DURST 2/13

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wir haben keinen plan

Foto: Valentin ladstätter

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as willst du einmal werden, wenn du groß bist? Na, irgendeinen Plan? Was wirst du studieren, wo arbeiten, wo wirst du wohnen, wirst du heiraten, Kinder kriegen, dir ein Frettchen zulegen? Eltern, Lehrer und entfernt verwandte Tanten wollen das immerzu von uns wissen, aber ganz ehrlich: wozu? Braucht man immer einen Plan? Seit es Google Maps gibt, findet man wenigstens immer den Weg zum Vorlesungsgebäude. Und Facebook und die NSA wissen ohnehin besser, wer wir sind und was wir wollen … fragt doch die! Die Zeiten von vorgezeichneten Karrieren – Schule, Studium, Job, Familie, fetter Chefsessel, fette Pension – sind vorbei, das bestätigt uns jede Woche ein anderer vogonenhafter Politiker oder Gewerkschafter. Das ist alles Angst- und Panikmache. Die halten an einem System fest, in dem sie es sich bequem gemacht haben und von dem sie uns vorgaukeln wollen, dass wir es genauso brauchen wie sie. Sie können sich keine Alternativen vorstellen und verbauen all jenen, die es können, auf bürokratische Weise den Weg. Die haben doch auch null Plan, warum brauchen dann wir einen? Wobei, wenn wir ehrlich sind: Dann und wann sind so ein bisschen Selbstorganisation, Ordnung im Terminkalender und saubere Klamotten auch ganz förderlich. Irgendwann, nach sieben verhauten Prüfungen, zehn zu spät abgegebenen Seminararbeiten und zwei volltrunkenen Auslandssemestern wollen wir dann vielleicht doch unser Studium abschließen, einen gebügelten Pullover anziehen und uns irgendwo vorstellen gehen ... In der Zwischenzeit tut aber auch ein bisschen Chaos gut. Chaos kann schrecklich aggressiv machen, aber auch befreien, weil man endlich mal nicht weiter nachdenken muss. Chaos zwingt uns manchmal aufzugeben und neu zu beginnen, macht aber auch wahnsinnig kreativ. Und wenn die Kreativität dann in geraden Linien und konzentrischen Kreisen gipfelt, auch okay. Aus Chaos kann viel leichter etwas Neues und möglicherweise Tolles entstehen als aus gefestigten Bahnen und akribischer Ordnung. Also würfelt euren Studienplan durcheinander, mischt die Lernzettel auf eurem Schreibtisch durch, schmeißt das Essen an die Wand und euch an den nächsten Typen/die nächste Typin. DURST 2/13

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Editoria

in Heft zu mache n, chaotisch zu Begi das ist ziemlich nn. Tausend Ideen, ständig umgewor die fe zusammengewürfe n werden und neu das dabei heraus lt, bis dann irgendwann kommt, was ihr je in den Händen ha tz lte t. G an z ordentlich erzä t wir jetzt von neue hlen dem Alltag in meh n Formen des Lernens und Wohnkonstellatio r oder weniger chaotischen ne sind die Deutschku n. Alles andere als alltäglich unserer Redakteu rse für Asylbewerber, die eine ri auf Seite 30 darü nnen ehrenamtlich hält – und ber berichtet. Um es auch bei den s Lernen geht M USA (28f.): Online OOCs, dem neuen Hype aus den klingt ja toll, aber gratis an Eliteunis studieren Damit ihr euren ist es das wirklich immer? M abschließt, gibt´s assive Open Online Course auch vo Studienabschluss n uns Tipps zum erfolgreichen (58f.). Und damit tisch nicht so au euer Schreibss erklärt Markus Pe ieht wie der hier (oder unsere), sc eigenen vier Wän hl, wie man sich in den den am besten or ganisiert (26).

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Felix Strehle: „Ich studiere Gamedesign & Animation. Dafür benötige ich diverse technische Hilfsmittel. Mein Schreibtisch lässt sich aber auch durch meine ungeheure Faulheit erklären, was zu wahllos verteilten Zetteln mit Kritzeleien und dutzenden leeren Gläsern führen kann. Der kleine Kaktus rechts begleitet mich, seit ich vor fünf Jahren nach Wien gezogen bin, und ist nach wie vor meine einzige Zimmerpflanze.“ Mehr Schreibtische, dann auch horizontal, ab S. 22

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