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Grosses Potenzial für Photovoltaik im ÖV

Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs könnten auf ihren Gebäuden und Infrastrukturen ein Viertel ihres Energieverbrauchs erzeugen und so einen wichtigen Beitrag zur Energiestrategie 2050 leisten. Dies zeigt ein neu erschienener Leitfaden vom Bundesamt für Verkehr und von Swissolar.

Text: Swissolar

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Vor über 100 Jahren ist die Eisenbahn elektrifiziert worden. Mit dem Wechsel von der

importierten Kohle zur einheimischen Wasserkraft hat die Schweiz damals einen wegweisenden Entscheid gefällt: Die Bahn ist heute eines der klimafreundlichsten Verkehrsmittel. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende. Denn noch immer ist der öffentliche

Verkehr in einzelnen Bereichen vom Diesel

abhängig. Der Verkehr ist für gut ein Drittel des schweizerischen Energieverbrauchs verantwortlich. Neben vielen kleineren wichtigen Verbesserungen können insbesondere folgende zwei Massnahmen den Verkehr klimaverträglicher gestalten: die Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie die Elektrifizierung der Verkehrsmittel. Letzteres ist jedoch primär dann sinnvoll, wenn der Strom auch aus CO2-armen Quellen stammt.

Eine Solarifizierung des öffentlichen Verkehrs ist möglich Heute haben wir es in der Hand, den Diesel durch lokal produzierte Solarenergie zu ersetzen, um nicht nur den öffentlichen Strassenverkehr, sondern auch alle Anlagen und Fahrzeuge des Schienenverkehrs zu elektrifizieren. Bisher hatten nur wenige Transportunternehmen die Möglichkeit, substanzielle Anteile ihres Energieverbrauchs mit eigenen Kraftwerken abzudecken. Mit dem Einsatz

von Photovoltaik (PV) auf Bahnhöfen und Perrondächern kann sich dies ändern.

Der öffentliche Verkehr in der Schweiz ist

sehr gut ausgebaut und benötigt entspre-

Firma Pfiffner Elektrotechnik GmbH, Trüb

chend viel Energie. Der Stromverbrauch aller Verkehrsunternehmen liegt bei etwa 2,7 Terawattstunden. Hinzu kommen noch 120 Millionen Liter Diesel, von denen etwa 95 Prozent für Busse und etwa 0,35 Terawattstunden für Seilbahnen verwendet werden. Soll der gesamte öffentliche Verkehr in Zukunft CO2-neutral betrieben werden, benötigt er rund 3,5 Terawattstunden Strom. Davon werden heute rund 2 Terawattstunden von den Wasserkraftwerken der SBB

produziert, was bereits knapp 60 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Verkehrsunternehmen entspricht. Die Produktion der restlichen 1,5 Terawattstunden mit Sonnenenergie würde eine PV-Modulfläche von rund 7 500 000 Quadratmetern erfordern, was etwa 1 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner in der Schweiz entspricht. Gegenwärtig zeigen Hochrechnungen von 10 verschiedenen Transportunternehmen, dass sie etwa 20 bis 30 Prozent ihres Strombedarfs

auf ihren eigenen Gebäuden erzeugen könnten.

Leitfaden hilft, rentable Projekte zu identifizieren

Solarenergie kann also einen entscheidenden Beitrag zum Ersatz der nicht erneuerbaren Energien im öffentlichen Verkehr leisten. Allein auf den Gebäuden, Perrondächern und Werkstätten der öffentlichen Verkehrsbetriebe in der Schweiz schlummert

enormes Solarpotenzial: Es würde ausreichen, um den Treibstoffverbrauch aller öffentlichen Verkehrsbetriebe zu ersetzen.

Der neu erschienene Leitfaden «Photovoltaik und Eigenverbrauch im öffentlichen Verkehr», den das Bundesamt für Verkehr (BAV)

 Auf dem Frequenzumformerwerk der SBB in Zürich-Seebach wird Solarstrom vom Dach für die Traktionsenergie verwendet. Die SBB konnte von der Pionierleistung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) profitieren, die bereits im Jahr 2015 eine solche Anlage realisiert hatten.

 In den nächsten Jahren plant Postauto Bad Ragaz, 4 Busse durch Elektrobusse zu ersetzen. Ein Teil des dafür notwendigen Stroms wird von der bestehenden Solaranlage auf dem Dach stammen.

Christof Bucher, Basler & Hofmann AG

in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Fachverband für Solarenergie Swissolar erarbeitet hat, zeigt auf, anhand welcher Faktoren rentable Projekte identifiziert werden können. 14 konkrete Projektbeispiele und deren Wirtschaftlichkeitsrechnungen belegen, wie die Eigenproduktion von Solarstrom ein riesiges Potenzial birgt. So liefert beispielsweise 1 Quadratmeter Solarmodule die benötigte Energie, um 1 Person pro Jahr 2500 Kilometer weit mit dem Zug zu befördern, und ein Elektrobus legt 10 000 Kilometer mit der Energie zurück, die durch PV auf der Oberfläche seines eigenen Parkplatzes erzeugt wird.

Konkrete Handlungen sind notwendig Dank der meist sehr robusten Verteilnetze

spielt es technisch und ökologisch zudem keine grosse Rolle, ob der Strom lokal verbraucht oder ins Netz eingespeist wird. Unter den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ist es jedoch derzeit meist notwendig, einen Teil des Solarstroms lokal zu verbrauchen, um eine PV-Anlage rentabel betreiben zu können. Dies wird durch den hohen Stromverbrauch der meisten Transportunternehmen erleichtert. Um die Solarifizierung der Transportunternehmen rasch voranzutreiben, braucht es nun folgende konkrete Handlungen:

• Lokale Energieversorgungsunternehmen bezahlen einen fairen, langfristig garantierten Rückliefertarif für Solarstrom, der von Transportunternehmen nicht als Eigenverbrauch verwendet werden kann. • Kommunale Baubehörden unterstützen

mit ihrer Bewilligungspraxis Projekte zur Solarenergienutzung auf Bahn- und Busgebäuden. Dies gilt insbesondere bei der sorgfältigen Integration von PV-Anlagen in historische Bauten.

• Trägerschaften von Transportunternehmen (z. B. Verkehrsverbünde, Kantone) unterstützen diese bei der Finanzierung von PV-Anlagen, obwohl ein Payback oft erst nach 15 Jahren oder später erfolgt. • Bundes-, Kantons- und Gemeindeverwaltungen bieten Hand für Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV): Öffentliche

Gebäude nutzen die Photovoltaik gemeinsam mit den benachbarten Bauten

und Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs.

www.swissolar.ch

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Mehr Informationen zum Leitfaden: www.pv-oev.ch