Interview
Ein Gespräch mit Philipp Keel
Wir machen weiter
Herr Keel, Ihr Vater, Diogenes Gründer Daniel Keel, ist im vergangenen September gestorben. Warum hat es so lange gedauert, bis Sie seine Nachfolge angetreten haben? Mir kam es gar nicht so lange vor. Irgendwie war es für uns alle unvorstellbar, dass mein Vater einmal nicht mehr da sein würde. Trotzdem habe ich mich aber schon lange gefragt, was in dem Falle passieren würde – vor allem: was die Konsequenzen wären, wenn jemand, also ich, die Verantwortung nicht übernähme. Und ich finde, die Familie, jemand aus der Familie, schuldet das dem Verlag. Die vergangenen sechs Monate haben mir klargemacht, dass ich diese Aufgabe gerne annehme und ich mir einen Frühling für Diogenes vorstellen kann. 108
Diogenes Magazin
Sie sind der Jüngere. Wollte Ihr Bruder Jakob nicht? Wir zwei sind zwar völlig verschieden, verstehen uns aber sehr gut. Jakob ist mehr der Zahlenmensch, weniger verspielt. Er hat als Präsident des Verwaltungsrats ein wichtiges beratendes Mandat und ist mir in dieser Position eine große Stütze. So wie Sie ihn und sich schildern, klingt das doch ähnlich wie die Aufgabenteilung zwischen Ihrem Vater und seinem Freund, Jahrgangsgenossen und Partner Rudolf C. Bettschart. Haben Sie mit Blick auf die Zukunft so etwas schon anvisiert? Ich kann mir wie bei meinem Vater auch gar nicht vorstellen, dass Ruedi Bettschart – mein Patenonkel, mein zweiter Vater – einmal nicht mehr da
ist. Wir leben und arbeiten so dahin, wir machen immer weiter: Das ist das Verrückte an diesem Verlag. Ich bin froh, dass Ruedi Bettschart jeden Tag im Haus ist und sich immer noch um alles kümmert. Ich bin zwar mit Diogenes aufgewachsen, konnte aber in den letzten Monaten viel Neues von ihm dazulernen. Was denn? Zum Beispiel, dass wir ruhig etwas strenger sein können bei dem, was wir uns bisher geleistet haben. Wir müssen zum Beispiel nicht mehr jedes Buch lieferbar halten, das sich nicht verkauft – ohne dass das gleich der Diogenes Kultur schadet. Damit sind wir bei dem, was Diogenes bleiben soll und was sich unter
Foto: © Nathan Beck
Seit April 2012 hat der Diogenes Verlag einen neuen Verleger. Philipp Keel übernahm die Nachfolge seines Vaters Daniel Keel, der den Verlag gegründet und bis zu seinem Tod im September letzten Jahres geleitet hat. Viele Traditionen will Philipp Keel mit seinem Kompagnon Rudolf C. Bettschart fortführen. Ein besonderes Anliegen ist ihm, dem Maler und Fotografen, die Gestaltung der Diogenes Bücher, ihr hoher Wiedererkennungswert. Trotz schwieriger Zeiten für den klassischen Buchhandel ist er überzeugt, dass das gedruckte Buch überleben wird, wie er im Gespräch mit Martin Ebel erzählt.