The FIFA Weekly Ausgabe #29

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NR. 29, 9. MAI 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

ARGENTINIEN VALDANO SPRICHT ÜBER MESSI BLATTER STOPPT DIE CHAOTEN WEBB KINDHEITSTRAUM FAST ERFÜLLT

Elfenbeinküste

Die Jugend nach Drogba W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


I N H A LT

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

E lfenbeinküste: Fussballtraum Europa Der ivorische Fussball steht bei seinen Fans hoch im Kurs, das ganze Land freut sich auf die WM. Die einheimische Liga hingegen fristet ein Schattendasein, die grossen Stars können dem Ruf aus Europa selten widerstehen. Wir haben uns in Abidjan auf die Spuren von Didier Drogba und Co. begeben.

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Sepp Blatter: “Stoppt die Chaoten” Nach den Krawallen in Italien fordert FIFA-­ Präsident Blatter ein weiteres Mal rigoroses Durchgreifen der Polizei, der Nationalverbände, Ligen und Klubs.

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“ Ich habe ein klares Bild im Kopf” Jorge Valdano wurde 1986 mit Argentinien ­Weltmeister. Im Interview erinnert er sich an den Titelgewinn und seine Zeit als Trainer, und er spricht über die Erwartungen an das argentinische Nationalteam für die WM in Brasilien.

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“ Un’ Estate Italiana” Die Hymne der WM 1990 wurde in Italien und im restlichen Europa zum Kassenschlager. In der übrigen Welt krähte kein Hahn danach. Unsere Rubrik “Sound of Football” sucht Erklärungen.

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

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Howard Webb Das WM-Finale 2010 veränderte sein Leben. Der Schiedsrichter erzählt von seinem “Turning Point”.

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FIFA-“Jahrhunderttor” Die Geschichte des Wahnsinnslaufs von Maradona an der WM 1986.

Die Jugend nach Drogba Ein Junge trainiert an der Cote d’Ivoire Football Academy sein Kopfballspiel. Sein grosses Ziel: dem Vorbild Didier Drogba nachzueifern und bei einem europäischen Spitzenklub unterzu­ kommen. Nic Bothma / Keystone

WM-Gruppen A – C

TO A GREATER GOAL™ 2

Gruppe A

Gruppe B

Gruppe C

Brasilien

Spanien

Kolumbien

Kroatien

Niederlande

Griechenland

Mexiko

Chile

Elfenbeinküste

Kamerun

Australien

Japan

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D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

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Madjid Bougherra Der Kapitän des algerischen Nationalteams über seine Erwartungen an die WM in Brasilien.

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Australischer Meister Brisbane Roar FC feiert in Down Under seinen dritten Titel seit Bestehen der A-League.

WM-Gruppen D – H

Getty Images (4)

Gruppe D

Gruppe E

Gruppe F

Gruppe G

Gruppe H

Uruguay

Schweiz

Argentinien

Deutschland

Belgien

Costa Rica

Ecuador

Bosnien-Herzegowina

Por tugal

Algerien

England

Frankreich

Iran

Ghana

Russland

Italien

Honduras

Nigeria

USA

Korea

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UNCOVERED

Wege zum Erfolg

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ie Elfenbeinküste hat sich für die WM 2014 in Brasilien qualifiziert. Die dritte WMTeilnahme in Folge gründet auch auf dem Talent und der Erfahrung der ivorischen Auslands­profis – eine Seltenheit ist das nicht. Viele Verbände profitieren davon, dass ihre besten Spieler im (europäischen) Ausland ausgebildet und geformt werden und dann ihre Leistungsbereitschaft auch für ihr Heimatland in Anschlag bringen. Wie ist es in der Elfenbeinküste aber um den Nachwuchs bestellt? Grace Ligbet berichtet aus Abidjan.

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rgentinien – eine grosse Fussballnation, die 1978 im eigenen Land und 1986 in Mexiko die begehrteste aller Trophäen im Fussball erringen konnte. Diego Armando Maradona stemmte in Mexiko-Stadt nach dem Finalsieg gegen Deutschland (3:2) den WM-Pokal – nachdem er im Viertelfinale gegen England das “Tor des Jahrhunderts” der FIFA erzielt hatte. Was kann die argentinische Nationalmannschaft nun unter Kapitän Lionel Messi an der WM 2014 in Brasilien reissen? Jorge Valdano, argentinischer Torschütze im WM-Finale 1986, verrät uns seine Gedanken dazu.

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nser Gesprächspartner Howard Webb leitete das WM-Finale 2010 in Johannesburg. Der englische Schiedsrichter, der auch an der WM 2014 im Einsatz stehen wird, hatte sich das als Kind genau so vorgestellt: Er läuft beim WM-Endspiel aufs Feld. Dass ihm das nicht etwa als Spieler, sondern als Referee gelungen ist, wurmt ihn allerdings längst nicht mehr.

I

m Nachklang der fürchterlichen Ereignisse in Italien rund um das Pokalfinale in Rom erinnert FIFA-Präsident Blatter daran, dass “Fussballstadien keine rechtsfreien Räume, sondern Begegnungsstätten für Sportfreunde aller Generationen und gesellschaftlichen Schichten” sind. Die Klubs seien hier in der Pflicht, so Sepp Blatter. Å Perikles Monioudis

Afp

WM-Pokal und “Tor des Jahrhunderts” Maradona drückte der WM 1986 in Mexiko seinen Stempel auf.

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ELFENBEINKÜSTE

Was kommt nach der Generation Drogba? Nach dem Triumph an der Afrikameisterschaft 1992 konnte das Nationalteam der Elfenbeinküste keinen Titel mehr erringen. Die einheimische Liga tut sich schwer.

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Grace Ligbet, Abidjan

ie Elfenbeinküste sorgt mit i hrem Spiel regelmässig für ­ ­Begeisterung – auch an den Weltmeisterschaften. Das durfte die Fussballwelt erstmals 2006 in Deutschland erleben, als das Team in der Vorrunde gegen ­A rgentinien und die Niederlande nur knapp verlor (je 1:2). Die ivorischen Fans schwärmen für ihre Stars – vor allem für jene, die in Europa spielen. Der einheimische Fussball aber leidet unter ­Desinteresse und Zuschauerschwund. Kaum ­einer wendet sich heute den ivorischen Erstligaklubs ASEC Mimosas, Africa Sports, ­Stella Club Adjamé, Stade d’Abidjan oder Séwé Sports de San Pédro, dem amtierenden ­Meister der Elfenbeinküste, zu. Dabei haben die meisten dieser Klubs einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des ivorischen ­Fussballs geleistet.

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Emanuel Ekra / Keystone / AP

Ikone Didier Drogba Die ivorischen ­Hoffnungen ruhen auf dem Superstar.


ELFENBEINKÜSTE

Francois Mori / Keyston / AP

Herausragend Der Ex-Chelsea-Profi Drogba (Dritter v.l.) und seine ivorischen Mitstreiter.

Wo liegen die Gründe dafür? Die Zuschauer gehen nicht mehr in die Stadien, weil sie der Meinung sind, dass das Niveau der einheimischen Mannschaften zu niedrig ist und sie deshalb nur ein mittelmässiges Spektakel bieten können. Die Klubs verweisen ihrerseits auf die fehlenden fi nanziellen Mittel und darauf, dass sie ihre ­ ­besten Spieler nicht halten können. “Fakt ist, dass heute kein Verein finanziell in der Lage ist, einen Spieler zu halten”, sagt Francis Ouégnin, Klubpräsident und Chef der Sektion Fussball bei ASEC Mimosas. “Einige verlassen ihren Verein zu früh. Aber wie bitte sollen wir ­einen Spieler halten, dem wir 400 US-Dollar zahlen, während man ihm im Ausland mehr als das Zehnfache bietet?” In der Elfenbeinküste wurden in der ­Vergangenheit Ausbildungszentren aus dem Boden gestampft. Die Zahl der Bewerber für einen Platz darin hat sich in den letzten ­Jahren vervielfacht. Sehr viele junge Fussballer aber, die ihre Ausbildung abbrechen und von einer grossen Karriere träumen, werden enttäuscht. Ein Grossteil der Schulen wird zu wenig professionell aufgezogen.

Mimos Sifcom als Vorbild Ein Zentrum, das auf jeden Fall den Ansprüchen an die fussballerische Ausbildung gerecht wird, ist die Akademie Mimos Sifcom des ­Vereins ASEC Mimosas. Die Schule verfügt über optimale Rahmenbedingungen und eine für die Entwicklung eines jungen Fussballers gute Infrastruktur. Julien Chevalier, verantwort­ ­ licher Mitarbeiter der Akademie, sagt: “Die ­Ausbildung bei Mimos Sifcom ist kostenlos. Für die Auswahl sind aber in einem Jahr zwölf ­Aufnahmekriterien zu erfüllen. Die eigentliche Ausbildung dauert dann ein bis vier Jahre. Das Eintrittsalter für die Aufnahme in unserer ­A kademie liegt zwischen 14 und 18 Jahren.” In der Regel sind zwei Trainingseinheiten am Tag ­vorgesehen, also im Schnitt neun bis zehn pro Woche. Während ihrer Ausbildung werden den Kindern und Jugendlichen taktische und ­technische Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt, sie arbeiten natürlich auch an ihrer Physis. Die Erfolge von ASEC Mimosas waren wegweisend für die Elfenbeinküste und für Afrika insgesamt. Bislang sind drei Spielergenerationen T H E F I FA W E E K LY

aus der Fussballakademie Mimos Sifcom hervorgegangen. “Daher ist nun auch die Konkurrenz stärker geworden”, sagt Chevalier. Trotzdem hat ASEC Mimosas Berg- und Talfahrten hinter sich und jagt seit drei Jahren ­einem weiteren Meistertitel hinterher. Hinzu kommen die zuletzt eher bescheidenen Auftritte in den afrikanischen Wettbewerben. Wenn schon das Vorbild ins Wanken gerät, was sollen dann erst die anderen ivorischen Vereine sagen? Grosse Derbys auf leben lassen Die Möglichkeit, eine vom Staat und den föderalen Strukturen getragene Politik in die Wege zu leiten, die auf die Wiederherstellung der früheren Verhältnisse und Erfolge abzielt, könnte eine Lösung sein. Zum Beispiel redet man von einer Wiederbelebung der grossen Derbys, wie sie in den grössten Ligen der Welt an der Tagesordnung sind. Das könnte vielen einheimischen Klubs, die über wenig Geld verfügen, neues ­Leben einhauchen. Eine Rückkehr der Zuschauer in die Stadien würde zu höheren Einnahmen aus dem Ticketverkauf führen und zugleich 7


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Vorneweg Der Ivorer Laurent Pokou im Training von Stade Rennais (Januar 1974).

AFP

­ otenzielle Sponsoren für die Vereine anlocken. p Der Ansporn zu Neuerungen war aber schon grösser. In den Jahren 2012 und 2013 durften die Zuschauer gratis zu den Erstligaspielen. Trotzdem blieben die Ränge leer. Ältere Spieler als Botschafter Was eine grosse Aufmerksamkeit generiert, ist das ivorische Nationalteam mit seinen Stars aus Europa. Die Partien der Söldner werden von den Privatsendern übertragen. Und wenn das Nationalteam an einem Turnier teilnimmt, ist die Euphorie gross. Den 14. Juni, den Tag des ersten WM-Spiels (gegen Japan), hat sich jeder ivorische Fussballfan notiert. So auch Abdoulaye Traoré, der von 1985 bis 1998 zu einem der besten Angreifer in der ­Geschichte des ivorischen Fussballs wurde. Nur in Sachen Entwicklung wirkt er kritisch und spricht die Sensibilisierung für den einheimischen Fussball an: “Die Älteren sollten als eine Art Botschafter für die Jungen auftreten und ihnen vermitteln, dass sie sich auf ihre Z ­ ukunft entsprechend vorbereiten sollen. Um in Europa

erfolgreich zu sein, sollte man sich zuvor auf nationaler Ebene bewährt haben.” Das würde zumindest die Attraktivität der ivorischen Liga vorerst steigern, selbst wenn die Spieler der ­Ligue 1 weiter von einer internationalen Karriere träumen. Ihr Vorbild sind die Generation um Didier Drogba, der Kameruner Samuel Eto’o sowie die grossen Namen wie Lionel Messi, Z ­ latan Ibrahimovic und Cristiano Ronaldo. “Mein Traum ist es, einmal den Pokal mit den grossen ‘Ohren’ in die Höhe zu recken”, sagte neulich Toure Amara, ein 19-jähriger ivorischer Nachwuchsfussballer, und meinte damit den der europäischen Champions League. N’Zué Kouassi G ­ hislain, der mit der Elfenbeinküste am Nachwuchsturnier im französischen Montaigu triumphierte, schloss sich ihm an: “Ich träume von Europa.” Å

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Elfenbeinküste Verband Fédération Ivoirienne de Football Trainer Sabri Lamouchi (Fra) WM-Teilnahmen 2006, 2010, 2014 WM-Gruppenspiele Japan (14. Juni), Kolumbien ­ (19. Juni), Griechenland (24. Juni) FIFA-Ranking Platz 21 Die Stars Didier Drogba (Galatasaray Istanbul), Salomon Kalou (Lille), Didier Zokora (Trabzonspor), ­ Yaya Touré (Manchester City), Gervinho (AS Roma), Emmanuel Eboué (Galatasaray Istanbul), Kolo Touré (Liverpool)

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Nic Bothma / Keystone

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Schmiede afrikanischer Stars Vor mehr als fünfzig Jahren begann der ­Aufschwung im ivorischen Fussball. Grace Ligbet, Abidjan

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lfenbeinküste 1960: Spieler wie Laurent Pokou, Kallet Bially und Joseph Niankouri schreiben die ersten ruhmreichen ­K apitel der ivorischen Fussballgeschichte – und das in einem Land, wo Organisationsstrukturen oft fehlen und Derbys zwischen den einzelnen R ­ egionen ausgetragen werden. Eine Ausbildung haben diese Fussballer nie erhalten. Sie zeichnet die pure Leidenschaft für den Fussball aus. Ihr ­gemeinsamer Nenner ist die Lust am Offensivspiel. Unvergessen: Laurent Pokou Laurent Pokou, dessen vollständiger Name Laurent N’Dri Pokou lautet, war in den 1970er-Jahren dank seines schnellen Dribblings und seiner herausragenden Torjägerqualitäten zweifellos der spektakulärste Fussballer. Sein Durchbruch gelang ihm bei ASEC Abidjan, wo Pokou die mit Abstand meisten Titel seiner Karriere gewann. Als Nationalspieler wurde Pokou zweimal zu Afrikas Fussballer des Jahres gewählt. Ebenfalls zweimal war er Torschützenkönig des Afrikanischen Nationen-Pokals: 1968 in Äthiopien traf er sechsmal und 1970 im Sudan achtmal. Allein in einem Spiel schoss Pokou fünf Tore – dieses Spiel brachte ihm den Spitznamen “der Mann von Asmara” ein. Mit seinen 14 Toren hielt Laurent Pokou 38 Jahre lang den Torschützenrekord des Kontinentalturniers, bis der kamerunische Nationalspieler Samuel Eto’o die Marke überbot. Superstar: Didier Drogba Nach 2002 reift Didier Drogba in der ivorischen Nationalmannschaft zum würdigen Nachfolger

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von Laurent Pokou heran. Der grossteils in Frankreich aufgewachsene Drogba wird nicht nur als Stürmer des FC Chelsea sondern auch durch sein humanitäres Engagement weltberühmt. 2007 wird Drogba zum Goodwill-Botschafter der Uno ernannt, 2011 zum Mitglied der Wahrheits- und Versöhnungskommission der Elfenbeinküste. Von Mimosas zu den grossen K lubs In der ivorischen Heimat arbeitet man weiter an der Entdeckung neuer Spieler. In den 90er-Jahren wechseln die jungen Talente direkt aus dem 1994 gegründeten Ausbildungszentrum von ASEC Mimosas zu namhaften Klubs, um dort ihre Karriere zu starten. Spieler wie Habib Kolo Touré (FC Liverpool), Salomon Kalou (OSC Lille) oder Emmanuel Eboué (Galatasaray Istanbul) wurden von Jean-Marc Guillou, dem Gründer der Fussballschule Académies JMG, ausgebildet. Sie gehören zur Spielergeneration, die aktuell 90 Prozent der ivorischen Nationalmannschaft stellt. Ewige Rivalen aus Abidjan Die ivorische Klublandschaft wird seit den 80er-Jahren von einem Duell in Abidjan geprägt: A ­ frica Sports wird hinter seinem ewigen Rivalen ASEC Mimosas der zweiterfolgreichste Klub der Elfenbeinküste. Die Lokalderbys zwischen den beiden führenden Hauptstadtklubs tragen wesentlich dazu bei, dass der ivorische Fussball zur kontinentalen Spitze aufrückt. Beide Vereine gewinnen für die Elfenbeinküste zweimal den Afrikapokal der Pokalsieger (1992 und 1999), einmal die afrikanische Champions League (1998) und zweimal den afrikanischen Supercup (1993 und 1999). Å

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BLICK IN DIE LIGEN

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N Australien: Hyundai A-League

Die Löwen brüllen wieder Jordi Punti ist Romanautor und

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Spielweise des Klubs noch zutage. Der Trainer, der Brite Mike Mulvey, steht für ein auf Ballbesitz ausgerichtetes Spiel, mit Vorstössen über die Flügel und einer starken Präsenz seines Aushängeschildes, des deutschen Mittelfeldspielers Thomas Broich, sowie seines besten Passgebers Luke Brattan.

Verfasser zahlreicher Fussball-­

Das grosse Finale der australischen Liga spielten der FC Brisbane Roar und der FC Western Sydney Wanderers aus. Beide Teams konnten in der Playoff-Runde an ihre hervorragenden Leistungen aus der regulären Spielzeit anknüpfen (nach der sie den ersten bzw. zweiten Platz belegt hatten). Wer die Partie verfolgt hatte, konnte ohne Schwierigkeiten gewisse Parallelen zu den Halbfinalspielen der europäischen Champions League ausmachen. Dabei spreche ich nicht von Ergebnissen, sondern von dem generellen Trend, dass der auf Ballbesitz ausgerichtete Fussball von Bayern München, demjenigen auf schnelle und aggressive Konter zugeschnittenen Systemen von Real Madrid, Atlético Madrid oder dem FC Chelsea gegenübersteht. Die orangefarbenen Trikots von Brisbane erinnern an die Ursprünge des Klubs, der 1957 von einem Zentrum niederländischer Emigranten unter dem Namen Brisbane Lions gegründet wurde. Diese Abstammung von “Clockwork Orange” tritt auch in der

Die Western Sydney Wanderers sind ein Klub, der erst seit zwei Jahren existiert und dessen Name zu Ehren des ersten Fussballvereins gewählt wurde, den es in Australien gab: die Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Wanderers aus Sydney. Die Farben und das Wappen wurden per Abstimmung unter den neuen Fans festgelegt. Es stand auch von Beginn an fest, dass die bevorzugte Spielweise der Wanderers der Konterfussball werden sollte – vielleicht auch als Gegenpol zum Stadtrivalen FC Sydney. Umgesetzt wird das System von Trainer Tony Popovic, der auf eine gute Defensive und das Organisationstalent von Shinji Ono setzt, einem der Stars im Team. Das Ganze war ein ausgesprochen erfolgreiches Unterfangen, denn im vergangenen Jahr sicherte man sich gleich in der Debüt-Saison den Meistertitel, und dieses Jahr stand der Klub erneut im Finale. Angesichts der beiden Spielsysteme war zu erwarten, dass sich Brisbane Roar und die Western Sydney Wanderers im Endspiel ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern würden. Und so war es dann auch. Nach vielen Chancen auf beiden Seiten endete die reguläre Spielzeit mit einem 1:1, und die “Löwen” aus Brisbane setzten

Mit Gebrüll und Getöse Der FC Brisbane Roar feiert den Titel der A-League. 12

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sich erst in den letzten Minuten der Verlängerung mit 2:1 durch. Nach einer sehr ausgeglichenen ersten Halbzeit erzielte der Verteidiger Spiranovic nach einem Eckball den Treffer für die Wanderers. Nach dem Tor zog sich das Team aus Sydney instinktiv weiter zurück und Brisbane verdoppelte seine Angriffsbemühungen. Fünf Minuten vor Schluss erzielte Berisha, der auffälligste Spieler des Teams, nach einer Hereingabe von Broich per Kopf den Ausgleichstreffer. Damit erreichte die Spannung ihren Höhepunkt. In der Verlängerung sorgte dann der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Brasilianer Henrique mit einem Schuss aus dem Strafraum für den Siegtreffer Brisbanes. Die Löwen brüllen wieder in der A-League und sind nun Rekordmeister. Sie konnten drei der insgesamt neun bisherigen Auflagen für sich entscheiden. Thomas Broich wurde auf Seiten Brisbanes zum besten Spieler der Partie gewählt, bei den Wanderers war es Iacopo la Rocca. Ganz unabhängig von den Ergebnissen war diese Saison ein erneuter Beleg dafür, dass der Fussball in Australien gerade einen Höhenflug erlebt. Nachdem sich die australische Nationalmannschaft erneut für die WM qualifizieren konnte, scheint auch der Vereinsfussball in der Öffentlichkeit immer grössere Akzeptanz zu finden. Dieses Jahr wurde der Zuschauerrekord in den Stadien erneut gebrochen und über 50 000 Fans verfolgten das Finale in Brisbane live im Suncorp Stadium. Å

Robert Cianflone / Getty Images

Features in den spanischen Medien.

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Getümmel im Strafraum Beim 1:1 gegen Bröndby IF springt FC Kopenhagens Georg Margreitter am höchsten.

Dänemark: Superliga

Ärger in Kopenhagen Sven Goldmann ist Fussball­experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Lars Rønbøg / Frontzonesport / Keystone

Es ist ruhig geworden um den Fussball in Kopenhagen. Die beiden grossen Klubs Bröndby IF und FC Kopenhagen müssen aus der Distanz der Tabellenplätze 3 und 4 mit anschauen, wie der FC Midtjylland und Aalborg BK die Meisterschaft – und damit auch die lukrativen Champions-League-Plätze – unter sich ausspielen. Der Meister der Superliga ist direkt dabei, der Zweite darf in die Qualifikation. Für Bröndby wäre Platz 3 ein grosser E ­ rfolg. Der Vorortklub wäre im vergangenen Jahr beinahe abgestiegen und befindet sich mitten im Neuaufbau. Für den immer noch amtierenden Meister FC Kopenhagen ist es hingegen enttäuschend, dass er seine traditionellen Saisonziele in den verbleibenden drei Spielen nur noch theoretisch erreichen kann. Vor vier Jahren hatte es der FCK als erste dänische Mannschaft überhaupt noch bis ins Achtelfinale der Champions League geschafft.

Stadion Dänemarks. 33 000 Zuschauer kamen zum Duell der beiden Kopenhagener Klubs, den die Dänen in Anklang an das Glasgower Derby zwischen Celtic und den Rangers “New Firm” nennen. Beim FCK hatte es vorher reichlich Ärger gegeben. Dieser mündete in der Entlassung von Carsten Vagn Jensen. Eine sehr überraschende Personalie, denn Jensen hatte dem FC Kopenhagen seit 1993 gedient. Er war Spieler, Co-Trainer, Cheftrainer und zuletzt Sportdirektor. Diesen Job soll nun der amtierende Trainer Stale Solbakken als Übergangslösung erst einmal machen. Sein erstes Spiel in doppelter Funktion hätte für den Norweger Stolbakken beinahe mit einer Katastrophe geendet, nämlich mit der ersten Heimniederlage gegen Bröndby seit zehn Jahren. Der FCK war zwar die überlegene Mannschaft, ihm wollte aber kein Tor gelingen. Dies schoss dafür Bröndby. Eine Viertelstunde vor Schluss wehrte Torwart Johan Wiland einen Schuss des Simbabwers Quincy

Antipas zu kurz ab. Der Ball flog direkt vor die Füsse des Paraguayer José Ariel Núñez, den Bröndby erst im Januar von Club Libertad aus Asunción akquiriert hatte. Núñez musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben. Kurz nach dem vermeintlichen Siegestreffer nahm Trainer Thomas Frank den Stürmer aus dem Spiel und schickte den Südafrikaner Lebogang Phiri zur Stabilisierung der Defensive auf den Platz. Das ging lange Zeit gut. Es lief schon die Nachspielzeit, da schlug Pierre Bengtsson noch eine letzte Flanke in Bröndbys Strafraum. Thomas D ­ elaney sprang am höchsten und wuchtete den Ball mit dem Kopf zum Ausgleich ins Netz. Für die Spieler war die Arbeit getan, die Polizei hingegen kam noch zu einem Sondereinsatz. Denn nach dem Spiel wurde deutlich, warum die dänischen Ordnungskräfte das Derby auch als die “Schlacht von Kopenhagen” bezeichnen. 200 Fans lieferten sich nach dem Verlassen des Stadions eine Massenschlägerei. Å

“Bröndby IF und der FC Kopenhagen müssen aus der Distanz zuschauen.”

Am Sonntag aber ging es noch einmal hoch her im Parken, dem grössten und modernsten T H E F I FA W E E K LY

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Name Madjid Bougherra Geburtsdatum, Geburtsort 7. Oktober 1982, Longvic (Frankreich) Stationen FC Gueugnon, Crewe Alexandra, Charlton Athletic, Glasgow Rangers, Lekhwiya Nationalteam 58 Eins채tze, 3 Tore Sven Simon

Weltmeisterschaft 2014 Gruppenspiele: Belgien (17. Juni), Korea Republik (22. Juni), Russland (26. Juni)

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DAS INTERVIEW

“Das Beste geben und Spass haben” Nachdem Madjid Bougherra (Algerien) mit Lekhwiya den Meistertitel geholt hat, will er nun auch bei der ­zweiten WM-Teilnahme seines Landes in Folge Grund zum Feiern haben. The FIFA Weekly sprach mit dem Abwehrspieler über seine Erfahrungen in Katar, die Glasgow Rangers, seine Ziele für Brasilien 2014 und die soziale Verantwortung des Fussballs. Nach einer erfolgreichen Laufbahn in Frankreich, England und Schottland sind Sie nach Katar gegangen. Warum haben Sie Lekhwiya gewählt? Madjid Bougherra: An Lekhwiya hat mich vor allem das ambitionierte Projekt gereizt, das die Verantwortlichen verfolgen. Sie wollen einen grossen Klub aufbauen. In den drei Jahren, in denen ich hier bin, konnten wir zweimal die Meisterschaft und einmal den Pokal gewinnen. So sind wir zu einem der am meisten respektierten Klubs Katars geworden und haben auch auf der internationalen Bühne auf uns aufmerksam gemacht.

Sie haben in der UEFA Champions League gespielt und sind Teams wie Manchester United und FC Valencia begegnet. Wie gross schätzen Sie den Leistungsunterschied zur AFC Champions League ein? Was fehlt Asien, um sich Europa zu nähern? Man kann die beiden Wettbewerbe nicht miteinander vergleichen. In Europa herrscht ein aussergewöhnliches Niveau. Aber wir sind nicht weit von den grössten internationalen Wettbewerben entfernt: Man trifft hier auf herausragende Fussballer, und die Stadien sind voll. In Asien sind das Publikum und die Spielweise unterschiedlich.

Sie haben bei den Glasgow Rangers dreimal die schottische Meisterschaft gewonnen. Verfolgen Sie das Team weiterhin? Ja, ich weiss, dass der Klub soeben in die zweite schottische Liga aufgestiegen ist. Der Verein hat immer noch zahlreiche Anhänger. 50 000 Zuschauer kommen regelmässig zu den Spielen. Ich zweifle nicht eine Sekunde daran, dass die Mannschaft wieder in die höchste Liga zurückkehrt.

Sprechen wir über die algerische Nationalmannschaft. Wie schätzen Sie die Leistungen der letzten vier Jahren ein? Der Verband macht sehr viel und offen gesagt, haben sich die Dinge in den letzten

sechs bis sieben Jahren verbessert. Die Spieler werden gut betreut und es wurde ein Trainingszentrum speziell für die Nationalmannschaft errichtet. Ausserdem verfügen wir über zahlreiche Profis, die in Europa spielen. Und es darf nicht vergessen werden, dass Nationalcoach Halilhodzic gute Arbeit geleistet hat. Es liegt nun an den jungen Spielern der neuen Generation, diesen Weg in den nächsten vier Jahren fortzusetzen.

Sie haben in Südafrika brilliert - vor allem gegen England. Welche Erinnerungen haben Sie an die WM 2010 und an diese Partie? Es war ein fantastisches Spiel vor vollen Rängen. Ich habe mich sehr gefreut, gegen die Engländer zu spielen. Das Wetter war günstig und wir haben ein gutes Spiel gegen eine grossartige Mannschaft gemacht. Niemand hätte dieses Ergebnis erwartet. (0:0, die Red.) Alle dachten, wir würden verlieren. Wir haben in jener Begegnung das wahre Gesicht des algerischen Fussballs gezeigt. Ich bedauere nur, dass wir im Turnier nicht mehr gute Ergebnisse erzielt haben. Die Angst hat uns gebremst, doch wir haben viele Erfahrungen gesammelt, die uns in Brasilien nützlich sein werden.

Apropos Brasilien: Algerien bestreitet in einem Monat die zweite Weltmeisterschaft in Folge. Wie stehen die Chancen in Gruppe H? Unser Ziel besteht darin, erstmals in unserer Geschichte über die erste Runde hinauszukommen. Das algerische Volk erwartet von uns, dass wir beweisen, welche Fortschritte der algerische Fussball gemacht hat und dass wir Fairplay zeigen. Einige Spieler werden ihr erstes grosses Turnier spielen. Es liegt an den Routiniers, ihnen zu sagen, dass sie ihr Bestes geben und Spass haben sollen.

gewannen wir. In der Folge gab es weitere positive Ergebnisse, so dass die Fans des Klubs anfingen, mich “den Magier” zu nennen.

Sie sind in Algerien zum “Botschafter des guten Willens” der Unicef ernannt worden. Was bedeutet Ihnen diese Verantwortung? Das ist mir sehr wichtig, denn es ist eine Gelegenheit, Kindern zu helfen und eine Botschaft zur sozialen Verantwortung des Fussballs zu senden. Als Spitzenfussballer muss man mit gutem Beispiel vorangehen. Ich habe in Algerien mehrere von der Unicef organisierte Veranstaltungen besucht und bin darüber sehr glücklich. Ich habe auch die Bougherra-Stiftung für hilfsbedürftige Kinder und Familien gegründet.

Welche gesellschaftliche Rolle kann der Fussball vor allem auch ausserhalb des ­Platzes spielen? Ich habe mich engagiert, weil ich der Meinung bin, dass der Fussball sehr viel für die Gesellschaft tun kann. Ein Spieler muss sein Image für positive Aktionen nutzen, denn der Fussball ist ein schöner Sport, der von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt praktiziert wird. Ich persönlich habe den grössten Respekt vor den Spielern, die die Entwicklung des Fussballs unterstützen und sich gesellschaftlich engagieren. Viele von ihnen sind in armen Vierteln geboren und fühlen sich zu einer Mission berufen. Dies beweist, welche Kraft der Fussball in unserer Zeit hat. Å Mit Madjid Bougherra sprach Mohammed Hallal

Das Publikum nennt Sie “der Magier”. Seit wann und aus welchem Grund? Als ich bei Crewe Alexandra spielte, hatte der Klub seit 17 Spielen keinen Sieg mehr errungen, doch ab meinem ersten Einsatz T H E F I FA W E E K LY

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game onor game over

all in or nothing

adidas.com/worldcup Š 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.


C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 3 4 T A G E

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FIFA vergibt 50 000 Tickets an Stadionarbeiter Noch knapp einen Monat bis zum Start der Fussball-WM. Für die Stadionarbeiter gibt’s ein besonderes Dankeschön.

Marcio Macculloch

Eraldo Peres /Keystone/ AP

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ls Dank an diejenigen, die sich besonders hart dafür eingesetzt haben, dass die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien realisiert werden kann, werden etwa 50 000 Eintrittskarten an die am Bau oder Umbau der zwölf WM-Stadien ­beteiligten Arbeiter vergeben. Die mit dem Stadionbau beauftragen Baufirmen erhalten die Eintrittskarten, die­ ­ sie dann an die Arbeiter weitergeben. Die Verteilungskriterien und die Anzahl der Eintrittskarten obliegen den einzelnen Bauunternehmen. Bei den für die Arbeiter bestimmten Eintrittskarten handelt es sich um Tickets der Kategorie 4 für 47 Partien der ersten Runde, mit Ausnahme des Eröffnungsspiels der WM zwischen Brasilien und Kroatien, das am 12. Juni in São Paulo stattfindet.

Ticket-Ausgabestellen sind geöffnet Die Anzahl der Tickets für die einzelnen Stadien wurde in Abstimmung mit den Bauunternehmen basierend auf der Anzahl der am Bau beteiligten Arbeiter festgelegt. Die Verteilung erfolgt proportional zum Prozentsatz der an den einzelnen Bauvorhaben beteiligten Arbeiter. Die Ausgabe der Tickets soll Mitte Mai an einen von der jeweiligen Baufirma beauftragten Repräsentanten erfolgen. Die Verteilung der Eintrittskarten an die Arbeiter wird von den Bauunternehmen selbst vorgenommen. Bisher wurden mehr als 2,73 Millionen ­Eintrittskarten für die WM vergeben. Seit dem 18. April sind die Ticket-Ausgabestellen in elf der zwölf WM-Städten für das Publikum geöffnet. Um sein Ticket abzuholen muss der Kunde ein amtliches Dokument mit Foto und die für die Transaktion benutzte Kreditkarte vorlegen. Für die Abholung von Eintrittskarten für Senioren, T H E F I FA W E E K LY

Schüler, Begünstigte des staatlichen Sozialprogramms “Bolsa Família” und Menschen mit Behinderungen oder eingeschränkter Mobilität müssen entsprechende Nachweisdokumente vorgelegt werden Weiterhin werden seit Anfang Mai etwa 540 000 Eintrittskarten an die Käufer ausgeliefert, die sich zum Zeitpunkt des Kaufs für die Option „Ticket Delivery“ entschieden haben. Å

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DEBAT T E

Die Fratze des Fussballs

Recife, Rom, Bern: Unruhestifter sorgen im ­Fussball für ein gravierendes Imageproblem. Die Gewaltausbrüche in den Stadien spiegeln ­gesellschaftliche Missstände wider. Thomas Renggli

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ie Bilanz im internationalen Fussball der letzten Wochen erinnert an kriegsähnli­ che Zustände: Prügeleien und Schiesse­ reien vor dem italienischen Pokal-Finale in Rom – drei Tifosi von Schüssen nie­ dergestreckt; ein Toter nach schweren Ausschreitungen im Umfeld des brasiliani­ schen Zweitligaspiels zwischen Santa Cruz und Paraná in Recife; eine randalierende Bande, die am Rande des Schweizer Pokal-Endspiels in Bern für 45 Verhaftungen sorgt. Es sind derzeit eher Kriminalstatistiken als Torschützenlisten, die zu reden geben und ein düsteres Licht auf den Spitzenfussball werfen. 18

Vor allem in Italien scheint die Situation ausser Kontrolle zu geraten. Auf der Ehrentribüne des Römer Olympiastadions erlebte Italiens Minis­ terpräsident Matteo Renzi am vergangenen Wochenende die Tragweite der Entwicklung. Umrahmt von Grössen aus der Polit-, Fussballund Show-Welt musste er mitansehen, wie der landesweit bekannte Anführer der Napoli-Ult­ ras, Gennaro de Tommaso, das Geschehen von der Kurve aus diktierte und den Calcio sprich­ wörtlich in Geiselhaft nahm. Wie komplex die Situation ist, spiegelt die Herkunft des Haupt­ darstellers: De Tommaso ist der Sohn eines Clanchefs der Camorra, der Mafia Neapels. Zu­ vor hatte in den Strassen der Stadt der “Capo” der Ultras des AS Roma, Daniele de Santis, eine T H E F I FA W E E K LY

Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-theweekly@fifa.org.

Getty Images / Central Press

Freund und Helfer Anlässlich des FA-Cup-Finals 1923 sorgt im Wembley die berittene Polizei für Recht und Ordnung. Das Spiel geht als “White Horse Final” in die Geschichte ein.

Vendetta inszeniert, zur Pistole gegriffen und auf Anhänger aus Neapel gefeuert. Das Spiel fand übrigens zwischen Napoli und Fiorentina statt und endete 3:1. So machtlos Ministerpräsident Renzi das traurige Geschehen verfolgte, so hilflos agieren Polizei und Justiz in Italien. Während die ­Ultras in den Stadien halbwegs unter Kontrolle sind, verlagern sich die Auswüchse auf die An­ fahrtswege. Strafen scheinen die Krawall­ macher eher zu motivieren als zu bremsen. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napoli­ tano sagte zu den Ereignissen: “Diese Gewalt­ ausbrüche reflektieren die moralische Krise in unserem Land. Man darf nicht mit diesen Un­ ruhestiftern verhandeln. Das gilt auch für die Klubpräsidenten. Sie müssen die Verbindungen zu diesen Anhängseln aus der Welt der Krimi­ nalität und Illegalität, die sich Fans nennen, abschneiden.” Ein Blick in die anderen Ligen zeigt, dass letztlich nur drakonische Strafen – flankiert von vorbeugenden Massnahmen – Lösungen bringen können. Paradebeispiel ist England, wo nach der Katastrophe im Heyselstadion 1985 (39 Tote) rigoros durchgegriffen wurde: Alko­ holverbot auf den Tribünen, Abschaffung der Stehplätze, An- und Abreise der Gästefans un­ ter Polizeikontrolle, Videoüberwachung, Sta­ dionverbote sowie Meldepflicht haben die Lage in der Premier League entspannt. Ausserdem veränderte die allgemeine Preiserhöhung die Zusammensetzung des Publikums. In der Türkei ging man nach wiederholten Ausschreitungen einen eigenen Weg: Fener­ bahce Istanbul feierte die Meisterparty u nlängst nur mit Frauen und Kindern im ­ Stadion. Spiele ohne männliche Zuschauer ­ ­sollen die Atmosphäre zivilisieren. Allerdings schwebt der Manipulations- und Korruptions­ skandal von 2011 weiter wie ein dunkler Schat­ ten über der Süper Lig und nimmt allen An­ strengungen die Stosskraft. Letztendlich gilt für die Türkei dasselbe wie für Italien: Gegen tief in der ­Gesellschaft verankerte Missstände greifen selbst härteste Sanktionen nicht. Å


DEBAT T E

Nur abschreckende Strafen können uns (leider) von Gesetzesbrüchen abhalten: die Angst vor einem Fahrausweisentzug, hohe Bussen, Gefängnisstrafen, Verbote zum Besuch von Veranstaltungen, Ausschluss aus einer Vereinigung, öffentliche Publikation von Sündern oder Tätern, harte Sozialarbeit und dergleichen. Wer sich vor den Folgen nicht fürchtet, dem ist kein Weg zu riskant. Ein effizientes Instrument bei Massenver­ anstaltungen ist die berittene Polizei. Ihr ­A nblick löst einerseits Respekt aus, anderer­ seits aber auch Furcht. Ebenso wirkt die Präsenz von Tieren Aggressionen entgegen und kann zu einer Entspannung innerhalb einer brodelnden Menge beitragen. England und Deutschland liefern den Beweis dafür, Zürich hat sie abgeschafft.

PRESIDENTIAL NOTE

eine einfache Antwort auf die Frage, wie man Gewalt rund um den Fussball verhindert, wären auch manch andere Konflikte auf dieser Welt gelöst. Stefan Berger, Kufstein

Fussball könnte so schön sein! Eine gewisse Rivalität gehört dazu, aber nur im sportlichen Sinn. Die beiden Teams auf dem Platz schla­ gen sich in der Regel ja auch nicht die Köpfe ein. Es ist traurig, dass einige wenige “Fans” einem den Spass am Fussballschauen ver­ derben. Ich spiele selber und war früher oft in Stadien, aber inzwischen wegen der Gewalt nicht mehr. Vor lauter Aufpassen, dass man nichts um die Ohren kriegt, verpasst man das ganze Spiel.

Stoppt endlich die Chaoten

Oliver G., Düsseldorf

Bernhard Sorg, Wallisellen

“Nur rigorose Strafen helfen.” Gewalt ist kein Problem des Fussballs, es ist vielmehr ein gesellschaftliches. Die Klubs müssen zwar in die Verantwortung genom­ men werden und den Dialog mit ihren Fans suchen, sie können aber nicht für gesell­ schaftliche Probleme den Kopf hinhalten. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Verein und Fans hilft, Ausschreitungen in den Stadien zu minimieren oder gar zu verhin­ dern. Was aber ausserhalb der Arenen pas­ siert, liegt schlicht nicht in der Verantwor­ tung der Klubs. Und auch nicht in derjenigen der organisierten Fangruppierungen. Gäbe es

Es braucht von allen Seiten viel grössere Anstrengungen. Fanbegleiter nützen nichts, wenn sie nicht konsequent mit den staat­ lichen Behörden zusammenarbeiten. Aber auch die Polizei stösst in der Schweiz oft an ihre Grenzen: Wenn eine Polizeitruppe mit mehreren Hundert Personen aufgeboten wird und nicht im Stande ist, zehn Chaoten zu isolieren, hat sie komplett versagt! Daher nochmals: Täter im und ausserhalb des Stadions sofort verhaften und rigoros bestra­ fen wie in England. Und überdies die Zusam­ menarbeit mit den involvierten Stellen massiv verstärken. Aber schlussendlich ist es halt ein gesellschaftliches Problem. Gute Erziehung fängt zu Hause an. Ralph Hennecke, Zürich

Das einzige Mittel, damit man dies in den Griff bekommt sind härtere Strafen und klare Distanzierung der Vereine von diesen Chaoten und Gesetzesbrechern. Es kann doch nicht sein, dass ein Hooligan entschei­ det, ob und wann eine Partie in einer oberen Liga angepfiffen wird. Wenn sich die Vereine und auch die Verbände zusammen mit den entsprechenden Behörden nicht gegen diese auf unsere Gesellschaft pfeifende Typen stellt, werden bald einmal die Spiele vor leeren Rängen ausgetragen. Ich bin auf jeden Fall nicht mehr bereit, in ein Stadion zu gehen, einen Eintrittspreis von 70 Schweizer Franken und mehr (Cup-Halbfinal FCZ – Thun) zu bezahlen, um dann noch meinen 12-jähri­ gen Sohn in Gefahr zu bringen.

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ecife, Rom, Bern – die Schadenspur, die Chaoten und Krawalltouristen am Rande von Fussballspielen in den letzten Tagen und Wochen hinterlassen haben, ist erschre­ ckend. Besonders betrüblich: Die Auswüchse sind keine Einzelfälle. Sie erinnern an einen schlechten Film, der an jedem Wochenende neu aufgeführt wird. Doch wir müssen aus dieser vermeintlichen Endlosschlaufe ausbrechen. Wenn die brasilia­ nische Präsidentin Dilma Rousseff sagt: “Ein Land, das den Fussball so liebt, kann Gewalt in seinen Stadien nicht länger tolerieren. Die ­Polizei muss rigoros dagegen vorgehen”, trifft sie den Nagel auf den Kopf. Neben den staat­ lichen Instanzen müssen aber auch die Klubs (und letztlich die Nationalverbände und Ligen) zur Verantwortung gezogen werden. Denn die Straftäter sind in den meisten Fällen bekannt. Leider zögern viele Klubpräsidenten aber in irritierender Weise, sich von diesen Figuren zu distanzieren und machen sich so auf eine ­gefährliche Weise erpressbar. Fussballstadien sind keine rechtsfreien Räume, sondern Begeg­ nungsstätten für Sportfreunde aller Genera­ tionen und gesellschaftlichen Schichten. Wer das nicht verstehen will, hat im Fussball nichts zu suchen. Und jeder Verein, der die Chaoten deckt, muss drakonisch bestraft werden. Und zwar mit allen möglichen sportlichen Konse­ quenzen: vom Punkteabzug bis zum Ausschluss aus sämtlichen Wettbewerben.

Edi Koller, Bülach

“Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem.” Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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First Love 20

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Or t: Kalksteinbr uch Ungasan, Bali Datum: 14. November 2005 Z e it : 17. 0 2 U h r

Photograph by Levon Biss with support from Umbro / RPM

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DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 25 25 28 29 30 30 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 42 44 45 46 47 47 49 50 51 52 53 54 55 55 55 58 59 59 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

Spanien Deutschland Portugal Brasilien Kolumbien Uruguay Argentinien Schweiz Italien Griechenland England Belgien Chile USA Niederlande Frankreich Ukraine Russland Mexiko Kroatien Elfenbeinküste Schottland Dänemark Ägypten Bosnien und Herzegowina Schweden Algerien Ecuador Slowenien Serbien Honduras Rumänien Armenien Costa Rica Panama Tschechische Republik Iran Ghana Türkei Österreich Venezuela Peru Kap Verde Nigeria Ungarn Slowakei Japan Wales Tunesien Kamerun Guinea Finnland Usbekistan Montenegro Republik Korea Norwegen Paraguay Island Mali Australien Burkina Faso Libyen Senegal Jordanien Südafrika Republik Irland Vereinigte Arabische Emirate Bolivien El Salvador Albanien Sierra Leone Polen Bulgarien Trinidad und Tobago Saudiarabien Marokko Haiti

Rang­veränderung Punkte

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1043 1039 1037 1015 967 935 913 903 877 871 830 825 819 798 795 795 795 794 787 759 759 756 750 748 739 731 715 713 711 673 666 665 665 631 623 616 613 613 597 583 580 578 577 555 551 551 551 546 545 545 528 522 511 510 507 504 499 497 488 486 484 479 460 457 455 454 452

Rang

12 / 2013

01 / 2014

02 / 2014

→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html

03 / 2014

04 / 2014

05 / 2014

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78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 106 108 109 110 111 112 113 114 114 116 117 118 119 120 121 122 122 124 125 126 126 128 128 130 131 131 133 134 134 136 137 138 139 140 141 142 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Israel Sambia EJR Mazedonien Jamaika Oman Belarus Nordirland Aserbaidschan Uganda Gabun DR Kongo Togo Kuba Botsuana Kongo Estland Angola Katar VR China Benin Simbabwe Moldawien Irak Äthiopien Niger Georgien Litauen Bahrain Kenia Zentralafrikanische Republik Kuwait Lettland Kanada Neuseeland Luxemburg Äquatorial-Guinea Mosambik Libanon Vietnam Sudan Kasachstan Liberia Namibia Tadschikistan Malawi Tansania Guatemala Burundi Dominikanische Republik St. Vincent und die Grenadinen Malta Afghanistan Zypern Suriname Ruanda St. Lucia Gambia Syrien Grenada DVR Korea Neukaledonien Mauretanien Philippinen Lesotho Antigua und Barbuda Thailand Belize

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0 -5 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 12 -1 0 0 0 0 9 -1 -6 -2 -2 -2 8 -3 -3 -2 0 -2 13 3 -3 -3 -3 -1

Absteiger des Monats

450 448 443 420 418 404 400 398 395 386 380 374 371 369 367 366 347 338 333 332 327 325 321 319 315 303 293 289 284 284 283 273 272 271 266 261 251 251 242 241 235 234 233 229 227 227 223 215 212 212 204 204 201 197 197 191 190 190 188 175 174 165 161 159 158 156 152

145 146 147 147 149 150 151 152 153 153 155 156 157 158 159 159 161 162 163 164 165 165 167 168 169 170 171 172 173 173 173 176 177 178 179 180 180 182 183 184 184 186 187 188 189 190 191 191 191 194 195 195 197 197 199 200 201 202 202 204 205 206 207 207 207

Malaysia Kirgisistan Singapur Indien Puerto Rico Liechtenstein Guyana Indonesien Malediven St. Kitts und Nevis Aruba Turkmenistan Tahiti Hongkong Pakistan Nepal Barbados Bangladesch Dominica Färöer Tschad Palästina São Tomé und Príncipe Nicaragua Bermuda Chinese Taipei Guam Salomon-Inseln Sri Lanka Laos Myanmar Seychellen Curaçao Swasiland Jemen Mauritius Vanuatu Fidschi Samoa Komoren Guinea-Bissau Bahamas Mongolei Montserrat Madagaskar Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Andorra Eritrea Südsudan Somalia Macau Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

-3 1 -2 -2 -2 -1 -1 -1 0 0 0 0 0 0 2 0 1 1 -3 0 4 -1 -1 -1 -1 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 -4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

149 148 144 144 143 139 137 135 124 124 122 119 116 111 102 102 101 98 93 91 88 88 86 84 83 78 77 75 73 73 73 66 65 64 63 55 55 47 45 43 43 40 35 33 32 28 26 26 26 23 21 21 18 18 16 11 10 8 8 6 5 3 0 0 0

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ARGENTINIEN

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ARGENTINIEN

“MESSI IST EIN STARKES ARGUMENT” fotogloria

Jorge Valdano wurde 1986 mit Maradona Weltmeister, später trainierte er Real Madrid. Der Fussball-Philosoph nennt im Gespräch Messi ein Genie – aber an der WM in Brasilien benötige Argentinien für den Titelgewinn mehr als das.

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ARGENTINIEN

Mit Jorge Valdano sprach Jordi Punti

In einem WM-Finale ein Tor zu erzielen und mit der eigenen Mannschaft zu gewinnen, ist der absolute Höhepunkt, weil es kein grösseres oder besseres Szenario gibt. Wenn ich diese Ehre nicht gehabt hätte, wäre ich für den Rest meines Lebens sicherlich etwas weniger glücklich gewesen. Ich habe noch immer ein ganz klares Bild von diesem Nachmittag im Kopf, sodass ich gar nicht glauben kann, dass seither schon fast 30 Jahre vergangen sind. Mit dem Lauf der Zeit verblasst die Freude allerdings etwas und dieser Aspekt ist weniger schön.

Wenn ich die Bilder richtig in Erinnerung habe, haben Sie den Ball nach Maradonas herausragendem Treffer gegen England aus dem Tor geholt. Was ist Ihnen in diesem Moment durch den Kopf gegangen? Tatsächlich gebührte mir die Ehre, den Ball aus dem Tor zu holen, den Maradona versenkt hatte. Es versteht sich von selbst, dass es sich dabei um eine kleine Ehre handelte. Damals ging mir durch den Kopf, dass dieses Tor eher ihm als der Mannschaft gehörte und dass man ihn beim Jubeln allein lassen sollte. Daher habe ich mich entschlossen, etwas Nützliches zu tun, während Diego sein Tor bejubelte: Ich habe den Ball aus dem Netz geholt.

Sie sind im Alter von 19 Jahren zum spanischen Fussball gewechselt und haben dann mehrere Klubs durchlaufen: Alavés, Real Saragossa, Real Madrid … Später waren Sie dann auch einige Jahre bei Real Madrid als Trainer sowie als Fussballdirektor tätig. Sie haben daher einen guten Überblick über den spanischen Fussball. Welche Veränderungen haben Ihrer Meinung nach dazu geführt, dass die derzeitige spanische Nationalmannschaft so stark geworden ist? Ist das nur eine Frage guter Spieler oder auch eine Frage des kollektiven Charakters? Dahinter steckt eine Ausbildungsrevolution, der nicht nur Real Madrid und Barcelona verpflichtet sind, sondern alle Fussballschulen Spaniens. Während sich alle anderen Länder auf die Fitness und die Taktik versteift haben, hat sich Spanien auf die kollektive Technik konzentriert. Das sollte am Ende einen grossen Unterschied ausmachen. 26

“Kolumbien und Chile könnten meiner Meinung nach für eine Überraschung gut sein.” Wie sehen Sie die nächste WM? Im Vorfeld werden Brasilien, Spanien, Argentinien und Deutschland im Favoritenkreis angesiedelt. Was für ein Gefühl haben Sie rund einen Monat vor dem Eröffnungsspiel? Welche Auswahl könnte eine Überraschung landen? Ich glaube, es gibt zwei sehr positive Einflüsse. Das wäre zunächst einmal die Tatsache, dass der letzte Weltmeister Spanien hiess und im Fussball zu einem Vorbild avanciert ist, dem selbst so klassische Teams wie Deutschland oder Italien nachzueifern scheinen. Zum Zweiten findet die WM in Brasilien statt, einem überaus fussballbegeisterten Land, in dem Effizienz ebenso bewundert wird wie Schönheit. Ich hoffe, dass das Ergebnis dieser beiden Kräfte eine wunderbare WM sein wird. Alle klassischen Nationalteams – das sind diejenigen, die bereits eine Weltmeisterschaft gewonnen haben – sind Titelanwärter. Kolumbien und Chile könnten meiner Meinung nach für eine Überraschung gut sein.

Messi ist ein Genie, unabhängig davon, in welchem Trikot er aufläuft. Er ist in Brasilien die Trumpfkarte Argentiniens, aber um Weltmeister zu werden, braucht man mehr als ein Genie. Was Sabella angeht, so leistet er gute Arbeit.

Welcher Spieler der aktuellen argentinischen Auswahl erinnert Sie vom Charakter und von der Spielweise her an den Valdano, der die WM 1986 gewonnen hat? Di María aufgrund seines weiten Aktionsfeldes. Aber damit hören die Ähnlichkeiten dann auch schon auf. Wir sind sehr unterschiedlich.

Glauben Sie, dass Deutschland den Einfluss nutzen wird, den Pep Guardiola über Bayern München ausübt – so wie Del Bosque das getan hat, als er noch Trainer des FC Barcelona war? Nein, das glaube ich nicht.

Wo wir gerade von Guardiola sprechen: Sie haben bei mehr als einer Gelegenheit gesagt, dass seine Episode als Trainer Barças eine Innovation und ein Schritt nach vorn war. Ich glaube sogar, mich daran zu erinnern, dass Sie ihn als den Steve Jobs des Fussballs

Weltmeister und Galácticos-Trainer Jorge Valdano hat eine Weltmeisterschaft gewonnen (Mexiko 1986) und hatte ausserdem die Ehre, im Finale einen Treffer zu erzielen. Seine Zugehörigkeit zu der legendären Mannschaft rund um den genialen Diego Maradona war der Höhepunkt einer langen und ausgesprochen erfolgreichen Spielerkarriere, die ihn mit 19 Jahren nach Spanien führte. Als Spieler war Valdano ein eleganter Typ, der schnell

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und mit langen Schritten über den Platz fegte. Er stand bei Klubs wie Real Saragossa und Real Madrid unter Vertrag und war später auch als Trainer für das Team aus Madrid sowie für CD Teneriffa und den FC Valencia tätig. Bei Real Madrid hatte er ausserdem Leitungsfunktionen inne. Jorge Valdano hat mehrere Bücher über Fussball geschrieben, in denen er seine Erfahrungen in diesem Sport mit kritischem Blick, intellektuellem Scharfsinn und einer literarischen Stimme aufbereitet, die der Leidenschaft, der Analyse und dem schönen Spiel grössere Bedeutung beimisst als den Ergebnissen. Jordi Punti

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Sie gehören zum auserwählten Kreis der Spieler, die in einem WM-Finale ein Tor erzielen konnten. Mittlerweile sind einige Jahre vergangen. Was ist Ihnen von diesem Nachmittag in Mexiko am lebhaftesten in Erinnerung geblieben?

Kommen wir auf Argentinien zu sprechen. Messi wird zum Zeitpunkt der WM 27 Jahre alt sein, eigentlich ein perfektes Alter. Seine Verletzungen und die Saison mit dem FC Barcelona haben jedoch einige Zweifel aufkommen lassen. Glauben Sie, dass Nationaltrainer Alejandro Sabella das richtige Rezept gefunden hat, um dafür zu sorgen, dass sich Messi in der Mannschaft wohlfühlt?


Name Jorge Alberto Francisco Valdano Castellanos Geburtsdatum, -ort 4. Oktober 1955, Las Parejas, Argentinien Spielposition Stürmer Stationen als Spieler 1973–1975 Newell’s Old Boys 1975–1979 Deportivo Alavés 1979–1984 Real Zaragoza 1984–1987 Real Madrid Grösste Erfolge als Spieler Weltmeister 1986; Spanischer Meister 1986, 1987; UEFA-Pokal-Sieger 1985, 1986 Nationalteam 1975–1990, 23 Einsätze für Argentinien Stationen als Trainer 1992–1994 Teneriffa 1994–1996 Real Madrid 1996–1997 Valencia Erfolge als Trainer Spanischer Meister 1995

Reinaldo Coddou/fotogloria

­ ezeichnet haben. Können Sie in wenigen b Worten sagen, worin diese Modernisierung bestand? Guardiola hat sich sehr verdient g ­ emacht, weil seine Mannschaften immer darauf ausgerichtet sind, spielbestimmend zu sein. Es ist unendlich viel schwieriger und ­mühsamer, mit acht Spielern anzugreifen, ohne die Ordnung zu verlieren, als mit neun Spielern zu verteidigen. Guardiola strebt danach, sich Siege über das Risiko und grosse Auftritte zu erarbeiten. Ausserdem ist er ein Innovator, der in der Lage ist, mitten in einer Erfolgsphase Veränderungen vorzunehmen. Das ist etwas, was ich im Laufe von 40 Jahren in der Fussballwelt nur sehr selten erlebt habe.

Eine Weltmeisterschaft ist auch eine gute Schaubühne für Nachwuchsspieler. Auf welche

jungen Spieler werden Sie besonders achten? An wen haben Sie die höchsten Erwartungen? An den Belgier Hazard, den Kolumbianer James Rodríguez, die Spanier Thiago und Isco – falls Del Bosque sie nach Brasilien mitnimmt. Weltmeisterschaften bringen keine Überraschungen mehr. Wir wissen bereits alles von allen.

Seit Sie das Traineramt aufgegeben haben, sind Sie als Fussballkommentator tätig und schreiben Artikel. Sie haben sich damit für eine intellektuellere Herangehensweise an den Sport entschieden und sogar schon Fiktion geschrieben. Was macht das Schreiben für Sie so attraktiv? Es kommt nicht sehr häufig vor, dass der Fussball die emotionale Ebene überwindet, um auf ein ratio­naleres Gebiet vorzudringen … Die Liebe ist auch eine Emotion und hat die Literatur aller Epochen beseelt. Warum T H E F I FA W E E K LY

also nicht über Fussball schreiben? Das ist ein Thema, über das man genauso leidenschaftlich nachdenken kann wie über jedes andere auch. Ausserdem glaube ich, dass es die grosse Metapher dieser Zeit ist.

Gibt es Lektüre zum Thema Fussball, die Sie uns empfehlen würden, insbesondere im Hinblick auf die anstehende Weltmeisterschaft? In spanischer Sprache: “Héroes de nuestro tiempo” (Helden unserer Zeit), ein Buch von Santiago Segurola. Ausserdem die Artikel von Enric González (aus Spanien), Juan Villoro (aus Mexiko) oder Juan Sasturain (aus Argentinien). Å

Lesen Sie mehr zum Thema auf Seite 28 27


ARGENTINIEN

Vier WMEndspiele, zwei Siege Nach einem Schuss vor den Bug früh in der Qualifikation gelang dem argentinischen Nationalteam ein Lauf von 14 Spielen ohne Niederlage. Wo steht das Team von Coach Alejandro Sabella wenige Wochen vor der Weltmeisterschaft?

N

ach dem hohen Sieg zum Auftakt der WM-Qualifikation gegen Chile musste Argentinien eine unerwartete und nie zuvor dagewesene Niederlage gegen Venezuela hinnehmen, der ein Unentschieden zu Hause gegen Bolivien folgte. Erste Zweifel wurden an der Auswahl von Alejandro Sabella laut, der im Anschluss an die Copa América die Leitung der Nationalelf übernommen hatte. Doch der folgende Sieg in ­Barranquilla gegen Kolumbien nach anfänglichem Rückstand wirkte wie ein Auslöser für die Albiceleste, die anschliessend eine Serie von 14 Spielen ohne Niederlage hinlegte. Im Verlauf dieser Serie erzielte Argentinien Siege in Chile und Paraguay sowie Unentschieden in Bolivien, Ecuador und Peru und konnte am Ende auf eine Kombination von positiven Ergebnissen zurückblicken, die im aktuellen Qualifikationsmodus bis dann noch nie erreicht worden war. Insgesamt stellte das Team die beste Offensive (35 Tore) sowie die

imago

Grenzenlose Freude Mario Kempes nach dem Treffer zum 2:1 im Finale der WM 1978.

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ARGENTINIEN

zweitbeste Abwehr (15 Gegentreffer) und beendete die Vorausscheidung zum dritten Mal in fünf Auflagen als Tabellenerster.

Diego Zandrino

Bob Thomas / Getty Images

Eine eindrucksvolle Geschichte Mit vier Finalteilnahmen zählt Argentinien zu den erfolgreichsten Mannschaften in der G eschichte der Fussball-Weltmeisterschaft. ­ Die Albiceleste erreichte gleich bei der ersten WM 1930 in Uruguay das Endspiel, wo sie dem Gastgeber jedoch 2:4 unterlag. Dieses Schicksal blieb den Südamerikanern in den Jahren 1978 und 1986 erspart, als sie im eigenen Land dank Mario Kempes beziehungsweise in M ­ exiko dank Diego Armando Maradona den Titel errangen. An der WM 1990 in Italien kamen die ­A rgentinier zum bis dato letzten Mal über das Viertelfinale hinaus, mussten sich jedoch im Endspiel in Rom den Deutschen geschlagen ­geben. Den einzigen Treffer der Partie erzielte Andreas Brehme per Elfmeter.

Der Floh im Mittelpunkt Nachdem er als erster Spieler überhaupt viermal in Folge zum Weltfussballer des Jahres gewählt worden ist (2009 bis 2012), ist Lionel Messi zweifelsohne der unumstrittene Star der Albiceleste. La Pulga (der Floh), der mit dem FC Barcelona Titel am Fliessband erringt und einen ­Rekord nach dem anderen bricht, möchte nach der WM 2010, wo er erstaunlicherweise keinen einzigen Treffer erzielte, nun auch mit der ­Nationalmannschaft erfolgreich sein. An seiner Seite stehen Spieler wie Gonzalo Higuaín, Sergio Agüero, Javier Mascherano, Fernando Gago und Ángel di María, die allesamt bei Spitzenklubs unter Vertrag stehen. Å

BESTE RESULTATE DER ARGENTINIER AN FIFA-TURNIEREN: • Gewinner der Fussball-Weltmeisterschaften 1978 und 1986 • Gewinner der U-20-Weltmeister­ schaften 1979, 1995, 2001, 2005 und 2007 • Goldmedaille bei den Olympischen Fussballturnieren 2004 und 2008 • Gewinner des KonföderationenPokals 1992 • Gewinner der Silbermedaille bei den Olympischen Fussballturnieren 1928 und 1996

Sicherheit geht vor Argentiniens Kapitän Daniel Passarella und der WM Pokal umringt von Polizisten.

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FREE KICK

WMZuschauerzahlen

Die Spannung steigt Sarah Steiner

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is zum 13. Mai müssen die Nationaltrainer der FIFA ihre provisorische Kaderliste mit maximal 30 Spielern einreichen. Bis zur Benennung der offiziellen Kader am 2. Juni dürfen dann nur noch verletzte Spieler auf der Liste ausgetauscht werden. In den nächsten Tagen wird sich also für ungefähr 960 Fussballer entscheiden, ob sich ihr grosser Traum erfüllt und sie im brasilianischen Fussballsommer versuchen können, den Fussball­olymp zu besteigen – oder nicht. Aufregende Momente, die wohl viele aus ihrer Kindheit kennen. Zwar ging es da nicht um das prestigeträchtigste und medienwirksamste Turnier der Welt, aber in den Augen eines Kindes um fast ebenso viel: um die ­a llwöchentliche Aufteilung der Klasse in der Turnstunde in zwei Fussballmannschaften. Schon der Weg in die Turnhalle war ein Wettrennen. In den Umkleideraum gestürmt, den typischen Geruch – eine Mischung aus Schweiss, Holz, Leder und Gummi – aufgesogen und rein in die Sportklamotten. Ich schwärmte für Alain Sutter, den langhaarigen Mittelfeldstar der Schweizer Nationalmannschaft. An seinem kleinen Zeh zerbrachen die Hoffnungen des Fussballzwergs Schweiz an der WM 1994. Für mich war er unsterblich. In seinem Trikot sollte ich zu Höchstleistungen auflaufen. Die Treppe also hinunter gestürmt und angekommen in der Turnhalle, stellten wir uns in einer Reihe auf, um ungeduldig darauf zu warten, dass unser Turnlehrer die beiden glücklichen ernennen würde, die sich ihre Mannschaften aussuchen durften. Diejenigen also, die quasi die Aufgabe der Nationaltrainer innehaben durften. Ich war selten eine davon. Nervös und hibbelig standen wir in Reih und Glied: Matthäus, Maradona, Baggio, Ronaldo, Milla, Larsson und wie sie alle hiessen, und warteten, bis unsere Namen aufgerufen

wurden. Der Gerechtigkeit halber hatte unser Turnlehrer bestimmt, dass die Teamchefs in abwechselnder Reihenfolge jeweils ein Mädchen und einen Knaben benennen mussten. Wir Mädchen waren ihm dafür dankbar, der Kommentar der Jungen – naja, lassen wir das. Jetzt ging es nur noch darum, wer das Glück haben würde, anfangen zu dürfen. Denn als erster Name fiel fast immer derjenige von Claudio. Unsere Sportskanone: schnell, abschlussstark und unerbittlich in den Zweikämpfen. Wer ihn im Team hatte, ging quasi schon 1:0 in Führung. Warum mein Name immer erst gegen Schluss fiel, war mir damals schleierhaft; kindlichen Charakteren liegt die Reflexion noch nicht, ist vielleicht auch besser so. Denn trotz meinem nicht ganz so ausgeprägten Talent für den Fussball habe ich ­zumindest nie die überschwängliche Begeisterung für ihn verloren, die mich heute noch packt, wenn ich einen Ball zu sehen bekomme. Heute zwar nur noch als Zuschauer – im Laufe der Jahre wurde mir dann doch bewusst, dass ich meinem Team als Fan weit mehr von N ­ utzen bin denn als Spielerin. Mit ebendieser Begeisterung werde ich im Verlauf der nächsten Woche die Nominierungen der Nationaltrainer verfolgen und jeden Spieler verstehen, der gebannt in der Reihe steht (oder auf sein Telefon starrt) und auf die Nennung seines Namens wartet. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY

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1994, USA Ø Zuschauer pro Spiel: 68 991 Zuschauertotal: 3 587 538 Spiele: 52

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2006, Deutschland Ø Zuschauer pro Spiel: 52 491  Zuschauertotal: 3 359 439 Spiele: 64

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1970, Mexiko Ø Zuschauer pro Spiel: 50 124  Zuschauertotal: 1 603 975 Spiele: 32

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2010, Südafrika Ø Zuschauer pro Spiel: 49 670  Zuschauertotal: 3 178 856 Spiele: 64

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1974, BRD Ø Zuschauer pro Spiel: 49 099  Zuschauertotal: 1 865 753 Spiele: 38

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1966, England Ø Zuschauer pro Spiel: 48 848  Zuschauertotal: 1 563 135 Spiele: 32

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1990, Italien Ø Zuschauer pro Spiel: 48 389  Zuschauertotal: 2 516 215 Spiele: 52

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1950, Brasilien Ø Zuschauer pro Spiel: 47 511  Zuschauertotal: 1 045 246 Spiele: 22

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1986, Mexiko Ø Zuschauer pro Spiel: 46 039  Zuschauertotal: 2 394 031 Spiele: 52

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1998, Frankreich Ø Zuschauer pro Spiel: 43 517  Zuschauertotal: 2 785 100 Spiele: 64

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2002, Korea/Japan Ø Zuschauer pro Spiel: 42 269  Zuschauertotal: 2 705 197 Spiele: 64

Quelle: FIFA (FIFA World Cup, Milestones, Zahlen & Fakten, Statistical Kit 7, 26.3.2013) 31


HISTORY

Maradonas Busse

Perikles Monioudis

S

pricht man vom argentinischen Natio­ nalteam, kommt man nicht umhin, die beiden Triumphe an den Weltmeister­ schaften 1978 und 1986 zu erwähnen. Der erste wurde zustande gebracht am 25. Juni 1978 an der Heim-WM, in poli­ tisch und ökonomisch unruhigen Zeiten, im Papierschnitzelgestöber, das die einheimischen Zuschauer im Estadio Monumental zu Buenos Aires verursachten. Das Team von Coach César Luis Menotti ging gegen die Niederlande nach Verlängerung siegreich hervor (3:1). Maradonas WM 1986 Der zweite WM-Titel der Albiceleste ist mit dem Namen Diego Armando Maradonas ver­ knüpft – wie überhaupt die WM 1986 in Mexi­ ko. Kaum je hat ein Spieler so entschlossen und selbstbewusst einer WM-Endrunde sei­ nen Stempel aufgedrückt wie Maradona dem Turnier von 1986. Das konzediert ihm unter anderen auch sein Bewacher im Finale, der 32

Deutsche Lothar Matthäus, der den Pokal vier Jahre später, 1990 in Italien, selbst in die Höhe stemmen durfte – und das ausgerechnet im Anschluss an den Sieg gegen Maradonas Argentinien. Diese Volte der Turniergeschichte soll hier nicht davon ablenken, dass Maradonas WM 1986 auch deshalb als solche in Erinnerung geblieben ist, weil der argentinische Offensiv­ spieler im Viertelfinale gegen England einen Treffer der ganz besonderen Art erzielte, ­einen Treffer, den man als Zuschauer nicht mehr vergisst – und an dem sich alle seither erzielten Treffer messen lassen müssen: Mara­ donas Sololauf über 60 Meter in der Hitze von Mexiko-Stadt. “Es lebe der Fussball” Für das argentinische Radio kommentierte damals Víctor Hugo Morales, ein Uruguayer, der die Schönheit des Treffers und dessen Tragweite sofort erkannte: “Ich möchte wei­ nen, Heiliger Bimbam, es lebe der Fussball!” Es lebe der Fussball – ein Treffer nachgerade T H E F I FA W E E K LY

für den Fussball war das, erzielt von einem der besten Spieler, die der Weltfussball her­ vorgebracht hat. 2002 hat die FIFA nach einer Internetumfrage den Treffer als “Tor des Jahr­ hunderts” deklariert. Der famose Treffer Maradonas entstand aus einem Kabinettstückchen des Argentiniers in der eigenen Platzhälfte, als er zwei Engländer auf engstem Raum stehen liess, indem er den Ball rückwärts hüpfend mit der Sohle mitnahm und ihn sich dann mit dem Aussenrist vorlegte. Nach diesem Tanz mit dem Gegner trat der Grossmeister mit ganz neuem Mut an, über­ querte mit noch weiter stolzgeschwellter Brust die Mittellinie in Richtung des gegnerischen Tors – nichts konnte ihn mehr stoppen. Maradona versetzte in seinem Rush zwei weitere englische Spieler, drang in den Straf­ raum ein und narrte die Legende Peter Shil­ ton; er zeigte links an und zog dann doch rechts am englischen Torhüter vorbei, schob den Ball im Fallen zum 2:0 ein – als wäre auch dieser Abschluss das Selbstverständlichste der Welt.

Afp

Diego Armando Maradona erzielte das FIFA-“Tor des ­Jahrhunderts”. Wie kam es dazu?


HISTORY

Was mag Maradona zu diesem Lauf getrieben haben? Wann genau hat er sich entschlossen, den Abschluss zu suchen? Noch in der ­eigenen Platzhälfte? Oder erst, als er auf der rechten Seite einen möglichen Korridor ­ausmachte? Wäre er ohne das Momentum aus dem Kabinettstückchen überhaupt losgezogen? Reichte der Mut, den er daraus gewann, bis vors Tor aus oder nahm sein Torhunger auf dem Weg dahin noch zu? Busse für die “Hand Gottes” Fragen über Fragen – Maradona interessierten nur die Antworten, und er gab sie auf dem Platz. Und doch: Die Entwicklung des Treffers nahm seinen Anfang wohl schon vier Minuten zuvor. In der 51. Spielminute hatte Maradona das 1:0 erzielt, und für viele geschah das mit der Hand. Maradona sprang vor Shilton auf und schlug den Ball wohl mit der Hand über den Torwart, wie er viele Jahre später öffentlich zugab. Maradona machte beim 1:0 eine Bewegung mit dem Kopf, die den Schiedsrichter zu denken veranlasste, er habe den Treffer mit dem Kopf erzielt statt mit der “Hand Gottes”. So nannte der Meister den ­Reflex, mit dem er den Ball ins Tor bugsierte. Natürlich weiss ein Spieler selbst am ­besten, mit welchem Körperteil er einen Treffer erzielt hat: Maradona schützte sich vor den Anfechtungen, die er als Konsequenz aus dem “Hand-Gottes”-Treffer erwarten musste, indem er dem wohl unlauteren Treffer den schönsten im Weltfussball entgegensetzte. Er tat damit gewissermassen Busse. Å

Getty Images (2), Pixathlon

F I FAWO RL D C U P.C O M T O R D E S JA H RH U N D E R T S 1 MAR ADONA (1986 gegen Eng) 18 062 Stimmen 2 Michael OWEN (1998 gegen Arg) 10 631 Stimmen 3 PELÉ (1958 gegen Swe) 9880 Stimmen 4 MAR ADONA (1986 gegen Bel) 9642 Stimmen 5 Gheorghe HAGI (1994 gegen Col) 9297 Stimmen 6 Saeed OWAIR AN (1994 gegen Bel) 6756 Stimmen 7 Rober to BAGGIO (1990 gegen Czh) 6694 Stimmen 8 Carlos ALBERTO (1970 gegen Ita) 5388 Stimmen 9 Lothar MAT THÄUS (1990 gegen Yug) 4191 Stimmen 1 0 Vincenzo SCIFO (1990 gegen Urg) 2935 Stimmen Während des sechswöchigen Abstimmungszeitraums für das “ Tor des Jahrhunder t s” gingen 2002 insgesamt 341 460 Stimmen aus über 150 Ländern ein.

Vor dem Strafraum Das letzte Wegstück zum Tor hin eröffnet sich Maradona.

Der lange Antritt endet Maradona fliegt durch den Strafraum.

Torschuss Maradona schliesst in Bedrängnis erfolgreich ab. T H E F I FA W E E K LY

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ZEITSPIEGEL

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White Hart Lane, London, England

1954

Monty Fresco / Getty Images

Mit Besen gegen die Regenflut: Vor dem Drittrundenspiel im FA Cup zwischen Tottenham Hotspur und Leeds United stand das Wasser auf dem Platz hoch.

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ZEITSPIEGEL

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Stockholm Arena, Thun, Schweiz

2013

Peter Schneider / Keystone

Mit Wischern gegen das viele Nass: Der Kunstrasen lässt sich vor dem Europa-League-Qualifikationsspiel zwischen dem FC Thun und Tschichura Satschchere (Georgien) mit einem Lachen entwässern.

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THE SOUND OF FOOTBALL

DAS OBJEK T

Perikles Monioudis

Hanspeter Kuenzler Kaum ein anderer Fussball-­ Song hat einen weiter ver­ zweigten Stammbaum als “Un’ Estate Italiana”, die offizielle FIFA-Hymne der Fussballwelt­ meisterschaft 1990 in Italien. Komponiert und produziert wurde das Stück von Giorgio Moroder, der Amerikaner Tom ­ Whitlock schrieb die elegischen Lyrics. Die englische Fassung kam unter dem Titel “To Be Number One” (Summer 1990) auf den Markt. Die italienischen Super­ stars Edoardo Bennato und Gian­ na Nannini produzierten eine et­ was subtilere italienische Version des Textes und sangen diese auch – ihr “Un’ Estate Italiana” besetzte wochenlang die Spitze der italie­ nischen Hitparade und knackte auch die Top 10 in Deutschland, Norwegen, Schweden und der Schweiz. In der restlichen Welt krähte kein Hahn nach dem Lied, weder auf Englisch noch auf ­Italienisch. Bedeutung hatten die Klänge vielleicht auch noch für die Nationalmannschaft von Ka­ merun, die zum Song am 8. Juni 36

1990 ins Mailänder San-Siro-Sta­ dion einlief, um das Turnier mit einer der grossen Sensationen in der Geschichte der Fussballwelt­ meisterschaften zu eröffnen; nämlich einem 1:0-Sieg über Ar­ gentinien samt der “Hand Gottes” von Diego Maradona. Der be­ schränkte Erfolg des Liedes ist nicht so leicht zu erklären. Der im italienischen Südtirol geborene Moroder war 1969 mit der käsigen Beach-Boys-Persiflage “Looky Looky” in Deutschland zu ersten Chart-Ehren ­gelangt. Trotzdem mauserte er sich zu einem der wichtigsten Pioniere des Syn­ thie-Pop. “Love to Love You Baby” von Donna Summer geht ebenso auf seine Kappe wie “The Number One Song In Heaven” von Sparks, “Cat People (Putting Out Fire)” von David Bowie und “What a Fee­ ling” von Irene Cara. Seine engli­ sche Fassung, veröffentlicht unter dem Namen Giorgio Moroder Pro­ ject und immerhin featuring Paul Engemann, dessen Stimme die Hitparaden von den Gruppen ­Device und Animotion her kann­ ten, erinnerte frappant an den

pathosschwangeren Riesenhit “Take My Breath Away” aus dem Film “Top Gun”. In der Tat hatten Moroder und Whitlock auch ­ ­dafür verantwortlich gezeichnet. Die italienische Fassung zeigte vor allem gesanglich wesentlich mehr Charakter – kein Wunder: Bennato war ein hoch respektier­ ter Veteran der italienischen ­Singer-Songwriter-Szene, Nannini ein zehn Jahre jüngeres PostPunk-Vorbild für viele. Warum der trotz den vielversprechenden Vorzeichen beschränkte Erfolg? Vielleicht hing es mit der negati­ ven, manchmal brutalen Taktik einiger Mannschaften zusam­ men, die das Turnier prägte und an die man nicht überall gern ­erinnert werden wollte. Vielleicht war es für viele Fussballfans ein­ fach unerträglich, dass ein Tur­ nier mit 16 Roten Karten und zahllosen Rückpässen (die Rück­ passregel wurde kurz später geän­ dert) von der Textzeile “Running Like The Wind /Playing Hard But Always Playing Fair” begleitet werden sollte. Æ

T H E F I FA W E E K LY

Sion Ap Tomos

Mit italienischer Passion

Es ist Spieltag – und es regnet! Der gepflegte Herr, die elegante Dame werfen einen Blick ins Entree, überzeugen sich davon, dass der Schirm dort bereitsteht. Denn gleich gehen sie ins ­Stadion; einerlei, dass es wie aus Kübeln regnet, egal, dass der Herr die Spielstätte nicht ohne feuchte Hosenstösse erreichen wird, gleichviel, dass das Spiel den Charakter eines Regenspiels annehmen wird mit Abschlussversuchen ­m ittels Weitschüssen und Aufsetzern – und im Mittelfeld mit dem einen oder anderen direkt gespielten hohen Ball. Nun, der Schirm wird es auf dem Weg schon richten. Seinen Platz im trauten Heim hat er in einem eigens für den freudigen Zweck des Stadionbesuchs herangeschobenen guss­ eisernen Ständer aus dem späten 19. Jahrhun­ dert (FIFA-Sammlung). Der Schirmständer mit dem Fussballer­ motiv stammt aus der Zeit, da der Fussball selbst fast noch ungeschützt war und seiner verbindlichen Reglementierung zwar nicht mehr harrte, die Umsetzung des Reglements für den “Association Football” aber hatte damals gerade erst ihren Anfang genommen. Die FA in England wurde 1863 gegründet. Roy Hodgson, der Nationaltrainer Englands, ist sich regnerisches Wetter gewohnt – nicht nur, weil er Engländer ist, sondern weil er einst auch das Schweizer Nationalteam trainierte.­ Er brachte die Auswahl an die WM 1994. Als er mit dem Schweizer Team zum Eröffnungsspiel gegen die USA antrat, war er beeindruckt von der Spielstätte, dem Silverdome von Detroit, der ein Schiebedach besass. Mehr noch: Das Dach war zu. Diese WM-Partie war die erste, die nicht unter freiem Himmel ausgetragen wurde. Wei­ tere folgten – doch der Schirmständer steht weiter an seinem Platz. Å


TURNING POINT

“Dieses Finale hat mein Leben verändert” Der 42-jährige Howard Webb träumte schon als kleiner Junge davon, in einem WM-Finale zu stehen. Dass er dies eines Tages als Schiedsrichter tun würde, hätte er damals nicht gedacht.

Jeroen Hanselaer

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m ein Fussballstar zu werden, habe ich hart an mir gearbeitet. Ich war defensiver Mittelfeldspieler, konnte das Spiel gut lesen, war aber in der Luft nicht gerade überragend. Ich hatte einfach ­ nicht genug Talent, um es zu schaffen. Mein Vater war halb professioneller Schiedsrichter. Er hat mir eines Tages empfohlen, denselben Weg einzuschlagen. Ich dachte ­ ­damals noch, dass alle Unparteiischen alt und glatzköpfig sind. “Das ist nichts für mich.” Mit 17 habe ich mit einem Schulkameraden ­beschlossen, es trotzdem zu versuchen. Dieser Entscheid hat mich bis ans Endspiel der WM 2010 geführt. Und er hat mir erlaubt, um die ganze Welt zu reisen. Ich habe 44 Länder und 5 Kontinente besucht. Das WM-Finale war das Grösste überhaupt. Der Gang auf das Spielfeld, der Griff nach dem goldenen Jabulani-Ball und das Vorbeilaufen am Pokal. Ich hatte ihn bereits einige Male ­gesehen: im Fernsehen, Nachbildungen ... Aber die Trophäe beim Finale in Johannesburg war nun die echte. Es ist das glänzendste Stück ­Metall, das ich in meinem Leben gesehen habe. Klar, es war eigentlich nicht die Rolle, die ich mir als kleiner Junge ursprünglich für das WM-Finale erträumt hatte. Ich wollte den ­Pokal eines Tages als Kapitän der Siegermannschaft in die Höhe recken. Trotzdem ist es eine grosse Ehre, dort gewesen zu sein. Es stehen mir heute noch die Haare zu Berge, wenn ich darüber spreche. Dieses Finale hat mein Leben verändert. Das Spiel selbst war eine schwierige und intensive Begegnung zwischen Spanien und den Niederlanden. Es gibt einige Situationen, die ich nie vergessen werde. Ich erinnere mich

zum Beispiel daran, wie ich den Platz verlassen habe und meinen Vater suchte, der auf der ­Tribüne sass. Er trug eine englische Flagge mit der Aufschrift “Can’t play but can ref” (Kann nicht spielen, aber kann pfeifen). Genial. Ich trage diese 90 Minuten für immer im Herzen. An der diesjährigen WM stehen wir Schiedsrichter aus England so oder so auf der Gewinnerseite. Wenn unsere Nationalmannschaft in Brasilien in Richtung Finale zieht, freue ich mich sehr, keine Frage. Wenn sich Roy Hodgson und sein Team aber vorzeitig ­verabschieden müssen, steigen dafür unsere ­Einsatzchancen für die Final­spiele. Natürlich würde ich die erste Variante vorziehen. Es geht wohl allen Schiedsrichtern gleich: Fussball ist unsere grosse Leidenschaft. Selbst wenn manche von uns einen anderen Bubentraum hatten. Å Aufgezeichnet von Alejandro Varsky T H E F I FA W E E K LY

Name Howard Webb Geburtsdatum, Geburtsort 14. Juli 1971, Rotherham (England) Wichtigste Partien Champions-League-Finale 2009/2010 WM-Finale 2010 EM-Viertelfinale 2012 Konföderationen-Pokal-Halbfinale 2013 Auszeichnungen Member of the Order of the British Empire (2011) Welt-Schiedsrichter des Jahres (2010, 2013)

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37


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The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

FIFA - R ÄT SEL - CUP

Internet: www.fifa.com/theweekly

Ein Helm, ein Stern, ein Abzeichen – und die 203. Spielminute. Raten Sie mit!

Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878

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Präsident: Joseph S. Blatter

Das letzte Tor fiel etwa in der 203. Spielminute des Finales im Europapokal der Landesmeister. Fünf Tore erzielte die eine Mannschaft insgesamt und ein Tor schoss …

Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis

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Redaktion: Thomas Renggli (Autor), Alan Schweingruber, Sarah Steiner Art Direction: Catharina Clajus

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Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei

A Alonso I Rossi

Layout: Richie Krönert (Leitung), Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Mirijam Ziegler Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach

Der bekannte Fussballklub erinnerte 2014 an den Weltmeister rechts. Wir zeigen sein Denkmal, das an der Unfallstelle steht. Sein Name?

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E Senna O Piquet

Welche Nationalmannschaft trug als erste nur einen Stern für eine gewonnene WM auf dem Nationaltrikot?

Ständige Mitarbeiter: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe: Mohammed Hallal, Grace Ligbet, Marcio MacCulloach, Markus Nowak, Alejandro Varsky, Andreas Wilhelm (Bild), Diego Zandrino Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com

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Wo wurde dieses klassische Fussball-Abzeichen jüngst vergeben? A  Aztekenstadion O  Estádio da Luz

E  Stadio Olimpico P  Soccer City

Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org

Getty Images

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Anschauungen der FIFA.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: SAVE (ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 14. Mai 2014 an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org. Die korrekten Lösungen für alle seit dem Ballon d’Or 2013 erschienenen Rätsel nehmen am 11. Juni 2014 an der ­Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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F R A G E N S I E T H E W E E K LY

UMFR AGE DER WOCHE

Wie lautet Ihr Traum-Endspiel an der WM 2014? Für manche mag Brasilien gesetzt sein, andere sähen lieber die Niederlande oder Titelverteidiger Spanien wieder im Finale. Nennen Sie uns Ihre bevorzugte Besetzung des WM-Endspiels unter: feedback-theweekly@fifa.org

Mit Real und Atlético spielen zwei Madrider Klubs im Champions-League-Finale. Gab es in einem Europacup-Finale schon einmal ein Stadtderby? Florian Schenker, Kosice

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welche grosse Fussballnation wird als Erste aus der WM ausscheiden?

204

Eredivisie-Spiele in Folge mit

insgesamt 18 360 Einsatz­m inuten – diesen Rekord hat Torhüter Jelle ten Rouwelaar (im Bild) von

26% 22% 17%

Frankreich Italien England

13%

Uruguay Portugal

10% 4%

Argentinien

4%

Brasilien

4%

Kolumbien

25

Z AHLEN DER WOCHE

3

italienische Meistertitel in Folge hatte Juventus Turin (im Bild Andrea Pirlo) in

tunesische Meistertitel hat Club Esperance

den letzten knapp acht

(im Bild Ahmed Akaichi) seit dem 4. Mai auf dem

Jahrzehnten nicht gefeiert. Doch die 1:4-Niederlage

Konto. Der Klub aus der Hauptstadt machte den

der AS Roma gegen Catania sorgte nun dafür, dass

steht, hat damit den Rekord von Ruud Hesp von

Rekord-Titelgewinn bereits zwei Spieltage vor

die Juve – seit dem historischen Fünffacherfolg

Fortuna Sittard egalisiert, der von 1987 bis 1993

Saisonende klar. Das Team hat in dieser Saison nur

von 1931 bis 1935 – wieder einmal eine längere

keine einzige Minute versäumte.

ein einziges der 28 Meisterschaftsspiele verloren.

Erfolgsserie hinlegen konnte.

NAC Breda am 3. Mai eingestellt. Der 33-Jährige, der seit der Saison 2007/08 un­u nterbrochen als Nummer 1 seines Teams zwischen den Pfosten

T H E F I FA W E E K LY

AFP, Getty Images (2), imago (2)

Nein. Seit zur Champions League nicht nur die Meister zugelassen sind (1997), trafen im Endspiel zwar schon viermal Teams aus dem gleichen Land aufeinander (2000 Real Madrid und Valencia, 2003 AC Milan und Juventus Turin, 2008 Manchester United und Chelsea sowie im Vorjahr Bayern München und Dort­ mund), ein echtes Derby war aber nicht darunter. Auch im UEFA Cup (bzw. der Europa League) kam es noch nie zu einem inner­ städtischen Endspiel. (tre)


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