Ein gutes Ziel (3. Auflage 2019)

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Ein gutes Ziel 3. Auflage September 2019 Autor Ernst Neumeister Herausgeber Ernst Neumeister Lausitzer Str. 40 10999 Berlin Gestaltung Ernst Neumeister (auf den Schultern von Jan Lenarz und DesirĂŠe Themsfeldt) Lektorat & Korrektorat Lena Hach Mirja Wagner Druckerei BerlinDruck, Achim (irgendwo bei Bremen) Kontakt & Inspiration www.eingutesziel.de www.fb.com/eingutesziel www.instagram.com/eingutesziel hallo@eingutesziel.de


Ein gutes Ziel



Mehr als nur ein Buch

Dieses Buch wird dir dabei helfen, eines deiner wichtigsten Ziele in nur drei Monaten zu erreichen. Warum ich das weiß? Ein gutes Ziel hat mittlerweile über 4000 Menschen auf den Wegen zu ihren guten Zielen erfolgreich begleitet, und du hältst die dritte, überarbeitete Auflage in deinen Händen. Über Facebook, Instagram, Youtube (und einmal sogar auf Tiktok) erreichen uns fast täglich motivierende Erfolgsgeschichten, die uns zeigen: Ein gutes Ziel funktioniert. Und damit auch du ganz sicher mit deinem persönlichen guten Ziel erfolgreich wirst, habe ich mir für die dritte Auflage einiges einfallen lassen, was noch über das Buch hinausgeht: 1. Ein guter Onlinekurs: Den umfassenden Online-Begleitkurs zum Buch findest du unter eingutesziel.de/begleitkurs. Dieser enthält vertiefende Videos, Druckvorlagen und Material zu den einzelnen Abschnitten des Buches. Einfach super und für dich, bis auf weiteres, komplett kostenlos. 2. Eine gute Community: Du findest die exklusive Ein gutes ZielCommunity auf Facebook unter fb.com/groups/eingutesziel. Hier findest du Gleichgesinnte, Inspiration, Zielpartner*innen, Austausch, Motivation und vieles mehr. 3. Ein gutes Hashtag: Über die eigenen Erfolge sprechen tut man nicht? Tut man doch, denn auch kleine Erfolge können und sollen gefeiert werden! Verwende dazu gerne das Hashtag #eingutesziel und erwähne mich mit @eingutesziel und @ernstneumeister, damit ich mich gemeinsam mit dir freuen kann. Und unter allen, die Ein gutes Ziel regelmäßig erwähnen, verlose ich jeden Monat Bücher und AmazonWertgutscheine. 4. Eine gute & kostenlose Beratungssession: Wir alle kennen das: Manchmal kommst du trotz toller Bücher und bester Ratschläge einfach nicht so weiter, wie du gerne möchtest. Bewirb dich unter eingutesziel.de/termin auf einen kostenlosen Beratungstermin, um gemeinsam das Unmögliche möglich zu machen. So viel dazu und schön, dass du dabei bist. Viel Erfolg mit deinem guten Ziel und liebe Grüße! Dein Ernst

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Inhalt


Inhalt Teil 1 – Ein gutes Ziel

Einleitung, Seite 13 Träume & Ziele, Seite 14 5 x Warum, Seite 16 Sei smart, Seite 20 Ein schönes Gefühl, Seite 22 Monster-Zähmung, Seite 23 Rede über deine Ziele, Seite 25 Zu zweit ist besser, Seite 27 Deine größte Hoffnung, Seite 28 Letzter Check, bevor es losgeht, Seite 29

Teil 2 – Dein gutes Ziel

5 wichtige Grundsätze, Seite 32 Die Kraft der kleinen Schritte, Seite 32 Prioritäten, Seite 32 Flexible Zeitplanung, Seite 32 Sei achtsam, Seite 33 Belohnung tut gut, Seite 33 Das Kleingedruckte, Seite 34 12-Wochen-Plan, Seite 36

Teil 3 – Inspiration

Gute Hilfsmittel & Tools, Seite 168 Regentropfen am blauen Himmel | Van Bo Le-Mentzel, Seite 170 Von der Notwendigkeit der Ziellosigkeit | Norbert Kunz, Seite 174 Leiste keinen Widerstand und fließe mit dem Leben | Thomas Jakel, Seite 177 Das Rezept vom richtig guten Leben | Jaqueline Claus, Seite 181 Vom Leid zum Buch | Frau Freitag, Seite 184 Wellen | Leon Reiner, Seite 187 Mein langfristiges Ziel ist Gesundheit | Shai Hoffmann, Seite 191 Wie du im Fokusfitnessstudio deine Ablenkungssucht überwindest | Dr. Johannes Metzler, Seite 194 Erkenne dich selbst: Werde, der du bist – Was bedeutet es eigentlich authentisch zu sein? | Marilena Berends, Seite 198 Manchmal passieren Ziele einfach | Henriette Grewling und Jeanette Schmidt, Seite 202

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Teil 3 1 Ein Inspiration gutes Ziel


„Etwas nicht zu können, ist kein Grund, es nicht zu tun.“ Alf

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Einleitung

„Du bist doch verrückt“, sagte meine Mutter, als ich ihr erzählte, dass ich bald nach Australien aufbrechen würde. Und dass ich keinen Rückflug gebucht hatte, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal. Mein Konto war auch so gut wie leer, denn einen Großteil des Geldes hatte ich für das Ticket und meinen grünen Reiserucksack ausgegeben. Was dann passierte, hatte ich selbst nie zu träumen gewagt. Denn erst zwei Jahre später kam ich wieder nach Deutschland zurück: zu Fuß, per Boot, Zug, Bus und Elefant. Ich hatte mehr Geld als vor meiner Abreise, einen Job in Berlin in Aussicht und eine Menge gelernt. Vor allem aber war ich glücklich. Ich habe daraufhin viel darüber nachgedacht, wie man ganz allgemein ein glückliches und erfülltes Leben führen kann, denn ich finde, allen sollte es so gut gehen wie mir auf meiner Reise. Zudem war ich glücklich, dass ich mein mir vor der Abreise selbst gestecktes Ziel tatsächlich erreicht hatte: ohne Flugzeug zurück nach Deutschland zu reisen. Vielleicht ist dein Ziel keine Weltreise. Vielleicht möchtest du lieber zaubern lernen, Yogalehrer*in werden oder deine Wohnung renovieren. Es könnte auch sein, dass du endlich deine Masterarbeit fertig schreiben oder ein Unternehmen gründen willst. Was es auch ist: Das Erreichen deines Ziels wird dich ein bisschen glücklicher machen. Da bin ich mir sicher. Mit Ein gutes Ziel will ich dich dabei unterstützen. Ohne Frage: Auch wenn du keine Ziele aktiv verfolgst, kannst du ein schönes Leben führen. Aber wenn du dir etwas Bestimmtes vorgenommen hast, würde ich mich freuen, dich auf deinem Weg zu begleiten. Das Buch habe ich dafür in drei Abschnitte aufgeteilt: Gemeinsam beginnen wir mit einer Bestandsaufnahme und klären, was überhaupt ein gutes Ziel ist. Im Anschluss zeige ich dir, wie du daraus ein konkretes Vorgehen für dein gutes Ziel ableitest. Für den dritten Teil habe ich spannende Geschichten, Anekdoten und Strategien von insgesamt zehn inspirierenden Gastautor*innen gesammelt. Des Weiteren findest du dort eine Übersicht über gute Hilfsmittel und Tools, die dich auf deinem Weg unterstützen werden. Auf geht’s: Lass uns gemeinsam ein bisschen verrückt sein und dein gutes Ziel angehen.

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Hier habe ich in der Voransicht ein paar Seiten entnommen, um dir die Vorfreude nicht zu verderben.


Wenn dir gefällt, was du siehst, bestelle jetzt dein Exemplar und gehe ganz sicher, deine guten Ziele zu erreichen.


Das Kleingedruckte ZIELVERTRAG Ich, werde alles mir MĂśgliche tun, um mein Ziel in drei Monaten zu erreichen.

An diesem Datum beginne ich an meinem Ziel zu arbeiten:

An diesem Datum werde ich mein Ziel erreichen:

20

20

Mein smartes Ziel lautet:

(Auf meinem Weg wird mich Ein gutes Ziel als treuer Begleiter und Coach unterstĂźtzen. In guten wie in schlechten Zeiten.)

Nachdem ich in drei Monaten mein Ziel erreicht habe, belohne ich mich mit:

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Mein Ziel hat fĂźr mich und mein Leben eine besondere Bedeutung, weil:

Ich werde die folgenden drei Dinge tun, um sicherzustellen, dass ich Ein gutes Ziel jeden Tag nutze und wirklich aktiv werde: 1. 2. 3.

Ort

, den

Datum

Unterschrift

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12-Wochen-Plan

Auf den folgenden Seiten hast du Platz, die kommenden drei Monate zu planen. Wann willst du die Meilensteine und Zwischenziele erreicht haben, die du auf Seite 23–24 festgehalten hast? Bringe sie nun in eine konkrete Reihenfolge, die fßr dich und dein Ziel sinnvoll ist. Beachte dabei auch andere wichtige Termine in deinem Leben. Wenn gerade der Familienurlaub am Flekkefjord ansteht oder du eine Klimademonstration in deiner Stadt angemeldet hast, bist du in dieser Zeit vielleicht nicht so produktiv, als wenn du deinem geregelten Alltag nachgehst. Woche 1 20

bis

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Besondere Ereignisse in dieser Woche?

Woche 2 20

bis

20

Besondere Ereignisse in dieser Woche?

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12-Wochen-Plan Woche 3 20

bis

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Besondere Ereignisse in dieser Woche?

Woche 4 20

bis

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Besondere Ereignisse in dieser Woche?

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Hier habe ich in der Voransicht ein paar Seiten entnommen, um dir die Vorfreude nicht zu verderben.


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Vorbereitung Woche 1 Whoop whoop, jetzt geht’s los! Schau dir deinen 12-Wochen-Plan an und beantworte die folgenden Fragen: Welche wichtigen Zwischenziele wirst du in der kommenden Woche erreichen, um deinem guten Ziel näher zu kommen?

Hinweis: Aus diesen Zwischenzielen ergeben sich deine konkreten Aufgaben für die nächsten sieben Tage. Du kannst diese entweder vorab oder von Tag zu Tag planen und festhalten. Für mich funktioniert es am besten, wenn ich mir grob einen Plan für die komplette Woche aufstelle und meine beruflichen und privaten Termine dabei im Blick habe. Was wirst du tun, um in der kommenden Woche deine Zwischenziele sicher zu erreichen? Wer und was können dich dabei unterstützen?

Ich bin bereit, mein gutes Ziel in den folgenden zwölf Wochen konsequent zu verfolgen. Der einzige, der mich davon abhalten kann, erfolgreich zu sein, bin ich.

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Ich habe mit meinem/meiner Zielpartner*in gesprochen. Wir werden uns in den folgenden Wochen tatkräftig unterstützen und gegenseitig konstruktives Feedback geben.


Routinentracker Routine

Ziel

Mo

Di

Mi

Do

Fr

Sa

So

Gesamt

(Setze dir pro Routine ein Ziel für die Woche und zähle am Ende zusammen, wie oft du sie gemacht hast.)

Platz für Notizen

Noch

12 Wo c h en

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Woche 1

Mo Di Mi Do Fr Sa So

Tag 1

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„Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Chinesisches Sprichwort

Heute bin ich dankbar für ... 1. 2. 3.

Heute werde ich ... (Wichtigste Aufgabe des Tages)

... um meinem Ziel näher zu kommen. Erfolgserlebnisse des Tages:

Was kannst du tun, damit es morgen wieder so gut läuft?

Falls es heute etwas gab, was noch nicht 100 % optimal lief: Halte fest, was du tun kannst, damit es morgen besser läuft. Was hast du gelernt? Was änderst du? Wer kann dich unterstützen?

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„Ich bin vielleicht noch nicht da, aber ich bin näher, als ich gestern war.“ José N. Harris

Mo Di Mi Do Fr Sa So

20

Woche 1

Tag 2

Heute bin ich dankbar für ... 1. 2. 3.

Heute werde ich ... (Wichtigste Aufgabe des Tages)

... um meinem Ziel näher zu kommen. Erfolgserlebnisse des Tages:

Was kannst du tun, damit es morgen wieder so gut läuft?

Falls es heute etwas gab, was noch nicht 100 % optimal lief: Halte fest, was du tun kannst, damit es morgen besser läuft. Was hast du gelernt? Was änderst du? Wer kann dich unterstützen?

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Hier habe ich in der Voransicht ein paar Seiten entnommen, um dir die Vorfreude nicht zu verderben.


Wenn dir gefällt, was du siehst, bestelle jetzt dein Exemplar und gehe ganz sicher, deine guten Ziele zu erreichen.


Herzlichen Glückwunsch!

Für das, was du geschafft hast, reicht eigentlich keine Buchseite aus. Ich möchte dir von ganzem Herzen zum Erreichen von deinem guten Ziel gratulieren.

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Am Ziel!

Du hast die letzten drei Monate in die Hand genommen, bist über dich hinausgewachsen, hast neue Techniken ausprobiert und dir jeden Tag überlegt: Wie kann ich meinem Ziel heute näher kommen? Bestimmt gab es so einige Hindernisse und Herausforderungen, und du hast sie angenommen und gemeistert. Ich empfehle dir: Schau dir dein Ein gutes Ziel noch einmal in Ruhe an, und mach dir bewusst, was du alles erreicht hast. Was waren deine größten Erfolgserlebnisse, was hast du gelernt? Daraus wirst du für kommende Ziele und Herausforderungen eine Menge mitnehmen. Und zu guter Letzt: Vergiss das Feiern und Belohnen nicht. Eine Belohnung hast du dir ja überlegt. Und hast du auch schon öffentlich verkündet, dass du dein gutes Ziel in drei Monaten erreicht hast und dir von deinen Freund*innen auf die Schulter klopfen lassen? Genieße den Moment. Es ist deiner.

Was nun?

Bei all der Euphorie über das Erreichte fragst du dich jetzt vielleicht: Und nun? Was kann jetzt noch kommen? Was ist mein nächstes gutes Ziel? Kein Zweifel – in ein Jahr passen insgesamt vier gute Ziele mit jeweils einer Woche dazwischen, um auch mal ziellos die Beine baumeln zu lassen. Vielleicht legst du gleich wieder los, hast schon ein neues Ziel vor Augen? Vielleicht gönnst du dir auch eine Pause. Egal, was für ein Typ du bist: Das Wichtigste ist, dass du glücklich und zufrieden bist. Wenn du weitere Ziele mit mir, der Ein gutes ZielCommunity und einem neuen Buch als treuem Begleiter und Coach angehen möchtest: Wir sind mehr als glücklich, dich dabeizuhaben. Tu mir – und vor allem dir – bitte nur einen Gefallen: Tritt nicht in die Falle, dass du dich nicht über das Erreichte freust. Du hast das Unmögliche bewältigt. Genieße, was du geschafft hast, und erinnere dich, warum du dein Ziel am Anfang angegangen bist. Und nun möchte ich mich bei dir bedanken. Wie schön, dass ich dich auf deinem Weg begleiten durfte. Bis zum nächsten guten Ziel!

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Teil 3 Inspiration


Regentropfen am blauen Himmel Von Van Bo Le-Mentzel

„Hi!“, rief mir Belton zu, als ich die Kommode mit dem Eichenfurnier öffnete, „lange nicht mehr gesehen.“ Jede*r von uns hat einen Belton in irgendeinem Schrank. Ein Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit, das einen daran erinnert, dass wir alle mal auch ganz schräge Träume hatten. Als wir noch jung, naiv und noch nicht beim Finanzamt gemeldet waren. Belton ist schon fast 25 Jahre alt. Die Kugel klackert noch im Innern seines Bauches wie am ersten Tag. Belton ist eine Sprühdose. Graffiti-Künstler*innen wird die Marke etwas sagen. Ich hatte diese Sprühflasche aufbewahrt aus meinen alten Tagen als „Graffiti-Writer“ – so nannten wir uns in der Hip-Hop-Szene. Keine Ahnung, warum ich diese Sprühdose aufgehoben habe. Es sollte 25 Jahre dauern, bis ich die Antwort darauf fand. Respekt. Meine Sprüherzeiten sind lange vorbei. Als Jugendlicher war ich nachts viel unterwegs. Ich war mit meiner Crew namens „Chinese Kids“ nachts in U-BahnTunneln, auf Gleisbetten und auf Brandwänden entlang der berüchtigten S-Bahnlinie 1 Richtung Wannsee unterwegs. Meine Träume waren groß. Und verboten. Ein Graffiti-Piece unterhalb des S-Bahnfensters zwischen zwei Türen nennt man „Panel-Piece“. Dieses Ziel habe ich verwirklicht, als ich 15 war. Wenn es einem gelingt, unterhalb des Fensters von einem Ende bis zum anderen Ende des Waggons ein Bild zu sprühen, nennt man das „End to End“. Auch diesen Traum habe ich mir erfüllt. Kurz nach meinem 16. Geburtstag. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mich das mit Stolz und Freude erfüllt hat, morgens das eigene Werk am Bahnhof einfahren zu sehen. Wir haben getanzt, wir haben gesungen und wie Sioux-Krieger Laute von uns gegeben. Die anderen Fahrgäste auf dem Bahnsteig müssen uns für verrückt erklärt haben. Mit diesen Errungenschaften, die alle fein säuberlich in schwarzen Leitz-Ordnern – sogenannten Black Books – dokumentiert wurden, konnte ich mir in Berlin-Wedding schon recht viel Respekt verschaffen. Das Große Ganze. Doch das größte Ziel eines jeden Graffiti-Writers war kein "End to End". Jeder träumte von derselben Sache: einmal im Leben einen Whole Car sprühen. Einen ganzen Waggon. Von oben bis unten. Links bis rechts. Bunt oder als Silber-Piece mit Hitzerot-Outlines. Wenn möglich noch garniert mit einer Vaughn Bodē Lizard-Figur. Wie viele Nächte träumte ich mit meinen

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Homies von dieser Nacht der Nächte. Eines Tages wird es so weit sein. Dann werde ich auch einen Whole Car sprühen. In meiner Schulklasse hatte ich mich inzwischen längst zum Außenseiter manövriert. Zu sehr war ich beschäftigt damit, hinter vorgehaltenen Schulbüchern illegale Graffiti-Mags zu studieren, um die Whole Cars der Berliner Graffiti Kings zu bewundern. Ich verachtete irdische Jugendliche mit ihren irdischen Träumen. Ein echter Traum eines Graffiti-Writers ist unterirdisch. Meine Helden hießen Phos, Odem, Shek und Bisaz. Das waren echte Untergrund-Helden. Whole Cars entstehen 520 cm unterhalb der Straße. In einem U-Bahndepot. Voll Underground. Fuck Sell Out. Als Jugendlicher hatte mein Leben nur einen Sinn: der perfekte Whole Car. Blut. Aus dem Whole Car wurde nichts. Drei Polizisten der „Sonderkommission Graffiti“ lauerten uns auf, als wir an einer eisig kalten Januarnacht im Jahr 1994 am Bahnhof Waidmannslust den perfekten Whole Car begannen. Der eine Polizist schlug mir so schnell ins Gesicht, dass ich erst an dem warmen Blut auf meiner Unterlippe feststellte, dass ich Schmerzen haben musste. Mein Rechtsanwalt, der mich permanent siezte, boxte mich raus. Es war ein dreckiger Deal. Wenn ich den Schlag ins Gesicht nicht anzeige, lassen sie mich auch laufen. Ich igelte mich ein in mein Zimmer, brach den Kontakt über Nacht mit meinen Sprüherfreunden ab und fühlte mich einsam. Noch nie hatte mir ein Mensch ins Gesicht geschlagen. Weder andere Jugendliche, noch meine Eltern. Es war das erste und letzte Mal in meinem Leben: ein Polizist mit einer Soko-Kette. Mein Jugendtraum entglitt aus meinem Körper mit dem Nasenblut und zerschellte in tausend dünnen Rinnsalen auf der Keramik des Polizeireviers. Somit endete mein großer Traum vom Whole Car mit dem Verlust meines Freundeskreises. Ich glaubte dem System nicht mehr. Ich war leer. Ohne Traum. Ohne Ziel. Ohne Vertrauen. Circular City. An all das musste ich denken, als ich die Belton in der Hand hielt und den Lack roch, der mich an den Gestank meiner rebellischen Jugend erinnerte. „Hi!“, schien mir dieses Souvenir meiner Jugend zu sagen. Und wer kennt das nicht? In unseren Schränken, in unseren Kellerregalen und in alten Fotokisten wimmelt es nur von Objekten vergangener Tage, die uns ganz unschuldig mit einem „Hi!“ wieder eine Welt offenbaren, die wir längst vergessen hatten und unter vielen Schichten aus Euphorie, Enttäuschung, Hoffnung und Leid begraben haben. Bei mir hat mir das „Hi!“ von Belton gezeigt, dass Träume

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immer nur dann ihre volle Ernsthaftigkeit bekommen in dem Moment, wo sie entstehen. Heute denke ich mir, was für ein selbstherrlicher Traum, was für ein unbedeutendes Ziel: ein Whole Car. Wie konnte mir das bloß so wichtig sein? Doch wie steht es um meine heutigen Träume und Ziele? Was sind meine „Whole Cars“ von heute? Mit einer ähnlichen Besessenheit treibt mich heute ein völlig anderer Traum um. Ich habe in der Zwischenzeit Architektur studiert und seit drei Jahren habe ich eine Vision. Sie heißt „Circular City“. Eine Art Blaupause für die Errichtung von neuen Stadtquartieren. Mit Mieten unter 400 Euro. Mit Gärten, Bauernhöfen und Friedhöfen auf Dächern von Supermärkten. Mit Wohnungen, die ich „100-Euro Wohnung“ oder „Wonderhome“ getauft habe. Wo Tiny Houses auf ungenutzten Industriedächern geparkt werden. Wo es keine toten Flure gibt, sondern nur noch „Cobeing-Spaces“ – WG-artige Wohnküchen. Aus Bahnwaggons wurden Tiny Houses. Meine Homies sind heute Architekten und Tiny House-Tischler. Den Traum vom eigenen Tiny House habe ich mir mit 39 Jahren erfüllt. In der Zwischenzeit habe ich weitere zehn Tiny Houses bauen lassen. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, in dem Haus zu stehen, welches vorher nur in meinem Kopf und auf Skizzenpapier existierte. Ich freue mich noch heute wie ein kleines Kind. Nur das Aufheulen des Sioux-Kriegers habe ich mir abgewöhnt. Ich träume davon, ganze Stadtviertel zu entwerfen. Bessere. Gerechtere. Grünere. Aus einem Graffiti-Writer wird ein Stadtplaner. Doch jede*r Stadtplaner*in träumt davon, eine Stadt entwerfen zu dürfen. Das ist mein Traum heute. Im wöchentlichen Rhythmus treffe ich Bezirksbürgermeister*innen, treffe Baustadträt*innen und Investor*innen, um einen Fuß in die Tür der hiesigen Immobilienwelt zu bekommen. Wird es mir gelingen? Oder wird es ein Traum bleiben? Wird es eines Tages so sein, dass ich als alter Mann einen Schrank öffnen werde. Und dann wird mich eine alte Skizze von der „Circular City“ mit einem „Hi!“ begrüßen? Und werde ich dann auch denken: Was für ein selbstherrlicher Traum, was für ein unbedeutendes Ziel: eine Circular City. Wie konnte mir das bloß so wichtig sein? Regentropfen am blauen Himmel. Viele Träume bleiben unerfüllt. Da hilft auch keine professionelle Hilfe und der beste Plan. Und wisst ihr was? Es ist auch gut so. Denn die guten Träume sind nicht die, die nachts entstehen. In der Besessenheit der eigenen unerfüllten Wünsche. Die guten Träume sind die, die wir tagsüber träumen. Am helllichten Tag. Zwischen der Steuererklärung, die wir wieder viel zu spät angehen, und der Klinik, wo wir unsere kranke Mutter besuchen. Die besten Träume sind wolkenlos und spontan wie Regentropfen an einem blauen Himmel.

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Es war nie mein Traum und mein Ziel, eine perfekte Frau zu finden, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Es passiert. Vielleicht genau deswegen. Mir ist das passiert. Mein Sohn ist nun fünf Jahre alt. Wir wohnen beim Gleisdreieckpark um die Ecke, wo sich mein wissbegieriger Sohn kürzlich mit Graffiti-Writern an der beliebten Hall Of Fame im Park in ein Gespräch verwickelte. „Papa, darf ich auch mal Graffiti machen?“, fragte mich mein Sohn. „Graffiti? Mit diesem Kapitel habe ich schon lange abgeschlossen“, sagte ich zu dem kleinen Jungen, den ich den „Kleinen Professor“ nenne. „Außerdem haben wir doch keine Sprühdosen“, bemühte ich ein leicht zu durchschauendes Argument. Als wir zu Hause waren, öffnete der Kleine Professor die Kommode mit dem Eichenfurnier. „Hier ist doch noch eine Sprühdose!“, sagte er. Das wird jetzt passieren, oder? Ich werde mit meinem Sohn gemeinsam ein Graffiti-Piece machen. Mit einer Sprühdose, die sehr viel älter ist als er und meine Ehe zusammen und das ganze Leben, welches mich heute ausmacht. Ich glaub das nicht. Klingt nach einem viel besseren Ziel als ein „Whole Car“, dachte ich mir. Wir kauften uns noch zusätzlich eine cyanblaue Sprühdose und vier grüne Skinny-Caps. An der Hall Of Fame im Gleisdreieck standen wir dann. Der blaue Himmel bedeckte sich allmählich. Bevor die ersten Regentropfen runterkamen, sprühten wir unser erstes gemeinsames Piece. Der Kleine Professor begeistert sich seit einigen Wochen für Buchstaben. Buchstaben faszinieren ihn momentan sehr. „Welches Wort sollen wir sprühen?“, frage ich den Kleinen Professor. „Wie meinst du das?“, wollte er wissen. „Wir müssen bei Graffiti ein Wort sprühen. Ohne Wort geht es nicht.“, erklärte ich. Der Kleine Professor überlegte kurz. Und dann sagte er: „Jetzt weiß ich: Wir sprühen ein kurzes Wort. Und es heißt: Hi.“ Und dann kamen sie. Regentropfen aus einem blauen Himmel.

Über den Autor Van Bo Le-Mentzel, geboren 1977 in Nongkhai ist Architekt, Filmemacher und Autor. Mit der Erfindung des sozialen Design-Projektes „Hartz IV Möbel“ wurde erstmals ein breiteres Publikum auf ihn aufmerksam. Und mit dem „One Squaremeter House“ und verschiedenen Tiny House-Projekten mischt er sich in städtebauliche Debatten ein. Kurz nach der Geburt seines ersten Kindes publizierte Le-Mentzel das Buch „Der Kleine Professor – 34 Dinge, die mich mein Sohn über die Liebe, das Leben und die Welt lehrte“ (Ecowin). Le-Mentzel lebt mit Frau und zwei Kindern in Berlin-Kreuzberg.

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Hier habe ich in der Voransicht ein paar Seiten entnommen, um dir die Vorfreude nicht zu verderben.


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