Visionärin der Altstadt
Interview: Dr. Elisabeth Weinek, Antiquariat Weinek, Steingasse 14+16
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Foto: Andreas Kolarik
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as ist Ihre Vision für Salzburg? Spontan von meiner Warte aus, würde ich in der Altstadt mehr Handwerks- und kleine Gewerbebetriebe begrüßen. Ob Hutmacher oder Schuster – kleine Gewerbetreibende sollten gefördert werden. Sie bereichern die Vielfalt eines Standortes ungemein. Während in anderen europäischen Städten das produzierende Gewerbe noch sehr sichtbar ist, dominiert hierzulande schnell die Gastronomie. Ich möchte an dieser Stelle die Veranstaltungsreihe „Hand.Kopf. Werk“ lobend erwähnen, die mir doch einiges Neue von Salzburg gezeigt hat. Man lernt dadurch seine Unternehmer-KollegInnen kennen und kann sich gegenseitig empfehlen, was sehr wertvoll ist. Die Vision einer Kapuzinerberg-Garage sollte Realität werden. Neben einer Verkehrsentlastung könnte vor allem die fußläufige Erschließung der Rechten Altstadt über die Steingasse ein enorm wichtiger Impuls sein. Was wünschen Sie sich im Besonderen für die Salzburger Steingasse? Die Gasse ist ursprünglich und „unver-
patzt“ und wird daher zu Recht als typisch für Salzburg angesehen. Der Platz hinter dem Inneren Steintor ist ein beliebter Ort zum Verweilen. Dutzende suchen diesen Ort auf, um die fulminante Kulisse zu fotografieren. Doch leider ist er meist von Autos verstellt. Wäre nicht die Gestaltung dieses Platzes eine Art Visitenkarte für Salzburg? Auch eine gezielte Beleuchtung der Steingasse würde zu einer noch besseren Atmosphäre beitragen, insbesondere im Winter. Was würden Sie vermissen, wenn es dies nicht mehr in Salzburg gäbe? Die Radwege, die Schranne, das Ribiseleis im Café Tomaselli! Was ist Ihr Kraftplatz in der Salzburger Altstadt? Ich gehe sehr gerne auf den Kapuzinerberg und genieße den Ausblick unterhalb des Klosters. Außerdem schätze ich es, im Café Bazar die Zeitung zu lesen. Was ist Ihr Lieblingskunstwerk in der Salzburger Altstadt? Das ist die Bronze-Skulptur „Caldera“ von Tony Cragg am Makartplatz, übrigens ein Kunde von uns. Was sollte man in Salzburg gesehen oder erlebt haben? Neben dem Musikgenuss sollte man in Salzburg auf keinen Fall das Museum der Moderne am Mönchsberg versäumen. Dieses Haus für Bildende Kunst ist als Kulturvermittler ein gelungenes Gegengewicht und eine wichtige Ergänzung zum Barock der Stadt. Den Kunstgenuss
kann man dann auf der außergewöhnlichen Terrasse mit Blick auf die Stadt und das Umland nachklingen lassen. Was fehlt aus Ihrer Sicht in der Salzburger Altstadt? Wünschenswert wäre ein Museum für die Geschichte der Salzburger Festspiele, die in großer Vielfalt die besten internationalen KünstlerInnen der Welt nach Salzburg eingeladen haben. Die bald 100-jährige Geschichte sollte umfangreich präsentiert und öffentlich dokumentiert werden. Ein Literaturmuseum, ein Ort des Buches, wäre ebenso denkbar! Wie positioniert sich die Stadt Salzburg im Heute? Salzburg hat eine der größten Fußgängerzonen. Diese Qualität wirkt anziehend auf BesucherInnen, die die Altstadt samt historischen Plätzen und alten Gässchen gemütlich schlendernd genießen können. Die vielseitigen Altstadt-Aktivitäten tragen zu einer zeitgemäßen Positionierung bei.
Zur Person Elisabeth Weinek: Studium der Germanistik und Romanistik, Promotion an der Universität Salzburg. Seit 30 Jahren Antiquarin in der Steingasse. Kleiner Verlag – Tartin Editionen. 2015: Foto-Ausstellung in der Rathausgalerie, Buchpublikation „Fuschlsee – zauberhafte Landschaft“. www.elisabeth-weinek.com
SAlzburgerin Dezember/Jänner 2015/16 | 65