Fazit 110

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Essay von Günter Riegler

Was Cooles mit Medien und Design … »Bildung ist ein zentraler Wachstumstreiber (…).

Daher spielt die Struktur des Bildungswesens sowie

Hochschulen im Wandel. Eine Replik auf den Beitrag von Werner Kuich in Fazit 109

dessen Anpassungsfähigkeit an geänderte

gesellschaftliche Bedingungen eine zentrale Rolle.«

Aus: Rat für Forschung und Technologieentwicklung, IHS, AIT (Hg.), »Vision Österreich 2050 – Vorsprung durch Bildung, Forschung und Innovation«, Seite 40. In der Folge hier zitiert als »Vision Österreich 2050«, Seitenangabe.

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Foto: FH-Joanneum / Marion Luttenberger

rofessor Werner Kuich, Emeritus der Technischen Universität Wien, hat sich in seinem Essay, abgedruckt im Fazit 109 (Jänner 2015), sehr kritisch über die seiner Ansicht nach negative qualitative Entwicklung der österreichischen Universitäten geäußert, wofür er – nimmt man alle in seinem Essay geschilderten Erfahrungen zusammen – vor allem die weit reichenden Mitbestimmungsrechte in Berufungs- und Habilitationskommissionen, die seiner Ansicht nach zu starke Orientierung an der »politischen Korrektheit« und ganz allgemein den modernen Massenbetrieb an den Universitäten samt budgetärer Unterversorgung verantwortlich macht. Hochschulen im Wandel der Zeiten. Vom goldenen Zeitalter ins 21. Jahrhundert Kuichs Essay ist vor allen anderen Aspekten eine Streitschrift gegen die mit dem Universitäts-Organisationsgesetz 1975 erfolgte Abschaffung der Ordinarienuniversität, wodurch den Professoren bei Berufungen und in Habilitationskommissionen ihr bis dahin gegebenes Vetorecht (votum separatum) genommen und durch die Mitbestimmungsrechte von Lehr- und Forschungspersonal und Studierenden ersetzt wurde. An einer Stelle spricht Kuich dezidiert von der »niveausenkende(n) Mitbestimmung«. Diese geänderten Organisationsregeln, in Verbindung mit einer aus Sicht Kuichs abzulehnenden »political correctness« führten dazu, dass es – seiner Erfahrung nach – oft nicht die besten Kandidaten (selbst solche »von Weltgeltung«) in die Dreiervorschläge schafften, sondern vielmehr politisch korrekt ausgewählte Personen. Außerdem sei die finanzielle Dotierung der österreichischen Universitäten viel zu gering; als Referenzbeispiel nennt Kuich die ETH-Zürich – deren Budget sei um ein Vielfaches höher als das Budget einer Technischen Hochschule in Österreich; letztlich könne man sich an der ETH die Studierenden aussuchen, was auch hierzulande wünschenswert sei. Professor Kuichs Essay sollte nicht unkommentiert stehen bleiben, und dessen Abdruck in Fazit 109 gibt Anlass, sich über die Zukunft von Bildung, Forschung und Entwicklung in Österreich ganz allgemein Gedanken zu machen. Einige Überlegungen dazu möchte ich nachfolgend zu Papier bringen. Grundtenor ist das obige Zitat aus einer Studie des

Dr. Günter Riegler, geboren 1966, ist Geschäftsführer der Fachhochschule Joanneum und war davor viele Jahre lang Lehrbeauftragter für Finanz- und Rechnungswesen. Er ist im erlernten Beruf Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und ist Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Artikel auf dem Gebiet des Steuer-, des Bilanzrechtes sowie des Public Management.

Fazit März 2015 /// 49


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