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Das leichte, kurze, wenig gehaltvolle Scherzo (Allegro assai) ist reizvoll in seinen kurzweiligen Gegenübersttellungen der Stimmlagen und Schattierungen. Es gibt kein Thema, sondern ein kleines Motiv aus drei Noten, das fröhlich umherhüpft. Im Trio erklingt eine hübsche Melodie über der Begleitung gebrochener Oktaven, und zwar zunächst in h-Moll, dann genial auf zwei andere Arten harmonisiert: Stimmung und harmonische Litanei. Das Rondo (Allegro ma non troppo) bringt wieder den ländlichen Frieden. Zwar stammt die Form dieses umfangreichen Stücks vom Sonatentrio, aber sein eigentlicher Refrain ist nichts anderes als der trochäische Ostinato-Rhythmus der Begleitung durch die linke Hand, mit seinen unaufhörlichen Intervallerweiterungen. Eine kleine Überleitung in aufsteigenden Sechzehntel-Arpeggien führt zum ersten Couplet, einer Melodie in A-Dur, die bald vom wiegenden Rhythmus des Basses angesteckt wird, worauf ein kurzer, kraftvoller Schluss folgt. Man wird an eine Sonatenexposition erinnert, aber der Refrain kehrt in D-Dur wieder, und es folgt das zweite Couplet in G-Dur, woraus sich durch Intervallerweiterungen die Begleitung entwickelt, die jetzt in die rechte Hand übergeht und sich in einem polyphonen und chromatischen, legato gespielten Zwischenspiel in g-Moll, dann in d-Moll fortsetzt und in einem Sechzehntel-fortissimo kulminiert. Nach einem Orgelpunkt kehrt der Refrain wieder, friedlicher denn je, worauf das erste Couplet und die Schlussgruppe folgen. Der Ansatz einer dritten Strophe scheint sich anzubahnen in G-Dur, immer noch mit den unerschütterlichen Trochäen, aber es wird nichts daraus: auf einen letzten Orgelpunkt antwortet eine glanzvolle Coda-Stretta (Più Allegro) in kräftigem crescendo, wobei ein weiteres Mal die energischen Oktavtrochäen der linken Hand gerühmt werden. Die drei Sonaten des Opus 31 sind nicht gleichzeitig verfasst worden: Die beiden ersten erschienen zunächst bereits 1803 unter der Opusnummer 29, die später einem Streichquintett zugeordnet wurde, während die dritte erst im Jahr darauf als Opus 33 veröffentlich wurde, die heutige Nummer für eine Sammlung von Bagatellen. Dieser Abstand entspricht dem der Komposition, denn die beiden ersten Sonaten entstanden in der ersten Hälfte des Jahres 1802, wobei im Übrigen aus den Arbeitsbüchern hervorgeht, dass die erste nach der zweiten entstanden ist. Am 23. November 1802, einige Wochen nach der Niederschrift des bewegenden Heiligenstädter Testaments, soll Beethoven die drei Sonaten dem Verleger André. in Offenbach vorgelegt haben, was keineswegs bedeutet, dass die dritte zu dem Zeitpunkt vollständig geschrieben war. Diese drei Werke, die in derselben Zeit wie die Zweite Sinfonie und die Sonaten für


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