4 minute read

Sachsen

Next Article
Saale-Unstrut

Saale-Unstrut

INDIVIDUALITÄT –RARITÄT – QUALITÄT

Sachsen ist das nordöstlichste und eines der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Erst bei Pirna, am 51. Grad nördlicher Breite, beginnen die rund 500 Hektar Weinberge, die sich entlang der Elbe bis hinter Meißen erstrecken. Dabei hat der Weinbau hier eine fast 850-jährige Tradition. Im Jahr 1161 wurde er erstmals urkundlich erwähnt und umfasste in seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert eine Fläche von 5.000 Hektar.

Advertisement

Die Porzellanstadt Meißen gilt als die wiege des sächsischen weinbaus. Noch heute wird dort das größte weinfest der region gefeiert. Kirche und weltliche obrigkeit bemühten sich über die Jahrhunderte um den weinbau. Schlösser, Berg- und Lusthäuser entstanden, ebenso wie winzerhäuser, weinbergskirchen und

weinschänken. So entwickelte sich die für die region typische Verbindung von Baukunst und weinbau. Dass hier im Nordosten, insbesondere bei den weißweinen, Spitzenqualitäten gekeltert werden können, ist Ausdruck einer besonderen Klimagunst. Dort, wo die Niederschläge noch ausreichen, schafft das Kontinentalklima mit seinen 1.600 Sonnenscheinstunden optimale Bedingungen für das wachsen und reifen der trauben. Der stete wechsel von tageswärme und Kühle der Nacht sorgt für reiche Aroma- und Bukettstoffe in den weinen.

Der wein aus Sachsen ist eine rarität. Man findet ihn vor allem im Anbaugebiet selbst – in gemütlichen weinstuben und edlen restaurants, in stilvollen Vinotheken und auf herbstlichen weinfesten – und

natürlich bei den winzern. Diese sind an der Sächsischen weinstraße zu Hause. Die 55 Kilometer lange route von Pirna über Dresden, radebeul und Meißen bis in die idyllischen Elbweindörfer um Diesbar-Seußlitz verbindet kulturhistorische Sehenswürdigkeiten und die reizvolle, vom weinbau geprägte Landschaft. Die typischen, mit Bruchsteinmauern terrassierten Steillagen sind ein besonderes Kleinod des weinbaus in Sachsen, denn an den steilen Elbhängen gedeihen die großen weine dieser region wie weiß- und Grauburgunder und vor allem traminer. Auch der 90 Kilometer lange Sächsische weinwanderweg verbindet die Perlen der Gegend, führt zu den schönsten weinbergen, zu Aussichtspunkten und weinkellern. Zu einem Schoppen wein und einer deftigen Mahlzeit laden etliche Straußwirtschaften ein. Diese rustikalen Einkehrmöglichkeiten, meist von Klein- und Nebenerwerbswinzern betrieben, erfreuen sich großer Beliebtheit. wer mehr von der Arbeit im weinberg und dem reifen des weins im Keller erfahren möchte, sollte einen Urlaub beim winzer buchen oder die „tage des offenen weingutes in Sachsen“ besuchen: Am letzten Augustwochenende laden mehr als 25 weingüter zu Kellerbesichtigungen, weinbergs-

SACHSEN IM ÜBERBLICK

Geografische Lage: Elbtal und Nebentäler zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz über 55 km, daneben Bereiche Elstertal (Sachsen-Anhalt) und Schlieben (Brandenburg) · Klima: milde Jahrestemperaturen, gemäßigtes Kontinentalklima, mittlere Niederschläge · Böden: vielfältig von Granit- und Granitporphyrverwitterungen bis zu Lehm, Löss und Sandstein · Rebfläche: ca. 500 ha · Rebsorten: Müller-thurgau, riesling, weiß- und Grauburgunder, traminer, Spätburgunder, Kerner

führungen und Verkostungen ein. Dabei kann man neben Müller-thurgau, riesling und weißburgunder auch raritäten aus dem etwa zwei Dutzend rebsorten umfassenden Sortiment der Elbtal-winzer probieren. Etwa einen Elbling oder Gutedel oder auch einen Goldriesling, der nur hier in Sachsen angebaut wird.

Information: Weinbauverband Sachsen e. V. Fabrikstraße 16 01662 Meißen tel. 03521 7635-30 Fax 03521 7635-40 www.weinbauverband-sachsen.de info@weinbauverband-sachsen.de

Sachsen: Höhepunkte der Weinkultur

SCHLOSS WACKERBARTH

Dass die Gegenwart immer auch ein Spiegel der Vergangenheit ist, zeigt das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth. Neben der barocken Schloss- und Gartenanlage entstand zwischen 1999 und 2002 eine moderne Wein- und Sektmanufaktur, die mit klaren Linien und viel Transparenz einen bewussten Kontrast zu den verspielten Barockbauten mit Rokokoanklängen bildet. Gleichberechtigt stehen die beiden Pole nebeneinander – ein Symbol für den Weinbau an der Elbe, der seine Tradition achtet und selbstbewusst in die Zukunft blickt.

Barocke Pracht und zeitgemäße Transparenz Die Anfänge von Schloss wackerbarth gehen in die Zeit Augusts des Starken zurück. Dessen Generalfeldmarschall und Staatsminister, reichsgraf August Christoph von wackerbarth, ließ sich um 1730 vor den toren Dresdens einen standesgemäßen Alterssitz am rechten Elbufer errichten. Als Baumeister verpflichtete er zwei ganz große Namen: Johann Christoph Knöffel, der Hauptvertreter des sächsischen rokoko, entwarf das Schloss, Matthäus Daniel Pöppelmann, der Schöpfer des Dresdner Zwingers, das Belvedere über den weinbergsterrassen. Schon damals war Schloss wackerbarth von weinbergen umgeben. Heute präsentiert sich das Anwesen im radebeuler Stadtteil Niederlößnitz als Erlebnisweingut. Auf seinen Syenit-, Kalkstein- und Granitböden, zum teil von Löss-Lehm-Schichten überlagert, wachsen neben riesling, traminer, weißburgunder, Goldriesling und Blaufränkisch auch Scheurebe, Dornfelder, Bacchus, Kerner, Grau- und Frühburgunder. Die Sortenvielfalt ist typisch für Sachsen, ebenso der winterharte Goldriesling – eine sächsische rarität, die in kaum einer anderen weinregion angebaut wird.

Sächsisches Staatsweingut, Schloss Wackerbarth radebeul, wackerbarthstraße 1 tel. 0351 89550 www.schloss-wackerbarth.de

DIE HOFLÖSSNITZ IN DER HISTORISCHEN WEINBERGLANDSCHAFT RADEBEUL

Im sonnenverwöhnten Rebland der Sächsischen Weinstraße öffnet sich das Tor zur Hoflößnitz, dem berühmten historischen Weingut bei Radebeul. Dort wird an den Lößnitzhängen nordwestlich von Dresden seit über 600 Jahren Weinbau betrieben, und zwar im großen Stil. Begonnen hat alles anno 1401. Damals kaufte Wilhelm der Einäugige, Markgraf von Meißen, das Gelände über dem Lößnitzbach – mitsamt dem „Weyngarten, der do heyst auff der Lessenitz“.

Wiege des sächsischen Weinbaus

Die nächsten 500 Jahre blieb das weingut im Besitz der wettinischen Fürsten, die in Sachsen bis 1918 regierten. Vor allem unter August dem Starken fanden hier rauschende Feste statt; auf ihn geht auch die barocke Himmelsleiter zurück, die als längste treppenanlage

Sachsens die weinbergsterrassen über der Hoflößnitz erschließt.

Nach der verheerenden reblauskatastrophe des 19. Jahrhunderts schien der weinbau im Elbtal am Ende – bis der Önologe Carl Pfeiffer 1913 mit der systematischen Aufrebung der terrassen begann. Als Leiter der weinbauversuchs- und -Lehranstalt, die 1927 in der Hoflößnitz eingerichtet wurde, entwickelte Pfeiffer Marketingstrategien, die die Elbweine überregional bekannt machen sollten. Sie gipfelten 1931 in der Erfindung der „Sachsenkeule“ – einer grünen weinflasche in eleganter Keulenform, die nach wie vor vielen Elbtalwinzern als Markenzeichen für sächsischen wein gilt. Seit 1998 bewirtschaftet die Hoflößnitz als erstes zertifiziert ökologisches weingut Sachsens rund 8,5 Hektar rebland. Die gutseigenen weine und Sekte können im Hofladen probiert und gekauft werden.

Stiftung Hoflößnitz radebeul, Knohllweg 37 tel. 0351 8398341 www.hofloessnitz.de

This article is from: