Fazit 89

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GEDANKEN ZUM MANAGEMENT

VON MARYAM LAURA MOAZEDI

Teil 2

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Muster sind gleichbleibende Strukturen, die vielem innewohnen, zuweilen aber auch dort erkannt werden, wo sie nicht wirklich zu erkennen sind. Beinahe automatisch werden – öfter als einem bewusst ist – zwei Sachverhalte miteinander in Verbindung gesetzt, wo es keine Verbindung, keinen Zusammenhang gibt. Ebenso beliebt sind kausale Attributionen, d.h., die beiden Tatsachen werden durch ein „weil“ miteinander verbunden. So erklären wir uns relativ rasch die Welt. Und so liegen wir relativ rasch falsch. Diese Automatismen erklären mitunter die weite Verbreitung von dem, was wir allgemein unter Aberglauben verstehen. Der US-amerikanische Psychologe Burrhus Frederic Skinner zeigte bereits in den 1940er Jahren in einem Tierexperiment auf, dass selbst Tauben nicht vor voreiligen Erklärungen gefeit sind. In seiner Versuchsanordnung bekamen die Vögel alle 15 Sekunden Futter, unabhängig davon, was sie zu dem Zeitpunkt gerade taten. Die Tauben sahen darin allerdings nicht zwei unabhängige Ereignisse, sondern dachten, dass ihr zufällig kurz vor der Futtervergabe gezeigtes Verhalten mit dem Futter in Verbindung stünde. Als Folge entwickelten sie zum Teil eigenwillige Rituale, wie Stolzieren, Nicken oder bestimmte Kopfhaltungen, je nachdem, was sie zum Zeitpunkt der Futtervergabe getan hatten. Bestärkt in der AnnahFA Z I T

me, dass es einen Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und der Belohnung gäbe, zeigten sie diese Rituale immer öfter. Sie wurden sozusagen abergläubisch. Aberglaube in der Menschheit Analogien gibt es auch im menschlichen Verhalten, mit Glücksbringern, Glückszahlen und Glückssymbolen. Den Bereichen Glücksspiel und Sport wird eine stärkere Tendenz zum Aberglauben nachgesagt. Zum Teil können die Verhaltensmuster bizarre Formen annehmen, wie eine Studie von Jerry M. Burger und Amy L. Lynn unter Profi-Baseball-Spielern demonstriert. Etwa drei Viertel der Sportler berichten von zumindest einem siegbringenden Ritual, beispielsweise kurz vor dem Spiel die Glückszahnbürste zu verwenden, viel Huhn zu essen, drei Kaugummis zu kauen, die Kleidung vom letzten Sieg zu tragen und sie nicht zu waschen, solange Spiele gewonnen werden u.v.m. Das Verhalten wird damit erklärt, dass bei vielen Sportarten, wie beispielsweise dem Baseball, Zufälle oft entscheidend sind und Rituale einem die Illusion von Steuerungsmöglichkeiten geben. Zahlen im Management Entscheidungshilfen anderer Art können Zahlen bieten. Henry J. Heinz von Heinz Ketchup entschied sich – obwohl es weit

mehr Produktvarianten gab – bei dem Slogan „57 Varieties“ für seine persönlichen Glückszahlen 5 und 7. Als China zu einem der am schnellsten wachsenden Flugzeugmärkte wurde, benannte man parallel zum chinesischen Großauftrag die Boeing Dreamliner für die chinesischen Fluggesellschaften von 7E7 in 787 um und baute so die chinesische Glückszahl 8 ein. In Europa beugte sich Brussels Airlines dem Aberglauben ihrer KundInnen und fügte nach deren Beschwerden über 13 rote Punkte in dem neuen Logo einen 14. Punkt ein. Graphologie im Management Zu einem Weniger an Unsicherheiten und Mehr an Informationen soll die Analyse des Schriftbilds beitragen, wenn zum Beispiel in der betriebsgraphologischen Beratung auf der Basis von Schriftmerkmalen wie Größe, Lage und Zeilenführung Rückschlüsse auf die Persönlichkeit der BewerberInnen geschlossen werden. In den 80er und 90er Jahren griffen in Europa etwa 85 Prozent der Unternehmen darauf zurück – viele davon renommierte internationale. In den letzten Jahren nahm der Trend ab. Untersuchungen des Psychologen Gershon Ben-Shakhar an zufällig ausgewählten Angestellten ergaben, dass der Übereinstimmungs-Koeffizient zwischen den Stellungnahmen ihrer Vorgesetzten und den graphologischen UrJÄNNER 2013


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