HypnoEFT & EFT3 Tutorial Deutsch 2016

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Vs 22.10.2015


Vorwort Dieses Tutorial ist eine kondensierte Einführung in die EFT-Theoriemethode und ihre dissoziativen Varianten (insbesondere EFT3). Es wurde ursprünglich für meine Patienten und meine Kursteilnehmer geschrieben. Ich bitte jeden Leser, diese Techniken auf eigene Verantwortung oder unter der Führung eines qualifizierten Therapeuten, zu benützen. Jede Verantwortung betreffend Anwendung und Auswirkung der nachstehenden Informationen lehne ich ab.

Dieses Tutorial wurde im März 2012 zuerst auf Englisch veröffentlicht, danach im Sommer 2012 auf Französisch und im Dezember 2012 auf Deutsch. Im Laufe der Zeit wurde der Text mehrmals geändert. Diese neue deutsche Ausgabe (September 2015) enthält viele Erweiterungen.

Dr. med. Marc Muret

© Dr. med. Marc Muret - Zürich, Schweiz - September 2015

Aus dem Englischen: «Eft3: a dissociative technique of EFT» March 2012

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Inhaltsverzeichnis 03 Vorwort und Begriffe

09 Von EFT zu HypnoEFT3

Kapitel I: EFT in der ersten Person 14 Benennen und klopfen

16 Wo klopfen?

17 EFT Protokoll

18 Was ist das Problem?

19 Erzählen Sie mir!

22 Die Aspekte

24 Das Toleranzfenster

25 - Sinne

27 - Emotionen

28 - Gedanken

30 - Handlungen

31 Den Stress kalibrieren

33 Benennen

35 Die psychologische Umkehrung

36 Muskeltest

38 Vorbereitung: der lange Satz

40 Die Schwierigkeit sich selbst zu akzeptieren

41 Mini-Ressource

42 Provokative Therapie

43 Die Sequenz: der kurze Satz

44 Nächster Schritt

45 Das Psychotrauma behandeln

48 Traumaspezifische EFT Techniken

49 Konzentrische Technik

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Kapitel II: Dissoziative Techniken 52 Assoziation vs. Dissoziation

54 Assoziation

56 Das assoziierte Selbst

62 Dissoziation

63 Dissoziative Pathologie

64 Vorteil der Dissoziation f체r die Therapie

65 Assoziative vs. dissoziative Techniken

67 Dissoziative EFT Varianten

71 Ego-States

Kapitel III: EFT3, eine dissoziative EFT Technik 78 Eine kleine Geschichte der EFT3

81 Theorie der EFT3

82 EFT3 Protokoll

88 Beispiel einer EFT3 Sitzung

92 Das Kind in sich wieder finden

93 Mit den Ressourcen arbeiten

94 T채terintrojekte

95 Transpersonale Integration

96 Eft0

Kapitel IV: HypnoEFT 99 Hypnose und Neurowissenschaft

104 EFT und Hypnose

107 HypnoEFT in der Praxis

113 HypnoEFT3 Dissoziation

114 Stenografie f체r EFT, EFT3 und HypnoEFT

116 Empfehlungen

117 Impressum


4 Techniken

EFT

+ dreifache Dissoziation

+ Hypnose

+ Hypnose

HypnoEFT

EFT3

+ dreifache Dissoziation

HypnoEFT3 6


EFT und Dissoziation 1. Was ist EFT?

EFT (Emotional Freedom Techniques) wurde von Gary Craig, einem Ingenieur aus Stanford (USA) in den 90er Jahren entwickelt. Diese Selbstbehandlungs-methode basiert auf der Lehre der Kinesiologie und der NLP (Neurolinguistic Programming). Sie kombiniert das Klopfen spezifischer Akupunkturpunkte mit dem Benennen des Problems.

2. Was ist eine dissoziative Technik?

Der Begriff „dissoziativ“ bezeichnet, im Gegensatz zu „assoziativ“, einen Prozess der Trennung, der Teilung, der Distanzierung. Eine dissoziative Technik ahmt die Strategie des Gehirns nach, um mit Grauen und Horror umzugehen:

- Distanzierung durch Gleichgültigkeit und/oder Anästhesie der Sinne

- Spaltung, eventuell Isolation, in getrennt mentale Kompartimente
 Eine dissoziative Technik erwirkt einen Dämpfungseffekt (z.B. bei der Konfrontation mit der traumatischen Erinnerung) und eine klare Darstellung der verschiedenen Anteile der Persönlichkeit.

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HypnoEFT & EFT3: the next step 3. Was ist EFT3?

EFT3 (entwickelt 2011) ist eine neuere Version von EFT. Statt, wie mit EFT das Problem in der ersten Person zu benennen (“ich bin …”) und gleichzeitig nur auf sich zu klopfen, fügt EFT3 drei dissoziative Dimensionen hinzu.

• Rhetorische Dissoziation (Sprache): das Problem und der Akzeptanzsatz (siehe Tutorial) wird in der dritten Person formuliert.

• Räumliche Dissoziation: während der Klient mit einer Hand auf sich selbst klopft , macht er die gleiche Handlung auf ein imaginäres Double, das vor ihm steht. Klient und Double bleiben stets getrennt. Es sind zwei verschiedene Räume: der reale Raum (Erste-Person), in dem der Klient sich befindet (mit oder ohne Therapeut) und der virtuelle Raum (Dritte-Person), in dem Probleme dargestellt und gelöst werden. Wohl gemerkt: es ist 3D, kein flacher Bildschirm!

• Identitätsdissoziation: mehrere Doubles können gleichzeitig “auf der Bühne” sein. Sie stellen die verschiedenen Alter oder Energiezustände (Energy States) der Person dar. Diese Spaltung ermöglicht eine klare Arbeit mit den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen (Parts Therapy). Die Beziehung zwischen den Anteilen wird sofort sichtbar. Ziel ist es im Lauf der Sitzung, diese gegensätzlichen (oft verfeindeten) Anteile zu einem guten Zusammenleben zu führen.

4. Was ist HypnoEFT?
 EFT erleichtert die hypnotische Induktion und die Auflösung des Problems.

Die Hypnose hilft das Problem herauszufinden und vertieft EFT.

HypnoEFT3 ist EFT3 in Trance.

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Von EFT zu HypnoEFT3 2005

Im Januar 2005, drei Wochen nach dem Tsunami, der innerhalb weniger Stunden 220.000 Leben gekostet hatte, erhielt ich einen Anruf. Frau Dr. Perren-Klingler, Leiterin des Instituts Psychotrauma Schweiz (ITPS), fragte mich, ob ich bereit wäre, für eine dreiwöchige Mission nach Sri Lanka zu gehen. Ich akzeptierte sofort und fing an, mich vorzubereiten. Ende März landete ich in Colombo und traf auf ein Team von drei jungen deutschen Sozialpädagogen, die mich unterstützen würden. Es wurde eine sehr aufregende … und sehr kreative Zeit. Mein Team und ich hatten den Auftrag, LehrerInnen Elemente der Psychotraumatologie zu vermitteln. Um den Unterricht in den Schulen zu verbessern, entwickelte ich Flyer, Theaterstücke und Gruppenspiele für die Kinder. Als ich in die Schweiz zurückkam, war ich von der Idee besessen, diesen Unterricht um jeden Fall weiterzuführen und Lehrmittel zu kreieren, um Katastrophenopfern zu helfen. Dieses Projekt wurde umfangreicher und langwieriger als ich dachte. Es hat mich aber bis heute nie ganz losgelassen.

Juni 2005 organisierte ich einen Vortrag für meine Patienten und Kollegen über meine Zeit in Sri Lanka. Als ich kurz vorher mit meiner EMDR-Supervisorin über meine Angst sprach, an diesem Abend zu emotional zu werden, sagte sie mir, sie habe gerade kürzlich, eine neue Technik gelernt, die für dieses Problem nützlich sein könnte. Diese Technik heisst EFT – Emotional Freedom Techniques. Ich sagte zu und bald waren wir dabei zu klopfen. Als frischgebackene EFT-Praktikantin war sie noch etwa unsicher und ich war meinerseits ein wenig skeptisch. Ich hatte schon von „Klopftherapie“ gehört und hielt die Methode für wenig seriös. Doch drei Tage später ging der besagte Infoabend, vor dem ich ein wenig gezittert hatte, sehr gut über die Bühne. Ich spürte meine Betroffenheit, hatte aber meine Gefühlslage im Griff. Darauf bestellte ich die verschiedenen DVD von Gary Craig und ... legte sie in eine Ecke. Die Sommerferien kamen. Eines Tages, im September, sagte mir meine Frau, die manchmal hellseherische Einfälle hat: „Du wirst eine Technik entwickeln, die bei schwierigen Fällen helfen wird.“ Ende der Durchsage.

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Ok, warum nicht ... Aber wie anfangen? Ich hatte keine Ahnung. Das erste, das mir einfiel, war der kleine DVDStapel, auf dem sich schon eine gute Schicht Staub angehäuft hatte. Ich schob die erste Scheibe in meinen Laptop. Was ich zuerst sah, war ein bisschen langweilig. Aber die zweite Szene machte mich sehr neugierig. Sie zeigte, wie Gary Craig einen traumatisierten US-Veteran mit Post-traumatischer Belastungsstörung (PTBS) mithilfe von EFT erfolgreich behandelte. Die Änderung schien eindeutig und schnell. Post-traumatische Belastungsstörung, das war mein Revier! Entweder war Craig ein Scharlatan oder seine Technik ist sehr, sehr interessant. Ich entschied mich, es am Patienten zu probieren. Die erste Patientin fand die „Klopferei“ ziemlich stupid und brach die Behandlung bald ab. Sie meinte, ich würde sie nicht ernst nehmen. Andererseits stellten sich aber auch erste Erfolge ein. Und diese positiven Erfahrungen wiederholten sich! Seit 2002 arbeite ich intensiv mit der Schnelltechnik Eyes Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) und hatte dadurch einen guten Vergleichspunkt. Ich fand, dass EFT ebenso effizient war wie EMDR: sogar noch effizienter und obendrein leichter in der Anwendung. Ich brauchte keine Stabilisationsvorbereitung und es gab keine unerwartete Reaktion.

Inzwischen lernte ich weiter Psychotraumatologie: die dissoziative Pathologie, die Theorie der Strukturellen Dissoziation (u. a. Nijenhuis) und das Polyvagale Model von Porges. Ich gab Kurse – Sri Lanka hatte mich motiviert – und suchte pausenlos nach einem besseren theoretischen Modell.

2011 Im Sommer 2011 entdeckte ich während meiner Ferien in Kuba EFT3 (siehe Kapitel IV). Ich wusste sofort: Das war DIE Technik, die meine Frau vorausgesagt hatte. Meine ersten EFT-Sitzungen mit meinen Patienten bestätigten mir, dass die Technik grosses Potenzial hatte. Die Übungen waren oft erschütternd ... und geradezu elektrisierend! Ich ging meistens intuitiv vor und es funktionierte gut. Bald traute ich mich, komplexere Fälle zu behandeln: Fälle mit verschiedenen Anteilen, Selbstaggressionen, ambivalenten Situationen und internen Introjekten (Täter). Ich hatte oft gleichzeitig mit drei bis fünf Anteilen zu tun. Darum brauchte ich eine neue Theorie. Die geläufigen Modelle passten nicht. Rückblickend kann ich sagen, dass meine Patienten die besten Lehrbücher waren, aus denen ich direkt lernen konnte. Diese Bücher logen nicht. Ich wusste sehr bald, ob ich richtig lag oder nicht.

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Zu dieser Zeit habe ich den Zürcher Hypnotiseur Hansruedi Wipf kennengelernt. Die therapeutische Arbeit, die er mit Familienangehörigen von mir gemacht hatte, hatte mich sehr beeindruckt. Ich kannte Hypnose seit vielen Jahren, hatte aber nur wenig Erfahrung mit Schnellhypnose. Ich vermutete, dass die tiefe Hypnose – unter anderem die Komahypnose – das letzte Stück des Puzzles meines therapeutischen Modells war.

2013

Zwei Tage im Juni 2013 mit Jerry Kein und der OMNI-Hypnose-Kurs mit Hansruedi Wipf im November gaben mir die Techniken und das nötige Know-how an die Hand, um die Blitzhypnose bei meinen Patienten anzuwenden. Am Montag nach dem Kurs war ich bei meiner ersten Induktion zuerst ein bisschen nervös ... Aber es ging gut. Ich setzte mir das Ziel, pro Woche zwanzig PatientInnen zu hypnotisieren. Die Reaktionen waren überdurchschnittlich gut. Manche waren ein wenig überrascht, aber praktisch alle waren sehr zufrieden. Das hatte ich nicht wirklich erwartet. Dazu müssen Sie etwas wissen. Bei mir in der Praxis oder auf meiner Webseite steht nirgends gross geschrieben: HYPNOSE! In der Regel erwarten meine neuen Patienten daher nicht, hypnotisiert zu werden. Und so werde ich es beibehalten. Ich will selbst entscheiden, welche Technik am besten zu einer Situation passt.

Im Laufe der Zeit wurde ich der Fachliteratur (Psychotrauma, Neurowissenschaft etc.) gegenüber kritischer. Mich störte vor allem, dass Energiezustände, die mit Adrenalin, Wut oder Immobilisation und Endorphin verbunden waren, immer wieder als pathologisch beziehungsweise archaisch beschrieben wurden. Dies entsprach nicht meinen klinischen Beobachtungen. Meine Patienten zeigten mir eine andere Realität. Ich merkte, dass gewisse Forscher Theorien präsentieren, ohne genügend Fakten und Beweise zu liefern. Vor allem respektierte Bestsellersautoren zitieren zu oft nur die wissenschaftlichen Publikationen, die genau ihre eigene Theorie unterstützen und lassen aus, was nicht dazu passt. Das kennt man zu gut von den Studien, die die pharmazeutische Industrie finanziert. Ich fing an, immer öfter die angegebenen Literaturquellen zu überprüfen. Anders zu denken kostete mich zuerst viel intellektuellen Mut. Es war mir neu, selbständig zu denken. Aber langfristig brachte es mir Selbstvertrauen und Freiheit

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Bald gab es eine zweite Überraschung. Vor dem Hypnosekurs hatte ich Angst gehabt, dass ich plötzlich nur noch Hypnose anwenden würde und kein EFT3 mehr. Es wäre sehr schade gewesen. Genau das Gegenteil trat ein: Als ich meine Patienten in Trance gebracht hatte, merkte ich, dass dies eigentlich gerade die idealen Bedingungen waren, um mit EFT oder EFT3 zu arbeiten. Wie ein Chirurg mit einem Patienten unter Anästhesie. Durch weniger Widerstände war die Arbeit leichter. Die Patienten hatten auch oft lebhaftere Bilder. Natürlich musste ich einige Anpassungen machen, um je nachdem ohne Worte zu kommunizieren (ideomotorische Kommunikation) und ohne aktive Bewegungen zu klopfen (virtuelles Tapping). Mit der Zeit ersetzte ich immer öfter die schnelle Induktion mit Überraschungseffekt durch eine sanft gleitende Kombination von EFT und Hypnose. Da ich mehrheitlich mit traumatisierten Patienten arbeitete, war diese Variante sinnvoller. Denn ich wollte niemanden erschrecken. Dieser neue Stil von Induktion war „flüssiger“, sanfter, integrierter. So konnte ich, ohne viele Erklärungen, regressive hypnotische Zustände erreichen. Und sobald der Patient in der hypnotischen Trance war, konnte ich mit Techniken weiterarbeiten, die ich sehr gut kannte – EFT und EFT3.

Die Evolution, so Charles Darwin, gibt es eine grundsätzliche Regel für die Pflanzen und die Tiere: Der Beste, derjenige der am feinsten an seine Umwelt angepasst ist, überlebt. Der gleiche Darwinismus gilt für Therapien. Man probiert dies, man probiert das, und am Ende überlebt die eine oder die andere Methode. Bei mir überlebten alle drei: die Hypnose, EFT und EFT3. November 2014 präsentierte ich HypnoEFT zum ersten Mal beim Hypnosekongress in Zürich. Ich erhielt ein begeistertes Feedback. Hypnotherapeuten schienen für HypnoEFT und EFT3 prädestiniert zu sein. Für den Hypnosekongress 2015 habe ich angefangen, die Neurowissenschaft hinter der Hypnose – und EFT – zu untersuchen. Dies wird wieder neue Erkenntnisse bringen und das EFT3 Modell verbessern. So ist meine Arbeit ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess. Kein Kurs und kein Workshop ist genau gleich wie der andere.

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Kapitel 1

EFT reloaded

Der Autor mit Gary Craig, Oktober 2014, San Francisco

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Benennen und klopfen EFT ist eine Selbstheilungsmethode, die in den neunziger Jahren von Gary Craig, einem Ingenieur aus Standford (Kalifornien) entwickelt wurde. Sie basiert auf der Annahme, dass jedes negatives Symptom (z.B. Angst, Depression, Psychotrauma) durch eine Störung des persönlichen Energiesystems verursacht wird. Durch das Klopfen gewisser Akupunkturpunkte und das gleichzeitige Benennen (Verbalisierung) des Problems, kann das energetische Gleichgewicht wiedergefunden werden. Die energetische Blockade löst sich auf und die – mentale, emotionale, körperliche – Störung verschwindet. Um EFT3 anzuwenden, ist es notwendig, zuerst EFT zu lernen.

EFT = klopfen + benennen

Benennen
 Um ein Problem X – oder einen Aspekt des Problems - zu benennen, benützen wir zwei verschiedene Sätze.

1. Der erste Satz – der lange Satz – vorbereitet die Runde (Sequenz). Sie beinhaltet eine Selbstakzeptanz Affirmation. Gleichzeitig wird der Punkt 1 (Karate Punkt) geklopft.

«Auch wenn {ich X bin}, akzeptiere ich mich (selber) voll und ganz ».

N.B. „Auch wenn“ darf nie durch „obwohl“ ersetzt werden. „Auch wenn“ lässt offen, ob das Problem wirklich wahr ist.

2. Der zweite Satz – der kurze Satz - dient der Erinnerung des Problems. Sie ist konzentriert – manchmal nur ein Wort - der den langen Satz verdichtet und auf das Wesentliche reduziert. Der Satz wird simultan zum Klopfen der Punkte 2-10, je einmal gesagt.

Beispiel : ich habe meine Schlüssel wieder verloren. Ich bin ein kompletter Chaot!

Vorbereitung (langer Satz): „auch wenn ich ein kompletter Chaot bin, akzeptiere ich mich selber voll und ganz“.

Erinnerung (kurzer Satz): „kompletter Chaot“.

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Wo klopfen? Sie finden auf der nächsten Seite eine Darstellung der Akupunkturpunkte. Vielleicht haben Sie schon eine andere Sequenz gelernt! In den letzten 20 Jahren haben mehrere EFT-Therapeuten - Gary Craig als Erster – angefangen, das Standard-EFT-Protokoll zu kürzen, um Zeit zu gewinnen. Die ursprüngliche Technik, wie sie im ersten online EFT Handbuch beschrieben wird, benötigte 2-3 mal mehr Zeit pro Runde. Es gab nicht nur mehr Punkte zu klopfen, sondern die Augen mussten bewegt und eine Melodie gebrummt werden: dies kann die Ungeduldigen nerven. Aktuell arbeiten meisten EFT-Therapeuten mit einem Set von 9 (wie Gary Craig) bis 10 Punkten. Nachdem ich immer wieder die genauen Klopf-Punkte mittels Muskeltests gesucht habe, habe ich schliesslich meine eigene Standard-Sequenz definiert. 2014 stellte ich bei einem Seminar mit Gary Craig, dass er die gleichen 9 ersten Punkte benützte. Den Punkt 10 (Handgelenk) - den Karl Dawson (Matrix) auch benützt - habe ich immer wieder durch den Muskeltest festgestellt. Wenn man die Punkte bilateral klopft (Punkte 2,3,4,7 und 10) erreicht mann eine bilaterale Stimulation (wie im EMDR). Die Punkte 5-6 und 8-9 können gleichzeitig geklopft werden … geht schneller!

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Wo klopfen?

1. START : Karate Punkt

2. Innere Seite der Augenbraue

3. Ă„ussere Seite des Augen

4. Unter dem Augen

5. Unter der Nase

6. Unter dem Mund

7. Unter dem SchlĂźsselbein

8. Unter dem Arm

9. Auf dem Kopf (Apex)

10. Innere Seite des Handgelenks

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EFT Protokoll Problem

1. Problem auswählen 
 - Die Geschichte erzählen

- Aspekte erforschen

2. Benennen

3. Kalibration des Stresses auf einer Skala von 0 zu 10 (SUD’s)

Lösung (die Runde)

4. Vorbereitung: langer Satz + Punkt 1 klopfen

5. Sequenz: kurzer Satz + Punkte 2 - 10 klopfen

6. Re-kalibration des Stress von 0 bis 10 (SUD’s)

7. Nächster Schritt: Wiederholung, neuer Aspekt oder Abschluss

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Das Problem Was ist das Problem? Normalerweise sollte es für den Patienten relativ leicht sein, diese Frage zu beantworten: „Ich habe Angst, Auto zu fahren, ich bin deprimiert, ich möchte mit Rauchen aufhören, ich bin zu aggressivDans …....“.la
 première partie de ce cours

eft1 & eft3

vous apprendrez une forme courte d‘EFT la 1ère personne, nommée Wenn der Therapeut den àPatienten schon kennt und die Problematik relativ ici einfach kannpour mit dem Klopfen gleich eft1 ist, - ceci la distinguer de begonnen werden. Man die Sätze des Patienten l‘eft3,braucht formenur dissociative d‘EFT. Le eins zu eins zu übernehmen. 
 but de ce cours est de vous donner une base de travail simple, pour Der nächste Satz taucht meistens von allein auf und das commencer tout de suite Klopfen geht ohne pouvoir Zögern weiter. Es ist eine schnelle und à travailler vos patients et sur intuitive Vorgehensweise, die avec bei Schmerz-behandlungen (chase the pain)vous-même. oder zu Beginn einer unklaren Vous utiliserez l‘eft1 et Problemdefinition sehr nützlich ist. Meistensen ist alternance. es notwendig l‘eft3, généralement zuerst mehr zu wissen (siehe weiter unten: „Sagen mir Cette introduction rapide neSieprédie Geschichte“). 
 tend pas remplacer un cycle completdes de Problems formationerforschen: à l‘EFT telGedanken, qu‘il est Man kann die Aspekte proposé par des instructeurs certiEmotionen, sensorielle Empfindungen und Handlungen.

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Problème Wieso Pourquoi je es ne schaffe ich nicht?

internes/externes et actions. Diese detaillierte Art vorzugehen, erlaubt es dem Therapeuten, seine de Arbeit compréhension approfondie la besser zu strukturieren. dimension dissociative de l‘EFT.

Dr. Muret, novembre 2012

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Einige Ratschläge für die Therapeuten:

• Konzentrieren Sie sich auf ein Thema. Lassen sie sich vom Patienten nicht in lange Geschichten verwickeln.

• Seien Sie nicht zufrieden mit einer Beschreibung wie: „Ich bin unsicher“. Fragen Sie nach einer präzisen Szene, die dieses Problem schildert. Bitten Sie ihn, ein Ereignis zu finden, in dem er z.B. versagt hat, und klopfen Sie mit ihm.

• Gehen Sie Schritt für Schritt. Versuchen Sie nicht den ganzen Wald auf ein Mal abzuholzen. Plötzlich wird der ganze Wald fallen (Heilungsgeneralisation).

• Suchen Sie nach den Urglauben (tief fixierten Vorstellungen), den versteckten Ursachen, den Familiengeheimnissen.

• Suchen Sie nach der kleinen „verrückten“ Idee (Siehe: Glaubensätze).

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Erzählen Sie mir! “Wie hat es angefangen?”, ist oft die beste Art, um das Problem anzugehen. Manchmal findet der Patient schnell den Ursprung des Problems, manchmal muss man zuerst klopfen. Wenn ein Ereignis besonders dramatisch war, ist das einfache empathische Zuhören nicht die beste Haltung. Möglicherweise hat der Patient seine Geschichte sogar schon oft erzählt: er braucht etwas Neues. Es ist besser, wenn der Therapeut aktiv bleibt und ihm hilft, seine Erinnerungen zu strukturieren. Ich möchte jetzt einige Empfehlungen machen, die vor allem für die Arbeit mit Trauma-Opfern nützlich sein können. 
 Opfer müssen Ordnung im Kopf zu machen. Sie wollen ihre Welt wieder in den Griff bekommen.

Fragen wie: „Wann hat es angefangen; was haben Sie gerade vorher gemacht, als die Welt noch in Ordnung war; wann haben Sie gewusst, dass Sie in Sicherheit sind, dass Sie überlebt haben?“, helfen dem Opfer, Sicherheitssäulen zu platzieren.

Sicherheitssäule 2

Sicherheitssäule 1

Ereignis Vorher

Danach Ligne du temps

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Manchmal ist es gut, bereits während der Patient seine Geschichte erzählt, bei ihm zu klopfen. Dafür eignet sich die „tell the story“ Technik. Hier wird nicht auf das Gesicht, sondern auf die Fingerspitzen geklopft (siehe Anhang). Wenn wir einen Fall aufnehmen – während der ganzen Therapie - suchen wir nicht das Drama, sondern die Kontrolle. Man muss niemals glauben, dass „die Geschichte erzählen“ harmlos sei. Es ist oft relativ „assoziativ“ und heisst, dass viele assoziierte Erinnerungen wach werden können. Es kann starke Reaktionen während oder in den Tagen danach auslösen. Eine Erinnerung löst die nächste aus. Emotionen kommen hoch, sensorielle Eindrücke, somatische Reaktionen, usw. Der impulsive Therapeut läuft Gefahr, zu eindringend zu sein. Manchmal ist es besser, explizit zu erklären, dass man noch nicht über DIES oder DAS reden will. Je nach dem haben manche Patienten es lieber, wenn man eine direkte Sprache benützt: “Sie wurden also 1996 vergewaltigt»; «Die Soldaten haben Ihren Vater vor Ihren Augen erschossen“. Der Ton soll sachlich und neutral sein. Patienten wollen Anerkennung, kein Mitleid. Sie wollen auch sicher sein, dass der Therapeut stark genug ist, um den Horror ihrer Geschichte auszuhalten. Dieser bleibt emotional neutral. Falls notwenig, wird er nach der Sitzung, seine Emotionen für sich oder in einer Supervision aufarbeiten. 
 In diesem Teil der Behandlung dient die Erzählung vor allem dazu, einen allgemeinen Rahmen zu geben; die Details kommen später hinzu. In den „Debriefing-Kursen“ von Dr. Perren-Klingen (Schweiz) lernt man die Technik des „technischen Debriefing“. Nachdem die Sicherheitssäulen (siehe oben und Grafik) gesetzt worden sind, wird die „Geschichte“ so chronologisch wie möglich, abgerollt. Im neutralen Ton werden alle Details aufgezählt: Farben, Geräusche, Handlungen, Gerüche. Kommentare und Emotionen werden systematisch auf der Seite gelassen. Man klebt an den Fakten, wie ein Polizist bei einer ersten Aussagenerfassung eines Zeugen. Diese dissoziative Art ermöglicht es, Emotionen in den Griff zu bekommen, die den Patienten unnötigerweise überwältigen könnten. Es ist eine sichere und effiziente Methode.

In einem komplexen Fall wird der Therapeut eine oder sogar mehrere Sitzungen brauchen, bis er alle nötigen Informationen gesammelt hat. Erst dann kann die therapeutische Arbeit im engeren Sinne beginne. Die Arbeit wird dann umso besser fokussiert sein. Und warum nicht schon einige Runden mit Aussagen wie: „Auch wenn meine Geschichte so kompliziert ist; auch wenn niemand mich versteht; …...“ klopfen. Natürlich muss man erklären, warum man diesen „negativen“ Ansatz benützt. Manchmal bringt eine aktuelle Geschichte eine ältere Geschichte zum Vorschein: wir nennen dies „Affektbrücke“.

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Die Aspekte Wir sind mehrspurig Wann haben Sie zum letzten Mal einen schönen Film im Kino oder zu Hause gesehen? Es kommt uns nicht mehr in den Sinn, zu staunen über die perfekte Synchronisation der Bilder mit der Musik, den Dialogen und den Geräuschen. Der Film ist eine ausgezeichnete Metapher, um zu verstehen, wie wir die Realität wahrnehmen. Unser Nervensystem ist ein Multispuren-System, das jede Sekunde Milliarden von Informationen in unseren Sinnen (Augen, Ohren, usw) sammelt. Diese werden im Zentrum des Gehirns, auf der Ebene des Thalamus, gruppiert. Das limbische System – insbesondere die Amygdala – „macht die Musik“ und „färbt“ unsere Welt (Emotionen). Unser Präfrontaler Cortex (oberhalb der Augen) gibt die Kommentare. Automatisch reagieren wir: wir lachen, seufzen, vergiessen Tränen, bewegen uns, etc. Die folgende Grafik (das assoziierte Selbst) zeigt diese multispurige Perspektive. Mit Hilfe dieses Lesegitters ist es möglich, verschiedene Aspekte eines Ereignisses zu analysieren. Auf den nächsten Seiten werden wir vier verschiedene Sektoren betrachten: sensorielle Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Handlungen.

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Gedanken (Glaubensätze, Interpretationen, Meinungen, …)

Emotionen

Handlungen

Sensorielle Wahrnehmung - Extern: 5 Sinne (Sehen, hören, riechen, schmecken, spüren)

- Intern: Wärme/Kälte, Muskeltonus, Schmerzen, inneres Befinden

Das assoziierte Selbst als „Rad der Aspekten“

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Toleranzfenster

Zu intensiv (Trigger): Gefahr von Dissoziation

Toleranz-fenster Zu wenig Spannung: es ist langweilig, nichts passiert, keine Änderung Änderung

Wie in dieser Grafik illustriert, muss der Therapeut darauf achten, im Toleranz-fenster zu bleiben. Verschiedene Hilfstechniken können helfen

• Zu aktivieren: Provokative Therapie, Symptomsverschreibung (Nardone), konkret werden, überraschen, ... • Zu beruhigen: Konzentrische Technik (siehe weiter), positives Reframing,...

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Aspekt 1: Sensorium (Wahrnehmung)

! Die Welt

Die 5 Sinne

Thalamus

Amygdala

Emotionen

sensations

Gedanken

Handlungen

Neurovegetatives 
 Nervensystem

------------ Kommentare -------------------

Das Sensorium (der « Körper ») als erstes Feedback
 Wenn wir uns die logische Folge der verschiedenen Aspekte des Selbst anschauen, fallen zuerst die externen Wahrnehmungen auf: was wir sehen, hören, riechen, usw. Tatsächlich manifestiert sich die äussere Welt durch sensorielle Signale (Licht, Ton, Duft, usw.), die unsere Sinnesorgane und dann unser Nervensystem stimulieren. In der Grafik oben sehen wir, wie diese Signale sukzessiv neurovegetativ, propriozeptiv (Muskelspannung), emotional und schließlich kognitiv „kommentiert“ werden, bevor sie eine motorische Reaktion (Handlung) auslösen. Diese « Kommentare » bilden multiple Feedbackschlaufen, die die ursprüngliche Stimulation verstärken oder schwächen. Es bietet dem EFT-Therapeut gleich so viele Möglichkeiten einzugreifen. Hier soll gleich die Schlüsselrolle der Amygdala (Mandelkern) erwähnt sein, die alles Neue, Ungewöhnliche oder Fremde nach Gefahr scannt. 
 Beispiel: ein schüchterner, aber gut aussehender Junge, geht an seine erste Party. Plötzlich, fängt sein Herz wie wild an zu schlagen. Es dauert 2-3 Sekunden bevor er realisiert, dass das hübscheste Mädchen der Klasse gerade vor ihm steht und ihn anlächelt. (Wahrnehmung) Es tauchen Freude, Panik und gleichzeitig Scham auf (Emotionen). „Oh mein Gott! Sie muss mich lächerlich finden“ (Gedanken). In Panik ergreift er die Flucht (Handlung). Seine Amnygdala - « Angstzentrum » – hat die harmlose soziale Situation gleich wie eine Begegnung mit einem gefährlichen Tier bewertet.

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Externes Sensorium
 Nach einem traumatischen Ereignis kann das Nervensystem auf eine obsessive Art an einem Detail hängen bleiben, das vom Kontext dissoziiert ist: Biergeruch, Kindergeschrei, rote Farbe (Wie im Film Color of Night, mit Bruce Willis). Durch einen enormen Stress ist das Gehirn unfähig, die traumatische Szene richtig aufzunehmen (episodisches Gedächtnis) und narrativ zu strukturieren. Dieses dissoziierte Element (trigger) kann später in einem komplett belanglosen Rahmen ein starkes Gefühl von Gefahr auslösen. Um diesen Stimulus zu desensibilisieren, muss er in den Kontext integriert werden; dann kann die ganze Szene behandelt werden. Der Biergeruch gehört zum Täter, das Kindergeschrei zu einer Gruppe von Kindern bei einer Überschwemmung, und rot ist die Farbe des Blutes einer ermordeten Frau.

Als ich mich 2005 auf einem Einsatz in Sri Lanka befand, erzählte mir ein Lehrer, dass ihn seit dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 das einfache Geräusch der Autos, nachts auf der Strasse, sehr nervös mache. Es erinnerte ihn an das furchtbare Geräusch der mörderischen Wellen. Als Folge des gleichen Tsunami kam eine junge Frau zu mir und erzählte mir, dass sie nachts oft durch halluzinatorisches Geschrei gestört sei. Im Laufe der Therapie konnte sie dieses Geschrei mit einer furchtbaren Szene in Zusammenhang bringen. Bei der Katastrophe hatte sie, während sie sich selbst retten konnte, das Geschrei von Nachbarn gehört, die in ihrem überschwemmten Haus eingesperrt waren und vermutlich nach Hilfe schrieen. Sie wusste nicht, ob sie überlebt hatten.

Einst stoppte eine Patientin abrupt ihre Behandlung. Sie sagte mir, dass sie nicht mehr weiterkommen konnte, weil ihr der Geruch meines Aftershave unerträglich sei. Tatsächlich hatte ich an diesem Tag ausnahmsweise ein wenig „Eau Sauvage“ von Chanel benützt. Traurige Koinzidenz: der Mann, der sie missbraucht hatte, benutzte dasselbe Aftershave.

Internes Sensorium
 Wie vorher erwähnt, reagiert das neuro-vegetative System und das Muskelsystem – unter der Regie der Amygdala – rasch bei Gefahr, um die Aktion vorzubereiten: Attacke, Flucht, Einfrieren. Gleichzeitig verstärkt diese Reaktion den Alarmzustand, wie eine zusätzliche Alarmsirene. Andere interne Empfindungen – Körperhaltung, Muskeltonus und Gelenkspannung (Golgi’s Sehnenorgane)- vervollständigen dieses Bild. Während einer EFTSitzung beobachtet man oft, wie Patienten eher physisch, als emotional reagieren: brennendes Gefühl im Magen, Druck in der Herzgegend, schwerer Kopf, Schmerzen, Schwindelgefühle, usw. Diese temporären Reaktionen werden in der Regel leicht durch einige Klopfrunden aufgelöst.

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émotions

Aspekt 2: Emotionen Eine minimalistische Technik EFT ist keine theatralische Technik. Von aussen betrachtet ist es schwierig zu verstehen, dass dieses diskrete Klopfen irgendeine Wirkung haben soll: Die Patienten äussern keine grossen Emotionen. Auf eine sparsame und minimalistische Art ist es möglich, sehr viel zu erreichen. Emotionen die nicht integriert sind, verursachen Blockaden: EFT hilft versteckte Emotionen aufzuspüren, aufzulösen bzw. zu integrieren.

Beispiel: Eines Abends, als ich mit meiner Frau von der Arbeit nach Hause fuhr, merkte ich , dass ich ohne klaren Grund schlecht gelaunt war. Als wir vor unserem Haus ankamen, sagte ich zu ihr: „Geh schon voraus, ich muss noch schnell etwas machen“. Hinter dem Steuer sitzend, fing ich an zu klopfen: „Auch wenn ich nicht weiss, warum ich schlecht gelaunt bin, akzeptiere ich mich selber voll und ganz“. Nach einer Runde spürte ich plötzlich Traurigkeit in mir. Ich konnte mich daran erinnern, wie ein Patient an diesem Tag eine vorwurfsvolle und ungerechte Bemerkung gemacht hatte. Meine schlechte Laune war blitzartig weg. Noch 1-2 Runden Klopfen und die Traurigkeit war auch verschwunden. Der Abend war gerettet.

Wie man hier sieht, ist es wichtig, die Emotion deutlich zu identifizieren. Oft wird ein Patient traurig sein, obwohl er eigentlich wütend ist, oder umgekehrt.

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pensées

Aspekt 3: Gedanken Glaubenssätze, Kognition, Selbsturteil „Und was denken Sie darüber? Was sagt es über Sie aus?“. Der kognitive Aspekt des Geschehens ist sehr wichtig, weil er in den meisten Fällen bestimmt, welche Bedeutung dieses Ereignis für jemanden hat. Er wird unsere Emotionen, unsere Handlungen und sogar unsere Körperempfindungen beeinflussen.

Wenn wir einem Patienten mit 40° Fieber sagen, dass durch das Fieber die Viren buchstäblich gekocht werden, dass sogar Hitzetherapien in Japan als die beste Therapie gegen Krebs gepriesen werden, wird er das Fieber viel besser ertragen. Er wird jede Fieber-Stunde als einen Schritt zur vollen Gesundheit begrüssen. Manche Menschen glauben fest daran, dass man jeden Tag mindestens 3 Liter Wasser trinken soll, um gesund zu bleiben. Deshalb bringen sie überall ein Flasche Wasser mit, und werden nervös, wenn sie nur 2 Liter Wasser am Tag getrunken haben. Dass sie eventuell Schlafprobleme bekommen, weil sie in der Nacht fünf mal Wasser lösen müssen, kommt ihnen nicht in den Sinn.

Der Wachmeister in einem grossen Kühllager wurde einmal eingesperrt. Es gab keine Möglichkeit herauszukommen. Damals gab es auch noch kein Handy. Er wurde am nächsten Tag tot aufgefunden. Was der Mann nicht wusste: in dieser Nacht war die Kühlung nicht aktiv. Die Temperatur ist nie unter Null gesunken. Der Mann starb vor Furcht und den eigenen Vorstellungen.

Voodoo-Tod ist ein anderes Beispiel hierfür. Cannon, ein berühmter Forscher auf dem Gebiet der Physiologie, hat 1957 in seinem Aufsatz über den Voodoo-Tod das Phänomen des Todes durch Verwünschung beschrieben. Der Stammeszauberer richtet einen Stab oder einen Knochen auf den gebannten Mann und verflucht ihn: dieser zieht sich in sein Zelt zurück und am nächsten Tag wird er tot aufgefunden.

In der Therapie trifft man grundsätzlich drei Sorten von Fakten:

• Aktuelle Fakten: „Ich habe viel zu tun, meine Frau schimpft den ganzen Tag mit mir, mein Nachbar plagt mich mit seinem Fernseher, ...“. Meistens sind die Fakten real, können aber ganz verschieden interpretiert werden.

• Fakten aus der Vergangenheit: z.B. traumatische Ereignisse. Die Fakten kreieren oft unrealistische Glaubenssätze: „Fliegen ist gefährlich, die Stadt ist voller Räuber, ...“

• Unrealistische Fakten, Einbildung: Hierbei geht es nicht nur um politische, wissenschaftliche oder religiöse Theorien, die mehr oder weniger Sinn machen, sondern auch um Weltanschauungen, die unrealistisch oder sogar paranoid sind. Die Verstümmelung von Nasenhörnern in gewissen afrikanischen Ländern, im Glauben daran, dass dadurch Gesundheit oder sexuelle Potenz erreicht bzw. gesteigert wird, kann dramatische Folgen für die Tiere haben.

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Viele Patienten glauben, dass sie die Welt oder ihre Familie retten müssen. Hier nenne ich einen Fall von einem Mann, der mich wegen eines Burnouts konsultierte. Er wuchs in einem aggressiven Milieu auf. Als Kind versuchte er Tag für Tag seine Mutter gegen seinen Vater, einen Alkoholiker, zu schützen. Schon mit 6 Jahren hatte er den Glauben entwickelt, er müsse 24 Stunden am Tag wach bleiben, ansonsten könnte sein Vater seine Mutter umbringen. Jahre nachdem er das Elternhaus verlassen hatte, war er noch immer in diesem Alarmzustand. Man musste diesem Glauben ein Ende setzen, sonst konnte man in der Therapie nicht vorwärts kommen.

Ein Glaubenssatz kann natürlich auch positiv sein. Hier ein kleines Beispiel:

Eine junge Frau hat mehrmals probiert, sich bei der Anwalts-Prüfung vorzustellen. Jedes Mal hatte sie ein Blackout und konnte sich an nichts mehr erinnern. Als ich sie fragte, ob jemand oder etwas sie schützen könnte, redete sie über ihre Gross-mutter, die vor einigen Jahren gestorben war. Sie war gut zu ihr. Die Patientin glaubte, dass die Seele ihrer Grossmutter „von da oben herab“ auf sie schaute und sie vielleicht schützte. Wir arbeiteten an diesem Gefühl, durch die Seele der Grossmutter geschützt zu sein. Zwei Monate später bestand sie die Prüfung mit, wie sie sagte, „ein wenig Hilfe von meiner Grossmutter“.

Der Grund einer emotionalen Reaktion kann ein irrtümlicher Glaube sein.

Im Okzident ist es die Regel, dem Gegenüber bei der Begrüssung direkt in die Augen zu schauen. Ein ausweichender Blick kann als eine Beleidigung, ein Zeichen von Feigheit oder Schüchternheit, betrachtet werden. Wenn Sie jedoch im Orient reisen, könnten Sie irritiert sein, wenn Männer den Blickkontakt beim Grüssen abwenden. Vielleicht fühlen Sie sich sogar verachtet. „Ach ja, ich bin ja nur ein blöder Ausländer!“. Es hilft, wenn ein Freund ihnen erklärt, dass in gewissen arabischen Gebieten der Blickkontakt als unhöflich betrachtet wird und ihre negativen Emotionen sofort verschwinden.

Wie fragen?

Wenn ein Patient eine Geschichte erzählt, versucht der Therapeut zu erfahren, welcher Kommentar (Kognition) sich der Patient – bewusst oder unbewusst – macht: z.B. „All dies zeigt nur Eines: „Ich bin eine Niete, unfähig, ein Versager“. Um die Kognition zu formulieren, wählen wir vorzugsweise einen Satz in der ersten Person. Es ist aber nicht zwingend wie bei EMDR. Es kann auch ein übertriebener Satz sein, wie bei dieser sizilianischen Patientin, die formulierte: “Auch wenn eine anständige Frau nicht allein ausgehen soll, akzeptiere ich ...“

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actions

Aspekt 4: Handlungen Dies ist der vierte Teil des Rades. Hier finden wir Handlungen (actions), Verhalten, Bewegungen, Gesten. Alles was man von aussen beobachten kann. Bei einem kritischen Ereignis generiert die Amygdala nicht nur emotionale und neuro-vegetative Reaktionen, sondern auch motorische Antworten (Bewegungen). Diese werden durch ein wichtiges Zentrum programmiert, das den Kanal zwischen der dritten und vierten Kammer im Gehirn umringt. Durch diesen Kanal fliesst die zerebrospinale Flüssigkeit abwärts zum Rückenmark (Aque-duct = Wasser-Leitung). Diese graue Substanz heisst deshalb Periaqueductal Gray Matter, kurz PAG genannt. Darin werden die Verhaltensmuster „kämpfen, flüchten und einfrieren (fight, flight, freeze)“ gespeichert und sind jeder Zeit auf Befehl der Amygdala abrufbar. In dieser Perspektive konzentriert sich der Therapeut auf die Handlungen: wie hat sich der Patient beim Ereignis verhalten? War er in Bewegung oder gelähmt? Wie wir später sehen werden, während man sich in der EFT-Technik sehr auf Gedanken, Emotionen und Empfindungen konzentriert (subjektiv) ist bei der EFT3-Technik die Beobachtung von Bewegungen und Haltungen ganz im Zentrum .

Ohnmacht, Rache und Vergebung

Viele Patienten die Gewalt erlebt haben (besonders bei sexueller Gewalt), können nur Frieden finden durch eine „imaginäre“ Handlung.Tatsächlich ist Vergeben im Laufe der Therapie nur eine Farce, wenn der Patient als Opfer, in diesem Gefühl von Ohnmacht, stumm, schwach und gelähmt bleibt. Um die Heilung des Traumas abzuschliessen, wird der Therapeut eine imaginäre Szene von Rache vorschlagen. Während derer wird simultan geklopft, um die Aggression schneller abzubauen. Das Ziel ist eine Umpolung des Gewaltspiels. Jetzt kann das Opfer der Stärkere sein. Die Gewalt soll übertrieben brutal sein. Es ist eine kurze Übung. Sie gibt dem Patienten Kraft (Sympathikus Aktivierung). Doch der Patient soll vorsichtshalber gewarnt werden: es ist eine imaginäre Übung im strikten Rahmen der therapeutischen Praxis. Diese Gewalt soll niemals ausagiert werden. Therapie ist eine Schule der Gewaltlosigkeit.

Beispiel: Therapeut: - Was machen wir mit dem Kerl? Patient: - In die Fresse hauen ... Therapeut: - Auch wenn ich Lust habe, dem Kerl in die Fresse zu hauen, akzeptiere ich mich voll und ganz“. Und es wird geklopft. Patient: - Auch wenn ich Lust habe, den Typ wie einen Pflaumenbaum zu schütteln, ... Es endet immer mit einem herzhaften Lachen. Danach kann möglicherweise Frieden einkehren. Der Patient kann sich auch selber vergeben, damals schwach und ohnmächtig gewesen zu sein.

30


2

Den Nommer Stress kalibrieren Die Kurztherapie (Brieftherapy) zielt auf eine schnelle Änderung hin, die man sofort messen kann. Darum benützen wir ein Verfahren aus der Verhaltenstherapie: die SUD’s (Subjective Units of Disturbance) oder subjektive Störungseinheiten. So wird der Therapeut fragen:

3

Calibrer 10

Maximum

9 8 7 6 5

«Auf einer Skala von 0 bis 10, - 10 bedeutet Horror pur und 0 absolut neutral - wie fest stört Sie dieser Gedanke - diese Erinnerung?“.

je suis incapable

4 3 2 1 0

Minimum

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Anstatt der Zahlen kann man – vor allem bei Kindern und Teenagern – einfache Gesten benützen. Die Hände weit auseinander bedeutet 10, die Hände zusammen bedeutet 0.

Nach einer Klopfrunde kontrolliert der Therapeut den Stress (re-kalibrieren): „Ist er schlechter, gleich oder besser?). Man soll darauf achten, keinen Erfolgsdruck auf den Patienten auszuüben. Vielleicht kann der SUD sogar steigen. Wenn er gleich bleibt, muss man nochmals klopfen oder den Satz ändern. Vielleicht ist auch einfach das Ziel das Falsche: falscher Satz, falscher Aspekt. Man muss nochmals forschen, was wirklich stört. Es kann auch eine starke „psychologische Umkehrung“ geben (siehe später).

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Dr. Muret, novembre 2012

Benennen!

2

Nommer

Die Worte finden

geht es darum, einen Satz ssureJetzt zu finden, der das Problem oder a miseeinen en Aspekt place)davon am Besten ourcil beschreibt. Es kann ein kleiner Satz sein wie: „Ich hatte einen eil Unfall“, „Ich bin stupid“. Oder

ein langer komplexer Satz: “Trotz all meiner Bemühungen, bin ich immer der letzte in der Klasse“ oder „Ich habe nichts gesagt, als mein Onkel mich lavicule angefasst hat“. Wir versuchen cm.) in der Regel, wie bei EMDR, e i n e n re g u l ä r e n S a t z m i t Subjekt, Verb und Attribut in der oignetersten Form zu formulieren, weil dieser mehr Kraft hat (es muss aber nicht immer so sein). Ein Satz wie „Das Leben ist hart“, sagt schon sehr viel aus! EFT ist extrem flexibel.

du Soi associé

jeIch subin is inunfähig capable

4

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Wie schon erwähnt, kann man intuitiv und spontan vorgehen, oder die Aspekte des Problems – vor allem kognitiv – systematisch mit Hilfe des Modells des assozierten Selbst (siehe weiter hinten), anschauen.

Hier einige Hinweise:

1. Arbeiten Sie im Rahmen des Toleranzfensters. Wenn die emotionale Ladung zu hoch ist, formulieren Sie allgemeine Sätze: z.B. Lebensweisheiten, abstrakte Beschreibungen (Unfälle tun weh, Depression ist nicht lustig, Krieg ist hässlich und fordert immer Opfer).

2. Im Gegenzug, wenn es an Spannung fehlt, wenn es zu flach ist, muss man ein bisschen dramatisieren oder Intensität hinein bringen, sonst wird die Desensibilisierung nicht funktionieren. Man soll dann vermehrt spezifisch, assoziiert arbeiten, etwas Provokation und Humor einbringen, um die Amygdala einzubeziehen.

3. Überraschen Sie! Benützen Sie Paradoxen, übertreiben Sie die Affirmationen bis hin zur Karikatur, redefinieren Sie (reframe) die Situation, seien Sie witzig. Aber bleiben Sie immer freundlich und respektvoll.

4. Der „kurze Satz“ (reminder) darf sehr kurz sein, nur ein Wort genügt schon.

5. Manche Patienten wollen den Satz nicht laut sagen. Sie können ihn stattdessen denken.

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Psychologische Umkehrung Der Körper lügt nicht Warum brauchen wir eine „Vorbereitung“ vor jeder Sequenz? Um der Blockade des therapeutischen Prozesses durch die psychologische Umkehrung vorzubeugen. Wir müssen eine kurze historische Reise zum Ursprung des EFT machen, um dies verstehen zu können. 
 Die Bewegung, Energetische Psychologie (energy psychology), zu der EFT gehört, wurde ursprünglich von Chiropraktikern entwickelt. Sie hatten entdeckt, dass es durch den Muskeltest leicht möglich war, zu bestimmen, welches Gelenk oder welcher Muskel zu behandeln ist. Sie konnten gleich nach der Intervention das Resultat kontrollieren. Später hatte Diamond die Idee, durch positive Affirmation die energetischen Störungen, die den Körper durcheinanderbringen, zu korrigieren: Es wurden ebenfalls verschiedene Muskeln getestet, um herauszufinden, welcher Meridian oder welches Organ Probleme machte. Callahan (Psychologe) stellte fest, dass manche Patienten mit einer paradoxalen Reaktion auf den Muskeltest reagierten. Statt bei einer positiven Affirmation (z.B. ich bin gesund) „stark“ zu testen, reagierten sie mit Schwäche. War dies ein Zeichen, dass sie nicht bereit waren, gesund zu werden? Diese Reaktion wird in EFT «Psychologische Umkehrung» genannt. 
 
 Wir werden in den nächsten Seiten zuerst lernen, wie wir einen Muskeltest durchzuführen und diese Umkehrung korrigieren können. Dann werden wir erfahren, wie Cary Craig den Muskeltest überflüssig gemacht hat / umgegangen ist.

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Muskeltest Im Prinzip kann man jeden Muskel verwenden, ausgenommen man will sich selber testen. Es ist es am Besten den Deltamuskel (Schulter) zu testen. Der Patient wird gebeten, den Arm horizontal auf der Seite hochzuheben und während der Therapeut auf sein Handgelenk drückt, dem Druck zu widerstehen.Nach einem Versuchtest fängt der Therapeut an, den Patienten zu testen. 
 Therapeut: - Denken Sie an (neutrales Bild) und widerstehen Sie mit dem Arm dem Druck meiner Hand. Ja, drücken Sie nach oben! Gut, jetzt denken Sie an Venedig ... Sommer ... kaltes Wetter (der Arm fällt dann meistens nach unten). Ich bin gesund ... ich bin krank.

Normalerweise verstärken Wörter wie „Ferien, Ruhe, Freiheit, Gesundheit“ die Muskeln und Wörter wie „Krankheit, Müdigkeit, viel Arbeit, Streit“ schwächen dieselben. Oft wollen die Patienten das nicht wahrhaben: „Sie drücken stärker“. Man muss es einige Male wiederholen, bis sie selber merken, dass ihr Arm , je nach Affirmation verschieden reagiert. Offensichtlich ist Muskelkraft nicht nur eine Frage der Muskeln, sondern auch der Energie. Ist jemand durch einen Stressfaktor kurz gestört, fehlt die Energie, um den Arm zu halten.

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Viele Patienten, vor allem wenn sie seit sehr langer Zeit erfolglos bzw. chronisch krank sind, haben die Hoffnung aufgegeben. An positive Sachen zu denken, bedeutet Stress. Hoffnung schmerzt. Dies erklärt, warum viele Therapien blockiert sind. Der Patient hat schon längst aufgegeben. Deshalb reden wir von psychologischer Umkehrung. Hinzu kommt, dass manche Patienten einen Vorteil aus ihrer Krankheit ziehen: Rente, Aufmerksamkeit von der Umgebung, keine Verantwortung für ihr Leben. Der Muskeltest kann es zeigen. Der Therapeut wird den Patienten bitten einen Akzeptanzsatz auszusprechen: „Auch wenn ich krank/ kraftlos/ unmotiviert bin, akzeptiere ich mich voll und ganz“. Gleichzeitig wird der Punkt 1 (Karate-Punkt) geklopft. Dies entspricht der Vorbereitung (Set-up) in EFT. Die Umkehrung wird sofort korrigiert. Man kann es mit dem Muskeltest gleich überprüfen. Ist diese Umkehrung für immer korrigiert? Nein: sogar eine kerngesunde Person kann in einer bestimmten ungünstigen Situation eine Umkehrung zeigen. Dazu sind diese thematischen Umkehrungen hartnäckige Anpassungsprogramme, die darauf tendieren, schnell wieder zu kommen. Der Patient muss an sich arbeiten, um die positive neue Program-mierung dauerhaft (Neuroplastizität) zu behalten.

Schluss mit dem Muskeltest Als Gary Craig in den 90’ern die Methode von Callahan übernahm, um sie zu popularisieren, machte er aus einer elitären Technik eine breit zugängliche Methode. Deshalb liess er den Muskeltest fallen, den nicht alle verstanden (er war sogar in manchen US Staaten verboten). Dank der systematischen Vorbereitung mit dem Akzeptanzsatz vor jeder Sequenz war das Risiko der Umkehrung automatisch ausgeschlossen; so ist es sicherer und schneller. Je mehr Sie mit EFT arbeiten werden, desto mehr werden Sie merken, dass die Vorbereitung der Kern des Heilungsprozesses ist. Schauen Sie sich Videos von Cary Craig an: hinter seinem Humor verbirgt sich eine Haltung von Bescheidenheit und moralischen Aufrichtigkeit. Um sich ändern zu können, muss man sich zuerst voll und ganz, mit all seinen Fehlern und Schwächen, aber auch mit all seinen Qualitäten und seinem fantastischen Potential zu Wachsen, akzeptieren. Die Heilung geschieht in einem geistigen Raum von Demut und Gnade. Wer weiss, vielleicht ist das Universum oder das Schicksal vielleicht grosszügiger als Sie es vermuten.

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Die Vorbereitung: der lange Satz ié 4 Um ein Problem behandeln zu können, fangen wir immer mit der Vorbereitung (Setup) an. Dabei sagen wir den langen Satz und gleichzeitig klopfen wir etwa 15 mal auf den Punkt 1 (Karate-Punkt).

Préparation

futur

Auch wenn ich (x) ……………………bin/ habe,akzeptiere ich mich (selbst) voll und ganz Ersetzen Sie (x) durch die Formulierung des Problems (siehe Absatz: Benennen): z.B. „Ich bin müde/ allein/ schwach“ oder „Ich habe meinen Job verloren/ Ich habe grosse Zweifel in diese Therapie“ oder „Mein Magen knurrt / Leute sind böse mit mir / Mein Blutdruck ist viel zu hoch“.

actions

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Tapoter le point karaté (1) tout en


Ersetzen Sie (x) durch die Formulierung des Problems (siehe Absatz: Benennen): z.B. „Ich bin müde/ allein schwach“ oder „Ich habe meinen Job verloren/ Ich habe grosse Zweifel in diese Therapie“ oder „Mein Magen knurrt / Leute sind böse mit mir / Mein Blutdruck ist viel zu hoch“.

Bei diesem Schritt haben Sie viele Freiheiten. Sie dürfen einen unendlichen langen Satz haben wie: „Auch wenn ich von diesem Verrückten, der Sex mit mir haben will, verfolgt werde und mich das zum Kotzen bringt, akzeptiere ich mich selbst voll und ganz“.

Später können Sie den kurzen Satz (Reminder) in zwei oder drei kurze Sätze teilen, um schnelle Runden durchzuführen. Man kann den Satz auch mit Provokation und Humor würzen, um ihn zu erleichtern. Ziel ist es, die Stimulation der Amygdala zu vermeiden.

Fürchten Sie sich nicht vor verschnörkelten Sätzen, die wie Stühle mit drei Beinen aussehen. Wir schreiben keine Literatur. Die Sätze dürfen absurd, unmoralisch, grammatikalisch falsch sein. Das Unterbewusstsein kann zwischen den Linien lesen. „Auch wenn das Wetter verzweifelt schön ist“ “Auch wenn der Nachbar Saxophon wie Johan Sebastian Bach spielt“. Besser übertreiben und spinnen, als flache wirkungslose Sätze zu benützen. Wir oft höre ich Leute sagen: „ich habe die ganze Woche schon geklopft, es hat sich nichts geändert“. EFT ist wie Werbung. Es muss knallen, überraschen, schockieren, zum Lachen bringen ... dann wirkt es. EFT braucht die richtige Formulierung; es ist „neurolinguistisch“! Klopfen allein genügt nicht.

Letzter Rat: betonen Sie, dass die Sätze nicht DIE Wahrheit sind. Es sind nur Sätze. Darum sagen wir „Auch wenn ich“ und nie „obwohl ich ...“. Es muss nicht so sein, es ist nur eine Möglichkeit.

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Die Schwierigkeit, sich selbst zu akzeptieren Regelmässig passiert es, dass ein Patient diese drei Wörter „Ich akzeptiere mich“, entweder durch ein intensives Schuldgefühl oder durch Selbstverachtung, nicht sagen kann (Selbstekel). Vielleicht hat sie/er (oder glaubt es zumindest) einen schweren Fehler begangen: durch sie hat ihre Firma eine halbe Million Euro verloren; sie hat vor 30 Jahren abgetrieben; ihr kranker Vater ist allein in einer zu kalten Wohnung gestorben; sie hat nicht den Selbstmord ihres Bruders kommen sehen; sie hat die Ehre der Familie beschmutzt. Oder: ihr Körper ist formlos; ihre Nase zu lang, möglicherweise ist sie schwer wie ein Nilpferd. Sich selbst anzunehmen würde heissen, vor der Sucht/Laster/Sünde zu kapitulieren. Der definitive Fall. Wie oft habe ich diese diskrete Grimasse gesehen, als ich diese drei Wörter ausgesprochen habe. „Ich, Dickerchen, mich annehmen ... niemals“ scheint ihr Gesicht zu schreien. Man muss erklären, dass es nicht darum geht, ein Problem oder einen Fehler oder „ein Verbrechen“ zu verleugnen. Es geht darum anzuerkennen: „Ja, ICH habe dieses Problem, ICH habe es getan, ICH gebe es zu“. Suchen sie nicht weiter, ich bin diejenige, die sie suchen und ich bin bereit, mich zu ändern. Ich will eine zweite Chance, ich will aus diesem ewigen Schuldgefühl heraus, weg von dieser ewigen Selbstverachtung!“.

Für manche Leute klingt auch dieser Satz wie das Credo einer Sekte: eine gute Gelegenheit, um mit dem Patienten abzuklären, welche Erfahrungen von Gehirnwäsche und „Mind Control“ er gehabt hat. EFT hat übrigens nichts mit Religion zu tun: es ist eine reine Selbsthilfemethode. Man kann diesen Satz so anpassen:

• «Auch wenn ich ……….(x)………. bin, bin ich eine gute Mutter, ein guter Junge, ein guter Schüler, ein engagierter Angestellte, ich bin ok“.

• Paradoxe:“ Auch wenn ich mich kategorisch weigere, mich zu akzeptieren, akzeptiere ich mich, ...

• Hypnotisch: „Auch wenn ich nicht akzeptiere, dass ich mich akzeptiere ... nein, auch wenn ich akzeptiere, dass ich mich nicht akzeptiere, akzeptiere ich mich voll und ganz“.

So gewinnt man Zeit. Die Vollakzeptanz wird später kommen, wenn der Patient verstanden hat, dass Selbstakzeptanz weder umoralisch noch ein Zeichen von Schwäche ist. Im Gegenteil: sie ist eine Vorbereitung zur Änderung. Sie ermöglicht es uns, einen besseren Menschen aus uns zu machen. Lehrer wissen es: man muss loben und die gute Haltung ermuntern. Nur Kritik und Strafe sind kontraproduktiv. Der Satz selber muss manchmal extrem hart sein, wie ein hartes Gerichturteil, dann erst kann sich der Patient akzeptieren, wie eine Art reumütiger Krimineller: „Auch wenn das, was ich gemacht habe, absolut inakzeptabel ist / kriminell ist /schlicht feige ist,……………….“. „Auch wenn ich ein Monster von Weib bin, ……………/ schrecklich alt aussehe, ………………… / dumm und dämlich bin, ……………….“.

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Mini-Ressource In der Therapie – besonders mit traumatisierten Patienten – spielt das Lachen eine wichtige und heilende Rolle. Meine Patienten haben oft einen grossen Sinn für Humor. Es kann vorkommen, dass wir manchmal mitten in einer schwierigen Sitzung in Lachen ausbrechen, aufgrund einer lustigen Bemerkung, oder einer absurden Szene. Die Gefahr für die Therapie ist diese totale, belämmernde, einfrierende, kalte, erbarmungslose Verzweiflung. Darum möchte ich hier zwei nützlichen Techniken vorstellen:

Mini-Ressource
 Um manchmal den langen Satz zu bereichern, besonders am Anfang, wenn die Schuld- oder Ohnmachtsgefühle noch sehr stark sind, führe ich eine zusätzliche Formel, die ich Mini-Ressource nenne, ein. Gerade in dem Moment, in dem die Patientin dabei ist, den Azkeptanzsatz zu sagen, frage ich aus dem Stegreif: „Übrigens, worin sind Sie gut? Im Kochen, Backen, Fotografieren ... Ach so, Kochen! Was zum Beispiel? Tiramisu. Himbeertiramisu! Und, sind sie gut, Ihre Himbeertiramisus? Was, die Besten? So, Sie sind sozusagen die Königin des besten Himbeertiramisus!“. Und während die Patientin anfängt zu lachen, nicht ohne Stolz, fahre ich weiter: „Wiederholen Sie meinen Satz:. Auch wenn ich x bin, akzeptiere ich mich selber voll und ganz, und ich bin die Königin des Himbeertiramisus“. Es bringt garantiert eine gute Stimmung. Man muss es aber schnell durchführen und sich nicht davor fürchten, etwas oberflächlich und albern zu wirken.

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2 1 0

Test musculaire

Provokative Therapie © Dr. Marc Muret 2012

Provokative Therapie (Provocative Therapy, Farrelly)

Um das Drama zu zerschlagen, benütze ich oft die Übertreibung. Es ist für einen Patienten nicht leicht, seine schlimmsten Fehler und Schwächen zu „beichten“. Deshalb helfe ich ihm, indem ich den Spieß umdrehe. Warum anstatt über seine Unzulänglichkeit zu jammern - nicht sofort versuchen, den Weltrekord der Dummheit und der Boshaftigkeit – um nur einige Disziplinen zu nenne - für sich zu beanspruchen. 
 Beispiel: Ein Patient fängt an mit: „Auch wenn ich ein schlechter Koch bin ....“. Ich unterbreche ihn. „So, wir wollen ein bisschen übertreiben. Sagen wir es anders ... auch wenn ich der schlechteste Koch bin, den McDo je engagiert hat, akzeptiere ich mich voll und ganz“. Der Patient lacht. Ein bisschen Schadenfreude taucht auf. Unweigerlich fangen die Patienten zu lachen an und erhalten Distanz zu ihrem Zwang, sich selbst fertig zu machen.

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1 0

Minimum

Die Sequenz: der kurze Satz Nach dem ersten Teil (Vorbereitung) kommt, wie Cary Craig es nennt, die Sequenz (aus dem lateinisch = Folge). In diesem zweiten Teil werden die Punkte 2 bis 10 geklopft (auch etwa 15 mal), während nur den Kern des langen Satzes – als Erinnerung (Reminder) einmal pro Punkt ausgesprochen wird.

Préparation

5

Séquence

Beispiel:

«Auch wenn ich den Geruch von Bier hasse, akzeptiere ... » wird zu «Biergeruch» oder nur «Bier».

«Auch wenn ich vor starken Männern Angst habe» wird zu «Angst vor starken Männern» oder nur «Starke Männer».

Wenn notwendig werden wir den Satz mehrmals wiederholen, bis der SUD bei 0, oder beinahe Null, ist. Kleiner Trick: am Ende der Übung, können wir statt (x): „Rest von x“. 
 Beispiel: „Rest vom Biergeruch/ Rest von starken Männern“ sagen.

poter le point karaté (1) tout en ant la «longue phrase»: «Même

Tapoter les points 2-10 tout en disant la courte phrase de

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Nächster Schritt Am Ende der Runde überprüfen wir den Stress oder SUD (re-kalibrieren). Wenn der Sud bei 0 oder sehr tief ist, bitten wir den Patienten, wieder an die Szene zu denken und sein Körpergefühl zu scannen. „Wie ist es jetzt, wenn Sie wieder an diesen Unfall, diese sexuelle Attacke, diese Beleidigung denken?“

Es ist nicht immer möglich, die Arbeit in einer Sitzung abzuschliessen. Bei einem komplexen Trauma, mit Verstrickungen und vorherigen anderen Traumata, braucht es mehr Zeit - manchmal sehr viel mehr Zeit.

Kurztherapie bedeutet: wir machen so schnell wie möglich, aber wir nehmen uns dennoch so viel Zeit, wie wir brauchen! Kein Kompromis. Wenn die Übung noch nicht abgeschlossen ist, sagen wir es explizit und merken uns in der Krankengeschichte, wo wir aufgehört haben resp. die Therapie wieder aufnehmen werden. Manchmal kann etwas Zeit dazwischen liegen, in seltenen Fällen muss man gleich am nächsten Tag einen Termin vereinbaren.

Wenn der SUD nach einigen Runden noch praktisch gleich hoch ist, muss man abklären:

• Wurde das richtige Problem angesprochen, worum geht es, haben wir einen wichtigen Aspekt missachtet, wurde die Kognition falsch gewählt?

Gibt es etwas, das - hier und jetzt – in der Sitzung stört. Hat der Therapeut etwas Falsches gemacht, gibt es ein Missverständnis?

Man kann den Satz: „Auch wenn ich nicht verstehe, was los ist ...

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Das Psychotrauma behandeln Einige Empfehlungen für den Psychotherapeuten Durch den therapeutischen Prozess ist es unvermeidlich, dass der Patient dem kritischen Ereignis re-exponiert wird. Dies kann starke Reaktionen auslösen (trigger). Wie Hippokrates schon 410 v.Chr. schrieb: „Bei Krankheiten muss man zwei Sachen im Auge behalten: helfen oder wenigstens nicht schaden“, was später der berühmte Leitsatz: „Primum non nocere“ für jeden Arzt wurde.

Der Patient sollte die Praxis nie im schlechteren Zustand verlassen, als bevor er kam. Ein „heiliger“ Wunsch, der nicht immer einfach zu realisieren ist. Therapeuten sollen immer im Sinn der Sicherheit des Patienten arbeiten. Der Therapeut kann dem Patienten anbieten, ein Feedback per e-Mail zu schreiben oder bei Bedarf anzurufen. Er kann einfach anbieten: „wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich an“. Es klingt besser als: „Wenn Sie Probleme haben, ...“. Ich habe Patienten, die regelmässig ihr Feedback per Email geben; es ist ein Teil ihrer Therapie.

Ein EFT - oder EFT3-Kurs ist wie ein Führerschein. Sie werden sich nicht ans Steuer eines Lastwagens setzen, wenn Sie gerade einen Führerschein für PKW gemacht haben. Sie werden nicht 10 Kinder am Tag nach der Fahrprüfung in einem Trailer mitnehmen. Daher gehen Sie etappenweise vor. Trainieren Sie EFT mit leichten Fällen („Weiss man immer im voraus, ob ein „Fall“ leicht ist?!).

Wie ich immer wiederhole: EFT und EFT3 sind keine Therapien, es sind Werkzeuge. Es braucht noch mehr, um ein guter Therapeut zu sein: Lebenserfahrung (die man durch eigene Krankheit, Reisen, Familienleben, Trauer, usw. macht), theoretisches Wissen (Psychotraumatologie), Austausch mit Kollegen und/oder Supervisoren.

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Den Patienten berühren?

Wenn Sie, als TherapeutIn, mit einer PatientIn arbeiten, fragen Sie diese um Erlaubnis, bevor Sie sie anfassen. Oder melden Sie wenigstens explizit an, dass Sie es tun werden: “Darf ich Ihre Hand nehmen?„. Es ist mehr eine rhetorische Frage: warten Sie nicht eine Minute, bis die PatientIn antwortet, sonst wäre das ganze suspekt. Ich lasse nur genug Zeit, dass sie Zeit hätte, „nein“ zu sagen. Wenn ich aber ein Zögern merke, vor oder während der Übung, spreche ich es sofort an. „Ich glaube, dass es Sie stört, angefasst zu werden ... machen wir es!“. Dann klopft jeder für sich.

Meine 25 jährige Berufserfahrung hat mich gelehrt, dass, je mehr man erklärt, desto misstrauischer werden die Patienten. Deshalb müssen Sie nicht zu viele Erklärungen geben, dafür seien Sie umso mehr auf seine nonverbalen Reaktionen aufmerksam. Benützen Sie auch genaue, bewusste und eindeutige Gesten. Ich zögere nicht, auf dem Vorderarm ein Mal kurz – wie ein Klick auf der Maustaste – zu klopfen, um die Aufmerksamkeit der Patientin zu bekommen und sie wieder ins Hier und Jetzt zu bringen. Ich streichle nicht und lege auch nicht meine Hand auf ihren Körper. Ich ziehe es vor, ihre eigene Hand auf ihrem Körper zu platzieren, je nachdem werde ich meine eigene Hand als Verstärkung auf ihre Hand legen. Sobald die Übung abgeschlossen ist, entferne ich mich etwas mit meinem Sessel, um ihr Raum zu lassen, bevor wir weiter reden. Es ist besser, psychologische und körperliche Nähe nicht zu vermischen.

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Wenn ein Therapeut mit einem Opfer sexueller Gewalt arbeitet, kann ihr Körper teilweise „unberührbar“ sein: nicht nur wird die Patientin es nicht ertragen angefasst zu werden, sondern möglicherweise kann sie sich selber auch nicht anfassen, ohne sehr belastende Erinnerungen zu „triggern“. Es ist eine Art Phobie des Selbstkontakts. Diese Opfer vermeiden Teile ihres eigenen Körpers, wie ganze Quartiere einer Stadt. Man muss dann eine andere Technik benützen, oder nur mental klopfen – ohne realen Körperkontakt.

Sie müssen sich selber im Klaren sein, ob ihre Arbeitslizenz und die lokalen Gesetze es Ihnen erlauben, Patienten/ Klienten in einem therapeutischen Setting anzufassen.

Die Geschichte strukturieren: (cf. Die Geschichte erzählen).

Neutral bleiben. Lassen Sie den Patienten seine Geschichte nicht zu emotional erzählen. Stellen Sie wenn nötig genaue Fragen in einem ruhigen Ton. Voyeurismus ist absolut Tabu. Wir suchen kein Drama, keine Aufregung, sondern Selbstkontrolle und Klarheit. „Ordnung im Kopf“ ist das Motto. Fragen Sie ohne Angst, nennen Sie das Grauen und schliessen Sie ab, was abgeschlossen werden muss.

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Spezifische EFT Traumatechniken Die beiden Haupttechniken, die Gary Craig entwickelt hat, heissen „Tell the story „ (Erzählen Sie die Geschichte) und „Movie technique“ (Technik des Films). Sie werden auf meiner Website www.eft3.com die Referenzen des offiziellen EFT Handbuches oder des Buches: EFT for PTSD von Gary Craig, finden.

Die drei folgenden EFT Techniken können ebenfalls nützlich sein.
 Tearless Trauma Technique (Gary Craig). Traumatechnik ohne Tränen. Mit dieser Technik braucht sich der Patient die Szene nicht wirklich vorzustellen. Der Therapeut bittet ihn, der Szene einen Namen zu geben und nur zu RATEN (Guess) wie der SUD wäre, wenn er sich die Szene vorstellen würde. Dann erst wird geklopft.

Tell the story and tap: Erzählen und klopfen. Wenn der Patient bei der Erzählung zu emotional wird, fragen Sie ihn, ob Sie auf ihn (Fingerpunkte) klopfen dürfen. Er könnte auch auf sich selber (z.B. auf den Brustkorb) klopfen. Es wird ihn beruhigen. 
 Tap-While-You-Gripe Technique (Rick Wilkes) ist ähnlich. Klagen Sie und klopfen Sie. Gut bei BitternessSyndrom.

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Konzentrische Technik Konzentrische Technik um das Trauma zu behandeln Um mit Kriegsveteranen (Vietnam und Irak) zu arbeiten hat Gary Craig eine sanfte Art benützt. Am ersten Tag hat er nur allgemeine Sätze genommen wie: „Das Leben ist nicht immer leicht“, “Ich habe gewisse Probleme“. Am nächsten Tag hat er die emotionalen und physischen Reaktionen der Veteranen behandelt. Erst am vierten Tag hat er wirklich angefangen, mit detaillierten spezifischen Erinnerungen zu arbeiten. Am Ende der Woche konnte er die Ex-Soldaten mit voller Wucht mit ihren Kriegserinnerungen konfrontieren: es wurde keine Reaktion mehr ausgelöst (SUD 0).

Ich nenne diese Vorgehensweise „Konzentrische Strategie“. Beginnend an der Peripherie (dissoziative Zone) arbeite ich mich dann progressiv ins Zentrum (assoziative Zone). 1. Immer mit Allgemeinheiten anfangen, unspezifisch Sätze, abstrakte Lebens-weisheiten:

Leben ist nicht immer einfach / Man muss einfach mitmachen / Ich habe ein hartes Leben gehabt / Manchmal ist es zuviel für einen/ Man ist nicht immer der Schlauste

2. Emotionale und physische Reaktionen, die hier und jetzt auftreten und die von früher handeln:

Ich bin gerührt / angespannt / verletzlich / Ich bin den Tränen nahe / ich bin wütend / Ich war wie gelähmt / Ich war ohne Stimme, kraftlos.

3. Danach Gedanken und Glaubensätze integrieren:

Alles ist meine Schuld / ich hätte es besser machen können / Ich bin ein schlechter Vater / eine schlechter Chef / schlechter Soldat / ich bin die Schande der Nation

4. Erst daraufhin kann man konkret werden (Handlungen und externe sensorielle Erinnerungen) und Elemente die stark assoziativ sind, miteinbeziehen.

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Hier zwei fiktive Protokolle:

1. (nach C.Craig, modifiziert). Es handelt sich um eine Kriegssituation. Zwei Soldaten (Vietnam-Krieg) hatten die ganze Nacht tapfer gekämpft. Irgendwann hatte der eine Veteran eine Zigarette angezündet und damit ungewollt dem Feind ihre Position gezeigt. Ein Schuss hatte daraufhin seinen Freund in den Kopf getroffen, der sofort tot war.. Die Sätze: «Ich habe mir eine Zigarette angezündet», « Der Kopf von Billy ist wie eine Wassermelone explodiert“, “Es war meine Schuld“.
 2. (Ein persönlicher Fall). Eine Frau hat ihre Schwester in einem Bach verloren. «Es war so kalt an diesem Tag“, „Es hatte geschneit“, „Das Wasser ist so schwarz“, “Sie schreit meinen Namen, Babette“, „ Der Kopf meiner Schwester verschwindet unter dem Wasser“, „Es ist alles so still“.

Allgemein Körperreaktionen Konkrete Details Kritisches Bild

Dissoziative
 Schichten Assoziative
 Schichten

Diagramm: Konzentrisches Technik 50


Kapitel 2 Dissoziative Techniken

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Dissoziation und Assoziation Assoziation ... Dissoziation: das Leben ist eine Alternanz von Kreation und De-Kreation. Um die Dissoziation zu verstehen, muss man die Assoziation verstehen und umgekehrt. Assoziation fügt hinzu, verbindet, addiert, kombiniert. Dissoziation trennt, dividiert, löst auf, isoliert. Je nach Kontext kann jeder Prozess positiv oder negativ sein. In diesem Tutorial wird die These vertreten, dass eine dissoziative Pathologie (meistens durch Psychotraumata verursacht) von einer dissoziativen therapeutischen Technik profitieren kann.

Assoziation

Dissoziation

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Als ich dieses Tutorial ursprünglich geschrieben habe, fand ich im Programmmenü zwei Funktionen, um die Formen darzustellen: einerseits „gruppieren“, andererseits „dissoziieren“. Ich konnte mit graphischen Elementen (siehe Bild rechts) ein Männchen mit Mütze kreieren, dann alle Elemente in einem einzigen Bild gruppieren. Die assoziierten Elemente bewegten sich in einem Block. Ich konnte die globale Figur wieder auflösen, um jedes einzelne Element freizugeben und einzeln zu bearbeiten.

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Assoziation, assoziativ

Dissoziation, dissoziativ

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Assoziation Wenn wir etwas gern haben, fassen wir es an, streicheln es, beschnuppern es, küssen es ... Alle Sinne sind offen und ergeben eine Gestalt. Denken wir an eine schöne rote Rose: wir geniessen ihren Duft, ihre feurige Farbe, die Zartheit ihrer Blüten. Rot ist die Farbe des Blutes, der Leidenschaft, der Liebe.

Eine rote Rose zu schenken, kann eine Liebeserklärung sein.

Riechen: der Duft Sehen: rote Farbe

Bedeutung: die Liebe ...

Berühren: zarte Blüten

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Ein romantisches Abendessen am Meer mit Kerzen, gedimmtem Licht, sanfter Musik, Meeresrauschen, exquisitem Duft aus der Küche, ein Duft von Shalimar, ein sexy Kleid von Dolce & Gabana. Gerade wenn Sie jemandem tief in die Augen schauen, die Gläser sanft klingen, den exquisiten Cabernet Sauvignon kosten, hören Sie das fröhliche Hupen einer Hochzeitsgesellschaft. „Es bringt Glück!“ werden sie denken. Eine unvergessliche assoziative Erinnerung. Später wird nur noch ein einziges Element reichen (Kerze, Shalimar, Wellengeräusche, Hupen,...) und die ganze schöne Erinnerung ist wieder da. 55


Das assoziierte Selbst Das Modell des assoziierten Selbst (das „Rad der Aspekten“), wie auf der nächsten Seite zu sehen ist, zeigt eine assoziierte Welterfahrung. Alles ist da: sinnliche Wahrnehmungen, Emotionen, Gedanken und Handlungen. Im Zentrum, im Hier und Jetzt, das Ich, Subjekt des Satzes, Ursprung des Bewusstsein. Wie ein Leuchtturm belichtet es das Feld, das einem umgibt und macht es bewusst. Es reitet auf der Zeitlinie vom Unendlichen in der Vergangenheit ins Unendliche in der Zukunft. Es befindet sich in einem vertrauten Raum: das Unvertraute, Absurde, Unverständliche wird ausserhalb dieser Grenzen gebannt. In diesem assoziierten Modell werden ganz verschiedene Aspekte verbunden: die Evokation eines Aspektes bringt einen anderen Aspekt hervor. Wie beim Surfen im Internet gleiten wir von einem Ton zu einem Bild, einem Geruch, einem Gedanken, einer Emotion, einer Handlung. In der NLP oder in der Hypnose nach Erickson wird dieser Prozess absichtlich verwendet, um positive Anker zu installieren und zu verstärken. So wird z.B. eine Ferienerinnerung ausgewählt und in alle ihre sensoriellen Modalitäten aufgefaltet. Die Farbe des Sandes, der Geruch des Meeres, das Geräusch der Wellen und der Möwen. Der Geschmack von Pastis oder Trauben im Mund. Körperliche Entspannung. Dazu die Kognition: „ich fühle mich wohl in meiner Haut“, die Emotion der Freude. Den Sand langsam durch die Finger fliessen lassen. Alle Zeit der Welt haben!

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Gedanken

Vertraut

Zukunft

Emotionen

Handlungen ich bin

Vergangenheit Sensorium = sensorielle Wahrnehmung

Assoziationsmodell (modifiziert, nach dem BASK Modell von B.G. Braun,1988)

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Assoziation, Lernen und Gedächtnis Diese drei Themen sind eng verbunden. Hier noch ein Beispiel: es gibt viele Arten den Begriff „Apfelsaft“ zu vermitteln. Man kann das Wort „Apfelsaft“ schreiben, aussprechen, eine Flasche Apfelsaft zeichnen, oder viel konkreter, Apfelsaft in einem schönen Glas jemandem anbieten und ihn auf die schöne Farbe, das leichte Prickeln, den fruchtigen und süssen Geschmack aufmerksam machen. Diese eindringliche Art alle Details zu präsentieren, die wir von der Werbung her zu gut kennen, dient der Erinnerung und der Konditionierung. Es ist ein Lernprozess. Wenn es um Werbung geht, kann sich der Zuschauer am nächsten Tag mühelos noch an den Videoclip erinnern. Wenn die Hausfrau im Supermarket vor den Getränken steht, wird sie eher Apfelsaft anstatt Coca-Cola kaufen. Die Assoziation verstärkt die Kraft der Erinnerung: darum empfiehlt man dem Studenten, sich sogenannte Eselsbrücken zu bauen.

Werbung funktioniert durch Assoziation: Georges Clooney und Nespresso, Amazon und ein unendlicher Fluss von Büchern. Cowboys am Lagerfeuer und Marlboro. Wie Sie merken, assoziieren wir auch unerwünscht. Wir möchten an die schönen Wüsten von Arizona ohne Zigaretten denken können.

Wenn ein Abendessen am Meer ein böses Ende findet – z.B. mit einem Vergewaltigungsversuch oder einem tödlichen Unfall –, wird man nie mehr ohne Schmerz an einen romantischen Abend denken können. Vielmehr noch: jedes Element – die Kerzen, die Muscheln und der Cabernet Sauvignon, das fröhliche Hupen, Shalimar und Dolce & Gabana - ist „kontaminiert“. Durch dieses spezifische dramatische Ereignis ist das gesamte innere Leben angegriffen. Wie wenn eine faule Frucht einen ganzen Obstkorb ansteckt. „Das hat ALLES kaputt gemacht!“ wird man später sagen.

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Wenn Assoziationen stören

Was machten Sie gerade, als Sie die Nachricht vom 9/11 erfahren haben? Waren Sie allein, mit anderen Leuten, zu Hause, bei der Arbeit? Ich weiss es selber noch ganz genau: ich war an meinem Schreibtisch, in Konsultation mit einer bestimmten Patientin; ich habe sie nicht vergessen. Meine Frau hatte mich gerade angerufen. Sie hatte die Nachricht mehrmals wiederholen müssen. Ich konnte nicht ganz verstehen, was sie sagte. Sie sprach von New York, Türme, drittem Weltkrieg – rückblickend hatte sie nicht ganz Unrecht. Nichts würde wie früher sein. Diese wichtige Nachricht wurde mir durch meine vertrauteste Person übermittelt und es war richtig so. Dieser Moment ist mir geblieben: das Licht am Frühnachmittag, das fassungslose Gesicht der Patientin. Kritische Momente im Leben verankern sich in einem ganzheitlichen Bild. Das Psychotrauma ist eine Störung des Gedächtnisses: „nicht vergessen können“.
 
 Das Gedächtnis wie auch das Lernen basieren auf der Assoziation. Im Moment in dem das kritische Ereignis (Unfall, Anschlag, schlechte Nachricht, usw.) geschieht, werden alle Elemente des Umfeldes, die bewusst oder unbewusst registriert werden, in einer einzigen Gestalt zusammengebunden. Zusammengeheftet wie ein Stapel Notizzettel, die durch die Klammer festgehalten sind. Leider ist dieser Prozess meistens unbewusst: Ein Geruch, der zur Zeit einer Aggression unbewusst registriert worden ist, kann viel später in einer ganz anderen belanglosen Situation eine Panikattacke auslösen.

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Unbewusste Assoziationen spielen eine sehr wichtige Rolle in der posttraumatischen Störung. Es reicht nicht, dass die Opfer ständig an gewisse Szenen erinnert werden; jederzeit können banale Stimuli (Geräusche, gedruckte Wörter, ...) phobische oder panische Reaktionen verursachen: manche Patienten können ihren eigenen Körper nicht mehr anfassen (vor allem Hals und Unterbauch), ohne durch Assoziation, schmerzhafte Gefühle der Ohnmacht zu verspüren (trigger). 60


Wenn es zuviel ist, springt die Sicherung raus.

Im Lauf einer Therapie, wenn ein Patient mit gewissen Erinnerungen konfrontiert wird, besteht die Gefahr, unkontrollierte Assoziationen auszulösen (englisch: triggern). In seinen ersten therapeutischen Stunden meinte Freud, es sei das Beste, so viele Erinnerungen wie möglich hervorzubringen, um eine Art Reinigung (Katharsis) der Seele zu erlangen. In den 70’ versuchten viele Therapeuten durch Schreien (Urschrei), wilde Bewegungen (Vegetotherapie, Bioenergie) oder forcierte Atmung (Stanislav Grof) kathartische Reaktionen auszulösen. Man ist davon weggekommen! Einerseits kann das Resultat katastrophal sein, bis hin zur psychotischen Dekompensation und andererseits bleiben diese Übungen zu oft oberflächlich und „hysterisch“. Less is more, weniger ist mehr. Paradoxerweise ermöglicht gerade eine dissoziative Technik wie eft3 eine viel tiefere Arbeit. Wie vorgängig beschrieben, bietet EFT diverse sanfte Wege mit einer grossen therapeutischen Wirkung.


Dissoziation «Ehrlich, Liebling, ... 
 Windeln auf dem Tisch zu wechseln .... es ist eklig ... .! »

Dem Familienvater (mit Krawatte) auf dem Foto oben scheint diese Vermischung nicht zu gefallen: die Küche ist wirklich kein Ort, um Windeln zu wechseln. Wie wir alle, möchte er gewisse Aktivitäten trennen. Wir verschliessen unsere Sinne (detachment), wenn wir an einem Abfalleimer vorbeigehen. Wir haben spezielle Orte oder Verpackungen für alles, wovor wir uns ekeln: Fäkalien, Erbrochenes, Abfälle. Wir tun es aber nicht nur physisch, sondern auch psychisch: es ist sogar eine sehr wichtige mentale Funktion. Unser Gehirn hat, nebst dem Lernen, viel damit zu tun, Informationen auszulöschen und zu isolieren. Denken wir an die Ärzte, die operieren, amputieren, Autopsien durchführen: wie würden sie es aushalten, ohne dissoziieren zu können. Das gleiche gilt für Feuerwehrmänner, aber auch Pflegepersonal, Chirurgen, Kehrichtmänner etc. Diese Distanzierung kann aber ebenfalls Probleme verursachen: nach einem Verlust oder einer Enttäuschung schliessen wir unser Herz, wir werden verbittert oder gleichgültig: eine Art Anästhesie. Weder Freude noch Sorgen erreichen uns.

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Dissoziative Pathologie Experten der Psychotraumatologie unterscheiden zwei Arten von dissoziativen Reaktionen. In der Distanzierung (detachment) verliert der Patient Kontakt mit der Realität (Derealisation) oder mit seiner eigenen Person (Depersonnalisation). In der Spaltung (englisch: compartmentalization) spaltet der Patient zeitliche Geschehnisse (dissoziative Amnesie) z.T. auch auf der Identitäts-Ebene (dissoziative Identitätsstörung = DIS) ab. Die Amnesie ist auch bei einer dissoziativen Fugua oder einer DIS vorhanden, wenn verschiedene Persönlichkeits-Anteile („multiples“) parallel nebeneinander leben und sich gegenseitig ignorieren. 
 
 Vorteile und Nachteile der pathologischen Dissoziation
 Die Dissoziation hat zwei Gesichter:
 Positiv gesehen, bietet die Dissoziation einen Schutz gegen das pure Grauen und die absolute Hilflosigkeit. Die dissoziative Amnesie erlaubt ganze, schreckliche Kapitel der Kindheit völlig zu vergessen. Die Distanzierung bietet einen Schutz vor der grausamen Realität. Wenn professionelle Helfer (z.B. Ärzte, Krankenpfleger, Polizisten, Feuerwehrmänner, ...) unfähig sind, Distanz zu schrecklichen Ereignissen zu erlangen, erleiden sie eine sekundäre Traumatisierung, z.B. im Form eines Burnouts. Depersonalisation („den Körper verlassen“) wird von Patienten oft als einzige Möglichkeit beschrieben, die sie als Kind hatten, um sich dem Täter zu entziehen und psychisch zu überleben. 
 Negativ gesehen stellt die Dissoziation eine Unfähigkeit dar, eine traumatische Erfahrung zu integrieren, oder die Persönlichkeit als Ganzes wahrzunehmen. Diese psychische Abwehr verlangt einen hohen Preis für eine kleine Erleichterung. Wenn die Konstruktion der Persönlichkeit in der frühen Kindheit verhindert wird, können ernste Identitätsstörungen (DIS) entstehen. Die Patienten können im Weiteren unter Wahrnehmungsdefekten (sensorielle Anästhesie) und Amnesien leiden, die zu einem fragmentären Selbstbild bzw. Autobiographie führen. Lebenslang suchen diese Personen nach ihrem wahren Selbstgefühl.

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Therapeutische Nutzung der Dissoziation Als ich angefangen habe, mich in der Psychotraumatologie auszubilden, behandelte ich eine Patientin mit einem sehr grossen künstlerischen Potential: ihre Karriere war aber seit Jahren durch einer schweren dissoziativen Problematik blockiert. Sie beschrieb verschiedene Persönlichkeitsanteile, die weit weg von ihrem alltäglichen Selbst zu schweben schienen. Sie hatte auch grosse Schwierigkeiten in der realen Welt präsent zu bleiben. Ich dachte also, dass sie von einer assoziativen Technik wie EMDR gut profitieren könnte. Zu meiner grossen Überraschung insistierte sie mit NLP Übungen weiter zu machen: dadurch konnte sie, von aussen, in einer distanzierten Perspektive, mögliche Änderungen ihres Verhaltens, visualisieren. Ich war perplex: warum eine derartige dissoziierte Patientin darauf bestand dissoziative Übungen zu machen. Dies gab mir sehr zu denken. Ich gab ihrem Wunsch nach und tatsächlich profitierte sie von den Übungen. Später kam ich zum Schluss, dass dissozierte Patienten dissoziative Techniken brauchen.

Die Dissoziation soll deshalb nicht nur als pathologisches Phänomen (Integrationsmangel) betrachtet werden, sondern auch als schützende Strategie, die entweder spontan oder bewusst – als therapeutisches Werkzeug – angewandt werden kann. Ich behaupte sogar, dass traumatisierte Patienten eigentlich nicht mehr im Zustand sind, gesund zu dissoziieren: alles ist zu nah, zu laut, zu bunt, zu präsent. Sie erhalten keine Distanz zum Geschehenen. Patienten, die als Kind nur durch bewusste oder unbewusste Spaltung in verschiedenen Verhaltens- /Altersidentitäten überleben konnten, können in der Therapie lernen, Wahrnehmung zu modulieren oder mit Identitäten zu spielen. Eine dissoziative Technik wie EFT3 bietet eine komfortable Distanzierung und ermöglicht es, die interne Dynamik zwischen den verschiedenen Anteilen der „inneren Landschaft“ zu klären: erwachsene Anteile, Kinderanteile, Alliierte, Täterintrojekte? 
 
 Es muss hier jedoch gewarnt werden. Diese dissoziativen Techniken sind bei der Behandlung einer DIS (dissoziative Identitätsstörung) nur mit extremem Vorbehalt – wenn überhaupt - anzuwenden. Bei solchen Patienten koexistieren sehr destruktive Anteile mit sehr verletzbaren Anteilen: die dissoziative Spaltung (Amnesie, Vermeidung, ...) kann nur auf eine sehr behutsame und progressive Art durch eine Integration ersetzt werden. Ebenso bei starken Angststörungen, Zwangsstörungen und psychotische Störungen, wo der Patient Tag für Tag kämpft, um von destruktiven Kräften nicht zerstört zu werden, ist höchste Vorsicht geboten. Es ist eine Arbeit für hochspezialisierte professionelle Therapeuten. 64


Assoziative vs. dissoziative Techniken Die Bewegung der Kurztherapie (Brief Therapy), die sich in den USA ab den 60er Jahren entwickelt hat (siehe www.drmuret.ch/kurz/ bietet aktuell eine ganze Reihe von Techniken an, unter anderem auch um posttraumatische Störungen zu behandeln.

EMDR

Assoziativ

Debriefing

Hypnose

NLP

EFT

EFT3

Dissoziativ

Ganz links finden wir EMDR, eine sehr assoziative Technik, die dazu tendiert, dem Patienten viele Erinnerungen zu entlocken und diese zu verbinden. Die Sätze werden immer in der ersten Person formuliert. In der Vorbereitung der Übung werden alle Aspekte, die sich auf die Erinnerung beziehen, hervorgerufen: sensorielle Erinnerung (Bild ev. mit Ton und Geruch), die Gefühle und der Glaubenssatz (Kognition). Diese Art der Konfrontation kann in manchen Fällen zu provokativ (triggernd) sein, und den Patienten überwältigen. Patienten mit einer komplexen posttraumatischen Störung leiden unter multiplen psychischen Verletzungen. Als ich mit EMDR anfing, musste ich mehrmals sehen, wie der Patient in eine Art Gleichgültigkeit fiel (dissoziativer Vermeidungszustand). An diesem Tag konnte ich dann nicht mehr mit dem Patienten arbeiten. Erfahrene EMDR-Therapeuten bereiten ihre Patienten oft mit Stabilisationsübungen (wie z.B. hypnotischen Techniken) vor.

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Mehr rechts finden wir Debriefing, eine Technik mit mehreren Variationen/ Varianten. Technisches Debriefing, wie z.B. nach Perren-Klingler, ist viel dissoziativer praktiziert. Es zielt nicht daraufhin, Emotionen abzuladen sondern das Geschehene zu strukturieren. 
 
 In der Mitte dieses Diagramms finden wir NLP (Neurolinguistisches Programming), eine Kommunikationstechnik, die kreativ und spielerisch alternierend Assoziation (Ankern) und Dissoziation mischt: wenn der Therapeut Ressourcen ankert, wie z.B. eine gute Erinnerung oder eine besondere Fähigkeit, sorgt er dafür, dass der Patient/ Klient alle Aspekte (Modalitäten) hervorruft/betont: wie war das Wetter, das Licht, welcher Geruch, was wurde an diesem Tag gegessen, gesprochen, usw. Im Gegenteil zur Behandlung einer Phobie wird eine doppelte Dissoziation benützt: der Patient soll sich vorstellen, wie er auf dem Balkon eines Kinosaales ein Double von sich, unten im Parterre stehen sieht, das die kritische Szene auf der Leinwand anschaut. Damit wird eine Desensibilisierung der Erinnerungen auf eine einfache und schnelle Art erreicht und der Patient hat die natürliche Fähigkeit, sich zu distanzieren (dissoziieren). Die meisten Techniken der NLP basieren auf diesem Prinzip: die globale Wahrnehmung wird in verschiedene Modalitäten (sehen, riechen, hören, usw.) und Submodalitäten (z.B. hell/dunkel, scharf/fade, laut/leise, ...) zerlegt.
 
 Die Erinnerung wird wie die Szene eines Films behandelt: die aufgenommenen Bilder können nachträglich (Postproduktion) verarbeitet werden, auch wenn der Inhalt gleich bleibt. Die NLP hat auch das Prinzip der Gestalt übernommen: jeder Teil der Persönlichkeit besitzt wenigstens eine minimale positive Bedeutung. Das EFT, das übrigens sehr viel von der NLP übernommen hat, hat eine sehr grosse dissoziative Dimension. Die verschiedenen Aspekte einer Situation werden sukzessiv erwähnt und verarbeitet. Eine abstrakte Formulierung kann auch eine sehr sanfte Annäherung anbieten. Man kann gleichzeitig stabilisieren. Die EFT Varianten, wie eft2 und eft3, fügen noch weitere dissoziative Dimensionen hinzu.

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Dissoziative Varianten von EFT Jenseits vom EFT
 Die Standard-EFT-Technik benützt ein Protokoll in der ersten Person:“ Auch wenn x, akzeptiere ich ...“. Der reale Körper des Patienten wird geklopft. In praktisch allen Psychotherapien ist eine Beschreibung des Problems in der ersten Person üblich. Gary Craig und seine Kollegen haben manchmal andere Perspektiven ausprobiert. Er schlägt vor, bei sich selbst zu klopfen, um das Problem einer anderen Person zu behandeln (EFT proxy oder surrogate, siehe unter «EFT for PTSD» von Gary Craig, 2008 ). Bei diesem Verfahren wird die zweite oder die dritte Form benützt. Doch die Zielperson ist hier eine andere, nicht man selbst. Noch interessanter ist die borrowing benefits Technik (Benefit ausleihen). Als er in einem Kurs eine Demonstration vor einer Teilnehmergruppe machte, bat Gary Craig sie, seine Arbeit zu unterstützen, indem sie gleichzeitig klopften und die gleichen Sätze wie der Kandidat auf der Bühne sagten. Mit der Zeit merkte er, dass – vorausgesetzt, dass die Teilnehmer vorher ein Problem/Ziel definiert hatten – auch sie von der Sitzung profitiert hatten. Der SUD hatte abgenommen. Carole Look, eine EFT-Expertin, schlägt ihren Patienten vor, beim Fernsehen auf die Probleme der dargestellten Personen zu klopfen. Ich habe selber lange bevor ich zu eft3 kam, auch experimentiert. In einem Gary Craig Newsletter berichtete er einmal, dass es möglich, ja sogar wichtig sei, in der Perspektive des ICH-Täters zu klopfen. Wie ich in “Dissociative vs. associative techniques to treat dissociation” berichtet habe, habe ich zuerst selber in der „ersten“ oder „zweiten Person“ experimentiert. Erst ab 2011 habe ich mit Arbeiten in der „dritten“ Person angefangen.

Matrix Reimprinting
 In seinem Buch «Matrix Reimprinting using EFT» (2010) Karl Dawson, auch ein EFT-Therapeut, erzählt, wie er im Jahre 2006 zu einer interessanter Entdeckung gelangt ist: 
 Während einer EFT-Sitzung mit einer Teilnehmerin, die an einer hoch traumatischen Erinnerung arbeitete, sagte sie plötzlich: “Ich kann das Bild meines jüngeren Selbst so klar sehen, dass ich auf sie klopfen könnte (...)“. Ich ermunterte sie, es zu tun, mit einer überraschenden Wirkung. So wurde Matrix Reimprinting geboren. 67


Dawson, basierend auf der Arbeit von Sheldrake, beschreibt «das innere Kind » als ein reales energetisches Wesen (entity), das sich in einem ausser-körperlichen Raum befindet, den er Matrix nennt. Dieses Kind wird „ECHO“ (Energetic Consciousness Hologram) gennant. Dawson bittet seine Klienten sich vorzustellen, wie er zum Kind geht und es um Erlaubnis bittet, auf ihm zu klopfen. Gleichzeitig wird das Problem vom Kind (z.B. „ Du bist allein“) in der zweiten Person formuliert. Während dieser Übung klopft der Therapeut auf den Klienten. In seinem Buch ist Dawson sehr zurückhaltend mit der Selbstbehandlung zu Hause.

EFT3 und Matrix Reimprinting Auf den ersten Blick kann EFT3 als eine Art Kopie von Matrix Reimprinting in der dritten Person betrachtet werden. Das habe ich selber zu Beginn auch geglaubt. Doch wie man bald sehen wird, hatte ich die Hinweise von Dawson falsch verstanden. Ich habe intuitiv viele andere eigene Elemente hinzugefügt, die ich in den letzten 30 Jahren gelernt oder mit meinen Patienten selbst entdeckt habe. Die EFT3 Technik ist absolut verschieden (andersartig). Als ich eines abends das Buch von Dawson wieder zu lesen begann, stolperte ich über ein Detail, das mir bis dahin gänzlich entgangen war. Wie auch in seinen Videos (EFT for the prevention and treatment of serious diseases) zu sehen ist, bittet der Autor die Patientin sich vorzustellen, in das Vorstellungsbild zu treten (to step in) und von da aus, auf das Kind zu klopfen. In meiner Technik, die klopfende Person diesseits der Bühne, nur die Hand kann in den imaginären Raum eindringen. Das Modell hierzu ist der Brutkasten, in dem nur der Arm der Pflegerin in den geschützten Raum des Kindes hinein greifen kann. Die Patientin bleibt auf der Seite des Publikums. In der Sitzung erinnere ich die Patientin, dass das ICH auf dem Stuhl neben mir sitzt. Auf der „Bühne“ gibt es nur ER/SIE. Darum wird das Double jenseits der Trennung zwischen hier und dort systematisch in der dritten Person beschrieben. Ich bitte den Patienten die Geste des Klopfens wirklich zu machen, um die Illusion zu vertärken. Er kann sich auch vorstellen, wie es sich anfüllt, wenn er diesen imaginären Körper (z.B. vom Kind oder sogar von Baby) berührt.

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Nur die Hand oder der Arm, den ich oft „den magischen Arm“ nenne, passt hindurch. Durch das Klopfen auf den realen Körper (durch den Therapeuten oder Patienten) wird der reale Körper aktiviert. Es fördert das Gefühl von Hier und Jetzt (Präsentifikation). Manchmal gebe ich ein ganz kleines Klopfen auf die Schulter des Patienten und sage:“SIE sind HIER, auf dem Stuhl, neben mir. Alles was drüben ist, wird in der dritten Person beschrieben.“ Die strikte Einhaltung dieser Inszenierung ist eine absolute Notwendigkeit, um Erfolg zu haben. Der Patient kann, wenn er es wünscht, sich selbst zu Hause behandeln. Viele tun es spontan mit Erfolg. Es fördert ihre Autonomie und unterstützt den Heilungsprozess sehr.

Die magische Hand, 
 der lange Arm

Imaginärer Raum „das Double“

Realer Raum Der Patient auf dem Stuhl

Imaginäre Grenze

Gibt es ein „inneres Kind“ wirklich? In seinem Buch «Matrix Reimprinting» postuliert Dawson, die Realität von energetischen Komplexen an der Peripherie des Körpers; sie werden zu Kindern, Zeugen aus der Vergangenheit, mit denen es möglich ist, einen Dialog zu führen. Der Sitz dieses Gedächtnisses befindet sich also nicht im Gehirn sondern ausserhalb, auf der Ebene der Matrix, die durch die Behandlung neu modelliert werden soll (Reimprinting). Dawson stützt sich vor allem auf das Konzept des Energiefeldes von Sheldrake.


Obwohl dieses „esoterische“ Konzept sehr populär ist, fehlt ihm noch jede wissenschaftliche Validierung. Für mich klingt es wie ein sehr brauchbares hypnotisches Setting. Und wie in jeder hypnotischen Trance: je mehr der Therapeut und der Patient daran glauben, desto wirksamer ist die Übung. Deshalb ist die Frage ob es das „Kind wirklich gibt“ eine sehr relative. Die Idee eines Kindes, das seit Jahren auf seine Erlösung wartet, ist eine sehr passende Vorstellung. Im Laufe einer therapeutischen Sitzung verhält sich die Psyche genau dementsprechend. Die Anerkennung des Kindes und seiner Leiden bringt eine sofortige Erleichterung bzw. Heilung beim Patienten „auf dem Stuhl“. Die Personifikation des inneren Kindes mit einer eigenen Existenz taucht indirekt in verschiedenen Märchen und Erzählungen auf, sogar in Filmen (z.B. Däumling, Peter Pan, The Kid mit Bruce Willis...). Darin werden „verlorene Kinder„ beschrieben, die eigentlich die Schilderung einer traurigen Realität sind: Kindesmissbrauch. Die aktuelle Forschung – gestützt auf wissenschaftlichen Fakten - auf dem Gebiet der strukturellen Dissoziation hat aber andere „lost children“ erscheinen lassen. Diese Kinder sind nicht in einem Wald oder auf einer Insel verschwunden, sondern im Gehirn selber. Durch die dissoziative Amnesie werden ganze Seiten aus dem „autobiographischen Buch“ ausgerissen und versteckt. Wenn sich gewisse Anteile der Persönlichkeit melden, werden entsprechend gewisse Areale oder neuronale Netzwerke „befeuert“ (fire) und durch Techniken des „neuroimaging“ sichtbar. Diese Kinder kann man also, im übertriebenen Sinn, fotografieren. Und sie sind eindeutig drin, im Gehirn. 
 
 Um diesen Vergleich zwischen EFT3 und Matrix Reimprinting abzuschliessen, muss ich präzisieren, dass sich der theoretische Rahmen meines Ansatzes an den neusten Forschungen der Neurophysiologie (u.a. Ledoux, Damasio, Kandell, Shore, Reinkers, usw.) und der Psychotraumatologie (u.a. Janet, Kluft, Dell, Nijenhuis, van der Kolk, usw.) orientiert. Im Besonderen sind die Konzepte der strukturellen Dissoziation zu nennen. Philosophische (Metzinger), psychologische (Perls, Bandler, ...) und spirituelle Ansätze waren eine Quelle der Inspiration. Die Psychotraumatologie im weitesten Sinn ist mein Hauptfeld der Forschung.

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Ego States Von einem Ego-State zum anderen wechseln? Die Ego-States-Therapie (Ich-Zustände) wurde durch das amerikanische Hypnotherapeuten-Paar John und Helen Watkins entwickelt. Der erste Fall wurde 1949 von John Watkins publiziert. Bei DIS Patienten („Multiples“) mit einer ausgeprägten dissoziativen Identitätsstörung tauchen die Anteile je nach Situation spontan auf. John Watkins konnte während einer Hypnose-Sitzung mit einem jungen Offizier verschiedene psychische „Entitäten“ aufdecken. Diese Anteile kommen also nicht von selbst hervor sondern müssen durch eine hypnotische Induktion aktiviert werden. Später konnten die Watkins bei vielen anderen Patienten ähnliche Phänomene beobachten. 
 
 Wenn eine Patientin mit DIS «Multiple“ (switch) von einem Zustand (Persönlichkeitsanteil) in einen anderen kippt (switch), handelt es sich nicht um eine Vorstellungsübung, die jederzeit durch den Willen unterbrochen werden kann. Sie IST wirklich diese „andere Person“: ihre Stimme, ihr Stoffwechsel, ihre Reaktion auf Medikamenten, ihre Sehkraft, ihr Verhalten (sanft, aggressiv, ihr subjektives Alter, können total variieren. In der Regel ist sich die Patientin dieser -Veränderung gar nicht bewusst. Forschungen mit den neusten Techniken des Neuroimaging (Reinders) konnten zeigen, dass jeder Persönlichkeitsanteil einem spezifischen Pattern (Muster) von neurozerebraler Aktivierung entsprach. Man kann denken, dass bei Flashbacks, bei dem sich Patienten in einem völlig anderen Bewusstseins-Zustand befinden, sich auch auf verbunden mit einem spezifischen Muster manifestiert haben. Die Forschungen konnten noch nicht die Muster im Gehirn, bei verschiedenen emotionellen Zuständen, aufzeigen (persönliches Gespräch mit Reinders).

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Und wenn ich nicht switche?
 In einer normalen psychotherapeutischen Praxis, die nicht auf die Behandlung von DIS spezialisiert ist, zeigt sich sehr selten ein Switch. Die Existenz von „Multiples“ wurde sogar von verschiedenen Psychiatern eindeutig in Frage gestellt. In den meisten Fällen wird der Therapeut einen erwachsenen Patienten antreffen, der gelegentliche Erinnerungen oder Eindrücke aus der Kindheit mitbringt. Durch seine Vorstellungskraft wird er versuchen, diese Bilder (im erweiterten Sinn) zu reaktualisieren:“ 
 „Ich kann mich an eine Szene erinnern: Ich war mit meiner Mutter im Garten und der Hund bellte wie verrückt ...“. Die Verwendung der Vergangenheitsform signalisiert eine zeitliche Distanz. Befindet sich der Patient in einer leichten hypnotischen Trance (womöglich spontan), wird er in der Gegenwartsform sprechen. Doch dieser Versuch seine Vergangenheit wieder zu erleben, birgt viele Risiken der Verzerrung und Fabulation. Das Gedächtnis ist nicht treu (cf. Loftus): es vergisst und fügt an. Aber die grösste Ursache der Verzerrung ist die Tatsache, dass das erinnernde Ich ein erwachsenes Ich ist. 
 
 Bei den Patienten „ohne Switch“ sind diese – manchmal tranceartigen Zustände – nicht ich-besetzt, wie bei DIS Patienten. Irgendwie bleibt sich der erwachsene Patient immer seiner erwachsenen Identität bewusst. Wenn er in einer therapeutischen Sitzung eine Szene aus seiner Kindheit wiedererlebt, wird er es natürlicherweise in der ersten Person machen. Er wird behaupten, diese Vergangenheit echt wiedererlebt zu haben. Doch fürchte ich, dass das Resultat gefälscht ist. Auch in einer tiefen hypnotischen Trance - und rar sind die Therapeuten, die über eine solche Kunst verfügen – bleibt das Ego. Es ist wie wenn ein Elefant versucht in einen Porzellanladen zu kommen. Es erinnert an Eltern, die mit Hilfe von Büchern oder grosse Diskussionen unter Erwachsenen versuchen, ihre Teenager zu verstehen. Darum müssen wir unsere Vergangenheit von aussen wieder kreieren. Es ist auf für eine 60-jährige Person möglich, real zu erleben, wie es beim ersten „Boom“ war (es ist schon peinlich genug, wenn dies die 40jährige Kathleen Turner in Peggy Sue got married von Francis Ford Coppola versucht). Wir sollten also vom „non-Ego States“ reden? Eft3 bietet einen radikalen anderen Ansatz: in der dritten Person.

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Event memory, state memory
 Man muss zwischen dem narrativen Inhalt des Ereignisses (event memory) und dem assoziierten physiologischen Zustand (state memory) - z.B. Angstzustand, Schwäche, Aufregung, ... unterscheiden. Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene Gedächtnissysteme. Wir machen im Leben ganz verschiedene Erfahrungen. Es bleibt eine episodische Erinnerung, eine Geschichte, die man erzählen (narrativ) kann. Normalerweise sollten wir bei der Erzählung unweigerlich eine persönliche Empfindung spüren, mehr oder wenig stark, je nachdem, ob diese Erinnerung emotional betont ist. Wir können aber sehr wohl einen emotionalen/körperlichen Zustand aufgenommen haben und dann dissoziativ vergessen, auf welches Ereignis es sich bezieht. Dies ist oft der Fall bei Menschen, die unter anscheinend grundlosen Panikattacken leiden. Sie haben möglicherweise vor langer Zeit „gelernt“ Angst zu haben, in einer längst vergessenen Situation. Die Erfahrung „Angst“ wurde als möglicher Körperzustand registriert - wie wir auch Glücks-, Ohnmachts-, Trauer oder Wuterfahrungen registrieren. Eine wichtige Funktion des Egos ist es, die Kontrolle zu bewahren. Die Rolle des Egos ist es, die Kontrolle über unser emotionales Leben zu gewinnen. Dieser Zustand ist immer „leichter„ zu kreieren (Neuroplastizität). Wie vorher gesehen, ist es für einen Mensch ohne DIS fast eine „Mission impossible“, die Vergangenheit authentisch wieder zu erleben. EFT3 ist ein dissoziiertes therapeutisches Verfahren, wo dissoziierte Anteile - z.B. das „innere Kind“ erstaunlicherweise anerkannt und integriert werden können. Der Weg dazu besteht darin, auf Distanz zu bleiben und den Anteilen Autonomie zu gewähren. In diesem Verfahren bleiben wir auswärts: wir können nur sehen, hören, raten und ... auf den Anteil klopfen. Wie eine Krankenschwester, die behutsam ein Frühgeborenes im Brutkasten anfasst. Versuchen wir auf die innere Bühne einzudringen, wird der ganze Gewinn der dissoziierten Inszenierung verloren gehen.
 
 Sein eigener Therapeut werden 
 Wenn ich mit EFT3 arbeite, erkläre ich dem Patienten gerne, dass nicht ich ihn heile, sondern dass er die Möglichkeit hat, seinem inneren verletzten Kind zu helfen. Eine neue Beziehung zu sich selbst wird aufgebaut, basierend auf Akzeptanz und Mitgefühl. 73


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Kapitel 3

EFT3: eine dissoziative EFT Technik

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Wie hat alles angefangen? Juli 2011. 
 Am fünften Tag einer Reise nach Kuba, landete ich an der West-Spitze der Insel, an einem komplett abgelegenen Strand: „Maria la Gorda“. Hier gab es keine Zeitung, keinen Fernseher, keine Disco offensichtlich waren die Leute nur zum Tauchen da. Mein zweiter Tauchgang erwies sich als schwierig. In 30 Metern Tiefe merkte ich plötzlich mit Schrecken, dass mein Sauerstoffmessgerät schon beinahe im roten Bereich war. Mit den gängigen Taucher-Handzeichen alarmierte ich den Tauchmeister, der mir ganz ruhig sein Ersatz-Mundstück reichte. Die folgenden 10 Minuten blieb er an meiner Seite, bis wir mit Auftauchen anfingen. Er schien solche Zwischenfälle gewohnt zu sein; für mich war es doch sehr peinlich.

Nach dem Tauchgang zog ich mich nachdenklich in mein Zimmer zurück. Wirklich, nichts ging, wie es sollte. Seitdem ich in la Havanna gelandet war, gab es keinen Tag, ohne dass ein Verkäufer versucht hatte, mich reinzulegen. Das Hinterhältigste war, dass mir 2 Tage zuvor meine Videokamera im Bus gestohlen worden war. „Was war ich für ein Idiot“! Ich probierte, um aus meiner schlechten Stimmung herauszukommen, EFT zu machen. Ich sagte «Auch wenn ich komplett unfähig bin, ...» und klopfte : es half nicht. Ich stampfte mit den Füssen, bewegte die Arme, die Augen - immer noch nichts. Ich versuchte sogar in der „zweiten Person“ (Matrix 78 Reimprinting). Es wurde nicht besser.


Ich entschied in meiner Verzweiflung, etwas ganz Neues zu machen. Ein wenig verrückt: Klopfen in der „dritten Person“. Ohne zu zögern fing ich an, mit der rechten Hand auf einem imaginären Double vor mir, zu klopfen. Mit der linken Hand klopfte ich gleichzeitig auf meine eigenen Akupunkturpunkte. Dabei sagte ich: „ Auch wenn dieser Typ unfähig ist, unter Wasser richtig zu atmen, akzeptiert er sich voll und ganz“. Ein wenig komisch……. aber es schien zu wirken. Etwas löste sich. Nach einigen Minuten entschied ich mich, in der Vergangenheit zu suchen (Affektbrücke). Die erste Erinnerung die auftauchte, war eine Szene am Genfersee. Ich musste ca. 12 Jahre alt gewesen sein und war gerade dabei, nach einer Segelfahrt die Segel zu falten, als mir mein älterer Bruder, halb besorgt, halb neckisch zurief: „Du bist nervös, gell?“. Jetzt betrachtete ich die Szene „von Aussen“ (Zuschauer) und fing an auf den Jungen zu klopfen. Ich konnte sehen, wie sich der Junge gegenüber seinem älteren Bruder unsicher fühlte. Plötzlich - zu meiner grössten Überraschung - brach ich in Tränen aus, voller Mitgefühl für diesen kleinen Kerl. Andere Szenen, mit der gleichen Etikette „unfähig“ tauchten auf, eine nach der anderen. Ich sah mit voller Klarheit alles, was der Junge und der spätere junge Mann aus Unsicherheit jahrelang versucht hatte, um den anderen zu gefallen. Ich hatte es gewusst, aber jetzt verstand ich es.

In der nächsten halben Stunde klopfte ich weiter auf ein halbes Dutzend Ereignisse aus der Vergangenheit. Schliesslich erreichte ich ein tiefes Gefühl von Nähe zu mir selbst, wie ich es seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Wie soll ich es beschreiben? Das Gefühl mich selbst zu sein. Später dachte ich oft an diesen Moment, in dem etwas Radikales, etwas Anderes angefangen hat, sich zu manifestieren: das Gefühl ganz zu sein.

Gleich nach meiner Rückkehr in die Schweiz fing ich an, die Technik bei meinen Patienten anzuwenden. Aus meiner Ausbildung in NLP (Neurolinguistic Programming) bin ich es gewohnt, meine Patienten alternierend eine Szene im assoziativen Modus (in der Szene) oder im dissoziativen Modus (von aussen) erleben zu lassen. EFT mit einer dissoziativen Technik zu kombinieren: das war neu! Zu meiner Überraschung hatten meine Patienten keine Schwierigkeit diesen neuen Protokollen zu folgen. Im Gegenteil: die Sitzungen waren intensiver und tiefer.

Alles schien meine eigene Erfahrung in Mario la Gorda zu bestätigen. Mit der Zeit wurde es immer natürlicher, so zu arbeiten. Manchmal schloss ich die Sitzung mit einer kurzen eft3-Übung ab.

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In den eft3-Sitzungen arbeiten wir meistens zu zweit: ich klopfe auf der linken Seite des Patienten, er klopft mit der rechten Hand auf dem imaginären Double. Später zeige ich ihm, wie er sich selbst behandeln kann. In der gleichen Sitzung alterniere ich oft die beiden Techniken - in der ersten und dritten Person. Um meine Intervention zu dokumentieren, fange ich an zu notieren, in welcher Person ich arbeite: ist es die erste Person, schreibe ich „eft1“, ist es die dritte Person notiere ich „eft3“. Es kann vorkommen, dass wir in der Du-Form (eft2), Wir-Form (eft4) oder sogar Gruppen-Form (eft6) arbeiten. Um Zeit zu sparen, tippe ich alles in Kleinbuchstaben. Schliesslich verwende ich eine Kurzform von EFT.

Coming out Winter 2011-2012 : die Monate vergingen. Am Ende eines Tages tauschte ich mich gerne mit meiner Frau (auch Psychotherapeutin) aus und erzählte ihr mit Enthusiasmus von den eft3-Sitzungen. Ich fing an, genauere und detailliertere Notizen zu machen. Im Januar 2012 meldete ich mich bei der Dritten Internationalen Conference, der «European Society for Trauma and Dissociation» (ESTD) in Berlin, an und mir kamen Zweifel. „Bin ich sicher, dass ich etwas Neues bringe?“ Bis anhin hatte ich einfach für mich experimentiert (ohne mir weitere Gedanken zu machen). Ich las wieder Artikel und Bücher über EFT, schaute Videos an, fand hin und wieder Indizien aber nichts Konkretes. In der Technik «Borrowing Benefits», die Gary Craig entwickelt hat, klopft der Gruppenteilnehmer auf sich, während auf der Bühne (oder auf dem Bildschirm) ein anderer Klient an seinem eigenen Problem arbeitet. Hierbei geht es aber um eine Art Spiegelneuronen-Phänomen. Indem ich jemanden in Gedanken begleite, löst sich bei mir etwas. Es ist keine Arbeit mit dem Kind- oder Erwachsenen–Double. Schliesslich fand ich doch keine komplette Therapie in der dritten Person. Es schien mir gelungen zu sein, das Beste vom EFT, NLP, Matrix Reimprinting, Screen Technik, und vielen anderen, gesammelt zu haben.

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Theoretische Einführung zu EFT3 Ich, mich und die Welt “Und ... was spüren Sie?“ scheint – jedenfalls für Hollywood – die typischste Frage des „Klapsdoktors“ (z.B. Jamie Lee Curtis in Freaky Friday) zu sein. Aber ist es wirklich die beste Art unser inneres Ich zu erreichen? Bis heute scheint dieses psychotherapeutische Modell auf dieser „Ich“ Perspektive zu beruhen.

Im Buch “Ego States Theorie und Therapie - ein Handbuch” stellen John und Helen Watkins die Arbeit des österreichischen Psychoanalytikers Paul Federn detailliert vor. Er war ein Schüler von Freud und ist der Vorläufer des „Egostates“ Konzepts. Federn hatte Schwierigkeiten mit dem Freudschen Konzept der Libido. Er kreierte die Theorie der Zwei Energien (Two Energies Theory), indem er die Existenz von zwei verschiedenen Energien postulierte. Die erste ist eine Energie des Ichs, die auf die eigene Person gerichtet ist; sie gibt ihm das Gefühl sich selbst zu sein (I-ness). Diese Energie kann positiv aber auch sehr destruktiv sein. Die zweite ist eine objektale Energie, die auf die externe Welt gerichtet ist. Kann es sein, dass wir zu oft mehr Empathie für die anderen als für uns selbst empfinden? Das wird unsere nächste Frage sein.

Selbstliebe und Empathie Wie reagieren Sie, wenn sie bei den TV-Nachrichten brutale Bilder sehen?, oder wenn Sie die Presse lesen, und Tag für Tag erfahren, wie es „den anderen“ geht? Versuchen Sie ihre Sorgen und Leiden mit Empathie zu empfinden? Sagen sie zu sich selbst: „ Ich habe Glück ...“ oder „Es reicht mir, lassen Sie mich in Ruhe mit diesem Horror, ich habe schon genug Probleme mit mir selbst!“. Wie die Wissenschaft zeigt, retten Empathie und Mitgefühl die Menschheit. Dank der Oxytocin, dem sogenannten Liebeshormon, sorgen die Menschen für ihre Nächsten. Bei einer heroinsüchtige Mutter, sind die Oxytocin Rezeptoren blockiert: die Schreie ihres Kinds wird sie nicht mehr berühren; durch diese Gleichgültigkeit ist das Baby in Gefahr. Viele Patienten haben eine schlechte Beziehung zu sich selbst: es scheint ihnen schwierig, sich selbst zu schützen und für sich selbst zu sorgen. Sie können aber für andere sehr gut sorgen und Beschützer sein. Können wir ihnen lehren, die positive Kraft auf sich selbst anzuwenden? EFT3 bietet eine Möglichkeit in diese Richtung. 81


EFT3 Protokoll Problem 1. 2. 3. 4. 5.

Was ist das Problem?

Die Geschichte erzählen (Affektbrücke?)

Das Double kreieren (Erwachsen oder Kind)

Beobachten

Beschreiben

Lösung 6. 7. 8. 9. 10.

Die Vorbereitung: langer Satz in der dritten Person + doppeltes Klopfen (realer imaginärer Körper) auf Punkt 1

Die Sequenz: kurzer Satz (Erinnerung) in der dritten Person + doppeltes Klopfen auf Punkte 2 - 10

Änderung beobachten und beschreiben

Nächster Schritt: neues Ziel? neuer Satz? Neues Double? Ressourcen? Täterintrojekte?

Integration: alle Double werden re-integriert oder bleiben in einem sicheren Ort.

Am Ende der Übung bleiben alle Ressourcen und Täterobjekte auf der Bühne (oder verschwinden).

N.B. Wie Sie feststellen können, gibt es hier einige Unterschiede zur EFT Technik. Wir arbeiten in der Regel ohne Kalibrierung – es sei denn, man will, vor und nach der ganzen Übung, es tun. Die Kalibrierung (SUD) ist ein subjektives Verfahren, das unsere Aufmerksamkeit vor der Übung wegnehmen würde. Die Beobachtung der imaginären Szene gibt uns eine viel präzisere und schnellere Einschätzung des therapeutischen Prozesses. Die Beschreibung des Verhaltens des Doubles wird direkt benützt, um den Satz zu formulieren. Wir gehen weg vom Subjektiven zum «Phänomenologischen». Damit sparen wir uns die eventuell schwierige Suche nach dem Satz (mit oder ohne Muskeltest). 82


Das Problem wird fraktioniert. Jedes Double personifiziert ein anderes energetisches Aspekt

ich

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ich

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Um die Ambivalenz zu 端berwinden: spalten Sie das Double!

ich

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Jedes Double darstellt einen spezifischen Aktivierungsniveau (Energie-Zustand)

ich

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T채ter

Double

Allierte/Ressource

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Beispiel einer EFT3 Sitzung Eine EFT3 Sitzung beginnt auf die gleiche Art wie eine EFT Sitzung. (Wir können übrigens problemlos innerhalb einer Sitzung zwischen ef1 und eft3 wechseln.) Sobald wir das zu behandelnde Problem identifiziert haben – und eventuell die Geschichte dazu gehört haben, die eine Affektbrücke zur Vergangenheit suggeriert – bitten wir den Patienten, von sich ein Double zu kreieren. Dieses Double befindet sich direkt vor ihm, in einem imaginären Raum, den ich die Bühne nenne. Der Patient kann ihn sehen und hören, hat aber – ausser der Möglichkeit auf das Double zu klopfen – KEINEN KONTAKT zu ihm. Wir sind auch für das Double absolut unsichtbar; wie hinter einem Einwegspiegel versteckt. Wir können seine Gedanken und Gefühle zwar erraten, aber keinesfalls spüren. Viel wichtiger und zuverlässiger ist es, sein Verhalten und seine Handlungen zu beobachten, um die Entwicklung des therapeutischen Prozesses zu verfolgen.

Die magische Hand Patient Double

Therapeut

Beispiel einer gestellten EFT3 Sitzung mit einem Teenager

Der Therapeut bringt seinen Stuhl in einen ca. 30°-Winkel, parallel zu ihrem Stuhl, so dass er ihr Gesicht gut genug beobachten kann und doch in die gleiche Richtung wie sie schaut. (T = Therapeut)
 T:

Also Susi ... du wirst ein Double von Dir kreieren!

Der Therapeut macht eine Bewegung mit der Hand nach vorne, in Richtung des Raumes direkt vor ihr. 
 T:

Sagen wir, ein Mädchen in deinem Alter, es schaut genau so aus wie du, aber wir reden von ihr in der dritten Person ... sagen wir also: das Mädchen. Sie hat die gleichen Probleme wie du, die gleiche Situation. Darf ich Deine Hand nehmen?

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Der Therapeut nimmt mit seiner rechten Hand ihr linkes Handgelenk und fängt an mit seiner linken Hand auf die Kante ihrer linken Hand (Punkt 1) zu klopfen. 
 T: Was macht das Mädchen, kannst du es sehen?

S: Sie sitzt

T: Klopfe bei ihr genau am gleichen Ort wie ich es bei dir mache. Und wir sagen: auch wenn sie sitzt, akzeptiert sie sich voll und ganz.

Therapeut und Susi machen dann eine Runde; Therapeut klopft mit einer Hand auf Susi. Sie klopft mit der rechten Hand auf das Double.

T: Schau mal, was macht sie für ein Gesicht. Du musst es nicht wirklich sehen, stell es dir vor, dass du es siehst. Man kann ein Verhalten, eine Handlung, eine Körperhaltung, einen Gesichtsausdruck, eine Geste beschreiben.

S: Sie ist wütend!

T: Wie merkst du das?

S: Sie klopft mit der Faust auf den Tisch.

T: Auch wenn sie mit der Faust auf den Tisch klopft, akzeptiert sie sich...

Beide machen eine Klopfrunde (Punkte 1-10). Dann wird wieder beobachtet und beschrieben.

T: Und jetzt, was macht es?

S: Es steht auf

T: Auch wenn es aufsteht, akzeptiert es sich ...

Neue Runde
 Während der ganzen Übung achtet der Therapeut streng darauf, dass die Patientin bei der Formulierung in der dritten bleibt. Er muss systematisch jede Beschreibung in der ersten Person sofort korrigieren. Ebenfalls werden Versuche das Verhalten oder die Gefühle zu interpretieren und „zu spüren“, gestoppt.

T: Du kannst nichts spüren. Das Mädchen ist dort, du bist hier, auf dem Stuhl. Aber, was siehst du?

S: Sie schaut nach unten / sie wirkt verwirrt / sie dreht die Augen in allen Richtungen.

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de créer un double de soi, adulte ou enfant. Le ta sur les points énergétiques du patient et - en ima le. Ce traitement peut être fait par un thérapeute

double

le bras magiqu

Manchmal kommentiert die Patientin die Szene mit einem so überzeugenden Satz, dass man ihn akzeptieren darf; es hat nicht mit einer IchPerspektive zu tun, es ist ziemlich evident.

S: Sie ist komplett am Ende / sie ist ganz allein / sie hat keinen Ort, wo sie hingehen kann.

Erst nach der Übung fragt der Therapeut die Patientin, wie es ihr geht. Vielleicht fällt ihr eine bestimmte Erinnerung ein. Sie redet dann in der Protocole d‘e ersten Person, von sich auf dem Stuhl.

Die Runde (Beobachtung – Beschreibung – Klopfen) wird fortgesetzt. Wir lassen uns vom Double führen. Die Rolle des Therapeuten ist es, der Patientin zu helfen, in Bewegung zu bleiben. Er muss deshalb sehr aktiv psychothérapeutes und aufmerksam sein, damit die Patientin nicht in ihre eigenen 1. Problème Cours d‘eft3 pour Gedanken zurückfällt: sie muss in der Beobachtung alternierend mit dem Klopfen bleiben. Nur so öffnet sich der Kanal der Intuition und der 3. Créer le double (adulte ou enfant) Morges, 9 et 10 novembre 2012 therapeutischen Kreativität.

4. Observer et décrire 5. Préparation à la 3ème personne (double tapo auf die gleiche Art personne wie (double tap 6. Séquence à la troisième 7. Observer et décriredie diese Kommentare,

Die positiven Affirmationen - sie lächelt, sie kocht etwas Leckeres, sie ist kräftig – werden Dr. Marc Muret die negativen Affirmationen behandelt. So schützt sich die Patientin gegen die negativen positiven Gefühle verderben könnten. Wenn das Double in einen zufriedenstellenden Zustand gekommen ist, wird die Patientin kurz gefragt, wie es ihr geht. Es kann passieren, dass es dem Double prima aber der Patientin gar nicht gut geht. Dann muss der Therapeut, den Anteil, dem es schlecht geht, als neues Double auf die Bühne schicken.

Wenn das Double blockiert ist, muss man Ressourcen einsetzen. Double(s) adulte(s) Das Ende der Übung ist nicht automatisch Ressource euphorisch. Möglicherweise muss dieses Kind lernen, ganz alleine durchzukommen. Vielleicht versteht der Patient, dass er jetzt gesund und glücklich werden kann, auch wenn er seine schlechte Kindheit nie ganz sonne du même âge, plus ou moins identique, présentant le même problème. va envoyer sur la scène une personne-ressource L‘apparence du double Kindheit, peut être légèrement différente, si c‘est plus facile pourum le einen verantwortungsvollen nachholen kann. Er muss um eine glückliche um eine liebevolle Mutter, patient. La visualisation se fait les yeux ouverts, pour que la forme imaginée soit Vater trauern. Diese Trauerarbeit ist aber nicht mehr lähmend. Es ist ein Prozess. Die Vorstufe zu Heilung. localisée devant soi, «sur la scène» (dissociation), et non «dans sa tête». Différents doubles de soi peuvent occuper la scène, représentant chacun un aspect.

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Double(s) enfant

Introjects


In eft3 wird der Patient eingeladen, statt sich auf seine Gedanken, Interpretationen, Körpergefühle, Emotionen zu konzentrieren - wie es in einer klassischen Gesprächstherapie üblich wäre - das Geschehen auf der Bühne ganz aufmerksam zu beobachten: was sehe ich dort? „Sehen“ ist ihm im Vergleich zu den anderen Sinnen, der distanzierteste. Man kann den Mond sehen, aber weder belauschen noch spüren. Es ist überraschend zu hören, wie die Patienten ihre Beobachtungen beschreiben. Die Änderung wird nicht gespürt und nicht gedacht, sondern visuell festgestellt. Es hat dann für ihn viel mehr Überzeugung, Evidenz und Kraft.

Der Therapeut muss auch betonen, wie wichtig das Klopfen auf das Double ist.

T: Klopfe jetzt besonders aufmerksam. Durch dieses Klopfen unterstützt du dieses Mädchen. Es ist wirklich da (hypnotische Suggestion). Es wartet auf Verständnis und Anerkennung. Du bist die Heilerin, nicht ich.

Reintegration
 Wenn es allen gut geht, kann man für jedes Double auf der Bühne einen sicheren Ort finden. Das Einfachste ist es, das Double in sich wieder zu integrieren. Der Therapeut macht es vor: einatmen und mit der Hand symbolisch das Double wieder in sich aufnehmen. Es kann aber sein, dass sich das Double an einem guten Ort befindet. Sogar an einem besseren, als im Körper des Patienten. Dann soll das Double bis zur nächsten Sitzung dort bleiben. Dies kann wie ein Kokon sein, eine Hütte im Urwald, ein Versteck im Felsen, ...

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Das Kind in sich wieder finden Mit EFT3 können wir jedes denkbare Double kreieren, in jedem Alter, vom Embryo bis zum Greis. Oft taucht im Verlauf der Sitzung eine Kindheitserinnerung auf, ausgelöst durch eine Assoziation zum Geschehen auf der Bühne. Experten nennen dies „Affektbrücke“. In eft3 ist es aber nicht notwendig, selber zu einer früheren Situation zu regredieren. Es reicht, ein Double (oder Alter) auf der Bühne erscheinen zu lassen, das wie eine Figur als dreidimensionales Hologramm in einem Science-Fiction-Film auftaucht. Dann wird mit ihm gearbeitet. Das Double – z.B. das innere Kind – übernimmt die Arbeit mit der Hilfe des Patienten, der es von aussen beobachtet, begleitet und unterstützt. Diese Art, die therapeutsiche Arbeit an einen innerlichen Agenten zu delegieren, erinnert an die Vorgehensweise von Milton Erickson und Hew Len (Ho'Oponopono). In eft3 gibt es nie einen Dialog zwischen Patient und Double. Wenn das Double etwas zu besprechen hat, schicken wir es auf die Bühne zu einem anderen Double: z.B. ein erwachsene Double mit Lebenserfahrung redet mit dem inneren Kind. Dieser Dialog wird vom Weiten beobachtet; meistens erkläre ich, dass wir es nicht zu hören brauchen. So wird das Unterbewusstsein ermuntert, selber zwischen den Partnern der inneren Bühne Bindungen herzustellen.

Affektbrücke: Beispiel einer Sitzung T: Also Nadine! Wie es scheint, kommt Dir dieses Gefühl bekannt vor, vielleicht von viel früher. Stell Dir ein Double vor, das in dem Alter ist, in dem Du warst, als das Problem auftrat. Siehst du etwas? Wie alt ist diese Person ... ah, ein kleines Mädchen, wie alt ist es?

N: 12 Jahre

T: Was macht sie gerade?

N: Sie versteckt sich

T: Auch wenn sie sich versteckt, akzeptiert sie sich...

Therapeut und Nadine klopfe

T: Und jetzt ?

N: Sie ist neugierig

T: Wie merkst du das?

N: Sie schaut überall umher.

T: Auch wenn sie überall umher schaut, akzeptiert sie sich ...

Neue Runde. Die Übung wir fortgesetzt, bis zu dem Moment, in dem das kleine Mädchen eine Lösung gefunden hat. Sie wird lächeln, spielen, eine Freundin finden, ein gutes Versteck finden, usw. Am Ende richtet Nadine ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich selbst, die Person, die auf dem Stuhl sitzt. Sie teilt mit, dass sie jetzt entspannt ist. Die Situation der Erwachsenen wird wieder betrachtet. Eine praktische Lösung wird gefunden. Das kleine Mädchen wird reintegriert (Einatmen und Geste).

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Mit Ressourcen arbeiten Mit eigenen Ressourcen arbeiten Oft geschieht es aber, dass das Problem nicht so leicht gelöst wird. Wenn keine spontane Lösung kommt, muss der Therapeut eingreifen, bevor der Patient zu tief in „die sinkende Negative-Spirale“ (Vortex von Levine) taucht. Hier einige Möglichkeiten, die sich anbieten:

- Erwachsenes Double (entspricht dem Patienten in seinem aktuellen Alter ).

- Bekannte positive Person (aktuelle oder von früher): Freundin, Tante, Lehrer, usw.

- Tier (bekannt oder erfunden, ist dem Patienten bedingungslos gut gesinnt): Hund, Panther, Drache, Löwe

- Magisches/spirituelles Wesen: Fee, Engel, Magierer

Beispiel: im Rahmen einer Sitzung, die nur zögernd vorwärts kommt:

T: Also Silvia, dieses kleine Mädchen scheint total verzweifelt zu sein. Sollen wir ihr nicht helfen?

Silvia nickt.

T: Was können wir für sie tun?

Der Therapeut wartet etwas. Silvia ist ratlos Der Therapeut mach Vorschläge.

T: S: T: S:

Es könnte irgendetwas sein: eine Freundin, eine gute Fee, ein Riese, ein Engel, ein Drache, ... ein Löwe?

Ein Löwe! Er ist zu Füssen des Kindes und schützt es. Von Zeit zu Zeit brüllt er.

Oh, kannst du ihn hören? Welches Geräusch macht er?

Rrrraaaah!

Sie lächelt.

In diesem Beispiel verlässt der Therapeut kurz den dissoziativen Modus, um der Patientin eine assoziative Erfahrung von animalischer Kraft zu ermöglichen. Dann kann eine neue Szene entstehen, in der das Mädchen den früheren Täter angreift und terrorisiert. Am Ende kann die Patientin dieses neue Verhalten in ihre aktuelle Problematik übertragen. In der nächsten Sitzung wird sie berichten, wie sie dieses Mal stark geblieben ist.

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Täterintrojekte Seine inneren Monster zähmen Da wir in EFT3 in der dritten Person arbeiten, können wir zu den Doubles und Ressourcen auch Täterintrojekte auf die Bühne kommen lassen : fremde, negative Figuren (Täter), die einen Platz in der inneren Landschaft besetzen. Dies sind entweder Täter („böse Menschen“ von früher oder von jetzt) oder Personifizierungen von Gefahren (Monster). Durch das Klopfen (manchmal kann der Patient einen imaginären Stab benützen, um den Täter anzuklopfen) wird das böse Wesen destabilisiert, gezähmt, transformiert. Schnelle Änderungen, die wir beim Patienten feststellen können, zeigen uns, wie relativ die Distanz zwischen „ich“ und „den anderen“ ist. Es kann aber sein, dass ein Täterintrojekt (z.B. ein verantwortungsloser Vater, der immer abwesend war) gar nicht auf das Klopfen reagiert. Dann ist die Botschaft für den Patienten, der ein Leben lang gekämpft hat, klar, um von diesem gleichgültigen Vater Aufmerksamkeit zu bekommen. 
 Dreifache Dissoziation
 Als ich im März 2012 in Berlin, EFT3 vorstellte, sprach ich von einer doppelten Dissoziation. Im Laufe des Jahres arbeitete ich zunehmend mit mehreren Personen auf der Bühne. Z.B. Es kam oft vor, dass ich ein erwachsenes Double zum kindlichen Double „auf die Bühne schickte“. Oder zwei Doubles, die je einen polarisierenden Aspekt der Person darstellten (schwach/stark, Täter/Opfer). Ich liess die beiden Doubles spontan interagieren. Manchmal kam es zum Streit, manchmal ignorierte ein Teil den anderen. Oft nahm der Erwachsne das Kind in den Arm. Ein lautloser Dialog konnte entstehen. Durch diese spontane Inszenierung lernt der Therapeut oft in sehr kurzer Zeit die innere Dynamik des Patienten genau kennen. Es wird hier an das innere Familiensystem von Richard C. Schwartz erinnert. Hier werden aber keine Standard-Funktionsträger eingeführt sondern nur Doubles, Ressourcen und Täterintrojekte: diese sind komplett patientenspezifisch.

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Transpersonale Integration Kollektive Behandlung Laut C.G. Jung werden kollektive Tragödien im „kollektiven Unbewussten“ gespeichert. Ganze Kapitel der Geschichte wurden durch Regierungen oder durch die Opfer selber zensuriert. Sie gehen unbewusst auf die nächste Generation über (z.B. 2. Holokaust Generation). Die Kinder der Henker können dieses Gewicht auch tragen.

Morde, Vergewaltigungen, Folter und rassistische Gewalt können Teil der Geschichte einer Familie oder eines ganzen Volkes sein. Dabei sei nur an die dunklen Momente der letzten drei Jahrhunderte gedacht: Sklaverei (Afrika, Amerika), Genozid (Shoah, Bosnien, Armenien), systematische Vergewaltigung (in Korea während und in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg). Die Patientin kann dann mit einer kollektiven Intention für die ganze Gruppe (Ahnen, Volk, Familie) klopfen. „Auch wenn dieses Volk hart geschlagen wurde, akzeptiert es sich voll und ganz“. Man kann auch ein „Wir“ (EFT4), „Ihr“ (EFT5) oder „Sie“ (EFT6) benützen. Es liegt an den Patienten sich einzelne Menschen als Repräsentanten für die Gruppe vorzustellen oder andere Bilder zu wählen, um dieses Kollektiv zu personifizieren. EFT und EFT3 stützen sich immer auf das Bild eines Körpers ab, um zu arbeiten. Ob es sich schliesslich um eine reale energetische oder „nur“ symbolische Arbeit handelt, kann hier nicht diskutiert werden. Auf jeden Fall ist das Klopfen eine Art „die Wunden“ eines Volkes zu heilen, Mitgefühl und Anerkennung (acknowledgement) zu geben, ein Ritual der Trauer zu ermöglichen. Es ist eine Energieübertragung vom Raum des realen Patienten in Richtung des symbolischen Raumes.

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EFT0 Manchmal ist es unmöglich ein Problem zu personifizieren, das heisst Opfer und Täter zu finden. Zum Beispiel bei chronischen somatoformen Schmerzen.

Ich habe es im Falle einer Patientin mit persistierenden ungenauen Beschwerden sehr nützlich gefunden, auf eine Art „formloses Monster“ zu klopfen. Andere Elemente wie das Schicksal, das Böse, die Zeit, können so dargestellt werden.

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Kapitel 4

HypnoEFT


Hypnose und Neurowissenschaft Als sich in den 1980er-Jahren die Psychotraumatologie als eine wissenschaftliche Disziplin entwickelte, suchten die Wissenschaftler ein Modell, um das Spektrum von dissoziativen Reaktionen nach einem traumatischen Ereignis besser zu verstehen. Tatsächlich wird während (peritraumatisch) oder nach (post-traumatisch) einer massiven Gefährdung ein Cluster von traumaspezifischen Symptomen festgestellt, die auf Dissoziation hinweisen – etwa Immobilität, Sprachlosigkeit, Benommenheit, Verlangsamung oder zeitliche und räumliche Verwirrung. Statt die Hypnose zu referieren, suchten Forscher Erklärungen in der Tierwelt. Bei einer unvermeidlichen Bedrohung neigen viele Tiere – das bekannteste Beispiel ist das Opossum – dazu, in einen Lähmungszustand zu versinken. Dieser wird als Freezing oder Tonic Immobility bezeichnet. Manchmal wird auch die Begriffe „sich totstellen“ (Feigning Death) oder Thanatosis (Gr. Thanatos =Tod) benutzt, um den evolutionären Vorteil dieser Überlebensstrategie zu unterstreichen.

Je nach Situation – aber auch Tierart – reagiert das Tier:

mit einem hochaktivierten Zustand (Tonic): hoher Muskeltonus und/oder hoher Puls (Tachycardie) sowie schneller Atem (Hyperventilation),

• oder mit einem unteraktivierten Zustand: schlaffer Muskeltonus (motorischer Kollaps) und/oder neurovaskulärer Kollaps (Bradykardie und Tiefblutdruck).


Es ist erstaunlich, dass die Forscher die Hypnose damals so wenig berücksichtigt haben. Dabei werden durch eine hypnotische Induktion physiologische Zustände geschaffen, die vielen Phänomenen der traumatischen Dissoziation ähnlich sind:

• • • • •

der katatonischen Lähmung mit rigiden beziehungsweise wachsartigen Eigenschaften (Waxy Flexibility), der temporären Unfähigkeit, den eigenen Willen zu aktivieren,

der verminderten Wahrnehmung (taktile Wahrnehmung, Schmerz, Gleichgültigkeit),

der Fokussierung, eventuell mit Rückzug sowie

Dem kognitiven Ausschalten – der Unfähigkeit, gewisse Aufgaben zu erledigen.

Hypnotische Dissoziation Neuroimaging

Traumatische Dissoziation Tierhypnose


Diese Desaktivierung von gewissen motorischen beziehungsweise sensoriellen Fähigkeiten wird meistens durch eine paradoxale Aktivierung anderer neuronaler Netzwerke begleitet, die zum Beispiel der Visualisierung, der Kreativität oder der Fokussierung entsprechen. Dieses dissoziative Phänomen ist ein Grundmerkmal der Hypnose. Durch neueste Verfahren wie der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRI) und Positronen-EmossionsTomografie (PET) ist es Forschern gelungen, die Aktivität des Gehirns als Bild zu dokumentieren (Neuroimaging), um dynamische Karten zu erstellen (Mapping). Dadurch konnte auch die Wirkung von Hypnose bewiesen und besser studiert werden.

Dass durch Hypnose solche regressive Zustände erreicht werden, die sonst nur als pathologisch erlebt werden, kann ein Grund dafür sein, warum die Forschung die hypnotische Trance nicht weiter betrachtete. Doch Hypnose erfolgt kontrolliert. Eine korrekt geführte hypnotische Sitzung ist niemals traumatisch. Im Gegenteil, sie wird meistens als sehr angenehm erlebt – als eine wohltuende Immobilität ohne Angst. Viele KlientenInnen/PatientInnen sehnen sich nach diesem Zustand, weil sie dadurch sehr schnell tief entspannen können. Diese Erfahrungen widersprechen eindeutig der Anschauung, dass Immobilität eine primitive Reaktion wäre, die Menschen von den Reptilien geerbt hätten und nur bei grösster Gefahr nutzen würden (MacLean, Porges).


Hypnose ist ein multiples Verfahren, das verschiedene Regionen des Gehirns anspricht. Die Wichtigsten:

• Das Aufmerksamkeitssystem (fronto-parietales kortikales Netzwerk) ermöglicht die Fokussierung auf ein Bild und die sensorielle „Desafferentation“: Die Wahrnehmung externer Stimuli wird unterdrückt.

• Der Anterior Cingulatum Cortex (ACC) überprüft und interpretiert die ankommenden Informationen. Er ist die kritische Instanz. Er misst aber auch die affektive Bedeutung eines Schmerzsignals und kann Analgesie induzieren.

• Das Default Mode Network (DMN) wird aktiv, wenn das Gehirn still ist.

• Der Propriozeptive Parietale Cortex ist für die Selbstwahrnehmung zuständig.

• Die Insula steuert die Wahrnehmung von inneren vegetativen Prozessen.

• Das Periaquäduktale Grau (PAG), eine Ansammlung von Nervenzellkörpern im Mittelhirn, ist unter anderem für Immobilisationsreaktionen verantwortlich (Freezing).

ACC PFC

PAG

Bild: NEUROtiker, Sicht auf die Schnittfläche des halbierten Gehirns (Schnittflächen ocker), CC BY-SA 3.0 (Wikimedia).


Der vordere Teil des Frontallappens (Präfrontaler Cortex), der dem Aufmerksamkeitssystem entspricht, kann durch Bilder und Wörter so aktiviert werden, dass der mentale Fokus sich von der sensoriellen Umgebung – den fünf Sinnen und der propriozeptiven Wahrnehmung – abwendet und immer mehr zu einem Zustand der Stille gelangt (Default Mode Network). In der hinteren und tieferen Ebene kann das Gehirn anderseits Programme hervorrufen, die scheinbar nur bei extremem Stress oder Schock aktiviert werden. Auf der Ebene vom Mittelhirn – im sogenannten Periaquäduktalen Grau oder kurz PAG – befinden sich neuronale Zentren, die sofort Kampf-, Flucht- und Erstarrungsstrategien auslösen können (Fight-Fly-Freeze). Diese gruppierten Handlungen schliessen sowohl muskuläre Reaktionen (zum Beispiel Bewegung oder Lähmung) als auch neurovegetative Reaktionen ein (Blutdruck, Puls, Schwitzen, Bronchien, Pupillen etc.). Die Schnellhypnose (Rapide Hypnose) nutzt meistens einen Überraschungseffekt, etwa einen Sturz des Armes oder einen plötzlichen Befehl, oder eine Verwirrungstaktik, um bei den KlientInnen einen nicht-konditionierten Reflex hervorzurufen. Mit der Übung wird dieser Reflex verstärkt und automatisiert. Seine Stärke hängt stark von der Fähigkeit ab, sich hypnotisieren zu lassen (Hypnotizability). Diese Begabung ist im Wesentlichen genetisch bedingt. Durch die erste Überraschung aktiviert der Hypnotiseur ein physiologisches Programm auf der Ebene des Mittelhirns (Periaquäduktales Grau, PAG). Der Therapeut wird die entstandene Immobilität positiv umdeuten (Reframe) und sanft verstärken, bis die KlientInnen einen tiefen Entspannungszustand erreichen. Immobilität, sensorielle Gleichgültigkeit (Unresponsiveness), ein Gefühl der Schwere beziehungsweise der Leichtigkeit und Entspannung sind hier die wichtigsten Phänomene. Sie werden sowohl objektiv (durch den Therapeuten getestet) wie subjektiv (durch den Klienten später berichtet) überprüfbar. In diesem Zustand ist es dann viel leichter, die Konzentration nach innen zu lenken und innere sensorielle Prozesse zu erleichtern (zum Beispiel Visualisation). Gleichzeitig werden bestimmte neuronale Netzwerke teilweise ausgeschaltet, die normalerweise für eine kritische Überprüfung der Realität (Anterior Cingulatum Cortex, ACC) oder eine ethische, kontrollierende Haltung (Präfrontaler Cortex PFC) stehen. Eine Steigerung der Suggestibilität ist die Folge. Dadurch werden alternative Denkprozesse im Dienst der Kreativität und der innovativen Problemlösung aktiviert.


EFT und Hypnose Auch wenn EFT viele Parallelen zur Hypnose aufweist, fehlt ihr bis jetzt eine neurophysiologische Basis, die wie bei der Hypnose auf harte Beweise wie das Neuroimaging mit PET oder fMRI zurückgreifen könnte. Aktuell stehen nur klinische Studien zur Verfügung. Und es gibt noch einen zusätzlichen Nachteil für EFT: Auch wenn die Hypnose tief in der westlichen medizinischen Kultur verankert ist – beispielweise waren Esdaile, Braid, Charcot, Freud und Janet alle Ärzte – gehört EFT zum alternativen fernöstlichen Heilsystem. Die Akupunktur postuliert, dass es energetische Punkte und Kreisläufe gibt, die aus Sicht der westlichen Medizin aktuell noch ungenügend untersucht worden sind. Erst kürzlich konnten erste Neuroimaging-basierte Studien die neurozentrale Wirkung von Akupunktur attestieren.

Die Frage, ob man auf harte wissenschaftliche Beweise warten muss, bevor Therapeuten mit EFT arbeiten, ohne dass diese als „esoterische“ oder „pseudo-wissenschaftliche“ Methode diffamiert wird, muss aus folgenden Gründen relativiert werden: Auch wenn EFT sich als ein „psychoenergetisches“ Heilsystem versteht, ist eine Reihe von psychotherapeutischen und neurosensoriellen Elementen zu berücksichtigen, die die Wirkung von EFT genau so gut erklären könnten. Hierunten fallen auch mögliche „nicht-energetische“ Erklärungen. Die folgende Tabelle wurde approximativ erstellt und muss noch weiter ergänzt werden.


EFT

Verwandte Techniken oder

Neuronales Netzwerk

Selbstakzeptanz

Mindfullness

Anterior Cingulatum Cortex (ACC)

Verbale und kognitive NLP Reframing

Vorbereitung/Verarbeitung Kognitive Therapie (AďŹƒrmationen)

Präfrontaler Cortex (PFC)

Provokatives EFT

Provocative Therapy (Farelly)

Klopfen (Tapping)

Attachment System

Oxytocin und EndoNeuro-propriozeptive/

opioid-System

taktile/haptische Stimulationen Fronto-parietales System


Trotz der skeptischen Haltung der wissenschaftlichen Gemeinschaft stellt die traditionelle fernöstliche Medizin eine Jahrtausende alte Erfahrung dar, die sich nicht einfach im Namen der technischen Wissenschaft wegfegen lässt. Man denke hier nicht nur an Akupunktur, sondern auch an Shiatsu, Akupressur oder Derivate wie die Angewandte Kinesiologie. Sie führen oft zu beeindruckenden Ergebnissen – auch dort, wo die westliche Schulmedizin hilflos bleibt. Darum: Auch wenn die biophysische Evidenz fehlt, ist es unsere Aufgabe, jedes Mittel zu verwenden, um die Gesundheit der Menschen, die uns anvertraut sind, zu fördern.

In der Tat ist EFT dafür eine wunderbare Methode! Nach zehn Jahren täglicher Arbeit mit EFT kann ich ohne Zweifel sagen, dass diese bescheidene Methode sich mit gut etablierten Methoden wie EMDR, VKT oder Hypnose problemlos messen kann.


HypnoEFT in der Praxis Wie schon in diesem Tutorial erklärt, können in einer EFT-Sitzung vier verschiedene Gruppen von Aspekten beschrieben werden: Es kann sich sowohl um ein sensorielles Signal, eine Emotion, einen Glaubenssatz oder eine Handlung handeln.

Dazu kann man mit EFT sowohl eine negative als auch eine positive Affirmation „desensibilisieren“. Die Selbstakzeptanz und das Klopfen lösen den Stress. Negative Kommentare, Widerstände oder Ängste verschwinden. Umso mehr werden die KlientInnen sich bereit zeigen, Ruhe, Genuss, Zufriedenheit oder Selbstsicherheit anzunehmen.


Multiple-Aspekte-Ansatz (siehe BASK-Modell) Statt sich wie sonst auf die kognitive (Glaubensätze) und emotionale Ebene zu konzentrieren, werden jetzt die subjektive Körperwahrnehmung und die Bewegungen der KlientInnen spezifisch berücksichtigt. Das Ziel ist, das Positive zu aktivieren und das Negative zu deaktivieren. 
 Positiv

Der Klient gähnt, seine Augen werden schwer, seine Schultern sinken, er entspannt sich und so weiter. Der Therapeut verstärkt diesen Prozess durch die entsprechenden Affirmationen, die „geklopft“ werden können – zum Beispiel: Ich > bin müde > schwer (Wie fühlen sich Ihre Augen an?) Ich > kann die Augen kaum offenhalten (Und jetzt?) Ich > würde so gern schlafen.

Negativ

Die negativen Zeichen von Unruhe und Aufregung (Hyperarousal) werden desensibilisiert. Es ist wichtig, so spezifisch wie möglich zu sein – zum Beispiel: > meine Beine sind komisch > ruhiger sind (Und jetzt?). Das Gefühl steigt in den Hals > es ist eng im Hals > wird leichter > meine Finger sind kribbelig > die Energie fliesst durch meinen ganzen Körper.

In diesem Beispielfall gibt es einen progressives Switchen vom negativen zum positiven Körpererleben (propriozeptiver und neurovegetativer Selbstwahrnehmung). So gleitet die KlientInnen auf sehr natürliche Art in die Trance. Meistens schliessen sie automatisch die Augen. Der Therapeut kontrolliert ab und und lässt dazu zum Beispiel den Arm des/r Klient/in fallen und fördert zugleich mit passenden Suggestionen die Entspannung.


Widerstände in der hypnotischen Sitzung Auch der beste Hypnotherapeut kann die Zweifel der KlientInnen nicht immer auflösen. Die Annalen der Hypnose beschreiben „Mammut-Sitzungen“, in denen der Therapeut erst nach Stunden die Widerstände überwinden konnte. Bei der EFT allerdings kämpft nicht der Therapeut gegen den „Widerstand“ des Klienten, sondern es ist mehr wie beim Judo: „Go with the flow“. So löst der Therapeut mühelos die Blockade. Durch die Affirmation und das Klopfen werden Zweifel und Widerstände erkannt und eventuell umformuliert (Reframing). Wenn der Klient eine gewisse Ambivalenz beziehungsweise Zeichen von struktureller Dissoziation zeigt – was bei einer komplexen Situation meisten der Fall ist – ist es sehr förderlich, den misstrauischen/oppositionellen Teil der Persönlichkeit in den Prozess einzubeziehen und zu integrieren. Virginia Satir, eine Sozialtherapeutin, die das Neurolinguistic Programming (NLP) sehr inspiriert hat, nannte es „Parts Party“ (Fest der Anteile).

Diese Arbeit mit den Widerständen kann sowohl im ersten Teil der Sitzung während des Gesprächs mit dem Klienten als auch im zweiten Teil während der hypnotischen Trance stattfinden:

• Vorbereitung der hypnotischen Induktion: Aufräumen von Zweifeln und falschen Annahmen über Hypnose. Provokative EFT und Humor werden hier besonders nützlich sein – etwa eine provokative Affirmation wie „Auch wenn mein Therapeut ein Guru, hem, ... ein subversiver Guru ist, akzeptiere ich mich selbst voll und ganz!“ Solch ein Satz wird die KlientInnen unweigerlich zum Lachen bringen. Aber Vorsicht: Die KlientInnen müssen klar verstehen, wo Humor und Realität sich trennen, sonst wird der Schuss nach hinten losgehen!!! Ich bin selbstsehr explizit: „Was denken Sie? Wollen wir es ein wenig übertreiben?“ Es braucht ein feines Gespür, um zu merken, dass sich hinter dem Widerstand vielleicht ein traumatisches Erlebnis versteckt: Vielleicht waren die Eltern in einer Sekte, eventuell gab es schlechte Erfahrungen mit LehrerInnen oder tyrannischen PartnerInnen oder es ist eine traumatische Erfahrung von Immobilisation im Spital, bei einer Verhaftung oder einer Vergewaltigung mit im Spiel.


• Während der hypnotischen Trance: Es ist nicht selten, dass die KlientInnen – zum Beispiel wenn sie zum ersten Mal kommen – immer wieder „aufwachen“. Sie machen die Augen auf, werden unruhig, bewegen sich ständig oder werden plötzlich durch einen unerwarteten Stimulus aus der Trance herausgerissen, etwa wenn der Therapeut in die Hände klatscht. EFT ist eine elegante Art, auf dahinter stehende Ängste einzugehen, sie aufzulösen und die hypnotische Arbeit gleich weiterzuführen.

Die hypnotische Sitzung kann entweder mit EFT oder mit einer Blitzhypnose-Technik eingeleitet werden (meist in Kombination). Die Vertiefung geschieht durch EFT und/oder klassische hypnotische Induktion (zum Beispiel durch die Dave-Ellmann-Induktion):


„Regress to the cause and fix it!“ Das ist der Leitsatz der Blitzhypnose nach David Ellmann, Jerry Kein und vielen anderen Hypnotherapeuten.

„Regress to the cause“ Der grosse Vorteil der Blitzhypnose ist, dass der Hypnotherapeut Zugang zu tiefen psychischen Schichten bekommt und dies oft besser als mit dem Muskeltest aus der Kinesiologie. Letzterer hilft mehr dem Therapeuten, eine Richtung in der Behandlung zu wählen. Handelt es sich zum Beispiel um einen Konflikt mit dem Vater, mit dem Chef, mit der Schwester? Durch die Bezeichnung des Problems hat aber der Klient noch lange nicht emotional „aufgemacht“. Die Hypnose erleichtert die Regression in die Vergangenheit, etwa zu einem Unfall oder in die Kindheit. Sie verschafft das Gefühl, noch alles „echt“ wiederzuerleben – dieses Mal aber mit Distanz und Ruhe, da der Sympathikus und die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophyse-Adrenalin) deaktiviert sind.

„Fix the problem!“ Der zweite Teil der Sitzung gehört zum Heilprozess. Dabei muss man betonen, dass schon die Entspannung eine sehr heilsame Wirkung haben kann, ohne dass man ein bestimmtes Problem angesprochen hat.

Ideomotorische Zeichen Je nach Tiefe der Trance kann der Therapeut normal mit den KlientInnen sprechen oder muss non-verbal arbeiten. Die KlientInnen werden instruiert, einen Finger zu bewegen (für „ja“). Es können auch weitere Finger (für „nein“ oder „vielleicht“ usw.) bestimmt werden. Erschrecken Sie aber nicht, wenn die KlientInnen bei der Befragung womöglich den ganzen Arm bewegen! Der Therapeut kann auch suggerieren, dass die KlientInnen reden können, ohne aus der Trance zu kommen.


Passives Klopfen Es ist sehr zu empfehlen, dass die KlientInnen nicht mehr selbst auf sich klopfen, sondern vom Therapeuten angeklopft werden. Hierzu müssen sich die KlientInnen einverstanden erklären: einfach schnell danach fragen! Darum empfehle ich, jede erste Sitzung mit einigen EFT-Runden anzufangen, wobei die KlientInnen auf sich selbst klopfen und dabei die zehn Punkte kennenlernen. Danach fällt es ihnen leichter, berührt zu werden. In keinem Fall sollten Klientinnen dazu gezwungen werden. Auch wenn KientInnen es in früheren Sitzungen akzeptiert haben: Eine Re-traumatisierung durch das Klopfen ist jederzeit möglich. Daher gilt: beobachten und fragen – und nicht persönlich nehmen!

Um die Trance aufrechtzuhalten, ist es zudem günstig, wenn die KlientInnen die Affirmationen nicht selbst vorsprechen. Sagen Sie ihm/ihr: „ Frau Müller, Sie müssen jetzt nichts mehr machen. Ich mache es für Sie. Hören Sie einfach zu und klopfen Sie mental mit. Wenn Sie etwas stört, sagen Sie es mir einfach!“

Respekt und Distanz

Es ist wichtig, dass die KlientInnen informiert werden, dass die Hypnose jederzeit unterbrechbar ist. Denn Hypnose ist NICHT Mindkontrol! Eventuell lassen Sie die KlientInnen die Augen aufmachen und zeigen Sie ihnen nochmals, wo die Tür ist. Wenn die Übung fertig ist und die Nähe zu den KlientInnen nicht mehr erforderlich ist, treten Sie ein wenig zurück, um ihnen wieder Raum um sich zu gewähren. Auch wenn Sie der Therapeut sind – Sie sind ein Mensch und manche KlientInnen haben mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht, unter anderem auch mit Therapeuten!


HypnoEFT3 Auch wenn EFT3 in sich schon hypnotisch ist, kann man die Wirkung durch Hypnose noch verstärken. Ich arbeite meistens mit Bildern, um die Trance weiter zu vertiefen. Ein Beispiel ist die Reise nach unten: Dreimal zehn Stufen tiefer gehen. Dabei lasse ich die KlientInnen mit einem Fingerzeichen zeigen, ob sie lieber eine Treppe, eine Rutschbahn, ein Lift oder einen Weg wählen. „Unten“ angekommen, lasse ich die KlientInnen sich ein Double von sich selbst vorstellen. Während ich das aktive Klopfen übernehme, werden die KlientInnen aufgefordert, mental das Klopfen auf dem Double durchzuführen. Sind die KlientInnen mit „einem Lift runtergefahren“, können Sie ihnen vorschlagen, dass ein unbekanntes kraftvolles, wildes Double aus der Tiefe auftauchen wird. So kann eine „dramatische“ Stimmung suggeriert werden. Dies ist für die KlientInnen eine sehr kreative Möglichkeit, ihr schöpferisches Potenzial kennenzulernen.

Des Öfteren warte ich auch, bis die KlientInnen eine bestimmte Situation beschreiben, um die Perspektive der dritten Person vorzuschlagen. Dies ist besonders leicht, wenn die Situation ein „inneres Kind“ einbezieht: Das Kind nimmt Platz auf der „Bühne“ und die therapeutische Arbeit findet statt wie sonst auch bei EFT3 – nur bewegen sich die KlientInnen und sprechen auch nicht. Am Ende darf der Therapeut nicht vergessen, das Kind und alle Doubles wieder zu integrieren oder in einem sicheren Ort zu belassen!


Stenografie für EFT, EFT3 & HypnoEFT Die Kurztherapie arbeitet oft mit Affirmationen – positiven wie negativen. Dies ist auch der Fall bei Eyes Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), Eyes Movement Integration (EMI), Emotional Freedom Techniques (EFT) und EFT3. Es ist sehr aufwendig, solche Sitzungen aufzuzeichnen. Um dies zu vereinfachen, verwende ich eine Art Stenografie, mit der ich während der Sitzung den verbalen Prozess dokumentieren kann.

Wenn ich zum Beispiel mit EFT arbeite, kürze ich die Affirmation auf diese Art ab:

EFT ich> bin müde > erschöpft >entspannt > freue mich auf die Ferien.

Damit wird festgehalten, dass ich mit EFT arbeite, dass „ich“ das Subjekt ist und „müde“ die erste Eigenbeschreibung beziehungsweise Handlung ist. Es folgen drei weitere Affirmationen, die ebenso minimalistisch beschrieben werden. Das Pfeilzeichen bedeutet, dass die spezifische Technik eingesetzt wird: hier im Beispiel EFT Klopfen, mit dem langen/kurzen Satz.

Bei anderen Techniken hat das Pfeilzeichen jeweils eine andere Bedeutung: Bei EFT3 bedeutet es ein paralleles Klopfen (Klient und Double/Täter/Ressource) in der dritten Person. Das doppelte Zeichen, also „>>“, dass der Klient auf zwei Doubles gleichzeitig klopft. Bei EMDR wiederum bedeutet das Zeichen, dass der Therapeut beim Klienten zum Beispiel eine Augenbewegung in Kombination mit einer Affirmation durchführt.

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Um den Kommentar des Klienten zu notieren, nutze ich folgende Zeichen.

EFT > ich bin müde – ich habe die ganze Nacht gearbeitet.

Der Strich beschreibt in diesem Fall eine unmittelbare Aussage vor dem Klopfen, die entweder zu lang oder nicht wichtig genug ist, um in die Affirmation eingeschlossen zu werden.

EFT > ich bin müde. Ich arbeite zu viel > ich kann nicht Schluss machen.

Der Punkt hinter „müde“ bedeutet eine Aussage nach dem Klopfen.

Wenn nicht anders vermerkt, sind alle Sätze originale Worte des Klienten. Alle Beobachtungen über den Klienten, Interventionen und Aussagen des Therapeuten werden in Klammern notiert, etwa so:

EFT ich > bin erschöpft (seufzt/schaut nach unten)(Ich schlage ihm vor, seine Körperhaltung zu beobachten).

EFT ich > bin erschöpft (Wo spüren Sie dieses Gefühl im Körper?) in den Schultern, ... wie Blei > bin wie aus Blei. Es wird leichter (Wie?) > mein Oberkörper ist leichter.

Dieses Notierungssystem ist sehr genau. Auch Monate nach der jeweiligen Sitzunglässt sich ablesen, welche Themen angesprochen wurden, wie der Therapeut interveniert und der Klient non-verbal reagiert haben. So kann der Therapeut mit einem Minimum an Aufwand in wenigen Zeilen den Inhalt einer ganzen Sitzung verlässlich zusammenfassen. Dieses oder ähnliche Systeme sind sehr zu empfehlen, wenn ein Therapeut zum Beispiel einen Fall in der Supervision präsentiert.

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Empfehlungen für die Arbeit mit EFT3 Vorsicht! Trotz dieser dissoziativen Art zu arbeiten, oder gerade deswegen, ist EFT3 eine sehr wirksame (powerful) Technik. Deshalb empfehle ich ausdrücklich, zuerst genug Erfahrung mit EFT zu sammeln, bevor man mit EFT3 arbeitet. EFT stabilisiert, EFT3 öffnet neue Räume. Es ist empfehlenswert, jede Sitzung mit einigen Runden EFT zu beginnen, um das „Ich auf dem Stuhl“ zu verstärken.

Ich wiederhole es: EFT3 ist keine Therapie, es ist ein Arbeitswerkzeug. In guten Händen wirkt es Wunder, in schlechten Händen ein Desaster. Erfahrung, Intuition und Wissen (im Besonderen über Psychotraumatologie und Dissoziation) sind notwendig, wenn man eft3 bei einem traumatisierten Patienten anwenden möchte.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, heisst ein Sprichwort. Oft landen Patienten bei spezialisierten Experten, nachdem sie unvorsichtig von Amateuren behandelt worden waren. Die Büchse der Pandora lässt sich dann nur schwer schliessen.

Weniger ist mehr
 Als Therapeut muss man lernen darauf zu verzichten, immer weiter in der Therapie zu gehen. Die goldene Mitte ist die Lösung. Man soll sich trauen belanglos, trivial, oberflächlich und mondän zu sein. Wie ich gern wiederhole: „Öffnen Sie die Tür und fangen sie an den Schnee zu fegen“. EFT ist ein Therapie der „kleinen Schritten“.

Gute Arbeit und viel Erfolg!

Dr. med. Marc Muret

Zürich, Oktober 2015

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Impressum
 Text und Grafiken: Marc Muret Fotos: www.fotolia.com + Adobe Stock + Autor Lektorat: G. Hediger, S. Muret DasTutorial ist unter www.eft3.com/de/tutorial/ zu sehen. Dieser Text ist nicht definitiv und wird noch mehrmals korrigiert, ergänzt und geändert. Dieses Tutorial unterliegt dem Autor Copyright inklusiv: Text, Grafiken und Fotos (Autor und andere Quellen). Adresse: EFT3 Institut Dr. med. Marc Muret Höschgasse 68 CH - 8008 Zürich drmuret@eft3.com vs. 22.10.2015

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EFT3 Institut 118


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