Handbuch Produkte und Daten

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Produkte und Daten 4. Auflage

Inhaltsverzeichnis I 1


4. Auflage Herausgeber: EUROGLAS © Copyright 2014 by EUROGLAS, Haldensleben Grafische Bearbeitung: Team Absatzförderung GmbH, Filderstadt Gilt für Print- und elektronische Medien, auch auszugsweise. Eine Veröffentlichung ist ohne ausdrückliche Zustimmung (auch für Fremdsprachen) nicht gestattet. Die aufgeführten technischen Daten entsprechen dem aktuellen Stand bei Drucklegung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Sofern nicht anders vermerkt, beruhen diese auf Berechnungen auf Grund von Messungen an Standardaufbauten. Die licht- und energietechnischen Angaben, richten sich nach EN-Normen, U-Werte nach der DIN EN 673. Für individuelle Fertigprodukte kann keine zugesicherte Eigenschaft daraus abgeleitet werden. Die gesetzlichen Vorschriften sind bei allen Arten der Anwendung zu beachten. Eine weitergehende Garantie für technische Werte wird nicht übernommen; insbesondere wenn Prüfungen mit anderen Einbausituationen durchgeführt werden.

Rechtliche Ansprüche können aus dem Inhalt dieses Buches nicht abgeleitet werden. Stand: 10.2014


Vorwort

Als Partner an Ihrer Seite möchten wir Sie als Planer, Verarbeiter und Architekt bei der täglichen Arbeit unterstützen. Dieses Buch beschreibt die Werte und Eigenschaften unserer Markenfamilien und deren Produkte. Außerdem gibt es Empfehlungen zur richtigen Anwendung. Sie erhalten Einblick in die Produktionsmethoden und in physikalische Zusammenhänge. Dazu gibt es Hinweise auf die Besonderheiten des Baustoffes Glas. Wir bleiben nicht stehen, unsere Produkte durchlaufen einen ständigen Verbesserungsprozess und es kommen innovative Gläser dazu. Die Inhalte des Buches werden deshalb periodisch überarbeitet. Es ist erstaunlich, wie vielfältig der Werkstoff Glas zum Einsatz kommt. Euroglas als BasisglasProduzent bildet dabei das erste Glied in der Kette. Für die optimale Einsatzplanung, wird technisches Know-how benötigt.

EUROGLAS Gruppe



Inhaltsverzeichnis 1. Die EUROGLAS Gruppe

1.

2. Der Baustoff Glas

2.

3. Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe

3.

4. Produkte

4.

5. Logistik

5.

6. Anwendung und Handling

6.

7. Normen, technische Regelwerke

7.


1. Die EUROGLAS Gruppe

13 w

2. Der Baustoff Glas

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2.1. Geschichtliche Entwicklung 2.2. Herstellung von Floatglas 2.3. Basisgläser 2.3.1. Floatglas 2.3.2. Fensterglas 2.3.3. Ornament- und Gussglas 2.3.4. Drahtornament-, Drahtglas und poliertes Drahtglas 2.3.5. Borosilikatglas 2.3.6. Glaskeramik 2.3.7. Strahlenschutzglas 2.3.8. Kristallspiegelglas 2.3.9. Kristallglas 2.3.10. Kieselglas (Quarzglas) 2.3.11. Verfügbare Dicken verschiedener Gläser 2.4. Allgemeine Bemerkungen zum Bauen mit Glas 2.4.1. Sicherheitsgläser müssen geplant und vorgeschrieben werden 2.4.2. Auch die stärksten Gläser können brechen 2.4.3. Gläser sollten mit vernünftigem Aufwand ersetzt werden können

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3. Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe 25 3.1. Glas und Sonnenstrahlung 25 3.2. Der Treibhauseffekt 25 3.3. Strahlungsphysikalische Wirkungsweise 26 3.4. Glaskennwerte 28 3.4.1 Lichttransmission/Lichttransmissionsgrad (LT) 28 3.4.2. Lichtabsorption/Lichtabsorptionsgrad (LA) 28 3.4.3. Lichtreflexion/Lichtreflexionsgrad (LR) 28 3.4.4. Strahlungstransmission/Strahlungstransmissionsgrad (ST) 28 3.4.5. Strahlungsabsorption/Strahlungsabsorptionsgrad (SA) 28 3.4.6. Strahlungsreflexion/Strahlungsreflexionsgrad (SR) 28 3.4.7. Gesamtenergiedurchlass/Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) 29 3.4.8. Beschattungskoeffizient 29 3.4.9. Selektivitätskennzahl 30 3.4.10. Allgemeiner Farbwiedergabeindex (Ra) 30 3.4.11. UV-Transmission 30 3.5 Der U-Wert 30

6 I Inhaltsverzeichnis


4. Produkte 4.1. EUROFLOAT – Unbeschichtete Basisgläser 4.1.1. Herstellung von Floatglas 4.1.2. Produktsortiment 4.1.3. Physikalische und chemische Eigenschaften von Flachglas 4.1.3.1. Definition und Zusammensetzung 4.1.3.2. Mechanische Eigenschaften 4.1.3.3. Thermische Eigenschaften 4.1.3.4. Chemische Eigenschaften 4.1.3.5. Strahlungsphysikalische Eigenschaften 4.1.3.6. Weitere Eigenschaften 4.1.3.7. Zusammenfassung der wichtigsten technischen Kennwerte von Floatglas 4.1.4. Lieferprogramm und Paketierung 4.2. SILVERSTAR – Beschichtete Gläser 4.2.1. SILVERSTAR Wärmedämmschichten 4.2.1.1 Anwendung als Wärmedämm-Isolierglas 4.2.1.2. Kombinationsmöglichkeiten 4.2.1.3. Lieferprogramm 4.2.2. SILVERSTAR Sonnenschutzschichten 4.2.2.1. Funktion von Sonnenschutz-Isoliergläsern 4.2.2.2. Anwendung Sonnenschutz-Isoliergläser 4.2.2.3. Lieferprogramm 4.2.3. SILVERSTAR COMBI Beschichtungen 4.2.3.1. Anwendung COMBI Beschichtung 4.2.4. Kombinationsmöglichkeiten 4.2.5. Isolierverglasungen 4.2.5.1. Grundlagen, Energiegewinn, Wohnkomfort 4.2.5.2. Isolierglas Randverbundsystem 4.2.5.3. Wärmedämmung 4.2.6. Brüstungsplatten 4.2.7. Spezielle Beschichtungen

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Inhaltsverzeichnis I 7


4.3. Verbundsicherheitsglas 99 4.3.1. Verbundsicherheitsglas EUROLAMEX VSG 99 4.3.2. Schutz und Sicherheit mit Glas 104 4.3.2.1. Passive und aktive Sicherheit 104 4.3.2.2. Gläser mit Sicherheitseigenschaften 106 4.3.2.3. Passive Sicherheit in der Praxis 107 4.3.2.3.1. Brüstungsverglasungen 107 4.3.2.3.2. Schräg-, Dach- und Überkopfverglasungen 108 4.3.2.3.3. Glasböden 110 4.3.2.3.4. Verglasungen in Sportstätten 111 4.3.2.3.5. Konstruktiver Glasbau 111 4.3.2.3.6. Passive Sicherheit – Anwendungsempfehlungen 112 4.3.2.4. Aktive Sicherheit in der Praxis 114 4.3.2.5. Sicherheitseigenschaften von Gläsern 115 4.3.3. EUROLAMEX PHON – Schalldämmendes Glas 116 4.3.4. Paketierung 118 4.3.5. Schallschutz 121 4.3.5.1. Lärmquellen und Wahrnehmung 123 4.3.5.2. Messkurven und ihre Bedeutung 124 4.3.5.2.1. Prüfverfahren 124 4.3.5.2.2. Schalldämmkurve und bewertetes Schalldämmmaß 125 4.3.5.2.3. Spektrum-Anpassungswerte C und Ctr 125 4.3.5.3. Geltende Normen und Verordnungen 125 4.3.5.3.1. Die Lärmschutzverordnung des Bundes 126 4.3.5.3.2. Die DIN 4109 127 4.3.5.4. Definitionen – Begriffsbestimmungen zum Schallschutz 127 4.3.5.5. Funktion und Aufbau von Schalldämm-Isoliergläsern 130 4.3.5.6. Merkmale von Schalldämm-Isoliergläsern 131 4.3.5.6.1. Verbundsicherheitsglas mit Schalldämmfolie (VSG P) 131 4.3.5.7. Zusammenhänge Isolierglas – Fenster – Fassade 133 4.3.5.8. Schallschutz kombiniert mit anderen Funktionen 134 4.3.5.8.1. Schallschutz und Wärmedämmung 134 4.3.5.8.2. Schallschutz und Sicherheit 134 4.3.5.8.3. Schallschutz und Sonnenschutz 135 4.3.5.8.4. Schallschutz und Sprossen 135 4.3.5.9. Übersicht Schalldämmgläser 135

8 I Inhaltsverzeichnis


4.4. LUXAR Entspiegeltes Glas (HY-TECH-GLASS) 4.4.1. LUXAR Entspiegeltes Glas als Einfachverglasung 4.4.2. LUXAR Entspiegeltes Glas als Isolierglas 4.4.3. Entspiegeltes Glas LUXAR CLASSIC 4.5. Brandschutzglas 4.5.1. Brandschutzglas FIRESWISS FOAM – Klassifizierung EI 4.5.2. Brandschutzglas FIRESWISS COOL – Klassifizierung EW

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4.6. Solar- und Einscheibensicherheitsglas 4.6.1. Einsatzbereiche EUROGLAS ESG Flat 4.6.2. Herstellung und Veredelung

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4.7. DURACLEAR – Dauerhaft brillantes Duschvergnügen 157

5. Logistik

161

5.1. Transportarten 5.2. Verpackung

161 162

Inhaltsverzeichnis I 9


6. Anwendung und Handling 6.1. Glasreinigung 6.2. Glasbruch 6.2.1. Glasbruch durch Thermoschock 6.2.2. Spontanbruch bei ESG 6.2.3. Kratzer und Glasbruch bei Isoliergläsern 6.2.4. Glasbruch bei Schiebetüren und -fenstern 6.2.5. Beurteilung von Glasbrüchen 6.2.5.1. Glasbrüche durch direkten Schlag, Stoß, Wurf oder Schuss 6.2.5.2. Glasbrüche durch Biegebeanspruchung, Druck, Sog, Verspannung und Belastung 6.2.5.3. Glasbrüche durch lokale Erwärmung oder Schlagschattenbildung 6.3. Optische Phänomene 6.3.1. Eigenfarbe 6.3.2. Farbunterschiede bei Beschichtungen 6.3.3. Sichtbarer Bereich des Isolierglas-Randverbundes 6.3.4. Isolierglas mit innenliegenden Sprossen 6.3.5. Interferenzerscheinungen (Brewstersche Ringe, Newtonsche Ringe) 6.3.6. Isolierglaseffekt (Doppelscheibeneffekt) 6.3.7. Anisotropien (Irisation) 6.3.8. Kondensatbildung 6.3.8.1. Kondensation auf Scheiben-Außenflächen (Tauwasserbildung) 6.3.8.2. Kondensat raumseitig 6.3.8.3. Taupunktbestimmung 6.3.9. Störende Spiegelungen verhindern

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6.4. Produktspezifische Anwendungshinweise 177 6.4.1. Handling-/Verarbeitungsrichtlinie für Wärmedämmglas der SILVERSTAR Produktfamilie 177 6.4.1.1. Transport und Verpackung 177 6.4.1.2. Handling 180 6.4.1.3. Zuschnitt des Glases 180 6.4.1.4. Randentschichtung 181 6.4.1.5. Lagerung 182 6.4.1.6. Isolierglasfertigung 183 6.4.1.7. Qualitätskontrolle Visitation 185 6.4.1.8. Empfehlungen 186 6.4.1.9. Normen für Glas im Bauwesen 188 6.4.2. SILVERSTAR SUNSTOP T Sonnenschutzglas 190 6.4.2.1. Allgemeines 190 6.4.2.2. Anforderungen an den Vorspannprozess 190 6.4.2.3. Vorspannofen 191 6.4.3. Technische Hinweise für die Anwendung von Wärme- und Sonnenschutzglas 192 6.4.4. Milchige Beläge bei Isoliergläsern 194 6.4.5. Pflanzenwachstum hinter Wärmedämmverglasungen 194 6.4.6. FIRESWISS FOAM Brandschutzglas 195 6.4.7. Spionspiegel 196 6.4.8. Verbundsicherheitsglas 196 6.4.8.1.Randzone bei VSG 196 6.4.8.2. Verbundsicherheitsglas mit UV-Schutz 197 6.4.9. Beurteilung sichtbehindernder Fassaden 197

7. Normen, technische Regelwerke

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7.1. Internationale Normen ISO 7.2. Europäische Normen 7.3. Deutsche / Europäische Normen (DIN EN) 7.4. Deutsche Normen

Inhaltsverzeichnis I 11


1.

Im EUROGLAS Werk in Osterweddingen laufen t채glich bis zu 800 Tonnen Floatglas vom Band. 12 I Die EUROGLAS Gruppe


1. Die EUROGLAS Gruppe Partner in Glas – dafür steht EUROGLAS seit der Gründung Anfang der 90er Jahre. Entstanden ist EUROGLAS aus dem Verbund fünf unabhängiger mittelständischer Glasverarbeiter. Alle vereinigte ein Gedanke – die unabhängige Glasversorgung. Euroglas ist ein Tochterunternehmen der Schweizer Glas Trösch Gruppe. 1995 ging die erste eigene Floatglasanlage im elsässischen Hombourg (F) in Betrieb. Drei Jahre später das Werk in Haldensleben (D) und 2006 in Osterweddingen (D). Das jüngste Floatwerk wurde 2011 im polnischen Ujazd errichtet. Alle vier Schmelzwannen produzieren täglich über 3000 Tonnen Glas und sichern damit die unabhängige Basisglasversorgung. Neben Floatglas und extraweißem Glas stellt EUROGLAS auch Verbundsicherheitsglas (VSG), beschichtete Gläser für Anwendungen im Bereich des Wärme- und Sonnenschutzes, Glas für Solaranwendungen sowie für den Bereich Interieur her. „Think global, act local“: EUROGLAS Produkte werden nach ganz Europa verkauft – in die Zukunft zu investieren bedeutet aber auch, regional Verantwortung zu übernehmen. EUROGLAS engagiert sich in seinen vier Werken für die Gesundheit und Fortbildung seiner Mitarbeitenden und bildet aus. Für besseren Ressourcen- und Umweltschutz werden neueste Techniken eingesetzt: Ein intelligentes Ofendesign, Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung reduzieren Energieverbrauch und Schadstoffemissionen. Auf diese Weise trägt das Glas bereits während der Herstellung zu einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Wertschöpfungskette bei. Zufriedene Kunden, engagierte Mitarbeiter, fortlaufende Innovation, kontinuierliches Wachstum und umweltbewusste Produktion sind die Herzstücke der traditionellen Firmenphilosophie.

Blick in die Schmelzwanne: Befeuerung über dem Gemenge.

Die EUROGLAS Gruppe I 13

1.


2.

14 I Der Baustoff Glas


2. Der Baustoff Glas 2.1. Geschichtliche Entwicklung Glas gilt als einer der ältesten von Menschen künstlich hergestellten Werkstoffe. Das Rätsel um den Ursprung der Glasherstellung ist jedoch bis heute ungelöst. Die ältesten Glasfunde, als Glasuren von Keramiken, sollen bis auf das 7. Jahrtausend v. Chr. zurückgehen. Ab der Zeit um 3500 v. Chr. kann von einer eigentlichen Glasproduktion gesprochen werden in Form von Glasperlen, später auch Ringen und kleinen Figuren, die in Gussformen hergestellt wurden. Um 1500 v. Chr. wurde die Sandkerntechnik entwickelt. Dabei wurde ein an einer Stange befestigter keramischer Kern als Negativform in die Schmelzmasse getaucht und um die eigene Achse gedreht bis die zähflüssige Glasmasse daran haften blieb. Die Masse wurde dann auf einer Platte gerollt bis die gewünschte Form erreicht war. Danach wurde das Werkstück abgekühlt, der Hilfskern entfernt und die rohen Glaskörper durch Polieren und Schleifen veredelt. Auf diese Weise entstanden, zu dieser Zeit immer noch undurchsichtige jedoch farbige, kleine Vasen, Trinkgefäße und Schalen, wobei die Farben durch Beigabe von Kupfer- und Kobaltverbindungen in die Schmelzmasse erreicht wurden. Um 1000 v. Chr. war die Glasmacherkunst im Niltal von Alexandria bis Luxor, zwischen Euphrat und Tigris, im Irak, in Syrien, auf Zypern und Rhodos verbreitet und es entstand in der Folge eine Art vorgeschichtliche Glasindustrie.

Lotuskelch Thutmosis‘ III/© Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Fotografin: Marianne Franke

Bild: Lotuskelch mit Namen Thutmosis’ III. Ältestes sicher zu datierendes Glasgefäß. Neues Reich, 18. Dynastie, um 1450 v. Chr. Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München

Glasmacherpfeife Mit der Erfindung der Glasmacherpfeife durch syrische Handwerker um 200 v. Chr. wurde die Glasherstellung auf eine neue Stufe gehoben. Das einfache Instrument, ein etwa 100 – 150 cm langes Eisenrohr, ermöglichte die Herstellung von dünnwandigen durchsichtigen Hohlgefäßen in großer Vielfalt. Der Glasbläser nimmt einen Posten flüssiges Glas aus der Schmelze auf und bläst diesen zu einer Kugel. Durch die Weiterentwicklung zum Zylinderstreckverfahren konnten bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. flache Glastafeln bis zu einer Größe von ca. 90 x 200 cm hergestellt werden. Die Glasmacherpfeife wird auch heute noch, trotz immenser technischer Fortschritte, für die Herstellung von Spezialgläsern, zum Beispiel Echtantikglas, praktisch in unveränderter Form verwendet. Der Baustoff Glas I 15

2.


Verbreitung im römischen Reich Mit der Besetzung Syriens durch die Römer (64 v. Chr.) gelangte die Kunst des Glasmachens in deren Hände und mit der Verbreitung im ganzen Römischen Reich entwickelte sich eine erste Blütezeit der Glaskultur mit der Gründung von Glashütten in Italien. Bereits kurz nach Christi Geburt wurden in Rom die ersten Fensterscheiben in Bürgerhäusern eingebaut und etwa 50 Jahre später entstanden die ersten Römischen Glashütten nördlich der Alpen in Köln und Trier.

2.

Mit der Glasmacherpfeife wird ein Posten zähflüssiges Glas entnommen

Kathedrale St. Vitus in Prag, Tschechien

Um 540 n. Chr. wurde mit der Hagia Sophia in Konstantinopel ein erstes großes Werk der Sakralbaukunst mit Glasfenstern versehen. In der Gotik (ca. 1150 – 1500) genoss Glas in der sakralen Architektur unvorstellbare Wertschätzung, die sogar diejenige von Gold überstieg. In der Kathedrale von Chartres (Bauzeit 1194 – 1260) wurden 5000 m2 farbige Glasfenster eingesetzt. Venezianische Glasmacherkunst Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert wurde Glas vor allem in Klosterhütten hergestellt. Danach löste sich die Glasherstellung von den Klöstern, es entstanden erste Waldglashütten nördlich der Alpen, die zuerst nomadisierend ihren Standort (nach dem Vorhandensein von Holz) wechselten und ab dem 18. Jahrhundert sesshaft wurden. Die Glaserzeugnisse aus diesen Hütten galten wegen des stark eisenoxidhaltigen Sandes und der damit verbundenen Grünfärbung nicht als Spitzenqualität. Beispiele in der Schweiz für solche Waldglashütten sind die „Verrerie près de Roche“ (1776) und die „Glasi Hergiswil“. Absolute Spitzenqualität in Sachen Glaserzeugnissen kam vom 15. bis 17. Jahrhundert aus Venedig. Der Erfolg des venezianischen Glases beruhte auf seiner außergewöhnlichen Reinheit und Farblosigkeit. Den venezianischen Glasmachern, die seit 1280 in einer Glasmacherinnung organisiert waren, gelang die Entdeckung eines Entfärbungsmittels aus der Asche einer Strandpflanze. Mit der Androhung von martialischen Strafen konnten sie dieses und andere Geheimnisse der hohen Kunst des Glasmachens über eine lange Zeit unter Ihresgleichen halten und kamen damit nicht nur zu Ruhm sondern auch zu ansehnlichem Vermögen.

16 I Der Baustoff Glas


Erstes Gussglasverfahren 1599 wurde in Leiden/Holland das erste verglaste Gewächshaus erstellt. Zunehmend wurde nun Glas nicht nur in Kirchen und Klöstern verwendet, sondern auch für Stadthäuser, Palais und Schlösser und damit steigerte sich die Nachfrage. Der immer größer werdende Bedarf und die Monopolstellung Venedigs trieb die Glashütten an, nach neuen Produktionsverfahren zu suchen. Um 1688 wurde in Frankreich das Gussglasverfahren entwickelt. Die zähflüssige Glasmasse wurde auf eine glatte vorgewärmte Kupferplatte ausgegossen und mit einer wassergekühlten Metallwalze zu einer Tafel ausgewalzt. Das neue Verfahren war wesentlich produktiver als bisherige und erzeugte deutlich ebenere Tafeln, die anschließend geschliffen und poliert wurden. Die so genannten „grandes glaces“ maßen 120 x 200 cm, waren von hoher Qualität und in verschiedenen Dicken erhältlich. Gewächshäuser in England Am Anfang des 19. Jahrhunderts entstand, insbesondere in England, ein neuer Bautyp, das so genannte „Gewächshaus“, auch als Orangerie oder Palmenhaus bekannt. Die Gebäudehülle bestand lediglich aus Eisen und Glas, wobei das Glas zum ersten Mal statische Funktionen als Aussteifungselement übernahm. Einen Höhepunkt erlebte diese Glasarchitektur mit dem Bau des „Kristallpalastes“ für die erste Weltausstellung 1851 in London. Der von Joseph Paxton konzipierte Gebäudekomplex mit auch für heutige Maßstäbe riesigen Abmessungen (Länge 600 m, Breite 133 m, Höhe 36 m) bestand aus einer Eisenkonstruktion, ausgefacht mit 300.000 einzelnen Glasscheiben. Die klaren reduzierten Eisenkonstruktionen und der offene Raum wurden Grundlage für die moderne Glasarchitektur.

Kristallpalast, London

Im 19. Jahrhundert wurden auf allen Gebieten der Glasherstellung Fortschritte erzielt. So wurde zum Beispiel das Guss- und Walzverfahren kontinuierlich weiterentwickelt zu immer größeren Scheibenabmessungen (1958 waren Abmessungen von 2,50 x 20 m möglich). Weiter wurde das Zylinderglasblasen unter Einsatz von Pressluft verbessert. Glaszylindergrößen von 12 m Höhe und 80 cm Durchmesser wurden möglich und damit theoretische Scheibengrößen von ca. 2,50 x 11,50 m. Guss- und Rohglas wird im Prinzip noch heute im Walzverfahren hergestellt.

Der Baustoff Glas I 17

2.


2.

Vom Ziehglas zum Floatglas Nach 1900 gelang es dem Belgier Emile Fourcault ein Verfahren zur Herstellung von Glas zu entwickeln, bei dem das Glas direkt aus der Glasschmelze gezogen wird. Das Ziehglasverfahren wurde 1902 patentiert, aber erst gut zehn Jahre später konnte es industriell verwendet werden. Damit konnten blanke Glasscheiben hergestellt werden, die klar durchsichtig sind, ohne dass sie geschliffen und poliert werden müssen. Neben dem von Fourcault, war ein weiteres Verfahren, das vom Amerikaner Irving Colburn entwickelte Libbey-Owens-Verfahren von Bedeutung, bei dem das Glas nicht senkrecht in die Höhe, wie bei Fourcault, sondern über eine Biegewalze in die Waagerechte umgelenkt wurde. Ab 1928 produzierte die Pittsburgh Plate Glass Company nach einem Verfahren, das Vorteile der beiden vorgenannten vereinte. Dies bedeutete insbesondere eine weitere Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit. Der entscheidende Schritt zur wirtschaftlichen Herstellung von qualitativ hochwertigen Glastafeln mit absolut planparallelen Oberflächen gelang 1959 dem Engländer Alastair Pilkington mit der Entwicklung des Floatglasverfahrens. Floatglas ist die heute am meisten verwendete Glasart.

2.2. Herstellung von Floatglas Floatglas wird in einem langen, stetigen Fluss hergestellt, dabei entsteht ein unendliches, nie abreißendes Glasband, das je nach Glasdicke und Kapazität der Anlage täglich bis 30 Kilometer wächst. Nur höchste Präzision über die ganze Produktionsstrecke von mehreren hundert Metern kann die hohe Qualität von EUROFLOAT Gläsern garantieren. Informationen zur Herstellung finden Sie in Kapitel 4.1.1.

Floatglaswerk Osterweddingen

18 I Der Baustoff Glas


2.3. Basisgläser 2.3.1. Floatglas Floatglas ist die heute am häufigsten verwendete Glasart. Der Floatprozess erlaubt eine wirtschaftliche Herstellung von klar durchsichtigem Glas mit planen Oberflächen in den Dicken von 2 bis 19 mm. Floatglas ist als Standardfloatglas, mit leichter Grünfärbung sowie als extraweißes Glas ohne Eigenfarbe erhältlich. Weiterführende Informationen finden Sie in Kapitel 4. Floatglas farbig Durch Zusatz von Metalloxiden lässt sich farbiges Floatglas herstellen, wobei die ganze Glasmasse durchgefärbt wird. Dies führt dazu, dass die Intensität der jeweiligen Farbe mit der Glasdicke gekoppelt ist. Theoretisch wäre eine Vielzahl von Farbtönen möglich, aus praktischen Gründen bleibt die erhältliche Palette jedoch auf wenige Töne beschränkt (grün, grau, bronze, blau). Unter Sonneneinstrahlung werden farbige Gläser wegen der hohen Strahlungsabsorption sehr stark erwärmt, wodurch sich das thermische Bruchrisiko erhöht. Farbige Floatgläser müssen daher in der Praxis oft vorgespannt werden. Die Tafelgröße beträgt 3210 x 6000 mm. Farboxide und ihre Wirkung nach Dr. Fahrenkrog (Auszug) Farboxid

Wirkung

Eisenoxid

Grün

Nickeloxid

Grau

Kobaltoxid

Blau

Al Falassi, Dubai, UAE

Der Baustoff Glas I 19

2.


2.3.2. Fensterglas Unter dem Begriff Fensterglas wird heute ein Glas bezeichnet, das im Ziehverfahren hergestellt wurde. Fensterglas und Floatglas haben die gleiche chemische Zusammensetzung und weisen dieselben physikalischen Eigenschaften auf. Die Bedeutung von Fensterglas beschränkt sich heute praktisch auf den Renovationsmarkt für historisch wichtige Gebäude. Die Ziehstreifen, die der Glasoberfläche etwas Lebendiges verleihen, sind bei der Rekonstruktion oder Erneuerung von historischen Fensterpartien sehr gefragt.

2.

2.3.3. Ornament- oder Gussglas Ornamentgläser sind Gläser mit einer ein- oder beidseitig, mehr oder weniger ausgeprägt strukturierten Oberfläche. Bei der Herstellung durchläuft die Glasmasse zur Formgebung ein oder mehrere Walzenpaare, die die gewünschte Prägung erzeugen. Das Glas verliert dadurch zwar seine klare Durchsichtigkeit, eignet sich aber genau deshalb als Sichtschutz mit hoher Lichtdurchlässigkeit. Die thermische und statische Belastbarkeit von Ornamentgläsern ist im Allgemeinen geringer als die von Floatglas. Einige Strukturgläser lassen sich vorspannen, zu VSG laminieren oder zu Isolierglas zusammenbauen. Die Verarbeitung ist abhängig von der Art und dem Verlauf der Struktur sowie von den fabrikationstechnischen Gegebenheiten.

Gemengeeinfüllung

Schmelzofen

Walzen (Glasstruktur) Kühlzone

Spez. 32 weiß

Mastercarré weiß

Zuschnitt

Spiegelrohglas Str. 200 weiß

Auswahl aus der Ornamentglaskollektion von Glas Trösch. Alle Ornamentgläser finden Sie unter www.glastroesch.ch

20 I Der Baustoff Glas


2.3.4. Drahtornament-, Drahtglas und poliertes Drahtglas Ornamentglas kann mit einer Drahtnetzeinlage versehen werden, die während des Herstellungsprozesses in das noch flüssige Glas eingelegt wird. Bei mechanischer Zerstörung hält das Drahtnetz die Bruchstücke zusammen, wodurch sich ein gewisser Schutz gegen herabfallende Splitter ergibt. Drahtornamentglas hat eine strukturierte Oberfläche Drahtglas hat zwei glatte Oberflächen Poliertes Drahtglas (früher Drahtspiegelglas) hat zwei polierte Oberflächen Achtung Auch Drahtglas ist wesentlich bruchanfälliger als Floatglas und keineswegs ein Sicherheitsglas.

Drahtglas

2.3.5. Borosilikatglas Enthält einen Zusatz von 7 – 15 % Boroxid. Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist im Vergleich zu Float-, Fenster- und Ornamentglas sehr viel niedriger. Borosilikatglas hat daher eine wesentlich höhere Temperaturwechselbeständigkeit und außerdem eine hohe Beständigkeit gegen Laugen und Säuren. Eingesetzt wird es, wenn hohe Temperaturbeständigkeit gefordert wird.

2.3.6. Glaskeramik Glaskeramiken sind keine Gläser im eigentlichen Sinn, da sie einen teilweisen oder vollkommenen mikrokristallinen Aufbau haben. Trotzdem können sie absolut glasklar sein. Sie besitzen eine außerordentlich hohe Temperaturwechselbeständigkeit. Bekannt sind sie im Bau vor allem als Keramikkochfelder.

2.3.7. Strahlenschutzglas Besteht zu einem hohen Prozentsatz aus Bleioxid, das Röntgenstrahlen absorbiert. Es wird daher oft auch als Bleiglas bezeichnet. Strahlenschutzglas besitzt eine hohe Dichte (je nach Bleigehalt bis 5 g/cm3) und ist deshalb bis doppelt so schwer wie Floatglas. Charakteristisch für Strahlenschutzglas ist außerdem eine leichte Gelbfärbung. Seine Wirksamkeit gegen Röntgenstrahlen wird mit dem so genannten Bleigleichwert angegeben. Das Einsatzgebiet liegt insbesondere in Krankenhäusern und in der Forschung und Entwicklung. Generell überall, wo klare Durchsicht erwünscht ist, aber optimaler Strahlenschutz gewährleistet werden muss.

Der Baustoff Glas I 21

2.


2.3.8. Kristallspiegelglas Bezeichnung für gegossenes und gewalztes, auf beiden Seiten planparallel geschliffenes Glas. Mit klarer Durchsicht und fehlerfreier Optik, farblos oder farbig (Abgelöst durch Floatglas).

2.3.9. Kristallglas Bezeichnung für meist bleihaltiges, geschliffenes Hohlglas (kein Flachglas!).

2.

2.3.10. Kieselglas (Quarzglas) Kieselglas besteht aus reinem Siliziumoxid. Es wird oft auch als Quarzglas bezeichnet, was aber eine etwas irreführende Bezeichnung ist, da es nicht eine kristalline Struktur wie ein Quarz, sondern wie bei Gläsern üblich, eine amorphe Struktur aufweist. Kieselglas besitzt eine hohe Durchlässigkeit für utraviolette Strahlung, einen geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten und damit eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit. Anwendung: Optik, Lampenproduktion, Halbleiterfertigung, Lichtleitkabel und Isolationsmaterial in elektronischen Bauteilen.

2.3.11. Verfügbare Dicken verschiedener Gläser EUROFLOAT

3 mm

4 mm

5 mm

6 mm

8 mm

10 mm

12 mm

auf Anfrage

EUROWHITE

3 mm

4 mm

5 mm

6 mm

8 mm

10 mm

12 mm

auf Anfrage

2.4. Allgemeine Bemerkungen zum Bauen mit Glas Die glastechnologische Entwicklung der letzten Jahrzehnte führte dank vielfältiger Weiterverarbeitungs- und Veredelungsprozessen zu verbesserten mechanischen Festigkeiten und zu wesentlich verbesserten physikalischen Eigenschaften. Die stetige Weiterentwicklung der Produktionsanlagen bringt immer größere verfügbare Abmessungen hervor und damit findet das Bauen mit Glas in den letzten Jahren eine ständig wachsende Beliebtheit unter Architekten, Planern und Bauherren. Gleichzeitig nimmt auch das Wissen über Glas und seine Anwendungsmöglichkeiten bei Baufachleuten ständig zu. Oft werden aber in der Euphorie grundlegende Regeln zu wenig beachtet.

22 I Der Baustoff Glas


2.4.1. Sicherheitsgläser müssen geplant und vorgeschrieben werden Die Glasindustrie bietet eine große Palette von Gläsern mit Sicherheitseigenschaften an. Aus naheliegenden ökonomischen Gründen werden jedoch, wenn keine Sicherheitsanforderungen definiert sind, normale Floatgläser verwendet. Dies führt leider oft zu sicherheitsrelevanten Missverständnissen mit gefährlichen Folgen. Eine seriöse Planung setzt daher zwingend eine Nutzungsvereinbarung zwischen Architekt und Bauherrschaft voraus. In dieser werden neben der Festlegung der Art der Nutzung der verschiedenen Gebäudeteile, die Sicherheitsanforderungen (aktive und/oder passive) an die Verglasungen festgelegt. Die Nutzungsvereinbarung bildet die Grundlage zur Bestimmung der erforderlichen Glasqualität zusammen mit dem Glasfachmann.

2.4.2. Auch die stärksten Gläser können brechen Glas ist zwar ein hochfestes, leider aber sprödbrechendes Material. Der Werkstoff verhält sich nahezu vollkommen elastisch und verfügt über keine Plastifizierungsmöglichkeiten, die es ihm erlauben würden, Spannungsspitzen zu verlagern wie das etwa bei Metallen möglich ist. Diese Eigenschaft macht Glas in einem gewissen Sinne „unberechenbar“. Es ist daher immer davon auszugehen, dass Glas durch einen unvorhersehbaren äußeren Einfluss (z. B. Steinschlag oder Hitzeeinwirkung, usw.) brechen kann. Die Garantieleistungen des Glaslieferanten schließen daher in der Regel das Bruchrisiko aus. Deshalb ist der Abschluss einer speziellen Glasbruchversicherung zur materiellen Deckung von Glasbruchschäden üblich. Um zu verhindern, dass bei einem Glasbruch Personen gefährdet oder gar verletzt werden können, sollte in jedem Fall die Überlegung „was passiert bei oder nach einem Glasbruch?“, in die Planung mit einbezogen und die notwendigen planerischen Vorkehrungen getroffen werden. Oft kann durch den Einsatz von speziellen Verbundsicherheitsgläsern diesem Sicherheitsrisiko Rechnung getragen werden.

2.4.3. Gläser sollten mit vernünftigem Aufwand ersetzt werden können Die verbesserten physikalischen, statischen, konstruktiven und sicherheitstechnischen Eigenschaften, insbesondere aber Einfach- und Isoliergläser mit bis dahin undenkbaren Abmessungen, erlauben dem Planer eine immense Gestaltungs- und Umsetzungsvielfalt, die oft bis an ihre Grenzen ausgenutzt wird. Da Gläser aber nach deren Einbau, wie unter Punkt 2.4.2. erläutert, durch unvorhersehbare äußere Einflüsse brechen oder ihre ästhetische Vollkommenheit (z. B. durch Verkratzungen) einbüßen können, ist es unumgänglich, sich mit der Frage der Austauschbarkeit der Verglasungen auseinanderzusetzen. Umsichtige Planer und Gestalter sorgen dafür, dass einzelne Gläser jederzeit, auch nach Bauvollendung mit einem vernünftigen Aufwand ersetzt werden können. Dabei sollte das Augenmerk insbesondere auf eine einfache Montier- und Demontierbarkeit sowie auf sinnvolle Zugänglichkeit (Zufahrt, Erreichbarkeit mit Kranausleger, usw.) für die Ersatzverglasung gelegt werden. Auch dieses Detail gehört zum nachhaltigen Bauen und Planen.

Der Baustoff Glas I 23

2.


3.

24 I Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe

Financial Center, Abu Dhabi, UAE


UV

100 %

Infrarot

sichtbar

3. Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe 90 % 80 %

Gesamtenergie

70 %

60 % 50 %

3.1. Glas und Sonnenstrahlung 40 %

30 %

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500

Glas zeichnet sich durch seine hohe Durchlässigkeit für Strahlung im Bereich des Sonnenspekt20 % rums aus. Das spezifische Verhalten bezüglich Sonnenstrahlung ist daher in der Praxis ein wichtiges 10 % Unterscheidungsmerkmal verschiedener Gläser, das mit den so genannten Glaskennwerten ausgedrückt wird. Es 0 %handelt sich dabei um strahlungsphysikalische Vergleichswerte. Spektrale Unterteilung der Sonnenstrahlung

Wellenlänge in nm

Strahlungsart

Wellenlängenbereich

Anteil (energetisch)

Ultraviolette Strahlung

320 – 380 nm

ca. 4 %

Sichtbare Strahlung

380 – 780 nm

ca. 45 %

Infrarot-Strahlung

780 – 3000 nm

ca. 51 %

Die Sonneneinstrahlung kann je nach Einstrahlungswinkel, geografischer Lage, Tageszeit und atmosphärischen Bedingungen bis 800 W/m2 oder mehr betragen.

3.2. Der Treibhauseffekt Da Floatglas eine sehr hohe Durchlässigkeit (Transmission) für Sonnenstrahlung besitzt, gelangt der größte Teil der auf eine Verglasung auftreffenden Sonnenenergie durch direkte Transmission ins Rauminnere.

T: 6000 K 13

53

W/

Extraterrestrische Strahlung _ λ = 200 10000 nm

m

2

Floatglas 6 mm

80

0W

λ=

/m

30°

Globalstrahlung Atmosphäre

2

T: 300 K D λ =urch 30 gela 0 _ ss 3 e 57 000 ne S 6 W nm tra hlu /m 2 ng Sekun därstr ahlung λ = 70 00 nm Absorption

Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe I 25

3.


Im Rauminneren werden die Sonnenstrahlen durch Wände, Böden und Körper absorbiert. Diese erwärmen sich dadurch und geben nun ihrerseits die erhaltene Energie in Form von langwelliger Infrarot-Strahlung weiter. Für diese Art Strahlung ist Glas kaum mehr durchlässig. Das Innere eines Raumes erwärmt sich deshalb, da immer neue Energie von außen hereinkommt und nur sehr wenig von innen nach außen gelangt. Hauptsächlich verantwortlich für den Treibhauseffekt ist die unterschiedliche Durchlässigkeit (Transmission) von Floatglas für kurzwellige und langwellige Strahlung.

3.3. Strahlungsphysikalische Wirkungsweise Die bedeutendsten Begriffe im Zusammenhang mit Sonnenschutzglas (Physikalische Werte) Transmission, Reflexion und Absorption UVUV

Infrarot Infrarot

sichtbar sichtbar

100100 %%

Vor allem im Zusammenhang mit SonnenLicht Licht 80 80 %% schutzglas sind drei Begriffe – und damit auch 70 70 %% 60 60 %% drei Zahlenwerte – von zentraler Bedeutung. 50 50 %% 40 40 %% Reflexion – Zurückwerfen von 30 30 %% Sonnenstrahlen; Spiegeleffekt. 20 20 %% 10 10 %% Transmission – Durchlassen von 0% 0% Sonnenstrahlen. Wellenlänge in nm Wellenlänge in nm Absorption – Aufnahme von Sonnenstrahlen; Infrarot UV sichtbar 100 %dunkle Fläche. Infrarot Infrarot UVUV sichtbar sichtbar 90 90 %%

0 10000 100 100 200 200 200 300 300 300 400 400 400 500 500 500 600 600 600 700 700 700 800 800 800 900 900 900 1000 1000 1000 1100 1100 1100 1200 1200 1200 1300 1300 1300 1400 1400 1400 1500 1500 1500 1600 1600 1600 1700 1700 1700 1800 1800 1800 1900 1900 1900 2000 2000 2000 2100 2100 2100 2200 2200 2200 2300 2300 2300 2400 2400 2400 2500 2500 2500

100100 %%

90 %

90 90 %%

80 %

Reflexion

Transmission

Absorption

Licht

80 80 %%

70 %

Gesamtenergie Gesamtenergie

70 70 %%

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500

0 10000 100 100 200 200 200 300 300 300 400 400 400 500 500 500 600 600 600 700 700 700 800 800 800 900 900 900 1000 1000 1000 1100 1100 1100 1200 1200 1200 1300 1300 1300 1400 1400 1400 1500 1500 1500 1600 1600 1600 1700 1700 1700 1800 1800 1800 1900 1900 1900 2000 2000 2000 2100 2100 2100 2200 2200 2200 2300 2300 2300 2400 2400 2400 2500 2500 2500

60 60 %% 60 % Beim Baustoff Glas existiert keine dieser drei Eigenschaften in Reinkultur. Jedes Glas lässt einen 50 50 %% 50 % bestimmten Anteil Strahlen durch (Transmission) und hält einen Teil davon durch Aufnehmen (Ab40 40 %% 40 % 30 30 %% sorption) und Zurückwerfen (Reflexion) auf. Die Summe aus Reflexion, Transmission und Absorption 30 % 20 20 %% 10 10 %% 20 % ergibt immer 100 Prozent. Es wird unterschieden zwischen Licht (dem sichtbaren Bereich des Spekt0 %0 % 10 % rums 380 – 780 nm) und dem gesamten Sonnenspektrum 320 – 3000 nm. Entsprechend werden auch die 0% Wellenlänge in nm Wellenlänge in nm physikalischen Werte definiert.

Wellenlänge in nm

100 %

UV

Infrarot

sichtbar

UV 90 %

80 %

Gesamtenergie

70 %

60 %

60 %

50 %

50 %

40 %

40 %

30 % 20 %

0%

Licht

80 %

70 %

10 %

Infrarot

sichtbar

100 %

90 %

30 % T: 6000 K K T: 6000 13 13 53 53 W/ W/ m 2m Extraterrestrische Extraterrestrische Strahlung Strahlung _ _ nmnm = 20010000 10000 λ =λ200

20 % 10 % 22

0%

Floatglas 6 mm Floatglas 6 mm

80 80 0 W0 W /m /2m 22 λ =λ = 30°30°

Globalstrahlung Globalstrahlung Atmosphäre Atmosphäre

Wellenlänge T: 300 K K T: 300 D D λ =uλr=cuhrch 30 3g0elagela 0 _0 _ss ss 30 30e0n ene 5 57 7 00 0e S S 6 W6 W nmnmtra tra /m /2m 22 hluhlu ng ng Seku Send kuär ndst ärra sthl raun hlg ung λ =λ70 = 00 7000 nmnm

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500

3.

in nm

26 I Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe

Absorption Absorption

Wellenlänge in nm

100 %

UV

sichtbar

Infrarot

90 % 80 % 70 %

Gesamtenergie


Energie (Gesamtbereich des Spektrums)

Licht (Sichtbarer Bereich des Spektrums)

Transmission

Strahlungstransmission

Lichttransmission

Reflexion

Strahlungsreflexion

Lichtreflexion

Absorption

Strahlungsabsorption

Lichtabsorption

3.

T: 6000 K 13

53

Extraterrestrische Strahlung _ λ = 200 10000 nm

W/

m %2 100 Transmission

Floatglas 6 mm

80

0W

λ= Reflexion

Atmosphäre

Abstrahlung und Konvektion

/m

30°

Globalstrahlung

2

T: 300 K Du r λ = ch 30 gela 0 _ ss 3 e 57 000 ne S 6 W nmund tra Abstrahlung hlu /m ng Konvektion2 Sekun därstr ahlung λ = 70 00 nm Absorption

Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe I 27


3.4. Glaskennwerte Glaskennwerte stellen wichtige Leistungs- und Unterscheidungsmerkmale von Verglasungen dar. Sie können mit Mess-, in der heutigen Praxis jedoch meist mit zertifizierten Berechnungsverfahren, für einfache Gläser als auch für komplex aufgebaute Mehrscheibenisoliergläser ermittelt werden.

Licht und Glas 3.4.1. Lichttransmission/Lichttransmissionsgrad (LT) Der Lichttransmissionsgrad einer Verglasung bezeichnet den prozentualen Anteil der Sonnenstrahlung im Bereich des sichtbaren Lichtes (380 – 780 nm), der von außen nach innen übertragen wird.

3.

3.4.2. Lichtabsorption/Lichtabsorptionsgrad (LA) Unter dem Lichtabsorptionsgrad versteht man den Anteil der Sonnenstrahlung im sichtbaren Bereich (380 – 780 nm), der von der Verglasung absorbiert wird. Die Lichtabsorption ist eine weniger gebräuchliche Kenngröße.

3.4.3. Lichtreflexion/Lichtreflexionsgrad (LR) Als Lichtreflexionsgrad bezeichnet man jenen prozentualen Anteil der Sonnenstrahlung im Bereich des sichtbaren Lichtes (380 – 780 nm), der nach außen reflektiert wird.

Gesamtenergie und Glas 3.4.4. Strahlungstransmission/Strahlungstransmissionsgrad (ST) Der Strahlungstransmissionsgrad, auch Energietransmissionsgrad genannt, bezeichnet den Anteil der Strahlung im gesamten Sonnenspektrum, der durch die Verglasung durchgelassen wird.

3.4.5. Strahlungsabsorption/Strahlungsabsorptionsgrad (SA) Unter dem Strahlungsabsorptionsgrad oder Energieabsorptionsgrad versteht man den Anteil Strahlung im gesamten Bereich des Sonnenspektrums, der durch die Verglasung aufgenommen wird.

3.4.6. Strahlungsreflexion/Strahlungsreflexionsgrad (SR) Der Strahlungsreflexionsgrad bzw. der Energiereflexionsgrad einer Verglasung kennzeichnet den Anteil der Strahlung im gesamten Sonnenspektrum, der von der Verglasung direkt nach außen reflektiert wird.

28 I Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe


Sekundäre Wärmeabgabe Der absorbierte Strahlungsanteil wird durch die Verglasung in Form von Strahlung (langwelliges Infrarot) wieder abgegeben. Dieser Vorgang wird als sekundäre Wärmeabgabe bezeichnet. Sie gliedert sich in zwei, in der Regel nicht gleich große Teile auf (sekundäre Wärmeabgabe nach außen und sekundäre Wärmeabgabe nach innen).

Sekundäre Wärmeabgabe nach außen Qa

Sekundäre Wärmeabgabe nach innen Qi

3.

3.4.7. Gesamtenergiedurchlass/ Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) Als Gesamtenergiedurchlassgrad bezeichnet man die Summe aus Strahlungstransmission ST und sekundärer Wärmeabgabe Qi nach innen. ST + Qi = g-Wert ST Der Gesamtenergiedurchlassgrad ist neben dem U-Wert die wichtigste Kenngröße für Verglasungen. Er gibt an, wie viel der außen auftreffenden Sonnenenergie letztendlich ins Rauminnere gelangt. Zur optimalen passiven Sonnenenergienutzung sollte der g-Wert möglichst hoch, für eine optimale Sonnenschutzwirkung möglichst tief sein.

Qi

3.4.8. Beschattungskoeffizient Der Beschattungskoeffizient ist eine aus dem g-Wert abgeleitete Kenngröße, wobei zwei verschiedene Ableitungen gebräuchlich sind Beschattungskoeffizient = g-Wert : 0,80 (in Deutschland gebräuchlich) Beschattungskoeffizient = g-Wert : 0,87 (in England und den USA gebräuchlich) Der Sinn des Beschattungskoeffizienten ist der Vergleich der Beschattungswirkung einer Verglasung mit der Beschattungswirkung einer herkömmlichen 2fach-Isolierverglasung ohne Beschichtung (gWert = 0,80) oder einer Einfachverglasung mit einem 6 mm dicken Floatglas (g-Wert = 0,87). Oft verlangen entsprechende Richtlinien für die Berechnung von Kühllasten nicht den g-Wert sondern den Beschattungskoeffizienten. Um Missverständnisse auszuschließen ist es in jedem Falle sinnvoll, bei der Angabe von Beschattungskoeffizienten, die Berechnungsgrundlage genau zu definieren!

Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe I 29


3.4.9. Selektivitätskennzahl Als Selektivitätskennzahl bezeichnet man das Verhältnis zwischen Lichttransmissionsgrad und Gesamtenergiedurchlassgrad. Lichttransmissionsgrad Selektivitätskennzahl = Gesamtenergiedurchlassgrad Die Selektivitätskennzahl ist insbesondere bei Sonnenschutzverglasungen von großer Bedeutung. Eine hohe Selektivitätskennzahl (>1,5) bedeutet guten Sonnenschutz und trotzdem viel Tageslicht.

3.

Beispiel SILVERSTAR SUPERSELEKT 60/27 T: Lichttransmission = 60 %, g-Wert = 27 % Selektivitätskennzahl = 2,22

3.4.10. Allgemeiner Farbwiedergabeindex (Ra) Der allgemeine Farbwiedergabeindex ist ein Maß für die Veränderung des Lichtes (bzw. dessen Einfluss auf die Wiedergabe von Farben, wobei acht verschiedene normierte Farbtöne beurteilt werden) durch eine Verglasung. Je höher der Farbwiedergabeindex desto weniger werden Farben durch die Verglasung verändert. Ein Wiedergabeindex von 95 – 100 bedeutet sehr geringe Farbveränderungen, von 90 – 95 geringe Farbveränderungen. Insbesondere bei Museen, Galerien und bei kunsthandwerklichen oder gewerblichen Aktivitäten, bei denen Farben eine große Bedeutung haben, kann der Farbwiedergabeindex ein wichtiges Entscheidungskriterium sein.

3.4.11. UV-Transmission Im Allgemeinen haben Sonnenschutzgläser eine etwa proportional zum g-Wert reduzierte UVTransmission. Eine Möglichkeit eines zusätzlichen UV-Schutzes bietet der Einbau einer UV-absorbierenden Folie im Verbundsicherheitsglas. Mit dieser Folie lässt sich die UV-Strahlung gänzlich reduzieren. Außerdem werden über 380 nm hochfotochemische Strahlen wirksam, die z. B. Farben beeinträchtigen können. Besonders in Höhen ab ca. 600 m ü. M. ist deshalb besondere Vorsicht geboten, wenn es sich um Schaufenster, Museen und dergleichen handelt.

3.5. Der U-Wert Der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) ist die Maßeinheit zur Ermittlung des Wärmeverlustes eines Bauteils. Der U-Wert gibt die Wärmemenge an, die pro Zeiteinheit durch 1 m2 eines Bauteils bei einem Temperaturunterschied von 1 K hindurchgeht. Je tiefer der U-Wert, desto kleiner sind die Wärmeverluste nach außen und dementsprechend geringer der Energieverbrauch.

30 I Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe


Für Isolierglas stellt der U-Wert (nach der Prüfnorm DIN EN 673 mit Ug bezeichnet) die wohl wichtigste Kenngröße dar. In der Praxis kann der Ug-Wert mit zertifizierten Berechnungsverfahren für jeden individuellen Isolierglasaufbau genau ermittelt werden. Es ist zu beachten, dass der Ug-Wert für den so genannten ungestörten Bereich, das heißt ohne Einfluss des Randbereiches (in dem der Wärmefluss wesentlich größer ist) gilt. Der Randverbund ist daher für den Ug-Wert ohne Bedeutung. Erst bei der Ermittlung des U-Wertes für das gesamte Fenster (Glas inkl. Fensterrahmen), dem U w -Wert (w = Window) fließt er mit ein. SILVERSTAR Isoliergläser erreichen dank hocheffizienten Wärmedämmbeschichtungen Ug-Werte bis 0,4 W/m2K. Dies entspricht der Dämmung einer mindestens 25 cm dicken Holzwand. Der Energie- oder Wärmetransport im Isolierglas findet auf drei verschiedene Arten statt Leitung, durch die einzelnen Gläser und durch die Gas- oder Luftfüllungen der Scheibenzwischenräume. Konvektion, durch Strömung der Gas- oder Luftfüllungen in den Scheibenzwischenräumen. Strahlung, durch Wärmeabstrahlung (langwellige Infrarot-Strahlung) der Glasoberflächen. Die Wärmeabstrahlung trägt den mit Abstand größten Teil (ca. 2/3) zum Wärmeverlust bei. Mit hauchdünnen, praktisch unsichtbaren Wärmedämmbeschichtungen gelingt es, das Wärmedämmvermögen entscheidend zu verbessern. Wärmedämmbeschichtung Leitung

Leitung 33 %

33 % Konvektion

Konvektion

Strahlung 67 %

Strahlung 7 %

Energietransport im Isolierglas ohne Wärmedämmbeschichtung

Energietransport im Isolierglas mit Wärmedämmbeschichtung

Glaskennwerte und physikalische Grundbegriffe I 31

3.


4.

32 I Produkte – EUROFLOAT


4. Produkte 4.1. EUROFLOAT – Unbeschichtete Basisgläser Sie bilden die Basis für alle Gläser, egal ob Einsatz im Interieur oder Exterieur. In einem aufwändigen Produktionsverfahren unter enormer Hitzeeinwirkung und dem darauf folgenden langsamen Abkühlen entsteht Flachglas. EUROFLOAT besteht zum größten Teil aus Quarzsand. Seine markante grüne Farbe erhält es durch Anteile von Eisenoxid im Rohstoff. Durch den Einsatz eisenarmer Rohstoffe entsteht brillantes Weißglas – EUROWHITE. 4.1.1. Herstellung von Floatglas Der wichtigste Grundstoff zur Herstellung von Floatglas ist Quarzsand, ein Material, das in der Natur im Überfluss vorhanden ist und auch zukünftigen Generationen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird. Dazu braucht es Soda, Dolomit, Kalk und weitere Rohstoffe in kleinerer Menge. Zur Verbesserung des Schmelzvorganges werden dem Gemisch etwa 20 % saubere Glasscherben beigegeben. Diese Rohstoffe gelangen als Gemenge in den Schmelzofen und werden dort bei einer Temperatur von ca. 1550 °C geschmolzen und blasenarm geläutert. Das flüssige Glas wird dem Floatbad zugeleitet, das eine Zinnschmelze unter Schutzgasatmosphäre enthält. Auf dem geschmolzenen Zinn "floatet" die Glasmasse in Form eines endlosen Bandes. Infolge der Oberflächenspannung des Glases und der planen Oberfläche des Zinnbades bildet sich ein planparalleles, verzerrungsfreies Glasband von hoher optischer Qualität aus. Im Kühltunnel und im anschließenden offenen Rollengang wird das Glasband kontinuierlich von 600 auf 60 °C abgekühlt, mittels Kameratechnik auf Fehler kontrolliert und anschließend zu Glastafeln vorwiegend von 3210 x 6000 mm zugeschnitten.

Schema Floatglasprozess

1 Gemengebeschickung

2 Schmelzofen ca. 1550 °C

3 Floatbad

4 Kühlzone

Fehlerdetektion

5 Zuschnitt

Produkte – EUROFLOAT I 33

4.


1 Gemengebeschickung Das Gemenge wird vollautomatisch verwogen und einem Zwischenspeicher zugeführt. Von dort wird es kontinuierlich in die Wanne eingelegt. Dabei werden pro Tag je nach Wannengröße bis zu 1200 t Grundstoffe eingefüllt. Gemengehaus

Anlieferung des Sodas, Dolomits

Scherbenlos

Anlieferung des Sandes

Mischen Wannenvorsilo

Verwiegen

Dosieren

Ofen

4.

2 Schmelzen Das Schmelzen des Gemenges in der Wanne erfolgt bei einer Temperatur von etwa 1550 °C. Anschließend folgt die Läuterungszone, wo das Glas möglichst blasenarm geläutert wird und hiernach in einer so genannten Abstehwanne auf die nachfolgende Formgebung durch Abkühlung auf etwa 1100 °C vorbereitet wird. In der Schmelz- und Abstehwanne befinden sich ständig bis zu 1900 t Glas.

Schmelzwanne/Floatglaswerk Euroglas, Hombourg, Frankreich

34 I Produkte – EUROFLOAT


3 Floatbad Das flüssige Glas wird auf ein Bad mit flüssigem Zinn gegossen. Durch Anpassung der Unterfläche an die völlig ebene Oberfläche des Zinnbades und gleichzeitiges Heizen von oben (Feuerpolitur) ergibt sich planparalleles Glas entsprechend dem Spiegelglas. Mit so genannten Toprollmaschinen, die in den Glasbandrand eingreifen sowie mittels Heizen und Kühlen im Floatbad und unter Berücksichtigung der Ziehgeschwindigkeit des Glasbandes im Rollenkühlofen wird die Glasdicke eingestellt. Ohne äußere Einwirkungen würde sich eine Gleichgewichtsdicke von etwa 6 bis 7 mm einstellen. Für eine geringere Glasdicke muss die zähflüssige Glasmasse mittels der Ziehgeschwindigkeit des Rollenkühlofens beschleunigt, für eine größere verzögert werden. 4 Kühlzone Das Glasband gelangt nach dem Verlassen des Zinnbades in den mehr als 140 m langen Rollenkühlofen. Es wird von ca. 600 auf 60 °C abgekühlt. Die langsame und kontrollierte Kühlung sorgt für ein spannungsarmes Erstarren der Glasmasse. Dies ist wichtig für eine problemlose Weiterverarbeitung.

Rollenkühlofen Glas 600 °C

Wärmeabgabe des Glases an die Strömungsluft Kalte Luft

580 °C

480 °C

Warme Luft

Kühlluft von oben und unten

Glasband ist erstmalig sichtbar

4.

370 °C

60 °C Zuschnitt

5 Zuschnitt Der letzte Teil der Produktionslinie wird „kaltes Ende" genannt. Er beinhaltet die Qualitätskontrolle und den Zuschnitt. Durch Kamerasysteme wird das gesamte Glasband kontinuierlich auf kleinste Fehler überprüft. Glasbandbereiche, die nicht den hohen Ansprüchen genügen, können so augenblicklich ausgesondert werden. Danach wird das Glas auf Standardmaße (3210 x 6000 mm) geschnitten und abgestapelt. Auf einer separaten Zuschnittlinie kann das Glas direkt nach Kundenmaßen weiter konfektioniert werden. Nach gut 400 m ist aus den vorwiegend natürlichen Rohstoffen Floatglas entstanden – bereit zur Auslieferung, fertig zur Weiterverarbeitung. Zuschnitt Floatglas Produkte – EUROFLOAT I 35


Zuschnitt Bandkontrollkabine Notschneidbrücke Blattbrecher 1

Längsschnitt

Dicken-/ Spannungsmessung

Bortenbruch 1 und 2 Konturenkamera

Querschnitt Brechwalze

Blattbrecher 2 Scherbenband

4.

Fehlererkennung

Bortenschneider

Blattbrecher 3 Abstapelbereich

Gläser mit einer Länge von 9 Metern In den EUROGLAS Werken kann auf Wunsch Floatglas bis zu einer Größe 3210 x 9000 mm produziert und dieses auch in der vollen Größe mit Wärmedämm-, Sonnenschutz- oder Kombibeschichtungen versehen oder zu Einscheibensicherheitsglas, Verbundsicherheitsglas und Isolierglas weiterverarbeitet werden. Die wichtigsten Rohstoffe zur Floatglasproduktion Rohstoff

Nach Gewichtsprozenten

Quarzsand

~ 59 %

Soda

~ 18 %

Dolomit/Kalk

~ 20 %

Weitere Rohstoffe

~3%

Plus Zusatz von sauberen Glasscherben (Recycling)

~ 20 %

Floatglas wird weiterverarbeitet zu Isolierglas Verbundsicherheitsglas (VSG) Einscheibensicherheitsglas (ESG) Wärmedämmglas Sonnenschutzglas Bedrucktem Glas Brandschutzglas Spiegeln Etc.

36 I Produkte – EUROFLOAT


und dient als Basismaterial für Fassaden, Fenster, Schaufenster, Dächer Vitrinen und andere Glasmöbel Einrichtungen im Laden- und Innenausbau

Glaslager Euroglas, Hombourg, Frankreich

4.

4.1.2. Produktsortiment EUROFLOAT Standardfloatglas, das eine leichte Grünfärbung aufweist, die insbesondere an den Glaskanten deutlich wahrgenommen werden kann. Die Grünfärbung, auch Grünstich genannt, ergibt sich aus geringen Mengen von Eisenoxid, das in den Rohstoffen enthalten ist. Die Standardtafelgröße beträgt 3210 x 6000 mm. Größere Abmessungen sind auf Anfrage möglich.

EUROWHITE Extraweißes Glas, das aus besonders eisenoxidarmen Rohstoffen hergestellt wird und praktisch keine Eigenfarbe aufweist. EUROWHITE kommt meist aus ästhetischen und optischen Überlegungen zur Anwendung. Die Standardtafelgröße beträgt 3210 x 6000 mm. Größere Abmessungen sind auf Anfrage möglich.

Produkte – EUROFLOAT I 37


Technische Daten EUROFLOAT EUROFLOAT

4.

2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm 12 mm 15 mm 19 mm

Wärmedurchgangs5,8 koeffizient Ug in W/m2K

5,8

5,8

5,7

5,7

5,6

5,6

5,5

5,4

5,3

Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)

89 %

88 %

87 %

86 %

85 %

83%

81 %

79 %

77 %

74 %

Lichttransmissionsgrad

91 %

91 %

90 %

90 %

90 %

89 %

89 %

88 %

87 %

86 %

Lichtreflexionsgrad (außen)

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

Lichtreflexionsgrad (innen)

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

Lichtabsorptionsgrad

1%

1%

1%

2%

2%

3%

3%

4%

5%

6%

Direkter Strahlungstransmissionsgrad

88 %

87 %

85 %

84 %

82 %

80 %

77 %

75 %

72 %

67 %

Direkter Strahlungsre8% flexionsgrad (außen)

8%

8%

8%

8%

7%

7%

7%

7%

7%

Direkter Strahlungsabsorptionsgrad

4%

5%

7%

9%

10 %

13 %

16 %

18 %

22 %

26 %

Sekundärer Wärmeab1% gabegrad nach innen

1%

2%

2%

2%

3%

4%

4%

5%

6%

UV-Transmissionsgrad 79 %

75 %

71 %

68 %

66 %

61 %

58 %

55 %

51 %

47 %

UV-Reflexionsgrad

8%

8%

8%

7%

7%

7%

7%

7%

6%

6%

UV-Absorptionsgrad

13 %

18 %

21 %

24 %

27 %

32 %

35 %

39 %

43 %

47 %

Allgemeiner Farbwiedergabeindex (Transmission)

100

99

99

99

98

98

97

97

96

95

Selektivität (Lichttransmissionsgrad / g-Wert)

1,0

1,0

1,0

1,1

1,1

1,1

1,1

1,1

1,1

1,1

97 %

95 %

93 %

91 %

88 %

85 %

Durchlassfaktor 111 % 110 % 109 % 107 % 106 % 103 % 101 % 99 % (b-Faktor, g-Wert / 0,8)

96 %

92 %

Durchlassfaktor 102 % 101 % 100 % 99 % (b-Faktor, g-Wert / 0,87)

Die angegebenen Werte werden gemäß den europäischen Normen EN 410:2011 und EN 673:2011 berechnet und basieren auf Prüfdaten. Durch Produktionstoleranzen gemäß geltenden EN-Normen kann es zu geringen Abweichungen der effektiven Werte kommen. Nationale Normen oder Zuschläge (z. B. für den Wärmedurchgangskoeffizienten Ug) werden nicht berücksich­tigt.

38 I Produkte – EUROFLOAT


Technische Daten EUROWHITE NG EUROWHITE NG

2 mm 3 mm 4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm 12 mm 15 mm 19 mm

Wärmedurchgangskoeffizient Ug in W/m2K

5,8

5,8

5,8

5,7

5,7

5,6

5,6

5,5

5,4

5,3

Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert)

91 %

91 %

91 %

91 %

91 %

90%

90 %

89 %

89 %

88 %

Lichttransmissionsgrad

92 %

91 %

91 %

91 %

91 %

91 %

91 %

91 %

90 %

90 %

Lichtreflexionsgrad (außen)

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

Lichtreflexionsgrad (innen)

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

Lichtabsorptionsgrad

0%

0%

0%

1%

1%

1%

1%

1%

2%

2%

Direkter Strahlungstransmissionsgrad

91 %

91 %

91 %

90 %

90 %

90 %

89 %

88 %

88 %

87 %

Direkter Strahlungsreflexionsgrad (außen)

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

Direkter Strahlungsabsorptionsgrad

1%

1%

1%

2%

2%

2%

3%

4%

4%

5%

Sekundärer Wärmeabgabegrad nach innen

0%

0%

0%

0%

0%

1%

1%

1%

1%

1%

UV-Transmissionsgrad

87 %

86 %

85 %

83 %

82 %

80 %

78 %

76 %

74 %

71 %

UV-Reflexionsgrad

9%

9%

9%

9%

9%

9%

8%

8%

8%

8%

UV-Absorptionsgrad

4%

5%

7%

8%

9%

12 %

14 %

15 %

18 %

21 %

Allgemeiner Farbwiedergabeindex (Transmission)

100

100

100

100

100

100

99

99

99

99

Selektivität (Lichttransmissionsgrad / g-Wert)

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

1,0

Durchlassfaktor (b-Faktor, g-Wert / 0,87)

105 % 105 % 105 % 104 % 104 % 104 % 103 % 103 % 102 % 101 %

Durchlassfaktor (b-Faktor, g-Wert / 0,8)

114 % 114 % 114 % 113 % 113 % 113 % 112 % 112 % 111 % 110 %

Die angegebenen Werte werden gemäß den europäischen Normen EN 410:2011 und EN 673:2011 berechnet und basieren auf Prüfdaten. Durch Produktionstoleranzen gemäß geltenden EN-Normen kann es zu geringen Abweichungen der effektiven Werte kommen. Nationale Normen oder Zuschläge (z. B. für den Wärmedurchgangskoeffizienten Ug) werden nicht berücksich­tigt.

Produkte – EUROFLOAT I 39

4.


4.1.3. Physikalische und chemische Eigenschaften von Flachglas 4.1.3.1. Definition und Zusammensetzung Das Glas, das wir heute als Baumaterial verwenden, wird auf Grund seiner Zusammensetzung KalkNatron-Silikatglas genannt. Bei der Herstellung werden die Rohstoffe erhitzt. Durch den nachfolgenden Kühlprozess haben die Ionen und Moleküle keine Möglichkeit, sich zu ordnen. Silizium und Sauerstoff können sich nicht zu Kristallen zusammenschließen, der ungeordnete Molekülzustand wird „eingefroren". Glas besteht daher aus einem unregelmäßig räumlich verketteten Netzwerk aus Silizium (Si) und Sauerstoff (0) in dessen Lücken Kationen eingelagert sind. Wird Glas auf etwa 1000 °C erhitzt und diese Temperatur eine gewisse Zeit gehalten, beginnt eine so genannte Entglasung. Dabei entstehen Siliziumkristalle, die von der eigentlichen Glasmasse abgesondert werden. Dieser Vorgang führt zu milchig opakem Glas. Glas ist kein Festkörper im chemisch-physikalischen Sinne, eher eine erstarrte Flüssigkeit. Die Moleküle sind ungeordnet und bilden kein Kristallgitter. Oft wird dieser Umstand als Grund für die Transparenz des Stoffes genannt. Daneben gibt es aber noch weitere Theorien. Eine führt zum Beispiel die Transparenz auf die Tatsache zurück, dass Siliziumoxid eine sehr stabile Verbindung ist, die keine freien Elektronen aufweist, die mit der Lichtstrahlung wechselwirken können.

4.

Na Na Na

Na

Na Na Na

Na Vereinfachte schematische Darstellung der Strukturen von Floatglas (links) und kristallinem SiO2

40 I Produkte – EUROFLOAT


Volumen

Unterkühlte Schmelze

Schmelze

Glas

Kristall

Tg

TSchm

Temperatur Schematische Darstellung der Eigenschaftsänderungen (fest/flüssig) bei kristallinen und glasigen Substanzen

Da Glas aus verschiedenen Verbindungen besteht, gibt es keine chemische Formel für die Berechnung der physikalischen Eigenschaften. Glas hat keinen Schmelzpunkt, wie wir das von anderen Stoffen, etwa von Wasser kennen, das oberhalb von 0 °C flüssig ist und unterhalb von 0 °C zu Eis kristallisiert. Bei Erwärmung geht Glas kontinuierlich von einem festen (hochviskosen) in einen flüssigen (niedrigviskosen) Zustand über. Der Temperaturbereich zwischen festem, sprödem und plastisch viskosem Zustand wird oft als Transformationsbereich bezeichnet. Dieser liegt bei Floatglas zwischen 520 – 550 °C. Als grobe Vereinfachung kann daraus der Mittelwert 535 °C abgeleitet werden, der als Transformationspunkt oder Transformationstemperatur (Tg) bezeichnet wird.

Der Umstand, dass Glas zu Recht als eingefrorene Flüssigkeit bezeichnet wird, führt oft zur Meinung, Glas würde auch im erstarrten Zustand stetig, wenn auch nur sehr langsam fließen. Eine senkrecht stehende Glasscheibe würde nach einem genügend großen Zeitraum (nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten) am unteren Ende messbar dicker werden. Dem ist aber nicht so. Es gilt heute als wissenschaftlich erwiesen, dass ein Glaskörper bei Gebrauchstemperaturen seine Form durch die eigene Schwergewichtsbelastung nicht verändert, es sei denn es handelt sich um eine Durchbiegung im statischen Sinn. Im Vergleich zu vielen Kristallen, hat Glas eine amorphe Isotropie, d. h. die Eigenschaften sind unabhängig davon, in welcher Richtung sie gemessen werden. Zuammensetzung von Kalk-Natron-Glas Rohstoff

Chemische Formel

Anteil

Siliziumdioxid

(SiO2)

69 % – 74 %

Natriumoxid

(Na2O/Soda)

12 % – 16 %

Calziumoxid

(CaO)

5 % – 12 %

Magnesiumoxid

(MgO)

0%–6%

Aluminiumoxid

(Al2O3)

0%–6%

Produkte – EUROFLOAT I 41

4.


4.1.3.2. Mechanische Eigenschaften Zug- und Druckfestigkeit Die silikatische Grundmasse verleiht dem Glas Härte und Festigkeit, aber auch die bekannte und unerwünschte Sprödigkeit. Eine Eigenschaft, der man in jedem Anwendungsfall gebührende Beachtung schenken muss. Glas kennt, im Gegensatz etwa zu Metallen, keinen plastischen Bereich, es ist elastisch bis zur Bruchgrenze. Der Bruch erfolgt daher plötzlich, ohne vorherige sichtbare Anzeichen.

δ (P)

δ (P)

δ (P)

Bruch

Spannung (Kraft)

4.

Die Druckfestigkeit von Glas ist sehr hoch, sie übertrifft diejenige von anderen Baumaterialen bei weitem, daher stellt sie bei der praktischen Anwendung von Glas am Bau kaum Probleme dar. Entscheidend ist die Zugfestigkeit, insbesondere die Biegezugfestigkeit. Es ist bekannt, dass Glasfasern eine sehr hohe Zugfestigkeit aufweisen. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen der Tragfähigkeit einer Glasfaser und einer Glasscheibe. Die Tragfestigkeit der Glasscheibe hängt praktisch nicht mehr vom Zusammenhalt in der chemischen Struktur ab, sondern von anderen Einflüssen. Glas ist in Wirklichkeit kein völlig kompakter Körper, sondern verfügt über zahlreiche Diskontinuitäten, als Oberflächenfehler in Form von Mikrorissen und Kerbstellen. Letztendlich bestimmen diese die praktische Festigkeit. Bemerkenswert ist zudem, dass die Festigkeit mit der Belastungsdauer abnimmt, daher gelten in der Praxis oft unterschiedliche zulässige Spannungen, je nach Art der Belastungsdauer. Eine typische Kurzzeitbelastung ist z. B. Windlast, während Schneelasten längerfristig einwirken.

Fließen Bruch Elastisch

Bruch

zul δ

Elastisch zul δ

Glas

Stahl

Ε(Δl) Elast. Bereich

Holz

Ε(Δl)

Ε(Δl) Elast. Plastischer Bereich

Elastischer Plastischer Bereich

Weg-/Kraftdiagramm von Glas, Stahl und Holz im Vergleich

Theoretische und praktische Zugfestigkeit Glasart

Zugfestigkeit

Theoretische Zugfestigkeit von Kalk-Natron-Glas (Bruch)

13000 N/mm2

Praktische Zugfestigkeit von Kalk-Natron-Glas (Bruch)

30 – 80 N/mm2

42 I Produkte – EUROFLOAT


Vergleich der Festigkeiten verschiedener Werkstoffe (ca. Werte) Werkstoff

Zulässige Biegespannung

Druckfestigkeit

Floatglas/Spiegelglas

12 – 20 N/mm2

400 N/mm2

Einscheibensicherheitsglas aus Floatglas

50 N/mm2

400 N/mm2

Aluminium

70 N/mm

70 N/mm2

Baustahl

180 N/mm2

180 N/mm2

Eiche

50 N/mm2

30 N/mm2

Buche

35 N/mm

25 N/mm2

2

2

Elastizitätsmodul Werkstoff

Elastizität

Floatglas/Spiegelglas

70000 N/mm2

Einscheibensicherheitsglas aus Floatglas

70000 N/mm2

Aluminium

70000 N/mm2

Baustahl

210000 N/mm2

Eiche

12500 N/mm2

Buche

11000 N/mm2

Produkte – EUROFLOAT I 43

4.


Materialrohdichte Werkstoff

Dichte

Kalk-Natron-Glas

2,5 g/cm3

Strahlenschutzglas RD 50

5,0 g/cm3

Aluminium

2,6 g/cm3

Stahl

7,9 g/cm3

Beton

2,0 g/cm3

Blei

11,3 g/cm3

Merkgröße für den Alltag: 1 m2 Glas wiegt pro mm Dicke 2,5 kg. 1 m2 Floatglas mit 6 mm Dicke wiegt 6 x 2,5 kg/m2 = 15 kg/m2. Oberflächenhärte Im Vergleich zu anderen Werkstoffen, etwa Holz, Metalle und Kunststoffe, besitzt Glas eine sehr harte Oberfläche.

4.

Ritzhärte nach Mohs (HM) Werkstoff

Ritzhärte

Apatit

5 HM

Kalk-Natron-Glas (Floatglas, Fensterglas, Ornamentglas)

5 – 6 HM

Feldspat

6 HM

Quarz

7 HM

Kratzer sind ab einer Tiefe von etwa 100 nm (0,0001 mm) sichtbar, ab etwa 2000 nm (0,002 mm) spürbar. Bei beschichteten Gläsern sind Kratzer bereits ab einer Tiefe von ca. 10 nm sichtbar!

4.1.3.3. Thermische Eigenschaften Wärmeausdehnungskoeffizient Verglichen mit anderen Werkstoffen besitzt Glas eine geringe Wärmeausdehnung, die zudem von der Zusammensetzung abhängt. Glaskeramik z. B. weist praktisch keine Wärmeausdehnung auf, daher entfallen Spannungen, die sich aus unterschiedlich erwärmten Zonen ergeben können. (Siehe auch Temperaturwechselbeständigkeit) Der Ausdehnungskoeffizient von 9,0 x 10-6/K bedeutet, dass sich eine 1 Meter lange Floatglasscheibe bei einer Erwärmung um 100 °K um 0,9 mm ausdehnt. Für Aluminium läge der analoge Wert bei 2,4 mm.

44 I Produkte – EUROFLOAT


Wärmeausdehnungskoeffizient Werkstoff

Wärmeausdehnung

Kalk-Natron-Glas (Floatglas, Fensterglas, Ornamentglas)

9,0 x 10-6/K

Borosilikatglas

3 – 4 x 10-6/K

Kieselglas

0,5 x 10-6/K

Glaskeramik

0,0 x 10-6/K

Aluminium

24 x 10-6/K

Stahl

12 x 10-6/K

Beton

10 – 12 x 10-6/K

Wärmeleitfähigkeit Im Vergleich zu Metallen, ist die Fähigkeit von Glas, Wärme zu leiten, zwar sehr gering, gegenüber gebräuchlichen Isolationsmaterialien jedoch hoch. Sie spielt aber in der praktischen Anwendung am Bau nur eine unbedeutende Rolle, da die außerordentlich gute Wärmedämmung von Isoliergläsern insbesondere auf der Wirkung von Wärmedämmbeschichtungen beruht. Wärmeleitkoeffizient Werkstoff

Wärmeleitkoeffizient

Kalk-Natron-Glas (Floatglas, Fensterglas, Ornamentglas)

1,0 W/mK

Aluminium

210,00 W/mK

Stahl

75,00 W/mK

Beton

1,00 W/mK

Holz (Fichte)

0,14 W/mK

Kork

0,05 W/mK

Polystyrol

0,04 W/mK

Produkte – EUROFLOAT I 45

4.


Temperaturwechselbeständigkeit Unter Temperaturwechselbeständigkeit versteht man die Fähigkeit, einem schroffen Temperaturwechsel zu widerstehen. Sie wird in Grad Kelvin angegeben und stellt ein Maß dar für die Wahrscheinlichkeit eines so genannten Thermoschocks, d. h. eines Bruches infolge thermischer Überbelastung. Je höher die Temperaturwechselbeständigkeit eines Glases ist, desto geringer ist die Gefahr für einen Thermoschock. Ein direkter Schluss aus der Temperaturwechselbeständigkeit auf maximal zulässige Oberflächentemperaturen einer Verglasung ist jedoch nicht möglich, da insbesondere die Temperaturverteilung im Bauteil maßgebend ist. Temperaturwechselbeständigkeit

4.

Glasart

Temperaturwechselbeständigkeit

Floatglas

40 °K

Einscheibensicherheitsglas (ESG)

150 °K

Borosilikatglas

260 °K

Glaskeramik

> 300 °K

4.1.3.4. Chemische Eigenschaften Floatglas weist eine hohe Resistenz gegenüber fast allen Chemikalien auf. Eine Ausnahme bildet Flusssäure (HF), die zum Glasätzen verwendet wird. Auch gegen viele wässrige Lösungen ist Glas jedoch nicht absolut stabil. Sowohl saure als auch insbesondere basische Lösungen können die Oberfläche angreifen.

Na+

Na+ OH-

46 I Produkte – EUROFLOAT

Einwirkung von Säure Es handelt sich um einen Ionenaustausch, bei dem z. B. Na+ und Ca2+ Ionen gegen H+ Ionen ersetzt werden, ohne dass das SiO2-Netzwerk angegriffen wird. Daher hinterlässt dieser Prozess keine sichtbaren Spuren. Ein ähnlicher Prozess wird sogar genutzt um Gläser zu veredeln, beim so genannten chemischen Vorspannen.

H+ Cl-

HSiO3-

Einwirkung von Laugen Bei diesem Prozess reagiert die Lauge mit dem SiO2-Netzwerk. Es entstehen lösliche Kieselsäuren, die Glasstruktur wird zerstört. Es bleiben sichtbare Verätzungen zurück, etwa wenn Zementmilch auf eine Verglasung gelangt. Schon nach kurzer Standzeit wird die Oberfläche angegriffen und es treten irreparable Schäden auf.


Glaskorrosion im Grenzbereich von Wasser und Luft Gläser, die längere Zeit im Wasser stehen, können im Grenzbereich zwischen Wasser und Luft durch einen chemischen Prozess beschädigt werden. Durch das Herauslösen von Natriumionen kann in Verbindung mit Wasser Natronlauge entstehen. Bei einem ständigen Austausch des Wassers wird diese Lauge sofort stark verdünnt und ist damit ungefährlich. Im Übergang zwischen Wasser und Luft, wo das Wasser nur geringfügig ausgetauscht wird oder bei einem Angriff von stehendem Wasser findet keine Verdünnung statt und damit kann eine Oberflächenbeschädigung durch die entstehende Natronlauge stattfinden.

4.1.3.5. Strahlungsphysikalische Eigenschaften Eine hervorragende Eigenschaft von Glas ist seine Durchlässigkeit für Sonnenstrahlung, insbesondere für Licht. Dieses Merkmal, verbunden mit seiner hohen Festigkeit seiner harten Oberfläche und seiner außerordentlich hohen Beständigkeit macht Glas zu einem einzigartigen praktisch nicht ersetzbaren Baustoff.

4.

Spektrale Unterteilung der Sonnenstrahlung Sonnenstrahlung

Wellenlängenbereich

Ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung)

320 – 380 nm

Lichtstrahlung

380 – 780 nm

Infrarot-Strahlung (IV-Strahlung)

780 – 3000 nm

Spektrale Durchlässigkeit von Floatglas verschiedener Dicke

100

Durchlässigkeit %

80 60 2 mm

40

4 mm 6 mm

20

10 mm 0 200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

2000

2200

2400

2600

2800

Wellenlänge λ (nm)

Produkte – EUROFLOAT I 47


4.

48 I Produkte – EUROFLOAT


Strahlungsphysikalische Daten EUROFLOAT Nenndicke

Lichttransmissionsgrad

Lichtreflexionsgrad

g-Wert

U-Wert

2 mm

91 %

8%

89 %

5,8 W/m2K

3 mm

91 %

8%

88 %

5,8 W/m2K

4 mm

90 %

8%

87 %

5,8 W/m2K

5 mm

90 %

8%

86 %

5,7 W/m2K

6 mm

90 %

8%

85 %

5,7 W/m2K

8 mm

89 %

8%

83 %

5,6 W/m2K

10 mm

89 %

8%

81 %

5,6 W/m2K

12 mm

88 %

8%

79 %

5,5 W/m2K

15 mm

87 %

8%

77 %

5,4 W/m2K

19 mm

86 %

8%

74 %

5,3 W/m2K

Strahlungsphysikalische Daten Float EUROWHITE NG (extraweißes Floatglas) Nenndicke

Lichttransmissionsgrad

Lichtreflexionsgrad

g-Wert

U-Wert

2 mm

92 %

8%

91 %

5,8 W/m2K

3 mm

91 %

8%

91 %

5,8 W/m2K

4 mm

91 %

8%

91 %

5,8 W/m2K

5 mm

91 %

8%

91 %

5,7 W/m2K

6 mm

91 %

8%

91 %

5,7 W/m2K

8 mm

91 %

8%

90 %

5,6 W/m2K

10 mm

91 %

8%

90%

5,6 W/m2K

12 mm

91 %

8%

89 %

5,5 W/m2K

15 mm

90 %

8%

89 %

5,4 W/m2K

19 mm

90 %

8%

88 %

5,3 W/m2K

Produkte – EUROFLOAT I 49

4.


4.1.3.6. Weitere Eigenschaften Schalldämmung Auf Grund seiner Dichte eignet sich Glas ausgezeichnet zur Schalldämmung. Glas wird jedoch im Vergleich zu anderen Baustoffen (Backstein, Beton, Holz, usw.) in der Regel nur in sehr geringen Dicken eingebaut, damit relativiert sich diese Aussage. Optimale Schalldämmwerte erreicht man mit entsprechend aufgebauten Isolierglas- oder mit speziellen Verbundsicherheitsglaselementen, deren Elementdicken vergleichsweise immer noch sehr gering sind. Schalldämmwerte von Gläsern und anderen Baustoffen

4.

Baustoff

Dicke

Bewertetes Schalldämmmaß RW

Floatglas

3 mm

≈ 28 dB

6 mm

≈ 31 dB

12 mm

≈ 34 dB

VSG mit Schalldämmfolie

12 mm

39 dB

Schalldämm-Isolierglas

40 mm

50 dB

Holzwandkonstruktion

80 mm

≈ 35 dB

Backsteinwand

200 mm

≈ 50 dB

Beständigkeit Glas ist einer der beständigsten Baustoffe, den man sich vorstellen kann. Glas rostet nicht fault nicht wird nicht von Pilzen befallen verwittert nicht verfärbt sich nicht nimmt keine Feuchte auf gibt keine Feuchte ab quillt nicht schwindet nicht verwindet sich nicht widersteht Kälte und Wärme wird weder spröde noch weich ist UV- und lichtbeständig

50 I Produkte – EUROFLOAT


4.1.3.7. Zusammenfassung der wichtigsten technischen Kennwerte von Floatglas Eigenschaft

Symbol

Zahlenwert und Einheit

Dichte (bei 18 °C)

ρ

2500 kg/m3

Elastizitätsmodul

E

7 x 1010 Pa

Poissonzahl

µ

0,2

Spezifische Wärmekapazität

c

0,72 x 103 (J/kg x K)

Mittlerer thermischer Längenausdehnungskoeffizient zwischen 20 und 300 °C

α

9 x 10-6/K

Härte

6 Einheiten (Nach Mohs)

Wärmeleitfähigkeit

λ

1 W/mK

Mittlerer Brechungsindex im sichtbaren Bereich (380 bis 780 nm)

n

1,5

4.

Prime Tower – Swiss Platform, Zürich/Fotograf: Hans Ege Produkte – EUROFLOAT I 51


4.1.4. Lieferprogramm und Paketierung Lieferprogramm Bandmaße (BM) EUROFLOAT Abmessungen

Dicken

3210 x 6000 mm

3 - 12 mm

3210 x 5100 mm

3 - 12 mm

3210 x 4500 mm

3 - 12 mm

EUROWHITE NG

4.

Abmessungen

Dicken

3210 x 6000 mm

2,6 - 12 mm

Sonderlängen sowie die Glasdicken 15 mm und 19 mm auf Anfrage.

Lieferprogramm geteilte Bandmaße (GBM) EUROFLOAT Abmessungen

Dicken

2550 x 3210 mm

3 - 12 mm

2250 x 3210 mm

3 - 12 mm

2000 x 3210 mm

3 - 12 mm

EUROWHITE Abmessungen

Dicken

2550 x 3210 mm

3 - 12 mm

2250 x 3210 mm

3 - 12 mm

2000 x 3210 mm

3 - 12 mm

Sonderlängen sowie die Glasdicken 15 mm und 19 mm auf Anfrage.

52 I Produkte – EUROFLOAT


Paketierung EUROFLOAT / EUROWHITE BM / GBM Dicken in mm

3

4

5

6

8

10

12

Gewicht

2000 x 3210 mm Blattzahl pro Paket

41

32

25

21

16

13

10

2,5 t

2250 x 3210 mm Blattzahl pro Paket

41

32

25

21

16

13

10

2,5 t

2550 x 3210 mm Blattzahl pro Paket

41

32

25

21

16

13

10

2,5 t

3210 x 4500 mm Blattzahl pro Paket

-

18

14

11

9

7

6

2,5 t

3210 x 5100 mm Blattzahl pro Paket

21

15

12

10

8

7

6

2,5 t

3210 x 6000 mm Blattzahl pro Paket

18

15

12

10

7

6

5

2,5 t

3210 x 6000 mm Blattzahl pro Paket

34

25

20

16

12

10

8

5t

Paketierung EUROFLOAT / EUROWHITE Festmaße (FM) Endcaps

Höhe

Dicken

Blattzahl

E 01

800 - 900 mm

3 mm

73

E 02

901 - 980 mm

3,1* mm

70

E 03

981 - 1060 mm

4 mm

55

E 04

1061 - 1140 mm

5 mm

44

E 06

1141 - 1280 mm

6 mm

36

E 07

1281 - 1370 mm

8 mm

27

E 09

1371 - 1520 mm

10 mm

22

E 10

1521 - 1600 mm

*Auf Anfrage Maximale Länge: 2520 mm

Produkte – EUROFLOAT I 53

4.


4.

54 I Produkte – SILVERSTAR

Plexus Granges-Paccot, Fribourg/Foto: Hans Ege


4.2. SILVERSTAR – Beschichtete Gläser Für jeden Bedarf die richtigen U- und g-Werte Lange Zeit galten Fenster im Winter als „Wärmebrücke“, während im Sommer das Leben hinter Glas wegen des Treibhauseffektes zur Qual werden konnte. Grund für eine sommerliche Überhitzung ist die unterschiedliche Durchlässigkeit von Glas für kurzwellige und langwellige Strahlung. Eingestrahlte Sonnenenergie wird im Raum durch Absorption und Emission in langwellige Wärmestrahlung umgewandelt, die nicht mehr durch das Glas hinaus kann (Treibhauseffekt, siehe 3.2.). Im Winter führen Transmissionswärmeverluste bei schlecht dämmenden Gläsern zur Abkühlung der raumseitigen Oberflächen, man fühlt sich in ihrer Nähe unbehaglich. Für beide Problemstellungen bieten Glasbeschichtungen hervorragende Lösungsmöglichkeiten. Das Anforderungsspektrum an die Licht- und Energiedurchlässigkeit von modernen Isolierverglasungen für die vielfältigen Gebäudeformen ist sehr breit. Deshalb gibt es auch nicht eine einzige Allroundbeschichtung für alle Einsatzzwecke, sondern ein fein abgestimmtes Programm von SILVERSTAR Glasbeschichtungen für Wärme- und Sonnenschutz. Dabei werden die gewünschten strahlungsphysikalischen Eigenschaften selektiv eingestellt. Einsatzbereiche Für Neubauten und Renovationen Für Wohnungsbau, in Wintergärten Bei Minergiebauten und Passivhäusern In Bürokomplexen und öffentlichen Bauten Für Gewerbe- und Industriebauten

4.

Zwei Mechanismen

T

Einstrahlung: Im Sommer/durch den Tag

T

Auskühlung: Im Winter/durch die Nacht

Produkte – SILVERSTAR I 55


Einstrahlung (Sonnenstrahlung) Sonnenstrahlung, die auf eine Oberfläche auftrifft, wird in folgende Anteile zerlegt:

4.

Anteil

Beschreibung

Möglichkeiten zur Beeinflussung dieses Anteils bei Glas

Reflexion

Strahlungsanteil, der an der Grenzfläche zurückgeworfen wird

Erhöhung der Reflexion durch spezielle Beschichtungen Reduktion der Reflexion durch spezielle interferenzoptische Beschichtung (entspiegeln)

Absorption

Strahlungsanteil, der absorbiert und als Wärme wieder abgegeben wird (Sekundäre Wärmeabgabe)

Reduktion der Absorption durch Verwendung von Weißglas Erhöhung der Absorption durch Einsatz von eingefärbtem Glas Erhöhung der Absorption durch Beschichtungen

Transmission

Strahlungsanteil, der ungehindert durch die Materie hindurch geht

Reduktion der Transmission durch Erhöhung des Reflexions- und/oder Absorptionsanteils Erhöhung der Transmission durch Reduktion des Reflexions- und/oder Absorptionsanteils

Auskühlung (Wärmestrahlung) Jeder Wärmefluss – auch der Transmissionswärmeverlust durch eine Isolierglasscheibe – setzt sich aus drei Anteilen zusammen. Bei unbeschichtetem 2fach-Isolierglas tragen Wärmeleitung und Konvektion zusammen zu 1/3 und die Abstrahlung mit 2/3 zu den Wärmeverlusten bei.

Leitung 33 % Konvektion

Strahlung 67 %

SILVERSTAR Herstellung und Veredelung Seit einigen Jahrzehnten werden Isoliergläser mit lichtdurchlässigen, wärmereflektierenden Schichten veredelt. Weltweit hat sich das Hochvakuum-Magnetron-Verfahren als Beschichtungstechnologie durchgesetzt. Dieses Verfahren wird für alle SILVERSTAR Beschichtungen eingesetzt.

56 I Produkte – SILVERSTAR


Schema einer Hochvakuum-Magnetronanlage Anlagebedienungsraum und Kontrollstation

Sputterkammern und Kathoden

Transfer- und Ausschleuskammer

Entschickung

Kontrollstation

Einschleus- und Transferkammer

Beschickung

Waschmaschine

Prinzip der Kathodenzerstäubung (Sputtern) Plasmabildung beim Sputterprozess

U = -500 V Ar-Moleküle (neutral) Ar-Ionen (+) Elektronen (-)

Kathode -

Anode +

4.

Target Plasma Target Atome

+ Anode

Gaseinlass

Gaseinlass

Glasscheibe

Sputtern: Herauslösen von Atomen aus dem Targetmaterial mittels Ionenbeschuss. Vakuum: Ein abgeschlossener Hohlraum ist vom darin enthaltenen Gas mittels geeigneter Vakuumpumpen befreit worden. Kathode: Negative Elektrode einer elektrischen Entladung. Anode: Positive Elektrode einer elektrischen Entladung. Ion: Ein Ion ist ein elektrisch geladenes Molekül, dem ein oder mehrere Elektronen fehlen. Nanometer: 1 Nanometer = 10–9 m = 1 Milliardstel Meter bzw. 1 Millionstel Millimeter

Produkte – SILVERSTAR I 57


Beim Magnetron-Verfahren werden die Beschichtungen nachträglich, nach der Floatherstellung, aufgebracht. Ältere, inzwischen kaum mehr eingesetzte Beschichtungsverfahren sind die Pyrolyse und das Tauchverfahren. Bei der Pyrolyse werden flüssige Metalloxide, direkt während der Floatproduktion, auf das heiße Glas aufgesprüht. Diese Schichten sind sehr hart, jedoch deutlich weniger leistungsfähig. Pyrolytisch beschichtete Gläser können unter Vorbehalt auch als Einfachverglasung verwendet werden. Bedingt durch Umwelteinflüsse sind bei witterungsseitig positionierten Beschichtungen Schichtveränderungen möglich. Beim Tauchverfahren wird Glas in ein Bad mit heißen, flüssigen Metalloxiden eingetaucht und anschließend eingebrannt. Die dadurch entstehenden harten Schichten sind immer auf beiden Seiten einer Scheibe. Das bedeutet, dass beim Zusammenbau zu Isolierglas eine Beschichtung immer der Witterung ausgesetzt ist. Produkteigenschaften Die mit dem Magnetron-Verfahren aufgetragenen SILVERSTAR Beschichtungen bestehen aus mehreren dünnsten Metall- oder Metalloxidschichten im Nanobereich.

4.

Schematischer Schichtaufbau einer SILVERSTAR Wärmedämmbeschichtung Deckschicht Oxid 2 = Schutzschicht Blocker = Barriereschicht Silber = Funktionsschicht Oxid 1 = Haftschicht Floatglas Durch die Dicken der einzelnen Schichten lassen sich technische Daten (z. B. Farbe, g-Wert, Transmission und Winkelabhängigkeit) festlegen.

Die Dicke einer SILVERSTAR Glasbeschichtung beträgt je nach Schichtpaket 40 – 160 nm (Nanometer). Als Folge der hohen Farbneutralität in Reflexion und Transmission sind SILVERSTAR beschichtete Gläser von normalem Floatglas kaum zu unterscheiden. Die SILVERSTAR Beschichtungen werden laufend weiterentwickelt. Die Bedürfnisse und Anforderungen, wie viel Sonnenenergie und Wärmestrahlung durchgelassen werden sollen, sind vielfältig. Durch verschiedene Beschichtungen werden die spezifischen Werte angepasst. Normales Floatglas hat die Eigenschaften, Sonnenenergie und Wärmestrahlung in einem bestimmten Wellenbereich durchzulassen. Diese Eigenschaften werden durch verschiedene Beschichtungen so verändert, dass daraus Wärmedämmglas, Sonnenschutzglas oder eine Kombination davon entsteht.

58 I Produkte – SILVERSTAR


Selektion der Wellenlänge (nm) des Sonnenspektrums durch SILVERSTAR Beschichtungen (Aufbau: 6/16/4) 380 nm

Float

90 %

UVm ca. 5 %

788 nm

Licht ca. 45 %

Infrarot = Wärmestrahlung ca. 50 %

80 % SELEKT

70 % 60 % 50 %

Combi Neutral 61/32

40 % 30 %

Combi Neutral 51/26

20 % 10 %

Combi Neutral 41/21

2400 2300 2200 2100 2000 1900 1800 1700 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0

0%

Im Wesentlichen werden drei Beschichtungstypen unterschieden SILVERSTAR Wärmedämmbeschichtung

Reduziert die Wärmeabstrahlung der Glasoberfläche, dadurch resultiert ein niedriger Ug-Wert.

SILVERSTAR Sonnenschutzbeschichtung

Gewährleistet guten Sonnenschutz durch niedrigen Sonnenenergiedurchgang bei neutraler bis farbbetonter Lichtreflexion.

SILVERSTAR COMBI Beschichtungen

Gewährleistet eine gute Sonnenschutzfunktion kombiniert mit Wärmedämmung.

Produkte – SILVERSTAR I 59

4.


4.2.1. SILVERSTAR Wärmedämmschichten Effiziente Wärmedämmung Bei Isolierglas aus normalem Floatglas sind die Transmissionswärmeverluste hoch. Für energieeffizientes Bauen ist jedoch ein möglichst niedriger Ug-Wert entscheidend. Die SILVERSTAR Wärmedämmschichten halten wertvolle Wärmestrahlung im Raum, lassen aber gleichzeitig durch einen hohen g-Wert den größtmöglichen Gewinn von solarer Energie zu. Hohe Lichttransmission, ein hoher Farbwiedergabeindex sowie beste Farbneutralität sind weitere Kennzeichen der SILVERSTAR Wärmedämmschichten. Übersicht der SILVERSTAR Wärmedämmschichten

4.

Funktion

Schichttypen

Ug-Wert

g-Wert

LT-Wert

Wärmedämmung 2fach*

SILVERSTAR EN2plus SILVERSTAR ZERO SILVERSTAR ZERO E***

1,1 W/m²K 1,0 W/m²K 1,0 W/m2K

64 % 50 % 58 %

82 % 71 % 78 %

Wärmedämmung 3fach**

SILVERSTAR EN2plus SILVERSTAR TRIII E SILVERSTAR ZERO

0,6 W/m²K 0,7 W/m²K 0,6 W/m²K

53 % 62 % 35 %

74 % 73 % 57 %

* 2fach-Isolierglas SILVERSTAR Wärmedämmung, Scheibenaufbau Float 2 x 4 mm; SZR 16 mm Argon ** 3fach-Isolierglas SILVERSTAR Wärmedämmung, Scheibenaufbau Float 3 x 4 mm; 2 x SZR 14 mm Argon *** Die deklarierten Werte liegen innerhalb der zulässigen Toleranzen der EN 1096. Diese Toleranzen betragen bei den lichttechnischen und strahlungsphysikalischen Werten ± 0,03 und beim Emissionsgrad + 0,02. Auf Basis der europäischen Norm kann das Basisglas SILVERSTAR ZERO E zu CE-konformem Isolierglas verarbeitet werden.

Position der SILVERSTAR Wärmedämmschicht

1

2

3

4

SILVERSTAR Wärmedämmschichten bei 2fach-Isolierglas auf Position 3 und bei 3fach-Isolierglas auf den Positionen 2 und 5

60 I Produkte – SILVERSTAR

1

2

3

4

5

6


4.2.1.1. Anwendung als Wärmedämm-Isolierglas Mit effizienter Wärmedämmung die Energie der Sonne nutzen Modernes Isolierglas für energieeffizientes Bauen muss eine hohe Wärmedämmung, also einen möglichst niedrigen Ug-Wert aufweisen. Auf der anderen Seite ist es erwünscht, zur Nutzung der kostenlosen Sonnenenergie möglichst viel Strahlung in den Raum hineinzulassen. Die SILVERSTAR Wärmedämm-Isoliergläser halten wertvolle Wärmestrahlung im Raum, erlauben aber gleichzeitig durch einen hohen g-Wert den größtmöglichen Gewinn von solarer Energie. Funktion von Wärmedämm-Isoliergläsern Für die hervorragenden Wärmedämmwerte der SILVERSTAR Isoliergläser sorgt das besondere Schichtsystem. Es hat die Eigenschaft, kurzwellige Sonnenstrahlung beinahe ungehindert durchzulassen (Transmission), langwellige Strahlung wie z. B. Heiz- oder Körperwärme hingegen zu reflektieren. Die Scheibe wird damit für den größten Teil der Heizstrahlung undurchlässig. Die Wärme wird im Raum gehalten, der Energieverlust deutlich gesenkt. Der g-Wert gibt an, wie viel Energie von der auftreffenden Sonneneinstrahlung (in Prozent) durch die Verglasung ins Rauminnere gelangt. Je höher der g-Wert, umso mehr Energie wird über die Verglasung nach innen abgegeben. Die Wärmedämmgläser SILVERSTAR E weisen auch bei tiefen Ug-Werten hohe g-Werte auf und gewährleisten somit einen maximalen Wärmegewinn.

4. Reflexion

Sonnenenergie

Wärmedurchlass

Sekundärabgabe

Sonnenenergiedurchlass Reflexion

Wärmeenergie Sekundärabgabe

SILVERSTAR Wärmedämm-Isolierglas Herstellung und Veredelung Mittels eines technisch aufwändigen Hochvakuum-Magnetron-Beschichtungsverfahren wird ein hauchdünnes, kaum wahrnehmbares Schichtsystem auf Floatglas aufgebracht. Zur Optimierung der Wärmedämmung wird der Scheibenzwischenraum von SILVERSTAR Isolierglas in der Regel mit einem Wärmedämmgas gefüllt.

Produkte – SILVERSTAR I 61


4.2.1.2. Kombinationsmöglichkeiten EUROLAMEX SILVERSTAR / EUROLAMEX S PHON SILVERSTAR Die Silverstar Wärmedämmbeschichtungen sind auch auf allen EUROLAMEX und EUROLAMEX S PHON Gläsern möglich. Damit wird Wärme­dämmung mit Sicherheits- bzw. Schallschutzfunktionen kombi­niert. Das zweischeibige Verbundglas erhält einseitig eine Beschichtung, die freiliegend und nicht zum Verbund hin aufgetragen wird. Die technischen Daten entsprechen weitgehend denen der SILVERSTAR beschichteten Gläser ohne Verbund. EUROWHITE SILVERSTAR Ebenso sind alle Stärken und Formate SILVERSTAR beschichteter Gläser auch auf dem extra weißen Glas EUROWHITE erhältlich. Die technischen Werte verbessern sich dadurch wie folgt:

4.

Beschichtung auf EUROWHITE NG

Lichttransmission

SILVERSTAR EN2plus, 2fach 83 % SILVERSTAR ZERO, 2fach 73 % SILVERSTAR TRIII E, 3fach 75 %

Verbesserung gegenüber EUROFLOAT

Gesamtenergie- Verbesserung durchlass gegenüber EUROFLOAT

+ 1% +2% +2%

68 % 52 % 67 %

+ 4% +2% +5%

2fach-Isolierglas, Scheibenaufbau EW NG 2 x 4 mm; 1 x SZR 16 mm Argon, Beschichtung auf Position 3 3fach-Isolierglas, Scheibenaufbau EW NG 3 x 4 mm; 2 x SZR 16 mm Argon, Beschichtung auf Position 2 und 5

4.2.1.3. Lieferprogramm Die Gläser sind in folgenden Standardmaßen und Paketierungen verfügbar: Dicken

2250/2550 x 3210 mm Blattzahl pro Paket

3210 x 6000 mm Blattzahl pro Paket

4 mm 5 mm 6 mm 8 mm 10 mm

30 24 20 15 12

13/24 10/19 8/15 6/11 5/10

Andere Abmessungen, Dicken, Verpackungen auf Anfrage möglich

Zum Schutz der Beschichtung erhält jede Verpackungseinheit eine Float 4 mm Deckscheibe bzw. bei beschichtetem VSG ein Deckblatt VSG 6.1.

62 I Produkte – SILVERSTAR


4.2.2. SILVERSTAR Sonnenschutzschichten Wirkungsvoll der Sonne entgegen Bei Isolierglas aus normalem Floatglas führt die Sonneneinstrahlung unter Umständen zu einer enormen Aufheizung von Räumen. Die SILVERSTAR Sonnenschutzschichten wirken vor allem dadurch, dass sie durch Reflexion der einstrahlenden Sonnenenergie die Energiezufuhr in die Innenräume reduzieren. Das Licht, also der sichtbare Anteil der Sonnenstrahlung, soll jedoch den Innenraum ausreichend beleuchten. Der entscheidende Wert, der ein Sonnenschutzglas kennzeichnet, ist der g-Wert. Je tiefer der g-Wert, desto geringer der Energiedurchlass und desto geringer die Aufheizung. Übersicht der SILVERSTAR Sonnenschutzschichten Funktion

Schichttypen

Ug-Wert

g-Wert LT-Wert

Sonnenschutz

SILVERSTAR SUNSTOP Neutral 50 T

0,7 W/m²K

32 %

41 %

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 50 T

0,7 W/m²K

31 %

40 %

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 30 T

0,7 W/m²K

19 %

24 %

SILVERSTAR SUNSTOP Silber 20 T

0,7 W/m²K

14 %

17 %

3fach-Isolierglas, Scheibenaufbau Float 1 x 6 mm, 2 x 4 mm; 2 x SZR 12 mm Argon Sonnenschutzbeschichtung auf Position 2; Wärmedämmbeschichtung SILVERSTAR EN2plus auf Position 3 und 5

1

2

3

4

SILVERSTAR Sonnenschutzschicht auf Position 2

1

2

3

4

5

6

SILVERSTAR Sonnenschutzschicht auf Position 2, SILVERSTAR Wärmedämmbeschichtung auf Position 3 und 5

Produkte – SILVERSTAR I 63

4.


Großflächige Verglasungen sind in modernen Bauten mittlerweile selbstverständlich, aber im Sommer kann die unerwünschte Raumaufheizung zum Problem werden. Hier helfen SonnenschutzIsoliergläser: Sie lassen das Tageslicht hindurch, reduzieren aber die Menge der einfallenden Sonnenenergie. Hauchdünne, im SILVERSTAR Magnetron-Verfahren auf das Glas aufgebrachte Sonnenschutzschichten vermindern durch Reflexion und Absorption eine zu starke Sonneneinstrahlung in den Raum und damit eine übermäßige Aufheizung der Räume. Eine optimale Nutzung des natürlichen Tageslichtes ist dank der hohen Lichtdurchlässigkeit dennoch gewährleistet. Isoliergläser mit SILVERSTAR Magnetron-Beschichtung werden den vielfältigen Anforderungen an eine zeitgemäße Architektur optimal gerecht.

4.

Die Vorteile von Sonnenschutzgläsern Senkung des Sonnenenergiedurchganges Wirkungsvoller Schutz vor unerwünschter Raumaufheizung Reduktion des Kühl- und Heizenergiebedarfs im Sommer In Kombination mit einer guten Wärmedämmschicht, geringer Energieverbrauch im Winter Mehr Behaglichkeit und angenehmes Temperaturniveau Hohe Lichtdurchlässigkeit, damit optimale Nutzung des natürlichen Tageslichtes Je nach Architektur neutrales oder farbig brillantes Auftreten Kombinierbar mit Schallschutz- und Sicherheitsfunktionen EUROGLAS bietet eine breite Auswahl an Lösungen und Produkten, um Ästhetik und Funktion in Einklang zu bringen und die individuellen Anforderungen abzudecken und damit den hohen Erwartungen von Bauherren und Architekten zu entsprechen. Varianten des Sonnenschutzes Durch Faktoren wie das Beschichtungsmaterial, die Schichtdicke und die Einfärbung des Glases kann der g-Wert, die Lichtdurchlässigkeit und das optische Erscheinungsbild beeinflusst werden. Jede Sonnenschutz-Beschichtung ist so optimiert, dass trotz niedrigem Energiedurchlass eine hohe Lichttransmission bleibt. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von SILVERSTAR ROLL. Bei dieser Isolierglasvariante sind Lamellenstore oder Raffgewebe in den Scheibenzwischenraum integriert, die sich manuell oder automatisch steuern lassen.

4.2.2.1. Funktion von Sonnenschutz-Isoliergläsern Die Sonnenstrahlung Sonne bedeutet Strahlung. Die Sonne kann je nach Stand und Jahreszeit große Energien freisetzen. So beträgt z. B. die Einstrahlung von Sonnenenergie an einem Sommertag um die Mittagszeit, auf eine horizontale Fläche, ca. 800 W/m2.

64 I Produkte – SILVERSTAR


Während eine normale, aus 2 x 4 mm Floatglas bestehende Isolierverglasung, die Sonnenenergie zu etwa 80 % durchlässt, reduzieren Sonnenschutzgläser den Gesamtenergiedurchlass zum Teil bis unter 15 %. Das Sonnenspektrum setzt sich zusammen aus: Ultravioletter Strahlung ca. 320 – 380 nm (ca. 4 %) Sichtbarer Strahlung ca. 380 – 780 nm (ca. 45 %) Infrarot-Strahlung ca. 780 – 3000 nm (ca. 51 %) Im sichtbaren Bereich wird nicht nur Licht, sondern auch ein großer Teil der Sonnenenergie eingestrahlt. Für einen wirksamen Sonnenschutz muss deshalb eine Reduktion der Lichtdurchlässigkeit in Kauf genommen werden. Nähere Informationen siehe Kapitel 3. Die bedeutendsten Begriffe im Zusammenhang mit Sonnenschutzglas Vor allem im Zusammenhang mit Sonnenschutzglas sind drei physikalische Begriffe – und damit auch drei Zahlenwerte – von zentraler Bedeutung. Transmission – Durchlassen von Sonnenstrahlen Reflexion – Zurückwerfen von Sonnenstrahlen; Spiegeleffekt Absorption – Aufnahme von Sonnenstrahlen; dunkle Fläche Auf einen Blick Die strahlungsphysikalische Wirkungsweise von Sonnenschutzgläsern mit Magnetron-Beschichtung

Reflexionsschicht

100 %

Transmission

Reflexion Abstrahlung und Konvektion

Abstrahlung und Konvektion

Der g-Wert = Gesamtenergiedurchlassgrad Der Gesamtenergiedurchlassgrad ist neben dem U-Wert, die wichtigste Kenngröße für SonnenschutzVerglasungen. Er gibt an, wie viel von der außen auftreffenden Sonnenenergie letztendlich ins Rauminnere gelangt. Für eine optimale Sonnenschutzwirkung sollte der g-Wert möglichst tief sein.

Produkte – SILVERSTAR I 65

4.


Als Gesamtenergiedurchlassgrad bezeichnet man die Summe aus Strahlungstransmission ST und sekundärer Wärmeabgabe Qi nach innen. ST + Qi = g-Wert

ST = g-Wert Qi

Der Treibhauseffekt – Nähere Informationen siehe Kapitel 3.2. Strahlungsphysikalische Wirkungsweise – Nähere Informationen siehe Kapitel 3.3. Glaskennwerte – Nähere Informationen siehe Kapitel 3.4.

4.

Beschichten und/oder Einfärben Die Gläser für Sonnenschutz werden entweder eingefärbt, bedruckt, beschichtet oder eingefärbt und beschichtet. Eingefärbtes Glas Durch Beifügung von Metalloxiden erhält die Glasmasse eine Farbtönung. Da der Strahlungsabsorptionsgrad von eingefärbten Gläsern recht hoch ist, müssen diese in der Regel vorgespannt werden. Dadurch wird die Temperaturwechselbeständigkeit erhöht, thermisch induzierte Glasbrüche können vermieden werden. Die Sonnenschutzwirkung solcher Gläser beruht auf der Strahlungsabsorption. Beschichtetes Glas Beschichtete Gläser wirken vor allem dadurch, dass eingestrahlte Energie nach außen reflektiert wird. Der Grad der Strahlungsabsorption entscheidet darüber, ob das Glas vorgespannt werden muss.

Eingefärbtes und beschichtetes Glas Wirkt sowohl absorbierend wie auch reflektierend. Muss im Normalfall vorgespannt werden.

66 I Produkte – SILVERSTAR


4.2.2.2. Anwendung Sonnenschutz-Isoliergläser Schutz vor Überhitzung SILVERSTAR Sonnenschutz-Isoliergläser reflektieren einen großen Teil der eingestrahlten Sonnenenergie. Dadurch wird die Energiezufuhr in die Innenräume reduziert. Die Transmission von Licht, also des sichtbaren Anteils der Sonnenstrahlung, ist jedoch trotzdem in ausreichendem Maß vorhanden. Sonnenschutz ist nicht gleich Blendschutz Primäre Aufgabe eines Sonnenschutzsystems ist der Schutz des Innenraums vor Überhitzung durch solare Einstrahlung. Bei Arbeitsplätzen bestehen weitere Anforderungen wie beispielsweise an einen funktionalen Blendschutz. Die Blendung durch die Sonne ist ein Problem der hohen Leuchtdichte. Selbst wenn die Lichttransmission auf 20 oder 30 % reduziert ist, wird die Leuchtdichte im direkten Blickfeld als störend empfunden. Deshalb empfiehlt es sich, zusätzlich zu einem Sonnenschutzglas einen Blendschutz in Form von Lamellen, Vorhängen, Rollos oder dergleichen vorzusehen. Gebäude mit hohem Glasanteil Bei Gebäuden mit hohem Glasanteil gilt es, die thermische Behaglichkeit nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer zu gewährleisten. Sowohl der Heizwärmebedarf im Winter als auch der Bedarf an Kühlenergie im Sommer sollen möglichst tief gehalten werden. Sonnenschutzgläser leisten einen besonders wertvollen Beitrag zur Einsparung von Energieaufwand für Klimatisierung. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) enthält, neben Anforderungen zur Begrenzung von Transmissionsverlusten bei beheizten Gebäuden durch die Gebäudehülle nach draußen, auch Vorgaben zum sommerlichen Wärmeschutz. Höchstzulässige Sonneneintragskennwerte, die gemäß den Vorgaben der DIN 4108-2 berechnet werden, sollen die sommerliche Überhitzung von Räumen und damit ein unbehagliches Raumklima verhindern. Isolierglasstress vermeiden Der Zwischenraum im Isolierglas ist hermetisch abgeschlossen. Deshalb wirken bei thermischen und barometrischen Veränderungen Kräfte auf die Isolierglaseinheit ein. Diese werden beeinflusst durch: Einbauhöhe in m ü. M. Luftdruckveränderungen Temperaturveränderungen Strahlungsabsorptionsgrad des Glases Größe des Scheibenzwischenraums Ungleiche Glasdicken (asymmetrischer Aufbau) Elementabmessungen Bedingt durch den höheren Strahlungsabsorptionsgrad heizt sich der Scheibenzwischenraum bei Sonnenschutz-Isoliergläsern mehr auf als bei Isoliergläsern mit Klarglas. Wird ein Scheibenzwischenraum von über 16 mm vorgesehen, sollte der Aufbau des Isolierglases bereits in der Planungsphase überprüft werden. Darüber hinaus sind Isoliergläser mit kleinen Abmessungen oder kurzen Seitenlängen stärkeren Belastungen ausgesetzt als Isoliergläser mit großen Abmessungen. Aus statischen Gründen sind kleine Scheiben steifer und können sich bei Druckerhöhung im Scheibenzwischenraum nicht durchbiegen.

Produkte – SILVERSTAR I 67

4.


Optische Maßnahmen Durch den Doppelscheibeneffekt können optische Verzerrungen auftreten. Damit diese weniger sichtbar sind, sollte die dickere Scheibe außen und die dünnere Scheibe innen verwendet werden. Der Dickenunterschied zwischen dem äußeren Sonnenschutzglas und der inneren Scheibe soll 3 mm nicht übersteigen. Der Scheibenzwischenraum soll nicht größer sein als 16 mm. Die äußere Scheibe sollte die Mindestdicke von 6 mm nicht unterschreiten. Eine weitere Verbesserung der optischen Qualität erreicht man durch die Wahl eines dickeren Sonnenschutzglases, z. B. 8 mm anstelle von 6 mm. Vorspannen, nicht vorspannen? Sonnenschutzgläser nehmen in der Regel mehr Wärme auf als normales Floatglas oder Wärmedämmgläser. Durch Teilbeschattung kann sich die Scheibenoberfläche unterschiedlich erwärmen. Wird der Temperaturunterschied zu groß, bricht die Scheibe. Durch thermisches Vorspannen wird die Temperaturwechselbeständigkeit so erhöht, dass ein Bruch infolge thermischer Einflüsse fast ausgeschlossen werden kann. Als Richtlinie, ob eine thermische Vorspannung der beschichteten Scheibe notwendig ist oder nicht, kann der Strahlungsabsorptionsgrad verwendet werden. Beträgt dieser mehr als 50 %, ist eine Vorspannung in der Regel erforderlich.

4.

Musterverglasungen Sonnenschutzfassaden sind ästhetisch anspruchsvolle Bauteile. Bei größeren Objekten wird die Herstellung von Musterelementen des Isolierglases und des Brüstungsglases (im Originalaufbau und mit den tatsächlichen Glasstärken) empfohlen. Farbangepasste Brüstungen Nähere Informationen siehe Kapitel 4.2.6. SILVERSTAR Sonnenschutz-Isolierglas Herstellung Die SILVERSTAR Sonnenschutzschichten werden im Hochvakuum in Mehrkammer-Magnetronsputter-Anlagen mit unterschiedlichsten Metallen beschichtet. Nähere Informationen siehe Kapitel 4.2. Die moderne Anlagentechnologie stellt die bauphysikalischen Werte, das regelmäßige optische Aussehen des Glases sowie die serienmäßige Reproduzierbarkeit sicher. Die SILVERSTAR Sonnenschutzpalette eröffnet der Fassadengestaltung vielfältige Möglichkeiten. Gläser mit geringer Außenreflexion oder mit stark reflektierender Außenansicht sind in den verschiedenen Reflexionsfarben erhältlich. Individuellen Wünschen bezüglich farbneutraler Glasansicht kann ohne Einbuße der Sonnenschutzfunktion mit einer breiten Palette von neutralen Gläsern entsprochen werden.

68 I Produkte – SILVERSTAR


Übersicht SILVERSTAR Sonnenschutz-Isoliergläser Funktion

Schichttypen

Ug-Wert

g-Wert LT-Wert

Sonnenschutz

SILVERSTAR SUNSTOP Neutral 50 T

0,7 W/m²K

32 %

41 %

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 50 T

0,7 W/m²K

31 %

40 %

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 30 T

0,7 W/m²K

19 %

24 %

SILVERSTAR SUNSTOP Silber 20 T

0,7 W/m²K

14 %

17 %

3fach-Isolierglas, Scheibenaufbau Float 1 x 6 mm, 2 x 4 mm; 2 x SZR 12 mm Argon Sonnenschutzbeschichtung auf Position 2; Wärmedämmbeschichtung SILVERSTAR EN2plus auf Position 3 und 5.

4.2.2.3. Lieferprogramm Die Gläser sind in folgenden Standardmaßen verfügbar: Abmessungen

Dicken

Bandmaß 3210 x 6000 mm

Float 4; 5; 6; 8; 10 mm VSG 6.1; 6.2; 8.1; 8.2; 10.2 mm

Geteiltes Bandmaß 2250 x 3210 mm 2550 x 3210 mm

Float 4; 5; 6; 8; 10 mm VSG 6.1; 6.2; 8.1; 8.2; 8.4; 10.2 mm

Bandmaße werden in der Größe 3210 x 6000 mm geliefert. Aus produktionstechnischen Gründen sind reduzierte Nutzbreiten möglich. Gewisse Kombinationen mit Siebdruck machen eine Fest­maß­ be­schichtung erforderlich. Dies ist auf Anfrage möglich. Der Versand der Bandmaße erfolgt in Paketen à 2,5 Tonnen. Spezialpakete sind auf Anfrage möglich. Die Gläser sind auf dem Gestell so angeordnet, dass die Beschichtungsseite nach innen zeigt. Auf Wunsch können die Gläser auch gedreht werden, so dass die Beschichtungsseite nach außen zeigt. Die Lieferungen erfolgen in kompletten Ladungen oder als Beiladung zu anderen SILVERSTAR beschichteten Gläsern. Andere Abmessungen, Dicken, Verpackungen auf Anfrage möglich. Die Paketierung können Sie beim zuständigen Innendienst erfragen. Zum Schutz der Beschichtung erhält jede Verpackungseinheit eine Float 4 mm Deckscheibe bzw. bei beschichtetem VSG ein Deckblatt VSG 6.1.

Produkte – SILVERSTAR I 69

4.


4.2.3. SILVERSTAR COMBI Beschichtungen Zwei in Einem – Doppelstrategie für Sonnenschutz und Wärmedämmung Durch die spezielle Magnetron-Beschichtung lassen sich Schichtpakete mit hoher Selektivität herstellen. Die SILVERSTAR COMBI Beschichtungen kombinieren einen guten Sonnenschutz mit optimaler Wärmedämmung und sichern gleichzeitig eine hohe Lichttransmission. Kennzeichen ist eine große Leistungsfähigkeit der Lichttransmission im Verhältnis zum Gesamtenergiedurchlassgrad. (Zur Selektivitätskennzahl siehe Kapitel 3.4.9.) Übersicht der SILVERSTAR COMBI Beschichtungen Funktion

Schichttypen

Sonnen- und Wärmeschutz 3fach*

SILVERSTAR SELEKT SILVERSTAR SUPERSELEKT 60/27 T SILVERSTAR SUPERSELEKT 35/14 T

4.

Ug-Wert

g-Wert

LT-Wert

0,7 W/m²K

38 %

65 %

0,7 W/m²K

25 %

54 %

0,7 W/m²K

13 %

32 %

SILVERSTAR COMBI Silber 32/21 T

0,7 W/m²K

19 %

29 %

SILVERSTAR COMBI Silber 48 T

0,7 W/m²K

32 %

44 %

SILVERSTAR COMBI Neutral 70/40

0,7 W/m²K

38 %

65 %

SILVERSTAR COMBI Neutral 70/35

0,7 W/m²K

35 %

64 %

SILVERSTAR COMBI Neutral 61/32

0,7 W/m²K

31 %

56 %

SILVERSTAR COMBI Neutral 51/26

0,7 W/m²K

25 %

46 %

SILVERSTAR COMBI Neutral 41/21

0,7 W/m²K

20 %

37 %

*3fach-Isolierglas Scheibenaufbau Float 1 x 6 mm, 2 x 4 mm; 2 x SZR 12 mm Argon COMBI Beschichtung auf Position 2; Wärmedämmbeschichtung SILVERSTAR EN2plus auf Position 3 und 5.

1

2

SILVERSTAR Kombinationsschicht bei 2fach-Isolierglas auf Position 2

70 I Produkte – SILVERSTAR

3

4


4.2.3.1. Anwendung Combi Beschichtung Sonnenschutz und Wärmedämmung in einem Isolierglas kombiniert SILVERSTAR COMBI ist eine Kombi-Beschichtung in einem Schichtpaket auf Position 2. Durch die spezielle Magnetron-Beschichtung lässt sich ein guter Sonnenschutz mit optimaler Wärmedämmung kombinieren und gleichzeitig eine hohe Lichttransmission sicherstellen. Ein behagliches Raumklima ist garantiert – sowohl im Sommer als auch im Winter. Einsatzbereiche für SILVERSTAR COMBI Überall dort, wo guter Sonnenschutz und gleichzeitig viel Tageslicht gewünscht wird. Für Neubauten und Renovationen. Im Wohnungsbau, für Bürogebäude und öffentliche Bauten. Für Gewerbe und Industrie. Bei großflächigen Glasfassaden. Produkteigenschaften Das Hauptmerkmal von SILVERSTAR COMBI ist eine hervorragende Selektivität. Das ist gleichbedeutend mit einer großen Leistungsfähigkeit bei dem Verhältnis von Lichttransmission zu Gesamtenergiedurchlassgrad. SILVERSTAR COMBI Isolierglas mit Kombischichten bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Der niedrige Ug-Wert reduziert die Wärmeverluste und senkt dadurch den Energieverbrauch. Die ausgezeichneten Sonnenschutz-Eigenschaften verbessern die Kosteneffizienz zusätzlich. Durch die Reflexion der Sonnenenergieeinstrahlung verhindert SILVERSTAR COMBI unerwünschtes Aufheizen der Innenräume, wodurch auch die Kosten für Kühlenergie minimiert werden können.

2

5

Ein weiteres Plus der Kombischichten ist die Behaglichkeit im Rauminnern, unabhängig von den Außentemperaturen.

SILVERSTAR COMBI Beschichtung auf Position 2 und Wärmedämmbeschichtung auf Position 5

Produkte – SILVERSTAR I 71

4.


Sonnenschutz und Lichttransmission sind bei SILVERSTAR COMBI optimal verbunden. Dank maximaler Lichtdurchlässigkeit gelangt viel Tageslicht ins Rauminnere. Das Isolierglas lässt sich mit Funktionen wie Sicherheit und Schalldämmung kombinieren. Abmessungen Abmessungen bis max. 3210 x 6000 mm. Alle SILVERSTAR COMBI Gläser sind auch als Verbundsicherheitsglas bis zu einer Maximaldicke von 12 mm lieferbar. Der Versand der Bandmaße erfolgt in Paketen à 2,5 Tonnen. Spezialpakete sind auf Anfrage möglich. Die Gläser sind auf dem Gestell so angeordnet, dass die Beschichtungsseite nach innen zeigt. Auf Wunsch können die Gläser auch gedreht werden, so dass die Beschichtungsseite nach außen zeigt. Der Versand der Festmaße erfolgt verpackt in Folie mit Trockenmittel auf Mehrweg-Transportgestellen. Die Lieferungen erfolgen in kompletten Ladungen oder als Beiladung zu anderen SILVERSTAR beschichteten Gläsern. Andere Abmessungen, Dicken, Verpackungen auf Anfrage möglich.

4.

SILVERSTAR SELEKT/Kaufmännische Berufsschule Biel, Schweiz

72 I Produkte – SILVERSTAR


SILVERSTAR SELEKT Das 4-Jahreszeiten Isolierglas SILVERSTAR SELEKT kombiniert Wärmedämmung mit Sonnenschutz und eignet sich für den Einsatz als Fenster- oder Fassadenisolation mit optimaler Abstimmung für ein angenehmes Raumklima in allen 4 Jahreszeiten. Einsatzbereiche für SILVERSTAR SELEKT Das Isolierglas SILVERSTAR SELEKT eignet sich in der gesamten Außenarchitektur. Für Fenster und Fassaden. Bei Neubau und Renovationen. Für Wohnungsbau, Gewerbe- und Industriebauten. Produkteigenschaften Das farbneutrale Isolierglas SILVERSTAR SELEKT kombiniert Wärmedämmung mit Sonnenschutz in optimaler Abstimmung für ein angenehmes Raumklima – und das in allen 4 Jahreszeiten. Es sorgt für ein ausgeglichenes Temperaturniveau im Innenraum und somit für mehr Wohlbefinden. SILVERSTAR SELEKT erreicht als 2fach-Isolierglas einen Ug-Wert von 1,1 W/m²K, mit einem g-Wert von 42 % und einer Lichttransmission von 72 % (Aufbau SILVERSTAR SELEKT 6 mm; SZR 16 mm Argon; Float 4 mm). Für Brüstungen ist ein farblich angepasstes Brüstungsglas verfügbar. Abmessungen Abmessungen: nach Maß bis maximal 3210 x 6000 mm.

SILVERSTAR SUPERSELEKT Selektivitätsoptimiertes Sonnenschutz- und Wärmedämm-Isolierglas Das Isolierglas SILVERSTAR SUPERSELEKT sorgt für viel natürliches Tageslicht, verhindert aber das Überhitzen durch Sonneneinstrahlung im Sommer. Durch die spezielle Beschichtung erreicht das Isolierglas eine hohe Lichttransmission bei einem gleichzeitig ausgesprochen niedrigen Gesamtenergiedurchlassgrad. Darüber hinaus verfügt das Isolierglas über eine ausgezeichnete Wärmeisolierung, für deutlich reduzierte Heizenergiekosten.

Produkte – SILVERSTAR I 73

4.


4.2.4. Kombinationsmöglichkeiten Sonnenschutz und Schallschutz SILVERSTAR Sonnenschutz-Isolierglas ist auch mit einem asymmetrischen Aufbau aus ungleich dicken Scheiben machbar – als 2- oder 3fach-Isolierglas. Das sorgt neben dem Sonnenschutz auch für einen guten Schallschutz. Mit dem Einbau eines EUROLAMEX Verbundsicherheitsglases ergeben sich SILVERSTAR Sonnenschutz-Isoliergläser mit hoher Schalldämmung. Sonnenschutz und Sicherheit Mit Sonnenschutzgläsern können in der Regel die gleichen Sicherheitsbedürfnisse abgedeckt werden wie mit normalen Gläsern. SILVERSTAR Sonnenschutzglas ist auch als thermisch vorgespanntes Einscheibensicherheitsglas (ESG) und als Verbundsicherheitsglas (VSG) erhältlich. Da die Sicherheitsanforderungen vor allem im Geschäftshaus-, Verwaltungs- und Industriebau sehr verschieden sein können, wird eine Kontaktaufnahme mit den Fachleuten von EUROGLAS empfohlen.

4.

Yas Island Yacht Club, Abu Dhabi, UAE

74 I Produkte – SILVERSTAR


4.2.5. Isolierverglasungen 4.2.5.1. Grundlagen, Energiegewinn, Wohnkomfort Das heute verwendete Isolierglas ist Resultat stetiger Weiterentwicklung und Verbesserung des guten „alten Fensters“. Große Fenster, Fensterfronten sowie Glasfassaden bringen Helligkeit und Lebensqualität. Modernes, beschichtetes Mehrscheibenisolierglas erfüllt höchste Anforderungen und überzeugt als lichtdurchlässiger Baustoff mit hervorragenden Wärmedämm- und Sonnenschutzeigenschaften. Es benötigt eine geringe Einbautiefe und erreicht Spitzenwerte, die den Bedürfnissen und Anforderungen der modernen Architektur gerecht werden. Zum Beispiel beim Wärme-, Sonnen-, Schall- und Brandschutz, dies bei gleichzeitig einwandfreier Sicherheit und hohem Lichteinfall. Ug-Werte von 0,4 W/m2K oder Schalldämmwerte um 50 dB sind heute möglich. Neben dem Höchstmaß an Wärmedämmung sind auch Energiegewinne durch passive Sonnenenergienutzung möglich. Isolierglas ist ein durchdachter und lange erforschter Hochleistungs-Baustoff. Ein modernes Isolierglas ist eine Verglasungseinheit, hergestellt aus zwei oder mehreren Glasscheiben, die am Rand ringsum durch einen Abstandhalter voneinander getrennt sind. Der Scheibenzwischenraum wird durch verschiedene Dichtstoffe nach außen gasdicht abgeschlossen und verbindet die Glasscheiben dauerhaft miteinander. Die rings umlaufende Doppeldichtung verhindert das Eindringen von Staub und Wasserdampf (Randverbund). Das Prinzip der Isolierglaseinheit beruht auf der Tatsache, dass unbewegte Luft ein sehr schlechter Wärmeleiter ist. Somit bildet das zwischen den Scheiben eingeschlossene Luftpolster eine gute Wärmeisolierschicht. Scheibenzwischenraum (SZR) Der Scheibenzwischenraum ist gefüllt mit einem Wärmedämmgas (Argon oder Krypton = Edelgase) oder mit trockener Luft und nach außen hermetisch abgeschlossen. Um zu vermeiden, dass sich im SZR Kondenswasser an der kalten Außenscheibe bildet, muss die eingeschlossene Gas- oder Luftfüllung trocken sein. Dies erreicht man mit einem hygroskopischen Entfeuchtungsmittel, das im Abstandhalter integriert ist und im SZR die Feuchtigkeit entzieht. Beim Zusammenbau der Isolierglaseinheit herrscht im SZR der am Fertigungsort vorhandene Luftdruck. Scheibenabstand Je nach Scheibenabstand ergeben sich verschiedene Werte für den Wärmedurchlasswiderstand der Gas- oder Luftschicht im SZR. Der Maximalwert mit Luft wird bei ca. 15 mm erreicht. Hier liegt das Optimum zwischen Wärmeleitung, die mit größerem SZR abnimmt, und Konvektion (= Luftbewegung, Energiefluss), die mit größerem Abstand zunimmt und die Wärmedämmung wieder verschlechtert. Das Optimum bei Argon beträgt ca. 16 mm und bei Krypton ca. 10 mm.

Produkte – SILVERSTAR I 75

4.


Randverbund Der Randverbund soll die Glasscheiben dauerhaft verbinden und eine dampfdichte Sperre bilden, die auf viele Jahre eine Nachdiffusion von Wasserdampf verhindern muss. Er soll außerdem natürliche Volumenänderungen der Luft im SZR durch Kälte und Wärme elastisch ausgleichen und über die Zeit beständig gegen chemische Einwirkungen aus der Atmosphäre und gegen Licht, insbesondere UV-Strahlen, sein. Wärmedämmbeschichtung (SILVERSTAR) Die Glasscheiben sind gegen die Scheibenzwischenräume mit lichtdurchlässigen, wärmereflektierenden Schichten veredelt. Sie werden mittels Magnetron-Verfahren aufgetragen und bestehen aus mehreren dünnsten Metall- oder Metalloxidschichten im Nanobereich. Glasfalzraum/Fensterrahmen Zur Erhaltung der Lebensdauer muss der Glasfalzraum zwischen Isolierglas und Fensterrahmen immer ausreichend entlüftet sein, damit der Randverbund nicht durch Dauerfeuchtigkeit zerstört wird.

4.

Nutzungsdauer Die praktische Nutzungsdauer von Mehrscheibenisolierglas liegt nach derzeitigem Kenntnisstand bei 20 bis 30 Jahren. Die Nutzungsdauer ist überschritten, wenn Tauwasser im SZR auftritt. Nutzen Neben dem Witterungsschutz überzeugen moderne Isoliergläser durch nachfolgende Eigenschaften: Energieverlust wird wesentlich verringert durch tiefen Ug-Wert. Helligkeit und Lebensqualität dank hoher Lichtdurchlässigkeit. Solare Wärmegewinne durch vorteilhaften Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert). Wirkungsvoller Sonnenschutz im Sommer. Behaglichkeit in Fensternähe. Natürliche Farbneutralität. Kombination mit Schallschutz, Brandschutz und Sicherheit möglich.

Float- oder Spezialglas

Wärmedämmbeschichtung Scheibenzwischenraum mit Wärmedämmgas oder getrockneter Luft

Abstandhalter mit hygroskopischem Entfeuchtungsmittel Wasserdampfdichte und alterungsbeständige Doppeldichtung Aufbau von 2fach-Isolierglas

76 I Produkte – SILVERSTAR


Energiegewinn und Behaglichkeit Das Wärmedämmglas ist ein Isolierglas, das die Wärme möglichst im Raum zurückhalten soll. Die wichtigsten Beurteilungskriterien beim Wärmedämmglas sind der Wärmedurchgangskoeffizient (Ug-Wert) und der Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert). Um eine wirksame Wärmedämmung bieten zu können, muss ein Glas einen möglichst tiefen Ug-Wert aufweisen. Je tiefer der Ug-Wert, desto geringer der Wärmeverlust des Glases und somit der Energieverbrauch. Entsprechend sinken die Heizkosten und die Belastung der Umwelt durch Schadstoffe. Ein guter Ug-Wert bedeutet auch höhere Temperaturen an der Scheibenoberfläche auf der Raumseite. Und damit eine ausgezeichnete Behaglichkeit im Rauminneren, auch bei sehr tiefen Außentemperaturen.

Solare Wärmegewinne Ein zusätzlicher Nutzen, nämlich die passive Sonnenenergienutzung, kann mit einem hohen g-Wert erreicht werden. Der g-Wert gibt an, wie viel Energie von der auftreffenden Sonnenstrahlung durch die Verglasung ins Rauminnere gelangt. Je höher der g-Wert, desto größer ist der Energiegewinn – desto stärker aber auch die Aufheizung. Entsprechend braucht es einen wirksamen Sonnenschutz im Sommer. Die Sonnenenergiegewinne durch die Verglasung sind in der Heizenergiebilanz von Gebäuden ein sehr bestimmender Faktor. Oft sind sie größer als die gesamten Lüftungswärmeverluste und können auch bei nicht besonders optimierten Wohnbauten ohne weiteres mehr als die Hälfte des verbleibenden Heizwärmebedarfs ausmachen. Bei Minergie-Bauten kann es sogar deutlich mehr als der verbleibende Heizwärmebedarf sein (dieser wäre also ohne Sonnenenergiegewinne mehr als doppelt so hoch). Bei entsprechendem Konzept und Temperaturregelung ist der Ausnutzungsgrad in den Wintermonaten besonders hoch, da es kaum Situationen gibt, in denen die Wärme wegen Überhitzung nicht genutzt werden könnte. Die nutzbare Sonneneinstrahlung beträgt in unseren Breitengraden ca. 600 – 800 W/m2. Thermische Behaglichkeit Bei konventionellen Isoliergläsern sind in Fensternähe Kältezonen zu verspüren. Ein unangenehm kalter Luftzug macht sich bemerkbar. Nicht so beim Wärmedämm-Isolierglas SILVERSTAR. Durch die außerordentlich gute Wärmedämmung werden die unangenehmen Luftströme weitgehend vermieden.

Produkte – SILVERSTAR I 77

4.


Die Oberflächentemperatur der raumseitigen Fensterscheibe gleicht sich weitgehend an die Raumtemperatur an. Kaltluftströme, die sich als Zugerscheinungen bemerkbar machen, treten praktisch nicht auf, die Behaglichkeit wird gesteigert. Ebenfalls wird die Kondensatbildung im Randbereich der Scheibe stark vermindert. Kriterien der Behaglichkeit (DIN 4108) Für die Behaglichkeit ist die empfundene Temperatur maßgebend, unter der Berücksichtigung der Einflussfaktoren des Raumes und des Menschen. Raumlufttemperatur Oberflächentemperaturen Luftbewegung Relative Raumluftfeuchte Tätigkeit und Bekleidung des Menschen Optimale Raumtemperatur in Abhängigkeit von Tätigkeit und Bekleidung (DIN EN ISO 7730)

0

0,1

0,2

0,3 m2 K/W

met

10

3.0

4.

12 14 16 Spezifische Wärmeabgabe

18 20

2.0 22 24 26 28

1.0

°C

°C

150

°C

± 5 °C

°C

°C

°C

100

°C

°C

± 4 °C

°C

± 1 °C 0

W/m2

°C

± 3 °C ± 1,5 °C

± 2 °C 1,0

Wärmedämmwert der Bekleidung

Beispiel: Geschäftskleidung bei sitzender Tätigkeit, ca. 22 °C Raumtemperatur

78 I Produkte – SILVERSTAR

50

± 2,5 °C 2,0 c/o


Kaltluftabfall: Max. Ug-Werte in Abhängigkeit der Glashöhe Ab einer Glashöhe von 1,7 m wird ein Isolierglas-Ug-Wert von < 1,0 W/m2K verlangt. Beim „Passivhaus ist das Behaglichkeitskriterium: Ug ≤ 0,8 W/m2K. 1,8 1,7 Beispiel: Ug = 1,0 W/m2K (2fach) Glashöhe max. 1,70 m

U-Wert des Glases Ug in W/m2K

1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4

1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6 3,8 4,0 Glashöhe h in m

Die Temperaturdifferenz zwischen Raumlufttemperatur und Oberflächentemperatur der raumseitigen Scheibe bedeutet: 0 bis 5 °C

Höchster Wohnkomfort, auch in unmittelbarer Fensternähe Kein unangenehmes Zugluftempfingen in Fensternähe Schwitzwasser und Vereisungen auf der raumseitigen Scheibe nur in Ausnahmefällen möglich Geringer Fremdwärmebedarf (Energieeinsparung)

5 bis 10 °C

Mittlerer bis guter Wohnkomfort Leichtes Zugluftempfinden in unmittelbarer Fensternähe möglich Schwitzwasser und Vereisungen auf der raumseitigen Scheibe sind bei Außentemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt möglich Mittlerer Fremdwärmebedarf

über 10 °C

Verminderter Wohnkomfort Zugluftempfinden in Fensternähe Schwitzwasser und Vereisungen auf der raumseitigen Scheibe sind bereits bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt möglich Großer Fremdwärmebedarf

Maßgebend für den Wohnkomfort eines Raumes ist die Temperaturdifferenz zwischen der Raumlufttemperatur und der Oberflächentemperatur der angrenzenden Wandteile. Je größer die Temperaturdifferenzen sind, desto unbehaglicher ist das Empfinden der Bewohner. Bezogen auf das Fenster, ist demzufolge die Oberflächentemperatur der raumseitigen Scheibe von Interesse.

Produkte – SILVERSTAR I 79

4.


Oberflächentemperatur bei 20 °C Raumtemperatur Glasart

Ug-Wert

Einfachglas

Außenlufttemperatur 0 °C

- 5 °C

- 11 °C

- 14 °C

5,8 W/m K

+ 6 °C

+ 2 °C

- 2 °C

- 4 °C

2fach-Isolierglas

3,0 W/m K

+ 12 °C

+ 11 °C

+ 8 °C

+ 7 °C

2fach-Isolierglas Silverstar Zero E

1,0 W/m2K

+ 18 °C

+ 17 °C

+ 16 °C + 16 °C

3fach-Isolierglas Silverstar E-Linie

0,5 W/m2K

+ 19 °C

+ 18 °C

+ 18 °C + 18 °C

2 2

Behaglichkeit und Raumnutzung Wohnkomfort ohne Kompromisse

40 %

100 %

Wohlige Atmosphäre in Fensternähe

Warme Glasoberflächentemperatur

Ansicht Verglasungsanteil SILVERSTAR Wärmedämmbeschichtung Grundriss Verglasungsanteil Ohne Wärmebeschichtung Ug-Wert z. B. ≥ 3,0 W/m2K

4.

SILVERSTAR Wärmedämmbeschichtung Ug-Werte bis 0,4 W/m2K Raumgewinn durch mehr Behaglichkeit

Komfortzone

Thermisch isolierender Randverbund ACSplus Zusätzliche Wärmedämmung im Randbereich durch ACSplus

4.2.5.2. Isolierglas Randverbundsystem Dank hochwirksamen SILVERSTAR Beschichtungen verfügen moderne Isoliergläser über eine sehr gute Wärmedämmung. Da der Wärmedämmwert für das gesamte Fenster maßgeblich vom Isolierglas Ug-Wert bestimmt wird, resultieren damit entscheidende Verbesserungen für das gesamte Fenstersystem. Zudem kann heute eine Kondenswasserbildung auf der raumseitigen Glasoberfläche auch bei extremen Bedingungen praktisch ausgeschlossen werden. Im Randbereich wird das Wärmedämmverhalten nicht von den Beschichtungen, sondern vor allem von der Konstruktion des so genannten Randverbundes beeinflusst. Das heißt: Im Randbereich ist die Wärmedämmung weniger wirksam. Die Folge davon sind tiefere Temperaturen an der inneren Oberfläche der Verglasung. In Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit kann es daher bei kaltem Winterwetter zeitweilig zu Kondensatbildung im Randbereich kommen.

80 I Produkte – SILVERSTAR


Traditionell waren früher Isoliergläser mit einem Abstandhalterprofil – dem Profil, das den Abstand zwischen den beiden Glasscheiben bestimmt – aus Aluminium ausgerüstet. Diese qualitativ einwandfreien Abstandhalter haben sich bei Glas Trösch seit über fünfzig Jahren bestens bewährt. Aluminium ist jedoch ein Material, das die Wärme gut leitet und daher die geringere Wärmedämmung im Randbereich mit verursacht. Die Aufgaben des Isolierglas Randverbundes Dauerhafter wasserdampf- und gasdichter Abschluss Gewährleistung des gleichmäßigen Abstandhaltens Verträglichkeit gegenüber den Randverbunddichtstoffen Auf Dauer keine chemischen Reaktionen Integration von Sprossen muss sichergestellt sein

4.

Kondensatbildung im Randbereich

Aufbau Isolierglas

PH

RB

DH

Maße Randverbund

SZR = Scheibenzwischenraum RB = Randbreite = 11,5 - 15,5 mm PH = Profilhöhe = ca. 7 mm DH = Dichtstoffhöhe = 4 - 8 mm BH = Butylhöhe = ca. 3,5 mm BD = Butyldicke = 0,7 mm

SZR

BH BD

Produkte – SILVERSTAR I 81


ACS Randverbund Bereits vor einigen Jahren hat EUROGLAS mit dem ACS Randverbund ein System auf den Markt gebracht, das die Wärmedämmung im Randbereich wesentlich verbessert und so dem Wunsch nach weitgehender Kondensatfreiheit auch in den Randzonen nachkommt. ACSplus Randverbund ACS bedeutet „Anti Condensation System“ und beschreibt die technische Funktion. Das Randverbundsystem sorgt für verbesserte Wärmedämmung und hat zur Aufgabe, Kondensaterscheinungen im Randbereich zu minimieren. Und genau damit werden Hygiene und Ästhetik erheblich verbessert. ACSplus optimiert aber auch die Wärmedämmung des Fensters und hilft damit, wertvolle Heizenergie zu sparen.

4.

ACSplus schwarz Querschnitt

Durch seine besondere Beschaffenheit nimmt ACSplus die Bewegungen des Isolierglases in sich auf und belastet somit weniger das Dichtsystem des Randverbundes als herkömmliche Abstandhalter. Dies ist auch von entscheidender Bedeutung für eine hohe Lebensdauer des Isolierglases. Der Einbau von SILVERSTAR Isolierglas mit ACSplus bringt in jedem Fall Vorteile und kann daher für jede Art von Fenster empfohlen werden.

ACSplus schwarz (mattschwarz)

82 I Produkte – SILVERSTAR

ACSplus grau (mattgrau)

ACSplus weiß (mattweiß)


Die entscheidende Verbesserung mit ACSplus Beispiel: 2fach-Verglasung (Aufbau 4-16-4): Holzfenster (Uf = 1,3 W/m2K) mit Isolierglas SILVERSTAR (Ug = 1,0 W/m2K) -10 °C

20 °C

-10 °C

20 °C

15,7 °C

15,7 °C

5,2 °C

9,2 °C

mit Aluminium-Abstandhalter

4.

mit ACSplus Abstandhalter

Beispiel: 3fach-Verglasung (Aufbau 4-12-4-12-4): Holzfenster (Uf = 1,3 W/m2K) mit Isolierglas SILVERSTAR (Ug = 0,7 W/m2K) -10 °C

mit Aluminium-Abstandhalter

20 °C

-10 °C

20

°C

17,3 °C

17,3 °C

7,4 °C

11,5 °C

mit ACSplus Abstandhalter

ACSplus = verbesserte Wärmedämmung im Randbereich des Isolierglases = höhere Oberflächentemperaturen entlang des Fensterrahmens. Produkte – SILVERSTAR I 83


Die wesentlichen Merkmale von ACSplus Verbesserte Wärmedämmung im Randbereich Keine Kondensatbildung im Randbereich Verbesserung des Fenster Uw-Wertes (je nach Konstruktion zwischen 0,1 und 0,3 W/m2K) Was ist eine Wärmebrücke? Als Wärmebrücken werden Schwachstellen in der Außenhülle eines Gebäudes bezeichnet. Sie führen zu einem erhöhten Wärmeverlust und zu tieferen Oberflächentemperaturen auf der Raumseite und damit zur Gefahr der Bildung von Tauwasser und Schimmelpilzen. Der Isolierglas Randverbund stellt im Hinblick auf die zunehmende Verbesserung der Ug-Werte von Isolierglas eine Wärmebrücke von beachtlicher Länge dar. Der Ug-Wert der Glasfläche wird dadurch im Randbereich der Scheibe nicht erreicht. Folgen für das Fenster Beim Fenster entsteht eine typische Wärmebrücke im Randbereich beim Übergang zwischen Rahmen und Verglasung. Die dadurch entstehenden tieferen Oberflächentemperaturen können in diesem Bereich zeitweilig zu Kondensat führen. Die Wärmebrücke vermindert jedoch auch die Wärmedämmung des Fensters insgesamt.

4.

Mit dem wärmedämmenden Randverbund ACSplus kann die Kondensatanfälligkeit auf ein Minimum reduziert und die Wärmedämmung des Fensters als ganzes Element wesentlich verbessert werden. Linearer Wärmedurchgangskoeffizient Der lineare Wärmedurchgangskoeffizient Ψg berücksichtigt den erhöhten Wärmedurchgang durch den Isolierglas Randverbund und den Glasfalzbereich des Rahmens. Die wärmetechnische Bedeutung des Abstandhalters Die Verbesserung des U-Wertes für das gesamte Fenster durch ACSplus hängt von der Geometrie des Fensters ab. Der Wärmedurchgangskoeffizient wird nach SIA 380/1 errechnet. Beispiel Fenster mit Aluminium-Abstandhalter Bestandteil Fenster

Material

U-Wert/Psi-Wert

Fensterrahmen

Holz/Metall

1,4 W/m2K

Verglasung

3fach-Isolierglas

0,5 W/m2K

Abstandhalter

Aluminium

U-Wert gesamtes Fenster (Uw)

84 I Produkte – SILVERSTAR

0,097 W/m 1,07 W/m2K


Beispiel Fenster mit Abstandhalter ACSplus Bestandteil Fenster

Material

U-Wert/Psi-Wert

Fensterrahmen

Holz/Metall

1,4 W/m2K

Verglasung

SILVERSTAR E 4-4

0,5 W/m2K

Abstandhalter

ACSplus

0,035 W/m

U-Wert gesamtes Fenster (Uw)

0,84 W/m2K

Verbesserung des Fenster U-Wertes (U) durch ACSplus

21,5 %

4.

Isolierglas 3fach mit SILVERSTAR SELEKT und SILVERSTAR COMBI/Philipp-Morris International, Lausanne

Psi-Werte-Tabellen Ψ Zur Berechnung des thermischen Wertes Uw (Fenster und Glas), ist der lineare Psi-Wert ein Faktor der mit zu berücksichtigen ist. Er ist vom Isolierglasabstandhaltertyp und Fensterrahmentyp abhängig. Der Psi-Wert wird ebenfalls dadurch beeinflusst, ob es sich um 2fach- oder 3fach-Isolierglas handelt. Bei der thermischen Berechnung hat der Isolierglasabstandhalter eine wesentliche Bedeutung, besonders bei großem Rahmenanteil.

Produkte – SILVERSTAR I 85


4.2.5.3. Wärmedämmung Großzügig verglaste Räume entsprechen heutigen Komfortvorstellungen. Im Zeitalter des bewussten Umgangs mit Natur und Umwelt genügen die rein ästhetischen Forderungen nicht mehr. Von einer modernen Wärmedämmverglasung wird heute wesentlich mehr verlangt. Früher galt das Fenster und damit die Verglasung als „Energieloch“. In der Zwischenzeit haben die Anstrengungen zur Verbesserung des Wärmedämmwertes bei Isoliergläsern eindrückliche Fortschritte gebracht. Ein Ug-Wert beim 2fach-Isolierglas von 1,0 W/m2K und beim 3fach-Isolierglas von 0,6 W/m2K ist heute Standard. Damit ist die Verglasung zu einem hoch wärmedämmenden Bauteil geworden. Entwicklung U-Wert von Isolierverglasungen mit Argonfüllungen

U-Wert in W/m2K

1fach-Glas: U-Wert = 6,0 W/m2K 2fach-Iso: U-Wert = 2,8 W/m2K

6,0

3fach-Iso mit Argon-Füllung: U-Wert = 2,2 W/m2K

5,0

2fach SILVERSTAR: U-Wert = 1,3 W/m2K

4,0

4.

3,5

3fach SILVERSTAR: U-Wert = 0,8 W/m2K

3,0 2,5

3fach SILVERSTAR: U-Wert = 0,7 W/m2K

2,0

3fach SILVERSTAR TRIII: U-Wert = 0,6 W/m2K

1,5 1,0 0,5 0,2

Jahr

3fach SILVERSTAR E: U-Wert = 0,5 W/m2K

Weltrekord 2003: SILVERSTAR U 02: U = 0,2 W/m2K

1950

1960

86 I Produkte – SILVERSTAR

1970

1980

1990

2000

2007

2010


Dies eröffnet neue Perspektiven. Mit der Angleichung der Oberflächentemperatur der Verglasung an die übrigen Bauteile entfallen die lästigen Zugerscheinungen in Fensternähe. Die Räume können besser genutzt werden. Durch das hohe Isoliervermögen bleiben die Temperaturen konstanter. Dadurch können Heizanlagen kleiner dimensioniert und deren Steuerung wesentlich vereinfacht werden. Heizölverbrauch pro m2 Glasfläche pro Jahr

Liter 70 60 50 40 30 20 10

Jahr

60

28

13

8

7

6

5

1950

1960

1970

1980

2000

2007

2010

Der U-Wert nach DIN EN 674/673 Der Wärmedurchgangskoeffizient gibt die Wärmemenge an, die pro Zeiteinheit durch 1 m2 eines Bauteils bei einem Temperaturunterschied der angrenzenden Raum- und Außenluft von 1 K hindurchgeht. Je kleiner der U-Wert, desto besser also die Wärmedämmung. Die Maßeinheit ist W/m2K. Der U-Wert der Verglasung wird nach DIN EN 674 mit dem Plattengerät gemessen oder nach DIN EN 673 berechnet. Der Ug-Wert in Abhängigkeit von Scheibenzwischenraum (SZR) und Gasfüllung, Füllgrad 90 %, berechnet nach DIN EN 673 am Beispiel des 3fach-Isolierglases SILVERSTAR E4 (ɛ = 0,01). Ug-Wert

Scheibenzwischenraum bei Luft

Argon

0,4 W/m2K

2 x 12 mm

0,5 W/m K

2 x 16 mm

0,6 W/m2K

2 x 14 mm

2

0,7 W/m2K

2 x 16 mm

2 x 12 mm

0,8 W/m K

2 x 14 mm

2 x 10 mm

2

Krypton

2 x 10 mm

Produkte – SILVERSTAR I 87

4.


Faktoren, die den U-Wert des Isolierglases beeinflussen

Anzahl und Breite SZR Füllung SZR - Luft - Argon - Krypton - Mischgase Anzahl Wärmedämmbeschichtungen und Wirksamkeit (Emissivität) der Beschichtungen

4.

Isolierglas und U-Wert Der Energieaustausch durch das Isolierglas erfolgt hauptsächlich in Form langwelliger infraroter Strahlung. Die Energie wird von der Raumluft an die innere Scheibe abgegeben. Dadurch erwärmt sich die raumseitige Scheibe einer Isolierverglasung. Durch Leitung, Konvektion und zum größten Teil durch Strahlung wird die Energie von der inneren zur äußeren Scheibe transportiert. Diese gibt ihrerseits Energie durch Leitung, Abstrahlung und Konvektion an die Außenluft ab. Bei einer konventionellen 2fach-Isolierverglasung beträgt der Energieaustausch 33 % durch Wärmeleitung und Konvektion 67 % durch Strahlung Energieaustausch bei Isolierglas ohne und mit Wärmedämmbeschichtung Wärmedämmbeschichtung Leitung

Leitung 33 %

33 %

88 I Produkte – SILVERSTAR

Konvektion

Konvektion

Strahlung 67 %

Strahlung 7 %


Die U-Wert-Bezeichnungen des Fensters In der europäischen Normung werden sämtliche Größen auf Basis ihrer englischen Wortbezeichnung abgekürzt: Ug Glas – Glazing Uf Rahmen – Frame Uw Fenster – Window Ucw Vorhangfassade – Curtain Wall Der U-Wert für Gläser Ug Grundsätzlich kann der Ug-Wert als Nennwert eines Glases entweder nach DIN EN 673 berechnet bzw. nach DIN EN 674 oder DIN EN 675 gemessen werden. Bei gasgefüllten Isoliergläsern wird der Ug-Wert durch den festgelegten Gasfüllgrad von 90 % bestimmt. Das genaue Verfahren ist der Produktnorm DIN EN 1279-5 zu entnehmen. Grundsätzlich ist der Ug-Wert mit einer Stelle nach dem Komma anzugeben und so bei der weiteren Berechnung zu verwenden. 1 2+3

4

Für die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten werden folgende Eingangsgrößen benötigt: 1) Emissivität der Glasoberflächen zum Schei benzwischenraum 2) Die Art der Gasfüllung im Scheibenzwischenraum 3) Der Gasfüllgrad im Scheibenzwischenraum 4) Die Scheibenzwischenraumbreite

Für die heute typische Wärmedämmverglasung (Beschichtung SILVERSTAR ZERO E mit einer Emissivität von 1 % und einer Argon-Gasfüllung im SZR) ergibt sich bei einem 2fach-Isolierglas mit 16 mm SZR ein Ug-Wert von 1,0 W/m2K. Für den Ug-Wert spielt es keine Rolle, auf welcher Oberfläche zum SZR die Schicht liegt. Der g-Wert kann sich je nach Lage der Schicht um mehrere % verändern. Ug-Wert – von 3,0 auf 0,4 W/m2K Noch vor wenigen Jahrzehnten galt die Gebäudeverglasung als Energieloch, da keine ausreichende Wärmedämmung erreicht werden konnte. Die in den Fünfzigerjahren eingesetzten Doppelverglasungen wiesen einen Ug-Wert von etwa 3,0 W/m2K auf, die ersten 2fach-Isoliergläser um 1960 erreichten Werte um 2,8 W/m2K. Heute erzielen moderne Isoliergläser hervorragende Wärmedämmwerte. Ein Ug-Wert von 0,4 W/m2K ist bei einem 3fach-Isolierglas aktueller Stand der Technik. Damit ist die Verglasung zu einem hoch wärmedämmenden Bauteil geworden – bei unbestrittenen Vorzügen hinsichtlich Optik, Langlebigkeit und Unterhalt. Produkte – SILVERSTAR I 89

4.


Emissivität (Low-E) Die entscheidende Größe für die U-Wert-Berechnung ist die Emissivität. Mit der Emissivität wird die Wärmeabstrahlung einer Oberfläche im Verhältnis zu einem genau definierten, so genannten „Schwarzen Körper“ bezeichnet. Je niedriger der Emissionsgrad εn einer Beschichtung ist, desto wirkungsvoller ist das Isolierglas in Bezug auf die Wärmedämmung. Emmisionsgrade εn von Glas und anderen Materialien bei Raumtemperatur

4.

Schwarzer Körper

100 %

Mauerwerk

94 %

Floatglas

89 %

Ziegelstein

88 %

Wasser und Eis

96 %

Wärmedämm-Isolierglas SILVERSTAR

1%–7%

Aluminium

4%

Kupfer

3%

Silberbeschichtete Wärmedämmgläser werden in der Fachsprache als „Low-E-Gläser“ bezeichnet (Low-Emissivity = niedrige Emissivität = niedrige Wärmeabstrahlung). Magnetronbeschichtete Silverstar Wärmedämmgläser weisen eine Emissivität von 1 – 7 % auf. Die Emissivität wird vom Beschichtungshersteller durch Messung ermittelt. Ug-Werte für 2fach-Isolierglas mit einer Wärmedämmbeschichtung SILVERSTAR ZERO E (Emissivität 1 %) nach DIN EN 673 SZR

Ug-Wert Argon, Füllgrad 90 %

Luft

10 mm

1,4 W/m K

1,8 W/m2K

12 mm

1,2 W/m2K

1,6 W/m2K

14 mm

1,1 W/m2K

1,4 W/m2K

16 mm

1,0 W/m K

1,3 W/m2K

18 mm

1,1 W/m2K

1,3 W/m2K

20 mm

1,1 W/m K

1,3 W/m2K

2

2

2

Bei EUROGLAS werden alle Werte nach DIN EN 673 mit 90 % Gasfüllung berechnet.

90 I Produkte – SILVERSTAR


Der U-Wert des Fensters Uw Die U-Werte an einem Fenster U w = U f + Ug

Glas Ug

Abstandhalter ψ

Rahmen Uf

Berechnungsverfahren des Wärmedurchgangskoeffizienten des Fensters Uw Für Berechnungen maßgebende Normen: DIN EN 674, DIN EN 12412-2, DIN EN ISO 12567-1 Der Wärmedurchgangskoeffizient Uw eines Fensters ist abhängig von: Den Abmessungen und Flächenanteilen (Rahmen/Glas) des Fensters Dem Wärmedurchgangskoeffizienten des Glases Ug Dem Wärmedurchgangskoeffizienten des Rahmens Uf Dem längenbezogenen Wärmedurchgangs- koeffizienten im Übergangsbereich von Glas und Rahmen ψg

Glasrand: L g; ψg

Glasfläche A g, Ug

1150 mm

4.

Rahmenfläche: A f; U f

1550 mm Standardfenstergröße 1150 x 1550 mm Außenansicht

Ug • Ag + Uf • Af + ψ • Lg Uw Aw Uw Ug Ag Uf Af ψ Lg Aw

(W/m2K)

= Wärmedurchgangskoeffizient Fenster = Wärmedurchgangskoeffizient Isolierglas = Glasfläche = Wärmedurchgangskoeffizient des Fensterrahmens = Rahmenfläche = Linearer Wärmedurchgangskoeffizient des Glasrandes = Glasrandlänge = Gesamte Fensterfläche Produkte – SILVERSTAR I 91


Uw-Werte für Normfenster 1150 x 1550 mm, Rahmenanteil 25 % mit Edelstahlabstandhalter ψg = 0,06 W/m2K. Glas Ug in W/m2K

4.

Rahmen Uf in W/m2K 0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

1,8

2,0

2,2

2,5

2,8

2,9

2,6

2,6

2,7

2,7

2,8

2,8

2,9

2,9

3,0

3,1

2,6

2,4

2,4

2,5

2,5

2,6

2,6

2,7

2,7

2,8

2,9

2,3

2,1

2,2

2,2

2,3

2,3

2,4

2,4

2,5

2,6

2,6

2,1

2,0

2,0

2,1

2,1

2,2

2,2

2,3

2,3

2,4

2,5

2,0

1,9

2,0

2,0

2,1

2,1

2,2

2,2

2,3

2,3

2,4

1,9

1,8

1,9

1,9

2,0

2,0

2,1

2,1

2,2

2,3

2,3

1,8

1,8

1,8

1,9

1,9

2,0

2,0

2,1

2,1

2,2

2,3

1,7

1,7

1,7

1,8

1,8

1,9

1,9

2,0

2,0

2,1

2,2

1,6

1,6

1,7

1,7

1,8

1,8

1,9

1,9

2,0

2,0

2,1

1,5

1,5

1,6

1,6

1,7

1,7

1,8

1,8

1,9

2,0

2,0

1,4

1,5

1,5

1,6

1,6

1,7

1,7

1,8

1,8

1,9

2,0

1,3

1,4

1,4

1,5

1,5

1,6

1,6

1,7

1,7

1,8

1,9

1,2

1,3

1,4

1,4

1,5

1,5

1,6

1,6

1,7

1,7

1,8

1,1

1,2

1,3

1,3

1,4

1,4

1,5

1,5

1,6

1,7

1,7

1,0

1,2

1,2

1,3

1,3

1,4

1,4

1,5

1,5

1,6

1,7

0,9

1,1

1,1

1,2

1,2

1,3

1,3

1,4

1,4

1,5

1,6

0,8

1,0

1,1

1,1

1,2

1,2

1,3

1,3

1,4

1,4

1,5

0,7

0,95

1,0

1,0

1,1

1,1

1,2

1,2

1,3

1,4

1,4

0,6

0,87

0,92

0,97

1,0

1,1

1,1

1,2

1,2

1,3

1,4

0,5

0,80

0,85

0,90

0,95

1,0

1,0

1,1

1,1

1,2

1,3

■ Werte erfüllen Anforderungen gegen unbeheizte Räume Werte erfüllen Anforderungen gegen Außenklima

Fettgedruckt: Sehr gute Werte für Fenster

4.2.6. Brüstungsplatten Farblich akzentuiert oder aus einem Guss – kein Wunsch bleibt offen In Fassaden werden neben transparenten Glaselementen auch Brüstungsplatten eingesetzt. Die farbangepasste Brüstungsverkleidung SWISSPANEL ermöglicht insbesondere bei flächenbündigen Ganzglasfassaden eindrucksvolle, homogene Außenansichten. Aber auch das bewusste Spielen mit farblichen Akzenten lässt sich mit SWISSPANEL realisieren. Einsatzbereiche für SWISSPANEL Bei Warm- und Kaltfassaden Bei vorgesetzten Fassaden (Sonnenschürzen) und Abluftfassaden Für geklebte Fassaden (Structural Glazing) Im Dachbereich 92 I Produkte – SILVERSTAR


Produkteigenschaften Bei allen heute bekannten Fassadenkonstruktionen können, passend zu den jeweiligen Wärme- oder Sonnenschutzgläsern, Fassaden und Brüstungsplatten kombiniert werden:

b

a

Die hinterlüftete Kaltfassade a) Die äußere Fassadenplatte aus Glas dient dem Wetterschutz und der architektonischen Gestaltung. b) Die innere Schale ist das tragende Element, schützt den Raum und dient der thermischen Isolation, dem Schallschutz u. a. m. Der Zwischenraum zwischen den beiden Schalen muss hinterlüftet sein, damit anfallende Feuchtigkeit und Strahlungswärme abgeführt werden können. Die Warmfassade Fassadenplatten aus Glas können zusammen mit einer dahinter angebrachten Isolation und einer raumseitigen Dampfsperre zu einem integrierten Fassadenelement ausgebildet werden. Diese Elemente sind Raumschutz, isolierendes Element und architektonisches Gestaltungsmittel in einem. Sie dürfen statisch nicht belastet werden. Die Dicke des Brüstungselementes wird durch die Anforderung an die Wärmedämmung bestimmt.

Produkte – SILVERSTAR I 93

4.


SWISSPANEL Glasaufbau Die SWISSPANEL Brüstungselemente sind monolithisch aus ESG-H Einscheibensicherheitsglas mit Heat-Soak-Test, aus Verbundsicherheitsglas aus 2x TVG oder auch als zweischalige Fassadenplatten (Isolierglas) aus ESG-H erhältlich.

ESG Brüstungselement

VSG Brüstungselement

1a

1b

2

2

3

3

4

4

1a EUROGLAS ESG Flat ESG-H 1b EUROLAMEX VSG aus 2x TVG 2 Sonnenschutzschicht 3 Opakschicht 4 Isolationsschicht

4.

Die Rückseite der SWISSPANEL Brüstungselemente ist mit einer Opakschicht versehen. Die Kanten der SWISSPANEL Elemente sind gesäumt (angeschliffene Fase, Kantenoberfläche nicht bearbeitet). Anderweitige Bearbeitungen sind möglich. Für freiliegende Kanten empfehlen wir eine polierte oder rodierte Ausführung. Eine nachträgliche Bearbeitung wie z. B. Schleifen oder Bohren von ESG-H ist nicht möglich. Alle Bearbeitungen wie Löcher, Ausbrüche o. Ä. müssen vor dem Vorspannprozess angebracht werden.

SWISSPANEL lässt sich mit allen Sonnen- oder Wärmeschutzbeschichtungen kombinieren. Farbangepasste Brüstungsplatten Die Verwendung von SWISSPANEL erlaubt die farbliche Anpassung oder bewusste Akzentuierung moderner Glasfassaden. Die Brüstungsplatten werden möglichst farblich passend zu den einzelnen SILVERSTAR Beschichtungen produziert. Der in der Branche oft verwendete Begriff „Gleichklang“ geht davon aus, dass die Fassadenteile (Brüstungsplatten oder Isoliergläser) einen identischen Farbton aufweisen. Die Praxis zeigt jedoch, dass die farbliche Übereinstimmung von transparenten und nicht transparenten Bereichen je nach Tageszeit oder Witterung sehr stark von den herrschenden Lichtverhältnissen abhängt und daher ein absoluter „Gleichklang“ nicht möglich ist.

94 I Produkte – EUROFLOAT


SILVERSTAR Beschichtung und farbangepasste SWISSPANEL Brüstungsplatten Isolierglas

BD-Platte

SILVERSTAR Selekt 70/40

BD 72-S

SILVERSTAR Superselekt 60/27 T

BD 72-S

SILVERSTAR COMBI Neutral 70/35

BD 82-S

SILVERSTAR COMBI Neutral 61/32

BD 82-S

SILVERSTAR COMBI Neutral 51/26

BD 84-S

SILVERSTAR COMBI Neutral 41/21

BD 84-S

SILVERSTAR COMBI Silber 48 T

BD 64-S

SILVERSTAR SUNSTOP Silber 20 T

BD 64-S

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 30 T

BD 60-S

SILVERSTAR SUNSTOP Blau 50 T

BD 62-S

SILVERSTAR SUNSTOP Neutral 50 T

BD 66-S

Abmessungen Maximal 1000 x 2500 mm bei 6 mm ESG bzw. 1500 x 2500 mm bei 8 mm ESG. Minimal 300 x 800 mm. Andere Abmessungen auf Anfrage.

PEMA GmbH, Herzberg am Harz Produkte – EUROFLOAT I 95

4.


4.2.7. Spezielle Beschichtungen Wärmedämm-Isolierglas mit Beschichtung SILVERSTAR FREE VISION T Durchblick ohne Außenbeschlag Auf Grund der ausgezeichneten Wärmedämmung moderner Isoliergläser können diese unter bestimmten Wetterbedingungen von außen beschlagen. Die intelligente Beschichtung SILVERSTAR FREE VISION T verhindert Außenbeschlag nahezu vollständig. Einsatzbereiche für SILVERSTAR FREE VISION T Das Isolierglas SILVERSTAR FREE VISION T wird überall dort eingesetzt, wo Außenbeschlag nicht erwünscht ist. Optimal für Isoliergläser mit sehr niedrigen Ug-Werten. Für Neubauten und Renovationen. Im Wohnungsbau, für Villen. Bei Minergiebauten und Passivhäusern. Für exponierte Glasflächen mit hoher Abstrahlung.

4.

Produkteigenschaften Die ausgezeichnete Wärmedämmung eines modernen Wärmedämm-Isolierglases bewirkt, dass nur noch ein minimaler Wärmestrom aus dem Rauminneren zur Außenseite gelangt. Durch Abstrahlung an den kalten Nachthimmel kann die äußere Isolierglasscheibe sogar kälter werden als die Umgebung. Dann kann Tauwasser ausfallen und im schlimmsten Fall sogar anfrieren wie bei einer Autoscheibe. Durch die Beschichtung SILVERSTAR FREE VISION T wird die Abstrahlung der Außenscheibe an den klaren Nachthimmel weitestgehend unterdrückt. Dadurch kühlt die Scheibe nicht so stark ab und bleibt in der Regel über dem Taupunkt der Umgebungsluft. Beschlagbildung kann nicht mehr stattfinden. Die Funktion bleibt langlebig erhalten. Bei 2fach- oder 3fach-Isolierglas SILVERSTAR FREE VISION T ist die Außenscheibe stets ein ESG.

Hotel Hof Weissbad, Schweiz

96 I Produkte – SILVERSTAR


Technische Daten Silverstar free Vision t

ESG

SILVERSTAR EN2plus Beschichtung

Aufbau

SILVERSTAR FREE VISION T Beschichtung

SILVERSTAR FREE VISION T Beschichtung

SILVERSTAR TRIII E Beschichtung

ESG

2fach-Isolierglas

3fach-Isolierglas

SILVERSTAR FREE VISION T 4 mm / SZR 16 mm Argon / SILVERSTAR EN2plus 4 mm

SILVERSTAR FREE VISION T 4 mm / SZR 14 mm Argon / SILVERSTAR TRIII E 4 mm / SZR 14 mm Argon / SILVERSTAR TRIII E 4 mm

mit FREE VISION T

mit FREE VISION T

ohne FREE VISION T

ohne FREE VISION T

Lichttransmission

83 %

82 %

75 %

73 %

Lichtreflexion außen

9%

12 %

15 %

18 %

Ug-Wert

1,1 W/m²K

1,1 W/m²K

0,7 W/m²K

0,7 W/m²K

g-Wert

64 %

64 %

63 %

64 %

Das Erscheinungsbild ist farbneutral. Abmessungen Abmessungen bis max. 3210 x 6000 mm.

Produkte – SILVERSTAR I 97

4.


4.

98 I Produkte – Verbundsicherheitsglas

Prime Tower – Swiss Platform, Zürich/Fotograf: Hans Ege


4.3. Verbundsicherheitsglas 4.3.1. Verbundsicherheitsglas EUROLAMEX VSG Schutz und Sicherheit Für viele Anwendungen des Alltags ist es wichtig, dass Glasscheiben bei versehentlicher oder auch vorsätzlicher Beschädigung ihre zugedachte Schutzwirkung beibehalten. EUROLAMEX VSG besteht aus zwei oder mehreren Glasscheiben, die mit hochreißfesten, zähelastischen Zwischenschichten aus Polyvinylbutyral-Folien (PVB) fest verbunden werden. Bei Überbelastung durch Schlag und Stoß bricht zwar das Glas, die Bruchstücke bleiben jedoch an der unverletzten PVB-Schicht haften. Dadurch hat die beschädigte Scheibe eine Reststabilität, und die verglaste Öffnung bleibt geschlossen. Weil die Splitter an die Folie gebunden sind, vermindert sich außerdem die Verletzungsgefahr. Einsatzbereiche für EUROLAMEX VSG In Schulhäusern und Kindergärten als raumtrennende Verglasungen zur Vermeidung von Ver letzungen durch Glassplitter und als Absturzsicherungen. Bei Überkopf- und Dachverglasungen im privaten und öffentlichen Bereich. Im Innenausbau und im Außenbereich als Sichtschutz oder zur Erzielung optischer Effekte mit Farben in speziellen Druckverfahren als Designgläser. Als Einfachverglasung in Türen, Treppengeländern, Trennwänden, Balkonverglasungen. In Kombination mit Isolierglas als Einbruchschutz bei Fenstern. Im öffentlichen Bereich als ab- oder durchsturzsichernde Verglasung bei Fenstern, Türen und Schaufenstern. Als aus- und durchbruchhemmende Verglasung bei Straf- und Heilanstalten. Als durchschusshemmendes Panzerglas für Kassenräume und Schalteranlagen bei Banken, Postämtern und ähnlichen Anwendungen. Als Verglasung für Tierkäfige oder Zooaquarien. Als Brüstungselemente für Ganzglas-Fassaden wie Structural Glazing. Für industrielle und militärische Bereiche als Explosionsschutzverglasung sowie für Fahr zeuge, Flugzeuge und Schiffe. Produkt-Richtlinien und Wissenswertes EUROLAMEX VSG ist ein Verbundsicherheitsglas nach DIN EN 12543. VSG besteht aus zwei oder mehreren Glasscheiben mit hochreißfesten, zähelastischen Zwischenschichten aus PVB-Folien. Aufbau und Dicke der Elemente richten sich nach den Anforderungen, die an die Glaslösung gestellt werden. Durch Kombination verschiedener Gläser und Folienschichten können mit EUROLAMEX VSG neben Durchwurf-, Durchbruch- (nach DIN EN 356) und Durchschusshemmung (nach DIN EN 1063) weitere Sicherheitseigenschaften wie Absturz- und Durchsturzhemmung und Begehbarkeit erreicht werden.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 99

4.


EUROLAMEX VSG Herstellung und Veredelung Nach Reinigung der Scheibenoberflächen werden die Glastafeln und PVB-Folien aufeinandergelegt, erwärmt und durch Walzen oder Vakuum zum Vorverbund zusammengepresst. Anschließend gelangen die Elemente in den Autoklaven, wo sie unter Druck und Hitze dauerhaft miteinander verbunden werden. Im Anschluss an den Fabrikationsprozess erfolgt die Kantenbearbeitung. Wird ESG oder TVG zu VSG verarbeitet, kann nachträglich keine Kantenbearbeitung ausgeführt werden. 1.

4.

2.

3.

4.

5.

6.

Herstellschritt

Beschreibung

1. Beschickung

Die Beschickung der Anlage erfolgt über Portalstapler.

2. Reinigung

In der Waschmaschine werden die Gläser gereinigt. Die Glasdicke wird automatisch gemessen, danach werden die Maschinenparameter automatisch eingestellt.

3. Laminierraum

In diesem Raum werden Glas-Folie-Glas im Sandwich-Prinzip zusammengefügt. Da die PVB-Folie sehr empfindlich bezüglich Temperatur und Feuchtigkeit ist sowie jedes Staubkorn eine Beeinträchtigung der optischen Qualität verursacht, ist der Laminierraum ein klimatisierter Reinraum. Die Folien werden aus diesem Grund ebenfalls in klimatisierten Räumen produktspezifisch gelagert.

4. Vorverbund

Im Vorverbundofen wird aus den Glasplatten und der dazwischen liegenden Folie der so genannte Vorverbund hergestellt. Dazu werden die Glasplatten definiert aufgeheizt und mittels Walzen zusammen gepresst.

5. Autoklav

Im Autoklaven werden die Glasscheiben unter Druck und Temperatur dauerhaft mit der Folie verbunden. So entsteht aus dem Vorverbund die fertige VSG-Tafel.

6. Abladen/Lieferung

Nach dem Autoklavieren können weitere Bearbeitungen wie Schleifen oder Bohren am Glas vorgenommen werden.

100 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Laminierraum

Vakuumverfahren zur Produktion von VSG Neben der traditionellen VSG Produktion mit Vorverbund mittels Walzen und Autoklav gibt es ein weiteres Verfahren, bei dem die Gläser sowohl im Vorverbund (ohne Walzen) als auch im eigentlichen Verbindungsprozess in einem geschlossenen sackähnlichen Behälter vakuumiert werden. Dieses Verfahren ist wesentlich aufwändiger und wird im Baubereich für spezielle Glasaufbauten vor allem für gebogene Gläser verwendet. Produkteigenschaften Der Aufbau von EUROLAMEX VSG Elementen sowie die Dicke richten sich nach den Sicherheitsanforderungen, die an die Verglasung gestellt werden. Durchwurf- und durchbruchhemmende Gläser können mit der Anzahl der Glasschichten und der Dicke der zwischenliegenden PVB-Folien den jeweiligen Sicherheitsbedürfnissen angepasst werden. EUROLAMEX VSG ist licht- und alterungsbeständig. Die Ränder der VSG Tafeln sind gegen Säure- und Laugeneinwirkung sowie gegen Dauernässe zu schützen, damit die Folie nicht beeinträchtigt wird.

Autoklav

PVB-Folie

4. Glas

Glas

Schlüssel für die Bezeichnung EUROLAMEX VSG 8.2 8 = Elementdicke (mm) bestehend aus 2x Floatglas 4 mm 2 = Anzahl Folien zu 0,38 mm

Die Zwischenschichten aus PVB-Folien können klar oder farbig, auf Wunsch auch UV-durchlässig oder schalldämmend ausgeführt oder mit speziellen Funktionen wie z. B. Beschattungselementen gekoppelt werden. Produkte – Verbundsicherheitsglas I 101


Bei Verwendung von klaren Folien und klarem Glas ist die Lichtdurchlässigkeit nicht beeinträchtigt und weist ungefähr die gleichen Werte auf wie ein Einfachglas gleicher Dicke. Im Unterschied zu ESG zerfällt EUROLAMEX VSG bei Beschädigung nicht in kleine Krümel, sondern behält die zugedachte Wirkung. Das Bruchbild von EUROLAMEX VSG zeigt die splitterbindende Eigenschaft: Es gleicht einem Spinnennetz, das je nach Stärke der Einwirkung ein engeres oder weiteres Maschenbild aufweist.

Bruchbild EUROLAMEX VSG: Splitterbindende Eigenschaft durch PVB-Folie

4.

Technische Daten von EUROLAMEX VSG EUROLAMEX VSG besitzt die gleiche Temperaturwechselbeständigkeit und in etwa die gleiche Biegezugspannung wie normales Floatglas. Zur Erhöhung dieser Werte kann beim Zusammenbau von EUROLAMEX VSG anstelle von Floatglas ESG, ESG-H und TVG verwendet werden. EUROLAMEX VSG kann mit einer SILVERSTAR Wärmedämmschicht versehen und zu Isolierglas zusammengebaut werden. Zu Isolierglas verarbeitet, bringt EUROLAMEX VSG nicht nur den gewünschten Sicherheitsgrad, sondern auch eine bessere Schalldämmung. Zur Verbesserung der statischen Eigenschaften insbesondere der Verbundwirkung und der Reststabilität nach Bruch gibt es spezielle VSG Folien. Abmessungen Die maximale Produktionsgröße von EUROLAMEX VSG beträgt 3210 x 8500 mm. Die Produktionsgröße ist jedoch vom Aufbau des Verbundsicherheitglases sowie von dessen Anwendungszweck abhängig. Lieferprogramm Aufbau

Folientyp

Maximale Abmessung

4.2 / 4.4 / 6.1 / 6.4 / 8.1 / 8.4 / 10.1 / 10.4 / 12.1 / 12.4 / 16.1 / 16.4 / 20.1 / 20.4

Klar, matt

3210 x 8500 mm

6.1 / 6.2 / 8.1 / 8.2 / 10.1 / 10.2 / 12.1 / 12.2 / 16.1 / 16.2 / 20.1 / 20.2

Schallschutz*

3210 x 8500 mm

Sondermaße und weitere Aufbauten auf Anfrage. * Bei der Verwendung im Überkopfbereich ist die Verglasung allseitig linienförmig zu lagern. Die maximale Abmessung beträgt 1250 x 2500 mm.

102 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.

Treppenhausgestaltung mit farbigen Verbundsicherheitsgläsern

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 103


4.3.2. Schutz und Sicherheit mit Glas Glas ist einer der interessantesten und beliebtesten Baustoffe, die wir kennen. Es lässt sich heute sehr vielfältig einsetzen. Wie bei jedem anderen Werkstoff auch, verlangt das Bauen mit Glas einige grundsätzliche Überlegungen betreffend Sicherheit. Dank stetiger Weiterentwicklung der Glastechnologie lässt sich diesem Aspekt in genügender Form Rechnung tragen. Sicherheit mit Glas muss jedoch geplant werden und dies erfordert je nach Aufgabe, die der Verglasung zugedacht ist, eine sorgfältige Abklärung. Jede seriöse Sicherheitsplanung beginnt mit einer Nutzungsvereinbarung, in der die Sicherheitsanforderungen an die verschiedenen Verglasungen festgelegt werden.

4.

Insbesondere sind die folgenden Gesetze, Normen und Empfehlungen zu berücksichtigen (nicht abschließend) DIN 18299: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art DIN 18360: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Metallbauarbeiten DIN EN 12978: Türen und Tore – Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore – Anforde- rungen und Prüfverfahren DIN EN 1627: Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse – Einbruchhem- mung – Anforderungen und Klassifizierung DIN EN 1628: Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse – Einbruchhem- mung – Anforderungen und Klassifizierung DIN EN 1990: Grundlagen der Tragwerksplanung DIN EN 1991-1-1: Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke - Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau TRLV: Technische Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerter Verglasung TRPV: Technische Regeln für die Bemessung und Ausführung punktförmig gelagerter Verglasung TRAV: Technische Regeln für die Verwendung von absturzsichernder Verglasung

4.3.2.1. Passive und aktive Sicherheit In der Praxis wird zwischen passiver und aktiver Sicherheit unterschieden, entsprechend kommen in der Regel unterschiedliche Gläser zum Einsatz. Oft muss jedoch eine Verglasung passive und aktive Sicherheitsfunktionen übernehmen. Passive Sicherheit Unter passiver Sicherheit wird der Schutz vor Verletzungen durch die Verglasung selbst verstanden. Es handelt sich um verletzungshemmende Verglasungen, z. B. Türen, Brüstungen, Tischplatten, Trennwände, Windfänge, Treppenhaus-, Überkopf- oder Bodenverglasungen (hier Trittsicherheit), usw. Typische Eigenschaften, die eine solche Verglasung aufweisen muss: Verletzungshemmend z. B. durch Krümelbildung (ESG) oder Splitterbindung (VSG) Splitterbindend (VSG im Überkopfbereich) Absturzhemmend (Verglasungen mit Brüstungsfunktion) 104 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Aktive Sicherheit Aktive Sicherheit bedeutet Schutz durch die Verglasung vor einem äußeren Angriff, durch so genannte angriffhemmende Gläser. Sie sollen Schutz bieten vor: Durchwurf (z. B. Angriff mit einem Stein) Ein-, Aus-, oder Durchbruch Beschuss durch Feuerwaffen Explosionsdruck Passive Sicherheit

Verletzungshemmend Splitterbindend Absturzhemmend Ballwurfsicher

Aktive Sicherheit (Angriffhemmung)

Durchwurfhemmend Durchbruchhemmend Durchschusshemmend Explosionsdruckhemmend

Je nach Anwendungsgebiet und Sicherheitsanforderung kann zwischen verschiedenen Produkten und Ausführungen ausgewählt werden. Die Auswahl erfolgt auf Grund von Normen und Vorschriften. Wo diese fehlen, muss das Sicherheitsbedürfnis vor der Produktwahl genauestens und sorgfältig abgeklärt werden. Einheitslösungen führen kaum zum Erfolg, da auch Sicherheit individuell empfunden wird. Ein umfangreiches Sortiment erlaubt maßgeschneiderte Lösungen, die jedes Sicherheitsbedürfnis abdecken.

Business Center Andreaspark, Zürich/Fotograf: Hans Ege

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 105

4.


4.3.2.2. Gläser mit Sicherheitseigenschaften Es gibt ausschließlich zwei Glasarten mit Sicherheitseigenschaften Einscheibensicherheitsglas (ESG, auch ESG-H) Verbundsicherheitsglas (VSG) (Nähere Informationen siehe Kapitel 4.3.) ESG (3–8 mm)

Thermisch vorgespannt Erhöht temperaturwechselbeständig Erhöht mechanisch belastbar Verletzungshemmend (krümelbildend) Ballwurfsicher

VSG

Verletzungshemmend Splitterbindend Durchwurfhemmend Absturzhemmend Ballwurfsicher

VSG

Durchbruchhemmend Absturzhemmend

VSG

Durchschusshemmend

4.

Bei den folgenden Gläsern handelt es sich nicht um Sicherheitsgläser, da sie keine entsprechenden Sicherheitseigenschaften aufweisen, insbesondere sind sie nicht verletzungshemmend. Floatglas/ Bei Bruch können gefährliche scharfkantige Bruchstücke entstehen. Erst durch Ornamentglas Vorspannen zu ESG oder den Zusammenbau zu VSG ergeben sich die entsprechenden Sicherheitseigenschaften. TeilvorgeTVG hat eine höhere mechanische Festigkeit und eine höhere Temperaturwechspanntes Glas selbeständigkeit als Floatglas. Bei Bruch können aber gefährliche Bruchstücke (TVG) entstehen. Draht- und Drahtspiegelglas

Drahtglas ist ein gewalztes Flachglas mit einer im Glas eingebetteten Drahtnetzeinlage. Bei Bruch wird das Drahtnetz die Bruchteile bis zu einer gewissen Belastung zusammen halten. Im Überkopfbereich kann es einen beschränkten Schutz vor herabfallenden Glasstücken bieten. Insbesondere bei Türen, Trennwänden, Brüstungen, usw. können jedoch mit Draht- oder Drahtspiegelglas gefährliche Verletzungen entstehen. Zudem ist Draht- und Drahtspiegelglas sowohl statisch als auch thermisch nur sehr beschränkt belastbar.

106 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.2.3. Passive Sicherheit in der Praxis 4.3.2.3.1. Brüstungsverglasungen Brüstungsverglasungen im Treppen- und Tribünen-, Balkon- oder Fassadenbereich müssen besondere Sicherheitsanforderungen erfüllen. Insbesondere sollen sie verhindern, dass sich jemand verletzen oder gar abstürzen kann. Verglasungen im Brüstungsbereich erfordern besondere Aufmerksamkeit.

1,00 m

1,00 m

1,00 m

1,00 m

V erglasung im Brüstungsbereich besondere Sicherheitsverglasung erforderlich Obergeschoss: Verletzungs- und absturzhemmende Verglasung erforderlich Erdgeschoss: Verletzungshemmende Verglasung erforderlich

Innen

Außen

Innen

Außen

V erglasung oberhalb Brüstungsbereich von 1,00 m vorerst keine besonderen Maßnahmen notwendig

Cristal Einkaufszenter, Martigny, Schweiz

Beispiel einer verletzungs-/absturzhemmenden raumhohen Fassadenverglasung in zwei Varianten. Variante links: außen Float 8 mm / innen VSG 16 mm (verletzungs- und absturzhemmend) Variante rechts: außen VSG 16 mm (absturzhemmend) / innen ESG 8 mm (verletzungshemmend)

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 107

4.


Für den statischen Nachweis der Absturzhemmung wird in der Regel eine Linienlast nach DIN EN 1991-1-1 „Einwirkung auf Tragwerke“ siehe „Abschrankungen“ zugrunde gelegt. Für Wohn-, Büro-, und Verkaufsflächen beträgt der charakteristische Wert 0,8 kN/m. Je nach Nutzungsart und zu erwartende Beanspruchung (z. B. durch Menschengedränge) kann dieser bis 3,0 kN/m betragen.

4.3.2.3.2. Schräg-, Dach- und Überkopfverglasungen

10°

4. Hotel Hof Weissbad, Schweiz

Unter Schräg-, Dach- oder Überkopfverglasungen werden Einfach- oder Isolierverglasungen verstanden, die mit einer Neigung von über 10° aus der Vertikalen eingebaut werden. Neben einer ausreichenden Dimensionierung, die sich aus verschiedenen Faktoren ergibt, gilt es bei Schrägverglasungen aus Sicht der Sicherheit insbesondere zu verhindern, dass bei Glasbruch einzelne Glasstücke oder gar ganze Glaselemente herunterstürzen und damit Menschen verletzt werden können.

108 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Überkopfverglasungen müssen daher als innerstes Glas immer ein VSG aus Floatglas oder aus teilvorgespanntem Glas aufweisen. VSG aus 2 ESG ist nicht zulässig, da diese Kombination keine genügende Reststabilität nach dem Bruch aufweist und daher die Gefahr besteht, dass ganze Elemente herunterstürzen können.

Einfachverglasung

4.

Isolierverglasung

Mögliche Aufbauten von Überkopfverglasungen Einfachverglasung Isolierverglasung

VSG aus Floatglas VSG aus TVG Glas außen

ESG-H TVG Floatglas VSG

Glas innen

VSG aus Floatglas VSG aus TVG

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 109


Vorsicht bei größeren Spannweiten! Bis zu einer Spannweite von 1500 mm kann VSG seine zugedachten Eigenschaften (verhindern, dass nach Bruch einzelne Glasstücke oder ganze Elemente herunterstürzen können) in der Regel erfüllen. Für größere Spannweiten sind zusätzliche Maßnahmen vorzusehen um das Abstürzen von ganzen Elementen zu verhindern. Für Elemente, die nur auf zwei Seiten aufliegen, gilt dies bereits ab einer Spannweite von 1200 mm. Auflage

Spannweite

Aufbau

2-seitig

Bis 1200 mm

VSG aus 2 x Floatglas VSG aus 2 x TVG

>1200 mm

Besondere Maßnahmen notwendig, um das Abstürzen ganzer Elemente zu verhindern

Bis 1500 mm

VSG aus 2 x Floatglas VSG aus 2 x TVG

>1500 mm

Besondere Maßnahmen notwendig, um das Abstürzen ganzer Elemente zu verhindern

4-seitig

4.

Besondere Maßnahmen (Beispiele) VSG als 3fach-Aufbau Auflageflächen erhöhen Konstruktive Maßnahmen, um ein Abstürzen zu verhindern (z. B. Netze oder Verstrebungen, usw.)

4.3.2.3.3. Glasböden Für Glasböden gelten dieselben Sicherheitsüberlegungen wie bei Schrägverglasungen. Zusätzlich muss jedoch noch der Rutschsicherheit Rechnung getragen werden.

110 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.2.3.4. Verglasungen in Sportstätten Bei Turn- und Sporthallen ist neben der Verletzungshemmung in der Regel insbesondere auch Ballwurfsicherheit erforderlich. Diese kann sowohl mit Einscheibensicherheitsglas (ESG) als auch mit Verbundsicherheitsglas (VSG) gewährleistet werden. Ballwurfsicherheit (für vierseitig eingebaute Verglasungen) Glastyp

Max. Abmessungen

EUROGLAS ESG Flat 6 mm

2000 x 3000 mm

EUROLAMEX VSG 8.1

2250 x 4200 mm

Für größere Abmessungen sind entsprechend dickere Gläser zu verwenden.

4.3.2.3.5. Konstruktiver Glasbau Der konstruktive Glasbau erfordert umfassende Überlegungen zum Thema Sicherheit. Die Überlegung, „was geschieht im Bruchfall?“ (besteht Verletzungsgefahr durch Glasstücke, kann jemand abstürzen, ist genügend Reststabiltät vorhanden, damit nicht ganze Elemente abstürzen können oder tragende Konstruktionen einstürzen?), die grundsätzlich bei jedem Glaseinsatz gemacht werden soll, ist bei Gläsern, die konstruktive Aufgaben übernehmen von besonderer Bedeutung und kann auf keinen Fall durch eine so genannte „statische Überdimensionierung“ ersetzt werden.

U-Bahnhof, Nürnberg, Fotograf: Gerhard Hagen/poolima

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 111

4.


4.3.2.3.6. Passive Sicherheit – Anwendungsempfehlungen Bruchbild

4.

Glastypen

Fenster mit Brüstung

Geländer

Glasbrüstungen/ Glasfassaden

Floatglas/ Gussglas

Geeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Fenster mit Brüstung gemäß DIN EN 1627/1628

Nicht zulässig

Drahtglas

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Einscheibensicherheitsglas (ESG) EUROGLAS ESG Flat

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Zusätzliche Absturzsicherung gemäß DIN EN 1627/1628

Zusätzliche Absturzsicherung gemäß DIN EN 1627/1628

Teilvorgespanntes Glas (TVG) EUROGLAS ESG Flat

Geeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Nur als VSG mit TVG

Nur als VSG mit TVG

Verbundsicherheitsglas (VSG) EUROLAMEX aus Floatglas/ Gussglas

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Ohne Punkthalterung

Ohne Punkthalterung

Verbundsicherheitsglas (VSG) EUROLAMEX aus Einscheibensicherheitsglas

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Wenn 4-seitig im Rahmen

Wenn 4-seitig im Rahmen

Verbundsicherheitsglas (VSG) EUROLAMEX aus teilvorgespanntem Glas (TVG)

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Besonders bei Punkthalterung

Besonders bei Punkthalterung

112 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Glastüren

Ganzglasanlagen/Glastrennwände

Glasdächer

Treppen/ Begehbare Verglasungen

Sportstättenverglasungen

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Geeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Geeignet

Scheiben allseitig im Rahmen Spannweite kleine Seite < 600 mm

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Anwendung, wenn keine Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen

Nur für IV-Glas; obere Scheibe ESG; untere Scheibe in VSG splitterbindend

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Nur als VSG mit TVG

Nur als VSG mit TVG

Nur als VSG mit TVG

Nur als VSG mit TVG

Nur als VSG mit TVG

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Notwendig, wenn Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen; ohne Punkthalterung

Überkopfverglasungen splitterbindend

Gleitsicherheit gewährleisten

Geeignet

Ungeeignet

Ungeeignet

Geeignet

ESG ist ballwurfsicher; Anwendung, wenn keine Absturzgefahr besteht

Wenn keine Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen, besonders bei Punkthalterung

Geeignet

Geeignet Wenn keine Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen; besonders bei Punkthalterung

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Geeignet

Notwendig, wenn Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen, besonders bei Punkthalterung

Überkopfverglasungen splitterbindend; besonders bei Punkthalterung

Scheibe mit hohem Widerstandsmoment und gleitsicher wählen; Tragscheibe schützen

Notwendig, wenn Absturzgefahr besteht; Glas sichtbar machen, besonders bei Punkthalterung

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 113

4.


4.3.2.4. Aktive Sicherheit in der Praxis Als angriffhemmende Verglasung (aktive Sicherheit) kommen in der Praxis meist nach den entsprechenden Normen geprüfte Gläser zum Einsatz. Durchwurf- und durchbruchhemmende Verglasungen Es handelt sich um genormte Verglasungen nach der DIN EN 356, eingeteilt in die Klassen P1A bis P5A (durchwurfhemmende Verglasungen) und P6B bis P8B (durchbruchhemmende Verglasungen). Einteilung nach DIN EN 356

4.

Widerstandsklasse

Fallhöhe

Anzahl Falltests mit Stahlkugeln von 4110 g

Anzahl Schläge mit Hammer/Axt mit Kunststoffstiel

Angriffhemmung

Glasaufbau

P1A

1500 mm

3

3000 mm

3

Durchwurfhemmend

VSG 2fach

P2A P3A

6000 mm

3

P4A

9000 mm

3

P5A

9000 mm

3x3=9

P6B

31 – 50

P7B

51 – 70

Durchbruchhemmend

VSG Mehrfachaufbau

P8B

über 70

Eine optimale Angriffhemmung kann nur erreicht werden, wenn auch der Fensterrahmen entsprechende Sicherheit bietet. Insbesondere bei Einbruchversuchen wird oft nicht die Verglasung eingeschlagen, sondern es wird versucht, den Fensterflügel gewaltsam zu öffnen. Die DIN EN 1627 regelt die Anforderungen an die Fensterrahmen in den Widerstandsklassen WK 1 – WK 6 und ordnet die entsprechenden Verglasungsklassen zu. Für Isoliergläser gilt der Grundsatz, dass jeweils ein Glas die geforderte Klassierung aufweisen muss. Den Verglasungsklassen P1A und P2A sind keine Rahmenklassen zugeordnet, d. h. diese Verglasungen bieten wohl eine gewisse Sicherheit, entsprechen aber keiner normierten Fensterwiderstandsklasse. Sie werden jedoch oft in Einfamilienhäusern eingebaut und bieten in der Regel einen ausreichenden Schutz vor einfachen Einbruchversuchen.

114 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.2.5. Sicherheitseigenschaften von Gläsern

Absturzhemmend

*

*

Erhöht beständig gegen Temperaturwechsel

Einbruchhemmend

Ballwurfsicher

Splitterbindend

Verletzungshemmend

Glastyp

Resttragfähig nach Bruch

Die nachfolgende Matrix gibt einen Überblick über die wichtigsten am Bau verwendeten Gläser und ihre relevanten Sicherheitseigenschaften sowie die Temperaturwechselbeständigkeit. Die Eigenschaften „durchwurf- und durchbruchhemmend“ sind zusammengefasst als „einbruchhemmend“, da solche Gläser meist zum Zweck der Einbruchhemmung eingesetzt werden. Die Eigenschaft „durchschusshemmend“ ist nicht aufgeführt, da dazu speziell aufgebaute Verbundsicherheitsgläser erforderlich sind.

Floatglas / Gussglas Draht- / Drahtspiegelglas ESG

*

TVG VSG aus Float- / Gussglas

*

VSG aus ESG

*

VSG aus TVG

*

** ***

*

Geeignet, * Aufbau/Dicke beachten, ** Nur wenn 4-seitig im Rahmen gehalten, *** Nur unter gewissen Bedingungen

Kaufmännische Berufsschule, Biel, Schweiz

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 115

4.


4.3.3. EUROLAMEX S PHON – Schalldämmendes Glas Das Verbundsicherheitsglas mit integriertem Schallschutz erreicht auf Grund seiner speziellen schalldämmenden Folie eine durchschnittliche Verbesserung des bewerteten Schalldämmmaßes Rw von 3 dB. EUROLAMEX Phon kann wie ein herkömmliches Verbundsicherheitsglas verarbeitet werden, da es alle Sicherheitseigenschaften eines herkömmlichen VSG beibehält. Der Einsatz kann als Einfachverglasung für den Innenbereich wie auch als Isolierglas erfolgen. 50

Schalldämmmaß (dB)

45 40 35 30

8.2 Standard VSG* 8.2 EUROLAMEX S PHON*

25

4.

Frequenz (Hz) 20 100 160 250 400 630 1000 1600 2500 4000

Monolithische VSG Aufbauten Schallschutzfolie Produktbezeichnung

Aufbau

Schalldämmmaß Rw

Eurolamex S Phon

6.2

35 dB

Eurolamex S Phon

8.2

37 dB

Eurolamex S Phon

10.1

38 dB

Eurolamex S Phon

10.2

38 dB

Eurolamex S Phon

12.2

40 dB

Eurolamex S Phon

16.2

41 dB

Eurolamex S Phon

20.2

42 dB

Eurolamex matt

6.2

33 dB

Eurolamex matt

8.2

35 dB

Eurolamex matt

10.2

36 dB

Eurolamex matt

12.2

38 dB

Mattfolie

116 I Produkte – Verbundsicherheitsglas

*Kein Isolierglas


4.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 117


4.3.4. Paketierung Sorte

4.

mm

2000

2250

2550

6000

6000

Glas

Folie

Blatt

t

Blatt

t

Blatt

t

Blatt

t

Blatt

t

6.1

6

0,38

20

1,98

20

2,23

20

2,52

9

2,67

18

5,35

6.2

6

0,76

19

1,93

19

2,17

19

2,46

9

2,75

18

5,49

6.3

6

1,14

18

1,88

18

2,11

18

2,39

9

2,82

18

5,63

6.4

6

1,52

18

1,93

18

2,17

18

2,46

9

2,89

18

5,78

8.1

8

0,38

15

1,97

15

2,21

15

2,51

7

2,75

14

5,51

8.2

8

0,76

15

2,01

15

2,26

15

2,56

7

2,81

14

5,62

8.3

8

1,14

14

1,91

14

2,15

14

2,44

7

2,87

14

5,73

8.4

8

0,52

13

1,81

13

2,03

13

2,31

7

2,92

14

5,84

10.1

10

0,38

12

1,96

12

2,20

12

2,50

5

2,45

10

4,90

10.2

10

0,76

12

1,99

12

2,24

12

2,54

5

2,49

10

4,98

10.3

10

1,14

11

1,85

11

2,09

11

2,36

5

2,53

10

5,06

10.4

10

1,52

11

1,88

11

2,12

11

2,40

5

2,57

10

5,14

12.1

12

1,38

10

1,95

10

2,20

10

2,49

4

2,34

8

4,69

12.2

12

0,76

10

1,98

10

2,23

10

2,52

4

2,38

8

4,75

12.3

12

1,14

9

1,81

9

2,03

9

2,30

4

2,41

8

4,82

12.4

12

1,52

9

1,83

9

2,06

9

2,33

4

2,44

8

4,88

16.1

16

0,38

8

2,08

8

2,34

8

2,65

3

2,34

6

4,67

16.2

16

0,76

8

2,10

8

2,36

8

2,67

3

2,36

6

4,72

16.3

16

1,14

8

2,12

8

2,38

8

2,70

3

2,38

6

4,77

16.4

16

1,52

8

2,14

8

2,41

8

2,73

3

2,41

6

4,82

20.1

20

0,38

6

1,94

6

2,18

6

2,48

2

1,94

4

3,88

20.2

20

0,76

6

1,96

6

2,20

6

2,50

2

1,96

4

3,92

20.3

20

1,14

6

1,97

6

2,22

6

2,52

2

1,97

4

3,95

20.4

20

1,52

6

1,99

6

2,24

6

2,54

2

1,99

4

3,98

118 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Stabilitätsprüfungen Die Sicherheit von VSG wird mittels zweier Prüfmethoden getestet: Kugelfallprüfung Die Stabilität des VSG wird mittels der Kugelfallprüfung ermittelt. Alle Scheiben müssen dem dreimaligen Aufprall einer ca. 4 kg schweren Stahlkugel standhalten. Die Fallhöhen in den einzelnen Klassen sind in nachfolgender Tabelle definiert: Kugelfallversuch nach DIN EN 356 Klasse

Fallhöhe

P1A

1500 mm

P2A

3000 mm

P3A

6000 mm

P4A

9000 mm

P5A

3 x 9000 mm

Pendelschlag Zur Simulation der stoßartigen Belastung und des daraus resultierenden Bruchverhaltens von VSG wird der Pendelschlagversuch durchgeführt. Hinsichtlich des Bruchverhaltens werden drei Typen unterschieden: Klasse

Fallhöhe

3

190 mm

2

450 mm

1

1200 mm

VSG-Bruch

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 119

4.


Geprüfte Verbundsicherheitsgläser Eurolamex matt Produkt

Kugelfall-Prüfung DIN EN 356

Pendelschlag DIN EN 12600

Eurolamex matt 6.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex matt 8.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex matt 10.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex matt 12.2

P2A

Klasse 1

Kugelfall-Prüfung DIN EN 356

Pendelschlag DIN EN 12600

Eurolamex Produkt

4.

Eurolamex 4.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex 4.4

P2A

Klasse 1

Eurolamex 6.1

P1A

Klasse 2

Eurolamex 6.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex 6.4

P4A

Klasse 1

Eurolamex 8.2

P2A

Klasse 1

Eurolamex 8.4

P4A

Klasse 1

Eurolamex 8.6

P5A

-

Eurolamex 12.8

P6B

-

Produkt

Kugelfall-Prüfung DIN EN 356

Pendelschlag DIN EN 12600

Eurolamex S Phon 6.2

P2A

1B1

Eurolamex S Phon 8.1

P1A

1B1

Eurolamex S Phon

Eurolamex S Phon 8.2

P2A

1B1

Eurolamex S Phon 8.4

P4A

1B1

Eurolamex S Phon 12.2

P2A

1B1

Sonderaufbauten auf Anfrage Eurolamex – Ballwurfsicherheit nach DIN 18032-3 Produkt

Max. Scheibengröße

Eurolamex 6.2

2250 x 4200 mm

Eurolamex 8.1

2250 x 4200 mm

Eurolamex 8.2

2250 x 4200 mm

120 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.5. Schallschutz

4.

Frankfurt Airport, Frankfurt am Main

Unsere Umwelt wird immer lauter; privater und öffentlicher Verkehr nehmen ständig zu. Vor Lärm ist niemand sicher. Selbst ruhige Lagen können von heute auf morgen starken Lärmbelastungen ausgesetzt sein. Aber: Was ist Lärm? Lärm wird als jede Art von Schall definiert, der als störend, lästig oder als schmerzhaft empfunden wird. Umgebungsgeräusche bestehen aus einer Vielzahl von Tönen verschiedener Frequenz und Intensität. Bei der Bestimmung der Lärmintensität wird die spezifische Wahrnehmung durch das menschliche Ohr berücksichtigt. Dabei werden hellere Töne subjektiv lauter empfunden als dunklere. Der lauteste Ton, den ein Mensch schmerzfrei hören kann, hat eine zehn Billionen Mal höhere Schallintensität als der leiseste. Das Gehör bewältigt die Wahrnehmung, indem es eine Verzehnfachung der Schallintensität etwa als Verdoppelung der Lautstärke empfindet. Der Umgang mit derart großen Zahlen ist nicht sehr praktikabel, daher wird ein logarithmischer Maßstab angewendet. Die Einheit ist das Dezibel (dB), abgeleitet aus dem Bel (B) (1 Bel = 10 Dezibel), einer dimensionslosen Verhältniszahl, die dem 10er Logarithmus entspricht.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 121


Schallintensitäten Beispiele zur Beziehung von linearen und logarithmischen Werten In linearen Einheiten

In 10er Potenzen

10er Logarithmus

In Bel (B)

In Dezibel (dB)

1*

100

0

0

0

10

10

1

1

1

10

100

10

2

2

2

20

1000

103

3

3

30

5000

10

3,7

3,7

3,7

37

10000

10

4

4

4

40

*Hörschwelle

4.

Landhaus Schaffhausen/Architekt: hofer.kick architekten/Fotograf: © foto-panorama.ch

122 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.5.1. Lärmquellen und Wahrnehmung In der nachfolgenden Abbildung sind einige typische Geräuscharten mit ihrer Lautstärke (in Dezibel) und dem subjektiven Empfinden aufgeführt.

Schmerzgrenze

130 dB

Flugzeug (50 m Abstand)

120 dB Rockkonzert 110 dB Presslufthammer 100 dB Laute Fabrikhalle 90 dB Laute Radiomusik 80 dB Straßenverkehr 70 dB Mittlerer Hörbereich

Bürolärm 60 dB

4.

Normale Unterhaltung

50 dB

Fernsehüber­­ tragung

40 dB

Ruhiger Garten

30 dB

Tickende Uhr

20 dB

Raschelndes Papier

10 dB

Schmerzhaft

Unerträglich

Unerträglich

Extrem laut

Sehr laut

Sehr laut

Laut

Mäßig laut

Eher leise

Leise

Sehr leise

Kaum hörbar

Fast unhörbar

0 dB Lautlos

Hörschwelle

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 123


4.3.5.2. Messkurven und ihre Bedeutung 4.3.5.2.1. Prüfverfahren Die Prüfung von Schalldämmgläsern ist genau normiert. In Terz-Abständen wird das Schalldämmmaß für die einzelnen Frequenzen von 50 – 5000 Hertz gemessen. Die erhaltenen Werte trägt man in ein Koordinatensystem ein und verbindet sie miteinander. Mit der dadurch entstandenen Kurve wird eine Bezugskurve nach genau festgelegten Regeln zur Deckung gebracht. Den Wert, den die verschobene Bezugskurve bei 500 Hertz aufweist, entspricht dem bewerteten Schalldämmmaß Rw. 60

50

Rw 40

4.

Schalldämmmaß R in dB

30

20

10

63

125

250

Messkurve

500

1000

2000

4000

Frequenz f in Hz

Verschobene Bezugskurve Frequenzbereich entspricht der Kurve der Bezugswerte (EN ISO 717-1)

Prüfräume und Messeinrichtungen können von Prüfinstitut zu Prüfinstitut variieren. Dadurch resultieren möglicherweise abweichende Werte. Maßgebend für die Beurteilung von SchalldämmIsoliergläsern durch Bauherren, Architekten und Behörden sind nach wie vor Prüfzeugnisse von anerkannten Prüfinstituten.

124 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.5.2.2. Schalldämmkurve und bewertetes Schalldämmmaß Das bewertete Schalldämmmaß Rw kann als eine Art Durchschnittswert von Messungen bei verschiedenen Frequenzen betrachtet werden. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die verschiedenen Messwerte zusammengezählt und durch ihre Anzahl dividiert werden. Vielmehr nimmt das Bewertungsverfahren Rücksicht auf die Eigenheiten des menschlichen Ohres, das auf Schallquellen mit niedrigen Frequenzen (100 bis ca. 400 Hertz) weniger empfindlich reagiert als auf solche mit höheren Frequenzen. Aus dem bewerteten Schalldämmmaß allein lassen sich keine Schlüsse über das Schalldämmverhalten bei einzelnen Frequenzen ziehen. Je nach Situation kann der Anteil an tiefen Frequenzen hoch sein (Straßenkreuzung mit anfahrenden Lastwagen). In diesen Fällen ist neben dem bewerteten Schalldämmmaß die Schalldämmung im entsprechenden Frequenzbereich zu beachten. Bei derartigen Problemstellungen kann die Schalldämmkurve, die jedem Prüfzeugnis beiliegt, gute Dienste leisten. Schalldämm-Isoliergläser mit demselben bewerteten Schalldämmmaß können bei einzelnen Frequenzen signifikante Unterschiede aufweisen.

4.3.5.2.3. Spektrum-Anpassungswerte C und Ctr Beim bewerteten Schalldämmmaß Rw in dB wird die akustische Wirkung auf spezifische Lärmeinwirkungen wie Straßen-, Flug- oder Wohnlärm nicht speziell berücksichtigt. Mit den so genannten Spektrum-Anpassungswerten C und Ctr lässt sich ein Schalldämmwert bezüglich der Frequenzcharakteristik einer bestimmten Lärmquelle anpassen. Für Straßenlärm wird beispielsweise der Spektrum-Anpassungswert Ctr (tr von traffic = Verkehr) berechnet (ein negativer Wert) und zum bewerteten Schalldämmmaß addiert. Die Summe von Rw + Ctr gibt Aufschluss über die Schalldämmeigenschaften eines Isolierglases bezüglich Straßenlärm. Der Anpassungswert C gilt in der Regel für Eisenbahn und Industrielärm. Beispiel Für ein Isolierglas wurden im Labor folgende Werte bestimmt: Rw = 39 dB (C = -1 dB; Ctr = -4 dB) Daraus folgt: Schalldämmung bezüglich Eisenbahn- und Industrielärm: Rw + C = 39 + (-1) = 38 dB Schalldämmung bezüglich Straßenlärm: Rw + Ctr = 39 + (-4) = 35 dB

4.3.5.3. Geltende Normen und Verordnungen Zwei wichtige Grundlagen für die Anforderungen an die Schalldämmung von Fenstern: Merkblatt über kennzeichnende Größen der Luftschalldämmung (Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, Hadamar) DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“, Ausgabe 1989 Dabei gilt es zu beachten, dass sich die in diesen beiden Regelwerken erlassenen Werte für die Schalldämmung auf das gesamte Fenster in eingebautem Zustand und nicht nur auf das Isolierglas allein beziehen.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 125

4.


4.3.5.3.1. Die Lärmschutzverordnung des Bundes Zweck und Ziel: Ein großer Teil der LSV widmet sich der Begrenzung und Eindämmung von Lärmimmissionen. Wo dies nur ungenügend gelingt, schreibt die LSV bestimmte Anforderungen an die Schalldämmung bei Gebäuden (insbesondere für Fenster) vor. Hier die wichtigsten Entscheidungsfaktoren Art und Nutzung des Gebäudes Genauer Standort in einer bestimmten Zone Intensität der zu dämpfenden Schallquelle Zum Beispiel sind Gebäude in Industriezonen anders zu behandeln als solche in Erholungsgebieten. Für Krankenhäuser gelten andere Richtlinien als für Schulhäuser. Neubauten Die LSV verpflichtet den Bauherren, dafür zu sorgen, dass der Schallschutz den anerkannten Regeln der Baukunst entspricht. Die Verordnung weist dabei insbesondere auf die Mindestanforderung gemäß DIN 4109 hin.

4.

Bestehende Bauten Für bestehende Bauten legt die LSV so genannte Belastungsgrenzwerte fest. Diese sind abhängig von der jeweiligen Empfindlichkeitsstufe der entsprechenden Bauzone. Man unterscheidet zwischen Erholungsgebieten, Wohn-, Misch- und Industriezonen. Werden die Belastungsgrenzwerte überschritten, schreibt die LSV für lärmempfindliche Räume ein bestimmtes Mindestschalldämmmaß in Abhängigkeit der Lärmbelastung vor (R‘w + (C oder Ctr) = 32 bzw. 38 dB). Die Gemeinden werden in der LSV verpflichtet, für bestehende Straßen, Eisenbahnanlagen und Flugplätze Lärmkataster zu erstellen. Das sind Pläne, aus denen genau hervorgeht, welche Gebiete wie stark mit Lärm belastet sind. Diese Belastungen lassen sich messen oder berechnen. Anforderungen an das bewertete Schalldämmmaß Rw (am Bau gemessen) von Fenstern und zugehörigen Bauteilen, wie z. B. Rollladenkasten, in Abhängigkeit des ermittelten Beurteilungspegels Lr (für bestehende Bauten nach LSV). Lr Tag (dB)

Lr Nacht (dB)

R‘w Fenster R‘w + C R‘w + Ctr

< = 75

< = 70

32 dB

> 75

> 70

38 dB

Rw muss mindestens 35 dB und höchstens 41 dB betragen. Bei besonders großen Fenstern können die Behörden die Anforderungen in angemessenem Rahmen erhöhen.

126 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.5.3.2. Die DIN 4109 Die DIN 4109 legt ein Berechnungsschema fest, mit dem sich die Anforderungen an das Schalldämmmaß der Fenster für jeden Raum bestimmen lassen. Die Werte gelten für den gesamten Fassadenteil eines Raumes. In einem Berechnungsverfahren kann in Abhängigkeit des Raumvolumens und des Fensteranteils an der Fassade das erforderliche Schalldämmmaß, das in der Regel etwas tiefer liegt, für die Fenster ermittelt werden. Weder die LSV (für bestehende Bauten) noch die DIN 4109 (für Neubauten) schreiben Schalldämmmaße für Isoliergläser vor. Die vorgeschriebenen Werte beziehen sich immer auf das gesamte Fenster. Prinzipiell muss unterschieden werden zwischen Rw + (C, Ctr) Isolierglas: Bewertetes Schalldämmmaß Isolierglas (Labormessung) Rw + (C, Ctr) Fenster: Bewertetes Schalldämmmaß Fenster (Labormessung) R‘w + (C, Ctr) Fenster: Bewertetes Schalldämmmaß Fenster (am Bau gemessen)

4.3.5.4. Definitionen – Begriffsbestimmungen zum Schallschutz Schall Unter Schall versteht man mechanische Schwingungen und Wellen eines elastischen Mediums, insbesondere im Frequenzbereich des menschlichen Hörens (16 bis ca. 20.000 Hertz). Dabei können sich diese Schwingungen in der Luft (Luftschall) sowie in festen Körpern, z. B. Mauerwerk (Körperschall) ausbreiten. Weiter wird unterschieden zwischen Infraschall bei Tönen mit einer Frequenz unter 16 Hertz und Ultraschall mit Tönen über 16.000 Hertz. Diese sind vom menschlichen Gehör nicht mehr wahrnehmbar. Dezibel (dB) 1 dB = 1/10 Bel Dimensionslose logarithmische Einheit für den Schallpegel. Das Dezibel ist nach dem Erfinder des elektromagnetischen Telefons, Graham Bell, bezeichnet. Frequenz Die Frequenz (f) gibt die Zahl der Schwingungen je Sekunde an. Die Einheit dieser Schwingungszahl ist das „Hertz“ (Hz). 1 Hertz = 1 Schwingung pro Sekunde. Hohe Töne haben eine hohe Frequenz (viele Schwingungen), tiefe Töne entsprechend wenige Schwingungen. Im Bauwesen wird der Frequenzbereich von 100 Hz bis 5000 Hz berücksichtigt. Geräusch Der Begriff Geräusch bezeichnet den Sammelbegriff für alle Hörempfindungen, die nicht ausschließlich als Ton oder als Klang bezeichnet werden können. Ein Geräusch ist dabei abhängig von seinem zeitlichen Verlauf, der Tonalität (bzw. dem Spektrum), der Störwirkung und seiner Herkunft. Lärm Als Lärm werden alle Geräusche bezeichnet, die bedingt durch ihre Lautstärke und Struktur auf das menschliche Gehör sowie auf die Umwelt belastend bzw. störend wirken.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 127

4.


Schallbrücken Starre Verbindungen zwischen Schalen mehrschichtiger Konstruktionen. Über diese Verbindung erfolgt eine erhöhte Körperschallübertragung. Schallpegel Bezeichnung für die Schallintensität. Koinzidenzeinbruch Charakteristisch für einschalige Trennelemente ist eine deutliche Abnahme der Schalldämmung bei bestimmten Frequenzen. Dieses Phänomen wird als Koinzidenzeinbruch bezeichnet. Die Lage (Frequenz) des Koinzidenzeinbruchs wird bestimmt durch die Masse pro Flächeninhalt (kg/m2) sowie die Biegefestigkeit. Lautstärke Die Lautstärke gibt an, wie laut ein bestimmter Schall vom menschlichen Gehör empfunden wird. Dabei ist die Lautstärke als Maß abhängig vom Schalldruck und der Frequenz.

4.

50

40

Schalldämmmaß Rw in dB

30

20

10

63

125

250

500

1000

2000

4000 8000 Schallfrequenz f in Hz

Schalldämmkurve von verschieden dicken Glasscheiben (nach EMPA, Lauber)

Glasscheibendicke 3 mm Glasscheibendicke 6 mm Glasscheibendicke 12 mm

128 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Schallschutz Als Schallschutz wird insbesondere der Schutz vor Straßen-, Flug- und Schienenlärm sowie Gewerbelärm und Nachbarschaftslärm, etc. bezeichnet. Es wird zwischen aktivem und passivem Schallschutz unterschieden. Aktiv ist der Schallschutz, wenn an der Lärmquelle Maßnahmen zur Verringerung der Schallemission, wie z. B. Schwingungsisolierung von Geräten, Flugverbote, Lärmschutzwände, etc. getroffen werden. Passiver Schallschutz wird durch Maßnahmen am Immissionsort, insbesondere durch eine Schalldämmverglasung, erreicht. Schallpegeldifferenz (D) Unterschied zwischen dem Schallpegel L1, im Senderaum und dem Schallpegel L2 im Empfangsraum (bzw. der schallzugewendeten Seite und der schallabgewendeten Seite eines Gebäudeteils). D = L1 - L2 in dB Oktave Zwei Frequenzen f1 und f2 mit Schwingungszahl im Verhältnis 1:2. Terz Zwei Frequenzen f1 und f2 im Verhältnis: 1: 3 2 . Eine Terz entspricht 1/3 Oktave. Trittschall Schall, der beim Begehen oder durch andere Anregungen einer Wand oder Decke entsteht und teilweise als Luftschall abgestrahlt wird. Kennzeichnende Größen Bewertetes Schalldämmmaß Rw Maß zur Kennzeichnung der Luftschalldämmung. Rw ist das anhand einer Normkurve (zur Berücksichtigung des menschlichen Hörvermögens) bewertete Schalldämmmaß eines Bauelements. Es wird in dB angegeben. Rw umfasst nur die Schallübertragung über das Bauteil ohne Nebenwege (z. B. Anschlussfuge). Prüfwert Rw,P Rw,P ist ein anderer Begriff für Rw und findet sich oft in alten Prüfzeugnissen. Bewertetes Bauschalldämmmaß R’w R’w ist der im eingebauten Zustand gemessene Wert des Bauteils mit allen Nebenwegen. Spektrum-Anpassungswerte C und Ctr Korrekturwerte, die spezielle Frequenzen berücksichtigen. Der Anpassungswert C wird bei Lärm mit breitem Frequenzspektrum eingesetzt (Eisenbahn oder Industrielärm). Ctr (tr = traffic) ist der Anpassungswert für Straßen- und Fluglärm.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 129

4.


4.3.5.5. Funktion und Aufbau von Schalldämm-Isoliergläsern Die Schalldämmung von Isoliergläsern kann mit verschiedenen Maßnahmen verbessert werden. Dickere Gläser Asymmetrischer Aufbau: Kombination von dünnen und dicken Gläsern Elemente mit Schalldämmfolien im Verbundsicherheitsglas Gasfüllung im Scheibenzwischenraum Größerer Scheibenzwischenraum: Mit größerem Scheibenzwischenraum erreicht man bessere Schalldämmwerte. Isolierglastechnisch sind jedoch Scheibenzwischenräume über 20 mm prob- lematisch. Erhöhung der Glasmaße Die Verbesserung der Schalldämmung allein durch dickere Scheiben im symmetrischen Aufbau ist nicht sehr groß. Asymmetrischer Aufbau Bei Isoliergläsern mit asymmetrischem Aufbau verringert sich der Einfluss der Eigenfrequenz. Da auch die Koinzidenzeinbrüche bei verschiedenen Frequenzen liegen, wird eine deutliche Verbesserung der Schalldämmung erreicht.

4.

Elemente aus Verbundsicherheitsglas Zwischenschichten aus einer oder mehreren Folien bewirken biegeweichere Schalen und damit weniger markante Koinzidenzeinbrüche. Gasfüllung im Scheibenzwischenraum Je nach spezifischem Aufbau wird mit der Verwendung von Krypton-Wärmedämmgas und Mischgasen aus Argon/Krypton eine Verbesserung der Schalldämmung erzielt. Auf die Verwendung von SF6 wird bei EUROGLAS verzichtet (Empfehlung BUWAL).

130 I Produkte – Verbundsicherheitsglas

Plexus Granges-Paccot, Fribourg/Fotograf: Hans Ege


Leistungsfähige Schalldämm-Isoliergläser ergeben sich vor allem aus der Kombination der zuvor genannten Maßnahmen

Erhöhung des Scheibenzwischenraums Verbundsicherheitsglas, Verbundglas Zwischenschichten aus hochreißfesten Folien oder PVB Schalldämmfolien Asymmetrischer Aufbau Gasfüllungen MG – Argon/Krypton Argon Krypton

4.3.5.6. Merkmale von Schalldämm-Isoliergläsern

Die Schalldämmung von Isolierglas und Fenstern ist formatabhängig. Quadratische Formate weisen in der Regel bessere Werte auf als rechteckige. Die Laborwerte von Isoliergläsern beziehen sich auf ein Normmaß (1230 x 1480 mm). Je nach Format können bei Nachmessungen veränderte Schalldämmwerte entstehen. Schalltechnisch gesehen spielt es keine Rolle, ob die dickere oder dünnere Scheibe der Lärmquelle zugekehrt ist.

Gezielt ausgewählte 2fach-Kombinationen erreichen bei gleicher Elementdicke und gleicher Gesamtglasdicke eher bessere Schalldämmwerte als 3fach-Isoliergläser.

4.3.5.6.1. Verbundsicherheitsglas mit Schalldämmfolie (VSG P) Mit der Entwicklung der neuartigen und speziellen Akustik PVB-Folie gelang der Durchbruch zu einem Produkt für Akustikverglasungen höchster Ansprüche. Dieses Produkt verbindet im Mehrscheibenisolierglas ausgezeichnete Eigenschaften im Bereich Schallschutz mit allen sicherheitstechnischen Vorteilen einer herkömmlichen PVB-Folie.

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 131

4.


Schalldämmung von monolithischen Gläsern

Schalldämmung 37 dB

37 dB

36 dB

35 dB 34 dB

34 dB

33 dB

32 dB

32 dB

31 dB

4.

30 dB

29 dB

Floatglas 8 mm

VSG 4 – 0,76 – 4

VSG S Phon 4 – 0,76 – 4

Bereits in monolithischen Verbundsicherheitsgläsern zeigt die Schalldämmfolie ihre herausragende Schallschutz-Leistung. Bezüglich der Schalldämmwerte erreicht man bei VSG mit normaler PVBFolie gegenüber Floatglas gleicher Dicke eine Verbesserung um bis zu 2 dB, mit der SC Schalldämmfolie sogar 5 dB. Die Schalldämmfolie erfüllt alle Anforderungen eines herkömmlichen Verbundsicherheitsglases – auch für den Überkopfbereich und die absturzsichernde Verglasung.

132 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


Vergleich von VSG Standard PVB-Folie gegenüber Schalldämmfolie VSG-Aufbau

Standard

Schallschutz Folie

Glas/PVB/Glas

PVB-Folie

RW*

C; Ctr

4 / 0,76 mm / 4

34 dB

37 dB

-1; -4 dB

5 / 0,76 mm / 5

35 dB

38 dB

-1; -3 dB

6 / 0,76 mm / 6

37 dB

39 dB

0; -2 dB

8 / 0,76 mm / 8

38 dB

41 dB

-1; -3 dB

10 / 0,76 mm / 10

39 dB

42 dB

-1; -3 dB

12 / 0,76 mm / 12

40 dB

43 dB

-1; -3

*Messungen beim ift Rosenheim gemäß EN 20140-3 / DIN EN ISO 140, Prüfzertifikate auf Anfrage

4.3.5.7. Zusammenhänge Isolierglas – Fenster – Fassade Die Schalldämmung des Fensters wird nicht allein durch das Isolierglas bestimmt, obwohl es mit 70 – 80 % den größten Flächenanteil besitzt. Eine gute Schalldämmung lässt sich nur dann erreichen, wenn alle Komponenten, neben dem Isolierglas auch der Fensterrahmen, die Beschläge, die Dichtung zwischen Rahmen und Flügel und der Anschluss zum Baukörper stimmen.

Isolierglas

Fensterrahmen

Schalldämmwert Fenster am Bau

Einbaudetails

Dichtung: Rahmen / Flügel

Einflüsse auf das bewertete Schalldämmmaß eines Fensters am Bau Die schwächste Komponente bestimmt die Schalldämmung des ganzen Fensters. Ein mangelhaft dämmender Rahmen oder eine undichte Fuge lassen sich nicht oder nur in einem geringen Maße durch ein hochdämmendes Isolierglas aufwerten. Eine sorgfältige Abstimmung von Fenster und Isolierglas sowie eine fachgerechte Montage sind immer notwendig. Das Isolierglas ist, trotz der erwähnten zusätzlichen Einflüsse, einer der wichtigsten Faktoren für eine optimale Schalldämmung. Unter der Voraussetzung, dass alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind und eine sorgfältige, fachgerechte Montage garantiert ist, ergeben in etwa die folgenden Zusammenhänge zwischen Isolierglas, Fenster und Fenster im eingebauten Zustand (grobe Faustregel). Produkte – Verbundsicherheitsglas I 133

4.


Schalldämmmaß

Abminderung

Beispiel

Rw Isolierglas (Laborwert)

39 dB

Rw Fenster (Laborwert)

2 – 3 dB

ca. 36 – 37 dB

Rw Fenster am Bau gemessen

1 – 2 dB

ca. 34 – 36 dB

4.3.5.8. Schallschutz kombiniert mit anderen Funktionen 4.3.5.8.1. Schallschutz und Wärmedämmung Bei allen beheizten Räumen ist eine gute Wärmedämmung besonders wichtig. Insbesondere ist der Nachweis des mittleren U-Wertes zu erbringen. Dabei ist zu beachten, dass ein niedriger U-Wert der Verglasung nicht nur Energieeinsparungen mit sich bringt, sondern auch durch höhere Oberflächentemperaturen der inneren Scheibe eine deutlich spürbare Behaglichkeitssteigerung bedeutet. Für Wohn- und Arbeitsräume spielt die Behaglichkeit eine zentrale Rolle.

SILVERSTAR ZERO E

4.

SILVERSTAR ZERO E Argon

Argon

10

14

4

14

6

Schalldämmfolie

8VSG -1PS

14

4

14

6

Ohne Probleme lässt sich praktisch jedes Schalldämm-Isolierglas mit einer hervorragenden Wärmedämmung versehen. Schallschutz und Wärmedämmung lassen sich beim Isolierglas ideal kombinieren.

4.3.5.8.2. Schallschutz und Sicherheit Sicherheits-Isoliergläser weisen durch Kombination mit dickeren Verbundsicherheitsgläsern gute Schalldämmeigenschaften auf. Auch diese Gläser lassen sich durch Beschichten mit einer ausgezeichneten Wärmedämmung versehen. Einscheibensicherheitsglas EUROGLAS ESG Flat (ESG) Die Schalldämmeigenschaften von Floatglas werden durch Vorspannen zu Einscheibensicherheitsglas nicht verändert. Für Isolierglaskombinationen mit ESG gelten demnach dieselben Schalldämmmaße wie für die entsprechenden Kombinationen ohne vorgespannte Gläser. 134 I Produkte – Verbundsicherheitsglas


4.3.5.8.3. Schallschutz und Sonnenschutz Auch Sonnenschutzgläser lassen sich mit guten Schalldämmeigenschaften versehen. Für Sonnenschutz-Isoliergläser sind jedoch aus physikalischen und ästhetischen Gründen kleinere Scheibenzwischenräume besser geeignet.

Argon SILVERSTAR ZERO E SILVERSTAR COMBI Neutral 70/40 Beschichtung 8 8

4

16 12

4

12

6

4. 4.3.5.8.4. Schallschutz und Sprossen Bei Verwendung von Sprossen im Scheibenzwischenraum (SZR) des Isolierglases kann eine Reduzierung der Schalldämmwirkung eintreten. Alle von EUROGlas bestätigten Schalldämmwerte beziehen sich auf Prüfelemente ohne eingebaute Sprossen.

4.3.5.9. Übersicht Schalldämmgläser Schalldämmung Floatgläser – Einfachgläser Schalldämmwerte und Spektrum-Anpassungswerte nach DIN 12758 Glasdicke

Rw

C

Ctr

3 mm Floatglas

28 dB

-1 dB

-4 dB

4 mm Floatglas

29 dB

-2 dB

-3 dB

5 mm Floatglas

30 dB

-1 dB

-2 dB

6 mm Floatglas

31 dB

-2 dB

-3 dB

8 mm Floatglas

32 dB

-2 dB

-3 dB

10 mm Floatglas

33 dB

-2 dB

-3 dB

12 mm Floatglas

34 dB

-0 dB

-2 dB

Produkte – Verbundsicherheitsglas I 135


4.

136 I Produkte – LUXAR

Vitrine VĂślkerkundemuseum, Berlin


4.4. LUXAR Entspiegeltes Glas (HY-TECH-GLASS) Die wesentlichen Dinge werden erst durch das Unsichtbare sichtbar Ob beim Besuch einer Ausstellung, an der Ladentheke, vor dem Schaufenster oder im Auto: Reflexfreies Glas erlaubt einen direkten Blick auf die Wirklichkeit. Durch die interferenzoptische Beschichtung vermindern sich reflektierte Lichtwellen – zugunsten einer klaren Durchsicht. LUXAR Glasbeschichtungen eröffnen Architekten, Innenraumgestaltern und Herstellern technischer Produkte ein weites Spektrum an neuen kreativen Spielräumen. Mit Hilfe der innovativen Magnetron-Technologie werden handelsübliche Glassorten, vom einfachen Floatglas über Isolierglas bis hin zum Panzerglas, in nicht reflektierende Gläser verwandelt. Einsatzbereiche für LUXAR Entspiegeltes Glas LUXAR kommt überall zum Einsatz, wo eine Trennung notwendig ist, die unsichtbar bleiben soll. Wegen seiner hohen Transparenz wird LUXAR in der Architektur bevorzugt für Fassaden, Innen- raumdesign, Wintergärten und Schalteranlagen angewendet. Einsatz im Ladenbau für Schaufenster, Vitrinen, Ladentheken und Produktpräsentationen. Bei Anzeigetafeln als Abdeckung von Plasma-, LCD-, LED-, OLED-, Plasma-Displays und Videowänden. Für Bilderrahmen und Vitrinen in Museen. Im Fahrzeugbau für Cockpitanzeigen, Armaturen, Innen- und Trennverglasung, Frontscheiben, Heckscheiben. Produkt-Richtlinien und Wissenswertes Damit die Klarheit des LUXAR Glases gewahrt bleibt, muss es regelmäßig gereinigt werden. Es sind die speziellen Verarbeitungsrichtlinien und Reinigungshinweise zu beachten: Wässrige, neutrale und schwach alkalische Glasreiniger verwenden Keine kratzenden, scheuernden Reinigungsmittel Keine alkalischen Laugen Keine Mikrofasertücher LUXAR Herstellung und Veredelung LUXAR Glas wird im Magnetron-Verfahren mit einer harten, korrosionsbeständigen Mehrfachbeschichtung aus Oxiden beschichtet. Die Schicht lässt sich einseitig oder beidseitig auftragen. Die interferenzoptische LUXAR Beschichtung lässt sich auf alle Floatgläser aufbringen: auf einfaches Floatglas, Weißglas und auf farbige Gläser sowie Sonderglasarten. Aus dem veredelten Glas lassen sich vor- und teilvorgespanntes Glas, Verbundsicherheitsglas, Einscheibensicherheitsglas, Alarmglas, Bogenglas, Panzerglas, mit Siebdruck gestaltetes Glas und Isolierglaskombinationen mit Wärmedämmbeschichtung herstellen.

Produkte – LUXAR I 137

4.


Produkteigenschaften LUXAR entspiegeltes Glas ist antireflektierend. Spiegelungen und Lichtreflexe werden auf ein Minimum reduziert. Reflexfreie Ein- und Durchblicke sind vielerorts nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern dienen der Sicherheit und dem visuellen Komfort. Hochwertige Produkte oder Kunstwerke müssen hinter Sicherheitsglas präsentiert werden können. Herkömmliche Verglasungen können die freie Sicht behindern. Damit die Glasoberfläche für das menschliche Auge eine ungestörte Wirkung erzeugt, muss die Reflexion weniger als 2 % betragen. Die LUXAR Beschichtung ermöglicht eine unverfälschte Farbwahrnehmung. Auch Anzeigetafeln und Multifunktionsdisplays profitieren mit LUXAR von der extrem niedrigen Restreflexion. Die hervorragende Durchsicht sowie brillante Farben und eine gute Auflösung führen dazu, dass LUXAR optisch kaum wahrgenommen wird. Die äußerst harte Oberfläche sorgt für eine hohe Beständigkeit und Abriebfestigkeit der Schicht.

4.

LUXAR ist verfügbar als: LUXAR einseitig (für VSG oder Kombinationen mit anderer funktioneller Schicht) Abmessungen 3210 x 6000 mm Glasstärken 4 – 15 mm LUXAR beidseitig (Standard für reflexfreies Betrachten) Abmessungen 1900 x 3210 mm Glasstärken 2 – 12 mm Auf folgenden Floatglassubstraten: Float klar Float extraweiß Float farbig (bronze, grau, grün, etc).

Tropenhaus Berlin

138 I Produkte – LUXAR


4.4.1. LUXAR Entspiegeltes Glas als Einfachverglasung Lichttransmissions- und Lichtreflexionsgrade bei Einfachverglasungen 100 %

100 %

4,0 %

100 %

0,3 %

4,0 %

90 %

4,0 %

0,3 % 93,7 %

0,3 %

99,5 %

Glasart

Floatglas unbeschichtet

Floatglas mit LUXAR Beschichtung einseitig

Floatglas mit LUXAR Beschichtung beidseitig

Lichtreflexion

8%

4,3 %

< 1 x (Typ 0,6 %)

Lichttransmission

90 %

94 %

97,4 %

4.4.2. LUXAR Entspiegeltes Glas als Isolierglas Lichttransmissions- und Lichtreflexionsgrade bei Isolierverglasungen. Beispiel: 2fach Isolierglas Float 2 x 4 mm; SZR 12 mm Argon 3fach Isolierglas Float 3 x 4 mm; 2 x SZR 12 mm Argon

12 %

4.

< 1,5 %

Glasart

2fach-Isolierglas SILVERSTAR EN2plus

2fach-Isolierglas mit LUXAR Beschichtung auf Pos. 1, 2 und 4 und SILVERSTAR EN2plus Wärmedämmschicht auf Position 3

Lichtreflexion

12 %

< 1,5 %

Bei Isolierglas sollte jeder Glas-/Luftübergang entspiegelt sein – auch die Glasseite, die dem Scheibenzwischenraum zugewandt ist. Das ist vor allem in Verbindung mit der SILVERSTAR EN2plus Schicht zu empfehlen. Durch den Einsatz von Floatglas EUROWHITE, beidseitig mit LUXAR Beschichtung, wird die Lichttransmission deutlich erhöht. LUXAR kann mit dem kompletten SILVERSTAR Beschichtungsprogramm kombiniert werden.

Produkte – LUXAR I 139


4.4.3. Entspiegeltes Glas LUXAR CLASSIC LUXAR Classic ist ein beidseitig interferenzoptisch entspiegeltes Weißglas. Einsatzbereiche für LUXAR CLASSIC Für Bilderrahmen, Vitrinen und Glasabdeckungen ist das entspiegelte Glas LUXAR CLASSIC die erste Wahl. Einsatz im Kunstbereich, Galerien. Für Museen und Ausstellungen. Produkteigenschaften Das nahezu reflexfreie Extraweißglas garantiert eine unverfälschte Farbwahrnehmung und eine direkte, spiegelungsfreie Sicht auf das Exponat. Die praktisch blendfreie Beschichtung hat eine minimale Restreflexion von weniger als 0,5 %. LUXAR CLASSIC kann mit Folie für UV- und Splitterschutz zu Verbundsicherheitsglas laminiert werden. Als VSG 4.1 beträgt der UV-Schutz von LUXAR CLASSIC 99 %. LUXAR Classic ist in Glasdicken von 2 und 3 mm sowie als VSG mit 4,4 mm Glasdicke erhältlich.

4.

Robert Burns Museum, Schottland

Abmessungen Glasdicke

Verfügbare Abmessungen

Lichtreflexion

UV-Schutz

2 mm

1605 x 1900 mm und 1900 x 3210 mm

<1 %

70 %

3 mm

1605 x 1900 mm und 1900 x 3210 mm

<1 %

70,5 %

4,4 mm als VSG 2.2.1

1605 x 1900 mm und 1900 x 3210 mm

<1 %

99 %

140 I Produkte – LUXAR


4.

Grünes Gewölbe Dresden

Produkte – LUXAR I 141


4.

142 I Produkte – Brandschutzglas

Isolierverglasung mit Brandschutz/ETH Studio Monte Rosa/Tonatiuh Ambrosetti


4.5. Brandschutzglas Immer häufiger übernimmt der Baustoff Glas die Aufgabe, auch vor Feuer, Rauch und Hitzestrahlung zu schützen. Transparenter Brandschutz ermöglicht fließende Raumübergänge und effiziente Tageslichtausnutzung. Die FIRESWISS Brandschutzgläser erlauben als hochwirksame Spezialgläser Brandschutzlösungen in zeitgemäßer Glasarchitektur. Sie sorgen für Offenheit, Transparenz und natürliche Beleuchtung bei gleichzeitig umfassender Sicherheit. Akkreditierte Prüfstelle von Glas Trösch

4.

Das Brandlabor Buochs der Glas Trösch AG FIRESWISS ist als Prüfstelle für Brandtests an Bauteilen akkreditiert. Es können eine Reihe von Brandtests für nationale und internationale Zulassungen in Buochs, CH ausgeführt werden.

Vertikaler und horizontaler Brandprüfstand während eines Brandversuches

Produkte – Brandschutzglas I 143


4.5.1. Brandschutzglas FIRESWISS FOAM – Klassifizierung EI Schutz vor Feuer, Rauch und Hitzestrahlung Ein wesentlicher Faktor von Brandschutzglas FIRESWISS FOAM ist der zusätzliche Schutz vor gefährlicher Hitzestrahlung. Durch ein so genanntes Hitzeschild erfolgt eine Brandabschnittbildung, die den Helfern und Einsatzkräften ein gefahrloses Passieren der Flucht- und Rettungswege ermöglicht. Basis dieser Eigenschaft ist die thermische Isolation: Die vom Brandherd abgekehrte Seite des Glases erwärmt sich bei Brandraumtemperaturen von fast 1000 °C nur um maximal 100 K. Der durchschnittliche laut Norm geforderte Wert liegt bei 140 K. FIRESWISS FOAM sorgt damit für sehr zuverlässigen Schutz.

°C 100 K

4.

144 I Produkte – Brandschutzglas

Einsatzbereiche für FIRESWISS FOAM Überall, wo in der Architektur die Trans- parenz von Glas mit hervorragenden Brand- schutzeigenschaften der Klasse EI kombi- niert werden soll. Einsatzmöglichkeiten für die EI-Brand- schutzverglasungen FIRESWISS FOAM sind z. B. Flurtrennwände als raumtrennende Bau teile im Bereich von Flucht- und Rettungs- wegen. Als raumabschließende Wände zwischen Nutzungseinheiten eines Gebäudes zur Brand- abschnittbildung. Für bewegliche Brandschutzabschlüsse (Türen mit und ohne Verglasung) mit raum- abschließender Funktion und Hitzeisolation kommen die Feuerwiderstandsklassen EI 30, EI 60 und EI 90 zur Anwendung. Für Aufzugschachttüren mit raumabschließender Funktion und mit Wärmedämmung in den Feuerwiderstandsklassen EI 30 und EI 60.


Beispiele für Glasaufbauten bei Innen- und Außenanwendungen mit FIRESWISS FOAM Innenanwendung

Außenanwendung

Beheizt  Beheizt

Unbeheizt  Beheizt

FIRESWISS FOAM 30-15

FIRESWISS FOAM Brandschutz-Isolierglas

Unbeheizt  Unbeheizt

Unbeheizt  Beheizt

FIRESWISS FOAM 30-19

FIRESWISS FOAM Brandschutz-Isolierglas

UV-Schutz durch PVB-Folie

Floatglas

Thermo-Transformations-Schichten

UV-Schutz durch PVB-Folie

FIRESWISS FOAM Herstellung und Veredelung Brandschutzglas FIRESWISS FOAM wird als Sandwichpaket aus Glas im Verbund mit Thermo-Transformations-Schichten (TTS) aufgebaut. Eine große Auswahl an Kombinationsmöglichkeiten mit funktionalen und dekorativen Eigenschaften steht für FIRESWISS FOAM zur Verfügung.

Exemplarischer Aufbau von FIRESWISS FOAM als Verbundglas mit aufschäumenden Zwischenschichten

Produkte – Brandschutzglas I 145

4.


Produkteigenschaften Die innovativen Thermo-Transformations-Schichten (TTS) von FIRESWISS FOAM weisen gegenüber herkömmlichen Mehrschichtsystemen einen erheblich gesteigerten Absorptionsgrad auf. Dadurch wird im Brandfall die Strahlungshitze vollständig in den Interlayer-Schichten absorbiert. Die Energie wird gleichermaßen aufgezehrt. Im weiteren Verlauf expandieren die Schichten und es bildet sich eine feste, zähe Schaumplatte, an der die Scherben der feuerseitigen Floatscheibe haften. Der Sandwichaufbau von FIRESWISS FOAM Brandschutzglas bildet im Verbund mit den geborstenen Scheiben ein hocheffizientes Hitzeschild sowie den Raumabschluss gegen Rauch und Flammen. Wirkungsweise von FIRESWISS FOAM

4.

Phase 1

Phase 2

Hitzestrahlung durch Feuer

Energieverzehrendes Aufschäumen der ersten Thermo-Transformations-Schicht

146 I Produkte – Brandschutzglas


FIRESWISS FOAM ohne UV-Schutz

Unmittelbare UV-Strahlung, z. B. durch UV-Lampen, oder eine Anordnung an stark UV-durchlässigen Bauteilen muss vermieden werden.

FIRESWISS FOAM mit UV-Schutz

Durch eine spezielle Folie wird bei Außenanwendung UV-Schutz gewährleistet. UV-Strahlung von der nicht geschützten Seite her muss vermieden werden.

Feuchtbeständigkeit

Die direkte Einwirkung von hoher Luftfeuchte (Schwimmbäder) bedarf besonderer Vorkehrungen hinsichtlich des Falzraums (Falzraum nach außen entspannen, Glashalteleiste befindet sich außen). Kondensatbildung sowie stehende Nässe muss vermieden werden.

Temperaturbeständigkeit

FIRESWISS FOAM reagiert unter Einfluss thermischer Energie mit Bildung von Blasen. Eine längere Exposition außerhalb des Temperaturbereichs von -40 bis +50 ºC muss zur Vermeidung von optischen Beeinträchtigungen vermieden werden.

Da FIRESWISS FOAM Brandschutzglas als Verbundsicherheitsglas aufgebaut werden kann, bietet es erhöhte passive Sicherheit. Gewicht und Elementdicke stehen bei FIRESWISS FOAM optimal im Verhältnis. Es ist in diverse Rahmensysteme einbaubar. Prüfung einer Brandschutzverglasung mit FIRESWISS FOAM 30-15

t = 0 Minuten

4.

t > 30 Minuten Beflammungsdauer

Produkte – Brandschutzglas I 147


4.5.2. Brandschutzglas FIRESWISS COOL – Klassifizierung EW

1m

Schutz vor Feuer und Rauch bei reduzierter Hitzestrahlung FIRESWISS COOL ist eine Brandschutzverglasung für die Anforderungen der Klassifizierung EW (= reduzierte Hitzestrahlung). Neben dem Raumabschluss gegen Rauch und Flammen bietet FIRESWISS COOL einen wirkungsvollen Schutz gegen die gefährliche Temperaturerhöhung auf der zu schützenden, dem Feuer abgewandten Seite. Flucht- und Rettungswege bleiben so auch nach längeren Brandzeiten noch zugänglich. Einsatzbereiche für FIRESWISS COOL Überall dort, wo in der Architektur die Transparenz von Glas mit hervorragenden Brandschutzeigenschaften der Klasse EW kombiniert werden soll.

4.

Produkt-Richtlinien und Wissenswertes FIRESWISS COOL ist ein Brandschutzglas der Feuerwiderstandsklasse EW nach DIN EN 135012+A1:2009. FIRESWISS COOL Herstellung und Veredelung Durch die Verwendung von FIRESWISS COOL lässt sich eine EW-Verglasung mit erstaunlich dünnen Verbundgläsern realisieren. Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten für Design, Funktion und Sicherheit stehen zur Verfügung. Alle Glastypen sind auch mit Ornament- oder Farbglas möglich. Produkteigenschaften Je nach Anforderung und verwendetem Glastyp kann mit FIRESWISS COOL eine Feuerwiderstandsdauer von 30 bis 120 Minuten erreicht werden. FIRESWISS COOL erfüllt nicht nur die Anforderungen der strengen europäischen Prüfnormen, sondern ergänzt darüber hinaus noch Funktionalität mit herausragender Optik. Es verfügt über eine ausgezeichnete optische Qualität ohne Verzerrungen oder Verfärbungen. Ein UV-Schutz z. B. für Außenanwendung ist durch optionale PVB-Folien machbar. Die stabilisierende Wirkung des Verbundglases FIRESWISS COOL bietet neben dem Brandschutz außerdem einen Gewinn an passiver Sicherheit. Wirkungsgrad und Glasdicke stehen bei FIRESWISS COOL in einem hervorragenden Verhältnis. Diverse, geprüfte Glasflächen stehen in vielen gängigen Rahmensystemen aus Holz und Stahl zur Verfügung. 148 I Produkte – Brandschutzglas


4.

Brandschutzverglasung/Westside, Bern/Foto: Hans Ege

Produkte – Brandschutzglas I 149


4.

150 I Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas

Matterhorn Glacier Paradise, Zermatt


4.6. Solar- und Einscheibensicherheitsglas Unter dem Namen EUROGLAS ESG Flat vertreibt EUROGLAS Solarglas als auch individuell bearbeitetes Glas mit Lochbohrung und Kantenschliff. Desweiteren ist die Verarbeitung zu ESG oder TVG möglich. Passgenau und sicher – EUROGLAS ESG Flat Je nach Einsatzzweck können Lochausschnitte in unterschiedlicher Anzahl und Größe gebohrt werden. Der Kantenschliff des Glases ist in drei unterschiedlichen Ausführungen möglich. Informationen Kantenschliff Kapitel 4.6.2. Die Produktion ist auf Serienfertigung ausgelegt. Der Sicherheitsaspekt spielt eine immer wichtigere Rolle. Zerbrochenes Glas birgt ein hohes Verletzungsrisiko. Die Bruchstücke sind spitz, ihre Kanten oft messerscharf. Für viele Anwendungen ist es wichtig, dass Glasscheiben generell bruchfester sind und, sofern es doch zum Bruch kommt, keinerlei Gefahr darstellen. EUROGLAS ESG Flat erhält durch thermische Vorspannung eine erhöhte Bruchfestigkeit und ist damit schlag-, stoß- und hagelfester als normales Floatglas. Zudem ist es temperaturwechselbeständiger und zerfällt bei Bruch in kleine, stumpfkantige Glaskrümel, von denen nahezu keine Verletzungsgefahr ausgeht. Der einzigartige Produktionsprozess führt zu besonders planem ESG mit geringer Verwerfung und hoher Bruchfestigkeit.

4.

4.6.1. Einsatzbereiche EUROGLAS ESG Flat Floatglas Rückglas für Solarmodule Halbzeug zur Weiterverarbeitung ESG Zur Minimierung des Verletzungsrisikos bei Glasbruch in Bauten für sportliche Nutzung (Sport-, Turn-, Mehrzweck- oder Tennishallen) und in öffentlichen Gebäuden (Schulen, Kindergärten, usw.). Bei Überkopfverglasungen als Schutz vor Hagelschlagschäden. Bei Isoliergläsern im Überkopf- bereich wird ESG witterungsseitig eingesetzt. In Geschäftshäusern und Wohngebäuden mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Innenbereich (Türen, Trennwände, Ganzglasanlagen, Duschen, usw.). Bei Ganzglasfassaden und Structural Glazing in Isoliergläsern und Brüstungselementen. Im Fahrzeugbereich für Seiten- und Heckscheiben von Autos, für Baumaschinen, Eisenbahnen, landwirtschaftliche Fahrzeuge, Seilbahnkabinen, Kommunalfahrzeuge. Zur Vermeidung von thermischen Brüchen überall dort, wo große thermische Belastungen zu erwarten sind, z. B. bei Gläsern mit hohem Strahlungsabsorptionsgrad oder bei Gläsern, die einen Abstand von weniger als 30 cm vom Heizkörper oder einer anderen Wärmequelle haben. In der Maschinenindustrie als Abdeckgläser, Schaugläser und für Abschrankungen. In Kombina- tion mit anderen Gläsern. Solarmodul (Front- sowie Rückglas) Gewächshausverglasung

Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas I 151


TVG Bei Ganzglasfassaden und Structural Glazing in Isoliergläsern und Brüstungselementen. Isolierglas und Brüstungselemente Vordächer Solarmodul (Front-sowie Rückglas) EUROGLAS ESG Flat steht auch als Halbzeug zur Verfügung. Die Weiterverarbeitung zu ESG/TVG kann individuell erfolgen. Produkt-Richtlinien und Wissenswertes Die Produktion von Einscheibensicherheitsglas (ESG) erfolgt nach DIN EN 12150. ESG ist ein thermisch vorgespanntes Glas, das unter kontrollierten Bedingungen durch Erhitzen und anschließendes schnelles Abkühlen in ein System gleichbleibender Spannungsverteilung gebracht wird. Das Schleifen der Glaskanten erfolgt nach DIN 1249. 4.6.2. Herstellung und Veredelung Für die Bearbeitung stehen die Basisgläser EUROFLOAT und EUROWHITE zur Auswahl. Zwei Bearbeitungslinien können jeweils drei Bearbeitungsschritte absolvieren.

4.

Zuschnitt Der Zuschnitt von Bandmaßen ist ab einer Mindestgröße von 550 mm in quadratischer Form möglich.

Lochbohrung Die Fertigung von Bohrlöchern ist ab einer Mindestgröße von 8 mm Durchmesser möglich.

152 I Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas


Folgende Glaskantenbearbeitungen stehen grundsätzlich zur Verfügung: Kante geschnitten (KG) Die Schnittkante entsteht beim Anritzen und anschließendem Brechen des Glases entlang des Schnittes. Die Ränder dieser Kante sind unbearbeitet und somit noch scharfkantig.

Kante gesäumt (KGS) Die gesäumte Kante entspricht der Schnittkante, deren Ränder mehr oder weniger gebrochen sind. Die Schnittflächen sind nicht bearbeitet und die Ecken gestoßen.

4.

Kante geschliffen (KGN) Die Kantenoberfläche ist durch Schleifen ganzflächig bearbeitet. Die geschliffene Kante kann mit gebrochenen Rändern entsprechend der gesäumten Kante ausgeführt sein. Geschliffene Kantenoberflächen haben ein schleifmattes Aussehen. Blanke Stellen und Ausmuschelungen sind nicht zulässig.

Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas I 153


Außerdem ist die Verarbeitung zu ESG, TBG oder TVG im Härteofen möglich. Folgende Arbeitsschritte sind an der Bearbeitungslinie möglich:

Beschickung

Markierung "Stempeln"

Zuschnitt

Schleifen Brechen

4.

Waschen

Bohren

Automatische Online-Inspektion

Abnahme Entschickung

Die Beschickung der Anlage erfolgt vollautomatisch. Die Anlage kann ganze Bandmaße aufnehmen und zuschneiden. Der Zuschnitt erfolgt direkt nach der Beschickung. Die Minimalgröße ist 550 mm x 550 mm, die Maximalgröße beträgt 2.600 mm x 2.600 mm bzw. 1.700 x 2.600 mm bei für das Vorspannen vorgesehenen Produkten. Das Glas wird zunächst angeritzt und dann noch oben angehoben. Die geritzte Stelle bildet die Sollbruchstelle. Das zugeschnittene Glas läuft zur Markierung weiter. Je nach Kundenwunsch wird ein Markierstempel aufgebracht. Jetzt geht es weiter zum Schleifen. Mit Hilfe von Wasser und Diamanten formt die Anlage saubere Glaskanten – Umfangsscheiben mit entsprechendem Profil lassen gesäumte Kanten (KGS) oder rodierte Kanten (KGN) entstehen. Nach dem Schleifen fahren die Scheiben weiter zum Bohren. Die Bohrlöcher entstehen ebenfalls mittels Wasser und Diamant-Bohrkronen. Je nach Einsatzzweck sind die Aussparungen an verschiedenen Positionen und in unterschiedlicher Größe möglich. Die durch die Bearbeitung entstandenen Verschmutzungen werden anschließend in einer Waschmaschine wieder entfernt. Frisch gewaschen, läuft das Glas zur Qualitätsprüfung. Ein Online-Scanner prüft jede einzelne Scheibe auf Unregelmäßigkeiten und sortiert sie bei Bedarf aus. Jetzt erfolgt die Abstapelung oder der Vorspannprozess. Nach dem Vorspannprozess kann ESG nicht weiter bearbeitet werden, weil dadurch die gleichbleibende Spannungsverteilung gestört und das ESG sofort zu Bruch gehen würde. Sämtliche Bearbeitungen, wie z. B. Löcher, Ausschnitte, etc., müssen vor dem Vorspannprozess angebracht werden. ESG lässt sich nachträglich nicht mehr auf ein anderes Maß zuschneiden. Nachträglich möglich sind Oberflächenbearbeitungen wie z. B. Ätzen, Mattieren oder Bedrucken/Beschichten mit Farbe.

154 I Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas


Produkteigenschaften vorgespanntes Glas Die Druck- und Zugspannungen sind im Ruhezustand gleichmäßig über den Glasquerschnitt verteilt. Je nach Belastung des Glases verändern sich die Spannungen im Glasinneren. Technische Daten Glasdicken

Glastyp

Abmessungen

Lochbohrung Ø

2-8 mm

Float

3-8 mm

Kante

Ecke

Minimum

Maximum

Minimum

Maximum

550 mm

2.600 mm

8 mm

50 mm

KG; KGS; KGN Gestoßen

ESG

550 mm

1.700 2.600 mm

8 mm

50 mm

KGS; KGN

Gestoßen

3-8 mm

TVG

550 mm

1.700 2.600 mm

8 mm

50 mm

KGS; KGN

Gestoßen

2 mm

TBG*

550 mm

1.700 2.600 mm

8 mm

50 mm

KGS; KGN

Gestoßen

Sonderformate nach Absprache *TBG - Thermisch behandeltes Glas

Die Scheibentrennung ist mit Pulver, Papier und Bindfaden möglich.

Fabrikationsgebäude EUROGLAS SOLAR in Haldensleben

Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas I 155

4.


4.

156 I Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas

Fotograf: Thomas Aus der Au, Architekt: Peter Felix Partner AG


4.7. DURACLEAR – Dauerhaft brillantes Duschvergnügen DURACLEAR von EUROGLAS – Die Duschglas-Innovation für höchste Ansprüche Wasser und Glas sind Sinnbilder für Leichtigkeit, Transparenz und Eleganz. Wenn beide Elemente aufeinander treffen, ist es mit dem klaren Durchblick aber nach einiger Zeit vorbei. Selbst bei modernstem Floatglas können im unbeschichteten Zustand mikroskopisch kleine Unebenheiten und Kratzer kaum vermieden werden. Langfristig lagern sich Kalk und Schmutz ab, die das Glas stumpf aussehen lassen. Überall dort, wo Glas mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, sind daher neue Lösungen gefragt. Mit der Beschichtung DURACLEAR bleibt die Glasoberfläche sehr glatt und erhält seine glasklare Brillanz über Jahre. Die besonders haltbare Versiegelung beugt der Glaskorrosion und Alterung vor. Die Beschichtung DURACLEAR wird im Hochvakuum-Magnetron-Verfahren aufgetragen. Dabei verschmilzt die hauchdünne Beschichtung unlösbar mit dem Basisglas. Das Glas ist damit widerstandsfähig gegen chemische, thermische und mechanische Einflüsse. Diese Widerstandsfähigkeit macht sich DURACLEAR zunutze: Mit seiner dauerhaft glatten Oberfläche sichert die Beschichtung für das Funktionsglas von Beginn an maximale Korrosionsbeständigkeit sowie eine hohe Lebensdauer und Brillanz. Bereits bei der Verarbeitung zeigt sich DURACLEAR anwenderfreundlich: Für die Weiterverarbeitung sind keine speziellen Maschinen und Reinigungsschritte notwendig. Wo es keine Vertiefungen, Mikrorisse und Unebenheiten gibt, können sich Kalk, Reinigungsmittel, Seifenreste und Schmutzpartikel auch nicht einlagern. Daher ist die Pflege denkbar einfach: der Einsatz von handelsüblichem Reiniger reicht vollkommen aus. DURACLEAR wird standardmäßig auf EUROFLOAT produziert. Strenge Fertigungsnormen sichern die hohe Qualität und Farbstabilität des Basisglases. Fertig mit DURACLEAR beschichtet ist das Glas in Dicken von 3 bis 12 mm verfügbar und im Bandmaß-Format von 3.210 mm Breite und 6.000 mm Länge. Noch klarer und brillanter wird das Produkt in Kombination mit dem farbneutralen Basisglas EUROWHITE NG, dessen reduzierter Eisenoxidgehalt den leichten Grünanteil herkömmlicher Floatgläser aufhebt.

Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas I 157

4.


Anwendungen In allen Bereichen, in denen Glas Wasser ausgesetzt ist, kann DURACLEAR angewendet werden. Im Interieur sind das beispielsweise Duschkabinen, Wandverkleidungen und Trennwände in Feuchträumen oder auch Küchenrückwände. Die maximalen Glasformate von bis zu 20 m2 Fläche erlauben auch großflächige Anwendungen wie in Schwimmbädern und Wellnessbereichen. Die korrosionsbeständige Eigenschaft ist auch für die Exterieur-Anwendung von Vorteil. Zum einen kann sich auf der glatten Oberfläche Verschmutzung nicht so leicht festsetzen, zum anderen beugt die Beschichtung der Glasalterung vor. Von klassischen Glasfassaden über Terrassen-Überdachungen und Wintergärten bis hin zu Vordächern – DURACLEAR eignet sich hierfür perfekt. Die Beschichtung ist so dünn, dass sie auch für gebogene Gläser in Frage kommt: Geschwungene Trennwände und runde Duschkabinen sind ebenso realisierbar wie gebogene Überdachungen – Der Gestaltung und Funktionalität sind praktisch keine Grenzen gesetzt.

Die Beschichtung

4.

Innovative Beschichtung

EUROFLOAT Floatglas

Durch das innovative Beschichtungsverfahren wird eine hauchdünne Spezialbeschichtung unlösbar mit dem EUROFLOAT Basisglas verschmolzen. Das Ergebnis: Maximale Korrosionsbeständigkeit, gleichbleibend glatte Oberfläche, hohe Lebensdauer und dauerhafte Brillanz – über viele Jahre.

Die Vorteile von DURACLEAR Korrosionsbeständig Leicht zu reinigen Resistent gegen Putzmittel und Waschsubstanzen

158 I Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas

Herkömmliches Floatglas

Selbst modernste Produktionsverfahren können nicht verhindern, dass herkömmliches Glas mikroskopisch kleine Vertiefungen, Poren und Kratzer aufweist. Dauerhafte Feuchtigkeit führt dazu, dass die Oberfläche stumpf wird. Das Ergebnis: Kalk und Schmutzpartikel lagern sich an und setzen sich fest, das Glas wird mit der Zeit unansehnlich und verliert seinen natürlichen Glanz.

Hocheffektive Glasversiegelung Dauerhafter Glanz und Brillanz Widerstandsfähigkeit Langlebig mit Garantie Farbneutral


Langzeit Garantie DURACLEAR lässt sich mühelos sauber halten und bleibt dauerhaft schön – darauf gibt es die EUROGLAS Langzeit-Garantie. Denn durch die einzigartige Beschichtung ist DURACLEAR korrosionsbeständig und zuverlässig gegen schädliche Einflüsse von Kalk, Hitze, Shampoos und Syndets geschützt. Die Empfehlung zur sachgerechten Pflege: Einen handelsüblichen Haushaltsreiniger ganz einfach mit weichem Tuch oder angefeuchtetem Schwamm auftragen und klar spülen.

DURACLEAR von EUROGLAS nach 10 Jahren Benutzung

Herkömmliches Duschglas nach 10 Jahren Benutzung

Verarbeitungshinweise Die Beschichtung lässt sich auf alle Basis-Floatgläser aufbringen; einfaches Floatglas (EUROFLOAT) und Weißglas (EUROWHITE NG). Die lichttechnischen Daten der Basisgläser bleiben unverändert. Aus dem veredelten Glas lassen sich teilvorgespanntes Glas, Verbunsicherheitsglas, Einscheibensicherheitsglas (auch ESG-H), Bogenglas mit Siebdruck gestaltetes Glas und Isolierglaskombinationen mit Wärmedämmschichten herstellen. Auch Bohrungen und Kantenschliff sind kein Problem.

Produkte – Solar-/Einscheibensicherheitsglas I 159

4.


5.

160 I Logistik


5. Logistik Optimal und bedarfsgerecht: Der Materialfluss von der Herstellung bis zur Verarbeitung. Professionelle Logistik Die Euroglas Logistik gewährleistet termingenaue Auslieferung und optimalen Schutz der Fracht. Die Lagerhaltung garantiert gemischte Ladungen mit kurzen Lieferterminen und die Innenlader sorgen für ein bequemes, kostengünstiges und sicheres Abladen. Auf der Rückfahrt werden die vollen Scherbencontainer der Kunden mitgenommen und dieser wichtige Rohstoff dem Prozess wieder zugeführt. Es wird per Schiff und Bahn realisiert, bei Bedarf auch Exportaufträge.

5.1. Transportarten Innenlader ■ Spezialtransport für Glas Schnelle Be- und Entladezeiten Ladungssicherung befindet sich im LKW (Hydro Push) Höchstmögliche Tonnage kann damit auf die Straße gebracht werden (28,8 t brutto) Transport von großen Glasformaten bis 3210 x 9000 mm

5.

Maxi-Trailer Ermöglicht Transport von Bandmaßen (bis 3210 x 6000 mm) Im Boden versenkbares L-Gestell zum variablen Einsatz der Ladeflächen

Logistik I 161


Trailer A-Böcke, Endcaps und Picture-Frames (PF), im Block stehend Sicherung mit Holz, Stahlband und Zurrgurten Maximale Tonnage 24,5 t brutto Kran oder Staplerbeladung

Open-Top Container Kostengünstige Verladungsarten für Seetransporte Ladungssicherung erfolgt mit Holz, Stahlband und Zurrgurten Wird mittels Kran von oben be- und entladen (einfaches Handling beim Kunden) Maximale Zuladung bis 22 t (je nach Bestimmungsland)

5.

5.2. Verpackung L-Gestell Einseitige Entladung Aufnahme bis zu 28 t

162 I Logistik


A-Gestell Beidseitige Entladung möglich Verschiedene Glassorten unter sofortigem Zugriff Aufnahme bis zu 28 t

Picture-Frame Glaslagerung auch ohne A- oder L-Gestell möglich Glaskantenschutz während der Lagerung Glasbewegung in den Abmessungen 2000 x 3210 mm, 2250 x 3210 mm, 2400 x 3210 mm, 2550 x 3210 mm auch ohne spezielle Abladegabel möglich.

5.

Scherbencontainer Zur Scherbenrückführung vom Kunden Inhalt 2 t

Logistik I 163


6.

164 I Anwendung und Handling

Panoramagalerie Pilatus, Alpnach, Schweiz


6. Anwendung und Handling Die folgenden Ergänzungen und weiteren Hinweise im Umgang mit Glas sind ebenfalls als Merkblätter auf der Internetseite www.euroglas.com verfügbar.

6.1. Glasreinigung Reinigung der Glasoberfläche Etwaige Verunreinigungen der Glasoberfläche, bedingt durch Einbau und Verglasung sowie Aufkleber und Distanzplättchen können mit einem weichen Schwamm oder einem Kunststoffspachtel und viel warmer Seifenlauge vorsichtig abgelöst werden. Alkalische Baustoffe wie Zement, Kalkmörtel o. Ä. müssen, solange sie noch nicht abgebunden haben, mit viel Wasser abgespült werden. Das Gleiche gilt für vom Regen auf die Glasfläche gespülte Ausblühungen von Baustoffen. Besonders hartnäckig zu entfernende Verunreinigungen wie z. B. Kleberrückstände, Farb- oder Teerspritzer sollten nur mit geeigneten Lösungsmitteln wie Waschbenzin, Spiritus oder Aceton angelöst und anschließend gründlich nachgereinigt werden. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass diese Lösungsmittel keine anderen angrenzenden organischen Bauteile, Dichtungsmaterialien oder den Isolierglas-Randverbund angreifen oder beschädigen können. ACHTUNG Niemals Reinigungsmittel mit Scheuer- oder Schürfbestandteilen (abrasive Reinigungsmittel), Rasierklingen, Stahlspachtel oder andere metallische Gegenstände verwenden. Eine Reinigung mit Stahlwolle der Körnung 00 ist zulässig. Reinigungsgegenstand und Flüssigkeit häufig wechseln, um zu vermeiden, dass abgewaschener Schmutz, Staub und Sand wieder auf die Glasfläche gelangen und diese verkratzen können. Rückstände, bedingt durch das Glätten von Versiegelungsfugen, müssen sofort entfernt werden, da diese in ausgetrocknetem Zustand nahezu nicht mehr zu beseitigen sind. Bei der Reinigung von Sonnenschutzgläsern, die auf der Witterungsseite beschichtet sind oder bei entspiegelten Schaufensterverglasungen sind die speziellen Reinigungsvorschriften des Herstellers/Lieferanten zu beachten.

6.2. Glasbruch Glas als unterkühlte Flüssigkeit gehört zu den spröden Körpern, die beim Überschreiten der Elastizitätsgrenze unmittelbar brechen. Solche Brüche können verschiedenste Ursachen haben. Beim Arbeiten mit Glas wie z. B. bei der Montage oder beim Transport entstehen, nicht selten durch Unachtsamkeit oder unbemerktes Anstoßen, Kantenbeschädigungen. Diese Beschädigungen schwächen das Glas und können nachträglich auch bei vergleichsweise geringer Belastung zum Bruch führen. Ebenso Veränderungen am Gebäude oder der Konstruktion können unzulässige Kräfte auf das Glas ausüben. Solche Belastungen können unter anderem aus thermischen sowie statischen Gründen erfolgen. Anwendung und Handling I 165

6.


Die Bruchursache und der Bruchzeitpunkt ist zeitversetzt möglich und kann daher ohne weiteres lange Zeit später zum Ausfall der Verglasung führen. Es wird deshalb empfohlen, eine Glasbruchversicherung abzuschließen, über die ab Übergang von Gefahr und Nutzen auf den Besteller, bzw. ab fertigem Einsatz der Glaseinheit beim Endabnehmer, Bruchschäden geregelt werden können.

VSG-Bruch

TVG-Bruch

6.2.1. Glasbruch durch Thermoschock

6.

Vermeiden von Glasbrüchen infolge thermischer Überbelastung Starke ungleichmäßige Erwärmungen können im Glas zu hohen Spannungen führen und im Extremfall einen so genannten Thermoschock, das heißt einen Glasbruch infolge thermischer Überbelastung, auslösen. Bei Wärmequellen wie Heizkörpern, Warmluftaustritten, dunklen Möblierungen, usw. sollte daher ein Mindestabstand von 30 cm zur Verglasung eingehalten werden. Isoliergläser dürfen weder bemalt noch mit Folien beklebt werden. Des Weiteren sollte eine Teilbeschattung vermieden werden, da dadurch bei Sonneneinstrahlung partiell sehr hohe Temperaturen auftreten können. In Schiebetüranlagen mit Wärme- und Sonnenschutzgläsern kann sich zwischen den, im geöffneten Zustand hintereinander stehenden, Scheiben durch direkte Sonneneinstrahlung ein Hitzestau bilden, der ebenfalls zu einem Thermoschock führen kann. Das gleiche Problem ergibt sich oft auch bei infrarotreflektierenden Rollos oder Vorhängen mit ungenügender Luftzirkulation. Mögliche Vorkehrungen S chiebetüren oder -fenster bei direkter Sonneneinstrahlung nicht übereinandergeschoben stehen lassen. Dunkle Möbel, Polstergruppen, usw. mindestens 30 cm von der Verglasung entfernt platzieren. Für ausreichende Hinterlüftung sorgen. Äußere Beschattungsvorrichtungen anbringen bzw. betätigen (Teilbeschattung jedoch vermeiden).

166 I Anwendung und Handling


Verwendung von ESG oder TVG, anstelle von normalem Floatglas. Damit wird die Temperaturwechselbeständigkeit erhöht. Glasbruch infolge Temperatureinwirkung kann durch diese Maßnahme ausgeschlossen werden. Wo aus technischen Gründen kein ESG oder TVG verwendet werden kann, empfehlen wir die Kanten zu bearbeiten und den Zwischenraum zu belüften. 6.2.2. Spontanbruch bei ESG Bei der Glasherstellung sowohl im Floatverfahren wie auch bei gezogenen Gläsern können kleinste Kristalle aus Nickel und Schwefel im Glas, so genannte Nickel-Sulfid-Einschlüsse, entstehen. Blasen, Augen und Steinchen sind zwar äußerst selten, aber auf Grund ihrer Größe und der optischen Veränderung (Hof) meist deutlich erkennbar. Anders ist dies bei kleinsten Nickel-SulfidEinschlüssen (NIS). Deren Größe liegt in der Regel im Bereich unter 0,2 mm und sind deshalb optisch nicht erkennbar. Bei Temperaturbelastung können diese NIS-Einschlüsse, sofern sie in der Zugspannungszone des ESG liegen, ihre Zustandsform ändern (allotrope Umwandlung) und dadurch erheblich größer werden. Dies kann zu einem sehr großen Spannungsanstieg im Glas und im Extremfall zu Glasbruch ohne äußere Einwirkung führen. Dieser Glasbruch wird als „Spontanbruch“ bezeichnet, der allerdings nur bei ESG und TVG entstehen kann. Sein Auftreten ist äußerst selten und kann bis zu 10 Jahre nach der Herstellung noch auftreten. Eine sehr gute Schutzwirkung gegen das Auftreten von Spontanbrüchen erzielt man mit der Heißlagerungsprüfung (Heat-Soak-Test, kurz HST). Heißlagerungsprüfung (Heat–Soak-Test HST) Zur Vermeidung von Spontanbrüchen wird ESG nach der Herstellung einer Heißlagerung nach DIN EN 14179 unterzogen. Für hinterlüftete Fassadenplatten als Außenwandbekleidung ist dies vorgeschrieben. Dabei werden die Scheiben bei einer mittleren Ofentemperatur von 290 °C (± 10 °C) im Ofen gelagert und auf dieser Temperatur gehalten. ESG Scheiben mit Nickel-SulfidEinschlüssen werden durch diese Prüfung bereits vor der Auslieferung zerstört und aussortiert. Eine hundertprozentige Sicherheit ist damit allerdings nicht möglich. Glasbruch infolge eines Spontanbruches stellt keinen Garantieanspruch dar. 6.2.3. Kratzer und Glasbruch bei Isoliergläsern Das Beladen, Transportieren und Abladen von Glas Bei Wohn- und Geschäftsbauten sowie in Hotels werden viele Fenster und Fenstertüren in Isolierglas ausgeführt. Auch Spe­ zialgläser in Innenwänden sowie Glasschiebetüren werden öfter in verschiedenen Gebäuden eingesetzt. Der Glasanwendung im Hochbau und im Innenausbau sowie im modernen Möbelbau sind heute fast keine Grenzen mehr gesetzt. Beim Transport dieser Glaselemente per LKW vom Isolierglashersteller zum Verarbeiter oder zur Baustelle sind einige Sicherheitsvorkehrungen zu beachten, um Schäden an den Gläsern zu vermeiden. Auch können Verletzungen beim Auf- und Abladen durch geeignete technische Maßnahmen und passende Handschuhe vorgebeugt werden. Das weitere Handling in der Werkstatt oder auf Baustellen kann sehr verschieden sein, je nach Größe, Gewicht und Verwendung des Glaselementes. Anwendung und Handling I 167

6.


6.2.4. Glasbruch bei Schiebetüren und -fenstern Vermeidung von Glasbruch bei Schiebetüren und -fenstern Wärmedämmende Isoliergläser mit Low-E-Beschichtungen werden heute standardmäßig in Schiebetüren und -fenstern eingesetzt. Bei der Bedienung dieser Fensterelemente kann es unter bestimmten Voraussetzungen zu Glasbruch infolge Überhitzung kommen. Isoliergläser mit Low-E-Beschichtungen haben ein hohes Wärmedämmvermögen. Die Gläser lassen die kurzwellige Sonneneinstrahlung beinahe ungehindert durch, während die langwellige Strahlung, wie z. B. Heizwärme, reflektiert, d. h. nicht durchgelassen wird. Diese physikalische Wechselwirkung kann bei Schiebefenstern oder Schiebetüren unter besonderen Umständen unangenehme Wirkung zeigen. Werden die Elemente übereinandergeschoben und während längerer Zeit der prallen Sonne ausgesetzt, kann sich der Raum zwischen den Schiebeelementen derart aufheizen, dass die Scheibe infolge eines Thermoschocks bricht. Mögliche Vorkehrungen gegen einen derartigen Bruch infolge Thermoschock sind die folgenden: S chiebetüren oder -fenster bei direkter Sonneneinstrahlung nicht übereinandergeschoben lassen Beschattungs-Vorrichtungen anbringen oder betätigen Bei unvermeidbarer Sonneneinstrahlung: Verwendung von ESG-H oder TVG anstelle eines normalen Floatglases. Damit wird die Temperaturwechselbeständigkeit erhöht. Ein Glasbruch infolge Temperatureinwirkung kann durch diese Maßnahme ausgeschlossen werden. Wo aus technischen Gründen kein ESG-H oder TVG verwendet werden kann, empfehlen wir, die Kanten zu säumen und den Zwischenraum zu lüften. 6.2.5. Beurteilung von Glasbrüchen

6.

Glas als unterkühlte Flüssigkeit ist ein spröder Werkstoff der keine nennenswerte plastische Verformung (wie etwa Stahl) zulässt, sondern beim Überschreiten der Elastizitätsgrenze unmittelbar bricht. Auf Grund der hohen Fertigungsqualität sind im Floatglas praktisch keine Eigenspannungen vorhanden. Glasbruch und so genannte Spannungsrisse sind deshalb ausschließlich auf äußere mechanische und/oder thermische Einwirkung zurückzuführen und fallen nicht unter die Garantie. (Es wird deshalb empfohlen, eine Glasbruchversicherung abzuschließen ab Übergang von Nutzen und Gefahr auf den Besteller bzw. ab fertigem Einsatz der Glaseinheit durch den Abnehmer.)

168 I Anwendung und Handling


Typische Bruchbilder für Flachglas 6.2.5.1. Glasbrüche durch direkten Schlag, Stoß, Wurf oder Schuss Durch einen harten und kurzen schnellen Aufschlag wird das Sprungbild entweder ein glatt durchgeschlagenes Loch im Glas zeigen oder ein Loch mit strahlenförmigem Einlauf um das Loch herum.

Stoßbelastung

6.2.5.2. Glasbrüche durch Biegebeanspruchung, Druck, Sog, Verspannung und Belastung Klemmung oder Verspannung der Scheibe an einer Stelle kann zum Bruch führen. Dies ist daran festzustellen, dass der Sprung von diesen Stellen seinen Ausgang nimmt. Einfache oder durchlaufende Sprünge entstehen meist bei Verwindungen oder Verspannungen.

Sprung von einem Punkt ausgehend

Strahlenförmige Sprünge von einem Punkt ausgehend

6.

Schlagwirkung

Klemmsprünge, wobei die Scheibe in die Rahmenkonstruktion zu stark eingespannt wurde.

Verspannung oder Verwindung

Anwendung und Handling I 169


6.2.5.3. Glasbrüche durch lokale Erwärmung oder Schlagschattenbildung Bei einer lokalen Erwärmung oder Schlagschattenbildung auf der Scheibenoberfläche wird die Sprungrichtung wiederholt abgelenkt und verläuft unregelmäßig.

Verzweigung des Sprungbildes wegen einer lokalen Erwärmung, z.B. durch Heizkörper oder Sonneneinstrahlung, Bemalung oder Folienbeklebung.

Verzweigung durch aufgeklebtes Folienmaterial

Scheibenbruch durch Aus-/Einwölbung des Glases bei Temperatur- und Druckschwankungen im Scheibenzwischenraum, Winddruck, Wasserdruck, etc.

Weitere Informationen finden Sie z. B. im Buch „Glasschäden“ von Ekkehard Wagner (ISBN 978-3-7783-0818-9)

6.

170 I Anwendung und Handling


6.3. Optische Phänomene 6.3.1. Eigenfarbe Glaserzeugnisse weisen rohstoffbedingte Eigenfarben auf, die mit zunehmender Dicke deutlicher werden können. Zudem werden aus funktionellen Gründen beschichtete Gläser eingesetzt. Auch beschichtete Gläser haben eine Eigenfarbe. Diese Eigenfarbe kann in der Durchsicht und/oder in der Aufsicht unterschiedlich erkennbar sein. Schwankungen des Farbeindruckes sind auf Grund des Eisenoxidgehalts des Glases, des Beschichtungsprozesses, der Beschichtung sowie durch Veränderungen der Glasdicken und des Scheibenaufbaus möglich und nicht zu vermeiden. Einige veredelte Gläser zeigen ebenfalls Färbungen, die dem Produkt eigen sind, z. B. vorgespanntes und teilvorgespanntes Glas. Siehe DIN EN 12150-1 oder DIN EN 1863-1.

Eigenfarbe von EUROWHITE 6 mm (extraweißes Floatglas) und EUROFLOAT 6 mm

6.

6.3.2. Farbunterschiede bei Beschichtungen Eine objektive Bewertung des Farbunterschiedes bei Beschichtungen erfordert die Messung bzw. Prüfung des Farbunterschiedes unter vorher exakt definierten Bedingungen (Glasart, Farbe, Lichtart).

6.3.3. Sichtbarer Bereich des Isolierglas Randverbundes Im sichtbaren Bereich des Randverbundes und somit außerhalb der lichten Glasfläche können bei Isolierglas an Glas und Abstandhalterrahmen fertigungsbedingte Merkmale erkennbar sein. Diese Merkmale können sichtbar werden, wenn der Isolierglas Randverbund konstruktionsbedingt an einer oder mehreren Seiten nicht abgedeckt ist. Die zulässigen Abweichungen der Parallelität der/des Abstandhalter(s) zur geraden Glaskante oder zu weiteren Abstandhaltern (z. B. bei Dreifach-Wärmedämmglas) betragen bis zu einer Grenzkantenlänge von 2500 mm insgesamt 4 mm, bei größeren Kantenlängen insgesamt 6 mm. Anwendung und Handling I 171


Bei Zweischeiben-Isolierglas beträgt die Toleranz des Abstandhalters bis zur Grenzkantenlänge von 3500 mm 4 mm, bei größeren Kantenlängen 6 mm. Wird der Randverbund des Isolierglases konstruktionsbedingt nicht abgedeckt, können typische Merkmale des Randverbundes sichtbar werden. Besondere Rahmenkonstruktionen und Ausführungen des Randverbundes von Isolierglas erfordern eine Abstimmung auf das jeweilige Verglasungssystem. 6.3.4. Isolierglas mit innenliegenden Sprossen Durch klimatische Einflüsse (z. B. Doppelscheibeneffekt) sowie Erschütterungen oder manuell angeregte Schwingungen können zeitweilig bei Sprossen Klappergeräusche entstehen. Sichtbare Sägeschnitte und geringfügige Farbablösungen im Schnittbereich sind herstellungsbedingt. Abweichungen von der Rechtwinkligkeit und Versatz innerhalb der Feldeinteilungen sind unter Berücksichtigung der Fertigungs- und Einbautoleranzen und des Gesamteindrucks zu beurteilen. Auswirkungen aus temperaturbedingten Längenänderungen bei Sprossen im Scheibenzwischenraum können grundsätzlich nicht vermieden werden. Ein herstellungsbedingter Sprossenversatz ist nicht komplett vermeidbar. 6.3.5. Interferenzerscheinungen (Brewstersche Ringe, Newtonsche Ringe)

6.

Vereinzelt können an Mehrscheibenisoliergläsern Interferenzerscheinungen auftreten. Dieser Aspekt beruht auf einer gegenseitigen Beeinflussung der Lichtstrahlen und der exakten Planparallelität der Floatglasscheiben, die Voraussetzung für eine verzerrungsfreie Durchsicht ist. Interferenzen bestehen aus mehr oder minder starken Ringen, Streifen oder Flecken, die in den Spektralfarben sichtbar werden. Sie verlagern sich durch einfachen Fingerdruck auf die Scheibenoberfläche. Interferenzerscheinungen beeinträchtigen in keiner Weise die Durchsicht oder gar die Funktion des Isolierglases, sie sind eine physikalische Gegebenheit und können daher nicht Gegenstand einer Mängelrüge sein. Durch Drehen oder leichte Veränderung des Neigungswinkels des Isolierglases können Interferenzen in gewissen Fällen zum Verschwinden gebracht werden.

172 I Anwendung und Handling


6.3.6. Isolierglaseffekt (Doppelscheibeneffekt) Überdruck außen

Unterdruck außen

Isolierglas hat ein durch den Randverbund eingeschlossenes Luft-/Gasvolumen, dessen Zustand im Wesentlichen durch den barometrischen Luftdruck, die Höhe der Fertigungsstätte über Normal-Null (NN) sowie die Lufttemperatur zur Zeit und am Ort der Herstellung bestimmt wird. Bei Einbau von Isolierglas in anderen Höhenlagen, bei Temperaturänderungen und Schwankungen des barometrischen Luftdruckes (Hoch- und Tiefdruck) ergeben sich zwangsläufig konkave oder konvexe Wölbungen der Einzelscheiben und damit optische Verzerrungen. Der Umfang der Verformungen hängt von der Steifigkeit und der Größe der Glasscheiben sowie von der Breite des Scheibenzwischenraumes ab. Kleine Scheibenabmessungen, dicke Gläser und/oder kleine Scheibenzwischenräume reduzieren diese Verformungen erheblich. Auch Mehrfachspiegelungen können unterschiedlich stark an Oberflächen von Glas auftreten. Verstärkt können diese Spiegelbilder erkennbar sein, wenn z. B. der Hintergrund der Verglasung dunkel ist.

6.

Diese Erscheinung ist eine physikalische Gesetzmäßigkeit. 6.3.7. Anisotropien (Irisation) Anisotropien sind ein physikalischer Effekt bei wärmebehandelten Gläsern. Durch das Vorspannen werden im Querschnitt des Glases unterschiedliche Spannungen eingebracht. Diese Spannungsfelder rufen eine Doppelbrechung im Glas hervor, die in polarisiertem Licht sichtbar ist. Wenn thermisch vorgespanntes Kalknatron-Einscheibensicherheitsglas in polarisiertem Licht betrachtet wird, werden die Spannungsfelder als farbige Zonen sichtbar, die auch als „Polarisationsfelder“ oder „Leoparden-Flecken“ (Abblasringe) bekannt sind. Polarisiertes Licht ist in normalem Tageslicht vorhanden. Die Größe der Polarisation ist abhängig vom Wetter und vom Sonnenstand. Die Doppelbrechung macht sich unter einem streifenden Blickwinkel oder durch polarisierte Brillen stärker bemerkbar. Anwendung und Handling I 173


6.3.8. Kondensatbildung 6.3.8.1. Kondensation auf Scheiben-Außenflächen (Tauwasserbildung) Kondensat (Tauwasser) kann sich auf den äußeren Glasoberflächen dann bilden, wenn die Glasoberfläche kälter ist als die angrenzende Luft und gleichzeitig eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht (Beispiel: beschlagene PKW-Scheiben). Die Tauwasserbildung auf den äußeren Oberflächen einer Glasscheibe wird durch den Ug-Wert, die Luftfeuchtigkeit, die Luftströmung und die Innen- und Außentemperatur bestimmt. Durch die höhere Wärmedämmung moderner Isoliergläser erwärmt sich die äußere Scheibe nur geringfügig, da wenig Energie von innen nach außen geführt wird. Bei tiefen Nachttemperaturen kühlt sich die äußere Scheibe zusätzlich ab und kann bei hoher Luftfeuchtigkeit außen beschlagen. Besonders wirksam kann Kondensat auf der Außenseite der Verglasung mit SILVERSTAR FREE VISION T verhindert werden. (Siehe Kapitel 4.2.7.)

6.3.8.2. Kondensat raumseitig Die Kondensatbildung auf der raumseitigen Scheibenoberfläche wird bei Behinderung der Luftzirkulation, z. B. durch tiefe Leibungen, Vorhänge, Blumentöpfe, Blumenkästen, innen angebrachte Sonnenschutzelemente, schlechte Bauaustrocknung, tiefe Raumtemperaturen sowie durch ungünstige Anordnung der Heizkörper und mangelnde Lüftung gefördert. Tauwasser bildet sich, wenn die Innenfeuchtigkeit (relative Luftfeuchte innen) hoch und die Lufttemperatur höher als die Temperatur der Scheibenoberfläche ist. Durch kurzes häufiges Lüften kann das Ansteigen der Luftfeuchtigkeit verhindert werden. Mit dem Einsatz von Wärmedämm-Isoliergläsern kommt Kondensatbildung auf der raumseitigen Oberfläche unter normalen Bedingungen nur noch äußerst selten, allenfalls im Randbereich, vor.

6.

Kondensat im Randbereich Durch den Randverbund entsteht im Randbereich des Isolierglases eine Zone mit geringerer Wärmedämmung und damit tieferen Oberflächentemperaturen und entsprechender Kondensatgefährdung. Mit wärmedämmenden Abstandhaltern wie sie z. B. beim ACSplus Randverbund zur Anwendung kommen, kann diese Problemzone praktisch eliminiert werden.

6.3.8.3. Taupunktbestimmung Das Beschlagen der raumseitigen Scheibe hängt von der Außen- und Innentemperatur, der relativen Luftfeuchtigkeit und dem Wärmedämmwert der Verglasung ab. Die nachfolgende Tabelle zeigt in Abhängigkeit der Lufttemperaturen und der relativen Luftfeuchtigkeit, die kritischen Oberflächentemperaturen auf, bei denen Kondensat auf der inneren Oberfläche entstehen kann.

174 I Anwendung und Handling


Taupunkttemperatur in Abhängigkeit von Lufttemperatur und relativer Luftfeuchte

Lufttemperatur in °C

Taupunkttemperatur in °C bei einer relativen Luftfeuchte von 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 55 % 60 % 65 % 70 % 75 % 80 % 85 % 90 % 95 %

30

10,5

12,9 14,9 16,8 18,4 20,0 21,4 22,7 23,9 25,1 26,2 27,2 28,2 29,1

29

9,7

12,0 14,0 15,9 17,5 19,0 20,4 21,7 23,0 24,1 25,2 26,2 27,2 28,1

28

8,8

11,1 13,1 15,0 16,6 18,1 19,5 20,8 22,0 23,2 24,2 25,2 26,2 27,1

27

8,0

10,2 12,2 14,1 15,7 17,2 18,6 19,9 21,1 22,2 23,3 24,3 25,2 26,1

26

7,1

9,4

11,4 13,2 14,8 16,3 17,6 18,9 20,1 21,2 22,3 23,3 24,2 25,1

25

6,2

8,5

10,5 12,2 13,9 15,3 16,7 18,0 19,1 20,3 21,3 22,3 23,2 24,1

24

5,4

7,6

9,6

11,3 12,9 14,4 15,8 17,0 18,2 19,3 20,3 21,3 22,3 23,1

23

4,5

6,7

8,7

10,4 12,0 13,5 14,8 16,1 17,2 18,3 19,4 20,3 21,3 22,2

22

3,6

5,9

7,8

9,5

11,1 12,5 13,9 15,1 16,3 17,4 18,4 19,4 20,3 21,2

21

2,8

5,0

6,9

8,6

10,2 11,6 12,9 14,2 15,3 16,4 17,4 18,4 19,3 20,2

20

1,9

4,1

6,0

7,7

9,3

10,7 12,0

19

1,0

3,2

5,1

6,8

8,3

9,8

11,1 12,3 13,4 14,5 15,5 16,4 17,3 18,2

18

0,2

2,3

4,2

5,9

7,4

8,8

10,1 11,3 12,5 13,5 14,5 15,4 16,3 17,2

17

-0,6

1,4

3,3

5,0

6,5

7,9

9,2

10,4 11,5 12,5 13,5 14,5 15,3 16,2

16

-1,4

0,5

2,4

4,1

5,6

7,0

8,2

9,4

10,5 11,6 12,6 13,5 14,4 15,2

15

-2,2

-0,3

1,5

3,2

4,7

6,1

7,3

8,5

9,6

10,6 11,6 12,5 13,4 14,2

14

-2,9

-1,0

0,6

2,3

3,7

5,1

6,4

7,5

8,6

9,6

10,6 11,5 12,4 13,2

13

-3,7

-1,9 -0,1

1,3

2,8

4,2

5,5

6,6

7,7

8,7

9,6

10,5 11,4 12,2

12

-4,5

-2,6 -1,0

0,4

1,9

3,2

4,5

5,7

6,7

7,7

8,7

9,6

10,4 11,2

11

-5,2

-3,4 -1,8 -0,4

1,0

2,3

3,5

4,7

5,8

6,7

7,7

8,6

9,4

10,2

10

-6,0

-4,2 -2,6 -1,2

0,1

1,4

2,6

3,7

4,8

5,8

6,7

7,6

8,4

9,2

13,2 14,4 15,4 16,4 17,4 18,3 19,2

Näherungsweise darf geradlinig interpoliert werden Quelle: DIN 4108-3, Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden, Teil 3

Bei den Normklimabedingungen von 20 °C Temperatur und 50 % relativer Raumluftfeuchte beträgt die Taupunkttemperatur 9,3 °C. Sind die Oberflächen wärmer, ist kein Kondensat zu erwarten.

Anwendung und Handling I 175

6.


6.3.9. Störende Spiegelungen verhindern LUXAR ist ein interferenzoptisch beschichtetes Glas, das Spiegelungen und Reflexe auf ein Minimum reduziert. Bei einer Reflexion von weniger als 0,5 % bereitet das magnetronbeschichtete LUXAR störenden Spiegelungen ein Ende. Die Entspiegelungswirkung ist optimal bei senkrechter Sicht auf das Glas. Ändert sich jedoch der Betrachtungswinkel, so verändert sich auch nach und nach die Stärke der Reflexion. Bis zu einem Betrachtungswinkel von ca. 45° bleibt die Entspiegelungswirkung (die „Unsichtbarkeit“) des Glases erhalten. Die minimale Reflexion der Beschichtung (bei > 45°) zeigt eine angenehme blau bis blauviolette Farbe. Die Stärke der Reflexion bleibt jedoch deutlich unterhalb der Reflexion von normalem Glas, d. h., eine Reflexionsverbesserung ist auch hier gegeben. Weitere Produktinformationen in Kapitel 4.4.

Domschatzkammer, Köln

6.

176 I Anwendung und Handling


6.4. Produktspezifische Anwendungshinweise

6.4.1. Handling- und Verarbeitungsrichtlinie für Wärmedämmglas aus der Silverstar Produktfamilie, hergestellt durch: Euroglas GmbH Silverstar Dammühlenweg 60 39340 Haldensleben Germany

Euroglas Polska SP. z o.o. Silverstar Osiedle Niewiadów 65 97225 Ujazd Polska

Diese Handling- und Verarbeitungsrichtlinien für Wärmedämmglas gelten für folgende Produkte:

S ilverstar ENplus S ilverstar EN2plus S ilverstar TRIII S ilverstar TRIII E S ilverstar Zero Revisionsnummer 20130925-01.2 6.4.1.1. Transport und Verpackung Die hier beschriebene Verpackung und Lieferung von beschichtetem Glas bezieht sich auf Lieferungen innerhalb Europas bei typischen klimatischen Bedingungen. Für Lieferungen außerhalb Europas, insbesondere für Überseetransporte, gelten gesonderte Hinweise. Transport In der Regel wird beschichtetes Glas mit speziellen Innenlader LKWs geliefert. Das Glas wird hierbei entweder auf L -Gestelle – einseitige Entladung, je nach Bestellung Entladung links oder rechts A -Gestelle – beidseitige Entladung verpackt. Standardformate sind hierbei: B andmaße (BM) Format: 3210 x 6000 mm G eteilte Bandmaße (DLF) Format: 2000 / 2250 / 2550 x 3210 mm Andere Größen und mögliche Tonnagen in Absprache mit dem Außendienst.

Anwendung und Handling I 177

6.


Lage der Beschichtung Abhängig von der Bestellung wird die Schicht entweder Schicht gegen Sauger oder unbeschichtete Seite in Richtung Sauger versandt. In beiden Fällen schützt jeweils eine unbeschichtete Scheibe, das so genannte Deckblatt, die außenliegende beschichtete Scheibe. Die Bezeichnungen in diesem Fall lauten: G elb – Beschichtung weist in Richtung der Sauger B lau – Beschichtung weist in Richtung Gestellrückauflage Separierung der Pakete Damit Pakete mit einer entsprechenden Ladegabel vom Gestell genommen werden können, werden die Pakete, die in der Regel 2,5 oder 5 t Gewicht aufweisen, mit Spacern getrennt. Diese Spacer sind aus recycelfähigem Material und können wieder an Euroglas zurückgegeben werden. Separierung der Blätter innerhalb eines Paketes Zwischen den einzelnen Scheiben befindet sich eine Lage Trennmittel. Dieses Pulver dient zum einen dazu einen Kontakt zwischen Glas und Beschichtung zu vermeiden, wie auch eine Separierung einzelner Scheiben zu ermöglichen. Verklebung Die einzelnen Pakete können, auf Anforderung des Kunden, umlaufend mit einem Spezialklebeband verschlossen werden. Bevor dies geschieht, werden auf den vertikalen Seiten Trockenmittelbänder als Schutz gegen Feuchtigkeit aufgeklebt. Weitere Verpackungsvarianten, insbesondere für die Lieferung in nicht EU Länder, in Absprache mit dem Außendienst.

6.

Anlieferung Es ist von Kundenseite dafür Sorge zu tragen dass der Untergrund auf dem das L- oder A-Gestell abgestellt werden soll, plan und frei von anderen Gegenständen ist. Das abgeladene Gestell darf aus Sicherheitsgründen weder schwanken, noch eine Neigung aufweisen, bei der die Pakete bereits über 87° zur Waagerechten stehen. Vor der Entladung der einzelnen Pakete ist durch den Kunden eine Sichtprüfung des angelieferten Glases durchzuführen. Diese Sichtprüfung bezieht sich auf offensichtliche Schäden, die durch die Anlieferung verursacht wurden. Dies sind insbesondere Bruchschäden, Feuchtigkeit zwischen den Gläsern, wie auch z. B. falsche Blattanzahl oder falsches Produkt. Mängel, die bei der Anlieferung festgestellt werden, müssen im Beisein des Fahrers auf dem in den Lieferpapieren beiliegenden Frachtbrief (CMR) notiert werden. Lassen Sie den Fahrer grundsätzlich gegenzeichnen. Bei Feststellung von Mängeln ist der unterzeichnete Frachtbrief (CMR) an Euroglas zu senden.

178 I Anwendung und Handling


Entladung der Pakete Die Entladung der Pakete muss durch entsprechend eingewiesenes bzw. geschultes Personal unter Einhaltung der entsprechenden Arbeitsschutzrichtlinien durchgeführt werden. Es sind Ladegabeln zu verwenden, die mit den allgemein geltenden Vorschriften übereinstimmen. Die Auflagen müssen frei von etwaigen Verschmutzungen, z. B. Scherben, sein. Lagerung der Pakete Die Lagerorte müssen einen Winkel unter 87° aufweisen. Das einzulagernde Paket darf aus Sicherheitsgründen nie in der Senkrechten bzw. horizontal gelagert werden. Es müssen mindestens 2 Auflagen vorhanden sein, die die Glaskante nicht beschädigen. Zum Abstandhalten können die Pakete mittels der mitgelieferten Spacer separiert werden. Die Spacer sind dann wie bei der Anlieferung des Glases zu setzen. Es ist darauf zu achten, dass am Lagerplatz – hierbei handelt es sich aus EUROGLAS Sicht immer um ein abgeschlossenes Gebäude – keine direkte Sonnenstrahlung auf das beschichtete Glas trifft. In diesem Fall liegt thermische Bruchgefahr vor. Der Ort der Lagerung muss trocken sein und die Luftfeuchtigkeit darf 60 % nicht übersteigen. Die Umgebungstemperaturen im Bereich der Pakete dürfen nicht so weit schwanken, dass der Taupunkt unterschritten wird. Es ist darauf zu achten, dass in der gleichen Halle keine Chemikalien verwendet werden. Aus Erfahrung können beispielsweise Salzsäure oder auch Flusssäure die Beschichtung innerhalb kürzester Zeit und auf größere Distanz zerstören. Abgesehen für die Zeit der Anlieferung dürfen beschichtete Gläser nicht im Freien gelagert werden. Haltbarkeit Wurden alle vorherigen Punkte entsprechend der Vorgaben eingehalten, beträgt die Haltbarkeit der Produkte beim Kunden ab dem Tag der Anlieferung durch unseren Spediteur für Lieferungen in folgende Länder: Benelux, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz

f ür ungeöffnete Pakete mit Spezialverklebung und Trockenmitteln: 6 Monate f ür geöffnete oder unverpackte Pakete: 2 Monate. In alle anderen hier nicht aufgeführten Empfangsländer innerhalb der Europäischen Union gilt

für ungeöffnete Pakete mit Spezialverklebung und Trockenmitteln: 4 Monate f ür geöffnete oder unverpackte Pakete: 2 Monate. Außerhalb der Europäischen Union und Übersee keine Angabe, nur in individueller Absprache zwischen Kunden und Euroglas.

Anwendung und Handling I 179

6.


6.4.1.2. Handling Generelles Die Beschichtung darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Bei allen Arbeiten mit Silverstar Wärmedämmglas müssen saubere und trockene Spezialhandschuhe getragen werden. Zur Vermeidung von Saugerabdrücken auf der Beschichtung beim Arbeiten mit Schicht gegen Sauger, sind geeignete saubere Saugerüberzieher zu verwenden. Wir empfehlen ebenfalls die Verwendung von Saugerüberziehern bei der Verarbeitung von Schicht gegen Gestell gelieferten Paketen. Sauger enthalten in der Regel Weichmacher, die auf der Beschichtung wie auch auf der unbeschichteten Seite Abdrücke hinterlassen können. Durch entsprechend geeignete Überzieher können diese vermieden bzw. deutlich reduziert werden. Bei allen Arbeiten mit Glas sind entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten, die mit den allgemein geltenden Vorschriften übereinstimmen. Manuelles Abnehmen der Glastafeln aus einem Paket Die verwendete Saugtraverse muss so angesetzt werden, dass diese mittig zentriert an das Paket herangefahren wird. Die Höhe der anzusetzenden Saugtraverse ist so zu wählen, dass sich der Winkel des Glases so verändert, dass es beim Transport rund 90° erreicht. Die Saugtraverse sollte zuerst etwas Zug weg vom Paket erhalten. Vorsicht, dass nicht das gesamte Paket mitgezogen wird. Danach kann das Blatt an den Kanten leicht bewegt werden, damit Luft zwischen die Scheiben kommt und sich das zu entnehmende Blatt löst. Danach kann es angehoben werden. Es ist zu vermeiden, das Glas erst am Paket hochzuziehen und danach vom Paket zu lösen. Hier wird es zu Kratzern auf der Beschichtung bzw. auch auf der unbeschichteten Seite kommen. Die Verwendung einer Glasklammer ist ebenfalls möglich. Der Bereich, an dem der Eingriff der Klammer stattgefunden hat, darf dann nicht mit in die spätere Optimierung einfließen und ist somit zu entfernen.

6.

Automatisches Abstapeln Beim automatischen Abstapeln ist, insbesondere bei der Erstanlieferung, der zeitliche Ablauf zu prüfen. Auch wenn allgemein die Scheiben mit einem Pulver getrennt werden, kann sich das Lösen einzelner Blätter von Lieferant zu Lieferant unterschiedlich verhalten. Auch beim automatischen Abstapeln gilt, erst das Blatt vom nachfolgenden lösen und erst dann abnehmen. Es ist zu vermeiden, das Glas über die Schicht zu ziehen bzw. umgekehrt. Hier wird es zu Kratzern auf der Beschichtung bzw. auch auf der unbeschichteten Seite kommen. 6.4.1.3. Zuschnitt des Glases Allgemein Die Beschichtung darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Bei allen Arbeiten mit Silverstar Wärmedämmglas müssen saubere und trockene Spezialhandschuhe getragen werden. Bei allen Arbeiten mit Glas sind entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten, die mit den allgemein geltenden Vorschriften übereinstimmen. Grundsätzlich gilt, Silverstar Wärmedämmglas ist immer mit der Schichtseite nach oben zu schneiden! Der Schneidtisch muss frei von Glassplittern sein. 180 I Anwendung und Handling


Zuschnitt Silverstar Wärmedämmglas lässt sich wie Eurofloat schneiden und brechen. Empfohlen wird für den Zuschnitt ein schnellflüchtiges Schneidöl (geeignet für Low-E Beschichtung). Die Wahl des Schneidöls hängt vom jeweiligen Ablauf ab. Erfolgt die Randentschichtung bereits vor dem Zuschneiden des Glases, kann auf Grund des Temperatureintrages die Verdunstung deutlich beschleunigt werden. In diesem Fall ist ein Schneidöl zu verwenden, das trotz Randentschichtung rund um den Schnitt 5 – 10 mm verläuft und bis zum Aufbrechen der Traversen vorhanden ist. Erfolgt die Randentschichtung im späteren Verlauf der weiteren Verarbeitung, kann das Schneidöl schnell flüchtiger sein. Das Schneidöl kann ebenfalls für Eurofloat verwendet werden. Beim Schneiden, Randentschichten und Brechen des Glases ist darauf zu achten, dass außer des Schneidrädchens bzw. der Schleifscheibe, kein Kontakt mit der Beschichtung stattfindet. Glassplitter, die beim Aufbrechen der Traversen auf das Glas gelangen, müssen entfernt werden. Kein Entfernen mit Besen oder Feger, dies führt zum Verkratzen der Beschichtung. Schneiden von Modellen bzw. manuelle Optimierung Markierungen oder Kennzeichnungen sollten nach Möglichkeit auf der unbeschichteten Seite erfolgen bzw. wenn notwendig im Bereich des Verschnittes auf der Schichtseite. Schablonen und Schneidwinkel können aufgelegt werden, dürfen nachträglich allerdings nicht mehr auf der Schicht verschoben werden. Bei Verwendung von Maßbändern ist darauf zu achten, dass der metallische Teil nicht über die Beschichtung geschoben wird, gleiches gilt beim Einziehen des Bandes. Ansonsten gelten die gleichen Punkte wie unter Zuschnitt.

6.4.1.4. Randentschichtung Direkt beim Zuschnitt Hier ist darauf zu achten, dass die Schleifstäube entsprechend ausreichend abgesaugt werden. Schleifstäube können beim innerbetrieblichen Transport zu Kratzern führen. Im weiteren Verlauf können auch die Waschborsten diese Stäube aufnehmen und Kratzer verursachen. Wir empfehlen die regelmäßige Überprüfung der Saugleistung am Schneidtisch. Manuelles Randentschichten Der generelle Ablauf entspricht dem des automatischen beim Zuschnitt. Der Schleifstaub muss vor dem Waschvorgang entfernt werden. Wir empfehlen hierfür eine Absaugung. Randentschichtung an der Isolierglaslinie Der generelle Ablauf der Randentschichtung entspricht auch hier dem des automatischen beim Zuschnitt. Entstehende Schleifstäube sind direkt zu entfernen. Eine Verschleppung in den Bereich der Waschmaschine muss vermieden werden.

Anwendung und Handling I 181

6.


Generell Die Güte der Randentschichtung muss in allen Fällen, beim Zuschnitt oder nachfolgend, sichergestellt sein. Der Schleifvorgang muss die leitfähigen Schichtanteile restlos entfernen. Erst dann kann eine entsprechende Haftung des Butyls sichergestellt werden. Das ist wichtig für eine entsprechende Gasdichtigkeit, wie auch zur Verhinderung einer nachträglichen Korrosion der Beschichtung im Isolierglas. Die Prüfung kann mit einem handelsüblichen Ohmmeter, Durchgangsprüfer, erfolgen. 6.4.1.5. Lagerung Scherbencontainer Euroglas betreibt ein Scherbenrückführungsprogramm. Scherbencontainer werden zur Verfügung gestellt, die bei Anlieferung einer Ladung voll wieder mit zum Euroglas Werk genommen werden. Die enthaltenen Gläser müssen sortenrein sein und es dürfen keine Verschmutzungen in den Containern sein. Abstellen der geschnittenen Gläser Wenn die Gläser nicht automatisch zur weiteren Verarbeitung zur Isolierglasanlage transportiert werden. Kleine Scheiben aus einer Optimierung nie zusammenlegen und dann gestapelt transportieren. Scheiben immer einzeln abstellen. Allgemein Die Beschichtung darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Bei allen Arbeiten mit Silverstar Wärmedämmglas müssen saubere und trockene Spezialhandschuhe getragen werden. Bei allen Arbeiten mit Glas sind entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten, die mit den allgemein geltenden Vorschriften übereinstimmen. Mitarbeiter sollten den Kontakt mit der Beschichtung in Form von z. B. Knöpfen, metallischen Teilen (Kugelschreiber), Reißverschlüssen etc., vermeiden. Ab einem bestimmten Glasgewicht sollten zwei Mitarbeiter die Scheiben handeln.

6.

Fächerwagen Beim Abstellen in Fächerwägen ist darauf zu achten, dass die Trennung der einzelnen Fächer, dies sind in der Regel ummantelte Stahlseile, keine scharfkantigen Stellen aufweisen. Die Ummantelungen sind regelmäßig auf Beschädigungen zu prüfen und gegebenenfalls zu ersetzten. Es ist darauf zu achten, dass die Beschichtung möglichst nicht mit den Ummantelungen beim Be- bzw. Entladen in Kontakt kommt. A- oder L-Bock Beim Abstellen auf den A- oder L-Bock ist darauf zu achten, in der Regel weist die Schicht zum Mitarbeiter, erst abstellen dann zu den anderen Gläsern schieben. Die Scheiben dürfen nachträglich nicht mehr verschoben werden. Sollte ein Verschieben notwendig sein, erst die Gläser entsprechend abklappen und dann einzeln verschieben. Die Gläser müssen fest auf dem Gestell aufstehen und dürfen nicht „kippelig“ stehen. Eine entsprechende Sicherung zum Verhindern des Umfallens sollte verwendet werden. Hier sollte der Druck so gering wie nötig gewählt werden. Eine gesonderte Trennung der einzelnen Gläser mit Papier oder Korken sollte an dieser Stelle nicht notwendig sein, da sich das Acrylpulver noch auf den Scheiben befindet.

182 I Anwendung und Handling


Zwischenlagerung Es ist darauf zu achten, dass im Abstellbereich, hierbei handelt es sich aus EUROGLAS Sicht immer um ein abgeschlossenes Gebäude, keine direkte Sonnenstrahlung auf das geschnittene beschichtete Glas trifft. In diesem Fall liegt thermische Bruchgefahr vor. Der Abstellbereich muss trocken sein und die Luftfeuchtigkeit darf 60 % nicht übersteigen. Die Umgebungstemperaturen im Bereich der geschnittenen Scheiben dürfen nicht so weit schwanken, dass der Taupunkt unterschritten wird. Es ist darauf zu achten, dass in gleicher Halle keine Chemikalien verwendet werden. Zugeschnittenes Silverstar Wärmedämmglas muss innerhalb von 8 Stunden nach dem Zuschnitt zu Isolierglas verarbeitet werden. 6.4.1.6. Isolierglasfertigung Allgemein Die Beschichtung darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Bei allen Arbeiten mit Silverstar Wärmedämmglas müssen saubere und trockene Spezialhandschuhe getragen werden. Bei allen Arbeiten mit Glas sind entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten, die mit den allgemein geltenden Vorschriften übereinstimmen. Silverstar Wärmedämmglas ist ein Glas, das in die Klasse C nach EN1096-3 eingestuft ist. Beim Silverstar Wärmedämmglas muss somit die beschichtete Seite des Glases immer zum Scheibenzwischenraum gerichtet sein. Beim Standardisolierglasaufbau wird die Schicht auf Position 3 verbaut. Wenn es sich um ein Dreifachisolierglas handelt, wird die Position der Beschichtung in der Regel mit Position 2 und 5 zusammengebaut. Aufsetzen der Scheiben auf die Isolierglaslinie Allgemein Vom Mitarbeiter ist die Position der Beschichtung zu prüfen. Beim Zusammenbau zu Standardisolierglas ist die Scheibe mit der unbeschichteten Seite zur Anlage aufzulegen. Wurde das Silverstar Wärmedämmglas bereits beim Zuschnitt randentschichtet, ist die Schichtseite am Schleifrand leicht zu erkennen. Erfolgt die Randentschichtung im nachfolgenden Schritt an der Isolierglaslinie, kann die Schichtseite an der Schnittkante leicht ermittelt werden. Da die Schicht beim Zuschnitt immer nach oben zeigt, werden die Einkerbungen des Schneidrades auch auf der Schichtseite sein. Sollte es dennoch nicht klar sein, welche die beschichtete Seite ist, kann dies mit Hilfe eines Schichtprüfers, bzw. einem Ohmmeter ermittelt werden. Fächerwagen Beim automatischen Auflegen auf die Isolierglaslinie ist darauf zu achten, dass die beschichtete Seite keinen Kontakt zur Trennung hat. Gleiches gilt, wenn der Mitarbeiter eine Scheibe aus dem Fächerwagen entnimmt. Berührungen auf der Schichtseite sind auf ein Minimum zu beschränken. A- oder L-Bock Bei der Entnahme vom A- oder L-Bock ist darauf zu achten, erst die Scheibe vom Stapel wegklappen und dann vom Gestell entnehmen. Es ist zu vermeiden, eine Scheibe an der nächsten hochzuziehen. Ebenso muss darauf geachtet werden, dass keine Scheiben einfach aus dem Stapel herausgezogen werden. Dies führt zur Beschädigung der Beschichtung. Anwendung und Handling I 183

6.


Auflegen der Gläser für Dreifachisolierglas-Fertigung Es ist vom Kunden zu prüfen, ob die verwendete Einrichtung zur Fertigung von Dreifachisolierglas geeignet ist, da die Beschichtung in diesem Fall mit Ausrichtung gegen Anlage gefahren wird. Empfehlung: alle Laufrollen, die mit der Beschichtung in Kontakt kommen, auf Gängigkeit prüfen. Die Laufrollen sollten nicht zu hart und frei von Splittern sein, wie auch keine scharfkantigen Defekte aufweisen. Waschen Die Waschmaschine und im Speziellen alle Bürsten müssen in einem sauberen Zustand sein. Es muss mit enthärtetem Wasser gewaschen werden. An das Wasser in der letzten und wenn möglich auch in der vorletzten Waschzone, werden folgende Anforderungen gestellt: Leitwert < 30 Mikrosiemens Empfehlung Wassertemperatur 30-35 °C Keine Waschmittelzusätze pH Wert 6,0 – 7,5 In der Vor- und Hauptwaschzone müssen weiche Bürsten, die für den Einsatz von weichbeschichteten Gläsern vom Waschmaschinen Hersteller freigegeben sind, verwendet werden. Ist dies nicht der Fall, so müssen die Bürsten abgehoben werden (z. B. mit Magnetsensoren). In diesem Fall kann das Waschergebnis schlechter sein. Um Kratzer bei der Dreifachisolierglas-Fertigung zu vermeiden müssen alle Bürsten in der Waschmaschine für den Einsatz von weichbeschichteten Gläsern vom Waschmaschinen Hersteller freigegeben sein. Achtung! Der Glastransport darf während des Waschvorgangs nicht stoppen, andernfalls kommt es zu Beschädigungen der Beschichtung durch die Bürsten.

6.

Eine automatische Glasdickeneinstellung der Waschmaschine wird vorausgesetzt. Ein fester Wartungsplan wird empfohlen. Weiter sollte die Waschmaschine einer regelmäßigen Reinigung unterzogen werden. Außerdem ist die Prüfung der Borstenlänge wichtig. Wenn selten große Gläser gefertigt werden, kann sich die Borstenlänge über die gesamte Bürste von unten nach oben stark unterscheiden. Die Borstenlänge sollte dann auf eine einheitliche Länge entsprechend reduziert werden.

184 I Anwendung und Handling


6.4.1.7. Qualitätskontrolle Visitation Empfehlung Für Kunden, die das erste Mal mit Low-E Schichten arbeiten, wird empfohlen, nach jedem Arbeitsschritt eine Inspektion der Gläser vorzunehmen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung und Vermeidung von Fehlerquellen. Mitarbeiter sind entsprechend zu sensibilisieren und zu schulen. Annahmekriterien für Fehler bei beschichtetem Glas EN 1096-1 Euroglas liefert das Produkt Silverstar Wärmedämmglas europa- bzw. weltweit. Aus diesem Grund wird streng nach der EN 1096 für beschichtetes Glas produziert. Die in dieser Norm beschriebene Prüfung sieht folgendes vor: Auszug aus der EN 1096-1 Das beschichtete Glas darf in Lagergrößen oder in für den Einbau zugeschnittenen Größen geprüft werden. Die Scheibe des zu untersuchenden beschichteten Glases wird aus einer Entfernung von mindestens 3 m betrachtet. Die wirkliche Entfernung wird vom berücksichtigten Fehler und von der Lichtquelle abhängen. Die Prüfung des beschichteten Glases in Reflexion wird so ausgeführt, dass der Beobachter auf die Seite schaut, die der Außenseite der Verglasung entspricht. Die Prüfung des beschichteten Glases in Transmission wird so ausgeführt, dass der Beobachter auf die Seite schaut, die der Innenseite der Verglasung entspricht. Für die Prüfung darf der Winkel zwischen der Flächennormalen des beschichteten Glases und dem Lichtstrahl, der nach Reflexion oder Transmission am beschichteten Glas zum Auge des Beobachters weist, nicht größer als 30° sein. Annahmekriterien für Fehler bei beschichtetem Glas Fehlertyp

Annahmekriterien Scheibe/Scheibe

Homogenitätsfehler/ Erlaubt, solange Flecken visuell nicht störend

Einzelne Scheibe Erlaubt, solange visuell nicht störend Hauptfeld

Randzone

> 3 mm

Nicht erlaubt

Nicht erlaubt

> 2 mm und ≤ 3 mm

Erlaubt, wenn nicht mehr als 1/m2

Erlaubt, wenn nicht mehr als 1/m2

Nestbildungen

Nicht erlaubt

Erlaubt, solange nicht im Bereich der Durchsicht

Nicht erlaubt

Erlaubt, wenn sie mehr als 50 mm voneinander entfernt sind

Erlaubt, solange die lokale Dichte visuell nicht störend ist

Erlaubt, solange die lokale Dichte visuell nicht störend ist

Punktförmige Flecken

Nicht anwendbar

Schmutzstellen/nadelstichförmige Fehler

Kratzer > 75 mm ≤

75 mm

Anwendung und Handling I 185

6.


Prüfanordnung siehe DIN EN 1096-1:2012-04 Länderspezifisch können die Beurteilungskriterien abweichen. Es liegt in der Verantwortung des Verarbeiters, die Qualitätsanforderungen im Rahmen von gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien entsprechend zu erfüllen. Beispiel Für Gläser, die für den deutschen Markt bestimmt sind, sollte die Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas für das Bauwesen, herausgegeben vom Bundesverband Flachglas, beachtet werden. Hierbei ist immer der aktuelle Stand dieser Richtlinie zum Zeitpunkt der Isolierglasfertigung gültig. Rechtliches Die Angaben innerhalb dieser Richtlinie haben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Euroglas hat die zum Zeitpunkt der Erstellung wichtigsten Vorgaben und Empfehlungen nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Euroglas haftet nicht für fehlende Informationen innerhalb dieser Richtlinie zu den Produkten aus der Produktfamilie Silverstar Wärmedämmglas. Die hier vorliegende Handling- und Verarbeitungsrichtlinie für Wärmedämmglas Revisionsnummer 20130925-01.2 ersetzt mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung für folgende Produkte: Silverstar ENplus Silverstar EN2plus Silverstar TRIII Silverstar TRIII E Silverstar Zero die im Euroglas Produkte und Daten 3. Auflage aufgeführten Handling und Verarbeitungsrichtlinien. Euroglas behält sich vor, den Revisionsstand inhaltlich jederzeit unangekündigt zu ändern und oder zu ergänzen. Diese Handling und Verarbeitungsrichtlinie für Wärmedämmglas regelt nicht die Bestellung und den Umgang mit beschichteten Festmaßen. Die entsprechende Richtlinie für Festmaße kann bei unserem Außendienst angefragt werden.

6.

6.4.1.8. Empfehlungen Verwendung von Korkplättchen als Abstandhalter Korkplättchen als Abstandhalter dürfen nie mit der Saugseite auf die Beschichtung gesetzt werden. Die hier enthaltenen Weichmacher hinterlassen dauerhaft einen Abdruck. Wenn nötig sollten Korkplättchen maximal im Bereich der Randentschichtung angebracht werden. Beim fertigen Isolierglas empfehlen wir die Platzierung von Korkplättchen auf der zur Innenseite gewandten Scheibe, so sind diese Abdrücke nur beim Reinigen der Fenster sichtbar. Werden die Korkplättchen außen angesetzt sind diese bei jeder Taupunktunterschreitung sichtbar.

186 I Anwendung und Handling


Aufkleber und Etiketten Die Verwendung von Etiketten mit Acrylkleber wird empfohlen. Diese sind in der Regel mehrfach abziehbar und hinterlassen die geringsten Abdrücke auf dem Glas. Floatglas Beim Standardisolierglasaufbau wird in der Regel die unbeschichtete Scheibe außen verbaut. Empfehlung: immer die Zinnseite des Floatglases auf Position 1 verbauen. Waschprozess Je nach Umgebungsbedingungen kann es zu biologischer Kontamination kommen. Dies zeigt sich durch Verfärbung von Rollen bzw. Walzen. Auch kann ein schleimartiger Belag der Wandungen darauf hinweisen. Hier kann der Einsatz eines geeigneten Biozids entgegenwirken. Weiter kann mit einer Spülung der Waschmaschine mittels geeigneter Chemie eine Verbesserung der Umgebung erzielt werden. Absprache vor einem derartigen Einsatz mit dem Maschinenlieferanten (Waschmaschine wie auch Wasseraufbereitung), ob dies möglich ist. Euroglas übernimmt keine Schäden, die in diesem Zusammenhang entstehen. Lagerung von beschichtetem Isolierglas Isoliergläser sollten insbesondere im Sommer nie der direkten Sonnenstrahlung bzw. einer Teilbeschattung ausgesetzt werden. Es besteht in diesem Fall eine hochgradige Gefahr für thermische Brüche. Identifizierung der Lagerware Um Verwechselungen von Silverstar Wärmedämmglas untereinander zu vermeiden, wird empfohlen das mitgelieferte Etikett auf der letzten Scheibe zu belassen. Die unterschiedlichen Silverstar Wärmedämmprodukte sind farblich nicht miteinander kompatibel. Identifizierung der Schichtseite Hier kann z. B. ein handelsüblicher Durchgangsprüfer verwendet werden. Weiter kann auch z. B. ein Low-E Coating Detector der Firma Bohle verwendet werden. Identifizierung der Zinnseite Zur Identifizierung der Zinnseite kann eine UV Lampe verwendet werden. Weiter ist auch z. B. der TinCheck der Firma Bohle zu empfehlen. Schneiddruck Der Schneiddruck sollte in regelmäßigen Abständen direkt am Schneidrad überprüft werden. Hierzu ist eine entsprechende Druckmessdose zu verwenden. Beispielweise kann ein entsprechendes Druckmessgerät über die Firma Silberschnitt bezogen werden. Bestimmung von Isolierglasaufbauten Das nachträgliche Bestimmen von Glasdicken im eingebauten Zustand kann z. B. mit Hilfe des Merlin Lasers der Firma Bohle erfolgen.

Anwendung und Handling I 187

6.


6.4.1.9. Normen für Glas im Bauwesen DIN EN 356: Glas im Bauwesen Sicherheitssonderverglasung – Prüfverfahren und Klasseneinteilung des Widerstandes gegen manuellen Angriff DIN EN 410: Glas im Bauwesen Bestimmung der lichttechnischen und strahlungsphysikalischen Kenngrößen von Verglasungen DIN EN 572: Glas im Bauwesen Teil 1/2/8/9 Basisglaserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas DIN EN 673: Glas im Bauwesen Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) – Berechnungsverfahren DIN EN 674: Glas im Bauwesen Bestimmung des Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) – Verfahren mit dem Plattengerät DIN EN 1096: Glas im Bauwesen Teil 1-4 Beschichtetes Glas DIN EN 1279: Glas im Bauwesen Teil 1-6 Mehrscheiben-Isolierglas DIN EN 1863: Glas im Bauwesen Teil 1/2 Teilvorgespanntes Kalknatronglas (TVG) DIN EN 12150: Glas im Bauwesen Teil 1/2 Thermisch vorgespannt, Kalknatron-Einscheibensicherheitsglas (ESG)

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DIN EN 12543: Glas im Bauwesen Teil 1-6: Verbundglas und Verbundsicherheitsglas DIN EN 12600: Glas im Bauwesen Pendelschlagversuch, Verfahren für die Stoßprüfung und Klassifizierung von Flachglas DIN EN 13363: Sonnenschutz-Einrichtungen in Kombination mit Verglasungen Teil 1/2 Berechnungsverfahren DIN EN 20140-3: Akustik Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von Bauteilen Teil 3: Messung der Luftschalldämmung von Bauteilen in Prüfständen

188 I Anwendung und Handling


DIN 1055-5: Lastannahmen für Bauten, Verkehrslasten, Schneelast und Eislast DIN 1249-10: Flachglas im Bauwesen Chemische und physikalische Eigenschaften DIN 4102: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen DIN V 4108-4: Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden DIN 4109: Beiblatt 1 / A1: Schallschutz im Hochbau DIN 18032-3: Prüfung der Ballwurfsicherheit Sporthallen; Hallen für Turnen, Spiele und Mehrzwecknutzung DIN 18516 Teil 4: Außenwandverkleidung aus Einscheibensicherheitsglas Anforderungen, Bemessung, Prüfung DIN 18545: Abdichten von Verglasungen mit Dichtstoffen Teil 1–3 DIN 52210: Luft- und Trittschalldämmung DIN 52294: Bestimmung der Beladung von Trocknungsmitteln in Mehrscheiben-Isolierglas DIN 52460: Fugen- und Glasabdichtungen Begriffe DIN 52611: Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstandes von Bauteilen DIN 52612: Wärmeschutztechnische Prüfungen Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit mit dem Plattengerät, Durchführung und Auswertung

6.

DIN 52619: Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstandes und des Wärmedurchgangskoeffizienten von Fenstern DIN 53122: Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit DIN 58125: Schulbau Bautechnische Anforderungen zur Verhütung von Unfällen TRLV: Technische Regeln für die Verwendung linienförmig gelagerter Verglasungen Vollständige Textauszüge und weiterführende Normenwerke für den Bereich Glas im Bauwesen erhalten Sie z. B. unter www.beuth.de

Anwendung und Handling I 189


6.4.2. SILVERSTAR SUNSTOP T Sonnenschutzglas 6.4.2.1. Allgemeines SILVERSTAR SUNSTOP T ist ein vorspannbares Sonnen­schutz­­­glas. Es gibt vier verschiedene farbig nuancierte Schicht­de­signs: SILVERSTAR SUNSTOP Neutral 50 T , Blau 50 T, Blau 30 T und Silber 20 T. Bei jedem Farbtyp sind die optischen und strah­lungs­physikalischen Werte zwischen einem vorgespannten und einem nicht vorgespannten SUNSTOP T Glas sehr ähnlich. Hinweis: SILVERSTAR SUNSTOP Blau 50 T und SILVERSTAR SUNSTOP Neutral 50 T sind je nach Beleuchtungssituation mit dem Auge sehr schwierig zu unterscheiden. Es empfiehlt sich auf eine saubere und eindeutige Bezeichnung bzw. Etikettierung vor und während der Bearbeitung zu achten, da sonst Ver­wechs­lungs­gefahr besteht.

Technische Daten Die optischen und strahlungsphysikalischen Werte der SILVERSTAR SUNSTOP T Schichten werden während dem Prozess des Vor­span­­nens verändert. Die technischen Daten hängen nicht nur von der Be­schichtung, sondern auch von der gesamten Prozess­kette, einschließlich Lagerung, Schneiden, Kan­ten­be­ar­beitung, Waschen und insbesondere vom Vorspannen ab. Wird diese Prozesskette beherrscht, so liegen die opto­me­trischen Daten innerhalb der Toleranzgrenzen.

6.

Qualitätskontrolle EUROGLAS prüft im Produktionsprozess laufend die optischen und elektrischen Werte der nicht vorgespannten SILVERSTAR SUNSTOP T Schichten. Aus jeder Produktions-Kampagne werden Stichproben entnommen, vorgespannt und anschließend im Labor auf opto­me­tri­sche und mechanische Eigenschaften geprüft: ■ Farbwerte (L, a*, b*) auf Reflexion und Transmission ■ Elektrischer Flächenwiderstand der Funktionsschicht ■ Streulicht (Haze) ■ Mechanische Belastbarkeit ■ Chemische Belastbarkeit Somit schafft EUROGLAS beste Voraussetzungen für die Repro­du­zierbarkeit des vorgespannten Sonnenschutzglases. 6.4.2.2. Anforderungen an den Vorspannprozess Grundsätzliches Bei stark reflektierendem Sonnenschutzglas können bereits kleine Kratzer sichtbar werden. Es ist daher entsprechend sorg­fältig mit dem Glas umzugehen. Im Besonderen ist das Berüh­ren der Schichtseite wenn immer möglich zu vermeiden. Gegenüber normalem Sonnenschutzglas, kommt bei vorspann­barem Sonnenschutzglas erschwerend hinzu, dass selbst kleine Beschädigungen oder Verunreinigungen auf der Schichtseite, die vom Auge kaum erkannt werden können, nach dem Vor­ span­­nen viel stärker zum Vorschein kommen können.

190 I Anwendung und Handling


Zeitliche Verhältnisse und Lagerung Für vorspannbares Sonnenschutzglas werden folgende zeit­liche Richtwerte vorgesehen: Lagerung bis zur Verarbeitung: < 12 Monate Lagerung als geschnittenes Festmaß: < 24 Stunden Handhabung und Transport SILVERSTAR SUNSTOP T ist ein recht unempfindliches und dau­erhaftes Produkt. Sollten dennoch auf dem vorgespannten Glas Spuren wie Finger- oder Saugerabdrücke sichtbar sein, sollten nachfolgende Regeln angewandt werden: ■ Das Berühren der Schichtseite ist zu vermeiden. ■ Muss das vorspannbare Sonnenschutzglas zwingend auf der Schichtseite angesaugt werden, so sind entweder sehr gut gereinigte und entfettete Sauger oder solche mit geeigneten Schutzüberzügen zu verwenden. ■ Zur manuellen Handhabung saubere und weiche Handschuhe tragen. Nach dem Schneiden kann das Glas Scheibe an Scheibe trans­por­tiert werden, da sich noch Trennmittel auf der Glas­ober­fläche befindet, spätestens aber nach dem Waschen sind die Gläser mit Karton- oder Papierzwischenlagen, Korken- oder Kunststoff-Abstandhalter zu stapeln! Schneidanlage Schneidölrückstände haften auf der Schicht und lassen sich unter Umständen in der Waschmaschine nicht mehr vollständig entfernen und können daher nach dem Vorspannen wieder als Flecken sichtbar werden. In jedem Fall ist die Zeit zwischen dem Schneiden und der Kantenbearbeitung so kurz wie möglich zu halten. Kantenbearbeitung und Waschen vor dem Vorspannen Nach der Kantenbearbeitung muss das Glas unverzüglich ge­waschen werden. Es muss vermieden werden, dass Rückstände aus der Kantenbearbeitung vor dem Waschen auf der Glas­oberfläche eintrocknen können. Weiter sollte das Glas hinreich­end mit Wasser abgespült werden, damit vorhandener Glas­staub vollständig entfernt wird, bevor die Bürsten mit dem Polieren beginnen. Eine gute Wasserqualität ist von zentraler Bedeutung und die regelmäßige Reinigung der Waschanlage bildet die Vor­aus­set­zung dazu. Das Glas muss absolut sauber, das heißt, von allen Rück­ständen aus der Verpackung (Acrylpulver), dem Schneiden (Öl), der Kanten­bearbeitung (Glasstaub) und absolut trocken aus der Waschmaschine kommen.

6.4.2.3. Vorspannofen Allgemeines In jedem Fall werden die Gläser mit der Schichtseite (= Feuer­seite) nach oben durch die Anlage transportiert, erwärmt und vorgespannt. Grundsätzlich kann in einem ersten Schritt für den Vorspannprozess ein normales Floatglasprogramm verwendet werden.

Anwendung und Handling I 191

6.


Die Sonnenschutzschicht kann infolge zu hoher Temperatur­be­lastung oder durch zu lange Aufheizzeiten zerstört werden. Es geht darum, das Glas auf eine möglichst geringe Vorspann­tem­ peratur zu bringen und einen optimalen Vorspannprozess ein­zuleiten. Die Ofentemperatur sollte dabei 700 °C nicht übersteigen. SILVERSTAR SUNSTOP T kann bis zu einer Dicke von 19 mm vor­gespannt werden. Konvektionsunterstützung SILVERSTAR SUNSTOP T kann in Öfen mit oder ohne Kon­vek­tions­unterstützung vorgespannt werden. Reinigung der Vorspannanlage Ein sauberer Ofen bildet eine weitere und wichtige Voraus­set­zung für das erfolgreiche Vorspannen von SILVERSTAR SUNSTOP T. Es empfiehlt sich, die Ofenanlage ohne oder nur mit einer minimalen Einspeisung an SO2 (Schwefeldioxidgas) zu be­treiben. Vor dem Vorspannen des Sonnenschutzglases kann man z. B. mit einigen Chargen Strukturglas die keramischen Ofenrollen säubern und damit Staubpartikel, die sich in der Ofenanlage befinden, binden. Weiterhin ist darauf zu achten, dass sich in der Vorspannstation keine Glaspartikel mehr befinden, die während des Abblas­vor­ganges auf die Scheiben geblasen werden könnten. Heat Soak Test Beim Heat Soak Test ist darauf zu achten, dass die Ab­stand­halter nicht zu stark durch das Eigengewicht der Gläser an die Schichtseite gedrückt werden, da sonst Abdrücke entstehen, die sich nicht mehr entfernen lassen. Für weitere Details siehe DIN EN 14179-1. Qualitätskontrolle Die Beurteilung der vorgespannten Sonnenschutzgläser im Be­zug auf Fehler kann vor der Weiterverarbeitung visuell nach DIN EN 1096-1 erfolgen.

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Verpackung Wird SILVERSTAR SUNSTOP T nach dem Vorspannen nicht un­mittelbar vor Ort weiterverarbeitet, so hat die Verpackung zum Weitertransport sorgfältig zu erfolgen. Zwischen den Gläsern muss immer eine Zwischenlage sein, nach Möglichkeit aber keine Kork-Abstandhalter. SILVERSTAR SUNSTOP T kann mit Radien bis 2000 mm gebogen werden und zwar konvex wie auch konkav, sowohl als Float, ESG oder TVG. Der Erfolg und allenfalls engere Radien sind aber in hohem Maße vom Biegeprozess abhängig. Die Bieg­barkeit sollte im Einzelfall mit Versuchen bestätigt werden.

6.4.3. Technische Hinweise für die Anwendung von Wärme- und Sonnenschutzglas Beurteilungskriterien für Sonnenschutz-Isolierglas und Sonnenschutz-Brüstungsplatten Die Beurteilung der beschichteten Gläser erfolgt nach DIN EN 1096-1.

192 I Anwendung und Handling


Farbeinhaltung in der Außenansicht Aus produktionstechnischen Gründen ist eine absolute Gleich­heit beschichteter Gläser in Farbe und/ oder Reflexionsgrad sowohl in der Außenansicht wie auch in der Durchsicht nicht immer möglich: das gilt insbesondere für Nachbestellungen. Wenn Gläser für ein Objekt über einen längeren Zeitraum bestellt werden, so muss dies dem Hersteller schon bei Auf­tragsbeginn bekannt gemacht werden, um Abweichungen im Farbeindruck möglichst gering zu halten. Voraussetzung für eine weitgehende Farbeinhaltung ist natürlich in jedem Fall ein Einbau in der von uns vorgeschlagenen Richtung. Planität Leichte Abweichungen in der Planität können sowohl bei der Verarbeitung als auch durch den Doppelscheibeneffekt entstehen. Verformungen der Glasoberfläche, die zu einem leicht veränderten Spiegelbild führen, können nicht beanstandet werden. Zur Verminderung des Doppelscheibeneffektes empfehlen wir, die äußere, reflektierende Scheibe etwas dicker zu wählen. Bei thermisch vorgespannten Gläsern sind technisch bedingt leichte Verformungen möglich. Diese gelten nicht als Beanstandungsgrund. Technische Werte Sämtliche technischen Werte wurden im Rahmen einer Prüfung von unabhängigen Prüfinstituten nach den jeweils gültigen Normen ermittelt. Sollten andere Institute zu einem anderen Ergebnis kommen, ist das Ergebnis für uns nicht maßgebend, sondern nur das Ergebnis der Prüfung eines von uns beauftragten Instituts. Thermische Bruchgefahr Thermo-Bruch bedeutet eine Überbeanspruchung des Glases durch unterschiedliche Temperaturen auf derselben Glasfläche. Sonnenschutzgläser sind durch eine derartige Überbeanspruchung mehr gefährdet als klare Gläser, da sie einen gewissen Anteil der Sonnenenergie absorbieren und dadurch erwärmt werden. Durch thermisches Vorspannen zu Einscheibensicherheitsgläsern (ESG) lässt sich die Bruchgefahr praktisch ausschließen. Für Glaskombinationen, die einen Strahlungsabsorptionsgrad von mehr als ca. 50 % aufweisen, sollte das Sonnenschutzglas generell vorgespannt werden. Teilbeschattung Gläser, die zum Teil beschattet und zum Teil der Sonne ausgesetzt sind, unterliegen einer gewissen Thermobruch-Gefährdung. Der Grad der Gefährdung hängt maßgebend von der Art der Beschattung ab. Eine erhebliche Gefährdung liegt z. B. vor, wenn weniger als 25 % der Fläche eines Glases beschattet werden, die Schattenzone jedoch mehr als 25 % des Glasumfangs überdeckt. Scheinbare Mängel bei der Verarbeitung zu Isolierglas Von der Beurteilung ausgeschlossen und nicht reklamierbar sind: ■ Interferenz-Erscheinungen ■ Doppelscheibeneffekt ■ Anisotropien ■ Mehrfachspiegelungen ■ Kondensation an den Außenflächen von Isolierglas

Anwendung und Handling I 193

6.


6.4.4. Milchige Beläge bei Isoliergläsern Milchige Außenbeläge auf Isoliergläsern kommen vor allem in den Übergangszeiten im Frühling und Herbst vor. Die Ursache liegt in den verschiedenen Ausdünstungen der Baumaterialien. Beschreibung und Analyse Isoliergläser weisen einen wiederkehrenden Belag auf, der durch eine Reinigung problemlos entfernt werden kann, aber nach kurzer Zeit wieder sichtbar wird. Bei dieser Verunreinigung handelt es sich gemäß Untersuchungen der EMPA (Prüfbericht Nr. 415 681 vom 22.12.00) um einen Niederschlag, der durch den üblichen Umweltschmutz, der in der Luft enthalten ist, angereichert ist. Durch die Ausdünstungen der verschiedenen Baumaterialien bildet sich auf dem Glas eine Art Haftgrund, der diese Verschmutzung begünstigt. Bei der Glasetikette ist die Verschmutzung wesentlich geringer, da sich kein „Haftgrund“ bilden kann. Ein solcher Niederschlag ist vor allem sichtbar bei entsprechender Witterung, d. h. bei hoher relativer Luftfeuchte und/oder bei hohem Staubgehalt der Luft. Es liegt somit kein Mangel am Glas vor, da Umwelteinflüsse die Ursache des Problems sind. Durch regelmäßiges Reinigen reduziert sich die Staubanfälligkeit, so dass sich kaum mehr Umweltschmutz auf der Scheibe niederlässt.

6.4.5. Pflanzenwachstum hinter Wärmedämmverglasungen Untersuchungen haben verdeutlicht, dass für das Gedeihen von Pflanzen, besonders der sichtbare Anteil der Sonnenstrahlung (zwischen 380 und 780 nm), also das Licht, von großer Bedeutung ist. Dieser Strahlungsbereich wird von den Pflanzen zur Photosynthese genutzt.

6.

194 I Anwendung und Handling


Bei Wärmedämm-Isoliergläsern wird durch die Beschichtung der spektrale Durchlass für Sonnenstrahlung zwar verändert, dies betrifft jedoch vor allem den Infrarotbereich, der für das Wachstum der Pflanzen von untergeordneter Bedeutung ist. Die Lichttransmission wird gegenüber einem normalen Isolierglas nur marginal reduziert. Zur Kontrolle des Pflanzenwachstums ist jedoch ein weiterer Strahlungsanteil, die UV-Strahlung wichtig, die durch Wärmedämmbeschichtungen ebenfalls nur in einem unbedeutenden Maß verändert wird. In der Regel gedeihen Pflanzen hinter Wärmedämmverglasungen sehr gut, wobei beachtet werden muss, dass nicht nur die Lichtdurchlässigkeit der Verglasung einen Einfluss auf das Wachstum hat sondern ebenso andere Faktoren wie Raumtemperatur, Lüftung (CO2 Gehalt), Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlungsdauer (Orientierung), Intensität und Art (direkt oder indirekt) der Sonnenstrahlung, Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, usw. Ein gutes Gedeihen kann insbesondere erreicht werden, wenn alle Einflussfaktoren in Abhängigkeit der jeweiligen Pflanzenart optimiert werden. Ein Sonderfall stellen Verglasungen mit VSG dar. Übliche Verbundsicherheitsgläser blockieren den Durchlass von UV-Strahlung, den Pflanzen fehlt damit ein wichtiger Kontrollmechanismus, sie entwickeln ein unkontrolliertes Wachstum, vom Fachmann als „Aufgeilen“ bezeichnet. Mit speziellen UV-durchlässigen VSG-Folien kann jedoch diese unerwünschte Entwicklung verhindert werden.

6.4.6. FIRESWISS FOAM Brandschutzglas Transport, Lagerung und Verpackung Der Transport, die Lagerung sowie die Verpackung müssen entsprechend den Vorgaben des Herstellers erfolgen. Glasoberflächen, die mit Zementschlamm oder Flüssigkeit, die mit Zementschlamm in Berührung gekommen ist und dann mit Glasoberflächen in Berührung kommen, müssen unter Zuhilfenahme von klarem Wasser abgespült, nicht abgerieben werden. Das Nichtbeachten der Transport-, Lagerungs- und Reinigungsempfehlung kann die Beschädigung oder im schlimmsten Falle die Zerstörung des Glaserzeugnisses nach sich ziehen. Die Verantwortung für dadurch entstehende direkte wie auch Folgeschäden muss durch EUROGLAS/ Glas Trösch abgelehnt werden. Die vollständigen Richtlinien zur Beurteilung und zum Handling von FIRESWISS FOAM können jederzeit bei Euroglas oder Glas Trösch bezogen werden.

Anwendung und Handling I 195

6.


6.4.7. Spionspiegel Zur Reinigung von Spionspiegeln empfehlen wir z. B. saubere und weiche Baumwolllappen oder Fensterleder. Wässrige, neutrale und schwach alkalische Glasreiniger ohne Zusätze von abrasiven Stoffen (erlaubte Anteile von Ammoniak <5 Vol.-% sowie mit Wasser mischbare organische Lösungsmittel <5 Vol.-%) wie z. B. Flux oder Ajax. Keinesfalls darf die beschichtete Glasfläche aber mit Rasierklingen abgeschabt oder mit scharfen Poliermitteln gereinigt werden (bitte Verarbeitungsrichtlinien www.luxar.ch beachten).

1%

12 %

20 %

WC – Sicht von außen

WC – Sicht von innen

6.4.8. Verbundsicherheitsglas 6.4.8.1. Randzone bei VSG Die üblicherweise verwendeten VSG-Folien sind leicht hygroskopisch, d. h. sie absorbieren bei freier Bewitterung der Kanten in der Randzone eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Je nach Wettersituation (z. B. Waldzone, häufiger Nebel, usw.) kann es in der äußersten Randzone (wenige Millimeter) zu einer leichten Folientrennung vom Glas führen – das Glas erhält somit eine matte Erscheinung. Solche Ablösungen in der äußersten Randzone beeinträchtigen weder die Sicherheitseigenschaften des Produktes noch führen sie zu Farbveränderungen.

6.

Diese Ablösungen sind systembedingt und können nicht vermieden werden. Sie stellen auch keinen Mangel dar.

196 I Anwendung und Handling


6.4.8.2. Verbundsicherheitsglas mit UV-Schutz Bei der Verwendung von Verbundsicherheitsglas (VSG) mit UV-Schutz müssen folgende Punkte berücksichtigt werden: Die verwendeten Spezial-PVB-Folien absorbieren 99,5 % UV-licht im Strahlenbereich von 300 bis 380 Nanometer. Die durch den lieferanten angegebenen Werte beziehen sich auf eine Strahlenintensität basierend auf Messungen von 150 bis 450 Meter über Meer. Sofern Verbundsicherheitsgläser in höheren lagen eingesetzt werden, muss mit höheren UV-Transmissionen gerechnet werden. Dies kommt daher, da in UV - Folie höheren lagen größere Strahlenintensitäten vorherrschen. ab 380 Nanometer werden hoch fotochemische Strahlen wirksam, die die Farben von auslagen leicht beeinträchtigen können (ausbleichen). Das ausbleichen von auslagen geschieht in erster linie durch die sichtbare Strahlung – das licht, d. h. sowohl durch die Beleuchtung als auch durch das vorherrschende Tageslicht. Neonlampen, Spotlampen, usw. zur Beleuchtung von innenräumen erzeugen auch UV-Strahlen. im Grenzbereich von 300 bzw. 380 Nanometer können UV-Strahlen die Farbechtheit sowie auch die Farbtönung der jeweiligen auslagen beeinflussen und eventuelle Farbveränderungen herbeiführen.

6.4.9. Beurteilung sichtbehindernder Fassaden (SECO, Arbeitsbedingungen) Informationsmittel zur Unterstützung bei der Beurteilung der vielfältigen neuen Formen der Fassadengestaltung im Rahmen des Baubewilligungsprozesses in der industrie- und Büroarchitektur werden vermehrt neue Fassadenelemente und Materialien verwendet. Diese Elemente können unter anderem in Form von Siebdruck auf Glas , Folien, Drahtgittern, lochblechen, Streckmetall oder als Textilgewebe für Werbeflächen vorkommen. Typisch für diese neuen Elemente sind transparente rasterstrukturen, die als ästhetische Elemente, als Energiesparelemente und als Blendschutz angepriesen werden. Jedoch erfüllen Fassadenelemente mit rasterstrukturen, die die Sicht ins Freie gewährleisten müssen, in der Praxis nicht die anforderungen an einen Blendschutz. Ebenfalls können die neuen Formen der Fassadengestaltung die Sicht ins Freie behindern. insbesondere bei räumen mit ständigen arbeitsplätzen ist zu beachten, dass die Sicht ins Freie gewährleistet ist, so wie es die Verordnung zum arbeitsgesetz vorschreibt. Es ist ratsam, bereits bei der Planung von Gebäudefassaden gesundheitliche anforderungen und aspekte einzubeziehen um nachträgliche teure Änderungen und anpassungen zu vermeiden.

Anwendung und Handling I 197

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7.

198 I Normen

Kulturzentrum Lokremise, St. Gallen, Schweiz


7. Normen, technische Regelwerke Norm Normierungen helfen im täglichen Gebrauch von Gütern und erleichtern deren sichere Handhabung. Normen sorgen dafür, dass eins zum anderen passt. Auf Grund der Normierungen werden Produkte vergleichbar, da sie sich an gleichen Rahmenbedingungen orientieren. So wird eine allgemeine Basis hergestellt, worauf sich Produzenten, Lieferanten und Endverbraucher stützen können. Die von den normengebenden Parteien im Einvernehmen erstellten Normierungen werden vor Inkrafttreten von einer übergeordneten Institution auf deren Tauglichkeit geprüft und stehen so über dem Interesse einzelner. Gültigkeit Im Zyklus von fünf Jahren werden die Normen jeweils auf den „Stand der Technik“ überprüft; nötigenfalls angepasst und analog neuer Normen wieder in Kraft gesetzt. Eine Norm ist eine Empfehlung und deren Anwendung freiwillig. Da Gesetzgeber und Behörden jedoch Normen in Erlassen (Gesetze und Verordnungen) als verbindlich erklären können, erreicht eine Norm in diesen Fällen (z. B. Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz) gesetzlichen Status. 7.1. Internationale Normen ISO Das internationale Normensystem ISO (International Organization for Standardization) wurde 1946 gegründet und ist eine freiwillige Organisation mit Sitz in Genf, deren Beschlüsse nicht den Charakter international verbindlicher Verträge haben. Der Zweck der ISO ist die Förderung der Normung in der Welt, um den Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu unterstützen und die gegenseitige Zusammenarbeit in verschiedenen technischen Bereichen zu entwickeln. DIN vertritt die Normungsinteressen Deutschlands in der International Organization for Standardization (ISO) (www.iso.org). Beispiele ISO Mitglieder SNV Schweizerische Normenvereinigung: www.snv.ch DIN Deutsches Institut für Normung: www.din.de BSI British Standard Institute: www.bsi.org.uk AFNOR Association Française de Normalisation: www.afnor.fr ANSI American National Standards Institute: www.ansi.org

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Normen I 199


Beispiele von ISO Normen ISO 31 Größen und Einheiten ISO 216 Papierformate ISO 868 Messung der Shore-D-Härte eines Körpers über die Eindringtiefe einer Nadel unter einem definierten Gewicht ISO 2108 Nummernsystem für Bücher (ISBN) ISO 9000 Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe ISO 9001 Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen ISO 9004 Qualitätsmanagementsysteme – Leitfaden zur Leistungsverbesserung ISO 9022 Optik und optische Instrumente – Umweltprüfungen ISO 14001 Umweltmanagementsystem

7.2. Europäische Normen Im Auftrag der EU und der EFTA werden in Europa seit Anfang der neunziger Jahre Normen erarbeitet, die den freien Warenfluss in Europa erleichtern sollen. Diese Normen gelten vor allem für handelbare Güter, die in Bauwerke eingebaut werden können. Eine europäische Produktnorm umschreibt alle Eigenschaften des Produkts, die ein Bauwerk wesentlich beeinflussen können. Normungsorganisationen auf europäischer Ebene CEN - Comité Européen de Normalisation/Europäisches Komitee für Normung zeichnet für europäische Normen in allen Bereichen, außer Elektrotechnik und Telekommunikation, verantwortlich (www.cen.eu). Zusammenarbeit auf internationaler Ebene Für die Ausarbeitung internationaler Normierungen entsenden die nationalen Normenorganisationen Experten in die Arbeitsgruppen (WG: Working Groups) und Unterkomitees (SC: Subcommittees) von technischen Kommissionen (TC) CEN und ISO. Somit ist ein ständiger Informationsfluss mit Mitsprache der nationalen Normenorganisationen gewährleistet. Technische Kommissionen im Glas: CEN/TC 129 – Glas im Bauwesen ISO/TC 160 – Glas im Bauwesen

7.3. Deutsche / Europäische Normen (DIN EN) Deutsches Institut für Normung (DIN)

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Zielsetzung der Baunormung Die Zielsetzung der europäischen und der DIN Normierung war in der Anfangsphase völlig verschieden, auch wenn sich heute teilweise eine Annäherung abzeichnet. In den Statuten des DIN wird festgehalten, dass Normen Arbeits- und Verständigungsmittel bei der Berufsausübung sein sollen. Vom DIN werden daher Normen „von Fachleuten - für Fachleute“ geschaffen, die in sich abgeschlossen, kurz und prägnant zu einem Themenkreis alle relevanten Informationen zusammentragen – von der Verständigung über die Projektierung und Baustoffwahl bis hin zur Ausführung – und so die Regeln der Baukunde abbilden.

200 I Normen


Demgegenüber liegt der Hauptzweck der europäischen Normierung darin, Handelshemmnisse durch unterschiedliche oder unterschiedlich nachzuweisende Anforderungen an Handelsgüter zu vermeiden. Die europäische Normierung entwickelt sich allerdings weiter und wendet sich beginnend mit den „Eurocodes“ (den europäischen Tragwerksnormen) vermehrt den Dienstleistungen und dem Wohl der Gesellschaft zu. Heute existieren europäische Normen, oder sie sind in Arbeit, zu Themen wie Aufbau von Geschäftsbriefen, Dienstleistungen an der Hotel-Rezeption oder Umwelteinflüsse durch Gebäude. Einige dieser Themen könnten fachlich also durchaus in den Zuständigkeitsbereich des DIN fallen. Pflicht zur Übernahme der Europäischen Normen Als Vollmitglied beim CEN verpflichtet sich das Deutsche Institut für Normung (DIN) zur Übernahme sämtlicher neuer Normen. Das DIN ergänzt die europäischen Normen mit einem nationalen Titelblatt und einem nationalen Vorwort. In diesem werden das Umfeld und die Einbindung der Norm erläutert und es wird auf allfällige Besonderheiten beim Einsatz der Norm in Deutschland hingewiesen. Besondere Regelungen oder Verfahren können in einem nationalen Anhang erläutert werden. Durch den stetig größer werdenden Einflussbereich der europäischen Normierung sieht das nationale Normenwerk unter einem starken Anpassungsdruck. Die für die normierten Produkte definierten Eigenschaften müssen berücksichtigt werden, oft sind aber auch ganze Begriffe neu zu definieren. Das DIN hat sich dieser Herausforderung gestellt und lässt die neuen Normen nach und nach in sein Normenwerk einfließen. Manchmal werden europäische Normen auch zusammengefasst oder es werden nur Teilaspekte normiert. Für die Umsetzung in Deutschland ist das deutsche Institut für Normung (DIN) verantwortlich. Bei der Übernahme der Normen müssen diese mit einem nationalen Vorwort ergänzt werden. Daneben muss sichergestellt werden, dass die rein nationalen Normen mit den europäischen Normen im Einklang stehen. Bezeichnung von Normen in Deutschland Anhand der alphanumerischen Normen-Bezeichnung lässt sich die Herkunft und Ebene der anerkennenden Institution bestimmen. Es werden internationale, europäische und nationale Normierungen unterschieden. ■ DIN ISO Auf internationaler Ebene erarbeitete Norm, die ins deutsche Normenwerk aufgenommen wurde. ■ DIN EN Auf europäischer Ebene erarbeitete Norm, die in das deutsche Normenwerk aufgenommen wurde. ■ DIN EN ISO Auf der Grundlage einer Internationalen Norm übernommene Europäische Norm, die ins deutsche Normenwerk aufgenommen wurde. ■ DIN Deutsche Norm

Normen I 201

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7.4. Deutsche Normen Deutsches Institut für Normung (DIN) Auf vielen Gebieten der Normierung existieren länderspezifische Eigenheiten, die eine Übernahme internationaler Normierungen nicht zulassen. Diese speziellen Regelungen verlieren wegen der Globalisierung und dem Welthandel zusehends an Bedeutung. DIN Nr.

Jahr

Titel

DIN 18299

2012 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Allgemeine Regelungen für Bauarbeiten jeder Art

DIN 18360

2012 VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Metallbauarbeiten

DIN 4108

2006 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Wärmebrücken – Planungs- und Ausführungsbeispiele

DIN 4109

1989 Schallschutz im Hochbau – Anforderungen und Nachweise

DIN EN 12978

2009 Türen und Tore – Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore – Anforderungen und Prüfverfahren

DIN EN 1627

2011 Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse – Einbruchhemmung – Anforderungen und Klassifizierung

DIN EN 1628

2012 Türen, Fenster, Vorhangfassaden, Gitterelemente und Abschlüsse – Einbruchhemmung – Anforderungen und Klassifizierung

DIN EN 1990

2010 Grundlagen der Tragwerksplanung

DIN EN 1991-1-1 2010 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 1-1: Allgemeine Einwirkungen auf Tragwerke – Wichten, Eigengewicht und Nutzlasten im Hochbau DIN V 18599

2013 Energetische Bewertung von Gebäuden

Der aktuelle, vollständige Stand der Deutschen Normensammlung kann beim Deutschen Institut für Normung (DIN) unter dem Link: www.din.de heruntergeladen werden.

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202 I Normen


7.

Normen I 203


Euroglas GmbH DammĂźhlenweg 60, D-39340 Haldensleben Tel. +49 3904 63 80, Fax +49 3904 63 81 100 haldensleben@euroglas.com Euroglas AG Euroglas StraĂ&#x;e 101, D-39171 Osterweddingen Tel. +49 3904 63 80, Fax +49 3904 638 41 50 osterweddingen@euroglas.com Euroglas S.A Z.I. de Hombourg, F-68490 Hombourg Tel. +33 389 83 35 00, Fax +33 389 26 08 08 hombourg@euroglas.com Euroglas Polska Sp. z o.o Osiedle Niewiadow 65, PL-97-225 Ujazd Tel. +48 44719 40 00, Fax +48 44719 49 99 ujazd@euroglas.com www.euroglas.com 204 I Inhaltsverzeichnis


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