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Aus dem Leben eines Taugenichts

- Vereinfachter und gekürzter Tex mit Erklärung schwieriger Wörter als Fußnoten - Übungen zu Leseverständnis, Wortschatz und Grammatik - Übungen zur Prüfungsvorbereitung Fit in Deutsch 2 - Abschlusstest Themen Liebe und Freundschaft

Aus dem Leben eines Taugenichts

„Du sitzt schon wieder in der Sonne, und ich muss alle Arbeit alleine tun. Der Frühling ist da, geh in die Welt hinaus und verdiene dir selber dein Brot!“ Nichts lieber als das! Fröhlich verabschiedet sich der junge Taugenichts von seinem Vater und zieht los, um in der Welt sein Glück zu machen. Die abenteuerliche Reise über Berg und Tal führt ihn bis nach Rom und schließlich in die Heimat zurück, wo ihn eine Überraschung erwartet. Aus dem Leben eines Taugenichts ist eine der bekanntesten Erzählungen der deutschen Romantik.

Joseph von Eichendorff

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Joseph von Eichendorff Aus dem Leben eines Taugenichts

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Hauptfiguren

Der Portier Ein väterlicher Freund des Taugenichts.

Aurelie Eine schöne junge Frau, die im Schloss lebt.

Taugenichts Ein Müllerssohn, der in die Welt hinauszieht.


Die Kammerjungfer Eine junge Angestellte im Schloss.

Leonhard und Guido Zwei reisende Maler.


JOSEPH VON EICHENDORFF

und dachte an sie. Manchmal ging die schöne Frau mit der Gitarre oder einem Buch durch den Garten, so still, groß und freundlich, dass ich nicht wusste, ob ich träumte1 oder wach war. Als ich einmal an einem Gartenhaus vorbeikam, sang ich gerade ein Lied über die schöne junge Frau. Da sah ich im Gartenhaus zwei schöne, junge Augen funkeln2. Ich hörte auf zu singen und ging schnell weiter. Am Abend stand ich mit der Geige im Gartenhaus am Fenster und dachte noch an die funkelnden Augen, da kam auf einmal die Kammerjungfer. „Das schickt Ihnen die gnädige3 Frau, das sollen Sie auf ihre Gesundheit trinken. Gute Nacht!“ Sie stellte eine Flasche Wein hin und ging wieder. Ich stand lange vor der wunderbaren Flasche und freute mich. Und dann spielte ich noch fröhlicher Geige, sang das Lied von der schönen Frau und alle anderen Lieder, die ich kannte. Ja, das war eine gute, schöne Nacht! Ich stand nun jeden Tag sehr früh auf, noch vor dem Gärtner. Da war es wunderschön draußen im Garten. Die Blumen, die Brunnen4, die Rosen, der ganze Garten funkelte wie Gold in der Morgensonne. Vor dem Schloss, direkt unter den Fenstern, wo die schöne Frau wohnte, war ein blühender Strauch5. Dort versteckte ich mich. Wenn die schöne Dame aufstand, trat sie in einem schneeweißen Kleid, noch heiß und halb verschlafen, ans Fenster und sah in den Garten. Sie kämmte ihr Haar, spielte mit den Blumen vor ihrem Fenster und manchmal nahm sie die Gitarre, spielte ein Lied und sang dazu. Ach, das alles ist schon lange her! träumen während des Schlafes Bilder, Gedanken, Gefühle haben funkeln unruhig leuchten 3 gnädig höfliche Anrede an Person aus der obersten sozialen Schicht 1

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r Brunnen, - ein Ort, an dem man Wasser holt r Strauch, “er eine Pflanze ohne Stamm mit vielen Ästen aus Holz



1 Wir versteckten uns im Wald, ________ man uns entdeckt hatte. 2 Die Leute im Schloss hielten den Taugenichts für Flora, ________ er sich wie ein Mann benahm. 3 Sie hatten nicht den Taugenichts, ___________ Flora erwartet. 4 Leonhard liebt Flora, der Taugenichts ___________ in Aurelie.

Start 2 – Schreiben 4 Ihre polnische Freundin Beata möchte bei einem Cateringservice ein Abendessen bestellen. Helfen Sie ihr und füllen Sie die fehlenden Angaben im Onlineformular aus. Beata will ihren 30. Geburtstag feiern und hat elf Personen eingeladen. Das Abendessen soll um 19 Uhr beginnen. Als Vorspeise bestellt sie für alle Suppe. Drei Personen sind Vegetarier und essen einen Hauptgang ohne Fleisch. Zum Nachtisch bestellt sie Obst für sechs Personen und dazu zwölf Portionen Eis. Zuerst gibt es Weißwein – sie bestellt pro drei Personen eine Flasche und dazu eine in Reserve. Vom Rotwein nimmt sie sechs Flaschen. Außerdem will sie einen halben Liter Mineralwasser pro Person bestellen. Rechnungsadresse: Name: Pokojska Vorname: Beata Straße Hausnummer: Bertastraße 59 PLZ, Ort: 8003 Zürich Datum: 4. Dezember Uhrzeit: Anzahl Personen: 12 Essen (bitte Anzahl Portionen eintragen) Vorspeise: Suppe: 12 Hauptgang: mit Fleisch: Nachtisch: Obst:

Salat: ohne Fleisch: 3 Eis: 12

Getränke (bitte Anzahl Flaschen eintragen) Weißwein: Rotwein: 6 Mineralwasser (Literflaschen):

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Zum Weiterlesen

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788–1857) Stationen im Leben Joseph von Eichendorffs

Joseph von Eichendorff

Joseph Freiherr von Eichendorff wurde 1788 auf Schloss Lubowitz als Kind einer katholischen Familie geboren. Lubowitz liegt in Oberschlesien und gehört heute zu Polen. Eichendorff verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. 1809 lernte er in Berlin die Romantiker Achim von Arnim und Clemens Brentano kennen. 1816 trat er in den Staatsdienst ein, wo er auf verschiedenen Posten bis 1844 blieb. Wegen wirtschaftlicher Probleme musste seine Familie nach dem Tod der Mutter 1822 alle schlesischen Güter verkaufen. Auch das geliebte Schloss Lubowitz, das für Eichendorff sein Leben lang ein Ort der Sehnsucht blieb. Heute stehen nur noch die Ruinen des einstigen Schlosses, weil es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Nach vielen Jahren in Danzig, Königsberg und Berlin und kürzeren Aufenthalten in anderen Städten zog Eichendorff 1855 mit seiner Frau nach Neiße in Oberschlesien. Dort starb er 1857.

Schloss Lubowitz

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Das literarische Schaffen Eichendorffs

Aus dem Leben eines Taugenichts Die Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts gilt als Eichendorffs wichtigstes Prosawerk. Als sie erschien, waren die Reaktionen zum Teil jedoch sehr negativ. Im Literatur-Blatt erschien etwa folgender Kommentar: „Man erwartet etwas Komisches und findet nur langweilige Rührung. Der Taugenichts taugt auch gar nichts, (…) es fehlt ihm alles, was man Humor nennt.“ Erst später begann man die Novelle als einen Höhepunkt der deutschen Romantik zu betrachten. Sie markiert zugleich auch das Ausklingen der Epoche.

Joseph von Eichendorff

Eichendorffs erste literarische Veröffentlichung waren Gedichte, die 1808 unter dem Pseudonym „Florens“ in einer Zeitschrift erschienen. Ein Jahr später wurde ein erster Prosatext publiziert, 1815 sein Roman Ahnung und Gegenwart. An der Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts begann er wahrscheinlich 1817 zu schreiben. 1823 druckte eine Zeitschrift die ersten beiden Kapitel ab. Der Schluss lag damals noch nicht vor. 1826 erschien die Novelle mit anderen Werken Eichendorffs zusammen in einem Band. Eichendorff war auch ein bedeutender Lyriker. Er schrieb schlichte, volksliedhafte Gedichte. Mit Bildern aus der Natur drückte er seelische Zustände aus. Viele seiner Gedichte wurden vertont und werden bis heute gesungen. Die erste Gedichtsammlung erschien 1837, viele Gedichte waren aber schon zuvor einzeln erschienen, zum Beispiel in eine Erzählung eingefügt.

Aus dem Leben eines Taugenichts

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Zum Weiterlesen

Das Volkslied in der Romantik

Des Knaben Wunderhorn In der Romantik hatte man großes Interesse am Volkslied. Volkslieder haben einfache Texte, Melodien und Harmonien und werden mündlich überliefert. Achim von Arnim und Clemens Brentano stellten die erste große Sammlung deutscher Volksliedtexte zusammen und publizierten sie zwischen 1805 und 1808 unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn. Die deutschen Romantiker interessierten sich für Volkslieder, Märchen und Mythen, weil sie sich so dem ursprünglichen, „natürlichen“ Leben ihrer germanischen Vorfahren anzunähern hofften. Sie träumten von einem unschuldigen Leben in einer einfachen Zivilisation. 106

Moritz von Schwind, Des Knaben Wunderhorn, 1845


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