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DIE JUGEND GIBT DEN TON AN

Die Musikbegeisterung am Achensee ist groß. Das schlägt sich auch beim Nachwuchs für die Kapellen nieder. Die Seezeit hat sich auf die Suche nach den jungen MUSIKANTINNEN UND MUSIKANTEN von Steinberg, Achenkirch, Eben und Wiesing gemacht

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Wenn es nach Raphael und David geht, werden sie in nicht allzu ferner Zukunft den Ton bei der Bundesmusikkapelle (BMK) Steinberg am Rofan angeben. Jedenfalls den fürs Tenorhorn. Im Moment allerdings sind die beiden Achtjährigen noch ganz am Anfang ihrer Karriere und haben seit Herbst letzten Jahres jede Woche Unterricht an der Musikschule in Jenbach. Üben, gestehen die beiden Buben, könnten sie leider nicht jeden Tag. Dazu seien zu viele andere Dinge zu erledigen. Was David aber keinesfalls hindert, irgendwann der Musikkapelle seines Heimatdorfes beizutreten, „weil es gut klingt und beruhigend ist, wenn alle im Takt spielen“. Diesem Ziel schon etwas näher ist Selina, zehn Jahre alt. Sie spielt bereits das fünfte Jahr Querflöte: „Ich habe mit sechs Jahren angefangen.

Damals gab es eine Veranstaltung in der Schule, wo uns alle Instrumente gezeigt wurden. Da hat mich die Querflöte am meisten angesehen.“

Schwierige Nachwuchssuche. Besonders für kleine Orte wie Steinberg ist der musikalische Nachwuchs wichtig. Von rund 300 Einwohnerinnen und Einwohnern sind 30 bei der Musik. Dazu kommen zwei Marketenderinnen. Sieben angehende Musikerinnen und Musiker befinden sich derzeit in der Ausbildung. Dass die Jungen zur Musik kommen und auch dabei bleiben, dafür ist in Steinberg Jugendreferentin Kathrin Huber zuständig. Sie spielt selbst Klarinette und schaut darauf, dass der Nachwuchs alles hat, was er braucht: „Ich schaue, dass ich dabei bin, wenn sie wichtige Prüfungen haben. Ich bin auch bei ‚Jugend in Bewegung‘, wo sie das Marschieren und gleichzeitige Spielen des Instrumentes lernen.“ Eine fixe Regel, wann der Nachwuchs schließlich in die BMK Steinberg aufgenommen wird, gibt es nicht, sagt Obmann Michael Lengauer: „Das wird in Einklang mit den Lehrern auf kurzem Weg abgeklärt, wann sie so weit sind.“

Generationswechsel in Achenkirch.

Leichter hat man es bei der BMK Achenkirch. Die besteht derzeit aus 54 aktiven Musikerinnen und Musikern und drei Marketenderinnen. 29 davon sind noch unter 30 Jahre alt. Erst im letzten November hat auch im Ausschuss der Kapelle ein Generationenwechsel stattgefunden: „Da haben die Alten gesagt: So, jetzt sollen einmal die Jungen machen“, so der neue Obmann Stefan Ortner.

Neben den Aktiven sind derzeit acht Jugendliche in der Musikschule Jenbach-Achental an unterschiedlichen Instrumenten in Ausbildung. Jugendreferentin Andrea Kern, auch sie ist neu in ihrer Aufgabe: „Es liegt an uns, die zur

Musikkapelle zu holen.“ Die Klarinettistin will neben dem Musikalischen vor allem den Gemeinschaftssinn wecken und darum auch Ausflüge und Aktivitäten abseits der Proben und Ausrückungen organisieren. Ortner: „Die Kinder sollen in der Schule erzählen können, dass sie etwas Tolles mit der Musikkapelle erlebt haben. Wir spielen nicht auf Profiniveau, wichtig ist, dass jeder gerne dabei ist.“ Und wenn die Pläne der Jugendreferentin so aufgehen, wie sie sich das vorstellt, dann gibt es ein ganz großes Vorhaben: „Wir haben in den letzten Jahren kein eigenes Jugendorchester gehabt, aber es wäre schon das Ziel, das wieder zusammenzubringen.“

Das einzige Jugendorchester. Das derzeitig einzige Jugendorchester am Achensee gibt es in Eben. Es ist mit 40 Mitgliedern gleichzeitig das größte im ganzen Bezirk Schwaz. Die Musikantinnen und Musikanten dort sind zwischen neun und 26 Jahre alt, geleitet wird es von Hannah Prantl, unterstützt wird sie von Carmen Gossner. Die 22-jährige

Prantl ist ein musikalischer Tausendsassa: Sie spielt selbst in der BMK Eben Quer- und Piccoloflöte, manchmal auch Klavier, studiert Musik, ist Lehrerin an der Musikmittelschule in Rattenberg und (co)leitet den Chor „CHORrekt“ im Zillertal. Mit dem Jugendorchester probt sie für zwei bis drei Auftritte pro Jahr „projektweise“. Das Orchester spielt dann, von ein paar Aushilfen unterstützt, zum Beispiel einige Stücke vor dem Konzert der „Großen“ – etwa beim Frühsommernachtskonzert im Juni. Prantl: „Beim Jugendorchester haben wir ein etwas anderes Repertoire, spielen einfachere, modernere Sachen, keine Märsche oder Polkas. Es sind oft Stücke, die eigens für die Jungen geschrieben wurden.“ Nachwuchssorgen plagen das Jugendorchester und die BMK Eben im Moment jedenfalls nicht. Prantl: „Wir haben das ganz große Glück, dass wir in der Volksschule eine Bläserklasse haben. Das heißt, die Kinder dort spielen vom ersten Ton an in einem Ensemble. Ich lade sie dann ein, wenn sie ein gewisses Niveau erreicht haben, auch zum Jugendorchester zu kommen.“ Von dort gelangen die meisten schließlich in die Bundesmusikkapelle Eben, die derzeit 64 aktive Mitglieder zählt.

Auch in Wiesing hätte man gerne so eine Schulklasse, sagt der Obmann der BMK, Michael Amplatz: „Wir sind gerade in Verhandlungen mit der Volksschule, eine Bläserklasse ins Leben zu rufen, weil das in anderen Orten recht gut funktioniert.“

Einstweilen setzt man in Wiesing auf eine Kooperation mit dem Nachbardorf Stans und hat ein gemeinsames Jugendblasorchester namens Wiesta gegründet – der Name setzt sich aus den ersten drei Buchstaben der beiden Orte zusammen. „Wir sind zusammengegangen, weil wir allein nicht genügend Jugendliche für ein eigenes Orchester hätten“, erklärt Amplatz. Vielleicht wird das mit einer eigenen Bläserklasse anders.

Termine

• 13. Mai 2023: Frühjahrskonzert der BMK Achenkirch

• 20. Mai 2023: Festkonzert der BMK Steinberg

• 29./30. Juli 2023: Waldfest Steinberg

• 7. Juni 2023: Sommernachtskonzert der BMK Eben

• 29. Juni bis 31. August: Platzkonzert der BMK Wiesing

• 5. Juli bis 13. September 2023, jeden Mittwoch um 20.30 Uhr: Platzkonzerte der BMK Eben

• 18. Juli bis September 2023, jeden Dienstag um 20.30 Uhr: Platzkonzerte der BMK Achenkirch Änderungen vorbehalten!

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