net hast, bin ich noch nicht.“ Doch Müller erkennt die Begabung des Mannes aus Sri Lanka, er darf bei ihrem Kurs mitmachen. Zum ersten Mal malt Karunarathnam mit Farbe, in der Heimat hat er nur mit dem Bleistift gezeichnet. „Mein Vater war arm, er konnte mir keinen Malkasten kaufen.“ Er lernt die Techniken, arbeitet mit Ölund Acrylfarben sowie mit Aquarellkreide. Irgendwann ist er so gut, dass er keine Anleitung mehr braucht. Am Küchentisch im Asylbewerberheim entstehen schöne Landschaftsbilder und entzückende Porträts der Kinder. Seine erste Ausstellung hat Karunarathnam in der Marktleuthener Sparkasse. „Ich wollte meine Bilder meinen Freunden zeigen.“ Selbstkritisch sagt er heute, dass diese Werke nicht besonders gut waren. Doch seine Kunst wird stetig besser: Es folgen Ausstellungen in verschiedenen Orten im Landkreis, überdies im Landratsamt. Seine Werke erfreuen die Besucher, er erhält Anerkennung. Später darf er in München und Berlin seine Bilder zeigen. Das macht ihn stolz. Die Kunst ist längst bedeutender Bestandteil seines Lebens: „Wenn ich male, vergesse ich alles.“
Suche nach einer neuen Bleibe gestaltete sich schwierig. „Ich habe dabei erfahren, dass nicht jeder Ausländer mag“, sagt er rückblickend. Umso wichtiger sind ihm seine zahlreichen deutschen Freunde und die positiven Erlebnisse, die er mit ihnen teilt.
Zurück nach Sri Lanka möchte Kakkanattu Thamy Karunarathnam nicht mehr, das hat er bei einem Verwandtenbesuch vor zwei Jahren ganz deutlich gespürt. „Ich habe lange die Heimat vermisst. Inzwischen habe ich Marktleuthen als meine Heimat angenommen.“ n
Durch die Malerei findet er sogar Arbeit. Dr. Ulf Eitschberger sucht 1991 für sein privates entomologisches Museum in Marktleuthen eine Hilfskraft mit feinfühligen Händen. Er bietet Karunarathnam diesen Job an, weil er von seiner Kunstfertigkeit weiß. Inzwischen ist aus dem Job längst eine richtige Arbeitsstelle geworden, die Karunarathnam, seit 2006 deutscher Staatsbürger, immer noch Spaß macht. Seine Freizeit verbringt der Künstler am liebsten im Kelleratelier seines Eigenheims in Marktleuthen: an der Staffelei oder mit anspruchsvollem Lesestoff. Ein Haus zu bauen war in seinem Leben eigentlich nicht geplant – wie so Vieles, was passiert ist. Im Jahr 2000 hat die Familie das Haus mit viel Eigenleistung, aber ohne Kapital errichtet. Damals mussten sie aus ihrer Mietwohnung ausziehen, die
Fotos: Andrea Herdegen
Der Künstler ist ein Familienmensch: „Wir machen alles zusammen.“ Das Bild zeigt (von links) Sohn Anish, Tochter Anitha, Kakkanattu Thamy Karunarathnam und seine Frau Krishnakumary sowie Schwiegertochter Lena und Sohn Hari im Garten in Marktleuthen. Sohn Arjun, der in Hildesheim wohnt, fehlt.
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