weltzeit 04_2009: Medien im Umbruch - Die große Mobilisierung

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Deutsche Welle Global Media Forum 2009 und 2010

Tatsächlich ist es gut, dass es immer mehr Kanäle und Ausspielwege für Informationen gibt. Denn das erschwert die Kontrolle durch Regierungen und Parteidiktaturen – wie im Iran, in China oder Kuba zu sehen. Es sind unfreie Medienmärkte par excellence, in denen das Regime alles unternimmt, um die Verbreitung ungefilterter Nachrichten zu verhindern oder den Informationsfluss nach außen zu unterbinden. Gleichgeschaltete Staatsmedien, Zensur und Internetblockaden sind Merkmale. Die „Manyto-many“-Kommunikation hat diese tradierten Meinungsmonopole gebrochen. Das gilt vor allem für die extrem junge iranische Gesellschaft, in der mehr als jeder Zweite unter 30 ist – und damit besonders aufgeschlossen für die Chancen der neuen Medien. Nach Einschätzung von Jamsheed Faroughi, Leiter der Farsi-Redaktion der Deutschen Welle, ist die Jugend im Iran „eine tickende Zeitbombe für das herrschende System“, die früher oder später hochgehen werde.

Mehr als 1.200 Teilnehmer aus rund 100 Ländern diskutierten vom 3. bis 5. Juni im World Conference Cen-

Verantwortung im Neue-Medien-Rausch

ter über „Konfliktprävention im Multimedia-Zeitalter“. Vertreter aus Medien, Politik, Wirtschaft, Wissen-

Die wachsende Zahl der Akteure im Web 2.0 hat die Medienlandschaft immer mehr fragmentiert und das Angebot gigantisch wachsen lassen. Das Informationsgeschäft ist komplexer und schwieriger geworden – gleichermaßen für Nutzer wie Journalisten. Sie, die professionellen Torwächter, tragen eine besondere Verantwortung – vor allem bei der Konfliktbegleitung. Sie können dazu beitragen, die Lage weiter eskalieren zu lassen oder einen Konflikt einzudämmen. „Diese Verantwortung müssen Medienmacher wahrnehmen – das umfasst alle, auch die neuen Akteure auf den unterschiedlichen Plattformen.

„Die Rolle der Journalisten

ist heute so wichtig wie immer oder wichtiger denn je. Nur gibt es heute Millionen oder Milliarden von Reportern“: Howard Rheingold, Stanford University, USA

des internationalen Medienkongresses in Bonn, wo es um Konfliktprävention im Multimedia-­ Zeitalter ging, kamen beispielsweise die „Smartmobs“ des kalifornischen Internet-Gurus Howard Rheingold zum Einsatz, entpuppte sich Twitter als „eine völlig neue Art der Kommunikation“, wie Sarik Weber, Mitgründer von Cellity AG, Hamburg, in Bonn meinte. Und die Forderung, „die Weisheit der Masse zu nutzen“, das sogenannte „Crowdsourcing“, erfährt seither auch unter deutschen Journalisten Zuspruch.

Katalysator in der Mediendebatte Der Iran ist ein Katalysator, um die spätestens seit Winnenden in Deutschland geführte kritische Debatte über Nutzen oder Schaden insbesondere der neuen Medien entscheidend voranzubringen. Der Ausschlag des Pendels scheint im Moment eindeutig: Gut, dass es sie gibt!

schaft und Kultur, Partner der Deutschen Welle und NGOs tauschten sich auf dem Forum bei mehr als 50 Veranstaltungen aus. Mitveranstalter der Konferenz war die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn. ­Unterstützt wurde das Forum zudem vom Auswärtigen Amt, der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Stadt Bonn, von DHL, Economist, Intermedia, KD Deutsche Rheinschifffahrt AG sowie den Unternehmen der dpa-Gruppe news aktuell und picture alliance. Bei der dritten Auflage des Deutsche Welle Global Media Forum vom 21. bis 23. Juni 2010 wird es in Bonn um das Thema „Klimawandel und die Medien“ gehen. Im Rahmen der Veranstaltung werden unter anderem wieder die Gewinner von The BOBs ausgezeichnet, erstmals ist auch ein Preis für das beste Fach-Weblog dabei, 2010 zum Klimawandel. www.dw-gmf.de


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