Filmpodium Programmheft Mai/Juni 2019 // Programme issue May/June 2019

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François Truffaut

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Youssef Chahine

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Der amerikanische Kritiker Stanley Kauffman hat einmal gespottet, dass François Truffaut (1932–1984) nur drei Themen kenne: 1. Männer, die in die Liebe verliebt sind, 2. Frauen, die Männer umbringen, 3. Kinder. Dass das nicht ganz falsch ist und doch nicht die ganze Wahrheit, zeigt diese Retrospektive. Neben seiner quasi­autobiografischen Antoine-­ Doinel-Saga mit Jean-Pierre Léaud drehte Truffaut Krimis (Tirez sur le pianiste, 1960; La mariée était en noir, 1969), Romanzen (Jules et Jim, 1962; Les deux Anglaises et le continent, 1971), einen ScienceFiction-Film (Fahrenheit 451, 1966) sowie Studien über Erziehung und das Heranwachsen (L’enfant sauvage, 1970; L’argent de poche, 1975). Wiederkehrende Themen führen als roter Faden durch die stilistische Vielfalt.

Während Jahrzehnten war Youssef Chahine (1926–2008) die zentrale Figur im Kino Ägyptens. In seinen sozial­ kritischen Filmen, die sich bald am Neorealismus, bald an populären Formen wie dem Melodram und dem ­Musical orientierten, hielt er der ägyptischen Gesellschaft den Spiegel vor. Mit Filmen wie Dunkle Wasser (Siraa fil Mina, 1956) machte er Omar Sharif bekannt, 1958 lief sein Meisterwerk Hauptbahnhof (Bab el hadid) an der Berlinale. Systemkritik wie in Der Spatz (Al-asfour) (1974) bescherte Chahine Ärger mit dem Regime. Als Höhepunkt seines Schaffens gilt vielen die autobiografische, formal experimentierfreudige Alexandria-Tetralogie. Ein grosses Restaurierungsprojekt in Kairo macht jetzt Chahines vielfältiges Schaffen wieder zugänglich.

Bild: Domicile conjugal

Bild: Dunkle Wasser


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