DVM-Nachrichten 58

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Nachruf

DVM-N 58 • Frühjahr 2013

Prof. Dr.-Ing. Erwin Eugen Haibach Herr Professor Dr.-Ing. Erwin Eugen Haibach, langjähriges Mitglied der Institutsleitung am Fraunhofer Institut für Betriebsfestigkeit (LBF) Darmstadt, und anschließender Leiter der Seilprüfstelle und des Institutes für Fördertechnik und Werkstoffkunde in Bochum, verstarb am 02.02.2013 im Alter von 80 Jahren. Mit der Familie trauern insbesondere zahlreiche Hochschullehrer um einen sympathischen Wissenschaftler, der sich in Forschung und Lehre große Verdienste erworben hat. Als langjähriger Weggefährte von Erwin Haibach möchte ich eine zusammenfassende Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Betriebsfestigkeit vornehmen, das er bei Professor Ernst Gaßner, dem Begründer dieser Fachrichtung, kennengelernt und in seiner späteren Weiterentwicklung maßgebend beeinflusst hat. Unter Betriebsfestigkeit wird ein Bauteildimensionierungskonzept für regellos ablaufende, zufallsartige E. Haibach, 1990 Schwingbeanspruchungen verstanden, bei dem die experimentellen oder rechnerischen Verfahren zur Lebensdauerbestimmung von Bauteilen von werkstofflichen, fertigungstechnischen und konstruktiven Faktoren sowie deren Zusammenwirken entscheidend beeinflusst werden. Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit im Laboratorium für Betriebsfestigkeit in Darmstadt hat sich Erwin Haibach zunächst mit Dauer- und Betriebsfestigkeitsproblemen von Schweißverbindungen befasst, die im Jahre 1968 in seiner Dissertation „Die Schwingfestigkeit von Schweißverbindungen aus der Sicht einer örtlichen Beanspruchungsmessung“ veröffentlicht wurden. Die Schweißverbindung ist für die Schwingfestigkeitsforschung deshalb von besonderem Interesse, da neben konstruktiv bedingter Kerbwirkung, der Gusszustand der Schweißnaht und vor allem die Eigenspannungsverteilung im gesamten Schweißnahtbereich für die Ermüdungseigenschaften von großem Einfluss sind. Bedingt durch die engen persönlichen Kontakte zwischen der Leitung am LBF und dem Institut für Werkstoffkunde der TU Darmstadt in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wurde auch der persönliche Kontakt zwischen Erwin Haibach und mir erheblich vertieft, zumal wir uns seit dem Schulbesuch am Limburger Gymnasium und seiner am Institut für Werkstoffkunde durchgeführten Diplomarbeit bereits näher kannten. Weitere Kontakte ergaben sich aus der beachtlichen Vortragstätigkeit von Erwin Haibach bei den Jahrestagungen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), des Deutschen Verbandes für MaterialforSeite 10

schung und -prüfung (DVM) und des Deutschen Verbandes für Schweißtechnik (DVS). Die Vortragsaktivitäten wurden auch während seiner Institutsleitungsfunktion des LBF von 1973 – 1981 sowie während der anschließend wahrgenommenen Leitung der Seilprüfstelle und des Institutes für Fördertechnik und Werkstoff kunde in Bochum von 1981 – 1992 zum Nutzen für die Fachwelt in beachtlicher Intensität fortgesetzt. Die zweifelsohne bedeutendste wissenschaftliche Leistung von Erwin Haibach stellt die Buchveröffentlichung „Betriebsfestigkeit - Verfahren und Daten zur Bauteilberechnung“ dar, welche in 1. Auf lage im Jahre 1989 und in 3. Auflage im Jahre 2006 erschienen ist. Neben einer jeweils aktualisierten Darstellung des Kenntnisstandes über die verschiedenen Berechnungsverfahren nach dem Nennspannungs-Konzept, Kerbg r u nd-Konzept u nd dem Bruchmechanik-Konzept bietet dieses Buch für einen g l e i c h e r m a ß e n a n F o rschungsgrundlagen und ingenieurmäßigen, praktischen Anwendungen interessierten Leserkreis eine Fülle von Informationen. Insbesondere die in Abschnitt 4 „Praktische Umsetzung des Betriebsfestigkeits-Konzeptes“ zusammengestellte Vorgehensweise im Betriebsfestigkeits-Nachweis bietet für Maschinenbauingenieure nahezu aller Sparten sowie für den Konstruktiven Ingenieurbau eine hervorragende, anwenderfreundliche Information. Auch die in verschiedenen Kapiteln angefügte Kritik der experimentellen und rechnerischen Methoden der Betriebsfestigkeit bietet für die gesamte Schwingfestigkeitsforschung wichtige Anregungen für noch klärungsbedürftige Teilprobleme. Im Zeitraum zwischen 1983 – 1996 wurde von Erwin Haibach im Fachbereich Maschinenbau der TU Darmstadt der Lehrauftrag „Betriebsfestigkeit – Bemessung von Bauteilen bei schwingender Betriebsbeanspruchung“ wahrgenommen. Seine Vorlesung hat bei den Studenten, auch aus anderen Fachbereichen, große Anerkennung gefunden. Vor allem für die Erfordernisse einer neuzeitlichen Konstruktionsmethodik passte die auf Bauteile bezogene Lehre der Betriebsfestigkeit in hervorragender Weise in das gesamte Ausbildungskonzept des „Allgemeinen Maschinenbaus“. Aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Fachkompetenz und seinen hervorragenden didaktischen Fähigkeiten wurde Erwin Haibach im Jahre 1986 zum Honorarprofessor der TU Darmstadt berufen. Auch als Fachgutachter und Mitglied in technischen Fachausschüssen hat sich Erwin Haibach für die wissenschaft-


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