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Auf historischer Spurensuche

Das große Dortmunder Wohnungsunternehmen DOGEWO21 feiert nächstes Jahr seinen 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass soll ein unterhaltsames und bildgewaltiges Jubiläumsbuch mit Auszügen aus der lokalen Geschichte erscheinen. Die Arbeiten daran haben bereits begonnen.

Konzentriert sichtet DOGEWO21Pressesprecherin Regine Stoerring mit dem Historiker Dr. Rolf Fischer die vielen Fotos, die vor ihnen ausgebreitet auf dem Tisch liegen. Nicht nur deren SchwarzWeißOptik macht auf den ersten Blick klar, dass es sich um Aufnahmen aus vergangenen Zeiten handelt. Auch die abgelichteten Straßenzüge weisen markante Unterschiede

Fundstücke aus den Archiven: Mieter posieren 1923 in der Grotestraße (l.); eine Hochzeitsgesellschaft schreitet 1945 durch die Trümmer in der Düsseldorfer Straße (u.).

zum heutigen Stadtbild auf: Ragen etwa an der GroßenHeimStraße in der westlichen Innenstadt derzeit stattliche Platanen in den Himmel, so sind diese auf den historischen Aufnahmen noch in MiniaturGröße zu sehen. „Die Bilder zeigen fast leergefegte Straßen und Bürgersteige, weil Autos damals noch Seltenheitswert hatten“, beschreibt Fischer einen weiteren augenscheinlichen Unterschied. „Es ist unglaublich spannend, was sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat und wie die Geschichte von DOGEWO21 mit der bewegten Stadtgeschichte verknüpft ist.“

Mit Hilfe der Aufnahmen aus dem firmeneigenen Archiv will der Dortmunder Historiker in dem Anfang 2018 erscheinenden Jubiläumsbuch einen großen zeitlichen Bogen schlagen: vom Vorreiter des kommunalen Wohnungsbaus, der in den Jahren 1918 bis 1933 über 5.800 Wohnungen baute und dabei Projekte wie den Lutherblock in der Nordstadt und den Kaiserblock realisierte, bis hin zur modernen Wohnungsgesellschaft mit heute fast 17.000 Wohnungen. Wie wichtig und sinnvoll es war, in Dortmund bezahlbaren und modernen Wohnraum zu bauen, zeigen im Buch Texte und Bilder des Dortmunder Arbeiterschriftstellers und Fotografen Erich Grisar, der die miserablen bis unmenschlichen Wohnverhältnisse Dortmunder Arbeiter in der Zeit von 1910 bis 1933 in Wort und Bild festgehalten hat. „Bei all den Veränderungen im Laufe der Zeit ist unser Anspruch, bezahlbaren Wohnraum für breite gesellschaftliche Schichten anzubieten, gleich geblieben“, betont Stoerring. „Wir sind nach wie vor ein stabilisierender und zuverlässiger Faktor auf dem lokalen Wohnungsmarkt. Das wird sicherlich auch im Jubiläumsbuch durchscheinen.“

Menschen im Mittelpunkt

Damit das Buch nicht den Charakter einer nüchternen Zahlen und Faktensammlung bekommt, setzt Dr. Fischer auf eine bildbetonte

Regine Stoerring, DOGEWO21-Sprecherin, und der Dortmunder Historiker Dr. Rolf Fischer suchen nach den aussagekräftigsten Aufnahmen.

Mit der Siedlung »Zur Sonnenseite« in Eving wurde die Vision einer aufgelockerten Industriestadt zur Realität. Ungefilterte Eindrücke aus den Nachkriegsjahren: eine Küche in der Mallinckrodtstraße im Jahre 1948.

Als Autos noch Seltenheitswert hatten: In den ersten Jahren des Lutherblocks bevölkerten Kinder die Straßen. Gestaltung und konkrete Erzählweise: „Wir wollen die Menschen in den Mittelpunkt rücken und so die Geschichte von DOGEWO21 mit Leben füllen.“ Stadtbaurat Hans Strobel etwa wird eine Rolle spielen. Denn der Architekt verantwortete nicht nur prägende Bauprojekte wie das Stadion Rote Erde und die Westfallenhalle, sondern realisierte gemeinsam mit dem von ihm initiierten Wohnungsunternehmen DOGEWO21, das damals noch Dortmunder Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft (DGSG) hieß, seine Vision von einer aufgelockerten Industriestadt. Neue Blockbausiedlungen mit grünen KleingartenAnlagen wie die Siedlung Zur Sonnenseite in Eving steigerten ab den 20erJahren die Lebensqualität von Jung und Alt.

Ungleich trister waren später die Nachkriegsjahre. Das Leben in einer zerstörten Stadt auf stark beengtem Wohnraum musste natürlich auch von DOGEWO21 mitorganisiert werden; 40 % ihrer damaligen 8.500 Wohnungen waren dem Bombenhagel der Alliierten zum Opfer gefallen. Einige DOGEWO21Mieter könnten im Jubiläumsbuch auch direkt zu Wort kommen. Denn: „Wir haben Mieter, die seit 80 Jahren oder länger in der gleichen Wohnung leben. Sie sind quasi lebende Archive ihrer Straßenzüge und dementsprechend interessant für uns“, so Stoerring.

Darüber hinaus werden einige Fundstücke aus dem DOGEWO21 und dem städtischen Archiv das Jubiläumsbuch veredeln: etwa ein Hochzeitsfoto in TrümmerKulisse, über das zwar nähere Informationen fehlen, welches aber auch allein für sich eine starke Aussagekraft besitzt. Eine weitere Rarität ist der Mietvertrag aus dem Jahre 1933, der die Mieter im Kaiserblock nicht nur ermahnt, das Verhalten ihrer Hausangestellten zu überwachen, sondern auch auf die polizeilich festgelegten Zeiten zum Ausklopfen der Teppiche hinweist. „All diese Mosaiksteine möchte ich zu einem authentischen Gesamtbild von DOGEWO21 zusammensetzen und damit das segensreiche Wirken für die Stadt dokumentieren“, so Fischer.

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