Emmenmail März/April 2018

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Thema XXX

Samuel Helfenstein vor seinem Hof mit einem Teil seiner Tiere

der Nationalität der Kunden, welchen Kürbis sie sich wünschen. Nebst den Kürbissen sei der Süssmost bei der Emmer Bevölkerung sehr beliebt, den die Familie auf dem Hof herstellt. Zu über 50% könne sich die Familie selbst versorgen – Fleisch, Milch, Getränke, Obst und Gemüse tragen dazu bei. Auch Helfenstein versorgt sich nach Möglichkeit mit Milch, Fleisch und Gemüse selbst. Die Hoferzeugnisse des Obergrundhofs könne man im Hofladen oder zum Teil – und natürlich saisonal bedingt – in den lokalen Spar- und Landi-Filialen in Emmen beziehen. Ausserdem würden mit der Hofspezialität Kürbis diverse Restaurants, die Migros und der Aldi beliefert. Helfenstein indessen beliefert mit seiner Milch Emmi, die die Emmer Milch schweizweit vertreibt. Auch einen grossen Teil der gemästeten Tiere gebe er in Verarbeitungskanäle für die Fleischproduktion, sagt Helfenstein.

Der Bauer als technisierter Unternehmer Die Emmer Landwirtschaft hat sich aufgrund technischer Neuerungen in den letzten Jahrzehnten massgeblich verändert. Zeugen davon sind auf dem Obergrundhof etwa der Milchautomat oder die vom jüngeren Sohn betriebene Webseite. «In meinen 40 Jahren als Landwirt hat sich in der Emmer Landwirtschaft viel getan», weiss Karl Schmid. Die Automatisierung habe zu weniger, aber grösseren Betrieben geführt, ergänzt seine Familie. Helfenstein bestätigt diesen Befund und glaubt, dass sich in Zukunft der Strukturwandel verstärke, die Hofanzahl geringer, die Betriebe dafür grösser würden. Die Emmer Landwirtschaft sei glücklicherweise mit der technischen

Entwicklung mitgegangen und habe so den Anschluss an die zunehmende Technisierung nicht verpasst, wie das in anderen Gemeinden der Fall sei. Der Fokus liege für den Landwirt von heute auf der Produktion und auf der Wirtschaftlichkeit ebendieser. Somit sei der Landwirt viel mehr Unternehmer als früher. Die Rentabilität sei mitunter ein Grund, weshalb er sich der Biolandwirtschaft verschreibe, erklärt Helfenstein. «In Emmen haben die meisten Landwirte nebst dem Bauern noch zusätzliche Standbeine», bemerkt Karl Schmid.

Innovation und Zukunft der Bauernhöfe «Innovation ist das, was die Emmer Landwirtschaft meiner Meinung nach am besten beschreibt», weiss Patrick Schmid. Helfenstein gibt ihm Recht, als er von der Solaranlage seines Vaters erzählt, der diese 2004 in Betrieb nahm – es war eine der ersten Anlagen der Schweiz. Bis heute generiere er damit Warmwasser und Strom. «Ich glaube, es ist die Zukunftsorientierung der Landwirte, die über das Fortbestehen der Betriebe in der modernen Welt entscheidet», meint Karl Schmid. Denn wie man weiss, sind die Bauernfamilien von heute nicht mehr so gross wie früher. Helfenstein ist Beweis für diese Aussage – er übernahm den Hof seiner Eltern Anfang Jahr und ist seitdem damit beschäftigt, den Hof neu zu organisieren. «Ein Biohof wirds sicher bleiben, ich habe Bio im Blut, bin damit aufgewachsen», scherzt der Junglandwirt Helfenstein, der seit er denken kann auf dem Bauernhof gelebt und mitgearbeitet hat. Laut Patrick Schmid wird der Trend der technischen Modernisierung so weiterge-

hen. Land werde dabei für den Bauern in einem Agglomerationsgebiet wie Emmen immer zentraler. Samuel Helfenstein sieht dem wachsenden Siedlungsdruck in der Schweiz und speziell in Emmen und den damit immer geringer werdenden Landflächen für die Emmer Landwirtschaft kritisch entgegen.

Landwirte, die Geschichte schreiben Auf die Frage, was speziell am Obergrundhof wissenswert sei, weiss Karl Schmid, dass die Grundhöfe als die erste gegründete Siedlung in Emau (früherer Name von Emmen) galten, sein Hof wurde erstmals 1679 erwähnt. Seit 228 Jahren ist der Hof nun in Familienbesitz und wird in der achten Generation schon seit mehr als 200 Jahren betrieben. Frau Irène ergänzt, dass natürlich auch der Hofladen eine Besonderheit sei – schliesslich böte er von Äpfeln bis Zierkürbissen alles. Den Biohof Oberhasli gibt es zwar noch nicht so lange, er ist aber immerhin in der dritten Generation in Familienbesitz. Sein Grossvater habe ihn in den vierziger Jahren gekauft, den Hof selbst gäbe es aber schon länger, weiss Helfenstein. Seine Eltern hätten ihn dann 1993 zu einem Biobetrieb gemacht, und nun sei er mit der Aufgabe betraut, den Hof in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Autorin: Sina Seiler sina.seiler@emmen.ch

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