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EINE STRASSE MIT „PRACHTVOLLSTER AUSSICHT“
So bequem und gut ausgebaut wie heute war die STRASSE ZUM ACHENSEE nicht immer. Bis vor wenigen Jahrzehnten führte sie steil von Jenbach am Kasbach entlang nach Maurach. Am Ende dauerte es fast 30 Jahre, bis die neue Strecke von Wiesing bis zur deutschen Grenze fertiggestellt war.
Obwohl das Achental schon seit dem Mittelalter eine wichtige Verbindung zwischen Bayern und Tirol darstellte, hinkte die Straßenverbindung stets hinten nach. Wegen des schlechten Zustandes der Wege wurden Fuhrwerke daher lange Zeit über den See geschifft. Nach dem verstärkten Aufkommen von Autos und Lkw wurde 1915 die Straße am Kasbach für diese befahrbar gemacht, der Rest blieb jedoch in schlechtem Zustand. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde schließlich mit dem Bau einer neuen Straße begonnen, kriegsbedingt wurde das Unternehmen aber 1942 wieder eingestellt. Ein im Bau befindlicher Tunnel am Seeufer wurde stattdessen im Zweiten Weltkrieg zu einer bombensicheren Fertigungsstätte der Heinkel-Flugzeugwerke.
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Am Anfang war ein Tunnel
Nach dem Ende des Krieges rührte sich vorerst wenig. In einer ersten Etappe wurde am 23. September 1950 der Seehoftunnel eröffnet. Die Salzburger Nachrichten berichteten tags darauf von dem Ereignis: „Samstag fand in Anwesenheit des scheidenden Hochkommissars Bethouart die feierliche Verkehrsübergabe des Seehoftunnels im Zuge der Achensee-Straße statt.
Die B 181 Achenseestraße reicht von Strass im Zillertal bis zum Achenpass und ist 33,5 Kilometer lang. An sie schließen in Deutschland die Bundesstraßen B 13 und B 307 an. Die Straße in der heutigen Form entstand zwischen 1938/1949 und 1964.
Allein die Tunnelarbeiten und die Herstellung der nördlichen Galerie erforderten 24 Monate, die Länge des Straßenstücks beträgt 370 m, womit der Seehoftunnel der längste Straßentunnel Österreichs ist.“
In der österreichischen Bauzeitschrift wurde anlässlich der „Besichtigungsfahrt des 12. österreichischen Straßentages“ zur technischen Ausführung des Tunnels geschrieben: „Auf eine künstliche Beleuchtung wurde entgegen dem ursprünglichen Vorhaben später verzichtet, weil die vorhandenen sechs Fenster zusammen mit einer hellen Tönung der Tunnelröhre genügend Licht spenden werden.“ Im selben Bericht wird erwähnt, dass die Innbrücke bei Wiesing bereits fertiggestellt sei und man derzeit an der Auffahrtsrampe zum Achensee arbeite. Reichlich spät, wie in einem Bericht in der Länderbeilage der Salzburger Nachrichten vom Dezember 1951 kritisch festgestellt wurde. Man habe zu lange gewartet, bis der Verkehr nach dem Krieg wieder stark zugenommen habe. Doch nun werde die neue Strecke gebaut, um die alte Straße mit ihren 26 Prozent Steigung zu ersetzen. „Die neue Rampe wird dieser nicht nur technisch, sondern auch landschaftlich weit überlegen sein, bietet sie doch in freier Linienentwicklung am Steilhang die prachtvollste Aussicht über das ganze Unterinntal, während die alte Straße bisher in einem reizlosen Waldgraben emporklettert.“ Herzstück dieses Abschnittes wurde die Kanzelkehre mit ihrem für die damalige Zeit modernst eingerichteten Panoramarestaurant, das anfänglich vom Scheibbser Gastwirte-Ehepaar Riedl-Raschinsky geführt wurde. Offiziell dem Verkehr übergeben wurde dieser Straßenabschnitt am 25. Mai 1955.
Was lange währt …
Im erwähnten Artikel in den Salzburger Nachrichten wurde 1951 bereits kritisch angemerkt, dass man auch die zahlreichen Engstellen am Seeufer vor und nach dem Seehoftunnel dringend beseitigen müsse, „da sonst die Gefahr besteht, dass hier die Millionenwerte bereits geschaffener Anlagen nutzlos dem Verfall entgegengehen“. Es dauerte allerdings noch bis 1961, bis die Teilstrecke Maurach–Achenkirch tatsächlich modern ausgebaut war. Drei Jahre später wurde schließlich auch das Stück von Achenkirch bis zur deutschen Grenze fertiggestellt


