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Was Ihr den geringsten meiner Brüder tut
Von Klaus Midon, Böbrach
„Alle Vögel sind schon daˮ werden die Kinder schon bald wieder anstimmen, doch leider entspricht dieses alte Kinderlied längst nicht mehr den Tatsachen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, denn alle Jahre erreichen eine Vielzahl von Zugvögeln ihre angestammten Brutplätze in unseren Breiten nicht. Die Zahl derer, die dem Vogelmord oder -handel zum Opfer fällt erreicht mit rund 20 Millionen Tieren erschreckende Dimensionen. Dagegen kämpft seit 45 Jahren das in Bonn angesiedelte Komitee gegen den Vogelmord, das den illegalen Fang und Abschuss von Zugvögeln in ganz Europa zu unterbinden versucht.
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Seit 1975
Begonnen hat alles 1975 mit der Gründung des Komitees in Berlin mit der Kampagne „Kein Urlaubsort wo Vogelmordˮ. Gemeinsam mit den italienischen Naturschutzbehörden und finanzieller Unterstützung wurde ein Großteil der Mittelmeerinsel Palmerola gekauft mit dem Erfolg, dass dort die Singvogeljagd abrupt endete. Die Chronologie des Komitees liest sich fast wie ein Krimi. So wurden schon ein Jahr später sieben Millionen Unterschriften gegen den Vogelmord in Italien der EU-Kommission in Brüssel überreicht und Deutschlands erstes Naturschutzgesetz unter Mitarbeit
Noch immer sterben Tausende von Zugvögeln auf Malta oder
Süditalien einen jämmerlichen Tod in den Schlagnetzen illegaler Vogelfänger, wie dieses Rotkehlchen bei Brescia. Bild unten: Riesige Schwärme ziehen im Herbst gen Süden, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen.
Vielen von ihnen wird diese Reise zum Verhängnis.
Fotos mit* wurden uns vom 'Komitee gegen den Vogelmord' zur Verfügung gestellt. *

des Komitees verabschiedet. Es folgten Proteste gegen den Verkauf von aus Italien eingeführten Singvögeln in Restaurants sowie von Wildvögeln in Zoogeschäften ganz allgemein. Nach zähem Ringen wurde in Brüssel 1979 eine EU-Vogelschutzrichtlinie verabschiedet. Auch wenn in Deutschland Missstände wie die Jagd im Wattenmeer, die Wasservogeljagd am Chiemsee oder die Gänsejagd in Ostdeutschland angeprangert wurden, um nur einige zu nennen, so liegt die Hauptarbeit des Komitees in den europäischen Nachbarländern. Allen voran Italien, gefolgt von Malta, Sardinien, Belgien, Spanien, Frankreich, Zypern, Mallorca, Slowenien, Kroatien und dem Libanon. In den vergangenen Jahren konnten Abertausende Fanganlagen wie Leimruten, Bogenfallen, Steinschlagfallen, kilometerlange Fangnetze und elektrische Lockanlagen (Klanganlagen) vernichtet werden. Insgesamt mehr als 16.000 in einem Jahr! Da mit diesen durchaus erfolgreichen Einsätzen jeweils die wichtigste Zeit der Saison abgedeckt wird, sind die leider noch immer unverbesserlichen Vogelfänger gezwungen, ihre schändlichen und letztlich verbotenen Taten nach den Hauptvogelflugzeiten auszuüben, wo dann gottlob wenige Zugvögel unterwegs sind. Immerhin entgehen dadurch zwar schon weniger aber dennoch zu viele Vögel dem grausamen Tod. Zu ihnen zählen fast alle Zugvögel wie Kernbeis

ser Feldlerchen und Zeisige oder Stieglitze, die in Käfige gesperrt als Zier- oder Lockvögel dienen. Wenngleich die größten Aktionen im Ausland stattfinden, so wird das Komitee durchaus auch im Inland aktiv. Hier sind weniger Singvögel als vielmehr Greifvögel ein Thema. Da sind es nicht nur Fallen wie im Emsland, Müns- terland und Bayern, die einge- sammelt werden. Vermehrt wurde auch der Einsatz von verbotenen Insektiziden und Pflanzenschutz- mitteln in Giftködern festgestellt. Zugenommen haben insgesamt illegale Greifvogelverfolgungen auf Habichte, Bussarde, Adler, Sperber, Falken und Milane. Aber auch Kuckucke, Turteltauben und Störche werden bejagt. Wer- den die Täter allerdings erwischt, müssen sie mit hohen Geldstrafen, Gefängnis oder Jagdscheinentzug rechnen.
Unter Lebensgefahr
Das alles zu bekämpfen hat die Bonner Vogelschützer schon mehrfach in zum Teil lebensge- fährliche Situationen gebracht, denn welcher Vogelfänger lässt sich schon gerne die Beute ab- spenstig machen. Und das erfolgte teilweise unter dem Einsatz von Schusswaffen. Auch wenn in der Regel hohe Geld- und/oder Ge- fängnisstrafen drohen, schreckt das nicht immer ab. Schließlich wird nicht jeder auf frischer Tat erwischt. Nachzulesen ist das alles in den jährlich erscheinenden „Ar- tenschutzbriefenˮ und Tätigkeits- berichten. Letzteren ist zu ent- nehmen, dass die Frühlings- und Herbsteinsätze jedes Jahr zu den Hauptvogelflugzeiten verdoppelt werden, um noch mehr Piepmät- ze zu schützen, damit diese uns weiter mit ihrem Gesang erfreuen können und nicht etwa als Jagdtrophäe oder als Ambelopoulia (12 Vögel) auf den Tellern von fragwürdigen Gourmets landen. Das konnte auch Markus Söder nicht verhindern, der das Komi- tee einmal einen Tag lang aktiv bei einem Einsatz begleitet hatte. Interessant auch die Äußerung des Filmautors Jonathan Franzen („Die Verwüstung des Himmelsˮ) in der Zeitschrift „Vögelˮ, wo er sagte, dass unter all den zahlreichen Organisationen, die sich für




den Schutz von Vögeln einsetzten, das Komitee gegen den Vogel- mord das am offensivsten prakti- zieren würde.
Beeindruckende Zahlen liefern die Vogelschutzcamps des Ko- mitees auf Zypern.
Dort wurden seit 2001: 58.526 Leimruten sichergestellt 1.966 Netze aufgebracht 666 Lockanlagen vernichtet 270 Wilderer überführt
Überzeugende Erfolge können die Vogelschützer auch aus Italien melden: Von den rund 2.000 Großfanganlagen mit Netzen, die in Italien noch in den 70er Jahren betrieben wurden, ist heute keine mehr in Betrieb. Die Zahl der Fallen insgesamt ging von 300.000 auf vermutlich rund 1.500 zurück.
Zum Autor dieses Beitrags:
Klaus Midon lebt in Böbrach. Bereits vor 18 Jahren wurde er Mitglied im Komitee gegen den Vogelmord e.V. Der heute 80jäh- rige Ruheständler hat in seiner beruflich aktiven Zeit als Filmeinkäufer für den WDR die Welt kennengelernt. Am meisten ärgert sich Midon beim Thema Vogel- schutz über die Gleichgültigkeit der zuständigen Behörden, das Problem nachhaltig anzugehen. Er wünscht sich, dass mehr Men- schen Mitglieder des Komitees werden, um dessen Arbeit hilfreich zu unterstützen.
Wenn Sie das Komitee gegen den Vogelmord unterstützen wollen, können Sie spenden unter IBAN DE61 3702 0500 0008 1225 00 bei der Bank für Sozialwirtschaft Köln oder Mitglied werden – mehr dazu unter: www.komitee.de
Ab Ende Februar kommen die Zugvögel wieder zurück. Vorausgesetzt sie wurden nicht in Süditalien mit Netzen oder mithilfe von Klappfallen (Bild unten, Braunkehlchen) erlegt.
Als einer der frühen Rückkehrer nehmen die Stare ihre
Brutplätze Ende Februar/An- fang März in Beschlag. Anfang
April nehmen die Rauch- schwalben ihre Nester wieder in
Besitz während der Gartenrotschwanz Mitte April wieder in unseren Gärten trällert.


Auf Feldern, wie hier auf Malta, werden riesige Schlagnetze ausgebracht, die zuschlagen, wenn sich ein Vogelschwarm auf den mit Futter angereicherten Freiflächen niederlässt. Hänflinge, wie Finken, in kleinen Käfigen sollen mit ihren Rufen die Schwärme anlocken. *

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