NRZ (November 2019)

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AUS DEN NIEDERLANDEN Kleintjes

„Taste Rooms“,Foodhalle und Design-Hotel

Blick über die Grenze

Haushalte verfügen über wachsendes Vermögen

Tipps für einen Tag in Eindhoven

Arnheim. Das durchschnittliche Ver-

mögen eines niederländischen Haushalts betrug im vergangenen Jahr 38.400 Euro und damit rund 10.000 Euro mehr als 2017, aber immer noch weniger als vor der Wirtschaftskrise vor zehn Jahren. Das meldet das Statistikamt CBS mit Blick auf die Zahlen von 2018. In der Provinz Gelderland sind die Bewohner der Gemeinde Rozendaal mit im Schnitt 278.300 Euro weiterhin die reichsten, die Menschen in Arnheim mit einem Vermögen von 6.100 Euro am ärmsten. Insgesamt wuchs das Durchschnittsvermögen in allen Städten und Gemeinden der Provinz.

Hinweise auf erhöhtes MS-Risiko in der DNA Nimwegen. Wissenschaftler der Rad-

boud-Uniklinik haben in der menschlichen DNA mehrere Varianten entdeckt, die auf ein erhöhtes Risiko schließen lassen, an Multiple Sklerose zu erkranken. An der Studie beteiligten sich Menschen mit MS sowie deren gesunde Familienmitglieder. Beide Gruppen stellten den Forschern DNA-Proben zur Verfügung. Im Kampf gegen die Nervenkrankheit ergeben sich damit neue Anhaltspunkte. So sollen jetzt Stamm- und Nervenzellen aus Hautzellen von MS-Patienten hergestellt werden. Ziel ist es, neue Medikamente zu entwickeln.

Viele Meldungen wegen Lärmbelästigung Arnheim. In den ersten sechs Mona-

ten 2019 gingen bei der Polizei jeden Tag durchschnittlich 320 Meldungen wegen Lärmbelästigung ein. Insgesamt wurde die Polizei in der Provinz Gelderland von Januar bis Juni diesen Jahres 7.196 Mal wegen störender Geräusche alarmiert – 115 Mal öfter als im selben Zeitraum 2018. Dabei fielen Unruhestifter vor allem in der Gemeinde Rheden auf: Hier wurde die Polizei zwischen Januar und Juni 189 Mal wegen Geräuschbelästigung gerufen, ein Plus von 35 Prozent.

„Zevenheuvelen“-Lauf zog 33.000 Läufer an Nimwegen. 33.000 Läufer starteten

beim „Zevenheuvelen“-Lauf. Schnellster Niederländer war wie im vergangenen Jahr Mohamed Ali aus Nimwegen, der die 15 Kilometer in 43:57 Minuten hinter sich brachte. Vor vier Jahren hatte Ali sich noch als Helfer beim Aufbau der Strecke etwas dazuverdient. Schon damals sei es sein größter Wunsch gewesen, den Parcours einmal selbst zu laufen, so Ali.

Zahl des Tages

1,7

Millionen Menschen haben den traditionellen Einzug des Nikolaus im Fernsehen verfolgt. Das „Sinterklaasjournal“ gehörte zu den drei quotenstärksten Sendungen des Tages – allein die Nachrichten im öffentlich-rechtlichen Programm (1,9 Millionen Zuschauer) und das Spiel der niederländischen Fußballmannschaft (2,6 Millionen) waren beliebter. Das Event, bei dem der Nikolaus erstmals nicht vom „Zwarte Piet“ begleitet wurde, kostete rund 600.000 Euro.

Das GLOW-Festival sorgt für Hingucker in Eindhovens Zentrum.

fotos: Vitist Brabant

Lichtkunst trifft auf Umweltschutz Acht Tage lang stand Eindhoven im Zentrum des GLOW Festivals. Hunderttausende Besucher zeigen sich von den spektakulären Installationen fasziniert Von Heiko Buschmann

GLOW 2020 Eindhoven. Am Anfang steht eine Kirche, am Ende ein Feld mit Sonnenblumen. Gut eine Woche lang hat das Lichtkunst-Spektakel Glow täglich gut 100.000 Menschen nach Eindhoven gelockt. Die Hauptstadt Brabants im Süden der Niederlande, über 100 Jahre lang Sitz der Weltfirma Philips und seit je her ein urbanes Zentrum für technische Innovationen, ist nach der fast völligen Zerstörung im zweiten Weltkrieg mit seiner modernen Architektur inzwischen zu einem echten Anziehungspunkt für Besucher auch aus Deutschland und vielen anderen Ländern Europas bis hin nach China und in die USA geworden. Seit 2014 veranstaltet das City Marketing jährlich im November das GLOW Festival. Und wie es bei unseren Nachbarn in den Niederlanden eben so ist, wird das Ganze dann nicht nur ziemlich spektakulär, sondern setzt sogar Maßstäbe in Sachen Lichtkunst. Wer bei den „Essener Lichtwochen“, „Recklinghausen leuchtet“, dem „Parkleuchten“ in der Essener Gruga oder ähnlichen Events in Ekstase gerät, der hat das Glow in Eindhoven noch nicht gesehen.

n Am Samstag, 7. November 2020, startet das GLOW Festival 2020. Bis zum 14. November ist dann in Eindhoven wieder neue Lichtkunst zu sehen. n Los geht’s jeweils ab 18.30 Uhr, am 7., 13. und 14. November, jeweils bis 0 Uhr, ansonsten bis 23 Uhr. Da gehen die Blicke nach oben: Die Installationen sind Hingucker.

Los geht’s an der Sint-Catharinakerk. Das mächtige gotische Bauwerk mit seinen beiden Türmen und der mächtigen Fassade – inzwischen ein Hotel – ist der Startpunkt eines fünf Kilometer langen abendlichen Spaziergangs durch Eindhoven. Auf dem Weg geht Lichtkunst eine clevere Verbindung mit dem derzeit wohl drängendsten gesellschaftlichen Thema ein: dem Umweltschutz. Nur ein paar hundert Meter weiter in Richtung Abbe-Museum steht plötzlich eine Weltkugel. Unten raucht die Erde, Dämpfe steigen auf und verdunkeln den Himmel. Was hier mit harmlosen Holzscheiten künstlerisch nachgestellt wird, hat natürlich einen ernsten Hinter-

grund. Diese Stadt, die hier verpestet wird, ist natürlich Eindhoven, und zwar mit den Abgasen der Autos. Zusammenarbeit mit China Auch eine weitere Installation wirft mit leuchtenden Effekten einen Blick auf unser Verhalten hinsichtlich Umweltschutz beziehungsweise -zerstörung. Auf der Oude Gracht haben Studenten der Technischen Universität Eindhoven große grüne Pflanzen illuminiert. Sie sollen das Sterben der Vegetation in den Flüssen, in denen unser tägliches Gift wie Rückstande von Medikamenten und andere Abwässer fließt, symbolisieren. Nach dem wohl der Höhepunkt des Glow Festivals, die

grandiosen Projektionen an einer Hochhaus-Fassade mitten in der Stadt, passiert ist, wartet am Ende ein Feld voller Sonnenblumen auf die Besucher. Diese Installation ist in Zusammenarbeit mit dem NanjingFestival in China entstanden und verdeutlicht die wachsende internationale Bedeutung der Künstler aus Eindhoven, der Stadt des Lichts. Das Glow 2019 ist vorbei, doch wer eine abgefahrene Lichtshow in einer pulsierenden City sehen möchte, sollte sich den November 2020 schon einmal dick im Kalender anstreichen.

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Die NRZ war auf Einladung von Visit Brabant in Eindhoven.

Eindhoven. „Intelligentia“ heißt eines dieser vielen aufregenden Konzepte in Eindhoven, die Besuchern die Entscheidung ziemlich schwer machen, was man sich hier eigentlich zuerst ansehen soll. Die unter diesem Namen firmierenden Taste Rooms“ sind einer von drei besonderen Tipps für eine schöne Tagestour oder gar ein Wochenende in der Design-City: Jetzt ist vielleicht nicht die beste Zeit, um ein besonderes Eis zu probieren, aber im „Frozen Room“ lohnt es sich auf jeden Fall. Hier auf dem Ketelhuisplein im Strijp S gibt es Sorten wie „Tony Chocolonely“, „Mon Chou Taart“ oder auch „Stout Bier mit Schokolade“. Die Kugel kostet zwar bis zu 2,55 Euro, lässt aber die Geschmacksnerven explodieren. In dem Gebäude befindet sich außerdem ein Café samt Cocktailbar („Liquid Room“), und natürlich kann man hier auch in entspannter Atmosphäre den Feierabend genießen („Unroom“); Leidingstraat 27 | 5617 Eindhoven | www.intelligentia.nl. Mehr auf den Zahn gibt es gegenüber in der „Machinekamer“: In unmittelbarer Nähe des Uhrenturms befinden sich hier in einer ehemaligen Lampenfabrik verschiedene Restaurants, Cafés und Bars: „Radio Royaal“, „Pastry-Club“ und „Gusj / Room 108“, außerdem der Fahrradladen „Velo d’Anvers“; Machinekamer | Ketelhuisplein 10 | 5617 AE Eindhoven | www.radioroyaal.be. Selbstverständlich spielt auch bei der Übernachtung Design eine Rolle. Eine Adresse mitten im Zentrum der Stadt, das Stadion von PSV und das Shopping-Center „Blob“ sind nur ein paar Schritte entfernt, ist das Inntel Hotels Art Eindhoven. Wie sollte es anders sein, ebenfalls in einer Philips-Lampenfabrik untergebracht, verfügt das Viersterne-Haus über 230 Zimmer und viele weitere Annehmlichkeiten - und das schon ab 99 Euro pro Zimmer; Lichttoren 22 | 5611 BJ Eindhoven | www.intellhotelsarteindhoven.nl. hb

Im Frozen Room gibt es abgefahrene Eissorten, zum Beispiel mit Bier.

Von Philips zu cool Strijp S: Eindhovens erneuter Weg in die Moderne Eindhoven. Er steht mitten in der Stadt und sendet als ihr Wahrzeichen weithin sichtbare Signale in die Umgebung: der „Lichttoren“ in Eindhoven, besser bekannt als Philips-Uhrenturm. Ab dem Jahre 1909 baut hier der niederländische Architekt Dirk Roosenburg einen Komplex, der bis heute den Ruf der Hauptstadt Brabants als Design-Minimetropole bis weit über die Landesgrenzen hinaus begründet.

Das Labor der Zukunft Seit über 100 Jahren ist der Aufstieg, Fall und die Neuerfindung Eindhovens ganz eng mit dem Namen Philips verbunden. Hier, abseits des Goldenen Zeitalters, eröffnet Frede-

rik Philips 1891 eine Glühlampenfabrik. Technik und Avantgarde prägen seitdem das Gesicht der Stadt, auch nach der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg setzen die Architekten konsequent auf moderne Urbanität. Ob der 1956 eröffnete Bahnhof im Stile eines PhilipsRadios, das 1966 zum 75-jährigen Firmenjubiläum gebaute Technologiemuseum „Evoluon“ im Look eines Raumschiffs oder das zu seiner Zeit ultramoderne Warenhaus „De Biejenkorf“: Eindhoven festigt mit neuen spektakulären Bauwerken sein Image als Labor der Zukunft. So ist es auch heute, nachdem Philips die Stadt verlassen und seinen Hauptsitz nach Amsterdam verlegt

Auf dem Gelände der ehemaligen Philips-Fabrikhalle entstanden die Quartiere Strijp A und Strijp S. Foto: Visit Brabant

hat. Nach einer kurzen Phase der Depression machten sich die Stadtentwickler zusammen mit den Ideenschmiede von der Technischen Universität und der Design Academy Eindhoven (DAE) bereit zum Aufbruch in die Moderne. So entstehen auf dem Areal der größten Philips-Fabriken unweit des berühmten Uhrenturms die Quartiere Strijp A und Strijp S. Während sich in deutschen Städten Konzepte wie Leben und Arbeiten in einem zeitgemäßen Umfeld erst langsam entwickeln, sind die Niederländer – wie so oft – einfach schneller und kreativer. So wie in der „Zitfabriek“, dem etwas anderen Concept-Store. In einem ehemali-

gen Philips-Gebäude gibt es nach dem Shop-in-Shop-Prinzip unter anderem Möbel, Klamotten, Lampen und Platten zu kaufen. Alles ist offen, einladend-freundlich – so einfach wie genial. Gleich nebenan, ebenfalls in einer früheren Fabrikhalle, brettern Kids in der „Area 51“ mit ihren Skateboards und BMX-Rädern über Rampen. Kulinarische Pausen Drumherum locken zahlreiche coolen Locations zur kleinen kulinarischen Pause. Die ist wichtig bei all den optischen Highlights die Eindhoven, die Stadt des Designs, die auch abseits des GLOW Festivals jederzeit einen Besuch wert ist. hb


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