38 [ Spiegelbild ] Faktor Sport Ihr Job setzt ein gewisses Quantum an Fitness voraus. Gut, wenn sie diesem Anspruch gern genügt. Noch schöner, wenn er sich mit privaten Wünschen vereinbaren lässt. An den Wochenenden geht die Familie wandern, klettern, Rad oder Kanu fahren – Umsetzung eines amerikanischen Mottos der 38-Jährigen: „A family who plays together, stays together“. Sie sagt: „Das schweißt uns zusammen.“ Die Karriere, die Familie, der Sport: Im Leben von Antje von Dewitz fügen sich diese Elemente auffallend oft ineinander. Im Sommer geht sie gern schwimmen, im eigenen Freibad sozusagen. Die Kommune wollte das Bad 2006 wegen Geldmangels schließen. Vaude sprang ein, übernahm den Betrieb auf Probe und, da sich das neue Konzept bewährt hat, bis auf Weiteres. Neues Konzept? Obereisenbach hat jetzt ein Familienbad.
DAS SCHNELLE LEBEN DER GUTI P. Ihr Arbeitsplatz ist Hort ihres Hobbys und Familientreffpunkt. Oft hat Marie-Luise Probst-Hindermann gemeinsam mit ihren drei Töchtern – Lilli ist 12, Giulia 16, MarieSophie 19 – in der Sporthalle gestanden. Seit 2005 arbeitet die 42-jährige Sportwissenschaftlerin als hauptamtliche Landestrainerin beim Schwäbischen Turnerbund (STB). Jetzt sitzt sie im Restaurant eines Vereinsheims gleich neben dem Kunstturnforum (KTF) in Stuttgart und bestellt sich einen Cappuccino. Auf dem Tisch liegt eine angebissene Karotte. Marie-Luise Probst-Hindermann, die von ihrem Umfeld nur „Guti“ gerufen wird, hat nicht viel Zeit – die hat sie fast nie. Um 5.25 Uhr ist sie heute aufgestanden in ihrer Wohnung in Tübingen. Sie hat Lilli ins Wirtemberg-Gymnasium nach Stuttgart gefahren, eine Eliteschule des Sports; normalerweise sitzt Giulia mit im Auto, die in Rotterdam gerade ihre ersten Turn-Weltmeisterschaften erlebt und nebenbei die ältere Schwester Marie-Sophie trösten muss, die verletzt zuschaut. Von 7.15 bis 9.15 Uhr leitet Guti Probst-Hindermann ihr erstes Training im KTF. So ein intensiver Tagesbeginn ist kein Problem für die geübte Frühaufsteherin. „Ich liebe den Morgen.“ Wenn möglich, läuft sie bereits um 5 Uhr allein ihre Strecke. Der Solo-Sport entspannt sie, weil sie mit niemandem reden muss. Von 14 bis 19.15 Uhr folgen die weiteren Einheiten in der Halle.
Dazwischen geht sie einkaufen und holt das Laufen nach, wenn sie es morgens nicht geschafft hat, oft bis zu zwei Stunden. „Daraus ziehe ich meine Kraft und entwickle nebenbei neue Trainingspläne.“ Guti ProbstHindermann bezeichnet sich als unruhigen Geist. „Damit stresse ich meine Umgebung. Meine Ehe hat das nicht ausgehalten.“ Seit zehn Jahren ist sie alleinerziehend. Die Frau mit dem Pferdeschwanz und ihr Ex-Mann Thomas steckten noch im Studium, als Marie-Sophie geboren wurde. Mithilfe einer Tagesmutter und eines Krippenplatzes schafften beide ihr Examen. Dann kam Giulia und 1998 Lilli. „Damals waren wir ein perfekt organisiertes Team“, sagt Guti Probst-Hindermann. Sie hatte eine halbe Stelle beim STB und war (bis 2005) Dozentin an der Uni Tübingen, ihr Mann arbeitete halbtags als Journalist. „Wir haben uns oft auf einem Parkplatz zwischen Tübingen und Stuttgart getroffen, und ich habe Lilli gestillt.“ Die Mädchen wurden immer mit in die Turnhallen geschleppt. „Sie hatten keine Wahl. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn sie lieber Querflöte gespielt hätten.“ Inzwischen haben es sich die vier Hindermann-Frauen eingerichtet in ihrem prallen, anstrengenden Leben. Sportsoldatin MarieSophie und Giulia gehören zum DTB-Kader, Lilli springt Trampolin. Es wird viel trainiert, sehr viel, inklusive samstags und in den Ferien. Und zehn Jahre lang war Guti ProbstHindermann auch noch ehrenamtliche Sportwartin beim STB. „Mich plagt schon hin und wieder ein schlechtes Gewissen.“ Sie hat Glück, dass ihre Mädels sehr selbständig und außerdem hervorragende Schülerinnen sind. Einmal die Woche kommt die Powerfrau zur Ruhe. Am Donnerstagabend sind die Kinder beim Vater. Da gönnt sich Guti Probst-Hindermann einen Saunaabend mit ihrem Lebensgefährten Robert Mai. Er ist Landesturntrainer, er passt perfekt in ihre Welt.
SPITZE, SCHWANGER, SPITZE Es gibt im Vergleich zu früher viele Frauen, die Sport zu ihrem Beruf machen. Es gibt einige, die aktiven Sport zu ihrem Beruf machen. Aber es gibt wenige, denen gelingt, was Nicole Leder gelungen ist: Die Triathletin hat ihre Karriere nach Schwangerschaft und
Geburt erfolgreich fortgesetzt. Sie hat es geschafft, aber sie versteht, warum es andere Frauen nicht schaffen. Die Probleme liegen seltener in der Rückkehr in den Sport an sich als in der Organisation des Alltags. „Das liegt daran, dass du als Sportlerin ganz andere Betreuungszeiten als in einem normalen Job brauchst, und das Wochenende ist auch noch verplant“, sagt Leder. Sie hatte die Schwangerschaft im Jahr 1998 nicht erwartet, der positive Test war ein kleiner Schock: Die Athletin bereitete sich gerade auf die Spiele 2000 in Sydney vor. Es war eine schwierige Situation, der Verband unterstützte sie nicht wie erhofft. „Man hat mich nicht einmal gefragt, ob ich danach weitermachen will.“ Zehn Wochen nach der Geburt von Mia