K U LT U R U N D S O W E I T E R
Vertane VON MICHAEL THURM
s hätte ein guter Film sein können. Es hätte ein gutes Buch sein können. 1963 hat Marlen Haushofer »Die Wand« veröffentlicht, jetzt kam die Romanverfilmung in die Kinos, leider als große Enttäuschung. Das Motiv des Buches ist wundervoll: Eine Frau wird durch eine unsichtbare Wand gezwungen, einsam und allein auf einer Jagdhütte mitten im Wald zu leben. Eine Frau, zurückgeworfen auf sich selbst, allein mit sich, der Natur und ein paar domestizierten Tieren. Und diese Frau beginnt darüber einen Bericht zu schreiben. Doch darin besteht schon das größte Problem des Buches. Marlen Haushofer hat für diese Tagebuch-ähnliche Form eine so plumpe Sprache gefunden, dass diese auf die Dauer des Buches sehr ermüdend ist. Stellen Sie sich einfach vor, dass die meisten Sätze nur aus Subjekt, Prädikat und Objekt bestehen. Hauptsatz, Hauptsatz. Jeder Satz hat den gleichen Rhythmus. Alles klingt gleich. Zu dieser stilistischen Mühsal kommt aber auch eine inhaltliche Einfalt, die nur von wenigen Momenten ironischer Selbstreflexion durchbrochen wird, die ahnen lassen, wie viel Potenzial diese Geschichte eigentlich hat. Bemerkenswert, dass an genau diesen Stellen auch der sprachliche Stumpfsinn aufhört. Die meiste Zeit aber jammert die Protagonistin – im Film dargestellt von
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FA Z I T
DEZEMBER 2012
Foto: diewand-derfilm.at
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