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niederösterreich Im Namen des „Onkels“
Der Filmhof Asparn/Zaya wagt sich an eine Bühnenfassung von Davids Schalkos TV-Hit „Braunschlag“ enn man das Programm des W Theaterfestes Niederösterreich, der gemeinsamen Plattform zahlrei-
cher Sommertheater, durchforstet, findet man Jahr für Jahr viel Oper, Musical, Shakespeare und leichte Komödie. Eine Ankündigung sticht meistens heraus: jene des Filmhofs Wein4tel in Asparn/Zaya. Hier nimmt man sich für den Sommer meistens einen Kinostoff vor und zeigt die Bühnenadaption dann im schattigen Gutshof des Asparner Schlosses. Dieses Jahr wird es noch origineller mit der Stoffwahl des leitenden Ehepaares Michael Rosenberg und Monika Langthaler (er Schauspieler, sie einstige Nationalratsabgeordnete): Neben den interessanten Filmen der vergangenen Kinosaison und Auftritten bekannter Kabarettisten steht „ Braunschlag“ auf dem Programm, die urniederösterreichische ErfolgsTV-Serie von David Schalko aus dem Jahr 2011. Eine Ansage! Denn es ist schon nicht leicht, acht 45-minütige Folgen zu einem einzigen Theaterabend zusammenzufassen, aber wer traut sich schon, Robert Palfrader, Nicholas Ofczarek, Nina Proll und Maria Hofstätter Konkurrenz zu machen, die die Serie durch ihre eigenwillige Charakterzeichnung so besonders machten? In Amerika wird es gerade versucht, bei der US-Version des Senders ABC soll der palfradersche Bürgermeister aller-
dings eine Frau namens Emma Wolf sein. Aber zurück nach Asparn an der Zaya: Hier schlüpft Hörbiger-Enkel Manuel Witting in die Bürgermeisterrolle, Christian Strasser übernimmt den Ofczarek-Part des Discowirten Pfeisinger, Angelika Niedetzky spielt seine Frau. Außerdem sind neben Intendant Rosenberg selbst noch Sven Sorring, Doris Hindinger und David Wurawa dabei. Die Geschichte bleibt im Wesentlichen die alte: Die Granden des heruntergekommenen Dorfs erfinden eine Marienerscheinung, um Braunschlag (das es natürlich in der Realität gar nicht gibt) wieder in die vordere Reihe niederösterreichischer Vorzeigeziele zu stellen. Daneben Affären und Querelen, unfruchtbare Männer und deren schwangere Frauen und das alles in ureigenster österreichischer Raunzigkeit. Die Zusammenfassung des Achtteilers für die Bühne stammt von Stefan Vögel, Regie führt der in effektvoller Skurrilität erprobte Hakon Hirzenberger. Wie viele Anspielungen auf den „Onkel“ Landeshauptmann sich das Team live auf der Bühne traut, bleibt abzusehen. Reizend jedenfalls das Angebot der Rosenbergs: Man darf sich gerne bei ihnen melden, und sie stellen ein individuelles Programm für den Besuch am Filmhof zusammen. M art i n P e s l
Michael Rosenberg macht Asparn/Zaya zu Österreichs berühmtestem Ort
Filmhof Wein4tel, Asparn/Zaya, 12.7. bis 20.8., www.filmhof.at
Events in Niederösterreich Was Sie nicht versäumen sollten
fotos: Martin Hesz, Stefan Mussil, Kr afft Angerer
Jammen ohne Ende
Die Urwiener Schrammelmusik entfaltet sich zu neuer Blüte – ausgerechnet im Norden von Niederösterreich! Tagsüber lädt der Herrensee zum Hineinspringen ein, abends spielen Agnes Palmisano, 5/8erl in Ehr’n oder das Trio Lepschi auf Naturbühnen rund um den See, und nachts jammen sie zwanglos weiter. Das Schrammel.Klang. Festival findet heuer von 8. bis 10. Juli statt, aber Fußball ist keine Ausrede: Das EM-Finale wird übertragen.
19.-Jahrhundert-Drama-Queen Sarah Bernhardt (22. Juli), und Philipp Hochmair zeigt eine reduzierte Version seines fast 20 Jahre alten Solos nach Goethes „Werther“ (5. August). Thermalbad Vöslau, 17.6. bis 26.8. www.thermalbad-voeslau.at
Ganz nah dran im Amphitheater
Ob die New Yorker Off-Off-Bühne La MaMa Theater wahrlich und zu Recht „das berühmteste Theater Amerikas“ ist, wie Art Carnuntum behauptet, kann man beim – nicht ganz jugendfreien! – Gastspiel „Pylades“ prüfen: Der Text
Erfrischungen im heißen Bad
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Petronell, Amphitheater, 17. Juli, 21.00 www.artcarnuntum.at
Runter in den kühlen Stollen!
Litschau, Herrenseetheater, 8. bis 10.7. www.schrammelklang.at
Angelika Hager alias „Polly Adler“ planscht wieder in ihrem „ Schwimmenden Salon“. Im Thermalbad Vöslau plaudert sie mit Gästen, die unterhaltsame Leseabende mitbringen: Claus Peymann etwa wird am 24. Juni „wie ein Popstar gefeiert“ (Zitat Hager) und liest aus Bernhards „Holzfällen“, Sunnyi Melles rezitiert Texte der
stammt vom Skandalfilmer Pier Paolo Pasolini und basiert auf einer Tragödie des Aischylos. Das Publikum ist ganz nah dran, warnt die La-MaMa-Website. Klingt vielversprechend!
Sängerin Agnes Palmisano beim Schrammel.Klang.Festival
Bereit fürs Thermalbad? Philipp Hochmairs „Werther!“
Der ehemalige Luftschutzbunker in Mödling wird von Bruno Max und seinem Theater im Bunker mit einer lang erwarteten neuen Stationenrevue bespielt. Passenderweise geht es diesmal in die (Alb-)Traumwelten von E.T.A. Hoffmann. Dessen Erzählungen über Sandmänner und andere Fantasiegestalten vermischen sich mit Szenen aus dem Leben des romantischen Dichters. Der verwinkelte Stollen sorgt für die entsprechende Atmosphäre: Wenn wir schon aus der strahlenden Hitze in die Finsternis hinabsteigen, soll’s richtig düster werden! Mödling, Luftschutzstollen, 14.8. bis 4.9. www.theaterimbunker.at
08.06.2016 14:13:12 Uhr