Druff!-Magazin #14 Mai 2015

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MEIN ERSTES MAL... im hamam

Stress auf der Arbeit, Stress zu Hause und dazu auch noch Freizeitstress. Was liegt da nicht näher als Entspannung. Und da alle gerade im Wellnessfieber sind, zur Kosmetik latschen, ins Schwimmbad oder in die Sauna gehen, joggen oder einfach mal chillen, wollte ich es mit einer Massage probieren. Aber nicht so typisch deutsch, sondern… irgendwie anders. Ich besuchte Freunde in Hamburg und die erzählten mir vom Hamam und wie unglaublich erholt und entspannt sie danach waren, der absolute Wahnsinn. Also rief ich dort an, machte einen Termin für mich und meine Freundinnen und los ging es zur Entspannung. Vorfreude pur. Jeder von uns buchte ein anderes Wellnesspaket und bekam daraufhin ein kleines, kariertes Handtuch in verschiedenen Farben - an das Wellnesspaket angepasst. Es erinnerte mich an mein Küchenhandtuch, genauso dünn und nicht viel größer. Ich machte zu meiner Freundin noch einen Spruch: „Ey, du bekommst bestimmt einen dicken, behaarten Mann, hihihi.“ Nun hieß es sich umzuziehen und nur dieses Handtuch um sich zu hüllen. Mal ganz ehrlich, wie soll ich Brüste und Schambereich mit einem Küchenhandtuch verpacken? Da aber alle anderen weiblichen Gäste es auch nur um ihre Taille gebunden hatten, war alles klar, oben ohne. Wir gingen in das Dampfbad, setzten uns auf die heißen Steinbänke und übergossen uns mit warmen Wasser aus Kannen. Die Atmosphäre war fantastisch. Man fühlte sich, bis jetzt, großartig entspannt. Ich schaute mich um und entdeckte im mittleren Teil eine große runde Steinplatte, auf der Männer und Frauen lagen und schlummerten. Die Luft war warm, feucht und angenehm. Am anderen Ende des Raumes standen Steintische, auf denen auch Männer und Frauen lagen und von, ausschließlich Männern massiert und eingeseift wurden. Nur Männer? Hmmm, die sollen mich nun überall einseifen und massieren? Mein fantastisch, entspanntes Gefühl schlug in Unbehagen um. Ich schaute an mir herunter, sah das kleine Küchenhandtuch, das nun feucht an mir klebte und ich eigentlich nun ganz nackt war. Wir wurden dazu aufgerufen auf den Steintischen Platz zu nehmen und uns zu entspan-

nen. Anschließend kamen unsere Masseure. Meine Freundinnen hatten noch Glück, zwei nett aussehende Männer, aber auch nur mit diesem dünnen Küchenhandtuch um die Hüften. Ich hatte weniger Glück. Er war groß, er war dick und er war sehr sehr behaart – überall. Er nahm ein... hmmm, es sah aus wie ein Kissenbezug, tauchte es in eine Seifenlauge und durch gekonnte Handbewegungen entstand ein großer Schaumball. Zack, wurde mein Handtuch etwas höher geschoben, alles sollte ja schön eingeseift werden und ich wurde mit diesem Schaumkissen verwöhnt. Von oben bis unten. Man muss sich jetzt vorstellen: Ich liege auf einem warmen, glatten Steintisch, von oben bis unten voll mit Schaum… was passiert? Richtig, ich flutschte hin und her, wie ein glitschiger Fisch. Schaum, überall Schaum, auch im Gesicht. Meine Augen halte ich geschlossen, weil ich nicht unbedingt meinen Masseur sehen will und weil es tierisch brannte. Der Mann sagte auf‘s neue: „Entspannen.“ Ja klar, kein Problem. Brennende Augen, deinen dicken Bauch mit Haaren im Gesicht und ich flutsche hier gleich vom Tisch – ich bin richtig entspannt. Nein. Eigentlich wünschte ich mir, dass es vorbei ist, aber das war ja erst der Anfang. Der Mann griff zu einem Peelinghandschuh und fing an meine Füße und Beine damit abzurubbeln. Höher und höher, meinen Bauch, meine Arme und ja, auch meine Brüste, die er meiner Meinung nach viel zu lange gerubbelt hatte. Ich wurde umgedreht und das ganze wurde von oben nach unten vollendet. Bis ich glatt wie ein Babypopo war und noch mehr hin und her flutschte. Wieder die Worte: „Entspannen.“ Dann ein großer Ruck und mein linkes Bein wurde eingerenkt. Wusste gar nicht, das ich so gelenkig bin. Das rechte Bein, der linke Arm, der rechte Arm. Geschafft. Ich wurde abgespült und zum Duschen geschickt. Irgendwie beschämt schlich ich mich in Richtung Dusche, vorbei an meinen Freundinnen, die das längere Wellnesspaket gebucht hatten und völlig entspannt und zufrieden schienen. Nach einer Weile trafen wir und im Ruheraum, gekleidet in einem kuscheligen Bademantel und mit einem Saft in der Hand. Meine Freundinnen fragten: Und, wie war es? Fühlst du dich auch so gut? Text: Anonym Foto: istockphoto.com


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