ZANSHIN I-2011

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Zanshin EUR 2,50

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D a s d e u t s c h e Ky u d o - M a g a z i n

100 Jahre Prof. INAGAKI Genshiro Yoshimichi

JAPAN

DKYUB

Prof. Genshiro Inagaki Erinnerungen an einen großen Lehrer

Aus- und Weiterbildung Wesentliche Inhalte für die Praxis


Inhalt Zanshin 2010 / 2011

Editorial

Vorwort des Präsidenten

Seite

3

Thema

Gedenken an Inagaki sensei Europa-Aufenthalt Kurosu sensei

Seite

4

Thema Berichte

Aus- und Weiterbildung Prof. Mori: Tenouchi Prof. Kurosu: Vortrag über Budo

Seite Seite

6 10

Wettkampf-Rückblick Seite Meisterschaften Seite Die Bundesliga der Vereine Seite 100 Jahre Inagaki Birthday Event Seite Dan-Prüfungen Seite Ehrungen der japanischen Lehrer S eite Buch: 100 Jahre Inagaki Seite

20 21 26 29

Verband

30 32 34

Kyudo-Welt Patenschaften in der EKF Service Impressum Adressen

Seite

35

S eite Seite

40 38

Glosse

Seite

39

Kurz vor Schluss: »Kyu-doing«

2 Zanshin I.2011


Vo r w o r t Mit dieser Ausgabe des Zanshin wollen wir beginnen, die Vorträge unserer japanischen Lehrer zu veröffentlichen. Im Vortrag von Prof. Mori wird das Tenouchi der Heki To Ryu vorgestellt – ein unverzichtbares Muss für alle, die Ursache und Wirkung der linken Hand der Heki To Ryu korrekt ausführen, studieren und verstehen wollen; welches jedoch nur durch ein hartes, beharrliches und oft schmerzhaftes Training erreicht werden kann. Tradition und Moderne sind meist schwer vereinbar. Vor allem, wenn sich die Werte und Bedürfnisse in Gesellschaften verändern. In der Regel verhalten sich Menschen gemäß dem, was andere wollen oder tun, und dies unterliegt ganz stark dem Zeitgeist. Herr Kurosu Ken schafft es mit seinem Beitrag über Budo die Wurzeln der Traditionen japanischen Kulturgutes für uns in der westlichen Welt aufzudecken und für die Bedeutung im Sport zu beleuchten.

Die Erfahrenen in Deutschland sollten dabei die neue Generation von Schützen unterstützen, indem sie die Inhalte der Sommerseminare dezentral weitergeben – in den Vereinen, Ländern oder Regionen Deutschlands. Dies ermöglicht noch Raum zur Verbesserung, so dass die Ausund Weiterbildung und der Bereich Wettkampf sich qualitativ weiter entfalten können. Die Umsetzung geht jedoch nur durch die enge Zusammenarbeit der Mitglieder mit den fleißigen Helfern des Deutschen Kyudo Bundes. Diese Helfer möchte ich gerne hier nennen und gleichzeitig meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken: Wilhelmine und Uwe Beutnagel-Buchner, Anne und Caglar Engin, Kiyoko und Uwe Kroyer-Okumura, Claudia Hallermann, Helmut Niemann, Christiane Schöniger, Michael Brettschneider, Karin Reich, Thomas Baer, Klaus-Peter Staudinger und Hans Philipp.

Da wir heute in einer bislang friedlichen Welt existieren und nicht mehr der Kampf um Leben und Tod im Vordergrund steht, sind tradierte Werte in einer sonst freiheitlich und vor allem durch das Internet bestimmten Welt schwer zu bewahren. Richtig und falsch, Meinungen und Fakten vermischen sich. Jedoch kann auch Gutes mit Neuem verbunden werden. Um dies zu erreichen, ist das Präsidium den Wünschen unserer japanischen LehSeit mehr als 40 Jahren wird Kyudo in Eu- rer nachgekommen. Sie wollten mit mögropa praktiziert – meist in der modernen lichst vielen Schützen zusammen trainieForm des Kyudo (ANKF/IKYF). In den ren. In den letztjährigen SommerseminaLändern, in denen Herr Prof. Inagaki ge- ren konnten etwa 300 Schützen direkt m wirkt hat, tragen seine direkten Schüler it den japanischen Lehrern üben – und sein Erbe weiter. Sie begleiteten ihn auf das unabhängig von dem großartigen Einseinen Europareisen; dies sind die Herren satz, den Herr Kurosu während seines einMori Toshio, Kurosu Ken, Sato Akiro, Se- jährigen Forschungsaufenthaltes zeigte. kine Yoshio und andere. Wir sind unseren japanischen Lehrern für ihren immer Dabei ist ein Ziel des Präsidiums, die neue währenden Einsatz sehr dankbar – Lebens- Generation von Schützen direkt mit den werke, an denen wir glücklicherweise teil- japanischen Lehrern zusammen zu brinhaben dürfen. gen – ein Lernen von den wirklichen LehProf. Inagaki Genshirô hatte immer wie- rern. Dies ist sehr gut gelungen. der den Wunsch geäußert, dass die Vorlesungen zu verschiedenen Aspekten der Heki To Ryu anlässlich der Sommerseminare den interessierten Übenden zur Verfügung gestellt werden.

Ich danke allen Trainern, insbesondere den B-Trainern, die sich so sehr und schon so lange für die Belange des DKyuB e.V. einsetzen. Mein Dank geht auch an die Mitglieder des Deutschen Kaders, die keine Kosten und Mühen scheuen, um Deutschland im internationalen Wettkampfgeschehen zu vertreten. Mein besonderer Dank gilt den Personen, die seit Jahren ihre Sprachkenntnisse bei den Veranstaltungen, bei der Kommunikation mit der ANKF oder bei der Übersetzung von Texten einbringen. Kyudo wird erst so für uns etwas verständlicher. Dies sind Kiyoko Okumura, Thomas Baer, Karin Reich. Von ganzem Herzen danke ich Herrn Manfred Speidel – ohne seine langjährige Mitarbeit wären viele Texte für uns immer noch unzugänglich. Außerdem stand und steht er mir auf meinem bisherigen Weg immer mit Rat und Tat zur Seite.

Liebe Freunde des Kyudo, Prof. Inagaki Genshirô wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Er übte gemäß der überlieferten Tradition der Heki To Ryu. Zwei Personen setzten den Anfang in Deutschland im Jahre 69 des letzten Jahrhunderts – die Herren Inagaki Genshirô und Manfred Speidel. Weitere folgten dem Weg und unterstützten die Verbreitung von Kyudo bis zu ihrem Tod – unter anderen Eva Maria Metz aus Hannover, Jutta Haller aus Stuttgart, Joachim Scholz aus Deggingen, Hans Zabojnik-Ihla aus Karlsruhe, Günter Ismer aus Köln, Rolf Knauff aus Kassel. Lasst uns dieser Menschen gedenken und ihr Andenken bewahren.

Im Namen des gesamten Präsidiums wünsche ich viel Freude mit dieser Ausgabe des Z A N S H I N und viel Gesundheit und Spaß beim Üben mit dem japanischen Bogen. Roland Pohl DKyuB Präsident

100 Jahre Prof. Genshiro Inagaki 2011 3


100 JAHRE PROFESSOR INAGAKI

Kyûdô ist nicht nur ein Mittel zum Zweck H A M B U R G Ein Gespräch zum 100. Geburtstag von Prof. Genshiro Inagaki Das folgende Interview wurde von Klaus-Peter Staudinger mit Herrn Kurosu 2010 bis 2011 während seiner Anwesenheiten im Alster Dojo in Hamburg geführt. Die Übersetzung der schriftlich überlassenen Antworten stammen von Karin Reich.

Q Herr Kurosu, ich freue mich sehr, dass Sie sich erneut bereit erklärt haben, mir einige Fragen zu beantworten. Wie Sie zweifellos wissen, können wir in diesem Sommer den 100. Geburtstag von Inagaki sensei feiern. Unglücklicherweise habe ich nicht die Chance gehabt, diesen legendären Lehrer persönlich kennen zu lernen. Ich denke, das teile ich mit vielen unserer jüngeren Mitglieder aus den letzten Jahren. Daher ist es eine gute Gelegenheit, im vorliegenden ZANSHIN, unserem Verbandsmagazin des Deutschen Kyudo Bundes, an diesen ehemals höchsten Leiter der heki ryu insai ha zu erinnern. Und über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Kyûdô zu sprechen.

Inagaki sensei war einst ihr Lehrer, wie erinnern Sie sich an ihn? 1

Viele Deutsche, Italiener und Finnen, die Inagaki sensei unterrichtet hat bzw. die bei Inagaki sensei gelernt haben, sagen, er war wie ein Vater für sie. Aber für mich war er vor allem ein Lehrer. Ein Lehrer, der einem Angst machte, den man fürchtete. Er schrie nie mit lauter Stimme und wurde nie handgreiflich – aber in seiner Nähe und im Gespräch mit ihm war

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Was wollte Inagaki sensei mit Kyûdô bewahren? 1

Ich denke, die wahre japanische Kultur. Dabei sah er Kyûdô nicht als Mittel zum Zweck, sondern er wünschte sich, die Kultur des traditionellen Kyûdô Japans zu lehren.

ich immer angespannt. Er war ein Lehrer, der nie unvorbereitet war.

Was hat Sie an seinem Schießstil am meisten fasziniert? 1

Sie haben sich selbst – auch in der Theorie (s. Vortragsmitschrift S. 10) – intensiv mit Budô auseinandergesetzt. Ist es überhaupt möglich, ordentliches Kyûdô in der Freizeit zu lernen? 1

Es ist möglich. Es ist wichtig, dass man sich die Dinge, die man lernen sollte, klarmacht und sich darauf konzentriert.

Seine Körperhaltung, wenn er alle Kräfte im nobiai bündelte. Das möchte ich nachmachen. Davon war ich sehr beeindruckt und zu Tränen gerührt. Wir erinnern uns sehr gut an Ihre These


über ethnischen Sport. Denken Sie, dass sich die Kyûdô-Welt seit Inagaki senseis Tod verändert hat?

Ich denke, dass dies im Allgemeinen eine Man sollte im Gedächtnis behalten, dass unzureichende Umgebung ist. Aber, hier „Naturkatastrophen immer dann geschekann man vielmehr trotz kalter Winter im hen, wenn man die Gefahr vergessen hat bzw. nicht an sie denkt.“ Warmen bequem trainieren.

1

Es ist eine Tatsache, dass eine große Stütze fehlt. Die Menschen, die uns als Beispiel dienten oder Rückhalt gaben, Ihre letzten Tage in Europa werden unsind verstorben. Das ist für uns ein Un- glücklicherweise von den entsetzlichen glück, ein schwerer Schlag. Ereignissen in Japan überschattet. Ihre Heimatregion Sendai ist davon stark betroffen. Was erwarten Sie bei Ihrer RückSie haben nun fast ein Jahr in Europa ver- kehr, was werden Ihre unmittelbaren Aufbracht und einige Clubs in verschiedenen gaben sein? Ländern besucht. Wie ist allgemeiner Eindruck vom Kyûdô in Europa und wie ha- 1 Das Begreifen der tatsächlichen Schäben Sie ihr eigenes Kyûdô in dieser Zeit den ist eine Aufgabe für die Zukunft. erfahren? Das schließt sowohl Menschen als auch 1 Die Zeit der Übermittlung für das euro- Dinge ein – was blieb erhalten und was päische Kyûdô ist zu Ende und die Zeit der ging verloren? Durch das, was man davon Ausbreitung hat begonnen. Die Verhält- tatsächlich versteht, kann man die Dinge nisse in den Clubs unterscheiden sich in abschätzen, die man in der Zukunft tun großem Maße. Dies gründet unter ande- könnte. rem in der Denkweise des Dôjô-Leiters oder Lehrers, des Schießplatzes und des Nur das kann man momentan tun. Materials sowie in der Anzahl der Schützen. Viele Personen praktizieren Kyûdô Im Angesicht der Zukunft müssen wir alle eher als japanische Bewegungskultur zusammenarbeiten, um wieder so glückdenn als Wettkampf. Viele Clubs besitzen lich zu werden wie vor der Erdbebenkatakein dôjô, sondern nutzen Sporthallen, strophe. um ihr Training durchzuführen. Dort gibt Derselbe Fehlschlag darf sich nicht wiees keine feste Einrichtung, das azuchi be- derholen. steht aus Polyurethan-Schaum und Papier.

Lieber Herr Kurosu, es ist völlig klar, dass Kyûdô in solchen Zeiten nicht die oberste Priorität darstellen kann! Der Deutsche Kyudo Bund hat mich gebeten, Ihnen gegenüber seine Anteilnahme am Leid in Japan auszudrücken. Wir prüfen derzeit, wie wir ganz konkret helfen können. Wie es sicher in allen Vereinen der Fall war, haben auch wir uns immer gefreut, wenn Sie im Alster Dojo zu Gast waren. Viele unserer kyudôka haben die Gelegenheit genutzt und sich spezielle Korrekturen geben lassen – die so über einen längeren Zeitpunkt verfolgt werden konnten. Dafür möchten wir Ihnen danken. Alles Gute für Ihre Rückkehr und den hoffentlich gut voranschreitenden Neuaufbau in Ihrer Heimat. kps

Kurosu sensei in Bad Dürkheim und in Oslo

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Schwerpunkt | Ausbildung

Wesentliche Aspekte des Tenouchi – für Lernende und Lehrende S T U T T GA RT Vortrag von Toshio Mori, Tsukuba Universität, Tsukuba, Japan,

im Jiman Kan Kyudojo anläßlich des Sommerseminares im August 2010. Q Zum Unterrichtsthema tenouchi und tsunomi no hataraki Erster Abschnitt: Das Ansetzen des tenouchi habe ich Kontrollpunkte zusammengestellt, die ich jetzt kurz er- am Bogen läutern werde. (Im folgenden werden die Kontrollpunkte 1 bis 8 besprochen, (Hayake, Yurumi, Motare, Verändern des Hozuke und Nerai, die die das Ansetzen des tenouchi am Bogen betreffen.) alle direkt mit der Übung und Korrektur des Tenouchi zusammen gehören, werden nicht besprochen.) 1 7:3の当て具合 Ansetzen der Hand im Verhältnis 7:3 Ich habe eine grobe Unterteilung in drei Abschnitte vorgenommen: 1

「作る」段階

im Stadium „Formen“

2

「引分け」の段階

im Stadium „Hikiwake“

3

「実働期」・残身の段階

im Stadium „der tatsächlichen Arbeitszeit“ bis ins Zanshin

Der erste Abschnitt umfasst die Punkte 1 bis 8, die das Ansetzen des tenouchi am Bogen betreffen. Der zweite Abschnitt, die Punkte 9 bis 18, behandeln die Arbeit und die Form des tenouchi während des Ausziehens hikiwake. Der dritte Abschnitt enthält die Punkte 19 bis 26. Die beschreiben die Kontrollpunkte, die vom Zeitpunkt des Abschießens hanare bis zum zanshin wichtig sind. Es gibt sicher noch weitere Punkte, die man für das Training des tenouchi beachten kann; im Prinzip jedoch ist in den Genannten alles enthalten.

2

虎口の皮巻き込み具合

Die Art des Einrollens der Haut (kokó no kawa = Tigermaul) zwischen Zeigefinger und Daumen

3

天紋筋と左外角

Tenmonkin und linke Außenkante des Bogens

4

小指第一関節と外角

Das erste (äußere) Gelenk des Kleinen Fingers und die rechte Außenkante des Bogens

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小指と親指の距離大

Der Abstand zwischen dem kleinen Finger und dem Daumen ist groß

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3指揃い加減

Anordnung der drei Finger

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中指半分隠れる

Der Mittelfinger ist halb verdeckt

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中指、薬指小指3指

Die drei Finger, Mittel-, Ring- und kleiner Finger sind um 90 ˚ gebogen.

90度に曲げる

1. Der erste Kontrollpunkt beschreibt, ob die Hand am Bogen tatsächlich richtig im Verhältnis von 7:3 angesetzt wird oder nicht. Stimmt das Verhältnis entsprechend der Handgröße nicht, d. h. wird die Hand zu weit links oder rechts angesetzt, dann ist die ganze folgende Arbeit der linken Hand nicht mehr garantiert. 2. Beim zweiten Kontrollpunkt geht es um die Art des Einrollens der „Schwimmhaut“ am Bogen. Das Einrollen der „Schwimmhaut“ bedeutet, dass das Tigermaul am Bogen etwa 1,5 cm unterhalb der tô-Wicklung angesetzt werden muss. Durch das anschließende Einrollen der „Schwimmhaut“ kommt die Hand nach oben. Dieses konsequente Einrollen der Schwimmhaut machen sehr wenige Schützen.

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3. Der dritte Kontrollpunkt betrifft die tenmonkin, nämlich, ob die innere Handlinie tatsächlich an der linken Außenkante des Bogens angesetzt wird. Wenn der Ansatz der tenmonkin nicht richtig ist, dann wird sich im Verlauf des Ausziehens entweder ein shitaoshi oder ein extremes uwaoshi ergeben. Davon ist auch das Handgelenk betroffen. Wird zu viel uwaoshi gemacht wird, kann das Handgelenk nicht mehr bewegt werden. Auch bei einem shitaoshi ist der Winkel, den die Hand drehen kann, sehr klein. Bei der mittleren Form des tenouchi (nakaoshi), ergibt sich die Möglichkeit, eine sehr große Auslenkung im Handgelenk zu erzeugen. Wenn die Hand in dieser mittleren Form angesetzt wird, so ist die Geschwindigkeit beim Auslösen am Besten zu steigern. Deswegen ist dies ein ganz besonders wichtiger Kontrollpunkt. 4. Der vierte Kontrollpunkt beschreibt, ob das äußere Gelenk des kleinen Fingers an der rechten Außenkante des Bogens anliegt. 5. Beim fünften Kontrollpunkt, dem Ansetzen des kleinen Fingers, geht es darum, dass der Abstand zwischen dem kleinen Finger und dem Daumen möglichst klein ist. Ein großer Abstand wäre ein Fehler.

8. Dieser Kontrollpunkt geht auf die Anordnung der Finger ein. Werden sie, wie beschrieben, in der momiji-gazane Form angesetzt, dann entsteht ungefähr ein Winkel von 90 o an jedem Gelenk. Ist der Mittelfinger gestreckt, so arbeiten die drei Finger nicht kräftig zusammen. Damit wird die Kraft im tenouchi sehr viel kleiner. An der Tsukuba Universität fand man unter Versuchsbedingungen heraus, unter welchen Bedingungen die Finger die höchste Kraft aufbringen können. Das Ergebnis zeigt, dass die höchste Kraft möglich ist, wenn die Finger etwa diese 90 o einnehmen. Es ist die Aufgabe des Lehrers, des Unterrichtenden, zu überprüfen, dass der Ansatz des tenouchi sorgfältig gemacht wird und sich nicht verändert. Für den erfahrenen Lehrer ist dies relativ leicht einzuschätzen, zu kontrollieren und zu verbessern.

Zweiter Abschnitt: Die Arbeit und die Form des tenouchi während des Ausziehens hikiwake

6. Der sechste Kontrollpunkt beschreibt die Anordnung der drei Finger. Der kleine -, der Ring- und der Mittelfinger sind in einer Die nächsten 10 Kontrollpunkte sind dann schon schwieriger. Reihe. Der am meisten auftretende Fehler ist ein zurück stehender Mit9 弓手押し開き時の捩り・ Drehen, Verändern der Form der telfinger. In 41% der von Herrn Kurosu untersuchten Fälle in Eur形の変化 linken Hand beim Ausziehen des opa befindet sich der Mittelfinger nicht in einer Linie mit den Bogens anderen Fingern. 10 打起までは勝手、引分け Führung der rechten Hand (katte) Den Mittefinger nennt man auch den „Fluchtfinger“. Schließt は弓手リード bis uchiokoshi und der linken Hand man die Hand und drückt mit dem Daumen in die Richtung des (yunde) während des hikiwake Zieles, so hat der Mittelfinger die Tendenz „wegzugehen“. Er 11 上/下押し変化(正面 Veränderung des tenouchi durch geht ebenfalls in Richtung auf das Mato. から見た角度) Drücken von oben, uwaoshi, oder unten, shitaoshi, (von vorne gesehen) Auf Videoaufnahmen von Inagaki sensei ist gut zu sehen, dass er beim Ansetzen den Mittelfinger sogar etwas „weiter rein“ setzt. Durch die Gegenkraft des Daumens im nobiai zieht der Mittelfinger mit den anderen Fingern dadurch gleich und bildet eine Reihe. 7. Der siebte Kontrollpunkt beschreibt, dass der Mittelfinger halb überdeckt ist. Das erreicht man, indem die Hand so klein angesetzt wird, dass der Kleine - und der Ringfinger so nah wie möglich am Daumen sind. Dadurch muss man den Mittelfinger zwischen den Ringfinger und den Daumen quetschen. Als Ergebnis wird der Mittelfinger vom Daumen halb überdeckt. Bei vielen Schützen sieht man, dass der Daumen zwar den Mittelfinger überdeckt, jedoch greift die Daumenspitze nach unten. Somit geht das Daumengelenk nach oben. Die Folge ist, dass die Hand dann den Bogen unmöglich fest greifen und kontrollieren kann.

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入り過ぎの変化(スリップ) (上から見た角度)

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拇指根と第一関節変化 拇指根が人差指付根よ

Die Hand dreht zu weit nach links (von oben gesehen) Veränderung des 1. Gelenks und im 2. Gelenk des Daumens

り高くなる

14

3指のスリップ

Verrutschen der drei Finger

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応分の力の入れ具合

Art und Weise die angemessene Kraft einzusetzen (Obun-no-chikara)

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拇指と人差指接触

Kontakt zwischen Daumen und Zeigefinger.

親指第一関節の形

Die Form des ersten Daumengelenks ist abgeknickt, zu sehr gestreckt etc.

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屈曲、反らし過ぎなど

18

親指と中指が離れる

Trennung von Daumen und Mittelfinger

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Schwerpunkt | Ausbildung 9. Der Kontrollpunkt 9 bezieht sich auf die Form des tenouchi beim Ausziehen des Bogens hikiwake ab uchiokoshi. Dabei wird kontrolliert, ob sich die linke Hand gegenüber dem Ansatz im yugamae verändert. Es wird häufig beobachtet, dass beim ersten Ausziehen des Bogens im uchiokoshi bereits zu viel gedreht wird. Das ist schlecht.

kann ein Ungleichgewicht entstehen. Beides ist schlecht. Der Kontrollpunkt 15 kann sich besonders auf den Bambusbogen auswirken. Setzt man mit der linken Hand zu viel Kraft ein, dann wird der Bogen deki. Ist die Kraft zu gering, wird mit der Zeit das do des Bogens (im Griffbereich und darüber) flach. Dies betrifft auch den bereits besprochenen Kontrollpunkt 13.

10. Der Kontrollpunkt 10 beschreibt, dass der Unterrichtende einschätzen können muss, ob der Schütze von yugamae bis uchiokoshi die linke Hand verändert und ob die rechte Hand die Bewegung anführt. Es muss auch überprüft werden, ob ab dem uchiokoshi, beim Ausziehen des Bogens bis ins zanshin, die linke Hand die führende Hand ist.

16. Der Kontrollpunkt 16 beschreibt den Kontakt zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn die Daumenwurzel hoch geht, dürfen der Daumen und der Zeigefinger sich nicht überkreuzen

11. Der Kontrollpunkt 11 meint, dass der Lehrende kontrollieren muss, ob sich die Form des tenouchi gegenüber dem Bogen während des Ausziehens zu uwaoshi oder shitaoshi verändert.

17. Der Kontrollpunkt 17 behandelt im Prinzip den gleichen Bereich wie der Kontrollpunkt 13. Die Form des ersten Daumengelenks ist abgeknickt oder zu sehr gestreckt. 18. Der Kontrollpunkt 18 bezieht sich weiterhin auf die Trennung zwischen Daumen und Mittelfinger. Insbesondere beim shitaoshi entsteht eine Lücke zwischen Daumen und Mittelfinger durch das Hochgehen des Daumens.

Aus den Untersuchungen von Herrn Kurosu in Europa ist zu erkennen, dass dies ein häufiger Fehler ist. In 29% aller beobachte- Die bisherigen Punkte zeigen, dass sich die Form des tenouchi ten Fälle trat diese Veränderung in der linken Hand beim Span- an vielen Stellen während des Ausziehens verändern kann. nen des Bogens auf. Die meisten Schützen verändern die Hand in Richtung shitaoshi. Das Ausziehen ist dann bequemer. 12. Der Kontrollpunkt 12 beschreibt die Beurteilung der Hand- Dritter Abschnitt: Die Kontrollpunkte, die stellung von oben. Steht die Hand gerade zum Bogen oder ist sie vom Zeitpunkt des Abschießens hanare bis zu weit nach links gedreht und könnte damit zu wenig drehen. zum zanshin wichtig sind Die Hand würde einen Knick bekommen. Bei den meisten Fehlern, die man sieht, ist die Hand eingedreht Nun werden die Kontrollpunkte vom hanare bis zanshin bespround verrutscht, d. h. nicht fest am Bogen. Das ist eben etwas chen. bequemer. 13. Bei Kontrollpunkt 13 überprüft man, ob sich die Stellung der Daumenwurzel, des zweiten oder auch des ersten Gelenks verändern (d. h. ob der Daumen abknickt und sich abstützt). Im schlimmsten Fall stützt sich auch noch der Zeigefinger auf dem Daumen ab. Dies sind alles Anzeichen dafür, dass die Kraft des Bogens das tenouchi umformt. Also immer darauf achten, dass das zweite Daumenglied und die Daumenwurzel tiefer liegen als das entsprechende Glied des Zeigefingers. Beim Ansetzen soll bereits der Daumen tiefer sein als der Zeigefinger. 14. Unter Kontrollpunkt 14 soll beobachtet werden, ob die drei Finger beim Ausziehen auseinander gehen. Das kann lediglich ein Verrutschen sein oder auch aktiv mit den Fingern ausgeführt werden; z. B. können die Finger zum mato hin gedreht werden. 15. Der Kontrollpunkt 15 ist bei Schützen etwas schwieriger zu überprüfen, da es um das Einsetzen der angemessen Kraft geht. Ein Fehler entsteht, wenn dem Ausziehen mit dem rechten Arm die Linke nicht entsprechend und führend die Kraft steigert. Es kann zu wenig Kraft aufgewendet werden oder zu viel. Damit

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19

時機の良否

Guter oder schlechter Zeitpunkt des hanare

20

角見の方向の良否

Gute oder schlechte Richtung der tsunomi im hanare

21

角見のスピードの良否

Gute oder schlechte Geschwindigkeit der tsunomi im hanare

22

左右の離れの一致度

Die zeitliche Übereinstimmung von links und rechts beim hanare

23

手の内締り具合の良否

Gutes oder schlechtes Schließen des tenouchi im hanare

24

体の割り込み具合

Die Art und Weise des tai no warikomi

25

殘身の力の入り具合

Art und Weise, in das kraftvolle zanshin zu kommen

26

4寸の射開きの良否

Gute oder schlechte Öffnung der Arme (yon sun no ibiraki = mit der linken Hand 4 sun öffnen)


Der Lehrer muss dabei die Gewohnheit entwickeln, während der Kontrolle dieser Punkte selber dazu zu lernen. Das ist schwierig.

kommt es im nobiai oder hanare sehr leicht zum yurumi (Abbrechen oder Nachlassen der Kraft vor dem zanshin). In der Praxis muss man die Kraft ins zanshin hinein vergrößern und die Ausführung dessen muss überprüft werden.

19. Bei Kontrollpunkt 19 geht es darum zu beurteilen, ob der Zeitpunkt für den Abschuss hanare optimal ist oder nicht; z.B., ob der Zeitpunkt des hanare wirklich am Höhepunkt des Kraft- 26. Zum Schluss (Kontrollpunkt 26) geht es um das Öffnen der einsatzes war oder nicht. linken Hand um 4 sun = 12 cm. Die korrekte Ausführung muss überprüft werden. (Erklärung: Im Japanischen sagt man hier ÖffIst sich der Lehrer selber über diesen Zeitpunkt nicht sicher, nung. Gemeint ist jedoch nicht das Öffnen der linken Hand, sondann lässt es sich schwer bei anderen Schützen beurteilen. dern die Bewegung der linken Hand um ein Minimum von 4 sun = 12 cm nach diagonal hinten und unten). Beim Anfänger kann 20. Der Kontrollpunkt 20 betrifft die Richtung der tsunomi beim das mehr sein. Das Maß von 12 cm wurde den KörperproportioAbschuss. Häufig geht die Richtung der tsunomi nach unten, nen entsprechend gewählt. Zur Zeit der Festlegung dieses Maund die Öffnung ist zu gering (Drehung nach links). Nach unten ßes waren die Japaner sehr klein. Daher kann es für größere reißen ist bequemer als die Öffnung kraftvoll durchzuführen. Menschen der heutigen Zeit größer sein. Letzteres ist schwierig. Kann der Lehrer diese Kontrollpunkte beim Schützen einschätIst das Zielbild in der Vertikalen schlecht, z.B. zielt der Schütze zen und kontrollieren, ist ein schneller Fortschritt zu erwarten. nach unten, hat der Schütze die Tendenz, im hanare die linke Hand nach oben zu verreißen. Deswegen muss zuerst das Zielen Natürlich wird der Lehrer bemerken, dass in jedem der drei Stakorrigiert werden, um eine Verbesserung der tsunomi zu errei- dien mehr als ein Fehler auftritt. Aber er sollte in jedem der drei chen. Stadien, beim Ansetzen, Ausziehen und Abschießen nur einen auswählen. Sind es mehr, so kommt der Schütze durcheinander. 21. Der Kontrollpunkt 21 beschreibt die Geschwindigkeit, mit der die tsunomi den Bogen drückt und dreht. Man muss überprüfen, ob die Kraft nur beim Abschuss wirkt und dann die Hand Fazit: zum zanshin hin kraftlos wird oder ob der ganze Prozess zu langsam ist. Es gibt hier viele verschiedene Möglichkeiten. Das ist nun zunächst eine Liste. Beachtet bitte diese Kontrollpunkte beim eigenen Üben und Vermitteln. 2 Herr Kurosu hat in seinen Analysen herausgefunden, dass die Kraft und die Geschwindigkeit der tsunomi im Abschuss und bis in das zanshin in über 40% aller beobachteten Schützen nicht ausreicht. Die Verantwortlichen des Deutschen Kyudo Bunds 22. Kontrollpunkt 22 beinhaltet, dass Links und Rechts zum gleie.V. bedanken sich chen Zeitpunkt abschießen sollen und die tsunomi den Impuls besonders herzlich bei vorgibt. Herrn Mori Toshio für seinen unermüdlichen Die Fehlerquote, die Herr Kurosu für eine Anzahl von Schützen Einsatz und für die in Europa beobachtet hat, liegt mit 25% hoch. Ausarbeitung dieses Vortrages. Gleichzeitig gilt 23. Bei Kontrollpunkt 23 muss man darauf achten, dass das teunserer besonderer Dank nouchi genügend kräftig bis zum Abschuss hin und im Abschuss Herrn Manfred Speidel für schließt. seine langjährige Unterstützung von Herrn 24. Der Kontrollpunkt 24 verlangt die Überprüfung der AngeMori bei Reisen sowie für messenheit, d.h. der Art und Weise des tai no warikomi. Es soll die Übersetzung des überprüft werden, ob es gleichzeitig mit dem hanare ausgeführt Vortrages. wird oder nicht. An der Erstellung dieses Beitrages waren ebenfalls die folgen25. Im Kontrollpunkt 25 ist die Art und Weise zu kontrollieren, den Personen beteiligt, denen unser Dank gilt: Caglar Engin, wie die Kraft ins zanshin weitergeführt wird. Zum Zeitpunkt des Claudia Hallermann, Karin Reich, Klaus-Peter Staudinger, Uwe zanshin sollte idealerweise die größte Kraft mit dem kiai zusam- Beutnagel-Buchner, Roland Pohl menfallen. Wird diese Situation nicht präzise hergestellt, dann

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Schwerpunkt | Ausbildung

Über Budô H A M B U R G Vortrag an der Universität Hamburg, 10. November 2010

von Ken Kurosu, Tohoku Gakuin Universität, Tenjinzawa, Sendai, Japan Q Viele von Ihnen kennen sicherlich Kyûdô, Kendô, Jûdô, Iaidô (1) 武道の概念 Der Begriff des Budô usw., und einige von Ihnen werden auch Budô-Arten selber erlernen. Aus unterschiedlichen Motiven heraus wird man wohl Die wissenschaftliche Gesellschaft des Budô hat keine endgültidamit beginnen – oder nicht? ge Begriffsdefinition festgelegt. Normalerweise wird darunter eine anzueignende Technik verIrgendwie ist Budô anders als die üblichen Wettkampfsportar- standen. Der Begriff Budô stammt aus den 20er Jahren des letzten. Man mag die Unterschiede vage kennen. Mich hat interes- ten Jahrhunderts. In der Historie des 12. Jahrhunderts wird es als siert zu erfahren, woher das Interesse stammt. 武芸 bugei, Fertigkeiten in den Kriegskünsten und 武術 bujutsu, Kampftechniken bezeichnet. Deswegen habe ich 2004 eine Umfrage über Budô im Ausland gemacht. Dabei wurden Kyûdô -Praktizierenden Fragen gestellt, wie z.B. „An was denkst Du zuerst beim Wort Budô?“ Unter anderem haben 58,02 % geantwortet, sie denken an traditionelle japanische Kultur. 28 % haben gesagt, Budô sei der gemeinsame Begriff für Kyûdô, Kendô, Jûdô usw. 65,8 % haben gesagt, Kyûdô ist sowohl Budô als auch Sport. 26,5 % meinten, Kyûdô und Sport sind ganz verschieden. Das sind unterschiedliche Empfindungen, Denkweisen, Erwartungen etc. Was ist nun der Unterschied? Budô hat sich aus den Kriegs- bzw. Kampfkünsten entwickelt und stellt eine japanische, traditionelle Bewegungskultur dar. Abb. 1: Miyamoto Musashi, der Schwertmeister. Deren besonderen Begriffe sind: 稽古 keiko – Übung, 型 kata – Form (Modell), 道 michi – Weg, 修行 shugyô – (asketische) Übung und 流派 ryûha – Schule. Gegenwärtig sind 9 Abteilungen im 日本武道館 Nihon Budôkan genannten Verband aufgenommen, die alle an den satzungsmäßigen Versammlungen teilnehmen: Die Themen dieses Vortrages sind: 柔 jû, 剣 ken, 弓 kyû, 合気 aiki, 空手 karate, 薙刀 naginata, 銃剣 (1) 武道の概念 Der Begriff des Budô jûken, 少林寺 shôrinji und 相撲 sumô. (2) 武道の定義 Die Definition des Budô In der wissenschaftlichen Gesellschaft, dem Budô Gakkai gibt es (3) 戦 Kämpfen 6 Abteilungen. Dazu gehören弓道 Kyûdô, なぎなた Naginata, 剣 (4) 稽古 Üben 道 Kendô, 柔道 Jûdô, 空手道 Karatedô und 相撲 Sumô. (5) 師弟同行,内弟子 Mit dem Meister zusammen leben; Lehrer und Schüler gehen gleichen Schrittes – Haus-Lehrling (2) 武道の定義 Die Definition des Budô (6) 型としての師匠 Der Meister als das Modell (7) Mirror Neuron Spiegelneurone Sport kann als Bewegungskultur verstanden werden, die von der (8) 見取り稽古 Üben durch Sehen Gesellschaft anerkannt ist. Die japanischen Kampfkünste sind (9) 口伝 Mündliche Überlieferung dabei wiederum ein Teilgebiet dieser Bewegungskultur, die man (10) 道,修行 Weg, asketisches Training (Übungsweg) als Budô zusammenfasst. (11) まとめ Zusammenfassung

10 Zanshin I.2011


Innerhalb des Budô als Bewegungskultur können drei charakte- persönliche Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Das wiederum erforristische Merkmale genannt werden: dert ein rechtes Herz und eine gesunde Einstellung. 1. Budô ist etwas Japanisches; etwas, das in Japan entstanden ist und auch dort vervollkommnet wurde.

Das gilt für alle Budô - Arten und stellt zugleich die universelle Theorie über deren Wesen dar.

2. Budô entstand aus Techniken des Krieges und des Kämpfens, die Begriffe wie Töten, Angriff und Verteidigung einschließen.

Abb. 2: 平治物語絵巻 Heiji Monogatari Emaki (13. Jahrhundert); Budô entstand aus Techniken des Krieges. Die Sehne zeigt bei den Bogenschützen im Zanshin nur nach vorne; d.h. der Bogen hat sich nicht ganz in der Hand gedreht. 3. Budô ist im japanischen Volk entstanden mit einer zum Teil langen Geschichte; es ist ein ethnischer Sport. Man kann damit Budô als einen aus Kampfkünsten entwickelten, in Japan tradierten, ethnischen Sportbereich beschreiben.

Abb. 3: 後三年合戦絵詞 Gosannen Kassen Ekotoba((1347). Auf dem Schlachtfeld wurde dem Gegner Schmerz zugefügt. Aus der Kampftechnik auf dem Schlachtfeld entstandenes Kyûdô als Budô ist das Einüben einer Technik, die mit dem menschlichen Leben zu tun hat – nämlich dem Gegner einen starken Schmerz zuzufügen. Im Kyûdô gibt es einen wichtigen Begriff, aibiki no oshie, den man als die Lehre des Aufeinander-Schießens, des Gegeneinander Spannens, des Krümmen des Bogens übersetzen könnte.

Ein paar für Budô wichtige Begriffe sollen jetzt erläutert werden.

(3) 戦う tatakau Kämpfen Tatakau bedeutet wiederholt schlagen, aufeinander schlagen. Es ist die primitive (ursprüngliche) Art des Kämpfens. Aus Kampftechniken entstandenes Budô ist ein Einüben von Techniken, die mit dem menschlichen Leben zu tun haben – nämlich dem Gegner einen starken Schmerz zuzufügen, gegebenenfalls ihm auch die Würde des Lebens zu nehmen. Das Motiv für den Kampf mag ein individueller Wunsch sein, Techniken anzuwenden, um sich zu verteidigen oder das Leben seines Landesherrn oder die Nation zu schützen; es mag Privat- Abb. 4: 結城合戦絵詞 Yuki Kassen Ekotoba (14. Jahrhundert). interesse oder Eigennutz dabei mitspielen. Es mag auch Spaß am Aibiki no oshie, die Lehre des Aufeinander-Schießens. Zwei Bogenschützen schießen direkt aufeinander. Kämpfen sein. Von Fall zu Fall mag das böse oder gut sein. Jedenfalls benötigt der Kämpfer (Ausführende) eine starke

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Schwerpunkt | Ausbildung Das wird auch in dem Gedicht Nr. 7 der Hika der Heki-Schule beschrieben.

Keiko heißt, einen früheren, einen alten Übungsweg bedenken, ihn gehen und betrachten.

ものあひの早き射手とは何を云う心しづまる人を云うなり

Der Begriff KEIKÔ wird in allen traditionellen japanischen Kulturen verwendet; so z. B. beim Ikebana, bei der Teezeremonie, beim traditionellen japanischen Tanz usw. Man verwendet den Begriff nicht, wenn es darum geht, etwas Neues zu erlernen.

„Wie nennt man einen Schützen, der in der Konfrontation (im Duell) schnell schießt? Man nennt ihn einen Menschen mit ruhigem Herzen.“ Das bedeutet, wenn zwei Schützen aufeinander zielen, so wird der Sicherere und derjenige mit dem schnelleren Abschuss eine größere Überlebenschance haben oder gewinnen.

Der Zweck von keiko ist das Erlernen von Inhalten. Dies nennt man 習 (ならい) narai. Narai bedeutet, dass zunächst die Grundbewegungen erlernt werden und danach die Formen jeder Stufe kopierend weiter erlernt werden, bis sie angewendet werden können.

Abb. 5: 前九年合戦絵詞 Zenkunen Kassen Ekotoba (13. Jahrhundert). Bild einer Schlacht mit berittenen Bogenschützen. Der Schütze lässt sich durch nichts ablenken. Er kann seine prä- Abb. 6: 本朝弓馬要覧 Hontyo kyuba Yoran (1787). Es wird hier zise Technik entfalten und besitzt eine starke psychische Kraft. auf eine alte Form eines Makiwara geschossen. Die Form eines vertikalen Zylinders aus Reisstroh soll den Rumpf eines MenFür die Situation in der Schlacht benutzt man auch das Bild „Eine schen darstellen. Auf der Veranda sitzt der Lehrer mit seinem Brücke überqueren“. Wenn der Schütze den Bogen spannt, ist Schüler. Der Lehrer gibt dem Schüler die Anweisung, er solle es, als würde er eine schmale Brücke überqueren, die sich in 100 den Ellbogen etwas höher machen. Meter Höhe über einem Tal erstreckt. Würde sein Herz mit dem im Tal fließenden Wasser „weggeschwemmt“, d. h., wenn das Für das Erlernen narai der Bewegungen gibt es immer eine Anleiunter ihm in der Tiefe fließende Wasser und die Höhe Furcht tung für die Kunst, die ein früherer Meister zu einem Lehrplan erzeugten, würde er sofort abstürzen. Sein Herz darf sich nicht zusammen gefügt hat. Dieser Lehrplan wird durch vielfaches ablenken lassen. Wiederholen umgesetzt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden gesammelt und sich zu eigen gemacht. Durch unendlichfaches Wiederholen erwirbt man sie (die Bewegungen). Der obere Teil des Kanji習narai ist 羽 und bedeutet hane, die Fe(4) 稽古 Keiko Übung, Training der. Das Übereinanderlegen der Federn ergibt den Flügel eines Übt man eine Budôart, so wird nicht renshu gesagt, sondern Vogels. Und durch den wiederholten Flügelschlag lernt der Vokeiko. gel das Fliegen. Der erste Begriff 稽 kei bedeutet denken. Es sind weitere Begriffe eingeführt wie Durch das Wiederholen eignet man sich die Form an. In der japaかんがえる(考える) kangaeru – bedenken, betrachten, nischen Sprache nennt man dies 型 kata. Kata bedeutet Form. はかる(議) hakaru – messen, Dabei wird viele hundert Male die (festgelegte) Form, kata, あう(合) au – treffen, zusammenfügen, durchgeführt, von der Grundform bis zur Anwendung. Dabei くらべる(計.較) kuraberu – vergleichen, messen werden die Formen in jeder Stufe erlernt. Der zweite Begriff 古 ko bedeutet alt, etwas von früher.

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Abb. 7: Bilder von kata, Formen der Sekka Schule.

Abb. 8: Die wichtigen Regeln und kata für das Bogenschießen in der Heki Ryû Insai Ha. Sie zeigen die Idealformen der Stufen des Kata ist die Ausgangs- oder Ursprungsform. Sie ist das Vorbild, Spannens und Abschiessens. das Muster, das Modell, die Kunstfertigkeit, die festgelegte Handlung, die Konvention, die konventionelle Handlung, der Ty- Die kata entstehen aus den Fertigkeiten im Sport. So wird z. B. pus. Kata ist auch die Matrize, die Gussform, wie auch die aus ihr im Kendô oder beim Fußball die Folge unendlich vieler Bewegegossene Form. Gussformen werden z. B. bei der Herstellung gungssituationen trainiert und wiederholt. Daraus ergeben sich von Porzellanprodukten verwendet. Bewegungsaufgaben, wie z. B. beim Kendô das „Heben der Damit umfasst der Begriff kata das, was man auf einen anderen Hände“ oder das „Auf den Gegner zugehen“ oder das Erreichen Gegenstand in gleicher Form übertragen kann, welcher dann und Spielen mit dem Fußball ohne Zuhilfenahme der Hände. Für den Charakter eines Abbildes hat. diese Aufgaben gibt es Lösungsmethoden, die sich zu einer BeIm Kyûdô wird die Form unter anderem bei den verschiedenen wegungstechnik entwickeln lassen. Aus der Perfektion dieser kyû - Prüfungen geprüft. Techniken entstehen dann kata, die Formen. Man verwendet den Begriff kata auch im Sinne einer zeitlichen Übertragung der Form, aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Kata beinhaltet auch, dass ein Pionier oder Meister diesen Weg nach langer Erfahrung und unter großen Schmerzen, d. h. Anstrengungen und Entbehrungen, entworfen und konzipiert hat. Er verarbeitete den Ausdruck dieser Kunst höchst trefflich zu einer wirkungsvollen Methode und kristallisierte sie zu einem Stil (zitiert nach Nose). Es gibt zwei Vorstellungen von kata. Zum einen wird es als Schönheit für das Auge verstanden, wenn alle sich in der gleichen Form, im gleichen Rhythmus bewegen, z. B. bei der Gymnastik, im Massensport oder auch bei einer Parade. Zum anderen bedeutet kata im Budô, das Erreichen des absolut Notwendigen auf der Basis der Unterweisung, welches zu einer Einfachheit, einer Leichtigkeit in der Form führt. Kata ist damit ein auf Einfachheit gebrachter Standard. Im Kyûdô gibt es die 8 hassetsu, welche die 8 kata für einen Schuss darstellen.

Abb. 9: Beispiele für Bewegungsaufgaben, die im Sport (z. B. Kendô, Fußball) immer wieder geübt werden müssen. Das Entwickeln dieser Fertigkeiten ist körperlich wie technisch nicht einfach. Es umfasst schwierige Bewegungen und Kraftaufwand. Es erfordert Anstrengung und verursacht Schmerzen. Führt es zum Erfolg, stellt sich die Befriedigung ein, ein großartiges Ergebnis erreicht zu haben.

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Schwerpunkt | Ausbildung Ein weiteres Beispiel für kata ist aus der Etiquette der Ogasawara (5) 師弟同行・内弟子 shitei dôgyô – uchi deshi Lehrer Schule für die Samurai entnommen. Dabei müssen langsame Be- und Schüler gehen gleichen Schrittes – Haus-Lehrling wegung eingeübt werden, wie sie dann in der Vollendung vor dem Landesfürsten in dessen Palast ausgeführt werden müssen. Der Begriff 師弟同行 shitei dôgyô bedeutet, dass der Lehrer und der Schüler gleiche Schritte gehen; 内弟子 uchi deshi bedeutet Ein weiterer wichtiger Begriff ist 学ぶ manabu. Er bedeutet (in der Lehrling im Haus, Haus-Lehrling. der Schule) lernen. Er hängt mit 真似 manebu zusammen, welches nachmachen, imitieren bedeutet. Er wird in der Schule verwendet und bedeutet lernen, studieren. Auf das Kyûdô übertragen bedeutet er, dass die Techniken des Kyûdô, deren exakte Formen erlernt werden, z. B. beim Anfängertraining wird das mittels genauem Nachmachen der Formen erlernt. Im Sarugaku-Theaterspiel, dem ursprünglichen Volkstheater (um 1400), aus dem das Nô-Theater entstand, wird der Begriff maneru im Sinne von imitieren verwendet. Der Schauspieler muss dabei Menschen und Tiere nachahmen.

Abb. 11: Der berühmte Haiku-Dichter Bashô und sein Schüler gehen gleichen Schrittes, d. h. den Weg gemeinsam. Der Schüler lernt den Lehrer und seine Lebensweise in allen Situationen kennen. Mit dem Lehrer gleichen Schrittes gehen heißt, Meister und Schüler üben miteinander. Man nennt das 諭(さと)す satosu, Ermahnen, Belehren.

Abb. 10: Im Sarugaku-Theaterspiel imitieren Schauspieler Menschen und Tiere. Keiko, das Üben einer traditionellen Kunst, bedeutet also, eine vollendete Form kata zu erlernen narai, indem man sie nachahmt manabu. Das heißt auch, dass die Form kata, hoch bewertet wird. Die Forderung ist streng; man muss der Form entsprechen. Deshalb muss die Form, die aus der Erfahrung und aus dem Entwurf der alten Meister überliefert ist, genau erlernt werden. Dies erreicht man durch immer und immer wiederholtes Tun. Damit wird die Bedeutung von manabu, Nachmachen, mit dem Begriff keikô, Üben, verknüpft. In der theoretischen Schrift zum Nô-Schauspiel „Kadensho“ (Fûshi Kaden) des Ze-ami (1363-1443) steht: „Keiko heißt, Musik, Bewegung, Nachahmung, Gesang usw. modellhaft zu entwickeln. Wer es zunächst auf diesem Wege zu erreichen gedenkt, darf nicht davon abweichen.“

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Für das Üben von Budô bedeutet es, dass nicht nur die Kunst und die Form nachgemacht werden. Es werden auch die Lebensweise des Meisters, seine Art zu unterrichten und damit seine Lebensgewohnheiten als kata, Form, angenommen.

(6) 型としての師匠 Der Meister als das Modell Geht man als Schüler denselben Weg, den der Meister geht und richtet sein Leben genauso aus, um des Meisters Weg nachzumachen und verfolgt man den Prozess, wie er seine Fähigkeiten und Methoden entwickelt, dann wird es möglich, den erreichten Stand dieser Person (des Meisters) selbst zu erreichen. Das ist mit dem Nachzeichnen auf einem Transparentpapier vergleichbar. Das ist das System des Haus-Lehrlings, bei dem der Schüler im Haus des Meisters lebt und direkt von ihm lernt. Schießt also der Meister z.B. 100 Pfeile am Tag, so kann der Schüler an die Fähigkeiten des Lehrer nicht herankommen, wenn er weniger als 100 Pfeile am Tag schießt.


Abb. 12: Ken Kurosu mit seinem Lehrer Prof. Inagaki Genshiro.

Abb. 13: Spiegelneurone im Gehirn von Primaten sorgen dafür, dass ein Verhaltensmuster (Zunge heraus strecken) von einem Für das Üben, keiko, bedeutet es, dass der Meister das Modell jungen Äffchen nur durch Beobachten nachgemacht werden darstellt. Das letztendliche Ziel des keiko ist, den Lehrer in sei- kann. nem Menschsein unmittelbar als kata, Form, genau zu kopieren. Dies ist überaus wichtig. Die Fähigkeit des Menschen mit Hilfe von Spiegelneuronen gesehene Verhaltensmuster nachzumachen, ist für das keiko, Üben, Will man also einen sehr starken Abschuss erlernen, so ist es in von großer Bedeutung. der heutigen Zeit wichtig, in einer Gruppe von Schützen zu üben, die einen sehr starken Abschuss machen. (8) 見取り稽古mitori geiko Üben durch Sehen (7) ミラーニューロン Spiegelneurone Mit mitori geiko ist gemeint, dass die Übung oder die Bewegung eines Älteren oder des Meisters nur über das Sehen begriffen wird. Es entsteht eine Art Gedankenverbindung. Man nennt es In den Neurowissenschaften ist in den vergangenen 10 Jahren auch Inneres Üben, kokoro no keiko, Üben mit dem Geist. Dies eine äußerst wichtige Entdeckung gemacht worden. An der Mai- ist von alters her eine wichtige Art des Übens. länder Universität entdeckte man an Primaten, dass ein Verhaltensmuster eines Tieres ein gleichartiges Muster bei einem an- Man sagt auch gerne, die Technik des Älteren stehlen, indem deren Individuum der gleichen Rasse hervorruft. Primaten ver- man sie sich durch Sehen merkt. Wichtiger noch als das Sehen fügen über Nervenstrukturen im Gehirn, Spiegelneurone, die ist es, das Gefühl zu haben, durch das Sehen in sein Gegenüber das Potential haben, Bewegungen oder Verhaltensmuster nach- einzugehen. Dabei werden die Spiegelneurone aktiv, das Gehirn zumachen, zu kopieren. Dasselbe Potential besitzen auch Men- arbeitet, als würde man das Beobachtete selbst tun. Man identischen. fiziert sich dabei mit dem Gesehenen oder dem Gegenüber auf eine Weise, als würde man die Bewegung selbst ausführen. Sind zwei Individuen in Ruhe und das eine Individum macht eine Bewegung, so kann das zweite Individuum nur durch Beobachtung diese Bewegung, wie das Schauen in einen Spiegel, nach- Die Bewegung des exzellenten Vorbildes und das Gehirn des machen. Das bedeutet, dass durch das Sehen allein schon eine Beobachtenden schalten sich gleich; im Gehirn des BeobachReaktion ausgelöst wird, die zu gleichen oder ähnlichen Verhal- tenden entsteht eine Simulation. Die Simulation verknüpft sich tensmustern führt. mit dem eigenen Handlungsmodell des Beobachtenden. Dadurch wird die gesehene Bewegung reproduzierbar. Jeder kennt die Situation im Theater, im Kino oder vor dem Fernseher, dass man das Gesehene mitfühlen kann, unbewusst gesehene Szenen nachmachen kann oder sogar direkt reagiert (z.B. bei Boxszenen).

Einen Film von Urakami Sakae sensei sollte man auf so eine Art anschauen, als wäre man Urakami sensei selbst. Es sollten nicht die Einzelheiten der Bewegungsausführung analysiert werden wie z. B. die linke oder rechte Hand. Das Sehen des Ganzen ist wichtig.

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Schwerpunkt | Ausbildung Wenn man trainiert, sich mit dem Körperverhalten einer anderen Person zu identifizieren, wird die Kraft des Abtastens, des Scannens, immer größer. Um genau Kopieren zu können, ist ein hochauflösendes Scannen notwendig. Die Güte des Scannens wird mit der Aktivierung der Spiegelneurone verknüpft. Und um das zu erreichen, ist das mitori geiko, das stetige Üben durch Sehen, wichtig. Das System des 内弟子 uchi deshi, des Haus-Lehrlings erweitert ebenso das mitori geiko. Das System des uchi deshi beschreibt, im Haus des Meisters, in einer Wohngemeinschaft mit ihm zusammen zu leben, um ihm zu helfen, das Alltagsleben gemeinsam zu führen, vom Essen bis zum Schlafen und zusammen zu Üben. Abb. 14: Spiegelneurone sorgen beim mitori geiko, dem Üben durch Sehen dafür, dass z.B. die zwei sitzenden Sumô - Ringer die Wurfbewegung der Kämpfenden nach links imitieren.

Das bedeutet, dass der Schüler 24 Stunden, 365 Tage und etliche Jahre unmittelbar mit dem Lehrer verbunden ist. Um eine exakte Reproduktion erlangen zu können, sind gemeinsame Zeiten, Orte und Erfahrungen erforderlich und die volle Aktivierung der Spiegelneurone für die synchrone Erfahrung. Heute wird das System des Haus-Lehrlings noch bei rakugo, dem traditionellen Unterhalter, dem Sumô und auch bei gasshuku praktiziert.

(9) 口伝 kuden Mündliche Überlieferung Unter kuden versteht man normalerweise die mündliche Überlieferung von Inhalten, die nicht mittels schriftlich Niedergelegtem weitergegeben werden. Vielmehr werden mündlich die Methoden der Bewegung und des Unterrichtens vom Meister dem Schüler weiter gegeben. Diese Art der mündlichen Unterweisung wird auch 口訣 (くけつ) kuketsu oder 口授 (くじゅ) kuju genannt. Man nennt es auch 面授 menju, der Unterricht von Angesicht zu Angesicht. Abb. 15: Trainingssituation an der Tohoku Gakuin Universität, Tenjinzawa, Sendai, Japan, in der die Schützen an der honza die mato-Schützen an der shai beobachten. Jemanden beim Üben zu beobachten und sich damit zu identifizieren, nennt man in der japanischen Sprache auch tosaku.

Allgemein versteht man darunter ein „Geben und Empfangen“ der geheimen Lehre. Gemeint ist dabei, dass kein Dritter, kein Außenstehender, in dieser Lehre unterrichtet wird. Im 6. Kapitel des Heki mokuroku steht 手の内口伝 te no uchi kuden, die mündliche Überlieferung des tenouchi.

Eine weitere Form des mitori geiko, Üben durch Sehen, ist俯fukan, die Schau von oben, aus der Vogelperspektive. Darin steht, dass dem praktizierenden Schützen der Inhalt bei der Ausführung durch Zeigen, durch Vormachen, weitergegeWenn man Übungserfahrungen sammelt und sich die Fähigkeit ben wird. Das Formen der linken Hand am Bogengriff und deren verstärkt, so zu fühlen, als wäre man der Andere und hätte seine komplexe Arbeit ist über einen Text schwer mitzuteilen. Empfindungen, wird sich unbedingt eine Wahrnehmung ein- Tatsächlich wird der Inhalt sowohl durch Zeigen und eine Erklästellen, in der man sich von oben als Teil einer Umgebung sieht, rung vermittelt. Das bezeichnet man als „mündliche Überliefeauf die man hinunterschaut. Das bedeutet, man kann sich selbst rung“. mit den Augen eines Beobachters von Außen sehen.

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Auf diese Weise wird der Prozess des Praktizierens zum Weg, der mit dem Leben verknüpft ist. Die Übung als Weg wird daher nicht durch den Übungsort dôjô bestimmt, sie ist vielmehr die Ernsthaftigkeit, die für jeden Augenblick mitten im Alltagsleben gefordert ist.

Abb. 16: Neben kuden, der mündlichen Überlieferung, gibt es auch schriftliche Überlieferungen, wie hier ein Schriftstück der Sekka-ha.

Beim Vormachen der Übungsinhalte werden Spiegelneurone aktiviert. Eine rein mündliche Erklärung würde keine Aktivitäten Abb. 17: Minamoto, einer der großen Generäle des 12. Jahrhunbei Spiegelneuronen hervorrufen. derts, bei der Übung auf das mato.

(10) 道・修行 michi・shugyô Weg・Übungsweg

Da ist nichts, was besonders oder zeremoniell zu betrachten ist, vielmehr ist es so: Die Entwicklung, die ein Meister durchlaufen hat, wird in Japan Wenn man arbeitet, versenkt man sich in die Arbeit, wenn man als 道である michi de aru bezeichnet. Sieht man den Prozess, studiert, macht man es mit ganzem Eifer, beim Vergnügen verden der Meister in seinem Leben gegangen ist, als michi, Weg an, gisst man alles andere und vergnügt sich bedingungslos. dann bezeichnet man mit shugyô, Übungsweg, das Verfolgen Im Zen wird gefordert, dass allem, einschließlich dem Essen oder desselben Weges. dem Stuhlgang, bedingungslose Aufmerksamkeit gewidmet Shugyô, der Übungsweg, bedeutet das Praktizieren des alltägli- wird. Die Substantialität dieses „Jetzt“, des Augenblicks, ist chen Lebens des Meisters, das Nachverfolgen seines Lebens wichtig, um als Mensch ein besseres Leben führen zu können. Es und seines Alltags. Praktizieren des alltäglichen Lebens des Mei- begleitet das gesamte Leben, und es ist der Weg der Entwicksters heißt, das Eigene wegwerfen, sich in die Form, kata, hinein- lung über einen langen Zeitraum. Was wir den Weg nennen, ist begeben, sich ihr mit ganzem Herzen hingeben und dieser Hal- die Erfüllung des Augenblickes im alltäglichen Leben zu praktizieren. tung alle Wichtigkeit zugestehen. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes shugyô kommt aus dem Buddhismus und beschreibt den religiösen Übungsweg in der Praxis. Shugyô heißt dabei, aus der Welt der alltäglichen Erfahrung und den Normen des Lebens herauszutreten, um dem eigenen Körper harte Einschränkungen aufzuerlegen und für Körper und Geist ein Leben über das Normale hinaus zu erringen.

Wie kann Sport und budô zusammen gebracht werden?

Sport im ursprünglichen Sinne kommt aus dem lateinischen „deportare“ und heißt unter anderem, sich zerstreuen, sich vergnügen, fortschaffen, wegbringen. Das meint, das, was das Herz schwer macht (Sorgen), was einem nicht gefällt, woanders hin zu transportieren; es aus einem unwürdigen in einen dazu gegenWas den 武道の修行 budô no shugyô, den Übungsweg des sätzlichen Zustand zu versetzen. Das bedeutet, dass Sport als Budô angeht, ist der zu erlernende Inhalt keineswegs sehr um- Erholung, als Vergnügen und damit als das Gegenteil von Alltag fangreich, noch besteht er aus so vielerlei Dingen. Vielmehr ist er bezeichnet werden kann. Deswegen ist modernes Kyûdô, genbeschränkt auf die fließend gemachten, verfeinerten Grund- dai, wohl auch vielmehr Sport als Budô. formen, kata, die durch und durch, gänzlich zur Lebenspraxis Im Gegensatz dazu findet der Übungsweg des Budô im Alltag werden. statt; das Leben selbst ist Budô.

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Schwerpunkt | Ausbildung Es ist daher notwendig, dieses Leben im Alltag inhaltlich zu höherer Erfüllung zu bringen, sowohl in der Kunstfertigkeit als auch in psychischer Hinsicht.

(11) まとめ Zusammenfassung Die Besonderheit des Budô ist in den folgenden Begriffen ausgedrückt: 稽古 keiko, Übung, 型 kata, Modell, 習 narai, lernen, 学ぶ manabu, nachmachen, 道 michi Weg und 修行shugyô, Übungsweg. Keiko ist Altes betrachten, sein Inhalt ist kata, Modell oder Form, die es zu imitieren und zu lernen gilt. Kata bedeutet nicht nur Modell oder Form der Technik, vielmehr umfasst der Begriff auch die Denk- und Lebensweise des Mei- Abb. 18: Prof. Ken Kurosu, Tohoku Gakuin Universität, Tenjinsters. zawa, Sendai, Japan und Prof. Dr. Manfred Speidel, Aachen. Auf dem Bild im Hintergrund sieht man Prof. Inagaki Genshiro, Keiko, Übung des Alten, heißt der Erfahrung der Pioniere folgen Hanshi 9. Dan. und durch genaues Abrastern (Scannen), genaues Kopieren, denselben Stand zu erreichen. Bildnachweis Michi, Weg, bedeutet, das Üben zu praktizieren.

Abb. 2: 平治物語絵巻 Heiji Monogatari Emaki (13. Jahrhundert)

Shugyô, Übungsweg findet mitten im Alltag statt. Alltag des bushi bedeutet, ein besseres als das übliche, normale Leben führen zu können.

Abb. 3: 後三年合戦絵詞 Gosannen Kassen Ekotoba(1347).

http://bunka.nii.ac.jp/SearchDetail.do?heritageId=14057 http://bunka.nii.ac.jp/SearchDetail.do?heritageId=26944 Abb. 4: 結城合戦絵詞 Yuki Kassen Ekotoba (14. Jahrhundert) http://bunka.nii.ac.jp/SearchDetail.do?heritageId=85010 Abb. 5: 前九年合戦絵詞 Zenkunen Kassen Ekotoba (13. Jahrhundert).

Noch ein kurzes Nachwort zum Thema Budô und Schule:

http://bunka.nii.ac.jp/SearchDetail.do?heritageId=46875 weitere Bilder sind unter folgender Homepage zu finden:

Die Bildung von 流派 ryûha, Schule, ist durch drei Begriffe gekennzeichnet: shu – ha – ri. Was hier unter Budô beschrieben wurde, ist die erste Stufe der Meisterschaft, shu. Die erste Stufe hat die Aufgabe, das Tradierte zu bewahren, mamoru. Die nächste Stufe ist ha oder yaburu, das Zerbrechen, mit dem Erweitern einer eigenen Meisterschaft. Dem folgt die dritte Stufe: ri oder hanareru, welches Trennung bedeutet. Die Gründung einer eigenen Schule.

http://bunka.nii.ac.jp/Index.do

Die Verantwortlichen des Deutscher Kyudo Bund e.V. bedanken sich besonders herzlich bei Herrn Ken Kurosu für seinen unermüdlichen Einsatz und für die Ausarbeitung dieses Vortrages. Gleichzeitig gilt unserer besonderer Dank Herrn Manfred Speidel für die Unterstützung von Herrn Kurosu sowie für die Übersetzung des Vortrages.

An der Erstellung dieses Beitrages waren ebenfalls die Bis zu einem bestimmten Stand ist das Bewahren das Allerwich- folgenden Personen beteiligt, denen unser Dank gilt: Caglar tigste. Kann man auf diesen Stand ein eigenes Können hinzufü- Engin, Claudia Hallermann, Karin Reich, Klaus-Peter Staudinger, gen, so ist die Trennung möglich. Besonders wichtig ist, dass Uwe Beutnagel-Buchner, Roland Pohl. wenn ich etwas Eigenes, ein neues Original, erstellen möchte, ich zu allererst die Fähigkeit haben muß, die exakte Kopie des Meisters auszuführen. Ich habe heute nur über den Grundstock des Budô gesprochen. Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit.

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Mori Toshio

Kurosu Ken

Herr Toshio Mori wurde 1949 in Tôkyô geboren.

Herr Ken Kurosu wurde 1956 in der Präfektur Miyagi im Norden der Hauptinsel Honshu, Japan geboren.

Nach Abschluss seines Studiums im Fachbereich Körpererziehung der Pädagogischen Hochschule Tôkyô absolvierte Herr Mori den Magisterkurs an derselben Universität. Heute arbeitet Herr Mori als ordentlicher Professor im Fachbereich Allgemeine Humanwissenschaften und Postgraduierten Kurse an der Universität Tsukuba, Japan.

Nach Abschluss seines Studiums im Fachbereich Körpererziehung/Sport an der Universität Tsukuba, Japan absolvierte er einen Magisterkurs mit Schwerpunkt „Körpererziehung: Methoden und Prozesse“ an derselben Universität. Heute arbeitet er als Assistant Professor an der Fakultät für Geisteswissenschaften, Abt. Humanwissenschaften, der Tôhoku Gakuin UniversiEr ist Mitglied im Japanischen Budô Verband (Nihon Budô Gak- tät, Sendai, Japan und ist dort Berater des Kyûdôteams des Fachkai) und dem Japanischen Verband für Körpererziehung (Nihon bereichs Ingenieurwissenschaften. Taiiku Gakkai). Er ist Mitglied im Japanischen Budô Verband (Nihon Budô GakNeben zahlreichen Veröffentlichungen hat er Bücher zum The- kai), dem Japanischen Verband für Körpererziehung (Nihon Taiima: „Kyûdô Unterricht in Theorie und Praxis (kyûdô shidô no ri- ku Gakkai) und dem Japanischen Verband für Sporterziehung ron to jissai)“, Verlag Fumaidô, „Buch der Kyûdô-Fortschritte (Nihon Supotsu Kyôiku Gakkai). (kyûdô jotatsu book!)“, Verlag Seibidô, u.a. publiziert. Neben anderen Veröffentlichungen hat er Bücher zum Thema Seit 1975 ist er Trainer des Kyûdôteams der Universität Tsukuba. „Forschung zur Budô-Kultur (Budô bunka no tankyû)“ zusammen mit anderen Autoren im Verlag Fumaidô publiziert. Er ist seit 1977 regelmäßig für die Entwicklung des Kyudo in Europa unterwegs, besonders in Deutschland, Italien, Finnland, Er ist seit 1979 regelmäßig für die Entwicklung des Kyudo in EurSpanien, Ungarn u.v.m. Als Schüler begleitete er regelmäßig opa unterwegs. Als Schüler begleitete er auch regelmäßig Herrn Herrn Prof. Inagaki Genshiro, Hanshi 9. Dan, auf den Reisen Prof. Inagaki Genshiro, Hanshi 9. Dan, auf den Reisen nach nach Deutschland sowie anderen europäischen Ländern. Deutschland sowie anderen europäischen Ländern. In seinem einjährigen Aufenthalt 2010/2011 unterstützte er in großem Seit dem Ableben von Prof. Inagaki Genshiro hat Prof. Mori Umfang die Kyudoaktivitäten in Europa, besonders jedoch in Toshio das Amt des Deutschen Bundestrainers übernommen. Er Deutschland. ist seit 2001 Träger der Goldenen Ehrennadel des DKyuB e.V. Er ist Träger der DKyuB Ehrennadel in Bronze und in Silber seit 2011.

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Berichte

Zurück zu den Wurzeln K Ö LN Ein Rückblick des Vizepräsidenten Wettkampf Seit November 2009 haben wir mit gutem Erfolg viele Kaderseminare nach dem vorgestellten Konzept „Sei Sha Hittchû“ veranstaltet, davon zwei der Kaderseminare mit unseren japanischen Lehrern: das Kader- und Trainer-Seminar mit Herrn Sato in Bingen im Sommer 2010 und ein Kader-Seminar mit Herrn Kurosu in Frankfurt im Herbst. Q Dieses Jahr im August wird es ein weiteres Kader- und Trainer-Seminar mit Herrn Sato in Rottweil geben. Hierbei sollen neben der allgemeinen WettkampfVorbereitung auch die mentalen Aspekte der Vorbereitung stärker in den Fokus gestellt werden. Es folgen noch zwei Kaderseminar in diesem Jahr: im September in Berlin und im November in Karlsruhe. Die Kaderarbeit nach dem Konzept des „korrekten Schießens“ gedeiht gut. Die Atmosphäre im Kader ist konstruktiv und fruchtbar. Die Resonanz aus dem Kader ist positiv. Innerhalb der Kaderseminare fanden auch Sichtungen von jungen Nachwuchs-Wettkämpfern statt, die sehr engagiert bei den weiteren Trainings dabei waren und sich gut ins Kader integriert haben. Techniktraining, unter Wettkampfbedingungen, Treffsicherheit üben, Taihai und konzentriertes Schießen zogen sich als roter Faden mit intensiven Korrekturen durch alle Seminare. Die Vorbereitung des Kaders zur Europameisterschaft durch die B-Trainer Roland Pohl und Sven Zimmermann war sehr intensiv und erfolgreich. Dank den Beiden für die hervorragende Arbeit. Die Kader-Aktivitäten gipfelten dann in der Europameisterschaft in Wien im Mai, bei der die deutschen Wettkämpfer den 2. Platz im Team belegen konnten. Da viele der deutschen Schützen – aber auch viele der anderen älteren Nationen

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wie Frankreich oder England – bei der EM deutlich unter Trainingsniveau geschossen haben, tauchte auch die Anregung eines mentalen Trainings inkl. professioneller Unterstützung auf. Diese ist durchaus berechtigt und richtig. Jedoch: In Anbetracht der Größe unseres Verbandes und der Zeit, die jeder auch noch so Engagierte, bereit und in der Lage ist zu investieren, stellt sich die Frage: Können wir das und wollen wir es auch? Denn schließlich sind wir keine Profis, sondern üben Kyudo in unserer Freizeit. Erfolgreich konnten wir auch die Deutschen Meisterschaften ausrichten. Ich finde es sehr erfreulich, dass doch immer mehr Kyudoka sich diesen Wettkämpfen stellen. Genaueres darüber ist im Bericht von Christiane Schöniger und Michael Brettschneider zu lesen. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei Christiane Schöniger und Michael Brettschneider für ihren unermüdlichen Einsatz beim Organisieren der Kyu-, Enteki- Einzel-, Mannschaftsund Sempai-Meisterschaften bedanken. Und natürlich auch bei Helmut Niemann und Anne Engin, die mich bei der Betreuung der Kaderschützen hilfreich unterstützt haben. Mein Dank gilt auch Andreas Naumann, der sich um alle Belange der Bundesliga kümmert.

im Wettkampf gelassener mit seinen Unzulänglichkeiten umgehen. Man muss sie natürlich ernst nehmen und daran arbeiten, aber es ist eher schädlich, sich von ihnen herunterziehen zu lassen. Niemand ist fehlerlos oder ohne tiefe und lange Täler durchschreiten zu müssen, je zur Meisterschaft gelangt. Von Inagaki Sensei weiß ich, dass er viele Jahre hayake geschossen hat und auch lange Jahre Probleme mit seiner Rechten hatte. Nur durch unbeirrtes und korrektes Üben nach den Grundsätzen seiner Schule kann man seine „Angewohnheiten“ überwinden. Durch das Arbeiten an den eigenen schlechten Angewohnheiten muss man sich über das eigene Handeln bewusst werden und dieses immer wieder hinterfragen und mit den Grundsätzen der eigenen Schule abgleichen, das heißt immer wieder zurück zu den Wurzeln, zurück zum Geist des Anfängers, zu der arglosen Art zu lernen und zu üben. Dann ist es auch nicht wichtig, welche Erfolge man erreicht hat oder welchen Status man in der Kyudo-Welt einnimmt. Wichtig ist, wenn man an der shai steht und es nichts mehr gibt außer dem Mato und einem selbst, die Dinge so zu tun wie sie sein sollen. Aber das ist nicht einfach.

Was ich mir wünsche: Ich sehe meine Aufgabe in erster Linie nicht in der Organisation und Abwicklung Ausblick: Wettkampf ist von je her ein wichtiger Be- der nationalen Meisterschaften oder in standteil des Kyudo und wird es sicher der Verwaltung von Statistiken und Ordimmer bleiben, nicht nur trotz der geisti- nungen – das kann jeder halbwegs erfahgen Aspekte des Kyudo, sondern gerade rene Wettkampfleiter auch tun, und viele von Euch können sicherlich besser organideswegen. Der Wettkampf ist eine große Heraus- sieren als ich. forderung und eine große Anspannung, Ich sehe meine Aufgabe in der Förderung auch noch nach Jahren oder Jahrzehnten des Wettkampfes und der Freude daran. der Wettkampferfahrung und jedes Mal Das kann und will ich nicht alleine tun. von neuem. Manchmal lernt man in einem Das geht nur in Zusammenarbeit mit Euch Wettkampf mehr über sich selbst als in und den lokalen Ansprechpartnern wie den Landestrainern, den LSb oder andeMonaten oder Jahren des Trainings. Wie im normalen Training sollte man auch ren erfahrenen Schützen.


Ich wünsche mir mehr eigenständiges Engagement in den Regionen, es muss nicht das gleiche wie auf Bundesebene im Kleinformat sein. Man kann gemeinsame Wettkämpfe und Trainings initiieren und fördern, ohne groß reisen zu müssen. In einigen Landesverbänden gibt es sogenannte Landestrainer, aber egal wie man sie nennt, es sollten engagierte und vor allem akzeptierte erfahrenere Schützen sein, die im Dienste der Kyudoschützen etwas auf den Weg bringen. In dieser Hinsicht gibt es sicherlich viele Wege und Möglichkeiten und ich möchte Euch auffordern und ermutigen, eigene Initiativen zu entwickeln – ein Weg sind die Landesmeisterschaften, die doch viele Bundesländer inzwischen mit großem Erfolg ausrichten. Im Februar 2010 hatten wir ein Treffen der Landestrainer, bei dem wir genau über diese Themen gesprochen haben. Die einhellige Meinung war, dass es wichtig ist, den Wettkampf generell zu fördern und „junge“ Schützen früh zu motivieren. Eine gegenseitige Kooperation und der Austausch darüber wurden angestrebt und gewünscht. 2 Çaglar Engin Vizepräsident-Wettkampf

2011

KyûDô

JapaniScheS BogenSchieSSen DeUtSche MeiSteRSchaFten

3 4. D eut s c he E inzel-und Man n s c haf t s m e i s t e r s c haf t 2 5. S empa i Meis ter sc ha ft ( ab 5 . Dan ) 4 . D eut s c he E inzelmeis te r s c haf t f ü r Ky u - Grad e

In der Halle des Aachener Hockey- und Tennis-Club 1906 e. V. (AHTC) Hubert-Wienen-Straße 23, D-52070 Aachen

Foto: Dr. Regine Stiller · Design: farbton

18.06. ab 14:00 Uhr 19.06. ab 9:00 Uhr

Wettkämpfe I W I E N Kyudo-Europameisterschaften 2011 Die 11. EM in Österreich war die bisher größte in der EKF-Geschichte. 25 Teams aus 14 Nationen gingen Ende Mai an den Start. Viele der „jungen“ Kyudo-Nationen waren in diesem Jahr zum ersten Mal dabei: unter anderem Russland, Rumänien und Ungarn. Q Deutschland wurde von zwei Teams vertreten, deren Mitglieder auf den Kaderlehrgängen nominiert wurden und die sich intensiv auf diesen Wettkampf vorbereitet hatten. Mannschaft Deutschland 1 war: Boris Proppe, Thomas Müller, Michael Brettschneider und Anne Engin; Mannschaft 2: Michel Schubert, Ingo Schindler, Sorin Jurma und Kathrin Zimmermann. Am Samstag sicherte sich im Mannschafts-Wettkampf das Team aus Schweden mit 17/30 Treffern den ersten Platz. Das Team Deutschland 1 lag mit 16/30 gleichauf mit Schweiz 1, konnte sich dann im Stechen aber souverän durchsetzen und erlangte so den 2. Platz. Team Deutschland 2 mußte sich mit einem Platz im Mittelfeld zufrieden geben. Die 21 besten Schützen aus den Mannschaftswertungen qualifizierten sich für den Einzelwettkampf, der am Sonntag stattfand. Aus den deutschen Teams waren mit dabei: Boris Proppe 7/10, Ingo Schindler 6/10 und Thomas Müller 6/10. Mit fünf mal zwei Pfeilen waren Durchhaltevermögen und Konzentrationsfähigkeit der Schützen aufs Höchste gefordert. Es zeigte sich, dass die „jungen“ Nationen sich nicht hinter den „alten“ verstecken mussten: Elena Akimova, eine junge Schützin aus Russland, sicherte sich souverän mit 9 Treffern von 10 Pfeilen den Titel. Laszlo Hennyey aus der Schwedischen Siegermannschaft und Ákos Nagy aus Ungarn mit je 8/10 mussten um Platz 2 und 3 Stechen. Beide trafen den Haya, mit dem Otoya entschied Laszlo Hennyey aus

Schweden das Stechen für sich. Bester Deutscher war Thomas Müller, Platz 4 mit 7 Treffern. Die Wettkampf-Jury (Liam O‘Brien, Feliks F. Hoff und Tryggvi Sigurdsson) sprach einen Stil-Preis aus, der wiederum an die Siegerin des Einzel-Wettkampfes, Elena Akimova, ging. Der Österreichische Kyudo Verband hat diese große Veranstaltung hervorragend organisiert und durchgeführt. 2 Christiane Schöniger / Michael Brettschneider Wettkampf-Beauftragte des DKyuB

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Berichte

Wettkämpfe II TO K I O 1. Kyudo World Cup der IKYF Q Der Internationale Kyûdôverband IKYF, in Zusammenarbeit mit der ANKF, richtete am 24. und 25. April 2010 den 1. Kyudo World-Cup sowie zwei internationale Seminare im Chuô-Dôjô, Tôkyô, aus. In dieser traumhaften Lage inmitten des Meiji Schreins trafen sich Schützen aus der ganzen Welt. Obwohl der Wettkampf extra zwischen die Prüfungsseminaren der ANKF gelegt wurde, nahmen doch nicht alle der angereisten deutschen Teilnehmer am taikai teil. Gewohnte japanische Perfektion in der Ausrichtung der Meisterschaft tröstete et-

Die Wettkämpfe wurden in vier Kategorien ausgetragen. Bei der Mannschaftsmeisterschaft starteten die gesetzten Teams der Länder und in den drei Einzelwettkämpfen konnten jeweils beliebig viele Teilnehmer aus den Nationen starten.

Mannschaftswettkampf

Dann begann der Mannschaftswettkampf: Für jedes Land durfte ein Team starten, 18 Mannschaften nahmen teil. Pro Schütze wurden 4 Pfeile geschossen. Die 8 besten Teams kamen in die EndrunIch hatte Glück und konnte in den ersten de – wiederum 4 Pfeile pro Schütze. AnFlieger nach Flugfreigabe nach Japan stei- schließend wurde der Sieger im Tournagen. Beim Training am Nachmittag vor ment ermittelt. dem taikai hatte ich Gelegenheit mit dem japanischen Nationalteam zu trainieren Mit der Startnummer Eins ging das japaniund stellte beruhigt fest - die kochen auch sche Nationalteam als großer Favorit ins Rennen, alle gestandene 6. und 7. Dan nur mit Wasser!

Das deutsche Team, Stechen der Renshi/Kyoshi, Siegerehrung

Die Veranstaltung wurde am 24. April in Anwesenheit der Prinzessin Takamado no Miya durch IKYF Vizepräsident Yamashita eröffnet. Suzuki Mitsunari, Präsident was über die „Aschewolke“ des isländi- der IKYF, begrüßte die Teilnehmer im Naschen Vulkanausbruchs hinweg, die viele men der Veranstalter. Er erinnerte daran, europäische Teilnehmer am Kommen hin- dass der taikai ein wichtiger Schritt in der derte. Freundlicherweise boten die Ja- Entwicklung der IKYF sei. Nach den Anpaner den zu spät Angereisten an, ihre sprachen folgte eine Makiwara-ZeremoPrüfung in der folgenden Seminargruppe nie und eine mochi mato Zeremonie. nachzuholen.

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kyoshi und alljapanische Meister. Der Druck der Medien, die Anwesenheit der kaiserlichen Prinzessin und sich zum ersten Mal im Mutterland des Kyudo mit Teams aus aller Welt zu messen war dann vielleicht doch zu viel und das Team kam mit nur 3 Treffern über die Vorrunde nicht hinaus. Das deutsche Team mit Sorin Jurma (Hamburg), Michael Brettschneider (Karlsruhe) und Beate Dorst (Frankfurt) kam mit dem 5. Platz erfolgreich durch die Vorrunde. Sorin Jurma und Beate Dorst sind dankenswerterweise für Boris Proppe (Berlin) und Thomas Müller (Berlin) eingesprun-


gen, die in der Folge des Vulkanausbruchs nicht nach Japan fliegen konnten. In der K.O.-Runde musste sich das deutsche Team dem späteren Sieger Frankreich mit nur einem Treffer weniger beugen. Die Franzosen drehten im Halbfinale gegen Finnland mit einer 12-er Runde richtig auf und marschierten zum Titelgewinn durch. Großbritannien errang den zweiten Platz vor Finnland. Italien wurde Vierter.

Einzelsieger bis 3. Dan: 1. Marion Herbst – CH 2. Ruth Gysin – CH 3. Gychang French – USA

4./5. Dan - Gruppe: 1. Shannon Cynthia – USA Keine weiteren Plätze, da die Qualifikation für das Finale – 2 Treffer von 2 Pfeilen – von den anderen Teilnehmern nicht erAm Abend gab es dann das obligatorische reicht wurde. Buffet zum Empfang bei der Kaiserlichen Hoheit. Allerdings nur für Schützen ab 4. Dan. Dem Alkohol wurde reichlich zuge- Renshi und Kyoshi: sprochen, die japanische Mannschaft trö- 1. Feliks F. Hoff – D stete sich mit Sake. 2. Claude Luzet – F Keine weiteren Plätze, da die Qualifikation für das Finale – 2 Treffer von 2 Pfeilen Team Worldcup Ergebnis: – von den anderen Teilnehmern nicht er1. Frankreich (Michel Dupont, Marc Ber- reicht wurde. tin, Patricia Stalder) 2. Großbritannien (Liam O‘Brien, Michael Cundy, Ray Dolphin) 3. Finnland ( Juha-Tekka Tohjola, Tuomas Aittomaki, Ritva-Liisa Malmi)

Einzelwettkampf In den Einzel-Wettbewerben konnte jeder Schütze nur zwei Pfeile schiessen. Die Wenigen mit zwei Treffern kamen ins Finale, bei dem dann auf 24 cm hoshi mato geschossen wurde. Die Nähe zur Mitte bestimmte die Reihenfolge. Hier errangen die Schweiz in der Kategorie »bis 3. Dan« und die USA in der Kategorie »4./5. Dan« die ersten Plätze. Einen großen Erfolg konnte der Deutsche Kyudo Bund im Wettbewerb der Kategorie “Renshi und Kyoshi“ verbuchen: Feliks F. Hoff, Kyoshi 6. Dan aus Hamburg, gewann den Wettkampf nach Stechen gegen Claude Luzet, Frankreich.

Der französische Verband betrachtet die diesjährigen EKF-Prüfungen in Paris als Generalprobe und wird vorraussichtlich das nächste World Taikai 2014 im selben Sportcenter ausrichten. Michael Brettschneider

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Berichte

Wettkämpfe III A A C H E N Deutsche Meisterschaften 2011 Am 18. / 19. Juni fanden in Aachen bei regnerischen und windigen Wetter die diesjährigen Deutschen Meisterschaften statt.

gute Leistung über alle acht Pfeile zugesprochen. Shigeyasu Kameo war Beisitzer. Fritz Eicher legte hier die praktische Prüfung zum Trainer C-Wettkampf unter Supervision der Wettkampfleiterin ChrisQ Der Vizepräsident Wettkampf des tiane Schöniger ab. Deutschen Kyudo Bundes, Çaglar Engin, Bei der anschließenden 34. Deutschen hieß die Schützen herzlich willkommen Mannschaftsmeisterschaft gingen neun und eröffnete die Veranstaltung. Die Mannschaften an die Shai. Die junge Wettkämpfe wurden mit einem ein- Mannschaft aus Bayern (Christoph Radedrucksvollen Yawatashi von Michel Schu- macher, Stefan Heinrich, Stefan Brendel, bert eingeleitet. Sebastian Kemmer) sicherte sich mit

Stechen nach der Enkin-Methode. Dabei sicherte sich Günther Dauner den 2. Platz und Tobias Oswald belegte den 3. Platz. Bei der anschließenden 34. Deutschen Einzelmeisterschaft starteten 35 Schützen vom 1. bis 4. Dan zur Vorrunde mit Stilbewertung. Wertungsrichter waren Manfred Speidel, Feliks F. Hoff, Roland Pohl, Sven Zimmermann und Thomas Baer, Beisitzer war Shigeyasu Kameo. Die 16 besten Schützen erreichten die Endrunde, das Tournament. Die höchste Wertung erreichten Peter Knipper, Schwerte, und Michael Messler, Bad Dürkheim, der auf Grund der höheren Trefferzahl den Stilpreis bekam. Im Finale konnte Michaela Surke aus Dresden sich nach spannendem Stechen gegen Wolfgang Brauers, Aachen durchsetzen und

Eröffnungszeremonie, Die Sieger im Mannschafts-, Einzel- und Sempai-Wettbewerb 24/36 Treffern souverän den ersten Platz, gefolgt von Berlin (Boris Proppe, Arndt Meier, Thomas Müller und Katrin Zimmermann) mit 22/36 und Hamburg (Tugrul Richter, Sorin Jurma, Feliks F. Hoff Zum ersten Mal wurde die Kyu-Meister- und Connie Brandl-Hoff) mit 19/36 Trefschaft in das Wettkampfwochenende in- fern. Bester Einzelschütze, mit 11/12 Treftegriert. Bei der vierten Einzelmeister- fern, war Stefan Heinrich aus München. schaft der Kyu-Grade starteten 22 Schützen. Bei deutlich besserem Wetter am SonnStephan Heinrich aus München sicherte tag startete die 25. Deutsche Sempai Meisich mit 8/8 Treffern überlegen den er- sterschaft mit 12 Teilnehmern. Shigeyasu sten Platz, Zweite wurde Caroline Michels Kameo aus Düsseldorf belegte mit 6/8 aus Karlsruhe mit 6/8, Dritter Jan Lang- Treffern den 1. Platz. Um den 2. und 3. hans aus München mit 5/8. Platz mussten Michel Schubert aus AaDer Stilpreis wurde Frank Neurohr aus chen, Günther Dauner aus Düsseldorf Bad Dürkheim von den Wertungsrichtern und Tobias Oswald aus Frankfurt stechen. Manfred Speidel, Conni Brandl-Hoff und Mit je zwei Treffern gingen Günther DauSven Zimmermann für eine konstante, ner und Tobias Oswald ins weitere

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sicherte sich den 1. Platz. Beate Dorst, Frankfurt, erreichte – ebenfalls nach spannendem Stechen gegen Christiane Schöniger, auch Frankfurt, – den 3. Platz. Helmut Niemann hat auch in diesem Jahr wieder die schönen Medaillen für die Sieger gestaltet. Ein riesengroßer Dank geht an die Organisatoren, die Wertungs- und Kampf-Richter und die vielen Helfer, ganz besonders an die Aachener Kyudo-Gruppe, die mit großen Einsatz trotz Dojobau für einen reibungslosen Ablauf sorgte und die vielen Teilnehmer mit einem tollen Buffet herzlich willkommen hieß. 2 C. Schöniger / M. Brettschneider


Wettkämpfe IV PA LLA N ZA (ITALI EN) 3. Internationaler Heki-Taikai 24 Mannschaften aus 7 Nationen nahmen am 3. Internationalen Heki Taikai teil, das am 7. und 8. Mai 2011 in Pallanza am Lago Maggiore stattfand. Q Japan, Norwegen, Österreich, Kroatien, Ungarn, Italien und allein zehn Teams aus Deutschland waren vertreten. Kurosu sensei, der gerade erst nach einem Jahr in Europa in seine Heimat zurückgekehrt war, hatte dort noch alle

Hände voll mit Aufräumarbeiten nach dem Erdbeben zu tun. Dennoch reiste er eigens für das Wochenende wieder nach Italien, um das Heki Taikai mit einer Zeremonie zu eröffnen und dem Wettkampf beizuwohnen. Bemerkenswert auch wieder das japanische Team aus Tsukuba, das extra für diesen Wettkampf die weite Reise auf sich nahm. Beim Mannschaftswettkampf am Samstag lag das Team aus Frankfurt (Ingo Schindler, Volker Kempf, Christiane

Schöniger und Mathias Roy) bis zur 4. Runde in Führung. In der letzten Runde überholte dann die Hamburger Mannschaft (Tugrul Richter, Sorin Jurma, Connie Brandl-Hoff und Feliks F. Hoff) das Frankfurter Team und die Karlsruher konnten noch mit den Frankfurtern gleichziehen. So erreichte das Team vom Hamburger Alster Dojo den 1. Platz. Um den 2. Platz gingen Frankfurt und Karlsruhe (Jörg Knütter, Bärbel Stenftenagel, Michael Brettschneider und Otmar Hirth) ins

Stechen, das die Frankfurter eindeutig für sich entscheiden konnten. Der Gewinn ist ein ebira (Pfeilköcher), den die Siegermannschaft mit einem weiteren selbstgebauten Kriegspfeil bestücken muss. Der ebira wird als Wanderpokal jedes Jahr weitergegeben. Mannschaftswettkampf: 1. Platz: Alster Dojo, Hamburg, 33 Treffer 2. Platz: Kyudojo Frankfurt, Frankfurt, 32 Treffer (nach Stechen) 3. Platz: Budoklub Karlsruhe, Karlsruhe, 32 Treffer

Im Einzelwettkampf am Sonntag startete jeweils ein Schütze aus jeder Mannschaft. Hier setzte sich Stefan Heinrich aus München schon früh in Führung und holte sich den 1. Platz mit 17 Treffern von 20 Pfeilen. Den 2. Platz erreichte Hanno Kiehl aus Bergen, Norwegen, vor Michael Brettschneider aus Karlsruhe. Einzelwettkampf: 1. Platz: Stefan Heinrich, Isar Dojo, München, 17/20 2. Platz: Hanno Kiehl, Bergen Kyudo, Bergen, 15/20 3. Platz: Michael Brettschneider, Budoklub Karlsruhe, Karlsruhe, 14/20 Alle Teilnehmer erhielten die begehrten Taikai T-Shirts mit allen teilnehmenden

Mannschaften auf dem Rücken, diesmal in blau. Ein riesengroßes Dankeschön gebührt den italienischen Ausrichtern für eine perfekte Organisation und herzliche Atmosphäre, die das Taikai zu einer rundum gelungenen Veranstaltung machten. 2012 wird das 4. Internationale Heki Taikai vom Budo Club Karlsruhe ausgerichtet. 2 C. Schöniger / M. Brettschneider

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Berichte

Die Bundesliga der Vereine F R A N K F U RT Eine kleine Erfolgsgeschichte Seit 2003 ergänzt eine neue Wettkampfform den Meisterschafts-Kanon auf nationaler Ebene: die Bundesliga der Vereine. Q Im Gegensatz zu anderen Bundesoder Landes-Meisterschaften ist die Austragung dezentral: Jede teilnehmende

gut angenommen wird. Die Vorteile liegen auf der Hand: Bei den aktiven Schützen sind mittlerweile nahezu die Hälfte aller Wochenenden mit Lehrgängen, Wettkämpfen oder sonstigen Kyudo-Aktivitäten belegt. Mit der Bundesliga besteht die Möglichkeit, an einem nationalen Wettkampf teilzunehmen, ohne ein

Konkurrenz. Dies lässt den Stress-Pegel zumindest bei geübteren Schützen fast auf Trainings-Niveau sinken. Die erzielten Trefferergebnisse sind damit wenig aussagekräftig in Bezug auf echte WettkampfTauglichkeit. Um dieses Manko auszugleichen, wurde 2007 das Finale eingeführt, bei dem sich

Mannschaft schießt innerhalb des Vereins 4 x im Jahr drei Durchgänge in der Wettkampfform, die Ergebnisse werden gesammelt und als Rangliste auf der Website des DKyuB, www.kyudo.de, zur Verfügung gestellt.

zusätzliches Wochenende zu opfern. Außerdem gibt es keine Qualifizierungsrunden oder Landesquoten – jeder Matoschütze kann teilnehmen. Damit besteht auch für jüngere Schützen die Möglichkeit, Wettkampfluft zu schnuppern.

In der laufenden Runde sind 100 Teams mit 378 Schützen aus 37 Vereinen registriert – fast jeder vierte Kyudoka in Deutschland nimmt daran teil. Diese enorme Resonanz zeigt, dass das Konzept

Der Nachteil dieses Konzepts besteht darin, dass keine „echte“ Wettkampf-Atmosphäre geschaffen wird. Man schießt in vertrauter Umgebung ohne fremde Kampfrichter und ohne anwesende

die besten 10, später 15 Teams in einem zentralen Mannschafts-Wettkampf treffen und den Sieger ermitteln sollten. Aufgrund geringer Resonanz hat jedoch der Vorstand 2009 entschieden, das Finale wieder einzustellen. Feedback hierzu ist durchaus erwünscht. Für jüngere Schützen sind die BundesligaWettkämpfe dennoch eine hervorragende Möglichkeit, den Wettkampf zu trainieren. Wie schon in der Ausgabe 1/2008 so treffend bemerkt wurde: „Wettkampf

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W

DKyuB Bundesliga Statistik

Jahr Beteiligung

Verein der Sieger-Mannschaft

2003 24 Teams aus 9 Vereinen

Waldeck

2004 42 Teams aus 24 Vereinen

Köln / Bottrop

2005 70 Teams aus 25 Vereinen Pöcking 2006 71 Teams aus 30 Vereinen Wardenburg (nach Stechen) 2007 83 Teams aus 33 Vereinen Vorrunde: Rottweil, Finale: Neandertal 2008 76 Teams aus 29 Vereinen Vorrunde & Finale: Kyudo-Dojo Berlin 2009 83 Teams aus 31 Vereinen Vorrunde: Kyudo-Dojo Berlin, Finale: Neandertal 2010 90 Teams aus 32 Vereinen Neandertal 2011 100 Teams aus 37 Vereinen

Glückwunsch an die Sieger der Bundesliga 2010: Platz 1: Mokkei / Neandertal: Günther Dauner, Reinhard Kollotzek (hinten), Johannes Maringer, Christoph Wallrafen (vorne) Platz 2: Mannschaft 1 / Rottweil: Fritz Gabler, Irene Neumaier, Peter Hofermayer Platz 3: Team 1 / Aachen: Manfred Speidel (stehend), Michel Schubert, Ulla Haede, Matthias Seidel

übt man im Wettkampf“. Die Vereinstrainer sollten dabei von Anfang an darauf ach-ten, dass der Wettkampf korrekt ausgetragen wird, einfach um den Schützen eine böse Überraschung zu ersparen, wenn sie dann später an Landes- oder Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Was mich persönlich am Konzept der Bundesliga freut, ist die stillschweigende Übereinkunft zur Ehrlichkeit. Kein zentraler Kampfrichter zählt die Treffer, entfernt den aus der Nocke gefallenen Pfeil

oder kontrolliert das Zielbild. Wer schummelt, muss sich nur seinem eigenen Gewissen (und ggf. dem der Team-Kameraden) stellen. Meiner Ansicht nach kann sich nur dann echte Ehrlichkeit entwikkeln, wenn nicht die Angst vor Entdekkung das Handeln regiert. Fazit der letzten acht Jahre Bundesliga: Ein voller Erfolg! 2 Andreas Naumann

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Berichte

2

DKyuB Bundesliga 2011 (3 Runden 路 Pl盲tze 1-25)

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Prof. Inagaki Celebration RUI T Festveranstaltung zum 100jährigen Geburtstag Am 16. April wäre Inagaki sensei 100 Jahre geworden, Anlaß für den Deutschen Kuyudo Bund, dem unvergessenen Meister am 13. und 14. August ein Gedenkwochenende zu widmen. Q Knapp 80 Teilnehmer aus Deutschland, Italien und Finnland kamen in die Sportschule Ruit bei Stuttgart. Darunter unsere fünf japanischen Lehrer Mori sensei, Sato sensei, Sekine sensei, Kurosu sensei und Matsuo sensei, denen der Präsident Roland Pohl in seiner Eröffnungsansprache ganz

Manfred Speidel berichtete sehr lebendig und humorvoll von seinem Aufenthalt in Japan, bei dem er Inagaki begegnete und von der Zeit, die er in dessen Haus verbrachte, die er heute noch zu den bedeutendsten Phasen seines Lebens rechnet. Die ersten Besuche in Deutschland folgten, und dann nahm eine lange Entwicklung bis heute ihren Lauf. Der Vortrag von Feliks F. Hoff drehte sich um die Entwicklung des Kyudo in Deutschland und Europa, die er tatkräftig unterstützt und gefördert hat.

von vorn: Matsuo, Kurosu, Sekine, Sato, Mori bei der Eröffnungszeremonie

Feier am Abend

besonderen Dank dafür ausdrückte, dass sie Jahr für Jahr nach Europa reisen, um hier das Kyudo der Heki Schule fortzuführen.

Sato sensei wurde von Manfred Speidel als Sprecher des Ältestenrats die goldene Ehrennadel des DKyuB überreicht, Sekine sensei und Kurosu sensei erhielten beide die silberne Ehrung.

Zu fünft eröffneten sie den anschließenden Wettkampf mit einem Heki Taihai. Bei dem 12-Pfeile-Wettkampf schoß sich Fritz Eicher mit 10 Treffern klar an die Spitze vor Cornelia Brandl-Hoff aus Hamburg, die sich im Stechen um den 2. Platz gegen Izumi Maeda-Wolters aus Dresden durchsetzte (beide 9 Treffer). Der Samstagabend begann mit einem sehr bewegenden Vortrag von Sato sensei, der mit sichtlicher Rührung von prägenden Begegnungen mit Inagaki erzählte. Seine Dankbarkeit und Hochachtung für den großen Lehrer spürte man aus jedem seiner Worte.

punkten des Wochenendes: zusammen mit Kurosu sensei und Matsuo sensei zeigten sie eine kazuya koshiya-Vorführung auf der Wiese des Sportgeländes. Die Bilder sprechen für sich. Ich darf sicherlich sagen, dass alle Anwesenden und ganz besonders unsere japanischen Lehrer dieses Wochenende im Gedächtnis bewahren werden - das Gedenken an Inagaki sensei, den herausragenden Schützen und Lehrer, der uns die Tradition der Heki To Ryu nahebrachte. Christiane Schöniger

Vortrag von Prof.Mori, übersetzt von Manfred Speidel

Gabriele Schinnerling war am Flügel für die musikalischen Intermezzi zuständig, den Abschluß des Abends machte Tenma Daiko mit einer Taiko-Darbietung. Der Sonntag begann mit einem Vortrag von Kurosu sensei, der weit zurück bis in die Anfänge der Heki Schule führte. Abschließend sprach Mori sensei über die vier Besonderheiten, die Insai sensei für die Richtung der Heki Ryu Insai Ha nannte. Der darauf folgende Beitrag der Italiener gehörte sicher zu den glanzvollen Höhe-

Die italienischen Kyudoka mit Matsuo und Kurosu beim Kasuya koshiya.

100 Jahre Prof. Genshiro Inagaki 2011 29


Berichte

Dan-Prüfungen H A MB U R G / PAR I S 11.und 12. September 2010 und 15. bis 17. Juli 2011 Tokio 2010

Hamburg 2010

Paris 2011

Q 2. Zweites Internationales Seminar 2011 im Rahmen des 1. World Taikai der IKYF: Das Seminar fand im Chuô-dôjôm wie das World Taikai, und im Shiseikandôjô statt. Es wurde in zwei Seminargruppen A (4. Dan, 5. Dan und Renshi) und B (ungraduiert, 1. Dan, 2. Dan und 3. Dan) unterteilt.

Q Im Sommer 2010 bot die ANKF eine Prüfungsmöglichkeit ohne Seminar in Europa an. Die Verantwortlichen der EKF und des DKyuB e.V. wurden leider sehr spät informiert, weswegen die EKF und der DKyuB die Veranstaltung erst im Oktober/November 2010 in Deutschland durchführen wollten. Entgegen der Entscheidung der EKF und des DKyuB e.V. wurde die Prüfung nach persönlicher Absprache zwischen der ANKF und dem Alster Dojo e.V. dann bereits am 11. und 12. September 2010 in Hamburg ausgerichtet. Damit wurde die Rolle der EKF Organisation und deren Verantwortlichen in Frage gestellt; ebenso die Rolle der nationalen Verbände und deren Verantwortlichen in internationalen Kyudo-Organisationen und die Rolle der shogo.

Q Die vorerst geplanten EKF-Seminare mit anschließenden Prüfungen in Belgien konnten leider nicht stattfinden. Die Ausrichter stießen aufgrund hoher Interessentenzahlen an die Grenzen der Kapazität. Glücklicherweise konnte der Französische Kyûdôverband einspringen. Nach dem Muster der im Vorjahr in Hamburg durchgeführten Sonderprüfung gab es nun die Möglichkeit, an drei aufeinander folgenden Tagen Dan-Prüfungen abzulegen. Mitten im Zentrum von Paris, im Sportzentrum der Universität wurde für diesen Zweck eine Sporthalle zum Dôjô umgestaltet. Im selben Gebäudekomplex gab es für die Teilnehmer ebenfalls einen Vorbereitungsraum, mit der Möglichkeit Makiwara zu schießen. Für das leibliche Wohl sorgte die ebenfalls nahe gelegene Mensa, bzw. ein Lunchpaket.

In Gruppen wurde dann ein hitote gyôsha durchgeführt, danach gab es Unterricht in kihontai, kihondôsa und Schießtechnik, sowie die Möglichkeit, den Lehrern Fragen zu Problemen zu stellen. Im A-Seminar wurde zusätzlich noch für Frauen tasuki sabaki und die Koordination mit dem hadanugi der Männer innerhalb eines tachi unterrichtet. Da im B-Seminar viele Personen aufgrund des Vulkanausbruchs nicht teilnehmen konnten, wurde kurzfristig eine weitere Gruppe eingerichtet, die von Lehrern des Tôkyô Regionalverbandes betreut wurde. Der Unterricht für diese Gruppe wurde zeitgleich mit dem A-Seminar durchgeführt. Von diesem Angebot profitierten dann auch einige deutsche Teilnehmer, die später angereist waren. Karin Reich/Michael Brettschneider

Trotz der kurzen Vorbereitungszeit wurde die Veranstaltung vom Alster Dojo sehr gut organisiert und 295 Kyudoka aus ganz Europa nahmen teil. Leider wurden nur diejenigen zugelassen, die sich bei der sehr kurzfristig anberaumten Vorabfrage gemeldet hatten. Die Herren Ishikawa Takeo (Hanshi 8. Dan, Vizepräsident der ANKF), Kawamura Mitsuo (Hanshi 8. Dan) und Kato Izuru (Hanshi 8. Dan) nahmen die Prüfung vom 1. bis 6. Dan ab, unterstützt durch einige europäische shogo. Roland Pohl

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Als Prüfer waren aus Japan angereist: Ishikawa Takeo Hanshi, 9. Dan, Vizepräsident der ANKF, Akiyama Terumi Hanshi 8. Dan und Usami Yoshimitsu Hanshi 8. Dan. In der Durchführung der Prüfung wurden sie von den europäischen shogo unterstützt, die u.a. für die Überprüfung der im Vorfeld abgegebenen schriftlichen Prüfungen zuständig waren. Die Prüfer hatten ein großes Pensum zu erledigen. Am Freitag, den 15.7. begannen die Prüfungen mit 143 3. Dan-Anwärtern. Am Samstag wurden dann 202 1. Dan- und 126 2. Dan-Anwärter geprüft. Den Abschluß am Sonntag bildeten dann die Prüfungen von 85 4. Dan-, 54. 5. Dan, 21 6. Dan- und 40 Renshi-Kandidaten. Die Prüfungen wurden alle von der großen Zuschauertribüne aus aufmerksam verfolgt. Die offiziellen Ergebnisse lagen uns zur Drucklegung leider noch nicht vor. Karin Reich


Neue Dan-Grade HA M B U R G / PAR I S Ergebnisse der IKYF- / EKF-Prüfungen 2010/11

Tokio 2010 Sebastian Alami Sabine Törber

Manfred Hubert Sellhorn Rudolf Stöppler Marlene Haubner Christel Stöppler-Walrand Wolfgang Brauers

Nidan

Nidan

Beate Dorst Michael Lehmann Michael Messler Oliver Blaschke Volker Alles Angelika Hörnig Manfred Riemer Karin Körner

Melanie Himmel Olaf Strauß Eric Nguyen Eva Maria Fasold TugrulRichter Georg-PhilippFasold Dirk Harrie Andrea Dorst Stefan Huber Heiko Volborth Michaela Surke Christoph Wallrafen Rene Knipprath Arndt Meier Frank Bittermann Alfred Fischer Gabriele Schinnerling Cordula Kühn Dirk Hinners-Stommel Karsten Blum Mario Pitzner Gerdhard Meyer Jochen Thalmann Peter Schälike Regine Stiller Erik Eisenkolb Irene Kroll-Pautsch Christian Pautsch Marlies Hinners Jörg Gutsche Theo Schotten Rolf Gückel Herbert Krimmer Joachim Gerbens Peter Kollotzek Dieter Knauf Sibille Martin Volker Bruckmann Dagmar Geuder Maria Möcklinghoff

Shodan

Sandan Michael Wurzel Josef Hoffmann

Hamburg 2010 Shodan Hannes Bein Julia Kersten Christina Krok Robert Labus Pia Zojer Simon Grunert Christoph Heiduschke Nicolas Noffke Carola Lehmann Yoko Oikawa Musa Karaca Alexander Höfer Steffen Martin Geier Simon Heide Birgit Sommer Jan Roetert Ulrich Pantow Ulrike von Elling Jörg Schreiner Michael Bracht Annegret Kollmeier-Loew Susanne Huber Inge Ullrich

Sandan Fabian Kommoß Knud Stoltzke Markus Kosselt Uta Scholten Harald Kühn Elene Sieglen Robert Winiker Horst Lohnstein Uwe Steinhauer Ottmar Lipka

Yondan Diana Paris Rolf Zimmer Ulrich Meinberg Jürgen Salomon

Godan Reinhard Kollotzek

Rokudan Shigeyasu Kameo

Paris 2011 Die Ergebnisse liegen noch nicht vor.

100 Jahre Prof. Genshiro Inagaki 2011 31


DKyuB Intern

Ehrungen H A MB U R G Ehrungen für unsere japanischen Lehrer Als außergewöhnliches Zeichen der Dankbarkeit haben sich die Mitglieder des DKyuB in diesem Jahr entschlossen, Ehrennadeln an drei unserer japanischen Lehrer zu verleihen.

Satô Akira mit der Goldenen Eh- Sekine Yoshio mit der Silbernen Ehrennadel des DKyuB rennadel des DKyuB

Q Viel haben wir ihnen zu verdanken. In jedem Jahr opfern sie den größten Teil ihres Jahresurlaubes, kommen nach Europa und unterrichten uns. Dies ist stets mit einer besonderen Anstrengung verbunden. Sie reisen lange, leiden durchaus unter der Zeitverschiebung und arbeiten hier von morgens bis abends – in einer fremden Kultur unter Zuhilfenahme eines Übersetzers. Mit Freude und immenser Geduld unterrichten sie uns und korrigieren wohlwollend in jedem Jahr die gleiGeboren 1952 in der Präfektur Miyagi. chen Fehler. Inhaber eines Lehrstuhls am Master- und Für diese enorme Anstrengung möchten Doktorkurs der Tôhoku Universität. wir uns mit den Ehrungen bei folgenden Seit 1975 Kyûdô Seminare in Europa: Erstes Seminar in Hamburg zusammen mit Lehrern bedanken: Inagaki-sensei. Seit 2001 Träger der DKyuB Ehrennadel 表彰 in Silber. 本年、ドイツ弓道連盟は日本の三名の先生 方に感謝のしるしとして栄章を贈呈する事 を決定しました。 先生方のお陰で私達は多くのものを得る事 が出来ました。毎年、先生方は年間休暇の 殆どを犠牲にし、渡欧され、私達の指導に 当たられています。これはとても大変な事で す。先生方は毎年、長い空の旅の後、時差に 悩ませられながらも、当地、異文化の環境 下で通訳の補助を受けながら、朝から晩ま で終日、活動されています。楽しい雰囲気の 中、辛抱強くご指導にあたられ、毎年、同じ 癖を親身に矯正して下さいます。 この先生方の多大な貢献に感謝すると共に、 以下の先生方を表彰したいと思います。

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佐藤明先生、ドイツ弓道連盟金章 1952年宮城県生まれ 東北大学大学院准教授。 1975年より渡欧。 最初のセミナーはハンブルクにて稲垣先生 と共に指導に当たられる。 2001年ドイツ弓道連盟銀章を受章。

Geboren 1955. Lehrer an der staatlichen (nationalen) Mittelschule der Ochanomizu-Universität. Seit 1991 Kyûdô Seminare in Europa: Erstes Seminar in Pajulahti und Wentdorf zusammen mit Inagaki-sensei. Seit 2001 Träger der DKyuB Ehrennadel in Bronze. 関根令夫先生、ドイツ弓道連盟銀章 1955年生まれ。 お茶の水女子大学附属中学校教諭。 1991年より渡欧。 最初のセミナーはパユラテイ、ヴェントルフ にて稲垣先生と共に指導に当たられる。 2001年ドイツ弓道連盟銅章を受章。


Kurosu Ken mit der Silbernen Ehrennadel des DKyuB

Geboren 1956 in der Präfektur Miyagi. Inhaber eines Lehrstuhls Tôhoku Gakuin Universität. Seit 1979 Kyûdô Seminare in Europa: Deutschland, Italien, Finnland, Ungarn, Österreich, Slowenien u.a. Seit 2001 Träger der DKyuB Ehrennadel in Bronze 黒須憲先生、ドイツ弓道連盟銀章 1956年宮城県生まれ。 東北学院大学准教授。 1979年より渡欧。 ドイツ、イタリア、フィンランド、ハンガリー、 オーストリア、スロヴェニア等々の国々で指 導に当たられる。 2001年ドイツ弓道連盟銅章を受賞

Präsidium des DKyuB

100 Jahre Prof. Genshiro Inagaki 2011 33


100 Jahre Inagaki sensei Inagaki sensei in Bildern S T UT T G A RT Ein Bildband zum 100. Geburtstag Q Anläßlich des 100. Geburtstags von Inagaki Genshirô in diesem Jahr, hat der Deutsche Kyudo Bund ein Buch mit Bildern von Inagaki-sensei herausgegeben. Das Buch beinhaltet 134 Schwarzweiss- / und Farbbilder aus den Jahren 1969 bis 1994, die überwiegend bei Seminaren in Europa aufgenommen worden sind. Weiterhin findet man eine Kurz-Biographie von Manfred Speidel und eine Übersicht der Seminare von Inagaki-sensei in Europa. Herr Mori hat ein Vorwort für das Buch geschrieben. Die Texte sind in Deutsch und Englisch. Der Deutsche Kyudo Bund bedankt sich ausdrücklich bei denjenigen, die Bilder für dieses Buch beigesteuert haben. Ohne diese Unterstützung wäre die Herausgabe nicht möglich gewesen. Es sind noch einige Exemplare des Buches vorrätig, die bei der Geschäftsstelle für EUR 14,95 bestellt werden können. Uwe Beutnagel-Buchner Vize-Präsident Ausbildung

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Kyudo-Welt

Patenländer HA M B U R G Eine Chronik der EKF-Expansion Die European Kyudo Federation – EKF – wurde 1980 in Hamburg gegründet und hatte als Gründungsmitglieder die Nationalverbände von Deutschland, England, Frankreich, Italien, Schweiz, Niederlande und Schweden zusammengeführt. Q Zweck der Vereinigung war zu der Zeit vor allem, Lehrgänge mit japanischen Lehrern in Europa zu ermöglichen und darüber hinaus an Dan-Prüfungen nicht nur in Japan sondern auch in Europa teilnehmen zu können. Die Ausrichtung von Europameisterschaften war zwar von Beginn an auch ein Verbandsziel, jedoch konnte erst 1988 ein Konsens darüber erzielt werden, dass die EKF auch VeranstalSzene an der shai im Moskauer Dojo ter für Europameisterschaften wurde. 1989 fand dann bekanntlich die 1. Kyudo- Kriterien erfüllen. Sie müssen sich z.B. naEM in Hamburg statt. tional verfasst haben, und es muss eine dem jeweiligen nationalen Recht genüAuf verschiedene Weise kamen in den gende Vereinsstruktur gewählt worden Jahren nach der Gründung neue Mitglie- sein. Einzelpersonen oder Minigruppen der hinzu. Die Aufnahme eines neuen können nicht aufgenommen werden. FerMitgliedsverbandes verlief i. d. R. prob- ner muss der Kontakt zu einem etablierlemlos, bis sich dann die Notwendigkeit ten Nationalverband bestehen, der in seiergab, bestimmte Voraussetzungen fest- ner „Patenschaftsrolle“ nicht nur organisazulegen und ein Procedere für die Auf- torische Unterstützung leistet, sondern nahme aber ggf. auch für den Ausschluss vor allem durch Unterricht und Anleitung aus der EKF festzulegen. zum Wettkampf usw. hilft. Die dahinter Mit der Gründung des Kyudo-Weltver- stehende Idee ist, dass durch gestandene bandes (IKYF) wurden diese Fragen er- shogo die neuen Verbände eine Wegweineut diskutiert und der Versuch unter- sung erhalten, die sie, sowie sie Vollmitnommen eine relativ einheitliche Rege- glied der EKF und dann später auch der lung zu schaffen. Es sollten nicht nur in IKYF geworden sind, mit der üblichen den vier Kyudo-Weltregionen (Amerika, Kyudo-Kultur bekannt gemacht hat und Asien-Ozeanien, Europa, Japan) neue helfen soll, Irrwege zu vermeiden. Verbände aufgenommen und betreut werden können, sondern die Kriterien 2010 hat die EKF die Richtlinien für die möglichst einheitlich sein, um die Auf- Neuaufnahme von Kyudo-Nationalvernahme in die IKYF zu erreichen. bänden neu verfasst, wobei schon praktiDiese Regelung bedeutet, dass neue zierte Prinzipien und die Kompatibilität Gruppierungen im EKF-Geltungsbereich zur IKYF beibehalten wurden. erst an Seminaren und Wettkämpfen Diese so genannten „Patenschaften“ hat teilnehmen können, wenn sie bestimmte es aber nicht erst seit der entsprechenden

Regelung durch die EKF und IKYF gegeben, sondern faktisch auch in früheren Jahren. Im Folgenden wird die Entwicklung seit den Gründertagen aufgezeichnet. Durch private Kontakte ergab es sich, dass Interessenten aus Österreich und Finnland sich Mitte der 80-er Jahre an Feliks Hoff wandten und nach den ersten einführenden Seminaren einen nationalen Verband ins Leben riefen. In dieser Zeit war ein Zuwachs im EKF-Gebiet hochwillkommen und so wurden diese neuen Verbände kurz nach ihrer Gründung in die EKF aufgenommen. Die Kooperation verläuft bekanntlich seit Jahren gut und auch weiterhin werden Seminare von deutschen Trainern in beiden Ländern geleitet. Ähnliches geschah in Portugal und Luxemburg. Die Betreuung der Kyujin in Luxemburg übernahm die belgische Federation, Portugal hatte Kontakte zu verschiedenen EKF-Shogo und darüber hinaus auch Kontakte nach Japan, so dass die Versorgung mit Material und Unterrichtsange-

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Kyudo-Welt

Dojo und Trainingsgruppe in Davidesti, Rumänien

lung als Vollmitglied in die EKF aufgenommen werden zu können.

boten gewährleistet war bzw. ist.

beiden anderen Gruppen es vorzogen, für sich, d. h. ohne organisatorische AnbinSpanien und die italienischen Shomen- dung zu schießen. Die Budapester GrupSchützen wurden in ihrer Frühzeit durch pe (Bukyukai) hingegen suchte den AnLiam O´Brien unterstützt, Norwegen bis schluss an die EKF, um auch an Prüfungen heute. und Wettkämpfen teilnehmen zu können. Als Schweden sich nach einer langen Pau- Da für diese Gruppe auch immer ein Bese ab 1998 wieder aktiv in die EKF zurück- zug nach Wien bestand, ergab es sich, meldete, half Feliks Hoff mit mehreren dass die ungarische Gruppe über ÖsterSeminaren und administrativen Tipps reich in der EKF vertreten wird. dem Verband beim Neu-Start. Dass die Schweden als Shomen-Schützen inhalt- Durch Feliks Hoffs Unterrichtstätigkeit im lich seit einigen Jahren von Ray Dolphin Rahmen der EKF-Seminare wurde der betreut werden, geht auf Feliks Hoffs Rat- Kontakt zu den Kyudoka in Polen, Lettschlag zurück, sich für die inhaltliche Wei- land und Tschechien hergestellt. Die Verterführung an einen Shomen-Lehrer zu tretung dieser Länder erfolgt seit dem halten. EKF-Seminar 2009 in Frankfurt durch den DKyuB. Nach dem Fall des eisernen Vorhanges Mitglieder dieser Verbände nehmen nebegann in den früheren Ost-Blockstaaten ben den EKF-Seminaren u. a. auch an Seauch das Interesse an den Budo-Diszipli- minaren in Deutschland, Lettland und nen zuzunehmen. So erreichten Feliks Österreich teil. Hoff auf Grund seiner steten Präsenz in der EKF schon früh Anfragen, ob und wie Durch den japanischen Dachverband ggf. Kyudo dort etabliert werden könne. wurden die Leiter der Kyudogruppe in Die Vorstellungen und Erwartungen, vor Moskau auf Feliks Hoff verwiesen und allem was eine materielle oder finanzielle nach einem Besuch der Leitungsgruppe Unterstützung anging, waren dabei nicht in Hamburg 2008 wurde die Verbindung selten ziemlich unrealistisch und so pas- zum DKyuB gewünscht und bestätigt. sierte lange Zeit kaum etwas Sichtbares. Die Moskauer Kyudogruppe hat nicht nur Da Feliks Hoff zusammen mit Herrn nach sehr kurzer Zeit bereits ein eigenes Matsuo und seinen Studenten auch mehr- Dojo gebaut (s. Zanshin I/09), sondern infach in Wien Seminare gestaltet hatte, be- zwischen auch weitere Gruppen in Russgletete er ihn auch nach Budapest und land gegründet (Ullanovsk, St. Petersburg, wurde dort als Unterrichtender tätig. Irkutsk, Penza). Sie erfüllt bereits jetzt die Zwar gab es in Ungarn schon zwei Kyudo- Bedingungen, um nach Abstimmung bei gruppen, jedoch schien es so, dass die der nächsten EKF-Mitgliederversamm-

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Da Feliks Hoff regelmäßig Seminare in Riga gibt, ergab es sich, dass dort nicht nur Russen und Polen unter den Teilnehmern zu finden waren, sondern auch Schützen aus der Ukraine sowie Interessenten aus Litauen. Im Kontext des Riga-Taikai 2009 konnte dann ein neuer Kyudoverband in Vilnius (Litauen) gegründet werden, dessen Mitglieder ebenso wie die Kyujin aus Kiew durch den DKyuB bei der EKF vertreten werden. Aus Rumänien war für mehr als ein Jahr Dr. Pavel Nicolai Mitglied im Alster Dojo. Er hatte zusammen mit einem Universitätskollegen Kyudo in Japan begonnen und rief dann kurz nach seiner Rückkehr nach Rumänien in Bukarest eine Kyudogruppe ins Leben. Nach einem Seminar mit Feliks Hoff in Bukarest hat sich eine weitere Gruppe in Timisoara gegründet, die Teilnahme an Dan-Prüfungen in 2011 wird angestrebt. In Dänemark gab Feliks Hoff zwischen 2003 und 2005 insgesamt vier Einführungskurse in Kopenhagen und Aarhus. Zwar nahmen daraufhin einige der Teilnehmer auch an DKyuB-Seminaren teil, aber niemand war bereit, sich für einen organisatorischen Zusammenschluss zu engagieren, und somit waren zunächst weitere Aktivitäten beendet. Inzwischen hat aber ein dänischer Shomenschütze hierzu erste Schritte unternommen und sich an Norwegen gewandt, dessen


Seminar in Riga, Estland, 2008 sowie das 1. Seminar in Vilnius, Litauen, 2009 Verband die Patenrolle für die dänischen Kyujin übernommen hat. Darüber hinaus gibt es in Europa Kyudoaktivitäten in der Slowakei, Slowenien und in Ländern des früheren Jugoslawien, allerdings ohne Anbindung an die internationale Kyudowelt, obwohl dazu Angebote organisatorischer und inhaltlicher Art gegeben wurden. Private Vereinigungen, wie z. B. die Shibata-Gruppen, Marubi-Ryu, Yamabushiryu , Kyu-jutsu usw. stellen sich bekanntlich bewusst gegen das verfasste Kyudo und stehen daher nicht im Kontakt zu den nationalen Verbänden. In Kroatien formiert sich derzeit ein Verband, der den Schulterschluss mit Österreich sucht, um bald auch in der EKF prä-

sent zu sein. Andere Gruppen haben sich wohl noch nicht oder anders entschieden, wenn gleich die Perspektive beim Rückzug in ein „privates Kyudo“ doch als reduziert bewertet werden muss. Nach Gründung des Weltverbandes ist auch in anderen Teilen der Welt eine Ausweitung von Kyudo zu beobachten. In verschiedenen Ländern Amerikas sind neue Gruppen entstanden, die z. Zt. durch den Dachverband der USA bei der IKYF mit vertreten werden und daher auch bei der 1. Weltmeisterschaft in Tokyo 2010 mit schossen. Im Bereich Asien-Ozeanien können neben Aktivitäten in China und Korea Ver-

bandsneugründungen in Taiwan, Australien und Neuseeland beobachtet werden. Im April 2011 fand für diese Region ein IKYF-Spezialseminar mit Prüfungen in Nagoya statt, an dem auch Russen teilnehmen durften. Die neue Gruppe in Irkutsk liegt zwar geografisch dicht an Japan und dem Pazifik, gehört aber dennoch zum EKF-Geltungsbereich. Mit Stand vom Januar 2011 hatte die EKF 15 Voll - Mitglieder: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien sowie 9 assoziierte Mitglieder: Dänemark, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Tschechien, Ukraine, Ungarn. Insgesamt üben 3000 Kyudoschützen in den mit der EKF verbunden Organisationen. Gegenüber dem Stand von vor 10 Jahren stellt dies eine Steigerung um 100% dar. Auf Grund der Neuregelungen bezüglich der assoziierten Mitgliedsverbände begegneten sich bei den Europameisterschaften in Wien Kyudoka aus 17 Nationen, die um die Titel schossen. Die Anzahl der teilnehmenden Nationen und Schützen ist daher größer denn je und zeigt, dass das Konzept der „Patenländer“ auf fruchtbaren Boden gefallen ist. 2 Cornelia Brandl-Hoff / Feliks F. Hoff

Die Finalisten des Riga Taikai 2010 mit japanisch-deutschen Shogo

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Adressen Adressenliste Deutscher Kyudo Bund e. V.

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Dr. Roland Pohl · Langgasse 28, 52511 Geilenkirchen, Tel.: 02451-65613, praesident@kyudo.de

Vizepräsidentin (Ausbildung): Uwe Beutnagel-Buchner · Sattelstraße 24, 70327 Stuttgart, Tel.: 0160-7024090, vize-ausbildung@kyudo.de Vizepräsident (Wettkampf): Kassenwart: DKyuB-Konto:

Çaglar Engin · Marktstraße 35, 50968 Köln, Tel.: 0221-9912806, vize-wettkampf@kyudo.de Hans Philipp · Nachtigallenweg 22, 91056 Erlangen, Tel.: 09131-483314, kassenwart@kyudo.de Deutscher Kyudo Bund e.V., Postbank Hamburg, 743174-205 (BLZ: 200 100 20)

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Technische Kommissionen: Heki-Studienkreis: Prof. Manfred Speidel · Ungarnstr. 12, 52070 Aachen, Tel.: 0241-15 39 23, Fax.: -888 83 29 Shomen-Studienkreis: Matthias Obereisenbuchner · Verdistr. 7, 81247 München, Tel.: 089-811 93 80 Ältestenrat:

Sprecher: Prof. Manfred Speidel (s. oben) · Mitglieder: M. Speidel, F. Hoff, L. Reinhardt, F. Gabler

Rechtsausschuss:

Vorsitzender: Hans Hasselmann · Teichstr. 36, 31141 Hildesheim, 05121-320 94, Fax.: -32823, Beisitzer: R. Lindemaier, R. Kollotzek, V. Voigt de Oliveira

Vertreter der Kyudo-Landesverbände: Baden-Württemberg: Uwe Beutnagel-Buchner, Waldmeisterweg 26, 70186 Stuttgart, 0711-48 13 70 · praesidentkyuvbw.de Bayern: Barbara Lemke, Haubenhof 14, 91126 Kammerstein, 09178-99965, bar.lemke@t-online.de Berlin: Vicente Voigt de Oliveira, Jenaer Str. 17, 10717 Berlin, 030-854 98 91 · voigtdeoliveira@arcor.de Bremen: Gerd T. Meyer, Posenerstraße 39, 28237 Bremen, 0421-380 27 05 · LB@kyudo-bremen.de, Hamburg: Franka Schmidt, Lutterothstr. 33, 20255 Hamburg, 0176-6313 3457 · frankaschmidt@gmx.de Hessen: Nicolai Otto, An der Allee 79, 65207 Wiesbaden, 0611-174 82 49 · nicolai.otto@kyudo-frankfurt.de Mecklenburg-Vorpommern: Stephanie Schiller, Waldeck 4, 23936 Waldeck, 0173-740 35 49 · waldeck@shuitsukankyudojo.de Niedersachsen: Jürgen Salomon, Zur Hindenburgschleuse 7, 30559 Hannover, 0511-58 62 56 salomon.hannover@freenet.de Nordrhein-Westfalen: Sven Zimmermann, Mainzer Str. 235, 53179 Bonn, 0228-207 69 59 · lsb@rhein-dojo.de Rheinland: Claudia Hallermann, Taunusstr. 6, 55411 Bingen, 06721-93 73 38 · claudiahallermann@kabelmail.de Pfalz: Fritz Eicher, Philipp-Heinrich-Messer-Str. 11, Bad Dürkheim, 67098 Bad Dürkheim, 06322-659 31 EicherArt@online.de Saarland: Jürgen Linnenberger, Am Weiher 2, 66346 Püttlingen, 06806-450 49 · j.linnenberger@gmx.de Sachsen: Alexander Höfer, Obergraben 19, 01097 Dresden, 0351 655 73 53 · post@alexander-hoefer.de Schleswig-Holstein: Uwe Steinhauer, An der Hülshorst 4, 23568 Lübeck, 0451-344 62 · uwe-st@gmx.net Stand: 1. August 2011 Die aktuellen Adressen der Vereinsvertreter sind auf der Homepage des DKyuB (www.kyudo.de) veröffentlicht.

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Glosse | Kurz vor Schluss

;-)

Kyudo-ing kyu-doing KYUDOING Heute: »Hai-Tek und die Hummeln des Kyudo« Für die Entwicklungen im Leben gibt es eine Reihe von Erfolgskonzepten. Aber was setzt sich am Ende durch: Revolution oder Evolution? Q Kyûdô ist, wie wir alle wissen, eine vergleichsweise einfache Sache: Nur der Bogen, ein Pfeil und der Mensch. Doch ganz so einfach ist es in der Praxis dann nicht. Es gibt ja diesen Wissenschafts-Mythos, nach dem Hummeln aufgrund ihrer zu kleinen Flügelfläche, im Verhältnis zum beträchtlichen Körpergewicht, nach den Gesetzen der Aerodynamik gar nicht zum Fliegen imstande sein können. Sie wissen davon nichts – und tun es trotzdem. Neue Forschungen haben indes gezeigt, dass sie den nötigen Auftrieb mittels ausgefeilter Technik erzeugen: Dadurch, dass sich die Spitzen ihrer schnell schlagenden Flügel gleichzeitig flexibel nach unten bewegen, entstehen entlang der Flügel kleine Verwirbelungen, die für Tragfähigkeit sorgen. Ich kann nicht, also will ich. Das System Kyûdô ist, anders betrachtet, kein simples, sondern ein hochkomplexes und recht fragiles. Dieses wurde in einer uns fremden Kultur über 300 Jahre lang beständig optimiert. Bogen und Pfeil waren im Rahmen natürlicher Material-eigenschaften auf die körperlichen Maße und Proportionen der Bewohner Nippons zugeschnitten. Kein Wunder, dass Japaner also häufig skeptisch sind gegenüber den Versuchen der „Gaijin“, Kyûdô zu erlernen. Immerhin haben viele der Nicht-Japaner tatsächlich damit zu kämpfen, dass das Gerät allgemein etwas größer und sein muss – was wiederum die Anfälligkeit des

ganzen Systems erhöht. Zusätzlich sind viele der primären (hassetsu) wie sekundären (tahai) Bewegungsabläufe zunächst fremdartig. All das gilt es, sich zu Eigen zu machen. Für den angestrebten Vorsprung durch Technik braucht es immens viel Übung – und damit Zeit. Die Alternative dazu wäre „PowerKyûdô“! Ein Bogen, mit dem neuen Betriebssystem Arrows XP oder gar OS X Metal Tiger bestückt, könnte sicher ungleich mehr leisten. Zu bedenken ist, ob auch die Hardware effektiv getuned werden kann – oder hat das »Pimp my bow« wenn nicht ideologische, dann zumindest natürliche Grenzen? Können Pfeile wirklich besser treffen, wenn der Luftwiderstand durch Materialien aus der Raumfahrt gemindert, die Federn bei Vollmond aufgezogen oder gar die Wicklungen emotional aufgeladen werden? Fragen, die weitere mögliche Features plausibel machen: • Brandneues Enteki-PlugIn inklusive • Polyphone Sehnentöne • Selbstjustierende Zielbilder

„Der mit dem Bogen tanzt“ „Die Zwölf Pfeile“ „Dreilochmatos“ Und wie wäre es mit: „Die heiße Kyujin auf dem Blechdach“ oder „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“? Auch Titel wie „A Beautiful Mind“, „Außer Kontrolle“ oder „Die Tiefe“ bekommen in Bezug auf Kyûdô ihre spezielle Bedeutung. Mein eigener letzter hieß übrigens „À la Recherche de l’arc et flèches perdu“.

Wer’s klassischer mag, erfreut sich vielleicht an der hehren Kunst des Reimens. Wie diese Verse aus Novalis’ Heinrich von Ofterdingen, die mich neulich inspirierten: „Wenn nicht mokuroku und mugonka sind Schlüssel aller Schüsse hika, wenn die, so schießen oder reden, mehr als ihre Sempai wissen, wenn Kyudo sich ins freie Leben und in das Kyudo wird zurückbegeben, wenn dann sich wieder Licht und Schatten zu echter Klarheit werden gatten und man in Märchen und Gedichten erkennt die wahren Weltgeschichten, Gelegentlich wähnt man sich beim eige- dann fliegt mit einem schnellen Pfeil nen Tun im Kyûdô im falschen Film. Was das ganze verkehrte Wesen steil.“ mache ich hier eigentlich? Und dann fallen einem all die Filme ein, an Mit dieser Kolumne verabschiedet sich denen man im Laufe seines Übungsweges der Autor fürs Erste aus dem ZANSHIN. auch schon in der einen oder anderen Nach vier Jahren Verbandstätigkeit geht Rolle beteiligt war: die Reise mehr zum eigenen Schießen. „Der dritte Pfeil“ Ich freue mich, wenn ich euch an dieser „2011 – Odyssee im Dojo“ Stelle gelegentlich ein Lächeln entlocken „Das Schießen der Anderen“ konnte. Den Designer in mir freut es, ei„Ein Quantum Frust“ nen Trend mit initiiert zu haben: Als ich „Fluch des Azuchi (I-III)“ damals mit eigenen Pfeilen begann, sah „Matos pflastern seinen Weg“ man kaum rote Wicklungen – mittlerweile „Spiel mir das Lied vom Taihai“ sehe ich immer mehr davon. 2 Klaus-Peter Staudinger „Das letzte Tachi in Paris“

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