weltzeit 05_2009: Internationale Medienförderung - Investition in Freiheit und Entwicklung

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Grenzenlos Deutschland 20 Jahre nach Öffnung der innerdeutschen Grenze hat sich Reporterin Anne-Katrin Gottschling für das DW-TV-Magazin euromaxx auf eine besondere Deutschlandtour begeben: Sie fuhr die 1393 Kilometer entlang des ehemaligen Grenzverlaufs – von der Ostseeküste bis zur deutsch-tschechischen Grenze. Die Reise wäre vor 1989 undenkbar gewesen: Während der Teilung war die Grenze streng gesichert und fast menschenleer. Dabei entwickelte sich der innerdeutsche Grenzstreifen zum Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere, den Naturschützer als das sogenannte „Grüne Band“ erhalten wollen. Rund 150 Naturschutzgebiete berühren heute die ehemalige Grenze. Auf der Route vom Meer über Flussauen und Mittelgebirge liegen deutsche Vergangenheit und Gegenwart dicht beieinander. So erfuhren wir – der Autor der Serie, Mathias Stamm, und ich als Reporterin – Bewegendes über die Teilung und entdeckten neue Landschaften. Das „Grüne Band“ bietet vielf ältige touristische Möglichkeiten mitten in der Natur. Für meine Reise habe ich ein besonderes Gef ährt gewählt: einen schicken, weißen Motorroller. Reporterin und Roller, beide Baujahr 1976, konnten erst dank der Grenzöffnung zueinander finden. Während ich im westdeutschen „Zonenrandgebiet“ aufwuchs, stammt das Zweirad – eine legendäre „Schwalbe“ – aus dem Osten.

Am ersten Drehtag tauschte ich den Roller im schleswig-holsteinischen Sierksdorf gegen ein Flugzeug ein. Und überwand mutig meine Angst, um das „Grüne Band“ aus der Luft zu entdecken. Denn: Oft sind am Boden kaum noch Spuren der Grenze erkennbar. Damit deutsch-deutsche Geschichte am historischen Ort weiter erlebbar bleiben kann, braucht es das Engagement von Menschen wie Peter Matera aus Lübeck. Der ehemalige Offizier des Bundesgrenzschutzes war früher verantwortlich für den nördlichsten Grenzabschnitt. Er hat ein Museum aufgebaut, um die Erinnerung an die Teilung wach zu halten. Was der Irrsinn der Teilung für die Menschen bedeutete, konnte ich in meiner Heimat, dem Harz, nachempfinden. Auf dem Brocken traf ich Karl Berke, der schon als Kind gern hier wanderte. Lange Jahre blieb der Gipfel Ziel seiner unerfüllten Sehnsucht: Als Standort sowjetischer Abhöranlagen war er militärisches Sperrgebiet und nicht zugänglich. Karl Berke beteiligte sich 1989 an der sogenannten „Brockenbefreiung“ und konnte fortan wieder seinen geliebten Berg erklimmen.


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