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3.9 Handlungsempfehlungen zur Gestaltung des TIM

3.9 Handlungsempfehlungen zur Gestaltung des TIM

Aus dem Kapitel zur Gestaltung des Technologie- und Innovationsmanagements ergeben sich einige wichtige Handlungsempfehlungen, die im letzten Abschnitt zusammengefasst werden sollen.

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Überprüfung der Zuständigkeit für den Bereich TIM

Etwa ein Drittel aller Unternehmen bildet zur Durchführung des TIM ausschließlich nach Bedarf interdisziplinäre Arbeitsgruppen, die sich mit den entsprechenden Themenstellungen beschäftigen. Es ist zu befürchten, dass dies häufig kein Ausdruck agilen Arbeitens, sondern eher Zeichen eines strukturellen Defizits ist. Jedes Unternehmen, auf das diese Vorgehensweise zutrifft, sollte es sich zur Aufgabe machen, zu überprüfen, ob diese ad-hoc Vorgehensweise tatsächlich besser als eine feste Organisationsstruktur ist. Noch wichtiger ist dies natürlich bei Unternehmen, die gar keine bestimmte Zuständigkeit haben – hier ist der Handlungsbedarf am dringendsten.

Einführung regelmäßiger Zielabstimmungen

Die Studie hat offenbart, dass fast 30% der Unternehmen die TIM-Ziele nicht regelmäßig mit den anderen Unternehmenszielen abstimmen. Diese fehlende Abstimmung wird in der Praxis dazu führen, dass der Bereich TIM nicht genau die Themen und Ziele verfolgt, die im Gesamtkontext eigentlich optimal wären – was sich wiederrum negativ auf die Innovations- und Ertragskraft des gesamten Unternehmens auswirkt. Unternehmen mit dieser Vorgehensweise sollten sich zu einem regelmäßigen Abstimmungsprozess durchringen.

Mehr und frühere Abstimmung mit Kunden/Kundinnen und Lieferanten

Gut ist, dass sich schon fast die Hälfte aller befragten Unternehmen mit Kundinnen und Kunden sowie Lieferanten im Entwicklungsprozess austauschen. Vorteilhafter wäre es aber, wenn dies bei allen Unternehmen der Fall wäre. Dieser Austausch ist notwendig, um nah am Marktbedarf zu entwickeln – eine Tugend, die oft vor dem Hintergrund der Überschätzung des eigenen „Gefühls“ für den Markt vernachlässigt wird.9 Die Einbindung von Lieferanten wird häufig vernachlässigt, weil dem Einkauf zu wenig Bedeutung beigemessen wird.10 Häufig haben aber gerade Lieferanten, die in ihrer Branche technologisch stark und gut vernetzt sind, wichtige Impulse für die Entwicklung ihrer Kundinnen und Kunden.

9 Vgl. Reichart (2002), S. 86 ff. 10 Vgl. Weigel / Rücker (2013), S. 1 ff.

Die Abstimmung mit diesen beiden wichtigen Partnergruppen muss so früh wie möglich erfolgen, damit die Impulse in den Prozess einfließen können, bevor schon zu viel Aufwand in die möglicherweise falsche Richtung geflossen ist. Gleichzeitig wird auch der Änderungsaufwand enorm, wenn das Feedback spät im Prozess erfolgt – die Phase der Umsetzung und Realisierung ist sicher nicht der ideale Zeitpunkt für eine erste Abstimmung.

Ausreichende Budgetierung von Ressourcen

Knapp 50% der Befragten bewerten die zur Verfügung stehenden Budgetmittel als eher oder sogar sehr schlecht dazu geeignet, die F&E-Ziele ihres Unternehmens zu erreichen. Dies ist für Deutschland und Österreich als Hochkostenländer mit einem entsprechend hohen Bedarf an Innovationskraft keine gute Nachricht. Hier ergibt sich die klare Aufforderung an alle Unternehmen in Branchen mit hohem Innovationsbedarf, zu prüfen, ob die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ausreichend sind, um ihre Wettbewerbsposition zu halten.

Überprüfung des Zielspektrums für TIM

In Kapitel 3.8 wird die Zustimmung der Befragten zu zehn typischen Zielen im TIM dargestellt. Dabei wird deutlich, dass viele wichtige Ziele von einem erheblichen Teil der Unternehmen als eher oder gar nicht zutreffend bezeichnet werden (zum Beispiel die Vergrößerung der Produktvielfalt, die Erschließung neuer Märkte oder die Innovationsführerschaft). Hier ist jedes Unternehmen zu einer kritischen Prüfung aufgefordert: welche Ziele müssen in der jeweiligen Branche verfolgt werden, um wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich zu sein?