es-presso Stadtmagazin 06 2011

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BÜCHER

ES-PRESSO JUNI 11 WILD THING!

KUNST & KULTUR

THRILLER

DRAMA

FRÉDÉRIC MARTEL– MAINSTREAM

ROGER SMITH – STAUBIGE HÖLLE

THOR KUNKEL – SUBS

Ohne jetzt wie die Großmutter meiner Großmutter klingen zu wollen: Ein Merkmal der heutigen, modernen Zeit ist die immer schnellere Vergänglichkeit von Hypes – heute ein Star, morgen wieder Flyerverteiler in der Fußgängerzone. Heute das must-have-Produkt schlechthin, morgen der Staubfänger überhaupt. Doch, und das ist eine ziemlich interessante Frage: Wie funktioniert so ein Hype? Wer entscheidet, was morgen von den Massen konsumiert wird? Der Journalist Frédéric Martel ist dieser Frage mittels unglaublichen 1250 Interviews mit kreativen Köpfen aus der ganzen Welt auf den Grund gegangen und zeigt dabei auf, wieso Europa dringend mehr Mainstream braucht. Ein hochinteressanter, komplexer Stoff, wahnsinnig fesselnd. (th) ALBRECHT KNAUS VERLAG, ERSCHIENEN, EUR 24,99

Thrillerautoren gibt es wie Sand am Meer, aber es gibt nur wenige, denen man dermaßen abkauft, wirklich am Ort des Geschehens gewesen zu sein – der südafrikanische Schriftsteller Roger Smith machte 2009 mit dem Reißer „Kap der Angst“ auf sich aufmerksam, der durch exzellentes Timing, einen fulminanten Schreibstil und eine zum Schneiden dicke Atmosphäre den Leser regelrecht in sich einsaugt – wer noch nie in Kapstadt war, war’s spätestens nach Ende des Buchs. „Staubige Hölle“ ist Smiths drittes Werk und schließt nahtlos an die Vorgänger an: Die Geschichte um einen weißen Politaktivisten und seinen rassistischen Vater, die in eine Verschwörung geraten, ist gewitzt, schnell, dreckig und brutal. (th)

Als einer der nach wie vor aufregendsten, aber auch umstrittensten Autoren gilt Thor Kunkel, der mit seinen Pulp Noir-Geschichten gerne als die deutsche Antwort auf Quentin Tarantino bezeichnet wird und mit politisch-sarkastischen Pornothrillern schon mal dafür sorgt, dass sich Verlage kurz vor Veröffentlichung von ihm verabschieden. Mit „Subs“, einem sarkastisch-entlarvenden Roman über selbst gewähltes Sklavendasein in einer schmucken Villa in Grunewald, wird Kunkel auch dieses Mal nicht für einhellige Liebesbekenntnisse von Feuilletons und Lesern sorgen, aber mal ehrlich: Besser ein Werk mit durch Ecken und Kanten bedingter Nachwirkung als den nächsten 08/15-Schmöcker, der übermorgen schon wieder vergessen sein wird, oder? (th)

KLETT-COTTA, ERSCHIENEN, EUR 19,95

HEYNE VERLAG, ERSCHIENEN, EUR 19,99


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