BDA Geschäftsbericht 2012

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Das dazu erstellte Arbeitspapier geht an der Wirklichkeit des deutschen Arbeitsmarkts vorbei und ist höchst kritisch zu bewerten. So wird behauptet, dass Praktikanten teilweise ohne Vertrag beschäftigt seien, was unzutreffend ist. Gemeint sein kann höchstens, dass nicht immer ein schriftlicher Vertrag besteht. Darüber hinaus behauptet die Studie, dass immer häufiger reguläre Beschäftigung durch Praktikanten ersetzt werde. Die in Deutschland existierenden Studien belegen, dass dies nicht der Fall ist. Die BDA hat an der Konsultation teilgenommen und die gesicherte Situation von Praktikanten in der Bundesrepublik Deutschland dargestellt. Neue Regelungen auf europäischer Ebene sind überflüssig. Die Bedingungen für Praktika sind gut, so lautet die Einschätzung der Praktikanten selbst. Rund zwei Drittel von ihnen schätzen z. B. das Niveau der Arbeitsaufgaben sowie den Lerngehalt ihres Praktikums als sehr gut oder gut ein. Dies ergab bereits 2007 die erste und mit über 12.000 Befragten bis heute empirisch umfangreichste und damit valideste Studie, die von der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS)

vorgelegt wurde. HIS schlussfolgerte, dass „die Bewertung des Praktikums nach dem Studium im Wesentlichen positiv ausfällt und die Absolventen das Praktikum nicht als Ausbeutung empfunden haben“. Freiwillige Praktika im Anschluss an eine Ausbildung dürfen nicht eingeschränkt werden, da sie für eine große Zahl von Absolventen die Möglichkeit bieten, in das Erwerbsleben einzusteigen und somit den Übergang von der Ausbildung oder dem Studium in eine Berufstätigkeit zügig zu bewältigen. Die BDA hat in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, mit dem Bundesarbeitsministerium sowie dem Bundesbildungsministerium den Leitfaden „Praktika – Nutzen für Praktikanten und Unternehmen“ erstellt. Dieser erläutert die Rechte und Pflichten der Praktikanten und dient somit als Hilfestellung sowohl für Unternehmen als auch für Praktikanten. Nähere Informationen unter www.arbeitgeber.de > kompakt > „Praktika in der Wirtschaft“

Praktika bieten Einstieg in Arbeit Praktika sind häufig Sprungbretter in Beschäftigung. Der Vorwurf, Praktika würden als „Quelle billiger oder gar kostenloser Arbeitskraft missbraucht“ und so reguläre Beschäftigung verdrängen, ist nicht haltbar. Insbesondere Praktika während der Ausbildung können nicht einheitlich auf europäischer Ebene geregelt werden, da die national geltenden Besonderheiten der einzelnen Ausbildungsgänge stets berücksichtigt werden müssen. Eine Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelte, dass in den Jahren 2004 und 2005 insgesamt rd. 300.000 Arbeitsuchende eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung über ein Praktikum gefunden haben. Dementsprechend schlussfolgert das IAB, dass „Praktika keine Sackgasse sind und in vielen Fällen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung führen, oft auch aus der Arbeitslosigkeit heraus“. Dieses Sprungbrett in Beschäftigung darf nicht durch gesetzliche Überregulierung beschädigt werden.

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