Die Stimme
aus dem Tennengau Ein Artikel von Katharina Maier, Redaktion Tennengau
Mythos Barmsteine:
die geheimnisvollen Felsen von Hallein
Die nächste Ausgab e der DIE TENN EN GAUE RIN er scheint im Frühjah r 2016!
Sie sind steil, markant und geheimnisvoll. Die Halleiner Barmsteine sind vor allem bei Wanderern beliebt. Was jedoch die wenigsten wissen: Die beiden Felsen umgibt nicht nur ein alter Mythos, sondern sie waren auch im Zweiten Weltkrieg von politischer Relevanz.
Vom Kleinen Barmstein genießt man einen atemberaubenden Blick aufs Salzachtal.
D
er Teufel hatte seine Hände im Spiel, heißt es. Er soll die beiden Barmsteine – oder tennengauerisch „Boamstoana“ – mehr oder weniger unabsichtlich erschaffen haben, weil er sich wegen einer Prozession im darunter liegenden Oberalm furchtbar aufregen musste. Vor lauter Wut riss er Gesteinsbrocken aus einer hohen Felswand, um sie als Wurfgeschoss zu verwenden. Übrig geblieben waren die rund 800 Meter hohen Barmsteine, die nun imposant über Hallein thronen. Genau über den Gipfeln der Barmsteine verläuft die Grenze zu Bayern. Diese besondere geografische Lage machten sich vor allem Nationalsozialisten zu Nutze. Sie kletterten von bayrischer Seite auf die Barmsteine, pinselten Hakenkreuze auf die weit über Hallein hinaus sichtbaren Felswände und spielten über Lautsprecher Nazi-Parolen ab, um neue Anhänger im Tennengau zu finden. Ein Maibaum muss sein! Wandert man den Weg zu den Barmsteinen hinauf, fällt einem sofort auf, was hoch oben am Kleinen Barmstein in die Luft ragt. Wer zunächst denkt, es handelt sich um eine Antenne, der irrt. Tatsächlich wird dort oben, am nur wenigen Meter großen
120 | Salzburgerin Oktober/November 2015
Foto: Katharina Maier
Plateau, jedes Jahr ein Maibaum aufgestellt. Zur Belohnung für die braven bayrischen Maibaumaufsteller gibt’s seit jeher ein kühles Bier aus dem Hofbräu Kaltenhausen – Salzburgs ältester Brauerei. Apropos Bier: das ist übrigens auch dank der Barmsteine so gut gekühlt. Die sogenannten Windröhren sind kalte Luftzüge, die an den Barmsteinen herabströmen und der Brauerei einen natürlichen Kühlraum schenken. Der Tennengau wird immer größer Den Barmsteinen ist es auch zu verdanken, dass der Tennengau geografisch gesehen jedes Jahr um ein paar Zentimeter größer wird. Zwischen den Grenzübergängen Kranzbichl und Gmerk verschiebt sich die Staatsgrenze ganz von alleine jährlich um eineinhalb bis zwei Zentimeter. Seit dem Jahr 1860 hat sich der Tennengau dadurch schon um rund zwei Meter vergrößert. Der Grenzstein, der oben am Kleinen Barmstein liegt, bewegt sich mit. Wanderer bekommen davon freilich gar nichts mit. Die rund dreistündige Tour mit zwischenzeitlicher Kraxlerei bietet dafür aber einen atemberaubenden Blick aufs Salzachtal. Den Barmsteinen wurde übrigens auch ein Beitrag im Buch „Salzburger Grenzfälle“ gewidmet, nachzulesen auf www.salzburg.at.