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EXK LU SI V

GERMANY

DAS STIL-MAGAZIN

GENTLEMEN’S QUARTERLY

EDDIE REDMAYNE

CASUAL SEX TINDERDATES VS. LIEBE BESSER IM BUSINESS FITNESS FÜR WORKAHOLICS WIE MAN RICHTIG DELEGIERT STATEMENT STYLE! LAUTE FASHION, SCHWARZE UHREN

JANUAR 2019

GENTLEMAN FÜR EINE NEUE ZEIT













INHALT

COVERSTORYS 42 Sex

Können wir uns vor lauter Casual Sex und TinderDates noch verlieben? 47 Eddie Redmayne

Warum der Brite der Gentleman unserer Zeit ist 82 Watches

Uhren-Trend: All black! 86 Fashion

Jetset-Style: Die lautesten Looks der Saison 132 Business

So delegieren Sie richtig 140 Fitness für Workaholics

Wie „Mindfulness“ Training und Alltag verbessert

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GQ MEN OF THE YEAR AWARDS

AGENDA 25 Style-Tipps für kleinere

STANDARDS

Männer, deutsche TopWeine, das beste Sandwich der Welt, die Looks des Monats, die Mode der Zukunft u. v. m.

Editorial......... 17 Impressum......... 18 Backstage......20

0 7

GENTLEMEN 60 Politik

Die Rückkehr des Sigmar Gabriel 62 The BossHoss

DIE HÄRTESTE SURFSCHULE DER WELT

Fotos: Karl Anton Koenigs, Tania Elisarieva

Plötzlich Nr. 1! Deutschlands coolste Band

COVER

SPECIAL EDITIONS

Eddie Redmayne Foto: Giampaolo Sgura, Styling: Tobias Frericks Anzug, Hemd und Krawatte: Tom Ford

GQ.JANUAR 201 9

Ralph Lauren Foto: Martin Schoeller The BossHoss Foto: Roman Goebel Styling: Ann-Kathrin Obermeyer Sakkos: Philipp Plein, Hemden: SSS World Corp, Jeans: Levi’s

@gq_germany

GQ Germany

GQ.de

post@gq.de

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INHALT

STYLE 71

Business Class

Dress for Success: PowerLooks fürs Geschäftsessen

86

102 Fashion

Coole Kombi: Die besten Jacken, Mäntel und Taschen

COACH 115 Party-Guide

JETSET-FASHION

So sind Sie ein perfekter Gastgeber (und ein perfekter Gast!) 134 Reise

Eine Woche City-Trip mit Handgepäck – so packen Sie richtig! 134 Karriere

7 Tricks, wie Sie Ihre JobZiele leichter erreichen 146 Auto

Wie der Mythos Porsche in Kalifornien gefeiert wird 156 Ralph Lauren

GQ trifft die Ikone des American Style 176 Tobias Rehberger

Zu Besuch bei dem deutschen Kunst-Star 210 Tyler, the Creator

Fotos: Markus Pritzi, Andreas Achmann, Markus Jans

Der Rapper verrät sein Stil-Geheimnis

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AFTER-WORK-LOOKS

8 GQ. JA N UA R 201 9

SCHWARZE UHREN 15



EDITORIAL

Foto: 2018 Getty Images

DER MANN 3.0 „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Die entscheidende Frage hat Herbert Grönemeyer schon 1984 gestellt. Seine Antwort damals: „Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich (…) Männer sind allzeit bereit/Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit.“ Komplett outdated, aus heutiger Sicht. Weil es DEN Mann gar nicht mehr gibt. Es geht jetzt darum, viele Männer zu sein. Der richtige Typ Mann zur richtigen Zeit. Der neue Anforderungskatalog: cool sein, ja. Aber auch maximal empathisch. Im Business Leader-Qualitäten zeigen – aber auch totale Teamfähigkeit. Sich zurücknehmen können – aber auf allen Kanälen kommunizieren. Meetings, Mails, Social Media, 24/7 on. Mehr Soft Skills als harte Fakten. Status quo war gestern, heute ist Veränderung. Disruption in Dauerschleife! Alles ist in Auflösung, Parteien, Unternehmen, ganze Industrien. Und damit auch Rollenbilder, Männerbilder. Überall neue Player und Game Changer. Was das bedeutet? Vor allem tolle neue Chancen! „Wir haben jetzt die spannende Möglichkeit, neu zu definieren, was einen Mann ausmacht“, sagte Hollywood-Star Orlando Bloom bei den „GQ Men of the Year Awards“ in Berlin: „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich hinterfrage mich selbst, ob ich stark genug bin, meinem Herz zu folgen. Kann ich Liebe, Mitgefühl, Anteilnahme wertschätzen? Bedeutet ein echter Mann zu sein nicht auch, Verantwortung zu übernehmen für meine Taten, für andere Männer, Frauen und Kinder – ob das nun Menschen in unserem Umfeld sind oder in fremden Ländern? Verantwortung unserem Planeten gegenüber und allen Lebewesen, die ihn bevölkern? Es ist viel, ich weiß, und es ist nicht einfach. Aber wir alle können mehr tun, ich kann mehr tun. Und so akzeptiere ich diesen wunderbaren ‚GQ Men of the Year Award‘ und widme ihn allen Männern da draußen, die sich weiterentwickeln und die rauswollen aus der klassischen Männer-Box. Männer, die versuchen, ihr Leben authentisch zu leben, und die Verantwortung übernehmen, damit wir alle eine bessere Zukunft haben werden.“ Das State-of-the-Art-Mannsein: Erfolgreiche Männer leben es vor. Wie Patrick Dempsey, TV-Superstar, Racer, Gentleman. Als er den GQ-Award erhält, sagt er: „Was bedeutet es, heute ein Gentleman zu sein – das ist die große Frage, die wir gerade in unserer Welt haben, sicherlich auch mit den Führungskräften.“ Seine Haltung – unmissverständlich: „Um ein Mann zu sein, muss man nicht körGQ. JA N UA R 201 9

Tom Junkersdorf mit Donatella Versace und Irina Shayk (beide in Versace) bei den „GQ Men of the Year Awards“

MEIN AWARD-OUTFIT Smoking und Hemd, Dolce & Gabbana; Fliege, Ermenegildo Zegna; Schuhe, Church’s

perlich stark sein. Man muss emotional stark sein, bescheiden, freundlich, respektvoll und einfühlsam. Das sind die Werte, die wir anstreben müssen. Es ist zu einfach, Konflikte zu suchen. Der GQ-Award wird mich daran erinnern, mich jeden Tag zu bemühen, ein besserer Mann zu werden und ein besserer Vater für meine Söhne, damit sie Respekt haben gegenüber Frauen. Das ist etwas, auf das wir alle achten müssen: wie wir Frauen behandeln.“ Wie schwer der Weg für eine Frau in einer von Männern dominierten Branche ist, weiß auch Donatella Versace. Sie sagt: „Als Frau ist die Auszeichnung als ,Fashion Icon‘ von der GQ etwas ganz Besonderes – und ich möchte den Award allen Frauen widmen, die kämpfen müssen, um sich durchzusetzen.“ Das neue Männerbild – history in the making. Wenn Herbert Grönemeyer heute über „Männer“ singen würde, er würde sie vermutlich auffordern, sich gegen den Rechtsruck in Deutschland zu stellen. Sein eindeutiger Ap@TOMJUNKERSDORF

pell bei der GQ-Gala: „Wir haben eine massive Verantwortung für dieses Land. Wir müssen die Menschen an die Hand nehmen und den Leuten, die versuchen auszugrenzen, verrohte Sprache benutzen und Rassismus schüren, müssen wir ganz klar sagen: Passt mal auf! Keinen Millimeter weiter!“ Also: Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er nicht den einfachsten Weg geht, sondern den für ihn richtigen. Wenn er aus Tausenden von Optionen das Leben wählt, das zu ihm passt. Männer bestechen nicht mehr durch ihr Geld und ihre Lässigkeit – sondern mit dem, was sie daraus machen. Lassen Sie sich inspirieren von der neuen GQ!

TOM JUNKERSDORF CHEFREDAKTEUR

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MIT

GQ erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH, Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München, Telefon: 089 38104-0, mail@condenast.de, www.condenast.de gqpost@gq.de, www.gq.de

Chefredakteur

TOM JUNKERSDORF Marcus Lucas STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR Marco Nikolaj Rechenberg Jana Meier-Roberts PHOTOGRAPHY DIRECTOR Frank Seidlitz FASHION DIRECTOR Tobias Frericks BEAUTY DIRECTOR Constantin Herrmann EDITORIAL BUSINESS MANAGER Anna Schuberth EDITORIAL OPERATIONS SPECIALIST Viola Müller-Hergerdt TEXTCHEF Oliver Fuchs Textredaktion Christoph Eisenschink, Ulf Pape, Clark Parkin Mode Manuela Hainz (stellv. Fashion Director), Thomas Haditsch (Ass.), Sharina Lichtl (Ass.) Bildredaktion/Booking Georg Khittl (stellv. Photography Director), Verena Aichinger Art Department Felix Wetzel (stellv. Art Director), Anaïs Hüttenbrink, Mathias Leidgschwendner Mitarbeiter dieser Ausgabe Andreas Achmann, Béla Anda, Corinna von Bassewitz, Tom Bender, Sir Richard Branson, Teo van den Broeke, STELLVERTRETER DES CHEFREDAKTEURS ART DIRECTOR

Dirk Bruniecki, Michele Di Dio, Stephan Dimu, Tania Elisarieva, Mimi Erhardt, Dermot Flynn, Roman Goebel, Mark Anthony Green, Robert Grunenberg, Ludwig Haslberger, Sarah Heidelberger, Benedikt Herles, Markus Jans, Friederike Jung, Grégoire Kalt, Jörn Kaspuhl, Frank Kayser, Ingo Kleefeld, Karl Anton Koenigs, Tamer Koseli, Olivier Kugler, Simon Lohmeyer, Mark Long,Arthur Mount, Ann-Kathrin Obermeyer, Peter Praschl, Markus Pritzi, Paul Rogers, Steffen Rüth, Ursula Schmied, Martin Schoeller, Giampaolo Sgura, Florian Siebeck,Jan Steins, Alexander Stilcken, Antonia Uhlig, Jens Utzt, Matthieu Venot, Anne Waak, Matthias Weingärtner, Lennard Wickel

Büro Mailand Anna Riva, Paola Dörpinghaus, p.dorpinghaus@condenast.it, Tel. +39 (02) 29 00 07 18 Büro New York Christina Schuhbeck, christina_schuhbeck@condenast.com, Tel. +1 (212) 630 4980 Schlussredaktion LEKTORNET GmbH Syndication syndication@condenast.de GQ.de Johannes Patzig (Ltg.), Cordula Funke, Mathias Ottmann, Patrick Pendiuk, Ursula Schmied, Tobias Singer Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt des Magazins TOM JUNKERSDORF

Abonnement-Betreuung Deutschland und Ausland ohne Schweiz: GQ Leserservice, Postfach 290, 77649 Offenburg, Telefon: +49 (0) 781 6394507, E-Mail: abo@gq-magazin.de. Preis für Jahresabonnement (12 Ausgaben): 56,50 € (D), 56,50 € (AUT). Restliches Ausland auf Anfrage. Schweiz: GQ Leserservice, Postfach, 6002 Luzern, Telefon: +41 3292244, E-Mail: gq@leserservice.ch. Preis für Jahresabonnement (12 Ausgaben): 100 sfr. USA: GQ (German) (USPS No 0023823) is published monthly by Condé Nast Verlag GmbH. Subscription price for USA is $ 90 p.a. K.O.P.: German Language Pub., 153 S Dean St, Englewood NJ 07631, glpnews.com. Application to mail at Periodicals Rates is pending at Englewood NJ 07631 and additional mailing offices. Postmaster: Send Address changes to: GQ (German), GLP, PO Box 9868, Englewood NJ 07631.

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MORITZ VON LAFFERT

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JONATHAN NEWHOUSE



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Die Condé Nast International Gruppe verlegt folgende Zeitschriften GROSSBRITANNIEN Vogue · House & Garden · Brides · Tatler · The World of Interiors · GQ · Vanity Fair · Condé Nast Traveller · Glamour · Condé Nast Johansens · GQ Style · Love · Wired · Condé Nast College of Fashion & Design · Ars Technica FRANKREICH Vogue · Vogue Hommes · AD · Glamour · Vogue Collections · GQ · AD Collector · Vanity Fair ITALIEN Vogue · Glamour · AD · Condé Nast Traveller · GQ · Vanity Fair · Wired · La Cucina Italiana · Lisa DEUTSCHLAND Vogue · GQ · AD · Glamour · GQ Style · Wired SPANIEN Vogue · GQ · Vogue Novias · Vogue Niños · Condé Nast Traveler · Vogue Colecciones · Vogue Belleza · Glamour · AD · Vanity Fair

KARL ANTON KOENIGS FOTOGRAF

CHRISTIAN STRAKA COACH

Der Ex-Tennisprofi verbindet schon seit Jahren „Mindfulness“ und Sport. In unserer neuen Reihe (auf Seite 140 geht es mit Lauf-Übungen los) zeigt er, wie „achtsames“ Training Ihnen Kraft für den stressigen Job-Alltag gibt. Instagram: @straka.la

TAIWAN Vogue · GQ · Interculture

MARKUS PRITZI FOTOGRAF

Das Porträt des Künstlers lässt es erahnen: Der Südtiroler hat ein Händchen dafür, neben der Fashion und den Models auch die Location seiner Shoots mit zu inszenieren – fast wie eine mysteriöse Nebendarstellerin. Daher sprüht unsere Modestrecke aus Cannes (Seite 86) auch vor Lebenslust und JetsetGlamour-Vibes. Instagram: @markuspritzi

GQ & EDDIE COV ERSHOOT

Giampaolo Sgura (2. v. l.), einer der gefragtesten Fashion-Fotografen der Welt, und das GQ-Team aus Ulf Pape, Frank Seidlitz und Tobias Frericks (v. l.) inszenierten in London unseren Coverstar (r.). Die strengen Blicke während des Shoots haben sich gelohnt: Das herausragende Ergebnis sehen Sie ab Seite 47.

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MEXIKO UND LATEINAMERIKA Vogue Mexico and Latin America · Glamour Mexico · AD Mexico · GQ Mexico and Latin America INDIEN Vogue · GQ · Condé Nast Traveller · AD

Joint-Venture-Veröffentlichungen BRAZIL Vogue · Casa Vogue · GQ · Glamour RUSSIA Vogue · GQ · AD · Glamour · GQ Style · Tatler · Glamour Style Book

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GQ.JANUAR 201 9

Fotos: Karl-Anton Koenigs, privat, Devin L'Amoreaux

Links ein Fußball-Gott, rechts ein Momente-Magier. Letzterer hat für uns die glamouröseste und stylischste Party des Jahres (praktischerweise war es unsere eigene) in brillanten Schnappschüssen dokumentiert. Die Bilder der GQ-Gala sehen Sie ab Seite 182. kakingkong.com

JAPAN Vogue · GQ · Vogue Girl · Wired · Vogue Wedding



ESSAY

AKTIEN FÜR ALLE!

Immer smartere Roboter sind eine Herausforderung für den Sozialstaat – schließlich zahlen sie keine Steuern. Außerdem profitieren nur ihre Eigentümer von ihnen. Doch es gibt eine Lösung …

K

ünstliche Intelligenzen machen Unternehmen effizienter und profitabler. Sie vergrößern den gesamtwirtschaftlichen Kuchen gewaltig. Doch wer genau bekommt die zusätzlichen Milliardengewinne aus der automatisierten Wertschöpfung? Es deutet vieles darauf hin, dass nur die Spitze der Wohlstandspyramide profitiert, während mittlere und untere Schichten auf der Verliererseite stehen. Denn Technologie ist Kapital – Roboter arbeiten nur für ihre Eigentümer. Kapital ist elitär, Arbeit ist demokratisch. Jeder hat zwei Hände, aber die wenigsten besitzen Anteile an einem Unternehmen und dessen technischen Ressourcen. Schon 2014 veröffentlichte der Harvard-Ökonom Richard Freeman eine Studie mit dem vielsagenden Titel: „Who Owns the Robots Rules the World“. Die zentrale soziale Frage der nächsten Jahrzehnte lautet deshalb: Wie verteilen wir die Rendite des Fortschritts? Hinzu kommt eine finanzpolitische Herausforderung: Software und Roboter entrichten nun mal keine Steuern und Abgaben. Die Ausgaben der öffentlichen Hand und vor allem die soziale Sicherung werden heute zum großen Teil über Löhne und Gehälter bezahlt. Ein Unternehmen, in dem kaum noch Arbeitnehmer, aber dafür jede Menge künstlicher Intelligenzen ihr Werk verrichten, trägt in diesem System wenig zur Finanzierung des Gemeinwesens bei. In einer Volkswirtschaft der automatisierten Wertschöpfung droht also der Kollaps des Sozialstaats. Seit Jahrzehnten schon erobern Fertigungsroboter deutsche Fabriken. Und ebenso lange gibt es Forderungen nach einer Maschinensteuer, der sozialdemokratische Arbeitsminister Herbert Ehrenberg etwa sprach sich schon Mitte der 1970er dafür aus.

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TEXT

BENEDIKT HERLES

Ihm schwebte eine Abgabe vor, die sich an der Kapitalintensität der Unternehmen bemisst. Etwas weiter gefasst beschreibt das Konzept der sogenannten Wertschöpfungsabgabe die generelle Besteuerung der Wertgenerierung eines Betriebs – egal, ob diese auf manueller oder maschineller Arbeit basiert. „Roboter als Renten-Retter?“ lautete 1985 die Überschrift eines Artikels in der „Zeit“. Heute erlebt die Robotik einen rauschhaften Boom. Auf immer mehr Gebieten übertrumpfen künstliche Intelligenzen ihre menschlichen Schöpfer. In dieser technologischen Zeitenwende erlebt die Maschinensteuer eine politische Renaissance. Selbst Microsoft-Gründer Bill Gates fordert eine steuerliche Belastung der Roboter. Doch so prominent die Befürworter einer „Robot Tax“ auch sein mögen – sie ist schlichtweg falsch und ökonomisch alles andere als durchdacht. Denn Steuern und Abgaben auf Maschinen würden den Fortschritt hemmen. Die Anschaffung neuer Technologien würde sich für Firmen weniger lohnen, wichtige Zukunftsinvestitionen würden so vermutlich nicht stattfinden. Es wäre fahrlässig, Innovationen künstlich zu bremsen. Die größten globalen Probleme der Menschheit – vom Klimawandel bis zur demografischen Entwicklung – werden wir nur mit Technologie lösen, nicht ohne sie. Um die Fortschrittsrendite gerecht zu verteilen, gibt es eine bessere Alternative zur Maschinensteuer: Aktien für alle! Jedes Unternehmen, ob börsennotiert oder nicht, sollte mindestens 20 Prozent seiner Anteile an die Belegschaft abgeben. Auf diese Weise könnten private Haushalte vom technologischen Produktivitätssprung pro-

fitieren und so eigenes Vermögen aufbauen. Trotzdem würde der unternehmerische Anreiz für Zukunftsinvestitionen nicht geschmälert. Das klingt irgendwie nach Sahra Wagenknecht. Ist es aber nicht. In Start-ups sind sogenannte Employee Stock Ownership Plans (ESOPs) längst üblich. Sie bieten Mitarbeitern die Möglichkeit, an der Wertsteigerung ihres jungen Arbeitgebers zu partizipieren. Warum also nicht gleich einen VolksESOP einführen? Vom DAX-Konzern bis zum traditionsreichen Familienunternehmen sollten auch etablierte und große Firmen ihre Belegschaften am Erfolg teilhaben lassen. Genau wie in Start-ups sollte die Arbeitnehmerbeteiligung dabei nicht über die Ausgabe regulärer Anteilsscheine, sondern über virtuelle Aktien erfolgen. Sie sind juristisch unkompliziert und beinhalten weder Haftungsrisiken noch unternehmerisches Mitspracherecht für die Begünstigten. Der Volks-ESOP würde garantieren, dass Angestellte ihren fairen Anteil an der Rendite des Fortschritts erhalten. Einen volkswirtschaftlichen Bonus gibt es obendrauf: Mitarbeiter, die zusätzlich zu ihrem Lohn Gewinnausschüttungen bekommen, zahlen Kapitalertragssteuer. Und sie sind im Alter weniger auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Auf diese Weise leisten Aktien für alle zusätzlich einen Beitrag zur Entlastung und Finanzierung des Sozialstaats. In Zeiten einer wahren Fortschrittsexplosion könnte das den sozialen Frieden retten.

Unser Gastautor hat gerade das Buch „Zukunftsblind: Wie wir die Kontrolle über den Fortschritt verlieren“ (Droemer, 20 €) veröffentlicht.

GQ.JANUAR 201 9




TRENDS MUS T HAVE S NEWS

Foto: Courtesy of Alamode Film

01.2019

KINO

MURDER ON THE DANCEFLOOR

„Viel Spaß“, sagte die Frau vom Filmverleih noch vor der Vorführung zu mir. Und korrigierte sich gleich: „Na ja, also Spaß … das ist ja …“ Genau, das ist ja … ein Gaspar-Noé-Film. Die machen keinen Spaß. Die tun weh. Noé zeigte, wie Monica Bellucci vergewaltigt und ein Mann mit einem Feuerlöscher totgeschlagen wird („Irréversible“, 2002). Er zeigte Sex extrem hautnah und verstörend intensiv, mit Genitalien in 3D („Love“, 2015). Das ist das Problem mit Gaspar Noé – er will den Skandal so unbedingt, dass er seine Figuren manchmal vergisst. „Climax“ ist anders: Ein frisch zusammengestelltes Ensemble junger, sensationell guter Tänzer ist in einer eiskalten Nacht in einem Haus im Nirgendwo eingesperrt – und feiert. Fast die gesamte erste Stunde dauert diese Tanz-Euphorie, die einen unfassbaren Sog entwickelt. Doch die Nacht nimmt eine düstere Wendung: Aus Lust wird erst Rausch, dann Blutrausch. Irgendeine krasse Horrordroge war im Spiel, aus PartyExzess wird ein wahnsinniger Höllentrip. Noés bester Film seit Langem. Viel Spaß! – Ulf Pape, Kulturredakteur GQ „Climax“, ab 6.12. 25


AGENDA 3 FÜR EINSTEIGER

1 FÜR CINEASTEN

2

CO–WORK–STYLE–CHECK

Die vier Typen, denen Sie bei WeWork, Mindspace oder im betahaus begegnen …

FÜR SPEZIALISTEN

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DAS KRYPTOKID Der manische Blick des KK erklärt sich dadurch, dass der Wert seines Coinbase-Kontos sich erst verdreifachte und dann auf null fiel – in den vergangenen drei Minuten. Zu dem Bitcoin-Logo-Shirt riet ihm ein Freund, der ihm auch erzählte, dass alle Top-Google-Manager in Krypto investieren (tun sie nicht). Seine Accessoires: ein rosa Anti-Stress-Ball und ein Fitbit, dessen Zeichen auf Herzinfarkt stehen.

1 Spitzengeschwindigkeit von 72 km/h, Hinderniserkennung auf allen Seiten und ActiveTrack-Funktion. Absolutes Highlight ist aber die Kamera: Die Hasselblad L1D-20c (20 MP, 4K) liefert fantastische Aufnahmen. Action!

2 Höhenflug: bis 4 km Reichweite, eingebauter Dolly-Zoom für eine perspektivische Anpassung des Hintergrunds und eine um 180 Grad schwenkbare 4K-HDR-Kamera, die verlustfrei zoomt und sogar nach oben filmt.

3 Das perfekte MiniModell: Diese Drohne kommt bereits vollständig vormontiert, ist also sofort einsatzbereit. Dank Vision-Positioning-System liegt sie ruhig in der Luft und lässt sich einfach via Smartphone steuern.

Mavic 2 Pro, DJI, 1 500 €

Anafi, Parrot, 700 €

Tello, Ryze, 110 €

DER CONTENTKING Der CK liebt seinen Hip-Hop oldschool und sein Storytelling total authentisch. Seine Klamotten sind teuer, aber auf keinen Fall abgehoben: C. P.Company-Jacke, Acne-Jeans und Grenson-Brogues. Für Sätze wie „Die Menschen wollen Authentizität, was ist Ihre brand truth?“ wird er von potenziellen Kunden noch nicht mal ausgelacht – immerhin ging sein letzter Werbeclip megaviral, okay?!

DIE CO-WORKINGLEGENDE

DER HEIMLICHE BANKER

Die CL sah die Co-WorkingRevolution schon vor Ewigkeiten kommen und launchte das „Flexecutive“-Konzept schon in den Nullerjahren. Mit 48 ist er eigentlich zu alt, um ein Kompressionsshirt von Under Armour und schwarze Skinny Jeans zu tragen. Aber mit seinen blendend weißen Zähnen strahlt er Investoren an, während er ihnen erklärt, warum er von WeWork verdrängt wurde – düdum …

Der HB ist styletechnisch ziemlich herausgefordert, seitdem sich der FinTech-Hub seiner Bank im Co-WorkingSpace befindet. Seine Lösung: Boot-Cut-Jeans mit Loafern, kombiniert mit dem oberen Teil seines Anzugs (Hemd natürlich untucked). Er hängt meistens in der Nähe des Gyms ab und nippt an seinem Mandelmilch-Latte, während er den Leuten beim Yoga zuschaut. GQ. JA N UA R 201 9

Fotos: Courtesy of Mavic, Guava, Parrot; Illustration: Gavin Reece

GAME OF D R O N E S

Eine neue Drohnen-Generation hebt ab. Unsere drei Favoriten:



AGENDA MUSIK

RITA ORA

Sie ist die absolute Queen des Euphorie-Pop – und weiß, wie man Krisen übersteht …

Die Leute langweilen sich heute schnell. Du musst permanent Inhalte liefern, die sich einbrennen

Sie haben in allen drei „Fifty Shades of Grey“-Filmen mitgespielt und sind vor Papst Franziskus bei der Heiligsprechung von Mutter Teresa aufgetreten. Wie passt das zusammen? Das passt super! (lacht) Das bin alles ich! Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass der Papst weiß, was „Fifty Shades of Grey“ ist. Gerade haben Sie Ihr zweites Album herausgebracht – sechs Jahre nach Ihrem Debüt! Im Pop ist das ja eine Ewigkeit. Ich weiß. Aber ich hatte ja keine Wahl. Es gibt Zeiten, da klebt dir einfach die Scheiße am Fuß. Sie hatten sich mit Ihrem Förderer und Plattenfirmenboss Jay Z überworfen, und die fertigen Songs, die Sie mit Ihrem Freund, dem DJ und Produzenten Calvin Harris, aufgenommen hatten, durften Sie nach der Trennung nicht veröffentlichen. Ja, so etwas bricht dich, oder es spornt dich an. Ich habe mich aufgerafft und gekämpft. Wie groß ist jetzt der Druck für Sie? Wir leben in einer Welt, in der sich die Leute schnell langweilen. Es gibt so viel, das du dir auf Instagram, auf Twitter oder wo auch immer anschauen kannst. Deshalb musst du permanent Inhalte liefern, die sich den Leuten einbrennen. Sie waren ein Jahr alt, als Ihre Familie wegen des Jugoslawien-Krieges aus dem Kosovo nach London floh. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie heute an das Schicksal von Flüchtlingen denken? Ich empfinde Mitgefühl. Ich möchte diesen Menschen Zuversicht geben. Ich bin ein gutes Beispiel, wie aus einer Flucht ein gelungenes neues Leben entstehen kann. Dass Integration funktioniert. Und dass Migration positiv und bereichernd ist. — Interview: Steffen Rüth

DAS KONZERT SEINES LEBENS Er macht Amerika wirklich great – seit 45 Jahren. Jetzt ist Bruce Springsteen auf Netflix zu erleben Ein Springsteen-Konzert vor nur 974 Menschen – und einer davon war ich: Im Oktober saß ich mit Tränen in den Augen im Walter Kerr Theatre in New York City, wo Bruce eine seiner sagenumwobenen „Springsteen on Broadway“-Performances gab. Über ein Jahr lang spielte er diese Konzerte, ganz und gar solo, mit ihm auf der Bühne nur ein Flügel und die Akustikgitarre (und manchmal seine Frau Patti). Bruce erzählte aus seinem Leben, vom Abhauen und Heimkommen, von Schmerz und Freude, Familie und Liebe. Und er spielte die Songs, die ihn zum „Boss“ machten. „Springsteen on Broadway“: das Konzert seines (und meines) Lebens. — Ursula Schmied, GQ.de „Springsteen on Broadway“, ab 15.12. auf Netflix

GQ.JANUAR 201 9

Fotos: Courtesy of Warner Music; Rob DeMartin

Rita Oras neues Album heißt „Phoenix“ (seit 23.11.)



AGENDA DESIGN

PURISMUS DE LUXE

Work it Wer seine Hanteln zu Hause auch aus Image-Gründen herumliegen hat, der sollte sich vielleicht diese Gewichte aus lackiertem Stahl zulegen – die machen auch als Skulpturen eine super Figur. Ulysse Martel, Preis auf Anfrage

Schöne Objekte für zu Hause und unterwegs Roll with it! Diese wunderschönen Duffle Bags mit Rädern – von Produktdesign-Legende Marc Newson für Louis Vuitton entworfen – schweben geradezu vor radikaler Leichtigkeit. Nichts ist zu viel, nichts zu wenig. Louis Vuitton, Horizon Soft, ab 1900€

Sound & Vision Dieser Wireless Speaker sorgt in jedem Zimmer für besten Klang – er lässt sich per App exakt den Raumdimensionen anpassen. Sehr schön auch das reduzierte Design, das in fünf Farben erhältlich ist.

Sit down Früher glaubte man noch an die Zukunft, man glaubte an Pop und an Plastik. Für diese Haltung stand das Interiordesign von Verner Panton. Sein Entwurf eines aufblasbaren Hockers wurde nun – nach 60 Jahren –von Prada zum Leben erweckt. Verpan für Prada, Inflatable Chair, 650€ 30

GQ.JANUAR 201 9

Fotos: Courtesy of Raphaelle Mueller, Craig McDean for Louis Vuitton, KEF, Prada

KEF, 1200€



MADE IN GERMANY

Die besten deutschen Weine – empfohlen von vier Top-Sommeliers

André Macionga „R E S TAU R A N T T I M R AU E “, B E R L I N ZWEI STERNE

D I N I N G “, P E R L - N E N N I G DR EI STER NE

Tobias Klaas

Monique Steinke

„W E R N E C K H O F B Y G E I S E L“ , M Ü N C H E N ZWEI STERNE

„R E S TAU R A N T S O S E I N “, H E R O L D S BERG EIN STER N

SCHAUMWEIN

2016 „Pet Nat“ Spätburgunder, Bettina Schumann & Odin Bauer Steinke: Erinnert an Walderdbeeren. Würzig und mit feinem Mousseux. 14 €

2012 Erbacher Honigberg Riesling Extra Brut, Bardong Mann: Duftet nach Salzzitronen und geröstetem Rosmarin. Feine Perlage durch das Rütteln per Hand. 14€

2015 Blanc de Noirs Brut, Griesel & Compagnie Klaas: Birne, Brioche und feine Holznoten, saftig und sehr würzig – steht großen Champagnern in nichts nach! 15 €

ROT WEIN

2016 Stettener Häder Lemberger Erste Lage, Karl Haidle Mann: Prägnant und dennoch ausbalanciert. Ätherische Tannen-Aromen, ein Hauch von Schlehe. 17 €

2015 Spätburgunder Eichberg GG, Franz Keller Macionga: Badisches Burgund. Unfassbar elegant mit ganz eigener Handschrift. Einer meiner Lieblinge! 45€

2016 Spätburgunder Vulkan, Weingut Wasenhaus Steinke: Natürlich vinifizierter Pinot noir, der mit kühlen und kräuterigen Noten äußerst elegant daherkommt. 34 €

WEISSWEIN

2016 „Unartig“ Cuvée über andremaciongacuvee.com Macionga: Holunder, weißer Pfeffer, Grapefruit. Cuvéetiert von mir selbst aus Weinen des Gutes Neverland. 44€

2017 „Reiterpfad“ Riesling trocken, Weingut Fußer Klaas: Mineralisch, animierend und geschliffen wie ein Kristall. Macht bei jedem Schluck Lust auf mehr! 21 €

2017 Grüner Sylvaner, Nicolas Olinger Steinke: Der junge Winzer aus Franken keltert puristische Weine mit sehr viel Tiefgang. Wie diesen grandiosen Silvaner. 9 €

SÜSSWEIN

2015 Silvaner Beerenauslese Escherndorfer Lump, Horst Sauer Macionga: Perfekte Balance aus Exotik und Klassik. Ein Süßwein der Extraklasse aus Franken. 40 €

2017 Ayler Kupp Beerenauslese, Peter Lauer Mann: Frische Ananas und eine Note Salbei. Die angenehme Säure erweckt die Essenz zum Leben. 35 €

2018 Markelsheimer Probstberg Riesling Spätlese, Familie Geisel Klaas: Kräftige Spätlese mit schöner Säure und Aromen von Pfirsich und Aprikose. 19€

FOOD

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Nina Mann „V I C T O R ’ S F I N E

DAS 270−EURO−SANDWICH

Ich bin süchtig nach WagyuSandwiches – der japanischen Schnitzelsemmel sozusagen, aber zehntausendmal besser! Die Qualität der Zutaten, die leichte Süße des Milchtoasts, das Aroma der Panko-Panade, die das fantastische Fleisch saftig hält, all das zusammen ergibt eine unübertreffliche Geschmackskombi. Die beste Adresse: der StehImbiss „Wagyu Mafia“ in Tokio. Dort kostet das Kobe-Dry-AgedSandwich 272 Euro. Ist das angemessen für einen Snack, zu dem man Bier und Trüffelfritten bestellt? Und wie, der Genuss ist unbezahlbar! Und wenn Sie mal wieder in New York sind: Gehen Sie zum neu eröffneten „Don Wagyu“ nahe der Wall Street. Dort bekommt man ein OzakiSandwich für 180 Dollar. — Clark Parkin, Food & Style Editor GQ

Fotos: Courtesy of Griesel&Compagnie, Weingut Franz Keller, Weingut Fußer, Weingut Lauer, Lukas Kirchgasser, KME Studios, Steinke, privat; Dolly Faibyshev

AGENDA



AGENDA MENSWEAR

FUTURE FASHION!

CAPE DER GUTEN HOFFNUNG

Sechs Prognosen für das Jahr 2048 …

1

Alle Männer tragen Kleider. In 30 Jahren wird die Gender-Fluidity-Bewegung so weit fortgeschritten sein, dass es uns nicht nur erlaubt ist, Kleider und Röcke zu tragen, es wird sogar der Standard sein. Wir freuen uns schon auf riesige fließende Party-Roben, die das Beste aus unseren Beinen machen, sich auf den Schultern wunderbar leicht und untenherum herrlich luftig anfühlen.

BOSS

Cape, Preis auf Anfrage

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U

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T - H A

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E D E

T S

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Es gibt ein Moratorium für JoggingAnzüge. Außer sie stammen von 70-jährigen japanischen Designern.

3

Vikunja ist die neue Wolle. Der unglaublich weiche Stoff, der aus dem dünnen Bart eines kleinen Anden-Kamels gewonnen wird, kostet momentan über 700 Euro pro Quadratmeter. In 30 Jahren werden wir hoffentlich fröhlich und tierlieb Vikunjas züchten.

M O N

4

Leder und Fell kommen aus dem 3D-Drucker. Ultraweiches Nappaleder und geschmeidigstes Lammfell per Knopfdruck!

5

Echte Schneiderkunst ist wieder in. Damit sind nicht die Don-Draper-Suits gemeint, nach denen in den Nullerjahren alle verrückt waren, sondern die irre eleganten Teile adeliger britischer Gentlemen des frühen 20. Jahrhunderts. Gehröcke aus Samt und bestickte Seidensmoking-Jacketts also.

Mesmerisieren nennt man den energetischen Vorgang, der einer Hypnose gleicht und bei dem man sich nachher anders, meist besser fühlt als zuvor. Mesmerisierend wirkt auch dieses Piece von Boss, das aussieht, als hätte Winnetous Sohn ein Bild von Paul Klee nachgemalt: faszinierend, magisch und rätselhaft. Ein Umhang, der uns in diesem Winter wärmen wird, ob mit oder ohne Friedenspfeife.

34

— Teo van den Broeke

GQ.JANUAR 201 9

Foto: Michele di Dio

6

Seide ist DAS Material der Menswear. Wir werden wehende Hemden, bauschige, luftige Hosen und fließende Anzüge aus Seide tragen. Außerdem wird irgendein Genie bis dahin herausgefunden haben, wie man Seide robuster und weniger pflegeintensiv macht. Wer hat im Jahr 2048 noch Zeit für Handwäsche?



AGENDA ST YLE

DIE LOOKS DES MONATS

Ezra Miller Glauben Sie’s oder nicht – dies ist eines der leiseren Outfits des Schauspielers und It-Boys der Stunde. „Miller light“ sozusagen. Großartig, wie Ezra den PradaTotal-Look (Frühjahr/Sommer 2019) mit aufgestelltem Kragen und mit pinker Sonnenbrille noch mal extra aufdreht.

Rami Malek Niemand trägt minimale Looks so maximal stylisch wie er. Weißer Berluti-Anzug, schwarzes Shirt mit weißer Ziernaht, schwarze Schuhe = pure Perfektion!

ST I L

THINK INK! M

it 29 bin ich eigentlich noch zu jung für kulturpessimistische Selbstgeißelung, aber eine Frage geht mir derzeit nicht aus dem Kopf: Wann habe ich zuletzt etwas von Hand geschrieben? Also keine gekritzelte To-doListe, kein Post-it, das dann am Bildschirmrand pappt, sondern eine Nachricht an einen anderen Menschen, so richtig auf Papier, mit „Lieber X“ überschrieben. Einen Brief oder eine Karte – und sei es nur eine ironisch-kitschige Postkarte aus dem Urlaub? Ich kann mich nicht erinnern. Wir kommunizieren immer mehr – und immer weniger davon bleibt hängen. Was wir ins Smartphone oder in die Tastatur hacken, das haben meist nicht nur wir schnell vergessen, sondern auch derjenige, den wir damit erreichen wollen. Es muss mal gesagt werden: Von Hand zu schreiben, das ist mehr als 36

eine anachronistische Sentimentalität. Es ist ja auch eine Geste der Wertschätzung. Macht man nicht mal eben in der U-Bahn oder im Café, wenn einem langweilig ist. Kürzlich fiel mir wieder ein, wie ich mal Freunde zum Essen eingeladen hatte. Es gab Kalbstafelspitz mit Artischocken und Rosmarinjus, dazu ein paar Flaschen „Il Carrubo Terre Siciliane“, ein exzellenter Syrah vom Fuße des Ätna. Einige Tage später fand ich eine Karte im Briefkasten: „Ein Herrenabend bei dir ist wundervoll! Mucki“. Sieben Jahre ist das jetzt her, aber ich sehe die Handschrift meines Freundes immer noch vor mir. Um stilvoll im Gedächtnis zu bleiben, sollten wir alle ein bisschen mehr Mucki sein. — Christoph Eisenschink, GQ Lifestyle Editor

Cole Sprouse Oldschool-GangsterFeeling: Mit dem Versace-Nadelstreifenanzug mit passendem Logo-Gürtel und Pierre-Hardy-ChelseaBoots ist der Schauspieler ein echter „Godfather of Style“.

Schreibset, 250€, Füllfederhalter, 2500€, beides über hieronymus-cp.com

GQ. JA N UA R 201 9

Fotos: Courtesy of Hieronymus; Getty Images (3)

Warum Sie dringend mal wieder einen Brief schreiben sollten …



AGENDA GUIDE

ST YLE-TIPPS FÜR KLEINERE MÄNNER

WOR AUF SIE BEIM SCHNEIDER ACHTEN SOLLTEN Hose Der Bund sollte nicht zu hoch sitzen – denn die Schrittlänge kann der Schneider nur mit großer Mühe ändern.

SIE SIND SO GROSS, WIE SIE SICH FÜHLEN

Eine fast Zwei-Meter-Frau (Name der Redaktion bekannt ) verrät, warum kleine Männer sexy sind

R

WIE SIE FASHION GRÖSSER WIRKEN L ÄSST

ami Malek: 1,75 Meter. Tom Cruise: 1,70 Meter. Donald Glover: 1,75 Meter. Echt erstaunlich, oder? Und jetzt raten Sie mal, wie groß Kanye West ist, der Mann mit dem gigantischsten Ego der Welt. 1,73 Meter! Ich hatte schon immer eine Schwäche für kleine Männer. Und zwar genau seit meinem TanzkursAbschlussball. Ich wollte Alex, mein Date, nicht düpieren und suchte lange nach schönen Flats. Aber Alex meinte: „Geh doch bitte in High Heels. Das lässt mich cool aussehen. Als wärst du ein Model.“ Man muss dazu wissen, dass ich mit hohen Absätzen zwei Meter groß bin. Bis heute date ich gern Männer unter 1,75. Wenn es selbstbewusste Typen sind wie Alex, die sich von großen Frauen nicht einschüchtern lassen. Drei wichtige Regeln sollten Sie unbedingt befolgen: Stellen Sie sich der Realität, dass Sie klein sind! Finden Sie sich damit ab! Und machen Sie was draus!

Shopping Schmale Hosen und schmale Silhouette passen besser zu Ihren Proportionen. Auch wenn Oversize gerade Trend ist, sollten Sie bedenken, dass Sie in einem XXL-Kapuzensweatshirt eine unfreiwillig komische Figur abgeben werden. Bei Anzügen gilt: Die derzeit angesagten überbreiten Schultern sind nichts für Sie. Stattdessen lieber kurz geschnittene und hoch geknöpfte Sakkos wählen. Tipp: Probieren Sie einmal einen dreiteiligen Anzug, Sie werden überrascht sein, wie er Ihnen zusätzliche Statur verleiht. Styling Hosen nicht umkrempeln und nicht im Cropped Style, bei dem die Knöchel sichtbar sind, kürzen lassen. Generell gilt: Alles, was die Silhouette optisch unterbricht, ist schlecht. Bei Sweater-HosenKombinationen keine zu starken Helligkeits- oder Farbkontraste.

Sakko So kürzen, dass die Taschen am Ende nicht zu tief sitzen.

Es hat ja durchaus Vorteile, kein Riese zu sein. Man kann zum Beispiel laute Prints tragen oder ungewöhnliche Silhouetten, ohne gleich so albern zu wirken wie eine dieser aufblasbaren Figuren, die oft an Autohaus-Einfahrten im Wind flattern. Kleinen Männern steht es frei, sich modisch richtig auszutoben. Sie können etwa dieses Statement-Shirt von Prada mit den Flammen tragen oder abenteuerlich aussehende Schuhe, die es eben nicht in Größe 49 gibt. Rami Malek oder Donald Glover als Stilvorbild – das funktioniert super. Also: luxuriöse Stoffe, knallige Farben, bis zum Brusthaar-Dekolleté aufgeknöpfte Hemden. Warum nicht mal in weiten T-Shirts viel Schlüsselbein zeigen oder einfach mit nacktem Oberkörper auf die Straße gehen? Unendliche Möglichkeiten! The sky is the limit. Nichts ist heißer als ein Mann, der sich wohlfühlt in seiner Haut und zu sich steht: Wenn Sie klein sind, zeigen Sie Größe!

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GQ. JA N UA R 201 9

Illustrationen: Lennard Kok, Simon Abranowicz

BIG STEPS: FÜNF SNE AKERS MIT E X TR ADICKER SOHLE



AGENDA BUCH

DIE WELT DER

BEASTIE BOYS

Drei Jungs, die sich aus Rap-Attitude, PunkEnergie und Anarcho-Humor ein eigenes Universum schaffen, um hemmungslos darin herumzutoben – das war 1986 groundbreaking. Damals brachten die Beastie Boys ihr Debütalbum „Licensed to Ill“ raus. Das New Yorker Trio war einer der erfolgreichsten und innovativsten Acts in der Hip-Hop-Historie – und wurde abgöttisch geliebt. Als Adam „MCA“ Yauch 2012 starb, trauerten Millionen Fans weltweit, darunter auch berühmte wie Eminem oder Madonna. Jetzt erzählen die verbliebenen Beastie Boys Michael Diamond und Adam Horovitz die Bandgeschichte in einem 542-Seiten-Wälzer mit fantastischen Fotografien. Make some noise!

„You Gotta Fight for Your Right to Party“: Die Beastie Boys erklärten Spaß zum Grundrecht

Eine Sammlung von Mixtapes, die Ad Rock, MCA und Mike D in den frühen Jahren der Band füreinander aufnahmen

Beastie Boys Buch 542 Seiten,

AUSST E LLUN G

GENIALE AUGENBLICKE

Christoph Niemann, Literaturhaus München, bis 3. Februar 2019

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Vor 17 Jahren gab ich zwei kleine Illustrationen beim damals noch unbekannten Christoph Niemann in Auftrag. Wir beide waren junge Deutsche in den USA, die ganz am Anfang ihrer Karriere standen: ich als Junior-Grafikerin bei einem Magazin in New Mexico, er als junger Künstler in New York City. Glauben Sie es mir: Eine komplexe Idee auf kleinstem Raum auf erklärende, überraschende, unterhaltsame Art und Weise darzustellen ist unfassbar schwer. Er ließ es federleicht aussehen – und das tut er immer noch. Heute ist er ein Star in der Designwelt, 800 000 Menschen folgen ihm auf Instagram, sein TED Talk über visuelles Storytelling hat fast zwei Millionen Views, die Netflix-Doku „Abstract: The Art of Design“ porträtierte ihn, und seine Kunst hängt in Museen. Warum? Schauen Sie mal auf die Bilder links: Plötzlich wird aus Kopfhörern ein Gorilla. Oder aus einem Tintenfass eine Kamera. Christoph Niemann schafft es, unseren Blick auf die Welt und die Dinge, die uns umgeben, zu verändern. — Jana Meier-Roberts, Art Director GQ GQ. JA N UA R 201 9

Fotos: Courtesy of The Beastie Boys, Random House, Catherina Hess

Heyne, 40€



IT’S ALL ABOUT LOVE VON MIMI ERHARDT

Wie wir vor lauter Casual Sex die echte Liebe verlernen Erst neulich schrieb ich etwas über Dating-Phänomene wie Ghosting, Breadcrumbing und wie sich die modernen Arten postpartnerschaftlichen Terrors sonst noch schimpfen. Sang- und klangloses Davonstehlen aus Beziehungen, das emotionale Anfüttern eines Ex-Partners, damit er uns weiterhin in einsamen Momente zur Verfügung steht – schuldig im Sinne der Anklage, ich geb’s ja zu. Dazu stellen wir uns Fragen wie: „Macht eine monogame Liebe in diesen unsteten Zeiten noch Sinn?“, „Ist Freundschaft plus nicht DAS Beziehungsmodell der Zukunft?“ und „Mein wie vieltes Tinder-Date war das eigentlich in dieser Woche?“ Aber warum halten wir uns mit all diesen Fragen auf, anstatt uns Hals über Kopf zu verlieben? Weil wir schlichtweg verlernt haben, wie man sich, ohne nachzudenken, ins Abenteuer Liebe stürzt. Wenigstens temporär. Weil wir uns davor fürchten, uns fallen zu lassen, uns hinzugeben. Fear of commitment nennt sich diese Angst, die Furcht vor der Verbindlichkeit. Eine Haltung, die zu einer ernst zu nehmenden Beziehungsangst führen kann, wenn man sich ihrer nicht bewusst ist. Also dazu, dass Sie eines Tages allein mit Ihrer Sneakers-Sammlung und Ihrem Weimaraner in der Eigentumswohnung in Charlottenburg oder 42

Mimi Erhardt ist Sex-Bloggerin und Autorin des Buches „Erlebnispornographie“

Winterhude sitzen und sich wünschen, Sie hätten diesem großartigen Menschen damals eine Chance gegeben … Es gibt verschiedene Gründe für eine Commitment-Phobie: Vielleicht wurden wir zu oft von geliebten Menschen fallen gelassen und verletzt, sodass der Gedanke, diese Hölle noch einmal durchleben zu müssen, uns davon abhält, uns zu verlieben. Denn wer liebt, macht sich verletzlich, riskiert, auf die Schnauze zu fallen. Also halten wir Distanz, auch wenn unser Herz vor Glück rattert wie ein Presslufthammer. Wir sagen: „Sorry, aber ich kann das gerade nicht, so was Festes“, und fühlen uns eine Zeit lang sicher, da wir glauben, die Situation unter Kontrolle zu haben. Aber sobald Gefühle im Spiel sind, sind wir alle raus aus dem Kontroll-Game. Selbst wenn wir uns doch auf eine Beziehung einlassen, passiert es, dass uns die Commitment-Phobie überkommt. Wenn aus einer unverbindlichen Verliebtheit Liebe wird. Denn Liebe bedeutet immer auch Verantwortung. Ich habe unzählige Freundinnen und Freunde, deren Partner ihnen scheinbar aus dem Nichts heraus mitteilten: „Es tut mir leid, aber das alles hier überfordert mich. Vielleicht sehen wir uns eine Weile besser nicht.“ Ein anderer Grund ist die Angst, etwas zu verpassen. Wie sollten wir uns denn auch zu einem einzigen Menschen bekennen, wenn der nächste attraktivere, liebevollere, kurz: potenziell bessere Partner nur einen Swipe entfernt ist? Das ist natürlich ein Trugschluss. Ein tolles Tinder-Profil macht noch keinen Traumpartner. Und eigentlich wissen wir das ganz genau. Aber sich mit den Fehlern und Ansprüchen unseres Partners im Real Life befassen zu müssen, das ist harte Arbeit. Also flattern wir lieber von einem Date zum nächsten, haben hier eine Freundschaft plus, da eine unverbindliche Affäre und wundern uns, warum wir immer einsamer werden, obwohl wir doch eigentlich alles haben, was wir brauchen: Intimität, Sex, Freiheit. Weil die Angst vor Verbindlichkeit es uns unmöglich macht, echte Nähe zu erleben. Zu lieben mit allem, was dazugehört. Mit gelegentlichem Herzschmerz, mit Diskussionen, Streit und Eifersucht, aber eben auch mit diesen Momenten, in denen wir vor Glück zerfließen könnten. In denen wir nicht einfach Sex haben, sondern Liebe machen. In denen wir fühlen: Ich gehöre zu dir. Vielleicht nehmen Sie diesen Gedanken mit ins neue Jahr: Commitment ist nichts Böses. Im Gegenteil. Bekennen Sie sich zu Ihren Gefühlen, seien Sie verletzlich, seien Sie Teil von etwas Größerem! GQ.JANUAR 201 9

Foto: dpa Picture Alliance; Illustration: Jan Steins

SEX & DATING



KUNST

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VON ROBERT GRUNENBERG

Die spannendsten Ausstellungen in diesem Winter 1 TOMÁS SARACENO IN PARIS

Nichts für Spinnenphobiker, wohl aber für Freunde delikater Netzwerke und sphärischer Musik: Tomás Saracenos Ausstellung „On Air“ im Palais de Tokyo in Paris zeigt 76 effektvoll beleuchtete Spinnennetze, die in ihrer Kühnheit an die filigranen, komplexen Werke echter Spinnen erinnern. Außerdem stellte sich der in Berlin lebende argentinische Künstler für seine Ausstellung in Paris die Frage: Wie hört sich ein vibrierendes Spinnennetz, wie hört sich Staub in der Luft an? Und setzte die Antwort in Klänge um – „eine kosmische Jamsession“, wie er es nennt. Seine Ausstellung ist ein Spaziergang durch eine mysteriöse, versponnene Welt. Und highly instagrammable. 2 BARBARA KRUGER IN LOS ANGELES

„Wer steht über dem Gesetz?“ Oder: „Wer stirbt zuerst? Wer lacht zuletzt?“ Anlässlich der USMidterm-Wahlen im November verkleidete das MOCA Los Angeles die südliche Fassade des „The Geffen Contemporary“-Flügels mit einer monumentalen grafischen Arbeit von Barbara Kruger aus dem Jahr 1990, die damals bereits an derselben Stelle zu sehen war (siehe Foto oben rechts). 28 Jahre später erscheint sie so aktuell und relevant wie nie. Die US-Künstlerin hat schon immer verstanden, mit ihren grafischen Arbeiten und gesellschaftskritischen Sprüchen zu provozieren. Ihr berühmtester Slogan: „Ich kaufe, also bin ich.“ 44

Der Berliner Autor und Galerist schreibt über aktuelle Trends auf dem globalen Kunstmarkt. Instagram: @robertgrunenberg

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2 Barbara Kruger MOCA Los Angeles, bis 2020 3 HEJI SHIN IN ZÜRICH

3 Heji Shin Kunsthalle Zürich, bis 3.2.2019

„Die Bilder entstehen immer zuerst in meinem Kopf“, ver4 Cao Fei rät die zwischen Berlin und K21 Düsseldorf, bis 13.1.2019 New York pendelnde deutschkoreanische Fotografin Heji Shin. Ihre komplexen und herausfordernd intimen Bilder von Liebe und Menschen, Tieren und Toys zeigte sie bereits vielfach in Magazinen und Büchern. Und immer polarisierte sie dabei. Die Kunsthalle Zürich präsentiert nun Shins Porträts der Äffin Jeany aus ihrem Bilderzyklus „#lonelygirl“ – in dem Jeany zum Beispiel mit einem Sexspielzeug oder einem Portemonnaie hantiert – und hängt sie neben die krass realistischen Fotos soeben geborener Babys. Verstörend und magisch. 4 CAO FEI IN DÜSSELDORF

Wer die rasend schnellen gesellschaftlichen Veränderungen Chinas begreifen will, muss die erste deutsche Einzelausstellung von Cao Fei sehen. Mit multimedialen Arbeiten – etwa Videoinstallationen, in denen die Künstlerin richtige Menschen wie Spielfiguren oder ihren eigenen Avatar auftreten lässt – dokumentiert sie das Heute und Jetzt ihrer Heimat und nimmt uns in abgefahrenen bunten Bilderwelten mit auf einen irren Trip in unsere Zukunft.

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GQ. JA N UA R 201 9

Fotos: Courtesy of Studio Tomàs Saraceno, Gene Ogani/The Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Heji Shin/Galerie Bernhard, Aishti Foundation

ART DEPARTMENT

1 Tomas Saraceno „On Air“, Palais de Tokyo Paris, bis 6.1.2019




HELDEN ENTDECKER MACHER 01.2019

F OTO S ————

G I A M PAO LO S G U R A

I N T E R V I E W ———— U L F PA P E

ST Y L I N G ———— TO B I A S F R E R I C KS

Pullover Boss

EDDIE REDMAYNE

Rote Haare, Sommersprossen, schmale Figur – und meistens in Gedanken versunken: Der Brite ist das Gegenteil der muskelbepackten Hollywood-Stars seiner Generation. Und er ist der wahre Gentleman unserer Zeit 47


EDDIE REDMAYNE

H

Hellwach wirkt Eddie Redmayne, als er mit drei großen Schritten vom Wagen in das Townhouse hechtet, Fitzroy Square, ein versteckter kleiner Platz mitten in Londons West End, wo er für den GQ-Shoot und unser Interview eintrifft. Hellwach, weil er so aufmerksam ist, allen am Set freundlich die Hand schüttelt, weil er sich sofort einen Überblick über das Haus verschafft, dabei schnell spricht, lacht, dann konzentriert die Mode scannt, in der wir ihn fotografieren wollen. Nebenan wohnt übrigens Regisseur Guy Ritchie, und im Haus schräg gegenüber drehte ein anderer Star-Regisseur, Paul Thomas Anderson, im vergangenen Jahr den Film „Der seidene Faden“. In der Hauptrolle: Daniel DayLewis. Der ist einer der Allergrößten der Filmgeschichte, drei Hauptdarsteller-Oscars hat er gewonnen. Ein Rekord für die Ewigkeit? Damit wären wir wieder bei Eddie Redmayne: Der 36-Jährige ist einer der ganz wenigen, vielleicht auch der Einzige, dem man derzeit zutraut, in solche Sphären vorzustoßen. Denn Redmayne ist ein Ausnahmeschauspieler, ein Ganzkörperkünstler, ein Mimikvirtuose, einer, der in einer Sekunde mit einem Wegdrehen seines Gesichts (wie in „The Danish Girl“) mehr erzählen kann als andere in einem ganzen Film. Oder mit dem Hochziehen eines Mundwinkels den schwerkranken Wissenschaftler Stephen E. Hawking so perfekt imitiert, dass er den Oscar gewinnt. Auch ein Zauberer ist er: Mit dem zweiten Teil der „Fantastische Tierwesen“-Reihe, einem Harry-Potter-Spin-off, behauptet Redmayne nun seinen Platz im Blockbuster-Kino, übt sich allerdings bei all den Lobeshymnen, die ihm entgegenkommen, in nichts so sehr wie in der britischen Bescheidenheit eines echten Gentlemans. Dass er sich dabei allerdings jeder Konvention widersetzt, macht ihn zu einer besonderen Form von Gentleman. Er ist ein Mann unserer Zeit.

Mister Redmayne, Sie wurden gerade mit einer Limousine zum GQ-Shooting vorgefahren. Ist es Ihnen überhaupt noch möglich, in London mit der Tube zu fahren? 48

Anzug, Hemd und Krawatte Tom Ford

Ja, absolut. Da kommt es aber manchmal zu merkwürdigen Szenen. Ja? Na ja, man sitzt gedankenverloren in der Bahn, und plötzlich kommt von irgendwoher ein Blitz. Dann schaue ich mit verdutztem Blick auf und sehe jemand Fremdes mit einem Smartphone, der auch verdutzt guckt, weil er mich heimlich fotografieren wollte, aber aus Versehen den Blitz eingeschaltet hat. Denjenigen gucken dann alle an. Gehen Sie auf solche Leute zu und beschweren sich? Nein, gar nicht. Das ist ja eher nett. Aber hier in London ist der Verkehr so schlimm, dass man oft keine andere Wahl als die Tube hat. Ich liebe die Tube. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, und man hält sich im Leben oft an das, was man am besten kennt. Sie wirken wie die Neuerfindung des Gentlemans für das 21. Jahrhundert! Oh, wow – danke sehr! Das ist ein großes Kompliment. Aber ist das nicht ein bisschen zu viel des Lobes? Sie sind sehr gut ausgebildet, haben in Oxford studiert, Sie sind empathisch und offen, Sie sind Vater und Ehemann, Sie verwirklichen beruflich Ihren Traum, und dann sind Sie auch noch immer so gut gekleidet. Ist das nicht alles, was einen modernen Mann ausmacht? In den letzten 20 Jahren sind Geschlechterrollen stärker hinterfragt worden, als sie es in Hunderten von Jahren zuvor jemals wurden. Was maskulin oder feminin ist oder auch was ein richtiger Mann ist, liegt heute in einem weit größeren Spektrum. Anstatt einer Geschlechterrolle zu entsprechen, sollte man einfach nur sich selbst entsprechen und dabei glaubwürdig sein. So beschäftigt wie Sie sind, kann man sich gar nicht vorstellen, wann Sie überhaupt zum eigenen, authentischen Leben kommen. Wenn man mit der Schauspielerei anfängt, erzählen einem lauter Leute, dass es nicht klappen wird. Aber man kämpft diesen Kampf, wird mit der Zeit selbstbewusster, und irgendwann feiert man erste Erfolge. Dann wird ein Traum wahr. Das zu tun, ist für mich ein authentisches Leben. Ihre Karriere hängt aber ja immer auch von den Angeboten ab, die Sie bekommen. Ja, als Schauspieler ist das eine Achterbahnfahrt, weil das Glück sich schnell von mir abwenden kann. Viele Jahre lang hatte ich nicht die Auswahl an Rollen, die ich seit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ habe. Inzwischen habe ich manchmal Angst, das Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Wer weiß, wie lange das Glück hält! Trotzdem haben Sie sich ein Jahr Auszeit gegönnt, als 2016 Ihre Tochter geboren wurde. Ja, nach dem ersten Teil von „Fantastische Tierwesen“ habe ich mir das gegönnt. Das war ein ungeheurer Luxus. Nun sind Sie dieses Jahr im März zum zweiten Mal Vater geworden. Gab es Zeit für eine Pause?

In den letzten 20 Jahren sind GESCHLECHTERROLLEN stärker hinterfragt worden, als sie es in Hunderten von Jahren zuvor jemals wurden

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EDDIE REDMAYNE Hemd, Hose und Boots Calvin Klein 205W39NYC

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EDDIE REDMAYNE

Hemd, Krawatte und Hose Tom Ford

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EDDIE REDMAYNE Das war ein glücklicher Zufall. Ich konnte tatsächlich ein paar Monate die meiste Zeit mit der Familie verbringen. Sie betonen auffallend oft, wie viel Glück Sie privat und beruflich haben. Das ist ehrenwert, andererseits sind Sie aber doch auch sehr mutig gewesen. Sie haben sich sehr schwierige Rollen ausgesucht: Den schwerkranken Wissenschaftler Stephen E. Hawking und in „The Danish Girl“ ebenfalls eine körperlich sehr fordernde Rolle. Na ja, von außen mag es so aussehen, als würde ich aus einer bestimmten Auswahl das Richtige rauspicken. Aber so ist es nicht. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, einen der größten Wissenschaftler der Welt zu spielen, mit einem extrem guten Drehbuch, will ich die Rolle natürlich haben. Ich habe dafür gekämpft. Am Ende hatten wir das Glück, dass der Film sehr gut lief. Bei „The Danish Girl“ war es so, dass ich schon jahrelang für die Rolle im Gespräch war, der Film aber keine Finanzierung hatte. Irgendwann klappte es. Es gehört aber doch Mut dazu, so eine Rolle anzunehmen. Ich kann mich von nichts anderem als meinem Instinkt leiten lassen. Wenn ein Drehbuch mich herausfordert, mich anregt, mich bewegt (denkt lange nach) und leicht nervös macht, ist das ein gutes Zeichen. Wenn eine Rolle Sie nervös macht, wie gehen Sie mit diesen Ängsten um? Als Schauspieler spielt man lebende Menschen. Das bietet eine ungeheuer große Angriffsfläche. Über einen Ingenieur urteilen Menschen natürlich nicht so hart wie über einen Schauspieler, über den sie sagen: Das glaube ich nicht, seine Performance gefällt mir nicht, das nehme ich ihm nicht ab. Es hat auch jeder das Recht dazu, aber viele Schauspieler verunsichert das. Viele denken ja, besonders sensible Menschen seien geeignet, Schauspieler zu werden. Ich glaube, als Schauspieler wird man erst richtig sensibel. Manche sagen, ein Schauspieler ist nur so lange gut, wie er selbst glaubt, gut zu sein. Das glaube ich nicht. Viele meiner Freunde sind Schauspieler, und ich beobachte, dass wir selbst unsere härtesten Kritiker sind. Viel schlimmer noch als das, was in Filmkritiken über uns geschrieben wird. Natürlich wirken wir selbstbewusst, wenn wir im Smoking über den roten Teppich flanieren, aber eigentlich sind wir alle damit beschäftigt, wie wir uns verbessern können. Deswegen spielen viele von uns gern Theater. Man spielt die gleiche Rolle Abend für Abend und kann immer wieder Neues probieren. Beim Film muss ich auf Anhieb alles richtig machen. Das kann ganz schön schwierig sein. In „Fantastische Tierwesen“ spielen Sie den Zauberer Newt Scamander. Der ist zwar auch ein Superheld, aber das absolute Gegenteil von Superhelden wie Spider-Man oder Batman, die die letzten Jahre das Hollywood-Kino bestimmten. Er passt zu dem neuen Typ Gentleman, den man auch in Ihnen erkennen kann. Die Figur, die J. K. Rowling hier geschaffen hat, ist ein Held, der nicht die geringste Ahnung davon hat, ein Held zu sein, und das auch überhaupt nicht anstrebt. Ich halte diesen Charakter für wegweisend. Was ich an ihm liebe, ist sein Feingefühl, aber gleichzeitig ist er jemand, der sich nicht herumschubsen lässt. Er versucht nicht, irgendjemandem zu gefallen. Er kämpft gegen Demagogen, die einen Keil in die Gesellschaft treiben wollen. Das könnte man auch als einen Kommentar zur politischen Gesamtlage sehen. 54

Sakko, Hemd, Rollkragenpullover, Hose und Schuhe Prada Frühjahr/ Sommer 2019

Der Grund, warum J. K. Rowling so viele Menschen mit ihren Geschichten erreicht, ist, dass es einerseits Geschichten wie aus einer anderen Welt sind, andererseits aber für jeden nachvollziehbar. Natürlich bezieht sich das immer auch auf die Welt, in der wir leben. Die Biester wiederum, über die Newt Scamander in der Geschichte Herr ist … … stehen natürlich auch für das Fremde und das Unbekannte … … vor dem man keine Angst haben darf. Genau. Das ist doch das Allerwichtigste. So wie wir heute leben, geht es überall darum, politisch Stellung zu beziehen, Mehrheiten zu bilden, aufzuwiegeln, in sozialen Medien leider oft im Schutz der Anonymität. Mit Newt Scamander hat J. K. Rowling eine Figur geschaffen, die all dem etwas entgegensetzen könnte. Er ist mitfühlend, aufmerksam, wortgewandt, und er lässt sich nicht von Oberflächlichkeiten verleiten. In der Zeit, in der wir leben, scheint sich alles schneller zu ändern, als wir es verstehen können. Wie blicken Sie auf diese Entwicklung? Ganz einfach: Ich bin davon überzeugt, dass man gemeinsam immer mehr erreicht, als wenn man sich voneinander abschottet. Es geht um Gespräch und Verständnis füreinander. Mit Verständnis meine ich nicht, dass wir Schlagzeilen verstehen. Wir müssen die ganze Geschichte verstehen. Das klingt sehr aufrichtig. Andererseits bin ich es leid, wenn man von Schauspielern erwartet, sich immer politisch zu positionieren. Es wird immer davon ausgegangen, sie könnten Einfluss auf ihre große FanBase nehmen. Dabei wird aber vergessen, wie viele Menschen es überhaupt nicht interessiert, was ein bestimmter Schauspieler sagt, und dass dieser Schauspieler herzlich wenig Möglichkeiten hat, einen dieser Menschen politisch umzustimmen. Und, mal ehrlich, ich kann an öffentlichen Diskussionen teilnehmen. Ich möchte es aber nicht automatisch müssen. Es gehört zur britischen und amerikanischen Kultur, dass Politiker berühmte Schauspieler dafür gewinnen, ihr politisches Programm zu unterstützen. Man muss sich als Prominenter bewusst sein, dass die Leute draußen vielleicht sagen: „Shut up! Du bist Schauspieler. Mach dein Ding!“ Dann hat man das Gegenteil erreicht. Als Schauspieler kann man allein über die Rollenauswahl Aufmerksamkeit für bestimmte Themen erregen. Ich hoffe, dass Filme Diskussionen nach sich ziehen. Für „The Danish Girl“ ist das ganz gewiss der Fall, weil die Frage aufkam, warum nicht eine Trans-Schauspielerin meinen Part gespielt hat. Ich habe mit vielen filmschaffenden Trans-Frauen und -Männern gesprochen und viel darüber gelernt, wie schwer sie es haben, vor oder hinter der Kamera Arbeit zu finden. Was haben Sie dabei gelernt? Der Film kam 2015 in die Kinos. Seitdem hat die Geschlechterdebatte so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass man heute wahrscheinlich wirklich den Film so planen würde, die Rolle der Lili Elbe mit einer Trans-Schauspielerin zu besetzen. Es gibt in dieser Hinsicht weniger Ignoranz in der Branche. Das ist eine Entwicklung, die mir gefällt. Obwohl Sie viele aktuelle Debatten genau beobachten, haben Sie keine eigenen Social-Media-Accounts. Nein. Das Leben mit Smartphones ist schon kompliziert genug – ständig so vielen Menschen antworten zu müssen. Twitter und Instagram sind fantastische Plattformen, aber ich GQ.JANUAR 201 9


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EDDIE REDMAYNE Hemd und Krawatte Tom Ford

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EDDIE REDMAYNE persönlich möchte mich von ihnen nicht vom echten Leben abhalten lassen. Es gibt Menschen, die sind dafür gemacht, Stephen Fry, zum Beispiel, der Autor, der mit geschliffenen Phrasen das Zeitgeschehen kommentiert. Aber ich? Ich würde über jeden Post so lange nachdenken, würde alles infrage stellen, es immer wieder umformulieren, würde verkrampfen. Das macht doch keinen Spaß. Und dann kommentieren das auch noch alle. Das brauche ich nicht. Ich stehe schon genug in der Öffentlichkeit. Es macht den Eindruck, Sie haben ein Talent dafür, sich selbst zu schützen. Das läuft unterbewusst. Wenn man gut beschäftigt ist, entwickelt man automatisch ein bestimmtes Verhältnis zu den Medien. Der prüfende Blick auf mich darf mich nicht allzu sehr beschäftigen. Ein prüfender Blick auf Sie bleibt erst einmal an Ihrem besonders ausgesuchten Stil hängen. Sie haben in der Vergangenheit als Fotomodel für Häuser wie Burberry und Prada gearbeitet. Was steckt hinter Ihrem Stil? Mein Vater kommt aus der Londoner Geschäftswelt, in der der klassische Herrenanzug schon mal eine Art Uniform ist, eine Mischung aus Glaubwürdigkeit und Eleganz, so wie dann an den englischen Colleges die Uniform auch eine extreme Rolle spielt. Als Schauspieler kann ich aus diesem Regelwerk plötzlich ausbrechen. Im Lauf der Zeit bekam ich Zugang zu den besten Modedesignern der Welt. Was für ein Glück!? Mich begeistert das unendlich, und ich sehe diese Designer und Designerinnen als überragende Künstler. Sie haben selbst ein sicheres Händchen für Mode. Vor allem habe ich die Möglichkeiten. Was ich auf dem roten Teppich trage, könnte ich in keinem Office anziehen. Der rote Teppich ist meine modische Carte blanche, und das macht mir großen Spaß. Sie waren auf dem renommierten Eton College und haben mit Prince William in der gleichen RugbyMannschaft gespielt. Traut sich irgendjemand, den Royal umzurennen? Ja, das ist ja das Schlimme! Jeder will mal! Da hat Prince William mir ein bisschen leidgetan. Er stand immer sehr im Fokus. Das hat dann hin und wieder davon abgelenkt, was wir so treiben. (lacht) In jeder Station Ihres Lebens sieht man Sie in einer großen Gruppe von Freunden, Familie und Kollegen. Sie wohnten in einer WG mit Jamie Dornan, Sie arbeiteten in Pubs, Sie haben in Oxford studiert. Gab es auch mal Sehnsucht nach einsamen Wanderjahren? Seit 16 Jahren bin ich Schauspieler, und Dreharbeiten haben mich nach Deutschland, nach Ungarn für vier Monate, nach Louisiana und viele weitere Orte gebracht, an denen ich relativ allein war. Oft nehme ich mir dort Zeit für Vorbereitungen. Das ist Zeit, die ich für mich selbst habe. Die „Fantastische Tierwesen“-Reihe ist ein absoluter Blockbuster. Ist das der sichere Hafen, in den Sie segeln? Oh, die „Tierwesen“ liefern auch eine Menge großer Herausforderungen für mich. Trotzdem ist es sehr schön, alle zwei Jahre einen neuen Teil zu haben. Als Nächstes kommt dann der Abenteuerfilm „The Aeronauts“ mit Felicity Jones über die Pioniere der Heißluftballonfahrt. Das fällt auch auf: Sie sind durch Ihre Rollen ein echter Zeitreisender, und Sie haben Kunstgeschichte 58

Anzug und Hemd Gucci

studiert. In welche Epoche würden Sie selbst am liebsten reisen? Das New York der Roaring Twenties, die Zeit, in der die Mega City in seiner ganzen Größe erbaut wurde, wäre etwas, wovon ich gern ein Teil gewesen wäre. Eine Zeit von Veränderung und rauschhaftem Jazz. Und die Zukunft? Heute sind Sie 36 Jahre alt. Was wird bis zum 72. Geburtstag das Wichtigste sein? Das Wichtigste ist die Familie. Wenn ich mir bei einigen älteren Kollegen anschaue, was für ein nomadisches Zirkusleben sie führen, kann ich mir vorstellen, wie groß die Herausforderung sein wird, mich als Familienvater durch die Engagements zu navigieren. Mir ist die Beständigkeit, die ich mit meiner Frau und den Kindern habe, extrem wichtig. Gleichzeitig möchte ich aber auch meinen Beruf mit 72 noch so lieben, wie ich es bei älteren Kollegen beobachten kann. Welchen Kollegen oder welche Kollegin bewundern Sie am meisten? Das sind viele. Nun noch mal mit Felicity Jones arbeiten zu können, macht mich besonders glücklich. Wir haben ein Vertrauen zueinander, mit dem man sich gegenseitig in der Arbeit pushen kann. Das Gleiche gilt für Julianne Moore, mit der ich gedreht habe. Marion Cotillard … Nur Frauen! Nein, auch Ben Whishaw und Andrew Garfield. Ich muss aber auch an Ryan Gosling und Emma Stone denken. Den beiden ist es in „La La Land“ gelungen, alles so unglaublich einfach aussehen zu lassen. Das ist eine sehr hohe Kunst. Was ist das größte Geschenk, das Ihr Talent Ihnen je gemacht hat? Das sind ganz kleine Momente, die nur sehr selten eintreten, vielleicht alle drei Jahre, Momente, in denen ich das Gefühl habe: Alles wirkt perfekt ineinander, alles passt, alles stimmt. Ich bekomme dann so eine Euphorie, die sich sofort wieder verflüchtigt. Aber sie macht süchtig. Haben Sie noch andere Süchte? Ich bin extremer Kunstliebhaber. Jedes Mal, wenn ich in eine neue Stadt komme, gehe ich als Erstes in Galerien und Museen, um von dort langsam unter die Haut einer fremden Kultur zu schlüpfen. Außerdem zeichne ich selbst und spiele Klavier. Daran gefällt mir, wie sehr ich von diesen konzentrierten Tätigkeiten verschluckt werden kann. Ihr kleiner Sohn dürfte Sie zurzeit von konzentrierten Momenten abhalten. Oh ja, als Luke das erste Mal bis 5.15 Uhr durchgeschlafen hat, haben meine Frau und ich uns morgens im Bett gegenseitig einen High five gegeben. Früher habe ich schon immer unter dem Schlafentzug während der Drehphasen gelitten, weil man ja morgens um fünf schon abgeholt wird. Aber seit meine Tochter Iris geboren wurde, denke ich: „Viertel vor fünf? Alles klar, kein Problem, see you tomorrow!“ Sie sind sehr schlank. Was für Sport treiben Sie? Für die Darstellung von Stephen Hawking musste ich natürlich sehr dünn sein und verkrampft im Rollstuhl sitzen. Auch Newt Scamander hat einen leichten Buckel. Irgendwann habe ich an mir selbst festgestellt, dass ich oft so ähnlich, etwas gekrümmt, durch London hetze, wenn ich nicht erkannt werden will. Damit ich mich nun nicht weiter verbiege, mache ich Pilates. Und natürlich muss ich fit für die Stunts sein und werde von Ernährungsberatern und Physiotherapeuten betreut. Aber die Gewichte, die Ihre muskelbepackten Hollywood-Kollegen stemmen, fassen Sie nicht an? Oh Gott, nein. GQ.JANUAR 201 9


GROOMING: Petra Sellge; SET DESIGN: Andrea Cellerino; DIGITAL OPERATOR: Giuliano Carparelli; PRODUKTION: Frank

Seidlitz, Anissa Payne, James Goldsmith; FOTO ASSISTENZ: Filippo Tarentini, Vasilis Kalegias; STYLING ASSISTENZ: Henry Sanders, Sophie Casha; SET DESIGN ASSISTENZ: James Reygate

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ANDAS AGENDA VON BÉLA ANDA

He’ll be back! Die Rückkehr des Sigmar Gabriel Es wird bestimmt ein gutes neues Jahr für Sigmar Gabriel. Es wird eher kein gutes für die SPD. Schon jetzt zirkulieren in Berliner Polit-Kreisen vor den vier kommenden Landtagswahlen abgründige Desaster-Prognosen: im Osten einstellig (Sachsen, Thüringen) oder Machtverlust (Brandenburg), in Bremen Kernschmelze zugunsten der Grünen. Doch wer soll den SPD-Verfall stoppen? Vizekanzler Scholz, der sich verschmitzt durch „Anne Will“ und „Illner“ schweigt? Oder eine/r aus dem Neo-Trio Schwesig, Dreyer, Weil? Bei keinem von ihnen ist bisher ein klarer Herausforderer-Wille zu entdecken. Tatsächlich gibt es nur einen, der die SPD retten kann, zumindest so lange, bis @KuehniKev sein Langzeitstudium abgeschlossen hat: Sigmar Gabriel. Ja, Sigmar Gabriel, der zweifach selbstverhinderte Kandidat. Zweimal hätte der am längsten amtierende SPD-Chef nach Willy Brandt schon Kanzlerkandidat werden können. Doch er griff nicht zu, ließ die (Nicht-)Chance passieren. Als er noch mit dem Gedanken spielte, 2017 doch endlich anzutreten, lud er eine Reihe von Journalisten zu Einzelreisen ein – mich nahm er mit zur Eröffnung des neuen Suez-Kanals ins damals terrorgeplagte Ägypten. Los ging’s vom VW-Flughafen Braunschweig. Gabriel trug noch Übergewicht, aß nichts. Der Kaffee schwarz, die Lage düster. Seine Botschaft schon damals: Wir können machen, was wir wollen – es wird nicht reichen zum Sieg über Angela Merkel. 60

Unser Kolumnist war Regierungssprecher von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Mitglied der BILD-Chefredaktion. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Beratungsagentur ABCCommunication

Er hatte recht. Die SPD verlor schließlich mit Spitzenmann Martin Schulz. Und Gabriel musste in den GroKo-IIIWirren die Spitze des Auswärtigen Amts räumen. Grollend gegen Schulz, den „Mann mit den Haaren im Gesicht“ (eine Äußerung, die Gabriel seiner Tochter Marie zuschrieb), verließ er das Amt, das er liebte und dem er Gestalt gab wie in den 20 Jahren zuvor nur Joschka Fischer. Jetzt ist er Hinterbänkler. Und grüßt nur noch, wen er will. Andrea Nahles zählt nicht dazu. Martin Schulz schon. Mit ihm hat er sich ausgesprochen. Der Verlust der Macht hat Gabriel freier werden lassen. Er erneuert sich. Was er zuletzt an Gewicht verlor, das gewann er an Verlässlichkeit: Einst berüchtigt dafür, Termine oft in letzter Minute abzusagen, gerne unter Verweis auf einen Trauerfall im näheren Umfeld („Da ist einer gestorben …“), nimmt er seine Verpflichtungen nun diszipliniert wahr. Wo er auftritt, sind die Säle voll, ob in Harvard, wo er eine Gastprofessur hat, oder im heimischen Goslar, wo er den Wahlkreis direkt gewann. Nach außen wirkt Gabriels Abstand zur Berliner Tagespolitik mittlerweile so groß, dass viele Menschen erstaunt sind zu erfahren, dass er noch ein Bundestagsmandat hat und dies auch aktiv ausübt. Für sie ist er weit weg von der politischen Bühne, macht „irgendwas mit Wirtschaft“ und bereist die Welt. Doch bereit, das politische Berlin gänzlich gegen individuelle Freiheit zu tauschen, ist der Ex-Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister nicht: Und während sich die Spahn-Merz-AKK-CDU erneuert und die Grünen immer neue Umfragerekorde erzielen, wird sich Gabriel fragen müssen, ob er das ewige Dahinsiechen seiner Partei dauerhaft als einfacher Abgeordneter von der Seite betrachtet oder ob er nochmals in den Ring steigt und versucht, die Partei irgendwie zu retten. Und sich zu behaupten. Ob man mit seiner politischen Laufbahn dauerhaft das geradezu shakespearehaft Tragische des ewig Unvollendeten verbinden wird? Noch kann es Sigmar Gabriel selbst entscheiden. Sieger werden im Kampf entschieden. Erst dann wird man es endgültig wissen. Wie es in „Macbeth“ heißt: When the hurlyburly’s done, when the battle’s lost and won. GQ.JANUAR 201 9

Foto: dpa; Illustration: Jan Steins

POLITIK


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ie Eintönigkeit überlassen wir jetzt mal schön dem Winterhimmel. Wenn der Wind pfeift, der Schnee fällt und sich der Puls der Stadt spürbar verlangsamt, ist es an der Zeit, dagegenzuhalten – und sich die Lichtblicke selbst zu setzen. Mit der leicht glänzenden Jacke im Bomberstyle von Wolfskin TECH LAB sind all diejenigen bestens ge-

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Sie sind eine der bekanntesten Bands Deutschlands – und stechen mit ihrem Sound und ihrem Look aus einer Musiklandschaft voller Langweiler heraus. GQ traf die coolen Frontmänner von The BossHoss INTERVIEW

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ULF PAPE

FOTOS

ROMAN GOEBEL

PRODUKTION

FRANK SEIDLITZ

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Links: Sascha „Hoss Power“ Vollmer Rechts: Alec „Boss Burns“ Völkel

Jackets Philipp Plein Hemden SSS World Corp Jeans Levi’s 501 Accessoires privat

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THE BOSSHOSS

Mantel und Rollkragenpullover Billionaire Accessoires privat

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B

THE BOSSHOSS

Berlin, wo alles aufeinandertrifft: Kreuzberg auf Alt-Treptow und Friedrichshain, „Berghain“ auf „Watergate“ und „Club der Visionäre“, wo sich die Spree hinter der Oberbaumbrücke weitet und zwischen den drei Stadtteilen im Wasser der „Molecule Man“ steht, eine riesige Statue, die ewig mit sich selbst ringt, als wäre es einfach ein bisschen zu viel, was hier aufeinandertrifft. Berlin als Panorama all der Lebensstile, die es zulässt. Im Labyrinth eines alten Fabrikgeländes lehnen in einem der Hinterhöfe an einem Oldtimer zwei Männer, die aus genau diesem Berlin kommen, in dem man alles sein kann – warum also nicht Cowboy. The BossHoss. Eine Band als unverwüst licher Splitter im Melting Pot. Das GQ-Shooting wäre längst vorüber, wenn aus den vielen Ateliers und Werkstätten, die in den alten Fabrikhallen beheimatet sind, nicht immer wieder jemand herauskommen würde, der sich mit „Boss Burns“ und „Hoss Power“ fotografieren lassen will, zwei der insgesamt sieben Bandmitglieder. Hier um die Ecke haben sich Boss und Hoss, die eigentlich Alec Völkel und Sascha Vollmer heißen, im Jahr 2002 kennengelernt. In einer Werbeagentur. Ihre Bosse schlugen damals, wie es sich für echte Yuppies in den Nullerjahren gehörte, in der Mittagspause Golfbälle in die Spree. Alec und Sascha träumten einen anderen Traum. Sie wollten mit ihrer Band groß rauskommen, viel weiter fliegen als ein paar Golfbälle. Das Ziel der Träume 66

lag direkt auf der anderen Seite der Spree: Universal Music, eines der drei größten Plattenlabels der Welt. Zwei Jahre später unterzeichneten sie genau dort ihren Vertrag. Und 16 Jahre später erscheint das achte Album von The BossHoss, immer noch bei Universal, steigt auf Platz 1 der Charts ein. Alec und Sascha haben gute Laune, als sie in Cowboyboots zurück zum Fotostudio schlendern. Sofa-Ecke, Kaffee, kein Whiskey, Interview.

Hört ihr manchmal heimlich Techno? Alec: Tatsächlich nie! Euer Cowboy-Image reicht bis in die kleinsten Details. Man fragt sich, wo ihr mal aus der Rolle tanzt. Sascha: Musikalisch sind wir vielseitig. Wir hören nicht nur Country und Rock, sondern auch Jazz, Hip-Hop und so weiter, aber Techno ist wirklich nicht dabei. Das ist ja keine Musik. (lacht) Euer Probenraum liegt am Prenzlauer Berg, wo sich Kitas und vegane Imbisse aneinanderreihen. Wie lebt es sich da mit Harley-Davidson und Cowboyhut? Sascha: Ich hab zwei Harleys und kann mir kein schöneres Fortbewegungsmittel vorstellen – egal wo in Berlin. Alec: Berlin ist das perfekte Biotop, um alle möglichen Lebensformen zuzulassen. Unser Lifestyle ist authentisch, aber das heißt nicht, dass wir das Klischee nicht mal brechen dürfen. Wir fahren ja nicht den ganzen Tag in Muscle Cars durch die Gegend und trinken Whiskey. Wir sind Familienväter, die ihre Kinder von der Kita abholen und sonntags am Fußballplatz stehen. Wie kam der Rock ’n’ Roll in euer Leben? Alec: Die Musik hat mich gefunden. Ich muss elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein, als ich gemerkt habe, dass Billy Idols „Rebell Yell“ mich ein bisschen mehr triggert als Wham!. Musik ist emotional und bei Motörhead, AC/DC und Iron Maiden wusste ich, was meine Mucke ist. Es ist die Gitarre. Und bei dir, Sascha? Du bist in BadenWürttemberg geboren und hast als Kind Geige und Klavier gespielt. Sascha: Ja, ich komme aus einer musikalischen Familie. Mein Opa hat in einer Band als Stehgeiger gespielt, Tanzmusik, in den 30er-Jahren, bis der Krieg anfing und er eingezogen wurde. Im Krieg wurde er blind, dann war es aus mit der Musikerkarriere, aber zu Hause hat er auch blind noch Kla-

vier und Geige gespielt. Die Geige habe ich heute noch. Und wie wurde der junge Geiger zu einem der bekanntesten Berufscowboys Deutschlands? Sascha: Ich war auf einer Waldorfschule, wo das Musische sehr ernst genommen wird. So kam ich vom Schulorchester ins Voith Orchester Heidenheim, was schon eine große Adresse war. Ja, und als Elvis Presley starb, war ich sechs Jahre alt. Da hat sich das Bild von diesem Mann bei mir eingebrannt. Irgendwann stand ich mit meinem Vater an einer Supermarktkasse, wo es einen Ständer mit Musikkassetten gab. Auf einer davon erkannte ich Elvis. Mein Vater kaufte mir die Kassette, und so kam Elvis in mein Leben und ist für immer geblieben. Darüber habe ich auch den Song „Still Crazy ’Bout Elvis“ geschrieben. Jedenfalls wollte ich ziemlich schnell solche Musik machen wie Elvis und habe einen Klassenkameraden dafür eingespannt, bin auf Gitarre umgestiegen … … musstest aber bis 2002 warten, um in Berlin deinen ultimativen Partner in Crime kennenzulernen. Alec: Ja, wir arbeiteten beide in einer Werbeagentur. Sascha kam rein, und ich war gerade damit beschäftigt, ein Cover für meine damalige Band zu entwerfen. Da fragte er mich: „Hey, hast du auch eine Band, ach, cool, komm, wir gehen was trinken heute Abend.“ Seitdem sind wir ein Paar. (lacht) Sascha: Wir hatten den gleichen Traum: von der Musik leben zu können. Und gegenüber auf der anderen Seite der Spree war Universal, das Ziel unserer Träume immer vor Augen. Hat euch die Erfahrung in der Werbung dabei geholfen, BossHoss von Beginn an konzeptionell aufzusetzen? Alec: Denkt man, ist aber nicht so. BossHoss war eine Bierlaune, zu einem Zeitpunkt, zu dem Country ohnehin ein totes Genre war. Das Einzige, was uns da geholfen hat, war unser Bauchgefühl, etwas auf die Bühne bringen zu wollen, was uns selbst anmacht und was wir kreativ umsetzen können – musikalisch und visuell. Jetzt sind es ganze 16 Jahre, in denen ihr mit BossHoss erfolgreich seid, obwohl über all die Jahre der Cowboy als Image-Referenz … Alec: … schnell totgeritten wäre. Genau! Wie habt ihr dieses CowboyDing über den Wandel der Zeit hinweggerettet? GQ.JANUAR 201 9



THE BOSSHOSS

Weste Dsquared2 Hemd Dolce & Gabbana Jeans Levi’s 501 Accessoires privat

Sascha: Ganz einfach, mit der Musik. Wer unser erstes Album kennt und unser neuestes, der weiß, dass ein Haufen Entwicklung dazwischenliegt. Wir haben unser Spek trum immer wieder aufgerissen. Am Anfang waren unsere Coversongs eher Schenkelklopfer. Wir haben irgendwelche Popsongs auf Country umgemodelt. Mit der Zeit ist daraus etwas Eigenes entstanden. Immer eine Stufe weiter. 2010 haben wir eine Platte mit dem Babelsberger Filmorchester gemacht. Alec: Es gibt eine Klammer aus Cowboy und Country, in der BossHoss stattfindet, aber in diese Klammer haben wir immer wieder Neues reingeholt und trotzdem einen Sound behalten, den man wiedererkennt. Keiner klingt wie BossHoss. Taugt der American Dream überhaupt noch als Vorbild? Alec: BossHoss bringt diese Welt mit sich, Muscle Cars und Route 66, aber die politische Situation trübt die Sympathie zu 68

STYLING: Ann-Kathrin Obermeyer; GROOMING: Helena Narra/Liganord using Tom Ford & Davines; FOTO-ASSISTENZ: Alex Mader, Rakuto Makino

Amerika massiv. Aber das ist doch nur eine Phase. Sascha: Der American Dream ist so groß, da muss man sich nicht damit abfinden, dass ein dummes Menschlein Kacke baut. Trump wird vergehen, und dann wird es unsere Songs immer noch geben. Der amerikanische Traum wird das überleben. Das neue Album ist auf Platz 1 gelandet. Ein Song darauf heißt „Prison of

Passion“. Habt ihr jemals Angst gehabt, dass ihr in der Country-Nummer gefangen seid? Sascha: Ja, als wir angefangen haben, war das schwierig. Wir sind durchs ganze Land gereist, die Fans wurden mehr, die Hallen größer, aber ins Radio sind wir nicht gekommen. Natürlich haben wir uns da eingeengt gefühlt. Alec: Wir mussten die Cowboy-Attitude weiterentwickeln. GQ.JANUAR 201 9


Sascha: Der Schlüssel bei allem ist, es ernst zu meinen. Sonst könnten wir nicht bei „The Voice“ auf dem Jury-Stuhl sitzen, in Wacken nicht zwischen den Metal-Bands auftreten und auch nicht mit Motörhead durch England touren. Breiter kann man sich kaum aufstellen. Aber man muss dabei glaubwürdig bleiben. Vor allem stecht ihr heraus. Warum sind so viele Musiker in Deutschland so gleichförmig? Alec: Stimmt nicht, die deutsche Musiklandschaft ist eigentlich vielseitig. Nur der Mainstream ist total einseitig. Wer ist schuld daran? Alec: Seicht, gefällig und nett zu sein wurde einer ganzen Generation anerzogen. Dadurch, dass die Radiosender auf die Top 20 setzen, haben alle, die Ecken und Kanten haben, es schwer. Sascha: Aus der Industrie gibt es schon auch die Sprüche, dass man mal mit dem Refrain nicht allzu lang warten solle, möglichst nach einer Minute, das Gitarrensolo könne auch gestrichen werden … Alec: … und das Schlagzeug klingt zu alt, solle eher so beatmäßig sein. Sascha: Es gibt sogar die Spotify-Songwriting-Vorgaben. Nach solchen Vorgaben hätte es Pink Floyd nie gegeben. Sascha: Ja, das ist bedenklich. Die Gefälligkeit wird angefüttert, keine Herausforderung in der Musik. Der Hörer gewöhnt sich daran. Die Industrie sorgt für solche Zustände. Welchen Ratschlag würdet ihr jungen Musikern geben? Alec: Erst mal nicht an die Kohle zu denken, sondern nur an die Musik. Wie funktioniert im Spotify-Zeitalter eigentlich das Geschäftsmodell Band? Sascha: Anders. Alec: Ganz anders. Viele Platten zu verkaufen und damit reich zu werden – das ist gegessen. Mit Streamern lässt sich das nicht aufholen. Live lässt sich Geld verdienen. Früher ist man auf Tour gegangen, um ein Album zu promoten, heute macht man ein Album, um eine Tour zu promoten. Das Konzert ist das Konzert. Es ist nicht für einen Bruchteil downloadbar. Man will es erleben. Man muss es erleben. Ihr seid im Fernsehen sehr präsent. Was bedeutet euch das? Alec: Sehr viel. Mit dem Einstieg bei „The Voice of Germany“ hat sich unsere Fangemeinde verdreifacht. Ein anderer Wandel unserer Zeit ist, dass Geschlechterrollen sich massiv ändern. Posiert ihr noch mit nackten Frauen? Alec: Wir sehen uns als moderne Männer und lieben emanzipierte Frauen. Wir lieben aber auch Klischees. Wenn man auf die richtige Art und Weise mit Nacktheit umgeht, ist das kein Sexismus, sondern einfach was Geiles. Bei unseren Videos diskutieren wir das. Wer uns kennt, weiß, dass wir nicht gerade eindimensional unterwegs sind. Bei all der gebotenen Vorsicht heutzutage: Wo lasst ihr es krachen? Wo lasst ihr die Whiskeyflaschen kreisen? Alec: Wir haben in den letzten 15 Jahren so viele Partys gefeiert, das reicht für eine ganze Kleinstadt. Inzwischen geht die Familie vor. Sascha: Wir haben in so vielen Hotelbars zwischen Saarbrücken und Hamburg gesessen, dass wir in Berlin einfach nur froh sind, wenn wir bei unseren Familien sein können. Was ist das größte Geschenk, das Musik euch jemals gemacht hat? Sascha: Meinen Traum zu verwirklichen. Ich habe noch nie etwas so konsequent durchgezogen wie den Willen, Musik zu machen. Zweitens: Freundschaft. Alec ist mein bester Freund. Alec: Das Unglaublichste ist, dass das einfach keine Arbeit ist. Ein riesiges Geschenk ist es aber auch, so vielen Menschen mit Musik eine schöne Zeit zu machen. Sascha: Wenn uns Leute schreiben, was sie mit unserer Musik erleben, dass sie schwere Zeiten mit unseren Songs überstanden haben oder was für Feste sie damit feiern – das ist das Größte. GQ. JA N UA R 201 9



TRENDS INSPIRATION LOOKS

Mantel, 3 300 €, Anzug, 2 100 €, und Hemd, 360 €, alles Prada. Krawatte, Vintage. Uhr „Santos de Cartier“, Cartier, 9 900 €

R E DA K T I O N & ST Y L I N G ————

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01.2019

Den Mantel gibt man an der Garderobe ab, im alten Parka sollte man trotzdem nicht erscheinen. Beim Verlassen des Restaurants hinterlassen Sie mit diesem Klassiker einen bleibenden Eindruck.

DRESS FOR SUCCESS

Neun Power-Looks fürs Business-Dinner mit Geschäftspartnern oder mit dem Chef – so gestylt sammeln Sie garantiert Zusatzpunkte für Ihren unaufhaltsamen Aufstieg 71


BUSINESS CLASS

Diese Seite:

Trauen Sie sich an neue Farben. Bei festlichen Anlässen oder Cocktails beweisen Sie mit diesen beiden Anzügen, einmal casual, einmal formal gestylt, modisches Gespür. Links: Anzug und Hemd, beides Preis auf Anfrage, Z Zegna Rechts: Anzug, 805 €, und Hose, 275 €, beides über mrporter.com, beides Paul Smith. Hemd, Windsor, 180 €. Krawatte, 175 €, und Einstecktuch, 130 €, beides Hermès

Rechte Seite:

Ein Casual-Anzug mit Drawstring Pants lässt sich mit einem Upstyling durch Einstecktuch und Hemd statt T-Shirt in einen eleganten und gleichzeitig lässigen Dinneranzug verwandeln. Anzug, KNT, 6 100 €. Hemd, Bagutta, über lodenfrey.com, 200 €. Krawatte, 175 €, und Einstecktuch, 130 €, beides Hermès, Uhr „Classic Fusion Titanium“, Hublot, 7 600 €

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LET’S TALK BUSINESS! Die Wahrheit ist, dass es kaum etwas Schwierigeres gibt, als für ein Dinner oder ein Event mit wichtigen Geschäftspartnern den perfekten Look zu finden: Oft kennt man sein(e) Gegenüber noch nicht gut. Oft ist nicht klar, welcher Dresscode verlangt ist und ob überhaupt. Manchmal dient das Dinner nur zum zwanglosen Kennenlernen – und eine zu förmliche Garderobe könnte als abweisend empfunden werden. Manchmal entscheidet das Essen aber auch über eine zukünftige Zusammenarbeit, und jedes kleine Detail landet auf der Goldwaage. Eine ewige Regel beim Business-Style gibt es zumindest: Je mehr Sie mit dem Geld von Kunden umgehen (und je mehr Geld das ist), umso konservativer Ihr Outfit. Ansonsten gilt heute: Kleine modische Freiheiten sind erlaubt, sorgen für nachhaltigen Eindruck oder können Konversations-Starter sein. Lassen Sie sich von diesen Looks (inszeniert im Münchner Restaurant Tantris) inspirieren … GQ.JANUAR 201 9

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BUSINESS CLASS

Helle Anzüge sind eine Gratwanderung. Bei manchen Abendanlässen wirken sie deplatziert. Ein Doppelreiher in formvollendeter Kombi mit Krawatte und Einstecktuch ist hier deshalb Pflicht. Anzug, Brunello Cucinelli, 2 950 €. Hemd, Seidensticker, 60 €. Krawatte, 175 €, und Einstecktuch, 130 €, beides Hermès

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BUSINESS CLASS

Diskret Ton in Ton gestylt, ist dieses Outfit ein elegantes Statement, mit dem Sie sich von den normalen Weißhemdenträgern des Abends abheben können, ohne mit den Konventionen zu brechen. Anzug, 1 820 €, über matches fashion.com, und Hemd, 370 €, über mrporter.com, beides Prada. Krawatte, 175 €, und Uhr „Slim d’Hermès“, 5 650 €, beides Hermès. Einstecktuch, Vintage

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1. BE Z A HL EN Wer eine Einladung ausgesprochen hat, der zahlt. Wer einen Auftrag erhofft oder eine Geschäftsanbahnung initiiert hat, sowieso.

2 . P ÜNK T L ICH S E IN

DIE WICHTIGSTEN REGELN DES BUSINESS–DINNERS Gutes Benehmen sollte selbstverständlich sein – ist es viel zu oft aber gar nicht. Zur Sicherheit ein kleiner Respekt-Refresher …

Derjenige, der die Initiative für das Business-Lunch oder -Dinner ergriffen oder gar eine Einladung ausgesprochen hat, muss einige Minuten vor der vereinbarten Zeit im Restaurant erscheinen. Als „Gastgeber“ zu spät zu kommen geht gar nicht.

Illustration: Jan Steins

3. A B S TA ND H A LT E N Eine respektvolle Distanz sollte man auch beim Business-Dinner einhalten. Die in unseren Kreisen übliche Entfernung fängt bei 120 Zentimetern an. Darunter wird Nähe zu Fremden als unangenehm empfunden. Im Restaurant über Eck zu sitzen kann von manchen bereits als unerwünschtes Date empfunden werden. Körperliche Berührungen sollte man während des Essens immer vermeiden.

4 . T E L E F ONIE R E N Während des Essens bei jeder eingehenden Nachricht nach dem Telefon zu greifen ist extrem unhöflich. Müssen Sie in einer Ausnahmesituation wirklich unbedingt erreichbar sein, sagen Sie das Ihrem Geschäftspartner vor dem Essen – aber legen Sie das Handy trotzdem nicht auf den Tisch. Wenn Sie einen dringenden Anruf bekommen, ent schuldigen Sie sich extra noch einmal, bevor Sie ans Handy gehen.

5 . S M A L L TA L K Politik, Religion und Sex sind im Business-Umfeld keine angemessenen Gesprächsthemen. Selbst wenn sie nicht im offenen Streit enden sollten – sie können für völlig unnötige Verstimmungen sorgen. Was immer geht: Sport. Oder ein toller Urlaubsort, den Sie vor Kurzem entdeckt haben. Und natürlich ehrliches, unaufgesetztes Interesse an Ihrem Gegenüber.

SCHON GESCHNALLT? Unsere beiden neuen Bluetooth-Speaker sind hart im Nehmen und teilen gerne was aus: großartigen Sound! Der kompakte ROCKSTER GO kommt mit praktischer Schlaufe zum Tragen und der mächtige ROCKSTER CROSS mit Umschnallgurt.  NEU  ROCKSTER

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Unten: Der Minimalismus des Anzugs und der bewusste Verzicht auf Krawatte und Einstecktuch erlauben in diesem Fall die sportliche Kombination mit einem auffälligen Sneaker, der den Ton angibt. Anzug, 2 350 €, Hemd, über mrporter.com, 370 €, und Sneakers, Preis auf Anfrage, alles Prada

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Rechts: Der klassische Anzug bekommt am Abend durch die Kombination mit einem RundhalsSweater ein modernes Styling. Das Einstecktuch lässt die lässige Kombi festlich wirken. Anzug, Brioni, 4 900 €. Pullover, Kilgour, über matchesfashion.com, 215 €. Einstecktuch, 130 €, und Uhr „Slim d’Hermès“, Hermès, 5 650 €

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BUSINESS CLASS

Ein anthrazitfarbener Doppelreiher ist beim Business-Dinner eine verlässliche Allzweckwaffe. Zurückhaltend gestylt mit weißem Einstecktuch und dunkler Krawatte mit dezentem Muster, sind Sie so immer passend angezogen. Sakko, 1 150 €, Hose, 380 €, und Hemd, 320 €, alles Emporio Armani. Krawatte, Rubinacci, über mrporter.com, 170 €. Einstecktuch, Vintage

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GROOMING: Momo Rauch/Phoenix; MODELS: Arthur Gosse/Nest Modelmanagement, Roch Barbot/Success; CASTING: Stephan Dimu; PRODUKTION: Georg Khittl; STYLING-ASSISTENZ: Thomas Haditsch; FOTOASSISTENZ: Golda Fruhmann; SET-ASSISTENZ: Özgün Turgut; LOCATION: Restaurant Tantris tantris.de

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AFTER−WORK−DRESSCODES

EINSTECKEN!

Elegante Accessoires, die man immer dabeihaben sollte

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1 Visitenkartenetui, The Row, über mrporter.com, 560 € 2 Kugelschreiber, Caran d’Ache, über bethge-concept.com, 145 € 3 Dokumentenmappe, Gucci, über matchesfashion.com, 890 €

Vom informellen Business-Lunch über Drinks mit Kollegen bis zum festlichen Cocktailempfang – in der Geschäftswelt werden Dresscodes auch außerhalb der Büroräume entweder klar ausgesprochen oder in stiller Übereinkunft vorausgesetzt. Doch was bedeuten sie, und welche Freiheiten darf man sich nehmen? Wir erklären die acht wichtigsten Begriffe

1. BUSINE S S AT T IRE

4 . S M A R T CA S UA L

Sinngemäß: Geschäftskleidung. Zum Business-Lunch darf man im üblichen Office-Look erscheinen, beziehungsweise in einem Outfit, das in Ihrer Branche für Außen- oder Kundentermine üblich ist. Meist werden Anzug, Krawatte und ein helles Hemd erwartet.

Die Steigerung des „Business Casual“ – und der klassische AfterWork-Dresscode, bei dem Sie nicht nur auf die Krawatte, sondern sogar auf das Sakko verzichten können.

5. CASUAL

Bedeutet „Stadtanzug“ und ist perfekt für Tagestermine. Tenue de Ville passt zu förmlichen Lunches und schreibt einen nicht zu dunklen Tagesanzug mit hellem Hemd und Krawatte vor.

Bei lockeren Events wie Drinks mit Kollegen ist Freizeitkleidung erlaubt, ein Polohemd zur Jeans oder – in konservativerem Umfeld – ein kariertes Baumwollhemd zur Chino. In kreativen Berufen sind Hoodies und Track Pants erlaubt. Spielereien wie zerfetzte Jeans oder SloganT-Shirts sollten Sie bleiben lassen.

3. BUSINE S S CA S UA L

6 . C A S UA L DRE S S Y

Hier ist das übliche Office-Outfit gemeint, die Betonung liegt aber auf „casual“. Ein Anzug oder Sakko mit Chino darf ohne Krawatte getragen werden, Polohemd oder Rundhals-Pullover sind auch völlig okay.

Bei einer After-Work-Einladung des Vorgesetzten wird zum Casual-Look ein Sakko getragen. Perfektes Beispiel: ein blauer Blazer zur Jeans oder Chino mit einem Leinensakko, das mit Einstecktuch auch elegant

2 . T E NUE DE V IL L E

wirkt. Statt Turnschuhe tragen Sie hier besser Loafer.

7. COCK TA IL Dieser Dresscode hat den meisten Interpretationsspielraum. Er richtet sich nach Ihrer Branche und ob Sie auf ein Firmenjubiläum oder auf einen Fashion-Cocktail eingeladen sind. Dunkler Anzug mit Krawatte und dunkle Schnürschuhe sind die Norm, Kreative können sich ein mutigeres Seidenhemd erlauben.

8 . COME A S YOU A R E Beliebt fürs Get-together unter Kollegen. Achtung: Obwohl es ein Anti-Dresscode ist, bedeutet er natürlich nicht, dass Sie sich wie bei Ihrem letzten Netflix-Marathon auf der Wohnzimmer-Couch kleiden sollten. Sondern sich aus den eben genannten Dresscodes denjenigen aussuchen, in dem Sie sich am wohlsten fühlen.

G Q P R O M OT I O N

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JAGDINSTINKT Ganz nach deinem Geschmack: Mit dem Barracuda Spiced Rum stürzen sich Jäger der Nacht in ein aufregendes Abenteuer Dass der Winter naht, bereitet dir kein Kopfzerbrechen. Du hast ja jetzt das beste Rezept gegen die Eisschranktemperaturen da draußen: „Chocolate Bite“ (s. l.). Kreiert wurde der Cocktail von Max Mayer aus der traditionsträchtigen Hamburger Bar , Roschinsky s. Die Zutaten sind perfekt auf den Barracuda Spiced Rum „with a bite“ abgestimmt, erzählen ihre eigene Geschichte und lauschen deinen. Denn davon gibt es jede Menge. Die Eintönigkeit überlässt du getrost dem grauen Himmel. Und das Dauer-Bingen allen anderen. Du bist auf der Suche nach Vielfalt, Inspiration, nach den aufregenden Stunden in der Nacht von Freitag auf Sonntag.

Mehr Cocktail-Rezepte und Inspirationen rund um den Rum für die Jäger der Nacht gibt’s auf Instagram @withabite

DER BISS DER CHILI LÄSST DICH NICHT MEHR LOS Deine Abenteuerlust feierst du mit dem Barracuda Spiced Rum, der dich mit seinem überraschenden Biss der Chili erwischt – und zwar jedes Mal aufs Neue. Als Cocktail, „on the rocks“ oder als Longdrink mit Cola oder mit Ginger Beer und Limettensaft – du weißt am besten, was dir gefällt. Und wir wissen, dass du das Neue nicht fürchtest, sondern erleben willst. Erhältlich auf barracuda-rum.de

ZUTATEN FÜR DEN „CHOCOLATE BITE“ 5 cl Barracuda Angostura Bitters Chocolate Bitters Zucker Chilischote Zartbitterschokolade

Rum mit 1 Barlöffel Bitters und ½ Löffel Zucker mischen. 1 Stück Schokolade und 1 Chilischote dazugeben und verrühren. Auf Eis servieren.


UHREN

ZENITH Die „Defy El Primero 21 Black Ceramic“ bietet eine uhrmacherische Sensation: Mit ihrem Hochfrequenz-Chronographenwerk lässt sich die Zeit auf die Hundertstelsekunde genau messen. Das Resultat ist nicht nur bislang unerreichte Genauigkeit, sondern auch ein außergewöhnliches Schauspiel am Handgelenk, wenn der Stoppvorgang ausgelöst wird und ein rasender Zeiger einmal pro Sekunde das Zifferblatt umkreist. Um dies möglich zu machen, hat die Manufaktur aus Le Locle ihr berühmtes, 1969 erfundenes El PrimeroWerk aufwendig überarbeitet. Eingebettet ist es in ein markant modernes Gehäuse aus schwarzer Keramik, das mit einem Kautschuk-, einem Keramik- oder einem Alligatorlederband getragen werden kann. 14 900 €

SCHWARZE MAGIE Es ist der Uhren-Trend schlechthin: all black. Bei diesen Modellen stimmt dabei aber mehr als nur der Look

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REDAKTION

MARCO NIKOLAJ RECHENBERG

FOTOS

ANDREAS ACHMANN

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G Q P R O M OT I O N

LÄDT ZUM VERWEILEN EIN In der Lounge der Lobby finden die Gäste Entspannung und können der hektischen Großstadt entfliehen

CHEERS GQ Supertramp Simon Lohmeyer genießt an der hoteleigenen Bar die Sophisticated Drinks

Das Regent überrascht mich jedes Mal, da es einem mehr gibt, als man selbst erwartet“

REGENT BERLIN DAS JUWEL IN DER MITTE BERLINS MODERNE UND TRADITION VEREINEN SICH IM HOTEL, DAS GLEICHERMASSEN EIN ERHOLSAMES REFUGIUM WIE AUCH EIN GLAMOURÖSER VERANSTALTUNGSORT IST

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in Rückzugsort voller Eleganz und Tradition sowie ein verstecktes Juwel inmitten der hippen Metropole ist das Luxushotel Regent Berlin in Berlins Mitte. Umgeben von Sehenswürdigkeiten, wie etwa der Museumsinsel, dem Regierungsviertel, dem Checkpoint Charlie und der Staatsoper steht das Gebäude seit 1996. Dank unmittelbarer Nähe zu den sehr beliebten Shopping-Meilen Friedrichstraße und Mall of Berlin lassen sich Freizeit und Kul-

tur leicht verbinden. Zeitlos klassische Eleganz dominiert in dem eleganten Fünf-SterneSuperior-Haus. Die 195 Zimmer und Suiten erfüllen mit ihren wertvollen Antiquitäten, liebevollen Details und modernster Technik höchste Ansprüche. Noble Bäder aus Marmor, die mit separater Dusche und Badewanne ausgestattet sind, bieten Raum zum Relaxen. Die repräsentative Präsidentensuite liegt im obersten Stockwerk des Hauses und besticht durch einen atemberaubenden Blick auf den Gendar-

menmarkt. Den Ausgleich zu einem anstrengenden Tag verschafft der mit einer Sauna und einem Gym ausgestattete Regent Health Club, in dem man sich von den Herausforderungen des Alltags erholen und neue Kraft tanken kann. Ein umfassendes Massageangebot mit traditionellen und modernen Techniken rundet den Aufenthalt im Regent Health Club ab. Im Regent Berlin werden Teetrinker mit Expertise verwöhnt: Roland Pröh ist seit Jahren Tea Master Gold des Fünf-Sterne-Superior-Hotels Regent Berlin. Zum Afternoon-Tea begleiten Pianoklänge, während man es sich auf den bequemen Biedermeier-Sesseln und Ledersofas vor dem Kamin gemütlich macht. Pröhs Professionalität und Kompetenz erleichtern den Gästen das Abschalten vom hektischen Alltagsleben. Das Hotel ist durchweg ein „home away from home“. Die Mitarbeiter, die in erster Linie dazu beitragen, schenken dem Traditionshaus eine familiäre und wohltuende Atmosphäre. Besonderer Wert wird im Regent Berlin auf den stets zuvorkommenden, vorausschauenden sowie persönlichen Service gelegt. Qualität und Authentizität, Begeisterung und Herzlichkeit werden hier großgeschrieben. Die Intimität des Hotels ist unter anderem auch ein Grund dafür, warum Schauspieler, Künstler und Prominente aus Wirtschaft und Politik das Haus am Gendarmenmarkt so schätzen. regenthotels.com/de/regent-berlin


UHREN

PORSCHE DESIGN Ein außergewöhnliches Detail des „Monobloc Actuator Chronotimer Flyback Limited Edition“ ist die im Gehäuse verankerte Wippe, mittels derer durch einen Druck bei 2 und 4 – also dort, wo sonst die Drücker auf dem Gehäuse sitzen – der Flyback-Chronograph gesteuert wird. Inspiriert ist dieses clevere Detail vom Rennmotor des Porsche 911 RSR. Titangehäuse, Automatikwerk. 7 950 €

BELL & ROSS Das Design der „BR 03-94 Black Matte“ ist unverkennbar angelehnt an das von Cockpit-Instrumenten. Keramik sorgt für einen außergewöhnlichen matten Glanz des Gehäuses. Automatikwerk. 4 900  €

TAG HEUER George Bamford schwärzt seit Jahren im Auftrag seiner Kunden deren Uhren. Nun hat der Vater des Schwarz-Trends in der Uhrenwelt sich einer Ikone von TAG Heuer angenommen: Mit der „Monaco Bamford“ präsentiert er den berühmten Renn-Chronographen erstmals ganz in Schwarz mit außergewöhnlichen aquablauen Zifferblatt-Details. Karbongehäuse, Automatikwerk. 7 350 €

OMEGA Hoch hinausgekommen: Die „Speedmaster“ war bei allen sechs Mondmissionen an Bord. Mit dem „Speedmaster Moonwatch Omega Co-Axial Chronograph 44,25 mm“ bekommt die legendäre Uhrenserie ein topmodernes Neumitglied. Keramikgehäuse, Automatikwerk. 9 700 €

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LONGINES Das „V. H. P.“ im Namen der „Conquest V. H. P. GMT Flash Setting“ steht für very high precision: Die Uhr bietet höchste Ganggenauigkeit und einen Kalender, der bis ins Jahr 2399 reicht. Für Reisende gibt es dazu eine praktische Funktion: Das Einstellen einer zweiten Zeitzone ist nicht nur durch die intelligente Krone möglich, sondern auch mittels eines lichtgesteuerten Systems via Smartphone. Quarzwerk. 1 430 €

RADO Die „HyperChrome“-Serie ist inspiriert von Rados Vintage-Uhren. Auf dem schwarzen Gehäuse und Armband zeigt sich das Know-how des Schweizer Keramik-Spezialisten im Umgang mit dem außergewöhnlichen Werkstoff besonders schön. 4 500 €

HUBLOT Nicht nur das skelettierte Zifferblatt macht die „Big Bang Meca-10 Black Magic“ zum Hingucker am Handgelenk. Auch das Innere der Uhr ist imponierend: Das Handaufzugmanufaktur-Werk hat eine Gangreserve von zehn Tagen. 21 700 €

BREITLING Mit der „Navitimer 8“-Serie griff Georges Kern, seit 2017 CEO von Breitling, die Aviatik-Tradition der Manufaktur auf: Die dezent und ausgewogen gestaltete „Navitimer 8 Automatic“ ist inspiriert von VintageUhren aus den 30er-Jahren. Im Inneren des Edelstahlgehäuses mit DLC-Beschichtung arbeitet ein Manufaktur-Automatikwerk. 4 750 €

PRODUKTION: Georg Khittl; STYLING: Clark Parkin

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COAT D’A Z U R JETSET-STYLE: DIE COOLSTEN UND LAUTESTEN LOOKS DER SAISON!

Styling

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MANUELA HAINZ

Fotos

MARKUS PRITZI

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Diese Seite: Mantel, 950 €, Cap, 295 €, über breuninger.com, und Tuch, 225 €, über mytheresa.com, alles VETEMENTS; Hose, GMBH, Preis auf Anfrage; Sneakers, GUCCI, 690 €. Linke Seite: Anzug, RAF SIMONS, Preis auf Anfrage

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Jacke, 5 900 €, Hose, 690 €, und Rollkragenpullover, 990 €, alles LOUIS VUITTON

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Diese Seite: T-Shirt, 375 €, über breuninger.com, und Hose, 1750 €, beides PHILIPP PLEIN Linke Seite: Mantel, 2 650 €, Untermantel, 1 400 €, Hose, 690 €, und Boots, 1 030 €, alles CALVIN KLEIN 205W39NYC

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Hemd und Shirt, beides Preis auf Anfrage, beides DOLCE & GABBANA; Cap, P.A.M., über matchesfashion.com, 60 €; Sonnenbrille, ACE & TATE X ASHLEY WILLIAMS, 150 €

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FASHION Diese Seite: Parka, Pullover, Hose und Schuhe, alles Preis auf Anfrage, alles BALENCIAGA Rechte Seite: Lederjacke, 4 250 €, und Hose, 2 950 €, beides GIORGIO ARMANI; Kleidersack, EMPORIO ARMANI, 790 €

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Sakko, GUCCI, 3 200 € 96

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MODEL: Neff Garrett/IMG; CASTING: Stephan Dimu; GROOMING: Gregor Makris; FOTO-ASSISTENZ: Maya Zardi; STYLING-ASSISTENZ: Suzanna Loli; PRODUKTION: TGY & Contisud; RETUSCHE: Bird Imaging

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FASHION NEWS ARMANI

Armani Neve, Preise auf Anfrage

CHURCH’S Der britische Schuh-Traditionalist spielt mit seiner neuen Kollektion auf den exklusivsten Londoner Stadtteil an: St. James’s. Dort lebt Prince Charles und gleich um die Ecke, in 10 Downing Street, residierte lange Tony Blair – der als Premierminister immer Budapester von Church’s trug. Die Kollektion besteht aus Taschen und Accessoires – handgefertigt aus feinstem Kalbsleder. Church’s St. James Collection, Preise auf Anfrage

BBALENCIAGA GUCCI Warum guckt der Tiger auf dem Bild von StarIllustrator Marc Burckhardt so stolz? Weil er einen Cardigan aus der DIY-Kollektion von Gucci besitzt. Einfach auf gucci.com aus drei Stilen und vier Farben wählen, und das eigene Initial wird im guten Stück vernäht. Wild! Sweater, ab 1 200 €

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Mit seinem ersten Buch M „Winter 18“ gibt Balenciaga„ Kreativchef Demna Gvasalia K Einblicke hinter und auf E die d vergangene Winterschau. Die D Fotos ließ er dabei in zwei zusätzlichen Neontönen z drucken. Ergebnis: ein kostbares Kunstobjekt. Demna Gvasalia und Johnny Dufort: „Balenciaga: Winter 18“, ab Februar, 72 €

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Fotos: Courtesy of ARMANI/Ugo Richard, Courtesy of Church's/Paolo di Lucente, Courtesy of Marc Burckhardt, © Balenciaga: Winter 18 by Demna Gvasalia, Rizzoli New York, 2018

Jetzt können Sie den kompletten Winter in eleganter Armani-Silhouette verbringen: Dank dieser Kollektion ist daunig gebauschte, knallbunte Outerwear Schnee von gestern. Armani Neve wärmt Herz und Körper mit kaschmirgefütterten Mänteln, Jacken und Anzügen. Ein Traum.



STYLE

DER FASHIONISTO Insta-BFFs in Beijing Als ich Jun das erste Mal in echt sah, saß er versunken in einer Couch im Frühstückssaal meines Hotels in Beijing, sah auf den Screen seines iPhones und lachte. Ich setzte mich gegenüber, bestellte ebenfalls das komplizierte chinesische Frühstück, und wir stiegen sofort in die wichtigen Themen ein: Warum Hedi Slimanes Kollektion für Celine in Wirklichkeit ein Geniestreich ist, den nur niemand verstanden hat. Micro-Bags aus Krokoleder. Dass die Frauen-Sommerkollektion 2019 das Größte ist, was Miuccia Prada je geschaffen hat. Und was wir als Nächstes tun werden: Shoppen im Dover Street Market! Darauf folgten drei der lustigsten Tage, die ich in diesem Jahr erlebt habe. Sie bestanden aus: Runway-Looks anprobieren, sich gegenseitig fotografieren, posten – und aus begeistertem Staunen meinerseits über China, das ich dank Jun in voller Action erleben durfte. Ich muss dazu sagen, dass ich zu Schüchternheit neige, interessanterweise ein Befund, der vielen modischen Menschen gestellt wird. Und auch Jun kann ziemlich socially awkward sein: Er meidet in der Öffentlichkeit Blickkontakt, spricht mit Fremden kurz und stakkatohaft und schießt sich schon allein durch seine Looks aus der Umlaufbahn gesellschaftlicher Normalität. Als ich mich auf den Frühstückstisch zubewegte, erhöhte sich mein Puls aber um keinen nervösen Schlag. Es fühlte sich an, als würde ich einen alten Freund wiedertreffen. Es war eben kein Blind Date, das mich erwartete, sondern das genaue Gegenteil: Seit über einem Jahr liken Jun und ich gegenseitig unsere Posts auf Instagram. Auf @therealsnobeffect war ich einst zufällig gestoßen – und wegen seines einzig100

artigen Stils hängen geblieben. Egal wie sehr mich das Gepose, der Coolness-Druck und meine Obsession mit dem iPhone manchmal nerven – dass Instagram Menschen wie Jun und mich zusammenführt, nur weil wir eine Leidenschaft teilen und ein paar Hashtags richtig gesetzt haben, finde ich nicht weniger als magisch. Als ich vor einigen Wochen erfuhr, dass ich geschäftlich nach Beijing muss, fragte ich Jun daher, ob er Zeit für einen Tee hätte. Wie wenig ich wirklich über ihn wusste, wurde mir gleich klar: Er postet zwar gern aus Beijing, lebt aber in Wirklichkeit in Shanghai. Aber er flog schnell ein zum Tee. Warum? Falsche Frage – Jun ist ein Millennial. Also: Warum nicht? Der Reality Check brachte noch einiges hervor: Ich dachte, Jun sei ein Rich Kid, vermutlich Sohn eines ImmobilienMoguls. Wegen seines Luxus-Apartments, des selbstbewusst exzessiven Shoppings und der scheinbar endlosen Freizeit. Wie naiv. Juns Eltern sind Lehrer in der chinesischen Provinz – ich konnte mir bislang nur einfach nicht vorstellen, dass man mit Anfang 20 ein Vermögen verdienen kann, indem man beim Shoppen nebenbei ein bisschen auf dem Smartphone herumklickt. Und ich habe etwas begriffen, was ich schon bei den Modenschauen in Mailand und Paris im Ansatz gespürt habe: Es gibt keinen stärkeren social glue als geteilte Mode-Obsession. Irgendetwas verbindet uns, das viel tiefer geht als ein Hobby. Ich vermute, es hat mit einem gemeinsamen Traum zu tun, mit einer Fantasie von dem, was die Welt sein könnte und was wir in ihr sein könnten. Sie kann Kontinente, Altersunterschiede, Sprachbarrieren und beiderseitige Schüchternheit überbrücken – von welcher Leidenschaft könnte man das noch behaupten? Mir fällt nur Liebe ein.

Fotos: Marco Nikolaj Rechenbe

VON MARCO NIKOLAJ RECHENBERG


GQ PROMOTION

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GANZ SCHÖN HEISS MIT DER NEUEN HEATTECH-KOLLEKTION VON UNIQLO HAT DIE SUCHE NACH STYLISCHER FUNKTIONSWÄSCHE JETZT EIN ENDE

Egal ob im Office, beim Citytrip oder auf der Skipiste: Die smarten Outfits von HEATTECH garantieren wirksamen Kälteschutz – immer und überall.

Wenn warme Gedanken nicht mehr reichen, wird es höchste Zeit für einen neuen Lage(n)plan. Die Rede ist von HEATTECH: Die exklusive Life-WearKollektion des japanischen Labels UNIQLO bietet Unterbekleidung in drei verschiedenen Wärmestufen – je nach individuellem Wärmebedürfnis, dem Level an Aktivität und den jeweiligen Temperaturbedingungen.

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unktional und trotzdem stylisch – geht nicht? Wir sagen: Geht doch! Erst kürzlich präsentierte UNIQLO die neue Kollektion seiner berühmten HEATTECH–Stoffe. Und die speziell designte Funktionswäsche hat es – im wahrsten Sinne des Wortes – in sich: Alle drei Modelle basieren auf einer revolutionären Technologie, die sowohl kälteisolierende als auch atmungsaktive und feuchtigkeitsabsorbierende Eigenschaften mit sich bringt. So enthält die dünnste Variante wärmespeicherndes Argan-Öl – für ein angenehmes Tragegefühl, das einem abwechslungsreichen Alltag

standhält. Dank der schmalen Silhouette kann HEATTECH auch ohne Probleme unterm Business-Hemd getragen werden. Und wenn doch mal ein Außentermin ansteht? Dann ist HEATTECH Extra Warm wärmstens zu empfehlen: Dank der aufgerauten Innenseite fällt das Modell sogar 1,5-mal wärmer aus als die BasicShirts. Doch es wird noch heißer: Mit HEATTECH Ultra Warm fährt man nicht nur auf der Skipiste am besten – die ultrawarme Unterbekleidung ist so stylisch, dass sie sich an eisigen Tagen auch „oben ohne“ im Office tragen lässt. Heiße Life-Wear für coole Typen eben.


Diese Seite

COLMAR Jacke, 970 € über brownsfashion.com Tasche, 300 € A-COLD-WALL* über breuninger.com Sakko, 550 € Hose, 290 € ACNE STUDIOS

Rechte Seite

BUGATTI Mantel, 300 € Document Holder, 940 € THOM BROWNE über matchesfashion.com

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Die besten Jacken und Mäntel der Saison – kombiniert mit den lässigsten Taschen: Das sind die DreamTeams dieses Winters FOTOS

JENS UTZT

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UP! CLOSE103


FASHION

BELSTAFF Parka, 895 € Tote Bag, 340 € OFF-WHITE über mrporter.com

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MARC O’POLO Jacke, 300 € Hemd, 100 € Belt Bag, Preis auf Anfrage FENDI

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HEINZ BAUER Lederjacke, 2 400 € Belt Bag, 990 € BALENCIAGA über brownsfashion.com Hemd, 485 € Y/PROJECT über matchesfashion.com

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STONE ISLAND SHADOW PROJECT Daunenparka, 1 545 € Rucksack, 115 € ORTOVOX über matchesfashion.com

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MICHAEL KORS Shearlingjacke, 1 990 € Tote Bag, Preis auf Anfrage GUCCI

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PARAJUMPERS Parka, 1 000 € Harness Bag, 430 € 1017 ALYX 9SM über matchesfashion.com

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LA MARTINA Jacke, 650 €

Styling: Manuela Hainz

Belt Bag, 595 € BALENCIAGA über brownsfashion.com

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G Q P R O M OT I O N

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STYLE NIgHT 16. Januar 2019

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Das Highlight der Berlin Fashion Week steht jetzt schon fest: Die GQ feiert in der Hauptstadt! Seien Sie im The Reed am Alexanderplatz dabei – es wird garantiert glamourös, cool, stylish und sexy. Das dürfen Sie auch gerne als Dresscode verstehen ... GQ STYLE NIGHT Mittwoch, 16. Januar. Ab 21.30 Uhr

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DER PERFEKTE GASTGEBER Hier verrät James Middleton (Sie kennen möglicherweise seine Schwestern), wie man stilvoll Gäste empfängt – und wie man selbst ein guter Gast ist!

Foto: Grégoire Kalt

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C O R I N N A VO N B A S S E W I T Z

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JAMES MIDDLETON

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nterhält man sich mit James Middleton über seinen Job als Gastgeber von house parties – eine britische Tradition seit den 1880er-Jahren – auf dem schottischen Glen Affric Estate, spürt man seinen Enthusiasmus: „Ich teile die Schönheit des Anwesens mit Gleichgesinnten. Wenn meine Gäste gut gelaunt sind, macht mich das glücklich.“ Glen Affric am Ufer des Loch Affric in den Highlands ist ein rund 4 000 Hektar großes Anwesen. Es gehört der Familie Matthews – eine der reichsten in Großbritannien. 2017 heiratete James Matthews, Erbe des feudalen Titels Laird of Glen Affric, Pippa Middleton, die Schwester von James. (Dessen andere Schwester Kate hatte bereits 2011 ebenfalls in einen ganz gut situierten Clan eingeheiratet.) So kam James Middleton an den Traumjob „Gastgeber“. Er versteht sich als gut informierter und zuverlässiger bester Freund seiner Gäste. GQ verrät er, was sonst noch einen wirklich guten Gastgeber ausmacht – und wie man selbst ein guter Gast ist!

GASTGEBER?

„Ein Gastgeber ist der Dirigent jeder Party. Er unterhält seine Gäste nicht nur – er hält sie auch zusammen. Ich bereite mich vor, lerne den Namen eines jeden Gastes und recherchiere Vorlieben und Hobbys, was bei uns für die Outdoor-Aktivitäten ja sehr wichtig ist. Kommen Leute zum zweiten Mal, dann weiß ich, welchen Whisky sie gern trinken. Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, die Leute glücklich machen. Als Gastgeber bin ich auch dazu da, alle Gäste miteinander bekannt zu machen. Nach einer Weile weiß ich, wer mit wem besonders gut kann, und fördere Freundschaften. Wichtig: Man darf seine Gäste nie einem strikten Regiment unterwerfen. Sie sollen sich wie zu Hause, wie in der Familie fühlen. Was man als Gastgeber beherzigen sollte: Jeder kann mitmachen, muss aber nicht. Was gar nicht geht, ist Gruppenzwang. Kein Mensch mag forcierten Spaß. Ich bin als Gastgeber dazu da, Anregungen zu geben, und mehr nicht. Wenn das Wetter für OutdoorAction nicht mitspielt, dann wird improvisiert. Man glaubt nicht, wie sehr Menschen GQ.JANUAR 201 9

Foto: Grégoire Kalt/Courtesy of Masterpiece Estates der Oetker Collection

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WIE BIN ICH DER PERFEKTE



JAMES MIDDLETON WIE BIN ICH DER PERFEKTE

GAST?

die Wettbewerbe aus ihrer Kindheit lieben: Versteckspiele oder „Ostereiersuche“ –auch wenn kein Ostern ist, Schokolade hat man immer im Haus. Wer darauf keine Lust hat, kann lesen oder Aquarelle malen oder sich zurückziehen. Man muss als Gastgeber auch spüren, ob am Abend ein gesetztes Dinner oder Drinks am Kamin oder Lagerfeuer besser passen. Ein Lagerfeuer ist mit ein paar warmen Decken, Drinks und einer heißen Suppe ein Riesenspaß. Ein gesetztes Dinner ist komplizierter, die Sitzordnung oft eine Herausforderung. Aber es gibt Tricks: Kennen sich die Gäste nicht so gut, lasse ich die Namen ziehen, wechsle die Tischordnung durch, sodass an einem längeren Wochenende jeder einmal neben jedem sitzt. Oder ich fertige einen Plan des Tisches an, auf dem sich jeder eintragen kann. Wenn ich merke, dass die Gesellschaft aufgelockert werden muss, habe ich ein kleines Spiel parat. Unter der Serviette befindet sich ein Zettel mit einer geheimen Aufgabe – die kann sein, dass man die ganze Zeit aus dem Weinglas seines Nachbarn trinkt. Oder dass man plötzlich den Raum verlässt und beim Zurückkommen ein Lied singt. Oder dass man während der Hauptspeise aufsteht und eine Rede hält. Der Witz dabei ist, dass zunächst keiner weiß, was los ist. Die Leute wollen Spaß haben, einbezogen werden, vor allem bei einem formellen Abendessen. An dieser Stelle muss ich das Thema Dresscode ansprechen. Nicht jeder denkt beim Packen an das richtige Outfit für beispielsweise ein Black-Tie-Event. Ist mir oft passiert. Als guter Gastgeber habe ich deshalb immer ein paar schwarze Fliegen parat, falls ein Gast dem Dresscode nicht folgen kann. Wobei mein Gastgebermotto grundsätzlich lautet: Jeder so, wie er mag.“ 118

JAMES MIDDLETON UNTERNEHMER, 31

James ist der jüngere Bruder von Catherine, Herzogin von Cambridge, 36, und Pippa Middleton, 35. Seit diesem Jahr ist er Gastgeber auf dem schottischen Anwesen Glen Affric Estate, das zu den „Masterpiece Estates by Oetker Collection“ gehört. Das Haus aus viktorianischer Zeit beherbergt bis zu 20 Gäste für 14 529 Euro pro Nacht, inklusive Verpflegung, Transfer und sämtlichen Aktivitäten wie Pirschjagden, Segeln, Picknicks, Reiten und – für ganz Mutige – Baden im eiskalten Loch Affric.

Weitere Informationen zum Urlaub bei James Middleton auf dem Glen Affric Estate: oetkercollection.com/estates-villas/ masterpiece-estates GQ.JANUAR 201 9

Fotos: Grégoire Kalt

Dieses See-Ungeheuer will nur spielen: James mit einem seiner vier Hunde auf dem Loch Affric – ganz in der Nähe von Loch Ness

„Um innerhalb einer Gruppe eine gute Zeit zu haben, sollte jeder Gast ein wenig von sich einbringen. Eingeladen zu sein heißt auch, etwas zurückzugeben. Bei uns auf dem Anwesen kann das bedeuten, auch einmal früher aufzustehen, wenn zum Beispiel eine Pirschjagd angesagt ist, oder bei einem spontanen schottischen Highland-Tanz nicht in der Ecke zu sitzen, sondern zu helfen, den Teppich aufzurollen und mit den anderen durch das Haus zu hüpfen. Wenn sich jemand entzieht, bin ich aber nicht sauer oder enttäuscht. Ganz wichtige Regel für einen guten Gast: immer offen sagen, worauf man Lust hat, oder was gerade fehlt! Wenn man mal zu viel getrunken hat, muss man sein Leid am Morgen nicht unbedingt mit allen anderen Gästen teilen. Ein guter Gast beichtet es dem Gastgeber, der ihn mit Kopfschmerztabletten versorgt. Und wenn man als Gast Lust auf irgendeine Aktivität hat, sagen wir Stand-upPaddling, dann sollte man den Host fragen, ob vielleicht noch ein anderer Gast dabei sein möchte – ein gemeinsames Erlebnis ist immer eine tolle Erfahrung! Pünktlichkeit beim Frühstück ist bei einer house party nicht so zwingend. Bei einem gesetzten Dinner gilt sie aber auf jeden Fall! Zu früh zu kommen ist übrigens genauso unhöflich, wie zu spät aufzutauchen. Und wenn beim Dinner mal schlechte Stimmung entsteht, weil etwa allzu heftig über Politik gestritten wird, was eigentlich möglichst vermieden werden sollte (Ausnahme: Über Trump darf gesprochen werden, der ist kein Politiker!), dann versucht man als richtig guter Gast, mit ein paar Anekdoten von den Erlebnissen des Tages die Sprache auf ein neues Thema zu bringen. Was am allerbesten funktioniert: aufstehen und eine spontane Rede auf den Gastgeber halten. Was ein guter Gast auch weiß? Der Gastgeber muss immer bis ganz zum Schluss bleiben, egal wie lange der Abend geht. Und das sollte man als Gast nicht ausnutzen! Gastgeschenke sind bei einem Wochenendbesuch übrigens kein Muss, außer man kennt den Gastgeber und dessen Geschmack sehr gut. Aber jeder Gastgeber freut sich hinterher über eine persönliche handgeschriebene Danksagung. Dann weiß er, die Party war ein Erfolg. Und als Gast kann man sich sicher sein, dass man wieder willkommen ist!“



REISE

LEICHTER FLIEGEN!

2. SECURITY? CH ECK !

Mit Handgepäck reist es sich entspannt. Keine Wartezeit nach der Landung, kein verlorenes Gepäck... Aber reicht der Carry-on auch für eine Woche City-Trip? Mit diesen Pack- und Styling-Tipps auf jeden Fall!

Sie sind einfach nicht der Typ, der bei der Kontrolle oder beim Boarding ins Schwitzen gerät, weil er den ganzen Flughafen aufhält …

1. DAS PERFEKTE R E I SE- O U TF I T Lagen-Look: Je cleverer Sie stylen, desto mehr Platz ist in Ihrer Tasche

Oberteile T-Shirt, Hemd und Kaschmirpulli – DIE klassische LayeringKombi. Ideal, um bei verschiedenen Temperaturen flexibel zu sein.

Jacke Allzweckwaffe Lederjacke: Je nachdem, was und wie viel man darunterträgt (hier eine Jeansjacke), funktioniert sie bei so gut wie jeder Temperatur – und auch zu fast jedem Style.

Hose Chinos mit relaxtem Fit sind perfekt für Flüge, denn sie sind komfortabler als Jeans oder Dress Pants. Gleichzeitig sind sie (anders als Ihre gemütlichen LieblingsJogginghosen) mit fast allem kombinierbar.

1. Flüssigkeiten Nur Deotücher (platzsparend!), Parfüm, Gesichtsreinigung oder andere persönliche Essentials in den transparenten Ein-LiterBeutel stecken. Basics wie Shampoo, Duschgel oder Zahnpflege kriegen Sie im Hotel.

2. Rechner und Wertsachen Nicht vergessen: den Laptop im Koffer ganz nach oben packen. Das erspart peinliches hektisches Gewühle am Band. Ihre Uhr oder kostbaren Schmuck am besten vorher ins Gepäck legen – sonst könnte es sein, dass Sie die Wertsachen ungeschützt durch den Scanner schicken müssen.

Schuhe Modelle ohne Schnürung lassen sich schnell aus- und anziehen, sei es in manchen Ländern beim Security-Check oder für mehr Bequemlichkeit an Bord. Unser Tipp: Chelsea Boots, sie passen zum Anzug und zum Casual Outfit.

3. Gepäck Ewige Frage: Ist mein Koffer noch Handgepäck oder nicht? Antwort: kommt auf die Airline an! Aber mit einem Trolley mit den Maßen 55 cm × 35 cm × 20 cm sind sie bei allen Airlines safe. Achten Sie auf ein Maximalgewicht von acht Kilo.

Gepäck Wer auf die Annehmlichkeit von rollendem Gepäck verzichten kann, greift zur Duffel Bag – einer eleganten Alternative zum Trolley. Dessen Maße (siehe rechts) gelten aber auch für sie.

1. WA S MUS S MI T ?

2 . W IE S T Y L E ICH?

3. W IE PACK E ICH?

4 . S ONS T NOCH WA S ?

5. HAB ICH JETZT ALLES?

Das Reise-Outfit steht (siehe oben), in den Trolley kommen: 1 Anzug, 4 T-Shirts, 2 Pullover (davon 1 Turtleneck), 2 Hemden, 1 Jeans, 1 dünne Daunenweste (als wärmendes Layering-Piece), 1 Paar Sneakers, 1 Gürtel, Socken und Unterwäsche für jeden Tag.

Keine Angst vor Basics! Teile in Schwarz, Weiß, Grau und Navy können Sie gut kombinieren und damit das meiste aus Ihrer begrenzten Garderobe herausholen. Farb- und Fashion-Akzente mit Accessoires (z. B. Schal, Mütze, Sonnenbrille) setzen.

T-Shirts, Pullis und Hosen aufrollen, so bleiben sie knitterfrei und nehmen weniger Platz weg. Hemden klassisch falten. Den Anzug so verpacken, wie er vom Dry-Cleaner kommt (Bügel und Plastik aufheben), einmal falten und obenauf packen.

Sneakers auf jeden Fall in Beutel packen. Schützt die Schuhe und alles andere vor dreckigen Sohlen. Nehmen Sie außerdem einen Beutel mit, in den Sie dann Ihre getragenen Socken und Unterwäsche stecken können.

Fast! Handy- und LaptopLadekabel sowie gegebenenfalls Powerbank und Strom adapter einstecken. Und natürlich Ihren Ausweis, Reisepass oder sonstige Dokumente. Und jetzt: Guten Flug!

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Illustrationen: Dermot Flynn

3. EINE WOCHE CITY–TRIP: SO PACKEN SIE RICHTIG



FOOD SCHINKENFLECKERL Zutaten 500

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Zubereitung

DER KÜCHENCHEF VON PETER PRASCHL

Schinkennudeln für Gewinner

Peter Praschl ist immer am Herd des Geschehens. Hier teilt er seine Gedanken über die Welt und wie sie uns schmeckt

dich fast wegschwemmt. Du musst dir die pinken Schuhe kaufen, weil die Menschen keine Rolle spielen, denen sie etwas ausmachen. Du musst dich betrinken, wenn es anders nicht geht. Und du musst essen. Du musst den Hunger stillen, der in dir ist, und es ist ein Hunger nach mehr als nur Essen, auch wenn du weißt, dass du dich danach nicht mehr bewegen kannst. Du musst es bedenkenlos auskosten, dieses Glück in deinem Mund und an deinen Zähnen, diese Cremigkeit und Sämigkeit im Inneren und die Krustigkeit an der Oberfläche, dieses Geheimnis, das ein Essen dir schenkt, diese Magie nur dadurch, ein paar Zutaten zusammenzuhauen und in die Hitze zu halten. Das ist das Gesetz, an das du dich halten musst, wenn du im Leben nicht verlieren willst, und deswegen machst du dir jetzt einen Berg Schinkenfleckerl.

1 Backrohr auf 180 °C vorheizen. Fussili/ Fleckerl in gesalzenem Wasser al dente kochen, absieben, kurz kalt abspülen, damit sie kernig bleiben. Eier trennen. Schinken in kleine Würfel schneiden. Lauchstange der Länge nach halbieren, waschen und quer in feine Streifen schneiden. Emmentaler und Parmesan fein reiben, nicht vermischen. 90 g zimmerwarme Butter schaumig rühren und nach und nach das Eigelb einrühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, den Sauerrahm unterrühren. Schinken, Lauch und Emmentaler gut untermischen. Die gekochten Fussili/Fleckerl untermischen. Das Eiweiß steif schlagen und behutsam unterheben. 2 Eine Backform (auch an den Seitenwänden) mit Butter bestreichen und mit den Semmelbröseln bestreuen (Form schütteln, damit überall ein dünner Belag aus Semmelbröseln klebt. Nudelmasse einfüllen und glatt streichen. Parmesan gleichmäßig darauf verteilen, zum Schluss noch einige Butterflocken darübergeben. 3 Im Ofen etwa 30 Minuten bei 180 °C backen. Am Schluss, falls nötig, mit Oberhitze die Oberfläche noch nachbräunen.

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Illustrationen: Olivier Kugler, Jan Steins (Porträt)

Sie sagen dir seit Jahren: Es gibt ein Gesetz in dieser Welt, an das du dich halten musst, weil du sonst niemals zu den Siegern ge hören wirst. Dieses Gesetz lautet: Du musst Maß halten. Du darfst dich nicht hemmungslos besaufen, selbst wenn dir nichts anderes hälfe, um endlich einmal für ein paar erlösende Momente die Migrations-Debatte, die GroKo-Debatte und die #metoo-Debatte zu vergessen. Du musst beim Trainieren immer so früh aufhören, dass du am nächsten Tag auch noch trainieren kannst, sonst verpasst du deine Langzeitziele. Du darfst, wenn du dich verliebt hast, auf keinen Fall zu früh „ich liebe dich“ sagen, schließlich musst du erst herausfinden, wie es im Bett läuft und ob sich eure Zukunftsperspektiven synchronisieren lassen. Kauf dir um Gottes willen nicht die pinken Sneakers aus der Capsule Collection, sondern Schuhe, die nicht nur eine halbe Saison angesagt sind, wie wäre es denn mit diesen klassischen Loafern? Es ist genau so, wie deine Eltern es dir immer gesagt haben: Alles mit Sinn, Maß und Verstand, bloß nicht übertreiben, sonst liegst du irgendwann auf der Fresse. Nicht wie deine Eltern glücklich in den Betten ihrer getrennten Schlafzimmer, das Geheimnis jeder guten Beziehung ist es ja, nicht ständig aufeinanderzukleben. Und essen sollst du natürlich auch nicht zu viel. Sonst wirst du niemals einen Platz im Toplevel-Management bekommen und keine Chancen haben, eine Frau zu finden, die, ihrerseits schlank und athletisch wie ein Windhund, mit dir zum Couple-Jogging, zum Brunchen, zur Weinprobe und zum Partnerschaftsoptimierungscoaching will. Ich aber sage dir: So wird das nichts. So wird das nicht einmal annähernd was mit dem Gewinnen. Du musst dich verausgaben. Du musst Bahnen schwimmen, bis du fast untergehst, und Sandsäcke hauen, bis deine Muskel fast zerreißen. Du musst dich, wenn du liebst, aufs Spiel setzen, von Anfang an. Du musst dich beim Sex so weich und zart und verletzlich machen, dass er

g Fussili (besser Fleckerl, die es hier aber selten gibt) 5 Eier 330 g Kochschinken 250 ml Sauerrahm ca. 20 cm Lauch (eher der weiße Teil) 90 g Emmentaler oder ähnlicher Käse 50 g Parmesan 100 g Butter Muskatnuss Salz und Pfeffer 1 Handvoll Semmelbrösel


DRINK TIPP!

GQ BA R im Patrick Hellmann Schlosshotel Brahmsstraße 10 14193 Berlin

MATCHA POINT Zutaten 5 cl Gin 2 cl Zitronensaft 1 cl Mandelsirup 0,5 cl Zuckersirup 1 TL Matcha-Pulver 1 Eiweiß Zubereitung 1 Alle Zutaten in einen mit Eis gefüllten Shaker geben und nur so lange schütteln, bis sich das Matcha-Pulver wie ein feines Marmormuster verteilt hat. 2 Zweimal abseihen und langsam (!) in eine Coupette gießen.

IT’S A MATCH(A)! Das fein gemahlene Pulver aus grünem japanischem Tee punktet im Zusammenspiel mit herbem Gin. Wird der Mix dann noch mit Mandel- und Zuckersirup optimiert, entsteht ein bittersüßes Team auf Weltrangniveau, ein perfekter – dank Matcha auch antioxidativer und stimmungsaufhellender – Aperitif, der im Winter die Laune hebt. Kanpai! GQ.JANUAR 201 9

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MATTHIAS WEINGÄRTNER

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Der Brite ist Gründer der Virgin Group – einem globalen Konzern aus mehr als 60 Unternehmen

BRANSONS BUSINESS RULES VON SIR RICHARD BRANSON

Die Kunst loszulassen: Wie Sie richtig delegieren und Ihre Mitarbeiter befördern Falls Sie gerade dabei sind, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen, werden Sie den Gedanken, zu delegieren und loszulassen, wahrscheinlich alles andere als intuitiv finden. Mit großer Wahrscheinlichkeit motivieren Sie Ihr Team derzeit, indem Sie selbst Tatkraft und Enthusiasmus zeigen. Und das ist normal: Der Gründer eines kleinen Unternehmens ist oft morgens der Erste im Büro und abends der Letzte. In den harten Anfangsjahren, in denen die meisten Unternehmen mit einem Minimum an Angestellten auskommen müssen, ist das häufig die einzige Chance zu überleben. Der Trick besteht darin, innerhalb Ihres kleinen Teams vom ersten Tag an mit Beförderungen zu arbeiten. Und ich meine damit nicht einfach nur, den Leuten eine neue Stellung zu geben, sondern auch, ihnen innerhalb ihrer aktuellen Jobs ausreichend Flexibilität zu gewähren, damit sie neue Verantwortungsbereiche übernehmen können. Denn so haben sie die Möglichkeit, sich quasi selbst zu befördern, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Während ihres Arbeitsalltags eignen sich die Angestellten umfassendes Wissen über das Unternehmen und die Branche an. Bieten Sie ihnen die Chance, dann bringen sie Ihr Unternehmen voran. Wenn Ihre Angestellten also mit guten

Ideen auf Sie zukommen – tun Sie mehr, als nur Fragen zu stellen, mitzuschreiben und am Ball zu bleiben. Bitten Sie die Leute nach Möglichkeit, diese Ideen in Eigenverantwortung umzusetzen – die Leidenschaft und den Antrieb haben sie auf jeden Fall. So sammeln sie Erfahrungen und gewinnen an Selbstvertrauen, bis sie Ihnen schließlich auch größere Aufgaben abnehmen können. Bei Virgin befördern wir häufig Mitarbeiter, die Energie und Entschlossenheit beweisen, aber noch nicht so viel Erfahrung haben – Leute, die in vielen anderen Unternehmen noch als unerprobt gelten würden und dementsprechend als nicht beförderungswürdig. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass uns diese Mitarbeiter selten enttäuschen. Die Beförderung ver-

leiht ihnen einen solchen Auftrieb, und sie arbeiten mit so viel Leidenschaft, dass sie ihre neue Position zum Erfolg führen. Wir brauchen nur dafür zu sorgen, dass sie den nötigen Support erhalten, um ihre Ziele zu erreichen. In den vergangenen 50 Jahren haben wir viele unserer erfolgreichsten CEOs und Senior Manager aus den Reihen unserer Organisation gewählt. Rückblickend war meine Entscheidung, schon früh in meiner Karriere von meinem Hausboot in West-London aus zu arbeiten anstatt in den Büroräumen von Virgin Records, ein wichtiger Schritt. Ich war jahrelang in das Tagesgeschäft beim „Student Magazine“ und in unseren VirginPlattenläden involviert gewesen, aber als wir selbst zum Label wurden, beschloss ich, ein wenig zurückzutreten und meinen Managern Entscheidungsspielraum zu lassen. Damals lernte ich, dass die erfolgreichsten Unternehmer diejenigen sind, die Leute finden, die ihre Firmen mindestens so gut wie sie selbst führen, wenn nicht sogar besser. Ein solcher Rückzug bietet dem Gründer die Freiheit, sich auf das große Ganze zu konzentrieren – einzuspringen, sobald es Probleme gibt, oder bei wichtigen Business-Deals zu helfen. Und genauso manage ich unsere breit aufgestellte Gruppe auch: Ich mische mich nur dann in das Alltagsgeschäft eines Virgin-Unternehmens ein, wenn ich unbedingt muss. Hat sich das Team zurechtgefunden und ist die Launch-Phase vorbei, sollten Sie sich unbedingt die Zeit nehmen zu testen, ob das Unternehmen ohne Ihre Hilfe zurechtkommt. Solche Tests können viel verraten. Sie zeigen Ihnen nicht nur, wo eventuelle Probleme liegen, sondern auch – und das ist noch viel wichtiger –, wie gut Sie zu delegieren gelernt haben. Also: Sorgen Sie dafür, dass Sie großartige Leute einstellen, und binden Sie sie langfristig an Ihr Team. Ermutigen Sie sie dazu, ihre eigenen Ideen umzusetzen, und stellen Sie ihnen die Werkzeuge zur Verfügung, die sie für ihren Erfolg brauchen: jede mögliche Unterstützung, Beförderungen, eventuell sogar ein neues Subunternehmen! Wenn Sie das hinbekommen, wird es nicht nur Ihrem Unternehmen gut gehen, auch Ihnen selbst: Sie haben mehr Zeit, sich um Ihren Körper, Ihren Geist, Ihre Familie, Freunde und Kinder zu kümmern. Oder, um es kurz zu machen: Spaß im Leben zu haben!

Die ERFOLGREICHSTEN Unternehmer sind die, die Leute finden, die ihre Firmen mindestens so gut wie sie selbst führen, wenn nicht SOGAR BESSER

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Illustration: Jan Steins; © 2018 Richard Branson. Distributed by The New York Times Licensing Group.

MANAGEMENT


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G Q P R O M OT I O N

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Notes

2019? Beste Aussichten für den Kerl im Gentleman

1 B U G AT T I Von Kopf bis Fuß auf Mode eingestellt: Bei Bugatti finden Männer alles, von Schal bis Schuh. Aber starten wir mit Basics wie dem daunengefütterten, goldbraun changierenden Blouson mit auf einer Linie platzierten Brustund Schubtaschen sowie zwei Reißverschlusstaschen, Camouflagemuster und Fake-FurKragen innen. Dazu passt der in aktuellen Herbsttönen erhältliche weiche Rollkragenpulli mit Zopfmuster und die bequeme, zeitlose Glencheck-Baumwollhose. bugatti.de

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2 RITUALS In der Ruhe liegt die Kraft, auch morgens bei der Rasur. Treten Sie also mit „The Ritual of Samurai Shave Repair“ in die Fußstapfen der alten japanischen Krieger, die die Körperpflege zelebrierten und schon durch ihr Äußeres Stärke und Selbstvertrauen ausstrahlten. Die leichte Aftershave-Lotion zieht rasch ein, spendet Feuchtigkeit und beruhigt die Haut. Dazu verströmt exotisches Tigergras seinen Duft nach frisch gemähter Wiese und erzeugt ein Gefühl von Gelassenheit. rituals.de

3 DEEJO

GUT GEERDET

Mit dem Taschenmesser ins Sternelokal? Kein Thema mit dem „Deejo“, dessen Design so scharf wie seine Klinge ist. Die Erfinder hatten mittelmäßige Restaurantmesser und umweltschädliches Partybesteck satt. So entstand ein ultraleichtes Klappmesser, das mit 15, 27 oder 37 Gramm nicht mehr wiegt als ein Brief, es aber mit jedem Steak aufnimmt. Holz-, Polycarbonat- oder farbige Version des Griffbeschlags und das Lasergravur-Tattoo für Klinge und/oder Griff bestimmen Sie. deejo.de

Dank Mode und Accessoires in warmen Farben, Kaffee und Kosmetik mit kraftvollen Aromen und einem Messer für alle (Hipster-)Lebenslagen

4 NESPRESSO Ganz großer Kaffee: Das neue „Vertuo“-System bietet jetzt fünf Varianten vom Espresso bis zum Alto, also von 40 bis 414 ml! Plus fünf Kapselgrößen und 25 Sorten. Brandneu auch die Technik, denn die Maschine erkennt am Barcode der Kapsel die Sorte und optimiert Füllmenge, Dauer des Aufgusses, Temperatur, Wasserdurchlauf und die Kapselrotation von bis zu 7 000 Umdrehungen pro Minute für die perfekte Extraktion der Aromen. Die Crema? Auch beim Alto ein Traum! nespresso.com

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5 C A R L VO N Z E Y T E N

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Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss. Zumindest im Schwarzwald, der Wiege deutscher Uhrmacherkunst. So sind Modelle wie die „Brigach“ auch von betörend altmodischer Eleganz: in warmem Rosé schimmerndes vergoldetes Edelstahlgehäuse, mokkabraunes Armband aus echtem Leder, nostalgisch-schlichtes, schwarzes Zifferblatt mit goldenen Indizes und feinen Details wie der offenen Unruh, die einen Einblick gewährt in das präzis arbeitende Automatikwerk. carl-von-zeyten.de


KARRIERE

S

pricht man mit Christoph Magnussen, fallen martialische Metaphern am laufenden Band: „die Waffen des modernen Helden“, „digitales Rüstzeug“, „den Samurai in sich wecken“ … „Ich habe wohl eine gewisse Kriegermentalität in mir“, sagt der immer gut gelaunte Unternehmer, Gründer der Beratungsagentur Blackboat. „Beruflich hilft das enorm: Ziel anvisieren, Attacke, los.“ Hier verrät Magnussen, der als Keynote Speaker schon mal ganze Hallen füllt, welche Business-Tricks den Weg nach ganz oben auf der Karriereleiter beschleunigen können.

1. MORGENS MEDITIEREN Zum Start in den Tag erst einmal alles, was ansteht, zur Seite schieben und nur auf das Ich konzentrieren. Das hilft, sich zu fokussieren. Samurai nutzten die Meditation vor jeder Schlacht, denn sie wussten, eine Problemlösung kommt nicht beim Nachdenken, sondern in dem Moment, in dem man seine Intuition aktiviert und dann eine Entscheidung trifft. Mein Tipp: in Meditationshaltung hinsetzen und „nur“ atmen. Beim ersten Ausatmen eine Eins denken, beim zweiten Ausatmen eine Zwei und so weiter. Man sollte dabei an nichts Spezifisches denken. Sollte doch ein Gedanke hochkommen, muss man wieder bei Eins anfangen. Das Ziel ist es, ohne einen einzigen Gedanken im Kopf bis zehn zu kommen. Das kann schon mal dauern und braucht viel Übung, bis man so weit ist, stärkt aber enorm für kommende Krisensituationen.

2. GEDANKEN NOTIEREN

WIE SIE IM JOB JEDES ZIEL ERREICHEN Sein Credo lautet „Werde zum Business-Krieger“ – hier verrät New-Work-Guru Christoph Magnussen die sieben effektivsten Strategien, mit denen Sie Ihre Karriere von mau auf WOW! boosten REDAKTION

CONSTANTIN HERRMANN MARK LONG

I L L U S T R AT I O N E N

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In mein Notizbuch schreibe ich jeden Morgen direkt nach der Meditation ein paar Bulletpoints: Was war gestern positiv, und warum war es gut? Zweitens, und das ist essenziell: mein Ziel des Tages. Eine Art Vorsatz wie „Heute mal nicht fluchen“, „Auf Ziel XY fokussieren“ oder „Heute nicht jammern“. Im Grunde steht über all dem die Frage: Wieso stehe ich heute überhaupt auf? Was will ich erreichen? Bei allem, was heute kommt, will ich dabei sein und mitmachen oder nicht? Wenn ja, dann gebe ich Vollgas. Das hilft, gerade in harten Zeiten, bei Joboder Sinnkrisen. Drittens: Meine Priorität des Tages. Ich schreibe eine Liste mit fünf Prios, konzentriere mich aber vor allem auf die Nummer eins. Das dient als Übung dafür, das Augenmerk auf das Wesentliche zu richten. Bei Schlafstörungen schreibe ich außerdem nachts auf, was mich gerade umtreibt. So entrümpelt man seinen Kopf. Einen Stift zu halten und damit zu schreiben ist eine mächtige Waffe, um Gedanken zu ordnen. GQ. JA N UA R 201 9



KARRIERE

5 . L E S E N L A S S E N S TAT T V O R T R A G E N Machen Sie Schluss mit endlosen Powerpoint-Präsentationen vor gelangweilten Zuhörern. Beste Strategie: alles, was Sie sagen wollen, auf maximal (!) sechs Seiten zusammenschreiben und an die Anwesenden verteilen. Dann erst mal 15 Minuten Zeit geben, damit sich alle einlesen können, bevor auch nur ein einziges Wort gesprochen wird! Das boostet die Effizienz von Meetings enorm. Jeff Bezos, Gründer von Amazon, ist großer Verfechter solcher Pager-Meetings.

6. DAS SMARTPHONE NUTZEN Arbeiten Sie doch, wo Sie wollen! Dank Handy und Cloud braucht man weder Büroschreibtisch noch Co-Working-Space

3 . D E N TA G E I N T E I L E N Ich wechsel zwischen zwei Phasen: fight mode und focus mode! Im Kampfmodus jagt ein Termin den nächsten, ich führe Kundengespräche, sitze in Meetings. In der Konzentrationsphase bleiben die E-Mails ungelesen und das Telefon aus. Ich konzentriere mich nur auf eine Sache, treibe Sport, lese, ruhe mich aus. Das richtige Kommunizieren, das Fokussieren auf eine einzige Tätigkeit machen die Fokusphase erst richtig effektiv! Denn wer ständig kämpft, verliert die Beziehung zu sich selbst und steuert auf ein Burn-out zu.

7. A R B E I T E N , W O S I E W O L L E N

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Die Zeit läuft! Die ersten 15 Minuten eines Meetings einfach mal nicht reden – so holt man mehr aus jeder Präsentation!

Christoph Magnussen hat mehrere Unternehmen gegründet, unter anderem die techfokussierte Agentur Blackboat, die Unternehmen und Persönlichkeiten berät, wie man Team-Effizienz und Produktivität steigern kann. christophmagnussen.com GQ.JANUAR 201 9

Foto: MP

Das Headquarter ist keine Kathedrale mehr, das Office kein Statussymbol. Chefs sollten sich von der Vorstellung, dass sie ihre Mitarbeiter nur führen können, wenn diese im Büro sitzen, verabschieden. Niemand muss mehr für konzentrierte Bildschirmarbeit am Firmenschreibtisch sitzen. Jeder Mitarbeiter sollte die Freiheit haben, einen Text, ein Konzept oder einen Code im Homeoffice oder im Lieblingscafé zu schreiben. Wir werden fürs Denken bezahlt, nicht fürs auf den Bildschirm starren. Dem Chef kann es egal sein, wo die Arbeit erbracht wird. Hauptsache, das Ergebnis stimmt!

4. W E N I G E R S C H R E I B E N Wer sich angewöhnt, Texte – von der WhatsApp-Nachricht bis zum Referat – einzusprechen, statt zu tippen, spart viel Zeit. Und das funktioniert heute mit jedem Handy! Auf dem iPhone zum Beispiel einfach das kleine Mikro auf der Tastatur links neben der Leertaste drücken, und speech-to-text diktieren, statt zu schreiben. Zweitens missbrauchen viele im Job die E-Mail als Datenträger, um Dokumente hin und her zu schieben. Stattdessen sollten wir nur noch Open Docs nutzen. Bevor man mehrere Versionen an verschiedene Abteilungen schickt, Feedback bekommt, Änderungen eingibt und neue Fassungen mailt, können alle gleichzeitig – und nachvollziehbar – in sogenannten kollaborativen Dokumenten parallel arbeiten. Alles andere ist weder zeitgemäß noch effektiv.

Auch wenn viele Leute denken, dass uns das Smartphone von wichtigeren Sachen ablenkt: Es ist das mächtigste Werkzeug, das wir im Alltag haben, und es ermöglicht uns, eine Vielzahl neuer Kanäle ortsunabhängig und rund um die Uhr zu nutzen. Alle Dokumente – also Fotos, PDFs, Texte, Flugtickets – in die Cloud auslagern, und schon hat man das beste mobile Büro immer dabei. Wichtig: bei allen Apps den Benachrichtigungsmodus ausschalten. Denn jedes Ping auf dem Smartphone löst einen Dopamin-Kick im _ Gehirn aus – wir gieren förmlich nach dieser Ablenkung!



GENTLEMAN

NACH VORN BLICKEN Es mag stimmen, dass sich die Angst vor der Zukunft aktuell attraktiver verkauft als viele der positiven Entwicklungen und Ideen in unserer Gesellschaft. Ein wahrer Gentleman umschifft aber düsteren Populismus. Sein Motto stattdessen: Mut und Optimismus verbreiten, nicht Angst. Also eine Einstellung, mit der man alles Kommende anpackt und Veränderungen meistert. Eine Alternative dazu braucht kein Mensch.

Sportswear und Sneakers, alles Puma

DEN EIGENEN STIL FINDEN Einen eigenen Kopf zu haben ist nicht nur eine philosophische Haltung, sondern wirkt auch nachweislich sexy. Kein Wunder also, dass Nonkonformität ein großer Trend unserer Zeit ist. Wissenschaftler konnten jetzt beweisen: Wer schon rein optisch „sein eigenes Ding macht“, seinen individuellen Stil entwickelt, wird als deutlich attraktiver wahrgenommen als modischer Mainstream.

MIT HALTUNG DURCHS LEBEN Ein echter Gentleman, das war schon immer so, ist ein Mann mit Haltung. Gerade in unserer hyperaufgeregten Zeit sind Besonnenheit, Coolness und Unbeirrbarkeit seltene, aber umso wichtigere Eigenschaften. Findet auch Lennard Wickel, unser amtierender GQ Gentleman. Drei philosophische Denkanstöße für ein starkes Jahr 2019!

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@ O N LY L E N N A R D

G Q. D E /G E N T L E M A N 2 0 1 8

DAS LEBEN GENIESSEN Man kann ja hartnäckig das Wetter bejammern. Oder stattdessen das Gute sehen – und sich lautstark freuen, endlich den neuen Regenmantel anziehen zu können! Richten Sie Ihren Gentleman-Kompass immer auf das Gute. Denn: Wer sich auf Positives konzentriert, arbeitet im eigenen Job messbar effektiver und verdient signifikant mehr Geld als Menschen mit negativer Einstellung und Ausstrahlung!

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Foto: Dirk Bruniecki; Illustrationen: Arthur Mount; Grooming: Philip Lawrenz using Less is More; Styling: Sharina Lichtl: Styling-Assistenz: Lara Werner; Foto-Assistenz: Amelie Niederbuchner; Art Direction: Felix Wetzel; Produktion: Verena Aichinger

LIFE



FITNESS 1. WARM−UP Perfekt zum Aktivieren der Muskeln: langsames Laufen ( je 5 Minuten) in Abwechslung mit dynamischen Stretches. Zum Beispiel abwechselnd einen Fuß in Richtung Gesäß ziehen, den gegenüberliegenden Arm in die Luft strecken. Anschließend auf einem Bein stehend das Knie zur Brust ziehen, dabei jede Position nur 2 Sekunden halten. Davon 1–2 Sets mit je 5–10 Wiederholungen. Der mentale Fokus liegt auf den gedehnten Muskeln.

FITNESS FÜR WORKAHOLICS

In unserer neuen Reihe zeigen wir, wie „Mindfulness“ Ihr Training – und Ihren Alltag – verbessert. Teil 1: Laufen

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ass selbst Tech-Unternehmen wie Intel oder SAP ihren Mitarbeitern Trainings in „Mindfulness“ verordnen, deutet darauf hin, dass der Lifestyle-Hype um mehr geht als Räucherstäbchen und „Ommmm“. Mit „Achtsamkeit“ werden Sie aber nicht nur im Job zum High-Performer, sondern auch im Sport – wobei Sie Fähigkeiten entwickeln, die Ihnen wiederum im Job und im Alltag helfen. „Man trainiert vor allem drei Dinge“, sagt Fitness-Coach Christian Straka. „Erstens Konzentration. Sie richtet unseren Fokus auf das, was gerade wichtig ist. Zweitens Klarheit: Sie hilft wahrzunehmen, wie wir den Moment erleben. Und drittens Gelassenheit – mit der wir auch unangenehme Empfindungen ohne Kampf zulassen.“ 140

FOTOS

TOM BENDER

2. INTERVALL−LAUF Hier wechseln sich Belastung und Erholung ab. Vorteil: Zeitersparnis durch hohen Kalorienverbrauch! Erst 15 Sek. bei 90 % max. Geschwindigkeit, dann 60 Sek. bei 30 % laufen – 5–10 Sets. In der Beschleunigung auf die Lauftechnik (Knie hoch anziehen, starke Gegenbewegung der Arme) konzentrieren. In der Erholung den Atem intensiv wahrnehmen (Klarheit). Nicht versuchen, Erschöpfung und Schmerzen zu unterdrücken, sondern sie akzeptieren. Wie mit Hintergrundmusik: wahrnehmen, aber nicht vom Wesentlichen (hier: Lauftechnik und Atmen) ablenken lassen.

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TIPP : Kopfhörer zu Hause lassen! Ein guter Beat mag beim Jogging helfen, bei „Mindful“Cardio sollten Sie aber vor allem auf sich selbst hören.

Wieder

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3. JOGGEN Fünf Kilometer, langsam Bei 40 % der max. Geschwindigkeit wird die Konzentrationsfähigkeit trainiert: Den geistigen Fokus voll auf die Empfindung richten, die man spürt, wenn die Füße den Boden berühren, und mental möglichst lange bei diesem Gefühl verbleiben.

Stoppt erblich bedingten Haarausfall Fünf Kilometer, medium Das Hauptaugenmerk bei schnelleren Läufen (60 % der max. Geschwindigkeit) liegt auf dem Atemrhythmus, der Tiefe und der Veränderung der Atmung. Dabei wird die Klarheit, die Wahrnehmung des Momentes geschult.

Halbmarathon (21 km) Anfangs auf Sinneswahrnehmungen (visuell oder akustisch) fokussieren, die das Laufen erleichtern. Die Erschöpfung und den Schmerz gegen Ende des Laufes zulassen und sie nicht gedanklich bekämpfen – Stichwort Gelassenheit.

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4. COOL−DOWN Nach dem Training empfehlen sich statische Dehnübungen zur Regeneration. Beispiel: Der rechte Unterarm ruht auf dem gebeugten rechten Bein. Den linken Oberschenkel (das Bein ist gestreckt) sanft mit der linken Hand nach rechts drücken. Beinstellung beibehalten und die linken Zehen an sich heranziehen. 1–3 Durchgänge und jede Position mindestens 30 Sekunden halten.

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DER GEPFLEGTE MANN

VON CONSTANTIN HERRMANN

Der aufrechte Kampf gegen tech neck und Bauch Evolution ist schon eine lustige Sache. Erstens verstehen die meisten sie falsch. „Survival of the fittest“ bedeutet nicht etwa, dass der Stärkste überlebt, sondern der am besten Angepasste. Und hier kommt ein klassischer Übersetzungsfehler ins Spiel: Wie würde man eine Jeans auf Deutsch nennen, die in Casual Fit kommt? Bequem-sportlich etwa? Das würde zwar mein Fitnesslevel passend beschreiben, jedoch ist mein Wohlstandsbauch ein anderes Thema. Obwohl … Fun Fact Nummer zwei: Unsere Gesellschaft hat einen Punkt erreicht, an dem die Evolution rückwärtsläuft. Vom aufrecht stehenden Homo erectus zum vornübergebeugten, abwechselnd aufs Handy oder in Richtung Bildschirm starrenden Schreibtischtäter. Orthopäden haben für diese rückschrittliche Entwicklungsstufe sogar einen eigenen Begriff, den tech neck. Bei fleißiger Handynutzung etwa kommt es zu Fehlbelastungen, Reizungen von Sehnen und muskulären Verkrampfungen rund um die Halswirbelsäule. Dazu die gekrümmte Sitzhaltung am Schreibtisch – und schon wird es pathologisch: Die Sauerstoffversorgung des Kopfes wird durch 142

die Fehlhaltung herabreguliert, Entzündungsproteine setzen sich ab und führen zu einer Schädigung von Muskeln und Bändern. Nächster Halt: ein schmerzhafter Verschleiß der Bandscheiben und Unser Beauty Director Wirbel. Der Homo erectus testet alles, was verliert seine aufrechte Halschöner und fitter tung. Das kann man tatsächmachen soll. Instagram: constantinto lich immer wieder beobachten! An Pendlern, die sich im Zug auf ihr Handy herunterbeugen, als wäre ihre Wirbelsäule ein Strohhalm mit eingebautem 90-Grad-Knick. Oder an Männern, die an der Ampel stehen und deren Bauch sich über die Casual-Fit-Hose wölbt. Denn: Die Rückenfehlhaltung und das Fehlen einer starken Rückenmuskulatur lässt automatisch den Bauch hängen – ich bin da ein anschauliches Beispiel. Tagsüber starre ich permanent auf Handy und Rechner, abends gibt es Netflix statt Fitness. Meine Silhouette sieht manchmal aus, als würde der Glöckner von Notre-Dame auf einem Kartoffelsack reiten. Jetzt könnte ich schwimmen gehen – Kraulen natürlich! Brustschwimmen würde das Problem nur noch verschlimmern, sagen die Orthopäden, genau wie Rennradfahren übrigens. Oder Schmerztabletten schlucken. Oder ich ziehe brav meinen „BeFit24 Geradehalter“ an. Eine Art Stoffgurt, der beim Tragen die Schultern nach hinten und den Rücken in eine aufrechte Haltung zwingt. Am Anfang ist es anstrengend, sogar unangenehm. Aber tatsächlich gewöhne ich mich nach ein paar Tagen daran und muss zugeben: Ich liebe das Teil. Meine Haltung ist gerade, die Nackenschmerzen sind weg, und mein Bauch wird fester. Ich fühle mich geradezu wie ein jugendlicher Held. Schultern runter, Brust raus. Ein sexy Körpergefühl! Und das für gerade mal 30 Euro. Wie gesagt, Evolution ist lustig: Wir Menschen sind heute dazu bereit, gewisse Körperteile einem Produkt anzupassen, die Wirbelsäule ans Smartphone zum Beispiel. Und sehen dabei nicht gerade attraktiv aus. Der amerikanische Biologe Richard Prum schrieb ein Buch über die Evolution der Schönheit und Darwins Theorie der sexuellen Selektion. Gutes Aussehen, so der Forscher, soll Sexualpartner anlocken. Das gilt für den Pfau wie für den Menschen. Wir müssen uns also entscheiden: immer auf dem neuesten Stand sein, aber dafür unsexy aussehen? Oder lieber den Handykonsum einschränken und wieder eine straffe Haltung bekommen? Ich habe beschlossen, aufrecht in die Zukunft zu marschieren. Wirbelschäden und krummer Rücken für die anderen, mehr Sex für mich! So macht Evolution Spaß!

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Illustrationen: Tamer Koseli, Jan Steins (Porträt)

CARE



DUFT

HEISS BEGEHRT Interview mit Olivier Pescheux, Kult-Parfümeur

Wonach klingt’s? In der Tiefe duftet mein Parfüm nach texanischer Zeder auf süßer Tonkabohne. In Musik übersetzt: „She wants“ von Metronomy – pulsierende, sphärische, erregende Sounds

Augen zu – was sehen Sie bei diesem Duft? Licht und Schatten. Einen unterirdischen Vulkan, kurz davor auszubrechen. Seine Hitze, seine Lust auf Zerstörung pulsiert bereits unter der Oberfläche.

Welches Tier wäre der Duft? Kein Tier. Ich sehe mehr einen Magneten. Anziehend, unwiderstehlich. Reine Physik. Daher auch meine Warnung: Dies ist kein Parfüm für scheue Männer, die nicht angesprochen werden wollen!

„Eros Flame“ Versace 98 €

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An welchen Ort denken Sie bei dem Duft? An das Kolosseum in Rom. Es gibt wenig Gebäude auf der Welt, die so erhaben ihre Stärke durch die Jahrhunderte bewahrt haben.

Foto: Courtesy of Versace

Wonach riecht’s? Zuerst herrschen Zitrusfrüchte wie saftige Limone auf subtilen Geranien-Akkorden. Rau-markant wird das Ganze durch würzigen Rosmarin.

Wem steht’s? Männern, die bewusst aufregend sind und wissen, wie man verführerisch wirkt. Ich denke da an Marlon Brando in „The Wild One“. Wild, ungezähmt, Leben am Limit mit dem allzeit drohenden jähen Ende vor Augen.

Drei Buchstaben, die manchmal alles sagen, was man sein will: hot! Das ist viel mehr als sexy, erfordert aber auch mehr Arbeit: Kraftsport, inszenierte Lässigkeit, der perfekte Mix aus nackter Haut und Mode – und der richtige Duft. Letzteres liefert Parfümeur Olivier Pescheux nun. Hotness zum Aufsprühen. I L L U S T R AT I O N

JÖRN KASPUHL

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AUTO

MENSCH LIEBT MASCHINE

Konstruiert in Zuffenhausen, verehrt in Kalifornien: Der Mythos Porsche wird nirgendwo so gefeiert wie in den USA. Zu Besuch bei der Rennsport Reunion, dem lässigsten Sportwagen-Festival der Welt TEXT

ALEXANDER STILCKEN

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FRANK KAYSER

D

a kann Jacky Ickx die aufregendsten Anekdoten aus seiner jahrzehntelangen Rennfahrer-Karriere erzählen, und auch ein Selfie mit Ex-Formel-1-Star Mark Webber hat natürlich hohen Erinnerungswert. Außerdem ist das Line-up musizierender PS-Fans beim Gratiskonzert eindrucksvoll – von The-Kills-Frontfrau Alison Mosshart bis Seal. Doch der mit Abstand größte Star dieses motorensounderfüllten Wochenendes ist ein anderer. „Hurry, hurry!“, schnell schnell, juchzt eine Dame und scheucht ihren Gatten auf die Terrasse des VIP-Bereichs, von wo aus man den besten Blick auf die Rennstrecke von Laguna Seca hat. Der Grund für die Aufregung: „Dr. Porsche fährt hier gleich vorbei!“ Der Aufsichtsratsvorsitzende der Porsche AG dreht eine Ehrenrunde. Er wird hier als personifizierter Mythos gefeiert: 80 000 Porsche-Fans haben sich bei der 146

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Zur sechsten Auflage der Rennsport Reunion kamen im Herbst 80 000 Besucher an die Rennstrecke Laguna Seca nahe Monterey (o.). Beim Festival war auch der legendäre US-Händler Brumos Porsche, der jahrzehntelang ein Rennteam sponserte, sehr präsent – hier ein Modell 917/10 von 1972 (l.)

Rennsport Reunion nahe Monterey, rund zwei Stunden südlich von San Francisco, versammelt – einer Veranstaltung, die zwei glühende Fans der Marke im Jahr 2001 erfunden haben. Normalerweise wird das Event nur alle vier Jahre zelebriert, aber zur Feier des 70. Zuffenhausener Firmenjubiläums hat man es um ein Jahr vorverlegt. Wer hier Rennsport sagt, meint Porsche. Auf der Rennstrecke: Porsche aus verschiedensten Generationen. Vom Diesel-Trecker bis zum Le-Mans-Boliden LMP1. Im Fahrerlager: Sportwagen-Klassiker, die teils Millionen wert sind. Frei zugänglich für jeden, der sie sich genauer anschauen möchte. So wertvoll die Automobile sind, so entspannt sind die Besucher: Es herrscht Festival-Atmosphäre. Man trägt T-Shirt und Shorts, höchstens die Hunderttausende Dollar teure Richard-MilleUhr am Handgelenk gibt auf den zweiten Blick einen Hinweis auf den Kontostand des Trägers. Ganz gleich, wie vermögend die Fans sind – bei Bier, Burger und Benzinluft sind am Ende alle gleich. Auf den Parkplätzen rundum: Porsche in allen Varianten und in allen Farbschattierungen, Schiefergrau, Agablau, Lava Orange … Im offiziellen Merchandise-Shop steht man GQ.JANUAR 201 9

eine halbe Stunde an, um Porsche-Shirts und Porsche-Jacken zu kaufen. Händler stellen ihre Vintage-Träume aus, an jeder Ecke gibt es Poster, Sticker, Zubehör. Warum wird ausgerechnet im fernen Kalifornien eine schwäbische Firma, die aufgrund ihrer Produkt- und Preisgestaltung als eher elitär gilt, wie ein Massenphänomen gefeiert? Klaus Zellmer, der Chef von Porsche USA, erklärt den amerikanischen PorscheMythos so: „In den 1950er-Jahren hat man in New York erstmals gehört, dass es in Deutschland diese kleine, spannende Sportwagenfirma gibt. Der gebürtige Österreicher Max Hoffmann hat damals damit angefangen, unsere Autos zu importieren. Und auf der Rennstrecke haben dann unsere Wagen, die man für vergleichsweise schmales Geld kaufen konnte, etablierte Muscle Cars in den Schatten gestellt. Es war also von Anfang an eine Erfolgsgeschichte vom unbekannten Underdog, der es allen zeigt – und so etwas liebt man hier in Amerika besonders. Von New York ist die Marke dann nach Kalifornien gekommen und erblüht, und man muss sagen: Vieles, was Porsche auch finanziell stark gemacht hat, ist in den USA entstanden.“ Detlev von Platen, Vorstand für Vertrieb

und Marketing, sagt: „Porsche und Kalifornien – das ist einfach eine richtige love affair. Porsche ist hier groß geworden. Klar, wir sind auf vielen Märkten gewachsen. Aber hier waren wir auf einmal das Lieblingsauto der Hollywood-Stars, die sich unsere damals noch vergleichsweise kleine, niedliche Marke genauer angeschaut und unsere 911er gekauft haben. Das hat einen wahnsinnigen Effekt gehabt – und ohne den wären wir heute wohl auch nicht in der Position, in der wir uns weltweit befinden.“ Alle seien sehr relaxt, beschreibt von Platen die Atmosphäre bei der Rennsport Reunion. „Man parkt seinen extrem seltenen 959er neben einen vergleichsweise ,normalen‘ 911er und redet einfach drauflos. Es ist keine Messe, sondern die Leute bauen Zelte auf oder kommen im Wohnmobil. Das alles ist sehr besonders; eine echte Familienzusammenkunft, bei der man die Geschichte der Marke Porsche lebt.“ Einer der vielen Enthusiasten vor Ort ist Ray Crawford, von Beruf Feuerwehrmann. Zur Arbeit fährt er in einem amerikanischen SUV, seine Freizeit aber gehört seinem schwarzen 911S aus dem Jahr 1970. Die Aufkleber auf den Seitenfenstern zeugen von 147


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Oben: Eine Besonderheit des Festivals: Auf dem Gelände ist auch der Bereich für die Rennwagen komplett zugänglich für alle Besucher. Unten: Die Laguna-Seca-Rennstrecke ist berühmt für die CorkscrewKurvenkombination. Vom Hügel aus hat man den besten Blick auf die Action

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Einen 911er zu fahren ist bei der Rennsport Reunion vielleicht nichts Besonderes. Andererseits gibt es hier nur eine einzige Antwort auf die Frage: Welcher ist der schönste Sportwagen der Welt?

den vielen Rallyes und Events, die er gemeinsam mit seinen Freunden aus der „R Gruppe“ schon besucht hat – ein Zusammenschluss von Männern, die sich für die luftgekühlten Porsche-Motoren der Vergangenheit begeistern und die ihre Oldtimer aufwendig und sehr individuell restaurieren, ohne dabei allzu dogmatisch den Regeln für originalgetreue Porsche-Aufbereitung zu folgen. Zehntausende Meilen fährt und erlebt Crawford seinen Klassiker jedes Jahr. Für ihn ist der Wagen kein Statusobjekt, er bedeutet pure Lebensfreude. Und dann gibt es unter den Porsche-Fans aber auch Männer wie Nick, Mitglied im edlen amerikanischen 918 Spyder Club. Ihre Autos haben die Gentlemen aus dem Club natürlich herbringen lassen, sie selbst fliegen zum großen Teil im Helikopter ein. Mit dem Kauf des Supersportwagens, der in den Jahren 2013 bis 2015 produziert wurde, haben sie GQ.JANUAR 201 9

sich das zehnjährige Recht auf bevorzugten Zugriff auf alle Sondermodelle des Hauses gesichert – was in einer Zeit, in der Sportwagen auch Spekulationsobjekte sind, beinahe einem Geldgeschenk gleichkommt. Ein Fangeschenk ist es allemal. Auf der Rennsport Reunion präsentiert Porsche eine Neuauflage des 935, limitiert auf 77 Stück, 700 PS Stark, ein Rennwagen ohne Straßenzulassung, Jubiläumspreis: 701948 Euro plus Mehrwertsteuer. „So einen will ich auch“, entfährt es Nick beim Anblick des Wagens. Wie praktisch, dass er neben einer Reihe von Automobilen inzwischen auch eine eigene Rennstrecke besitzt. Ob er einen bekommt? Darüber wird man bei Porsche sehr sorgsam entscheiden. Man ist sich allemal sehr bewusst, wie besonders die Fan-Kultur in Amerika ist. Die meisten Kunden werden mit dem Kauf eines Wagens auch gleich Mitglied im Porsche Club of Ame-

rica, in dem laut Porsche-Manager Klaus Zellmer inzwischen 130000 Personen organisiert sind und der jährlich 3 500 Veranstaltungen organisiert. Die Rennsport Reunion ist davon sicherlich die größte, aber auch Festivals wie „Luftgekühlt“ wurden in den USA erfunden und touren nun auch in andere Länder, im September war man in München zu Gast. Grillen, chillen, dabei ganz entspannt die Marke erleben – es ist fast ein bisschen so, als würden die Kalifornier den Zuffenhausenern erklären wollen, wie lässig sie sein könnten. Und tatsächlich würde wohl so mancher in der Porsche-Heimat auch ein Festival à la Rennsport Reunion veranstalten. Es müssen nur die europäischen Fans mitmachen. Und voller Begeisterung an die Rennstrecke drängen, wenn Familienpatriarch Wolfgang Porsche auf seiner Ehrenrunde vorbeirauscht. 149


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STREET STYLE

Ein Wagen wie ein exklusiver Club: der neue Bentley Continental GT Ungefähr nach meiner zweiten Flanierrunde um die Hamburger Binnenalster, ganz in der Nähe vom Hotel „Vier Jahreszeiten“, bleibt ein English Setter wie angewurzelt am Straßenrand stehen, um den Continental GT (und dessen Fahrer) so intensiv zu betrachten, als wären wir altvertraute Bekannte. Gut, der aufmerksame Blick des Jagdhundes mag auch an der Sonderfarbe „Orange Flame“ liegen. Mir ist es aber zunächst einmal ein eindeutiger Hinweis dafür, dass man sich in einem very British car befindet. Einem Auto, das jede Menge Qualitäten vereint und das für die Marke ganz neue Käufergruppen erschlossen hat. Von landadeligen Gentlemen bis zu Profisportlern kann seit gut 15 Jahren jeder im Continental finden, wonach ihm ist. Ideal für die Langstrecke, kraftvoll im Sprint. Als Coupé geradezu vernünftig mit vier Sitzen und respektablem Kofferraum ausgestattet, als 635-PS-Koloss gebaut für ein Leben auf der Überholspur in seiner sichersten und komfortabelsten Form. Ein Zwölfzylinder, der seinen Fahrer komplett tiefenentspannt, während er huldvoll dahingleitet, um das Leben da draußen – also jenseits seines Luxus-Kocons – zu betrachten. Der es andererseits aber auch schafft, zumindest kurzfristig für Bedauern zu sorgen, weil der Gran Turismo mit Winterreifen maximal mit 260 km/h bewegt werden soll. Nie sah diese Power-Kombination so elegant aus wie in dem neuen GT. Für den man sich wie vor einem ersten Date fragt: Was ziehe ich bloß an? Meine persönliche Antwort: natürlich das Kaschmir-Sakko von Regent – was zunächst einmal auch very British klingt, aber die so ziemlich beste Adresse für deutsche Maßkonfektion ist. Und somit bestens passt. Denn Bentley wiederum ist zwar definitiv very British, aber eben auch 150

FACTS MOTOR

12–Zylinder L EISTUNG

635 PS 0–100 KM/H

3,7 Sekunden VERB R AU CH

12,2 Liter P RE IS

ab 201 467 €

Teil des Volkswagen-Konzerns, was der Qualität und Zuverlässigkeit der Modelle des Hauses extrem guttut – und den neuen GT zum besten Bentley und komfortabelsten Coupé aller Zeiten macht. Ein Auto mit der Anmutung eines eleganten, exklusiven Clubs: Scheinwerfer und Schalter erinnern an geschliffene Tumbler aus Kristall, Leder von sechs Kühen fürs Loungegefühl. Womit wir bei dem Winterreifen-Luxusproblem wären. Die Sache mit einem Wagen wie dem GT ist nämlich: Man möchte ihn eigentlich nur in würdiger Umgebung chauffieren. Also in diesem Fall durch die Hamburger Villenviertel und dann schnell raus auf die Autobahn, Richtung Sachsenwald und Friedrichsruh, wo Familie von Bismarck residiert. Was auch den Vorteil hat, dass man nicht an jeder zweiten Ampel von Autobegeisterten fotografiert wird. Auf der Autobahn aber hilft kein Klassikradio und kein Kaschmir-Sakko, da gewinnen die 635 PS und die für einen 2,2-Tonner absurde Beschleunigung. Der Wagen bietet drei Fahrprogramme an: „Sport“, „Comfort“ und schließlich „Bentley“ – was eine Mischung der ersten beiden ist. Ohne Tempolimit, bei freier Straße und im SportModus wird Geschwindigkeit relativ. Unerwartet erklingt das Tempo-260-Winterreifen-Warnsignal, so komfortabel ist die Hochgeschwindigkeitsreise im Allrad-GT. Das Bang & OlufsenSoundsystem spielt Bachs „Wir eilen“, aber tatsächlich gleiten wir. Und ich freue mich schon auf einen weiteren Tag im BenUnser Kolumnist tley. Dann, wir kennen uns ja schreibt hier über nun schon besser, vielleicht in aufregende Abenteuer on the road Jeans und Sneakers. GQ. JA N UA R 201 9

Illustrationen: Paul Rogers, Jan Steins (Porträt)

VON ALEXANDER STILCKEN


Produktion und Protokoll: Annekatrin Meyers. Fotos (bis auf CUPRA-Foto): Marc Trautmann/Schierke Artists. Fotoassistenz: Felix Schöppner, Mario Drescher. Hair/Make-up: Esther Doeppes. Styling: Ruth Kramer. Styling-Assistenz: Sven Hans Weinheimer. Retouch: Mainworks

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Der Schauspieler Michael Madsen auf Spritztour mit dem neuen CUPRA Ateca durch Frankfurt. Mit von der Partie: Künstlerin Mia Florentine Weiss als Interviewpartnerin. Ein Gespräch über Kreativität, schnelle Autos und die Kunst, seine Dämonen hinter sich zu lassen


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MICHAEL MADSEN:

„ICH HABE NICHTS ZU BIETEN AUSSER MEINER EIGENEN VERWIRRUNG“

Anlässlich der Premiere seines Kurzfilms „The Fuel of Creativity“ ist Michael Madsen nach Frankfurt gekommen. Der Film von Hermann Vaske ist Teil des Großprojekts „Why are you creative?“, das sich mit der Antriebsfeder Kreativschaffender auseinandersetzt

Mia Florentine Weiss: Michael, was ist der Treibstoff für Kreativität? Michael Madsen: 99 % meiner Gedichte habe ich geschrieben, als ich sehr unglücklich war. Ich war mal ein ziemlich kaputter Kerl mit richtig vielen Schwierigkeiten und die ganze Zeit auf Drogen. Warst du im Gefängnis? Ja. Ich war früher schwerer Trinker, was wahrscheinlich ein Teil des Grundes dafür war. Also ist Schmerz der Antrieb für Kreativität? Das war er lange Zeit. Schließlich wurde mein Leben aber so beunruhigend, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, und ich hörte

mit all dem auf. Das Schlechte daran ist, dass du nichts mehr hast, worüber du schreiben kannst. Mit Alkohol konnte ich funktionieren, er war wie Raketentreibstoff. Ich brauchte ihn und er hat mich am Leben gehalten. Das ist jetzt nicht mehr so. Ich habe meine Launen heute besser im Griff. Kinder zu haben hat auch viel dazu beigetragen. Wie viele Kinder hast du? Ich habe sechs Jungs. Sie sind ziemlich wild, wie ein Rudel Wölfe. Gibt es einen Ratschlag, den du deinen Kindern geben würdest, wenn sie auch in die Schauspielerei gehen wollten? Ich würde ihnen sagen, dass sie sich etwas anderes einfallen lassen sollen. Ich wusste, dass du das sagen würdest. „Geh und such dir einen richtigen Job!“ Ja, ja, mein Vater sagte immer: „Wann wirst du einen richtigen Job bekommen?“ Stattdessen drehst du, fotografierst, schreibst Bücher und Gedichte. Ich habe mit dem Schreiben begonnen, weil ich die Gedanken aus meinem Kopf haben wollte. Als Schauspieler reist du viel, steckst in Zügen und Flugzeugen fest, in Hotels und Motels. Da kannst du viel Zeit totschlagen – Zeit, in der du was tun musst, sonst hast du das Gefühl, irgendwann verrückt zu werden. Ich begann, die Dinge, die mir durch den Kopf gingen, auf ein Streichholzheft zu schreiben oder auf eine Serviette oder was auch immer ich sonst finden konnte. Am Ende habe ich das meiste davon aus irgendeinem Grund aufgehoben.


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Woher kommt deine Kreativität? Von Verwirrung. Sie kommt von einem Bedürfnis, zu überleben, auf so ziemlich alles neugierig zu sein. Also, denkst du, du hast dein inneres Kind behalten? Vermutlich. Ich kann sehr emotional sein. Es ist lächerlich: Ich kann bei einem TVSpot weinen, wenn er gut gemacht ist. Ich bin ständig emotional am Abgrund. Was treibt dich an? Oh Gott, ich weiß nicht. Ich möchte lange genug hier bleiben, um sicherzustellen, dass meine Jungs auf eigenen Beinen stehen können und nicht mehr auf mich angewiesen sind. Was ist der Grund, warum du drangeblieben bist? Was ist dein Antrieb? Nun, ich denke, ich will die Welt verändern. Als Europäer fühle ich mich in gewisser Weise von meinem kulturellen Erbe angezogen. Wenn alles auseinanderfällt – wie das Klima und die Politik –, haben wir nur noch das, was wir geschaffen haben. Und ich glaube, es gibt wichtige Dinge, die wir durch Kunst und Poesie kommunizieren können. Es ist die Zeit der Frau. Die zunehmende Gleichberechtigung der Frau ist wirklich großartig. Das einzig Dumme daran ist, dass ich ein Gentleman bin und immer noch an Ritterlichkeit glaube. Wenn jemand mit einem Haufen Waffen auf uns zukommen würde, dann würde ich mich wahrscheinlich vor dich werfen. Das ist ein natürlicher Instinkt. Oder du hältst einer Frau die Tür auf und sie sagt: „Warum machst du das?“ Das ist die Seite, die mich daran fertigmacht.

Treffpunkt am Mainufer in Frankfurt vor dem Museum für Kommunikation, Ort der Ausstellung „Why are you creative?“, zu der auch Michael Madsen beigetragen hat. Mit dem CUPRA Ateca holt Michael Madsen Mia Florentine Weiss ab. Die Performance-Künstlerin hat ein Atelier in Berlin und Los Angeles sowie in Frankfurt. Seit ihrer Ausstellung im Frankfurter Senckenberg Museum 2015 befindet sich dort Kunst von ihr im öffentlichen Raum.

Ja, ich weiß, was du meinst. Extreme gehen mit jeder Bewegung einher. Im Grunde wäre die Mitte die ideale Welt. Apropos Waffen und Ritterlichkeit: Als man mich bat, dich zu interviewen, dachte ich sofort: Das ist doch dieser Typ aus „Reservoir Dogs“, der mit dem Benzinkanister tanzt, bevor er jemanden anzündet. Wie empfindest du selbst diese intensiven Gewaltszenen in Quentin Tarantinos Filmen? Ich glaube, ich verstehe die Mentalität eines kriminellen Verstandes. Das liegt vermutlich daran, dass ich als Teenager selbst oft in großen Schwierigkeiten war. Womit ich aber bei den Dreharbeiten zu „Reservoir Dogs“ wirklich ein Problem hatte, war, als Kirk Baltz in der besagten Szene anfing zu weinen und flehte: „Verbrenn mich nicht. Ich habe eine Frau und ein kleines Kind.“ Das stand nicht im Drehbuch und ich meinte zu Quentin: „Wenn er mir in dieser Szene sagt, dass


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er eine Frau und kleine Kinder hat, dann werde ich ihn nicht verbrennen. Ich will das nicht tun!“ Quentin erwiderte: „Ja, aber so denkt Michael Madsen; Mr. Blonde schert sich einen Dreck um diesen Mann und seine Kinder. Er wird ihn verbrennen.“ Also musste ich irgendwie die Umstellung schaffen. Und trotzdem habe ich Kirk gebeten: „Sag es nicht, bitte sag es nicht.“ Als wir die Szene drehten, war er aber so nervös, dass es dennoch aus ihm herausplatzte. Aber im Film hört man das kaum. Du weißt, dass Tim Roth darauf sechsmal auf mich schießt. So bekomme ich am Ende das, was ich verdiene. Wie ist es, mit Quentin Tarantino zu arbeiten? Für mich ist es einfach, weil wir uns so gut kennen. Er muss mir nicht wirklich viel Orientierung geben. Irgendwie weiß er, was ich tun werde, bevor ich es tue. Viele Schauspieler brauchen beim Dreh mit ihm

MICHAEL MADSEN ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Filmemacher, Autor und Fotograf. Mit seiner rauen Stimme und lässigen Cowboy-Manier in Filmen wie „Reservoir Dogs“, „Donnie Brasco“ oder „Kill Bill“ wurde er zum Kult-Raubein des amerikanischen Autorenkinos. 2019 wird er neben Leonardo DiCaprio in Quentin Tarantinos neuem Film „Once Upon a Time“ in Hollywood zu sehen sein.

MIA FLORENTINE WEISS ist eine deutsche Konzept- und PerformanceKünstlerin, die zwischen Objektkunst und Multimedia agiert. Mit ihrer AmbigrammSkulptur „LOVE/HATE“, in der sie die Extreme menschlicher Emotion einander gegenüberstellt, erregte sie internationales Aufsehen. Weiss’ aktuelles Projekt „KREUZ WEG – A Handful of Europe“, ein Zeichen für ein vereinigtes Europa, wird 2019 in der Berliner Nikolaikirche gezeigt.

10 oder 15 Takes, ich bekomme es normalerweise in den ersten zwei oder drei hin. Wir haben bei vielen Dingen den gleichen Sinn für Humor und lieben dieselbe Art von Filmen. So kommunizieren wir, ohne wirklich viel zu reden. Es ist eine große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Und er ist jetzt besser, als er es je war. Wolltest du immer Schauspieler werden oder gab es auch mal einen anderen Plan? Eigentlich war ich der Rennfahrerei verschrieben. Richard Petty war mein Held. Ich wollte NASCAR-Rennen fahren und professioneller Rennfahrer werden. Autos waren mein Antrieb im Leben. Ich dachte, das würde mein Ding für den Rest meines Lebens sein. Ich war ein Schrauber in der Highschool und baute damals an einem Road Runner. Leider hatte ich damit dann einen schweren Unfall und das veränderte alles. Ins Filmgeschäft rutschte ich dann zufällig.

ANZUG Strellson HEMD Brioni GÜRTEL Hugo STIEFEL Michael Madsen’s own made to measure HUT Stetson


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Oben links: Während ihres Gesprächs fallen Michael Madsen die vollgeschriebenen Hände seiner Interviewpartnerin auf. Darauf notiert sich die Künstlerin immer Gedanken und Inspirationen.

Oben: Der CUPRA Ateca 2.0 TSI Start&Stop 221 kW 4Drive DSG (300 PS). Kraftstoffverbrauch Benzin: innerorts 8,9 l/100 km, außerorts 6,5 l/100 km; kombiniert 7,4 l/100 km; CO2-Emissionen: kombiniert 168 g/km; CO2-Effizienzklasse: D

CUPRA-Rucksack über trakatan.com

„ICH BIN EMOTIONAL STÄNDIG AM ABGRUND“ Auf welche Autos stehst du? Ich bin ein amerikanischer Muscle-Car-Typ. Ich mag Super Bees, Chargers, Road Runners, Super Sport Chevelles und Corvettes. In „The Getaway“, einem Remake des Steve-McQueen-Films, haben sie mich ein NASCAR-Auto fahren lassen. Und ich fuhr 10 Runden mit dem verdammten Ding. Somit habe ich mir den Traum, auf einer NASCAR-Rennstrecke zu fahren, doch noch verwirklicht. Das war ziemlich aufregend. Was ist dein Traum vom Leben? Vielleicht einfach immer weiterzumachen, immer wieder von Neuem überrascht werden zu können und nie depressiv zu werden. Hast du ein Mantra? Sag du mir erst deins.

Als ich noch sehr jung war, habe ich mal geschrieben: „I’m art says my heart. I’m a born idea that’s why I’m here.“ Nun, ich habe nicht wirklich ein Mantra. Wenn ich mir aber eines ausdenken müsste, so wäre es wohl, dass es besser ist, nicht so viel zu reden und mehr zuzuhören. Man lernt durch Zuhören viel mehr vom Leben als durch Reden. Wenn man manchmal zu viel redet, kann man sich schnell als Idiot entpuppen. Ich mag ruhige Leute. Sie sind sehr faszinierend. Kannst du mir etwas aus deinen Gedichten vortragen? Eine kleine Zeile? Ich habe nichts zu bieten außer meiner eigenen Verwirrung. Mir scheint, da ist viel mehr als nur Schmerz. Ich denke, jeder Mann sucht nach einer Möglichkeit, dem Tod zu entkommen und die Unsterblichkeit zu finden. James Brown sang einmal: „It’s a man’s world.“ Der Song endet allerdings mit: „It would be nothing without a woman or a girl.“ Das gefällt mir irgendwie. Vielleicht ist das ja der wahre Treibstoff.


Seine Erfolgsgeschichte ist nahezu einzigartig: Jetzt feiert der groÃ&#x;e Designer 50 Jahre im Business! GQ traf die Ikone des American Style zum exklusiven Talk in New York City

RALPH

LAUREN INTERVIEW

TOM JUNKERSDORF 156

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Foto: Courtesy of Ralph Lauren


RALPH LAUREN

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Es ist ein Glück, einen Menschen wie Ralph Lauren zu treffen. Es gibt nur wenige Persönlichkeiten – in der Welt der Mode oder sonstwo –, die auf eine so lange und einflussreiche Karriere zurückblicken können wie er. Der Mann, der nie eine Mode-Ausbildung gemacht hat, sich trotzdem 1968 in New York City mit einer Krawatten-Kollektion selbstständig machte und aus seinem Start-up ein globales Milliarden-Imperium formte. Und plötzlich steht er lächelnd vor einem. Ein besonderer Moment …

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MARTIN SCHOELLER

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Der Meister an seinem Arbeitsplatz im New Yorker Büro: Das kreative Chaos auf dem Schreibtisch erinnert an die Sammlung eines Spielzeugmuseums

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Mr. Lauren, Sie leiten seit 50 Jahren ein Unternehmen mit inzwischen 26 000 Angestellten. Was ist Ihr wichtigster Business-Tipp? Ich halte es für wichtig, dass man an das glaubt, was man tut. Man sollte ein Gefühl dafür haben, wer man ist, und konsistent bleiben. Ich behaupte mal, 50 Jahre sind ziemlich konsistent. In 50 Jahren durchlebt ein Unternehmen Hochs und Tiefs, es läuft nicht immer alles glatt. Man muss eine Philosophie entwickeln. Ich beispielsweise habe mit Krawatten angefangen, und die Leute haben sie gekauft. Also fragte ich mich, was ich als Nächstes ausprobieren kann. Es folgten Hemden, dann Damen- und Kindermode. Ich glaube, man braucht eine klare Perspektive. Die fehlt aber vielen. Die meisten Leute denken: „Ah, ein neuer Trend, Kollaborationen sind das neue Ding, also sollten wir kollaborieren.“ Aber für uns ist das meiner Meinung nach keine Antwort. Unsere Antwort besteht darin, einen konsistenten Look und Style zu pflegen – einen Style, der mehr sein sollte als nur eine Mode. Für mich geht es um Klasse und Glamour – nicht um die allerneuesten News, sondern um Kultiviertheit. Das ist die Grundlage für eine konsistente Einstellung dazu, wer man ist und was für einen Geschmack man hat. Meine Welt dreht sich um den Geschmack, den ich als klassisch bezeichnen würde, und um die Nuancen, die jemanden dazu bewegen, ein Kleidungsstück anzuziehen. Die Frage ist also, wie hält man 50 Jahre lang durch? Zunächst einmal braucht man ein gutes Team. Ein Team, das an das glaubt, was man tut, und das entsprechende Verständnis mitbringt. Dieses Verständnis haben übrigens auch junge Leute, die in den Zwanzigern stecken, auch Jugendliche und sogar Kinder: Sie lieben ihr Polo-Pony, und die Marke Polo lieben sie auch. Es ist wie ein Club. Und dann sind da noch meine Restaurants. Sie alle vermitteln ein gewisses Gefühl, sie sind alle erfolgreich und verbreiten dieselbe Botschaft: Qualität, Zeitlosigkeit, Vergnügen und Eleganz. Es kommt auf die Mischung an – ich glaube einfach nicht, dass es ausreicht, nur eine einzige Facette zu haben. Wenn jemand zum Beispiel sagt: „Wir sind klassisch“ … Das klingt doch langweilig, nach Neuigkeiten von gestern. Zeitlosigkeit, Geschmack und eine klare Perspektive – das ist es, was mich immer aufrecht gehalten hat. Und das Wissen, wie man mit der Zeit geht. Ist es Ihnen immer leichtgefallen, konsistent zu bleiben? Auch wenn alle um Sie herum sagten: „Hey, wir sollten dies oder jenes tun!“? Sobald man neue Leute in ein Unternehmen holt, entsteht bei manchen die Befürchtung, diese neuen Leute könnten eine ganz neue Vision mitbringen. Aber ich bin von Anfang an für die Ästhetik und Entscheidungen über das Führungspersonal verantwortlich gewesen, also ist unser Geschmack immer konsistent geblieben. Gedanken wie: „Oh! Ich muss einen neuen Designer einstellen, vielleicht wird dann alles jünger und neu!“ kenne ich nicht. Es gibt Unternehmen in Paris und Mailand, die agieren ständig so. Aber das ist nicht das Fundament unseres Unternehmens. Wir sind eher wie Chanel oder Hermès. Das Unternehmen hat eine Vision, und diese Vision mag zwar ständig wachsen und sich wandeln, aber was Geschmack und Perspektive betrifft, ist sie konsistent. Wie darf man sich diesen Designprozess vorstellen? Wie sehen Ihre Morgenstunden aus? Ich kann um neun, um zehn, um zwölf hier ins Büro kommen. Davor treibe ich aber jeden Morgen Sport. Dann arbeite ich bis etwa sieben und gehe von einem Raum in den nächsten, ein bisschen wie ein Arzt, um mir alles anzusehen, was so passiert. Ich will sehen, was bei Polo für Frauen, Polo für Männer passiert, wie es mit der nächsten Show läuft … Ich arbeite mit Teams, die ich selbst entwickelt habe. Polo, Polo Herren, Polo Damen … Jede Sparte hat ihre eigene Leitung. Wir arbeiten mit dem Team zusammen, und ich vermittle ihnen genau, was ich will. Aber sie sind schon seit Jahren dabei, also wissen sie eigentlich, worum es bei Ralph Lauren geht, und versuchen immer wieder, neue 159


RALPH LAUREN

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DAS LEBEN EINER STIL−IKONE 1 Style auf Rädern Der Designer fährt in den 70ern mit dem Fahrrad durch New York City

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2 Gefeierte Fashion Mit Jeans, T-Shirt und Western-Gürtel nach der Präsentation der Frühjahr/SommerKollektion 1995 3 Family first Mit Ehefrau Ricky und den beiden Söhnen David und Andrew vor seinem Haus in den Hamptons 4 Natur-Liebhaber Auf einem Picknicktisch bespricht er mit seinem Team eine neue Kampagne 5 Bigger is better Lauren präsentiert extrabreite Krawatten. Mit deren Design begann Ende der 60erJahre seine Karriere 6 Im Herzen Cowboy Lauren auf seiner über 4 000 Hektar großen Double-RLRanch in Colorado

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Fotos: Lynn Karlin, Dan Lecca/Condé Nast, George Chinsee, Getty (3)

Es gibt immer wieder junge Designer, die IHREN GROSSEN AUGENBLICK haben, aber es wirkt so, als ob sie für die Magazin− Redakteure designen, nicht für den Kunden Leute dazuzuholen. Ich habe ein genaues Gespür für Veränderungen und weiß, dass wir wandelbar bleiben müssen. Und da draußen ist immer jemand mit neuen Ideen, einer anderen Denkweise. Die Leute in meinem Unternehmen sind sehr jung und hip, auch wenn sie teilweise schon 25 oder 30 Jahre dabei sind. Sie wissen, was angesagt ist, und sie tragen selbst unsere Sachen. Niemand vertritt unser Produkt so gut wie sie! Was glauben Sie, wie es für Ihre Angestellten und die jungen Designer ist, wenn Sie wie ein Arzt von Tür zu Tür gehen? Es ist ja nicht so, dass sie zu mir kommen und sagen: „So, Ralph, hier ist das Ergebnis!“ Ich sitze da und arbeite selbst an den Kollektionen. Sie sind stark und sorgen für die Identität. Ich mache das schon sehr lange, weil ich so angefangen habe. Ich habe verschiedene Leute eingestellt und aufgebaut, und wir sind gemeinsam gewachsen. Wenn der eigene Name an der Tür steht, sollte man besser dafür sorgen, dass man das richtige Team und die richtigen Produkte hat, dass man konsistent ist und weiß, wer man ist. Wir arbeiten außerdem konstant mit unseren Kunden, um zu begreifen, was sie wollen und was wir tun sollten. Für mich gibt es immer noch etwas zu lernen. Auch nach 50 Jahren noch? Ja, ich denke, man lernt nie aus. Wissen Sie, als ich für die Krawattenfirma arbeitete, war ich 24. Ich hatte Ideen, aber sie fanden meine Ideen nicht gut, also bin ich gegangen. Eigentlich wollte ich gar nicht gehen, ich mochte das Unternehmen, aber ich hatte den Eindruck, dass es sich nicht entwickelt. Ich hatte so viele Ideen – wie gesagt, ich war 24. Ich trug breite Krawatten, als gerade alle Welt schmale Krawatten trug. Ich hatte meinen eigenen Look, und darauf begann ich aufzubauen. Hätten Sie jemals auch nur in Ihren wildesten Träumen gedacht, dass aus Ihrem Unternehmen eines Tages das werden würde, was es heute ist? Nein, nie. Es ging mir ja auch nie um Größe, sondern um Ideen. Das mit dem Teddybären beispielsweise war einfach etwas, worauf ich spontan Lust hatte. Ich stellte in meiner FaGQ.JANUAR 201 9

brik die ganze Kleidung her, also trugen die Teddys einen schönen Anzug, ein Hemd und eine Sonnenbrille – plötzlich ist eine Idee da, und dann stimuliert sie weitere Ideen. Ich machte also die Bären, und dann dachte ich: „Hm … lasst uns doch Bärenpullis machen!“ Und plötzlich waren sie ein Hit! Nicht dass wir von Hits leben – aber wir leben von Neuerungen. Wir müssen aktuell bleiben, nah an der Welt, informiert über alles Neue, aber eben auch über das Alte und vor allem darüber, wer und was wir wirklich sein wollen! Es gibt immer wieder junge Designer, die ihren großen Augenblick haben, aber es wirkt so, als ob sie mit ihren Entwürfen nur die Magazine erreichen wollen. Sie designen für die Redakteure, nicht für den Kunden. Dabei ist es so wichtig, seine Kunden gut zu kennen. Wo holen Sie sich Inspiration? Überall! Aus Büchern – alten und neuen –, von Leuten auf der Straße. Wenn man Glück hat, sticht einem etwas ins Auge, und man sagt: „Hey, das ist ja toll!“ Man muss raus an die frische Luft. Wir alle brauchen das – jeder Kreative muss vor die Tür, um zu begreifen, was er wirklich will, was er aufregend findet. Für mich ist das der Kern meiner Arbeit. Ich war nicht auf der Modeschule, ich arbeite nicht mit Fokusgruppen. Ich hatte einfach das Glück, die richtigen Leute in die Firma bringen zu können und mit guten Leuten zu arbeiten. Wenn ich verschiedene CEOs aus verschiedenen Branchen frage, sind sich alle einig, dass letztlich eins zählt: sich die besten Talente ins Unternehmen zu holen. Nun ja, manchmal haben wir diese Talente, manchmal nicht. Viele Leute versuchen, Angestellte aus meinem Unternehmen abzuwerben! So läuft das nun mal. Man baut ein Team auf, arbeitet mit guten Leuten und kann nur hoffen, dass sie bleiben, weil sie das Gefühl haben, gut bezahlt zu werden und für dich arbeiten zu wollen, weil sie den Stil und das Unternehmen mögen. Am Ende sind das die Gründe dafür, dass jemand 30, 40 Jahre lang bleibt. Man sollte seine Angestellten immer wahrnehmen und auch mitbekommen, welchen Beitrag sie leisten. Es gibt Leute, die schon ewig hier sind, aber auch neue Leute,

die dazukommen. Das Unternehmen wächst ja ständig. Es hält nie still. Man eröffnet einen Laden hier, einen Laden dort … So etwas gab es ja alles noch gar nicht, als ich anfing. Es gab noch gar keine eigenen Stores, richtig? Stimmt. Männermode war zu meinen Anfangszeiten noch eine völlig andere Branche. Sie war langweilig! Sie kreieren Mode, aber auch Bars und Restaurants … Vor zehn Jahren hätte ich nie gedacht, dass ich mal ein Restaurant eröffne! Aber manchmal ergibt sich einfach etwas, und hin und wieder wird ein Hit daraus. Die Möglichkeiten sind so zahlreich … Vielleicht kommt beispielsweise jemand auf mich zu und sagt: „Wir wollen ein Hotel mit Ihnen eröffnen!“ Vielleicht sind sie gar nicht die Richtigen für so ein Projekt, aber sie kommen trotzdem auf mich zu, weil ihnen das Geschmacksniveau, das ganze Unternehmen und die Symbolik von Ralph Lauren zusagen. Wir haben eine Perspektive, die viele Leute anspricht. Wie kam das legendäre PolospielerLogo eigentlich zustande? Wissen Sie, ich kann wirklich nicht behaupten, dass alles allein mein Werk ist. Aber das Logo habe tatsächlich nur ich kreiert, weil ich kein Geld hatte. Ich arbeitete in der Krawattenfirma und hatte eine Vorstellung davon, was für Kleidung mir gefällt – preppy, aber klassisch. Und ich mochte Sport, aber etwas wie Baseball oder Basketball kam nicht infrage. Doch die Leute, die Polo spielten – die waren glamourös. Haben Sie selbst Polo gespielt? Nein, nie. Aber mir gefielen der Name und die Bildsprache des Spiels. Als ich die Marke „Polo“ nannte, fragten mich einige Leute: „Wieso denn Polo? Wegen Marco Polo?“ Sie hatten keine Ahnung, was das soll, aber sie liebten die Produkte. Und schon bald sprach man von der „Polo-Krawatte“, dem „PoloHemd“. Das „Polo“ – es wurde ein richtiges Ding. Die Heranwachsenden liebten es! Es erreichte so viele unterschiedliche Menschen an so vielen unterschiedlichen Orten. Ich habe keine Ahnung, wie es sich so stark verbreiten konnte! Im Lauf der Jahre haben schon so viele Leute zu mir gesagt: „Weißt du, Ralph, ich bin mit dir aufgewachsen … Habe deine Kleidung getragen … Es musste immer Polo sein. In der Schule brauchte ich ohne Polo gar nicht aufzutauchen.“ Lehnen Sie sich manchmal zurück und denken: „Ich kann einfach nicht glauben, wie das alles gelaufen ist!“? Ja, das kommt vor. Ich habe viel zu tun und schwimme einfach mit dem Strom – ich hatte nie vor, ein großes Unternehmen zu führen. Mein eigenes Unternehmen wollte ich eigentlich bloß, um mich ausdrücken zu 161


RALPH LAUREN können. Ein Unternehmen, für das und mit dem ich arbeiten kann. Ich hatte eine klare Perspektive, schließlich will man ja mit etwas arbeiten, womit man sich auch identifizieren kann. Wenn man beispielsweise für GQ arbeitet, gefällt einem vielleicht der Geschmack, der Style des Magazins. Man gehört zu einer führenden Institution in der Herrenbranche und unter den Herrenmagazinen, und darauf ist man stolz. Man fühlt sich gut mit dem, was man hat. In meinem Fall gilt, dass ich liebe, was ich tue, und an die Produkte glaube. Wäre das nicht so, wäre ich nicht hier. Ich liebe es zu designen, an Neuheiten zu arbeiten, zu Neuem hinzustreben. Und die Anerkennung, die ich erfahren habe, zeigt mir, dass ich erfolgreich war. Natürlich ist es bemerkenswert, so lange Zeit über im Business zu bleiben, aber am Ende ist es doch nicht die Zeit, die zählt. Wissen Sie, im Leben passieren einem Dinge, und man zieht sie einfach durch. Im Vorhinein weiß man nie, woraus eine große Sache wird. Ich habe nicht damit gerechnet, ein so großes Unternehmen aufzubauen. Das passierte einfach so, weil wir immer weiterwuchsen. Ich hatte immer neue Ideen, alles war im Fluss, es geschah einfach. Aber ein Plan steckte nicht dahinter. Stimmt es, dass Sie Ihr Unternehmen mit 50 000 US-Dollar gegründet haben? Ja, jemand hat mir 50 000 Dollar geliehen und wurde mein Partner, aber dann habe ich ihn ausbezahlt. Der beste Deal aller Zeiten! Ja, der beste Deal für ihn. Und auch der beste Deal für mich. Ich hatte nicht das nötige Geld, aber ich hatte Style, ich hatte das gewisse Etwas. Und als ich die Krawatten herstellte – mein allererstes Produkt –, wurden sie schnell zu einer großen Sache. Ich sah sie im Fernsehen, an Schauspielern, einfach überall! Das ist lange her, 50 Jahre, und ich finde es heute noch genauso erstaunlich wie damals. In den USA hat man die Möglichkeit, etwas aufzubauen. Ich weiß nicht, wie das in anderen Ländern läuft, aber ich schätze, es ist schwerer. Ich konnte mir Geld leihen und ein Unternehmen gründen. Gehen Sie manchmal zu Fashionshows? Nein. Ich richte meine eigenen Shows aus, und inzwischen weiß ich, wie man das macht. Aber als ich anfing, wusste ich nur eins: wie man Krawatten macht. Und ich hatte Style, ich sah in meinen Sachen gut aus. Also fragten mich die Leute: „Wo hast du das her?“ Es lief sozusagen von selbst. Sie haben ausgesehen wie ein FilmStar. Ich habe mir all die alten Bilder in Ihrem Buch angesehen, unglaublich! 162

1988: Ralph Lauren mit seiner Ehefrau Ricky und Dustin Hoffman bei der „Salute to Designer Ralph Lauren“-Gala im New Yorker American Folk Art Museum

Danke. Ich wollte auch tatsächlich ein Film-Star sein. Heutzutage müsste ich den alten Knacker spielen … (lacht) Stehen Sie in Kontakt mit anderen Designern? Ein paar von ihnen sind große Fans, andere haben für Ralph Lauren nicht viel übrig. Aber ich schätze, ich kenne die meisten von ihnen, und als ich dieses Jahr [bei den CFDA Fashion Awards] geehrt wurde, waren all diese US-Designer da, um davon zu erzählen, was Ralph Lauren für die Branche getan hat. Ich glaube also, dass ich ein gutes Verhältnis zu anderen Modedesignern habe. Welche Unterschiede sehen Sie zwischen US-amerikanischer und europäischer beziehungsweise italienischer Mode? Ich schätze, in der US-amerikanischen Mode geht es ums große Geschäft. Die Europäer haben ein viel natürlicheres Empfinden für ihren eigenen Stil. Sie sind modebewusster und brauchen nicht allzu groß zu werden. In Amerika muss man wachsen – es ist schwer, klein zu bleiben. Viele Designer halten sich nur kurz, sie sind nicht von Dauer. Armani schon. Armani hatte eine Vision, eine klare Perspektive. Karl Lagerfeld ist ein großartiger Designer. Das Leben solcher Modeschöpfer ist Fashion pur, Aufregung pur, es ist geprägt von ihrem Interesse an Veränderungen und dem Neuartigen. Prada ist natürlich auch sehr gut … Es gibt viele gute Designer, aber nur eine Handvoll ist wirklich großartig. Viele Designer lassen sich anstellen, anstatt ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Ja, das ist schon ein Unterschied. Und was für einer! Ich konnte meine Welt nur deswegen ganz allein planen, weil ich ein Unternehmen gegründet und einen Haufen Leute eingestellt habe! Niemand hat mir gesagt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich konnte immer das tun, was ich für richtig hielt. Und dadurch habe ich mich nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten halten können. Wenn man für ein Unternehmen arbeitet und die Branche schwächelt, kommt es vor, dass der Designer oder die Werbung dafür verantwortlich gemacht werden, und schon ist man seinen Job los. Aber so arbeite ich nicht. Ich glaube, dass man Talente aufbauen und ihnen treu bleiben sollte. Es kommen gute und schlechte Zeiten, und man muss selbst wissen, wer gut ist und wer nicht. Was war für Sie die glücklichste Zeit und was die schwerste? Das ist schwer zu sagen, weil immer irgendetwas passiert. Wenn die Wirtschaft schwankt und das Business rauer wird, sind das schon schwere Zeiten! Ich habe das drei- oder viermal erlebt: Es läuft nicht so gut, der Absatz verlangsamt sich, die Dinge ändern sich. Aber man muss weitermachen, man muss die Veränderungen durchleben. GQ.JANUAR 201 9


Foto: Getty Images

Im Augenblick sind die Zeiten für mich großartig, aber das liegt daran, dass ich hart arbeite und das Unternehmen inzwischen stark ist. Es wird immer besser, und ich habe ein tolles Team, also habe ich ein gutes Gefühl, was das Unternehmen betrifft. Und ich merke die Anerkennung. Inzwischen begreifen die Leute, was es mit Ralph Lauren auf sich hat. Wissen Sie, da arbeitet man so lange, und irgendwann kommt plötzlich der Punkt, an dem die Leute sagen: „Hey, der Typ ist nett, und er ist gut! Er ist nicht erst seit einem Jahr da, also muss er gut sein …“ Versuchen Sie bloß mal, sich 50 Jahre lang als Designer in der Modeindustrie zu halten. Oder ein Unternehmen zu gründen, das sich 50 Jahre lang hält – das ist nahezu unmöglich! Waren Sie während Ihrer Karriere schon einmal an dem Punkt, an dem Sie dachten: „Okay, das könnte das Ende des Ralph-Lauren-Imperiums sein“, oder war das Unternehmen durchgängig erfolgreich? Nein, war es nicht. Man muss Risiken eingehen, und manchmal stehen die Chancen schlecht, und das Unternehmen und die Wirtschaft schwächeln. Jedes Unternehmen durchlebt solche längeren schwierigen Phasen, so wie es auch die USA in der Vergangenheit getan haben und jetzt im Augenblick tun. Wissen Sie, jedes Unternehmen auf der Welt kennt Zeiten der Verzweiflung, der Erfolglosigkeit. Die Frage ist: Wie hält man in solchen Momenten fest an dem, woran man glaubt, und macht einfach weiter? Wenn man mich fragt, was ich jungen Leuten raten würde, kann ich nur sagen: Versucht, ihr selbst zu bleiben. Seid keine Fähnlein im Wind! Tut niemals etwas, nur weil ein neuer Designer auf der Bildfläche erschienen ist, über den alle Welt schreibt. Glaubt an euch, und wenn ihr gut seid, wird man euch finden! Das kann hart sein, aber wenn man versucht, jemand anders zu sein, wird man es nie zu etwas bringen! Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, was würden Sie sich selbst raten? Das ist eine gute Frage … Geh voran, glaube an dich, sei dir sicher, dass du den richtigen Geschmack und das richtige Konzept hast. Und denk immer daran: Du bist nicht allein auf der Welt, denn die Welt ist offen, und du musst immer das Neue, aber auch das Klassische berücksichtigen. Ich kann nur sagen, dass alles, was ich getan habe, funktioniert hat! Denn sonst wäre ich nicht hier. Ich habe alles getan, was ich gerne tue. Wissen Sie, ich liebe Frank Sinatra. Als ich heranwuchs, war er gut in Form. Dann, ich war vielleicht 18 und er über 50, lief es nicht mehr sonderlich mit seiner Karriere. Die jungen Leute kauften Rock ’n’ RollPlatten, keiner hörte mehr Frank Sinatra. Für eine Weile war er erledigt. Aber er hielt fest an seinem Glauben daran, wer er ist. Und obwohl er schwere Zeiten durchlebte, kämpfte er sich wieder nach oben. Ich finde das großartig. Er wusste, wie er sich selbst modernisieren kann. Er rettete sich nicht einfach nur, er verbesserte sich, fand heraus, wie er aktuell bleiben und sich weiterhin profilieren konnte. Das, würde ich sagen, sind die Dinge, an die ich glaube. Das Leben ist keine Einbahnstraße, niemand hat einen dauerhaften Höhenflug. So läuft das nur im Film. Man muss sich seinen Weg erarbeiten. Gibt es Dinge, die Sie bereuen? Ich glaube nicht, dass ich etwas bereue. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als unglücklich mit seiner Arbeit zu sein und in einem Job festzustecken, den man nicht mag. Morgens aufzustehen und nicht zur Arbeit zu wollen. Zu merken, dass die eigenen Talente nicht gewürdigt werden, worin auch immer sie bestehen und in welchem Beruf man arbeitet. Jeder möchte sich gut fühlen mit dem, was er macht, und das Gefühl haben, dass seine Vision eine Rolle spielt, dass er etwas zu sagen hat. Ich halte das für eine tolle Sache und für das Wichtigste für unser Wohlbefinden: das Gefühl zu haben, dass wir in irgendeiner Form einen Beitrag leisten, dass wir bei unserer Arbeit Dinge tun, die wir mögen, und damit Erfolg haben. Man braucht nicht Ralph Lauren zu sein, um erfolgreich zu sein. Man kann auf jeder Ebene erfolgreich sein, solange man nur liebt, was man tut. GQ.JANUAR 201 9

Sind die Zeiten gut für Herrenmode? Für mich sind es jedenfalls gute Zeiten, und das kann ich wirklich nicht von allen Phasen behaupten! Aber ich habe immer durchgehalten und genügend aufgebaut, damit der Laden weiterläuft und stärker wird. So weiß man, dass man wirklich gut und erfolgreich ist: wenn man auch in den schlechten Zeiten durchhält. Wenn alles gut läuft und einem leichtfällt, wird man nie erfahren, was wirklicher Erfolg ist. Was tragen Sie selbst am liebsten? Ich trage alles, auch Jeans und Cowboystiefel, in denen fühle ich mich wohl. Ich habe eine Ranch, also trage ich so etwas gerne. Aber ich trage auch Anzüge. Ich habe wunderschöne Anzüge, Hemden und Krawatten. Ich persönlich glaube, dass alles offen ist. Ich glaube, das ist Freiheit: tragen zu können, was man will, wenn man sich gut darin fühlt. Manchmal kombiniere ich Jeans und Smoking, und andere Männer kommen auf mich zu und sagen: „Ich würde das auch gern tragen, aber ich kann nicht! Ich weiß einfach nicht, wie, und das macht mir Angst.“ Männer sollten locker sein, sie sollten Ausdrucksfreiheit genießen. Das ist Luxus: tragen zu können, was man will. Es gibt zwei Arten von Luxus: einerseits die Freiheit, sein zu dürfen, was man will, und sich Ausdruck verleihen zu dürfen, wie man will. Und andererseits, gute Dinge kaufen zu können. Schöne Anzüge, ein gutes Hemd und eine gute Krawatte und andere Dinge, in denen man sich wohlfühlt, eine schöne Uhr … Alles, womit man seinem Geschmack Ausdruck verleihen kann. Das einem das Gefühl schenkt, das hier ist gut, ein gutes Produkt. Das hier ist etwas, das ich gerne trage. Das ist für mich Luxus. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Ich halte mich viel in Colorado auf, ich habe dort eine Pferderanch in den Bergen, es sieht aus wie in der Schweiz. Ich verbringe einige Zeit dort, vor allem im Juli. Ich entspanne mich, fahre mit meinen Rennwagen durch die Berge. Ich bin kein Workaholic. Manchmal bin ich auch unten in Montauk, Long Island, und gehe an den Strand, um runterzukommen und mich zu regenerieren. Laden Sie Freunde dorthin ein? Nein, ich habe nicht viele Freunde. Ich kenne eine Menge Leute, aber ich würde nur wenige von ihnen als Freunde bezeichnen und Zeit mit ihnen verbringen. Ich habe so viel zu tun, dass meine Freizeit vor allem für meine Frau und meine Kinder reserviert ist. Und wenn ich in Montauk bin, gehe ich vielleicht an den Strand, liege herum, lese, gehe ins Kino, so etwas eben … Aber ich treffe mich mit niemandem. Ich bin nicht sonderlich sozial. Auf was für Leistungen sind Sie besonders stolz? 163


RALPH LAUREN

Also, ich habe eine Familie, das ist schon eine Leistung. Ich habe drei Kinder und eine wunderbare Frau, mit der ich seit 54 Jahren verheiratet bin … Glückwunsch! Meine Frau ist bildschön, sie ist Österreicherin. Und ich denke, meine Kinder sind gute, nette Menschen. Das ist der eine Lebensbereich, der mir wichtig ist. Der andere ist meine Arbeit. Durch sie habe ich Erfolg und Erfüllung erlebt, ich habe Anerkennung erfahren und mit sehr wenig Hilfe angefangen, aber trotzdem ein Unternehmen gründen können, das auf meinem Geschmack und meiner Vision beruht. Und es ist sowohl in finanzieller als auch in künstlerischer Hinsicht erfolgreich. Mehr kann ich mir nicht wünschen. Und haben Sie neben Mode, Kunst und Ihrer Autosammlung weitere Interessen? Ach, wissen Sie, in der Modebranche kommt man mit allem Möglichen in Kontakt. Man muss am Ball bleiben, also befasse ich mich mit den verschiedensten Dingen aus unterschiedlichen Branchen und Bereichen, die sich mit meiner Arbeit überschneiden. Vor einigen Wochen stand ich im Yankees-Stadion auf dem Baseballfeld und habe einen Pitch geworfen, zwischen all diesen Leuten! Ich begegne ständig Menschen, allen Arten von Menschen. Da brauche ich nicht noch mehr Leute, wenn ich mich ausruhen will. Ich habe ein paar Freunde, die ich mag. Manchmal gehen wir essen, aber mein Leben ist sehr voll, ich habe viel zu tun. Und man braucht die Möglichkeit, auch mal allein sein zu können. Sie sind ein Familienmensch? Ja. Ihr Sohn David arbeitet in Ihrem Unternehmen. Ja, als Senior Vice President. Er ist ziemlich smart. Kein Modedesigner, aber trotzdem kreativ. Er hat eine Menge Aufgaben im Unternehmen. Ist es einfach oder doch eher schwer, mit einem Familienmitglied zusammenzuarbeiten? Nun, meine Kinder sind meine besten Freunde. Und David leistet einen Beitrag zu diesem Unternehmen. Wir verbringen schon Zeit 164

Tom Junkersdorf (Chefredakteur GQ) und Ralph Lauren in dessen Büro in New York City

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Foto: Martin Schoeller

Ich hatte EIN GUTES LEBEN, und ich will weiterleben – und ich denke, DARAUF KOMMT ES AN

miteinander, aber er hat viel zu tun – er reist für das Unternehmen, begleitet den CEO auf Reisen. Insgesamt macht er sein eigenes Ding. Ich bin sehr stolz auf ihn! Mein anderer Sohn Andrew ist Filmproduzent, und meine Tochter Dylan hat einen Süßwarenladen eröffnet. Meine Kinder machen also alle das, was sie wollen. Und sie sind alle gut darin. Glückwunsch! Ist es eher Ihnen oder Ihrer Frau zu verdanken, dass all Ihre Kinder in ihren jeweiligen Karrieren so erfolgreich sind? Ich glaube, das liegt immer an beiden Elternteilen. Sie müssen sich um ihre Kinder kümmern und Zeit mit ihnen verbringen. Das kann den Kindern helfen. Ich glaube, wenn man keine Zeit mit ihnen verbringt, wird aus ihnen nicht das, was es sollte. Ein Freund erzählte mir einmal, dass seine Kinder Drogen nehmen, und ich fragte: „Wie viel Zeit verbringst du mit ihnen? Fährst du mit ihnen zusammen in Urlaub?“ Er sagte Nein. Wenn man keine Zeit mit seinen Kindern verbringt, entgeht einem die Freude, Kinder zu haben, sie sind, was sie sein sollten … Man muss mit ihnen arbeiten. Kinder müssen mit ihren Eltern in Berührung kommen und erfahren, was die Eltern bewundern – jedenfalls wenn die Eltern gute Eltern sind. Denn manchmal ist es natürlich auch besser, nicht mit den Eltern zusammen zu sein. Alles in allem würde ich aber sagen, dass gemeinsame Zeit sehr wichtig ist. Gibt es noch etwas, das Sie unbedingt erleben wollen? Einen geheimen Traum? Nein, all meine Träume sind wahr geworden. Mir steht die Welt offen, ich glaube, dass man mich respektiert, und überall, wo ich auftauche, werde ich erkannt, und zwar auf eine angenehme Weise … Das hätte ich mir nie erträumt. Ich bin sehr stolz darauf und fühle mich wohl, weil ich Anerkennung erfahre. Ich würde jedem dasselbe raten, das auch für mich gilt: Du musst dich wohl in deiner Haut fühlen, damit, wer du bist und was du gerne tust. Manche Tage sind natürlich nicht perfekt, und man weiß gar nicht so recht, weshalb. Aber am Ende ist doch nichts perfekt … Ich jedenfalls kann nicht behaupten, dass das Leben perfekt wäre. Man macht im Leben einiges mit … Ich hatte einen Hirntumor. Da nimmt man die Dinge nicht mehr als selbstverständlich hin. Hat die Krebsbehandlung Ihre Einstellung geändert? Sie hat mir Angst gemacht. Ja, und sie hat mein Bewusstsein für das Leben geschärft … Das war vor 30 Jahren, oder? Richtig. Ich glaube, solche Dinge schärfen immer unser Bewusstsein fürs Leben, aber andererseits vergessen wir so schnell … Eine Zeit lang ist man durcheinander, man denkt, das Leben sei hart, und dann, ganz plötzlich, kommt etwas über einen, und man fängt wieder an zu leben. Ich hatte ein gutes Leben, und ich will weiterleben – und ich denke, darauf kommt es an.


Outfit Polo Ralph Lauren

FÜNF IKONISCHE LOOKS AUS DEN AKTUELLEN HERBST/ WINTER–KOLLEKTIONEN VON RALPH LAUREN FOTOS

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ETHAN JAMES GREEN

STYLING

ANASTASIA BARBIERI


RALPH LAUREN Outfits Polo Ralph Lauren

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Outfit Ralph Lauren Purple Label Stuhl Pierre Jeanneret gesehen bei Galerie Patrick Seguin

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RALPH LAUREN

Outfit Ralph Lauren Purple Label

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MODEL: Simon Nessmann; STYLING-ASSISTENZ: Roberto Piu, Daria Di Gennaro, Thibault Paturel; HAIR: Rudi Lewis; MAKE-UP: Karim Rahman; SET DESIGN: Sophear SPECIAL THANKS TO Galerie Patrick Seguin, Marie Chaubet and Monsieur and Madame La Lance

Lederjacke, Karohemd, Hut und Gürtel Double RL Hemd, Tanktop, Jeans und Seidenschal Polo Ralph Lauren

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I M ÄUSSERST EN OST EN RUSSL A N DS T ROTZ EN SI E SI E BEI EISIGEN T EM PER AT U R EN M ET ER HOH EN W EL L EN :

W IL L KOM M EN I N DER H Ä RTEST EN SU R FSCH U L E DER W ELT T EXT

FLORIAN SIEBECK

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Die Aussicht auf ein heißes Dampfbad in der Banja ist das Einzige, was uns jetzt noch am Leben hält. Zwei Stunden kämpfen wir im eiskalten Pazifik schon gegen die Strömung an, und mit jeder Minute schwinden die Kraft und die Aussicht, hier je wieder lebend herauszukommen. Den Kampf gegen die Natur scheint man nicht gewinnen zu können, erst recht nicht, wenn man das erste Mal auf einem Surfbrett steht, wenn einem die eiskalte Gischt wie kleine Nadeln ins Gesicht sticht. An Aufgeben ist nicht zu denken: Wir sind nicht zum Jammern nach Sibirien gekommen. Sondern zum Surfen. Es gibt viele Surfschulen auf der Welt, aber nur eine in Russland – und das ausgerechnet hier: auf Kamtschatka, einer Halbinsel am äußersten Rand Sibiriens, wo die Winter einsam sind und lang. Kamtschatka liegt näher an Alaska als an Moskau, es gibt keine Straßen, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbinden. Bis zum Ende des Kalten Krieges war hier militärisches Sperrgebiet, das Russen nur mit Sondergenehmigung des Geheimdienstes betreten durften, Ausländer schon gar nicht. Manchmal schaut Wladimir Putin zum Angeln vorbei, denn er liebt Lachse, und Lachse lieben Kamtschatka. Wer Vögel mag und Kaviar in Eimern, für den ist Kamtschatka das Paradies auf Erden, und wenn man Anton Morosow glaubt, gilt das auch für Surfer. Anton Morosow wuchs im Westen Kamtschatkas auf, in Oktjabrski am anderen Ende der Halbinsel. Seine Eltern waren Fischer, sie belieferten einst die ganze Sowjetunion. Bis die großen Trawler vor der Küste alles abbaggerten und die Eltern in die Hauptstadt Petropawlowsk zogen. Heute wollen die jungen Leute nur eins: raus aus Petropawlowsk, raus aus Kamtschatka. Anton blieb. Keine Stunde außerhalb der Stadt, am ChalaktyrskijStrand, gründete Anton vor zehn Jahren seine Surfschule Snowave. Über mehrere Monate war er mit Freunden den 30 Kilometer langen Strand abgelaufen, ohne einem Menschen zu begegnen. Dann fanden sie den perfekten Spot: konsistente Dünung, gute Bänke, lange Wellen. „Auf Bali kann jeder surfen“, sagt Anton. „Aber hier, wo das Wasser selbst im Sommer selten wärmer als zehn Grad wird, geht es nicht um Lifestyle. Hier gelten andere Regeln.“ Die erste lautet: warten. Es heißt, das Wetter schlage hier binnen Minuten um, aber seit Tagen ist es nur grau, sehr grau. 172

Anton Morosow war Snowboardlehrer in Kamtschatka, bevor er 2009 seine Surfschule gründete. Vielleicht war es Bestimmung: Morosow heißt Frost

Also sitzen wir Stürme aus, wärmen uns am Lagerfeuer, lauschen dem Tosen des Pazifik. Als sich nach Tagen des Nebels endlich ein heller Punkt aus der grauen Wolkendecke schält, sie aufreißt und alles in vorher nie gesehenen Farben erstrahlt, erblicken wir zum ersten Mal die schneebedeckten Vulkane, die Eisblöcke auf dem schwarzen Sandstrand und das petrolfarbene Meer. Es ist kalt, sehr kalt auf Kamtschatka, und die Luft so klar, dass sie den Atem stocken lässt. „Perfektes Wetter zum Surfen“, sagt Anton, im Winter – bei minus 15 Grad Lufttemperatur und null Grad Wassertemperatur – seien die Wellen noch besser als im Sommer. Das Surfen haben sich Anton und seine Freunde Ende der 90er-Jahre selbst beigebracht, mithilfe einer VHS-Kassette des Films „In God’s Hands“: drei Surfer auf der Suche nach der ultimativen Welle. „Wie hätten wir es lernen sollen“, sagt Anton, „es gab kein Internet. Wir wussten nicht, wie man rauspaddelt, eine Welle erwischt, auf dem Brett stehen soll.“ Die ersten Surfer in Russland waren Snowboarder, die nach dem Fall der Sowjetunion erst das Schwarze Meer bei Sotschi eroberten und später den Pazifik bei Wladiwostok. In den 90ern kamen die ersten von ihnen nach Kamtschatka. Die Wellen waren zu stark, sie konnten sie nicht bezwingen. Als sie unverrichteter Dinge der Halbinsel den Rücken kehrten, hinterließen sie kaputte Bretter und Wetsuits. „Sie sagten, hier könne man nicht surfen“, sagt Anton. „Was sie nicht wussten: Surfen ist harte Arbeit.“ Mit ihren Brettern begannen Anton und seine Freunde sich in die Wellen zu stürzen. Anfangs nur im Sommer, dann auch im Winter, was bliebe ihnen hier anderes übrig: Das Wetter sei nur drei Monate schön, und wer die restlichen neun nur herumsitze, müsse im nächsten Jahr wieder von vorn anfangen. Beim ersten Wintersurfen trug er einen viel zu dünnen Neoprenanzug, er dachte, seine Hände sterben ab. Auch heute ist das Wasser kalt, aber wir sind nicht allein damit. Da ist Katja, 28, Stadtplanerin aus Moskau, surfen war sie bisher nur in Agadir. Dann gibt es noch Oleg, der sich um das Camp kümmert, und seinen Sohn Wadim. Der ist zwölf und surft seit einem Jahr – nur im Sommer –, und er steht auf Gucci und Trap Music. An einer Hütte lehnt ein Surfboard, es ist 22 Jahre alt und erinnert an die Anfänge. Es ist das erste Brett made in Kamtschatka. Ein Freund von Anton hat es gebaut. Die Anfängerkurse bei Snowave bestehen aus den Einheiten Etikette, Equipment, Technik. Im Winter gilt dasselbe wie im Sommer, mit dem Unterschied, dass sich Eiszapfen im Gesicht festsetzen und die Wetsuits so dick sind, dass man sich kaum bewegen kann. „Das erste Mal ist die Hölle, aber man gewöhnt sich schnell daran“, sagt Sergej Rasschiwaew. Der 34-jährige St. Petersburger ist einer der besten Surfer des Landes, war lange Vorsitzender GQ.JANUAR 201 9

Fotos: Aleksander Gerasimov, Tania Elisarieva (2); Vorige Seite: Tania Elisarieva

REPORTAGE


„IM OZEAN BIST DU KEIN MENSCH MEHR – DU WIRST

DER OZEAN“ Anton Morosow

Oben: Im Winter gibt es die besten Wellen: Sergej Rasschiwaew, der schon auf allen Weltmeeren gesurft ist, kommt zweimal im Jahr nach Kamtschatka

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Die Häuser in Petropawlowsk wurden zu Sowjetzeiten in kürzester Zeit hochgezogen. Seither geht es mit der Wirtschaft bergab, besonders junge Leute wollen raus

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REPORTAGE

Bei Minusgraden ins Meer: Anton Morosow und seine Freunde hält der sibirische Winter nicht vom Surfen ab. Die kalte Jahreszeit dauert hier sieben Monate, die

Sommer sind kurz. Früher haben sie noch in Zelten übernachtet, mittlerweile gibt es immerhin ein paar Hütten samt Banja, einer Art Dampfbad.

„DAS ERSTE MAL IST DIE HÖLLE, ABER

MAN GEWÖHNT SICH SCHNELL DARAN“ Sergej Rasschiwaew

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Fotos: Aleksander Gerasimov (3), Elena Safonova

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bedecken und den brain freeze verhindern. Der größte Fehler sei es, beim ersten Frieren aus dem Wasser zu gehen, sagt Anton. Also durchhalten. In Bewegung bleiben. Paddeln. Nicht die Wärme in Händen und Füßen verlieAL A S K A D N ren – und bloß nicht untertauchen. Zwei-, dreimal könne SL A RUS man das bei diesen Temperaturen machen, öfter nicht. „Im Ozean bist du kein Mensch mehr“, sagt Anton. „Du wirst der Ozean.“ Manchmal, hat Sergej vorhin erzählt, wenn sie in noch unwirtlicheren Gefilden unterwegs sind und die Nacht im Zelt verbringen, lässt der Frost die Neoprenanzüge hart MON wie Bretter werden, und sie müssten sie I GOLE mit kochendem Wasser aufweichen. Hier im Camp gibt es einen Ofen dafür. Als einer von wenigen Menschen ist CHINA Sergej auch im Nordpolarmeer gesurft, wo die Stürme mit 50 Stundenkilomeder Russian Surfing Federation. Auch ihn tern unberechenbar sind und das Meer Esso hat ein Film zum Surfen gebracht, „Point so tobt, dass herumwirbelnde Muscheln KronozkiNaturreservat Break“ mit Patrick Swayze und Keanu die Wetsuits aufschneiden. Einmal, als Reeves. Mit 23 stand Sergej das erste Mal in die Wellen zu verlockend aussahen, Portugal auf dem Brett, von da an gab es verschluckte ihn der Ozean. „Ich wurTal der Geysire kein Halten mehr. Zwei Jahre lang flog er de minutenlang durch das Wasser geum die Welt, bis er eine Surfschule in der schleudert, bekam keine Luft mehr, und Petropawlowsk-Kamtschatski Dominikanischen Republik eröffnete. Mit als ich auftauchte, kam schon die nächs27 hatte er ausgesorgt. „Ich musste nicht te Welle angerollt. Wenn das passiert, Chalaktyrskij-Strand viel arbeiten, saß die ganze Zeit am Strand bist du ganz auf dich allein gestellt.“ und dachte: Kann das wirklich alles sein?“ „Wenn du alles haben willst, musst Es war nicht alles. Auf der Suche nach der du bereit sein, alles zu geben“ – dieser perfekten Welle kam er vor fünf Jahren das Satz aus „Point Break“ klingt wie das Kurilensee Leitmotiv dieser furchtlosen Undererste Mal nach Kamtschatka. Unter erfahredogs. Anton ist stolz auf seine Heimat nen Surfern aus aller Welt hatte die HalbZ insel bereits Kultstatus erlangt. Seitdem und wird nicht müde, gegen die StereoA P kommt Sergej zweimal im Jahr. „Woanders type „zu kalt“, „zu abgelegen“, „zu geParamuschir ist es vielleicht wärmer“, sagt er. „Das Surfährlich“ anzukämpfen. Denn wer sich fen in der Kälte ist gar nicht so schlimm. nicht abschrecken lässt, wird Zeuge Viel schlimmer ist das Umziehen.“ Der davon, wie das Meer zu knirschen beKamtschatka ist so Wechsel in die Neoprenanzüge ist wirklich eine Qual. Sie ginnt, wenn der Schaum auf den Wellen gefriert und man groß wie Kalifornien, sind eiskalt und so steif, dass man kaum in sie hineineins mit sich ist und der Natur – und ein unbeschreiblihat aber nur 320 000 Einwohner. Aeroflot kommt. Die Aussage von Anton, dass es fast unmöglich ches Hochgefühl erlebt. Als das eiskalte Salzwasser über fliegt täglich von Mossei, aus dem Stand surfen zu lernen, macht es nicht besuns hereinbricht und die Atemwege freispült, ist er da, kau in die Regionalder Geruch der Freiheit. Es ist zum Heulen und gleichser. Es brauche viele Jahre, den Ozean zu lesen: „Das hauptstadt PetropawMeer zeigt dir schnell deine Grenzen auf. Surfen ist ein zeitig ein Rausch. Wir wissen jetzt, was Anton meinte, als lowsk, zum Strand gelangt man mit Gelänguter Weg, das eigene Ego zu norden.“ Das stimmt. Und er sagte, der Schmerz weiche irgendwann dem puren dewagen und Schneewir sind noch nicht mal im Wasser. Glück, man dürfe nur nicht kapitulieren. mobil. snowaveWir machen erst einmal Übungen am Strand. „Ihr Bevor wir unsere geschundenen Körper später in der kamchatka.com Deutschen seid die besten Schüler, jeder macht brav, was Banja wieder auf Temperatur bringen können, müssen der Lehrer sagt“, lacht Sergej. „Die meisten Russen lerwir die Surfbretter ins Camp schleppen und uns unserer nen auf Bali surfen. Die haben gerade mal Geld für Flug Wetsuits entledigen. Wir schälen uns aus dem Neopren, und Hostel, und wenn sie doch Unterricht nehmen, mader Eiswind peitscht gegen die nackte Haut. Anton hofft, chen sie, was sie wollen.“ Das sei die russische Mentalität. dass Surfen in Russland einmal so groß sein wird wie in „Dann sage ich: Wenn du nichts lernen willst, dann beKalifornien. Viele Surfspots seien noch nicht erschlossen, zahl mich nicht. Aber was soll ich da sagen? Ich war gedie nördlichen an der Beringsee und weiter südlich auf nauso. Ich dachte, ich stelle mich hin, und die Welle den Kurilen – den „Nebel-Inseln“, die Kamtschatka mit macht den Rest.“ der japanischen Insel Hokkaidō verbinden. Dort gebe es Um ehrlich zu sein, ganz abwegig ist dieser Gedanke die besten Wellen, sagt Sergej, so gute, dass sie zusamnicht. An kleinen Wellen sollen wir jetzt den take-off mengelegt und sich einen alten Transporthubschrauber üben, also den Moment, in dem man die Welle erwischt. gemietet haben, einen Mil Mi-8, der überall landen kann. Doch schon das Anschwimmen gegen die Strömung ist Auch das Internet hat für Anton und seine Freunde vieles ein Zweikampf, den das Meer meistens gewinnt. Immer einfacher gemacht, dort gibt es zum Beispiel Wetter- und wieder stößt uns Anton ins Wasser. Es ist eiskalt. Wir traTiefenkarten, mit deren Hilfe sie Neuland wie die Kurilen gen nicht nur sechs Millimeter dicke Wetsuits, sondern entdeckt haben. „In Kalifornien“, sagt Anton, „haben sie schließlich auch klein angefangen.“ auch Handschuhe, Füßlinge und Hauben, die die Ohren GQ. JA N UA R 201 9

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TOBIAS REHBERGER „ D I E P H A S E D E S G E S TA LT E N S I ST LU STVO LL – U N D Q UÄ LE N D“ TEXT U L F PA P E & A N A Ï S H Ü T T E N B R I N K

Fotos: Fill this out

FOTOS M A R K U S JA N S

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Tobias Rehberger in seinem Atelier im Frankfurter Ostend Links: Der von dem KĂźnstler gestaltete MCM-Flagshipstore in Hongkong

Mantel (privat) Fred Perry T-Shirt Schiesser Hose Arket Sneakers New Balance

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TOBIAS REHBERGER Er ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit. Seine raumfüllenden Installationen und Skulpturen sind auf der ganzen Welt zu sehen. GQ traf Tobias Rehberger in seinem Atelier in Frankfurt am Main

Anzug COS T-Shirt Helmut Lang über matches fashion.com

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SEINE KUNST S K U L P T U R E N AU S R AU M , FA R B E UND LICHT

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In einer Werkstatt an einem Dock des Frankfurter Osthafens steht Tobias Rehberger und hat keine Lust auf Pink. Das Team von GQ ist da, ein Fotograf, ein Assistent, zwei Redakteure und ein Stylist. Der hält gerade für das Fotoshooting mit dem Großmeister der visuellen Inszenierungen einen pinkfarbenen Anzug bereit. „Es hat alles sein Maß und Ziel“, sagt der Künstler, der in der Werkstatt, seinem Atelier, fotografiert werden soll. Draußen tuckern Lastkähne auf dem träge fließenden Main. Es riecht nach Fluss und Diesel. Durch die deckenhohen Fenster fällt milchig-dunstiges Licht. In der Ferne sind Baukräne und der Turm der Europäischen Zentralbank zu sehen. Ein paar seiner Assistenten diskutieren in einer Ecke des 600-Quadratmeter-Raums lautstark über ein neues Projekt. Die Stimmung ist kreativ aufgeladen, fast meint man, man sei in Andy Warhols Factory im New York der 60er gelandet. Tobias Rehberger ist einer, der sich nicht gern in eine Ecke drängen lässt, der Autorität ausstrahlt, der aber den Perspektivwechsel – die Inszenierung des Inszenierers sozusagen – ganz professionell über sich ergehen lässt. Zumindest als geklärt ist, dass er auf keinen Fall XS trägt. Und dass er nicht in das GQ.JANUAR 201 9

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1 Rehbergers „Hartnäckiger Leuchtturm“ wacht über die Küste von Miami Beach 2 Mit „Something Else Is Possible“ im japanischen Suzu erinnert er den Besucher an die große Vergangenheit des einstigen Touristenorts 3 Installation auf der Art Basel Miami: Das flackernde Neonschild versteckt eine geheime Botschaft 4 Die preisgekrönte Cafeteria bei der Biennale 2009 in Venedig 5 Im Museum für Zeitgenössische Kunst in Busan, Korea, wird die Lobby zum Kunstwerk: „Yourself Is Sometimes a Place to Call Your Own“

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TOBIAS REHBERGER Bällebad, das im Hinterhof steht, springen wird. „Das wäre mir etwas zu lustig vorgekommen“, sagt er und grinst. In seiner Kunst, die sich zwischen Bildhauerei, Aktionskunst, Design und raumfüllenden Installationen bewegt, lotet der 52-Jährige immer wieder die Grenzen der subjektiven Wahrnehmung aus. Die von ihm neu gestalteten Räume im Palazzo delle Esposizioni in den Giardini della Biennale beispielsweise, sein Beitrag für das Kunstspektakel in Venedig im Jahr 2009, sind ein psychedelisches Chaos aus Streifen, Punkten und einer Prismen-Spiegelwand, die den eigentlichen Zweck des Raums tarnen – es handelt sich um eine Cafeteria. Für dieses Werk bekam Rehberger den Goldenen Löwen verliehen. Räume mit Tarnmustern sind wegweisend für seine Arbeiten, mit denen er die Betrachter daran hindern möchte hinzugucken. „Einen Raum kann man nicht erfassen wie ein Bild, da ist ja auch immer etwas hinter mir“, sagt er. Installationen sind für Rehberger nicht unbedingt zum Anschauen da, sondern auch einfach nur zum Dasein. Und er liebt das Spiel mit Paradoxien. In Münster verkleidete er sachliche Trafokästen mit einem bunten Rohrsystem, auf der Art Basel 2017 stellte er den Prototypen der Frankfurter Küche aus, eine Vorläuferin der Einbauküchen, die 1926 designt wurde – aus weißem Porzellan. Für eine Shopping Mall in Bangkok ließ er in diesem Jahr bunte gebogene Riesenrohre und gigantische Neonreklamen installieren, die der Glitzerwelt eine noch verwirrendere Opulenz beschertem. Rehbergers Werke hinterfragen bestehende Formen und Funktionen. „Wenn ich etwas herstelle“, sagt er, „ist das eine Skulptur.“ Es gehe ihm bei seinen Raumgestaltungen auch nicht darum, dass Dinge besser funktionieren, sondern anders. Tobias Rehberger kam 1987 aus Esslingen nach Frankfurt und studierte bei Thomas Bayrle und Martin Kippenberger an der Frankfurter Städelschule, an der er heute selbst als Professor lehrt. Das Atelier am Osthafen bezog er vor fünf Jahren. An den hohen Wänden kleben Post-its mit Notizen und alte Selbstporträts, die er aufarbeiten möchte. Das Telefon klingelt. Andreas Gursky ist dran. Der Fotograf ist ein guter Freund. Eine Viertelstunde sprechen sie, es geht um eine Hochzeit, wer kommt, wo man übernachten soll und so weiter. Rehbergers jüngste Tochter hüpft in den Raum. Die Sechsjährige kommt gerade aus der Schule und trägt ein Krönchen. Rehberger will Essen bestellen, Essen ist neben Kunst eine seiner großen Leidenschaften. An drei Tagen in der Woche kommt eine Köchin ins Atelier, die für die gesamte Belegschaft kocht. Dann wird gemeinsam gegessen, das 180

Ich denke wenig darüber nach, wie es anderen mit meinen Arbeiten geht. Ich denke eigentlich nur darüber nach, wie es mir damit geht

Rechts: Der Künstler vor dem neonfarbenen Kalender seines Bruders Chris Rehberger, Grafikdesigner und Betreiber des TechnoLabels Perlon

Jacke Junya Watanabe X Carhartt über matchesfashion. com T-Shirt Mey

ist ihm wichtig. „Ich habe es immer sehr mit dem Essen“, sagt er und erzählt, wie er einmal mit seinen Studenten der Städelschule nach Korea reiste, wo es den größten Fischmarkt der Welt gibt. „Man sucht sich Fische, Krebse und Seegurken aus, die einem ein paar Minuten später gekocht auf den Tisch gestellt werden. Das ist etwas, das ich ergreifend finde.“ Tobias Rehberger ist ein Künstler, der gern Menschen in sein Leben einbezieht, auch wenn er sich oft nicht konkret auf sie einlässt und seine Antworten auf Fragen vage bleiben. Eine klare Aussage macht er allerdings zu der Frage, was seine überbordenden Werke mit ihren Betrachtern anstellen. „Ich denke wenig darüber nach, wie es anderen mit meinen Arbeiten geht. Ich denke eigentlich nur darüber nach, wie es mir damit geht.“ Dabei ist auch er ein Betrachter. Viele seiner Inspirationen holt er sich von Werken anderer Künstler. Wenn er etwas besonders Herausragendes sieht, denkt er oft: „Scheiße, warum bin ich nicht darauf gekommen?“ Große Kunstmessen und auch manche Museen findet er mühsam: „Da hängen so viele Sachen in unterschiedlicher Qualität an einem Ort. Das deprimiert mich, weil es irgendwie auch die eigene Arbeit relativiert. Und am Ende werden die Werke in einen Tauschwert übersetzt. Na gut, ich lebe davon und meine Kinder auch. Aber wenn das in den Vordergrund rückt, macht mich das irgendwie traurig.“ Die Phase des Gestaltens ist deshalb für ihn das Allerwichtigste: „Sie ist lustvoll und aber manchmal auch quälend“, sagt er und zitiert Karl Valentin: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Wenn Dinge zusammenkommen, die früheren Arbeiten ähneln und wieder neu komponiert werden; wenn man noch nicht den richtigen Zugang gefunden hat und das angefangene Werk beiseitelegen muss, vor allem wenn man wie er immer an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitet und immer wieder Luft holen muss; wenn man ein großes Team dirigieren und in die gewünschte Richtung lenken und dabei künstlerisch frei bleiben möchte. „Natürlich sollte man auch ein bestimmtes Budget einhalten“, sagt Rehberger. „Aber wenn ich etwas entwerfen möchte, das aus fünf Tonnen Gold besteht, kann ich das tun. Ob ich es finanziert bekomme und auch wirklich herstelle, ist eine andere Sache.“ Eines seiner schwierig umzusetzenden Projekte ist eine Metzgerei-Skulptur, in der man wirklich Wurst und Fleisch kaufen kann. Ein paar mal ist er daran schon kurz vor dem Ziel gescheitert. Im März gibt es endlich die erste vollendete Metzgerei-Skulptur. In Shanghai. Ob er sich vorstellen kann, mal für eine Weile zu pausieren, wie es sein Freund Gursky gerade tut? Gerade nicht, sich aufzureiben für die Kunst ist ihm das Liebste: „Zusammen mit einem perfekten Schweinebraten ist es das Beste, was es gibt.“ GQ.JANUAR 201 9


PRODUKTION:

Frank Seidlitz; FOTO-ASSISTENZ:

Golda Fruhmann; STYLING: Thomas Haditsch; GROOMING:

Ute Hildenbeutel

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AWARDS

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GQ MEN OF THE YEAR 2018

AND THE WINNERS ARE … Legend—HERBERT GRÖNEMEYER Fashion Icon—DONATELLA VERSACE TV International—PATRICK DEMPSEY Sports Icon—BASTIAN SCHWEINSTEIGER Movie International—HENRY CAVILL Music International—JASON DERULO TV National—„DAS BOOT“ Song of the Year—„ZU ASCHE, ZU STAUB“ Designer of the Year—DRIES VAN NOTEN Style—ORLANDO BLOOM

FOTOS KARL ANTON KOENIGS GQ.JANUAR 201 9

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AWARDS

A night at the opera … und was für eine: Stars! Glamour! Große Momente! Donatella! Irina! Orlando! Bastian und Ana! GQ feierte mit 850 geladenen Gästen in der Komischen Oper in Berlin zum 20. Mal die „Men of the Year Awards“. Und ein Highlight jagte das nächste. Eines, auf das wir besonders stolz sind: Herbert Grönemeyer, der für seine Ausnahmekarriere und sein gesellschaftliches Engagement als „Legend“ geehrt wurde, spielt seinen ergreifenden neuen Song „Bist du da“ – zum allerersten Mal. Das Publikum feiert den Musiker mit Standing Ovations. „Keinen Millimeter nach rechts“, warnt er auf seinem neuen Album – es war auch ein Leitmotiv seiner bewegenden Dankesrede. So politisch und emotional war die GQ-Gala noch nie. Und so viele beautiful people gab es auch noch nie! Schauen Sie doch mal…

Orlando Bloom, Dries Van Noten

Henry Cavill Jason Derulo, Tom Junkersdorf (Chefredakteur GQ), Valerio D’Ambrosio, Donatella Versace

Fotos: Karl Anton Koenigs (9), Getty Images (1)

Palina Rojinski, Sebastian Borowski

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Henry Cavill, Franziska Knuppe

Irina Shayk, Wolfgang Blau (President Condé Nast International)

Herbert Grönemeyer, Moritz von Laffert (Herausgeber Condé Nast)

Severija Janušauskaitė

Tom Wlaschiha, André Pollmann (Publisher Condé Nast), August Wittgenstein

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Ana Ivanović, Bastian Schweinsteiger

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AWARDS

Herbert Grönemeyer bei der Weltpremiere seines Songs „Bist du da“

Jason Derulo

Marcel Reif

„Wir haben eine massive VERANTWORTUNG FÜR DIESES LAND. Wir müssen die Menschen an die Hand nehmen und den Leuten, die versuchen auszugrenzen, verrohte Sprache benutzen und Rassismus schüren, müssen wir ganz klar sagen: Passt mal auf – KEINEN MILLIMETER WEITER!“ — HERBERT GRÖNEMEYER IN SEINER DANKESREDE

Herbert Grönemeyer, Tom Junkersdorf

Fotos: Karl Anton Koenigs (7), Getty Images (4)

Donatella Versace, Irina Shayk

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Moritz von Laffert, Wolfgang Blau, Tom Junkersdorf, André Pollmann

Dirk Schönberger

Jason Derulo, Tom Junkersdorf, Valerio D’Ambrosio, Donatella Versace, Irina Shayk, Wolfgang Blau, Dries Van Noten, Patrick Vangheluwe, Moritz von Laffert Tom Junkersdorf, Wolfgang Blau, Patrick Dempsey

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Johannes Huebl

Großartige Moderatorin der Show: Barbara Schöneberger

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AWARDS

Barbara Schöneberger, Orlando Bloom, Irina Shayk, Patrick Dempsey, Henry Cavill

Orlando Bloom, Donatella Versace, Patrick Dempsey Tom Junkersdorf, Caroline Scheufele, Moritz von Laffert

Marco Nikolaj Rechenberg (Stellvertretender Chefredakteur GQ), Dries Van Noten

„Als Frau ist diese Auszeichnung als FASHION ICON von der GQ etwas ganz Besonderes – ich möchte sie ALLEN FRAUEN WIDMEN, die kämpfen müssen, um sich durchzusetzen“ — DONATELLA VERSACE

Fotos: Karl Anton Koenigs (4), Getty Images (9)

Franz Dinda, Stefan Konarske, Oliver Vogel, Moritz Polter, August Wittgenstein, Carsten Schmidt, Tom Wlaschiha

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James Middleton, Marcus Lucas (Stellvertreter des Chefredakteurs GQ)

Irina Shayk

Michael Müller

Mousse T.

André Pollmann

Christophe Chemin, Tobias Frericks (Fashion Director GQ), Orlando Bloom, Tom Junkersdorf

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Andrea Beckmann-Otto (Marketing Director GQ), Tom Wlaschiha Jason Derulo, Frank Seidlitz (Photo Director GQ)

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AWARDS

Tom Junkersdorf, Nil und Carsten Schmidt

Melanie Willich, Björn Strumann

Michael Müller, Moritz von Laffert

Georgios Paparas und Sloggi-Team

Mousse T., Béla Anda

Stephanie Dettmann, Rainer Schaller, Alec Völkel

Monica Ivancan, Benjamin Bieneck Manuela Hainz (GQ)

Karin von Selle, Katja Junkersdorf

Daniela Wübbeke, Alois Loew

Andreas Bourani

Shaun Ross, Kaleb O. Lee

„Bedeutet EIN ECHTER MANN zu sein nicht auch, Verantwortung zu übernehmen für meine Taten, für andere Männer, Frauen und Kinder – ob das nun Menschen in unserem Umfeld sind oder in fremden Ländern? Verantwortung UNSEREM PLANETEN gegenüber?“

Otto Wulferding, Berit Börke

Christina Wild, Marc Biggemann, Dr. Silvia Bentzinger Nina von Lüttichau, Katja Kleebach, Marco Nikolaj Rechenberg

Fotos: Karl Anton Koenigs (6), Getty Images (38)

— ORLANDO BLOOM André Pollmann, Michael Betzelt Alexander und Joanna von Reibnitz, Martin Ruppmann, Thomas Rieder

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Anja Zenzen, Markus Grefer, Ann-Kristin Brauner

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Team L’Oréal und Moritz von Laffert

Dominic Raacke

Thomas C. und Claudia Schnitzler

Jochen Delvendahl

André und Sandra Maeder

Linus Hinzmann, Pia Northoff, Thorsten Mindermann, André Pollmann

Stefan Seifert, Dr. Elisabeth Schuhmachers, Constantin Herrmann (Beauty Director GQ)

Laura Schwarz (GQ), GQ Supertramp Simon Lohmeyer, Dennis Mitchell Sialkowski, André Hellmundt, Magic Fox

André Pollmann, Michael Schummert

Stefanie Wiesneth, Rupert Wild

Bart De Boever

Anita Tillmann, Micky Rosen

Catharina Christe, Svenja Baum, Christina Sennlaub, Norman Pohl

Victoria Swarovski

Moritz und Natascha von Laffert, Georg von Kobylinski

Oliver Zinnert

Stephan Horst, Julia Feldbausch Andrea Beckmann-Otto, Veronika Rost

Annabelle Mandeng, Jenny Falckenberg Kristina Falke, Nicole Weber

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Armin Zogbaum, Kirsten Ehrlich

Oliver Jahn (Chefredakteur AD)

Ingo Wilts, Johannes Huebl

Moritz von Laffert, Daniela Scheib, Thorsten Scheib, Markus Essing

Mandie Bienek Alexandra von Rehlingen, Hardy und Alice Krüger

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AWARDS

Roland Riedesser (Finanzdirektor Condé Nast), Fabian Göhler

Martina und Mona Buckenmaier

Verena Aichinger, Felix Wetzel, Jana Meier-Roberts (Art Director), Georg Khittl (alle GQ)

Christian Witt, Andreas Fuhlisch, Nils Behrens

Markus Kölschbach

Stefan und Gabriele Scherzer

Luise Befort, Eugen Bauder

Sebastian Höffner

Eva Lutz, Reinhard Mätzler

Jannik Schümann, Peter Schulze, Nik Xhelilaj

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Sarah Enne, Andrea Pogany

Felizia Kindermann, Sarina Förster

Ann-Kathrin Götze, Marcel Reif

GQ Gentleman Lennard Wickel

Christina Linder (Head of Sales Condé Nast), Christina Kast

Jan Hodok, Peter Bauer

Philipp Steeg, Roxanne Kokkelenberg

Holger Petermann, Andrea Beckmann-Otto, Christoph Eisenschink (GQ)

Cypselus von Frankenberg, Beatrice Graf (Vogue)

Emanuel Sirch, Daniela Giller, Felix Wagner (Condé Nast)

Oliver Ebstein

Rebecca Mir, Massimo Sinató, Julia Dietze Ulf Pape (GQ)

Mimi Erhardt, Marcus Lucas

Jens und Britta Rempp, Christian Keller (Condé Nast) Birgit Wolters, Daniela Basse, Michaela Luise Stein, Dagmar Holick

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Fotos: Karl Anton Koenigs (2), Getty Images (51), privat

Marc Goehring, Tom Junkersdorf


Anna Pütz, Chris Beier, Suganya Tyrell

Leander Weidl

Marion Heller (Condé Nast), Max Renner

Andrea BeckmannOtto, Daniel Thomé

Carolin Copeland, André Pollmann

Andrea Ketterer (Chefredakteurin Glamour), Frank Seidlitz

Nina Reichensperger, Kathrin Habermann, Sylvia Molitor

Alima Longatti (Head of Direct Marketing & CRM), Kelly Heitzer (Personalleiterin, beide Condé Nast)

„Um ein Mann zu sein, muss man nicht körperlich stark sein. Man muss EMOTIONAL STARK sein, bescheiden, freundlich, RESPEKTVOLL UND EINFÜHLSAM. Das sind die Werte, die wir anstreben müssen“

Thomas Haditsch, Clark Parkin, Anna Schuberth, Marcus Lucas (alle GQ)

Corinna von Bassewitz, Anaïs Hüttenbrink (GQ)

Rabea Schif

Andrea Latten (Brand Director Condé Nast), Christine Bausewein

Frank Polley, Henriette Gehrig

— PATRICK DEMPSEY Anja Kallmeier, Margit Färber (Brand Director), Andrea Gugg (alle GQ)

Ben Dahlhaus

Christiane Bruszis, Mike und Nicole Nitschke

Sharina Lichtl, Mathias Leidgschwendner (beide GQ)

Oliver Beuthien, Ingrid Hedley (Marketing Director Condé Nast), Dirk Koeberle

Angela Reipschläger (Head of Marketing Condé Nast), Kathrin Ölscher (Marketing Director Condé Nast), Verena Schellenberger Christoph Böhling

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Patrick Vangheluwe, Dries Van Noten

Petra Fladenhofer, Lulu Berg

Eveline Sallinger, Eike Knueppel

Christina Käßhöfer, Kerstin Pooth

Guido Boehler, Judith Dommermuth

Sebastian Geist, Marc Freyberg

Jens Helfrich, Christine Weinsheimer (Head of Digital Sales Condé Nast)

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AWARDS

GQ Supertramp Simon Lohmeyer mit Donatella Versace

Patrick Dempsey Mousse T.

Palina Rojinski

BEHIND THE SCENES Hinter der Bühne der Komischen Oper hat unser GQ Supertramp die Preisträger und Laudatoren der Show fotografiert – ultraclassy und in black & white. FOTOS

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SIMON LOHMEYER

G QSUPE RT R A M P

@ G Q _ SUPE RT R A M P

SUP E RT R A M P . G Q. D E

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Jason Derulo

Bastian Schweinsteiger Orlando Bloom

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Herbert Grรถnemeyer

Ana Ivanoviฤ

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AWARDS

Henry Cavill Franziska Knuppe

Irina Shayk August Wittgenstein, Stefan Konarske, Tom Wlaschiha

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Marcel Chow, Corinna Sattler, Caroline Schmitt, Britta Roth, Gudrun Borusiak, Amanda Widmann, Mathias Rill, Jan Vosshage

Henrike Zock, Ines Thomas (Director Corporate Communications Condé Nast), Ella Poulhalec

Andreas Haumesser, Jörg Bernicken, Dejan Popović, Maximilian Piller

Jesper Johansen

Verena Flammersfeld, Ulrike Kaspar, Birgit Scheuermann, Susanne Stoll

Boss Lounge

Birgit Scheuermann, Jacqueline Kramer, Daniela Bussa, Rebecca Conrad, Florian Kropf

Vladimiro Baldin, Gudrun Cämmerer, Roberto Genovese, Sabine Frowerk und Carey Pepper

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, for GQ

Michaela Luise Stein, Björn Strumann


G Q P R O M OT I O N

Stefan und Carola Athmann

Passende Weinbegleitung von der Südlichen Weinstraße

Christiane Lingner, Detlef Sellin, Gonca Dietrich, Carolin Meltendorf

Champagnergenuss mit Moët & Chandon

Stefan und Carola Athmann, Bettina Cramer

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, for GQ

Keine Party ohne Bombay Sapphire


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Benita von Maltzahn, Andrea Beckmann-Otto

Hannes Kleist, Jan Sobota (Director Digital CondĂŠ Nast)

Franz Dinda

Johannes Huebl

GQ Supertramp Simon Lohmeyer und Patrick Dempsey

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, Getty Imaeges for GQ

Midnight-Snack

Nikolai Kinski

Sprudelnde Erfrischung mit VĂśslauer

Renate und Wolfgang Sczygiol

Anja Liermann-Schuldt und Lars-Eric Schuldt


G Q P R O M OT I O N

Dr. Jan Becker und Moritz Baumann mit charmanter Begleitung

Nadine Cornehl, Jana Born, Sascha Leubeling, Dr. Jan Becker, AngĂŠlique Sommer, Madeleine Bergmann

Mandy Capristo

Rainer Bangert, Thomas Hattenberger

Laura Schwarz, Dennis Mitchell Sialkowski

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, Getty Imaeges for GQ

Ulrich Dahlmann


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Denise und Anish Taneja

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland for GQ

Carine und Kevin Maleterre, Bibendum, Michael und Corinna Bogateck

Cathy Hummels

Philipp Ostbomk, Stephan Kluge, Sophie Guillot, Simon Roser, Florian Roser, Ralph Widmer, Wilhelm Strängh, Anne Mayer, Christoph Aspernig, Philipp Nabholz, Thomas Prinz

Perfektes Catering von Dahlmann

Nina Knop, Frank Kuhlmann

Kevin Maleterre, Kathrin Ă–lscher


G Q P R O M OT I O N

Vasco Bilbao-Bastida, Karlla Agne, Jasmin Mamane, Gabriela Linhares, Taynara Resende, Stella Suassuna, Henner Mamane

Gabriela Linhares, Gerome Huth

Hostessen ausgestattet von Luisa Cerano

Exklusive La BiosthĂŠtique Goodie Bags

Sina und Florian Winnen

Andrea Beckmann-Otto, Gerome Huth, Henner und Jasmin Mamane

Peter Soubbotnik, Nik Xhelilaj, Evelyn Mohr, Felix Weiser, Robert Seeliger, Vincent von Thien

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, for GQ

GQ Supertramp Simon Lohmeyer mit Stephanie Sendler am Schweppes Bike


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John Reed Lounge

Dirk Wenzel, Katharina Rudnick, Daniel Einhäuser, Adrian Kozlowski, Charlotte Rizza, Carsten Clauer, Markus Sick

Friedrich Liechtenstein

Edles von Ligne St Barth

Caja Manhart, Jeanine Minaty, Anja Tillack, Rainer Schaller, Christiane Schikorsky

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland, Karl-Anton Koenigs for GQ

Haiyti

Rainer Schaller und Christiane Schikorsky

Tamer Trasoglu, Rainer Schaller


G Q P R O M OT I O N

André Pollmann, Mara Bergmann, Frank Mayer, Tom Junkersdorf, Thorsten Scheller

GQ Supertramp Simon Lohmeyer im McCafé

Fotos: Petra Stadler, Florian Reimann, Stefan Wieland for GQ

Frank Mayer und Thorsten Scheller mit VIP-Hostess

Jenny Falckenberg, Jörg Bernicken

Dahlmann Catering

Annetta Negare, Jörg Waldeck, Lisa Weidenfeller, Lena Kahles, Nina Suess, Mischa-Alexander Knief, Jobst Schumacher, Thorsten Scheib, Tanja Trutschnig, Iris Brand, Jeremy Stewart, Dennis Turkmanovic

Frank Mayer, Justus Frederic Hansen, Dirk Peschke, Celine Moll, Michael Perdacher, Tobias Reuter


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Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung


PARTY

Mobiler Barber-Salon auf der Party

Iris Berben

Victoria Jancke

Party-Location: die „Musikbrauerei“ in Berlin

Jasmin Wagner und Fernanda Brandão

L’ORÉAL

Rasanter Rekord: 69 Männer wurden in 60 Minuten barbiert

Fotos: Courtesy of L'Oréal, Kiton

Weltrekord! Gemeinsam mit der Movember Foundation feierte Beautyspezialist L’Oréal Men Expert in der „Musikbrauerei“ Berlin ein Event zugunsten der Männergesundheit – und schaffte es quasi nebenbei ins Guinnessbuch der Rekorde: mit 69 Bartrasuren innerhalb einer Stunde.

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Manuel Cortez, Massimo Sinató und Leonard Freier



PS.

T Y L E R , T H E C R E AT O R

Pullover Fendi Hose Brunello Cucinelli Uhr Breitling

FOTO

MATTHIEU VENOT

210

GQ. JA N UA R 201 9

Styling: Mobolaji Dawodu; Grooming: Marianne AGB; Haare: Ronnie McCoy III; Produktion: Production Paris

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ie Zuckerwatte-Welt, die Tyler kreiert hat, ist im Hip-Hop ohne Vorbild. Sein Universum besteht aus Cartoons, Gay-Pride-T-Shirts, immer sofort ausverkauften Converse-Sneakers und einem jährlichen Jahrmarkt/Festival, bei dem sich scheinbar ganz L. A. blicken lässt. Es ist eine Quelle der ständigen Stimulation, gesetzlos, grenzenlos. Man kann es ihm nicht verübeln, wenn er sich schnell mit der Welt langweilt, in der wir anderen noch festsitzen. Für jemanden wie Tyler, the Creator steht ein Ort wie Paris vor allem für Süßigkeiten und Marni … Würdest du jemals f ür Fashion-Labels designen? Oh ja, auf jeden Fall. Wenn Céline mich fragen würde, was für sie zu machen? Fuck yeah! Wie beschreibst du einer blinden Person deinen Stil? Warmer Blaubeerkuchen. Ich kleide mich so, wie der duftet. Was ist dein ideales Date? Frühstück machen, auf eine verdammt lange Fahrradtour gehen, und es würde mit einem Konzert oder einem Film enden. Und dazwischen gehen wir irgendwo schwimmen. Wie stellst du dir das Leben nach dem Tod vor? Es ist immer Goldene Stunde. Akkorde spielen in der Luft. Überall fahren F40er und Enzos und 675er und E30er, und überall sind Bike Jumps. Alles, was du isst, schmeckt so, als würdest du es zum ersten Mal probieren. Interview: Mark Anthony Green



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