten in die Mitternachtsmesse geht, mit Freunden und Familie gerne dieses christliche Fest feiert, nachdenklich. „Wenn ich durch den Check Point gehe, freue ich mich, meine Familie wieder zu sehen. Andererseits weiß ich, dass die Freiheit nur von kurzer Dauer ist – genau genommen ein Monat und dann muss ich wieder zurück hinter die Mauern – nach Bethlehem.“

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Weihnachten ist für Elias ein neuer Start für bessere Tage. „Mein Wunsch ist es, den Leuten zu zeigen, wie Bethlehem wirklich ist. Die ganze Welt soll wissen, was hier abgeht und wie Weihnachten in Bethlehem ist. Bethlehem hat nämlich zwei Gesichter. Das eine Gesicht ist die wunderschöne Weihnachtszeit, in der man mit der Familie und den Freunden feiert und wo der Ort Bethlehem an die echte Botschaft von Weihnachten erinnert. Das zweite Gesicht von Bethlehem ist die Mauer, die Check Points...“ Said Durzi Zarzar (24), Moderator beim Rock To Bethlehem, ist Schauspieler, Tänzer und Sänger, Palästinenser und Christ. An Weihnachten geht er in die Kirche, isst und feiert mit der Familie. Said ist ein außergewöhnlicher junger Mann – ein Künstler-Typ. Er plaudert von einer Weihnachtstradition zu Hause. Der Christbaum sei seit seiner Kindheit ein Symbol des Friedens. Deshalb werde eine Tafel mit dem Wort „Peace“ sichtbar am Christbaum festgemacht. Beim Aufstellen des Christbaums wird dann auch mit der Familie für den Frieden gebetet. Said erzählt, wie er oft von Journalisten gefragt werde, für was er kämpfe, und er das Gefühl habe, die Journalisten erhofften sich eine bestimmte Antwort – etwa in der Art: Er kämpfe für ein Palästina. Said antwortet dann: „Wenn ich in ein anderes Land wie zum Beispiel Deutschland gehe, dann haben viele das Gefühl, alle Palästinenser seien Terroristen. Die Leute haben keine Ahnung, was in Bethlehem ist und wie man hier lebt. Was 1948 passiert ist, war nicht gut. Aber wer bezahlt den Preis dafür? Wir. Ich kämpfe lediglich darum, menschenwürdig leben zu können. Und dies ist meine Hoffnung für Weihnachten.“

Ebenfalls Moderatorin beim Rock To Bethlehem ist Elizabeth Fleckenstein (26). Eine junge, zierliche Frau, die als Journalistin vor allem die Menschenrechte zu ihrem Thema macht. In Bethlehem aufgewachsen, arbeitet sie zurzeit bei den Vereinten Nationen (UN) in Genf. An Weihnachten ist Bethlehem ihr zuhause. „Die Familie steht an Weihnachten im Mittelpunkt. Schließlich ist es das Fest der Familie. Mein Bruder lebt in Österreich, meine Schwester hier in Bethlehem und ich zurzeit in der Schweiz. Einmal im Jahr, an Weihnachten, treffen wir uns alle wieder. Wenn ich jeweils vom Ausland zurückkehre, lerne ich es zu schätzen, hier in Bethlehem, wo alles angefangen hat, aufgewachsen zu sein.“

„Wir müssen immer von Gewaltlosigkeit sprechen“ Mit traurigem Blick fügt sie hinzu: „Wenn ich durch die Mauer nachhause muss, ist dies für mich ein großer Schmerz. Das Ganze muss im Gebet fest mitgetragen werden, denn die Mauer ist eine Verletzung eines grundlegenden Menschenrechts. Wir dürfen aber die Hoffnung nicht verlieren, sondern wir müssen Hoffnung geben. Im Kleinen können wir anfangen und etwas ändern, immer und immer wieder von Gewaltlosigkeit sprechen, denn nur dies ist der Weg zum Ziel.“ So hat sie die Hoffnung nach Frieden, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Liebe zwischen den Völkern noch nicht aufgegeben. Sie habe von ihrem Vater gelernt, dass man die Welt nicht verändern kann, aber die Welt des einzelnen Menschen veränderbar sei. „Wenn jeder versucht, eine Kerze anzuzünden, ist es weniger dunkel.“ Das Rock To Bethlehem ist mehr als nur ein Musikfestival. Es ist ein Festival das verbindet, Brücken schlägt und Hoffnung gibt. So singt der Sänger und Liederschreiber Rolf Stahlhofen im Rahmen des Rock To Bethlehem auch im Caritas Kinderspital von Bethlehem. Das Wartezimmer ist voll von muslimischen Frauen und ihren Kindern. In den Gesichtern spiegeln sich Sorgen. Stahlhofen beginnt mit dem Klassiker „What, if God was one of us“: „God is great, yeah, yeah, God is good...“ – „Was wäre, wenn Gott einer von uns ist“ – „Gott ist mächtig, ja, ja, Gott ist gut ...“. Kinder klatschen und tanzen, Frauen lächeln, sie halten den Auftritt auf ihren Handykameras fest. Weihnachten kann beginnen.

Weitere Berichte im Internet auf www.fisherman.fm

schreiber im Bundeskanzleramt (Foto: Konrad Adenauer-Stiftung), hält die Aufregung um die diesjährige Weihnachtsansprache von Bundespräsident Christian Wulff für übertrieben. Eine solche Zuspitzung wie in diesem Jahr habe es seines Wissens nach zwar noch nicht gegeben, sagte Mertes der Katholischen Nachrichten-Agentur in Berlin. „Ein ,Politikum‘ würde ich das aber nicht nennen.“ Wulff steht derzeit wegen der Annahme eines Privatkredits von einem Unternehmerehepaar in der Kritik. Seine Rede wurde am Mittwoch aufgezeichnet und ist am ersten Weihnachtsfeiertag im Fernsehen zu sehen. Grundsätzlich hätten sich die Weihnachtsansprachen der Bundespräsidenten „zur allgemeinen Moralpredigt“ entwickelt, kritisierte Mertes. Dem aktuellen Amtsinhaber riet er, auf einen „sülzenden Ton“ zu verzichten. Stattdessen solle Wulff „sehr politisch“ werden. „Ich fände es gut, wenn die Friedensbotschaft der Weihnachtsansprache 2011 sinngemäß lautete: ,Liebe Landsleute, vergesst bitte nicht, dass Europa unsere beste Lebensversicherung im 21. Jahrhundert ist!‘“, so Mertes. Der Jurist Mertes war zuletzt von 2006 bis 2010 Staatssekretär der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Von 1987 bis 1989 war er unter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) Chefredenschreiber im Bundeskanzleramt in Bonn. Seit Juni 2011 leitet er das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem.

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Erscheinungsweise: Dienstag, Donnerstag und Samstag. Monatlicher Abonnementpreis einschließlich 7 % Mehrwertsteuer bei Inlandslieferung: EUR 17,75 einschließlich der Kosten für Postzustellung. Abonnementskündigungen sind mit vierwöchiger Frist zum Ende des berechneten Zeitraums möglich. Maßgeblich ist der Zugang beim Verlag. Änderungen des Bezugspreises werden im Monat vor dem Inkrafttreten in der Zeitung angekündigt. Sie gelten für alle laufenden Abonnements. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höherer Gewalt besteht kein Entschädigungsanspruch. Druck: Main-Post GmbH & Co. KG – Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 28 vom 1. Januar 2011. – Die Tagespost unterzieht sich der laufenden Auflagenkontrolle durch die IVW. Sie ist Mitglied im Katholischen Medienverband. – Für unverlangt eingesandte redaktionelle Beiträge wird eine Gewähr nicht übernommen. Rücksendungen erfolgen in jedem Fall nur, wenn Rückporto beiliegt.

Rolf Stahlhofen im Caritas Kinderhospital in Bethlehem. Foto: Schmidlin

Die Gesamtauflage enthält eine Beilage von „Legionäre Christi e. V. - Noviziat - “, Linnerijstraße 25, 53902 Bad Münstereifel.


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