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Der Klimawandel und Entwicklung für Streckenflieger Die Anzahl der Sonnentage ist gestiegen. Doch der Anspruch der Flugbedingungen auch. Eine Analyse TEXT UND GRAFIKEN: VOLKER SCHWANIZ

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er Klimawandel ist inzwischen täglich in den Medien präsent und leider wird dabei zugunsten von eindringlichen Bildern häufig Wetter oder Witterung als Klima verkauft. Dass das Klima ein schwer zu fassendes Geschehen ist, soll hier erläutert werden. Dabei ist zwischen Wetter, Witterung und Klima zu unterscheiden, um zu wissen, welche Aussagen man aus welchen Beobachtungen ziehen kann. Wetter ist immer der gemessene Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt. Beispiel: Gestern Mittag waren es 60 % Luftfeuchte, mit 5/8 Cu, bei 20° C, 1020 hPa Bodendruck und Nordwind mit 10 Kt. Als Witterung bezeichnet man den groben, durchschnittlichen Charakter des Wetterablaufs über mehrere Tage, Wochen oder Jahreszeiten. Beispiel: In Süddeutschland war

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das Wochenende überwiegend regnerisch. Klima ist immer der mittlere Zustand der Atmosphäre über einen langen Zeitraum. In der Meteorologie sollte der Zeitraum dabei mindestens 30 Jahre lang sein, bis hin zu Jahrhunderten und Jahrtausenden. In diesen langen Zeitreihen sind natürlich auch immer extreme Wetterereignisse enthalten, die durch die Mittelwertbildung in den Klimakurven aber kaum zutage treten, als einzelne Ereignisse verschwimmen sie. Besonders auf diesen Punkt wird in den Medien kaum hingewiesen und unterschwellig der Glaube bestärkt, dass der gemittelte Klimawert früher das Normal-Wetter war und erst durch den Klimawandel die Extremwetter auftreten. Ob und in welche Richtung sich das Klima verändert, zeigen die langjährigen Klima-Mittelwerte gut. Sie zeigen nicht, ob ein Gewitter, ein Sturm oder ein anderes Extremwetter ohne den Klimawandel nicht aufgetreten wäre.

Um das noch zu verdeutlichen, hier ein Bild der Nord-Hemisphäre (Blick senkrecht auf den Nordpol) vom September 2019: Es zeigt die durchschnittliche Luftmassentemperatur der Nordhemisphäre: Mit der grünen polaren Kaltluft, der heißen äquatornahen Luft und (entlang des Übergangs von grün zu gelb) den Verlauf der wetterlenkenden Strömung (des Jetstreams). Wie ersichtlich verläuft der Jetstream zeitweise in sehr ungleichmäßigen Verschlingungen, sich aufwölbenden Rücken, Austrogungen und Cut-offs etc. Und je nach Herkunft und Zugweg der herangeführten Luftmassen können uns - in ein und derselben Jahreszeit - gänzlich unterschiedliche Witterungen erwarten. Beispiel: Bibbersommer, Hitzesommer, Sintflutsommer, Dürresommer, Achterbahnsommer (heiß/kalt), schwüle Gewittersommer. Das sind aber alles Erscheinunwww.dhv.de


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