Kinderrechte: Dein Mitmachbuch! für Kinder ab der dritten Klasse von Felicia Winterstein Dieses Buch fördert den sozialen Umgang. Geeignet für Erwachsene und Kinder.
Diese Buch gehรถrt:
Die Zaubersporen begleiten dich durch das ganze Buch, jede Farbe steht f端r ein bestimmtes Recht.
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Alle Kinder sind gleich! - ab Seite 12
Du sollst deine F채higkeiten entwickeln! - ab Seite 44
Du darfst deine Freizeit gestalten! - ab Seite 36
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Du darfst mitentscheiden! - ab Seite 28
Du sollst gesund bleiben! - ab Seite 20
1.
Herr Hugo aus der Zukunft! - ab Seite 4
Hier findest du dich zurecht:
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Du darfst Geheimnisse haben! - ab Seite 52
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Jemand muss sich um dich sorgen! - ab Seite 80
Man muss auf dich aufpassen! - ab Seite 74
Kinderrechte im Ăœberblick - ab Seite 90
Kommt Linus rechtzeitig? - ab Seite 86
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Niemand darf dir weh tun! - ab Seite 68
Du darfst laut sagen, was du denkst! - ab Seite 62
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Herr Hugo aus der Zukunft Einleitung Leo, Anne und Bastian waren im Wald unterwegs. Plötzlich hörten sie ein komisches Geräusch. Es war, als würde eine Silvesterrakete neben ihnen in die Luft gehen. Sie sahen ein kleines, hellleuchtendes Etwas sehr schnell vom Himmel fallen. Dann donnerte es laut im Wald. „Was war das denn?“, staunte Anne und alle drei rannten in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Dort sahen sie ein knallbuntgestreiftes, gelbgepunktetes, bowlingkugelähnliches, auf drei Beinen stehendes Objekt mit gleich mehreren Antennen. Es zischte, knackte und qualmte, so als ob es nicht mehr ganz in Ordnung wäre. Es dauerte auch nicht lange, bis sich ein kleiner Mann hustend aus der Kapsel befreite. So eine Frisur hatten die Kinder noch nie gesehen, vor allem die Farbe der Haare strahlte ihnen ins Gesicht. Er streckte und präsentierte sich vor den Kindern stolz in seiner vollen Größe. Anne ging er gerade mal bis zum Knie. Eigentlich sah er aus wie ein normaler Mensch, nur seine merkwürdige Kleidung, seine knubbelige Nase und eben seine Größe verwirrten die Kinder.
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„Gestatten Theodor Xion Hugo der Dritte, aber Herr Hugo reicht vollkommen aus. Ich wollte eigentlich ganz woanders hin. Wie es hier aussieht, bin ich eindeutig in der Vergangenheit gelandet. In welchem Jahr lebt ihr denn?“ „2012“, antwortete Anne erstaunt. Bastian rief: „Aus der Zukunft? Ich werd verrückt, und was hast du für komische Klamotten an? Und diese Schuhe? Kannst du zaubern? Wie lange bleibst du hier? Bist du gut oder böse? Darf ich dich mal anfassen?“ Eins nach dem anderen!“, schnaufte Herr Hugo. „Anscheinend habt ihr noch nie einen Zeitreisenden aus dem Jahre 2910 gesehen?“ „Und reden kannst du auch, das glaube ich jetzt nicht. Leo! Zwick mich in den Arm, ich glaub ich träume!“ „Nein nein Anne, ich sehe ihn auch!“, stammelte Leo. Herr Hugo schüttelte sich den Staub von den Schultern und plapperte los: „Ja, ich komme aus der Zukunft, um es genau zu sagen, ganze 898 Jahre später als jetzt. Eigentlich wollte ich auf das Jahresfest am See der schönen Träume am 24.6.2900, das habe ich beim letzten mal nämlich verpasst.“ Er testete vergebens ein paar Schalter an seiner Zeitmaschine und seufzte: „Ist wohl kaputt.“ Dann klopfte er mit seinen merkwürdig aussehenden Stiefeln zweimal auf den Boden und schloss für einen Moment die Augen. Ein paar funkelnde Zaubersporen flogen durch die Luft, es gab einen Windstoß und zack, war die Zeitmaschine so klein, dass er sie in seine Hosentasche stecken konnte. „Wow, wie hast du das denn gemacht?“, staunte Anne, „Deine Stiefel könnte ich super gebrauchen, um mein Zimmer aufzuräumen!“ Alle lachten.
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„Sind das Cowboystiefel aus dem Wilden Westen?“, wollte Leo wissen. „Nein, in der Zeit, in der ich lebe, haben die Erdenbürger einen sechsten Sinn entwickelt. Wir können riechen, schmecken, tasten, hören, sehen und fantasieren. Und zum Fantasieren brauche ich meine Sporenstiefel, da durch die Zaubersporen meine Vorstellungen umgesetzt werden.“ „Boah, das ist ja cool!“, rief Leo, „du kannst dir also alles wünschen, was du willst?“ „Nein so einfach ist das leider nicht, sonst würde ich mir meine Zeitmaschine gleich wieder heil fantasieren. Wenn man alleine fantasiert, kann man nur kleine Wünsche verwirklichen. Und eine Zeitmaschine ist etwas sehr Großes!“
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„Also ich muss jetzt wirklich nach Hause. Was machen wir mit dir, Herr Hugo?“, fragte Anne. „Ich würde vorschlagen, dass mich einer von euch mit nach Hause nimmt!“ „Wenn du willst, nehme ich dich mit zu mir, Herr Hugo“, schlug Bastian vor. Die Kinder liefen zusammen mit Herrn Hugo über den kleinen Waldweg auf die Häuser zu. An der großen Kreuzung angekommen, verabschiedeten sich Anne und Leo. „Bis morgen, Herr Hugo!“
Bastian und Herr Hugo schmuggelten sich an seinen Eltern vorbei in sein Zimmer. „Wo möchtest du schlafen?“, wollte Bastian wissen. „Da ich im Moment nicht so groß bin, lege ich mich auf den Sessel, der schaut doch ganz bequem aus. Eigentlich bin ich fast zwei Meter groß, aber so hätte ich nie in meine Zeitmaschine gepasst.“ „O.k. dann mach dich einfach auf dem Sessel breit. Herr Hugo rollte sich in die Kuscheldecke, so dass nur noch seine leuchtenden Haare heraushingen. Daneben schleckte Kater Krabbat an den Sporenzauberstiefeln, die einen geheimnisvollen Duft ausströmten. Diese Nacht träumte Bastian, dass auch er die besondere Fähigkeit, das Fantasieren, hätte.
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Herr Hugo? Wie stellst du dir den kleinen Zeitreisenden Herrn Hugo vor? Er hat ein paar merkwĂźrdige Besonderheiten. Auf der rechten Seite hast du viel Platz, um ihn zu malen. In der Geheimklappe auf der letzten Seite des Buches findest du ein leeres Lesezeichen aus Karton. Wenn du mĂśchtest, kannst du dieses auch gestalten. Stecke es immer zwischen die Seiten, bei denen du aufgehĂśrt hast zu lesen.
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Alle Kinder sind gleich! Recht auf Gleichheit Als der Wecker am nächsten Morgen anfing zu klingeln stand Bastian auf und machte sich schlaftrunken im Bad für die Schule fertig. Als er die Schulsachen aus seinem Zimmer holen wollte, erschrak er, weil Herr Hugo immer noch auf dem Sessel lag. „Mist, was mach ich nur mit Herrn Hugo, hier lassen kann ich ihn auf keinen Fall, sonst findet ihn noch meine Mama.“, dachte er. Er wollte ihn wach rütteln, aber Herr Hugo schlummerte tief weiter. Kurz entschlossen packte er ihn in seine Tasche. Als er kurz vor acht schnaufend in der Schule ankam, waren Anne und Leo sehr überrascht, als Bastian ihnen ein Zeichen gab, dass sich Herr Hugo in der Sporttasche befindet. Dieser schlief immer noch. Auch während der ersten zwei Schulstunden war kein Pieps von ihm zu hören. Zum Pausengong allerdings begann es in der Tasche zu rascheln. Die Lehrerin und die meisten der Klassenkameraden hatten bereits das Zimmer verlassen, als die Tasche plötzlich anfing zu wackeln. Bastian versuchte zu verhindern, dass sich der Reißverschluss öffnete, aber Herr Hugo entkam und sprang auf den Tisch. „Haallooho, darf ich mich vorstellen, ich bin Herr Hugo aus der Zukunft!“ Etwa zehn Kinder waren noch im Zimmer. Alle hatten ihren Mund sperrangelweit offen und starrten ihn an. Timo schien die Situation nicht ganz geheuer zu sein.
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„He, was bist du denn? Haben deine Eltern kein Geld, dir coolere Schuhe zu kaufen oder was? Du schaust ja aus wie ein Roboter aus dem Niemandsland!“ Einige der Kinder fingen an zu lachen. Herr Hugo wurde für einen kurzen Moment rot im Gesicht, aber dann schnalzte er mit seiner Zunge und schoss zurück: „Ha, ich ein Roboter? Wenn du wüsstest, wie die Roboter bei uns in der Zukunft aussehen! Nein, jemanden der so unhöflich ist wie du, hab ich ja schon lange nicht mehr getroffen. Bei uns stellt man sich erst einmal mit seinem Namen vor“. Und dann passierte es. Herr Hugo schloss die Augen und stampfte mit den Stiefeln auf den Tisch. Alle starrten ihn an und zack, hatte Timo keine Nase mehr im Gesicht, sondern einen Rüssel wie ein Elefant. Timo wunderte sich anfangs noch, warum die Kinder alle auf seine Nase schauten. Aber als er sich ins Gesicht fasste und den Rüssel fühlte, stürmte er zum Spiegel über dem Waschbecken und fing sofort an zu wimmern. „Wwwas ist das? Mach das wieder weg. Ich schau schrecklich aus! Was soll ich denn mit einem Rüssel?!“ Er lief zu Herrn Hugo, ging auf die Knie und sagte: „Ich bin Timo. Timo Schulte, Entschuldigung, dass ich mich nicht vorgestellt habe, Herr Hugo. Tolle Zauberschuhe haben sie da. Machen Sie mir den Rüssel wieder weg? Bitte!“
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Herr Hugo sprang vom Tisch und fragte die Kinder, die bereits einen Kreis um ihn und Timo gebildet hatten: „Soll ich den Rüssel wieder wegmachen?“. Die Kinder schauten sich an und obwohl Timo manchmal gemein zu ihnen war, waren sie sich einig, dass er wieder normal aussehen sollte. Leo blickte auf seine Uhr und sagte: „Die Pause dauert nur noch vier Minuten, mach schnell Herr Hugo, bevor Frau Meier wieder zurückkommt!“ „Naja, der Rüssel steht ihm zwar sehr gut, aber wenn ihr alle wollt, dann mach ich es rückgängig. Zuvor muss ich euch noch etwas ganz Wichtiges sagen. Es spielt keine Rolle, ob man coole Klamotten trägt oder nicht, ob du ein Mädchen oder ein Junge bist oder wo du herkommst. Egal wie unterschiedlich ihr seid: gleiches Recht für alle! Im Unterricht, zu Hause und überall sonst. Kannst du dir das merken Timo? Und übrigens, du kannst ruhig „du“ zu mir sagen, ich bin ja nicht euer Lehrer.“ Timo nickte mit dem Kopf und in diesem Moment verschwand der Rüssel aus seinem Gesicht und Herr Hugo in der Sporttasche. Da stand Frau Meier im Klassenzimmer. „Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ihr in der Pause an die frische Luft gehen sollt! Timo, was hast du schon wieder angestellt?“ Die Schüler waren noch ganz baff, was alles in den letzten Minuten passiert war.
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Bastian versuchte die Situation zu retten. „Frau Meier, Timo hat nichts angestellt, wir haben vorhin nur versucht, alle unsere Kinderrechte aufzuzählen.“ „Aha, das ist ja schön. Gab es dafür einen bestimmten Anlass?“ „Nein Frau Meier, einfach so!“, antwortete er. „Wenn wir es schaffen, werden wir das Thema nächste Woche im Unterricht durchnehmen. Und jetzt setzt euch bitte auf eure Plätze.“ , forderte sie ihre Schüler auf.
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Du und deine Mitschüler! bdruck:
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Überprüfe deine Antwort, indem du den Umriss einer Tischplatte mit einem Stück Butterbrotpapier abpaust. Dann legst du diesen über die andere Tischplatte. Hast du richtig getippt? Rechts steht die Lösung.
ja
nein
ja
nein
Beide Tischplatten haben die gleiche Größe und Form. Das Auge wird dadurch getäuscht, dass es die Beine der Tischplatten mitbetrachtet. Wenn du nur deinen abgepausten Umriss ansiehst, kommst du sofort auf die richtige Antwort!
Auf dem Bild links siehst du zwei Tische. Sind die zwei schwarzen Tischplatten unterschiedlich groß? Haben die schwarzen Platten die gleiche Form? Kreuze an.
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Du sollst gesund bleiben! Recht auf Gesundheit Der Unterricht bis zur zweiten Pause zog sich für die Kinder eine Ewigkeit hin. Die Sporttasche stand still, man hörte aber ab und zu ein merkwürdiges Geräusch. Herrn Hugos Magen knurrte vor Hunger! Die Lehrerin merkte jedoch nichts, da sie sich auf die mathematischen Regeln konzentrierte. Nach dem Gong zur zweiten Pause sagte Frau Meier: „Raus mit euch in den Schulhof und zwar alle!“ Bastian hängte sich seine Sporttasche über die Schulter und sie liefen in den Hof. „Wo können wir uns mit Herrn Hugo verstecken? Nicht dass die ganze Schule von ihm erfährt?“, fragte Anne die anderen Kinder. „Wie wäre es unter der großen Treppe?“, schlug Katharina vor. „Gute Idee!“, bejahte Leo. Die Kinder nahmen ihre Pausenbrote in die Hand und folgten Bastian unauffällig. Auf dem Weg erklärte Leo ihnen alles, was seit gestern Abend passiert war. Unter der Treppe waren sie geschützt und Lisa hielt Wache, damit sich Herr Hugo rechtzeitig verstecken konnte, falls ein Lehrer käme. Auch Timo war mit dabei. Herr Hugo war noch nicht einmal ganz aus der Tasche heraus gestiegen, als man ihn schon jammern hörte: „Ich habe schrecklichen Hunger! Jetzt habe ich schon seit einem ganzen Tag nichts mehr gegessen. Ich könnte zwei Wohnhäuser verschlingen!“ „Ist das dein Ernst?“, wollte Timo entsetzt wissen.
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„Nein, natürlich nicht. Wie soll denn so viel in meinen kleinen Bauch passen? Hahahaa! Nein, jetzt aber wirklich, ich hätte gerne eine knusprige Scheibe Brot, mit leckerem Frischkäse bestrichen und oben drauf ganz viel grüne Kresse und zwei Streifen Paprika. Zeigt mal was ihr so dabei habt.“ Die Kinder packten ihr Essen aus. Ein fettiges Schinkenbrot, eines mit Salami und Senf drauf, zwei Schokoriegel, einen Donut, ein Stück Pizza und Cola. „Hey Kinder, schaut mal her!“ Auf einmal sprangen wieder ein paar kleine Zaubersporen durch die Luft. Herr Hugo hielt eine dicke Scheibe Vollkornbrot mit seinem Wunschbelag, Kresse, in der Hand. Die Kinder staunten nicht schlecht und plötzlich hielt jedes ein kleines Päckchen Kressesamen in der Hand. „Ich kann mein leckeres Brot leider nicht mit euch teilen, so großen Hunger hab ich jetzt.“, schmatzte Herr Hugo, während er in sein Brot biss. „Aber probiert doch die Samen zu Hause selbst einmal aus. Euer Essen schaut ganz schön fettig aus, ich weiß nicht, ob mir das schmecken würde.“ Die Kinder aßen das, was sie dabei hatten und dachten über Herrn Hugos Worte nach. „Jetzt geht es mir schon wieder viel besser! Wisst ihr nicht, dass jedes Kind das Recht auf Gesundheit hat? Nicht nur beim Essen. Hier in eurem Land werden eure Grundbedürfnisse erfüllt. Nahrung, ein Arztbesuch und Kleidung sind normale Dinge für euch. Aber in armen Ländern ist das nicht immer der Fall. Dort geht es den Kindern nicht so gut wie euch.“, erklärte Herr Hugo.
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Bastian dachte an seine Eltern, die kurz vor seiner Geburt aus dem Nahen Osten nach Deutschland gekommen waren. Sie erzählten ihm oft, dass man in der alten Heimat bei einer Verletzung nicht immer zum Arzt gehen konnte, weil das Geld nicht dafür ausreichte. Er erzählte dies den Kindern, die sich an der Treppe versammelt hatten. „Und als ich mir letztes Jahr mein Handgelenk beim Fußball spielen gebrochen hatte, sind wir einfach ins Krankenhaus gefahren und die Ärzte haben mir geholfen. Sonst könnte ich wahrscheinlich gar nicht schreiben.“ „Das ist ja echt unfair, dass es anderen Kindern nicht so gut geht wie uns. In einem Land werden die Kinderrechte beachtet und in einem anderen überhaupt nicht. Wie kann das sein?“, fragte Lisa, die den Pausenhof überwachte. „Das liegt leider daran, dass in eurer Zeit nicht alle Länder diesen Rechten zugestimmt haben. Die meisten Staaten haben die Kinderrechtskonventionen, in denen eure Rechte ausführlich erklärt werden, unterschrieben, auch Deutschland.“ Lisa unterbrach ihn: „Herr Hugo, noch acht Minuten, dann ist die Pause aus!“
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Gesund? 28
Sammle verschiedene Werbeprospekte, Zeitschriften oder Zeitungen. Such dir daraus unterschiedliche Bilder, auf denen Essen abgebildet ist. Links und rechts hast du Platz, die Bilder aufzukleben. Teile deine Bilder der gesunden und ungesunden Seite zu.
gesund
Ungesund? Auf welche Seite k채me dein Lieblingsessen?
ungesund
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Kressesamen Was brauchst du? Eine flache Schale, Wasser, zwei Blätter Küchenrolle und Kressesamen (die findest du in der Geheimklappe auf der letzten Seite des Buches).
Wie gehst du vor? lege die Blätter der Küchenrolle übereinander in die Schale
befeuchte das Ganze mit Wasser streue die Kressesamen gleichmäßig darüber stelle die Schale an einen hellen Platz, nicht direkt in die Sonne befeuchte die Schale jeden Tag ein bisschen
Was passiert? Die Kresse fängt schon am nächsten Tag an zu keimen, nach ca. vier bis fünf Tagen ist sie erntereif. Am besten schneidest du dann oben 2 cm der Kresse mit einer Schere ab.
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deiner Klebe hier ein Foto von e ab! Kresse ein oder male si
Kresse ist gesund und enth채lt viele Vitamine und Mineralstoffe, wie zum Beispiel Vitamin C, Eisen und Jod. 31
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Du darfst mitentscheiden! Recht auf Mitbestimmung Herr Hugo wollte sich das Schulgelände ansehen, er kannte ja schließlich nur die Schulen aus der Zukunft. Und dann erschrak er etwas! „Gefällt dir unsere Schule?“, wollte Anne wissen. „Gefällt sie dir denn?“, antwortete Herr Hugo. Anne dachte nach. „Naja, eigentlich ist sie ja ganz schön, aber an der ein oder anderen Ecke könnte man schon etwas besser machen. Ich finde zum Beispiel unseren Pausenhof ziemlich langweilig. Nur ein paar Bänke und leere Wände.“, stellte sie fest. Die anderen Schüler stimmten ihr zu. „Herr Hugo, wie schauen denn die Schulhöfe in der Zukunft aus?“ „Also ihr wisst ja, dass wir in der Zukunft ALLE fantasieren können. Wenn wir uns gemeinsam etwas vorstellen, das wir verändern wollen und alle gleichzeitig mit den Zauberstiefeln auf den Boden klopfen, da ist so einiges möglich! Wir haben unseren Schulhof direkt am Wald, ein kleiner Bach fließt durch den Hof und ab und zu kann man sogar ein wildes Tier sehen. Wir haben Baumhäuser, die miteinander durch Stege verbunden sind. Da kann man sich entspannen und sein Pausenbrot essen.“ „Das ist ja großartig! Bei uns wäre so etwas niemals möglich.“ „Na, aber ihr habt doch das Recht auf Mitbestimmung bei allen Fragen, die euch betreffen!“
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„Uns hört keiner zu, wenn wir etwas ändern möchten!“, meinte Fabian enttäuscht. „Also, wenn ihr es ganz genau wissen wollt, es ist so: Wenn etwas entschieden werden soll, was ein Kind betrifft, dann muss die Meinung des Kindes dazu gehört und geachtet werden. Kinder haben das Recht auf ihre eigene Meinung und auch darauf, diese zu äußern und zu verbreiten. Das könnt ihr mündlich oder schriftlich machen und den Erwachsenen sagen, was ihr wollt.“, erklärte Herr Hugo eifrig. „Da hätte ich ja gleich eine Idee!“, fiel Leo ein. „Mein großer Bruder hat eine Videokamera zum Geburtstag bekommen. Damit könnten wir einen kleinen Film aufnehmen, zeigen, was uns stört und diesen dann an den Rektor schicken. Ich fände es toll, wenn wir die langweiligen Wände etwas anmalen könnten!“ „Oder ein kleines Beet hätten, um etwas anzupflanzen.“, ergänzte Cem. Alle redeten durcheinander, da ihnen so viel einfiel. Der Gong ertönte und beendete die Pause. „Herr Hugo, wann sehen wir dich wieder?“ „Kinder, wie wäre es, wenn wir uns heute alle bei einem Spielplatz treffen!“ „Ja bei dem kleinen am Waldrand.“, schlug Timo vor. Alle waren gespannt, was heute nachmittag noch alles geschehen würde und ob Herr Hugo noch ein paar tolle Tipps auf Lager hätte. Aber erst mussten die Kinder noch zwei Stunden Deutschunterricht überstehen. Herr Hugo blieb die zwei Stunden lieber allein im Pausenhof. Er hatte mit Bastian ausgemacht, dass dieser ihn nach der Schule unter der Treppe abholen würde.
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Als alle Kinder wieder in den Klassenzimmern waren und der Pausenhof ganz leer war, ging Herr Hugo etwas spazieren und dachte über seine kaputte Zeitmaschine nach. „Was mach ich jetzt nur? Meine Zaubersporen reichen nicht aus, um die Maschine zu reparieren. Ich bleibe gern noch ein Weilchen hier bei den Kindern und helfe ihnen etwas weiter. Aber Linus mein Hund wird mich vermissen. Irgendwas werde ich mir wegen meiner Zeitmaschine ausdenken müssen, damit ich wieder nach Hause kann.“ Er schlenderte über den Hof und fantasierte sich noch die eine oder andere Kleinigkeit zum Essen. Als es ein Uhr war, rannte Bastian als erster wieder in den Hof und ließ Herrn Hugo in die Sporttasche klettern. „Herr Hugo, meine Mama wird uns mit dem Auto abholen! Da vorne steht sie schon. Mach einfach keinen Krach.“ Zu Hause angekommen erledigte er nach dem Essen seine Hausaufgaben so schnell wie noch nie.
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Heute bist du... B端rgermeister / in!
Male dich ganz groĂ&#x; auf den Tisch! Schreibe in die Sprechblasen, was du in deiner Stadt ändern wĂźrdest.
Kinder haben das Recht, bei allen Fragen, die sie betreffen, mitzubestimmmen und zu sagen, was sie denken!
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Dein Schulhof! Stell dir vor, du darfst mitentscheiden, wie dein Schulhof aussieht! Male ein Bild von deinem Traumschulhof. Was ist dir besonders wichtig? Dir f채llt bestimmt noch etwas Besseres ein, als Baumh채user.
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Du darfst deine Freizeit gestalten! Recht auf Spiel und Freizeit Nachdem Bastian sich den Magen vollgeschlagen hatte, lief er mit seiner Tasche Richtung Spielplatz. Nach und nach stießen die restlichen Kinder zu den beiden. Hinter der Rutsche gab es zwei kleine Holzhäuser, in denen sie sich versammelten. Alle waren da, nur Lisa fehlte. „Wo ist sie denn?“, fragte Herr Hugo. „Die muss nach der Schule meistens auf ihre kleine Schwester aufpassen und daheim mithelfen, weil ihre Eltern so lange in der Eisdiele arbeiten.“, erklärten die Kinder. „Bastian, Anne, Leo, Timo, Katharina, Cem, Marie und Fabian! Alle dürfen raus, nur Lisa nicht. Vor einiger Zeit bin ich schon mal in die Vergangenheit gereist. Ich war aber in einem Land, das weit weg von Deutschland ist. Dort habe ich Sachen gesehen, die mir gar nicht gefielen. Viele Kinder in diesem Land durften gar nicht in die Schule gehen, sondern mussten arbeiten. Stellt euch vor, sie hatten nicht einmal Spielzeug! Und wenn sie dann mal etwas Freizeit hatten, sind sie auf eine der vielen Müllkippen und haben sich aus Abfällen einen Ball oder etwas anderes zusammen gebastelt.“, erzählte Herr Hugo.
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„Also ich finde ja, dass wir hier echt genug Freizeit haben, eigentlich dürfen wir nach der Schule immer raus“, sagte Fabian. Herr Hugo stemmte seine Arme in die Hüfte, „Ihr habt ja auch das Recht auf Spiel, Freizeit und Erholung. In eurer freien Zeit dürft ihr Dinge tun, auf die ihr Lust habt. Ihr könnt euren Hobbys nachgehen, euch mit Freunden treffen oder alleine spielen.“, berichtete Herr Hugo. „Und was ist jetzt mit Lisa? Für sie gilt das Recht doch auch! Wir könnten uns etwas überlegen, wie wir Lisas Eltern klar machen können, dass sie nicht jeden Tag nach der Schule auch noch arbeiten muss!“, fiel Anne ein. „Dass man den Eltern mal hilft, sollte klar sein, aber man braucht genug Zeit zum Erholen, Ausruhen und Spielen. Fällt euch da was ein?“, wollte Leo wissen. Die Kinder überlegten sich gemeinsam einen Plan. Maries große Schwester Sabine studierte bereits und suchte einen Nebenjob, um etwas Geld zu verdienen. So dachten sich die Kinder, dass sie nächste Woche alle gemeinsam in der Eisdiele essen würden. Sabine könnte sich gleich bei Lisas Eltern vorstellen und vielleicht, wenn alles klappt, könnte Sabine dort als Babysitterin anfangen, so dass Lisa nicht mehr so viel mithelfen muss!
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Dein
g u e z r Müllfah
In vielen armen Ländern haben Kinder keine Spielsachen, sondern nur Abfälle zum Spielen.
Suche dir Gegenstände, die nicht mehr zu gebrauchen sind. Zum Beispiel: Klopapierrollen, Einweggläser, Korken, leere Tetrapacks, Karton, Mülltüten und was dir sonst so einfällt. Dann brauchst du noch wasserfeste Farbe, Kleber, eine Schere und Zahnstocher.
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Bau dir dann ein Fahrzeug aus deinem gesammelten „Müll“. Vielleicht kann es am Schluss sogar schwimmen, einen Berg runterfahren oder fliegen? Tetrapacks eignen sich gut als Fahrzeugkörper, Mülltüten als Fallschirme, Korken gut als Räder. Wenn du fertig bist, klebe rechts ein Foto von dem Müllfahrzeug ein.
Klebe h ier ein F oto von deinem Fahrzeu g ein!
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Hör-Memory Material: mindestens 10 saubere Joghurtbecher (gleiche Größe, Form und Farbe) oder du baust dir kleine Schachteln (Anleitung rechts) festes Papier Kleber etwas Mehl, Linsen, Perlen, Federn, Schrauben... Was nun? Fülle jeweils zwei Becher mit dem gleichen Material. Klebe die Becher anschließend mit einem Stück Papier zu. Am besten suchst du dir mindestens einen Mitspieler und los gehts! Die Spielregeln sind genau wie beim Memory. Wer zwei Becher mit dem gleichen Inhalt „erhört“ darf diese behalten. Gewinner ist derjenige, der am Schluss die meisten Becher hat. Ein Tipp: psst, gut zuhören!
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Hier siehst du die Vorlage für eine quadratische Schachtel. Du kannst sie mehrmals kopieren, oder selbst abzeichnen. Schneide die Form aus. An den gestrichelten Linien musst du sie knicken, die blauen Flächen sollen mit Kleber an die angrenzenden Flächen geklebt werden.
Für das Hör-Memory braucht man besonders gute Ohren! Es ist wichtig, dass man dir zuhört. Du musst aber auch anderen zuhören, vorallem wenn jemand Probleme hat! 47
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Du darfst deine Fähigkeiten entwickeln! Recht auf Bildung Alle lagen auf der Wiese und beobachteten die Wolken am Himmel. „Sagt mal, was könnt ihr denn besonders gut? Ich kann zum Beispiel besonders gut ganz lange einen einhändigen Handstand machen und dabei meine Lieblingslieder singen und ich kann fünf Sprachen sprechen. Siursaschim males geshim ariumiss Hummelreisnf...“ „Was soll das denn heißen?“, fragte ihn Cem. „Das ist xionisch und bedeutet übersetzt, dass ich später einmal Baumhausbauer werden will!“. Nun war Anne dran: „Ich kann die besten Aufsätze in der Klasse schreiben. Ich kann Wörter rückwärts buchstabieren und später will ich mal Rettungshundetrainerin werden“ „Ich habe einen Hund. Er heißt Linus und ist unglaublich groß. Ich hoffe, es geht ihm gut in der Zukunft.“, sagte Herr Hugo nachdenklich. „Aber Herr Hugo, hat denn dein Hund auch Zauberstiefel?“, wollte Timo gespannt wissen. „Na klar! Also verhungern wird er nicht, aber manchmal weiß er nicht so ganz, was ihm gut tut, dann frisst er den ganzen Tag nur Hundewürstchen!“
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Nach und nach nannten die Kinder ihre Fähigkeiten. Als Letzter war Fabian dran: „Ich kann am besten in meiner Klasse mit den Augen schielen.“ Gleich führte er vor, wie das funktioniert. Die Mädchen fanden das nicht so toll und drehten schnell ihre Köpfe weg. „Und wenn ich groß bin, will ich Astronaut werden!“, ergänzte er. „Ich war schon mal auf dem Mond, es ist unbeschreiblich dort. Auf dem Saturn habe ich einmal meinen Urlaub verbracht, seitdem leuchten meine Haare so lustig, weil ich bei meiner Reise zu nah an ein schwarzes Loch gekommen bin.“, berichtete Herr Hugo. „Was ich euch aber mitteilen will, ist, dass in eurem Land Bildung Pflicht ist. Ihr könnt mit einem guten Abschluss alle möglichen Berufe erlernen. Eure Talente werden in der Schule, zu Hause und in eurer Freizeit gefördert. Anderswo haben Eltern nicht genug Geld, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. Später haben sie keine große Chance auf einen gut bezahlten Job. Dann müssen sie eine Arbeit machen, die ihnen vielleicht gar nicht gefällt. Aber sie haben keine andere Wahl. Also Fabian, du hast jetzt schon ein Ziel vor Augen, verfolge es! Wer weiß, vielleicht treffen wir uns irgendwann mal auf dem Mond!“ „Wow, das wäre einfach großartig! Du hast recht, Herr Hugo, und ich glaube, ich werde mal gehen und meine Hausaufgaben erledigen. Es ist schon kurz nach fünf!“ Die anderen Kinder waren erstaunt, dass ausgerechnet Fabian an seine Hausaufgaben dachte. Bald machten sich alle auf den Nachhauseweg.
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Astronaut
„Herr Hugo, heute kommst du mit zu mir, oder?“, schlug Anne vor. „Gut, Bastians Sessel war auch nicht so bequem, ich hab ja fast kein Auge zu bekommen“, kicherte Herr Hugo. „Du hast wie ein kleines Baby geschlafen!“, meckerte Bastian. Auf dem Nachhauseweg dachte Herr Hugo wieder an seine kaputte Zeitmaschine, außerdem bekam er auch schon etwas Heimweh, da er Linus vermisste und sich Sorgen um ihn machte.
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Was kannst du
schon?
Auf der rechten Seite kannst du dir ein Poster heraus trennen. Auf dieses sollst du ganz groß diese drei Sätze schreiben. Das kann ich besonders gut: Das möchte ich unbedingt noch lernen: Das kann ich noch nicht so gut: Bemale dein Plakat bunt und beantworte die Fragen. Hänge es dann an einen schönen Platz in deinem Zimmer. Kannst du auch etwas Verrücktes wie Herr Hugo? Wenn ja, schreib es dazu oder male dein persönliches Vorbild.
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Bildergeschichte Was würde passieren, wenn du nicht mehr in die Schule gehen dürftest? Hättest du jede Menge Zeit zum Spielen oder müsstest du arbeiten? Was würde geschehen? Male vier Szenen von deinem Leben ohne Schule in die Kästchen und schreibe jeweils einen Satz darunter.
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Du darfst Geheimnisse haben! Recht auf Privatsphäre Leo, Anne und Herr Hugo liefen zu dritt weiter, da sie fast den gleichen Heimweg hatten. Als Anne vor ihrem Haus angekommen war, musste sich Herr Hugo in ihre Schultasche zwischen die Bücher quetschen. Als sich die beiden Kinder verabschiedeten, gab Leo Anne noch einen kleinen roten Briefumschlag in die Hand. Auf diesem stand in krakeliger Schrift „für Anne“. Anne ging mit Herrn Hugo in das kleine Einfamilienhaus, in dem sie mit ihrer Familie lebte. Sie schlich sich ganz leise nach oben in ihr Zimmer und befreite ihn aus der Schultasche. „Herr Hugo, ich dachte du schläfst bei mir unterm Schreibtisch. Hier habe ich mir als Kind immer mit einer Decke eine kleine Höhle gebaut, wenn ich meine Ruhe haben wollte.“, erzählte Anne. „Wenn dir dein Schlafplatz gefällt, würde ich zum Abendessen runter gehen und dir später auch etwas zum Essen mitbringen.“ „Alles roger, ich warte und grüble weiter, was ich mit meiner Zeitmaschine anstellen kann.“, murmelte Herr Hugo. Anne ging die Treppe hinunter und ihr Vater erschrak, weil er gar nicht bemerkt hatte, dass sie schon im Haus war. Inzwischen zerbrach sich Herr Hugo den Kopf, aber das einzige, was ihm einfiel, war, dass Linus zu ihm in die Vergangenheit kommen könnte, um ihn abzuholen.
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Dann hätten sie immerhin sechs Zauberstiefel zum Fantasieren, die gemeinsam vielleicht sogar die Zeitmaschine wieder zum Laufen bringen konnten. „Aber wie soll ich denn Linus hierher bekommen? Er weiß ja gar nicht, wo ich bin. Mist, mir fällt einfach nichts mehr ein. Ich muss mich mit etwas ablenken“, dachte Herr Hugo. Da sah er den schönen roten Briefumschlag von Leo auf Annes Schreibtisch liegen.
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Herr Hugo ging zum Schreibtsich und öffnete ihn. Er las die Zeilen und war gerührt, was der Junge an seine Freundin schrieb. Er fand es sehr mutig, dass Leo so ehrlich war, Anne seine Liebe zu gestehen, auch wenn er erst neun Jahre alt war. Dann legte er den Brief zurück, setzte sich auf Annes Bett, schmunzelte ein wenig und versank in seiner Traumwelt. Als Anne nach dem Essen hoch kam, sah sie den geöffneten Brief. „Heyyy! Sag mal, spinnst du Hugo, du kannst doch nicht einfach meine Post lesen!“, fauchte Anne mit geröteten Wangen. Es war ihr unangenehm, dass er nun wusste, was Leo ihr geschrieben hatte. Außerdem gehörte es sich nicht, die Post von anderen Leuten aufzumachen. „Ähm, das, äh, tut mir jetzt leid. Natürlich, das Recht auf Privatsphäre. Kinder haben das Recht, dass ihr Privatleben, ihre Würde und ihre persönliche Ehre geschützt werden. Wenn man zum Beispiel ein Tagebuch schreibt, darf das niemand ohne Erlaubnis lesen.“, ergänzte Herr Hugo. „Von meinem Tagebuch hast du hoffentlich die Finger gelassen, oder?“, erschrak Anne. „Dein Tagebuch? Nein, das hast du bestimmt zu gut versteckt. Wieso, was steht denn da drin?“, wollte Herr Hugo neugierig wissen. „Da stehen meine geheimsten Gedanken, Erlebnisse und Gefühle drinnen. Und das geht wirklich keinen was an. Herr Hugo, damit du auch mal etwas aus der Vergangenheit lernst! Es ist genauso wichtig, dass man an deiner Zimmertür anklopft. Meine Eltern halten sich daran und das ist mir sehr wichtig. Es gibt auch in meinem Alter schon Dinge, die privat sind und niemanden etwas angehen. Genauso wie dieser Brief hier.
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Hast du das verstanden Herr Hugo? Schnüffle also bitte nicht in meinen Sachen herum!“, forderte Anne bestimmt. „Anne, ich wollte dich nicht wütend machen. Ihr seid alle so nett zu mir. Das tut mir echt leid!“, erwiderte Herr Hugo. „Ich denke, ich nehme die Entschuldigung an. Aber bitte merk dir das mit der PRIVATSPHÄRE!“, wiederholte Anne. Sie wünschten sich eine gute Nacht und Herr Hugo verkroch sich in seine Höhle unter dem Schreibtisch und schimpfte leise mit sich selbst: „Hugo, du sollst nicht immer so neugierig sein!“. Am nächsten Tag wachte Herr Hugo richtig ausgeschlafen auf. Anne hingegen hatte sich im Bett nochmal den Brief durchgelesen und war etwas durcheinander. Sie hatte Leo auch sehr gerne, wusste nun aber nicht so recht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
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Briefumschlag Du benötigst Papier, eine Schere und Kleber. Du kannst das Papier anmalen, bekleben oder du nimmst direkt bedrucktes Geschenkpapier.
1. Schneide aus dem Papier ein Quadrat aus (mit der Seitenlänge 20 cm).
2. Drehe das Quadrat auf die Rückseite. Falte die senkrechte und die waagrechte Mittellinie.
3. Drehe das Quadrat, so dass eine Ecke zu dir zeigt. Falte die seitlichen Ecken zum Mittelpunkt.
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Du darfst nur die Post aufmachen, die an dich gerichtet ist (Briefgeheimnis). Auf der letzten Seite hast du deine eigene Geheimklappe, mal sie doch ganz bunt an und verstecke etwas darin.
4. Falte die untere Ecke ein Stück über den Mittelpunkt.
5. Klebe die Ränder an den Seitenteilen fest.
6. Schon ist der Briefumschlag fertig. Du kannst einen Brief hineinstecken. Wichtig ist, dass du die Adresse des Empfängers darauf schreibst.
7. Dann brauchst du noch eine Briefmarke oder du übergibst den Brief persönlich.
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z t a l p l h ü f l h o W Male einen Platz, an dem du dich (auch alleine) ganz besonders wohl fühlst. Dein Zimmer, eine Kuschelhöhle oder einen Ort aus deiner Fantasie. Du kannst auch etwas ausschneiden und mit einkleben. Die Schnecke hat es ganz einfach, sie trägt ihr Haus auf dem Rücken. Wenn sie Angst hat, kann sie sich ganz schnell in ihr Haus zurück ziehen.
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7.
Du darfst laut sagen, was du denkst! Recht auf Meinungsfreiheit Es war Freitag, somit stand das Wochenende kurz bevor. Die Kinder trafen sich etwas früher vor der Schule, weil sie mit dem Rektor persönlich über den Pausenhof sprechen wollten. Dieser war jedoch viel zu beschäftigt und schenkte ihnen kaum Aufmerksamkeit. Statt einen neuen Termin auszumachen, verschob er das Gespräch einfach auf „später“. Aber die Kindern waren sich darüber im Klaren, dass der Rektor bald vergessen würde, dass sie ihm etwas Wichtiges mitteilen wollten. Leo hatte die Videokamera dabei und sie filmten den Schulhof, wobei sie sich besonders viel Zeit für die langweiligen Stellen nahmen. Dann machten sie aus, sich nach der Schule zu treffen, um sich öffentlich zu versammeln, also eine kleine Demonstration zu veranstalten. Herr Hugo hielt das für eine grandiose Idee und fügte hinzu: „Wisst ihr denn überhaupt, dass eure Meinung ganz wichtig ist? Ihr habt das Recht, eure Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse frei vor anderen zu äußern. Ihr dürft dafür nicht bestraft werden. Also los, trefft euch nach der Schule, vielleicht könnt ihr noch ein paar Plakate malen und Trillerpfeifen besorgen und dann legt los. Am besten ihr sucht einen Platz, an dem euch viele Leute hören und sehen können. Anne, überlege dir doch mit den anderen noch einen schönen Spruch, der sich vielleicht reimt. Den könnt ihr dann alle zusammen rufen.“
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Rektorzimme Sporttasche
Der Schultag ging schnell vorbei, da sich alle auf die kleine, selbstorganisierte Versammlung freuten. Herr Hugo musste sich nicht mehr in die enge Schultasche quetschen, denn Anne hatte einen groĂ&#x;en Rucksack organisiert.
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Interview Auf der rechten Seite hast du Platz für ein Interview. Überlege dir ein paar Fragen zum Thema: Gehst du gerne in die Schule?, oder: Was isst du am liebsten? Du kannst dir aber auch selbst ein Thema aussuchen, das dir gefällt. Stelle die Fragen einem anderen Kind und notiere die Antworten. Auf dieser Seite kannst du noch ein paar allgemeine Informationen zur Person ausfüllen.
Name: Nachname: Alter: Geschlecht: Wohnort Hobbys: Lieblingstier: 68
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70 Schneide dann den Kreis aus. Wiederhole das ganze etwa acht mal. Dann mache von außen bis zum inneren Kreis ungefähr zehn Schnitte.
Schritt 2: Stelle den Topf mit der Öffnung nach unten auf das Papier. Nimm einen Stift und fahre am Rand des Topfes entlang, damit du einen Kreis erhältst. Male einen zweiten Kreis um den ersten, der an allen Seiten etwa drei cm größer ist.
Schritt 1: Bemale den Topf in bunten Farben, wie es die Indianer vielleicht auch gemacht hätten.
einen mittelgroßen Blumentopf bunte Acrylfarbe (wasserfest) Backpapier Tapetenkleister und einen Pinsel farbiges Band, Federn Schere, Stift
Du brauchst:
ertrommel
Deine Indian
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Mit einer Trommel kannst du auf dich aufmerksam machen. Fallen dir noch andere Instrumente ein, mit denen man seine Gefühle ausdrücken kann? Schreibe diese über die weißen Strahlen.
Schritt 5: Schmücke deine Trommel mit ein paar Federn und einem schönen Band.
Schritt 4: Alles gut trocknen lassen.
Schritt 3: Streiche das Papier mit Tapetenkleister ein und klebe es schön straff über die Öffnung des Topfes, immer eine Lage nach der anderen. Wichtig ist, dass an den Rändern alles schön fest und glatt gestrichen ist und die Öffnung gut überspannt ist.
8.
Niemand darf dir weh tun! Recht auf Schutz vor Gewalt Während die Kinder demonstrierten, dachte Herr Hugo wieder an seinen Hund Linus und wurde traurig. Aber ihm fiel einfach nichts ein, wie er seine Zeitmaschine wieder reparieren könnte. Doch am Nachmittag hatte Bastian, der vom Fußballtraining kam, eine Idee. „Sag mal, Herr Hugo, buddelt Linus manchmal in der Erde? Ich habe mir nämlich überlegt, dass wir eine Botschaft in einen hohlen Knochen stecken und den vergraben. Den könnte Linus dann in der Zukunft ausgraben und wüsste Bescheid und könnte dich holen.“ „Das könnte funktionieren, Bastian. Wie bist du denn darauf gekommen? Dann gibt es eigentlich nur noch ein Problem: wo vergraben wir den Knochen, denn in der Zukunft sieht alles etwas anders aus“, überlegte sich Herr Hugo. Es müsste eine Stelle sein, die immer noch genauso ist wie jetzt.“ „Vielleicht das Beet vor der Kirche? Oder der Spielplatz?“, schlug Anne vor. „Nein, das alles gibt es schon lange nicht mehr und es muss ja auch ein Ort sein, wo Linus gerne gräbt. Am besten male ich einen Stadtplan mit seinen Lieblingsplätzen und schaue nach, wo diese Plätze bei euch sind.“, gab Herr Hugo zurück. „Ist Linus denn so schlau, dass er das versteht?“, wunderten sich die Kinder. „Ja, er frisst zwar viel zu viel, aber ansonsten ist er ziemlich schlau. Wisst ihr, Linus war früher ein Polizeihund.
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Meistens hat er dabei geholfen Kinder wieder zu finden, die gekidnappt worden sind. Er würde euch jetzt sagen: Ihr habt alle das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt. Niemand darf euch weh tun, einsperren, unter Druck setzen oder euch zu etwas zwingen, das ihr nicht wollt. Genauso wenig darf euch jemand ausbeuten, zum Beispiel durch Kinderarbeit. Vergesst das nie! Und falls ihr ein Kind seht, dem so etwas zustößt, holt Linus!“ beendete Herr Hugo seinen Vortrag. „Aber wir haben doch keinen Linus hier!“, wunderten sich die Kinder. Herr Hugo kratzte sich am Kopf und bemerkte: „Natürlich nicht, dann wendet euch an die Polizei oder das Jugendamt. Die werden euch helfen.“ „Zu wem darf ich denn heute mit nach Hause?“ Timo meldete sich: „Wenn du magst, dann kannst du mit zu mir!“ „Das ist lieb von dir, hast du Stifte und einen Block zu Hause?“, antwortete er. „Na klar, Herr Hugo, du kannst aber nur mit, wenn du mir keinen Rüssel zauberst!“ Beide lachten. „Herr Hugo, wann sehen wir dich wieder? Nicht, dass du hier einfach abhaust ohne Tschüss zu sagen!“, ergänzten die Kinder. „Was denkt ihr denn von mir? Ich schlage vor, wenn ich einen geeigneten Platz für meine Nachricht gefunden habe, dann treffen wir uns dort!“, erwiderte Herr Hugo.
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Hilfe! Es kommt leider immer wieder vor, dass Kinder in der Schule gemobbt werden, andere Kinder einen ärgern, man schlechte Noten hat oder dass man sich in der eigenen Familie unwohl fühlt. Dafür gibt es Anlaufstellen, an die man sich wenden kann, wenn man Hilfe braucht. Außerdem solltest du immer die Augen offen halten und darauf achten, dass es deinen Freunden auch gut geht. Wenn nicht, biete deine Hilfe an. Wo kannst du dich melden? Rettungsdienst 112 Polizei 110 Kinder und Jungendtelefon 0800 1110333 Oder im Internet unter: www.time4teen.de www.polizei-beratung.de
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Kinder und Jugendtelefon 0800 – 1110333 (Mo-Fr: 14-20 Uhr)
Ganz einfach kannst du dir merken: Deine Gefühle sind wichtig! Dein Körper gehört dir! Du hast das Recht „Nein“ zu sagen! Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen! Es gibt gute und blöde Geheimnisse! Du bist nicht immer schuld!
Sprich darüber, hol dir oder anderen Hilfe!!
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n l e t s a b h c u b s s e r d A Du brauchst ein DIN A4 Blatt und eine Schere.
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Wenn dein B端chlein fertig ist, kannst du die wichtigen Telefonnummern und Adressen von Freunden hinein schreiben. Von Seite 66 kannst du die Telefonnummern 端bernehmen, falls mal etwas passieren sollte.
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9.
Man muss auf dich aufpassen! Recht auf Schutz im Krieg Bei Timo bekam Herr Hugo Stifte und fing an, den Stadtplan zu zeichen. Nach einer Weile sah er sich nachdenklich im Zimmer um. Da hing ein Bild von Timos Familie. „Sag mal Timo, deine Eltern schauen dir aber nicht besonders ähnlich, oder?“ „Ja, das liegt daran, dass ich adoptiert worden bin.“ „Adoptiert? Wo sind denn deine leiblichen Eltern?“, fragte er gespannt. Timo sah Herrn Hugo etwas traurig an und sagte: „Das weiß ich nicht. Ich war noch ganz klein.“ „Was ist denn passiert?“, wollte er wissen. „Bei uns im Land ist damals Krieg ausgebrochen und auf der Flucht bin ich dann von meinen Eltern getrennt worden. Ich kam erst einmal in ein Waisenhaus. Später hat eine Hilfsorganisation versucht, meine Eltern wieder zu finden, aber sie kamen auf der Flucht ums Leben.“ Es trat kurz Stille ein. „Doch ich bin in meiner neuen Familie sehr glücklich und denke nur noch manchmal daran, dass das gar nicht meine leiblichen Eltern sind.“ „Gut, dass man sich um dich gekümmert hat.“, freute sich Herr Hugo trotzdem. „Es ist immer ein Fortschritt, wenn die Kinderrechte eingehalten werden. In deinem Fall ist es das Recht der Kinder auf Schutz im Krieg und auf der Flucht. Für diese Kinder gibt es spezielle Schutzrechte. Aber das mit deinen leiblichen Eltern tut mir sehr leid!“
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Herr Hugo dachte an seine eigenen Verwandten, von denen einer verrückter als der andere war. Seine große Schwester zum Beispiel hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Sie wohnte mittlerweile auf einem anderen Planeten. So beschloss er, ein Familientreffen zu organisieren, wenn der Plan mit Linus klappen sollte. Herr Hugo malte den Plan weiter und kreiste Linus Lieblingsbuddelstellen ein. Es waren viele Plätze, aber als Herr Hugo und Timo dann die Positionen mit der heutigen Situation verglichen, stellten sie fest, dass nur eine Stelle in Frage kam. Die ausgewählte Stelle befand sich auf dem Hügel am Stadtrand. Dieser war auch in der Zukunft noch nicht bebaut. „Super, Herr Hugo, ich starte einen Rundruf an die anderen Kinder und dann radeln wir los.“, freute sich Timo. „So machen wir das, ich schreib jetzt nur noch meinen Brief an Linus, dann können wir gehen!“, freute sich Herr Hugo.
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80 Stell dir vor, du darfst alleine in die Zukunft reisen. Male auf diese Seite deine Zeitmaschine und darunter zehn Dinge, die du auf jeden Fall mitnehmen wĂźrdest. Auf was kĂśnntest du auf gar keinen Fall verzichten? Kreise es rot ein.
t f n u k u Z e i d n i Ab
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Windlicht Zum Vorbereiten benötigst du: ein Glas Seidenpapier, Transparentpapier Tapetenkleister ein Teelicht eventuell Motivstempel oder Lieblingsmotive aus Papier deiner Wahl
Die Motive aus Transparentpapier ausschneiden. Seidenpapierstreifen in der benötigten Länge und Breite zuschneiden, diese mit Tapetenkleister einpinseln und andrücken.
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Kinder haben im Krieg und auf der Flucht ein besonderes Recht auf Schutz. Bei deinem Windlicht schützt das Glas das Teelicht, damit es nicht ausgeht! Aber sei vorsichtig beim Anzünden des Lichtes, am besten lässt du dir von einem Erwachsenen helfen!
Motive aus Transparentpapier auflegen, die Streifen vorsichtig auf das Glas aufbringen und glatt streichen. Fertig. Jetzt das Ganze trocknen lassen, Teelicht hineinstellen und daran erfreuen. Wer mag, kann nun die Motive mit Farbstift nachfahren. Ich finde, erst dadurch hats was.
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10.
Jemand muss sich um dich sorgen! Recht auf Fürsorge bei Behinderung Etwas später waren alle neun Kinder und Herr Hugo auf dem Hügel. Cem hatte einen großen Röhrenknochen mitgebracht, in den man die Nachricht stecken konnte. Herr Hugo und die Kinder vergruben den Knochen mit der Nachricht. Als sie fertig waren sagte Herr Hugo: „Vielen Dank für eure Hilfe meine Freunde. Ich hoffe das klappt!“ „Und was wollen wir jetzt machen?“, fragte Leo. „Du kannst ja hier alleine mit Anne auf Linus warten“, scherzte Cem. Er wollte Leo ein wenig aufziehen, da die anderen Kinder nun auch mitbekommen hatten, dass er sich in Anne verliebt hatte. Leo wurde rot und schrie: „Bist du behindert?“ Da sagte Herr Hugo, erstaunt über Leos Wortwahl, „Hey Leo, so was sagt man nicht! Behinderte Kinder haben es nicht so einfach im Leben wie du, und das Wort sollte man nicht als Schimpfwort verwenden. Weißt du, jedes Kind hat das Recht auf ein gutes Leben. Auch behinderte Kinder sollen genau wie andere behandelt werden. Manchmal brauchen Sie besondere Pflege, Zuwendung und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können. Ich finde, dass das ein wichtiges Thema ist, über das man keine Witze macht!“
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Leo dachte nach und sagte dann kleinlaut: „Herr Hugo, du hast recht, das ist mir jetzt einfach so raus gerutscht.“ In dem Moment drückte ihm Anne einen kleinen Kuss auf die linke Wange und Leo wurde erneut rot, aber diesmal begann er über das ganze Gesicht zu strahlen!
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Ein Arm?! Stell dir mal vor du hast nur noch einen Arm. Am besten geht das, wenn du dir einen Arm mit einer Schnur auf den R端cken bindest. Du kannst auch ein St端ck Klebeband nehmen und den Arm an den R端cken kleben. Und nun probiere nacheinander aus: schenke dir ein Glas Wasser ein binde dir einen Pferdeschwanz (wenn deine Haare lang genug sind) geh doch mal aufs Klo packe deine Schultasche streiche dir ein Butterbrot, oder sch辰le eine Banane Und versuche einfach Dinge, die du normalerweise auch machst.
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Viele Menschen die eine Behinderung haben, sind in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Beantworte die untenstehenden Fragen.
Was ist dir bei der Aufgabe besonders schwer gefallen?
Ist deine Schule behindertengerecht ausgestattet?
Habt ihr einen Aufzug?
Was kĂśnnte man deiner Meinung nach noch verbessern?
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Pantomime 88
Für dieses Spiel brauchst du mindestens zwei Mitspieler. Ihr überlegt euch einzeln verschiedene Begriffe und dann kann das Spiel auch schon los gehen. An Material braucht ihr nichts, nur eure Hände, Füße und den restlichen Körper. Abwechselnd stellt ihr die Begriffe euren Mitspielern (ganz ohne Sprache) vor. Wer am Schluss die meisten Begriffe erraten hat, ist der Gewinner! Wörter wie Blumenstrauß, Klobrille oder Eisprinzessin eignen sich gut, da diese aus zwei einzelnen Wörter zusammengesetzt sind, die man gut durch Gestik vormachen kann. Aber euch fallen bestimmt noch bessere ein!
Kinder, die eine Behinderung haben, können meist ganz alltägliche Sachen nicht so einfach ausüben. Wichtig ist, dass sie besonderen Schutz und Fürsorge erhalten! 89
Kommt Linus rechtzeitig? Du hast recht! Alle saßen zusammen auf dem Hügel. Leider wusste niemand so genau, ob Linus richtig buddeln würde und wie lange dies wohl dauern könnte. Es war Samstag Nachmittag und sie beschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Aber plötzlich kam ein heftiger Windstoß und es gab eine große Staubwolke. Langsam verzog sich der Staub und da stand Linus, ein riesengroßer Wuschelhund neben seiner Zeitmaschine. Linus hatte wunderschöne Augen, die ganz dunkel vor Freude funkelten. Er sah nicht wie ein normaler Hund aus, da er diese riesigen Zauberstiefel trug und dadurch fast wie ein Mensch wirkte. Die Kinder waren verblüfft, dass es so schnell geklappt hatte, und alle wollten sein flauschiges Fell streicheln. „Herr Hugo, was machst du denn hier? Ich habe die letzten Tage nur gefuttert, weil ich dich so vermisst habe“, bellte Linus. Die Kinder starrten auf Linus Sporenstiefel, die bestimmt mindestens Schuhgröße 46 hatten. „Linus, ich brauch deine Hilfe. Meine Zeitmaschine ist kaputt, du kannst mich doch in deiner mit nach Hause nehmen, oder?“, fragte Herr Hugo. „Aber stopp, wollen wir uns nicht erst einmal verabschieden?“, fragten die Kinder. „Oh richtig. Freunde, es hat mir riesig Spaß gemacht bei euch. Ohne euren Plan hätte ich für immer hier bleiben müssen. Ich werde euch so schnell sicher nicht vergessen! Und wenn ihr mir etwas mitteilen wollt, vergrabt mir doch einfach einen Brief und Linus buddelt ihn für mich aus.
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Und wer weiß, vielleicht komme ich schneller wieder, als ihr es euch vorstellen könnt!“ Herr Hugo umarmte jedes Kind und stieg zusammen mit Linus in dessen große Zeitmaschine ein. „Kinder, am besten ihr helft uns dabei, zurück in die Zukunft zu kommen. Wir schließen alle gleichzeitig die Augen und fantasieren gemeinsam. Und so geschah es auch. So schnell wie der Hund aufgetaucht war, genauso schnell waren beide auch wieder weg. Es wirbelten tausende Zaubersporen in der Luft herum. Man konnte noch eine leise Stimme in der Luft hören, es war die von Herrn Hugo. „Ihr habt recht, vergesst das nicht!“ Die Kinder hatten in den letzten Tagen etwas Unglaubliches erlebt, das sie so schnell nicht vergessen würden. Als das Wochenende vorbei war, gab es auch eine neue Nachricht aus der Schule. Der Rektor hatte sich das Video angesehen und wurde von der Demonstration benachrichtigt. Er hatte entschieden, dass die Schulfassade einen neuen Anstrich bekommen sollte. Die Kinder durften sich selbst die Farben aussuchen und außerdem wurde ein kleiner Schulgarten geplant. Auf dem Hügel, in dem sie ab und zu Briefe und Wünsche vergruben, säten sie etwas Kresse. Und so stellten sich die Kinder ihren Herrn Hugo vor, wie er ein Kressebrot nach dem anderen in sich hineinstopfte und immer wieder ruckzuck einen neuen Rat für sie hatte.
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Kinderrechte allgemein „(...) Die UN-Kinderrechtskonvention ist gültig für alle Menschen, die noch nicht volljährig sind und noch nicht wählen dürfen. In Deutschland also für alle Kinder und Jugendlichen von 0 bis 18 Jahren. Die UN-Kinderrechtskonvention enthält vor allem Aussagen zu drei großen Rechtsbereichen, den drei großen „P’s“ im englischen Originalwortlaut: Protection: Schutzrechte, die Kinder und Jugendliche vor Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung schützen sollen. Auch das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung und das Recht auf Leben sind hier enthalten. Provision: Förderrechte, die einem Kind bestmögliche Gesundheit und soziale Sicherung zusichern, ebenso das Recht auf Bildung, Freizeit, Ruhe und die Teilnahme am kulturellen Leben. Participation: Beteiligungsrechte, die die Subjektstellung des Kindes betonen, also Informations-, Mitwirkungs-, Anhörungs- und Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen bei allen sie betreffenden Angelegenheiten. Die Kinderrechte nach der UN-Kinderrechtskonvention sind völkerrechtlich verbindlich, aber nicht individuell in Deutschland einklagbar. Es sei denn, es gibt hier entsprechende Gesetze.
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1. Das Recht auf Gleichheit (...) Gleiche Rechte für alle! Jedes Kind ist gleich viel wert und alle Kinder haben die gleichen Rechte. Egal, aus welchem Land sie stammen, welche Hautfarbe sie haben, welchem Glauben oder welchem Geschlecht sie angehören oder welche Sprache sie sprechen. Es macht keinen Unterschied, ob ein Kind arm oder reich ist, zu einer Minderheit gehört oder nicht.
2. Das Recht auf Gesundheit (...) Erfüllen der Grundbedürfnisses eines Kindes wie gute Nahrungsmittel, Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf, ärztliche Betreuung und Versorgung, Schutz vor Suchtstoffen, Gesundheitsvorsorge sowie Impfungen und allgemein ein gesundes Aufwachsen in einer möglichst intakten Umwelt mit positiven Zukunftsaussichten.
3. Das Recht auf Bildung (...) Mädchen und Jungen haben das Recht, eine Schule zu besuchen und eine Ausbildung zu machen, die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht. Fähigkeiten und Talente sollen gefördert werden. Grundschule und Schulbücher sollen kostenlos sein. Weiterführende Schulen stehen allen Kindern offen, unabhängig von ihrer Herkunft. Die Schule soll Freude machen und keine Angst verursachen.
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4. Das Recht auf elterliche Fürsorge (...) Eltern sind die wichtigsten Menschen für Kinder und ihre Entwicklung. Deshalb genießen sie einen besonderen Schutz und haben ein Recht auf Unterstützung und Hilfe bei der Erziehung. Beide Eltern sind gemeinsam für die Erziehung verantwortlich. Ein Kind hat ein Recht darauf, regelmäßig persönlichen Kontakt zu beiden Eltern zu haben. Werden Kinder vernachlässigt oder misshandelt, haben sie ein Recht auf Hilfe. Wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist durch Vater oder Mutter, kann ein Kind von seinen Eltern getrennt werden. Diese Entscheidung muss immer durch ein Gericht bestätigt werden. Ein Kind, das seine Eltern verliert, von Vater und Mutter verlassen wird oder es aus schwerwiegenden Gründen nicht mehr bei ihnen aushält, hat Anspruch auf besonderen Schutz und Hilfe.
5. Das Recht auf Privatsphäre und persönliche Ehre (...) Jedes Kind hat das Recht, dass sein Privatleben, seine Würde und seine persönliche Ehre geachtet werden.
6. Das Recht auf Meinungsäußerung, Information und Gehör (...) Jedes Kind hat das Recht, seine Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse frei zu äußern. Die Meinung muss bei allen Dingen, die das Kind betreffen, angemessen beachtet werden: zu Hause, in der Schule, bei Ämtern und vor Gericht. Kinder haben das Recht, sich zu versammeln und gemeinsam mit anderen für die eigene Meinung einzutreten, Informationen zu verbreiten, im Rahmen der Gesetze. Jedes Kind, jeder Jugendliche darf sich Informationen beschaffen durch Medien, die auch für sie verständlich sein sollen. Mädchen und Jungen sollen vor Gewalt, Brutalität, Schund und Ekel in den Medien geschützt werden, auch im Internet. Jedes Kind hat ein Recht auf Religionsfreiheit. Alle Kinder sollen über die Kinderrechte informiert werden.
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7. Das Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht (...) Kindern im Krieg und auf der Flucht räumt die UN-Kinderrechtskonvention besondere Schutzrechte ein. Jedem Flüchtlingskind soll das Land, in das es flüchtet, besonderen Schutz bieten. Kein Kind darf in ein Kriegsgebiet zurück geschickt werden. Kindern, die ohne Eltern und Familienangehörige fliehen, muss im Zufluchtsland geholfen werden, auch, wenn sie ihre Eltern nachholen wollen. Eltern dürfen umgekehrt ein Kind nachholen, wenn sie selbst in ein sicheres Land geflüchtet sind. Die UN-Kinderrechtskonvention betont, dass Flüchtlingskinder im Asylland dieselben Rechte haben sollen wie einheimische Kinder. Kein Kind darf gezwungen werden, in einem Krieg oder Bürgerkrieg mitzumachen oder als Soldat zum Militärdienst herangezogen werden, wenn es jünger als 15 Jahre alt ist. Die Bundesrepublik Deutschland hat die UN-Kinderrechtskonvention nur mit Vorbehalt unterzeichnet, insbesondere in diesem Punkt.
8. Das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt (...) Das beinhaltet das Kinderrecht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt: Gewalt gegen Kinder ist verboten. Niemand darf ein Kind schlagen, einsperren, massiv unter Druck setzen oder zu etwas zwingen, wovor es sich fürchtet oder ekelt. Kein Kind darf ausgebeutet oder ausgenutzt werden (Gesundheit, Notlage, Arbeitskraft, Körper). Gesundheitsschädigende Kinderarbeit ist verboten, Bildung und Schule haben Vorrang. Kinder dürfen nicht verkauft, gekauft, entführt oder gegen ihren Willen ins Ausland verschleppt werden. Kein Kind und kein Jugendlicher darf gefoltert, zu lebenslanger Haft oder gar zur Todesstrafe verurteilt werden, egal, was es sich zu Schulde kommen ließ. In Deutschland ist eine gewaltfreie Erziehung im Grundgesetz verankert.
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9. Das Recht auf Spiel, Freizeit und Ruhe (...) Jedes Kind hat ein Recht auf Spiel, Freizeit und Ruhe. Jedes Kind darf sich an Freizeitaktivitäten mit anderen Jungen und Mädchen beteiligen, ebenso am künstlerischen und kulturellen Leben.
10. Das Recht auf Betreuung bei Behinderung (...) Förderung behinderter Kinder, ihren Bedürfnissen und Notwendigkeiten entsprechend, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.“ 1
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Kinderbeauftragte der Landeshauptstadt München Sozialreferat / Stadtjugendamt; Konzept, Redaktion und Reali- sation: Barbara Pfeufer, Jana Frädrich; Text: Jana Frädrich; Titel: Grundsätzliches über Kinderrechte, 1. Auflage 2006, www.muenchen.de/kinderbeauftragte
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Idee / Konzept / Text / Design / Illustration Felicia Winterstein Betreuung Stefanie Adler Carmen Fetzer Sabine Forkel-Kutschka (http://www.theaterhalle-galgenbuck.de/) Familie Winterstein Betreuende Professoren: Alexandra Kardinar Peter Krßll Druck / Verarbeitung PRINT COM Š 2012 Felicia Winterstein Bachelor of Arts www.feliciawinterstein.de
Herr Hugo kommt aus der Zukunft und kann den Kindern so einiges erzählen. In seiner Zeit haben die Menschen noch einen siebten Sinn entwickelt, das Fantasieren. Und wenn die Kinder einmal nicht weiter wissen, hat er immer einen tollen Rat auf Lager, da in seiner Zeit die Kinderrechte für Jedermann schon selbstverständlich sind. Aber kommt er auch wieder zurück in das Jahr 2910? Das Mitmachbuch enthält viele spannende Aufgaben zum Basteln, Ausschneiden und Ausprobieren. Die farbigen Zaubersporen fliegen durch das ganze Buch und weisen den Weg.