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Freunde der Sonne Norderney - Kindermode, nachhaltig & zeitgemäß
Wie kann sie nur - so möchte mancher in diesen Zeiten fragen - einen sicheren Job im öffentlichen Dienst gegen Selbstständigkeit im Einzelhandel eintauschen? „Wenn ich gewusst hätte, wie 2020 verläuft, hätte ich vielleicht noch etwas länger darüber nachgedacht“, sagt Fatma Dinkla. „Aber grundsätzlich glaube ich, dass es der richtige Zeitpunkt und das passende Konzept war. Man muss manchmal etwas riskieren, damit Träume Wirklichkeit werden.“ Die waschechte Insulanerin hat im Sommer 2019 in der Poststraße einen Kinderladen eröffnet - mit dem klangvollen Namen ‚Freunde der Sonne‘. Unterstützt von ihrem Mann Jonas Dinkla bietet Sie dort nachhaltig produzierte Kindermode und Accessoires in zeitgemäßem Stil an - sowie eine fachkundige und sehr persönliche Beratung. Denn als Mutter von einem Sohn und zwei Töchtern im Alter zwischen zwei und neun Jahren kennt Fatma sich bestens aus mit den Wünschen und Bedürfnissen junger Eltern und Kinder.

Foto. Carsten Muecke
Bis zum Beginn ihrer Selbstständigkeit war die gelernte Bauzeichnerin bei den Technischen Diensten Norderney (TDN) angestellt und hat dort die Bauleitung von Tiefbauprojekten übernommen wie zuletzt die Erneuerung der Nordhelmstraße an der Kreuzung zur Emsstraße. „Ich habe mich da total wohl gefühlt und bin als Frau zwischen all den Bauarbeitern und Handwerkern super klargekommen. Aber seitdem meine eigenen Kids da waren, ist der Wunsch immer größer geworden, einen individuellen Kinderladen aufzumachen, der auch eine Lebenseinstellung verkörpert - denn das fehlte hier bislang auf Norderney.“ Wer das Geschäft in der Poststraße betritt, spürt sofort die warme und familiäre Atmosphäre. Der persönliche Touch zeigt sich auch beim Sortiment, das überwiegend aus kleineren, weniger bekannten Labels besteht. „Wir haben von Anfang an darauf geachtet, dass die Firmen und Manufakturen, mit denen wir zusammenarbeiten, einen nachhaltigen und möglichst gendergerechten Ansatz verfolgen.“ Die überkommene Unterscheidung von Blau und Rosa für Jungs und Mädchen sucht man bei ‚Freunde der Sonne‘ vergeblich. „Vieles hier

Foto. Carsten Muecke
ist unisex und sieht bei allen Kindern gut aus.“ Inspiration holen sich Fatma und ihr Mann Jonas, der schwerpunktmäßig seine Eltern im Hotel Haus Margarete am Meer unterstützt, bei Recherchen in den Niederlanden, aber auch im Internet. „Viele unserer Partner tauchen gar nicht auf den üblichen Handelsmessen auf. Gerade bei den zeitgemäßen Sachen läuft inzwischen viel über das Netz - das ist wie eine kleine Parallelwelt abseits des Mainstream.“

Foto. Carsten Muecke
Wer durch das Sortiment von ‚Freunde der Sonne‘ stöbert, fühlt sich ganz im Hier und Jetzt. Kindgerecht überwiegen die bunten Farben, aber häufig desaturiert und in sanften und subtilen Kombinationen. Hier wirkt nichts wie von der Stange. Die Kreationen des Labels Bobo Choses zum Beispiel könnten verrückten Kinderbüchern entstiegen sein und erinnern uns in ihrem lässigen Style an das Magazin für Text und Musik ‚Das Wetter‘. Soft Gallery aus Schweden überrascht mit künstlerischen Patterns und Motiven von wechselnden GastDesignern. Ein Teil der Gewinne fließt an ein Kinderheim in Indien. Die Caps von New Kids in the House sind aus gebrauchten Stoffen hergestellt und inspiriert vom Stil der 1990er Jahre. Ob die bequemen Regenstiefel aus weichem Naturkautschuk von Bergstein, minimalistische Slow Fashion von Monkind und Heart of Gold oder Mützen und Shirts des auf Norderney gegründeten Labels Salzwasser - das gesamte Sortiment wirkt wie aus einem Guss, verbunden durch den Gedanken der Nachhaltigkeit. Eine breite Auswahl von Accessoires rundet das Angebot ab - darunter Taschen und Rucksäcke in ungewohnten Farben von Sticky Lemon und vor allem zauberhaft verspieltes Zubehör für Babys und Kleinkinder von Liewood. Mit den farbenfrohen Happy Socks komplettiert eine auch unter Erwachsenen verbreitete Marke den Laden. „Die kennt wirklich fast jeder - und eignen sich auch super als Geschenk oder Mitbringsel.“

Foto. Carsten Muecke
Bleibt abschließend noch die Frage nach dem Namen. ‚Freunde der Sonne‘ - wie kommt man auf so etwas? „Darauf sprechen uns viele Leute im Laden an. Einige denken an einen alten Spruch von Stefan Effenberg, dem Fußballer, auf einer legendären Pressekonferenz in den 90er Jahren. Aber damit hat der Name nur indirekt zu tun“, erklärt Fatma. „Uns erinnert ‚Freunde der Sonne‘ an einen Song von Cool Savas. Wir sind mit Hiphop und R&B groß geworden. Black Music und Deutschrap, das war immer unser Ding - und dieser Song bedeutet uns viel.“ In Cool Savas Lyrics heißt es „Sag‘: Ich liebe Freunde der Sonne! Türken und Griechen lieben die Sonne! Sag‘: Ich brauche die Sonne, träume von Sonne! Ihr braucht nichts mehr außer Freunde der Sonne!“ Fatma als Insulanerin mit türkischen Wurzeln und Jonas wie auch die ganze Familie Dinkla - auch Schwager Deniz ist Insulaner mit Migrationshintergrund - verkörpern das auf der Insel selbstverständliche multikulturelle Miteinander. „Wir möchten mit dem Namen auch ein bisschen den Zusammenhalt der Kulturen hochhalten. Außerdem ist es einfach schön, so positive Wörter wie ‚Freunde‘ und ‚Sonne‘ im Namen zu haben.“
FREUNDE DER SONNE - Poststraße 10 - 26548 Norderney - (0152) 33926524 - www.freundedersonne.selz.com