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10. Februar 2013 ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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Die Kirche und das Geld Sehnsucht n

Was die Gemeinde in Hamburg-Eimsb端ttel bewegt. Seite 10

Entdeckungen n

Neue Spiele, f端r Sie getestet. Seite 18

Rettung n

Was zwei afrikanischen Prinzen mit Charles Wesley verbindet. Seite 20


kurz gesagt

Vielen Dank! Im vergangenen November haben wir die Aktion »100 Freunde für unterwegs« gestartet. Das Ziel: gemeinsam 100 neue Leserinnen und Leser für unsere Kirchenzeitschrift zu gewinnen. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Zahl der Abonnenten in den vergangenen Jahren erheblich gesunken ist. Um diesen Trend zu stoppen, haben wir einiges unternommen. Nicht zuletzt haben wir »unterwegs« stetig mehr an Ihre Bedürfnisse und Wünsche angepasst. Viele Rückmeldungen bestätigen uns auf diesem Weg. Deshalb waren und sind wir sicher, dass es viele Leserinnen und Leser gibt, die »unterwegs« weiterempfehlen. Und wir haben uns nicht getäuscht: Viele haben »unterwegs« für ein Jahr verschenkt oder neue Abonnenten gewonnen. Einige haben eine Patenschaft für Menschen übernommen, die sich ein Abonnement nicht leisten können. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Zahl 100 haben wir noch nicht erreicht, doch die Aktion geht weiter. Über die eigens eingerichtete Internetseite www.unterwegs.emk.de können Sie mitmachen. Erzählen Sie Freunden von »unterwegs«, verschenken Sie ein Jahres-Abonnement – es gibt viele Gelegenheiten. Und wenn Ihnen etwas an »unterwegs« besonders gut oder gar nicht gefällt, dann sprechen Sie mich direkt an: volker.kiemle@emk.de, Telefon 069 242521-150. Ich freue mich auf Sie! Ihr Volker Kiemle

So erreichen Sie uns: Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: unterwegs@emk.de Aboservice: 0711 83000-0 www.unterwegs.emk.de facebook.com/unterwegsmagazin

die Freikirchen sollen ihren

Sitz im Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) verlieren. Dagegen hat Ansgar Hörsting, der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), scharf protestiert. In einem Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann weist Hörsting darauf hin, dass der freikirchliche Vertreter nicht nur für die 14 Kirchen und Gemeinschaften der VEF spricht, sondern auch für alle christlichen Kirchen außerhalb der Römisch-katholischen Kirche und der Evangelischen Landeskirche. ­Insgesamt seien das etwa 400.000 Gläubige in BadenWürttemberg und weitere 150.000 in Rheinland-Pfalz. (siehe Kommentar Seite 3) Zum »Autofasten« laden die

Kirchen im Südwesten Deutschlands zwischen dem 25. Februar und 24. März ein. In den vergangenen 15 Jahren beteiligten sich fast 20.000 Menschen am Verzicht aufs Autofahren und der Suche nach alternativen Mobilitätsformen. Die Initiative »Glaube am Montag« ist auf starke Re-

sonanz in in Deutschland und der Schweiz gestoßen. Das haben die Organisatoren jetzt berichtet. Die von rund 90 Gemeindeverbänden, Werken und Verlagen getragene Initiative wirbt dafür, den christlichen Glauben im Alltag umzusetzen. Außerdem sollen Christen motiviert werden, Verantwortung in Politik und Gesellschaft zu übernehmen. Pastoren sollen daran erinnert werden, dass es ein Leben jenseits des Gemeindehauses gibt und dass die

Sonntagspredigt für den Montag ausrüsten soll. Das Projekt endet im Dezember 2013. Soziale Milieugrenzen sollen

Kirchengemeinden überschreiten. Das hat der evangelische Theologe Michael Herbst auf dem ZukunftsKongress des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes in Erfurt gefordert. Kirchen und Gemeinden seien in den traditionsorientierten und bürgerlichen Milieus stark verankert, während Menschen mit postmodernem Lebensstil und aus der Unterschicht wenig vertreten seien. Nötig sei eine gesunde Neugier auf Menschen. Die Schlagersängerin Nicole

(»Ein bisschen Frieden«) ist wieder auf Kirchentournee. Bereits zum vierten Mal tritt die Gewinnerin des Eurovision Song Contest von 1982 bewusst nur in Kirchen auf. Dort herrsche eine ganz besondere Atmosphäre, sagte sie. Auch thematisch passe ihr Programm gut in die Gotteshäuser, meint die 48-Jährige. »Ich singe Lieder, die von Glauben, Hoffnung, Liebe, aber auch vom Tod, von Trauer und Verlust handeln.« Sie selbst glaube »an Gott und an Schutzengel«. www.nicole-4-u.de

Angesichts der aktuellen ­S exismus-Debatte verzeich-

net die Antidiskriminierungsstelle des Bundes seit Mitte Januar einen deutlichen Anstieg an gemeldeten Vorfällen. »Offensichtlich fühlen sich mehr Frauen ermutigt, über Erfahrungen mit sexueller Belästigung zu sprechen«, sagte Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, in einem Interview. epd/idea unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013

TitelCGI: Claus Arnold

2 ::: Editorial


Titelthema: Die Kirche und das Geld ::: 3

nachrichten & meinungen aus der emk Den EmK-Arbeitskreis »Naturwissenschaft und Glaube« haben rund 30 Natur- und Geisteswissen-

schaftler am 19. Januar gegründet. Der Arbeitskreis (AK) soll helfen, die Sprach- oder Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Disziplinen zu überwinden. Er will dazu beitragen, die Bedeutung naturwissenschaftlicher Erkenntnis besser einzuordnen. Zudem sehen die Gründer die Chance, dass die EmK als von der Aufklärung mitgeprägte Kirche eine Art Dolmetscherfunktion einnehmen und Menschen der heutigen Zeit den Glauben verständlicher machen könnte. In den geschäftsführenden Vorstand des AK wurden gewählt: als Vorsitzender Privatdozent Dr. Klaus Bratengeier (rechts), zum Stellvertreter Superintendent Johannes Knöller (links) und als Schriftführerin Britta Gruhlke. Nach Fertigstellung ihres Anund Umbaus hat die EmK in der

Acht verschiedene Konfessionen und Denomminationen waren ver-

Über eine Million Namibia-­ Dollar Schaden (rund 85.000 Eu-

schweizerischen Gemeinde Interlaken zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Die Präsidentin der örtlichen Baukommission, Lea Hafner, betonte, nicht nur das Gebäude, sondern auch das Angebot des Gemeindeprogramms sei runderneuert worden. Mit dem Umbau hat man den Zugang zur Kirche von einer Seiten- an die Hauptstraße verlegt. Die Gemeinde versteht das als eine sichtbare Hinwendung zu den Menschen. Lichtdurchflutete Räume, behindertengerechte Erreichbarkeit, Platz für alle Altersgruppen kennzeichnen den zweigeschossigen erneuerten Anbau.

treten beim Gebet für die Einheit der Christen in der österreichischen Stadt Linz. Neben der römisch-katholischen Kirche beteiligte sich auch die altkatholische, außerdem drei orthodoxe Nationalkörperschaften wie drei evangelische Kirchen (augsburgisches sowie helvetisches Bekenntnis und methodistisch). Pastor Sebastian Meisel von der EmK predigte im Rahmen eines von indischen Christen vorgelegten Gottesdienstentwurfs. Er ermutigte die Versammelten mit Worten des Propheten Micha (6,3), sich auch in ökumenisch »müder« Zeit an Gott auszurichten.

ro) hat ein Feuer in der Zentralen Methodisten-Kirche in Windhoek angerichtet. Der Sonntagsgottesdienst wurde ungeachtet der Verwüstungen zwei Tage später in einem Kellerraum der Kirche abgehalten. Umliegende Gemeinden haben den Methodisten angeboten, auf ihre Räume ausweichen zu können. Pastor Kevin Endres und die Verantwortlichen möchten aber ihr Haus möglichst auch in der Wiederaufbauzeit nicht aufgeben. Die deutschsprachige »Allgemeine Zeitung« aus Windhoek verbreitete die Nachricht mit Bildern auch über das Internet. www.emk.de/emk-in-der-presse.html

Wir sind dann mal weg ..? Die grün-roten Landesregierungen im Südwesten wollen den Rundfunkrat des SWR modernisieren: Freikirchen und Vertriebene fliegen raus. Dafür kommen Muslime, Migranten, Naturschützer und Gewerkschafter rein. Wir sind dann mal weg? Seit Oktober hagelt es jetzt Briefe: VEF und Methodisten, Orthodoxe, Neuapostolische, Altkatholiken und Baptisten füllen ganze Ordner in der Staatskanzlei. Recherchen der ACK besagen: Wir sind 400.000, nur keiner hat es gewusst. Die Politik ist nachunterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013

denklich geworden. Die Ministerin lädt zum Gespräch. Was lernen wir daraus? Erstens: Freikirchen werden in der Öffentlichkeit kaum wahr genommen. Es gibt zu wenig Christen in der Politik. Zweitens: Die Stimmen der vielen ­kleinen Kirchen machen Eindruck. Drittens: Die großen Kirchen haben Lobbyisten. Doch tatsächlich wird die Gesellschaft freikirchlicher. Viertens: Wichtiger als Gremien ist die gute Nachricht von Jesus. Genau deshalb sollten wir aber um die Mitte dieser Gesellschaft kämpfen.

kommentar Die Stillen im Land haben eine Kraft, auf die man nicht verzichten sollte. Im Parlament ebenso wie in Rundfunk- und Gemeinderäten braucht es mehr Leute, die an die Jahreslosung erinnern: Die bleibende Stadt liegt nicht zwischen Pfalz und Bodensee. Christen kennen eine Hoffnung, die über die Tagespolitik hinausreicht.

Bernd Friedrich ist stellvertretender Landrat des Rems-Murr-Kreises und vertritt die Freikirchen im SWR-Rundfunkrat.


4 ::: Titelthema: Die Kirche und das Geld

Fundraising: Menschen beim Helfen helfen Diakonie braucht Geld. Menschen wollen helfen. Die Aufgabe von »Fundraisern« ist es, beide Seiten zusammenzubringen. Es geht dabei um mehr als Geld für eine gute Sache. Menschen brauchen dauerhafte und tragfähige Beziehungen, damit sie guten Gewissens geben können.

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s ist ganz einfach: »Menschen wollen Menschen helfen«, sagt Ute Schaffer. Sie ist »Fundraiserin« (sprich: »Fandreiserin«) im Diakoniewerk Martha-Maria. Das heißt: Sie beschafft Spendengelder, damit Martha-Maria helfen kann. Ihr geht es dabei vor allem darum, freundschaftliche Beziehungen zu Menschen zu knüpfen: »Wir wollen Menschen für unsere Arbeit und Ideen begeistern, damit sie an etwas mitwirken können, was ihnen wichtig ist.« Fundraising ist eine wichtige Arbeit, denn es geht um viel Geld: Jedes Jahr spenden die Deutschen zwischen drei und fünf Milliarden Euro an gemeinnützige Vereine und Stiftungen. Die genaue Summe hängt dabei von vielen Faktoren ab: Bei großen Katastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis geben die Menschen reichlich, in ruhigen Zeiten etwas weniger. 2012 etwa war ein solches Jahr, entsprechend sank das Spendenaufkommen in den ersten neun Monaten um 5,5 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Für Organisationen, die einen festen Spenderkreis haben, hat sich allerdings nur wenig verändert.

Mehr als Geld sammeln Die Gründe, Geld zu spenden sind so vielfältig wie die Menschen selbst, sagt Ute Schaffer. Einige spenden, um sich persönlich zu bedanken – zum Beispiel dafür, dass eine Operation gut überstanden ist. »Viele Menschen spenden auch, weil sie dankbar sind, ein gutes Leben führen zu können«, sagt sie. »Sie wollen soziale Projekte unterstützen und mithelfen, etwas an den Verhältnissen in unserer Welt zu verändern.« Fundraising ist mehr als Geld sammeln. Es geht darum, Spender zu gewinnen und weiter zu informieren. Das setzt eine genaue Planung voraus. Denn nicht jedes Projekt passt für jeden Spender, betont Kai Dörfner. Er ist Fundraiser in der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (Eva) und berät Menschen, die spenden wollen. »Dabei reden wir fast nie über Geld, sondern da­ rüber, was wir vorhaben und wozu wir das Geld brauchen.« Ist die Spende eingegangen, bleibt der Kontakt erhalten und wird gepflegt. »Die Spender wollen wissen,

Geldsammeln als Beziehungsarbeit: Ute Schaffer und Kai Dörfner sind Fundraiser. Fotos: privat

was mit ihrem Geld schon passiert ist und was damit noch geschehen soll«, sagt Kai Dörfner. Grundsätzlich spricht die Eva eher ältere Menschen an. Das »spendenfähige Alter« beginne zwischen 45 und 50 Jahren, sagt Dörfner – »wenn das Girokonto langsam ins Plus kommt und die großen Ausgaben im Leben getätigt worden sind«. »Dann kommen existenzielle Fragen wie ›Was bleibt von mir?‹ oder ›Wie kann ich mich für andere engagieren?‹.« Hinter der Spende stecke bisweilen auch ein schlechtes Gewissen – wenn jemand in seinem Leben gegenüber anderen Menschen schuldig geworden ist und wiedergutmachen will. »Latent ist das Thema ›Ablass‹ bisweilen noch da«, sagt Dörfner.

Mehr ist nicht besser Die Höhe der Spende hat übrigens kaum etwas mit dem Einkommen zu tun. Im Gegenteil: »Die, die wenig haben, geben oft am reichlichsten«, sagt Dörfner. Und Ute Schaffer erzählt: »Wir bekommen oft kleine Spenden von Menschen, die sehr mit uns verbunden sind, aber kein hohes Einkommen haben. Jedoch spüren wir den Segen, wenn Menschen hinter uns stehen, uns begleiten und uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.« Die Größe der Zuwendung ist also nicht ausschlaggebend für die Anerkennung der Spende.

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Titelthema: Die Kirche und das Geld ::: 5

Foto: epd-bild

Wenn Menschen geholfen wird, spenden andere Menschen gerne – wie hier für eine ObdachlosenWärmestube in der Heilig-KreuzKirche in Berlin. Manche, sagt Dörfner, meinen aber auch, sie könn- wird über den Absender bald verärgert sein – und ten sich das Spenden nicht leisten. Dahinter stecke nichts spenden. Wichtig ist dabei immer, dass mögliche Spender geaber eine »gefühlte Armut« und die Angst vor dem Abstieg. An der Spendenhöhe kann es nicht liegen: Die nau erfahren, warum sie spenden sollen. »Man muss durchschnittliche Einzelspende im vergangenen Jahr offen und transparent sein«, betont Kai Dörfner. »Die lag bei 26 Euro. Zum Vergleich: Glieder der EmK Spender kommen nicht mehr automatisch zu Kirche spendeten 2011 im Schnitt rund 720 Euro an ihre Kir- und Diakonie – sie schauen sich genau um.« Aber auch die Möglichkeiten, wie man che – wobei es regionale UnGutes tun kann, müssen deutterschiede gibt. So betrug der lich werden. So sammeln imdurchschnittliche JahresbeiWir reden fast nie über Geld, mer mehr Menschen an runtrag in der Norddeutschen sondern darüber, was wir vorhaben den Geburtstagen Geld, um es Konferenz 737 Euro, in der und wozu wir das Geld brauchen.« zu spenden – und zwar an eine OJK 420 Euro und in der Organisation, die sie persönSJK 880 Euro. Dabei ist eine Kai Dörfner, Fundraiser lich angesprochen hat oder deleichte Zunahme festzustelren Arbeit sie woanders her len – was auch Fundraiser Dörfner bestätigt. Demnach haben sich die Krisenjah- schon kennen. »Insofern ist Fundraising ein Teil der re 2008 und 2011 bei privaten Spendern kaum ausge- Öffentlichkeitsarbeit«, sagt Ute Schaffer. wirkt, das Spendenaufkommen ist sogar gestiegen. »Allerdings sind Unternehmen zurückhaltender«, be- Danken, Danken, Danken richtet er. Auch das Internet ist ein wichtiges Werkzeug. »Dort informieren sich viele potenzielle Spender über unsere Planung muss sein Arbeit«, berichtet Kai Dörfner. Hinzu kommen PubliUmso mehr ist beim Fundraising Planung gefragt. kationen – etwa Zeitschriften –, mit denen Spender »Man muss, wie auch in anderen Bereichen, systema- über die Projekte informiert werden. Schließlich geht es nicht ohne Danken – sonst sind tisch vorgehen, um konkrete Ergebnisse zu erzielen«, betont Ute Schaffer. Dabei können Fundraiser auf ein die Spender enttäuscht und wenden sich möglicherbreites Werkzeugrepertoire zurückgreifen. Zunächst weise ab. Die Evangelische Gesellschaft etwa bedankt einmal geht es darum, Menschen ausfindig zu machen, sich für jede Spende ab 10 Euro, und zwar schriftlich. die als Spender in Frage kommen. Wen interessiert un- Dabei legt Dörfner Wert darauf, dass der Dankesbrief sere Arbeit und wen könnte sie noch interessieren? noch am dem Tag zur Post geht, an dem die Spende Wen kann man wo und wie ansprechen? Große Spen- gebucht wurde. Bei bis zu 350 Spenden am Tag ist das denwerke, die im Grunde alle Menschen ansprechen, eine echte Arbeit – aber sie kommt an, wie Dörfner setzen hier vor allem auf Plakate und Werbebriefe. erlebt hat. »Die unmittelbare Reaktion wird wahrgeKleinere Organisationen, die eine speziellere Zielgrup- nommen, weil sie zeigt, dass wir nicht nur am Geld, pe haben, schreiben oft Briefe. Dabei ist das richtige sondern an der Person des Spenders interessiert sind.« Maß entscheidend: Wer ständig Bettelbriefe bekommt, Michael Putzke/Volker Kiemle

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6 ::: Titelthema: Die Kirche und das Geld

Wie die EmK finanziert wird Wie kommt die EmK zu ihrem Geld? Diese Frage kann man sehr schnell beantworten: Unsere Kirche finanziert sich aus den regelmäßigen Spenden ihrer Kirchenglieder, -angehörigen und Freunde – und nicht aus Kirchensteuern. Ruthard Prager, der Leiter der Kirchenkanzlei, erläutert die Hintergründe. sind die Glaubenden Haushalter Gottes. Auf Grund der Schöpfung und der Erlösung beruht diese Lehre in der ganzen Schrift auf dem Besitzrecht Gottes an allem. …« Die Kirche geht also davon aus, dass all ihren (Kirchen)-Gliedern die Überzeugung innewohnt, nicht Besitzer dessen zu sein, was man hat, sondern Verwalter dieser Gaben zu sein, weil diese Gott allein gehören. Das ist gut biblisch! Wer sich so versteht, der redet nicht mehr davon, was er oder sie verdient, sondern davon, was ihm oder ihr alles geschenkt ist und damit zur Verfügung steht. Und davon kann man abgeben – und zwar auch an die Kirche oder vor allem an die Kirche. Davon jedenfalls geht die Kirchenordnung wie selbstverständlich aus. Ganz gleich, welche Aufgaben die Kirche vor Ort oder weltweit wahrnimmt, die Finanzierung wird durch die Bezirke und ihre Glieder abgesichert. Vor Ort wird das Bewusstsein für die Aufgaben der Kirche geweckt. Das bedarf immer neu der Erläuterung und des Einübens dieses Bewusstseins. Ja, in der Gemeinde werden die Glieder der Gemeinde angespornt. Dort werden Ideen geboren und umgesetzt, das finanzielle Aufkommen zu sichern und zu mehren. Dort nutzt man das Fundraising und fördert die Bereitschaft zum Geben. Dort weckt man Begeisterung für die Aufgaben der Kirche und vertieft die Überzeugung, dass wir Haushalter Gottes sind und also Beschenkte. Wo dies geschieht, ist Geld kein Thema. Es ist einfach da. Und die Freude über das, was in Bewegung kommt, ist groß. Diese Freude steckt an und lädt andere ein und gewinnt sie. Vielleicht konnte deshalb die Kirche bis jetzt jedes Jahr feststellen, dass das finanzielle Aufkommen erneut leicht gestiegen ist. Natürlich könnte die Kirche noch mehr Geld brauchen. Es gibt viele Aufgaben, die wir auch aus diesen Gründen nicht anpacken können. Und natürlich wäre es schön, wenn wir den Hauptamtlichen etwas mehr Gehalt Monat für Monat überweisen könnten. Vielleicht werden in den Gemeinden neue Ideen geboren, das finanzielle Aufkommen zu mehren. Vielleicht steckt die Begeisterung noch mehr Menschen an und sie leisten ihren Beitrag. Und dann, dann ist Geld wirklich kein Thema mehr! Foto: MEV

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ie EmK ist eine Freikirche und erhebt keine Kirchensteuer. Sie finanziert sich aus den regelmäßigen, freiwilligen Spenden ihrer Glieder, Angehörigen und Freunde. Aber wer ist die Kirche? Wer braucht wie viel Geld für was? Gibt es mehr Einnahmen als Ausgaben? Bildet die Kirche Rücklagen? Wird sich die Kirche auch noch in zwanzig oder dreißig Jahren so finanzieren? Jeder Bezirk ist verpflichtet, eine Umlage an die Jährliche Konferenz zu zahlen. Das ist der größte Ausgabeposten, den jeder Bezirk Monat für Monat zu leisten hat. Diese Pflicht zur Umlage regelt die Kirchenordnung. Im Artikel 247 der »Verfassung, Lehre und Ordnung der Evangelisch-methodistischen Kirche« (VLO) heißt es über die Rechte und Pflichten einer Bezirkskonferenz, dass sie dafür Verantwortung trägt, „dass den Verpflichtungen gegenüber der Konferenzkasse Vorrang unter den finanziellen Verpflichtungen des Bezirks eingeräumt wird.« Im Art. 259 wird nur noch von den finanziellen Mitteln für den Bedarf der Kirche geredet. Es wird nicht mehr unterschieden zwischen Gemeinde und Gesamtkirche. Das hat seinen Sinn. Hier spiegelt sich – wie an vielen anderen Stellen – die connexionale Struktur unserer Kirche wider. Alle Teile sind aufeinander bezogen und miteinander verbunden. Keine Gemeinde lebt für sich. Sie lebt in und für das Ganze und erfährt zugleich die Solidarität des Ganzen, denn die Jährliche Konferenz »ist für die Besoldung der pastoralen Mitglieder im aktiven Dienst und die Versorgung der pastoralen Mitglieder im Ruhestand verantwortlich ...« (Art. 619 VLO). Und diese Verpflichtung ist insgesamt der größte Ausgabeposten der Kirche. Wie kann es auch anders sein! Eine Kirche, die auf Beziehung, auf Begegnung und auf Austausch setzt, wird im Personalbereich zwangsläufig die größten Ausgaben haben. Hier zeigt sich, wozu die Kirche das Geld vor allem braucht. Aber immer noch steht die Frage im Raum, wie sie zu ihrem Geld kommt. Auch hier hilft uns die Kirchenordnung weiter. Im Artikel 901 der VLO heißt es: »Die finanziellen Bedürfnisse der Kirche werden grundsätzlich aus freiwilligen Beiträgen der Kirchenglieder und Kirchenangehörigen bestritten.Nach dem Wort Jesu

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foto: Daniel Schmidt

Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. Titelthema: Die Kirche Wort undauf dasden Geld Weg ::: :::7 Wer dem einen dienen will, wird sich um die Wünsche des anderen nicht kümmern können. Matthäus 6,24 (Hoffnung für alle)

Der Segen des Geldes

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enn jemand Geld hat, dann die Kirchen.« Solange ich denken kann begegnet mir diese Behauptung immer wieder. Früher am Arbeitsplatz und im Sportverein. Heute im Gespräch mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Und wenn ich Personen direkt anfrage, ob sie sich nicht vorstellen könnten, ein Projekt unserer Kirche durch ihre finanzielle Unterstützung zu fördern, erhalte ich gelegentlich die Antwort: »Man sieht doch, dass die Kirchen genug Geld haben.« Angesichts mancher kirchlicher Prachtbauten, vor allem der sogenannten großen Kirchen, ist diese Haltung verständlich. Ein Dom oder eine Stadtkirche, bei der diskutiert wird, ob man die Kunstglasfenster austauscht und dafür eine Million Euro ausgibt, verstärkt den Eindruck, dass die Kirchen im Geld schwimmen. Auf eine ganz andere Wirklichkeit treffe ich in den Sitzungen der Finanzgremien unserer Kirche und der Gemeinden. Dort herrscht vor allem das Bewusstsein, dass wir gerne mehr Geld zur Verfügung hätten, um die Aufgaben unserer Kirche und Gemeinden besser bewältigen zu können. Viele Sitzungen und Gespräche thematisieren die Frage, wie die finanziellen Ressourcen noch effektiver eingesetzt werden können und ob es noch Sparpotentiale gibt.

Unabhängig sein vom Thema Geld Viele machen die Erfahrung, dass Geld ein schwieriges Thema ist. Selten erleben wir das Thema Geld positiv. Wenn unerwartet Geld in die Kasse kommt, können wir vom Geldsegen reden. Es ist für die Kirche wirklich ein Segen, wenn auf einmal finanzielle Möglichkeiten entstehen, die man bisher nicht hatte. Viel besser kennen wir die negative Seite des Geldes. Manch gute Idee, manch gutes Projekt und manch notwendige Hilfeleistung werden nicht zur Tat, weil die finanziellen Mittel fehlen. Ich spüre dann, wie ab-

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hängig wir als Kirche von den finanziellen Ressourcen sind. Ich wünsche mir, unabhängiger zu sein vom Thema Geld. Kirche und Geld sollten möglichst wenig zusammenhängen. Denn ich habe manchmal den Eindruck, dass wir als Kirche an etlichen Stellen für das Geld leben, das wir nicht haben. Wir wollen uns doch um Menschen kümmern und nicht ständig dem Geld nachlaufen. Nicht nur die Vermögenden, die täglich die Aktienkurse studieren und sich sorgen, ob ihr Geld an der Börse sinnlos verpufft, leben für das Geld. Wer sich ständig sorgen muss, ob das Geld zum Leben reicht oder um die Kirchengemeinde zu erhalten, steht in der gleichen Gefahr. Ein konstruktiver und sinnvoller Ausgleich der finanziellen Möglichkeiten würde da beiden Seiten helfen, mehr für Gott leben zu können. Denn Geld kann Türen für Unterstützung öffnen und macht vielfach Engagement und Zuwendung erst möglich. Ich lade dazu ein, immer wieder über den Segen des Geldes nachzudenken. Je mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, umso umfassender kann Menschen geholfen werden und der Lebensraum Kirche gestaltet werden. Und so wird mir bewusst, dass jede Spende, die ich gebe, ein Stück Kirche möglich macht. Nicht nur durch meine Mitarbeit, sondern auch durch meine Geldgaben gestalte ich Kirche mit und werde zum Segen für andere. Wenn ich möchte, kann ich direkt ein Projekt fördern, indem ich mein Vermögen gezielt weitergebe.

Martin Schneidemesser ist Pastor und Beauftragter für Fundraising der SJK. Er lebt in Heilbronn.

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8 ::: Titelthema: Die Kirche und das Geld

Vielfalt der Zuwendung Gottes Zum Erntedankfest 2011 wurde in der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz (OJK) die »Initiative50« eröffnet. Das Ziel: Über das Geld sprechen lernen. Geld ist aus der Perspektive des Glaubens mehr als ein Zahlungsmittel. Es ist uns von Gott anvertraut. Dazu gibt es viele Anregungen. Einige Texte und Informationen haben wir für Sie hier zusammengestellt.

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enn Christen über das ihnen zur Verwaltung Anvertraute nachdenken, dann verstehen sie diese Ressourcen nicht zuerst als etwas, das sie sich verdient haben und worauf sie demnach einen Anspruch erheben konnten. Christen sind vielmehr zuerst Beschenkte. Vor jeder Leistung steht die gnädige Vorleistung Gottes, vor jeder Aufgabe seine Gabe an uns. »Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.« Und eben die Herkunft dieser Gabe wird erklärt aus der »mancherlei«, der vielfältigen, vielgestaltigen, wörtlich eben auch: »der bunten Gnade Gottes«.

Das Leben der Gemeinde ist reich Das Leben der Gemeinde und Kirche Jesu Christi ist angesichts der knappen Ressourcen keineswegs trist, sondern bunt dank der Vielfalt der Zuwendung Gottes in seinen bunten Geschenken. So entfaltet sich der Reichtum des Lebens. Was jemand leistet, auf welchem Gebiet und mit welchem Erfolg auch immer, ist nicht zuerst Ausdruck seiner Leistungsfähigkeit und seines Leistungswillens, sondern ein Charisma, eine Lebensmöglichkeit, die sich der zugewandten, energiespendenden Gegenwart Gottes im Leben, griechisch: seiner Charis, verdankt. »Charis« bezeichnet, so Klaus Berger, »sowohl das ›Sich-Herabneigen‹ des einen als auch den ›Dank‹ des anderen, aber auch ›Anmut‹ und ›Schönheit‹ – also das freie, unerzwingbare, glückhaft geschenkte Offensein füreinander, daher im Verhältnis zu Gott das von ihm geschenkte ›Heil‹ und den ›Dank‹ des Menschen zugleich.« Charis, Gnade ist also – im Unterschied zum Lohn – etwas Ungeschuldetes und damit Unverrechenbares. Dass das Leben durch seine Buntheit, durch die Vielfalt der sich in lebendiger Gesellschaft verbindenden Menschen, beglückend, anmutig und schön wird, ist ein Geschenk, ist gratis, sola gratia, Gnade allein ... Frank Eibisch aus Chemnitz, im Konferenzreferat zum Thema »Ökonomen der bunten ­Gnade Gottes« zur Ostdeutschen Jährlichen Konferenz 2012.

Gemeinsames Nachdenken über das Geld – Bezirke tauschen sich aus Gottesdienste zur Initiative für mehr Großzügigkeit, Gespräche in den Vorständen hatten bereits stattgefunden. Die Informationsbriefe zum Thema »Mitei­ nander leben – miteinander teilen« waren verteilt worden. Nachdem wir also in unseren Gemeindebezirken (Werdau, Kirchberg/Wilkau-Haßlau, Zwickau und Zwickau-Planitz) über die Initiative schon des Öfteren informiert und einige Schritte zur Umsetzung der Aktion gegangen sind, haben wir uns an vier Abenden im Frühjahr 2012 unter anderen anhand von biblischen Texten mit dem Thema befasst. Die Abende fanden auf Bezirksebene in den vier Gemeindebezirken statt. So entstand ein Nachdenken zum Thema über Bezirksgrenzen hinweg. Hilfreich war uns dabei die Arbeitshilfe zur Aktion. Die Abende standen unter den Themen: »Was gehört mir?«, »Vom rechten Umgang mit dem Geld – von John Wesley lernen«, »Sorgsames Vorsorgen – Lukas 16,1–9«, »Mein Teil und das Ganze – 2.Korinther 8 und 9« Grundsätzlich erlebten wir Aufgeschlossenheit für die Aktion, aber es gab auch heftige Diskussionen mit kritischen Anfragen. Wir haben uns gefreut über die Menschen in unseren Gemeinden, die sich mit dem Thema Geld und der Aktion für mehr Großzügigkeit auseinandersetzen wollten. Erreicht haben wir allerdings nur aktive Gemeindeglieder, die nun wiederum Multiplikatoren sein können. Dass die bisherige Beschäftigung mit der Thematik bereits zu mehr Großzügigkeit in unseren Gemeinden geführt hat, stellen wir mit Dankbarkeit fest. Für uns als Pastoren und Pastorinnen war es angenehm und interessant auch in den anderen Gemeinden sein zu können. Das System »Gemeinsames Nachdenken« mit Abenden in verschiedenen Bezirken hat sich bewährt und wird vielleicht in Zukunft auch in Verbindung mit anderen Themen hilfreich sein. Schließlich sind wir alle ein Teil vom Ganzen, wissen aber oft viel zu wenig voneinander. Lutz Brückner, Franziska Demmler, Christoph ­Georgi, Birgit Wolter

Information Texte und Anregungen finden Sie auf der Internetseite der Aktion: www.initiative50.de

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Titelthema: Die Kirche und das Geld ::: 9

Über den »Zehnten«: Geliehen auf Zeit Der Zehnte steht durchweg in der Spannung von (freiwilliger) Gabe und (verordneter) Abgabe. Darin beschlossen ist die Möglichkeit der Perversion der Abgabe zu einer Zwangsabgabe, die der Sicherung staatlicher oder kultischer Privilegien dient (Königsrecht, Priesterherrschaft). Sehr viel grundsätzlicher aber verweist der Doppelcharakter des Zehnten auf den Weltbezug der Gnade und den Gnadenbezug der Welt. Im Zehnten berühren sich gewissermaßen die Sphäre der Gnade, der freien Gabe aus der Dankbarkeit des Gesegneten, und die Notwendigkeit, unter den Bedingungen der Endlichkeit und Fehlbarkeit ein handhabbares und damit von je neuer Entscheidung entlastetes Verfahren zu gewährleisten. Aus dieser Spannung ist auch die christliche Gemeinde nicht entlassen. Jesus schafft den Zehnten nicht ab, aber er misst seine Praxis an Recht, Barmherzigkeit und Glaube als dem »gewichtigeren« Inhalt der Tora. Und die urchristliche Gemeinde überbietet die Zehntenabgabe in einer umfassenden Gütergemeinschaft, in der allen alles gemeinsam ist und alle miteinander teilen (Apg 4,32–37). Professor Dr. Jörg Barthel

Foto: MEV

von der Theologischen Hochschule Reutlingen in seiner Bibelarbeit zum »Zehnten« bei der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz 2012.

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Die »Zehntenkasse«: Aus der Sicht eines Pastors im Ruhestand Wenn ein Pastor über den »Zehnten« schreibt, kann der Eindruck entstehen, dass er es im eigenen Interesse tut. Mein Anliegen aber ist, zu erzählen, wie wir, meine Frau Annitta und ich, es mit dem Zehnten halten und warum wir ihn seit 59 Jahren geben. Als wir geheiratet hatten und der Dienst in Gemeinde und Kirche begann, haben wir eine Zehntenkasse angelegt. Sie wurde jeden Monat mit dem zehnten Teil unseres Einkommens gespeist und damit die Beiträge, Kollekten und Sonderopfer finanziert. Die »Zehntenkasse« von damals gibt es noch heute. Sie gehört ganz selbstverständlich zu unserem Christsein. Warum? Die EmK ist zu unserer geistlichen Heimat geworden. Durch sie ist unsere Beziehung zu Jesus Christus und damit auch unser Glaube gewachsen. In ihr haben wir Freunde, Schwestern und Brüder, junge Leute und Ältere kennengelernt. Die Verbundenheit tut uns bis heute gut. Wir haben wahrgenommen, wie Schwestern und Brüder ihre Zeit, ihre Gaben, ihre Ideen, ihre Kraft, auch ihr Geld gegeben haben, damit die Gemeinde existieren und ihren von Christus gegebenen Auftrag wahrnehmen kann. Ihr Beispiel beeindruckt immer wieder, macht uns Freude, ermutigt und gibt uns Hoffnung. Lothar Gerischer ist Pastor i. R. in Schneeberg.


10 ::: Gemeindeporträt

Sehnsucht nach Erneuerung Mehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Alle haben ihre eigene Prägung. Um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regelmäßig EmK-Bezirke vor. In dieser Ausgabe geht es nach HamburgEimsbüttel. Das bewegt uns Wie viele andere Gemeinden unserer Kirche stand auch der Bezirk Hamburg-Eimsbüttel vor einigen Jahren vor der existentiellen Frage: Wie kann es weitergehen? Was ist unser Auftrag? Wie kann Gott unsere kleiner und älter gewordene Gemeinde in einem bunten Stadtteil gebrauchen? Hinter all diesen Fragen stand der Wunsch nach Erneuerung, nach Aufbruch zu den Menschen, nach Heilung in Gebrochenheit und nach Gottes Wirken heute. In dieser Sehnsucht nach Erneuerung brach unsere Gemeinde auf, um neue Wege zu beschreiten … Hier leben wir Unsere Erlöserkirche liegt mitten im Stadtteil Eimsbüttel. Sie wurde 1965 gebaut, nachdem die alte Kirche während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Heute ist das markante und nicht immer als Kirche zu erkennende Backsteingebäude umgeben von modernen Sanierungsprojekten und Neubauten, die das Stadtbild verwandeln. Nicht erst diese Veränderungen führten zu einer herausfordern-

Die Gemeinde Eimsbüttel hat sich verändert.

den Neubesinnung unseres missionarischen Auftrags.

Das machen wir Der Bezirk hat 52 Glieder, die Gottesdienste werden durchschnittlich von 35 Personen besucht. Im Zentrum des Gemeindelebens steht der sonntägliche Gottesdienst, den wir in großer Vielfalt und auf der Suche nach Gott miteinander feiern. Angeregt durch spirituelle Erfahrungen mit der Bruderschaft in Taizé spielen die Stille und das bewusste Hören auf Gott eine große Rolle. Aber auch die lebendige Anbetung darf nicht fehlen und wird von uns mehr und mehr geschätzt. Der Gottesdienst für Ausgeschlafene findet einmal im Monat statt. Die spätere Uhrzeit, ein einfaches Frühstück mit viel Raum zur Begegnung und eine freie Gottesdienstform sprechen vor allem die jüngere Generation an. Mit diesem besonderen Gottesdienst, aber auch mit »Face to Face«, einem Nachbarschaftscafé sowie anderen Aktionen versuchen wir, immer mehr in unseren Stadtteil hineinzuwirken. Wir sind gespannt, wie Gott unsere Gemeinde in diesem Jahr weiter verändert!

Bezirk Hamburg-Eimsbüttel n Eimsbüttel gehört zu den beliebtesten Wohnquartieren

Hamburgs. Hier leben 55.000 Menschen.

Foto:Privat

Das haben wir vor Rückblickend hat sich manches verändert. Waren wir vor einigen Jahren noch völlig isoliert in unserem Stadtteil, gelingt es heute schon besser, Menschen in unserer Nachbarschaft einzuladen und ihnen einen Raum für die Begegnung mit Gott anzubieten. Wir freuen uns über neue Gesichter, die uns gut tun, die manches hinterfragen und mit denen wir neu aufbrechen. Aber unsere Gemeinde wäre nicht denkbar ohne die Schar der Beter und Beterinnen, die über die vergangenen Jahrzehnte für die Gemeinde gebetet haben. Ein lebendiges Bibelgespräch, eine engagierte Frauentreff-Arbeit, Stille-Abende, ein betreutes Spielplatzprojekt in der Sternschanze und nicht zuletzt eine zielgerichtete und Gott suchende Gemeindeleitung gehören ebenfalls zu unserer Gemeinde dazu. Wir sind unterwegs Immer wieder werden wir mit unseren begrenzten Ressourcen, mit den Grenzen einer kleinen Mitarbeiterschar, mit knapper werdenden finanziellen Mitteln, mit mangelnder Kraft zu großen Veränderungen und so weiter konfrontiert. Trotzdem erleben wir, dass Gott Aufbruch schenkt, dass Er segnet und mit uns unterwegs ist. Tanja und Sebastian D. Lübben

n Der Bezirk Hamburg-Eimsbüttel hat 52 Glieder. n Sonntagsgottesdienst: 1 x im Monat um 10 Uhr

www.kirche-hamburg-eimsbuettel.de

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leserbriefe Kemper: ­Mission mit und nicht nur für Menschen

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ission sollte verstärkt von Menschen ausgehen, die ausgegrenzt sind. Das erklärte Thomas Kemper, der Generalsekretär der EmK-Missionsbehörde (GBGM) in New York, kürzlich vor dem GBGM-Verwaltungsrat vor. Demnach sollen diese Menschen nicht nur Empfänger der Botschaft, sondern auch ihre Ausrichter sein. Anders als früher gehe es heute weniger darum, etwas für Menschen zu tun, sondern mit ihnen. Dabei wolle Generalkonferenzbehörde für Mission sie unterstützen. Kemper sieht dabei das theologische Verständnis der Missionsbehörde im Einklang mit einem Papier, das der Ökumenische Rat der Kirchen voraussichtlich im Herbst 2013 in Korea verabschieden wird. »Hoffnung ist die Grundlage des Bundes, den wir mit Gott haben, Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern Jesu Christi zu machen, um so die Welt zu verändern«, erklärte Thomas Kemper in Anlehnung an den Auftrag der EmK (Artikel 120 der Kirchenordnung). Kemper erzählte von der Hoffnung palästinensischer Christen, die er anlässlich der Eröffnung des methodistischen Verbindungsbüros Anfang Oktober erfahren habe. Das neue Büro wird vom Weltrat methodistischer Kirchen, von der Methodistischen Kirche in Großbritannien und der EmK unterhalten. Es liegt zwischen Jerusalem und Bethlehem. Die weltweite Präsenz der EmK mit Missionaren soll weiter verstärkt werden. So ist in Hongkong in Zusammenarbeit mit der dortigen Methodistischen Kirche ein Ostasienbüro geplant. Das Thema Gesundheit spiele bereits jetzt eine wichtige Rolle in der Arbeit der Missionsbehörde, sagte Kemper. Er wünsche sich eine noch breitere Aufstellung dieses Arbeitszweiges. Generalsekretär Kemper sprach anlässlich des Beginns des Jahrvierts 2013 bis 2016 vor dem Verwaltungsrat. Das 36-köpfige Gremium tagte zum ersten Mal nach der diesjährigen Generalkonferenz und ist anders zusammengesetzt als vorher. Fast 30 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder stammen aus den sieben Zentralkonferenzen in Afrika, Asien und Europa. GBGM / Übersetzung: ­Reinhold Parrinello

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Inzwischen sind wir älter geworden Zu »20 Jahre vereinte EmK« (23/2012) In den 1970er Jahren Monika Eckner, Horst Müller, Bernd wurde eine Gemeinde- Eckner und Ingeborg Müller im partnerschaft zwischen ­Urlaub 2012 im Bayerischen Wald den Bezirken Brombach (Taunus) und (von links). Burghardtsdorf (Erzgebirge) ins Leben gerufen. Viele Familien fanden so zueinander. Das gegenseitige Besuchen fand bis zur Wende natürlich nur in eine Richtung statt. Nun schreiben wir das Jahr 2012. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es diese Verbindungen nicht mehr. Merkwürdigerweise sind die meisten gerade zur Wendezeit auseinandergegangen. Doch unsere Freundschaft hat gehalten. Zwischen der Insel Rügen im Norden, Garmisch im Süden, dem Elbsandsteingebirge im Osten und der Saarschleife im Westen gab es noch etliche interessante Ziele, die wir zusammen besuchten. So ist unsere Freundschaft eine Bereicherung in unserem Leben. Ihre Ehepaare Eckner und Müller Verflacht Zu »Gemeindehöhepunkte 2012« (26-27/2012) Schade, dass der Beitrag über Lübeck in der Ausgabe 26-27 durch redaktionelle Bearbeitung von Überschrift und Text so zur Allerweltsaussage verflacht wurde. Das Besondere war gerade die jenseits von Floskeln herausfordernde Formulierung: »… seht Gott einfach als sehr guten Freund an, dem man blind vertrauen kann, wenn man ihn braucht, dem man aber auch vieles verzeihen muss.« Eine Fülle an konstruktiven Gesprächen über das persönliche Erleben Gottes folgte dieser Formulierung – und infolge der Verbreitung der Andacht bis in die Kirche hinein. Zum Glück haben wir vergeben gelernt! Pastor Thomas Leßmann, Lübeck Vielen Dank! Zu »unterwegs« 1/2013 Hiermit bedanke ich mich für die gute unterwegs-Ausgabe zum Thema »Gebet«. Die Beiträge untersuchen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Theologisch (Holger Eschmann) dazu für die ökumenische Perspektive der Artikel von Frieder Rabus. Dazu kommt der für mich der sehr interessante psychologische Artikel von Martin Hambrecht. Schließlich der pädagogische Blickwinkel von Karin Vorländer. Dieses Heft gebe ich ohne Probleme weiter an Freunde, die mit Kirche und Glaube wenig zu tun haben (Auch wenn ich es erst noch ein wenig behalten möchte ...). Thomas Pawelzik, Stuttgart-Bad Cannstatt

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12 ::: Titelthema: Die Kirche und das Geld

Der Zehnte: Eine bleibende Herausforderung für Christen Der Zehnte ist ein Stichwort, das alle kennen – und viele meiden. Wie kann man vom Zehnten reden? Gerade als Freikirchen sollten wir das tun, sagt Arndt Schnepper, Mitautor des Buches »Geld für Gott«. Denn für den Zehnten gilt das Geheimnis des Segens, wie Paulus es beschreibt: »Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte« (2. Korinther 9,6).

Kommende Probleme So sehr also die freie Finanzierung zum Kern freikirchlicher Überzeugungen zählt, so wichtig ist es auch, das Themenfeld der Spenden angemessen in den Blick zu nehmen. Denn auch evangelische Freikirchen sind nicht vor finanziellen Engpässen gefeit. Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und stagnierende Gehälter der vergangenen Jahre schlagen sich auch in den Budgets der Gemeinden nieder. Sparmaßnahmen bei den übergemeindlichen Aufgaben wurden bei beinahe allen Freikirchen in den vergangenen Jahren vorgenommen. Wenn zu diesen äußeren Faktoren auch noch rückläufige Mitgliederzahlen treten, verschärft sich das Problem. Hinzu kommt für uns die Herausforderung, in einer von Massenmedien inszenierten Wirklichkeit zu leben. So ist es ein Leichtes, nach humanitären Katastrophen ohne eigenen Werbeaufwand viele Spendengelder einzunehmen. Die Finanzierung von theologischen Fachhochschulen, der Bau neuer Gemeinden oder die Fortführung von diakonischen Projekten gestaltet sich dagegen sehr viel aufwändiger. Überzeugungsarbeit ist gefragt.

Zudem erleben wir in Deutschland eine sukzessive Professionalisierung des sogenannten »Fundraisings«. Das sorgt für eine zunehmende Konkurrenzsituation auf dem Spendenmarkt. Wenn Freikirchen hier nicht klar ihre Ziele und Werte kommunizieren können, geraten sie möglicherweise ins Hintertreffen.

Kollekte – ein Gottesdienst für sich Wie sprechen wir in unseren freikirchlichen Gemeinden über das Geld? Wo es keinen automatischen Einzug durch die Steuer gibt, wird die eigene Kommunikation umso wichtiger. Die Erfahrung zeigt, dass gerade Pastoren und Pastorinnen sich hier schwertun. Um Gelder zu bitten, erscheint manchem als etwas Ehrenrühriges. Man fürchtet den Eindruck, als wolle man für sein eigenes Gehalt werben. Für die Finanzen fühlen sich bisher nur wenige Theologen zuständig. Eine tiefe Inspirationsquelle bildet an dieser Stelle die Kollekte des Apostel Paulus für die Gemeinde in Jerusalem. Paulus erwähnt sie selber mehrfach in seinen Briefen, wodurch deutlich wird, wie wichtig sie für ihn war (Römer 15,25–29; 1.Korinther 16,1–4; 2.Korinther 8 und 9; Galater 2,10). Anlass ist eine Vereinbarung auf dem Apostelkonzil, dass die neu gegründeten Gemeinden die Urgemeinde finanziell unterstützen. Für Paulus ist klar: Die Tatsache, dass er Spenden für die Jerusalemer Gemeinde sammelt, ist kein »notwendiges Übel«. Im Gegenteil: Er nennt die Spendenwerbung im 2. Korintherbrief ein »Werk der Gnade« (8,6), einen »Dienst« (8,23), ja einen »Liebesdienst« (9,1). Er wirbt um Spenden »zur Ehre Gottes« (8,19). Diese Aussagen sind grundlegend für unser Spendensammeln. Wenn wir in unseren Gemeinden um Gelder bitten, dann besteht kein Grund zum schlechten Gewissen. Vielmehr liegt auf jedem Spendensammeln eine besondere Würde. Die Kollekte ist nicht nur ein Teil des sonntäglichen Gottesdienstes, sie ist schon ein Gottesdienst für sich.

unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013

Foto: Jorma Bork / pixelio.de

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ie evangelischen Freikirchen in Deutschland verzichten bewusst auf die Finanzierung durch Kirchensteuern. Obwohl sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts durchaus in der Lage sind, das Kirchensteuermodell zu übernehmen, wählen sie die Finanzierung der freiwilligen Unterstützung. »Soweit es die menschliche Seite ihrer Existenz anlangt«, so formulierte Bischof i. R. Walter Klaiber, »lebt Kirche vom verantwortlichen Engagement aller ihrer Glieder und dazu gehört auch der eigenverantwortliche zur Verfügung gestellte finanzielle Betrag.« Entsprechend heißt es in der Präambel der »Ordnung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen«: »Sie halten an der rechtlichen und organisatorischen Unabhängigkeit vom Staat fest und finanzieren ihre Arbeit durch freiwillige Beiträge der Mitglieder.«


Titelthema: Die Kirche und das Geld ::: 13

Für den Apostel ist die Kollekte eine »Chefsache«. Auf unsere Zeit übertragen: Das Bitten um Geld darf niemals zu einem untergeordneten »Arbeitszweig« degenerieren. Vielmehr sollten sich die Leiter und Leiterinnen persönlich verantwortlich fühlen. Und sie sollten auch mit gutem Beispiel vorangehen und als Erste spenden. Für den Apostel ist die Spendensammlung von einem göttlichen Geheimnis durchzogen. Er ist sich sicher: Wer für Gottes Sache gibt, der wird Gottes Segen erfahren. »Denkt daran«, sagt er den Korinthern, »wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte« (2. Korinther 9,6). Darum möchte ich für mehr Mut beim Spendenbitten plädieren. Unvergesslich in seiner offensiven Spendenwerbung bleibt Friedrich von Bodelschwingh (1831–1910), der Leiter der Betheler Anstalten. Viele Anekdoten ranken sich um sein Bemühen, Gelder für seine Einrichtungen zu gewinnen. Einmal beschwerten sich Zuhörer bei ihm wegen seiner ständigen Aufrufe. Worauf er mit einem Augenzwinkern antwortete: »Ihr werdet mir im Himmel noch danken, dass ich euch das Geld abgenommen habe.«

Viele Vorurteile Doch die Praxis des »Zehnten« ruft heute im deutschsprachigen Raum immer noch viele Vorurteile hervor. Für manche erscheint der Zehnte als eine durch und durch alttestamentliche Richtlinie. Mit dem Zehnten wird eine gesetzliche Frömmigkeit assoziiert, der die evangelische Freiheit fehlt. Dabei wird übersehen, dass die Abgabe des »Zehnten« schon vor der Einsetzung des Gesetzes, also des Alten Testaments, erwähnt wird. So überreicht Abraham nach einem gewonnenen Kampf

den zehnten Teil seiner Beute an den Priester Melchisedek (1.Mose 14,18–20). Und auch Jesus setzt das Modell des Zehnten nicht außer Kraft. Die Evangelien berichten, dass er die Pharisäer kritisiert, weil sie zwar ihre Gartenkräuter verzehnten, dabei aber Gerechtigkeit und Glauben vergaßen. Bei Jesus gehören aber Glauben und das Geben des Zehnten unbedingt zusammen. Natürlich bieten weder Altes noch Neues Testament in ihrer Rede vom Zehnten ein umfassendes System, das sich auf alle modernen Lebenslagen übertragen ließe. Den Zehnten geben heißt: Ich investiere aus Dankbarkeit gegenüber Gott regelmäßig den zehnten Teil meines Einkommens in Gottes Sache. Natürlich lässt das Modell des Zehnten wie alle anderen biblischen Weisungen gewisse Fragen offen: »Gebe ich Gott nun den zehnten Teil des Netto- oder des Brutto-Gehaltes?« »Wie verrechne ich vermögenswirksame Leistungen, Nebeneinkünfte, Schenkungen oder staatliche Zuschüsse?« »Wie gehe ich in späteren Jahren mit einem steigenden Einkommen und sinkenden Ausgaben um?« »Wie praktiziere ich meine Haushalterschaft als alleinerziehende Mutter mit Sozialunterstützung?« Hier wird sichtbar, dass der Zehnte eine dynamische Größe ist, die jeder Christ im Glauben entscheidet. Doch gilt für alle Fälle das Geheimnis des Segens, das Paulus beschrieben hat. Noch niemand ist jemals ärmer geworden, weil er Gott sein Geld zurückgab. Diese Botschaft gilt es zu vermitteln.

ArndT Schnepper war Redakteur und Pressesprecher des Bundes Freier Evangelischer Gemeinden. Seit 2012 ist er Gemeindepastor in Hamburg.


unterwegsinfo

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unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013

Heilbronn: Vier Gemeinden fusionieren Die vier Gemeinden der Evangelisch-methodistischen Kirche aus Böckingen, Frankenbach, Heilbronn und Leingarten bilden künftig einen Bezirk. Der Zusammenschluss wurde mit einem festlichen Gottesdienst im Bürgerhaus in Böckingen gefeiert.

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ie Vorarbeit in den Gremien begann schon vor drei Jahren. Bei einer Abstimmung im letzten Jahr zeigte sich, dass die große Mehrheit der Gemeindeglieder die Fusion befürwortete. In seiner Predigt ermutigte Pastor Lothar Elsner, der Leiter des EmK-Bildungswerks, die Zuhörer, den Blick zu öffnen, sich im Vertrauen auf Gott auf den Weg in die Freiheit zu machen, vertraute Räume zu verlassen, um den »weiten Raum«, von dem in Psalm 31 die Rede ist, zu erfahren. Dass es auch ein Raum der Toleranz sein sollte, zeigte sich im Anspiel der Pastoren, die darauf hinwiesen, dass jede Gemeinde ihren eigenen Schwerpunkt mit unterschiedlichen Themen hat. Der vereinigte Posaunenchor, der Männerchor und eine Musikgruppe sorgten

kurz &bündig »Ruf in die Nachfolge« ist das

Thema des 15. Missionstags der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz am 9. März in der Erlöserkirche in Chemnitz (Dresdner Straße111a). Das Treffen beginnt um 10 Uhr. Im Lauf des Tages berichten Mitarbeiter über Missionseinsätze in verschiedenen Ländern.

Die Pastoren der Heilbronner Gemeinden: Tilmann Sticher, Friedhelm Gutbrod, Foto: Dennis Mugler Martin Schneidemesser und Kurt Riegraf (von links)

für den festlichen Rahmen und begleiteten das gemeinsame Singen. Auch die Mitglieder der neu konstituierten Bezirkskonferenz wurden vorgestellt und erhielten als Erkennungszeichen einen EmK-Schal. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es bei einem Imbiss mit Sekt, Kaffee und Kuchen noch Gelegenheit zur Begegnung und zum Kennenlernen. So konnten gleich Pläne geschmiedet werden für zukünftige gemeinsame Aktivitäten.

­ orgestellt wird auch das V »International Mission Team« in Chemnitz. n Anmeldung erbeten bis 28. Februar bei Pastorin Birgit Klement, Telefon 03774-81271, Telefax 03774-8699829, E-Mail: birgit.klement@emk.de Vor 49 Jahren, am 4. Advent

1963, wurde die Erlöserkirche der EmK in Sindelfingen (Baden-Württemberg) nach nur

DieVereinigung hat auch Konsequenzen für die Gebäude und den Stellenschlüssel. So soll das PaulusGemeindezentrum in der Heilbronner Innenstadt verkauft werden. Die 1949 errichtete Kirche wurde 1969 mit einem Betonturm ergänzt. In dem Gebäude sind, wie auch im Hinterhofbau, bereits Räume vermietet. Reduziert wird auch die Zahl der Pastorenstellen von derzeit vier auf drei. Eva-Maria Schmolz / Kilian Krauth

neunmonatiger Bauzeit feierlich eingeweiht. Dieses Jubiläum wird das ganze Jahr über gefeiert. Den Auftakt macht ein Festgottesdienst mit Bischöfin Rosemarie Wenner am 10. März, 10 Uhr. Danach folgen Konzerte, Bibelabende, ein Jubiläums-Basar und vieles mehr. So wird am 28. April Bischof i. R. Walter Klaiber im Gottesdienst predigen. www.emk-sindelfingen.de


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Eine erschreckende Befreiung Was bedeutet unser Erleben des menschlichen Körpers, ganz besonders jenen von uns, die mit Beeinträchtigungen leben, wenn gesagt wird, dass wir umgestaltet werden im Sinne des Leibes Christi? Der englische Pastor Donald Eadie musste sich mit dieser Frage auseinandersetzen – und hat dabei überraschende Entdeckungen gemacht.

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hinein in das Herz aller Dinge. Sie kam unerwartet, ungewollt und wurde doch eine erschreckende Befreiung.

Leben mit dem Tod des alten Lebens Welche waren die Ängste? Das Loslassen von Identität, Rollen und Beziehungen. Leben mit dem neuen Alleinsein, der neuen Stille, der neuen Begrenztheit. Leben mit dem Gefühl, an den Rand gedrängt und verlassen zu sein. Leben mit dem Tod des alten Lebens. Während dieser Zeit besuchte mich Gerry, ein Jesuit, und wir begannen gemeinsam zu erkunden, was da passierte und welchen Sinn das haben könnte. Er begleitete mich auf diesem Weg fast zehn Jahre. Er half mir in zweierlei Hinsicht: Erstens, eine Brücke in die Zukunft zu bauen und später Träume und Wünsche loszulassen und zweitens, der Leere und dem Warten in aller Schwachheit standzuhalten. In Offenheit auf das Neue zu warten, ist nicht einfach. Diese Erfahrung macht uns zu Pilgern weg vom Zentrum hin in Grenzbereiche. Die Grenzbereiche sind Orte der Erkundung und der Entdeckung. Sie sind die neue Mitte! s

Foto: sxc.hu / jvangalen

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ange Zeit meines Lebens habe ich meinen Körper für selbstverständlich genommen, habe Sport genossen, das Wandern in den Bergen, und die meiste Zeit meines Berufslebens – das muss ich zu meiner Schande gestehen – jede Stunde gearbeitet. 1987 wurde ich Superintendent des Birmingham Distrikts der methodistischen Kirche. Fünf Jahre später veränderte sich die Erfahrung mit meinem Körper vollkommen. Mir wurde mitgeteilt, dass ich einen fortschreitenden Bandscheibenzerfall habe. Ich hatte drei große Wirbelsäulenoperationen, einschließlich der Implantation eines Gerüsts, um die Wirbelsäule zu stützen. Ich lebe mit ununterbrochenen Schmerzen und bin nicht in der Lage, länger als ein paar Minuten zu stehen oder zu sitzen. Ich habe die Leitungsgremien meiner Kirche um Unterstützung gebeten, damit ich meine Gottesdienste auf einem Stuhl sitzend halten könnte. Es wurde mir gesagt, dass ich mobil sein müsste und in der Lage, von früh bis spät zu arbeiten, wenn ich Pastor sein wollte. Ich war verwirrt, zornig, und ich weinte. Die Reise weg vom geschäftigen Zentrum kirchlichen Lebens hin an den Rand war eine Reise tiefer


16 ::: Die Botschaft des Schmerzes

»Es wird neue Begleiter geben«, versprach mir ein weiser alter Freund. Und zu meiner großen Überraschung und Freude wurde das wahr. Ich habe wunderbare Menschen getroffen, von deren Existenz ich bisher keine Ahnung hatte. Ich bin prophetischen Gemeinschaften begegnet. Einen Großteil meiner Zeit lebe ich in einem »Raum« voller Liebe. Und Menschen begannen, diesen Raum zu betreten, nicht als Ratgeber oder Therapeuten, sondern weil sie ebenfalls Pilger in Grenzgebieten waren. Körperliche Begrenzung, sie ist vielleicht sogar ein göttlicher Ruf, bringt uns an einen Ort am Rand. Für manchen von uns wird das ein Bekehrungserlebnis.

eine Maske entrissen zu bekommen. Wir wissen etwas von Nacktheit und Ausgesetzt-Sein, vom Verlust der Würde und von Demütigung. Am Ende seines Lebens war Jesus genauso entblößt, übergeben an andere, und in seinen letzten Stunden wird er fast nackt dargestellt. Wir fangen an, Verbindungen herzustellen zwischen seiner körperlichen Verwundbarkeit und unserer eigenen Erfahrung der Schwäche. Wir entdecken eine theologische und spirituelle Bedeutung in dieser Erfahrung unserer Körper.

Die Botschaft des Schmerzes Wir lernen von unserem Schmerz. Wir stehen einer westlichen medizinischen Kultur kritisch gegenüber, Unser Leib und der Leib Christi die Schmerz lediglich als etwas begreift, das man losEs gibt für mich eine Verbindung zwischen unserer werden muss. Wir lernen, dass Schmerz eine Botschaft Körpererfahrung und dem Leib Christi. Für Paulus ist sein kann. Wir bedenken den Stellenwert des Schmerdas Bild des Leibes zentral, sozes in christlicher Pilgerwohl was seine Erfahrung als schaft. Wir leben mit dem auch seine Lehre angeht. GotGeheimnis, dass es Erst die Offenheit, Gottes tes Ruf, so Paulus, ist es, dass »Schmerzträger« in der Gaben durch Begegnungen zu wir in das Geheimnis des LeiWelt gibt und dass manches empfangen, die uns erschrecken, bes Christi hineingezogen Mal etwas Gutes aus all ermöglicht Verwandlung. werden, sein Leben, sein Leidem Leiden kommt und es den, seinen Tod und seine Aufseinen Platz hat im Prozess erstehung teilen. »Wir tragen der Erlösung. allesamt das Sterben Jesu an unserem Leibe, damit Wir lernen, dass Theologie nicht denen überlassen auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar wer- werden darf, die fit und stark sind. Um Theologie muss de« (2.Korinther 4,10). Die Kraft der Auferstehung ist gerungen werden durch Schmerz und Behinderung nur durch Leiden und Kreuz hindurch erfahrbar. Die- hindurch. Das sind die Rohmaterialien unserer Begegses verstörende Geheimnis gehört zu Gottes Weg in der nungen mit einem geheimnisvollen, stillen, verborgeWelt. nen und ohnmächtigen Gott. Wir lernen auch von etEinige meiner neuen Begleiter haben mir geholfen, was absolut Zentralem unserer Treffen: Wir lachen diese Verbindungen herzustellen. 1997 begann sich in und lachen; wir verlassen die Treffen voller Energie Birmingham eine Gruppe zu treffen, die aus Priestern, und mit einer tieferen Hoffnung und einem tieferen Ordensfrauen und methodistischen Pastoren bestand. Vertrauen. Alle lebten mit körperlichen oder geistigen BeeinträchZuletzt: Wir empfangen bedrohliche Gaben, die tigungen. In dieser Gruppe erkunden wir das Geheim- verwandeln können. Unserer Erfahrung nach hat die nis und die Bedeutung unseres Leidens. Wir sind nor- Kirche Probleme damit, die Gaben Gottes durch diejemale Menschen, keine Helden. Wir lernen von den nigen zu empfangen, die mit Beeinträchtigungen leben. Entdeckungen und Einsichten der anderen, und wir Wir sind eine »ungemütliche Realität«. Aber erst die suchen die in uns liegenden Kraftquellen, um in Würde Offenheit, Gottes Gaben durch Begegnungen zu empund mitleidend an Orten der Dunkelheit, der Erschöp- fangen, die uns erschrecken, ermöglicht Verwandlung. fung, der Frustration, des Schmerzes und der VerWir haben entdeckt, dass es in den Grenzgebieten wundbarkeit zu leben. Wir erleben, dass die Kirche viel von Wüste und Armut Brot gibt und Wasserquellen von Schmerz und Leiden spricht, gleichzeitig davon unter unseren Füßen. Geheiligtes Brot vom Himmel aber peinlich berührt ist. muss nicht unter weißen Deckchen in unseren Kirchen liegen. Wir bringen diese Gaben und viele andere, nicht Was lernen wir? als Opfer, sondern als Befreier! Wir lernen aus der Erfahrung des Angewiesen-Seins. Für einige bedeutet das, auf andere angewiesen zu sein beim Gang zur Toilette, nicht nur die Füße gewaschen n Erstveröffentlichung in: coracle, the magazine of the iona commuzu bekommen, sondern den ganzen Körper, angezogen nity, summer 2012. Gekürzt und übersetzt von Reiner Kanzleiter, mit und ausgezogen zu werden. Wir wissen etwas davon, freundlicher Genehmigung von Donald Eadie, Birmingham, methowas es heißt, entblößt zu werden: einer Rolle entklei- distischer Pastor im Ruhestand, Autor des Buches: Grain in Winter, det zu werden, eine Verantwortlichkeit genommen und Reflections for Saturday People (Epworth Press).

unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013


persönlich Lauter ::: am 27. Januar Patricia Franz (22).

W i r g r at u lie r en Gomaringen ::: Edith und ­Werner Kern zur goldenen ­Hochzeit. Leonberg ::: Margarethe ­Reinhardt zum 90. Geburtstag. Nürnberg ::: Diakonisse Erna Günther zum 90. Geburtstag. Simmern ::: Lydia Pleitz zum 90. Geburtstag. Stuttgart-Vaihingen ::: Lothar Matthies zum 90. Geburtstag. Thalheim ::: Gisela und Lothar ­Colditz zur goldenen Hochzeit. Venusberg ::: Ruth Anni und Joachim Hans Ahnert zur ­diamantenen Hochzeit.

H eimgeg a ngen Aalen ::: Traudl Müller am 12. Januar, 71 Jahre. Backnang ::: Irmgard Kretschmer ­geborene Schmidt am 23. Januar, 77 Jahre. Bergisches Land, Bethesdagemeinde ::: Lieselotte Huhn am 30. Dezember, 93 Jahre.

Berlin-Kreuzberg :::Johanna ­Rossmann geborene Pieper am 2. Januar, 96 Jahre. Berlin-Wittenau ::: Helga Jacoby am 15. Januar, 85 Jahre. Bielefeld ::: Gisela Schröder am 24. Januar, 87 Jahre. Bockau/Albernau ::: Dieter Weck am 12. Januar, 73 Jahre. Bremen ::: Reinhard Hohenleitner am 24. Januar, 65 Jahre; Margarete Bille am 25. Januar, 89 Jahre. Delmenhorst ::: Wilma Wolter am 19. Januar, 91 Jahre. Freiburg i.Br. ::: Anneliese Schäfer geborene Fackel am 15. Januar, 86 Jahre. Güglingen ::: Irma Küstner am 31. Dezember, 84 Jahre; Roland Jesser am 24. Januar, 79 Jahre. Hockenheim ::: Sofie Heinrich geborene Gilbert am 24. Januar, 91 Jahre. Kaiserslautern ::: Karoline Theobald am 21. Januar, 91 Jahre. Lößnitz ::: Ilse Schmidt am 4. Januar, 83 Jahre. Marbach am Neckar ::: Karl Marona am 17. Januar, 90 Jahre. Niederdorf ::: Christa Markgraf am 10. Januar, 83 Jahre. Oberlungwitz ::: Lotte Mai am 4. Januar, 93 Jahre. Raschau ::: Walter Egermann am 10. Januar, 82 Jahre.

wowannwas SE M I N AR E Ich will dir was von Gott erzählen – Glaubenserfahrungen weitergeben ::: Seminar für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit und Interessierte, bbz Stuttgart, 4. bis 7. März, Leitung: Cornelie Hecke, Heidemarie Rauh. Referent: Michael Burkhardt, Anmeldung unter Telefon 0711 86006-91, ­E-Mail: bildungswerk@emk.de

Te rmine Besigheim-Ottmarsheim ::: EmK Friedenskirche, Kreuzäckerstraße 62, 22. Februar, 20 Uhr, Be glad & praise!, mit dem Brass & Songs-Ensemble, Informationen bei Friedhelm Krauß, Telefon 07130 401694 und www.gospel.ag

Chemnitz ::: EmK Erlöserkirche, Dresdener Straße 111a, 23. Februar, 9.30 Uhr, Evangelisation heute, regionaler Impulstag, verantwortet vom Ständigen Ausschuss für Evangelisation der OJK.

Ru ndfu nk im Internet radio m kompakt: Aktuell und kritisch. radio m gespräch: Glaube im Dialog. radio m ­andachten: Impulse für jeden Tag. radio m themen: Berichte und ­Reportagen. radio m bei Klassik Radio(bundesweit) Andachten »Carpe diem«: 18. bis 23.2., 6.20 Uhr, mit Anja Kieser;Sonntagsmagazin »Klassik und ­Kirche«, sonntags, 7–8 Uhr, mit Anja Kieser.

Reutlingen-Rommelsbach ::: Karl Laux am 11. Januar, 74 Jahre. Sindelfingen ::: Heinz Bartusch am 11. Januar, 81 Jahre. Tuttlingen/Trossingen::: Walter ­Eyrich am 15. Januar, 81 Jahre.

nACHRU F Am 23. Januar 2013 wurde Ruth Hanna Schnabel geborene Epperlein im Alter von 88 Jahren heimgerufen. Ruth Schnabel wurde am 9. Oktober 1924 in Planitz bei Zwickau geboren. Sie wurde im christlichen Glauben erzogen und hat sich für ein Leben in der Nachfolge Christi entschieden. Sie studierte ab 1947 in Leipzig Germanistik und war nach dem Abschluss des Studiums mit viel Freude als Lehrerin in Planitz tätig. 1953 heiratete sie Pastor Johannes Schnabel. Ihre Ehe wurde mit sechs Kindern gesegnet. Über die Jahrzehnte ihres gemeinsamen Weges durften sich Ruth und Johannes Schnabel über 17 Enkel und acht Urenkel ­freuen. Die Dienstzuweisungen führte das Ehepaar über die Stationen Waltersdorf in Thüringen, Greiz und Falkenstein schließlich nach Plauen. 1978 zog die Familie nach Bad Klosterlaus-

Radio AREF – sonn- und ­feiertags von 10-12 Uhr. www.aref.de und UKW 92,9 MHz (Großraum Nürnberg) ERF Plus Jeden Donnerstag, 20 Uhr, Bilanz – Leben im Rückblick, mit Horst Marquardt im Gespräch mit Männern und Frauen 60+. 14.2., 20 Uhr, Bilanz: Leiden – Leiten lernen. Horst Marquardt im Gespräch mit Andreas Heinemann. 17.2., 13 Uhr, Du meine Seele, singe, mit Horst Marquardt. Foto: ERF

Aufgeno mmen

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nitz, wo Johannes Schnabel am Theologischen Seminar Dozent und später Direktor war. Ruth Schnabels ganze Sorge galt ihrer Familie. In ihrem ­Wesen war sie geduldig, humorvoll, gütig und liebevoll. Die Zeit vor dem Ruhestand war teilweise von eigener Krankheit, aber auch der Sorge um die gesundheitliche Kraft ihres ­Ehemanns bestimmt. 1989 begann die Zeit des Ruhestands, der sie nach der Dienstzeit ihres Mannes wieder zu ihrem elterlichen Haus nach Planitz führte. Nach vielen unbeschwerten Jahren zeichnete sich eine Demenz ab, die Ruth Schnabel ab 2001 jegliche Selbständigkeit raubte. Es war ein großes ­Geschenk, dass sie in dieser Situation nicht allein blieb, sondern die aufopferungsvolle Hingabe und Pflege durch ihren Ehemann und ihre Tochter Bergit mit Familie es möglich machten, dass sie bis zur letzten Stunde ihres Lebens in ihrem Zuhause geborgen und emotional gehalten bleiben konnte. Sie wusste sich in Gott geborgen. In Erinnerung bleibt der Segen, der sie ihrer Familie sein konnte und den sie mit ihrem Einsatz in den Gemeinden weitergeben konnte. Wir danken Gott für ihr Leben. Stephan Ringeis

21.2., 20 Uhr, Bilanz – Vom Rhein zum Nil. Horst Marquardt im Gespräch mit Klaus Strub. 7.3., 16.45 Uhr, Wert(h)e Gäste, mit Klaus Ulrich Ruof, Leiter des Medienwerks der EmK. MDR 1 – Radio Sachsen 10.2., 7.45 Uhr, Wort am Sonntag, mit Jörg Herrmann. ERF 1 9.3., 16 Uhr, Wert(h)e ­Gäste, mit Klaus Ulrich Ruof, Leiter des ­Medienwerks der EmK (Foto links).


18 ::: Familie

Mit String Railway und Bananas nach Ginkgopolis Vor 20 Jahren spielten und testeten Schüler einer 10. Klasse des Friedrich-Abel-Gymnasiums in Vaihingen/Enz anlässlich ihrer Schulprojektwoche neue Spiele. Ihr damaliger Lehrer, Hartmut Elsässer, brachte im Juli 1992 auf dieser Grundlage die erste Spieleseite in der Vaihinger Kreiszeitung heraus. Im weiteren Verlauf entstand die Heidelberger Spieletest-Gruppe, die regelmäßig Spieleneuheiten testet. Hier sind die neuesten Entdeckungen. Ginkgopolis »Wir schreiben das Jahr 2212. Der Ginkgo Biloba, der älteste und stärkste Baum der Welt, ist zum Symbol einer neuen naturnahen Art der Bebauung geworden.« So lauten die Eingangssätze der Spielanleitung. Die Verbindung vom Spiel zur Wirklichkeit ist nahe: Zum Jahrtausendwechsel wurde der Ginkgo zum Baum des Jahres und des Jahrtausends erklärt und soll als Zeichen für Umweltschutz und Frieden stehen. Die Spieler sind Architekten einer futuristischen Stadt, die mit ihren Ressourcen gut haushalten müssen. Der Städtebau beginnt mit neun Startgebäudeplättchen in rot, blau und gelb, jeweils nummeriert von 1 bis 3. Diese werden zu einem Quadrat zusammengelegt und mit den Buchstabenchips von A bis L umrandet. Jeder Spieler wählt eine Farbe und legt alle Ressourcensteine dieser Farbe in den allgemeinen Vorrat. Er erhält vier Karten, einen Sichtschirm und drei Charakterkarten. Sie zeigen an, wie viele Elemente (Gebäudeplättchen, Ressourcen und Erfolgspunkte) der jeweilige Spieler als »Startkapital« hinter seinen Sichtschirm legen darf und was er als Bonus während des Spiels erhalten wird. Dann kann schon die erste Runde mit den drei Phasen »Karte auswählen«, »Aktionen auswählen« und »Nächste Runde vorbereiten« beginnen. Dabei kommt es darauf an, aus seiner Kartenhand die richtige Karte auszuwählen, bevor man die restlichen Karten weitergibt. Die Städtebauer müssen mit ihren Vorräten gut wirtschaften, vorausschauend planen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Ressourcen fließen. Dann sind sie auf gutem Weg, zum besten Stadtplaner zu werden. Ein Städteplanungs-Legespiel, das mit seinem interessanten Spielmechanismus nebenbei auch noch ein aktuelles politisches Thema berührt. Der Spielespaß kommt dabei nicht zu kurz. Spieler: 1 bis 5 ::: Alter: ab 10 Jahren ::: Autor: Xavier Georges ::: Heidelberger Spiele/Pearl Games ::: Preis: ca. 35 Euro

String Railway – Ziehe die richtigen Fäden Aus farbigen Schnüren entwickelte der japanische Autor Hisashi Hayashi ein Spiel mit einer Landschaft, einem Bahnsystem aus Geleisen und verschiedensten Bahnhöfen. Die Spieler sind herausgefordert, das erfolgreichste Bahnnetz zu legen. Mit einer schwarzen Schnur wird zuerst der Spielfeldumrandung ihre Form gegeben. Jeder Spieler erhält noch fünf Schnüre in seiner Farbe: Mit den vier kürzeren und einer längeren können unterschiedlich lange Gleisstrecken gelegt werden. Dazu erhält noch jeder Spieler einen Startbahnhof, den er in eine Ecke des Spielfeldes stellt. In jedem Spielzug legt der Spieler zunächst einen Bahnhof aus. Dann verbindet er mit einer seiner Schnüre seinen Startbahnhof mit einem der bereits ausgelegten Bahnhöfe. Da es neben dem Startbahnhof eine ganze Reihe anderer Bahnhöfe mit unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten und Punkten gibt, sind logistische Fähigkeiten gefragt. So geben die Charakteristika dieser Bahnhöfe Auskunft darüber, wie viele Spieler ihre Geleise an den Bahnhof anschließen dürfen. Sonderfunktionen erlauben dem Spieler, mehr Punkte zu kassieren, wenn er diese Bahnstation im Berggelände errichtet anstatt im Tal. Es ist auch möglich, die Bahnstrecke eines Mitspielers zu kreuzen. Dafür werden allerdings Punkte abgezogen. Auf Grund der fünf zur Verfügung stehenden Schnüre (Geleise) ist das Spiel auch nach fünf Runden beendet und der tüchtigste Präsident einer Eisenbahngesellschaft rasch ermittelt. Außergewöhnliches Spielmaterial mit einer wunderbaren Spielidee führte hier zu einem begeisternden Spiel. Es ist dazu noch so klug ausgetüftelt, dass man es zu zweit sowie in einer Familien-Freundes-Runde mit viel Spaß spielen kann. Spieler: 2 bis 5 ::: Alter: ab 8 Jahren ::: Autor: Hisashi Hayashi ::: Verlag: Asmodee ::: Preis: 24 Euro unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013


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Das Prestel Kunstspiel – für die ganze Familie Wer etwas für die bildhafte Kunst übrig hat und vielleicht sogar Kindern das Herz dafür öffnen möchte, den könnte dieses »Kunstspiel für die ganze Familie« interessieren. Ein Spielplan mit kleinen Bildkarten als Zugfelder ringsum und eine Drehscheibe in der Mitte steuern den Spielablauf. Dazu erhält jeder Spieler ein berühmtes Kunstwerk, allerdings in einzelnen verdeckten Puzzleteilen. Das Spiel beginnt mit dem Drehen der Scheibe. Die Zahl oder das Kunstfeld, wo sie zum Stehen kommt, gibt an, wie weit man mit der Spielfigur ziehen muss und welche Aufgabe zu erfüllen ist. Dabei sind unterschiedliche Fähigkeiten wie Theater spielen, Pantomime, Gemälde beschreiben, malen, Fragen beantworten gefordert. Beim »Theaterfeld« greift sich der »Darsteller« aus dem Säckchen eine Aufgabenkarte heraus. Er soll nun einen von zwei Begriffen spielen oder mit Worten beschreiben. Wer als erster die Antwort nennt, darf eines seiner Puzzleteilchen umdrehen. Der Akteur wird für seine Darstellungskunst ebenfalls belohnt. Bei den »Malfeldern« sind echte Künstler gefragt, die mit wenigen Strichen einen Gegenstand so zeichnen, dass ihn die Mitspieler erraten können. Bei den »Kunstfeldern« muss man sich eines von 50 Gemälden anschauen und anschließend, je nach Würfelzahl, eine der Fragen zu den Details beantworten. Wer schließlich als erster mit seinen umgedrehten Puzzleteilen sein Kunstwerk wieder restaurieren konnte, hat das Spiel gewonnen. Ein scharfer Blick und ein gutes Gedächtnis, Fantasie und Freude am darstellenden Spiel und ein bisschen Wissbegier sind gefragt und werden gleichzeitig gefördert. Ein schönes, nicht schwieriges Familienspiel, das ganz spielerisch auch schon bei Kindern die Freude an der Kunst wecken kann. Spieler: 2 bis 5 ::: Alter: ab 8 Jahren ::: Autor/Verlag: Prestel ::: Preis: ca. 25 Euro QIN Die QIN-Dynastie war die erste des chinesischen Kaiserreiches. Sie entstand vor über 2000 Jahren aus dem Staat QIN, einem von sieben Staaten, die in der Zeit der »Streitenden Reiche« um die Vorherrschaft rangen. Als Fürsten besiedeln die Spieler das chinesische Hinterland, gründen Provinzen und nehmen abgelegene Dörfer in ihr Reich auf. Als Zeichen ihrer vergrößerten Herrschaft errichten sie Pagoden. Dazu erhalten die Spieler alle einen Satz dieser Bauwerke in ihrer Farbe. Die 52 Spielplättchen kommen als verdeckte Stapel neben den Spielplan.

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Die Spieler legen nun reihum immer jeweils ein Plättchen waagerecht oder senkrecht angrenzend an ein Startfeld oder an ein bereits vorhandenes Plättchen beliebiger Farbe. Durch das Legen der Plättchen werden Provinzen gegründet, Provinzen erweitert, Großprovinzen gebildet, Dörfer angeschlossen oder übernommen und sogar ganze Provinzen übernommen. Auf die neu gegründeten Provinzen setzen die Spieler als Zeichen ihrer Herrschaft jeweils ihre Pagoden. Das Spiel endet, wenn ein Spieler seine letzte Pagode aufs Spielbrett gebracht hat oder kein Plättchen mehr verbaut werden kann. Es gewinnt der Spieler, der die meisten Pagoden unterbringen konnte. Qin ist ein schnell erlernbares Legespiel, welchem das Dominoprinzip zugrunde liegt. Das sind Spielmechanismen, die nicht grundlegend neu sind und die man rasch versteht. Das Spieleteam fand die Umsetzung der Spielgeschichte recht gelungen. Der Spielplan besitzt zwei Seiten. Die zweite Seite mit zusätzlichen Wasserblockaden fordert die Spieler etwas stärker heraus. So ist QIN ein eher einfaches, doch rasch spielbares, taktisches Familien-Legespiel. Spieler: 2 bis 4 ::: Alter: ab 8 Jahren ::: Autor: Reiner Knizia ::: Verlag: Pegasus/Eggert ::: Preis: ca. 29 Euro

Banana Matcho Die Affen wissen es: Hoch oben auf dem Baum ist man am sichersten und kann die leckersten Früchte pflücken. Doch wissen es auch die Menschen, die Spieler, wie man da am schnellsten hochkommt? Im Spiel hat der Oberaffe »Banana Matcho« das Sagen. Er pfeift mit der Quietschbanane alle zurück die meinen, vor ihm aufzusteigen. Aber was ist zu tun, wenn man den augenblicklichen Banana Matcho ausstechen und als Erster von allen den Baumwipfel erreichen möchte? Im Wettbewerb treten aus der Spielerrunde jeweils zwei Spieler zu einem Würfelduell mit unterschiedlicher Würfelmischung gegeneinander an. In die Mitte zwischen beiden Wettwürflern kommt eine Banane, die beim Draufschlagen einen klagenden Quietschton von sich gibt. Der aktuelle Spieler ist herausgefordert, mit sechs Früchtewürfeln eine möglichst gute Kombination von Früchten so rasch es geht zu erwürfeln. Das bringt ihn nämlich im Baum nach oben. Die Regeln sind leicht zu verstehen, das Spielmaterial passt bestens dazu. Ein schönes Spiel, das schon mit jüngeren Kindern mit viel Spaß gespielt werden kann. Spieler: 2 bis 5 ::: Alter: ab 6 Jahren ::: Autor: Thilo ­Hutzler ::: Verlag: Zoch ::: Preis: ca. 20 Euro


20 ::: Geschichte

Charles Wesley und die Prinzen aus Calabar Als die nigerianischen Prinzen Little Ephraim und Ancona Robin John in Bristol an Bord der »Brickdale« angekettet liegen, »begannen sie unter Tränen und zitternd zu Gott zu beten, ihnen in dieser bedauernswerten Situation zu helfen«. Nach ihrer Freilassung 1773 bitten sie den Methodisten Thomas Jones um religiöse Unterweisung. Der führt sie auch zu Charles Wesley und die ehemaligen Sklavenhändler ändern ihr Leben.

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ie waren die Prinzen nach England gekommen? Ihre Heimat ist Old Calabar in der Bucht von Biafra in Nigeria, Westafrika. In diesem Teil Afrikas gibt es schon vor der Ankunft der Europäer Sklavenhandel durch Afrikaner. Britische Sklavenschiffe kommen regelmäßig nach Old Calabar, um mit König Ephraim Robin John Geschäfte zu machen. Die britischen Kapitäne nutzen 1767 einen Streit zwischen den rivalisierenden Sklavenhändlern in Old and New Calabar, der den Handel stark behindert, schändlich aus. Unter dem Vorwand, den Streit schlichten zu wollen, laden sie die Sklavenhändler aus Old Calabar auf ihre Schiffe ein. Little Ephraim und Ancona Robin gehen an Bord der »Duke of York«. Als Kapitän Bevan und seine Mannschaft am nächsten Morgen das Massaker beginnen, fliehen die Prinzen durch das Kabinenfenster, werden aber gefasst und angekettet. Auf ein Zeichen hin beginnt auch auf den anderen Schiffen das Gemetzel. Am Ende sind etwa 300 Einwohner von Old Calabar getötet und damit ist eine der beiden Gruppen der rivalisierenden Sklavenhändler eliminiert. Obgleich sie zu einer der führenden SklavenhändlerFamilie gehören, werden die Prinzen nach dieser Aktion zur Insel Dominica in die Dominikanische Republik verschleppt und dort an einen französischen Arzt verkauft. Nach sieben Monaten können sie nachts auf die »Peggy« des Kapitäns William Sharp flüchten. Dieser

hält aber sein Versprechen, sie nach Afrika zurückzubringen, nicht ein und verkauft sie in Virginia an Kapitän John Thompson. »Er hat mich oft festgebunden und ohne Grund ausgepeitscht«, schrieb Ancona später an Charles Wesley. »Er war mit Abstand der schlimmste Sklavenhändler, dem ich je begegnet bin.« 1772 – also nach fünf Jahren – gelingt ihnen die Flucht auf die »Greyhound«, wo zwei afrikanische Seeleute aus Old Calabar arbeiten, die sich für sie einsetzen. Kapitän Terence O‘Neile aus Bristol verspricht, sie nach Afrika mitzunehmen. Aber kaum sind sie in Bristol angekommen, lässt er sie auf die »Brickdale« bringen und in Ketten legen, um sie ihrem Besitzer, Mr. Mitchell, in Virginia zurückzugeben. Doch durch einen Vollziehungsbefehl vom Oberrichter Lord Mansfield kommen sie schließlich frei.

Der Ruf eilt Wesley voraus Little Ephraim und Ancona Robin bitten den Methodisten Thomas Jones, der sie in sein Haus aufgenommen hat, sie im christlichen Glauben zu unterrichten. Als sie aber von dem berühmten Charles Wesley hören, wollen sie unbedingt von ihm unterwiesen werden. Charles Wesley willigt gerne ein, denn obgleich seine Erlebnisse mit Sklaven in Amerika fast 40 Jahre zurückliegen, hat er die Schrecken der Sklaverei nicht vergessen. Er erteilt ihnen regelmäßig Katechismus-Unterricht. Wie lässt sich das Interesse der Prinzen an den Methodisten erklären? Die Kenntnis vom Methodismus in Virginia, wo sie fünf Jahre lang als Sklaven arbeiten mussten, könnte erklären, warum sie um ein Treffen mit Charles Wesley baten. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts begann durch die Methodisten in Virginia eine Erweckungsbewegung. Sie führte zur Bildung der ersten Jährlichen Konferenz in der Küstenregion. Die afrikanischen Prinzen nehmen das Evangelium sehr schnell auf. Nach einiger Zeit äußern sie den Wunsch, getauft zu werden. In seinem Brief vom 23. Januar 1774 an William Perronet beschreibt Charles die beiden Prinzen und ihre Taufe so: »P. S. Diesen Monat, oder etwas länger, hatte ich zwei sehr außerge-

Auf Skalvenschiffen war es eng; die Gefangenen sahen während der Fahrt kaum das Tageslicht. unterwegs 3/2013 ::: 10. Februar 2013


Geschichte ::: 21

wöhnliche Schüler und Katechumenen bei mir, zwei afrikanische Prinzen … Heute Morgen taufte ich sie. Beide erhielten in einer wunderbaren Art und Weise die äußerlichen und sichtbaren Zeichen der innerlichen und göttlichen Gnade.« Little Ephraim schreibt, dass sie sich »immer besser fühlen … Letzte Nacht träumte ich, … ich las den 100. Psalm und … fand ihn gut für mein Herz«.

Fotos: www.sonofthesouth.net

Auf Fehler aufmerksam gemacht Durch Charles lernen Little Ephraim und Ancona Robin auch John Wesley kennen. Wenn er in Bristol ist, nehmen sie jede Gelegenheit wahr, ihn zu treffen und seine Predigten zu hören. Im August 1774 informiert Little Ephraim Charles Wesley, dass »Ihr Bruder so nett gewesen war, sich mit uns zu unterhalten und dreimal das Abendmahl zu geben … Ich finde es gut, dass er mich auf Fehler aufmerksam macht … In meinem Herzen verspüre ich eine große Last und erkenne [jetzt] viel mehr eigene Fehler und die Fehler meiner Landsleute. Wenn ich nach Hause komme, hoffe ich, dass Gott es zulässt, dass ich ihnen davon erzähle«. Im Februar 1774 hat Thomas Jones das Sklavenschiff »Maria« für die Fahrt nach Afrika ausgestattet. Mit ihm wollen die nigerianischen Prinzen endlich nach Hause kommen, doch starker Gegenwind zwingt sie zurückzusegeln. Im Hafen schreiben sie der Charles Wesley-Familie einen Brief und bedankten sich bei Charles für die christliche Literatur, die er ihnen geschenkt hat. Sie unterschreiben den Brief mit »Ihre armen und Sie bis zum Tod liebenden Brüder«. Am 12. März 1774 segelt Kapitän William Floyd mit der »Maria« los. Durch einen Navigationsfehler des betrunkenen Kapitäns zerschellt das Schiff an einem Felsen bei der unbewohnten Insel Boa Vista (Kapverdische Inseln) und sinkt. Nach 16 Tagen rettet ein zufällig vorbeifahrendes Schiff die Schiffbrüchigen und bringt sie nach Bristol zurück. Rückkehr in die alte Tradition Methodisten aus der Gemeinde in Bristol kümmern sich in den nächsten Monaten bis zu ihrer erneuten Ausreise um sie. Während dieser Zeit erhalten sie weiter Katechismusunterricht. Außerdem Unterricht im Lesen und Schreiben, Gartenbau, Landwirtschaft und der Herstellung von Butter und Käse. Bei ihrer Abfahrt erklären sich zwei Freunde bereit, mit ihnen zu fahren. Es sind Handwerker, die sowohl Holz- wie auch Metallarbeiten ausführen können und mit sehr vielen Handwerkzeugen ausgestattet sind. Während dieser Zeit schreibt Little Ephraim an Charles Wesley: »Wie kann ich das meinem guten Freund Mr. Jones zurückzahlen, der so viel Geld ausgelegt hat, um uns zu retten[?] … Wenn wir nicht Sklaven verkaufen sollen, weiß ich nicht, wie wir ihm das zurückzahlen können, was ich aber so gerne tun möchte.«

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Dass die Robin Johns nach ihren eigenen schrecklichen Erlebnissen wieder Sklavenhandel betreiben wollten, mag für modernes Empfinden schockierend sein, aber die Prinzen würden wieder in ein ethisches System zurückkehren, das ihre Bekehrung zum christlichen Glauben nicht gänzlich auslöschen konnte. In ihrem Volk wird der Sklavenhandel grundsätzlich akzeptiert, es gibt nur wenig Opposition. Im September 1774 hat Thomas Jones das Sklavenschiff »Cato« bereitgestellt, auf dem die Robin Johns die Heimfahrt antreten. Es dauert über ein Jahr, bis Charles Wesley am 1. November 1775 aus Bristol an Vincent Perronet schreiben kann: »Meine beiden afrikanischen Kinder sind sicher zu Hause eingetroffen.« Durch einen Brief von Ancona Robin werden die Methodisten in Bristol informiert, dass sie in Old Calabar freudig begrüßt wurden. Ihre religiöse Neuorientierung löst allerdings Erstaunen aus. Aber die Meinung ändert sich und einige sind froh, beim Bibellesen mit dabei sein zu dürfen. Mündliche Tradition in Calabar erzählt, dass die Prinzen für die Ausbreitung des Christentums verantwortlich sind. Tatsache ist, dass sie weiter Kontakt zu Charles Wesley, seiner Familie und den Methodisten in Bristol halten. Einige Jahre später bitten sie um Missionare. Die Jährliche Konferenz der Methodisten im Jahre 1778 stimmte der Mission zu und ernannte zwei Missionare; es waren zwei Brüder namens Syndrum, die aus Deutschland stammten, aber jetzt Mitglieder der Society in Bristol waren.« Martin E. Brose

Begutachtet wie Vieh: Szene aus einem Sklavenmarkt in Nordamerika.


22 ::: Rätsel Auflösung des Rätsels aus dem letzten Heft 2/2013

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Mutmachgeschichten 24

Kongo trifft Kanaan tröstet, geweint, hier werden Erziehungsfragen besprochen, auch mal ein Kindergeldformular ausgefüllt, Deutschhausaufgaben erklärt und kulturelle Unterschiede diskutiert.

Stress im Kindergarten Lea hatte kürzlich Stress mit dem Kindergarten. Die ältere der beiden Mädchen sei zu wild. Lea wurde gebeten, sie früher ab zu holen und ein paar Tage zuhause – also im Asylbewerberheim – zu behalten. Lea ließ sich nicht klein kriegen und bat am nächsten Tag um ein Gespräch mit der Leiterin. Sie erklärte in einem Gemisch aus Englisch, Französisch und Deutsch, warum die Kleine so lebhaft sei und solch einen Bewegungsdrang habe. Sie beschrieb die Enge der Unterkunft und erklärte ihre schwierigen Lebensumstände – mit dem Ergebnis, dass Miriam sofort wieder in den Kindergarten kommen durfte und seither viel verständnisvoller behandelt wird. In der Bibelstunde nach ihrem Mut gefragt, mit dem sie so für ihr Kind eintreten konnte, sagte Lea ganz einfach: »Pastorin, das hast du uns letzte Woche doch von der Frau erzählt, die zu Jesus ging, um die Heilung ihrer Tochter bat, und sich nicht abwimmeln ließ. Ich habe es einfach genauso gemacht.« Und ein stolzes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Dass solch Mut machenden Bibelgespräche, die auf vielen Ebenen Lebenshilfe bieten können, noch viele Frauen befreien und stark machen, das wünschen sich die Pastorin Christine Erb-Kanzleiter und die Lehrerin Jenny McPherson, die die »Moms and Babies« leiten, von Herzen. Christine Erb-Kanzleiter

Fotos: privat / pixelio.de - Petra Bork

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as tut eine Frau namens Lea, die in den Bürgerkriegswirren ihre Heimat im Kongo verlässt und nach Europa flieht? Ihren Mann hat sie in den Wirren der Flucht verloren. Bei sich hat sie noch zwei kleine Mädchen, Miriam und Leyla. Lea ist monatelang unterwegs, die Flucht kostet alle ihre Kraft, auch all ihr Erspartes, und am Ende wird sie auch noch schwanger. Von wem, weiß sie nicht. In Deutschland angekommen, beantragt sie Asyl und wird nach München geschickt. Nach wenigen Tagen Erstaufnahmeeinrichtung haben sie und die Mädchen Glück, und sie werden in eine Unterkunft für Asylbewerber am Stadtrand verlegt. Lea findet schnell Freundinnen, die sie auch unterstützen und ihre kleinen Töchter versorgen, als Lea zur Entbindung in die Klinik muss. Alles geht gut. Ein kleiner Junge erblickt das Licht der Welt. Lea erfährt von Freundinnen von einer Kirchengemeinde, in der Englisch gesprochen wird, und in der Flüchtlinge nicht nur willkommen sind, sondern auch tatkräftige Hilfe erfahren. Anfangs traut sie sich nicht so recht, weil ihre Muttersprache Französisch ist, aber dann kommt sie Woche für Woche Dienstag nachmittags in den »Moms and Babies«-Bibelkreis der Peace Church, der englischsprachigen EmK-Gemeinde im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt. Hier treffen sich Mütter mit Babys und Kleinkindern zum Bibellesen und zum Gebet. Alle Frauen sind Migrantinnen. Kaum eine hat dieselbe Muttersprache wie eine andere. Was die Kommunikation möglich macht sind Englisch und Deutsch und der gemeinsame Glaube. Hier wird erzählt, ge-

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