The FIFA Weekly Ausgabe #16

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NR. 16, 7. FEBRUAR 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

RONALDINHO SEHNSUCHT WELTMEISTERSCHAFT GEOFF HURST “DAS WEMBLEYTOR WAR KORREKT” PAULO RINK EIN BRASILIANER IN DEUTSCHLAND

Mia Hamm

Die Vorkämpferin

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY


I N H A LT

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Kritische Fans bei Hertha BSC Nachdem die englische Premier League ein Tummelfeld für schwerreiche Investoren geworden ist, versucht sich mit Hertha BSC Berlin erstmals ein Bundesligaklub in diesem Geschäft. Die Fans sind sehr kritisch.

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Manchester Citys Hegemonie nimmt Schaden Die Heimniederlage Manchester Citys im “6-Punkte-Spiel” gegen den Chelsea FC (0:1) lässt erahnen, dass die Citizens einen langen Weg zum einst angepeilten Quadruple vor sich haben.

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Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Sepp Blatter: Brasilien braucht den Frauenfussball In Sachen Frauenfussball hat Brasilien Nachholbedarf. “Das muss sich ändern”, fordert der FIFA-Präsident – und plädiert für die Etablierung einer kompetitiven Frauenliga im Land des Rekord-Weltmeisters bei den Männern.

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P räventionsprogramm FIFA 11+ zeigt Wirkung In Iran sind dank “FIFA 11+” über alle Leistungs- und Alterklassen hinweg bis zu 25 % weniger Verletzungen zu konstatieren.

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W M ohne Ronaldinho Der 33-Jährige von Altético Mineiro spielte eine starke Saison und wurde zu “Südamerikas Fussballer 2013” gewählt. Für ein Aufgebot fürs Nationalteam reicht es trotzdem nicht. Die Geschichte eines begnadeten Fussballers, der Partys oft seinem Beruf vorzieht.

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D er Schütze des Wembleytors im Gespräch Der Engländer Geoff Hurst bleibt auch 47 Jahre nach seinem umstrittenen Tor im WM-Final 1966 gegen Deutschland dabei: “Das war ein Treffer.”

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“ Die Zeit der Niederlande wird kommen” Auf den Punkt genau analysiert: Unser Experte Günter Netzer antwortet einer Leserin aus der Ukraine. Sie wollte wissen: “Was machen die Niederländer falsch, dass sie nie eine WM gewinnen?”

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E in Brasilianer in der deutschen Nationalelf Paulo Rink wollte mit Leverkusen-Manager Reiner Calmund nur ein loses Gespräch führen. Am Schluss unterschrieb er einen Fünfjahres-Vertrag und zog in die Heimat seiner Vorfahren. Die Geschichte des ersten Brasilianers in der deutschen Nationalmannschaft.

Mia Hamm Während ihrer aktiven Fussballzeit ein Popstar

Ronaldinho Adieu Seleção

U-17 Frauen-Weltmeisterschaft 15. März bis 4. April 2014, Costa Rica

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Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

T H E F I FA W E E K LY

Blue Stars/FIFA Youth Cup 28. bis 29. Mai 2014, Zürich

Cover: Frank W. Ockenfels / CPi

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Die Fussballlegende Mia Hamm im Gespräch Ihr Name steht für den Frauenfussball in Amerika – um nicht zu sagen in der Welt. Die zweifache Weltmeisterin und zweifache Olympia­siegerin Mia Hamm hat als Mittelstürmerin des US-Teams auf dem Platz alles erreicht. Die dreifache Mutter und Botschafterin des FC Barcelona widmet sich heute wohltätigen Zwecken.


D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S

Europa 53 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

Günter Netzer Analysiert den niederländischen Fussball

NR. 16, 7. FEBRUAR 2014

DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

RONALDINHO SEHNSUCHT WELTMEISTERSCHAFT GEOFF HURST “DAS WEMBLEYTOR WAR KORREKT” PAULO RINK EIN BRASILIANER IN DEUTSCHLAND

Mia Hamm

Die Vorkämpferin

W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY

Die Vorkämpferin Ein Shooting für die Ewigkeit: Unser Cover zeigt ein Bild von Mia Hamm, das Kultstatus erreichte. Die Aufnahme stammt vom amerikanischen Star-Fotografen Frank W. Ockenfels und zeigt unsere Protagonistin während ihrer Zeit an der University of North Carolina (1989-1993).

Zlatan Ibrahimovic Matchwinner bei Paris Saint-Germain

Imago / Getty Image

Landry Chauvin Als Coach bei Club Africain unter Druck

Fussball-Weltmeisterschaft 12. Juni bis 13. Juli 2014, Brasilien

U-20 Frauen-Weltmeisterschaft 5. bis 24. August 2014, Kanada

T H E F I FA W E E K LY

Olympische Jugendfussball­ turniere 15. bis 27. August 2014, Nanjing

FIFA Klub-Weltmeisterschaft 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko

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UNCOVERED

Grösser als Michael Jordan

Kraft und Geschick Mia Hamm an den Goodwill Games 1998 (New York City).

Thomas Renggli

Alamy / mauritius images

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chthundert Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten, 82 500 im Stadion von East Rutherford, Kosten von 4 Millionen Dollar für 30 Sekunden Werbung, allein die Halbzeitshow ist ein Medien­spektakel der Superlative – mit den Red Hot Chili Peppers und Bruno Mars als Hauptdarstellern. Anlässlich des 48. Superbowl wurde der Welt am vergangenen Sonntag in Erinnerung gerufen, dass die USA sportlich anders ticken, dass es sich beim Ausdruck (American) Football um ein Missverständnis handelt – dass dies ein Sport ist, bei dem der Ball mit den Händen geworfen (und nur im Ausnahmefall mit den Füssen gekickt) wird. Für Frauen hat es bei dieser brachialen Form der Leibesübungen nur an der Seitenlinie Platz – als Cheerleader, die zwar ebenfalls sportliche Höchstleistung erbringen, die faktisch aber nur als optische Garnitur dienen. Frisur, Gewicht und Bräunungsgrad werden ihnen von den Klubs vorgegeben. Mariel Margaret “Mia” Hamm stammt aus Alabama, im Süden der Vereinigten Staaten – einer Hochburg der amerikanischen Traditionen und Traditionalisten. Diese lassen den

Frauen sportlich wenig Auslaufmöglichkeiten: Im Baseball und American Football, den mit Abstand populärsten Mannschaftssportarten in den USA, heisst es “Men only”. Und im Basketball sind Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen sportliche Zwerge. Bleibt die europäische Form des Fussballs – in den USA “Soccer” genannt. Für Mia Hamm war er das Sprungbrett zu einer Weltkarriere. In einem persönlichen Gespräch mit The-Weekly-­ Redaktor Perikles Monioudis erzählt sie, wie sie die Leidenschaft für diesen “unamerikanischen” Sport entdeckte, wie sie statt fürs American-­ Football-Team der Washington Redskins für die Fussballer der AC Fiorentina schwärmte, wie sie zur wichtigsten Botschafterin des Fussballs in den USA avancierte. Die “New York Times” schrieb: “Sie ist nicht Amerikas beste Fussballspielerin. Sie ist Amerikas bester Fussballer.” Die “Washington Post” bezeichnete sie als “die vielleicht wichtigste Athletin der vergangenen 15 Jahre”. Das deutsche Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” setzte noch einen drauf und hievte Hamm über die eigenen Legenden des Fussballs: “Hamm hat entschieden mehr Sex-Appeal als Gerd Müller, führt den Ball eleganter als Oliver Bierhoff und jubelt genauso schön und telegen wie Jürgen Klinsmann.” T H E F I FA W E E K LY

Mia Hamm: Weltmeisterin, Olympiasiegerin – Superstar. Als eine von zwei Frauen schaffte sie es in die “FIFA 100” der besten 125 Fussballer(innen). 1997 wurde sie (sportartenübergreifend) in den USA zur Athletin des Jahres gewählt. 2004 verabschiedete sich Mia Hamm als Aktive von der grossen Bühne. Ihre Popularität ist ungebrochen. Hamm hat im Fussball tiefere Spuren hinterlassen als jede andere Amerikanerin: Eine Barbie-Puppe wurde nach ihr benannt, ihr Ausrüster widmete ihr ein Hochhaus, in ­einem TV-Spot degradierte sie den grössten amerikanischen Sportler der Geschichte, ­Michael Jordan (198 cm), zum Statisten. Treten die besten Juniorinnen im März in Costa Rica zur U17-WM an, ist Mia Hamm ein wichtiger Orientierungspunkt. Fordert FIFA-­ Präsident Blatter in seiner wöchentlichen ­Kolumne für Brasilien eine “Frauen-Liga mit professionellen Strukturen” (S. 23), ist dies indirekt auch auf die sportliche Pionierarbeit von Mia Hamm zurückzuführen. Denn ohne Mia Hamm wäre die Welt des Fussballs nicht dieselbe – und der Football würde in den USA nur mit den Händen geworfen. Å

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MIA HAMM

College Power Mia Hamm w채hrend ihrer Zeit an der University of North Carolina (1989-1993). 6

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MIA HAMM

“Grossartig, wie der Fussball in Amerika wächst” Die amerikanische Fussballlegende Mia Hamm spricht über die Kraft des Familiensinns, die Suche nach dem Glück – und die Gründe dafür, dass der Fussball in den USA immer wichtiger wird.

Mit Mia Hamm sprach Perikles Monioudis

Frau Hamm, Sie haben in Florenz zum Fussball gefunden. Wie kam das? Mia Hamm: Wir waren anderthalb Jahre lang in Florenz, als ich klein war. Mein Vater hat an der Universität dort seinen Master gemacht. Mutter ging mit uns öfter zur Piazza. Ich mischte mich unter die Kinder und trat gegen den Ball.

heute den Fussball viel früher kennen als in der Vergangenheit. Hinzu kommt, dass der Fussball mit den Erfolgen des Frauen-Nationalteams, mit der professionellen Frauen-Fussballliga und der erfolgreichen Männer-Liga Major League Soccer eine Fanbasis bekommen hat.

Und er läuft im Fernsehen. Sie waren das erste Fussball spielende Familienmitglied. Mein Vater wusste nicht viel über den Fussball. Er wuchs in Washington DC auf. Er lernte diesen Sport in Florenz lieben und wurde ein grosser Fiorentina-Fan. Gemeinsam besuchten wir die Spiele.

Will Mcintyre / Time Life Pictures / Getty Images

Das muss in den Siebzigern gewesen sein. Ja, bis 1976. Mein Vater wuchs mit American Football auf, mit den Washington Redskins. In Florenz aber ging er zur Fiorentina.

Es überrascht so manchen, wie viele Ligen wir heute in den USA verfolgen können. An jedem Wochenende strahlen vier, fünf Sender Fussball aus – Premier League, Serie A, Primera División, Bundesliga und andere.

Das wäre dann Frühstücksfernsehen. Ja, in Los Angeles empfange ich am Mittag über NBC Sports oder ESPN viele Ligen, auch die Uefa-Champions-League.

Da ist also ein Markt dafür in den USA. Oh ja.

Wie ist das heute? Lassen die amerikanischen Eltern ihre Kinder Fussball spielen, oder bestehen sie auf den traditionellen US-Sports? Der Fussball ist völlig akzeptiert. Denn die Leute in meiner Generation, die mit dem Fussball in Berührung gekommen sind oder selber gespielt haben, sind heute selbst Eltern. Fussball ist für sie nicht so fremd wie für ihre eigenen Eltern. Dadurch lernen die Kinder T H E F I FA W E E K LY

Vermögen die US-Sports nicht mehr alle Gesellschaftsgruppen zu erreichen? Sind die asiatischen und die lateinamerikanischen Amerikaner eher beim Fussball als beim American Football? Die ethnischen Gruppen spielen bestimmt eine Rolle für den Erfolg des Fussballs in den USA. Aber weitere Faktoren sind wichtig. Der 7


MIA HAMM

Kicken für die Hoffnung Mia Hamm ist in Südafrika im Kampf gegen HIV präsent (2010).

Soccer wird man demnach bald Football nennen? Nein, man wird ihn weiter Soccer nennen. Sonst wird es verwirrend.

Sie haben auf dem Feld Ihre Gegnerinnen verwirrt. Woher haben Sie Ihre wunderbare Veranlagung für den Fussball? Ihr Vater war Kampfpilot … 8

Und meine Mutter Tänzerin. Mein Vater war sehr konzentriert und ernsthaft, er arbeitete hart. Er kam aus dem unteren Mittelstand. Sein Vater war beim Militär angestellt und bei einer Telefongesellschaft. Seine Mutter war Lehrerin. Er hatte eine sehr gute Arbeitsmoral. Seine Auge-Hand-Koordination war hervorragend.

Letzteres ist eher fürs Eishockey wichtig. Ich wuchs in Texas auf. Das ist es selbst im Winter nicht sehr kalt. Mein Vater war stolz auf das, was er tat. Er ist ein ruhiger Mensch. Ich hoffe, ich habe ein paar gute Eigenschaften von ihm geerbt.

Sie haben fünf Schwestern und Brüder. Sie wuchsen in einem Team auf. Wie sind Sie damit umgegangen, dass Sie stets besser als die anderen waren? Mein ältester Bruder war in unserer Familie athletisch sicher der Beste. Er hat mich das spüren lassen, von klein auf. (lacht) T H E F I FA W E E K LY

Contour by Getty Images

Zugang zum Fussball ist besser geworden, etwa durch das Fernsehen. Ausserdem haben sich einige US-Sports mit ihrer Hochpreispolitik von den einfachen Leuten weg entwickelt. Der Besuch eines Spiels der National Basketball Association kostet 150 bis 200 Dollar. Zu einem Spiel der Major League Soccer gelangt man selbst als vierköpfige Familie für 100 Dollar. Der Verband US Soccer tut vieles, und Sam’s Army, der Fanklub, reist mit den Nationalteams um die Welt. Es ist wirklich grossartig, wie der Fussball in Amerika wächst.


MIA HAMM

103 Treffer in 100 Spielen Mia Hamms Stern leuchtete schon bei den North Carolina Tar Heels hell.

Ich war allerdings das mittlere Kind. Das machte es bestimmt leichter für mich, meinen Platz in der Gruppe zu finden. Und ich verstand dabei, dass es sowohl in einem Team als auch in der Familie wichtig ist, Verantwortung zu übernehmen und Würde zu zeigen.

Will Mcintyre / Time Life Pictures / Getty Images

Was bedeutet hier Verantwortung? Ich kann nicht erwarten, dass mein Team besser wird, wenn ich selbst nur 50 Prozent meiner Fähigkeiten abrufe. Aber das gilt auch in meiner Familie. Meine Eltern waren stets wohltätig. Sie helfen anderen Menschen bis auf den heutigen Tag. Von klein auf haben sie uns vorgemacht, dass man anderen etwas geben kann und dass es immer jemanden gibt, der auf Hilfe angewiesen ist. Wir haben eine Verantwortung, alles zu tun, was in unserer Macht steht, um zu helfen.

Ihre Eltern haben zwei Jungen adoptiert. Mein älterer Bruder war acht Jahre alt, mein kleiner zwei Monate. Sie entstammen T H E F I FA W E E K LY

unterschiedlichen Ethnien. Mein älterer Bruder war mein Held. Ich schaute zu ihm hoch. Ich wollte ihn jeden Tag stolz machen. Er war 18, ich 15 Jahre alt, als er krank wurde. Er musste mit dem Sport aufhören. Er hatte ein Problem mit seinen Blutkörperchen. Im Februar 1997 kam es zur Knochenmarkstransplantation. Zwei Monate später starb er.

Sie haben eine Stiftung gegründet. Die Mia-Hamm-Stiftung entstand, weil mein Bruder so stark war und mich stets so sehr inspirierte. Und auch deshalb, weil ich sah, welche Anstrengungen – auch finanzieller Art – meine Eltern unternommen haben, um im Knochenmarktransplantations-Register einen Treffer zu finden. Meine Stiftung vergibt Beiträge an Institutionen und Gruppen, die Familien in einer ähnlichen Situation helfen. Ausserdem möchten wir so viele Menschen wie möglich dazu bewegen, sich als Spender in die Liste einzuschreiben. Jeder kann sich einschreiben. Eine 9


MIA HAMM

Speichelprobe reicht aus, um seine Daten speichern zu lassen.

etwas von ihnen zurück. Das macht eine Zusammenarbeit für uns einfach.

Arbeiten Sie täglich für die Stiftung?

Was genau tun Sie für den FC Barcelona?

Ich habe einen Geschäftsführer. Zweimal im Jahr veranstalten wir einen Fundraiser, wie etwa das Benefizspiel mit dem FC Barcelona in Washington DC im Juli 2011. Die Zuschauer können sich in die Liste einschreiben. Einmal durften wir zwei Übereinstimmungen im Register verzeichnen. Zwei Menschen konnte so das Leben gerettet werden.

Ziemlich viel. Ich besuche Krankenhäuser in Europa und in den USA. Ich helfe dem Klub, das wohltätige Motto umzusetzen.

Rührt Ihre Verbindung zum FC Barcelona von diesem Spiel her? Sie sind eine offizielle Botschafterin des Klubs. Nein, schon zuvor spielte der Klub in den USA, und wir kamen ins Gespräch. Was den FC Barcelona und mich verbindet, ist nicht zuletzt die Wohltätigkeitsarbeit. “Wir sind mehr als ein Klub”, lautet das Motto des FC Barcelona, und das stimmt auch. Sie tun etwas für die Menschen, und sie bekommen 10

Botschafterin des FC Barcelona Mia Hamm und FCB-Fan Kobe Bryant bei einer Charity in Washington DC (2011).

Wie bekannt ist der FC Barcelona in der amerikanischen Gesellschaft eigentlich? Fährt man durchs Land, sieht man da und dort Kinder und Jugendliche in den Shirts des FC Barcelona, aber auch in Shirts anderer europäischer Klubs wie Manchester United. Ich bringe meine beiden Mädchen zur Schule, begegne dabei einem Jungen, der fast jede Woche ein anderes Fussballshirt trägt. Das gab es früher nicht. Die Kinder trugen Baseball-Caps und Shirts aus den US-Sports.

Sie haben zwei Töchter und einen Sohn. Spielen Ihre Kinder Fussball? Ich wünschte es mir. Der Fussball, Sport T H E F I FA W E E K LY

AFP, FilmMagic / Getty Images

Vor dem WM-Titel 1999 Mia Hamm trifft bereits im ersten Gruppenspiel.


MIA HAMM

“Man muss das Training so ernst nehmen wie das Spiel selbst.”

Ohne Fleiss kein Preis Das College-Team als Grundlage für Mia Hamms Weltkarriere.

Will Mcintyre / Time Life Pictures / Getty Images

im allgemeinen, lehrt einen so viel über sich selbst. Man lernt, sich Ziele zu setzen und sie trotz Hindernissen zu erreichen. Man lernt, mit Menschen auszukommen und ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen. Was ich mir aber ganz grundsätzlich für meine Kinder wünsche, ist, dass sie anständige, produktive Menschen werden – ob sie nun gegen einen Ball treten, ein Bild malen oder als Lehrer vor einer Klasse stehen. Ich hoffe, dass sie dabei ihren Träumen folgen.

Und doch ist Ihnen der Wettbewerb wichtig. Sie sagten einmal, man müsse ein gegnerisches Team nicht einfach bezwingen. Man müsse sich ihm ins Gedächtnis einbrennen. Wie hängt das alles zusammen?

chen will. Wenn dann jemand kommt und dir eine Chance gibt, musst du sie ergreifen. Das heisst, dass man das Training so ernst nehmen muss wie das Spiel selbst. Nur den Trainer zu fragen, weshalb man nicht spielt, reicht nicht aus. Aber zurück zum Zitat. Wenn man einem Gegner eine Woche oder einen Monat oder ein Jahr später etwa in einem Finale wiederbegegnet, muss der Eindruck in ihm nachwirken, den man einst hinterlassen hat. Ich will, dass man im gegnerischen Team denkt: Letztes Mal hat es gegen die wirklich keinen Spass gemacht. Å

Das ist der Sportler in mir. Aber ich meine damit im Grunde, dass der erste Eindruck wichtig ist. Man muss zusehen, dass man stets präsentabel und bereit ist. Man soll nicht einfach nur auf Gelegenheiten warten, man muss auf das hinarbeiten, was man erreiT H E F I FA W E E K LY

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MIA HAMM

Name Mariel Margaret Hamm Garciaparra Geburtsdatum, Geburtsort 17. März 1972, Selma (USA) Spielposition Stürmerin Stationen als Spielerin 1989–1993: North Carolina Tar Heels 2001–2003: Washington Freedom Nationalteam USA 1987–2004: 275 Spiele, 158 Treffer Grösste Erfolge Weltmeisterin 1991 in China und 1999 in den USA Olympia-Gold 1996 in Atlanta und 2004 in Athen Olympia-Silber 2000 in Sydney Auszeichnungen US-Spielerin des Jahres 1994, 1995, 1996, 1997, 1998 Weltfussballerin des Jahres 2001, 2002 Aufnahme als erste Frau in die “FIFA 100”

Auf dem Weg zum WM-Titel 1999 Mia Hamm im Shirt der US-Mittelstürmerin. 12

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MIA HAMM

Der Popstar Alan Schweingruber Mia Hamm prägte den nordamerikanischen Fussball und avancierte in den Neunzigerjahren zum Popstar. Diesen Status erreichte die 41-Jährige wohlverstanden in einer Zeit, da noch keine Frauen­profiliga in den USA existierte. Während die Stürmerin die Covers der Mode-Magazine zierte und es Hamm-BarbiePuppen und Hamm-Sportschuhe zu kaufen gab, spielte sie neun Jahre lang ausschliesslich für das Nationalteam. Mit den USA gewann sie ­u nter anderem zwei Weltmeistertitel und zweimal Gold an den Olympischen Spielen. Hamm, die bis 1993 in North Carolina Politik­ wissenschaft studierte, debütierte bereits mit 15 Jahren für ihr Land. Am Ende ihrer National­ team-Karriere, 2004, hatte sie 158 Tore erzielt. Mehr Treffer gelangen bis jetzt nur Abby Wambach (160). Frauenliga nimmt dritten Anlauf Obwohl sich Fussball in den USA als Frauensport etabliert hat, ist das Land weit entfernt von ­einem stabilen Profibetrieb. Nach zwei ­ge­­­scheiterten Versuchen (2001–2003 und 2009–2012) wurde letztes Jahr die National Women’s Soccer League ins Leben gerufen. Die kurze, fünfmonatige Meisterschaft wird mit neun Vereinen ausgetragen. Das Spezielle am Ligabetrieb ist, dass sich die jeweiligen Nationalverbände aus den USA, aus Kanada und aus Mexiko am “Projekt” beteiligen

Ihren Status erreichte Mia Hamm in einer Zeit, da noch keine professionelle Frauenliga in den USA bestand.

Dukas / UPI

und für die Löhne der Spielerinnen aufkommen. So werden die schlecht abgestützten Klubs entlastet, und die Akteurinnen spielen während den Nationalteam-Pausen auf hohem Niveau – ein viel­versprechendes Projekt, das Mia Hamm, die zweifache “Weltfussballerin des Jahres”, als Zuschauerin verfolgt. Die dreifache Mutter ist mit dem ehemaligen Baseballstar Nomar Garciaparra verheiratet und betreibt ihre eigene Stiftung für Menschen mit Knochenmarkserkrankungen. Vergessen werden die Amerikanerinnen ihr Fussball-Idol nie. Letztes Jahr wurde Hamm ins beste US-­ Nationalteam aller Zeiten berufen. Å

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BLICK IN DIE LIGEN

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N Bundesliga

Pakt mit dem Teufel? Sven Goldmann ist Fussball­ experte beim “Tagesspiegel” in

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aufgenommen. Zum Spiel gegen Nürnberg hing im Olympiastadion ein Transparent mit der Aufschrift: “Partner von der Wallstreet – Pakt mit dem Teufel?” Und die Wirtschafts­ zeitung “Handelsblatt” kommentierte: “KKR spielt mit Hertha”.

Berlin.

Die Wölfe der Wallstreet streunen schon seit ein paar Wochen durch die Berliner Kinos und jetzt heulen sie auch im Olympiastadion. Pünktlich zum Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürn­ berg überraschte Hertha BSC die Öffentlich­ keit mit einer Meldung, die der Präsident Werner Gegenbauer als “bahnbrechende Vereinbarung” feierte und sein Geschäftsfüh­ rer Michael Preetz als “Quantensprung für unseren Verein” pries. Hertha BSC, das ewig und hoch verschuldete Gründungsmitglied der Bundesliga, hat als erster Klub in Deutschland einen Finanzinvestor für eine Partnerschaft gewonnen. Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P., kurz KKR, investiert 61,2 Millionen Euro in den Klub, der damit auf einen Schlag seine Schulden in Höhe von 36,8 Millionen Euro los ist und dazu erheblichen Spielraum für die Ausge­staltung der sportli­ chen Zukunft gewinnt.

Imago

Das klingt nach einer grossartigen Nachricht, aber sie wurde nicht überall so grossartig

Dazu muss man wissen, dass Finanzinvesto­ ren in Deutschland nicht allzu beliebt sind. Franz Müntefering, der frühere Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (SPD), hat sie einmal Heuschrecken genannt, weil sie sinn­ bildlich über Felder herfallen, sie abernten und sich dann wieder davonmachen. Beson­ ders misstrauisch sind die deutschen Fuss­ ballfans, seitdem sie sehen, was die Finanz­ investoren in England so alles anstellen. Die Bundesliga beharrt in ihren Statuten darauf, dass kein Investor die Mehrheit an einem Klub übernehmen darf. Da aber die Investoren einer Grundregel der Marktwirt­ schaft folgend schon ganz gerne mitbestim­ men wollen, hat sich noch niemand für eine millionenschwere Minderheitsbeteiligung gefunden. Mal abgesehen vom Traditions­ verein 1860 München, den ein jordanischer Unternehmer vor dem Kollaps gerettet hat – aber das Investment dort reicht auch nur für einen Mittelfeldplatz in der zweiten Liga. KKR hält lediglich 9,7% der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf

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Aktien und hat einen Sitz im Aufsichtsrat übernommen. Was die New Yorker an diesem Deal so attraktiv finden, liegt auf der Hand. Die Bundesliga ist eine Wachstumsbranche und Berlin eine expandierende Boom-Town. In diesem Umfeld lässt sich schon Geld verdienen. Die Zusammenarbeit ist für sieben Jahre geplant, was Hertha BSC die Möglich­ keit eröffnen könnte, mittelfristig wieder in der Champions League zu spielen. So wie schon einmal zu Beginn dieses Jahrtausends, als Chelsea, Milan und Barça im Olympiasta­ dion gastierten. Berauscht von diesen Festta­ gen investierte Hertha so risikofreudig in die Mannschaft, dass der Verein daran beinahe zu Grunde gegangen wäre. Sportlich liess sich der Neuanfang nach dem Einstieg von KKR nicht besonders gut an. Das Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten Nürnberg ging 1:3 verloren. Å

Die Ultras von Hertha BSC äussern sich deutlich Das Spiel gegen Nürnberg aber ging 1:3 verloren. T H E F I FA W E E K LY

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Nervus Rerum Sarah Steiner ist redaktionelle

Am 19. April steht der PSG zum fünften Mal im Ligapokal-­Endspiel, will es – vor allem nach dem Ausscheiden im Landespokal – unbedingt gewinnen und steht unter Zugzwang.

Mitarbeiterin bei “The FIFA Weekly”.

Geld regiert momentan die französische Ligue 1. An der Tabellenspitze kämpfen Paris Saint-Germain, mit seinem Investor aus Katar, und die AS Monaco, seit 2013 mehrheitlich in russischer Hand, um den Titel. Am letzten Spieltag liess die AS Monaco gegen den Tabellenachten FC Lorient beim 2:2 Punkte. Paris Saint-Germain hingegen war zwar siegreich (2:0 gegen Girondins Bordeaux), fand aber erst durch ein Tor von Zlatan Ibrahimovic – der allerdings aus einer klaren Abseitsposition traf – ins Spiel. Überragend war diese Vorstellung nicht. Wenigstens im Ligapokal überzeugten die Hauptstädter und gewannen das Halbfinal-­ Spiel gegen den FC Nantes 2:1. Auch hier brachte der schwedische Starstürmer den Sieg. Mit seinen Toren am Anfang (5.) und am Schluss (90.) des Spiels bewies er wieder einmal, dass kein Weg an ihm vorbeiführt und sich die Investition in ihn mehr als gelohnt hat.

Gewinnen wollen die Haupstädter auch die Meisterschaft. Das womöglich vorentscheidende Spiel findet am Sonntag statt. Zum letzten Mal in dieser Saison stehen sich Paris Saint-Germain und die AS Monaco gegenüber. Momentan trennen die beiden Titelaspiranten fünf Punkte. Gewinnt der Verein aus dem Fürstentum, könnte die Meisterschaft noch spannend werden. PSG-Trainer Laurent Blanc muss für das Spitzenspiel auf seinen verletzten, 78-Millionen-teuren Stürmer Edison Cavani verzichten, weiss aber um die Wichtigkeit der Partie. Er erklärte die Begegnung zu einem “6-Punkte-Spiel” und die nächste Zeit zur “Money time”. Kein Ausdruck könnte passender sein. Ganz anders sieht es im Süden des Landes aus. Olympique Marseille bleibt weit unter den eigenen Erwartungen zurück. Der momentane Tabellenplatz 5 berechtigt nur dann zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb, wenn der zukünftige Meister auch Pokalsieger wird. Vom letztjährigen Auftritt in der Champions League will in

Marseille niemand mehr sprechen (punktloses Aus in der Gruppenphase). Hinzu kommt nun auch noch, dass die Fans dem Stadion fernbleiben. Erst ein einziges Mal waren die Plätze des Vélodromes in dieser Saison ausverkauft. In einer Stadt, die normalerweise an Fussballbegeisterung kaum zu überbieten ist, wirft dies Fragen auf. Ganz allgemein ist das Thema Vélodrome ein heisses Eisen. Im Hinblick auf die EM 2016 wird das Stadion saniert. Ein neuer Rasen wurde vor wenigen Tagen verlegt, hält aber (noch) nicht, was er verspricht. Als “Kartoffelacker” wurde er gar von der französischen Presse beschimpft. War das Stadion wegen seiner Atmosphäre auf den Rängen früher noch vom Gegner gefürchtet, gehört das “Syn­d rome Vélodrome” längst der Vergangenheit an. Am Mittelmeer werden Stimmen laut, die nach einem ausländischen Investor rufen. “Der Tod für die Tradition”, nennen das einen, “der Schlüssel zum Erfolg”, die anderen. Beides mag stimmen, sicher ist nur: Am Geld führt auch in Frankreich kein Weg vorbei. Å

Des einen Freud, des anderen Leid Zlatan Ibrahimovic (l.) feiert seinen Treffer im Ligapokal-Halbfinale gegen den FC Nantes. 16

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Jean-Sebastien Evrard / Getty Images

Ligue 1


Ligue Professionnelle 1

Lautsprecher statt Fans

März riefen sie darum dazu auf, das eigene Team von zu Hause aus mit Klatschen, Singen und Trommeln anzufeuern. Der, na ja, Lärm wurde mit 40 Lautsprechern rund um das Terrain ins Stadion übertragen. Hammam-Lif siegte gegen Stade Tunisien 1:0.

Nicola Berger schreibt über den afrikanischen Fussball.

Der Samstag war ein guter Tag für die Anhänger von Ésperance de Tunis. Der Rekordmeister siegte gegen Bizertin 2:1, und obwohl es wirklich kein grosser Auftritt der Gastgeber war, brandete nach Schlusspfiff Applaus auf im Radès-Stadion. Die Glückseligkeit der Fans aber hat auch einen anderen Grund: Bis im November fanden die Fussballspiele in Tunesien unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – die Fans sind froh, dass sie nun wieder ins Stadion dürfen. Die Massnahmen rührten einerseits von den Nach­ wehen der Jasminrevolution von 2011 her, von der sich das Land wirtschaftlich nur schwer erholt, andererseits war der Ausschluss die Konsequenz von Spielabbrüchen wegen Gewaltexzessen.

AFP

Besonders die Fans von Hammam-Lif fanden den Zustand unhaltbar, es könne doch nicht sein, dass die Fussballer ohne akustische Unterstützung spielen müssen. Im vergangenen

Möglicherweise sollten die Anhänger von Olympique de Béja bald Vergleichbares versuchen, denn der Tabellenvorletzte versinkt in der Krise. Nach dem 1:1 gegen Kairouanaise stellte Coach Mohamed Kouki sein Amt zur Verfügung. Weil die Vereinsführung die Demission nicht akzeptierte, bleibt der Tunesier im Amt. Kurios: Kouki hatte schon im November seinen Rücktritt bekannt gegeben, den Klub aber nicht verlassen. Dass ein Trainerwechsel nicht immer die beste Lösung ist, musste der Club Africain erfahren. Mitte Januar hatten die Verantwortlichen den Fussballlehrer Arie Koster mit der Begründung freigestellt, der unter dem Holländer gebotene Fussball sei nicht attraktiv genug und würde nicht genügend Tore produzieren. Wer das liest, muss denken, der Verein befinde sich in Abstiegsgefahr, doch weit gefehlt: Koster wurde auf Platz 1 entlassen. Unter Nachfolger Landry Chauvin (ex-Nantes) hat der CA in drei Spielen bis jetzt vier Punkte errungen und nur zwei Treffer erzielt. Nach dem enttäuschenden Auftritt vom Sonntag bei

Meister CS Sfaxien (0:2) liegt der Club Africain in der Tabelle bereits vier Punkte hinter dem ungeliebten Lokal­r ivalen Ésperance, der zudem noch eine Partie weniger bestritten hat. Ésperance seinerseits scheint unter dem eben­­falls erst im Januar eingestellten früheren tunesischen Nationalcoach Ruud Krol (2013 gewann er mit Sfaxien den Pokal der afrikanischen Konföderation) und ist auf gutem Weg zum 26. Titel der Vereinsgeschichte. Gegen Bizertin trafen Yannick N’Djeng und Oussama Darragi. Letzterer schied mit einer Blessur am Handgelenk zwar vorzeitig aus, dem Vernehmen nach dürfte der Regisseur für den Vergleich mit Étoile de Sahel vom Mittwoch jedoch zur Verfügung stehen. Die Fans werden das erfreut feststellen – vor dem TV, nicht im Stadion. Noch müssen sich die tunesischen Fussballliebhaber nämlich damit begnügen, einzig die Heimspiele ihrer präferierten Equipen besuchen zu dürfen. Å

Wieder erwünscht Seit November dürfen die Fans in Tunesien ihre Vereine wieder in den Stadien unterstützen. T H E F I FA W E E K LY

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Premier League

Citys Aura ist angekratzt David Winner ist Autor und Journalist in London. Zu seinen Büchern über Fussball gehören “Brilliant Orange” und “Dennis Bergkamp: Stillness and Speed”. Nicht jeder ist vom modernen Manchester City entzückt. Colin Shindler, Autor von “Manches­ ter United Ruined My Life” (ManU hat mein Leben ruiniert), in dem er seine Liebe zu City beschreibt, veröffentlichte vor 18 Monaten eine bittere Fortsetzung des Romans – dabei war sein Klub gerade zum ersten Mal seit 44 Jahren Meister geworden. “Manchester City Ruined My Life” beschreibt seine Entfremdung von dem mit Petrodollars vollgepumpten Klub. Brian Glanville, Altmeister der britischen Fuss­­ ballautoren, der die Premier League die “Gierist-gut-Liga” nennt, steht dem Ganzen noch feind­seliger gegenüber. Er bezichtigt City und Chelsea, sie würden den “Brunnen des engli­ schen Fuss­balls mit ihren Milliarden vergiften”.

Darren Walsh / AP / Keystone

Und doch ist es verblüffend, wie wenig allgemei­ ne Anfeindungen es seit der Ankunft von Scheich

Mansour Bin Zayed al-Nahyan aus Abu Dhabi 2008 und dem unaufhaltsamen Aufstieg Citys gegeben hat. Vielleicht waren die gegnerischen Fans zu beschäftigt damit, ManU oder Chelsea zu hassen, um City zu beachten. Ausserdem war auch der Ruf des sympathischen Ver­­lierers nützlich, den der Klub innehatte. Die Engländer mögen “Underdogs”. Jahrzehntelang war City die Witzfigur des Fussballs, schlecht geführt und zeitweise sogar in die dritte Liga abgestiegen. Selbst als City mächtiger wurde, hatte es noch immer diese anziehend wirkende Aura von Fehlbarkeit. Letztes Jahr brachte man es tatsächlich fertig, das Finale des FA Cup gegen den Absteiger Wigan Athletic zu verlieren. Stürmerstar Mario Balotelli schien perfekt zur Vereinsgeschichte zu passen: erst genial und im nächsten Augenblick selbstzerstörerisch. Diese Saison schien alles anders zu sein. Balotelli hat City verlassen, und unter dem neuen Coach Pellegrini avanciert der Klub zum gefürchtetsten Team der Liga. Es schiesst unzählige Tore, bietet brillanten Fuss­ball und wartet mit einem un­ glaublichen Kader auf. Beobachter tippen gar darauf, dass City gleich vier Titel gewinnen wird. All das erinnerte ein wenig an den berühmten Witz des Komikers Bob Monkhouse: “Sie lachten, als ich sagte, ich wolle Komiker werden. Also, jetzt lachen sie nicht mehr.”

Im Vorfeld der möglicherweise titelentschei­ denden Partie am letzten Montag gegen Chel­ sea war von einer historischen Machtverschie­ bung und Financial Fairplay die Rede. Ein Blick auf die Zahlen des Jahres 2012/13 zeigte, dass City 233 Millionen Pfund für Gehälter ausgege­ ben hat – das sind 639 000 Pfund pro Tag. Ein einfaches Fussballteam würde da sicher nicht in der Lage sein, diesen Klub aufzuhalten. Könnten die neuen Regeln der UEFA vielleicht die Rettung für Citys Rivalen bringen? Obwohl Manchesters Topstürmer Sergio Agüero und Mittelfeldspieler Fernandinho verletzt waren, wurden Chelsea keine Chan­ cen eingeräumt. Und dann begann das Spiel … Die Titelfavoriten waren gedanklich, kämpfe­ risch und spielerisch unterlegen. Die Kontertak­ tik von Chelseas Trainer José Mourinho war perfekt, Citys Reaktion schwach. Die Gäste gewannen 1:0, das Ergebnis hätte höher aus­ fallen müssen. Die Aura des Unbesiegbaren und die Titel­ chancen Manchester Citys sind nun ange­ kratzt, und die Ambitionen des Klubs auf eine Dominanz in England und Europa erscheinen etwas unrealistischer als noch im letzten Monat. Aber City könnte von dieser Erfahrung auch profitieren – möglicherweise bleibt der Klub dadurch noch etwas länger beliebt. Å

Einen Schritt schneller Chelseas Ramires (r.) gewinnt gegen Yaya Touré das Laufduell und sein Team gegen Manchester City das Spiel. T H E F I FA W E E K LY

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First Love

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Or t: Kurdufan, Südsudan Datum: 5. Dezember 2013 Zeit: 15.53 Uhr

Marco Gualazzini / Fotogloria

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DEBAT T E

Carlas Liebe zum Fussball

Ballkünstlerin In der Chacara-do-Ceu-Favela in Rio de Janeiro spielt ein Mädchen Fussball.

ennen wir sie Carla. Carla ist acht Jahre alt, sie wohnt in Rio de Janeiro und hat zwei ältere Brüder, die sie zum Fussball spielen mitnehmen. Nun, mitnehmen ist nicht ganz richtig – Carla folgt ihren Brüdern auf die Strasse und kickt mit. Sie spielt einen guten Ball, wie man so schön sagt, und in der Schule ist sie eine der Besten in diesem Spiel. Mit 15 Jahren hat Carla ein beachtliches Spielverständnis erlangt, und ihre Ballbehandlung ist weit fortgeschritten. Mit 16 Jahren aber gibt sie den Fussball auf.

schaften oder in Nordamerika. Junge Frauen als potentielle und tatsächliche Fussballspielerinnen zu sehen – damit tut man sich vielerorts noch sehr schwer. Auf Anreize oder Zuspruch von der Gesellschaft, mit dem Fussball weiterzumachen, treffen die jungen Frauen in ­Südamerika eher nicht. Carla ist heute 21 und lernt für die Abschlussprüfung zur Krankenschwester. ­ Fussball spielt sie nicht mehr, aber sie ist eine glühende Anhängerin der Seleção unter Coach Scolari und hofft auf den WM-Titel der Männer in eigenen Land. Eine professionelle Liga für den Frauenfussball in Brasilien muss her. Aber was heisst das? Sollte man alle begabten Strassenfussballerinnen für die sechs oder acht Teams selektionieren, die dann eine Meisterschaft ausspielen? Nein, ohne fussballerische Basis ist das nicht möglich. Zur höchsten Liga hin aufbauende Ligen müssen ebenfalls her, und genauso Jugendligen und -turniere. Das aber wird nur gelingen, wenn man den Fussball in Südamerika nicht nur unter der ­Maxime des finanziellen Anreizes und mithin als Quelle für möglichst schnelles Geld, sondern als Lebensschule gerade für die Jüngsten unter uns begreift.

Keine Anreize Die Rolle der Frau in Südamerika scheint enger gefasst als in manchen europäischen Gesell-

Fussball als Lebensschule Im Team zu gewinnen und zu verlieren, seine eigene Rolle in einem Kollektiv zu finden,

Perikles Monioudis

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s­ owohl gemeinsam als auch individuell auf ein selbst gestecktes Ziel hinzuarbeiten – diese A spekte des Fussballs zu gewichten, ist in ­ ­einem stark ökonomisierten Umfeld schwer. In Südamerika wird in Fussball investiert, damit wiederum Geld herausspringt. Dass der Fussball in Wahrheit ein kraftvolles pädagogisches und soziales Element ist, geht dabei verloren. Der eigene Weg Geheimrezepte gibt es nicht. Wer den Frauenfussball fördern will, muss sich selber etwas ausdenken: Einfach nur das schwedische, das deutsche oder das japanische Modell im Frauenund Mädchenfussball zu übernehmen, das kann für Brasilien kein Weg sein. Das Land muss ein eigenes Förderungs­ modell und grundsätzlich seinen eigenen Weg bei der Gründung von Jugendligen gehen – unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Umfelds. Eine Liga mit professionellen Strukturen kann dabei der lang ersehnte Startschuss für einen breit abgestützten Frauenfussball in ­Brasilien sein. Carla würde sich, nunmehr als Zuschauerin, darüber freuen. Å

Die Weekly-Debatte. Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Über welche Themen wollen Sie diskutieren? Ihre Vorschläge an: feedback-TheWeekly@fifa.org.

Buda Mendes / Getty Images

Der Frauenfussball hat sich in den vergangenen 40 Jahren vom exotischen Hobby zum Spitzensport entwickelt. Was braucht es jetzt? Die Professionalisierung an der Spitze oder die Basisarbeit im Sinne des Breitensports? The FIFA Weekly diskutiert das Thema am Beispiel Brasiliens.


DEBAT T E

Der Frauenfussball bewegt sich an der Spitze heute auf sehr gutem Niveau. Er sollte aber noch professioneller werden. Damit wird sich die Arbeit an der Basis automatisch auch anpassen müssen. Heute gibt es bereits in vielen Ländern ein gutes Angebot, jedoch kann diese nur besser ­werden, wenn von oben Druck entsteht. Darum müssen meiner Meinung nach die bereits vorhandenen Talente besser, schneller und professioneller an die Spitze geführt und dort auch gehalten werden. Flavio Gastaldi, Turin

Beides ist für den Frauenfussball gleichermassen wichtig. Die Professionalisierung an der Spitze und die Basisarbeit im Sinne des Breitensports. Ohne breite Basis wächst keine herausragende Spitze heran. Und ohne erfolgreiche Spitze, ohne Idole, lässt sich nicht die nötige, breite Basis aufbauen. Diese ist unerlässlich, um Nachwuchstalente hervorzubringen, die zielgerichtet, motiviert und mit viel Fleiss den Sport vorantreiben. Noch fehlt es dem Frauenfussball an Glanz, er steht im Schatten des Herrenfussballs. Da wartet noch viel Arbeit. Doch wie der Schatten der mächtigen Eigernordwand zeigt, kann auch scheinbar Unerreichbares erreicht werden. Wenn man will.

PRESIDENTIAL NOTE

Um die Professionalisierung in der Elite voranzutreiben, braucht es zuerst eine solide Basis und ein Ausbau im Breitensport. In der Verantwortung stehen die Klubs, die sich vermehrt dem Mädchen- und Frauenfussball widmen sollten. Sara Blaine, Birmingham

“Die ­FrauenEquipe war D nur geduldet.”

Ich spiele seit über 25 Jahren Fussball und bin der Meinung, dass es noch nicht möglich ist die Begriffe Profi und Frauenfussball zusammen zu bringen. Die Frauenfussballteams des jeweiligen Vereins erhielten immer nur ein Minimum an Unterstützung. Die Frauen-Equipe war stets nur geduldet. Ein Schritt in die richtige Richtung ist in jedem Fall, dass der Frauenfussball der breiten Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht wird, indem nicht nur die Spiele der Welt- und Europameisterschaften und die übrigen Länderspiele der Frauenmannschaften im Fernsehen übertragen werden, sondern auch die Champions-League-Spiele und seit Sommer 2013 vor allem auch das jeweilige Highlightspiel des Wochenendes in der deutschen Frauenfussballbundesliga auf Eurosport live gezeigt werden. Aus meiner Sicht ist für die Zukunft des Frauenfussballs beides wichtig, also die Professionalisierung an der Spitze und die Basisarbeit.

Ich erlaube mir als langjähriger Fussballtrainer im (Männer-)Amateurfussball, folgende These aufzustellen: Im Fussball ist die Physis immer wichtiger geworden und wird auch in Zukunft noch an Bedeutung dazugewinnen. Die Attraktivität des Fussballs besteht weniger aus seiner Grazie als viel mehr aus seiner Dynamik. Diese wiederum ist entscheidend, damit sich der Fussball am TV verkaufen lässt. Der Frauenfussball wird – Professionalisierung hin oder her – rein körperlich bedingt niemals so dynamisch sein können wie der Männerfussball. Und deshalb lässt er sich auch künftig weniger gut am TV und damit den Sponsoren verkaufen. Diese Tatsache wird die Professionalisierung in den meisten Ländern dieser Erde verunmöglichen. Im Breitensport besitzt der Frauenfussball aber einen unschätzbaren Wert, weil die Werte und die Faszination dieses Mannschaftssports auch Mädchen und Frauen zugänglich gemacht werden. Diese Tatsache fördert das Verständnis zwischen Mädchen und Jungen und zwischen Mann und Frau. Und in Ländern, in denen Frauen nach wie vor untergeordnete Rollen spielen, leistet er einen massgeblichen Beitrag an das Verständnis für Gleichberechtigung.

Gesa Jürgens, St. Gallen

Thomas Maag, Küsnacht

Natascha Knecht, München

“Der Frauenfussball bewegt sich auf sehr gutem Niveau.”

Brasilien braucht Frauenfussball!

ie Frage nach dem Höhepunkt des Fussballjahres ist schnell beantwortet: Es ist zweifellos die WM-Endrunde in Brasilien. Der erste Titel wird aber schon nächsten Monat ausgespielt: anlässlich der U17-WM der Frauen in Costa Rica (15. März bis 4. April). Das Turnier der 16 besten Equipen in dieser Altersstufe spiegelt die Zukunft des Frauenfussballs. Weitere Meilensteine: in Kanada sowohl die U-20-WM im August dieses Jahres als auch die WM 2015, dann 2016 die U-17-WM in Jordanien, die U-20-WM in Südafrika und das Olympische Frauenfussballturnier in Rio. Schon die U-17-WM in Aserbaidschan vor zwei Jahren war ein Erfolg – die erste Frauen-WM in einem muslimischen Land. Zu den prominenten Abwesenden nächsten Monat in Costa Rica gehört eine Nation, die für die unbegrenzten Möglichkeiten im Fussball steht – für technische Vollkommenheit und hohe Spielkunst – bei den Männern und den Frauen: Brasilien. Die Heimat einer der besten Spielerinnen der Geschichte und fünffachen Weltfussballerin, Marta, kämpft im Frauenfussball gegen rückläufige Tendenzen – besonders im Juniorinnenbereich. Anders als in den meisten führenden Nationen im Frauenfussball gibt es für die brasilianischen Fussballerinnen in der Heimat keine Liga mit professionellen Strukturen. Kein Wunder musste Marta das Land schon mit­ 18 Jahren verlassen und während ihrer ganzen Karriere im Ausland spielen. Kein Wunder werden die hoffnungsvollsten brasilianischen ­Talente zu diesem Schritt gezwungen. In Sachen Frauenfussball auf Klubebene hat das grösste südamerikanische Land Nachholbedarf. Im Sinne einer nachhaltigen Förderung des Frauenfussballs (und damit der Gleichberechtigung) kann es deshalb nur ein Ziel geben: die Etablierung einer kompetitiven Liga für Frauen. Auch das muss ein Thema sein im Jahr der ­grossen Fussball-Festspiele in Brasilien.

Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY

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game onor game over

all in or nothing

adidas.com/worldcup Š 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.


DER EXPERTE

FIFA 11+ im Iran

Gezielter Erfolg Der Iraner Reza Ghoochannejhad (m.) nach seinem Siegtreffer in Ulsan gegen Korea (18. Juni 2013; 1:0).

Über zwei Millionen Menschen sind im Iran ­regelmässig im Männer- und Frauenfussball a ­ ktiv. Das Präventionsprogramm FIFA 11+ hat über verschiedene Leistungs- und Altersklassen hinweg zu 25 Prozent weniger Verletzungen geführt. Jiri Dvorak

Kim Hong-Ji/Reuters

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ür Ärzte, die im Fussball tätig sind, ist die Zahl Elf ein Synonym für Prävention. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Fussball­spieler gesund sind. Wir möchten sie vor jeglicher Art von Verletzungen bewahren und den Fussball als gesundheitsfördernde Freizeitaktivität vorantreiben. Kürzlich begleitete ich den FIFA-Präsidenten Sepp Blatter auf seiner offiziellen Reise in den Iran, wo er nicht nur mit Präsident Rouhani zusammentraf, sondern ausserdem noch eine internationale Konferenz zum Thema “Wissenschaft im Fussball” eröffnete. Über zwei Millionen Menschen sind in Iran in Männer- und Frauenfussball aktiv. Die L ­ igen sind hervorragend organisiert, und die iranische Nationalmannschaft hat sich für die Fussball-WM 2014 in Brasilien qualifiziert.

Die sehr aktive medizinische Kommission des iranischen Fussballverbands wurde bei der medizinischen Konferenz der FIFA im Jahr 2009 in Zürich auf das Programm FIFA 11+ zur Verletzungsprävention aufmerksam. Das Anleitungsmaterial einschliesslich der DVD wurde sogleich ins Persische übersetzt. Unter der Leitung der medizinischen Kommission machte man sich das starke medizinische Netzwerk zunutze, um das Programm in aller Stille landesweit zu implementieren. Trainer, Physiotherapeuten und nicht-ärztliches Personal wurden geschult und das Programm auf regelmässiger Basis korrekt umgesetzt. Die Instruktionskurse wurden im Rahmen der Konferenz Wissenschaft im Fussball präsentiert und fanden die volle Unterstützung des Publikums. Aber zu zeigen, wie das Programm umgesetzt wird, ist nur die eine Seite der Medaille. Für Krankenhausärzte und WisT H E F I FA W E E K LY

senschaftler ist es noch wichtiger zu erfahren, welchen Einfluss ein solches Programm in einem grossen Fussballland auf fussballbedingte Verletzungen hat. Während des Besuchs von Präsident Blatter in der Fussballakademie in Teheran hat Ali Kafashian, der Präsident des iranischen Fussballverbands, eine kurze Stellungnahme dazu abgegeben, die auf einer im Iran durchgeführten wissenschaftlichen Erhebung basiert. “Wir sind überaus glücklich darüber, dass wir im Iran seit Einführung des Präventionsprogramms FIFA 11+ über verschiedene Leistungs- und Altersklassen hinweg 25 Prozent weniger Verletzungen verzeichnen können.” In der Wissenschaftssprache nennen wir das translationale Forschung: das Problem realisieren, die Risikofaktoren analysieren, Präventivmassnahmen entwickeln, deren Effizienz mit wissenschaftlicher Sorgfalt überprüfen und die Massnahmen im Falle positiver Ergebnisse grossflächig umsetzen. Å

Prof. Jiri Dvorak ist der medizinische Leiter der FIFA. 25


C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 1 8 W O C H E N

Begnadeter auf dem Abstellgleis Er spielte seine beste Saison seit Jahren und ­findet in der Seleção doch keine Beachtung. ­Das Problem: Ronaldinho will sein Leben nicht mehr dem Fussball unterordnen.

Name “Ronaldinho” / Ronaldo de Assis Moreira Geburtsdatum, Geburtsort 21. März 1980, Porto Alegre Position Offensives Mittelfeld, Sturm Vereine Grêmio, Paris Saint-Germain, Barcelona, AC Milan, CR Flamengo, Atlético Mineiro Nationalmannschaft

Alan Schweingruber

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ie Zeit unmittelbar vor einer Vertragsunterschrift kann anstrengend sein. Dann nämlich, und vor allem dann, gilt es, ­einen kühlen Kopf zu bewahren und ­keinen Fehler zu machen. Wo stimmt das Umfeld? Wer zahlt ordentlich? Wie ist das Klima? Alles soll in Ruhe abgewogen werden. Eine Entscheidung kann dann ein paar Tage länger dauern. Ronaldinho hat sich neun Tage nach Jahreswechsel durchgerungen: nicht die Türkei, nicht die USA; der 33-Jährige bleibt in Brasilien bei Atlético Mineiro. Ronaldinho hat sich für die Unterschrift auf dem Einjahresvertrag Zeit gelassen. Gerade ein Engagement in Europa, wo die Elite des Fussballs spielt, wäre kurz vor der WM reizvoll gewesen. Dort hätte es der alternde Star nochmals allen ­zeigen können. Und vielleicht wäre der Druck auf ­Nationaltrainer Felipe Scolari gross geworden. Die Chancen für ein WM-Aufgebot stehen derzeit schlecht. Aber Ronaldinho hat irgendwann aufgehört, den logischen Argumenten zu folgen. Was ist schon logisch, wenn am Schluss ohnehin alles an der Mentalität scheitert, an der Einstellung? Der Mann mit dem Dauerlächeln muss sich wohl fühlen, sonst ist guter Fussball zum Vornherein ausgeschlossen. Dosierte Anstrengungen Wohlfühlen ist ein weiter Begriff. In der Welt von Ronaldinho bedeutet Wohlfühlen ­leben und geniessen. In Barcelona und bei der AC Milan sind die Klubverantwortlichen fast verzweifelt an den exzessiven Zeiten des Brasilianers, der seinen Beruf von heute auf morgen nicht mehr ernst nahm. Das war 2006, nach der misslungenen WM in Deutschland. Er feierte Party um Party und begann auf dem Rasen ­seine Anstrengungen zu dosieren. Auch die Verantwortlichen von CR Flamengo, sein erster Klub nach 26

zehn Jahren Europa, richteten die Mannschaft zuerst nach Ronaldinho aus. Bis sie eines Tages merkten, dass sich ihre Neuerwerbung eigentlich auf anderen Terrains ­daheim fühlte. Erst waren es nur lustige ­K arnevalbilder mit Ronaldinho. Dann wurde der ehemalige Weltfussballer Woche für Woche in Discotheken gesehen. Es ging so weit, dass der Klub eine 24-Stunden-­ Hotline einrichten liess. Wer Ronaldinho auf der Tanzfläche zu Gesicht bekam, sollte dies CR Flamengo melden. Aufgebot nur im Notfall Ronaldinho bändigen zu wollen, scheint ein hoffnungsloses Unterfangen. Der Eindruck täuscht wohl nicht, dass sich der Spielmacher einen einfachen Grundsatz zurechtgelegt hat: Friss oder stirb, nehmt mich wie ich bin, oder lasst es sein. Ronaldinho weiss, was er kann. Seine Freistösse und seine Ballbehandlung sind immer noch ein Genuss. Er weiss auch, dass er mehr könnte. Aber das würde zu Verzicht ­führen. Verzicht, der sich am Ende nicht einmal ausbezahlen könnte. Ronaldinho hat bei Atlético Mineiro eine gute Saison hinter sich und wurde vor ein paar Wochen von Journalisten zu “Südamerikas Fussballer 2013” g ­ ewählt (die Auszeichnung hat seit 1971 Tradition, schliesst aber nur südamerikanische und mexikanische Klubs ein). Doch Felipe Scolari imponiert das nicht. Man geht davon aus, dass Ronaldinho nur ins WM-Kader rutscht, wenn sich die halbe Offensive das Bein bricht. Eine Rolle in Scolaris Plänen könnte dagegen der einst aussortierte Kaká einnehmen. Einerseits spielt der 31-Jährige auf konstant gutem Niveau bei der AC Milan. Andererseits gilt Kaká als pflegeleichter “Altstar”. Dieser ­A spekt kann für ein vierwöchiges Turnier von grosser Bedeutung sein. Ronaldinho feierte seine Vertragsverlängerung bei Atlético Mineiro übrigens mit fünf leicht bekleideten Frauen im Swimmingpool. Å T H E F I FA W E E K LY

102 Spiele, 35 Tore Grösste Erfolge Weltmeister 2002, Champions-­LeagueSieger 2006, Spanischer Meister 2005 und 2006, Sieger Copa Libertadores 2013

In der zweiten Reihe Routinier Ronaldinho wird wahrscheinlich zum zweiten Mal in Folge die WM verpassen.


Lars Baron / Getty Images

C O U N T D O W N B R A S I L I E N 2 0 14 : N O C H 1 8 W O C H E N

Ronaldinho hat irgendwann ­aufgehört, den logischen ­Argumenten zu folgen. T H E F I FA W E E K LY

→ http://www.fifa.com/worldcup

BR ASILIEN Trainer Luiz Felipe Scolari Stars Neymar, Thiago Silva, Dani Alves, Fred Legenden Garrincha, Pelé, Zico, Falcao, Ronaldo, Cafu Weltmeister 1958, 1962, 1970, 1994, 2002 27


The best footballer of 2035

was born today. But where?

The FIFA Ballon d’Or is the highest accolade any footballer can hope to receive, a prize to which players all over the world aspire. FIFA takes great pride in being able to offer guidance to thousands of young players around the world through its grassroots programmes. FIFA promotes football skills, equality and fair play and helps to develop the football stars of tomorrow. www.FIFA.com


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FREE KICK

Transferrekorde Winter 2013 / 14

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Die 10 Unterschiede Thomas Renggli

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n den Olympischen Spielen in Sotschi steigt ab Mittwoch das erste mannschaftssportliche Grossereignis des Jahres – mit dem Showdown der zwölf Top­nationen im Eishockey. Höchste Zeit auch für alle Fussballfans, im (theore­tischen) Umgang mit Puck und Stock Wissenslücken zu schliessen. Hier die zehn wichtigsten Unterschiede der beiden Sportarten. Masse und Gewicht. Das abgerundete Eisfeld hat ein in drei Drittel aufgeteiltes Idealmass von 60 x 30 Metern, der rechteckige Fussballplatz ist 90 bis 120 Meter lang und 45 bis 90 Meter breit. Das Eishockeytor ist nur halb so hoch wie das Fussballgehäuse. Trotzdem treffen die sechs Eishockeyspieler öfter ins Netz, als die elf Fussballer. Möglicherweise liegt’s am Gewicht. Der Fussball ist 240 Gramm schwerer als der Puck. Ausrüstung. Die mit einem Stock bewaffneten Wintersportler sind gepolstert. Zu ihrer Ausrüstung gehören Helme mit Plexiglasscheiben oder Gittern. Das erschwert das gegen­seitige Küssen nach Torerfolgen oder das Anspucken der feindlichen Sportfreunde im Nahkampf. Die helmfreien Fussballer sind von solchen Sachzwängen befreit. Tempo. Eishockey sei das schnellste Mannschaftsspiel, wird immer wieder behauptet. Dies ist ein Missverständnis: Der härteste Slapshot im Rink – durch den Russen Alexander Ryazantsew – erreichte ein Tempo von 183 km/h. Der schnellste Schuss auf dem Fussballplatz – abgegeben von Hertha-Brasilianer Ronny – wurde mit 211 km/h gemessen. Präsenzzeit. Eishockeyspiele dauern zwar nur 60 Minuten. Weil die Uhr in den Unterbrechungen aber angehalten wird, ist die Arbeitszeit des Eishockey-Profis rund 30 Minuten länger. Das längste Spiel der Historie, zwischen Detroit und Montreal, dauerte am 24. März 1936 exakt 176 Minuten und 30 Sekunden. Für den gleichen Ticketpreis erhielten die Zuschauer den drei-​ fachen Gegenwert und konnten im Stadion noch das Frühstück einnehmen.

Weltmeisterschaft. Die Fussball-WM findet alle vier Jahre statt. Die Eishockeyspieler sind fleissiger und treffen sich jedes Jahr im Mai, wenn in Europa die Badesaison beginnt, zu frühsommerlichen Titelkämpfen. Arbeitsintensität. Der Fussballtrainer klagt: “Zwei Spiele in einer Woche, das ist Raubbau.” Er droht, die Gewerkschaft einzuschalten. Der Eishockeytrainer lobt: “Drei Spiele in einer Woche sind ideal. So erreichen wir den gewünschten Rhythmus.” Globalisierung. Der FIFA gehören weltweit 209 Verbände mit 265 Millionen Aktiven an. Der ebenfalls in Zürich residierende internationale Eishockeyverband kommt (mangels Eis in der Sahara und den Tropen) bloss auf 72 Länder mit 1,5 Millionen Lizenzierten. Keine zu klein, eine Eishockeynation zu sein: Andorra zählt 56 Aktive. Torhüter. Fussballtorhüter leben aufrecht. Ihr Kasten ist 2,44 Meter hoch. Der Eis­hockeyGoalie muss nur 1,22 gross sein, um seinen Kopf an der oberen Torumrandung anzuschlagen. Er lebt gebeugt, trägt überdimensionierte Handschuhe und kniet häufiger auf das Eis nieder als der Gläubige etwa in Kirche oder Moschee. Schiedsrichter. Sowohl im Fussball als auch im Eishockey wachen vier Unparteiische über das Spiel. Doch die Reglementsunterschiede sind frappant. Verprügelt ein Fussballer seinen Gegenspieler, muss er mit einer mehrmonatigen Sperre rechnen. Wechselt ein Eishockeyspieler kurzfristig zum Boxen, wird er mit einer zweiminütigen Ruhepause belohnt. Zähne. Fussballer beissen im harten Kampf um Tore, Siege und Prämien auf die Zähne. Vielen Eishockeycracks bleibt dies versagt. Sie lassen ihre Zähne in der Garderobe. Eishockeyjournalisten, die von einem verbissenen Kampf berichten, übertreiben. Der Präsident des internationalen Eishockey-Verbandes, der Schweizer René Fasel, ist gleichwohl Zahnarzt von Beruf. Å

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion T H E F I FA W E E K LY

Juan Mata (ESP/Mittelfeld) Zu: Manchester United Von: Chelsea Transfersumme: 44,7 Millionen Euro Nemanja Matic (SRB/Mittelfeld) Zu: Chelsea Von: Benfica Lissabon Transfersumme: 25 Millionen Euro

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Hernanes (BRA/Mittelfeld) Zu: Inter Mailand Von: Lazio Rom Transfersumme: 20 Millionen Euro

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Konstantinos Mitroglou (GRE/Sturm) Zu: Fulham Von: Olympiakos Piräus Transfersumme: 15 Millionen Euro Kurt Zouma (FRA/Abwehr) Zu: Chelsea Von: St. Etienne Transfersumme: 15 Millionen Euro

Mohamed Salah (EGY/Mittelfeld) Zu: Chelsea Von: FC Basel Transfersumme: 13,2 Millionen Euro

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evin de Bruyne (BEL/Mittelfeld) K Zu: Wolfsburg Von: Chelsea Transfersumme: 20 Millionen Euro

José Salomón Rondón (VEN/Sturm) Zu: Zenit St. Petersburg Von: Rubin Kazan Transfersumme: 18 Millionen Euro

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Yohan Cabaye (FRA/Mittelfeld) Zu: Paris Saint-Germain Von: Newcastle United Transfersumme: 25 Millionen Euro

Leandro Damião (BRA/Sturm) Zu: FC Santos Von: SC Internationcal Transfersumme: 13 Millionen Euro Lacina Traoré (CIV/Sturm) Zu: AS Monaco Von: Anschi Machatschkala Transfersumme: 10 Millionen Euro

Welche Transfers waren im Winter 2013/14 für Sie die wichtigsten? Ihre Meinung an: feedback-TheWeekly@fifa.org 29


Name Sir Geoffrey Charles Hurst Geburtsdatum, Geburtsort 8. Dezember 1941, Ashton-under-Lyne (England) Spielposition Stürmer Stationen als Spieler 1959–1972 West Ham United 1972–1975 Stoke City 1975–1976 West Bromwich Albion 1976 Seattle Sounders 1976 Cork Celtic Nationalmannschaft 1966–1972, 49 Spiele (24 Tore) für England Grösster Erfolg Weltmeister 1966 Stationen als Trainer

Bullspress / Mirrorpix

1979–1981 FC Chelsea

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INTERVIEW

“Ich wollte es glauben” Der Engländer Sir Geoffrey Charles Hurst erzielte im WM-Finale 1966 gegen Deutschland drei Treffer – darunter das legendäre “Wembleytor”. “Das war ein Treffer”, sagt Hurst auch heute noch, “und das ist für mich in Ordnung.”

Der Fussball hat Sie als Jugendlichen in Konflikt mit der Polizei gebracht. Geoff Hurst: Dort wo ich wohnte, spielten fast alle Jungen Fussball, bis auf einen einzigen, der mehr Interesse an Modellflugzeugen hatte. Der Ball landete eines Tages in seinem Garten, und er rief die Polizei. Es ist ziemlich unfassbar, aber wir sind vor Gericht gelandet. Wir mussten ein Pfund Strafe zahlen, und ich bin deshalb vorbestraft.

Sie gaben Ihr Debüt für England im Februar 1966 gegen die Bundesrepublik Deutschland. Ja, nur wenige Monate vor dem Finale. Das ist ziemlich erstaunlich. Wir gewannen 1:0, und Nobby Stiles erzielte den Treffer. Merkwürdigerweise trug Nobby, der eigentlich Mittelfeldspieler war, an diesem Tag ein Trikot mit der Rückennummer neun und er erzielte das Tor aus etwa einem Meter Entfernung! Wir haben nicht besonders gut gespielt und mussten etwas Kritik einstecken, aber viele Leute sagten auch, sie wären sehr glücklich, wenn wir im Juli mit demselben Ergebnis vom Platz gehen würden. Das war eine ziemlich prophetische Aussage.

Im Vorfeld der WM-Endrunde hatten Sie in den letzten 59 Punktspielen 40 Treffer erzielt. Wie selbstbewusst sind Sie ins Turnier gegangen? Nachdem Sie mir das nun gesagt haben, könnte ich Bäume ausreissen! Das wusste ich nicht! Das ist eine interessante Statistik. Wenn ich mir meine Bilanz so anschaue, glaube ich wirklich, dass ich vielleicht schon ein oder zwei Jahre früher für England hätte spielen können, weil ich Tore erzielt habe. Trotzdem war ich erstaunt, als ich im Dezember 1965 [in die Nationalmannschaft] berufen wurde. Aber Selbstvertrauen hatte ich schon. Ich hatte drei oder vier Jahre zur ersten Mannschaft von West Ham gehört und gut gespielt. Wir hatten 1964 den FA Cup gewonnen, und ich erinnere mich noch daran, wie ich nach Hause gekommen bin und zu meiner Frau gesagt habe: ‘Ich glaube, ich weiss jetzt, was ich tue!’ Das war Mitte 1964. Da hatte ich also schon Erfahrung und war körperlich in Höchstform.

Wie fühlten Sie sich kurz vor dem Finale? Wir haben uns einen Kinofilm angeschaut. Wir gingen zu Fuss vom Hotel bis Hendon Central und sahen einen Film mit dem Titel “Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten”. Der gesamte 22-köpfige Kader einschliesslich Betreuern ging zu Fuss dorthin, schaute sich den Film an, holte sich in der Pause ein Eis und ging den ganzen Weg zu Fuss zurück. Auf dem Hin- und Rückweg ist uns kein einziger Kameramann begegnet und wir wurden auch nicht um Autogramme gebeten. Können Sie sich das heute vorstellen? Man könnte es vielleicht machen, aber man bräuchte bestimmt 15 Bodyguards!

Der Ball sprang hinter den Torhüter, und von meiner Position aus konnte ich ihn nicht wirklich sehen. Allerdings wollte ich unbedingt daran glauben, dass der Ball hinter der Linie war, als hinge mein Leben davon ab! Mein Teamkamerad Roger Hunt – und das war für mich immer ausschlaggebend – hätte nachsetzen und den Ball ins Tor befördern können, aber er drehte jubelnd ab und rief: ‘Es ist ein Tor’. Das ist bei mir viele Jahre lang haften geblieben. Er war der Ansicht, dass er hinter der Linie war. Als guter Stürmer wäre er instinktiv geneigt gewesen, den Ball über die Linie zu drücken, aber das hat er nicht getan. Er hob jubelnd die Arme und rief: ‘Es ist ein Tor’. Das ist für mich ausreichend.

Die Anfangsphase lief nicht nach Plan, oder? Nein, wir sind in Rückstand geraten. Paradoxerweise beging unser linker Verteidiger Ray Wilson, der einer unserer Weltklassespieler und für mich damals der weltbeste auf dieser Position war, in den ersten Spielminuten einen elementaren Fehler. Und dann lagen wir 0:1 zurück.

Ihr Torjubel nach dem Ausgleichstreffer war brillant. Sie waren 24 Jahre alt und spielten bei einer WM im eigenen Land. Und Sie hatten etwas bewirkt. Dieses Tor, das sozusagen aus einer West-Ham-Freistosssituation fiel, löste bei mir ein Hochgefühl aus. Ich freute mich nicht nur über das Tor, sondern ganz allgemein über meine Lage. Ich glaube, dieser wirklich dumme Torjubel, über den heute noch viele Leute reden, brachte nur zum Ausdruck, wie wohl ich mich in meiner Haut fühlte.

Und dann war da noch ein Ereignis, das in die WM-Geschichte eingegangen ist und wohl immer in Erinnerung bleiben wird: Englands drittes Tor. War der Ball hinter der Linie? Ich würde es der FIFA und jedem anderen im Weltfussball ja sagen, aber der Ball war mindestens einen Meter hinter der Linie! Punkt! Ganz ehrlich, ich stand dort auf dem Spielfeld, als Ersatz für Jimmy Greaves, und es stand 2:2 gegen eine hervorragende deutsche Mannschaft. Ich traf den Ball halb aus der Drehung und fiel zu Boden, so dass ich eine sehr schlechte Sicht hatte. T H E F I FA W E E K LY

War das letzte Tor ein Sonntagsschuss oder wussten Sie, wo Sie den Ball hinhaben wollten? Die ehrliche Antwort ist, es war mir ganz egal, wo er hinging! Als ich die Strafraumgrenze erreichte, wusste ich, dass die Partie fast vorbei war, und ich wollte den Ball mit dem linken Fuss einfach so hart schiessen wie ich konnte. Tatsächlich wollte ich ihn über die Latte in die Zuschauer dreschen. Ich wusste, dass die Partie sicher zu Ende gewesen wäre, bis Tilkowski den Ball vom Balljungen zurückbekommen und zum Torabstoss angesetzt hätte. Aber wie Sie wissen, habe ich ihn falsch getroffen und er ging rein!

Brasilien hat jetzt die Chance, eine WM vor eigenem Publikum zu bestreiten. Wie war das für Sie, jede Partie auf heimischem Boden zu spielen und bei der WM im eigenen Land dabei zu sein? Die Weltmeisterschaft ist ein tolles Ereignis, und eine WM im eigenen Land auszurichten, ist absolut fantastisch. Ich glaube, in dem Augenblick ist einem gar nicht bewusst, wie gross das Ganze eigentlich ist. Man ist viel zu sehr daran interessiert, aufgestellt zu werden und zu spielen. Aber wenn man sich dann andere Weltmeisterschaften als Zuschauer anschaut, ist es fantastisch. Ich finde, ich habe unglaubliches Glück gehabt. Å

Mit Geoff Hurst sprach Martin O’Boyle

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ZEITSPIEGEL

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Barcelona (Camp Nou), Spanien

“Ho visto Maradona”, sangen die Tifosi in Neapel zwischen 1984 und 1991 zu Ehren Diego Maradonas. Seine belgischen Gegenspieler sahen das Fussball-­ Genie schon an der WM 1982 aus nächster Nähe. Ihre Ehrfurcht entspricht der sportlichen Rollenverteilung nicht ganz: Belgien gewann die Partie 1:0. Argentinien scheiterte in der Zwischenrunde. Vier Jahre später feierten die Gauchos die weltmeisterliche Krönung – dank Maradona und seiner “Hand Gottes”.

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T H E F I FA W E E K LY

Steve Powell / Allsport

1982


ZEITSPIEGEL

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Johannesburg (Soccer City), Südafrika

2010

Gabriel Bouys / AFP

Olympiasieger. Champions-League-Gewinner. Serienmeister. Cupsieger. Fussballer des Jahres im Zwölfmonats-Rhythmus. Lionel Messi verkörpert die moderne Spielkunst. An der WM 2010 spielt er mit den Südkoreanern Katz und Maus und führt Argentinien zum 4:1-Sieg. Das Toreschiessen nimmt ihm Kollege Gonzalo Higuain ab – mit drei Treffern. Messi & Co. bleibt das Happy End dennoch verwehrt: Im Viertelfinale scheitert der Favorit an Deutschland (0:4).

T H E F I FA W E E K LY

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DAS FIFA-R ANKING Rang Team

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 56 58 59 60 61 62 63 63 65 66 67 68 69 69 71 72 73 74 74 76 77

Rang­veränderung Punkte

Spanien Deutschland Argentinien Kolumbien Portugal Uruguay Italien Schweiz Niederlande Brasilien

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

1507 1318 1251 1200 1172 1132 1120 1113 1106 1102

Belgien Griechenland England USA Chile Kroatien Elfenbeinküste Ukraine Bosnien und Herzegowina Frankreich Mexiko Russland Ecuador Ghana Dänemark Schweden Algerien Tschechische Republik Slowenien Serbien Ägypten Costa Rica Rumänien Iran Kap Verde Panama Schottland Armenien Venezuela Mali Nigeria Peru Honduras Tunesien Türkei Ungarn Österreich Japan Island Kamerun Paraguay Montenegro Republik Korea Südafrika Wales Albanien Australien Burkina Faso Norwegen Slowakei Guinea Libyen Israel Vereinigte Arabische Emirate Usbekistan Finnland Republik Irland Senegal Bolivien Sambia Togo Jordanien Saudiarabien Marokko Bulgarien Sierra Leone Polen

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 10 -1 -1 -1 4 2 -3 -3 -3 5 -4 -3 -1 4 -2 -2 -1 -1 0 0 0 0 1 8 1 1 2 -5 -5 0 0 -3 0 8 3 -2 0 -3 1 0 1 -7 14 -1 0 -1 -1

1098 1055 1041 1019 1005 971 912 907 899 893 892 870 852 851 831 793 792 766 762 752 748 743 734 727 726 722 717 716 715 703 701 698 692 689 677 668 648 641 624 616 607 594 581 576 574 571 571 566 558 557 555 552 548 548 546 539 528 526 519 519 509 504 487 486 486 464 461

Rang

Aug. 2013

Sept. 2013

Okt. 2013

→ http://de.fifa.com/worldranking/index.html

Nov. 2013

Dez. 2013

Jan. 2014

1 -41 -83 -125 -167 -209

78 79 79 81 81 83 84 85 85 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 97 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 125 127 128 129 130 130 132 133 134 135 135 137 138 138 138 141 142 143 144

Platz 1

Aufsteiger des Monats

Trinidad und Tobago Oman Haiti DR Kongo Jamaika Belarus EJR Mazedonien Kongo Gabun Uganda El Salvador Angola Nordirland Neuseeland VR China Estland Aserbaidschan Äthiopien Moldawien Botsuana Liberia Benin Kuba Katar Georgien Litauen Niger Simbabwe Kuwait Zentralafrikanische Republik Äquatorial-Guinea Kenia Bahrain Kanada Guatemala Tadschikistan Dominikanische Republik Irak Lettland Malawi Tansania Sudan Mosambik Neukaledonien Luxemburg Libanon Burundi Zypern Namibia Philippinen Kasachstan Myanmar Malta Ruanda Suriname Turkmenistan Grenada Syrien DVR Korea Hongkong Lesotho Gambia Afghanistan Tahiti Palästina Vietnam Antigua und Barbuda

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0 6 0 1 -1 -2 -1 -1 -8 -1 2 -1 -1 -1 0 1 0 -2 0 0 1 0 0 2 -1 -1 0 2 -1 -1 0 0 0 1 1 1 1 -5 0 -1 2 0 -2 0 1 -2 0 1 0 0 0 1 2 3 1 2 2 -6 3 3 0 -7 2 2 -5 1 1

Absteiger des Monats

441 440 440 439 439 431 425 421 421 413 395 384 381 378 376 366 363 361 359 354 354 335 334 333 330 326 318 312 311 310 309 304 299 291 286 285 282 280 272 265 261 258 256 249 243 236 230 229 229 219 216 204 198 198 197 195 194 188 188 185 184 184 184 179 174 166 164

145 146 146 148 149 150 151 152 153 154 155 156 156 156 159 160 161 162 163 164 164 166 167 167 169 170 170 172 172 172 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 187 189 190 190 190 193 194 194 196 196 198 198 200 201 201 203 204 205 206 207 207 207

Mauretanien St. Lucia Kirgisistan Thailand Singapur St. Kitts und Nevis Guyana Belize Laos Malaysia St. Vincent und die Grenadinen Liechtenstein Indien Puerto Rico Nicaragua São Tomé und Príncipe Indonesien Guam Malediven Tschad Bangladesch Barbados Chinese Taipei Dominica Sri Lanka Aruba Färöer Salomon-Inseln Nepal Pakistan Bermuda Seychellen Mauritius Curaçao Vanuatu Jemen Mongolei Fidschi Samoa Guinea-Bissau Bahamas Swasiland Madagaskar Montserrat Kambodscha Brunei Darussalam Osttimor Tonga Amerikanische Jungferninseln Cayman-Inseln Papua-Neuguinea Britische Jungferninseln Amerikanisch-Samoa Komoren Andorra Eritrea Südsudan Macau Somalia Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino Turks- und Caicos-Inseln

-3 1 1 -2 1 -1 -1 7 -1 0 -2 -2 -2 -2 1 -2 0 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 -1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

161 155 155 153 152 150 149 146 144 143 142 141 141 141 137 126 124 123 120 116 116 101 95 95 90 87 87 86 86 86 83 67 66 65 53 50 49 47 45 42 40 37 33 33 28 26 26 26 23 21 21 18 18 17 17 11 10 10 8 6 5 3 0 0 0

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NET ZER WEISS ES!

DAS OBJEK T

Was machen die Niederländer falsch, dass sie nie eine WM gewinnen? Frage von Olga Cherepowa, Sumy (Ukraine)

Kult im Doppelpack Günter Netzer mit seinem Basset Yorkie 1973 in Madrid.

D

änemark und die Niederlande sind Länder, die mich schon immer fasziniert haben. Klein wie sie sind, diese Nationen, haben sie es immer geschafft, sehr guten Fussball zu spielen. Anfang der 1970er-­ Jahre revolutionierten die Niederländer sogar die Branche mit ihren neuen, modernen Fussballschulen. Ich erinnere mich gut an die Zeit. Junge Talente, die in Amsterdam ausgebildet wurden, verfügten mit zwanzig Jahren über technische und taktische Qualitäten, die in unseren Reihen nur die Routiniers besassen. Totaalvoetbal, wie die Niederländer ihr Spielsystem bezeichneten, war äusserst ansehnlich und hat ihren attraktiven Fussball bis heute geprägt. Deshalb glaube ich, Frau Cherepowa, dass die grosse Zeit der Niederländer noch kommen wird. Zu den Hauptfavoriten gehören sie in Brasilien nicht, aber das Team von Louis van Gaal hat reelle Chancen auf den Titel. Mit den Niederlanden muss man immer rechnen. Gut möglich, dass die ganze WM-Geschichte anders verlaufen wäre, wenn das Nationalteam im Final 1974 nicht von Übermut getrieben worden wäre. 36

Die Mannschaft um Spielmacher Johan Cruyff zog in München ein grossartiges Spiel auf, lag gegen Deutschland verdient 1:0 in Führung. Aber dann machten die Niederländer einen entscheidenden Fehler. Sie glaubten, Deutschland vorführen zu müssen. Das funktionierte nicht. Es wirkte wie eine Provokation. Eine Demütigung im eigenen Land, das liessen wir Deutsche nicht zu. Unser Team, ich selbst war im Finale nur Ersatz, schöpfte Kraft und gewann durch Tore von Breitner und Müller 2:1 die WM. Dieses negative Erlebnis, so scheint mir, hat bei den Niederländern nachgewirkt. So ist es zumindest zu erklären, dass sie dem deutschen Fussball bis heute viel Respekt entgegenbringen. Å

Was wollten Sie schon immer über Fussball wissen? Fragen Sie Günter Netzer: feedback-TheWeekly@fifa.org T H E F I FA W E E K LY

Über den beklagenswerten Zustand der Plakatkunst im öffentlichen Raum muss man sich an dieser Stelle nicht ausbreiten. Lassen wir es mit dem Hinweis bewenden, dass zu Zeiten, da das Plakat das wichtigste Werbemittel im Freien war und die elektronischen Medien weitgehend noch ihrer Entdeckung harrten, die besten Köpfe des Business und die besten Illustratoren sich um das Plakat kümmerten. Heute sind sie in den Neuen Medien zugange. Das Plakat fristet schon seit sehr langem künstlerisch betrachtet ein Mauerblümchen-­ dasein – und das Matchplakat im grossen Stil hat praktisch ausgedient. Zum Ende der 1930er-Jahre aber, als auch und gerade die wichtigsten Fussballspiele in Stadt und Land noch affichiert wurden, setzte auch der Club Sportif Chénéraillais auf dieses Werbemittel. Er kündigte seine stets sonntags abgehaltenen Heimspiele im Assoziationsfussball – wie der Fussball damals in Abgrenzung etwa zu Rugby genannt wurde – mittels werbefinanzierter Blankoplakate an. Das tut bis auf den heutigen Tag weltweit so mancher Kleinklub. Gerade auf dem Land macht sich ein Match­plakat an der Glastür des Bäckers oder der ­Coiffeurin sehr gut. In der Sammlung der FIFA ist noch ein Exemplar jener Plakate aus Chénérailles vorrätig. Der Ort selbst liegt, im Herzen Frankreichs, in der Region Limousin; die Geschichte des auf einen Hügel gebauten 800-Seelen-Dorfs reicht bis zu den Römern zurück. Das Plakat zeigt einen Torhüter beim ­Auskick. Seine Haare sind unter einer Mütze verborgen. Ausgerechnet – macht doch die französische Firma Pétrole Hahn, der Sponsor des Plakats, in Haarwaschmittel. Wie viele Fläschchen Pétrole Hahn dank des Matchplakats damals verkaufen konnte, ist nicht überliefert. Die Marke, die auf einer ­Erfindung des Genfer Apothekers Charles Hahn aus dem Jahr 1885 gründet, existiert aber noch immer. Å

Imago / Werek

Perikles Monioudis


TURNING POINT

“Ein Treffen in São Paolo veränderte alles” Ich wollte nur über die Möglichkeit eines Wechsels nach Deutschland sprechen. Doch am Schluss der Verhandlung unterschrieb ich für fünf Jahre.

Christian Grund / 13 Photo

E

in Schlüsselereignis für meine Fussballkarriere ereignete sich schon 69 Jahre vor meiner Geburt – 1904. Damals wanderte mein Urgrossvater von Heidelberg nach Brasilien aus. Dort waren ausgebildete europäische Arbeitskräfte für den Bau von Eisenbahnlinien und Strassen hoch im Kurs. So kam es, dass meine Vorfahren das Wagnis der mehrwöchigen Schiffsreise über den Atlantik eingingen. Wie die meisten brasilianischen Jungen wuchs ich mit dem Fussball auf. Wir jagten in meiner Heimatstadt Curitiba praktisch in jeder freien Minute dem Ball nach. Mit 15 Jahren schloss ich mich den Junioren von Atlético Paranaense an. Mein Profidebüt gab ich allerdings bei Atlético Mineiro. Ein Jahr später kehrte ich zu Paranaense zurück. In Brasilien profitierte ich überproportional von meiner starken Physis: 70 Prozent der Tore erzielte ich per Kopf. Interessanterweise schlug dies in Deutschland ins Gegenteil um. In der Bundesliga traf ich in 70 Prozent der Fälle mit dem Fuss. Mit anderen Worten: Ein b ­ rasilianischer Kämpfer ist in Deutschland ein Techniker. Der Wendepunkt meiner Karriere war zweifellos die Begegnung mit Leverkusen-Manager Reiner Calmund 1996 in São Paolo. Ich ging davon aus, dass wir uns zu einem lockeren G ­ espräch treffen würden. Als wir uns verabschiedeten, hatte ich einen Fünfjahresvertrag in der Tasche und musste meiner Frau erklären, dass wir nach Deutschland ziehen. Es war die beste Entscheidung meines Fussballerlebens, denn in Leverkusen konnte ich meine Qualitäten so ­einbringen, wie dies in Brasilien kaum möglich gewesen wäre. Dank meinen Vorfahren hatte ich beste Voraussetzungen, den deutschen Pass zu erhalten. Und

Name Paulo Rink Geburtsdatum, Geburtsort 21. Februar 1973, Curitiba Position Stürmer Wichtigste Stationen Altético Mineiro, Leverkusen, FC Santos, Nürnberg, Olympiakos Nikosia, Vitesse Arnheim Nationalteam Deutschland 13 Einsätze

weil sich Bayer Leverkusen für mich einsetzte, wurde ich schon Anfang 1997 eingebürgert. Das erste Aufgebot für die deutsche Nationalmannschaft liess nicht lange auf sich warten. Damit stellte sich für mich allerdings auch eine Gewissensfrage: Sollte ich für Deutschland spielen – und damit in meiner brasilianischen Heimat einige Leute vor den Kopf stossen und meinen Bubentraum, einmal für die Seleção aufzulaufen, begraben? Ich führte intensive Gespräche mit meinen Eltern, aber auch mit den anderen Brasilianern in Leverkusen – Emerson und Zé Roberto. Ich hatte einige schlaflose Nächte, bevor ich mich für Deutschland entschied. Es war zunächst ein Kopfentscheid, denn ich wusste, dass in Brasilien die Konkurrenz ungleich grösser war. Zu verlieren gab es aber eigentlich nichts. Schliesslich ­hatte ich die Wahl zwischen zwei Top-Nationen. Dies machte den Entscheid auch in Brasilien für die meisten Leute nachvollziehbar. T H E F I FA W E E K LY

Meine Zeit als Nationalspieler fiel in eine Zeit, als sich die DFB-Auswahl im Umbruch befand. So blieb ich ohne Titelgewinn. An der EM 2000 stand ich aber bei allen Partien im Einsatz. Und als der “Kicker” nach dem Turnier von seinen ­Lesern wissen wollte, welche Spieler beim Neuaufbau dabei sein sollten, votierten 78 Prozent für mich. Das bedeutete mir sehr viel. Denn es bestätigte mich nachträglich in meinem Entscheid für Deutschland zu spielen. Å

Aufgezeichnet von Thomas Renggli

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. 37


A FIFA World Cup in Brazil is just like Visa: everyone is welcome.

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The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

FIFA - R ÄT SEL - CUP

Internet: www.FIFA.com/TheWeekly

WM-Finale Mitte August, ein kurioser Doppelgänger und zwölf Jahre Pause – raten Sie mit!

Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. : +41-(0)43-222 7777 Fax : +41-(0)43-222 7878 Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio

1

WM-Endspiel offenbar am 15. August? So wurde es offiziell angekündigt. In welchem Jahr? B 1930

M 1934

P 1978

T  1990

Chefredakteur: Thomas Renggli Art Director: Markus Nowak

Wer ist das? 2

Redaktion: Perikles Monioudis (Stv. Chefred.), Alan Schweingruber, Sarah Steiner

A  E  O  Y

Ständige Mitarbeiter: Jordi Punti, Barcelona; David Winner, London; Hanspeter Kuenzler, London; Roland Zorn, Frankfurt/M.; Sven Goldmann, Berlin; Sérgio Xavier Filho, São Paulo; Luigi Garlando, Mailand; Bildredaktion: Peggy Knotz, Andreas Wilhelm, Adam Schwarz Produktion: Hans-Peter Frei (Leitung), Richie Krönert, Marianne Bolliger-Crittin, Mirijam Ziegler, Susanne Egli, Peter Utz

3

Michel Platini Gerd Müller Neymar Senior Blatter Junior

Ein denkwürdiges Endspiel. Die Nachnamen aller 13 eingesetzten Spieler des Siegerteams … B  beginnen mit S L  enden auf s

K  beginnen mit C R  enden auf c

Korrektorat: Nena Morf Redaktionelle Mitarbeit in dieser Nummer: Nicola Berger, Martin O’Boyle

Diese beiden Spieler nahmen an zwei WMs teil, soweit nichts Besonderes. Seltsam nur, dass zwischen den beiden Teilnahmen 12 Jahre lagen – dazwischen bestritten sie auch keine WM-Qualifikation. Für wen spielten sie?

4

Redaktionssekretariat: Loraine Mcdouall Übersetzung: Sportstranslations.com

D  Chi… L  Bel…

Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch

Getty Images

Kontakt: feedback-TheWeekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus dem The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

E  Schwe… T Austr…

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: JUPP (ausführliche Erklärungen auf FIFA.com/theweekly). Inspiration und Umsetzung: cus

Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 12. Februar 2014 an die E-Mail feedback-TheWeekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel bis am 11. Juni 2014 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen: de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf T H E F I FA W E E K LY

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FR AGEN SIE DIE FIFA!

UMFR AGE DER WOCHE

Wird Atlético Madrid Meister?

Durften im Fussball ausgewechselte Spieler früher wieder eingewechselt werden? Michele Angele, Berlin.

5

In den letzten neun Jahren gewannen stets Barcelona oder Real Madrid die spanische Meisterschaft. Eine Serie, die diesen Frühling enden kann, denn Atlético Madrid hat sich an der Spitze festgesetzt. Gelingt dem Team von Diego Simeone der Coup? Meinungen auf: feedback-TheWeekly@fifa.org

Platzverweis, Penalty, Sperre – ist die Dreifachbestrafung sinnvoll?

11%

JA NEIN

89%

lands gegen Kame-

185

run bei und stellte

Ballkontakte verbuchte

fünf Südamerikaner und

einen bis heute

Bayern Münchens Thiago

je vier Spanier und

gültigen WM-Rekord

beim 5:0 gegen Frankfurt – das

Serben. Die einzigen

auf. Salenko war nur

ist Bundesliga-­Rekord. Nun sind die letzten

Einheimischen waren

ins Kader gerutscht,

kritischen Stimmen zum 25-Millionen-Euro-Trans-

der unverwüstliche Chelsea-Captain John Terry

weil diverse russi-

fer verhallt. Den Weltrekord darf trotzdem sein

(Bild) sein Mitstreiter Gary Cahill, City-Torhüter

sche Spieler das

Ex-Klub beanspruchen: Sergio Busquets hatte im

Joe Hart sowie Schiedsrichter Michael Dean. Den

Turnier boykottiert

Mittelfeld von Barcelona 190 Ballberührungen in

Siegestreffer für Chelsea erzielte Branislav

hatten.

einem Spiel.

Ivanovic. Er stammt aus Serbien.

DER TREFFSICHERE

40

11+ 89 19

ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:

Tore steuerte Oleg Salenko an der WM-Endrunde 1994 zum 6:1-Sieg Russ-

DER UMTRIEBIGE

DER ENGLÄNDER

Spieler, die keine Engländer waren, standen beim englischen Spitzenkampf zwischen Manchester City und Chelsea auf dem Platz – darunter

T H E F I FA W E E K LY

Getty Images, Dennis Doyle / Getty Images, Adrian Dennis / AFP

Antwort von Chefredakteur Thomas Renggli: Nein – im Gegensatz zum Eishockey war dies im Fussball nie erlaubt. Der entsprechende Passus im Regelwerk lautet: “Ein Spieler, der ersetzt wurde, darf später am Spiel nicht wieder teilnehmen.” Früher war das allerdings nicht von Relevanz. Denn bis in die 1960er-Jahre gab es keine Auswechslungen. Wenn sich ein Fussballer verletzte, mussten seine Kollegen zu zehnt weiterspielen. 1965 hatte der englische Verband ein Einsehen und erlaubte (aber nur im Verletzungsfall) eine Auswechslung pro Partie. 1966 zogen das International Football Association Board und die FIFA mit und legalisierte das “Jobsharing” weltweit – und zwar für zwei Spieler pro Mannschaft und unabhängig von der medizinischen Schadensbilanz. 1995 wurde das Auswechselkontingent auf drei pro Team erhöht.


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