Dive Trophy: Tarieren - Special aus "unterwasser" Magazin

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Dive Trophy

[Dive Trophy: Tarieren]

Flugstunden Stellen Sie Ihre Tarierfähigkeiten unter Beweis und üben Sie mit uns den schwerelosen Flug durch die Unterwasserwelt.

E

s gibt nichts Schöneres als das schwerelose Gleiten durch Neptuns Reich. Im Open Water-Kurs bekommt man das Gefühl der Schwerelosigkeit zum ersten Mal bei der Pivoting-Übung, wenn man nur auf Flossenspitzen über dem Boden schwebt. Hier merkt man das erste Mal, wie sich die Jacketbe- und – entlüftung und die Ein- und Ausatemtiefe auf die Lage unter Wasser auswirken. Das Herstellen des Gleichgewichts von Aufund Abtrieb gehört nicht nur zu den elementarsten, sondern auch zu den schwierigsten Fertigkeiten des Tauchens. Tauchanfänger

gleichen die fehlenden Tarierfähigkeiten mit einem ständigen Flossenschlag aus. Das kostet Luft, Energie und wirbelt in Bodennähe auch eine Menge »Staub« auf. Zudem wird während des Atemzyklus zu flach abgeatmet, was im Endeffekt mehr Luft in der Lunge bedeutet und somit positiven Auftrieb erzeugt. Bewusstes und richtig eingesetztes Atmen ist somit eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für das perfekte Tarieren. Neben den Kenntnissen um die Auswirkung der Atmung spielt auch der richtige Einsatz der Blei-

menge eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Schwerelosigkeit. Wie Sie Ihre Bleimenge richtig bestimmen und mit welchen Übungen Sie zum Astronaut der Meere werden, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Haben Sie weitere Vorschläge für Tarierübungen, die nicht im Lehrbuch stehen, dann schreiben Sie uns unter dem Stichwort »Dive Trophy« an redaktion@unterwasser.de. Für alle Dive TrophyTeilnehmer gilt es, die folgenden Übungen m perfekt zu beherrschen. ¢ Alexander Kaßler


TARIEREN

∑ GRUNDWISSEN

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c Das Gewicht von einem Liter Luft beträgt un-

ter »Normalbedingungen« (trockene Luft, Temperatur wird vernachlässigt) 1,25 Gramm. Befüllt man nun eine Zwölf-Liter-Flasche mit 200 bar, so wiegt die enthaltene Luft etwa drei Kilogramm (vereinfacht: 1,25 x 12 x 200/1000). Atmet man die Flasche bis auf einen Restdruck von 50 bar leer, so ergibt sich ein Abtriebsverlust von etwa 2,25 Kilogramm. Diesen Gewichtsunterschied gilt es bei der Bestimmung der optimalen Bleimenge zu beachten.

Einflussgrößen auf den Auftrieb

Auswirkung

Anzug

Je dicker die Neoprenschicht des Anzuges ist, umso mehr Auftrieb wird erzeugt

Atemgasbehälter

Stahlflaschen haben einen geringren Auftrieb als Alu- oder Carbonflaschen

Jacket

Je nach Art und Dicke der Polsterungen saugen sich diese mit Wasser voll und sorgen für zusätzlichen Abtrieb

Salz- / Süßwasser

Im Salzwasser erfährt der Taucher einen größeren Auftrieb als im Süßwasser (zirka fünf Prozent mehr Blei nötig)

zusätzliche Ausrüstung

Lampen, Stageflaschen und größere Kameragehäuse sorgen für zusätztlichen Abtrieb

Die richtige Bleimenge ist der Schlüssel zum Tarier-Erfolg

Pivotieren – Der erste Schritt zur Perfektion

Diese Übung gehört zu jedem OWD-Kurs. Der Kontakt zum Boden wird lediglich mit den Flossenspitzen gehalten. Ein wenig Luft ins Jacket und dann tief Luft holen. Bevor man abhebt und den Kontakt zum Boden verliert, wird langsam wieder ausgeatmet. Um den Bodenkontakt zu vermeiden, muss im richtigen Moment wieder eingeatmet werden.

Alle Fotos: Norbert Probst

Viele erschweren sich das Tarieren wortwörtlich mit zu viel Blei. Die »Feinjustierung« mit der Lunge und dem Jacket wird so mit jedem Gramm Blei am Taucher schwieriger. So ermittelt man die richtige Bleimenge: An der Wasseroberfläche das Jacket vollständig entlüften, tief einatmen und die Luft anhalten. In diesem Zustand sollte man nicht weiter als bis zur Stirn absinken. Um den Auftrieb, der durch den Luftverlust am Ende des Tauchganges entsteht, auszugleichen, müssen zirka zwei, bei Aluflaschen drei zusätzliche Kilogramm mitgeführt werden.


Dive Trophy

Entspanntes »Rumhängen« im Schneidersitz Bei dieser Übung ist nicht nur das Feingefühl für die Tarierung gefordert, sondern auch der Gleichgewichtssinn. Je nach der Tiefe des Einund Ausatemzuges steigt oder sinkt man mehr oder weniger. Wer zu viel oder zu wenig Luft im Jacket hat und zu tief ein- oder ausatmet, findet sich ganz schnell in der »Fahrstuhlfahrt« zur Oberfläche oder zum Boden wieder. Um bei dieser Übung nicht nach vorn oder hinten zu kippen, sollten bei der Benutzung eines Bleigurtes die Gewichte nicht alle auf dem Kreuzbein oder Rücken, sondern an Hüften und Bauch als Gegengewichte zur Flasche positioniert werden. Mit Wing-Jackets ist es zudem um ein Vielfaches schwerer, in dieser Position zu verharren, da der Taucher nach vorn gedrückt wird. Um der Aufgabe einen Wettbewerbs-Charakter zu verleihen, kann die Zeit gestoppt und der Bewegungskorridor festgelegt werden.

Tarierparcours – Feingefühl und Schnelligkeit

Bei der schwierigen Variante wird nur mit der Lungenatmung tariert. Um zu steigen oder zu sinken, wird die Luft tiefer ein- oder ausgeatmet und länger oder kürzer angehalten.

Ein Tarier-Parcours kann die verschiedensten Formen haben. Wer nicht gleich ein ganzes Gerüstsystem im Schwimmbecken versenken will, dem steht mit ein paar Hula Hoop-Reifen eine einfache und günstige (ab zwei Euro pro Reifen) Alternative zur Verfügung. Um den Kurs interessant zu gestalten, bietet es sich an, die Reifen in

verschiedenen Höhen schweben zu lassen. Für Könner bietet es sich an, die Parcours-Strecke auf Zeit und mit Zeitstrafen bei Ringberührungen zu durchtauchen. Diese »vereinfachte« Übung ist übrigens fester Bestandteil der Finalaufgaben in Ägypten. Allerdings findet sie dann unter Realbedingungen im offenen Meer statt.

Bei der scheinbar einfacheren Ausführung ist die »Feinjustierung« mittels Inflator erlaubt. Allerdings muss man sein Jacket sehr genau kennen, um nicht zu viel Luft ein- oder auszulassen.


TARIEREN

Hier besteht die Aufgabe darin, auf gleicher Höhe in der Rückenlage zu tauchen (als Wettkampf unter Zeit-

nahme). Um den Boden nicht zu berühren, sollten die Oberfläche und der Tiefenmesser beachtet werden.

Gewichtsverlust – Bleigurt an- und ablegen

Die Gewichtsstücke verrutschen, der Gurt gerät in Schieflage, man benötigt ein Bleistück mehr oder weniger. Situationen, in denen man den Bleigurt unter Wasser ab- und wieder anlegen muss, gibt es genü-

gend. Allerdings sollte man dabei nicht an die Oberfläche treiben oder einen Sinkflug antreten. Wer perfekt tarieren kann, bleibt bei dieser Herausforderung die Ruhe selbst und somit auch auf gleicher Tiefe.

Dive Trophy

Blick nach oben – Rückwärts tauchen

Passende SSIBrevets Die Übung funktioniert wie beim An- und Ablegen des Gurtes im Sitzen, stellt jedoch eine größere Anforderung an Gleichgewichts- und Tariervermögen.

Am einfachsten bekommt man den Bleigurt durch eine kopflastige Schräglage wieder in die richtige Position. Nicht vergessen: Fixierung prüfen!

Mit dem SSI-Spezial-Kurs »Perfect Buoyancy« werden auch Sie zum Meister der Tarierung.


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