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Nr. 3 September 2014

Para contact spv.ch

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Im­pres­sum Her­aus­ge­be­rin Schwei­zer Pa­ra­ple­gi­ker-Ver­ei­ni­gung Kan­tons­stras­se 40, CH-6207 Nott­wil Tel. 041 939 54 00, Fax 041 939 54 09 E-Mail spv@spv.ch Post­konto 60-12400-3 Chefredaktor: Dr. iur. Tho­mas Tro­ger Redaktionsteam: Ruedi Spitzli, Urs Styger, Felix Schärer, Erwin Zemp, Evelyn Schmid, Gabi Bucher Lay­out und An­zei­gen­ver­wal­tung: Tina Achermann Fo­tos: SPV, REHAB Basel, fotolia.com, Pascale Bruderer, Corinne Oehen, Daniel Stirnimann, Jodlerklub Bärgglöggli Stein­ huserberg, Mechtild Willi Studer, Markus Binda, RC inSuperAbili, Schweizer Jugendherbergen, Michael Frass, Mike Bucher, Brigitt Willimann, Högg Liftsysteme AG, SPG Druck: Brun­ner AG, Druck und Medien, 6010 Kriens

In­halts­ver­zeich­nis Editorial Frühzeitige Beratung schützt vor Fehlern

Aus der Vereinigung Interview mit PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis

So­zi­al- und Rechts­be­ra­tung

Auflage: 9200 Ex­em­pla­re deutsch 5200 Ex­em­pla­re fran­zö­sisch

Die Hausfrauenproblematik: Mütter ohne Renten

Direktor Dr. iur. Tho­mas Tro­ger Telefon 041 939 54 00 Roll­stuhl­sport Schweiz Ruedi Spitzli, Bereichsleiter Telefon 041 939 54 11 Kul­tur und Frei­zeit Urs Styger, Bereichsleiter Telefon 041 939 54 15 In­sti­tut für So­zi­al- und Rechts­be­ra­tung Dr. iur. Michael Weissberg, Bereichsleiter Telefon 032 322 12 33 Zen­trum für Hin­der­nis­frei­es Bau­en Felix Schärer, Bereichsleiter Telefon 062 737 40 00 Lebensberatung Er­win Zemp, Bereichsleiter Telefon 041 939 54 04

17

Me­di­zin und Wis­sen­schaft Spastik bei Querschnittlähmung

Präsident Christian Betl

6

Integration Handicap: Effizientere Interessenvertretung 14

Re­dak­ti­ons­schluss näch­ste Aus­ga­be: 5. September 2014

32. Jahr­gang, er­scheint je­den drit­ten Mo­nat

5

18

Lebensberatung Lebensberatung der SPV: Mitten im Alltag

22

Kul­tur und Frei­zeit Zwischen Strand, Dschungel und Grossstadt

29

Einfach, gut, hindernisfrei: Schweizer Jugendherbergen 35

Roll­stuhl­sport Vierteilige Rennserie: Ausnahmezustand

40

Anleitung zur Schulterprävention

45

Hin­der­nis­frei­es Bau­en Wiederherstellung einer umgebauten Wohnung

46

Hin­wei­se und In­for­ma­tio­nen Wussten Sie schon …

In dieser Publikation wird zur Vereinfachung die männliche Form stellvertretend für die weibliche und männliche Formulierung verwendet.

Für un­ver­langt ein­ge­sen­de­te Ma­nu­skrip­te und Bü­cher wird von der Re­dak­ti­on kei­ne Haf­tung über­nom­men. Ein Ab­druck ist nicht ge­währ­lei­stet. Für die mit Na­men oder Si­gna­tur des Ver­fas­sers ge­kenn­zeich­ne­ten Bei­trä­ge über­nimmt die ­ Re­dak­ti­on le­dig­lich die pres­se­recht­li­che Ver­ant­wor­tung. ­ Die in der Zeit­schrift ver­öf­fent­lich­ten Bei­trä­ge sind ur­he­ber­ recht­lich ge­schützt. Nach­druck nur mit Ge­neh­mi­gung der ­ Re­dak­ti­on. Na­ment­lich ge­­­­kenn­zeich­ne­te Fremd­bei­trä­ge ge­ben nicht in je­dem Fall die Mei­nung der Re­dak­ti­on wie­der.

3 · Paracontact 3/2014

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schützt vor Fehlern

Das Leben im Generellen und für behinderte Menschen im Speziellen ist im Umgang mit Behörden und Versicherungen nicht einfacher geworden. In Bern werden regelrechte Gesetzesfluten losgetreten, die das Land überschwemmen. Die Politiker sind diesbezüglich hyperaktiv und alles und jedes wird geregelt oder will geregelt werden. Nicht einmal die Juristen finden durch diesen dichten, unübersichtlichen und oft nicht aufeinander abgestimmten Gesetzes- und Verordnungsdschungel. Der Bürger möchte gerne unseren Politikern in Bern laut nachrufen: «Hört damit auf – es ist genug geregelt – wir kommen nicht mehr mit.»

Aber ein solcher Ruf würde verhallen – völlig ungehört. Warum nur? Fragen Sie am besten einen Volksvertreter aus Ihrem Bekanntenkreis.

Es braucht heute für jedes Teilgebiet versierte Spezialisten, die das Gesetz, die Verordnungen, die Rechtsprechung und die Lücken kennen. Alleine ist man dieser Maschinerie aus­ geliefert. Ob diese verbürokratisierte Technokratie, die den gesunden Menschenverstand verdrängt, für uns in der Schweiz der richtige Weg ist, muss ernsthaft bezweifelt werden – eine Entschlackung wäre sicher nicht unangebracht. Auch die EU kämpft mit dieser Schwerfälligkeit.

Aber dieser gesamte Prozess bindet bei der SPV zusätz­ liche Ressourcen. Und es hat letztlich für den einzelnen Bürger gewaltige Auswirkungen – gerade auch in Fragen der Sozialversicherung hier in der Schweiz.

Immer wieder müssen wir bei unseren Beratungen feststel­ len, dass Querschnittgelähmte bei Fragen und im Umgang mit der Invalidenversicherung überfordert sind und aus Unwissenheit und Unkenntnis Fehler begehen, die bedeutende und lebenslange, auch finanzielle Auswirkungen ha­ ben können. Ein solches Beispiel zeigt unsere Rechtsanwältin Sarah-Maria Kaisser im Falle einer jungen Mutter auf, wenn es um Fragen der Erwerbstätigkeit geht. Fragebögen können so zu Fallstricken werden, die gar einen Rentenverlust nach sich ziehen.

Wir haben in den letzten Jahren sowohl den Rechtsdienst als auch unsere Lebensberatung mit dem Aussendienst (Querschnittgelähmte beraten Querschnittgelähmte) und versierten Sozialarbeitern ausgebaut. Denn so können wir in Fällen wie diesen helfen. Die Beratung ist zielbringend, wenn diese rechtzeitig erfolgen kann. Sie kann aber nicht mehr in jedem Fall helfen, wenn diese zu spät eingefordert wird. Mit einer frühzeitigen Erstberatung wollen wir vermeiden, dass Sie sich unnötigerweise in den Fallstricken der Behörden und Versicherungen verheddern.

Unsere Dienstleistungen sollten Ihnen als Mitglied eigentlich bekannt sein. Sie finden diese und die entsprechenden Ansprechpartner jederzeit auf unserer umfassenden 5 · Paracontact 3/2014

Webseite www.spv.ch. Sie finden alle unsere Koordinaten auch auf Seite 3 dieses Heftes im Impressum. Nutzen Sie das Wissen unserer Mitarbeitenden. Wir unterstützen und beraten Sie sehr gerne. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie nicht sicher sind oder wenn Sie Fragen haben. Unsere Aussendienstmitarbeiter sind die ersten Ansprechpartner. Auch in den Rollstuhlclubs kann Ihnen der Vorstand weiterhelfen und Sie beraten oder weiter an uns verweisen. Oder rufen Sie einfach direkt auf unsere Geschäftsstelle in Nottwil an. Wir vermitteln Sie an die richtige Stelle innerhalb der SPV oder allenfalls an externe Stellen, mit denen wir eng kooperieren. Sicher wird nicht immer alles Wünschbare machbar sein und nicht immer können wir Ihr Anlie­ gen zum Erfolg führen. Aber wir geben unser Bestes und informieren Sie dabei offen und direkt über die Aussichten und Erfolgschancen in Fragen des Sozialversicherungs­ rechts.

Zögern Sie bei Anliegen und Fragen in Zusammenhang mit der Invaliden- oder Unfallversicherung und Behörden nicht, unsere Beratung frühzeitig in Anspruch zu nehmen. Dann können Ihnen unsere Rechtsanwälte oder Sozialarbeiter eine optimale Beratung zuteil kommen lassen.

Herzlichst

Dr. Thomas Troger Direktor

Editorial

Frühzeitige Beratung

Aus der Vereinigung

100 Bälle in der Luft Name Jahrgang Zivilstand Wohnort Beruf Hobbys

PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis 1963 verheiratet, drei Kinder (8/10/15) Riehen BS Chefärztin und medizinische Leiterin REHAB Basel mit der Familie reisen, Lesen, Kochen und klassische Musik

Das REHAB Basel und die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung arbeiten schon sehr lange zusammen. Seit dem 1. Februar 2013 ist Margret Hund-Georgiadis dort Chefärztin und medizinische Leiterin. Wir haben sie über die Erfahrungen des ersten Jahres befragt.

vensystems bearbeitet, kommt man sehr rasch zu einem Punkt, an dem man nur noch eine kleine Frage, ein einziges Molekül oder gar eine einzige Aminosäure anschaut. Mir war es aber viel wichtiger, das Gehirn und das Rückenmark im Ganzen zu verstehen, den Patienten zu begreifen.

Dr. Margret Hund-Georgiadis, wie kam es dazu, dass Sie sich auf die Neurologie spezialisiert haben?

Ich wusste schon während des Medizinstudiums, dass ich Neurologin werden wollte. Damals faszinierte mich die funktionelle Organisation des Gehirns. Wie muss es «ticken», damit wir sprechen, wahrnehmen und denken können? Ursprünglich wollte ich gar nicht Ärztin werden, sondern in die Forschung gehen. Bei meinen ersten beruflichen Erfahrungen am Universitätsklinikum in Aachen hat mich die Arbeit mit den Patienten aber so gefesselt, dass «Forschung» weitab vom Patienten kein Thema mehr war. Ich schloss den Facharzt in Neurologie ab und wurde bald darauf Oberärztin am Uni-Spital in Münster. Später habe ich rund acht Jahre als Wissenschaftlerin am Max Planck Institut in Leipzig gearbeitet, um die funktionelle Hirnorganisation bei Patienten nach Hirnverletzungen noch besser zu verstehen. Das war für mich eine wichtige Zeit, die mir einen grossen Einblick in die Neurowissenschaft und die entsprechenden Techniken ermöglichte. Danach war mir aber klar, dass ich dieses Wissen zukünftig am Patienten nutzen will. Weil man sich in der Wissenschaft sozusagen «parzellieren» muss und nur einen ganz kleinen Teil des Ner-

Und wie ging es dann weiter?

Ich ging zurück in die Klinik und habe die Neurorehabilitation als den Fachbereich entdeckt, der für mich mit Abstand der spannendste ist. Ist die Akutmedizin das erste Kapitel einer Patientengeschichte, schreiben wir in der Rehabilitation das Buch weiter, erfassen sorgsam Symptome und Verläufe und erleben eben auch Verbesserungen. Ob Kopf- oder Rückenmark-Verletzung: Wir arbeiten mit Patienten, die einen schweren Schicksalsschlag erlebt haben, und versuchen einen Weg zu finden, wie es weitergeht. Das ist für mich die grösste Herausforderung.

6 · Paracontact 3/2014

War es diese direkte Arbeit mit den Patienten, die Sie von der Forschung weggelockt hat?

Ja, aber als Ärztin muss ich offen sein für Neues und die Forschung bleibt neben der Klinik wichtig für mich. Mediziner dürfen keine Türen zuschlagen und müssen mit der Wissenschaft in Kontakt bleiben. Diesen Spagat muss man im Alltag schaffen. Wir versuchen das auch am REHAB Basel: Wirklich wichtige relevante Fragen lohnen, dass wir sie im Interface zwischen Klinik und Wissenschaft mit unseren Möglichkeiten angehen.

Aus der Vereinigung Sie haben Ihre Ausbildung und einen grossen Teil des beruflichen Werdegangs in Deutschland gemacht.

Wie kam es dazu, dass Sie in die Schweiz kamen?

Es war nicht mein Lebensplan, Deutschland zu verlassen.

Ich bin meinem Mann hierher gefolgt, mit sehr kleinen Kindern und einer «Rückfahrkarte» für meine Arbeit am Max-Planck-Institut in Deutschland. Dann ergab sich sehr rasch eine berufliche Anfrage von der Zürcher Höhenklinik Wald, danach wurde die Arbeit mehr, das Pensum stetig grösser. Die ganze Familie fühlt sich hier in der Schweiz wohl, die Kinder sprechen fast perfekt Dialekt, erst ZüriDeutsch, jetzt Basel-Deutsch.

wie mein Vorgänger, das wäre wenig authentisch. Es braucht Besonnenheit, Sorgfalt und Zeit, um sich den Über­blick zu verschaffen: Was läuft gut, wo gibt es Bedarf für Weiterentwicklungen? Es ist dabei ganz wichtig, auf Mitarbeitende zählen zu können, die ihre Komfort-Zone verlassen können und auf Neues eingehen. Wir können uns in den einzelnen Behandlungsteams nur weiterentwickeln, wenn die Menschen dahinter das auch zulassen. Eine Verordnung von oben kann das nicht leisten, schon gar nicht, wenn interprofessionell miteinander gearbeitet wird wie im REHAB Basel.

In welche Richtung möchten Sie das REHAB Basel weiterentwickeln?

Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass ich die beiden Bereiche Querschnitt und Schädel-Hirn-Trauma – kurz SHT – im Haus fest verankert sehe. Beide haben etablierte, gut funktionierende Teams und Experten, die sich laufend weiterentwickeln können und müssen. Was es braucht, sind klare Antworten auf strukturelle und inhaltliche Fragen und Herausforderungen. Beispielsweise geht es darum, dass jede und jeder hier im Haus weiss, wann wir was bei einem Patienten wie machen. Wir möchten einheitliche Behandlungspfade, die transparent für die Patienten und Teams sind.

Sie sind seit dem 1. Februar 2013 Chefärztin und medizinische Leiterin des REHAB Basel. Was sind die Erfahrungen aus diesem ersten Jahr?

Ich bin im REHAB insgesamt auf eine grosse Offenheit und grosse Fachkompetenz gestossen, auf ein grosses Engagement und eine hohe Identifikation mit der Klinik. Das machte es insgesamt für mich leicht, darauf weiter aufzubauen.

Im ersten Jahr habe ich etwa versucht, die Abläufe im Bereich Querschnitt und Neurorehabilitation so weiterzuentwickeln, dass es für alle auch optimal laufen kann. Das beginnt bei der Ausbildung von jungen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen über wichtige Änderungen in der elektronischen Krankenakte und fokussiert sich dann auf die Arbeit mit dem Patienten. Da hat man im Nu 100 Bälle in der Luft und kann nur mit Achtsamkeit und Gelassenheit einen nach dem anderen oben halten.

Dr. Mark Mäder, Ihr Vorgänger, war 25 Jahre im Amt. Sie haben sozusagen die Nachfolge einer Legende angetreten. Wie war das für Sie? Ich habe sehr viel Respekt vor der Arbeit von Dr. Mäder und schätze bis heute den Austausch mit ihm sehr. Ich habe allerdings nicht den Anspruch, alles grad so zu machen 7 · Paracontact 3/2014

Dann gibt es neue Entwicklungen: Aktuell arbeiten wir daran, das Übungswohnen zu vergrössern und neu zu organisieren. Davon erhoffe ich mir, dass wir unsere Patienten in beiden Fachbereichen noch besser auf die grössten Herausforderungen nach dem Austritt vorbereiten können.

Auch sind wir derzeit damit beschäftigt, uns auf SHT- und Querschnittpatienten mit schweren Verhaltensauffälligkeiten noch besser einzustellen. Daneben haben wir begonnen, gezielt wissenschaftliche Fragen auch mit externen Kooperationen anzugehen. Die Studie zur tiergestützten Therapie läuft bereits.

Wir bauen zudem die Elektrophysiologie im Haus aus; mit Nutzen für beide Fachbereiche. Im Bereich der WachkomaPatienten beispielsweise gibt es erste, sehr ermutigende Ansätze.

Was beschäftigt Sie aktuell im Alltag am meisten?

Die klinische Arbeit mit den Patienten ist mir sehr wichtig, ich will alle stationären Patienten im Haus kennen und regelmässig sehen, von der Überwachungs- über die Querschnitt- bis zur Wachkoma-Station. Organisatorische und strukturelle Anliegen brauchen Zeit und Aufmerksamkeit.

Aus der Vereinigung

Und dann sind mir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen ganz wichtig: Eine «offene Tür» zu haben für ihre Anliegen, Ideen und Vorschläge, erscheint mir sinnvoll und jede Minute der Zeit wert.

Als Fachärztin für Neurologie leiten Sie die medizinische Ausrichtung der beiden Fachbereiche. Gibt es viele Parallelen zwischen den Gebieten und zwischen den beiden Patientengruppen?

Das Rückenmark gehört zum Nervensystem und ist mir als Neurologin gut vertraut. Es kommt – wenn es geschädigt ist – noch mit einer ganzen Bandbreite von sehr typischen Symptomen und Komplikationen daher. Das macht die Para­ plegiologie für mich zu einem interessanten und bunten Fachgebiet, das durch das Wissen von vielen Fachdisziplinen profitiert. Ich habe viel dazugelernt im vergangenen Jahr.

Wir haben im REHAB Basel fast ausschliesslich schwer betroffene Patienten und sind vor die Frage gestellt, wie man genügend Ressourcen bereitstellen kann für Menschen, die sehr unruhig sind. Bei dieser Frage bin ich mit den Antworten noch nicht dort, wo ich gerne wäre. Es ist sehr aufwändig für ein Team systematisch zu erkennen, was ein solcher Patient wann benötigt, was ihm am meisten für die Rehabilitation hilft, was ihn optimal fördert.

Dann haben wir den grossen spannenden Bereich AAT, also tiergestützte Therapie. Es geht um die Frage, ob und wie der Umgang mit Tieren schwer betroffenen Patienten helfen kann, sich besser auf Therapien einzulassen. Damit versuchen wir einen zusätzlichen Zugang bei diesen Menschen zu finden und die AAT in die jeweiligen Rehabilitationsziele zu integrieren.

Im REHAB Basel ist es Tradition, dass wir die beiden Bereiche organisatorisch trennen. Das macht Sinn, weil insbesondere die Fachkompetenz der Therapeutinnen und Therapeuten und der Pflege spezialisiert ist. In der Querschnittrehabilitation wird beispielsweise mehr internistisches Zusatzwissen benötigt; Neurorehabilitation ist heute ohne Neuropsychologie, funktionelle Neuroanatomie sowie Zusatzdiagnostik nicht auf hohem Niveau realisierbar.

Ich hatte am Anfang grossen Respekt davor, als Neurologin beide Bereiche zu leiten, habe aber heute viel Spass daran. Gerade die Querschnittpatienten sind für mich eine grosse Bereicherung, da der Austausch und die Themen oft ganz andere sind, als ich sie aus der Neurorehabilitation kenne.

Einer unserer Aussendienstmitarbeiter hat kürzlich den subjektiven Eindruck geäussert, dass es immer mehr Querschnittgelähmte mit gleichzeitigem Schädel-Hirn-Trauma gebe. Teilen Sie diesen Eindruck?

Unsere Patientenzahlen aus dem letzten Jahr zeigen eine Zunahme bei den Erstreha-Querschnittpatienten, darunter findet sich auch ein leichter Anstieg der Patienten mit Doppeltrauma, für die das REHAB Basel ja spezialisiert ist.

Ob der Anstieg aber schon signifikant ist, kann ich nicht beurteilen.

Welchen Herausforderungen begegnen Sie aktuell im Bereich der Neurologie?

Wir beschäftigen uns derzeit sehr mit Verhaltensstörungen als häufiges Begleitsymptom einer Hirnverletzung. Für Therapie und Pflege ist es wichtig zu erfassen, wie SHT-Patienten sich und ihren Körper und die Umwelt wahrnehmen, warum sie etwa agitiert und aggressiv werden.

8 · Paracontact 3/2014

Aus diesem Grund haben Sie vor der Klinik diese Tieranlage gebaut?

Die Idee kam von meinem Vorgänger Mark Mäder, der bereits vor vielen Jahren die Vision von AAT hatte und diese zielstrebig und hartnäckig verfolgte. Im letzten Jahr wurde dann endlich der Therapie-Tiergarten Eckenstein-Geigy gebaut. Aber: Nur weil man Tiere und einen Garten hat, macht man noch lange keine tiergestützte Therapie. Es ist viel aufwendiger und anspruchsvoller, Mensch und Tier in der Therapie zusammenzubringen, als ich anfangs dachte.

Tierpfleger und Therapeuten müssen eng zusammenarbeiten. Wir müssen klar definieren, was man mit welchem Tier machen, sprich trainieren kann. Was bedeutet denn tiergestützte Logopädie oder Ergotherapie? Das ist Neuland für alle: Patient, Therapeutin und Behandlungsteam.

Das Tier muss mit Würde und Respekt eine Rolle erfüllen und dem Patienten dienen. Dafür haben wir neu eine AATExpertin und ein AAT-Kernteam, die in enger Zusammenarbeit mit den Tierpflegerinnen arbeiten.

Aus der Vereinigung Wie schauen die ersten Ergebnisse aus?

Gerade mit den schwer betroffenen Patienten haben wir in kurzer Zeit schöne Erfahrungen gemacht. Diese Menschen haben oft nur kurze Wachphasen, in denen sie aufnahmefähig sind. Bringen wir dann ein Tier als Co-Therapeut ins Spiel, beginnt die Therapie grad mit allen Sinnen.

müht sich das REHAB Basel, mit an einem Strang zu ziehen.

Der Austausch gibt uns Sicherheit, dass wir gemeinsam die richtigen Entwicklungen in der Paraplegiologie erkennen und umsetzen.

Das sind tolle Erlebnisse, die aber noch nichts über die langfristigen Erfolge oder Vorteile der Therapieform aussagen. Wir müssen künftig Effekte aufzeigen und statistisch die Frage beantworten, ob und wann ein Patient von dieser Therapieform profitiert.

Was sind die aktuellen Herausforderungen in der Paraplegiologie?

Wir sind daran, für verschiedene Felder interne Leitlinien zu entwickeln und sind damit in bester Gesellschaft mit den Paraplegikerzentren im deutschsprachigen Raum. Wir versuchen auch im Fachbereich Paraplegie das Wissen um Beatmung und Dysphagie gerade bei Patienten mit hohem Querschnittniveau zu verbessern.

Andere Bereiche sind die Lokomotion und Robotik, in denen wir uns künftig noch besser aufstellen wollen. In kleineren und grösseren Projekten gibt es auch wissenschaftliche und strategische Kooperationen der Schweizer Pa­ra­ plegikerzentren.

Das Stichwort Zusammenarbeit ist gefallen. Sie arbeiten im SwiSCI Steering Komitee mit. Was sind Ihre Erwartungen an das Projekt?

Es öffnet sich uns ein grosser Fundus an Daten und Fachkompetenzen, beispielsweise bei den Wissenschaftlern oder bei Kliniken, die ein ähnliches Profil haben wie wir.

Was bei SwiSCI untersucht wird, soll später auch in den Alltag einfliessen und relevante Fragen klären. Wir sind bislang «noch» Datenzuträger und haben nun die Hoffnung, dass wir mit den erhobenen Daten konkrete Studienprojekte mitverwirklichen können. Das liesse sich im Alleingang mit sehr engen personellen Ressourcen nicht leicht verwirklichen. SwiSCI ist eine wunderbare Option.

Hat SwiSCI die Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken erweitert?

Ja, wenn man aktuell die Paraplegikerzentren in der Schweiz anschaut, dann arbeiten diese recht eng miteinander. Da wir nur wenige sind, ist es gut, wenn wir gemeinsame Interessen angehen. Für uns ist dieser Austausch eine gute Messlatte, um zu sehen, wo wir stehen und wie wir uns weiterentwickeln können und müssen. Aus diesem Grund be9 · Paracontact 3/2014

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Freude?

Als Ärztin habe ich den schönsten Beruf, den man sich vorstellen kann, da besteht nach über 22 Jahren im Job bei mir keinerlei Zweifel. Eine Arbeit weg vom Patientenbett, weg von Pflege- und Therapieteams könnte ich mir nicht vorstellen. Als Chefärztin kann ich aber auch fachlich, organisatorisch und strategisch mitgestalten, mitprägen, mit­ entwickeln, das macht mir sehr viel Freude. Auch mag ich es, junge Ärztinnen und Ärzte in ihrer Ausbildung zu begleiten und hier und da vielleicht ein bisschen dazu beizutragen, dass sie kompetente und gute Fachärzte werden.

Gibt es etwas, was Sie den Querschnittgelähmten in der Schweiz mit auf den Weg geben?

Ich bin der festen Überzeugung, dass alle Paraplegikerzentren in der Schweiz einem betroffenen Menschen sehr viel anbieten und ihm vom Unfall bis zur Nachsorge ein gutes, dichtes rehabilitatives Netz zur Verfügung steht. Er muss diese Leistungen aber auch selber wahrnehmen.

Ich bin immer sehr beeindruckt, wenn Patientinnen und Patienten, die seit über 35 Jahren querschnittgelähmt sind, in die Jahreskontrollen kommen und mir berichten, was sie alles in ihrem Alltag unternehmen und wohin sie reisen.

Das stimmt mich zufrieden, neben all dem, was wir immer noch verbessern könnten.

Herzlichen Dank für das Interview und den Einblick ins REHAB Basel.

Evelyn Schmid

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Wir setzen uns für Sie ein «Wir vertreten die Interessen der Querschnittgelähmten.» Das ist für die SPV keine leere Floskel, sondern ein ernst genommenes Versprechen. Um die Standpunkte unserer Mitglieder zu kennen, pflegen wir den Kontakt zu Betroffenen, die sich beruflich und privat mit diesen Themen auseinander setzen: der so genannten «Begleitgruppe Sozialpolitik». Aktuell stehen brisante Themen an, die grosse Auswirkungen haben könnten.

Am 19. Mai traf sich die Begleitgruppe, um folgende Anliegen zu debattieren: die beiden Vernehmlassungen «Altersvorsorge 2020» und «EL-Mietzinsmaxima», das Projekt Ageing, das Pilotprojekt «Assistenzbeitrag Bern» und die Angehörigenpflege. Zu diesen Themen nimmt die SPV gegenüber den Entscheidungsträgern in Bern Stellung.

n Angehörigenpflege Beim Schwerpunktthema Angehörigenpflege wurde ein klarer Handlungsbedarf festgestellt. Prof. Dr. Hardy Landolt hatte im Jahr 2009 das Gutachten «Soziale Sicherheit von pflegenden Angehörigen» erstellt. Die darin dargelegten Lösungsvorschläge bezüglich der schlechten Versicherungssituation haben wir bei der UVGVernehmlassung im Juni 2014 eingegeben. Wir bemühen uns, die finanzielle Absicherung der pflegenden Angehörigen deutlich zu verbessern.

tung brachten wir einige Vorbehalte gegenüber der Vorlage an. Im Übrigen stützt sich unsere Antwort auf jene der Dachorganisationenkonferenz der privaten Behindertenhilfe (DOK).

n Vernehmlassung EL-Mietzinsmaxima Die SPV begrüsst in den Grundzügen die Änderung des Bundesgesetzes über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (ELG), auch wenn wir den unterbreiteten Vorschlägen nicht in allen Punkten zustimmten, dies in Anlehnung an die Eingabe der DOK. Es geht dabei für uns unter anderem um die Frage, wie die Mehrkosten für eine behindertengerechte Wohnung zu berechnen sind.

n Pilotprojekt Assistenzbeitrag

in Bern

Der Kanton Bern hat mit der Organisation Fachstelle Assistenz Schweiz (FAssiS) einen Leistungsvertrag abgeschlossen, um mit dem Assistenzbudget Kanton Bern (ABBE) Erfahrungen für den vorgesehenen Subjektbeitrag an Menschen mit Behinderungen zu sammeln. Mitmachen dürfen volljährige im Kanton Bern lebende Personen mit anerkannter Hilflosigkeit nicht nur bei Invaliden-, sondern zusätzlich auch bei Unfall- oder Militärversicherten. Aufgrund des vereinbarten Kostendachs ist jedoch die Teilnehmerzahl beschränkt. Die SPV hat diese Ausweitung in die UVGVernehmlassung eingebracht.

n Was läuft zurzeit in Bern?

Betreffend der Vergütung der Pflegeleistungen von Angehörigen stehen wir in Kontakt mit Spitex Schweiz, um eine Zusammenarbeit zu prüfen. Wir klären, in welchen Fällen Leistungen von Angehörigen als entschädigungspflichtige Spitexleistungen anerkannt werden. Sollte sich eine Lösung abzeichnen, kann dies in der ganzen Schweiz schnell zur Anwendung kommen. Ansonsten werden wir den Anstoss für die Gründung einer neuen Spitexorganisation geben, welche insbesondere pflegende Angehörige anstellt, damit entschädigungspflichtige Spitexleistungen durch die Sozialversicherungen bezahlt würden.

n Altersvorsorge 2020 Die SPV unterstützt in weiten Teilen das Reformprojekt des Bundesrats «Altersvorsorge 2020» und nahm an der Vernehmlassung dazu teil. Trotz der generellen positiven Hal11 · Paracontact 3/2014

Zurzeit beobachten wir zirka 20 parlamentarische Vorstösse. Nationalrat Christian Lohr hat beispielsweise ein Postulat eingereicht für eine kohärente Behindertenpolitik.

Reaktionen verlangen zudem die Motion von Ständerat Urs Schwaller mit dem Titel «Eine nachhaltige Sanierung der Invalidenversicherung ist dringend notwendig» und diejenige von Ständerat von Alex Kuprecht zu «Unnötige IV-Renten vermeiden». Bei der Motion von Urs Schwaller geht es um die langfristige Finanzierung der IV. Wir sind jedoch der Ansicht, dass aufgrund der neusten IV-Statistik kein Handlungsbedarf besteht. Bei der Motion von SR Alex Kuprecht geht es um die Frage einer Meldepflicht der Leistungserbringer an die IV-Stelle. Diese Idee ist aus unserer Sicht nicht durchführbar und deshalb zu bekämpfen.

Sie sehen, die Themen gehen uns nicht aus. Wir setzen uns auch politisch für Sie ein.

Urs Styger

Aus der Vereinigung

Begleitgruppe Sozialpolitik

Aus der Vereinigung

«paraforum» – Erste Erfahrungen Anfang Dezember 2013 wurde die neue Webseite «paraforum» (www.paraforum.ch) aufgeschaltet und erfreut sich seitdem einer zunehmenden Zahl an Benutzern. «paraforum» ist eine interaktive Webseite für Querschnittgelähmte: Sie vermittelt aber nicht einfach nur Informationen, sondern man kann gezielt Fragen stellen, sei es an andere Querschnittgelähmte oder an Fachpersonen, und erhält eine individuelle Antwort. Die meisten anderen Webseiten bieten nur Hintergrundwissen, das man zwar studieren kann, das aber das persönliche Problem oft nur teilweise beantwortet.

Ein wesentlicher Vorteil von «paraforum» gegenüber anderen ähnlichen Plattformen ist, dass hinter der Webseite ein Team von Content-Managern steht, welche die Qualität des Inhalts kontrollieren, selektieren und manchmal auch kommentieren. Den Benutzern werden dadurch vertrauenswürdige Informationen zur Verfügung gestellt, die aktuell und medizinisch korrekt sind, da sie beispielsweise von einem erfahrenen Arzt kommen.

n Beliebteste Bereiche auf «paraforum» Am häufigsten bewegten sich die User in «Get Connected», dem sozialen Netzwerk von «paraforum». Nach der Hauptseite folgt an dritter Stelle der häufigsten Zugriffe die «Bibliothek». Die weiteren Sektionen werden deutlich angeführt vom «Forum»; es folgen das «Forschungsportal», «Leben & Kultur» sowie «Meine Ideen», die sich alle eines ähnlich hohen Interesses erfreuen. Einige Nutzer steuern eigene Beiträge bei und beleben dadurch die Themen, welche im «Forum» oder in «Leben & Kultur» diskutiert werden.

In «Meine Ideen« können Nutzer zusammen an Innovatio-

nen im Bereich Querschnittlähmung arbeiten. Experten aus der Schweizer Paraplegiker-Gruppe veröffentlichen regelmässig neue Artikel in der «Bibliothek» zu wichtigen querschnittsspezifischen Themen. Im «Forschungsportal» erscheint der «Artikel des Monats», in dem eine aktuelle wissenschaftliche Studie in allgemeinverständlicher Sprache dargestellt wird. Ausserdem kann man sich hier über Begriffe und Methoden der Wissenschaft informieren.

n Die Benutzer von «paraforum» An manchen Tagen wird die Webseite bis zu fünfzig Mal aufgerufen. Die meisten Zugriffe erfolgen, wenn Nutzer oder die Content-Manager neue Inhalte auf der Seite veröffentlichen, da eingeschriebene User sich per Mail über neue Aktivitäten informieren lassen können. Daraus ist zu schliessen, dass diejenigen, die «paraforum» nutzen, dies regelmässig tun.

Die Viersprachigkeit (DE, FR, IT, EN) der Webseite ist einerseits eine grosse Herausforderung, die enorm viel Zeit und Übersetzungsarbeit beansprucht. Andererseits ermöglicht sie aber auch den Austausch von Informationen über die Landesgrenze hinaus. Es gibt Zugriffe aus mehr als 48 Ländern. Die Schweiz hat mit mehr als 1500 Nutzern (v. a. aus der Deutschschweiz) bisher die meisten Beteiligten.

n Weiterentwicklung Das Projektteam unter der Leitung von Prof. Sara Rubinelli arbeitet laufend an Verbesserungen und zusätzlichen Funktionen, um «paraforum» besser an die Bedürfnisse der Anwender anzupassen. Die Bedienung wird vereinfacht, die Webseite soll intuitiver, übersichtlicher und ansprechender werden. Nach den ersten Erfahrungen und den Feedbacks der Nutzer ist dies ein wichtiges Ziel für die kommenden Monate.

Für «paraforum» ist es zentral, Betroffene und Angehörige dabei zu unterstützen, besser mit der Querschnittlähmung zu leben. Nutzer können sich untereinander austauschen und ihre langjährige Erfahrung im Rollstuhl an Frischverletzte weitergeben. Das Wissen und die Strategien, wie man am besten mit einer Querschnittlähmung umgeht, entstehen zusätzlich aus der Zusammenarbeit von Betroffenen und Fachpersonen aus den diversen Gesundheitsberufen. Aus diesem Grund sind wir überzeugt, dass die Entwicklung von «paraforum» weiter voranschreitet und sich der Kreis der Nutzer stetig vergrössern wird.

Dr. med. Hans Georg Koch und das «paraforum»-Team der SPF

12 · Paracontact 3/2014

Walter Fassbind

Ob er vor dem Interview in der Reiseabteilung vorbeischauen könne, fragt Walter, er suche noch eine Idee für die Winterferien. Und gleich darauf erzählt er von Venedig mit seinem spitzbübischen Lachen und ein paar Scherzen. Man spürt, er geniesst sein Leben, ihm gehts gut.

«Von früher soll ich erzählen», fragt er, «wann früher, vor hundert Jahren?» Er fährt sich durch die Haare und Schalk blitzt auf in seinen Augen. Ja, Basketball habe er gespielt, alles andere hätte ihn nicht interessiert. Man könnte meinen, das sei eine Art Nebenbeschäftigung gewesen, und man muss schon ein bisschen nachhaken, damit er heraus­ rückt mit dem, was er geleistet hat. Basketball war seine Leiden­schaft. Nach seinem Unfall und 7 Monaten im Spital in Langenthal kam er in die Milchsuppe Basel und hat dort zu trainieren begonnen. «Dann war da dieses Freundschaftsspiel mit Genf, danach hat mich der Genfer National­ trainer 1961 als junges Talent nach Stoke Mandeville mitge­ nommen.» Dort durfte er gegen Malta spielen. «Damals

Bekannten die LK-Zug Halle fürs Training bekommen. «Köbi Bruderer kam von Frauenfeld, Vince Cavicchia reiste von Biel an, Heinz Frei und Erwin Zemp waren mit dabei, unsere Mannschaft hiess RC Kriens/LK Zug. Wir waren gut», erzählt Walter, «im ersten Jahr haben wir den Schweizer Cup gewonnen, im zweiten sind wir Schweizer Meister geworden.» Sie seien international bekannt gewesen, hätten an unzähligen «Hunds­ ­verlocheten» gespielt und manche Länder bereist. Er habe so ein bisschen alles gemacht im Basketball; Trainer, zirka 6 Jahre TK-Chef, Klassifizierungen, sogar Nati-Trainer sei er gewesen, «das war aber nicht so mein Ding», meint er, «ich bringe gerne Menschen weiter durch Trainieren, aber Coachen liegt mir nicht wirklich.» Er hat auch eine zweite BasketballMannschaft gegründet. «Ich wollte, dass die Jungen nicht nur auf der Bank sitzen und zuschauen. Die wollen spielen, ich wusste ja selber, wie das ist.»

n Ein sonniges Gemüt

Walter Fassbind (Nr. 7) und das Basketball-Team «RC Kriens/LK Zug» vor 30 Jahren

hatte mein Rollstuhl vorne gepumpte Räder, nach ein paar Minuten hatte ich plötzlich einen Platten. Ich bin durch ganz Stoke gerast und habe jemanden gesucht, der mir den Pneu pumpen konnte, das war ja ein Autoventil. Bis ich retour kam, war der Match vorüber, das war mein Nati-Debüt.»

n Lieber Trainer als Coach Drei Jahre hat er in Genf gelebt, gearbeitet und Basketball trainiert. Danach war er ein Jahr auf Reisen in den USA. Zurück in der Deutschschweiz hat er sich umgeschaut nach Möglichkeiten zum Spielen. «Ich hab vorübergehend in Uster gespielt, aber die Vorstellungen des Trainers entsprachen nicht den meinen.» Dann hat er in Zug durch einen 13 · Paracontact 3/2014

Daneben hat er immer 100 % gearbeitet. «Laut IV hätte ich Schumacher oder Uhrenmacher werden sollen, aber das hat mich nicht interessiert.» So hat er Maschinenzeichner gelernt und unter anderem 25 Jahre bei Roche in Rotkreuz gearbeitet, die letzten Jahre als Abteilungsleiter der Konstruktionsabteilung in Diagnostik. Und schon immer ist er gerne gereist. Gerade eben kommt er von Mar­ bella, im Herbst fährt er wieder nach Venedig «mit der wichtigsten Person meines Lebens. Wir feiern unseren vierzigsten Hochzeitstag! Ohne meine Frau wäre sehr viel nicht möglich gewesen», sagt er. Und im Winter möchte er an die Wärme. Seine Traumdestination ist Westaustralien, da stimme nicht nur das Klima, da sei auch alles absolut rollstuhlgängig. Ja, sagt er noch mal, es gehe ihm blendend.

Klar habe er auch kleine Rückschläge gehabt, z. B. 2013, als er aus dem Stuhl gefallen sei und danach lange habe liegen müssen. Oder die eine oder andere kleine Operation, aber jetzt gehe es ihm wirklich gut. Sport mache er nicht mehr viel, aber er halte sich fit mit dem Theraband.

Er sei gerne unterwegs, aber auch gerne zu Hause, manchmal gehe er «auf die Gasse», Kaffee trinken, Zeitung lesen, Leute treffen. «Ich war eigentlich immer auf der Sonnenseite des Lebens», sagt er, «und das sonnige Gemüt habe ich von meiner Mutter geerbt.» Ein paar Sonnenstrahlen hat er an diesem eher grauen Tag nach Nottwil in unsere Büros gebracht; eine positive Begegnung mit einem positiv gestimmten Menschen.

Gabi Bucher

Aus der Vereinigung

Was macht eigentlich

Aus der Vereinigung

Integration Handicap

Effizientere Interessenvertretung Zur Zeit läuft die Reorganisation der Geschäftsstelle beim Verein «Integration Handicap» auf Hochtouren.

Ab dem 1. Januar 2015 tritt ein neues Organisations­ modell in Kraft, welches die bisherigen Funktionen der DOK (Dachorganisationenkonferenz der privaten Behindertenhilfe) übernehmen wird. Für die Behinder­ tenorganisationen ist das vorrangige Ziel, einen gemeinsamen und verstärkten politischen Auftritt zu er­ reichen. Grund genug, dass die SPV dem Verein neu bei­getreten ist. Neue Präsidentin des Vereins ist Stän­ derätin Pascale Bruderer (AG) und im neu gewählten Zentral­vorstand ist auch die SPV, in der Person von Urs Styger, vertreten.

Der Verein «Integration Handicap» (InHa) blickt auf eine über 60-jährige Geschichte zurück. Im Jahr 1951 wurde die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft zur Eingliederung Be­ hinderter in die Volkswirtschaft (SAEB) gegründet. Die SAEB fungierte als Dach aller öffentlichen und privaten

– Politische Interessensvertretung: InHA setzt sich in den politischen Bereichen, welche die Lebenssituation von be­hinderten Menschen betreffen, für deren Interessen ein. Diese Aufgabe nimmt InHa zum Teil im eigenen Namen war, bietet die Interessensvertretung jedoch auch als Dienstleistung für Mitglieder an und leistet Facharbeit für die DOK sowie für die Konferenz der Vereinigung von Eltern behinderter Kinder (KVEB).

– Rechtsdienst: Die drei Beratungsstellen (Bern, Zürich und Lausanne) bieten ihren Mitgliedern, die keinen eige­ nen Rechtsdienst haben, und damit behinderten Men­ schen, deren Angehörigen sowie Fachpersonen Beratung und Verbeiständung im Bereich Sozialversicherungen.

– «Egalité Handicap»: Die Fachstelle (Bern) unterstützt die Durchsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes in der Schweiz. InHa führt die Stelle im Auftrag der DOK und ist für die operative und administrative Führung zuständig.

– «Behinderte und öffentlicher Verkehr» (BöV): Diese Fach­stelle (Olten) befasst sich mit allen Aspekten eines be­hindertengerechten öffentlichen Verkehrs. Sie wird von InHa im Auftrag einer Trägerschaft geführt.

n Strukturreform wozu?

Urs Styger neu im Zentralvorstand der InHa Organisationen im Bereich der Arbeitsintegration, konnte diese Funktion aber nie richtig wahrnehmen, weshalb 1956 die DOK gegründet wurde. Nach 49 Jahren wurden die inhaltliche Ausrichtung sowie der Auftritt der SAEB erstmals wieder überprüft. Als Resultat wurde 2005 ein Neuauftritt unter dem Namen «Integration Handicap» lanciert.

Der Verein hielt zwar weiterhin am Szenario «Dienstleistungsverband» fest, wollte aber auch das strategische Ziel «Dachverband» im Auge behalten.

n «Integration Handicap»:

Die Gegenwart

Der Verein umfasst über 20 Mitglieder (gemeinnützige Organisationen der privaten Behindertenfach- oder -selbsthilfe). Die Leistungsbereiche von InHa sind daher entsprechend breit gefächert: 14 · Paracontact 3/2014

Diese vielfältigen Aufgaben waren bis anhin auf mehrere Trägerschaften mit teils unterschiedlichen Rechtsformen aufgeteilt. Aufgrund der vielen internen und externen Ent­ scheidungsträger sind die Steuerungs- und Willensbildungs­ prozesse bei «Integration Handicap» äusserst komplex und träge. Die komplizierten Entscheidungswege bedingen einen hohen Kommunikations- und Koordinationsaufwand.

Wegen der teils verworrenen Strukturen ergaben sich, ins­ besondere bei der politischen Interessensvertretung, häufig Doppelspurigkeiten. Diese Unübersichtlichkeiten des bisherigen Geschäftsmodells entsprechen in keiner Weise einem zukunftsorientierten Verbandsmanagement. Daher ist der Zeitpunkt für eine Strukturreform, gerade im Hinblick auf den anstehenden Generationenwechsel, optimal.

Ein weiterer Punkt ist die bisherige Finanzierung: InHa wurde bisher hauptsächlich über zwei Leistungsvereinbarungen mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) finanziert. Die diversen Leistungsbereiche unterliegen zudem verschiedenen Finanzierungsschlüsseln, wobei für ge­ wisse Bereiche (insbesondere Egalité Handicap) bislang keine stabile Finanzierung gewährleistet werden konnte, was sich mit der Umstrukturierung ändern wird.

Aus der Vereinigung n «Integration Handicap»: Die Zukunft Erklärtes Ziel von InHa und ihren Mitgliedsorganisationen ist eine effiziente und effektive Vertretung der Interessen von behinderten Menschen. Die neue Struktur muss daher auch von einer Mehrheit der beteiligten Organisationen getragen und gutgeheissen werden. Nur so kann für alle Beteiligten – insbesondere für Menschen mit einer Behinderung – ein Mehrwert erzielt werden. Welche Massnahmen sieht die Umstrukturierung nun konkret vor?

Pascale Bruderer übernimmt Präsidium

Struktur Die Strukturen von InHa und DOK werden zusammengelegt. InHa erhält somit die Legitmation als Dachverband zu fungieren. Zudem übernimmt InHa die Aufgaben der Fachstelle BöV. Die DOK und die BöV werden als eigenständige Organisationen bzw. Gesellschaften aufgelöst.

Ständerätin und SP-Frau Pascale Bruderer wurde am 20. Juni 2014 zur neuen Prä­sidentin von «Inte­ gration Handicap» gewählt. Mit der Aargauer Poli­ tikerin erhält der Verein nicht nur eine kompetente Fachperson, sondern auch eine charismatische Per­ sönlichkeit als Aushängeschild.

Mitglieder Die Mitgliedschaft steht nur noch gemeinnützigen Organi­ sationen der privaten Behindertenfach- oder -selbsthilfe, die auf gesamtschweizerischer oder sprachregionaler Ebene Leistungen für Menschen mit Behinderung erbringen, offen. Amtsstellen, Berufsorganisationen und Ausbildungsinstitutionen wird keine Mitgliedschaft mehr gewährt. Es besteht jedoch weiterhin die Möglichkeit einer Solidarmitgliedschaft.

SPV im Zentralvorstand vertreten Bereits in der Vergangenheit arbeitete die SPV mit der DOK eng zusammen und leistete insbesondere bei der politischen Interessenvertretung einen wich­ tigen Beitrag. Die fünf grössten Behindertenorganisationen der Schweiz sind im Zentralvorstand von «Integration Handicap» vertreten. Zu diesen gehört auch die SPV. Die Mitarbeit bei InHa bringt aber nicht nur dem Verein, sondern auch der SPV und ihren Mitgliedern viele Vorteile. Die SPV wird in Zukunft noch direkter am politischen Geschehen mitwirken.

Gremien Auf der strategischen Führungsebene wird ein zweistufiges Modell mit einer Delegiertenversammlung und einem Zentralvorstand eingeführt.

Kommunikation Damit die gemeinsamen Anliegen von Menschen mit Behinderung wirkungsvoll vertreten werden können, werden personelle Ressourcen für die Kommunikation und folglich eine Kommunikationsstelle geschaffen.

Finanzierung Für eine solide und nachhaltige Finanzierung werden zwei Finanzierungskategorien gebildet. Mitgliederbeiträge an die DOK, Egalité Handicap und die BöV werden in ordentliche Mitgliederbeiträge überführt.

Der Leistungsbereich Rechtsberatung Sozialversicherungen wird über eine Sonderfinanzierung abgedeckt. Organisationen ohne eigenen Rechtsdienst kommen für diese Kosten auf. Alle anderen Bereiche über ordentliche Mitgliederbeiträge, die sich aus einem Sockel- und einem Zusatzbeitrag nach Umsatzstufen zusammensetzen.

15 · Paracontact 3/2014

Der neu gewählte Zentralvorstand der InHa setzt sich zusammen aus: – Ursula Schaffner, AGILE.CH – Martin Boltshauser, procap – Urs Dettling, Pro Infirmis – Christa Schönbächler, insieme – Sabine Schläppi, Pro Mente Sana – Urs Styger, Schweizer ParaplegikerVereinigung – Lorenzo Gialcolini, Federazioni Ticinesi Integrazioni Andicap FTIA – Verena Kuonen, Schweiz. Blinden- und Sehbehindertenverband SBV – Marcel Odermatt, FRAGILE Schweiz – Patricia Hermann-Shores, Schweizerischer Gehörlosenbund Antonia Tanner Foto Michael Stahl

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Mütter ohne Renten Eine Querschnittgelähmte bringt ein Kind zur Welt.

Auf Frage der IV gibt sie an, dass sie auch im Gesundheitsfall von nun an nur mehr zu 50 % arbeiten würde, die anderen 50 % im Haushalt tätig wäre. Die IV verfügt, dass der Invaliditätsgrad unter 40 % liegt, also kein Rentenanspruch mehr besteht. Hätte die Querschnittgelähmte angegeben, dass sie im Gesundheitsfall weiterhin 100 % erwerbstätig gewesen wäre, hätte sie Anspruch auf eine Dreiviertelrente. Wie kann das sein?

n Grundsätze der Bemessung des

Rentenanspruches

Die Grundlagen für die Bemessung des Rentenanspruches (Ermittlung Invaliditätsgrad) sind verschieden, je nachdem, ob man erwerbstätig, nichterwerbstätig oder teilerwerbstätig ist. Ob man als ganztägig oder zeitweilig erwerbstätig oder als nichterwerbstätig einzustufen ist, ergibt sich aus der Prüfung, was man täte, wenn keine gesundheitliche Beeinträchtigung bestünde.

n Rentenanspruch von Erwerbstätigen:

Einkommensvergleich

Für die Bestimmung des Invaliditätsgrades wird das Erwerbseinkommen, das man nach Eintritt der Invalidität und nach medizinischer Behandlung und Eingliederungsmassnahmen durch eine zumutbare Tätigkeit bei ausgeglichener Arbeitsmarktlage erzielen könnte (Invalideneinkommen), in Beziehung gesetzt zum Erwerbseinkommen, das man erzielen könnte, wenn man nicht invalid geworden wäre (Valideneinkommen).

Beispiel: Ohne Invalidität könnte man CHF 45 000.– verdienen. Mit der Invalidität verdient man aber nur CHF 18 000.–.

Der Invaliditätsgrad beträgt 60 %.

n Rentenanspruch von Nichterwerbs-

liditätsbedingte Einschränkungen liegen je nach Bereich keine, zum Teil aber auch vollständig vor. Insgesamt beträgt der Invaliditätsgrad 65 %.

n Rentenanspruch von Teilerwerbs­

tätigen: gemischte Methode

Bei Teilerwerbstätigen wird für den erwerbstätigen Teil die Invalidität via Einkommensvergleich festgelegt. Ist man daneben im Aufgabenbereich tätig, so wird die Invalidität für diese Tätigkeit via Betätigungsvergleich festgelegt. Diesfalls sind Anteil Erwerbstätigkeit und Anteil Tätigkeit im Aufgabenbereich festzulegen und ist der Invaliditätsgrad in beiden Bereichen zu bemessen. Schliesslich ist der jeweilige Invaliditätsgrad bei der Berechnung des insgesamten Invaliditätsgrads anteilsmässig zu berücksichtigen.

Beispiel: Ohne Invalidität wäre man zu 50 % erwerbstätig und zu 50 % im Aufgabenbereich tätig. Ohne Invalidität würde man mit 50 % CHF 22 500.– verdienen. Aufgrund der Invalidität verdient man aber CHF 18 000.–. Der diesbezügliche Invaliditätsgrad beträgt folglich 20 %, entspricht aufgrund der insgesamt 50 %igen Gewichtung also einem Invaliditätsgrad von 10 %. In der Tätigkeit als Hausfrau besteht gemäss Abklärung vor Ort eine Einschränkung von 50 %. Diese Einschränkung entspricht aufgrund der insgesamt 50 %igen Gewichtung einem Invaliditätsgrad von 25 %. Insgesamt beträgt der Invaliditätsgrad somit 35 % (10 %+25 %). Da der Invaliditätsgrad unter 40 % liegt, besteht kein Rentenanspruch mehr.

n Fazit Hätte die Querschnittgelähmte angegeben, dass sie ohne Behinderung weiterhin 100 % erwerbstätig gewesen wäre, hätte sie CHF 45 000.– verdienen können, mit der Invalidität aber nur noch CHF 18 000.–. Der Invaliditätsgrad würde folglich 60 % betragen. Die Querschnittgelähmte hätte Anspruch auf eine Dreiviertelrente.

tätigen: Betätigungsvergleich

Bei Nichterwerbstätigen, die im Aufgabenbereich (Haushalt, Kindererziehung usw.) tätig sind, wird für die Invaliditätsbemessung darauf abgestellt, in wieweit sie unfähig sind, sich im Aufgabenbereich zu betätigen. Dies bedingt einen Katalog der Tätigkeiten, die man vor Eintritt der Invalidität ausübte oder ohne Invalidität ausüben würde. Dieser wird mit den Tätigkeiten, die trotz der Invalidität vernünftigerweise noch verlangt werden können, verglichen. Die IVStelle ermittelt den Invaliditätsgrad mittels eines Fragebogens durch eine Abklärung bei den Versicherten zu Hause.

Beispiel: Ohne Invalidität würde man verteilt auf diverse Tätigkeitsbereiche zu 100 % im Haushalt tätig sein. Inva17 · Paracontact 3/2014

Ein drastisches und eindrückliches Beispiel für die Konsequenz, die eine einzige Aussage zum Thema der Teilerwerbstätigkeit haben kann.

Wir empfehlen, sich bei Anfragen der IV betreffend Umfang der Erwerbstätigkeit ohne Invalidität zurückhaltend zu äussern. Bei Unklarheiten kann bei der Lebensberatung der SPV oder dem ISR fachlicher Rat eingeholt werden. Wir raten zudem, die gegenzuzeichnenden Fragebögen zu den Abklärungen vor Ort sowie Vorbescheide und Verfügungen der IV kritisch zu überprüfen.

Sarah-Maria Kaisser Rechtsanwältin

Sozial- und Rechtsberatung

Die Hausfrauenproblematik

Medizin und Wissenschaft

Spastik

bei Querschnittlähmung Bei Querschnittgelähmten und vielen anderen neu­ ro­logischen Erkrankungen ist Spastik ein häufig be­ obachtetes Begleitphänomen. Für Leute, die von einer Querschnittlähmung betroffen sind oder sich mit Paraplegiologie auskennen, ist dies schon fast normal.

oder vollen Darm, Frakturen, Thrombosen, Decubitus wie auch Schmerzen unterhalb der Querschnittläsion oder sogar bei emotionaler Erregung wird die Spastik verstärkt. Bei einer frischen Querschnittlähmung beobachtet man zuerst keine Spastik. Der Patient ist im spinalen Schock. Die Spastik tritt erst nach Tagen oder Wochen auf.

Aber warum haben Querschnittpatienten überhaupt Spas­ tik? Diese Frage wird oft gestellt. Es ist aber ausserordentlich schwierig, darauf eine einfache und verständliche Antwort zu finden. Ich werde das in diesem Artikel trotzdem versuchen.

n Warum kann Spastik entstehen?

Das Wort Spastik leitet sich vom griechischen Wort «spasmos» ab und bedeutet Krampf der Muskulatur. Dies ist fast immer durch eine Schädigung des Rückenmarks (z. B. bei Querschnittlähmung) oder des Gehirns (z. B. bei einer cere­ bralen Parese) verursacht. Als Spastik definiert man einen geschwindigkeitsabhängig gesteigerten Dehnungswiderstand bei passiver Bewegung der nicht willkürlich innervierten Muskulatur. Durch Schmerzen, Infekte, volle Blase

Aus neurologischer Sicht ist Spastik eine Folge der Verletzung des oberen Motoneurons (Pyramidenbahn) und des Kontrollsystems der Muskelspannung sowie der Re­flexe (extrapyramidales System). Dies äussert sich neben einer Lähmung der Muskeln auch in der Verlangsamung des Bewegungsablaufes, in gesteigerten (enthemmten) Eigenreflexen der Muskeln sowie dauernd erhöhtem Muskeltonus (= Muskelspannung).

Mit der unten stehenden vereinfachten Darstellung der Muskelinnervation kann man sich die Mechanismen und Abläufe einfacher vorstellen, die zur Entstehung der Spastik führen.

Querschnittlähmung Unterbrechung der auf- und absteigenden Bahnen im Rückenmark Pyramidenbahn (rot) Unterbrechung der Leitung vom Hirn für willkürliche Bewegungen Rückenmark

Extrapyramidales System (blau) Unterbrechung der dämpfenden und entspannenden Einflüsse

Spinalganglion (sensible Nervenzellen)

Spinales Segment (z.B. L3)

Sensible Nervenfaser (grün) Afferenz (Leitung zum Rückenmark) Motorische Nervenfaser (rot) Efferenz (Leitung vom Rückenmark weg)

A-Motoneuron

(motorische Nervenzelle)

Spinalnerv L3

Muskelspindel (misst Dehnung des Muskels)

Motorische Endplatte (überträgt Erregung auf Muskel) Muskel (z.B. Quadriceps) Sehne (z.B. Patellarsehne)

18 · Paracontact 3/2014

Es fehlt die hemmende Wirkung des extrapyramidalen Systems auf die Muskulatur, die sie normalerweise ent­ span­nen lässt. Viele querschnittgelähmte Patienten leiden deshalb an erhöhtem Muskeltonus oder krampfartig ein­ schies­sender Muskelaktivität, die wir als Spasmen bezeich­ nen.

Die repetitiven Zuckungen eines klonusartigen Spasmus (Zittern der Knie und/oder Füsse) lässt sich mit einer auf dem Reflexbogen kreisenden Erregung erklären. Durch ­einen banalen äusseren Einfluss (z. B. Überfahren einer Schwelle) kommt es zur Dehnung von Muskelspindeln in einem Muskel. Dies wird über einen afferenten (= zum Rückenmark führenden) Nerv, dem unterhalb der Querschnittläsion noch funktionierenden Rückenmark gemeldet und dieses versucht reflektorisch durch einen mo­ torischen Reiz die Streckung des Muskels zu verhindern.

Dieser Reiz läuft über den motorischen (efferenten, vom Rückenmark wegführenden) Nerv zum Muskel und dieser zuckt zusammen. Die Zuckung führt aber wieder zu einer Dehnung der Muskelspindel und so beginnt – aufgrund der Laufzeitverzögerung – der Kreislauf dieses Reizes erneut, weil die Dämpfung wie oben beschreiben fehlt.

n Positive und negative Aspekte

der Spastik

Spastik ist nicht in jedem Fall etwas negatives, sie hat in vielen Situationen auch positive Aspekte. Die Spastik trainiert unwillkürlich die Muskulatur. Dadurch kann es nicht zu Muskelatrophie (wie z. B. bei einer schlaffen Lähmung) kommen. Die Muskulatur an den Beinen bleibt erhalten und dies hat nicht nur einen kosmetischen Effekt. Am Gesäss bleiben die Muskeln bestehen und polstern so das «Hinterteil», dies schützt vor Decubitus. Die Patienten haben dadurch auch ein besseres Gleichgewicht im Sitzen.

Gelenke an gelähmten Extremitäten werden durch die Spasmen ab und zu durchbewegt, und dies ohne Physiotherapie! Die Muskelkontraktionen unterstützen ausserdem die venöse Blutzirkulation. Schwellungen der unteren Extremitäten sind geringer und die Gefahr von Throm­ bosen nimmt ab. Bei Tetraplegikern können Spasmen sogar den Hustenstoss unterstützen.

19 · Paracontact 3/2014

Viele Patienten können die Spasmen gezielt auslösen und nutzen sie geschickt für Transfers und andere Aktivitäten des täglichen Lebens. Als negativer Effekt der Spastik muss die resultierende Inaktivität des Betroffenen mit all ihren Folgen erwähnt werden. Die Beeinträchtigung der Funktion durch die Spastik hat vielfältige Auswirkungen auf die Teilnahme am Leben und der Gesellschaft. Spastik kann längerfristig auch von Kontrakturen (Muskelverkürzung) und Bewegungseinschränkungen über Druckstellen bis zur Einschränkung der Atmung führen, was den Querschnittgelähmten alles zusätzlich behindert. Oft berichten die Patienten auch von Schmerzen, die durch die Spastik ausgelöst werden und die dann eine zusätzliche Diagnostik und einschneidende Therapien erfordern.

n Statistik Eine epidemiologische Untersuchung von Maynard (1990) an 96 Patienten hat ergeben, dass nach einer durch Unfallbedingten Querschnittlähmung am Ende der Rehabili­ tation 67 % der Patienten Symptome der Spastik entwickelt hatten. Bei 37 % der Patienten war die Spastik so stark, dass eine medikamentöse Behandlung notwendig wurde.

In einer Nachkontrolle etwa 12 Monate nach der Rückenmarkverletzung zeigten sogar 78 % der Patienten Spastik und 49 % erhielten Medikamente. Bei Patienten mit Rü­ cken­markverletzungen im Halsbereich oder der oberen Brustwirbelsäule war die Entwicklung einer Spastik signifikant häufiger als bei tiefer gelähmten. Diese Untersuchung zeigt, dass eine bedeutende Zahl von Querschnittgelähmten mit dem Problem Spastik zu kämpfen hat.

In einer ähnlichen Untersuchung von Walter (2002), welche nach der von den Patienten subjektiv am meisten störend empfundenen Komplikation der Querschnittlähmung fragte, nannten 53 % der 99 Versuchsteilnehmer die Spastik an erster Stelle. An zweiter Stelle wurden Schmerzen genannt (44 %) und an dritter Stelle Druckstellen und Decubitus (38 %). Mit der Behandlung der Spastik (Physiotherapie, Medikamente) waren 14 % sehr zufrieden und 76 % ziemlich zufrieden.

Ich werde in einem zweiten Artikel in der Dezember-Ausgabe des Paracontact auf die Möglichkeiten der Therapie und deren Wirkung und Nebenwirkungen wie auch über das Stufenmodell der Spastikbehandlung eingehen.

Dr. med. Hans Georg Koch Angewandter Wissenstransfer

Medizin und Wissenschaft

Durch die Unterbrechung der auf- und absteigenden Bahnen im Rückenmark verliert das Gehirn den dämpfenden (hemmenden) Einfluss auf die Reflexe und die Modulation der Kraftentwicklung der Muskulatur. Die Reflexbögen unterhalb einer Querschnittläsion sind dadurch nicht mehr «gebremst» und reagieren gesteigert, wenn man sie z. B. zum Testen auslöst.

Medizin und Wissenschaft

Rehabilitation in der Schweiz

Die SAR (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) ist der Fachverband und Ansprechpartner für interdisziplinäre Rehabilitation in der Schweiz, welchem neben Ärzten vor allem Health Professionals sowie Organisationen und Institutionen angehören, die sich mit Rehabilitation befassen. Besonders wichtig ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Organisationen der Behinderten- und Selbsthilfe. Die SAR kann sich gut vorstellen, künftig nicht nur mit der SPV, sondern auch mit den Rollstuhlclubs enger zusammen zu arbeiten.

Die Vorstandsmitglieder der SAR arbeiten in verschiedenen Ressorts, wobei das Ressort Bildung eine zentrale Stellung einnimmt. Durch dieses Ressort werden unter anderem interdisziplinäre Fachforen organisiert oder auch gemeinsam mit der Schweizerischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation Kongresse durchführt.

Die SAR setzt sich für die medizinischen, sozialen, pädagogischen, beruflichen und gesetzlichen Belange der Rehabilitation im Interesse der betroffenen Menschen ein.

Die wichtigsten Ziele, welche die SAR verfolgt sind: – Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und zielorientierte Rehabilitation – Förderung einer hohen Qualität der Rehabilitationsmedizin – Förderung von Bildung und Wissenschaft in der Rehabilitation – Schaffung von Öffentlichkeit für die Anliegen der Rehabilitation – Stellungnahme bei anstehenden politischen Entscheiden, welche die Rehabilitation betreffen Organisatorisch setzt sich die SAR aus verschiedenen Interessengemeinschaften zusammen: – IBITA – International Bobath Instructor Training Assosciation – IG Ergonomie – Interessengemeinschaft Ergonomie – IGER – Interessengemeinschaft Ergotherapie in der Rehabilitation – IGRP – Interessengemeinschaft für Rehabilitationspflege – IG Sozialarbeit – IGPTR – Interessengemeinschaft Physiotherapie Rehabilitation – SGD – Schweizerische Gesellschaft für Dysphagie (Schluckstörungen) – SVPR – Schweizerische Vereinigung für Pädiatrische Rehabilitation

20 · Paracontact 3/2014

Eine wichtige Zielsetzung der SAR ist die Pflege bestehender und der gezielte Aufbau neuer Partnerschaften sowie die Integration weiterer Interessengemeinschaften. Durch diese interprofessionelle Vernetzung können die Anliegen der Rehabilitation noch breiter abgestützt, besser wahrgenommen und vor allem durchgesetzt werden.

Eine wichtige Partnerschaft bildet die SAR mit der SPV, welche durch die Wahl von Urs Styger in den Vorstand der SAR zusätzliche Synergien gerade im Ressort Politik schaffen wird. Gemeinsame Anliegen können wir somit viel einfacher koordinieren und diesen mehr Nachdruck verleihen.

Gerade auch die Anliegen der Querschnittgelähmten werden durch diese intensivierte Zusammenarbeit besser berücksichtigt und in einem breiteren Kontext verankert. Besonders spannend wäre es für die SAR, wenn seitens der Fachpersonen, die sich mit der Behandlung, Integration und lebenslangen Begleitung von Querschnittgelähmten befassen, sogar ein Interesse bestünde, eine eigene Interessengemeinschaft in der SAR aufzubauen. Auch die organisierte Zusammenarbeit beispielsweise mit den Rollstuhlclubs könnte ganz neue Perspektiven und Möglichkeiten aufzeigen.

Dr. med. Hans Peter Gmünder Präsident SAR

Lebensberatung

Pilotprojekt

Assistenz für Unfallversicherte Im letzten Heft haben wir Ihnen den seit 2012 gesetzlich verankerten Assistenzbeitrag der Invalidenversicherung IV erläutert. Der Assistenzbeitrag der IV kann nur beansprucht werden, wenn die versicherte Person eine Hilflosenentschädigung der IV erhält. Der Kanton Bern, welcher bereits eine Vorreiterrolle betreffend Assistenzleistungen innehatte, sowie der Kanton Thurgau bieten Möglichkeiten für Personen, die auf Assistenzleistungen angewiesen sind, welche über die gesetzlich verankerten Leistungen der Invalidenversicherung hinausgehen.

In diesen beiden Kantonen haben alle Personen, die eine Hilflosenentschädigung der Invalidenversicherung, der Unfallversicherung, der Militärversicherung oder bei Besitzstand der AHV beziehen, die Möglichkeit, an einem Assistenzbudgetprojekt teilzunehmen. Dieses Projekt ABBE (Bern) besteht bereits seit 2010 und läuft vorerst bis 2018. Neu gibt es auch das Projekt ABTG im Kanton Thurgau. Es wird durch die Kantone finanziert und durch das Assistenzbüro, welches die vormalige Fachstelle Assistenz (Fassis) abgelöst hat, begleitet.

Für Personen, die nach dem Invaliden­versicherungsgesetz IVG versichert sind, bietet das Projekt Möglichkeiten, die über den normalen Assistenzbeitrag der IV hinaus gehen.

Beispielsweise können Assistenzleistungen von Angehöri­ gen bis zu einem Drittel des Assistenz­ budgets erstattet werden und auch andere Dienstleistungen wie zum Bei­ spiel Taxis können geltend gemacht werden. Dies ist, in Anbetracht dessen, dass heute immer noch die meisten Pflege- und Dienstleistungen für Menschen mit einer Behinderung von Partnern und Angehörigen geleistet werden, welche in dieser Zeit keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen kön­ nen, ein Schritt in die richtige Richtung.

Für Personen, die nach dem Unfallversicherungsgesetz UVG oder dem Militärversicherungsgesetz MVG versichert sind, bietet das Projekt überhaupt erstmals einen Zugang zu Assistenzleistungen. Das bedeutet, dass Personen aus diesen Kantonen mit einer Hilflosenentschädigung der Unfall- oder Militärversicherung durch die Schaffung der Unterstützung des Assistenzbudgets selbstbestimmt zu Hause leben können und nicht – wie bisher – faktisch gezwungen werden in ein Heim einzutreten.

21 · Paracontact 3/2014

n Beispiel Herr X ist nach einem Unfall Tetraplegiker C3, vom Hals abwärts gelähmt: «Da ich eine Hilflosenentschädigung der Unfallversicherung erhalte, war es mir bisher nicht möglich, die Pflege und Hilfe im Alltag zu Hause zu finanzieren.

Ich war gezwungen, in einem Pflegeheim zu leben. Erst das Pilotprojekt des Kantons Bern, bei dem auch Personen mit einer Hilflosenentschädigung der Unfallversicherung mitmachen können, hat es mir ermöglicht, aus dem Heim in eine eigene Wohnung zu ziehen. Der Weg vom Heim in eine eigene Wohnung mit Assistenz war für mich ein längerer Prozess, der gut durchdacht werden musste. Zu Hause kann ich jetzt jedoch mein Leben selbstbestimmt gestalten, was für mich eine enorme Steigerung der Lebensqualität bedeutet. Das Team der Assistentinnen, welche ich in Teilzeitpensen anstellen konnte, gibt mir ein hohes Vertrauen und die Qualität der Pflege- und Hilfestellungen im Alltag ist für mich somit immer gleich hoch.»

Wir wollen hier nicht weiter darauf eingehen, welche Dienstleistungen alle durch Assistenzpersonen ausgeführt werden können und wie das Assistenzverfahren generell abläuft.

Hierzu vergleichen Sie bitte den Artikel in der letzten Para­ contact-Ausgabe 2/2014. Wir möchten jedoch gerne darauf hinweisen, dass sich interessierte Personen aus diesen Kantonen für weitere Informationen an das Assistenzbüro oder an die Lebensberatung der SPV wenden können.

Um einen generellen Bedarf an Assistenz für Unfallversicherte aufzuzeigen, können sich auch Personen mit einem hohen Pflegeaufwand aus anderen Kantonen bei der Abteilung «Lebensberatung» der SPV melden.

Es ist weiter darauf hinzuweisen, dass im Kanton Bern zurzeit eine Warteliste besteht, da das Projekt an eine Budgetobergrenze gebunden ist und Unfallversicherte nicht sofort ins Projekt aufgenommen werden können. Das sollte Betroffene jedoch nicht davon abhalten, sich zumindest anzumelden.

n Weitere Informationen – Paracontact Juni 2014 – Assistenzbüro, www.assistenzbuero.ch – Sozialamt des Kantons Thurgau – www.proinfirmis.ch

Harald Suter

Lebensberatung

Lebensberatung der SPV Mitten im Alltag

Bei einer alljährlichen ambulanten Kontrolle im Institut Lavigny Plein Soleil in Lausanne hat mir das medizinische Team angeraten, mit einer Sozialarbeiterin der SPV Lebensberatung Kontakt aufzunehmen. Dieser Schritt hat Mut gekostet und ich war lange unschlüssig. Schliesslich habe ich die Hilfe angenommen und bereue es nicht!

n Kontaktnahme und Entstehung einer

Vertrauensbeziehung

Mit einem unkomplizierten Telefonanruf beginnt die Zusammenarbeit mit der SPV Sozialberaterin. Sehr schnell wird ein erstes Treffen zu Hause arrangiert. Meine Situation war zu diesem Zeitpunkt unüberschaubar und ich wollte die Details nicht preisgeben. Meine Absicht war lediglich, die Sozialarbeit der SPV zu konsultieren, um Hilfe bei der beruflichen Eingliederung oder bei der Fortsetzung meiner Ausbildung zu erhalten. Denn ich dachte, dass eine Arbeitsstelle oder eine Weiterbildung meine schwierige Lage wieder ins Lot bringen würde. Mehr möchte ich nicht verraten. Die Dinge nahmen allerdings einen anderen Lauf als von mir erwartet!

Bei der Begegnung stelle ich fest, dass die Sozialberaterin der SPV eine einfühlsame Person ist, die nicht beurteilt, sympathisch wirkt, sich voll und ganz einsetzt und besonders gut zuhört. Der intensive Austausch lässt allmählich eine durch Vertrauen geprägte Beziehung entstehen. So kann ich mich auf einfache, unvoreingenommene Weise öffnen und berichte ihr nach und nach meine Lebensgeschichte, meine Geldprobleme, meine Befürchtungen und meine Ängste. Allein, dass ich meine Gedanken mitteilen kann, bringt bereits Linderung: Ich fühle mich weniger einsam!

n Lagebeurteilung Zuerst wird die soziale und finanzielle Lage beurteilt. Als Sofortmassnahme wird dann ein Antrag auf Ergänzungsleistungen bei der Ausgleichskasse des Wohnkantons gestellt.

– Die Ergänzungsleistungen (EL) zur AHV und IV helfen dort, wo die Renten und das Einkommen die minimalen Lebenskosten nicht decken. Der Anspruch auf EL wird aufgrund der Differenz zwischen den anerkannten Ausgaben und den anrechenbaren Einnahmen berechnet.

– EL-bezugsberechtigte Personen müssen in der Schweiz leben (Ausländer mindestens 10 Jahren ohne Unterbruch), volljährig sein und eine AHV- oder IV-Rente bzw. eine Witwer-/Witwenrente oder eine Hilfslosenentschädigung beziehen.

– EL werden gewährt, um den Existenzbedarf in angemessener Weise zu sichern und den Aufenthalt in einem Pflegeheim oder einer Institution zu finanzieren.

Das entsprechende Gesuch wurde im Dezember 2013 eingereicht, und seit Mai 2014 erhalte ich jeden Monat Ergänzungsleistungen (rückwirkend auf das Einreichungsdatum des Gesuchs). Der Vorteil des EL-Erhalts ist, dass meine Krankenkassenprämie monatlich bezahlt wird. Zudem kann ich nach Begleichung der Kostenbeteiligung an die Krankenkasse (10 %) die diesbezüglichen Rechnungen an die Ausgleichskasse schicken und bekomme diesen Betrag zurückerstattet. Für Paraplegiker und Tetraplegiker kann diese Summe gegebenenfalls ziemlich hoch sein. Darüber hinaus sind EL-Bezüger auf eigenes Ersuchen von der Gebührenpflicht für Radio und Fernsehen befreit.

Heute bin ich versöhnlich gestimmt: Mein Einkommen reicht nun aus, um meinen Verpflichtungen nachzukommen und die alltäglichen Ausgaben zu decken.

Ist die Anspruchsberechtigung auf EL nicht gegeben, lohnt es sich zu prüfen, ob eine Teil- oder Vollsubvention der Krankenkassenprämien möglich ist. Das Antragsformular zur Prämienverbilligung ist bei der Gemeindeverwaltung oder beim kantonalen Steueramt erhältlich.

22 · Paracontact 3/2014

Lebensberatung n Schulden sanieren, den Kopf aus der

Schlinge ziehen, auf einer gesunden Basis neu starten

2013 konnte ich aus gesundheitlichen Gründen meinen administrativen und finanziellen Pflichten nicht nachkommen. Etliche Zahlungserinnerungen, Mahnungen, Betreibungsandrohungen, eingeleitete Betreibungen und so weiter waren dann die Folge unbezahlter Rechnungen. Hat der Teufelskreis erst einmal begonnen, kommt rasch der Abstieg in die «Hölle»: Man fällt regelrecht in ein schwarzes Loch!

Um die Wirksamkeit der Zusammenarbeit zu erhöhen, habe ich der Sozialberaterin eine Vollmacht erteilt gegenüber dem Betreibungsamt und den einzelnen Gläubigern. Ihre Arbeit hat sie vollends transparent gestaltet, sodass ich stets über die eingeleiteten Schritte Bescheid wusste und immer eine Kopie des Briefwechsels erhalten habe. Ich konnte somit die Entwicklung der Lage verfolgen, fühlte mich einbezogen und vor allem sicher.

Verschiedene Stellen und Stiftungen wurden angegangen, um mit den nötigen Mitteln meine Finanzlage zu stabilisieren. Dank gegenseitigem Vertrauen und Verständnis für meine Situation konnte die Sozialberaterin meine Anliegen vertreten. Ihr gelang es, durch geschickte Verhandlungen und Gespräche, die notwendigen Unterstützungsleistungen zu erhalten.

Ich selber hielt es für unmöglich: Doch heute bin ich aus der Klemme und kann mit Zuversicht der Zukunft entgegensehen!

n Die Zukunft Die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bzw. meine Weiterbildung war eigentlich der Auslöser meiner ursprünglichen Anfrage bei der SPV. Entsprechend wurde auch eine Aufstellung meiner beruflichen Kompetenzen gemacht und die verschiedenen Berufsperspektiven besprochen, die sich aus meiner Ausbildung ableiten liessen.

Sehr schnell wurde ich an eine Stiftung verwiesen, die mir die Möglichkeit eines Praktikums in Aussicht stellte. Dies liegt mir sehr am Herzen, doch zurzeit muss ich mich einem medizinischen Eingriff unterziehen, da mein Gesundheitszustand Vorrang hat.

Mir wurde bewusst, dass sich die Türen einer beruflichen Zukunft für mich durchaus öffnen können. Ich muss jedoch selber die Kraft finden, diese Chance wahrzunehmen!

23 · Paracontact 3/2014

Aufgrund der Verbesserung meiner sozialen Lage treffe ich die Sozialberaterin heute nur noch einmal pro Monat.

Wenn sich alles wieder eingependelt hat, wird sie sich gänzlich zurückziehen. Doch sollte ich mich künftig niedergeschlagen fühlen oder irgendwelche Sorgen haben, werde ich nicht mehr zögern und sofort mit ihr Kontakt aufnehmen. Möglicherweise wird sie keine Lösung parat haben, aber ich bin überzeugt, dass sie sich Zeit nehmen wird, mir zuzuhören!

Mitglied SPV (Name der Redaktion bekannt)

n Aus Sicht der Sozialarbeiter «Sozialarbeiter vermitteln Wissen und helfen, Veränderungsprozesse einzuleiten und durchzuführen. Sie stellen Stabilität her, üben sich in der Kritik und der Sozialkontrolle … Zugleich fungieren sie als Bastler und Architekten, aber auch als Denker, Intellektuelle, Politiker, Handwerker und Künstler …»* In der Ausübung unseres Berufes zapfen wir unsere unterschiedlichen Kompetenzen an. Auch verändern wir uns und entwickeln uns ständig dank den gemachten Erfahrungen weiter. Zwar kennen wir nicht alle Antworten, doch bei der Suche danach werden wir vom beruflichen Netzwerk, das wir pflegen, wie auch von Arbeitskollegen bei der SPV unterstützt. Es kommt regelmässig vor, dass wir uns austauschen und dadurch unsere Fachkenntnisse erweitern. Dies mit dem Ziel, unseren Mitgliedern umfassende und massgeschneiderte Lösungsvorschläge unterbreiten zu können.

Unsere Arbeit verstehen wir als Teamwork. Unter Mithilfe der betroffenen Person, die auch das Tempo vorgibt, wird auf ein anvisiertes Ziel hingearbeitet. Aber auch wir können nicht zaubern. Für uns gleicht die Unterstützung einer in Schwierigkeiten geratenen Person dem Einspielen eines vierhändigen Klavierstücks. Zuerst muss jeder Partner für sich die Partitur sorgfältig einstudieren. Nach dem Erklingen der ersten Noten muss man sich dem Tempo des Mitspielers anpassen und sich darüber freuen, wenn der andere zwischendurch ein Solo spielt!

Nadine Willa *Definition frei übersetzt nach Yvan Sallin, Sozialarbeiter beim Jugendamt des Kantons Freiburg (Unterricht vom 4.4.2008 an der FH)

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24 · Paracontact 3/2014

und Behinderung Das Bundesgesetz über die Wehrpflichtersatzabgabe (WPEG) hält im Grundsatz fest, dass Schweizer Bürger, die ihre Wehrpflicht nicht oder nur teilweise durch persönliche Dienstleistung – Militär oder Zivil­ dienst – erfüllen, einen Ersatz in Geld zu leisten haben.

Das Gesetz sieht für Menschen mit einer Behinderung jedoch einen Katalog vor, unter welchen Bedingungen sie von der Wehrpflichtabgabe befreit werden können. Diese sind in Artikel 4 festgehalten und lauten, von der Ersatzpflicht ist befreit, wer im Ersatzjahr:

SPV-Höck Die SPV bietet in der Uniklinik Balgrist, Forchstras­ ­se 340 in Zürich regelmässig eine Informationsveranstaltung, den sogenannten SPV-Höck, an.

n Zentrum für hindernisfreies Bauen Mitarbeiter Lebensberatung SPV Montag, 22. September 2014, 18.00 – 20.00 Uhr

– wegen erheblicher körperlicher, geistiger oder psychischer Behinderung ein taxpflichtiges Einkommen erzielt, das nach nochmaligem Abzug von Versicherungsleistun­ gen sowie von behinderungsbedingten Lebenshaltungskosten sein betreibungsrechtliches Existenzminimum um nicht mehr als 100 Prozent übersteigt.

Für Menschen mit einer körperlichen Behinderung sind Abbau oder Vermeidung baulicher Schranken unabdingbare Voraussetzungen für ein Dasein in Unabhängigkeit. Das Zentrum für hindernisfreies Bauen beschäftigt sich vor allem mit Beratungen, Planungen und Ausführungen von Um-, An-, und Neubauten.

– wegen einer erheblichen Behinderung als dienstun­ tauglich gilt sowie eine Rente oder eine Hilflosenentschädigung der Eidgenössischen Invalidenversicherung oder der Unfallversicherung bezieht.

Unser Architekt, Marcel Strasser freut sich darauf, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen

–w egen einer erheblichen Behinderung als dienst­ un­tauglich gilt und keine Hilflosenentschädigung ­bezieht, aber dennoch eine der zwei mindestens erforderlichen Voraussetzungen für eine Hilflosenent­ schädigung erfüllt.

Somit kann generell davon ausgegangen werden, dass Menschen mit einer Behinderung, welche dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind von der Wehrpflichtersatzabgabe befreit sind, da sie in den meisten Fällen eine Rente und/oder eine Hilflosenentschädigung der Invalidenoder Unfallversicherung erhalten.

Bei Menschen mit einer inkompletten Querschnittlähmung, welche keine Rente oder Hilflosenentschädigung der Invaliden- oder Unfallversicherung erhalten, muss geprüft werden, ob mindestens ein Punkt der zwei erforderlichen Punkte, die zu einer Hilflosen­ entschädigung leichten Grades führen würden, erfüllt ist. Dies könnte beispielsweise die erforderliche Hilfe Dritter bei der Fortbewegung ausser Haus oder eine Einschränkung der Blasen- oder Darmfunktion sein.

Harald Suter 25 · Paracontact 3/2014

n Mobilität – Fahrzeugumbau Mitarbeiter Lebensberatung SPV Montag, 20. Oktober 2014, 18.00 – 20.00 Uhr Die Planung und Ausführung von Fahrzeugumbauten trägt dazu bei, die Mobilität von Menschen mit einer körperlichen Einschränkung zu verbessern. Wir geben Ihnen gerne Informationen rund ums Auto und Autofahren sowie hilfreiche Tipps für die Benützung des öffentlichen Verkehrs usw.

n Der neue Ferienkatalog 2015 Mitarbeiter Lebensberatung SPV Donnerstag, 27. November 2014, 18.00 – 20.00 Uhr Reisen ist für Menschen im Rollstuhl vielfach eine Herausforderung. Deshalb führen wir ein spezialisiertes Reisebüro, welches auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern ausgerichtete Reisemöglichkeiten anbietet.

Wir geben Ihnen Auskunft und stellen Ihnen den Ferienkatalog für das nächste Jahr vor.

Der Anlass findet zusammen mit der Gesprächsgruppe «mit Querschnittlähmung leben» statt. Über die weiteren Themen können Sie sich im nächsten Paracontact oder auf www.spv.ch informieren.

Lebensberatung

Wehrpflichtersatzabgabe

Kultur und Freizeit

Der neue Ferienkatalog erscheint …

Am 9. November 2014 präsentieren wir Ihnen wie nebenan beschrieben anlässlich des Fototreffs das neue Ferienangebot 2015. Dieser Anlass ist öffentlich und kann von unseren Kunden und freiwilligen Helfern, aber auch von «Gwundrigen», Interessierten, Verwandten und Bekannten besucht werden. Die Reisefachfrauen beantworten gerne Ihre Fragen und nehmen Ihre Anmeldung entgegen. Nutzen Sie die Chance, an diesem Tag sofort buchen zu können!

In der darauffolgenden Woche erhalten die Mitglieder der SPV mit Paraplegie, Tetraplegie, Spina Bifida oder Polio sowie die freiwilligen Helfer den Ferienkatalog per Post zugestellt. Sämtliche Reisen können ab dem 10. November online unter www.spv.ch gebucht werden.

2015 Ferien spv.ch

n Feriendaten 2015 Auch dieses Jahr werden wieder bekannte und bewährte Reisen angeboten. Geplant sind die folgenden Reisen:

Tetrareisen 14.–21.3.2015 25.4.–2.5.2015 9.–16.5.2015 30.5.–6.6.2015 20.–27.6.2015 4.–11.7.2015 8.–15.8.2015 29.8.–5.9.2015 19.–26.9.2015 3.–10.10.2015 17.–24.10.2015

Gran Canaria Brüssel Berlin Locarno Florenz Bodensee Dublin Grado Oberstdorf Erfurt-Weimar Malta

Gruppenreisen 18.–25.4.2015 16.–23.5.2015 6.–13.6.2015 5.–16.7.2015 11.–18.7.2015

New York St. Petersburg Allgäu Litauen-Lettland Stein am Rhein

8.–15.8.2015 22.–29.8.2015 12.–19.9.2015 3.–10.10.2015

Badeferien Städtereise Städtereise Regionenreise Städtereise Spezialwoche Städtereise Badeferien Regionenreise Regionenreise Badeferien

Städtereise Städtereise Swiss-Trac Rundreise (SO–DO) SommerplauschAktiv Tirol Swiss-Trac Helsinki Städtereise Südtürkei Badeferien Marokko-Marrakesch Städtereise

Änderungen bleiben vorbehalten! Reservationen nehmen wir erst ab dem 10. November 2014 entgegen mit dem neuen Anmeldeformular.

n Ferienkatalog

Wer den Katalog nicht erhält und ihn gerne einmal durchblättern möchte, kann ihn gratis bei uns bestellen, unter www.spv.ch einsehen oder am Empfang des SPZ mitnehmen.

Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Kultur und Freizeit, Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil, Tel. 041 939 54 15, kf@spv.ch

Für all jene, welche unseren Katalog noch nicht kennen: Wir erarbeiten jährlich für die Mitglieder der SPV und deren Angehörige einen Ferienkatalog mit Gruppenferien und Tetraentlastungswochen. Unsere Angebote sind sorgfältig auf ihre Rollstuhlgängigkeit abgeklärt worden. Die Reisen finden mit vier bis zwölf Rollstuhlfahrern statt. Das Angebot reicht von Ferien in der Schweiz über Europa bis Übersee. Die Reise erfolgt mit einem unserer rollstuhlgerechten Reisebusse oder dem Flugzeug.

Denise Vonlaufen

26 · Paracontact 3/2014

Präsentation Destinationen 2015 Am Sonntag, 9. November 2014 ist es wieder so weit: Wir halten Rückschau aufs Jahr 2014 zusammen mit den Teilnehmenden der diversen Reisen. In lockerer Atmosphäre erinnern wir uns nochmal an die gemeinsamen Reisen und lassen sie mit einer Foto-Präsentation aufleben.

Nach dem Mittagessen folgt die Vorstellung der neuen Destinationen. Nach monatelangen Abklärungen können wir die verschiedenen Gruppenreisen und Tetraentlastungswochen vorstellen, erste Bilder zeigen und den druckfrischen Katalog an die Anwesenden verteilen. Erfahrungsgemäss werden dann auch gleich die ersten Reservationen vorgenommen.

Dieser Anlass richtet sich nicht nur an Reiseteilnehmende und Hilfspersonen, sondern an alle, welche sich für unsere Ferien interessieren. Also nicht verpassen und Termin sofort eintragen!

Sonntag, 9. November 2014 SPZ Nottwil, Aula ab 11.00 Uhr Apéro 12.00 Uhr gemeinsames Mittagessen 14.00 Uhr Rückblick und Präsentation Ferienkatalog 2015 Ende zirka 17.00 Uhr Kosten CHF 40.– inkl. Apéro und Mittagessen Anmelden bis 24. Oktober 2014 Datum Ort Zeit

Es ist auch möglich, erst nach dem Mittagessen einzutreffen.

n Kontaktbörse für Ferienbegleitungen für Tetras Wie bereits angekündigt in der erstem Ausgabe des Paracontact 2014 bieten wir im Vorfeld des Fototreffs eine Kontaktbörse an für unsere Tetraentlastungswochen.

Diese richtet sich einerseits an all jene Freiwilligen, welche noch nie auf einer Tetrawoche mit dabei waren. Andererseits an alle Tetraplegiker, die mit uns reisen: Bei diesem Anlass sollen sich Begleitende und Tetras in lockerer Atmosphäre kennenlernen und Vertrauen aufbauen. So werden hoffentlich über die nächsten Monate/Jahre neue Gruppierungen möglich.

Das Detailprogramm richtet sich nach Anzahl Teilnehmender, wir treffen uns ab 9.30 Uhr bei Kaffee und Gifpeli. Zusätzliche Information zu diesem Anlass bei Gabi Bucher, Kultur und Freizeit, Tel. 041 939 54 24.

27 · Paracontact 3/2014

Weihnachtsmarkt im SPZ

Am Wochenende des 22./23. November findet der nun bereits traditionelle Weihnachtsmarkt statt.

Kreative Rollstuhlfahrer, welche gerne ihre Kunstwerke, Backwaren oder sonstiges Selbstgemachtes zum Verkauf anbieten möchten, dürfen sich bei uns melden.

Wie üblich stellen wir Ihnen ein bis zwei Tische zur Verfügung in der Halle Galerie. Dieses Jahr wird der Markt am Sonntag musikalisch umrahmt mit den lumen singers (lumen-singers.jimdo.com). Ab 14.00 Uhr werden sie eine Kostprobe ihres diesjährigen Weihnachtskonzertes geben.

Wir hoffen, dass auch viele Besucher vorbeischauen werden, es lohnt sich auf alle Fälle: Die Auswahl reicht von Dekoartikeln über Holzspielzeug, Schnitzereien, Konfitüren, Fotokarten, Gebackenes, Gestricktes, Gehäkeltes, Schmuck bis hin zu Kinderkleidern. Kommen Sie vorbei, Sie werden bestimmt das eine oder andere Geschenk finden bei uns.

n Öffnungszeiten Samstag von 11.00 bis 17.00 Uhr und am Sonntag von 11.00 bis 16.00 Uhr offen.

Anmeldungen von Ausstellern nehmen wir gerne entgegen unter Telefon 041 939 54 24 oder auf kf@spv.ch. Die Platzzahl ist beschränkt, Anmeldungen werden nach ihrem Eingang berücksichtigt.

Kultur und Freizeit

Fototreff und

Kultur und Freizeit

Frühzeitige Vorbereitung auf die Pensionierung Am 23. Mai 2014 fand der erste Pensionierungskurs im Schweizer Paraplegiker-Zentrum statt. Die insgesamt fünf Referenten, welche von der SPV, dem SPZ und der Valiant Bank gestellt wurden, informierten 22 interessierte Personen im Alter von 55 bis 67 Jahren.

Ein erfolgreicher Kurs, der auf ein grosses Bedürfnis hinweist.

Ein wichtiges Ziel des Vorbereitungskurses war es, auf Themen hinzuweisen, die für Menschen mit einer Behinderung speziell beachtet werden müssen. Um den Kurs opti­mal zu gestalten, wurden die Kursteilnehmenden im Vorfeld dazu aufgefordert, ihre dringendsten Fragen zum Thema Pensionierung einzureichen. Über 20 Fragen sind so zusammen­ gekommen, die in die Planung der insgesamt acht Module eingeflossen sind.

n Fragen und Antworten Hier die auffälligsten Themen der Kursteilnehmer: Wann beginne ich mit der Planung?

Es ist lohnenswert, sich über den Zeitpunkt der Pensio­ nierung Gedanken zu machen und diese gewissenhaft zu planen. Mit 50 Jahren ist der ideale Zeitpunkt, sich mit dem 3. Lebensabschnitt zu befassen. Erstellen Sie eine detaillierte Auslegeordnung und überlegen Sie sich, wo Sie wohnen möchten und wieviel Geld Sie benötigen werden. Kontrollieren Sie, ob Ihre AHV-Beiträge lückenlos einbezahlt wurden. Achten Sie auch darauf, ob sich ein allfälliger Altersunterschied in Bezug auf die Koordination der Renten negativ auswirken kann.

Auch der Gesundheitszustand ist mit zu berücksich­ tigen.

Wenn diese Auslegeord­nung gemacht ist, lassen Sie sich beraten, verfolgen Sie Ihre eigene Planung bzw.

Zielsetzung und überprüfen Sie diese laufend. Auf diese Weise sind Sie auch in der Lage über eine frühzeitige Pensionierung zu entscheiden.

n Ganzheitliche Betrachtung Während viereinhalb Stunden präsentierten fünf Referen­ ten zu den diversen Herausforderungen und Veränderungen, die eine Pensionierung mit sich bringt. Dabei zeigte sich die Komplexität der Thematik und die zahlreichen Aspekte, die beachtet werden müssen, wie z. B. die Planung vor der Pensionierung, rechtliche und finanzielle Aspekte, Gesundheit, Partnerschaft, Wohnsituation oder Mobilität.

Wichtig für die Teilnehmenden war auch, sich gegenseitig auszutauschen und die eigene Situation ganzheitlich betrachten und analysieren zu können.

n Links und Literatur zum Thema «Pensionierung richtig planen» (ISBN 978-3-906774-57-2) «Akte Sozialversicherungen» (ISBN 978-3-906866-50-5) «DOSSIER Assurances sociales» (ISBN 978-3-906866-51-2) Merkblätter AHV und IV: www.ahv-iv.info Vorsorgeuntersuchungen: www.medix.ch Vorsorgeuntersuchungen: www.helsana.ch

Was passiert mit den Hilfsmitteln der IV nach der Pensionierung?

Das Merkblatt 3.02 (www.ahv-iv.info) enthält die Antwort auf diese Frage. Aufgelistet sind nur noch weni­ge Hilfsmittel und der vielsagende Satz: «Altersrentnerinnen und Altersrentner, die vor Erreichen des AHVRentenalters Hilfsmittel der IV oder einen Kostenbeitrag zu deren Anschaffung erhielten, haben nach Er­reichen des AHV-Rentenalters weiterhin Anspruch auf diese Leistungen, solange die Voraussetzungen erfüllt sind.» Deshalb ist es sehr wichtig, die Fragen nach den Hilfsmitteln frühzeitig und vor der Pensionierung zu klären.

Wie wichtig ist eine Patientenverfügung?

Halten Sie Ihre Wünsche für den Krankheitsfall oder Unfall in einer Patientenverfügung fest. Sie regeln damit beispielsweise, ob und wie lebensverlängernde Massnahmen getroffen werden, welche Medikamente verabreicht werden sollen (oder eben gerade nicht), wer als Ihre Vertrauens­personen informiert werden dürfen und wer Ihr Vertrauens­arzt ist.

Urs Styger, Antonia Tanner

28 · Paracontact 3/2014

Dschungel und Grossstadt Mein Grossonkel war in Zimbabwe Missionar, eigentlich wollte ich dort mal einen Freiwilligeneinsatz absolvieren. Es kam alles anders, mit 16 bekam ich die Diagnose Friedreich Ataxie, seit 7 Jahren bin ich auf den Rollstuhl angewiesen.

Afrika war also keine Option wegen fehlender Infrastruktur. In Buenos Aires fand ich dann eine Möglichkeit für einen Freiwilligeneinsatz in einem Kinderheim. Da eine Reise nach Brasilien schon lange ein Traum war, konnte ich nun beides verbinden.

Nach einem zehnstündigen Flug erreichte ich Recife, eine Stadt im Nordosten Brasiliens. In Porto de Galinhas nahe Recife besuchte ich einen Schweizer Tetraplegiker, der ausgewandert ist. Ich kannte Michel nicht, er hatte mich aber per E-Mail eingeladen, ihn und seine Familie zu besuchen.

Er setzt sich ein für Behinderte, hält Vorträge und gibt Restaurantbesitzern Tipps, wie sie Toiletten und Rampen bauen sollen. Porto de Galinhas besitzt einen der schönsten Strände Brasiliens. Das Projekt «Praia sem barreiras» ermöglicht auch Gehbehinderten, im kristallklaren Wasser zu baden und sich dank Strandrollstühlen und Planen am Strand zu bewegen.

n Erlebnisse der besonderen Art Mein nächstes Ziel war Manaus. Mit einem Schweizer Reisebüro habe ich einen 4-tägigen Amazonas-Trip gebucht.

Von einer Dschungelodge aus unternahmen wir, Helfer, Dschungelführer und ich, Touren. Von Piranha fischen bis zu Delphine beobachten habe ich mitten im Nirgendwo einiges erlebt. Die Iguaçu-Wasserfälle im Süden Brasiliens waren eines der Highlights. Die Energie, die von diesem Naturwunder ausgeht, ist überwältigend. Ich wurde eingeladen, den Besuch der Wasserfälle mit einem Helikopterflug abzuschliessen. Ein Erlebnis der besonderen Art. Brasilien ist eigentlich nicht wirklich geeignet für Rollstuhlfahrer, überall Schlaglöcher, selten findet man ein Rollstuhl-WC, trotzdem würde ich sofort wieder gehen.

Die Menschen sind sehr offen und hilfsbereit. Oft musste ich nicht mal nach Hilfe fragen, sie wurde mir ungefragt angeboten.

29 · Paracontact 3/2014

In Buenos Aires habe ich einen Monat Spanisch gelernt, leider inmitten von Schweizern, was das Lernen erschwert hat. Danach begann mein Freiwilligeneinsatz im Kinderheim in Buenos Aires. Die Kinder, die dort leben, kommen aus schwierigen Familienverhältnissen oder von der Strasse.

Die kleinsten krabbeln noch, die grössten gehen bereits in die Oberstufe. Meine Aufgabe war es, die Kleinen, die weder in den Kindergarten noch in die Schule gehen, zu beschäftigen. Spielen, Malen, Geschichten erzählen und mit ihnen gemeinsam zu Mittag essen. Viele von ihnen haben keine Erziehung genossen, sie schlagen, fluchen und sind aggressiv, das war oft schwierig. Wenn ich jedoch um 15 Uhr ging, dann fragten sie oft ganz traurig: «Kommst du morgen wieder?» Die vier Wochen mit diesen Kindern bleiben unvergesslich.

Buenos Aires ist nicht sehr rollstuhlfreundlich, fehlende Infrastruktur und gestresste und genervte Menschen.

Oft musste ich mehrere Leute um Hilfe fragen, viele gingen einfach an mir vorbei. Auch der öffentliche Verkehr ist eine Katastrophe, die Busse haben zwar oft eine Rampe, aber der Abstand von Strasse zur Rampe ist ungefähr 30 cm, der Buschauffeur hilft nicht, so war es unmöglich, den Bus alleine zu benutzen.

Danach hatte ich noch vier Wochen Zeit zum Reisen. Zuerst flog ich nach Salta, eine Stadt im Norden Argentiniens. Dort habe ich viele Lamas, Esel, farbige Berge, Kakteen und den bekannten Wolkenzug «tren a las nubes» (bis zu 3000 m Höhenunterschied auf der Strecke) gesehen.

Mit dem Bus habe ich die Anden überquert nach Chile, wo ich 3 Tage in der Atacama-Wüste verbrachte. Meine Reise führte mich zurück nach Argentinien, wo ich Mendoza und Cordoba besuchte. Zurück in Buenos Aires musste ich Abschied nehmen von meinen neuen Freunden. Natürlich gab es während der Reise Momente, wo ich zweifelte, aber es gab immer irgendeine Lösung.

Corinne Oehen

Kultur und Freizeit

Zwischen Strand,

Kultur und Freizeit

Skivergnügen in den Rockies

Atemberaubende Landschaft, Freiheit und vor allem viel Pulverschnee im Winter – das sind die Rocky Mountains. Mit der Reise nach Winter Park (Colorado) haben wir uns den lange gehegten Herzenswunsch, in den Rockies Ski zu fahren, erfüllt. Was einfach klingt war jedoch eine organisatorische Meisterleistung.

Der Reise in die Rockies ging eine lange Vorbereitungszeit mit intensiver Planung voraus, denn Skifahren ist eine aufwendige und kostspielige Sportart. Rollstuhlfahrer sind dabei immer wieder auf die Unterstützung von Begleitpersonen angewiesen: Sei es beim Transport des Materials oder beim Transfer in oder aus dem Monoskibob. Zudem wartete eine lange Flugreise auf uns, welche es gewissenhaft zu organisieren galt. Bei der Airline mussten wir uns als Rollstuhlfahrer anmelden und unser Skigepäck angeben.

Erfreulich war, dass wir den Monoskibob als Hilfsmittel deklarieren konnten. Der Transport eines Hilfsmittels ist nämlich gemäss Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) nicht kostenpflichtig. Des Weiteren ist es sehr empfehlenswert, einen Direktflug von einem europäischen Flughafen zur Zieldestination in den USA zu buchen. Auf diese Weise muss man das gesamte Gepäck zwischendurch nicht entgegennehmen, um es gleich wieder einzuchecken.

the Disabled» (NSCD) zählen. Das NSCD ist eines von mehreren hervorragenden Behindertensportzentren in amerikanischen Skigebieten. Unsere Monoskibobs waren in den besten Händen und kleinere Schäden oder Einstellungsänderungen wurden von Pat, dem Mechaniker des NSCD, im Handkehrum erledigt. Aber nicht nur das: Wir konnten unsere Monoskibobs praktisch am Pistenrand deponieren und dank dem NSCD erhielten wir Querschnittgelähmten eine Ski-Saisonkarte für nur 120 US-Dollar sowie einen reduzierten Tarif für unsere Begleitpersonen.

n Endloses Pistenvergnügen Winter Park verfügt über ein riesiges und vielfältiges Pistennetz, welches Skivergnügen ohne Ende bietet. Das erschlossene Gebiet liegt in einer Höhe zwischen 2700 und 3500 Metern, gilt als schneesicher und braucht daher keine Beschneiungsanlagen. Neben perfekt planierten Pisten konnten wir uns, ohne den geschützten Bereich zu verlassen, im frischen Pulverschnee und zwischen verschneiten Tannen eine eigene Spur suchen – ein Traum!

n Man muss sich zu helfen wissen …

In den USA gelandet, standen wir bereits vor einer weiteren organisatorischen Frage: Für die Fahrt ins Skigebiet brauchten wir (idealerweise) einen auf Handbedienung umgebauten Kleinbus. Mit einem normalen Mietwagen wäre es unmöglich gewesen, unser gesamtes Gepäck zu transportieren. Leider besass aber keine der ansässigen Mietwagenfirmen ein solches Fahrzeug. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns, einen Kleinbus zu mieten und bei diesem einen mitgebrachten Handumbau zu montieren.

n … und sich helfen lassen Endlich in Winter Park angekommen – übrigens eines der grössten Skigebiete der USA –, konnten wir jederzeit auf den Support des ansässigen «National Sports Center for 30 · Paracontact 3/2014

n Après-Ski mal anders Da uns nicht nur der Skisport interessierte, liessen wir an zwei Abenden das Après-Ski ausfallen und besuchten im nahe gelegenen Denver den NHL-Eishockey-Match zwischen den Colorado Avalanche und den L.A. Kings sowie den NBA-Basketball-Match der Denver Nuggets gegen die Minnesota Timberwolves (in einem perfekt rolligerechten Stadion).

Neben Skivergnügen pur waren das zwei gigantische Erlebnisse, welche diese einmalige Reise in die Rockies gebührend abrundeten.

Daniel Stirnimann

Kultur und Freizeit

Von Premieren

und Dernièren im SPZ Eigentlich ist der alljährliche Jodelgottesdienst, welchen wir Anfang Juni organisieren, ein Selbstläufer.

Viel ändert jeweils nicht, die Seelsorge des SPZ, der Pfarreileiter von Nottwil und der angemeldete Jodlerklub sprechen sich vorgängig ab über den Ablauf, die Bühne ist bereit, die Besucher kommen meist in Scharen und ohne dass wir viel dazu tun müssen.

Dieses Jahr lief etliches, aber ein bisschen anders. Die Bühne war zwar auch bereit, aber der Predigt-Text sah drei Bäume vor und da standen nur deren zwei. Also musste schleunigst ein dritter organisiert werden. Ein Mitarbeiter des Reinigungsteams war schnell vor Ort und brachte das fehlende Stück. Der Jodlerklub seinerseits brauch­te den Technischen Dienst für das Glockengeläut ab CD, neue Gegebenheit, aber für den Technischen Dienst kein Problem. Neu war auch der kleine Tisch mitten auf der Bühne mit dem schönen Tuch, der Schale, der Wasserflasche und dem Blumengesteck. Das musste Teil der Predigt sein, dachte ich mir.

Viel mehr Gedanken dazu konnte ich mir nicht mehr machen, die Besucher des Jodelgottesdienste kommen früh, dieses Jahr auch viele Rollifahrer. Die musste man einweisen und darauf achten, dass sie nicht den Platz einnah-

n Keiner zu klein Dann schienen aber doch die meisten ihren Platz gefunden zu haben, Ruhe kehrte ein, Wärme auch, und jetzt zeigte sich die Funktion des Tisches auf der Bühne: Zum ersten Mal in meiner 17-jährigen Jodelgottesdienst-Karriere fand während des Gottesdienstes eine Taufe statt. Schon wieder eine Premiere. Diese Taufe verlieh dem Anlass eine zusätzlich feierliche Note und der kleine Täufling sorgte für viel Belustigung. Er kümmerte sich wenig um die schönen Worte, strampelte vergnügt vor sich hin und versuchte immer wieder, die leuchtend roten Karton-Äpfel vom einen Baum zu ziehen – der Apfel bereits in diesem Alter eine Verlockung?

n Jodeln weckt Emotionen Der Gottesdienst nahm seinen Lauf, die Wärme auch. Der Jodlerklub Bärgglöggli Steinhuserberg war grad mitten in einem Jutz, als sich ein Rollifahrer durch die Aula-Tür schob mit seinem grossen Elektro-Rolli. Scheinbar begeistert von der schönen Melodie, drehte er sich strahlend und mit quietschenden Reifen zwei Mal um die eigene Achse. In einem Anflug helvetischer Pedanterie wollte ich ihn zur Ruhe ermahnen, bemerkte dann aber rechtzeitig meine Engstirnigkeit: Wie konnte ich es wagen, diesen Rollifahrer daran zu hindern, seine Lebensfreude auszudrücken! Nicht nur er wurde inspiriert durch den schönen Gesang, auch ein ältere Mann, dessen Frau im Rollstuhl sass, schaute gerührt und liebevoll zu ihr während des Refrains «So schön isch die Wält», legte dann den Arm um sie und strich ihr zärtlich über den Rücken. Eine wunderschöne Geste, die mich tief berührt hat.

n Abschied Auch nicht ganz alltäglich dann der Schluss des Gottesdienstes, eine Dernière in diesem Fall: Zwölf Jahre lang hat Nottwils Pfarreileiter Jakob Christen diesen Jodelgottesdienst mitgestaltet, jetzt nimmt er sich eine Auszeit und wir mussten uns von ihm verabschieden.

men, welchen wir fürs Bett reserviert hatten, das zu unserer grossen Freude kurzfristig angemeldet worden war.

Eine Premiere für mich, nur wars dann nicht nur ein Bett, sondern deren zwei, dafür brauchte es Strom, d. h. Verlängerungskabel, was vorübergehend für etwas Hektik sorgte.

Die Besucher kamen scharenweise, einzeln, zu zweit, Familien mit Kinderwagen, ältere Menschen an Stöcken, mit Rollatoren, viele von ihnen Stammgäste des Anlasses. Es schlichen auch noch Besucher in die Aula, als der Jodlerchor bereits das erste Lied angestimmt hatte.

31 · Paracontact 3/2014

Wie sie reingeströmt waren, strömten die Besucher nach gut einer Stunde auch wieder raus, mit zufriedenen, teilweise etwas geröteten Gesichtern. Der Jodlerklub beglückte noch mit ein paar Liedern in der Eingangshalle, stiess mit uns auf die Gemütlichkeit an und ging dann über zum wohlverdienten Mittagessen. Die Eingangshalle leerte sich langsam, die Zufriedenheit der Besucher drückte sich aus in einer stattlichen Kollekte zu Gunsten der Schweizer Para­ plegiker-Stiftung.

Gabi Bucher

Kultur und Freizeit

Sicherheit auf Busreisen

«Mit dem Schrecken davongekommen ist am Samstag eine Gruppe Rollstuhlfahrer und ihre Betreuer in einem Reisebus der SPV, der von Eurobus betrieben wird. Auf der Autobahn 81, von Stuttgart Richtung Heilbronn, fing ein Reifen Feuer. Alle Passagiere konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden und niemand wurde verletzt.»

Am 12. Oktober 2012 hat sich dieser Vorfall, genau wie in der obigen Medienmitteilung beschrieben, auf einer Ferienreise der SPV nach Dresden ereignet. Dieses Ereignis hat in der Erinnerung aller Beteiligten eine tiefe Kerbe hinterlassen.

chen und dies auch den Passagieren mitteilen. Idealerweise haben sie sich schon vor der Abfahrt mit einem möglichen Szenario beschäftigt. Kommunikation ist im Notfall und beim Leisten von Erster Hilfe – wie wir aus dem Vorfall im Oktober 2012 gelernt haben – das A und O.

n Massnahmen für mehr Sicherheit Die SPV ist in Sachen Sicherheit ebenfalls über die Bücher gegangen. Wir haben sowohl unser Krisenmanagement eingehend geprüft, als auch unsere Kommunikationsabläufe verbessert. So sind Sicherheitsinstruktionen ab sofort fester Bestandteil unserer Kurse für Gruppen- bzw.

Pflegeleitungen sowie Begleitpersonen. Erneute Instruk-

n Was tun bei einem Unfall?

Ein Unfall ist immer ein unerwartetes Ereignis, das von den Helfern schnelles Handeln und viel gesunden Menschenverstand beim unmittelbaren Fällen von Entscheidungen erfordert. Was auch heisst, dass es in keinem Fall ein Rezept für eine genaue Vorgehensweise gibt. Im Normalfall treffen Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr innerhalb von wenigen Minuten vor Ort ein und übernehmen das Kommando. Es gilt daher vor allem die ersten zehn Minuten zu überbrücken: Als Erstes muss natürlich immer die Alarmierung erfolgen, im Ausland unter der Notrufnummer 112. Über diese Rufnummer wird eine Leitstelle erreicht, die je nach Notfall die Polizei, den Rettungsdienst und/oder die Feuerwehr alarmiert. Im Falle eines Brandes muss der Chauffeur gleichzeitig reagieren und darauf achten, wo der Bus zu stehen kommt. Dies ist entscheidend, damit eine allfällige Evakuation sofort eingeleitet werden kann. Die Gruppen- bzw. Pflegeleitung und der Buschauffeur müssen die notwendigen Schritte umgehend abspre-

n Vier Verhaltensregeln im Notfall Als Massnahme auf den Vorfall wollte die SPV einen Kurse zum Thema «Sicherheit an Bord eines Busses und Evakuation» anbieten. Nach langen Abklärungen wurde klar, dass solche Kurse wenig Sinn machen.

Wie bereits erwähnt, gibt es kein Rezept für eine genaue Vorgehensweise im Notfall. Daher haben wir folgende Verhaltensregeln zusammengestellt: 1. Im Bus: Keine Gegenstände auf dem Gang deponieren 2. Den Film über die Sicherheit an Bord aufmerksam schauen 3. Bei Unklarheiten bei der Gruppenleitung nachfragen 4. Im Schadenfall: a) Ruhe bewahren b) Instruktionen befolgen c) Denken und handeln

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tionen erfolgen zudem bei den Briefings und zu Beginn der Busreise ist das Abspielen eines Films über die Sicherheit an Bord obligatorisch. Auf unseren Busreisen achten wir nun strikte darauf, dass weder Gepäckstücke, Rollstühle oder gar Teilnehmende den Gang unpassierbar machen. Um diesen Sicherheitsaspekt zu garantieren verzichten wir bewusst darauf, eine Reise bis auf den letzten Platz zu verkaufen. Wir fragen auch vermehrt nach, ob unsere Teilnehmenden im Bus auf die Sitze transferieren können.

Eines ist jedoch klar geworden. Sollte ein Bus innert Minuten geräumt werden müssen, braucht es die Hilfe aller.

Sobald die Fachleute vor Ort sind, kümmern wir uns im Hintergrund um unsere Reisegruppe und befolgen die Instruktionen der lokalen Einsatzleitung und der SPV.

n Keine Evakuationssysteme für Busse Wo wir leider keine Verbesserung erzielen können, ist bei den Evakuationssystemen der Busse. Auf Anfrage haben uns die Buslieferanten bestätigt, dass es noch keine Systeme wie z. B. bei Flugzeugen gibt. Unsere Busse entsprechen jedoch höchsten Standards und wurden den EU-Normen entsprechend angefertigt.

Urs Styger, Antonia Tanner

Kultur und Freizeit

Segeln für alle

Das ist Integration auf höchstem Niveau: Mit dem Segelschiff 2.4mR werden alle Barrieren abgeschafft und Behinderte sind nicht mehr dazu gezwungen, nur unter ihresgleichen sportliche Wettkämpfe auszutragen, sondern können sich mit Fussgängern messen.

Der RC Insuperabili setzt sich für diesen Sport ein.

Der RC Insuperabili von Lugano hat sich zum Ziel gesetzt, das Segelschiff 2.4mR in der Schweiz einzuführen und sein Potenzial aufzuzeigen. Das Tessin mit seiner Geografie und seinen Seen ist der ideale Standort für ein solches Boot.

So möchte der Club eine Segelschule für Behinderte aufbauen, um danach ein Wettkampf-Team gründen zu können, welches aus Behinderten und Fussgängern besteht.

Dieses soll dann jeweils an den internationalen Regatten der Klasse 2.4mR teilnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nötig, Veranstaltungen zu organisieren, an welchen das Boot ausprobiert werden kann. Ebenso braucht es Kurse für Behinderte, damit sie sich der olympischen Disziplin Segeln annähern und die Regeln kennenlernen.

n Ein Segelboot im Tessin In den vergangenen Jahren haben die Insuperabili bereits solche «Segel-Probe-Week-Ends» mit grossem Erfolg organisiert, und auch in dieser Saison werden diese Tage wieder angeboten. Sie sind offen für Personen aus anderen Kantonen. Last, but not least möchten sie Athleten ausbilden, welche zum Ziel haben, mit dem Segelboot 2.4mR an den Paralympics teilzunehmen. Durch sportliche Tätigkeiten haben die Menschen nicht nur die Möglichkeit sich zu messen und zu trainieren, sondern auch die menschlichen Beziehungen zu vertiefen und sich so besser integriert zu fühlen in der Gesellschaft.

33 · Paracontact 3/2014

2.4mR ist die offizielle Klassenbezeichnung eines kleinen Kielbootes. Dieses wurde 1983 von lokalen Designern in Stockholm entwickelt. Die 2.4mR-Klasse ist nach ihrem Vermessungswert benannt, der sich unter anderem aus dem Längen-, Breiten- und Verdrängungswerten des Rumpfes sowie den Segelmassen ergibt. Es ist die kleinere Schwester der grösseren Boote von 6 m, 8 m oder 12 m Länge und weltweit ein Begriff, da es sich um die Klasse handelt, mit der bei den Paralympischen Spielen seit dem Jahre 2000 die Einzelwettbewerbe im Segelsport ausgetragen werden.

n Alle gegen alle Die 2.4mR-Klasse erreichte sehr schnell eine bemerkenswerte Popularität aufgrund ihrer einzigartigen Qualitäten und hat sich in allen Ländern mit Segeltradition schnell verbreitet. Im 1992 erhielt sie den Status «Internationale Klasse».

Seither wird jedes Jahr eine Weltmeisterschaft ausgetragen mit einer Beteiligung, die oft an die hundert Einheiten erreicht. Da der Steuermann im Innern des Rumpfes sitzt, vor allen Steuerelementen, ist die Steuerung keine so grosse Herausforderung und besondere athletische Voraussetzungen oder bestimmte Körpergewichte spielen keine Rolle.

So sind diese Regatten offen für alle, d. h. Männer, Frauen, Junge und nicht mehr so Junge, Fussgänger und Behinderte. Alle kämpfen gegen alle, mit denselben Voraussetzungen und in einem einzigen Schlussklassement.

n Paralympisches Boot Da dieses Boot für Körperbehinderte adaptiert ist, wurde es neben weiteren Bootsklassen ausgesucht für die Paralympics in Sydney 2000, Athen 2004, Peking 2008, London 2012 und nun ebenfalls für die Paralympics in Rio. Die wichtigsten Flotten findet man in Skandinavien, Italien, England, Holland, Deutschland, Spanien, Australien, Canada und in den USA. Stefano Garganigo, Steuermann der Klasse 2.4mR Rollstuhlclub Insuperabili

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Tél. 021 620 02 40. Fax 021 620 02 41. www.lofric.ch

Die Schweizer Jugendherbergen «Ferien – zugänglich für alle». Denk an mich macht die Schweizer Jugendherbergen hindernisfrei. So lancierten die Stiftung Denk an mich und die Schweizer Jugendherbergen ihre Zusammenarbeit im Bereich des hindernisfreien Tourismus im November 2013.

Vieles ist im Rahmen der Projektpartnerschaft geplant, einiges bereits erreicht. Ein Blick zurück und in die Zukunft.

Seit nunmehr 90 Jahren sind die Schweizer Jugendherbergen (SJH) erste Adresse für budgetbewusste Reisende, die eine persönliche, unkomplizierte Atmosphäre sowie ein einfaches bis spektakuläres Dach über dem Kopf suchen.

Vieles hat sich in den 90 Jahren verändert. Wo früher das Schlafen auf Stroh oder im Schlafsack im grossen Massenlager die Regel war, finden sich heute 6er-, 4er- oder Doppelzimmer, oft mit eigenem Bad, mit nordischer Bettwäsche. Auch die Altersbeschränkung und Schliesszeiten gehören längst der Vergangenheit an. Der Wandel ist allgegenwärtig, auch im Netzwerk der Organisation, welches heute 53 Jugendherbergen umfasst. Von eindrücklichen historischen Gebäuden wie Schlössern und Villen bis hin zu spektakulären, neu gebauten Designobjekten ist alles mit dabei.

n Projektpartnerschaft

mit der Stiftung Denk an mich

Die Initiative der Stiftung Denk an mich und der SJH hat zum Ziel, allen Menschen einen einfachen Zugang zu Schweizer Ferien und Freizeitangeboten zu ermöglichen.

Dafür wird in den nächsten Jahren das gesamte Angebot der SJH – von der Informationsbeschaffung im Internet bis hin zu den Betrieben – hindernisfrei gestaltet. Erstmalig wird ein solches Projekt mit Signalwirkung in der ganzen Schweiz umfassend angegangen. «Ferien – zugänglich für alle» wird vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) und der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen unterstützt und fachlich eng begleitet. Die ersten Meilensteine sind bereits erreicht. Im April 2014 wurden die Jugendherbergen Stein am Rhein und Avenches wiedereröffnet, die dank eines Umbaus neu die Standards der Hindernisfreiheit erfüllen. Die Jugendherberge Gstaad Saanenland, ein absolutes Vorzeigeprojekt, konnte am 4. Juni 2014 feierlich eröffnet werden.

n Grosse Ziele mit Vorbildfunktion

n Nachhaltigkeit – nicht nur

ein Schlagwort …

… sondern bereits seit 1994 fester Bestandteil des Leitbildes der SJH. Die Berücksichtigung und Ausbalancierung von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten beim Bau und im Betrieb sind grundlegende Elemente in der Unternehmensphilosophie. Eine logische Konsequenz dieser ganzheitlichen Strategie ist das Konzept «Hindernisfreie Jugendherbergen», welches 2008 entwickelt wurde.

Seitdem verfolgt die Organisation den stetigen Ausbau der Infrastruktur und des Angebotes an Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen. Mit der Stiftung Denk an mich wurde 2013 der ideale Partner für dieses Projekt gefunden.

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Nicht nur bauliche Aspekte sind ein wichtiges Thema, sondern auch die Öffentlichkeitsarbeit und der Betrieb der Jugendherbergen. So sind die Sensibilisierung der Mitarbeitenden und die Bekanntmachung des hindernisfreien Angebotes Schlüsselaufgaben im Projekt. Auch die Zertifizierung der Barrierefreiheit des Portals www.youthhostel.ch sowie ein angepasstes Online-Buchungssystem sind in Planung. Die Ziele sind also gross, die Aufgaben umfangreich. Doch nur so kann das Projekt für den ganzen Schweizer Tourismus zu einem Vorbild für eine umfassende Entwicklung hin zu einem hindernisfreien Tourismus werden.

Bestehenden Schwachstellen werden ausnahmslos analysiert und erforderliche Massnahmen definiert. Die so aufgezeigten Bausteine und Lösungen für ein hindernisfreies Tourismusangebot sind für andere Unternehmen gut verständlich wie auch kopierbar.

Weitere Informationen zum Projekt, den 53 Jugendherbergen (31 davon sind hindernisfrei) und dem ersten hindernisfreien Angebot «Hindernisfreie Velotour auf der Rheinroute Nr. 2» finden Sie unter www.youthhostel.ch/hindernisfrei.

Annika Schindler, Schweizer Jugendherbergen

Kultur und Freizeit

Einfach, gut, hindernisfrei

Rollstuhlsport Schweiz

Neues Sportcamp

Ihr «move» – unser Programm Möchten Sie in die Welt des Rollstuhlsports eintauchen, unvergessliche Tage erleben und dazu erst noch Gleichgesinnte kennenlernen? Dann ist das neue Sportcamp «move on» von Rollstuhlsport Schweiz (RSS) genau das Richtige für Sie. Dieses findet vom 6.–11. Oktober 2014 in Nottwil statt und bietet ein vielfältiges Schnupperangebot.

Es gibt in jedem Leben Momente, in denen der Alltagstrott einsetzt. Gerade dann hat man in der Regel das Gefühl, wieder einmal etwas Neues, Spannendes entdecken zu wollen, um dem Alltag zu entfliehen. Das kennen Sie bestimmt auch, oder? Dann ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, wie man sich weiterentwickeln kann. Aus diesem Grund hat RSS ein neues Sportangebot für Anfänger, Fortgeschrittene und Könner entwickelt.

eine gute Idee, eine neue Sportart zu wählen, in der Sie noch keine Erfahrung haben. Dazu bieten wir in der ersten Wochenhälfte Basketball, Bogenschiessen, Curling oder Leichtathletik an und in der zweiten Wochenhälfte Handbike, Tischtennis und Tennis. Nachmittags können Sie verschiedene Sportarten «schnuppern», und zwar an jedem Nachmittag eine andere. Es stehen Badminton, Basketball, Bogenschiessen, Curling, Golf, Handbike, Leichtathletik, Rudern, Rugby, Tennis und Tischtennis zur Auswahl. Gemäss Ihren Prioritäten werden Sie in die entsprechenden Gruppen eingeteilt. Es besteht die Möglichkeit, an der gan-

n Wir bewegen – Sie auch?

Das Sportcamp «move on» (auf Deutsch: weitergehen/nicht stehen bleiben) versteht sich als Chance, Ihrem Leben neuen Schwung zu verleihen. «move on» bietet die Möglichkeit, unbekannte Bereiche der Rollstuhlsportwelt zu erkunden.

Vielleicht haben Sie auch schon daran gedacht, auf einem Handbike die Natur zu erkunden – eventuell mit Ihrer Familie oder Freunden? Aber die Gelegenheit dazu hat sich nie ergeben. Oder Sie haben schon einige Sportarten ausprobiert und bewegen sich regelmässig, haben aber «Ihre» Sportart noch nicht gefunden? Allenfalls betreiben Sie Leistungssport und möchten nun eine neue Sportart für das Ausgleichstraining entdecken, sind aber noch nicht auf die ideale Bewegungsform gestossen? Dann bietet Ihnen «move on» die Chance, zahlreiche Möglichkeiten des Rollstuhlsports auszuprobieren.

n Sie haben die Wahl Das Camp «move on» findet vom Montag, 6. Oktober bis Samstag, 11. Oktober 2014 in Nottwil statt und ist in zwei Blöcke à je drei Tage aufgeteilt. Sie können eine Hauptsportart aus unserem Angebot wählen, die Sie jeweils vormittags ausüben. Das kann eine Sportart sein, die Sie schon länger betreiben und vertiefen möchten. Es ist aber auch

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zen Woche teilzunehmen oder wahlweise nur am Block 1 oder 2. Eine Teilnahme an einzelnen Tagen ist nicht möglich. Die Trainingseinheiten werden von erfahrenen Trainern der jeweiligen Disziplin durchgeführt. Die zeigen deren Grundzüge und geben einen ersten Input, die Sportart hautnah zu erleben.

n Zusammen geht es besser Neben dem Sport steht der Austausch zwischen den Teilnehmenden im Zentrum. Ist es nicht schön, gemeinsam etwas zu erleben, sich gegenseitig zu motivieren und «on the move» zu sein? So kommt neben dem Training das Gesellige bestimmt nicht zu kurz. Die Teilnehmenden sind an den Abenden frei, um sich auszutauschen oder nochmals «in Bewegung» zu sein. Sei es beim Jassen, beim gemeinsamen «Spörtle» – für alle die noch nicht genug haben – oder beim Relaxen. Pro Block erwartet Sie ein gemeinsamer Abendanlass – lassen Sie sich überraschen! Zudem werden wir einen Sportcorner einrichten, in dem sich die Teilnehmenden noch intensiver mit dem Rollstuhlsport befassen können und die Daten der Ansprechpersonen aus allen Regionen bereit liegen.

Rollstuhlsport Schweiz

WM

Tischtennis 327 Spieler aus 49 Nationen werden vom 6. bis 15. September in Beijing CHN um die begehrten WM-Medaillen kämpfen.

Silvio Keller und Valentin Kneuss haben die Selektion dafür dank ihren Turnierresultaten in den letzten Monaten geschafft und werden die Schweiz in China vertreten, gecoacht werden sie vom Nationaltrainer Philipp Zeugin.

Silvio Keller spielt in der Tetraklasse 1 mit. Die Konkurrenz aus Asien, aber auch aus Europa ist sehr stark und es braucht eine Topleistung von Silvio, um ganz vorne mitspielen zu können. «Wenn alles perfekt läuft, ist eine Medaille möglich» meint der hochmotivierte Fricktaler auf sein Ziel angesprochen. Um optimal vorbereitet zu sein bestreitet er im August in Deutschland ein spezielles Trainingslager zusammen mit andern starken Tetra-Spielern aus Europa.

Valentin Kneuss spielt in der Standing Klasse 6 mit und auch bei ihm ist ein Exploit nötig, um weit vorne dabei zu sein.

n Jetzt anmelden Die Teilnahme steht unabhängig vom Fitnesszustand allen Rollstuhlfahrern aus der ganzen Schweiz offen. Falls ein Teilnehmender pflegerische Betreuung benötigt, muss er dies selber organisieren. Teilnahmeberechtigt sind alle Personen, die mindestens zehn Jahre alt und selbstständig im Alltag und in der Kommunikation sind. Interessiert?

Dann nichts wie los! Melden Sie sich noch heute für das Sportcamp an – Sie werden es nicht bereuen! Detaillierte Informationen und die Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.rollstuhlsport.ch/nachwuchs. Anmeldeschluss ist der 1. September 2014. Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne unter 041 939 54 13 oder marina.fuchs@spv.ch zur Verfügung.

Wir freuen uns, mit Ihnen unvergessliche Tage zu erleben und Ihnen den Rollstuhlsport-«move» näherzubringen.

Marina Fuchs 37 · Paracontact 3/2014

Doppel können Silvio und Valentin leider nicht spielen, da sie aufgrund der unterschiedlichen Klassen kein Team bilden können und bei einer WM nur mit einem Partner aus dem eigenen Land zusammen gespielt werden kann.

In China ist Tischtennis die Sportart Nummer 1, deshalb freuen sich die beiden ganz besonders auf die Herausforderung und sind gespannt, ob tatsächlich so viele Zuschauer kommen wie erwartet werden. Bestimmt hat Beijing, der Austragungsort der Paralympics 2008, auch ausserhalb der Sporthalle einiges Spannendes und Überraschendes zu bieten.

Weitere Informationen finden Sie unter www.pttwc.org.cn Karin Suter

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Rollstuhlsport Schweiz

Der Winter

kommt bestimmt Noch sind die Tage lang und bei den meisten sind Gedanken an den Winter wohl eher mässig vorhanden. Schneller als man denkt wird der Wintersport jedoch wieder aktuell sein. Bei uns laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren und das Programm für einen abwechslungsreichen Winter steht.

n Premiere Bobsport Nebst unseren «Standard-Disziplinen» wie Ski Alpin, Ski Nordisch und Curling, bieten wir dieses Jahr zum ersten Mal auch Schnuppertage sowie zwei Trainingswochen im Bobsport (ParaSliding) an. Es freut uns, mit dem International ParaSliding Club St. Moritz sowie dem Saint Moritz Bobsleigh Club (ältester Bobclub der Welt) zwei innovative Partner gefunden zu haben, welche das Projekt Bobfahren im Rollstuhlsport vorantreiben. Erwähnenswert ist dabei, dass diese beiden Clubs die Kurskosten vollumfänglich übernehmen; das heisst die Kursteilnehmer bezahlen lediglich Kost und Logis. Für die Fahrt auf der Bobbahn ist ein Mindestalter von 16 Jahren erforderlich, wobei die Unterschrift der Eltern für unter 18-Jährige notwendig ist.

Es kostet bestimmt Mut und Überwindung, mit über 100 km/h den Eiskanal zu bezwingen. Wer es jedoch einmal gewagt hat, kann schon süchtig danach werden.

«Das Herunterdüsen auf der Bobbahn ist ein unbeschreibliches Feeling. Die Geschwindigkeit erhöht sich konstant und man kann die Fliehkraft auf eindrückliche Weise erleben – Adrenalin pur! Die Lust auf mehr ist definitiv vorhanden und ich hoffe, nächsten Winter auf der Bobbahn in St. Moritz gleichgesinnte Rollifahrer anzutreffen.»

Mike Bucher nach seinen ersten Erfahrungen in einem Parabob.

n Weitere Kursangebote Selbstverständlich haben wir wiederum viele Kurse für unsere Monobobskifahrer oder solche, die es noch werden wollen, im Angebot. Anfänger sowie Fortgeschrittene jeglichen Alters können an ihren Techniken feilen oder das Skifahren bei unseren kompetenten Schneesportlehrern von Grund auf neu erlernen. Wie immer findet der grösste Teil unserer Kurse in Sörenberg statt, dieses Jahr unter der neuen Co-Leitung von Fabian Emmenegger und Richard Studer (monoskibob@gmx.net oder Tel. 079 666 41 89).

Unsere neuen Koordinatoren für Mono- und Dualskikurse im Sörenberg: Fabian Emmenegger und Richard Studer Mit unserem Partner «handiconcept» in Villars-sur-Ollon ist auch die Westschweiz vertreten. Es sind erneut Schnuppertage in Wildhaus (Ostschweiz) ausgeschrieben. Weiter dürfen die beliebten Wochenkurse in Arosa und Zinal nicht fehlen.

In Zusammenarbeit mit unseren Curling Clubs werden gesamtschweizerisch Trainingslektionen angeboten, welche wöchentlich stattfinden. Wer sich also für diese Sportart interessiert, meldet sich direkt bei den Clubs.

Last, but not least möchten wir auch auf den Sport mit dem Langlaufschlitten (Ski Nordisch) hinweisen – eine weitere tolle Möglichkeit, sich in der wunderschönen Bergwelt fortzubewegen. Interessierte können sich mit Heinz Frei (heinz.frei@spv.ch) in Verbindung setzen.

n Anmeldungen und Informationen Weitere Infos sowie das Online-Anmeldeformular finden Sie unter www.rollstuhlsport.ch. Selbstverständlich sind wir bei Fragen auch telefonisch unter 041 939 54 30 erreichbar.

Wir freuen uns schon jetzt auf neue und altbekannte Gesichter und hoffen, dass der Schnee zum richtigen Zeitpunkt eintreffen wird.

Martina Meyer

39 · Paracontact 3/2014

Rollstuhlsport Schweiz

Vierteilige Rennserie Ausnahmezustand Die Freude war gross, als das Internationale Paralympische Komitee der SPV die Durchführung des IPC Grand Prix in Nottwil übertrug. Rasch reifte der Entscheid, den Wettkampf in die Schweizer Meisterschaft zu integrieren, denn das OK dazu bestand bereits. Im Laufe der Vorbereitungen stellte sich jedoch heraus, dass die Dimension des Anlasses um einiges grösser war. Erschwerend war zudem, dass innerhalb von zwei Wochen auch das Daniela Jutzeler Memorial, das Para-cycling Zeitfahren in Knutwil und der Internationale Rollstuhlmarathon in Schenkon stattfanden.

Das externe OK um Präsident Sami Lanz hat viel Erfahrung, denn hat es schon manche SM, eine Junioren WM in Nottwil und andere Anlässe organisiert. Ins Rudern kam einzig die Abteilung Wettkampf mit Roger Getzmann und Marina Fuchs. Denn anstelle der bisher 6 Klassen standen 41 Klassen am Start, da man auch Wettkämpfe für Amputierte und Sehbehinderte sowie Wurfdisziplinen anbieten musste.

Das hiess aber nicht nur, dass 300 Athleten aus 36 Ländern untergebracht werden mussten, sondern auch, dass man sehr viel mehr Kampfrichter, Transporte und dergleichen benötigte. Da wurde es zwischenzeitlich hektisch hinter den Kulissen.

Als man die gröbsten Schwierigkeiten überwunden glaubte, kam aus heiterem Himmel eine neue Pendenz: Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) entschied sich, der Grand Prix Serie, die es erst seit 2013 gibt, zusätzlichen

40 · Paracontact 3/2014

Schwung zu verleihen. Es beauftragte den britischen TVPro­duzenten Perform, den Anlass mit drei Fernsehcrews zu begleiten, damit dieser multimedial in die ganze Welt hinausgetragen wird. In der Schweiz sollte das OK genügend Staub aufwirbeln, damit TV und Printmedien darüber berichten. Auch sollten Ehrengäste des Hauptsponsors ­Allianz vom Konzernhauptsitz bewirtschaftet werden.

n Von Hundert auf Tausend So kam es, dass Christoph Kunz und ich angefragt wurden, das OK zu unterstützen. Wir stampften ein VIP-Programm aus dem Boden, nahmen mit dem Schweizer Fernsehen und diversen Journalisten Kontakt auf, schrieben Medienmitteilungen, bewirtschafteten das Internet, schrieben Bundesrat, Parlamentarier und Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft an. Wir mussten zum Glück nicht von Null auf Hundert, aber irgendwie von Hundert auf Tausend starten, so schien es uns hie und da.

Aber den Mutigen gehört die Welt: Es gelang uns, relativ spontan Bundesrat und Sportminister Ueli Maurer für einen Besuch zu gewinnen, mehr als 100 VIP-Gäste mit einem abwechslungsreichen Programm zu verwöhnen und dem Schweizer Fernsehen Material für Berichte im Sport Aktuell zu liefern. Auch Tele Züri, der SonntagsBlick, die Neue Luzerner Zeitung und noch das eine oder andere regionale Medium schrieben über die Wettkämpfe.

n Schweizer im Siegestaumel Zum Glück liessen uns die Schweizer Athleten nicht hängen, denn ohne einheimische Siege hätte das Interesse an den Wettkämpfen rasch abgenommen. Die MarathonWeltmeisterin Manuela Schär blieb auf den Mittel- und Langstrecken (800, 1500, 5000 Meter) nicht nur national, sondern auch gegen die internationale Elite ungeschlagen. Sie bestätigte damit, dass sie seit den Paralympics in London ihre Form laufend steigert. Mit Spannung wurden

Rollstuhlsport Schweiz bei den Männern die Duelle des fünffachen Weltmeisters Marcel Hug gegen seinen stärksten Konkurrenten David Weir (GBR) erwartet, der die Paralympics in London dominiert hatte. Der Schweizer war über 800, 1500, 5000 und 10 000 Meter schneller und verlor einzig das Duell über 400 Meter. Aus Schweizer Sicht erfreuten auch die Podestplätze von Beat Bösch und Tobias Lötscher.

Nun gab es für die Leichtathleten eine Verschnaufpause.

Nicht aber für das Team von Rollstuhlsport Schweiz. Denn drei Tage später stand das Para+Cycling in Bad Knutwil für die Handbiker auf dem Programm. Zum Glück wurde ein entscheidender Teil der Vorbereitungen durch das OK des Velo Club Sursee um Präsident Michael Roth geleistet und nur bei Wettkampfthemen kamen Roger Getzmann und Marina Fuchs zum Einsatz. Die Zusammenarbeit ist ein Glücksfall, denn es ist wunderbar, wenn unsere Wettkämpfe in Rennen für Fussgänger integriert werden. So starteten nach den Handbikern die Rad­rennen auf den topografisch sehr anspruchsvollen Strecken. Erneut waren die Schweizer vorne mit dabei. Routinier Heinz Frei revanchierte sich im Zeitfahren bei Vittorio Podesta (IT/2.) und Jean-Marc Berset (Bulle/5.) für die zuletzt im Weltcup erlittene Niederlage.

n Last, but not least

n Und weiter geht’s Eigentlich wäre nun eine Verschnaufpause angebracht gewesen, doch der Fahrplan sah anderes vor: Drei Tage nach der letzten Siegerehrung starteten die ersten Rennen des Daniela Jutzeler Memorials. Wie immer war es nicht einfach, an einem Mittwoch Zuschauer anzulocken. Dank einer cleveren Aktion unseres Direktors Thomas Troger und 450 Gratisbratwürsten wurden die Athleten auch bei diesem Anlass lautstark angefeuert und es herrschte mit hochsommerlichen Temperaturen geradezu Open-Air-Stimmung in Nottwil.

Zum Abschluss der vierteiligen Rennserie folgte am Tag da­ r­auf der internationale Rollstuhl-Marathon von Schenkon.

Auch hier gab es ein erfahrenes OK um Präsident Franz Steiner, das den Anlass reibungslos durchführte. Erneut wur­ den aber alle Wettkampf-Aspekte durch das Duo Getzmann und Fuchs betreut. Das OK machte den Anlass zu einem «Happening» für die Region. Ein Unterhaltungsprogramm mit Sumo-Ringen, Bull Riding, Klettern, Kinderschminken, Konzerten und vielem mehr lockte insbesondere Familien an. Nach den Leichtathleten und den Handbikern starteten dieses Jahr erstmals auch Inline-Sportler.

Es standen viele ausländische Athleten am Start, die mehrere Rennen hier bestritten. Das spart Kosten, erhöht dank guten Teilnehmerfeldern die Attraktivität der Veranstaltungen und dient als Belastungsprobe, denn so viele Wettkämpfe gehen auch bei den top-trainierten Athleten nicht spurlos vorbei. Die Lokalmatadoren konnten dennoch den Heimvorteil ausnutzen: Vier Schweizer Athleten fuhren acht Siege ein. Erfolgreich waren insbesondere Marcel Hug und Manuela Schär je mit drei Siegen und Heinz Frei sowie Beat Bösch mit je einem Sieg.

Den Rollstuhl-Marathon dominierten bei den Leichtathleten erneut Marcel Hug und Manuela Schär. Bei den Handbikern entschied Jean-Marc Berset das Strassenrennen im Endspurt einer achtköpfigen Gruppe für sich. Solche kombinierten Wett­kämpfe sind nicht nur sportlich interessant, sondern auch für die Zuschauer attraktiv. Das wurde sowohl von lokalen Medien honoriert als auch vom Schweizer Fernsehen, das einen längeren Beitrag für das Sportpanorama produzierte.

n Nottwil = Weltrekord

n Es lebe der Rollstuhlsport

Mit dieser Gleichung wird der gute Ruf der neuen Bahn weiter ausgebaut. Elf Weltrekorde gab es während des IPC Grand Prix und drei kamen am Daniela Jutzeler Memorial hinzu. Die Sport Arena Nottwil dürfte damit zu den schnellsten Bahnen der Welt zählen und auch künftig viele Wettkämpfe beherbergen.

Wie auch immer, die vierteilige Schweizer Rennserie – IPC Grand Prix und Daniela Jutzeler Memorial in Nottwil, Handbike Zeitfahren in Bad Knutwil und der Marathon in Schenkon – war sportlich ein Erfolg und allerbeste Werbung für den Rollstuhlsport.

Evelyn Schmid

41 · Paracontact 3/2014

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Rollstuhlsport Schweiz

Das Hobby

zum Beruf gemacht Copa del Rey oder Bundesliga – mit Maurice Amacher, Janic Binda und Philipp Häfeli erobern drei junge Schwei­zer Rollstuhlbasketballer die europäischen Pro­ fi­ligen.

Dienstagnachmittag im SPZ Nottwil, draussen 28 Grad, die Luft über dem Parkett der Sporthalle flimmert beinahe, so dass die Athleten der Nachwuchsfördergruppe bereits nach dem Aufwärmen tropfnass sind. Keiner rebelliert, wäre lieber an der Beach Bar, alle sind fokussiert, geben ihr Bestes mit den schweissnassen Händen Ball und Rollstuhl zu kontrollieren und versuchen jeden Input des Coaches sogleich umzusetzen. Sie alle haben zweifelsohne grosses Talent, doch was sie wirklich von anderen Athleten unterscheidet, ist der zielgerichtete Arbeitswille und der Antrieb immer noch besser zu werden.

Mit Philipp Häfeli und Maurice Amacher spielten zwei der Nachwuchstalente bereits in der Saison 2013/2014 als Profis beim spanischen Club Getafe in der «Primera División».

Mit ihrem Verein kämpften sie äusserst erfolgreich in der Copa del Rey und erreichten hinter dem Überteam Fundosa Gruppo Madrid den hervorragenden zweiten Platz. In der Meisterschaft und im Europacup erlebten sie hingegen mit Niederlagen gegen deutlich schwächere Teams her­­­be Enttäuschungen. Dieses Wech­­sel­bad der Gefühle ist keine Sel­ten­heit als Profisportler. Der Druck vor wichtigen Partien ist enorm. Schliess­­lich wird man ja vom Verein bezahlt, um Spiele und wenn möglich Titel zu gewinnen. Im G ­ egensatz zur Schweizer Meisterschaft sind es oft enge Spiele, die bis zur Schlussphase hart umkämpft sind. Dann gilt es in der sogenannten «crunch time» die Nerven zu behalten.

Genau diese Erfahrung in spielentscheiden­ den Situationen gepaart mit konstant hohen Wurfquoten machen schlussendlich den Unterschied zwischen Amateur und Profi aus. «Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl beim Wurf und den Bewegungsabläufen im Spiel. Alles geschieht intuitiv, da wir so viel Zeit im Individualtraining mit unseren Teamkollegen in den Wurf investieren und an Details feilen können», berichtet Philipp Häfeli.

n Den Traum leben …

Mit Janic Binda wird ab kommender Saison ein dritter Schweizer Rollstuhlbasketballer seinen Traum leben. Zu­sam­ men mit Philipp Häfeli, der von Getafe in die deutsche 43 · Paracontact 3/2014

Bundesliga wechselt, wird er für den Aufsteiger Kaiserslautern auf Punktejagd gehen. Nach seinem Bachelor in Psychologie und BWL an der Universität Zürich stand für ihn eine schwere Entscheidung an: Masterstudiengang am College von Texas mit Basketball-Stipendium oder eine Profikarriere in Europa. Er entschied sich zusammen mit sei­ nem Nationalmannschaftskollegen für die Rolling Devils, wo die beiden eines der schnellsten und korbgefährlichsten Flügel-Duos der Liga bilden werden. «Den Ausschlag gab das junge, motivierte Team, das professionelle Mana­ gement, die hervorragenden Trainingsmögilchkeiten und die grosse Fanbasis am Betzenberg», verrät Janic im Gespräch.

Für die Schweizer Nationalmannschaft ist es zudem äusserst erfreulich, weiterhin zwei von drei Legionären im ­sel­­­ben Team zu wissen. Blindes Verständnis von zwei eingespielten Akteuren ist gerade in der Nationalmannschaft, die aus Spielern verschiedener Vereine besteht, ein Luxus, den nicht viele Nationen haben. Starallüren sind jedoch Fehlanzeige. Gleich beim ersten heissen Sommertraining zurück auf Nott­wiler Parkett wird klar, die beiden «Españo­ les» – so werden Maurice und Philipp von ihren Kollegen liebevoll genannt – und auch Janic wollen noch besser werden und ihre Teamkollegen aus der Nachwuchstrainigs­ gruppe mitreissen, um gemeinsam mit der Nationalmannschaft 2015 um höhere Ziele als nur den Klassenerhalt in der A-Gruppe mitspielen zu können.

Nicolas Hausammann

n Links www.rollingdevils.de, www.casamurcia.com/cid

Rollstuhlsport Schweiz

Sport und Handicap –

neues J+S-Ausbildungsmodul Die Gleichstellung im Sport von Menschen mit Behinderung ist mit dem neuen Sportförderungsgesetz und deren Verordnungen, die im Oktober 2012 in Kraft getreten sind, einen weiteren Schritt vorangekommen. Auf dieser Grundlage werden nun interdisziplinäre Ausbildungsmodule für J+S-Leitende angeboten und durchgeführt.

Der Sport bietet viele Möglichkeiten der Begegnung und kann verbindend und integrierend wirken. Jugend+Sport (J+S) fördert den chancengleichen Zugang und die Partizipation von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und

konzipierten interdisziplinären Modul (I-Modul) von J+S erlangen die interessierten Leitenden diesen Zusatz. Der Ausbildungszusatz wurde in Zusammenarbeit mit den Behinderten- und Rollstuhlsport-Verbänden entwickelt.

Am Wochenende des 1. und 2. Novembers 2014 findet die erste Durchführung des I-Moduls «Sport und Handicap Grundlagen» in Nottwil statt. Das Modul ist eine Einführung für J+S-Leitende und vermittelt wie Kinder oder Jugendliche mit Behinderung in ein reguläres Training integriert werden können. Anhand von Praxis-Beispielen, Lernhilfen und Informationen rund um das Thema wird aufgezeigt, wie ein Training mit einer heterogenen Gruppe umgesetzt werden kann.

n Neue J+S-Ausbildungsbroschüre Als Basis für die Inhalte des I-Moduls «Sport und Handicap Grundlagen – Wege zum gemeinsamen Sport» haben die Behinderten- und Rollstuhlsport-Verbände in intensiver und aufwendiger Zusammenarbeit ein Lehrmittel verfasst, dass in den Ausbildungsmodulen eingesetzt wird.

Darin werden die verschiedenen Aspekte im Sport für Menschen mit Behinderung mit dem Unterrichtsmodell und deren Konzepte von Jugend+Sport vernetzt.

Thomas Hurni Fähigkeiten im Sport. J+S unterstützt über den Themenschwerpunkt «Sport mit Menschen mit Behinderung» seine J+S-Leitenden, Nachwuchstrainer, Experten sowie Coaches in ihrem Sportalltag bei der Bewältigung von Herausforderungen im Zusammenhang mit Integration. Die Integration in und durch Sport hat eine neue Bedeutung und Dimension erhalten.

n Weiterbildung für J+S-Leitende Der Artikel 49 der Verordnung über die Sportförderungsprogramme und -projekte, die auf der Basis des Bundesgesetzes über die Förderung von Sport und Bewegung verfasst wurde, hält fest, dass in einem J+S-Angebot, wo regelmässig ein Kind oder ein Jugendlicher mit Behinderung teilnimmt, der Club oder Verein einen zusätzlichen J+S-Leiter mit einer besonderen Weiterbildung einsetzen muss, um zusätzliche Beiträge auszulösen. Mit dem neu

Weitere Informationen zum Thema Sport mit Menschen mit Behinderung bei J+S finden Sie unter www.jugendundsport.ch/integration

44 · Paracontact 3/2014

n Interdisziplinäres Modul

«Sport und Handicap Grundlagen – Wege zum gemeinsamen Sport»

Kursdauer 1. und 2. November 2014 (2 Tage) Organisatoren Behindertensportverbände und J+S Zielgruppe J+S-Leiterinnen und -Leiter Jugendsport aller Sportarten Kurssprache Deutsch Kursort Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Nottwil Anmeldung Bis am 1. September 2014 über den Kursplan von www.jugendundsport.ch

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Thomas Hurni Telefon 041 939 54 34 oder E-Mail thomas.hurni@spv.ch

Rollstuhlsport Schweiz

Anleitung

zur Schulterprävention Rollstuhlfahrer beanspruchen ihre Schulterpartie im Alltag und bei sportlichen Aktivitäten sehr intensiv.

Häufig kommt es zu Abnützungen und Schmerzen, deshalb ist es wichtig präventiv gegen diese Problematik vorzugehen. Die entwickelte Broschüre kann dabei unterstützend wirken.

Das Schultergelenk ist von Natur aus ein sehr bewegliches Gelenk und anatomisch eigentlich nicht für die täglichen Belastungen von Rollstuhlfahrern konzipiert, wie beispielsweise das Fortbewegen des Rollstuhls, transferieren oder den Rollstuhl ins Auto verladen.

n Abnützung der Schulter Aufgrund der Belastung des Schultergelenks kommt es mit der Zeit oftmals zu starken Abnützungserscheinungen und auch zahlreiche Studien belegen, dass viele Rollstuhlfahrer, insbesondere (ehemalige) aktive Sportler chronische Schulterschmerzen haben und sich Schulteroperationen unterziehen müssen. Diese Folgen und Operationen beeinträchtigen auch oftmals die Lebensqualität und Selbständigkeit der Rollstuhlfahrer.

n Prävention Damit Überbelastungen und Abnutzung möglichst vorgebeugt werden kann, sollten die Gelenke der Schulterpartie gut zentriert und im muskulären Gleichgewicht sein.

Dazu kann der Rollstuhlfahrer selber mit gezieltem Training viel beitragen. Mit der neuen Broschüre «Ausgleichstraining für Rollstuhlfahrer» möchten wir unsere Trainer, Sportler, aber auch andere interessierte Rollstuhlfahrer für das Thema Schulterbelastung sensibilisieren und einen möglichen Weg zeigen, wie dieser Problematik aktiv und präventiv entgegengewirkt werden kann. Die Broschüre wird auch in Kursen der RSS-Ausbildung eingesetzt.

n Einsatz in der Praxis Die Broschüre Ausgleichstraining für Rollstuhlfahrer beinhaltet eine Übungsauswahl für Kraft und Beweglichkeit des Schultergürtels, welche im Alltag einfach durchgeführt werden kann. Sie sind beschrieben und zum besseren Verständnis auch mit Bildern illustriert. Sie ist aufgeteilt in Mobilisations-, Kräftigungs- und Dehnübungen – sowohl für Paraplegiker als auch für Tetraplegiker.

Primär soll diese Broschüre ein Leitfaden und eine Gedankenstütze sein für unsere Rollstuhlfahrer für das regelmässige Training. Da die korrekte Ausführung der Übungen wichtig ist und bei falscher Ausführung Fehlbelastungen nicht ausgeschlossen werden können, empfehlen wir den Rollstuhlfahrern, diese trotz Broschüre in der ersten Phase unter Aufsicht einer Fachperson (Physiotherapeut oder Trainer) durchzuführen.

In einem speziellen Ausbildungskurs am 12. Dezember 2014 werden deshalb auch die interessierten Trainer bezüglich dieser Thematik sensibilisiert und ausgebildet. Die Inhalte der Broschüre werden unter der Leitung der Autorin Nicole Marcec durchgeführt und Varianten zur Umsetzung diskutiert, damit die Trainer danach die Inhalte des Ausgleichstrainings im sportartspezifischen Training mit ihren Athleten gezielt integrieren können.

KRÄFTIGUNGSÜBU

EGIKER N G E N F Ü R PA R A P L

KRÄFTIGUNGSÜBU

EGIKER N G E N F Ü R PA R A P L

n Übung 1

Wicklung Theraband wird so verhindert. um die Hand gewickelt. Ein Abrutschen Das Übungsband wird doppelt Wicklung, beidseitig legen. Die Handflächen nach schulterbreit, in beide Hände Das Band flach, etwas mehr als wickeln. ein- bis zweimal um die Hände innen drehen und so das Band Wicklung, einseitig und mit dem Daumen Das Band nun um die Hand wickeln Das Band flach in die Hand legen.

Ausgleichstra ining für Rollstuh lfahrer

Kräftigung Schulterblattstabilisatoren Ausführung: gestreckt. Die Ohren sind den Greifreifen, Ellbogen sind Aufrechter Sitz, Hände umfassen und gleichzeitig Die Schultern kraftvoll herunterdrücken möglichst nahe an den Schultern. möglichst weit weg von hoch schieben, so dass die Ohren den Oberkörper und den Kopf das Gesäss hebt. den Schultern kommen und sich

fixieren. oder zweitleichteste TheraSchulterübungen das leichteste Wichtig ist, dass man für die zu hohen Widerständen auf Tendenz besteht, dass man bei band verwendet. Dies, weil die dieses Bandes unterJe nach Hersteller sind die Farben die falsche Muskulatur ausweicht. schiedlich.

Variante:

Übungen für Kraft und Beweg lichkei

Rollstuhlsport

Schweiz

t des Schult ergürt

els

die Schulterblätter Decke und die Ellbogen sind gestreckt, Rückenlage, Hände zeigen zur die Schulterblätter vom hoch zur Decke schieben bis sich liegen auf der Unterlage. Arme bleiben während der in die Ausgangsposition. Die Ellbogen Boden abheben. Wieder zurück gesamten Übung gestreckt.

17 16

Nicole Marcec, Sportphysiotherapeutin im Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Nottwil Führt im Swiss Olympic Medical Center in Nottwil Leistungstests und Physiotests mit Rollstuhlsport-Kaderathleten durch. Langjährige Erfahrung als Betreuerin der Nationalkader, vor allem Handbike, Leichtathletik und Curling. Mehrfaches Delegationsmitglied, zum Beispiel bei den Paralympics 2012 in London. Mit dieser Broschüre will sie die Prävention von Schulterproblemen bei Rollstuhlfahrern langfristig unterstützen.

45 · Paracontact 3/2014

Wir hoffen, dass auch dank dieser Broschüre viele Rollstuhlfahrer über ihre Trainer oder selber motiviert werden, regelmässig ihre Schulterpartie gezielt zu trainieren und so möglichst lange beschwerdefrei aktiv bleiben können.

Ab Mitte Dezember ist die Broschüre für interessierte Rollstuhlfahrer bei der SPV/Rollstuhlsport für CHF 10.– erhältlich. Teilnehmende des Ausbildungskurses erhalten die Broschüre direkt im Kurs. Alle Kaderathleten und Nationaltrainer können sie kostenlos bei RSS abholen.

Karin Suter

Hindernisfreies Bauen

Wiederherstellung

einer umgebauten Wohnung Bei Umbaukosten, die von der IV übernommen werden, kommt die IV gemäss geltender gesetzlicher ­Regelung auch für eine später notwendige Wiederherstellung auf. Dabei sind allerdings speziell bei Miet­verhältnissen einige Punkte zu berücksichtigen, damit kein finanzielles Debakel entsteht.

Kreisschreiben über die Abgabe von Hilfsmitteln durch die Invalidenversicherung (KHMI): Kostenvergütung bei Wiederinstandstellung Erfordert die Abgabe eines Hilfsmittels besondere Installationen (z. B. Türverbreiterungen, Badumbau, Lichtsignalanlage u. ä.), die den Zustand der Wohnung verändern, so gehen die Kosten für die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes nur zu Lasten der Versi­ cherung, wenn dies mit dem Vermieter vor dem Umbau schriftlich vereinbart wurde. Bei Treppen­liften u. ä. können die Kosten für die Wiederinstandstellung durch die Versicherung finanziert werden.

b) Beim Auszug muss der ursprüngliche Zustand nicht wie­ derhergestellt werden. Der Eigentümer verzichtet auf die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes.

n In jedem Fall eine

Wiederherstellung?

Das ZHB stellt fest, dass Vermieter um sich abzusichern, praktisch immer die Wiederherstellung fordern, aber zu ge­ ­gebener Zeit teilweise oder ganz darauf verzichten. In vielen Fällen wird mit einer Anpassung ein finanzieller Mehr­ wert generiert. Weiter hat der Vermieter die Möglich­keit, vor einer Wiederherstellung über die Website von Procap einen Nachmieter zu suchen, der die angepasste Wohnung über­ nehmen könnte (www.procap.ch/Wohnung-vermieten).

n Wiederherstellung des ursprüng­

lichen Zustands einfordern

Es kommt oft vor, dass betroffene Personen einen Wohnungswechsel vornehmen und die für sie umgebaute Woh­ ­­­nung verlassen. Der Vermieter hat die Möglichkeit, beim Mie­­ter die Wiederherstellung einzufordern. Der Mieter trägt dabei die Kostenverantwortung. Für den betroffenen Mieter ist deshalb wichtig, nicht plötzlich für hohe Wieder­ her­­stellungskosten aufkommen zu müssen. Er trägt die Ver­ant­wortung für die Regelung der Kostenübernahme durch die IV.

Badezimmer vorher

Badezimmer nachher

Hauszugang ohne Rampe

Hauszugang mit Rampe

n Einverständniserklärung und

Wiederherstellungsforderung

Mit Einreichung des Finanzierungsgesuches bei der IV ist nebst der schriftlichen Zustimmung des Vermieters auch anzumelden, ob seitens Vermieter eine Wiederherstellung gefordert wird.

Bei der Planung und Realisierung der notwendigen Anpas­ sungen durch das Zentrum für Hindernisfreies Bauen werden diese Arbeiten für die betroffene Person erledigt. Im Namen des betroffenen Mieters wird dem Vermieter eine entsprechende schriftliche Vereinbarung zugestellt. Der Vermieter hat die Möglichkeit anzumelden, ob er die Wiederherstellung will oder ob er darauf verzichtet: a) Im Falle eines Auszugs ist der ursprüngliche Zustand ohne Kostenfolgen für den Eigentümer wiederherzustel­ len. Vor Baubeginn muss der Mietvertrag mit dieser Bedingung ergänzt und vom Mieter unterzeichnet werden.

46 · Paracontact 3/2014

n Was ist vor einem

Wohnungswechsel zu tun?

Will ein Mieter aus einer für ihn angepassten Wohnung ausziehen, ist mit dem Vermieter zu klären, ob und in welchem Ausmass eine Wiederherstellung tatsächlich gefordert wird. Nicht immer will ein Vermieter trotz vorgängiger Vereinbarung auch tatsächlich eine Wiederherstellung.

Ist dies mit dem Vermieter geklärt ist die IV zu informieren und das Vorgehen zu besprechen.

Bevor die IV eine Kostengutsprache zur Übernahme der Wiederherstellungskosten erteilt, müssen anhand von Unternehmerofferten die Kosten ermittelt und zusammen mit den Offerten an die IV eingereicht werden.

Hindernisfreies Bauen n Rasch handeln – sonst wirds teuer!

Der Zeitbedarf von der Definition des Wiederherstellungsumfangs bis zum Erhalt der IV-Verfügung und anschliessender Planung und Umsetzung kann gross sein. Meistens haben Mieterinnen und Mieter eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Innerhalb dieser Frist gilt es alle Arbeitsschritte zu erledigen. Wird eine Mieterin oder ein Mieter zu spät tätig, können unangenehme finanzielle Überraschungen auftreten. Erfolgt die Wiederherstellung nicht fristgerecht auf den Mietbeginn des Nachmieters entsteht Wohnungsleerstand und Mietzinsausfall. Diese Kosten wären durch die auszie­hende betroffene Person zu tragen.

Personen mit einer Behinderung erhalten unter bestimmten Voraussetzungen ein Hilfsmittel, um die Treppen leich­ ter überwinden zu können. Dies kann ein einfacher Sitzlift für gerade oder kurvige Treppen sein oder eine deckengeführte Variante. Für Personen im Rollstuhl sind Rollstuhllifte einsetzbar, welche über die Decke oder auf der Treppe geführt sind.

n Das Zentrum für Hindernisfreies

Bauen hilft und unterstützt

Je nach Umfang der Wiederherstellungsarbeiten und Mög­ lichkeiten der betroffenen Person oder Verwaltung kann es Sinn machen, Unterstützung für die Koordination, Planung und Umsetzung der Arbeiten beim Zentrum für Hindernisfreies Bauen anzufordern. Meistens organisiert das ZHB vor Ort eine gemeinsame Begehung mit Mieter und Vermieter, damit der genaue Wiederherstellungsumfang definiert werden kann. Die Bauarbeiten werden anschliessend mit Bauunternehmern besprochen, Offerten eingeholt und ein Kostenvoranschlag erstellt. Dieser bildet Verfügungsgrundlage und wird der IV eingereicht. Sobald die Verfügung eintrifft, plant und überwacht das ZHB die Umsetzung, sofern die Honorarkosten auch von der IV über­ nommen werden.

Gerald Pappe, Architekt ZHB Muhen

n Wem gehört der Treppenlift?

Für die Überwindung von Höhendifferenzen bietet der Ein­ bau eines Treppenliftes ideale Unterstützung sowohl bei einer leichten Gehbehinderung wie auch bei Rollstuhlfahrern. Oft werden diese Hilfsmittel von der IV übernommen.

Doch wem gehört der Treppenlift, wenn dieser nicht mehr benötigt wird?

Kreisschreiben über die Abgabe von Hilfsmitteln durch die Invalidenversicherung (KHMI): Invaliditätsbedingte bauliche Änderungen am Arbeitsplatz und im Aufgabenbereich Hebebühnen und Treppenlifte sowie Beseitigung oder Änderung von baulichen Hindernissen im und um den Wohn-, Arbeits-, Ausbildungsund Schulungsbereich, sofern damit die Überwindung des Weges zur Arbeits-, Ausbildungs- oder Schulungsstätte oder die T­ätigkeit im Aufgabenbereich ermöglicht wird. Die Abgabe erfolgt leihweise.

47 · Paracontact 3/2014

Sitzlift deckengeführt

Sitzlift für gerade Treppen

Für die Beurteilung verlangt die IV eine Offerte von mindestens zwei Anbietern und erstellt eine Verfügung, sofern die Bedingungen erfüllt sind. Die IV finanziert nur Hilfsmittel für Personen, welche noch nicht pensioniert sind. Einzige Ausnahme, wenn eine Person ein Hilfsmittel erhalten hat und im Pensionsalter Ersatz benötigt. Sind diese Hilfsmittel von der IV finanziert, werden diese leihweise zur Verfügung gestellt und gehören somit der IV.

n Was passiert, wenn der Lift nicht

mehr benötigt wird?

In solchen Fällen ist die zuständige IV-Stelle vom Benützer zu kontaktieren. Diese entscheidet, was mit dem Hilfsmittel geschehen soll. Demontage und Einlagerung bei einer IV-Stelle ist nur für Lifte möglich, welche ohne grosse Anpassungen an einem anderen Ort wieder verwendet werden können. Dies ist oft nur bei geraden Liften möglichen.

Bei kurvengängigen Anlagen wird die Schiene entsprechend der Treppe hergestellt und kann nicht wieder andern­ orts eingebaut werden. Einzig das Fahrwerk lässt sich wieder verwenden und kann auf einer neuen Schienenanlage eingesetzt werden. Ob nun das Fahrwerk eingelagert wird oder nicht entscheidet diese Stelle. Eventuell wird auch der Lieferant kontaktiert, um einen möglichen Rückkauf und die Demontage zu organisieren.

Erich Meier, Verkaufsberater Högg Liftsysteme AG Lichtensteig

Hinweise und Informationen

Glosse n Haben oder Sein?

Im Schaffen neuer Sprachregelungen gehören die Deutschsprechenden wohl zu den Weltbesten. Wer vor 100 Jahren noch als Krüppel oder als Invalider galt, wurde im Gefolge des Zweiten Weltkriegs zum Beschädigten, schliesslich zum wohler klingenden Behinderten, und heute sieht er sich zum Menschen mit Behinderung befördert. Ähnlich wandelt sich die Sprache in anderen Lebensbereichen: Die Atomenergie wurde zur unverdächtigen Kernenergie, der Arbeitslose ist nur noch beschäftigungslos und mutiert wohl bald zum Menschen mit hohem Freizeitanteil.

Oft zielen diese Sprachregelungen darauf ab, von trüben Gedanken abzulenken und Sachverhalte zu verniedlichen.

Gleichzeitig verkleistern sie die unterschiedlichen Bedeutungen verschiedener Formulierungen.

n Unsere Webseiten – www.spv.ch – www.rollstuhlsportevents.ch – www.rollihotel.ch

n Wichtige Online-Dienste – www.paramap.ch oder als App – Forum und Markplatz (http://forum.spv.ch/) – Stellenbörse für Querschnittgelähmte (www.spv.ch/de/stellenboerse) – www.paraforum.ch – News mit RSS-Feeds abonnieren (www.spv.ch/de/news/rss_feed)

Dazu ein Beispiel: Es würde uns kaum einfallen, eine junge Frau mit dem typischen Rundbäuchlein als Menschen mit Schwangerschaft zu bezeichnen. Sie ist schwanger, und das Austragen eines Menschenkindes betrachten wir nicht als zu vernachlässigenden Begleitumstand, sondern als Aufgabe. Übertragen wir das auf uns: Neu sind wir Menschen mit Querschnittlähmung, also Menschen, die mit der Querschnittlähmung einen ständigen Begleiter haben. Noch vor kurzem war aber die Regel, dass wir querschnittgelähmt sind, das Krankheitsbild also Teil von uns ist.

Haben oder Sein – lautet also die Frage, hinter der nicht oberflächliche Gebote politischer Korrektheit stehen, sondern Lebenskonzepte. Sein heisst, sich der erworbenen Querschnittlähmung hinzugeben und sie in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen. Haben bedeutet, sie möglichst beiseite zu schieben, um am gesellschaftlichen Leben ohne Einschränkungen teilzuhaben.

Beide Haltungen sind verbreitet, beide sind gut. Noch besser ist aber Haben und Sein, denn wir können die Querschnittlähmung weder unter den Tisch kehren noch sollten wir sie als Lebensmission verinnerlichen.

Fritz Vischer

48 · Paracontact 3/2014

n Wichtige Daten für Ihre Agenda 2015 21./22.1.2015 27.4.2015 29.– 31.5.2015 4.6.2015 6./7.6.2015 7.6.2015 21.6.2015 28.7.– 2.8.2015 19.9.2015 23.– 25.10.2015 28./29.11.2015

Wintertreff in Egerkingen Die SPV wird 35 ParAtheltics in Nottwil Daniela Jutzeler Memorial in Arbon Offene SM Leichtathletik in Arbon Jodelgottesdienst in Nottwil Rollstuhlmarathon in Oensingen UCI Para-cycling WM in Nottwil Zentralfest in Nottwil Jubiläumsfeiern SPG Weihnachtsmarkt in Nottwil

zwischen Himmel und Erde Careport AG ist ein Unternehmen der Swissport/CGS und hat 180 Mitarbeitende. Seine Dienstleistungen ste­ ­hen Passagieren von über 70 Fluggesellschaften zur Verfügung und auch die Reiseabteilung der SPV profitiert davon.

Su Bertsch, Careport Shift Leader, hat sich bereit erklärt, mir einen Einblick in ihre Arbeit zu geben und mir aufzuzeigen, warum genaue Angaben über Passagier und Rollstuhl im Vorfeld und frühzeitiges Einfinden so wichtig sind.

Sie erwartet mich am Schalter 125 im Abflug 1, wo die meis­ ten Rollifahrer sich einfinden müssen, wenn sie von Zürich abfliegen und wo sie selber in der Regel auch anzutreffen ist. Sie ist die erste Ansprechperson, wenn jemand auf Hil­fe angewiesen ist, klärt die Bedürfnisse ab, checkt den Pas­ sa­gier ein und vereinbart, wann und wo Mitarbeitende der Careport ihm zur Seite stehen und dass das nötige Equipment bei Ankunft des Flugzeuges vor Ort steht.

n Nicht ohne meinen Schichtleiter Beim Herzstück der Careport, der Disposition, treffen wir auf den Schichtleiter Pratheepan Iyampillai. Er erklärt mir anhand eines Beispiels vom Vortag, wie wichtig es ist, dass Informationen frühzeitig vorhanden sind. Eine Gruppe von 60 Personen, davon 20 im Rollstuhl mit diversen Behinderungen und unter anderem einem 160 kg schweren Elektro-Rollstuhl musste innerhalb von 40 Minuten vom einen Flugzeug zum anderen gebracht werden. Da er die In­formationen früh genug erhalten hatte, konnte er sich mit der Kantonspolizei in Verbindung setzen und einen separaten Sicherheitscheck einrichten lassen, ebenfalls einen speziellen Schalter für die Passkontrolle. Auch die «Ramper» waren informiert, so standen genügend Container bereit für die Rollstühle. «Es braucht ein vernetztes Denken und eine gute Kommunikation», meint Su, und ein guter Schichtleiter sei das A und O.

n Individuelle Betreuung für alle

n Wie ein Fisch im Wasser Durch lange Gänge, vorbei an Sicherheits- und Passkontrolle nimmt sie mich mit, zeigt mir, worauf geachtet werden muss, wo Rollstühle deponiert sind. Sie kurvt mit mir mit dem Shuttle-Wagen durch die Terminals, führt mich mit dem PW über die Rollbahn zu «meinem» fiktiven Flugzeug, winkt hier einem Mitarbeitenden zu, macht dort einen Spass mit einem Sicherheitsmann, drückt Knöpfe, zeigt Badges. Sie bewegt sich wie ein Fisch im Wasser in diesem Labyrinth. Kein Wunder, denn sie ist seit beinahe 20 Jahren dabei, zuerst als Flight Attendant für die Swissair, dann in einem 50/50 %-Pensum bei Swissair und Careport. Nach ei­nem unverschuldeten Unfall musste sie das Fliegen auf­ ge­ben und arbeitet seither nur noch für Careport, heute in ei­nem 40 %-Pensum. Daneben führt sie zwei Restaurants, «aber ohne Flughafen könnte ich nicht leben», sagt sie lachend.

49 · Paracontact 3/2014

In der Disposition werden alle Buchungen verarbeitet. Hier geht es zu wie in einem Bienenhaus, Telefone läuten, Mitarbeitende kommen und gehen, Passagiere werden in die Lounge gebracht und die Disponentinnen sitzen hochkonzentriert vor ihren Bildschirmen. Sobald eine Airline eine Buchung eingibt, erscheint auf den Bildschirmen ein Balken.

«Jeder Balken ist ein Rollstuhlpassagier», erklärt Su. «Hier sieht man, woher der Passagier kommt und wohin er geht.

Je nach Farbe ist er schon gelandet, muss mit dem Auto oder dem Highloader geholt werden, geht selber ans Gate oder nicht. Links stehen die Namen der Mitarbeitenden der jeweiligen Schicht.»

Diese sind mit einem Funkgerät ausgerüstet. Wenn sie einen Passagier «abgeliefert» haben, melden sie sich, dann wird ihnen der nächste zugeteilt, wobei wenn möglich darauf geachtet wird, dass unnötig lange Wege vermieden werden können.

Pro Schicht stehen 30 Mitarbeitende zur Verfügung, bei hohem Passagieraufkommen wird aufgestockt. Marcello ist so ein Mitarbeiter, er zieht gerade seine gelbe Leuchtwes­ ­te aus und legt das Funkgerät zurück. «Du darfst jetzt nach Hause», sagt eine der Disponentinnen zu ihm, «danke viel Mal, super Arbeit geleistet, was würden wir ohne euch tun».

Careport leistet für uns «super Arbeit» am Flughafen, auch wir sagen «danke vielmals», und was würden wir ohne sie tun?

Gabi Bucher

Hinweise und Informationen

Vermittlerin

Hinweise und Informationen

Wussten Sie schon,

dass …

n die SPV 2014 86 Patronate vergeben hat? Damit un-

n die SPV seit Anfang 2014 jene Hotels auf www.rolli-

terstützt der Verband eine grosse Zahl an Rollstuhlsportveranstaltungen und ermöglicht den Mitgliedern die Teilnahme an guten Wettkämpfen in der Schweiz.

hotel.ch überprüft, die seit 10 Jahren nicht mehr besucht worden sind? Da wir zusätzlich auf Ihre Informationen und Erfahrungen angewiesen sind, bitten wir Sie, uns Mängel zu melden oder neue Hotels zu empfehlen, die noch nicht auf der Webseite sind. Informationen bitte an kf@spv.ch. Besten Dank.

n am Kids Camp vom 21./22. Juni 54 Kinder und Jugendliche teilgenommen haben? Das sind mehr als je zuvor. 2014 standen Reiten, Spielparcours, Zumba, Rückschlagspiele, Schwimmen, Kajak und Curling ohne Eis auf dem Programm.

n Rollstuhlsport Schweiz seit Juni 2014 eine individuelle Sportberatung für Patienten des REHAB Basel anbietet? Ziel ist es, Frischverletzten für die Bedeutung des Sports zu sensibilisieren und die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen.

n am 8. November 2014 der Tageskurs «Fit mit 50plus» durch Rollstuhlsport Schweiz durchgeführt wird? Angeboten werden Bogenschiessen, Curling ohne Eis und diverse Spiele. Melden Sie sich bis zum 20.10.2014 bei Martina Meyer an, rss@spv.ch oder Tel. 041 939 54 30.

Weitere Informationen auf spv.ch (Rollstuhlsport/Breitensport).

n das Winterprogramm von Rollstuhlsport Schweiz neu auch Bobfahren (ParaSliding) beinhaltet? Selbstverständlich werden auch die beliebten Monoskibobkurse angeboten sowie Curling und Kurse im Langlaufschlitten. Weitere Informationen und Anmeldeformulare auf spv.ch (Rollstuhlsport/Breitensport).

n die SPV am 17. Juli 2014 einen Sensibilisierungskurs für Mitarbeitende der Swiss realisiert hat? Geschult wurden alle Personen, die Buchungen der SPV bearbeiten und welche die spezifischen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern kennen müssen.

n alle auf www.swisshotels.com publizierten Hotels, die auch auf www.rollihotel.ch aufgeführt sind, neu mit unserem «rollihotel» Logo versehen sind? So erkennt man auf einen Blick, ob eine Unterkunft rollstuhlgängig ist. Diese Hotels sind alle Mitglied bei Hotelleriesuisse und entsprechen daher guten Standards. n Daniel Joggi und Erwin Zemp als Delegierte der SPV am Kongress der europäischen Paraplegiker-Vereinigung (ESCIF) in De Rijp NL teilgenommen haben? Thema der Veranstaltung war «Gesund Altern – was kann gemacht werden».

50 · Paracontact 3/2014

n es im SPZ eine neue Toilette mit einem Wickeltisch für grössere Kinder gibt? So können Eltern und Kinder beim Katheterisieren ihre Privatsphäre besser wahren. Die Toilette befindet sich auf der rechten Seite im Korridor, der am Schwimmbad vorbeiführt.

n im Reiseforum der Seite www.holidaycheck.ch unter «Reisen mit Handicap» ein reger Austausch stattfindet? Zudem ist es möglich, rollstuhlgängige Hotels weltweit zu suchen, indem man bei der Hotelsuche unter «Filtern nach» bei der Kategorie «weitere Hotelmerkmale» das Kästchen «barrierefreie Zimmer» anklickt.

n im Tennis- und Squashcenter Rigacker in Wohlen neu Bowls gespielt werden kann? Bowls ist ein eigenständiges Kugelspiel – in seiner Form eher dem Boccia und Curling als dem Bowling ähnlich. Sie finden weitere Angaben unter www.tennisschule-freiamt.ch.

n die UNO Behindertenrechtskonvention am 15. Mai 2014 in der Schweiz in Kraft getreten ist? Sie stellt ein klares Bekenntnis zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung dar. Durch den Beitritt zur Konvention verpflichtet sich die Schweiz Hindernisse für Menschen mit Behinderung zu beseitigen, sie vor Diskriminierungen zu schützen und deren Inklusion und Gleichstellung in der Gesellschaft aktiv zu fördern.

n Sie im Newsletter von Zugangsmonitor (07/2014) Tipps finden, was in Museen, Theatern, Kinos und Bibliotheken speziell für Menschen mit Behinderungen geboten wird? Siehe www.zugangsmonitor.ch, Newsletter mit Kultur-Tipps.

n es eine Auswahl neu erfasster bzw. aktualisierter Städteund Regionenführer gibt? Zum Beispiel der «Barrierefreies Naturerlebnis für alle. Südtirol – Wanderführer» (www.suedtirolfueralle.it/de/naturerlebnis), «Barrierefrei durch München für Touristen mit Handicap» (www. muenchen.de) oder «Chile guía con 115 alojamientos turísticos accesibles para personas con discapacidad» (www.sernatur.cl).

Care at home

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