weltzeit 3_2011: DEUTSCHE WELLE GLOBAL MEDIA FORUM ­ Menschenrechte und Globalisierung

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Oper

Kultu

„Kultur ist absolut mein Ding“

Sie wollte einmal Schauspielerin werden, wollte ans Theater. „Das war mein großer Traum“, erzählt Daria Bryantseva schmunzelnd. Als Kind war sie sicher, dass Deutschlehrerin der perfekte Job für sie sei. Sie wurde Journalistin – der Kultur und der deutschen Sprache verbunden. In der Russisch-Redaktion der Deutschen Welle wurde sie soeben zur Teamleiterin für Kultur, Studium und Wissenschaft berufen.

Auch Diplomatin stand einst oben auf der Wunschliste der jungen Frau aus Moskau. Dieser Wunsch hatte sich schnell zerschlagen. „In Russland wird keine Frau Diplomatin, hat man mir gesagt. Ich müsste dafür einen Diplomaten heiraten. Damit war der Fall für mich erledigt!“ Daria Bryantseva zieht ihre rote Hornbrille ab, streicht sich die halblangen Haare aus dem Gesicht und lässt nachdenklich den Blick über die vielen Filmposter im Großraumbüro schweifen. Sie könne es selbst noch nicht so ganz fassen, meint sie, aber ihr neuer Job sei tatsächlich eine Mischung aus den Traumberufen ihrer Kindheit: Teamleiterin für den Bereich Kultur, Studium und Wissenschaft. Seit einigen Wochen darf sie sich so nennen – die Russisch-Redaktion arbeitet in zwei Teams: Politik/Wirtschaft und Kultur. Der Job sei „unglaublich cool“. Etwa zwei Mal pro Woche geht sie ins Theater oder in die Oper. Ausstellungen, Filme, Konzerte – „dafür lebe ich“, sprudelt die Redakteurin, die nebenbei in der DW-Theatergruppe selbst auf der Bühne steht und Skripte verfasst.

Mit Wissenschaft groß geworden

© DW/M.Müller

von Miriam Klaussner Freie Mitarbeiterin

Auch wenn Kultur nun einen Großteil ihres neuen Verantwortungsbereichs ausmacht – Wissenschaft und Studium gehören ebenso dazu. Doch da winkt Daria Bryantseva lässig ab. Mit der Wissenschaft sei sie aufgewachsen. „Mein Vater war Physiker, meine Mutter Chemikerin.“ Auch vom Bereich Studium, der Sprachkurse einschließt, ist sie begeistert. „Bildung und Sprachen sind für mich der Schlüssel, um fremde Kulturen zu verstehen, um zu begreifen, wie andere Länder ticken.“ Wie für die Moskauerin die Deutschen ticken? „Ruhig“, meint sie. Das sei das Erste,

was ihr aufgefallen sei, als sie vor zwölf Jahren nach Deutschland kam. Sie machte ein Praktikum bei der DW. „Alles ist in Deutschland geregelt. Wenn du etwas willst, weißt du, wo du hin musst, wer dein Ansprechpartner ist, was du mitbringen musst“, erzählt sie. Auch in Österreich gehe es so ordentlich zu, grinst sie. Denn nach ihrem JournalistikStudium in Moskau zog sie nach Krems, ging nochmals an die Uni. Das Ergebnis: Ein Master-Titel, ein niedlicher österreichischer Akzent und kurz darauf ein Jobangebot der Russisch-Redaktion der Deutschen Welle. „2001 war das – unglaublich, nun bin ich schon fast zehn Jahre bei der DW“, sagt sie und schüttelt den Kopf.

Faustdick hinter den Ohren Zehn Jahre, die es in sich hatten. Praktikantin, Redakteurin und nun Teamleiterin. Andere wären darauf mächtig stolz. Doch Daria Bryantseva winkt bescheiden ab. Geplant habe sie das nicht. Sie sei nicht Karriere-besessen – aber schon ehrgeizig. Sie lehnt sich zurück, denkt einen Moment nach, und meint dann energisch: „Ich bin zuverlässig, kann gut organisieren und gut mit Menschen umgehen. Und ein solches Angebot bekommt man nur einmal im Leben.“ Auf einmal wirbeln die Hände der sonst so besonnen wirkenden Frau über den Tisch. „Ich glaube, viele Leute unterschätzen mich. Sie denken ich bin ruhig, lieb und nett“, sagt sie, und kann ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrücken. „Dabei habe ich es faustdick hinter den Ohren.“ Zum Beispiel führt sie gern, sagt gern, wo es langgeht. ­A llerdings – und darauf legt sie wert – sei sie niemand, der mit dem Kopf durch die Wand


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