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Feiern bei der Arbeit

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Gender Studies

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Unternehmen müssen sich momentan als attraktive Arbeitgeber positionieren, um gute Mitarbeiter:innen zu bekommen. Ein paar Beispiele, wie das aussieht

Sinn und Abwechslung bei der Arbeit werden immer wichtiger. Angestellte achten darauf, wie die Werte eines Unternehmens gelebt werden. Benefits, Gesundheitsmanagement, Remote-Work und Life-Balance sind nur einige der Herausforderungen für Arbeitgeber

Die letzten Jahrzehnte hindurch hatten Arbeitgeber mit Jobwerber:innen leichtes Spiel. Stellen wurden durch technologischen Fortschritt und Rationalisierungen in Betrieben rarer und damit begehrter. Hinter Bewerber:innen, die ein Angebot in den Wind schlugen, standen zwei oder drei Kandidat:innen, die es gern annahmen. Besondere Ansprüche stellten Jobwerbende, sofern es nicht um leitende Positionen ging, im Regelfall auch nicht. Sie wollten gut bezahlt und, wenn möglich, befördert werden – das war’s so ziemlich.

Nun scheint die Arbeitswelt auf dem Kopf zu stehen, Arbeitskräfte werden dringend gesucht, und sie stellen Bedingungen: flexible Arbeitszeiten, gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeiten, anständiges Verhalten der Unternehmensführung. So zeigte kürzlich eine Studie des Jobportals karriere.at und der Unternehmensberatung rosa elefant, dass drei Viertel der potenziellen Arbeitnehmer:innen bei einem Unternehmen arbeiten wollen, das soziale Verantwortung übernimmt und sich ein Viertel gar nicht erst bewirbt, wenn dies nicht der Fall ist. 88 Prozent der befragten Personen erwarten von den Führungskräften integeres Verhalten – wo diesem Anspruch nicht genügt werden kann, würde sich die Hälfte nicht bewerben. Eine gewöhnungsbedürftige Situation für autokratische Arbeitgeber (sic!) der alten Schule.

„Es hat ein Generationswechsel stattgefunden“, erklärt der Arbeitsmarktexperte und Arbeitspsychologe Christian Korunka. „Die Bedürfnisse der sogenannten Generationen Y und Z sind mehr auf Lebensqualität und Work-Life-Balance gerichtet als auf das Einkommen. Die Verschiebung ist nicht so dramatisch, dass das Einkommen völlig egal wäre, aber doch spürbar. Außerdem haben wir momentan einen Arbeitnehmer:innenmarkt. Was daran liegt, dass man den Übergang der Generationen ein wenig verpasst hat und plötzlich merkt, dass es zu wenig Menschen gibt, die arbeiten wollen. Damit haben die, die arbeiten wollen, mehr Spielraum bekommen. Das Dritte ist, dass für diese Generationen Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert einnimmt.“

Unternehmen sind nun also gefordert, sich Jobwerbenden als attraktive Arbeitgebende zu präsentieren. Etliche Ranglisten versprechen Aufschluss darüber, auf welche das tatsächlich zutrifft. Ein gewichtiges Ranking der besten Arbeitgebenden Österreichs erstellt jährlich das Wirtschaftsmagazin trend in Zusammenarbeit mit den Karrierenetzwerken Kununu und Xing. Allerdings berücksichtigt es nur Unternehmen ab einer Größe von 200 Mitarbeiter:innen, die sich zwanzig vorab von trend und Statista gemeinsam definierten Branchen zuordnen lassen.

Tendenzen sind daraus gleichwohl abzulesen, zumal auf dem Portal kununu.com umfassende Bewertungen durch aktive oder ehemalige Arbeitnehmer:innen einsehbar und Benefits detailliert aufgelistet sind. Letztere sind bei erfolgreichen

Unternehmen schon weitgehend Standard. Zu ihnen zählen etwa Homeoffice, gesundheitliche Maßnahmen, ein Diensthandy und Kinderbetreuung. „Ansprechende Benefits werden unserer Erfahrung nach von Bewerber:innen vorausgesetzt, ebenso eine faire Vergütung und flexible Arbeitszeitmodelle“, bestätigt Claudia Krakowitzer, Director Human Resources bei Miele Österreich, das 2021 vom Magazin trend als bester heimischer Arbeitgeber geadelt wurde.

Sieger des aktuellen trend-Rankings von 2022 ist übrigens Energie Oberösterreich. Energieanbieter sind generell auf Spitzenplätze in der Rangliste abonniert. Die Österreich-Dependancen des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim und des Handelsriesen dm, außerdem die Brauunion oder das Autohaus Denzel sind weitere Unternehmen, denen die trend-Liste regelmäßig besonders gute Mitarbeiter:innen-Führung attestiert.

„Wohlfühlen beginnt bei uns bereits beim Start im Unternehmen“, erklärt Krakowitzer. „Wir bieten unseren Mitarbeiter:innen modernes Equipment und umfassende Einschulungsprogramme, damit sie gut gerüstet sind. Weiterbildungsprogramme, die auf ihren Bedürfnissen aufsetzen, unterstützen sie bei der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung im Unternehmen. Es gibt neben der arbeitsmedizinischen Betreuung auch Unterstützungen bei sportlichen Aktivitäten und Entspannungsthemen. Ein weiterer wichtiger Faktor für uns ist das gemeinsame Feiern. Wir wollen unseren Mitarbeiter:innen Zeit geben, um abzuschalten und ihre Erfolge als Team zu genießen.“

Petra Mathi-Kogelnik, Geschäftsführerin von dm Österreich, hebt neben Weiterbildungsmöglichkeiten und Gesundheitsprävention die Familienfreundlichkeit des Betriebs hervor. „Nachhaltig, sozial, vertrauenswürdig, lösungsorientiert, arbeitnehmerorientiert, flexibel“ sollte ein attraktiver Arbeitgebender agieren. Kommunikation sei ein essenzieller Faktor für die Unternehmenskultur. „Eine fehlende Wahrnehmung von Unstimmigkeiten und Wünschen der Mitarbeitenden wirkt sich negativ auf die Beziehung zwischen Führenden und Mitarbeiter:innen aus. Man muss als Arbeitgebender auf verschiedene Bedürfnisse eingehen können und wollen, um das Wohlbefinden sicherzustellen und damit auch die Entwicklungsbereitschaft zu fördern.“

Auch Claudia Krakowitzer von Miele Österreich warnt davor, Unstimmigkeiten einfach stehen zu lassen. „Wir lernen aus Feedbacks und laden unsere Mitarbeiter:innen dazu ein, mit uns über Themen, die nicht gut laufen, zu sprechen, um gemeinsame Lösungen zu finden.“

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