Das Niederländische Architekturbild, 1910

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m

NIEDERLÄNDISCHE ARCHITEKTURBILD.

INAUGURALDISSERTATION ZUR

ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDE DER

HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT DER

VEREINIGTEN FRIEDRICHS - UNIVERSITÄT

HALLE -WITTENBERG VORGELEGT VON

HANS JANTZEN AUS

li'AMBURG.

HALLE a. S. HOFBUCHDRUCKEREI VON C. A. KAEMMERER & CO. 1908.


Referent:

Prof. Dr. Adolf Goldschmidt.


Inhalt Seite

5

Einleitung-

Erster Teil.

Hauptformen der Bildarchitektur von Jan van Eyck bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. 1.

Kirchenräume des

15.

Jahrhunderts

2.

Architektur des Mittelgrundes

3.

Italienische Einflüsse

9

22

und dekorative Bildarchitektur Zweiter

31

Teil.

Das Architekturbild. 1.

43

Die Antwerpener Maler

Hans Vredeman de Vries Hendrick van Steenwyck der Ältere

....

43 53

...

63

Hendrick van Steenwyck der Jüngere Peter Neefs und seine Söhne 2.

3.

Antwerpener Einfluss

in

74

Holland

85

Bartholomeus van Bassen

85

Dirk van Delen

95

Die Haarlemer Maler

101

Saenredam Kirchenstücke der Gebrüder Berckheyde Isaak van Nickelen Pieter Jansz.

101 .

.

III

113

4.

Rotterdam: Anthonie de Lornie

116

5.

Die Delfter Gruppe

118

Gerard Houckgeest

.

.

.•

Hendrick Cornelisz. .van Vliet

118 127

133

6.

Emanuel de Witte Anhang: Daniel de Blieck

7.

Schluss

149

140



Einleitung.

liegt,

Das Problem, das der nachsteheudeu Arbeit zu Grunde lautet in seiner allgemeinsten Fassung: welchen Anteil

an der Bildwirkung hat die vom Maler dargestellte Architektur; wie

verhalten

sich

die

Künstler

verschiedener

Zeiten

zur

Wiedergabe baulicher Dinge?

Für die niederländische Malerei eine Antwort auf diese Fragen zu geben führte notwendig zu einer Darstellung, deren Umgrenzung durch die besondere Entwicklung des niederländischen Architekturbildes bestimmt war.

Der Schwer-

punkt der Arbeit lag darin, diese Entwickelung aufzuzeigen

und gesondert hinzustellen.

Bis zu ihrem Einsetzen,

das dritte Viertel des 16. Jahrhunderts

blieb die Unter-

dem Reichtum und der Verschiedender Bildarchitekturen war hier nur den Hauptlinieu nach-

suchung allgemeiner. art

fällt,

das in

zugehen,

die

Bei

eben zu jener Entwickelung des eigentlichen

Architekturstückes gelangen Hessen.

Dem

Maler bedeutet Bildarchitektur zunächst ein festes

Gerüst von Linien, die sowohl für die tektonischen wie für die räumlichen

Werte des Bildes wichtig

sind.

Wie

er dieses

Liniengerüst mit seinen architektonischen Vorstellungen behängt,

wie er es in die Struktur des ganzen Werkes eingreifen

lässt,

das ändert sich mit der Entwickelung der Malerei. Dieser Prozess, tektur

der sich auf das Verhältnis der Archi-

zum Bildorganismus

begleitet

bezieht,

von jenen Veränderungen,

wird

denen

zunächst

ständig

die Architektur


— Stilform

als

Problems

6

unterliegt.

Das bedeutet

dem

dass

iu

Siuue,

welche Elemente

iu der

jenem Zusammenhange

stets

Trübung

eiue

werden

gefragt

des

muss,

Bildwirkung der Architektur gehören

welche

an,

Und

der Stilform zurückzuführen.

den Wechsel haben die Ver-

auf

sind

zugleich:

änderungen dieser beiden Reihen aufeinander Einfluss?

Der

Wechsel der Stilform

mit

dem Verhältnis

berührt

dabei

sich

Abwandlungen

Allein diese durch die Wirklichkeit bedingten

gehören

von

engste

aufs

der bloss gemalten Baukunst zur wirklichen.

vornherein

nicht

in

beabsichtigte

die

Unter-

suchung.

Es bedarf keiner näheren Begründung, dass auf einem Bilde schon nach dem Umfang, den dimensionales

Flächenbild

innerhalb

allgemeinen

an

um

der Füllung

nun von

aufweist,

Bauwerk als zwei-

es

ganzen

der

einnimmt, verschiedene Wirkungswerte

ein

Bildebene

welche im

so deutlicher sprechen werden, als der Auteil

der Bildebene wächst.

Daraus ergibt

sich

den Gesetzen der perspektivischen

selbst (gemäss

Verkleinerung) die für eine Bildwirkung geringere Wichtigkeit aller

der Baulichkeiten, die im Hintergrunde der Landschaft

zerstreut sind, ferner der Städtedarstellungen, die sich gegen

den Horizont hinziehen

stimmen

und ähnlicher Dinge.

in erster Linie das

Sie

alle

be-

Aussehen der Landschaft, ohne

weiter in das Hauptthema des Bildes verflochten zu sein.

man von

vorwiegend

die

x4rchitekturen des Vordergrundes und des Mittelgrundes.

Sie

Sieht

ihnen

ab,

Es

sind äusserst vielgestaltig.

von Bauten jeder

als

Aufbau,

so

bleiben

sind nicht allein Darstellungen

Gebilden der Raumkunst, dessen

Einzelglieder

sondern überhaupt architektonischen

der

Formenwelt entstammen oder ihrer statischen Funktion nach

dem

Begriff

des

Architektonischen

sonderer Bedeutung dabei

ist

unterstehen.

gliederung im raumkünstlerischen Sinne. Architektur

als

eigentliche

Von

be-

indessen das Mass der Durch-

Raumkunst

Soweit nämlich die ein

Gegenstand der

Malerei wird, gerät die Malerei zur Architektur in ein Verhältnis eigentümlicher Art,

Die künstlerischen Gesichtspunkte


7

gehen hier nicht allein auf das Tektonische und Räumliche, sondern sie werden merkwürdig dadurch bedingt, dass der Künstler ein Gebilde gestaltet, das in einem andern AVirklichkeits-

zusammenhang schon der

Nicht

bestimmt

ein in sich geschlossenes

dreidimensionale

durchgebildete

Raum

Kunstwerk

ist.

sondern

eine^

überhaupt,

Raumform

wird

Fläche

die

in

gebracht.

Das Problem, das

hat im Architekturbild

hier vorliegt,

seineu bedeutendsten Ausdruck gefunden, denn es hat gerade dies

eine

Ziel,

den

wesentlichste

raumes

ist,

Form

Es

Raum

dass die

des Architekturbildes Gestaltung des Innen-

da ja eine Aussenarchitektur schon die Beziehungen

jenes Problems,

gewaltigsten ist

daher auch klar,

ist

zu andern Raumformen gibt.

Tat

durchgebildeten

architektonisch

bildmässig zu gestalten.

Zugleich liegt es in der Natur

dass die Malerei auf solcher Linie sich der

Raumform zuwendet, der

Und

Kirche.

in der

das niederländische Architekturbild fast ausschliesslich

Darstellung der Kirche.

Dem

Kirchenstück

bürgerliche

Wohnraum

lässt

sich

in

entgegensetzen,

dieser

Hinsicht

insofern

als

der

er ver-

hältnismässig wenig architektonische Gliederung und Durch-

bildung zeigt. stellung

ruhen

Seine Wirkungswerte auf

breiterer

Basis

für

bildliche Dar-

die

und

entsprechen

in

geringerem Masse den Bedingungen, die für die Entwickelung des Architekturbildes

in

Betracht kommen.

Und

so

ist

er

vom Architekturbilde, im 17. Jahrhundert Träger einer besonderen „Raummalerei" geworden.

auch, unterschieden

Das komplizierte Raumgebilde wie

Jahrhundert

einer Kirche darzustellen,

verlangte gewiss die Erfahrung einer grossen Anzahl von Malergenerationen. Diese Erfahrungen sind in den Bildarchitekturen der vorangehenden

so

es

das

17.

tat,

Zeit gegeben, und zwar seitdem die

wieder grössere Kraft gewinnen.

Wende

des 14.

zum

15.

Jahrhundert,

niederländischen Tafelmalerei die stehen.

Mit ihnen

Raumprobleme überhaupt Es geschieht dies um die

wo an

der Spitze der

Werke der Brüder van Eyck

beginnend sind zunächst

im

folgenden


die hauptsächlichsten Beispiele von

hunderts vorangestellt.

Faktoren des

Es

herauszugreifen,

Bildraumes

gemäss

Kirchenräumen des

dann versucht, welche bei der

ist

15. Jahr-

die wichtigsten

Ausgestaltung

den perspektivischen Bedingungen

unseres Sehens die Bildarchitektur beeinflussen und der Ent-

wickelung des eigentlichen Architekturstückes förderlich oder hinderlich sind.


Erster Teil. Hauptformen der Bildarchitektur von Jan van Eyck bis zur Mitte des 1.

Kirchenräume des

Jan van Eyck hat tonisch zu umgrenzen. die sich

16.

Jahrhunderts.

15.

Jahrhunderts.

die Vorliebe,

den Bildraum architek-

Die besondere Wirkung- seiner Bauten,

von einander nach ihrer Klarheit und ihren wechseln-

m

den Beziehungen

zur Figur

Hinsicht nicht in

dem Grad von Genauigkeit der Ausführung,

unterscheiden,

liegt

letzter

weder nach der perspektivischen noch nach der sachlichen Sondern die Architektur dient ihm in erster Linie, Seite. eine immer neue Gleichung zwischen Figur und Raum aufzustellen.

Diese Gleichung wird vor allem dadurch bedingt,

Zudem steht der Mensch noch nicht im natürlichen Zusammenhang der Dinge, sondern wächst weit über das Mass seiner Umdass die Figur Träger der wichtigsten Bildwerte

gebung hinaus.

ist.

Damit sind aber von vornherein gewisse Es

Wirkungsmöglichkeiten der Bildarchitektur ausgeschaltet.

welche

Raumquantität betreffen, insofern

sind

die,

sich

unmittelbar auf die Eigengrösse

die

sie

des Menschen als auf

unsern natürlichsten Massstab beziehen.

Unter den

Jan

einer Reihe Verkündigung der früheste. Die Stützen der Arkaden und fast die ganze Bodenfläche werden von den weiten Gewändern der Figuren verhüllt. Der Engel ist so gestellt, dass die Verbindung des Fussbodens mit der Seitenwand verklebt wird, um der

Kirchenräumen,

die

auf

seiner Bilder zeigt, ist der auf der Petersburger


-

10

aus

Schwierigkeit

perspektivischen

dem Wege zu gehend)

Die Raumwiedergabe entspricht nicht den allgemeinsten Be-

dingungen unseres perspektivischen Sehens. (Annahme eines Horizontes und eines Augenpunktes.) Das Entscheidende der Architektur liegt vielmehr in ihrer deutlichen Zuordnung

zur Figur.

Sie besteht darin, dass die verkürzte

des Engels

der Profilstellung

Wand

parallele

und

dass

Seitenwand

zur Bildebene

der Frontalstellung Marias entpricht.

wird dies noch dadurch, dass die Ecklinie

im Ganzen

die Figuren

auch

die

trennt.

in ihrer

Betont

Fortsetzung

Damit dient zugleich

das Architektonische einer grösseren Klarheit des Vorganges.

haben eine Unterstützung bekommen

Die Figuren

in

ihren

Beziehungen zueinander. Und ihre Bildwirkung wird verstärkt durch die Resonanzfläche der Architektur.

Die Petersburger Verkündigung zeigt von den Kirchenräumen Jan van Eycks den einfachsten. Der Bau in dem Brügger Bilde mit der Madonna des Kanonikus Pala aus Ein dem Jahre 1436 steht auf polygonalem Grundriss. Zentralbau,

dessen

Inneres

durch

kreisrunde

eine

Säulen-

Dass nicht ein Kirchenchor mit Umgang gemeint ist, hat Kern aus den Anhaltspunkten der perspektivischen Zeichnung wahrscheinlich gemacht. 2) Die Anlage stellung gegliedert

des Baues

bringt

grossen Reichtum

ist.

gegenüber dem Petersburger Bilde einen räumlicher Motive.

Es

sind

Durchblicke

Umfassungsmauer geschaffen, deren Fensterdurchbrechungen eine Anzahl von Lichtquellen entzünden, die wiederum das zarte Helldunkel durch

des

die

innere

Säulenstellung

Raumes bedingen.

auf

Die Linien

die

der Architektur

greifen

fester zwischen die Figuren mit einer leisen Rhythmisieruug

der

Bildfläche.

Madonna

liegen

In

den Säulen

die

stehen links und rechts die

links

und rechts

schärferen Accente.

am

Damit

zu-

Kern, Die Grundzüge der Linearperspektive in der Kunst

der Gebrüder van Eyck, 2)

der

Bildrande die vordersten Säulen,

oben genau mit der Deckplatte abschneiden. 1) J.

von

Als feste Stützen

Kern,

a. a.

S.

O. S. 11.

13

u. Taf.

VII.


sanimen wirkt

11

strenge Symmetrie

die

Sie umfasst eng die grossen Figuren

der Arkadenstelliing.

und

schliesst die

Gruppen

zusammen, gibt ihnen Halt. Die Sicherheit des Hl. Donatian liegt vor allem in den ihn umgebenden Vertikalen. Indessen es fehlt wenig, dass die

Höhe haben,

gleiche

schweren Figuren, die mit den Säulen

die Architektur sprengen.

Bei weitem klarer gibt sich

Dresdener Altärcheu. rollen

sich

seitlichen Bildränderu

rundbogigen Arkaden völlig symmetrisch ab

die

in die Tiefe,

dem

der Kirchenraum auf

Von den beiden

um

dem Baldachin der Madonna zu

sich hinter

Die Symmetrie wird noch verstärkt dadurch, dass

begegnen.

von den vier Ecken des Bildes perspektivisch hervortretende Linien ausgehen:

die Fluchtlinien der Säuleusockel,

auch hier wie bei dem Palabilde die Feierlichkeit des

Raumes.

Aber

Die doppelte

die Funktion

Säulenflucht

der Architektur

steht

ganzen Bildung nach sichtbar. die

die

Die strenge Anordnung unter-

Gesimse über den Arkaden. stützt

und

Richtung der Madonna

als

frei,

Und

deutlicher.

ist

jede Säule

zugleich

ist

ihrer

weist alles in

den Mittelpunkt

der ganzen

Anlage.

mit

Der Reichtum von Einzelheiten des feinen Schmuckes, dem Jan van Eyck die Bauglieder seiner Architekturen

ausstattet, ist hier besonders deutlich.

Sockel,

der

die

Die Verzierungen der

ineinander verschlungenen ornamentalen Bänder

Kapitelle,

aus

Voluten herauslösen,

deren

Ecken

sich

kleine

die Profilierungen

knospeuartige

und das Figürliche

sind mit sorgsamster Genauigkeit gearbeitet

und treten doch

Gesamtwirkung der Architektur zurück. Die SteinNur die Säulenschäfte sind bunt. Aber ihre Farben sind stumpf. Jan gibt den Säulen vorzugsweise ein Dunkelgrün, Rotbraun oder auch

hinter die

farbe ist von einem gleichmässigen gelbgrau.

Schwarz.

Von den genannten Bildern ist das wirkung das freieste. Zugleich zeigt es

letzte in der

Raum-

die deutlichste

und

gleichmässigste Aufteilung der Bildfläche durch die Architektur.

Ganz unerwartet kommt darnach

die

hohe gotische Räumlichkeit


in

12

dem kleinen Madounenbilde des Kaiser Friedrich-Museums Eine Reihe deutlicher Widersprüche scheint ge-

zu Berlin.

bunden zu liegen Nordseite

in

entwickelt ist

Querschiff

sichtbar.

steht,

Ihre

den Bildraum.

Es

sind

denen

unter

Joche,

die

die

dem Kopfe sich auf gleicher Höhe befindet. Das System ist dreiteilig. Dicht

die

mit den Triforien

aufeinander

durch

diagonal

sich

das System der letzten beiden Joche vor dem

Links vorn

Madonna

der unmittelbaren Geschlossenheit der

Die Kirche steht schräg zur Bildebene.

Bildwirkung-.

stehen

mit

der Spitzbogen

der

grossen

untersten

Arkade, die Reihe der kleinen spitzbogigen Triforien und das

schmale hohe Fenster.

Die Gewölbedienste laufen ohne starke

Unterbrechungen durch.

Wenn man

Er benutzt

plötzlich ab.

über,

um

einem

neuen

Bau,

der

Verbindung die Fenster,

Arkaden

zu

sehen.

zu

steht.

hin-

von neuem einzusetzen mit

dem Langhaus ohne jede konDort sind

die Triforien

Alles

Madonna und durch den

Sprung zum Chor

schnell den

ein ganzes Stück höher

struktive

ansätze,

an dem Querschiff anlaugt, setzt der Maler

andere

nur

die

Gewölbe-

und kleine Stücke der ist

verdeckt

reichen gotischen Lettner.

durch

die

Dennoch

und Bogen dieselbe Höhe haben wie im Langhaus, da überhaupt der ganze Grund des Chorbaus gehoben ist. Man steigt über eine sechsstufige lässt

sich

Treppe,

schliessen,

dass

sich quer durch

die

die Pfeiler

die

ganze Kirche

legt,

hinauf

Im Bilde ist diese Treppe unter dem Lettner und durch den Bogen links von der Madonna zu sehen. Der grosse Pfeiler hinter der Madonna muss ebenso wie die in

den Chor.

Lettnerpfeiler auf die Treppe 2) aufstossen.

Diese

sprunghafte

ausserordentliche

Anlage

Lebendigkeit.

gibt

Vor

der allem

Architektur

aber

wird

eine die

1) Da das Bild die eine Hälfte eines Diptychons war, hat Jan den Augenpunkt in die rechte Bildseite, also die Mitte des Gesamt-

Wiederholung im Antwerpener Museum, Treppe ist nicht folgerichtig gedacht. Die zwei sichtbaren Stücke liegen nicht auf gleichem Niveau. Die Wiederholung der Galerie Doria hat dies verbessert. vverks verlegt. 2)

Auch

Vgl. die

diese


Härte

Wahl

in der

die Kirche

13

des hohen Augenpunktes gemildert, denn

gewinnt nun im Chorbau au Höhe.

Madonna

galerie ist dort über die

Um

schliessenden Gewölbe sind vermieden.

der

Elemente

architektonischen

bedarf

zu bringen,

Hauptstützen die vorderen Gewölberippen sich nach rechts hinüber

Den

Noch stärker biegt

dem Rahmen. völlig

dem

als

Rundbogen.

im

Erst

Scheitel eben hinter die Kreuzrippe

sich

Sie ist verkürzt

Querschiff zu begegnen

Alle biegen

Richtung der Tafelrundung. Der dann die erste Rippe.

folgende Gurtbogen verschwindet mit

nächsten Gewölbes.

sind.

dessen

in die

Bogen bringt

flachsten

nun den Reichtum

Einklang mit der Figur

in

tektonischen Gerüstes,

eines

es

Die Triforieu-

hinausgerüclit, und die ab-

letzten

die Dienste

sich

des

gesehen und erscheint

Bogen nach dem sichtbar

im weit-

geöffneten stumpfen Winkel.

Durch diese Kurvenwiederholungen tritt die Architektur der Kirche in enge Verbindung mit der Rundform des Rahmens. Diese Rundform fasst zusammen wie eine übergreifende Hand.

Und

hier ist der für die Bildwirkung wichtigste Punkt.

Gestalt

der

Madonna

tektonisch

ist

Rahmenform zu beziehen: sich

sie

Verbindung mit dem noch deutlicher,

Raum

Rom

die Tektonik des Bildes

breitert das Bild

Madonna aus so die einzige

wie

erst diese

die

die

Rundung,

die

Rundung

gibt die

Diese Dinge werden

schon nicht mehr verstanden. erschien

paar Pfeiler.

in

Hier hat der Kopist

ihm

Die

Er

ver-

in starker

Ver-

haltlos.

und baut am Rande rechts

ein

Die

auf

Wiederholung des Bildes

vergleicht.

eine Seite der Kirche allein

kürzung noch

in dieser

der Kirche.

wenn man

der Galerie Dorla in

steht

Und

hoch über ihr wölbt.

zunächst nur

Infolgedessen

ihrer zentralen Stellung verdrängt

ist

aber die

und verUert

Verbindung mit der Rundform und der Architektur.

Das Berliner Bild zeigt die Probleme der Bildarchitektur, für Jan van Eyck bestehen, in der reichsten und

sie

differenziertesten

Was

Bildern

ist

Form. gemeinsam hat,

es mit die

den früher genannten

bestimmte Zuordnung der

Architektur zur Figur; diese wird in ihrer Bildwirkung durch


Worin

jene unterstützt.

es aber die andern

noch

übertrifft,

vom dämmerigen Licht erfüllten vor dem Crowe und Cavalcaselle den Namen Pieter de Hoogh nannten. Das Sonnenlicht in der Tür, die Lichtflecke auf dem Boden, die feinen Schatten

ist

Wiedergabe

die

Es

Raumes.

Gewölbes

des

des

ein Bild,

ist

weisen

auf

deutlich

Kirchenstücke des

die

17. Jahrhunderts.

Wie

die Kirchenräume, so zeigen eine verschiedenartige

Bindung von Architektur und Figur die übrigen Bildarchitekturen Jan van Eycks. Unter ihnen hat die Madonna der Sammlung Gustav Rothschild, Paris, den geringsten kubischen Wert. Die Rundbogenarchitektur läuft parallel zur Bildebene durch den Bildraum,

peinlich symmetrisch,

wie ein Muster.

den Figuren

mit

schluss

Zugleich bringt

Heiligen in die

Rundung

in

der

ihren Abbrechungen

in

den stärksten Zusammen-

sie

wie

Art,

weiblichen

die

Der Vergleich mit Während darin lehrreich.

eingestellt sind.

der Rolinmadonna des Louvre

ist

hier die Figuren zur Seite geschoben sind, damit der Ausblick in die

Landschaft

frei

wird,

übernimmt

dort gerade

es

die

Architektur, die Figuren so zu binden, dass sie nicht stören,

trotzdem

vor

sie

der

Fernsicht

Architektur sonst ganz fremd der auf der

linken Seite

ist

Turm

des Bildes steht

ist öfters

Zurückgreifen zur

^

auf

*)

ein

ist.

darauf hingewiesen, dass Jan die Formen

des romanischen Stils bevorzugt.

jteristisches

der Barbara,

und der wie

Versatzstück in die Landschaft hineingerollt

Es

Eyckschen

Der

stehen.

der

Eugen Müntz hat

Formen der Vergangenheit

in

ein

diesem charak-

Zeichen der Renaissance gesehen, eine Hinneigung

achahmung der Antike. 2) Andere haben auf den grösseren

Ernst der romanischen Bauformen hingewiesen, der der Feierlichkeit

dies

Jans am besten entspreche.

zu einer Erklärung

1)

ausreicht,

Ich glaube nicht, dass

sondern

Vgl. Tschudi, Jahrbuch d. Kgl. Pr. K.

XV.

dass jene Er-

S. 66.

Gazette des Beaux-Arts. 3« per. t. XIX, p. 473. Las influences classiques et le renouvellement de Part dans les Flandres au XV « siecle. 2)


-

15

scheinung in letzter Linie auf den neuen Bildstil Jans über-

haupt zurückzuführen

ist.

Die Raumbehandlung Jan van Eycks zeigt einen inneren Widerspruch.

Dieser Widerspruch

das Verlangen,

den

aus

ist

bedingt einerseits durch

der Entwickelung

der Gotik

gewonnenen, im wesentlichen einheitlich gesehenen möglichst zu

grosser

Wirkung um

die

Figuren

als

neu

Raum

Zentren

anzuordnen, andrerseits der der nordischen Gotik eigentümlichen naturalistischen

Strömung zu folgen und

die Räumlichkeit

nach dem perspektivischen Können möglichst im Sinne eines natürlichen Raumerlebnisses

zu gestalten.

Soweit die erste

Bedingung in Frage kommt, ist nun die Bildarchitektur für Jän vor allem ein Mittel, mit bindenden Linien das ganze Kompositionsgefüge zu beherrschen:

Es

sind Probleme, wie

sie zur selben Zeit auch in der italienischen Kunst auftreten

und zum Teil zu überraschend

ähnlichen Lösungen

führen.

etwa das kleine Relief Donatellos mit der Geisselung Christi im Berliner Kaiser Friedrich-Museum

Ich möchte hier nur

anführen.

In der Proportionierung der Bildfläche durch die

Architektur, in ihrem Verhältnis zur Figur ist es durchaus verwandt mit der Eyckschen Madonna der Sammlung Rothschild. Die Symmetrie der Rundbogenarchitektur, ihre An-

im Bildraum

und

ordnung über den Figuren,

ihre Stellung

selbst die scharfen seitlichen

Abschneidungen sind auf beiden

Werken ganz

Es ist nun wichtig, zu sehen, welche Rolle dabei der Rundbogen spielt in seiner Funktion als bindende Linie gegenüber der mehr trennenden Funktion des Spitzbogens. Und weiter, wie Jan überall dort den gleichartig.

Rundbogen verwendet, wo es sich um ein Geschlossenhalten der Bildw^erte und um ein tektonisches Zusammenfassen handelt. Hier wären auch die vielen rundbogigen Abschlüsse des Genter Altares zu nennen. Ferner wie etwa in der Rolinmadonna die Rundbogenfolge über der Landschaft zusammenfasst und das Getrennte der Hauptfiguren mildert. Bei dieser Bedeutung der Rundformen für seinen Bildstil lag es gemäss dem ausgeprägt naturalistischen Charakter der


-

IB

wenn nun Jan den Rund-

nordischen Kunst gewiss nicht fern,

bogen

wo

nahm,

dorther

ihn

er

wirklich

aus

sah:

der

romanischen Architektur.

Der Bildarchitektur Jan van Eycks durchaus entgegengesetzt

ihrem Wesen

in

ist die des Rogier van der Weyden. Szenen architektonisch zu umrahmen,

Regier

liebt es, einzelne

um

von andern Szenen oder von der Umgebung zu trennen.

sie

Ein typisches Beispiel dafür

Museum.

Wand

der Johannesaltar im Berliner

ist

Die Bildfläche wird zunächst durch eine dekorative

ausgefüllt,

durchbrochen

die

in

An

ist.

Wand

Spitzbogen

skulpierten

reich

drei

diese

der Bildraum wie ein

ist

Kasten herangeschoben. Die Spitzbogenarchitektur entspricht noch durchaus der älteren gotischen Auffassung darin, dass sie

mit

dem RauQi,

dem der Vorgang

in

nichts zu tun hat,

sondern ihm

zeigt sie bei Rogier in ihrem

rande

Stück

deutliches

ein

Aufbau

Während nämlich

Inkonsequenz.

erzählt wird, eigentlich

nur vorgesetzt

ist.

Zudem

selbst noch eine räumliche

die

Bogen unten vom

um

zurücktreten,

den

Bild-

Figuren

Platz zu schaffen, liegen sie oben nicht in derselben Ebene,

wo

sondern mehr vorn,

Wie

der Mangel

sie an den oberen Bildrand anstossen. an räumlicher Einheit bei Rogier auf

den grössten Einfluss

die Gestaltung seiner Bildarcliitekturen hat, zeigt

solchen,

am

die

besten der Vergleich

grossen Altares

des

Könige

welchem

die

Figuren

ihre Aussenseite ist

zum

der Anbetung ist

stehen,

Die Kirche

der

die Dar-

Durch einen offenen Vorraum, sieht

man

in

die Kirche;

Teil rechts durch die offenen

jenes Vorraumes zu erkennen,

Tafel des Altars.

mit

der Münchener Pinakothek

in

bringung im Tempel erzählt. in

Auf dem

wir von Jan van Eyck her kennen.

rechten Flügel Hl, drei

eines Kirchenraumes mit

zum

Arkaden

Teil links auf der mittleren

ist als

Oktogonalbau gedacht,

dem Wirkung der Architektur äusserst ungünstig. Der Zusammenhang der Räumlichkeit ist zerstückt und wird vom Beschauer mehr dessen

eine

Beschauer zu

Seite

in

öffnet.

grossem Flachbogen

Diese Anordnung

ist

sich

nach

für die


^ erraten als erschaut.

17

-

Das Streben, Innenbau und Aussenbau

zugleich zu zeigen, geht noch auf die Gewohnheiten gotischer

Bildarchitekturen zurück,

teile

falschen perspektivischen

grösseren Vollständigkeit halber

der

in

einzelne Baudie Fläche

zu

Nichts von den reichen Stimmungen eines romanischen

legen.

wie

Innenraumes,

Rogier, der hier als

sie Jan van Eyck gab, findet sich bei Ausnahme ebenfalls romanische Architektur

Die Lichtverhältnisse drücken sich

verwendet.

fast schematisch aus. die

auf

die

und auf der Vorliebe,

Vorstellungen beruhen

man

rechts sieht,

Vorn

hat dort

eine

im Tageslicht,

liegt

gleichmässig

helle

einfach

den Farben

und der Stein

stumpf gelbbraune Farbe.

des Umg^inges sind dunkelbraun,

Die Schatten flächen

in

und die Aussenseite,

liegen im Schatten und sind grau ge-

Der Hauptraupi

halten.

die Vorhalle

die Fenster-

mit schwarzem Gitterwerk,

weiss

unteren Fenster durch buntes Glas belebt.

nur

die

Reichere grünlich

warme Töne hat die Aussenseite, die in der Haupttafel sichtbar ist. Es ist bezeichnend, dass dieses Stück, sobald man es für sich allein sieht, weit besser den Eindruck eines mächtigen Baues wiedergibt, als die Teile auf dem gelbe und

Flügel. St.

Als Vorbild für die Darstellung der Kirche wird

^)

Gereon

in

Köln genannt.

Indessen sind die Ähnlichkeiten

nur ganz allgemeiner Natur.

Weit organischen

fortschrittlicher

Gestaltung

nach Seite der Konsequenz

des Baues

ist

der

Raum

in

der

dem

auf

grossen Triptychon der sieben Sakramente in der Antwerpener Galerie,

ein Bild,

teils als

Schulbild

dem Rogier selbst zugeschrieben, genannt wird. Der ganze Bildraum des

das

teils

dreiflügeligen Altarstücks

ist einheitlich

dreischiffigen gotischen Kirche

als der

Raum

genommen. Und zwar

einer

ist

der

Wiederholungen dieses Innenraums befinden sich auf einem Museums (No. 556) und in der Sammlung des Grafen Czernin zu Wien. Das letzte Stück hat am linken Bildrande einen grossen Pfeilerbau als stärkeren seitlichen Abschluss. Über die verschiedenen Zuweisungen vgl. Wauters im Brüsseler Katalog 1906, S. 244 und Voll, Die altniederländische Malerei von Jan van Eyck 1)

Bilde

bis

des Brüsseler

Memling,

S. 287.


-

18

Raum der

einen Horizont

für

haben

drei Tafeln

punkt.

')

ani^elegt,

im

Flucht-

Der Vorliebe des Künstlers,

Bauten Reglers auffallend. als

man

Rahmenbau

Woher das Motiv bleibt

nicht

wandtschaft Berlin auf.

für

eine Szene

des

Wie

die einzelnen

die Kapellen der Seitenschiffe verteilt sind.

des ganzen Kirchenraumes aber gewonnen

doch sogleich die Ver-

zweifelhaft.

Fällt

Mittelstücks

mit Jans Kirchenmadonna

hier ist auch dort der

Wand

in

Hauptraum mit dem

hinweg auf den Chor

so angeordnet,

vollständig übersehen

werden kann,

Blick über das Querschiff

dass nur die eine

die

verwenden,

zu

indem

erst innerhalb des Ganzen,

Handlungen über ist,

Orthogonalen

alle

denselben

Eine solche Architektur bleibt unter den gewohnten

Architektur

begegnet

und

wesentlichen

andere senkrecht zur Bildebene und zum Horizont und gerade hinter dem Rahmen versteckt wird, um die ungewöhnliche perspektivische Verkürzung zu vermeiden. Nur der etwas vorspringende Vierungspfeiler ist sichtbar und gibt einen seitlichen, wenn auch schwachen

während

die

gedacht

ist

Bildschluss.

Dass Jans Vorbild auf Rogier und dessen Schule gewirkt hat, dafür gibt

in

deutlicheren Beweis jenes

ein-

diesem Zusammenhang einen noch

Werk im

Prado, das ebenfalls wie

das Antwerpener Bild den Kruzifixus in einer Kirche darstellt.

Wenn

auch Reglers Eigenhändigkeit bei diesem Stück schon

wegen der groben Ausführung nicht

in

Frage kommen kann,

so erlaubt es doch den Schluss auf ein Original des Meisters.

Die Architektur bringt eine sonderbare Kreuzung zwischen den Räumen

der

beiden

derselben Orientierung

Reglers

Art

an

einen

führenden Maler.

und Fassung wie dekorativen

Die Kirche,

bei Jan,

skulpierten

ist

in

nach

Spitzbogen

herangeschoben und zeigt zudem in ihren Baugliedern enge

Verwandtschaft mit dem Antwerpener Sakramentsaltar. gleich aber hat der Künstler

Zu-

offenbar dieselbe Lebendigkeit

der Architektur erreichen wollen wie auf

dem

Berliner Bilde

1) Über die Fortschritte der perspektivischen Darstellung in der niederländischen Malerei vgl. Kern, a. a. O. S. 20 ff.


Jans.

Er

-

verwendet er ein recht äusserliches

Freilich

lässt nämlich die Triforien

Mittel.

über den Arkaden des Vorder-

Und damit stehen Chor und Lang'haus in einem ähnlichen Verhältnis, wie es in dem Vorbild so fein ausgenutzt ist. Dagegen bedeutet ein entschiedenes Abweichen der seitliche Raumschluss rechts. Genau wie die Kopie der Eyckschen Kirchenmadonna (Slg. Dorla, Rom) es tut, so baut grundes

fort.

der Maler

des Madrider Bildes

ein

paar Pfeiler

starker

in

Es entspricht dies offenbar dem Raumgefühl vom Ende des Jahrhunderts. Das tektonische Verkürzung

in

an

Gleichgewicht überlässt

das Bild hinein.

man

einer

nicht

entscheidenden

Stelle

zu

schaffen

mehr einfach dem Rahmen.

Gegenüber dieser Tafel zeigt das Kirchenstück des Antwerpener Sakramentsaltars eine mehr organische Weiterführung des Eyckschen Motivs. Freilich lässt sich sagen, dass alles, was der Künstler hier an Folgerichtigkeit der Konstruktion der

gewinnt,

liches, sei

grössere Nüchternheit

eine

Dazu trägt bei die Art, wie Das Bildformat passt sich verschiedenen Schiffshöhe an. Es hat dies etwas ÄusserWirkung mit

die Seitenschiffe

der

zugleich

sich bringt.

hinzugefügt sind.

Spielerisches,

w^omit der Eindruck erweckt wird,

als

das Triptychon der Querschnitt durch ein Kirchenmodell.

Dieser Eindruck wird verstärkt durch

plastische,

die

halb des Bildes in sich geschlossene Konstruktion.

das Gewölbe des Mittelschiffs einen

nachdrücklichen

inner-

Besonders

seiner Vollständigkeit

gibt in

oberen Abschluss

mit

einem System

Was aber den Raum bei weitem mehr von der Bildung Jans unterscheidet, das ist die verschiedene Wiedergabe der Stimmung in Licht und Farbe. regelmässiger Bogenlinien.

Hierin wirkt das Antwerpener Stück mit der scharfen Hervor-

hebung der einzelnen

dünnen Rippen,

mit

den

verhältnis-

mässig dünnen Säulen und in der kühlen gleichmässig grauen Steinfarbe

wie

eine

ausgezeichnete

Eisenkonstruktion

und

betont auch damit das Plastische und Modellmässige.

Der Antwerpener Sakramentsaltar standen.

ist

etwa 1460

ent-

In der dreischiffigen Anlage der Räumlichkeit gibt


— er

zum

ersten Mal den

auch im

-

20

Typus

maler, vor allem für die Neefs bezeichnend

architekturen,

einem

spielt

in

auf

dem

man

Stellt

ist.

die

Kirchen-

Die

die die alte holländische Malerei besitzt.

Auferweckung des Lazarus, das einzige Ouwaters,

sie

ist.

Näher zu Jan van Eyck führen wieder

Architektur

wie

einer Kirclienansicht,

Jahrhundert für die Antwerpener Architektur-

17.

spätromanischen Chor,

der

der

Bilde der Pala-Madonna eng verwandt

die beiden Tafeln

Ouwater

sichere Bild Albert

nebeneinander,

so ist es,

gewachsen und habe zugleich das Breitbild in ein Hochformat verändert. Die Säulen ragen frei über die Figuren hinaus. Dass jene im Verhältnis zu diesen noch immer zu klein sind, hat schon van Mander erwähnt.^) Das Wirksamste des Baues ist der obere Abschluss mit der doppelten Reihe der Rundbogen. als sei bei

die Architektur förmlich

Ihre schön geschwungenen, einander durchschneidenden Linien

geben

ungewöhnlich feines

und

prächtiges

Schauspiel.

Die Symmetrie regelt diesen Ablauf der Linien,

der zudem

noch

ein

durch

die

zwischen

den

Säulen

ausgespannte

Wand

wird und andrerseits durch den Gegensatz zwischen

isoliert

steinfarbenen Rückwand und dem schattigen Gewölbe weiter vorn in seiner Wirkung hervorgehoben wird. Es ist die einzige Architektur in den Gemälden des Jahrhunderts, die die feinen Elemente van Eyckscher Rundbogen-

der

lichten

bauten weiterentwickelt.

Van Mander

berichtet,

dass Geertgen tot S. Jans eine

Ansicht der Grossen Kirche in Haarlem gemalt habe: vast en aerdigh gehandelt", befinde. 2)

die

Dieses Architekturbild

sich ist

in

der Kirche

nicht erhalten.

„seer selbst

Indessen

befindet sich im Amsterdamer Reichsmuseum ein Kirchenstück

desselben Malers mit der Darstellung der Hl. Sippe, das uns zeigt,

wie die Holländer

Kirchenraum 1)

wiedergeben.

des Jahrhunderts

Die Architektur

einen

der Tafel

hat

Het Leven der Doorlucliti^he NederHooghduytsche Schilders, Übersetzung Floerke I, 66.

Carel van Mander,

landtsclie en

am Ende

2) a. a. O.

S. 70.


-

weder

die feine

Tektonik

21

wie

Eyck

bei

und Oiiwater

uocli

die harte Geschlossenheit des Sakramentsaltars aus der Rogier-

Der Blick

schiile.

ist

wie üblich durch das Hauptschiff auf

den Chor gerichtet, doch höchst auffallend wirkt das Zwang-

Die Raumentwickeluug von den

des Raumausschnitts.

lose

Bildgrenzen

her

ist

ohne dass eine

möglichst frei gegeben,

Abrundung innerhalb der Bildfläche versucht wird. Besonders sind oben die Überschneidungen des Gewölbes und der seitDagegen ist lichen Arkaden rücksichtsloser als je vorher. der Horizont noch ebenso hoch

Er

genannten Architekturen. stehenden Figuren

der

und

den bisher

in

hat

damit

Köpfe

starke Boden-

eine

Die Anordnung der Pfeiler in der Fläche

aufsicht zur Folge.

entspricht der Gruppierung

Wie

angenommen wie

läuft noch oberhalb der

der

vorn

befindlichen Personen.

mitten zwischen diesen Figuren hindurch an den seitlich

Frauen vorbei der Raum über den Mittelgrund hinweg bis zum Lettner klar und kontinuierlich sich entfaltet, das erweist deutlich den Fortschritt, den in raumdarstellerischer sitzenden

Hinsicht die Malerei

Bei Geertgen

ist

am Ende

nichts

des Jahrhunderts errungen hat.

mehr von dem Farbenschema zu

spüren, das noch vielfach den Bildarchitekturen des 15. Jahr-

hunderts

von

der

der Tiefe

zu

sind

ein

gotischen Malweise die Pfeiler

Schwarzbraun, dunkles Violett,

liches

Rosa.

Die

her

aufgelichtet.

Luftperspektive

Es folgen

nach dem

Chor

17.

warmes Weissgelb, wie Jahrhunderts erscheint.

dem Gewölbe

zu

ist

dem kurz

aufsteigendem Gewölbe dort fast ganz verschwunden.

voll

sich

Olivbraun und ein gelb-

ausserordentlich fein beobachtet, die Zeichnung in

das helle Sonnenlicht entzündet in

Nach

anhaftet.

Und

ein pracht-

es nur noch in den Kirchen des


ArchKektur des Mittelgrundes.

2.

Auch soferu luneuraumes

22

entwickelt

ist,

nicht Darstellung eines

die Bildarchitcktur

neue Bildwerte,

sie

durch

die

die Fortschritte der Malerei in raumdarstellerischer Hinsicht

bedingt

Und zwar

sind.

hier

sollen

zunächst

diejenigen

Faktoren erörtert werden, die eine neue Stellung der Archi-

Raum

tektur im

wie

betreffen,

sie

vorwiegend im späteren

Verlaufe des Jahrhunderts bemerkbar sind.

Die niederländische Malerei bildet

allmählicher Ent-

in

wickelung während des 15. Jahrhunderts die Kontinuität des

Kaumes

aus;

Vordergrund

sie

den

die

natürliche Verbindung

vom

zum Hintergrund

her-

Mittelgrund

Jan van Eyck ist der Bildraum noch im nur nach Vordergrund und Hintergrund ge-

Bei

zustellen.

wesentlichen schieden,

der

Fall:

versucht,

über

und dasselbe

ist bei

Mittelgrund

wird

Regier van

der

übersprungen

Weyden

oder

der

geschickt

verdeckt.

Die Entwickelung vollzieht sich

nun

so,

dass in

der

Durchbildung und Ausgestaltung des Mittelgrundes jene Kondes

tinuität

Hand,

Raumes

erlangt

wird.

wie die Dinge im Bildraum

unsern Prozess,

Damit geht Hand in mehr und mehr gemäss

natürlichen Sehbedingungeu

Veränderungen zur Folge,

Denn

es

einordnen.

Dieser

hat für die Bildarchitektur gewisse

lichen Darstellung führt,

bau zeigen.

sich

zu grösserer Konsequenz der räum-

der allmählich

die sich in erster Linie

kommt

mit

der

am Aussen-

Ausgestaltung

des

Mittelgrundes gleichsam ein neues „Bauterrain" zur Geltung,

das bisher vom Maler noch garnicht ausgenutzt war. klar,

dass

ein Bau,

der

vom unteren Bildrand

Es

hinter

ist

den

Vordergrund zurückgeschoben wird, seine optische Erscheinung völlig verändert und so für die Bildwirkung ein ganz neues

Element wird. grundbau"

ein

Von

hier aus gesehen wird daher der „Mittel-

wichtiges Glied

Architekturdarstellung überhaupt.

für

die

Entwickelung der


— Den Charakter der

bildern

ersten

23

eines Mittelgrundbaues tragen auf Tafel-

Jahrhunderthälfte

nur

vereinzelte

Bild-

Von den Arbeiten Jan van Eycks ist vor Turm auf der Zeichnung der Heiligen Barbara (datiert 1437) zu nennen, die sich im Antwerpener Museum befindet. Er kennzeichnet sich besonders deutlich als „Mittel-

architekturen.

allem

der

grundbau", da sich die drei Geländestufen deutlich voneinander unterscheiden.

Für Eogier van der Weyden

jene Teilansicht

der Kirche

Mittelstück

Münchener

des

anzuführen, Altars

Beispiel

ist als

sich

die

auf

Aber

befindet.

dem diese

zu vermehren)

^Architekturen (es erübrigt sich,

die Beispiele

sind doch nicht derart, dass sich

nun aus ihrer Gesamtansicht

eine

fassbare Entfernung

deutlich

vom vorderen Bildrande

ergäbe.

Anders

ist

das auf Bildern,

die

im letzten Viertel des

sind.' Etwa 1475 ist nach Warburg-) Hugo van der Goes anzusetzen. Hinter Ruine und hinter dem Platz nun, auf dem sich hier der

Jahrhunderts entstanden der Portiuarialtar des

der

Vorgang mit den anbetenden Hirten

steht ein Ge-

abspielt,

bäude, das seiner Bildwirkung nach etwas völlig Neues bringt.

Der Bau

ist

einer Entfernung gegeben,

in

die es er-

möglicht, ihn nach seiner Erscheinung als Aussenarchitektur

zu erfassen und zugleich noch alle Einzelheiten wahrzunehmen

wie die Fugen der Quadern, die Bretter der Holzverkleidung, die in die

Mauer eingelassene Tafel

u. s.

w.

Diese Momente

bedingen eine noch deutliche Plastizität des Baukörpers, die

zusammen mit dem Umfang, den der Bau als Flächeubild dem Beschauer die

innerhalb der ganzen Bildebene einnimmt,

räumliche Distanz

anschaulich machen.

Die Klarheit dieser

Distanz verstärkt der Künstler in dem Portiuarialtar, er die Architekturmassen

Reihe sich

nach rechts hin

hintereinander

staffelt

schiebender Wände,

indem

und so eine die

freilich

mit grösster Natürlichkeit angelegt sind, erhält.

1)

Über die Raimibehandlung der Landschaft vgl. SchubertVon Jan van Eyck bis Hieronymus Bosch, S. 38 ff.

Soldern, F. V. 2)

:

Vgl. Jahrbuch

d.

Kgl. Fr. K. XXlll, S. 247

ff.


24

Das Neuartige der Architekturerscheiuuug

erstreckt sich

uuii nicht allein auf den Mittelgrundbau, sondern kommt auch ganz allgemein in dem veränderten Verhältnis der Ruine zu den Figuren zum Ausdruck. Kinen solch mächtigen gotischen

Eundpfeiler,

wie

er

früheres Bild auf.i) der Ruine überhaupt.

über den Figuren

links vorn

Und

im Bilde steht,

kein

dasselbe gilt von den Dimensionen

Die Architektur

weit

weist

eindringlicher

als

Masse wird gegen-

als

je

vorher betont

und damit ein natürlicheres Verhältnis angebahnt. Vergleicht man etwa die Baulichkeiten auf früheren Bildern verwandter Themen, so tritt auch der Unterschied in der Stellung der Architektur

zum Bildganzen

klar

hervor.

So

ist

bei

der

Anbetung der Könige des Regier die vollständige Stallruine zu sehen mit dem Dach und darüber noch ein Stück des Himmels. In der Anbetung des „Meisters der Perle von Brabant" zu München ist das Dach schon höher hinaufgerückt. Man sieht nur noch den unteren Rand. (Die Ruinenmauer geht auffallend orthogonal in die Tiefe.) Hugo van der Goes darnach gibt nun den einzelnen Baugliedern solche Abmessungen, dass der obere Abschluss der Ruine garnicht mehr in den Bildrahmen fällt. Der Bau wird überall vom Bildrand durchschnitten. In der Ausgestaltung der Architektur des Mittelgrundes, die

auf

den Gemälden

Jahrhunderts immer

der

letzten

häufiger

grosser Reichtum an Motiven.

beiden

auftritt,

Jahrzehnte

des

nun

ein

zeigt

sich

Das Wesentliche

ist

indessen,

dass durch die neue Gesamterscheinung einer Aussenarchitektur eine neue räumliche Distanz verdeutlicht wird, die die ältere

Kunst nur in einzelnen Ausnahmefällen kannte. Zum Teil schliessen sich die Bauten an solche des Vordergrundes an, wobei die Übergänge je nach der perspektivischen Sicherheit

1)

Emile Male

Adorationsbildern

ist

aus

geneigt, das

Vorkommen

den Gewohnheiten

alter

solcher Säulen auf

französischer

Hl.

Bonaventura verwendeten.

S. 222.

Vgl. Gazette des

und

dem Text des Beaux-Arts XXXI,

vlämischer Mysterien zu erklären, die die Säule nach


— gegeben

Zum

werden.

25

werden

Teil

Vordergrund errichtet und

unabhängig vom

sie

rücken weiter

in die

Landschaft

Verwendung

findet

der Mittel-

hinein.

Eine

grundbau dafür furt

ist

charakteristische als

Begrenzung eines Platzes.

Als frühes Beispiel

das Sibyllenbild des Städelsclieu Instituts in Frank-

einem Nachfolger des Dirk Bouts

das von

zu nennen,

Der Burghof wird zum

herrührt.^)

von

Teil

rechtwinklig

Und

aufeiuanderstossenden Baulichkeiten eingeschlossen.

diese

tragen die Merkmale des eben gekennzeichneten neuen Ver-

zum Bildraum.

hältuissses

Auch aus diesem Grunde können

Kunst des Dirk Bouts angehören. Wie gerade diese Architektur des von Gebäuden umgebenen Platzes sich zu Beginn des folgenden Jahrhunderts besonders reich

-sie nicht der älteren

entwickelt, wird später zu besprechen sein.

Etwas

abseits

führenden Einflüssen begegnen

den Bildarchitekturen Memlings.

Bei

ihm

zeigt

wir

sich

in

öfter

eine Funktion der Architektur, die an ähnliche Erscheinungen bei

Regier van der

Weyden und noch mehr

erinnert: nämlich einzelne

zu trennen.

bei

Simon Marmion

Szenen eines Vorganges voneinander wie

Diese Architektur der Erzählung,

man

sie

nennen könnte, findet sich am ausgedehntesten auf der „Passion Christi" der Turiner Pinakothek. sich hier auf

grundbauten

Fragen

ab.

wir,

der Erzählung zu Hause war,

Von E. Male

Theater.

bühne auf

ist

1)

wie

wo vor

Vgl. Voll,

a. a.

Antwort:

auf

dem

der grosse Einfluss der Mysterien-

dem Turiner

auf

allem die Architektur

ist die

so

die Darstellungen der

darnach bleibt kein Zweifel, tektur

Die Begebenheiten spielen

einem gleichsam riesigen Komplex von Mittel-

0. S. 118

Maler nachgewiesen.''^)

dass

zum

Beispiel

Bilde Memlings

Und

eine Archi-

sich durchaus

ff.

Le renouvellement de l'Art par les »mysteres« in der Gazette des Beaux Arts, 3 p. XXXI. Der Einfluss grade der Bühnenarchitektur 2)

auf die Bildarchitektur hat viele Parallelen in der Antike. Vgl. Delbrück,

Beiträge zur Kenntnis der Linienperspektive in der griechischen Kunst,

Bonn

1899.

Diss.

S. 40.

Ferner Kunstchronik XVIII N.

f.

S. 330.


-

26

au deu Schmuck einer Mysteiieubühue aulehut. in

dem ^euannten Aufsatze

(S.

Male

bildet

393) eine Miniatur des 16. Jahr-

hunderts ab (ßibl. Nat. ms. francais 12536), die solche Bühnenarchitektur

Bauten

Gemäss dem Zeitstil zeigen diese Aber das Nebeneinander der

wiedergibt.

Renaissanceformen.

einzelnen Stücke, die die Bezeichnungen Tempel, Palast, ein

Saal

u. s.

w. tragen,

ist

üass auch

dasselbe,

16.

Jahrhunderts noch manchmal

der

Bühne nahmen, dafür möchte

tychon der Brüsseler Galerie

Maler des

die

ihre Bildarchitekturen von ich als Beispiel ein Trip-

(No. 582)

anführen,

um

das

1540 anzusetzen ist. Es sind Vorgänge aus dem Leben des Hl. Benedikt dargestellt. Auf den Flügeln sind nun die einzelnen Szenen in einzelnen von einander abgeschlossenen Räumlichkeiten,

Schilderhäusern gleich,

allein,

untergebracht,

über den ganzen Mittelgrund verteilen.

gestaffelt, sich

die,

Nicht

dass diese Bauten auf den ersten Blick ihre Theater-

natur verraten, sondern

auch in jeder Hinsicht denen

sie sind

der bei Male genannten Bühnenminiatur verwandt.

Indessen diese Fälle

neuen Jahrhundert herrschend wird,

die

sind

vereinzelt.

kommt auch

Indem mit dem

durchkomponierte

einheitlich

Szene

im allgemeinen

in die Architektur

eine einheitlichere Gestaltung.

Klarer auf der Hauptlinie, auf der sich der Mittelgrund-

bau entwickelt, finden sich einige Bauten bei Gerard David. In seinem „Urteil des die Architektur

Tiefe

gebaut.

vom

Kambyses" von 1498 zu Brügge rechten Bildrande

Obwohl aber

nach ihrer Darstellungsart

hier

die

der Entfernung

vom Mittelgrunde entsprechen,

wird

so

beeinträchtigt durch den Mangel

schräg

aus

entfernteren

in

ist

die

Bauten

des Beschauers

doch

der Eindruck

an Raumkontinuität.

„Nie

hat David die räumliche Einheit zwischen Vordergrund und

Hintergrund

weniger

erreicht

als

braucht die gedrängte Figurengruppe,

zu verdecken. in

um

Der Künstler

das Terrain gänzlich

Charakteristischer ist die Anbetung der Könige

der Londoner Nationalgalerie. 1)

hier."^)

Hier erscheinen die Ver-

Bodenhausen, Gerard David und seine Schule,

S. 136.


27

hältnisse des Mittelgrundbaues

am

feinsten abgewogen.

seiner perspektivisch verkürzten Front

Ruiuenniauer au und

hilft

Wand

für

schaffen,

die

er

Mit

sich der

damit eine ausgedehnte orthogonale die

der grössten Wichtigkeit

schliesst

Tiefenwirkung des Bildes von

ist.

Aber auch nach seiner

Bild-

wirkuug übertrifft dieser Bau alle bisherigen Architekturen, die an dieser Stelle des Bildraums gestanden haben. Er gibt die exakte Ansicht einer kubisch klaren Form, deren neue

und ungewohnte Stellung man gleichsam noch an der SorgBehandlung spürt. ^) Jeder einzelne Mauerstein

fältigkeit der

deutlich angegeben,

ist

sodass

der

Bau wie eben aus dem

Während

also die Gesamterscheinuug Behandlung der Architekturoberfläche noch nach dem Massstab des Vordergrundes gegeben, eine Erscheinung, die sich auch sonst bei den Mittelgruudbauten dieser Zeit beobachten lässt.

Ei geschält erscheint.

dem Mittelgrund

entspricht, ist die

Die bedeutendste Entfaltung dieser Architektur gibt die

dem Namen

mit

in Castle

Ruine. sonst

Ihre die

Mabuse bezeichnete Anbetung der Könige

des

Den Bildraum beherrscht

Howard.

Abmessungen gehen weit über

Bildarchitektur

des

15.

eine gewaltige

alles hinaus,

Jahrhunderts

zeigt.

was

An

Gerard David erinnert noch die genaue Behandlung der Ziegelsteine

und Quadern.

zur Figur ist viel in

Aber das Verhältnis der Architektur fortgeschrittener. Wenn derartige Bauten

den älteren Werken

stets

etwas zu klein für den

erscheinen, so meint mau, in dieser Ruine des

umhergehen

zu können.

Raum

Mabuse wirklich

Die riesigen Mauerflächen führen

weit in die Tiefe des Bildes bis in den Mittelgrund, und vor allem

ist

der mittlere Durchblick von grossem kubischen Wert.

Dazu kommt noch

die

Wirkung

in der Geschlossenheit

der

ganzen Baumasse, die noch hoch über die Köpfe der Figuren hinaufsteigt und das Hochformat des Bildes

Während unmittelbar 16.

zu den

Jahrhunderts 1) a. a.

füllt.

diese die Tiefeurichtung betonende Architektur italienischen Einflüssen

führt,

0. S. 185.

zeigt

sich

ferner

im Beginn des noch

eine

Ent-


,

2S

Wickelung der Mittelgruudarchitcktur, die zu reichen Fassaden-

und gerade deren Flächeuwerte herausholt. Hier ist zuerst eine Madonna am Brunnen in der Ambrosiana zu Mailand zu nennen und die genaue Wiederholung dieses

bildungeu

führt

Bildes in

Glasgow

(zuletzt ausgestellt

London, Guildhall 1906),

Werk des Barend Orley.^) Im MittelMadonna stehen die Baumassen eines schloss-

vermutlich ein frühes

grund hinter der

Gebäudes,

artigen

von links

die

her

mit

breiter Terrasse

beginnend auf der rechten Bildseite steilaufwärts steigen und

im wesentlichen nur sie fest

in

die

als Flächenbild wirken.

Komposition

eingestellt.

die Architektur in erster Linie

Fläche interessiert ist,

einen

Bau

Da nun

den Maler

nach ihrer Wirkung

denn nachdem

in mittlerer

Als solches sind

es

in

Entfernung zu errichten, wird ver-

sucht, ihn als reichdurchsetzte Masse erscheinen zu lassen

so

der

nunmehr gelungen

treten die Rücksichten auf die kubischen und statischen

Möglichkeiten immer mehr zurück.

Die Mauerfläche

struktiv in sich geschlossenes Gebilde verschwindet

mehr.

als kon-

mehr und

Die zahllosen Überschneidungen, die vielen ineinander-

geschachtelten Baukörper, die eigentlich grade einen grösseren

Reichtum räumlicher Anregungen versprechen, werden vielmehr eine allein für die Lebendigkeit der Fläche wirksam

fantastische Lebendigkeit.

Auch

die Architektur auf einer geringeren

Wiederholung

auf dem Madonna im Gegensinn erscheint und die Terrasse fortgenommen ist, zeigt, obwohl der Bau gänzlich verändert ist,

im Nürnberger Germanischen Museum,

des Bildes die

,

denselben Charakter.

Noch ausgeprägter

tritt

das Dekorativ-Flächenhafte der

Architektur auf einer Reihe von Gemälden hervor, die meistens in

der Zeit

erscheint

um 1520

hier

fast

entstanden

immer

als

sind.

Der Mittelgrundbau

rückwärtiger Abschluss eines

1) Im Cicerone 1904, III, S. 755 vermutungsweise dem Mabuse Frühwerk zugeschrieben. Denselben Namen trägt das Bild bei Woltniann und Wörmann, Gesch. d. Malerei. Von Friedländer als

als

Orley erwähnt, vgl. Rep.

XXIX,

S. 580.


29

Gebäuden begrenzt zunächst ein der erwähne Bild Antwerpener Galerie wird. Ich (No. 757), das eine Enthauptung Johannis des Täufers darstellt Platzes oder Hofes, der auch seitlich von

und der Gruppe angehört,

man gewöhnlich

die

schon einen

mit

dem Namen

Die Gebäude nehmen hier

Herry met de Bles bezeichnet.

der Bildfläche ein.

beträchtlichen Teil

Gegen-

über den früheren Bildern macht sich nun eine noch reichere

Ausbildung und Umbildung der Architekturfläche bemerkbar. Die Fassade des Mittelgrundes gibt dafür deutlich die Eichtung Ihre einzelnen Teile entsprechen nicht

an.

kubischen Verhältnis, sondern

sie sind

Es

wirkung nebeneinander gesetzt. die

mehr einem wirklich

nur nach ihrer Schmuck-

zeigt sich das Bestreben,

Fläche möglichst reich zu durchsetzen mit kleinen Bau-

und ornamentalen Motiven.

gliedern, Verzierungen

Ornament-

artige Bildungen werden in riesigen Vergrösserungen verwendet.

Und

zugleich

wachsen

die Unregelmässigkeiten

in

der Ver-

Damit parallel Während geht die malerische Behandlung der Architektur. bei Gerard David noch jeder einzelne Baustein exakt beteilung und Proportionierung der Gebäudeteile.

zeichnet war,

wird

vernachlässigt.

Architektur einen die

tritt jetzt

Behandlung

wischende

auf

eine flüchtige, die Flächen gleichsam auf.

Ebenso

Die

Genauigkeit

ändert

sich

der Brunnenmadonna

gleichmässigen

graublauen

ganze Bauuiasse bindet.

In

die

bei Orley

oder

des

Details

Farbe.

Die

zeigt noch

grünlichen Ton,

der

dem Antwerpener Bilde hat

jede Einzelfläche und jedes Bauglied

seine besondere Farbe,

sodass die Architektur für die farbige Bildwirkung an erste Stelle tritt.

Eine verwandte Darstellung ebenfalls mit der Enthauptung Johannis des Täufers befindet sich im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin (früher Slg. Hainauer). Durch die seitliche

Anordnung der Figuren wird

ein mittlerer Durch-

Das Auge kann dem Boden ohne Unterbrechung folgen und gewinnt dadurch vor allem das kontinuierlich Kubische des von den Gebäuden umgebenen Platzes. Der Reichtum der ineinandergeschachtelten blick

auf

den Mittelgrundbau geschaffen.


Baulichkeiten des Mittelgrundes

sehr gross.

ist

In Bezug auf

das Auf und Ab der Konturen von Türmen, Giebeln und Dächern, die fast bis an den oberen Bildrand gehen. Die Fassadenbiklung ist von die Flächenfüllung ist charakteristisch

der gleichen Art wie auf die

dort

gebracht

am

auffällt ist,

und

dem Antwerpener

zwischen

Bild.

Eine Uhr,

grossen Voluten

auf der Berliner Tafel der

trägt ähnlich

weitesten rechts.

zwei

Die Perspektive

ist

an-

Turm

hier wie auf allen

verwandten Architekturen nur sehr oberflächlich. Selbst so auffallende Linien, wie die Orthogonalen des grossen Gurtoben

gesimses links

divergieren, anstatt

und des Gebälks der kleinen Vorhalle

zusammen zu

laufen.

Einen Fortschritt aber bringt das Bild

darin,

wie nun

der Masstab der Mittelgrundarchitektur auf den Vordergrund

zurückwirkt.

Die ältere Kunst kannte es nicht, eine Aussen-

architektur in einem annähernd richtig gesehenen Verhältnis

Denn in diesem Falle kann ja nur Baues wiedergegeben werden, der eben auf die Grössenverhältnisse des Ganzen einen Schluss erlaubt. In dem Berliner Bilde ist nun der Versuch gemacht, den Palast vorn so zu geben, wie er etwa von den Personen dort gesehen wird. Das Fenster und vor allem der wirksame Erker zeigen sich in Untersicht» Sie sind hoch hinauf gerückt und werden vom Bildrande überschnitten, damit auch die ganz vorn hinzustellen. ein kleiner Teil des

Distanz

vom Mittelgrund

zeigt keine Konsequenz.

unklar,

und es

ist

Banecke unmerklich

verdeutlichend. Indessen'der Künstler

Nach unten zu wird der Bau gänzlich

dabei interessant, wie die Vertikale der in eine andere

Raumschicht hinübergleitet.

weitgehendsten Ausgestaltung finden sich genannten Mittelgrundbauten auf einer Zeichnung der Albertina (Schönbr. u. Meder 439) und auf einer Zeichnung In

ihrer

ei)dlich die

des Berliner Kupferstichkabinets, die ist.

Die gesamte Bildfläche

Fassadenbildungen

Reichtum

an

Eindruck, den

erfüllt,

ist

die

Ausschmückungen

man von

dem Mabuse zugeschrieben

auf diesen Arbeiten von den

wiederum zeigen.

einen

grössten

Wie dem bunten

diesen Zeiclinungen

empfängt,

nun


-

3i

auch eine farbige Behandlung-

völlig"

entspricht, dafür ist ein

ein Bild des Amsterdamer Kyksmuseums, das die Heilige Familie mit musizierenden Engeln vor einer den genannten gleichartigen reichen Architektur

charakteristisches Beispiel

Es ist nach Friedländer um 1520 entstanden. Supplement des Katalogs No. 346a.) Nicht nur die einzelnen Bauglieder, sondern auch die einzelnen Flächen teile

darstellt.

(Vgl. 2

zeigen

Wechsel der Farbe, sodass

reichen

dem Bilde

Mit dieser Gruppe von sich leicht

häufen Hessen,

ist

Architekturen,

grundbaues verknüpft

sind, hier

Aber auch

mit

insofern

grundes eine bestimmte Phase wickelung charakterisiert,

ist

ihre die

in

allseitig

Mittel-

reichste Ausgestaltung

Architektur

des

Mittel-

der allgemeinen Raument-

Denn

ein Abschluss vorhanden.

ergab sich zuletzt der Versuch,

Architekturmassen

deren Beispiele

dem Aufkommen des

die

es

Architektur

ein gewisser Abschluss erreicht,

indem die Bildwerte, erfahren.

die

eine rauschende Buntheit gibt.

zu

den

Raum

umschliessen.

durch feste

Es

ist

dies

aber eine Aufgabe, die für die Entwickeluug der Bildarchitektur zu Beginn des 16. Jahrhunderts von besonderer Wichtigkeit wird.

3.

Italienische Einflüsse

Das Streben nach

und dekorative Bildarchitektur.

fester

Formung des Bildraumes

in

den niederländischen Bildern zu Beginn des 16. Jahrhunderts lässt sich in

an verschiedenen Architekturmotiven verfolgen, die

bestimmter

Weise für einen Abschluss nach der

Tiefe,

nach den Seiten oder nach oben zu verwendet werden.

mag

hierfür ein kurzer Hinweis genügen.

So

tritt

in

Es zahl-

Nische als Tiefenabschluss auf. Sie ist zur Aufnahme statuarischer Figuren bestimmt

reichen Fällen die nicht

mehr

bloss

wie bei den Meistern des Aussenflügeln

von

Altären,

15.

Jahrhunderts namentlich auf

sondern

sie

erscheint

als

selb-


^

-

.42

ständiger Baukörper,

vor den die Figuren gestellt werden. gewinnt man nicht nur einen klaren Abschnitt der Damit Raumtiefe, sondern auch

eine

„ideale"

Architektur, die für

jede Szene oder für ein blosses Beisammensein von Figuren

werden kann und häufig

zurechtgebaut

wirksames die

als

Komposition zentralisierendes Motiv benutzt wird. seitlichen

Für den

Bildschluss waren schon im 15. Jahrhundert Vor-

Gewohnheiten Es braucht nur an die rahmende Arkatur bei Rogier, Memling erinnert zu werden. Solche Durchblicke durch Arkaden werden auch später gebraucht, nur in „modernen" Stilformen. Es finden sich dann Motive, die aus der plastischen Rahmung des Altarschreins herübergenommen werden (Mabuse, Palermomadonna), oder es werden einfach mächtige Bauglieder bilder entwickelt, die ihrerseits wieder gotischen

entstammen.

ohne logischen Zusammenhang an die Bildseiten

um

gestellt,

nur

Begrenzungen zu erhalten. Eine besondere und reiche Entwickelung hat die Architektur des Baldachins, der allein auf den meisten Madonnendarstellungen die festen Bauformen für den Bildraum hergibt. Der gotische Teppich, im 15. Jahrhundert für den Baldachin immer ein Mittelpunkt, feste

wird allmählich ganz verdrängt und

macht einem massiven,

steinernen Aufbau Platz, der nun auch für den oberen schluss

Bedeutung gewinnt.

an

Man

vergleiche

Raum-

nur

die

Architektur auf Memlings Johannisaltar 1479 mit der dreissig

Jahre ein

später

gemalten des Metsysschen Annenaltars.

Beieinander von

dichtes

Säulen,

mit

die

Ein Raumschluss

an den oberen Bildraud stossen.

ganz imaginär bleibt. Bei Metsj^s dagegen Kuppel über dem Quadrat.

man

Will

Bildarchitekturen

die

Hauptpunkte

herausgreifen,

dem

also, der

die beherrschende

Entwickelung dieser

der so

Dort

Kapitell

ist

es

zunächst

nötig,

von den Stilveränderungen abzusehen, die sich während dieser Zeit an den gemalten Baulichkeiten vollziehen und die sich auf ein Aufnehmen und Mischen von romanischen, spätgotischen

Flamboyant- und Renaissanceformen beziehen. liche

bleibt

der Versuch,

den

Raum

mit

Das Wesent-

architektonischen


-

83

Für diesen Versuch wird nun diö unmittelbare Berührung mit der italienischen Kunst von entDenn bei den Italienern sah man scheidender Bedeutung. durchgebildete perspektivische Mittel, die eine in die Augen springende wirkungsvolle Lösung gaben für das, was man Unzweideutig tritt dies in dem Bilde des Mabuse suchte. von 1516 (Neptun und Amphitrite, Berlin) zu Tage. Wie zu

Baugliedern

ein

und

Käfig

fassen.

hier der Bildraum umgrenzt, schematisch, einfach

ist

Die Formel

klar.

gefunden.

ist

In den Architekturen des Mabuse wird das Eindringen

Elemente

italienisch-perspektivischer

die

Entstehung des eigentlicnen Architekturbildes

später bei in

der

der zweiten

werden ganz besonders Wie diese neuen Elemente verwendet werden, sei deutlich. an der „Lukasmadonna" im Rudolf inum zu Prag gezeigt, ein Bild, das hierfür noch charakteristischer ist als das Berliner Werk. Zum ersten Mal ist der Stil fast aller architektonischen Jahrhunderthälfte

so

wichtig

Formen des Bildes der der Renaissance. (Die Abweichungen hier unwesentlich.) Wenn nun dadurch das Werk

bleiben

gegenüber den Arbeiten des völlig

15.

Jahrhunderts zunächst einen

veränderten Ausdruck erhält,

ist

doch, sobald

man das

Aufbau der Architektur vorbereitet in dem Ruinenbau der „Anbetung" zu Castle Howard. Dieses Werk des Mabuse seiner älteren Periode zeigt das Raumgefühl der niederländischen Malerei zu Ende des JahrStilmoment

hunderts

ausschaltet,

schon

Berührung

mit

so

weit

der

entwickelt,

dass

Raumkunst

italienischer

es

nur noch der

bedurfte,

um

die

Schärfe, die Tiefe und die kühle Klarheit des Prager Bildes

zu erreichen.

Auf beiden Bildern die

Architektur

der

ist

mittlere Durchblick

Während aber

beherrschend.

dort

durch

ganze

Mauerflächen die räumliche Tiefenerstreckung fördern, sind es in Prag alle senkrecht zur Bildfläche stehenden Linien, also alle Orthogonalen, deren in dieser Hinsicht erhält

einen

besonderen

Tiefenbewegung

auffällt.

Und

nun auch der Stil der Architektur

Einfluss

auf

die

Raumgewinnung.

Die


84

Renaissancebauglieder mit den geraden Linien der stark her-

und

vortretenden Gesimse

des Gebälks

erlauben

eine

viel

schärfere perspektivische Linienführung, wie sie in der älteren

niederländischen

mehr

Kunst nicht zur Anwendung kam.

Diese

lineare Konstruktion der Architektur musste den nieder-

ganz besonders

Malern

ländischen

denn

auffallen,

möglichte es den Künstlern, jedes ßauglied

sie

er-

an jeder Stelle

des Bildes mit grösster Genauigkeit aufzustellen.

Vielleicht

trug die neu gewonnene perspektivische Sicherheit dazu bei, eine andere Erscheinung zu verstärken, die ebenfalls auf

dem

Prager Bilde des Jan Mabuse deutlich ausgeprägt und der Antwerpener Bildarchitektur dieser Zeit eigentümlich ist. Es ist dies ein gewisses irrationales Element, die Zerstückung

Man

der Architektur in viele einzelne Teile.

verstand auch

nicht den organischen

Zusammenhang

sondern es fand

willkürliches Einschalten,

ein

der neuen Bauglieder,

Übereinandersetzen der einzelnen Stücke

Neben- und

Es gehört

statt.

hierher ferner die stets wechselnde Proportionierung der Teile.

Das Prager Bild

zeigt gewaltige Postamente, auf denen ver-

hältnismässig niedrige Säulen stehen, die wiederum schweres

Gebälk tragen.

Die Orthogonalen

laufen nicht gleichmässig

der Sockel

die Tiefe,

in

und Gesimse

sondern

es

fortwährendes Vor- und Zurückspringen der Linien.

ist

ein

Ebenso

wird der ständige Wechsel des Niveaus durch die verschiedenen

Vor allem aber dienen dem

Stufenanlagen gekennzeichnet.

Irrationalen die Überschneidungen der Architektur durch die

Besonders der obere geschweifte Abschluss des

ßildgrenzen. Altarbildes,

der sich in dieser Zeit einbürgert,

so gewaltsam in

die Architektur,

erst nachträglich so zerschnitten.

Erscheinung auch die kräftigerer Buntheit die Figuren,

farbige

strebt.

In

farbe aller rahmenden Teile

und

man

sie

sei

Endlich entspricht dieser

Behandlung,

Die

schneidet oft

glaubt,

stärksten

die zu immer Akzente tragen

das Rot des Lukas und das wundervolle satte

Seidenblau der Madonna.

graublau

dass

hinten

der Architektur

vorn graugelb,

hellgrau.

Die

ist

die Stein-

im Mittelgrund

skulpierten

Füllungen


der Postamente

Schwarzgrau

braun. die

marmoriert, die

die Pfeilerfüllungen

gelb-

Muschel über dem Durchblick; davor

Und

Kasetten blau.

Die Säulen-

zeig-en ein Messinggelb.

rechts

schäfte sind rotbraun

Decke

die

des

zeigt

Mittelteils

Ein messinggelber gotischer Brunnen steht

wiederum Braun.

dem sehr hellen Platze des Hintergrundes. Der Durchblick vom Dunklen ins Helle ist ein P^ffekt, der in späteren Architekturen noch oft Verwendung findet. auf

Dieselben Merkmale,

die

in

diesem Bilde die Wirkung

der Architektur bestimmen, sind bis zu einem gewissen Grade

ganzen Zeit gemeinsam.

der

der Bildarchitektur

das Ruinöse

stückung der Architektur,

Bezeichnend

mau

mit

es

zu tun hat.

dass

ist,

sich

oft

überall hervor.

nicht gleich sagen lässt,

ob

einem Innenraum oder einer Aussenarchitektur

Was

Mabuse als dem begabtesten zum Ausdruck kommt, das Streben nach

indessen bei

Künstler noch rein

wird bei den Künstlern niederen

italienischer Raumklarheit, das

Ranges

tritt

Die Zer-

in der Zeit

etwa vom zweiten

Jahrzehnt

bis fünften

unter den dekorativen Elementen zurückgedrängt. architektur wird,

wie

niemals vorher

Die Bild-

oder nachher

in

der

niederländischen Malerei, Trägerin der Ornamentik.

Auf der Prager „Lukasmadonna" wird das Ornament noch durchaus in fest umschlossenen Grenzen gehalten.

Bei

der Verband schon gelockert,

und

Barend van Orley wird

die Architektur tritt deutlicher mit rein dekorativen Absichten auf.

1521,

Das Hauptwerk

Orleys,

der Brüsseler Hiobsaltar von

gibt typische Gestaltungen seiner Architekturen.

Mittelteil

des Altares

zeigt

eine Anzahl

Der

hoher Pfeiler, von

denen die vier hinteren symmetrisch gestellt und gleichartig behandelt sind.

Dagegen jede Regelmässigkeit durchbrechend

und mit besonderem Aufputz

versehen

Seiten je ein Pfeiler gestellt:

links

ist

vorn

zu

beiden

ungewöhnlich hoher

ein

Sockelbau mit weit ausladenden Gesimsen, die Flächenfüllungen reich ornamentiert,

trophäe

vor

rechts ein Gebilde,

das wie eine Sieges-

dem Beschauer emporragt.

sind sehr sorgfältig gearbeitet.

Die

Einzelheiten

Die willkürliche Akzentuierung


— m — wiederum durch kühnen Überschneidungen des geschweiften Abschlusses, gibt dem Bilde etwas Gezerrtes, zumal da die Pfeilerbilduugen, wenn sie auch zu dekorativer Wirkung ganz gesondert aufgestellt sind, doch durch ihre Anordnung untereinander und zu den rückwärtigen Pfeilern in Beziehung gesetzt werden. dieser Architekturteile, die unterstützt wird die

Die kurzen unregelmässig gelagerten Orthogonalen sind für die Tiefenwirkung ähnlich wirksam wie bei Mabuse.

Sie

wie mit straffgespannten unsichtbaren Fäden an den Augenpunkt geheftet, der ungefähr im Bildzentrum liegt. Auf denselben Augenpunkt bezogen ist auch die reiche Fassade auf dem rechts anschliessenden Flügel, doch ist die perspeksind

tivische Beziehung

für die

nicht

Orthogonalen

betont, ein Mittel,

der

drei

um

da der Beschauer

sofort deutlich,

den Bau sehr weit links die

Besonders kräftig sind

steht.

breiten Stufen vor der Fassade Tiefenbewegung des Raumes im

Am

Vordergrund möglichst zu beschleunigen.

auffälligsten

sind solche Stufen verwendet auf den Aussenflügeln (bei ge-

schlossenem Altar) in der Darstellung des zurückgewiesenen

Opfers Joachims.

Die Linien gehen hier direkt vom unteren

Bildrand aus in die Tiefe.

Ein besonderes typisches Requisit der Bildarchitektur begegnet des

uns

auf

den Altarflügeln

Armen Lazarus und

mit

den Darstellungen

des Bösen Reichen, nämlich die vorn

Orley verwendet

in

den Bildraum hineingebaute offene Halle.

sie

mit Vorliebe, doch erscheint sie in mannigfachen Variationen

immer wieder während der folgenden hundert Jahre. Halle

stellt sich bei

Orley gewöhnlich dar als ein Sockelbau,

der einige Ecksäulen mit horizontalem Gebälk trägt, die einzelnen Bauglieder

zeigen.

Auf

Diese

wobei

wiederum reichste Formenentfaltung

dem Hiobsaltar kommt

in

erster

Linie

der

dekorative Eindruck dieser „Loggien" zur Geltung, sie füllen die Bildfläche fast vollständig

aus ohne Rücksicht auf ihre

architektonische Wahrscheinlichkeit.

zeichnend, direkt

Dafür

vor allem be-

ist

wie auf dem rechtsseitigen der genannten Flügel

unter der Brüstung,

auf der die Säulen

stehen,

der


— Maun

reiche

dem Gebälk gliederte

37

der Hölle dargestellt

in

Ferner wie über und Gesims ge-

ist.

beiderseits die durch Archivolte

Wand

im

Freier

aufsteigt.

Raum

stehen

solche

Hallen auf den Flügeln des Antwerpener „Jüngsten Gerichts", ebenfalls von Orley.

Hier werden

indem

lichen Funktion verwendet,

sie

des Bildes fördernde Kulisse abgeben. ist

zudem der Bau

mehr nach

sie eine die

räum-

ihrer

Tiefenwirkung

Auf dem linken Flügel

Entfernung noch einmal wiederDie zu dem Altarzentrum allgemein symmetrische An-

holt.

in einiger

ordnung entspricht demselben Gebrauch auf dem Hiobsaltar. Fast auf ein Schema gebracht findet sich diese Architektur Dreifaltigkeitsaltar, der dem Orley nahe Zwei einander völlig gleiche „Pavillons", symmetrisch angelegt und durch ein Tonnengewölbe miteinander verbunden zeigen die Aussenflügel. Orley selbst würde doch nicht so nüchtern wirken. Das Lübecker Beispiel macht damit deutlich, wie diese Art der Architektur das Irrationale und den reichen Wechsel der Einzelformen gebraucht, um zur Wirkung zu

auf

dem Lübecker

steht.

^)

gelangen.

Eine besondere Gattung von Bildern kam den architektonischen Liebhabereien

Thema nach

entgegen.

zu Beginn des

16.

in

ist

Jahrhunderts einen ungewöhnlichen Auf-

Bilder.

Ruinen wurden

Diese

zusammengesetzt aus zahlreichen Einzelelementen,

sodass wiederum jene Erscheinungen entstehen, sahen,

dieser

gerade

sich nirgends deutlicher aussprechen als

den Ruinenbauten jener

künstlich

schon ihrem

das Adorationsbild, das grade

Der Charakter der Bildarchitektur

schwung nimmt. Zeit konnte

der Maler dieser Zeit

Es

für

die

zerstückten Architekturen

Orley charakteristisch sind.

des

die,

wie wir

Mabuse und

„Die Dreikönigsdarstellung bot

Gelegenheit, die Kenntnis der neuerdings in Italien erworbenen

Architekturperspektive

konnte

im Sinne

des

zur

Anwendung

zu

Man

bringen.

Renaissancegeschmackes Ruinen

auf-

bauen mit anstossenden weiten Bogenhallen, die von seltsam gezierten Säulen und grotesk ornamentierten Pilastern gestützt 1)

Ad. Goldschmidt, Lübecker Malerei und Plastik,

S.

26

f.


wurden." 1)

38

Die Hauptmeister für Bilder dieser Art sind der

Meister des Todes Maria und Herri niet de Bles (bei diesem eine auffallende Hochräumigkeit der Architekturen).

Arbeiten geben den Übergang

zu

den von

Beider

den zahlreichen

geringen Künstlern gemalten Epiphanienbilder, deren Architekturen eigentlich nur immer neue Kombinationen von Einzel-

motiven sind. 2)

Die Schulbilder, die immer handvverksmässiger

hergestellt werden,

immer die

flüchtiger

deren Ausführung

zeigen Architekturen,

Die Perspektive

wird.

wird

nachlässiger,

Kombinationen der einzelnen farbig unterschiedenen Bau-

glieder

werden

reicher hervor,

Das Ornament

willkürlicher.

tritt

immer

wobei aber der Sinn für die Anbringung des

Details gänzlich fehlt.

Die Folge

ist,

dass

auch die eben

gewonnenen Raumwerte der Architektur wieder verdrängt werden durch die Tendenz, die Architektur einzig als Bildschmuck zu verwenden. Der Einfluss der oberitalienischen Zierarchitektur wirkt hierin besonders stark ein.

Die niederländischen Maler dieser

in ihrer Freude am Ornament und am Bildschmuck immer mehr zu einem rein dekorativen Aufbau der Charakteristisch ist, wie in dieser Hinsicht Bildarchitektur. der Nische verwendet ist. Vgl. ein Bild der Brüsseler Motiv das Dort auch ein 1526 datiertes Bild von Galerie No. 587. Cornelis van Coninxloo, wo die beiden Figuren auf einer Bank

Zeit gelangen

vor der Nische sitzen, deren leerer

einem Kreismotiv

und Ornamenten

Raum nun wiederum

mit

Ferner

als

gefüllt

ist.

Beispiel ein Bild des genannten van Coninxloo (Brüssel) mit

der Darstellung:

Hier

Jesus bei Simon,

der Innenraum

ist

rein

das 1537/38 gemalt

dekorativ-ornamental

ist.

behandelt

mit einem symmetrischen Baugefüge, das die ganze Bildfläche

umspannt.

Charakteristisch auch, wie die Kante des langen

Esstisches so verkürzt

genau

die Bildmitte be-

XXVHI, S. 253. dem genannten

Aufsatz zwei Orley-

ist,

dass

sie

zeichnet.

1)

Valentiner im Rep.

2)

Valentiner behandelt in

Schüler dieser Richtung.


~

39

plastisch.

Die Benutzung architek-

tonischer und ornamentaler Motive

ohne Rücksicht auf das

Das Ornament wird

Statische und Kubische führt endlich

quenzen sich zu

für

zu den letzten Konse-

Bildschmuckarchitektur.

diese

entwickelt

Sie

einem bloss tektonischen Gefüge von Ornamenten in

der Fläche, wie es

am

deutlichsten das Beispiel des Lancelot

Blondeel zeigt in seinen Bildern von 1523 und 1545 und in einem

ihm zugeschriebenen Bilde der Brüsseler Galerie, datiert 1550.

Für

die

Entwickelung des Innenraums

Bildarchitektur gestellt

günstig.

nicht

werden

sollen,

Wo

gewinnen

wie die Aussenarchitekturen.

ist diese

dekorative

grosse Inneuräume dar-

sie

fast dasselbe

Beispiele

Aussehen

von Kirchenräumen

für die südlichen Niederlande sind eine Vision des Hl. Ildefons

von Isenbrant (Earl of Northbrook) eines

von

der Antwerpener Kunst

und der Kirchenraum Holländers

beeinflussten

Museum (No. 101), datiert 1526, Im Ganzen Innenraum dieser Zeit mehr eine Domäne der holländischen Kunst, die seine feinen malerischen Werte zu bewahren sucht. Es bezeugt dies namentlich eine Reihe von Kircheninterieurs im Erzbischöflichen Museum zu Utrecht, die durch ihre feine Farbigkeit auffallen, wenn sie auch nach ihrer perspektivischen Raumklarheit zurückstehen. Vor allem ist dort ein Architekturstück zu nennen von grösserem Umfang mit einer Darstellung der Krypta in Bethlehem. Der Raum ist selbständig, ohne Figuren, gegeben in einer reichen Lichtim Brüsseler der

bleibt

stimmung, die die Lokalfarben zu binden sucht. sind bunt wie

immer

in dieser Zeit

Die Säulen

nach ihren Bestandteilen,

eine Basis grün, eine messingfarben.

Auch

die Flächen des

Bodens von lebhafter Buntheit.

Aber nicht Holland, sondern Antwerpen für

die

bleibt das Zentrum

treibenden Faktoren in der Entwickelung der Bild-

architektur.

Nachdem aus den dekorativen Tendenzen

letzten Schlüsse

gezogen

sind,

kommt zu einem Besinnen

erfolgt die Reaktion,

auf die Raumprobleme und zu

Hervorholen reiner italienischer Architekturformen.

die

und es

dem


Zweiter

Teil.

Das Architekturbild. Een yeder Schilder

die wil Vjedijen, Vermijde

cieraten en metselrijen.

(Sprüchwort nach van Mander.)

Mit

den

die

kam

italienischen Einflüssen

Malerei

ländische

des

16.

Jahrhunderts

in

die

nieder-

Bemühung um

die

unanfechtbare perspektivische Bewältigung des Raumes.

Mabuse

als Erster hatte die

Wunder der neuen

gezeigt, deren unbeirrte scharfe Linien den

und ihn

so

ungewöhnlich klar vertieften.

Bildarchitekturen

Raum

durchschnitten

Freilich auch

niemand

verfolgte die neuen linear-perspektivischen Probleme so weit

wie

Die Freude am Ornament überwog und die Entfaltung Reichtums dekorativer Elemente im Bilde. Man fasste

er.

eines

die Renaissancebauglieder, wie

man

sie

aus den italienischen

Bildarchitekturen übernahm, im Grossen und

Ganzen nur nach

ihrer Verwendbarkeit für das Dekorative auf.

Die Architektur

als

Raumbildnerin verlor ihre Klarheit,

Zusammenschliessen Verständnis.

und selbst für ein

von Figur und Architektur fehlte das

Da nun

bei

der

Aufnahme des fremden auch

mit grösster Willkür vorgegangen wurde, die Motive variiert,

gehäuft

und wieder verschieden zusammengestellt wurden,

so gewinnt

man

bei einer Übersicht der Bildarchitektur dieser

Zeit den verwirrenden Eindruck eines regellosen Bautumults.

Das wird gegen

Im

„cieraten" ein

die Mitte des Jahrhunderts zu anders.

fünften Jahrzehnt ist

fast

im Bilde kahles

zu

deutlich

spüren.

eine Reaktion

gegen

die

Die Architektur bekommt

und nüchternes Aussehen.

Wie

die

neue


-

-

41

Generation damit zugleich eine organischere Bildarchitektur gewinnt,

Für

zeigen.

Kirche Ste. Gudule

die

datierten

Beispielen

zu Brüssel

hat Orley

verschiedenen

an

sich

lässt

1537 und 1538 die Kartons der Glasmalereien des Querschiffs gearbeitet und eines Fensters der chapelle du St. Sacremeutauf welchem Franz

de-Miracle,

eine

die

Architekturbehandlung zeigen. dekorative

Die ausserordentlich

Wirkung der Orley-Fenster ganz auffallend

hat zunächst

die Königin Eleonore

van Coxie zwei Fenster, entstanden durchaus verschiedene von Orley

Orleys Schüler Michiel 1545,

und

In derselben Kapelle sind von

dargestellt sind, datiert 1540.

um

I.

alles

ihm klar und einfach zum Ausdruck.

Die Bauformen

kommen

ganze Ponderation der Architektur

als bei

dem

bei

Gefüge Orleys.

leichten

Dieser

fehlt bei Coxie.

Ornamentale vermieden.

Aber auch

die

festlich

anders

ist

Bei Coxie wirken mehr

die

fundamentalen Richtungen der Vertikale und Horizontale

in

den Massen.

Das Motiv des griechischen Giebels wird

Und während

verwendet.

bei Orley die Architektur als eine

Dekoration der „Fläche" aufgefasst Teil ist nach

Farbe und Licht

ist

— der

zurückliegende

mehr wie der aufgefangene

Schatten der Vorderfläche behandelt

dagegen

Entsprechend

kubischer Natur.

wirklich

,

so ist sie bei Coxie

auch die

Reduktion der P'arbe.

Nimmt man macht sich

Stiche

aus

ähnliche Erscheinung

eine

zur Hand,

derselben Zeit

bemerkbar.

In

so

den

1549 und 1550 datierten Arbeiten des Antwerpeners Cornelis

Metsys

findet

behandlung,

Wierix

sich

wie

auftritt.

schon

sie später

ganz in

die

Art

der

Architektur-

den zahlreichen Stichen der

Einfache Säulen und nüchterne glatte Wände,

gegliedert höchstens durch Pilaster oder flache Nischen.

derselben Zeit

gibt

italienische Re-

von

denen hier ein

naissancearchitektur in seinen Stichen, Blatt aus

dem Jahre 1544

Zeitlich bestimmte die

vom Ornament

nur wenige nennen.

Zu

Lambert Suavius reine

(Pass. HI, III) zu

nennen

ist.

Gemälde dieses Jahrzehnts, auf denen erscheint, kann ich

befreite Architektur

Indessen scheint mir ein besonders be-


42

merkenswertes Beispiel bei Marten Heemskerck das veränderte des Malers

Verhältnis

zu machen.

zur Architektur deutlich

Auf seiner „Anbetung* der Könige" von 1546 im Haag sieht man aussen die Verkündigung in einer grossen italienischen Bogenhalle. Die Bauformen sind in auffallender Einfachheit und Reinheit durchgeführt, und dementsprechend ist auch jede Buntheit vermieden. Die Steinfarbe der Wände, Bogen und Sockel ist grau. Die hohe Säule und die zwei vorgesetzten Pilaster sind braungelb marmoriert. Auf dieses Bild bezieht sich nun folgends Bemerkung van Manders: „Aus diesem Werk ersieht man, was Heemskerck für ein guter Architekt und wie gross seine Vorliebe zur Anbringung von Ornamenten gewesen ist, ganz im Gegensatze zu dem bekannten Sprüchwort, das er viel im Munde führte: Ein jeder Maler, der gedeihen will, vermeide Ornamente und

Van Mander missversteht den Künstler Das Sprüchwort, das er nennt, scheint vielmehr durchaus auf Heemskerck zu passen. Die Angabe des Malerbiographeu aber, dass ein solcher Künstler wie Heemskerck Architektur!"!) offenbar.

jenes Sprüchwort oft gebrauchte, teristisch

gelten

für

darf als besonders charak-

die Generation,

die

um

die Mitte des

Jahrhunderts arbeitet und die das Bild von den rein dekorativen

Elementen der vorhergehenden Zeit zu befreien trachtet.

Damit

ist

nun auch

gedrängten Bemühungen

die Zeit

um die

gekommen,

die die zurück-

perspektivische Raumgestaltung

Im Jahre 1560 erscheinen die ersten Perspektiven von Hans Vredeman Es ist also nicht ein Maler, de Vries als Kupferstichfolge. der hier das letzte Wort spricht, sondern ein Theoretiker, durch die Bildarchitektur

ein Architekt

oder

zum Abschluss

„Dekorateur".

bringt.

Die Perspektiven fassen

zusammen, was sich auf die Wiedergabe Der Raum wird systematischgeometrisch ausgebaut. Wenn nun in solcher Reduktion der gewissermassen

alles

der Architektur im Bilde bezog.

1)

Mauder-B'ioerke

I,

S. 347.

Unter „metselrijen"

ist

hier nicht

„Architektur" zu verstehen, wie Floerke übersetzt, sondern mehr die

Schmuckarbelt des Steinmetzen,


43

Architektlirdarstellung auf die bloss linearperspektivische Auf-

gabe die abschliessende Lösung eines Problems gegeben war, das

sich

gleichsam

durch

die

Aufnahme

zugespitzt

so

hatte,

Raumformung

italienischer

geben

so

die

Perspektiven

andrerseits den Anstoss zu einer neuen Aufgabe. die Darstellung der Architektur

Der Beginn

Erscheinung.

Es

ist dies

gesonderte selbständige

als

ihrer Entwickelung, die bis

den Schluss des 17. Jahrhunderts führt,

fällt

gegen

nach Antwerpen.

Hier treten neben und nach Haus Vredeman eine Reihe von Architekturmalern auf, an deren Arbeiten die Geschichte des Architekturbildes im engeren Sinne zu verfolgen

1.

ist.

Die Antwerpener Maler.

Hans Vredeman de

Vries.

Van Mander gibt recht ausführliche Nachrichten über des Hans Vredeman. Er beginnt mit ihm die

das Leben

Lebensbeschreibungen „der vermaerde levende Nederlandtsche

Darnach ist Hans de Vries 1527 zu Leeuwarden in Friesland als Sohn eines Deutschen geboren. Von Anfang an wechselt er oft seinen Aufenthalt. Bemerkenswert ist seine Anwesenheit 1549 in Antwerpen, wo er an den Triumphbogen arbeitete, die bei dem Einzüge Karls V. und seines Schilders".

Sohnes Philipp

errichtet

Künstler

bei

hier

der

Offenbar

wurden. Entfaltung

der

hat der junge

ausserordentlichen

^) Schmuck Antwerpen schon die niederländischen Formen, deren Entwickelung dann

Dekorationen entscheidende Eindrücke empfangen.

und Zierat zeigen spezifisch

um

diese Zeit

in

Die genaue Beschreibung des Triumphzuges mit den Abder Triumphbogen in De seer wonderlycke, schoone, Triumphelycke Incompst, van den hooghmogenden Prince PhiHps, Prince van Spaignen, Caroli des vijfden Keyserssone, in de stadt van Antwerpen, anno MCCCCCXLIX. Geprint Tantwerpen, voer Peeter Coecke van Aelst, gesworen Printere, by Gillis van 1)

bildungen

.

Diest, 1550.

.

.


— grade Hans Vredeman

44

einem Höhepunkt zuführt.^)

nächsten Jahren hat er sich nach van Mander

In

den

mit theore-

viel

Er ging nach Friesland, und zwar nach Kollum, „wo er einen Möbelschreiner fand, der die Bücher von Sebastiane Serlio oder Vitruv, herausgegeben von Pieter Koeck, besass. Diese schrieb er Tag und Nacht tischen Arbeiten beschäftigt.

die grossen sowohl wie das kleine" -) Es werden dann eine ganze Reihe der von Vredeman für Hieronymus Cock gezeichneten Vorlagebücher aufgezählt und eine Anzahl

fleissig aus,

Perspektiven

der

genannt,

schiedensten Städten

die

ausführte.

Künstler

der

Die Art,

von diesen Perspektiven berichtet,

ist

sehr

wie

in

den

ver-

van Mander

charakteristisch

für die Auffassung, die die damalige Zeit von diesen Dingen

Es kam offenbar auf den täuschenden illusionistischen Der Malerbiograph erzählt mit ersichtlichem Ver-

hatte.

p]ffekt an.

gnügen von den

vielen Leuten,

die sich

durch die perspek-

tivischen Kunststücke täuschen Hessen und die nun glaubten,

„dat het een natuerlyck

kam in

ghebouw en doorsien was".

Ja, es

zu vielen Wetten wegen solcher Dinge, wie zum Beispiel

Hamburg, wo Vredeman

Perspektive

gemalt hatte,

in

die

der Petrikirche

eine

einen Durchblick

grosse

durch

ein

Portal auf eine Treppe zeigte.

3) Viele von denen, die ihre Wette verloren, sollen sogar zu dem Künstler gegangen sein, um ihm Vorwürfe zu machen. Nach den Angaben van Manders sowie nach einigen Daten, die Hymans in den Anmerkungen seiner Ausgabe gibt, lässt sich der wechselnde Aufenthalt Vredemans einigermassen genau bestimmen. Zweimal nimmt er längeren Wohnsitz in Antwerpen, von c. 1564—1570 und von c. 1576—1586. In 1586 geht der Zwischenzeit ist er in Aachen und Lüttich.

er über Frankfurt nach Wolfenbüttel,

1)

wo

er bis 1589 bleibt.

Vredemans Hymans, Le Livre des peintres

Die erste Reihe von Blättern mit Kartuschen

erschien 1555 in Antwerpen.

de C. van Mander, II, 101. 2) Mander-Floerke II, 3) a. a. 0. II, III.

Vgl.

107.


— Dann besucht

Danzig.

in

1591

nach Braunschweig.

dann

45

er

ist

er

in

Hamburg, Reihe

folgender

in

1592 (nach

van Mander) die Städte Hamburg, Prag, Hamburg, Amsterdam, Haag, Hamburg. Im Jahre 1604 gibt er ein Hauptwerk, an

dem

er lange gearbeitet hatte, heraus: Perspectiva, dat

hooch gheroemde conste eens schynende

is

de

door-siende

oft

in

ooghen-ghesichten punt en gheinventeert door Johan Vrede-

man

Das Todesdatum des Künstlers

Vriese.

Für

die

unbekannt.

ist

Kunst Hans Vredemans, soweit

für

sie

die

Entwickehing des Architekturbildes in Betracht kommt, sind ausser

den

wenigen erhaltenen Tafelbildern vor allem

gibt

die

Mit seinen Zeichnungen

Architekturbücher von Wichtigkeit.

Vredeman der Architekturdarstellung

festes Gerüst,

ein

mathe-

das zum ersten Mal auf nichts Anderes als auf die

matische Sicherheit Rücksicht nimmt.

Aber nicht

allein

nach dieser grundlegenden Bedeutung stehen die Blätter

Anfang

langen Entwickelung.

einer

fachheit der Bildaufgabe,

ist

auch die Ein-

das Nur-Lineare, das

Um

Sinne kennzeichnet.

Es

dies

zu

am

jenem

sie in

verdeuthchen,

seien

hier

gewisse auffallende Darstellungstypen, die für das Architektur-

Bedeutung bekommen, in den Vordergrund gestellt. Dies sind einmal der von Arkaden und mehrstöckigen Gebäuden umgebene Hof und dann der Kirchenraum. Beide Typen bild

sind

gleich

Jahre

1560

in

der

ersten Reihe von Perspektiven aus

vertreten,

die

folgenden Titel

führen:

dem

Sceno-

graphiae sive perspectivae ut Aedificia, hoc modo ad opticam excitata,

Pictorum vulgus vocat pulcherrimae viginti selec-

tissimarum fabricarum a Joanno Vredemanno Frisio excogitatae et designatae: et

a Hieronymo Cock aeditae,

Die Hofarchitektur

tritt

stets

links im

Vordergrunde des Bildes

Ansicht

ein

loggienartiger

rechts der freie Platz

in

der

etc.

1560.

Form

auf,

in perspektivisch

auf Säulen

ruhender Bau steht,

von ferner liegenden Hallen, Gängen

oder sonstigen Gebäuden rechtwinklig umg^eben

Werkes

ist.

Blatt 6

Anordnung an einem zwei Stockwerken aufgeführten Arkadenbau. Der grosse

des eben genannten in

dass

frontaler

zeigt diese


— Springbrunnen bei

in

der Mitte

Vredeman noch

Architekturen.

oft

46

des Vordergrundes

findet

sich

an der entsprechenden Stelle solcher

Variationen, aber stets in ähnlicher Anordnung,

11, 13, 14 u. s. w. Auf dem Loggienbau vorn besonders weit ausgedehnt. seiner Bildstellung wie seiner räumlichen Funktion

geben andere Blätter wie etwa letzten ist der

Er

ist

nach eine Weiterentwickelung jener Bildarchitektur, öfters bei Orley fand,

am

die sich

besten vergleichbar den „Pavillons"

dem Antwerpener jüngsten Gericht. Die Art ihrer Verwendung wird in späteren Arbeiten Vredemans noch präziser

auf

ausgebildet.

Auf

allen diesen Blättern sind die Begriffe der Zentral-

perspektive

und der Frontalität aufs schärfste ausgeprägt.

Überall

die Orthogonale

ist

die

Und zwar wird

Raumwirkung.

ununterbrochenen Linienzügen der Art des Mabuse

das

Orthogonale

die

verwendet die

ein

in

die

möglichst

im Gegensatz

zu

fortwährendes Ab-

Bei Vredeman wird so die Orthogonale ein

brechen geben. Mittel,

und Orley,

bestimmende Linie für

Auge aussergewöhnlich weit

in

des

die Tiefe

Bildes zu führen, da alle Hauptlinien ganz markant auf den

einen Augenpunkt zusammengeführt werden.

Dieser grössten

Einfachheit der perspektivischen Konstruktion entspricht auch die

Einfachheit

der

kubischen

Gestaltung.

Der Raum

ist

ohne jede Differenzierung von einer nüchternen klaren Bestimmtheit, fast schematisch begrenzt. Vor allem findet dies darin seinen Ausdruck, dass die Baulichkeiten nicht willkürlich

vom Bildrande überschnitten werden.

Besonders die Bauten

des Vordergrundes sind fast durchgängig so in den Bild räum gestellt,

dass

ein

abschliessendes Bauglied mit

Bildrande zusammenfällt, die durch

oder

dass

die

dem oberen

orthogonale Ebene,

den seitlichen Bildrand geht, mit einer Architektur-

wand zusammenfällt.

In dieser Begrenzung der Architektur

innerhalb der Bildfläche liegt offenbar ein starker Gegensatz

zu den Gewohnheiten der älteren Generation der ersten Jahrhunderthälfte.

Aber zugleich zeigt

sich

auch darin das

tiefe


47

Durchdringen italienischer Raumempfindung',

die der älteren

Generation noch fremd blieb.

Grundzüge gelten für

Dieselben

Ihre Bildwirkung

Kirchenräume.

(Die besondere

tivischen Konstruktion.

die

Darstellung

der

beruht auf ihrer perspek-

Wirkung der Vrede-

manschen Formensprache ist natürlich in diesem Zusammenhange auszuschalten.) Es sind vorwiegend dreischiffige tonnenüberwölbte Räume dargestellt mit langen Fluchten von Säulenstellungen. Dabei ist meistens der Durchblick durch das Hauptschiff seiner Längsachse nach gegeben. Beispiele auf Blatt 2, 8, 20. Blatt 15 hat ausnahmsweise den Durchblick durch

ein

Seitenschiff.

Da

die

Raumwirkung auch

dieser

Architekturen wesentlich von der durchgehenden Orthogonale beeinflusst wird,

Merkmale noch Fällen

kurz

und da im folgenden diese charakteristischen zu nennen sind, so werde ich in solchen

oft

Es

von Orthogonal- Architektur sprechen.

sind

gewöhnlich die Orthogonalen des Gebälks, der Sockelgesimse

und

der

Gleich

Stufen,

das

die

den

Blatt 2,

linien der rechten Bildseite fast bis

gezogen

Nachdruck bekommen.

stärksten

erste Beispiel,

zeigt,

wie die Gebälk-

zum Augenpunkt durch-

sind.

Auch in der Lage des Augenpunktes zeigt sich die Bevorzugung eines bestimmten Kompositionsmotivs. Auf Blatt 2 der genannten Serie ist zum Beispiel die linke Säulenflucht des Hauptschiffes

stehende sich

so

also

als

dass jede

gestellt,

teilweise

eine

überschneidet.

Säule

die

Die ganze

geschlossene Masse dar,

hinter

Flucht

in der

ihr

stellt

von den

Zwischenräumen nichts zu sehen ist. Würde der Beschauer nur wenig nach links treten in dem Räume, so würde die vorderste Säule die übrigen decken, d. h. die Flucht würde als Projektion in die Bildstathme fallen, da sie dann sowohl zur Bildfläche wie senkrecht zum Horizont steht und ihre Ebene zugleich durch das Auge des Beschauers geht. Die Anordnung einer Wand oder einer Flucht von

senkrecht

Säulen,

die wie auf Blatt 2

nahe gerückt

ist,

findet sich

der „stathmalen Stellung" sehr

nun auf zahlreichen Architekturen.


— Wo

davon zu reden

ist,

-

48

werde ich daher kurz von der Neigung

einer Flucht zur Stathine oder einfach

Neigung sprechen.

Sie tritt

von ihrer stathinalen

besonders bei den Orthogonal-

architekturen sehr prägnant auf.

Da

sie

nämlich die stärkste

noch wirksame Verkürzung einer Vertikalebene

Vredeman nutzt diesen Effekt

samkeit.

so ist

gibt,

Tiefenbewegung des Raumes von grösster Wirk-

sie für die

Möglichkeit aus (vgl.

z.

oft bis zur äussersten

B. Blatt 6 der Serie von 1560).

Die

stathmale Neigung bedingt ferner eine gewisse Belebung der

Einförmigkeit architektur,

den Richtungsverhältnissen einer Orthogonal-

in

indem die so stark verkürzte

kommt

ein

geringeres

des Dargestellten

kürzung eiiie

dieser Bild-

Tempo der Tiefenbewegung gibt. Endlich Moment hinzu, das der Deutlichkeit

das rascheste

stelle

Wand

zu Gute kommt,

insofern

die

starke Ver-

welche

oft diejenige Aufteilung der Bildfläche erlaubt,

Seite eines symmetrischen

Baus zu möglichst vollständiger

Entwickelung bringt.

Von den übrigen Architekturtypen seien noch

die „Strasse"

und der „Saal" auf Blatt 7 genannt. Von ihrer Darstellungsart wäre dasselbe zu sagen wie von den vorhin auf Blatt

1

besprochenen

Ebensowenig bringen

Blättern.

erdachten Räumlichkeiten Neues.

Wie

allen Stichen eine menschliche gibt, entspricht

Verhältnis

übi'igen

unbestimmteren Charakters

Ihnen allen gemeinsam

angenommener Horizont.

die

der Horizont

ist ein

etwas

verhältnismässig niedrig

Blatt

1

zeigt,

Figur vorn

in

das allein von einer Haustür

etwa der Augenhöhe einer im

zur Architektur richtig wiedergegebenen Person.

Vredemans Perspektiven von 1560 bilden für

die Ent-

wickelung des Architekturbildes einen ersten Programmentwurf. Verfolgen

wir

seine

später entstandenen Architekturbücher,

so ergibt sich, dass

Vredeman

spektive anwendet.

Die „Vilerley kunstliche stuck der edlen

stets die gleiche

Perspective" zeigen immer wieder die

Fluchten

von

Grachten

u. s.

wie zwischen

Säulen,

w.

Gängen,

tief in

Art der Per-

das Bild führenden

Bogenstellungen,

Strassen,

Sie sind stets so angelegt, dass das

Eisenbahnschienen

auf

Auge

den Augenpunkt hin-


_

Die gewissermassen rein geometrisch-perspek-

gfezogen wird.

Entstehung

tivische

49

dem

letzten 1604

deutlichsten

in

Metselrije",

dessen Titel oben

Hierin

wird

„Beeck van

erschienenen

schon einmal genannt wurde.

zunächst die perspektivische Konstruktion ein-

kubischer

fachster

am

wird

Architekturen

dieser

all

Gegenstände

gezeigt,

es

werden

dann

einzelne Bauglieder in den Bildraum gebracht, die allmählich

zu grösseren Gebilden zusammengesetzt werden. endlich Innenräume,

Häuser

u.

s.

Es entstehen

und die Häuser werden

w.,

wieder zu Strassenfluchten nebeneinandergestellt. Diese Architekturperspektiven überträgt nun Hans Vrede-

man auch auf das Gemälde. Indessen nur wenig sichere Beispiele

befindet sich zunächst ein Bild

Werken Hampton Court

sind von solchen

erhalten. (bez.

In

und datiert 1566), das

Prunkgemach zeigt mit der Darstellung: „Christus bei Marta und Maria". Der saalartige Raum entspricht seiner Anlage nach dem Blatt 7 der Serie 1560. Er wirkt trotz der reichen Wand- und Deckendekoration leer und nüchtern. Für Vredeman besonders charakteristisch ist aber, wie die Rückwand rechts von einem mächtigen Torbogen durchbrochen ist und der Blick durch einen tonnenüberwölbten Wandelgang in die Tiefe gezogen wird. Diese „Tunnelein

perspektive"

ist

am

weitesten ausgebildet in einer Reihe von

Arbeiten, die sich im Wiener vier Architekturstücke

Hofmuseum

nach jenem Typus,

befinden.

Es

sind

den wir schon

in

den Kupferstich-Perspektiven von 1560 fanden: die Darstellung eines

von Baulichkeiten umgebenen Hofes.

Drei der Wiener

Bilder sind bezeichnet (No. 723, 725, 727 des Katalogs), von

denen zwei

(725,

727)

noch

die Jahreszahl

1596

tragen.

Indessen trotz des zeitlich grossen Abstandes von 36 Jahren

wirken

in

ihnen wesentlich dieselben Elemente wie in den

Blättern von 1560. stets

Gleich

ist

die

auf diesen Architekturen

wiederkehrende Betonung der linken Bildseite, indem

hier im Vordergrund kulissenartig ein der,

immer

Vorbau aufgestellt

ist,

frontal perspektivisch stehend, mit einem Architrav

oder sonst einem abschliessenden Bauglied den oberen Bildrand


Die Orthogonalen an dem Gebälk des Vorbaus werden in den Wiener Bildern wiederum sehr kräftig für die Tiefenbewegung des Raumes ausgenutzt. Dominierend aber

berührt.

auf diesen vier Architekturen

ist

die

die Tiefe führende

in

Auf sie ist aller Nachdruck gelegt. Nicht allein, dass die Art der Gewölbe den Eindruck der Tunnelperspektive verschärfen, sondern es sind auch die Scheitel der Gewölbe Säulenhalle.

mit einer auffälligen durchgezogenen Orthogonale verbunden,

und ebenso nimmt das Flächenmuster des Fussbodens diese Bewegung auf. Der übrige im Mittelgrund stehende Baukomplex füllt fast die ganze Bildfläche mit ausserordentlichem und Pracht an Formengebuug,

Reichtum trastiert

zu

Nüchternheit

der

Wiener Bildern gehören nun

der

drei,

links

den auf Säulen stehenden Vorbau. darin

Arkade

kon-

Von den

der Komposition wie in

der Architektur.

noch besonders ähnlich,

Alle

drei

haben

Das stumpfe Rotbraun 725 und 727 sind

dieser Marmorsäulen ist völlig gleichartig. sich

seltsam

nämlich die bezeichneten,

besonders eng zusammen sowohl in der farbigen Behandlung

die

Perspektive.

auch

dass

in das Bild hineinragt, dass die

rechts

eine

Säule dieser Arkade

den gleichen gelbbraunen Ton hat, und dass man links durch

den Vorbau

in einen Saal blickt.

727 die flache Decke. verschieden komponiert,

Nur hat 725 Kreuzgewölbe,

Der Hintergrund, auf den ist

jedoch

tiberall

drei Bildern

von grauer stumpfer

Färbung, in der nur das Gelb der Ornamente und anderer Details

ein

w^enig

mitwirkt.

Die

Säulen

marmoriert und tragen stumpfe Farben, blasser werden.

die

der

Halle

sind

nach hinten zu

Die Einzelheiten, Beschläge und die Kasetten

der Decke zeigen

auf

allen

drei Bildern

das

gleiche Gelb-

Der Boden hat ein reiches Muster, das in grosser Abwechselung und feiner Verteilung die genannten Farben variiert. Die wenigen Figuren haben auf den drei Bildern dieselben etwas bunten und harten Farben. Wenn nun auf No. 727 sich ausser der Bezeichnung des Hans Vredeman auch noch das Monogramm des Paul, seines Sohnes befindet, so kann dessen Mitarbeit an dem

braun,

Stufen

und Gesimse

ein

Blaugrau.


51

Bilde doch nur von untergeordneter Bedeutung sein, wie der

Vergleich mit den nur von

Von No. 726.

Hans

signierten Stücken zeigt.

diesen drei Architekturen abweichend ist die vierte

Zunächst

gelben Gesamtton,

Dazu kommt

fällt

das Bild auf durch seinen bräunlich

während

die

mehr grau sind. abgewogene Anordnung drängt sich nicht mehr

übrigen

eine andere, viel feiner

Der Vorbau links und ungeschickt vor und zeigt eine gute Proportionierung in den Baugliedern. Die grosse Säulenhalle ist weiter nach vorn gezogen und mit dem Vorbau in eine mehr organische Verbindung gebracht. Sehr glücklich in den Massenund Grössenverhältnissen steht dann rechts dazu das grosse der Baumassen.

so hart

Gebäude mit dem Eckturm, der durch einen zweistöckigen Arkadenbau wiederum mit der Säulenhalle verbunden ist. Ferner fällt der prächtige und hohe Barockbrunnen rechts auf. Er gibt ein viel feiner berechnetes Gegengewicht zu den Bauten, als

das bei den

der Fall

Der Hauptunterschied

ist.

Behandlung.

Die Lokalfarbe

Auch

verschwunden. interessant.

unansehnlichen Bassins der anderen Bilder

ist

betrifft

aber die farbige

zu Gunsten des Gesamttones

hier ist ein Vergleich der Springbrunnen

Während

in ihnen auf

den drei übrigen Bildern

und Messinggelb herrscht, hat auf 726 ein Die Modellierung der runden Bassins kommt viel besser zum Ausdruck, indem die Farben feinere Übergänge erhalten, die auf den andern Bildern fehlen. Am auffälligsten aber ist die Behandlung ein

hartes Rot

toniges Braun das Gelb und Rot gebunden.

der Luftperspektive, der gelbe Lichtschimmer, den das reiche weiter zurückliegende Gebäude rechts trägt. ist

weich geworden

in

rosagelben Wolken,

Auch der Himmel während er auf

Frimmel hat die Bilder offenbar verwechselt. Vgl. Kleine Er überträgt irrtümlicli II. Lieferung, S. 53. die Signatur von No. 727 auf 726 und schliesst auf eine verschiedene Farbengebung bei Vater und Sohn. In der Tat ist aber das mehr bräunliche Bild grade das unbezeichnete und Frimmels Schlussfolgerung 1)

Galeriestudien, N. F.

also unrichtig. (jetzt 949)

Übrigens sind auch

und 1375

(jetzt 724)

S. 55 die beiden Bilder No. 1069 miteinander verwechselt.


o2

den andern Bildern ein stumpfes gleichmässiges Blau

zeigt.

Ferner haben die Konturen nicht ganz die Schärfe und Klarheit wie

verschwimmender.

dort, sondern sind weicher,

Einen ähnlichen Unterschied von der Mal weise der mit

dem Namen des Hans Vredeman bezeichneten

Bilder

zeigen

zwei einander verwandte Kirchenstücke, das eine im Wiener

Hofmuseum

Beide

(724), das andere in der Galerie Harrach.

Arbeiten stellen in fast derselben Bildgrösse einen spätgotischen

Kirchenraum dar, der ebenfalls

Es

weist.

Übereinstimmungen auf-

viele

sind Orthogonalarchitekturen,

seiner Tiefenaxe nach entwickelt mit

Nordwand der Kirche

die

sprechen

also

Nur

1560.

man

Blatt

No. 14

des

(Teil

Rücksicht

und Stich

der

auf

Schatten ist

die

sind

gibt

Ein

reicher

Vater bei

ent-

Belebung

P. V.

inv.,

der Perspektive

erstes

in

Beispiel

in

ausgeführtes Blatt

Perspektive.

fortgelassen,

zur

in

ein

Hier

sind

der Zeichnung

ist

genommen, und Licht

Luftperspektive

bezeichnet:

seinem

erst

sich

I)

zweiten Teils der

Konstruktionslinieu

die

Sie

Vredemanschen Perspektiven von Architekturstil ist bei Hans Vrede-

findet

Sie

47

ist

Blick auf den Chor,

stathmaler Neigung.

in

linearer Konstruktion.

rein ist

die Gotik als

sehr selten.

von 1604.

den

darin

dem

das Hauptschiff

herangezogen.

also

diesem Buche

Dieser

von Paul Vredeman, geholfen

hat.^)

Zu-

stimmt der Stich sowohl in der perspektivischen Raumgestaltung wie im Architekturstil so mit dem Kirchenstück im Wiener Hofmuseum überein, dass zweiffellos Paul

gleich

Vredeman

als

der Urheber

dieses Bildes

des Stückes der Galerie Harrach anzusehen in

dem Architekturbuch von 1604

weniger scharf zeichnende Art

und damit auch ist.

Was

schon

deutlich wird, die Reichere,

des Sohnes

gegenüber dem

Vater, zeigt sich ausgeprägter in den genannten Tafelbildei-n.

Auch im

dritten Teil der Perspektive gehören die Blätter, durch grössere Lebendigkeit in den Licht und Schattenpartien auszeichnen, dem Paul. Van Mander erwähnt noch einen zweiten Sohn Salonion, der auch an dem Buch mitgeholfen habe. Er starb schon 1604 im Haag. Von seinen Arbeiten ist nichts bekannt. 1)

die

sich


Von ihueu

schliesst sich No.

724 des Hofmuseums dem zuletzt

besprocheueu Stück an in der noch etwas bräunlichen Färbung.

Das Stück

ohne

ist

Das Bild

Staffage.

bei

Harrach hat

wesentliche Änderungen nur in der Emporenaulage des Vordergrundes.

Der

In der Lichtwirkung übertrifft es jenes bei weitem.

feine,

fast

gelbgraue Ton

kühle

scheint

einer

etwas

späteren Zeit anzugehören.

Paul Vredeman geht von der geometrisch perspektivischen Architekturgestaltung zuletzt

des Vaters

aus.

genannten Arbeiten zeigen,

spätere Phase

Indessen,

führt

er

wie seine

schon

in

eine

der Entwickelung des Architekturbildes über.

heiratete 1601 in Amsterdam, nach Prag für den Kaiser dekorative Malereien und Perspektiven ausgeführt hatte 2) und wird 1604 Amsterdamer Bürger. Aber nicht er ist massgebend für die weitere pjut Wickelung, sondern ein älterer und bedeutenderer Schüler Hans Vredemans in Antwerpen: Hendrick van Steenwyck.

Er

ist

dem

1567 geboren,

er vor allem in

Hendrick van Steenwyck der Ältere.

Wenn Hans Vredeman dem sichere perspektivische Grorüst gab,

Steenwyck

der

Ältere,

der

mans.

so

ist

gleichzeitig

malerischen Probleme aufzustellen, dingte.

Architekturbild

die

es

das erste

Hendrick van

daran

das neue

ging,

die

Thema

be-

Nach van Mander war Steenwyck der Schüler VredeAn dieser Angabe zu zweifeln, liegt kein Grund vor.

Aber schon das früheste

uns

bekannte Bild

des Schülers

Oud Holland 1886, S. 298. Mander-Floerke II, S. 113. Paul hat dort auch mit seinem Vater zusammengearbeitet. Ob von den Deckenmalereien noch etwas erhalten ist, ist unbekannt. Von den Arbeiten, die van Mander erwähnt, sind einzig noch 7 Perspektiven mit Allegorien im Roten Saal des Danziger Rathauses erhalten sowie ein Orpheusbild im Artushof. Diese Bilder habe ich nicht gesehen. Indessen soweit ich nach Photographien des Saales urteilen kann, sind die gewohnten Säulenfluchten und Hallen dargestellt. Vgl. A. Lindner, Danzig, 1)

2)

S. 51 ff.

Vgl.


— dass

zeigt,

er

völlig*

54

selbständig

als

dem Architekten, gegenübersteht.

Maler

seinem Lehrer,

Das genannte

Bild

be-

findet sich in der Galerie Schieissheim und stellt das Innere

Doms

des Aachener

Es

dar.

mit

ist

dem Monogramm

be-

zeichnet und trägt die Jahreszahl 1573.

Umstand ermöglicht zunächst, zusammen mit einigen Angaben van Manders, den Lebensgang des Malers etwas genauer zu bestimmen. Van Mander berichtet von ihm, Dieser

dass er

zu Steenwyck (Holland)

Hans de Vries selben Orten

Er habe

sei.

wie dieser und

gehalten und

habe sich

niedergelassen,

wo

er

und Schüler von

geboren

sich im Wesentlichen

au denBrüder Valckenborgh auf-

die

schliesslich

in

Frankfurt

vermutlich 1603 gestorben

am Main Da

sei.^)

wir nun ebenfalls von van Mander wissen, dass Hans Vrede-

man 1570

aus Antwerpen fortging und zwar nach Aachen, mehr als zwei Jahre wohnte", 2) so dürfen wir wohl nach dem Datum des „Aachener Doms" in Schieissheim an-

„wo

er

nehmen, dass Steenwyck mit seinem Lehrer zog und wahrscheinlich auch schon vor

1570

Nach dem

Antwerpen war.

in

Aachener Aufenthalt ging Vredeman dann nach Lüttich, wo er anderthalb Jahre blieb und von dort wieder nach Antwerpen.

Um

dieselbe Zeit

begegnen wir auch Steenwyck

1577

dort, der

Antwerpener Lukasgilde aufgenommen wurde.

Zehn Steenwyck sicher in Frankfurt, wie ein noch zu erwähnendes Bild in Dessau beweist. 3) Ob Frankfurt der ständige Aufenthalt des Malers bis zu seinem Tode gewesen ist, erscheint zweifelhaft. Aus Gründen, die weiter unten zu besprechen sind, möchte ich annehmen, dass er noch

in

die

Jahre später

einmal

in

ist

Antwerpen

gewesen

sei.

Geburtsjahr

Sein

ist

unbekannt und wird gewöhnlich um 1550 angesetzt.

Darnach

ist

vermutlich

Galerie ein Frühwerk.

1)

Mander-Floerke,

das

Was ihm

Bild

der

sogleich

Schleissheimer

die

grösste

Be-

S. 67.

2) a. a. 0., S. 109.

3)

Nach dem Amsterdamer Katalog 1904 hat

1580 in Frankfurt angesiedelt.

er

sich

schon


— deutung

gibt,

ist,

dass

55

zum

hier

ersten

Male nach allen

kom-

bisher genannten Bildarchitekturen versucht wird, einen

Raum, wie

plizierten

er in

Wirklichkeit gegeben war

der

und so wie er von einem bestimmten Punkte aus gesehen wird, in die Fläche zu übertragen ohne irgend eine Rücksicht als die

nichts

Es nimmt dem Bilde

auf die Architekturwiedergabe,

von dieser Bedeutung, dass der Maler die Schwierigkeiten

der Aufgabe nicht bewältigt hat, die vor allem noch dadurch

Gegenstand ein Rundbau mit Steenwyck stand dieser Aufgabe selbständig gegenüber. Von Hans Vredeman konnte er wohl das Technische der Perspektive lernen, er konnte lernen, wie wurden,

verstärkt

dass

der

reichen Durchblicken war.

orthogonalen

verblüffenden

jene

Fluchten,

die

langen

Strassen

Wie aber

Papier gebracht wurden. gebilde, in

dessen Konstruktion

die

Säulenhallen

tiefen

auf

das

ein wirkliches Architektur-

der Maler

sich

fügen musste,

den Bildraum zu stellen war, so dass der Beschauer diesen

bestimmten bei

Architekturen,

und

Raum

erlebte,

dafür

gab

es

noch kein Vorbild

Vredeman. Die Schleissheimer Tafel

Man

zeigt,

wie Steenwyck vorging.

sieht durch eine mächtige frontale Bogenstellung in den

Zentralbau

mit

seinem

Umgang.

Der Standpunkt

ist

so

gewählt, dass die ganze Architektur sich symmetrisch auf die

was immerhin schon eine Vereinfachung Auch da gab es noch genug perspektivische Schwierigkeiten, denen Steenwyck offenbar noch nicht gewachsen war. Die Bedingungen des Zentralbaus zwangen ihn, auf die schräggestellten Wände einzugehen. Aber grade diese sind ihm misslungen. Die Linien der der Pfeilerkapitelle und über den Arkaden liegenden Gesimse laufen nach dem Horizont zu auseinander statt zusammen. Bildfläche verteilt,

der Darstellung war.

1) Eine Ansicht des Aachener Doms in der Stuttgarter Galerie wird öfters dem Paul Vredeman zugeschrieben. Nach Scheibler ist sie eine Kopie des Schleissheimer Steenwyck. Mir ist die Tafel noch unbekannt geblieben. Jedenfalls kann Faul sie 1573 noch nicht gemalt haben, da er erst 6 Jahre alt war.


— Ebenso

sind

die Pfeiler,

Bildrand stehen,

~

5H

und

rechts

die

links

Denn da

falsch gezeichnet.

gegen den nach dem

sie

als frontal stehend gegeben sind, müsste der Augenpunkt auch der Schnittpunkt für die Fluchtlinien der Sockel und Gesimse sein. Diese aber haben ihre Fluchten

Beschauer zu

wie

Linien

horizontale

(als

bei

Schrägstellung)

einer

im

Horizont.

Indessen weit grösser

die Schwierigkeiten

Für den Maler lag

Anordnung.

räumlichen

waren

Frage

die

welche Bauteile überhaupt sind sichtbar zu machen,

Baum

so gewaltigen ist

in ein Bildformat

vom Bildrande aus

Die Lösung, die Steenwyck Er hat seinen Standpunkt unmittelbar diese

vor

frontal

sich

Raum

dieser

in

gebreiteten

zu

so:

um einen Und wie

entwickeln.

gewisse Einfachheit.

dem Umgang genommen, wo

die Bogenstellungen

gliederung der Bildfläche überträgt der Fläche),

dabei

gibt, zeigt eine

den Vordergrund

in

zu zwingen.

der

stellt,

er

Indem er ihnen die Hauptsieht.

(sie füllen fast die

Hälfte

gewinnt er eine feste Wand, die wie mit aus-

Armen den Beschauer

Man

festhält.

darf nicht

von dem inneren Rund erschauen. Ein unmittelbares Raumerlebnis ist damit aber unmöglich gemacht, die wichtigsten viel

Stellen des Bildes sind einfach zugedeckt,

Arkaden im Ganzen erdrücken

alles,

was

und

die massigen

sich noch an

raum-

bildender Architektur im Hintergrunde erblicken lässt.

hat

Andrerseits

Bedeutung.

reichende

diese Anordnung eine viel weiterEs war gewiss eine Kühnheit, das

Bild eines Kirchenraumes zu malen und dabei die Hälfte des

Bildes die

an ein paar

man

dicht vor

riesige Pfeiler

Augen

hatte.

und Bogen zu vergeben,

Zweifellos sollte gerade der

und den kleinen Arkaden weiter Mit andern Worten, Steenwyck versucht hier,

Gegensatz zwischen ihnen hinein wirken.

den

Raum

in erster Linie

durch die perspektivisch bedingte

Es ist einzum Ausdruck

Höhendifferenz gleicher Bauglieder zu schaffen. leuchtend,

dass,

je kräftiger

diese Differenz

kommt, auch der räumliche Abstand deutlicher wird,

wo

es sich

um

zumal,

eine verhältnismässig geringe Bild tiefe handelt.


Steeuwyck

dieser Hinsicht berührt

In

des

Aachener Doms

das

so wichtig wird.

einer geringen Augendistanz

jene Elemente,

Mittel,

die

Darstelhuig

in seiner

wie

Distanzproblem,

das

spätere Architekturbild

Annahme

^

57

Denn

es

für

das

erst mit der

gewinnen die Künstler

das Schleissheimer Bild im

Keim aufweist, zu höchster Bildwirkung zu entwickeln. Bei Steenwyck stehen wir indessen am ersten Anfang. Der Horizont

verhältnismässig

ist

hoch.

Und

selbst

das Ver-

hältnis der Figuren zur Architektur ist nicht einmal richtig.

Man

sollte

von einem Schüler Vredemaus eine scharfe,

stark betonte Zeichnung in

dem Schleissheimer

erwarten,

allein

davon finden wir

Bilde nichts (abgesehen von den Ortho-

Die Gewölbe vorn in den mächtigen Arkaden sind auch der Malerei nach das Wirksamste. Sie bestimmen den dunkelbraunen Ton des Bildes. Die einzelneu Kappen setzen sich in ihren verschiedenen Helligkeitsabgonalen des Bodens).

stufungen

fein

gehen

in

ausserordentlich

über.

Auch das Braun

gegeneinander

ab,

und Licht und Schatten

weicher Modellierung

ineinander

zeigt feine Unterschiede.

Unten an

den Quadern der grossen Pfeiler geht es ins Rötliche.

Die

Wände

tief

Umgangs,

des

schwarzbraun.

Von

die

im

Schatten

lichterer Art

kehrt

liegen,

es

in

sind

den Altären

dessen Wände ein stumpfes Grau wiederum mit bräunlichen Tönen. Auch das Licht hat Steenwyck in den Raum zu bringen gesucht. Von allen Seiten dringt es durch die Bogenöffnungen hinein, fällt auf den Boden und auf die Wände in verschiedenen Helligkeiten, ohne indessen zu feinster Wirkung zu kommen. Einen Schritt weiter in der Darstellung des Kirchenraumes führt ein bezeichnetes Bild der Budapester Galerie, des Hauptraumes wieder, zeigen,

eine

vermischt

Ansicht der Antwerpener

Das

Kathedrale,

Es

steht

au

das mir nur aus einer Photographie bekannt ist, Jahreszahl. Diese ist indessen durch eine Beschädigung unsicher. Wie mir Herr Dr. Melier, Budapest, gütigst 1)

trägt

mitteilt,

Sicher

Bild,

Namen und

ist

ist

auch das Faksimile des Katalogs nicht ganz genau. 1 zu Anfang, eine 3 zum Schluss. Terey liest im

eine


— der Spitze

all

der zahllosen Abwandlungen dieser Kirche, die

von nun ab nicht mehr aus

den Arbeiten der Antwerpener

Architekturmaler verschwindet. der Bildanordnung

mit

58

Und

zugleich stellt Steenwyck

das Schema

dieser Architektur

auf,

das durchgängig bis weit über die Mitte des folgenden Jahr-

Lösung ist den einfachsten und natürlichsten Bedingungen der Aufgabe entsprechend. Es ist ein Punkt gewählt, von dem aus möglichst viel von der Kirche gesehen werden kann. Das Hauptschiff wird

hunderts beibehalten

wird,

die

seiner Tiefenaxe nach klar entwickelt,

engen Einblicken so

gewählt

ist,

in

und links mit die Seitenschiffe, wobei der Augenpunkt rechts

dass die eine Pfeilerflucht zur Stathme ge-

neigt erscheint.

Der Unterschied Schleissheimer Tafel

Raum

der

in

ist

Bildwirkung

vor allem der,

geworden

gegenüber

der

die Übersicht

dass

und dass die Orthogonalen die starke perspektivische Tiefenwirkung übernommen haben. Darin zeigt sich nun auch der unmittelbare Einfluss über den

völlig frei

ist,

Hans Vredemans. Man braucht nur dessen Perspektiven von ich nehme als charak1560 zum Vergleich heranzuziehen

teristisches Beispiel

leuchtend,

das gleiche in

dies

dass ist.

Blatt 8

das

der Serie

,

so

ist völlig ein-

Raumschema auf beiden Darstellungen

Die gotische Kirche Steenwycks

Raumschema

hineingestellt.

Es

ist

ist

gleichsam

nicht

nur die

Steenwyck übernimmt, sondern auch die stathmale Neigung der Nordwand, von der aus man die Gegenseite frei übersieht, und es entspricht genau der Vredemanschen Darstellung, wie Steenwyck die Arkade mit der Obermauer vorn links in die Bildfläche hineingepasst hat. Orthogonalität,

die

ungarischen Katalog 1583 oder 1588. Frimmel gibt ohne Erwähnung der Undeutlichkeit 1583 (vgl. Kleine Galeriestudien 1891, S. 207). Nach der Photographie wie nach den Farben, deren Beschreibung ich

Herrn Dr. Meiler verdanke, scheint mir die Urheberschaft des Steenwyck zweifellos. In das Werk des Sohnes passt das

älteren

Bild

nicht.

Auch

die Zahl

1583

ist

möglich.

Die Farben, Braun,

Grau, das sich fast zu Weiss steigert, sind dieselben wie die des Schleissheimer Bildes.


— Auch der und

tief

kommt

angenommene Horizont

dadurch

die

59

Untersicht

bedingte

freilich bei

findet sich bei

Steenwyck

der Gewölbe.

dem jüngeren Künstler zu

Diese

Wirkung,

feinerer

schon deshalb, weil bei Vredeman die Orthogonalen, die grade-

zu plastisch

herausgestellt

Raumwirkung übertönen. Gewölbe

sind,

seinem stetigen

in

andern Elemente

alle

der

dem Budapester Bild ist das Anstieg vom Chor herauf für die

In

Raumwirkung von entscheidender Bedeutung. Die Zeichnung ist gegenüber dem Schleissheimer Bilde völlig sicher und Freilich bietet auch die Frontalstellung

perspektivisch richtig.

solchen Langbaus

eines

Wände

schräg gestellten

wie die

die Schwierigkeiten

nicht

Es kommt

des Aachener Rundbaus.

hinzu das Bemühen, der Darstellung durch Überschneidungen des Bildrandes eine grössere Unmittelbarkeit zu geben.

der rechten Seite des Bildes so

an den Bildrand

geführt,

ist

die

dass

Auf

Arkade des Langschiffes sie ohne Rücksicht auf

einen tektonischen Schluss innerhalb der Bildfläche zerschnitten wird.

Links

Pfeiler

genau mit

die

ist

Arkade noch so abgepasst,

dem

dass

der

Nach oben

Bildschluss zusammenfällt.

zu werden die drei vordersten Pfeiler überschnitten.

Bei Steenwyck besonders zu betonen jeder linearen Schärfe,

heimer

Bild

es

schon

Der Künstler

zeigte.

gegeneinander,

wie

ist die

Vermeidung

das frühere Schleiss-

setzt

nur

die

Flächen

wie es zum Beispiel an den zurückliegenden

Fenstern der Seitenschiffe deutlich wird.

Die Modellierung

vor allem der gewölbten Flächen zeigt Übergänge von ausser-

Und dem entspricht auch die fast verwischende Behandlung der Einzelheiten wie des Masswerks,

ordentlicher Weichheit.

der gotischen Statuenbekrönungen

Die Probleme,

um

u. s.

w.

Steenwyck müht, finden wir indessen am bedeutendsten gefördert in einem Werk, das die Kirche S. Peter in Löwen darstellt und in der Brüsseler die sich

Galerie hängt.

Es

Künstlers

Der Fortschritt, den das Bild zeigt, grossen Abmessungen machen es zu einem

ist

durch das

Monogramm

als

Arbeit des

gesichert.

und schon die Hauptwerk Steenwycks.

Allein

die

Tatsache,

dass

er

ein


60

Hochformat nimmt, weist auf die Ziele, die er verfolgt. Kr weicht von der Richtung des Vredeman ab. Die Mittel, die in dem ßudapester Bilde gebraucht wurden, sind hier zu veränderten und gesteigerten Ausdruck gebracht,

einem

der

das Raumerlebnis zu unmittelbarer Lebendigkeit gestaltet.

Zunächst vermeidet Steenwyck möglichst die Wiedergabe Seitenräume, die die Vertikalbewegung des Hauptschiffes

aller

Wichtiger noch dafür

beeinträchtigen.

ist,

dass er die scharfe

Wirkung der Orthogonalen dämpft. Die Südwand des Langschiffes gibt er zur Stathme geneigt am Bildrande und zwar soviel verkürzt, dass die horizontalen

also die Orthogonalen sich

stellt

nun

eine

als

Gliederungen der Mauer,

im Bilde, ganz verschwinden. grosse Anzahl

Die

geschlossen

Wand hinter-

Bewegung

einander stehender vertikaler Dienste dar, die die

zum Gewölbe hinauf zwingen. Dies als auf dem Budapester Das Hochformat zusammen mit dem tiefen Horizont

des Auges immer wieder

Gewölbe Bilde.

ist bei

weitem wirksamer

macht

(Vö der Bildhöhe nur)

so zu vervollständigen.

erst möglich,

es

Es versucht

seinem steilen Anstieg

in

vom Chor zum oberen Bildrand über den schauers hinaufzugreifen.

Ferner

ein

ist

Scheitel

Chor verringert

ist

gegenüber

frontale Kulisse

Tiefenbewegung

aufhält.

nähergerückt. Schliesslich

Das

dem Budapester

Bilde,

und

mehr wie dort die unmittelbare Man ist dem Räume gleichsam

kommt hinzu

die feine Lichtführung.

Licht, das durch die Fensterreihe der

folgt

des Be-

Moment Entfernung vom

wichtiges

der Bild Wirkung, dass auch die tatsächliche

dass keine

das Gewölbe

Obermauer

eindringt,

den leisesten Bewegungen der Gewölbe, die besonders

prachtvoll bis

setzen

die

zum Transept gemalt

Jenseits desselben

sind.

Beobachtungen der Luftperspektive

ein.

In den

zusammengerückten Fenstern des Chors mit seiner grösseren Lichtmenge sind rippen

die

verwischt.

Konturen des Masswerks und der GewölbeDie Farbe

einem gleichmässig lichten Ton,

ist

dort

der

stark

sich

aufgehellt

in

gegen das durch-

gehende feste Grau der Steinfarbe vorn absetzt und zugleich die grösste Tiefenerstreckung bezeichnet,


-

-

61

Faktoren hat der Künstler nun derart verwendet, dass wir nicht bloss die perspektivisch sichere WiederAlle diese

gabe eines Innenraunis sehen, sondern die bildliche Gestaltung im Ganzen erscheint adäquat den

wesentlich künstlerischen

Es kann

Wirkungsfaktoren dieser bestimmten Architektur.

Raumeindruck

der

einer

gotischen Kirche

durch ein

nicht

von der Orthogonale beherrschtes Liniensystem wiedergegeben werden, eingestellt in

in ein Breitformat.

Indem Steenwyck

dies

seinem Brüsseler Bild zum Ausdruck bringt, weist er

gerader Linie auf jene Probleme,

die

erst

etwa

in

ein halbes

Jahrhundert später von Saenredam aufgenommen und dann in

Holland weiter entwickelt wurden.

Das Brüsseler Bild bedeutet in dieser Hinsicht nicht nur einen Höhepunkt in Steenwycks Werk selbst, sondern es

behält den

ersten Platz im

entwickelungsgeschichtlichen

Sinne auch unter allen Arbeiten, die Steenwycks unmittelbare

Nachfolger in Antwerpen geschaffen haben.

Kennzeichen dafür format nur einmal

schon der Umstand,

ist

bei

Lodewyck Neefs

(Ein

dass

äusseres ein

Hoch-

wieder auf-

taucht.)

Für

Steenwyck Vredeman das Ausgangspunkt, als er von Hans perspektivische Raumschema übernimmt wie etwa in dem Budadie

Antwerpener Architekturmaler

ist

nur soweit

pester Bilde.

Ebenso wie dieser Bildtypus für seine Nachfolger

wichtig wird, so müssen noch ein paar Bilder gleicher Bedeutung

aufgezählt werden, die ebenfalls

Zunächst

sind.

zu nennen,

ist hier ein

dem Künstler zuzuschreiben

dem Budapester verwandtes Bild der Hamburger Kunsthalle

das sich im Vorrat

Vredeman de Vries befindet und eine Ansicht der gibt. Nach Malweise und Architekturauffassung gehört es zweifellos dem älteren Steenwyck. Das Bild ist in warmem gelbbraunen Ton gehalten, die Zeichnung ohne jede Schärfe. Die Beobachtung des Lichtes ist sehr als

Antwerpener Kathedrale

fein,

besonders in der linken Fensterreihe, 1)

1885

II,

Von Hymans, Le S.

durch die oben

Li vre des peintres de C. vaii Mander, Paris

108 unter den erhaltenen

Werken Vredemans

aufgezählt.


ein

warmes Blau des Himmels sichtbar

wird,

während unten

das auf die Laibungen aufprallende Licht aller Konturen und

Auch die Schatten sind Der Chor mit den zusammengerückten Fenstern ganz hell. Die Gewölbe fast in derselben prächtigen Weise gemalt wie auf dem Brüsseler Stück. Sie zeigen ein feines Grau mit gelben Tönen. Die Orthogonale beherrscht die Raumwirkung ähnlich wie das Budapester Bild. Linien

Masswerks

des

vernichtet.

weich und durchsichtig.

Im Wiener Hofmuseum hängt

ein kleineres unbezeichnetes

Kirchenstück, das einen neuen, später oft wiederholten Ty\n\?>

Eine Kirche bei Kerzenlicht, links eine grosse

bringt.

in

das kräftig

erscheint

die

hell

warmes Rotbraun, das rotgelbe Licht hineingesetzt ist. Doch

erleuchtete Kapelle.

Vorherrschend

Ausführung

von

nicht

Charakteristisch für Steenwyck

ist ein

ist die

gewohnter

Feinheit.

sorgfältige und garnicht

schematische Verteilung der Glanzlichter, ferner wie im Chor

durch schwache Reflexe dunkle Teile aufgehellt werden. Die räumliche Nähe und Deutlichkeit des Lettners zeigt ebenfalls des Künstlers Art.

Ein verwandtes aber ebenfalls nicht beglaubigtes Bild Die sich im Germanischen Museum zu Nürnberg.

befindet

Darstellung der Kirche weicht insofern ab,

Empore

hineingebaut

geschaffen sind.

Von

matte Kerzenlicht,

ist

und

das

in

den

Gewölben

aufschimmert,

in

ferner

Das

Die Kirche sich

zu

dem Räume

gibt

ist

einem eine

Stimmung. Es mehr phantastischen Komposition anzuschliessen,

die auf den Künstler zurückgeht.

solchen

dort

das weiche

wäre hier ferner noch der

eindringliche, feine

einer

ist

dämmerige Dunkel verliert. Das

blinkt,

Ecken hervorholt und sich wieder ins Wiener Bild wird darin weit übertroffen. von dichter Menschenmenge erfüllt, die Kirchenkonzerte versammelt hat.

eine

rechts

Durchblicke

reichere

ausserordentlicher Feinheit

den Kronleuchtern und der Orgel

Typus

als

Typus schliessen

lässt,

Arbeiten des Sohnes erwähnt.

Soweit sich aber auf einen wird

er

besser

unter

den


-

63

-

Ausser Kirchenansichten hat Steenwyck auch Aussenarchitekturen gemalt, die indessen seinen Innenräumen durchaus

nachstehen.

Ein derartiges Bild im Amalienstift zu Dessau

trägt die Bezeichnung H. V. Steenwyck, A. Frankfurt An. 1588.

Rechts führt der Durchblick durch eine Loggia, die in Vrede-

manscher Perspektive gegeben

man

ist,

in die Tiefe,

Links sieht

mit wenigen Häusern. In der und gelbbraun ist es von recht nüchterner Wirkung. Aus dem Jahre 1598 stammt ferner ein umfangreicher „Marktplatz" der Braunschweiger Galerie. Auffällig ist die hohe Horizontannahme. Die wenigen Häuser, die Motive aus Brüssel und Antwerpen enthalten, treten hinter dem breit geschilderten Marktgewimmel ganz in den auf

Farbe

einen

freien Platz

vorwiegend grau

Hintergrund.

Hendrick van Steenwyck der Jüngere. Die Kunst des älteren Steenwyck findet ihre unmittelbare Fortsetzung in den Bildern des Sohnes, der wurde.

Freilich die grossen

um 1580

geboren

Raumprobleme des ArchitekturAngriff nahm, hat der jüngere

wie sie der Vater in Steenwyck nicht weitergeführt. Sondern er richtet seine Aufmerksamkeit vorwiegend auf die feine, fast zarte Behandlung des Details. Eine typische Anordnung seines bildes,

Kirchenstückes bringt gleich das erste 1603 datierte Bild in

Londoner National-Galerie. ^) Es ist die orthogonale Wiedergabe des Langschiffes mit dem Blick auf den Chor und einer zur Stathme geneigten Wandflucht. Das Ganze der

im Breitformat, bei dem auch ein Teil des Seitenschiffes und der Kapellen zur Geltung kommt.

Die Verwandtschaft mit dem Budapester Bilde treter einer Bildgruppe) des Vaters

einleuchtend.

Da

also das Jahr, in

1)

Steenwyck

ist

(als

Ver-

ohne weiteres

das Londoner Stück die Zahl 1603 trägt, welchem vermutlich (nach van Mander) der

Bezeichnung und Jahreszahl sind im Katalog nicht vorhanden.


— Steenwyck

ältere

starb, so

64

könnte man die Frage aufwerfen,

ob dies Bild nicht noch von

seiner

Hand wäre.

Allein ein

Vergleich mit den folgenden zeitlich bestimmten Bildern des

jüngeren

Steenwyck

Arbeiten

des

Vaters

zeigen

Auffassung und Malweise die

sich

genannten

zwei

zunächst,

dass

und

einerseits

den

mit

gesicherten

deutliche Unterschiede

der

beiden Künstler.

gegenüber,

einander

Bilder

Steenwyck

II

in

der

man

Stellt

ergibt

so

dem Unmittelbaren

in

des Räumlichen hinter dem Budapester Bilde zurückbleibt. Vor allem hat das seinen Grund darin, dass der Künstler von der Tieferlegung des Horizontes abgeht. Auf seinem Bilde ist die Horizonthöhe mehr als der Bildhöhe, während

nur

sie dort

Pfeiler

eine

1/4

betrug.

Ferner gibt er links vorn mit dem

Kulisse

feste

am

Bildrande

und

schliesst

die

Gewölbe des Mittelschiffs mit einem stark betonten Bogen, der genau mit seinem Scheitel gegen den oberen Bildrand stösst. Steenwyck I lässt an solcher Stelle die Gewölbe glatt durchschneiden. Ein weiterer Unterschied der beiden Bilder besteht in der

reicheren Durcharbeitung der Bildfläche bei

Steenwyck II gegenüber einer verhältnismässig grosszügigen Behandlung des Budapester Bildes. Ganz allgemein findet es schon darin seinen Ausdruck, dass die Dinge enger im Bilde zusammengedrängt sind, sie haben nicht mehr den breiten ruhigen Spielraum wie bei

wie

vorn

Lichtern

rechts

auf

im

Bilde

den Pfeifen

weiter unten gerade vor

Steenwyck

hervortritt,

I.

Orgel

grosse

eine

wie

dem Beschauer

ein

an

Dann

etwa,

mit blanken

dem

Pfeiler

Altarbild ange-

Der Einwurf, dass dies allein von dem Vorbild je nachdem dies mehr Detaüs aufweise oder nicht, kann dabei nur sehr bedingt geltend gemacht werden. Denn die Antwerpener Architekturmaler haben gerade dadurch, bracht

ist.

abhängig

sei,

dass sie das Detail änderten, derselben Kirche ein stets anderes

Aussehen

zu geben

gesucht.

Und zudem

zeigt

sich

der

behauptete Unterschied an einer grösseren Anzahl von Bildern.

Es entspricht der genaueren Durcharbeitung der BildSteenwyck II der Farbe viel subtilere Werte zu

fläche, wie


geben weiss im

sein Vater.

als

Wiener Hofmuseum

später entstanden ist

eng verwandt

etwas

blassgelben,

Wirkung

sind

alles Detail sorgfältig

in

der

Tiefe

einzelnen

ist

besteht

ist

und ihm noch

wunderbaren

einen

der

aquarellartige

fast

nicht scharf, die Konturen

Dabei

blassen Linien gegeben.

hellen

in

ist

Prachtvoll

Ton,

milchigen

Die Zeichnung

hat.

und Striche

durch

auf

fällt

zwei Jahre

das

das Londoner Bild

als

etwa

als Beispiel

Kirchenstück,

das

Es

ist.

nehme

Ich

und genau behandelt. aus

völlig

weissen

feinen

dann die Lichtführung

in

Der Lettner Strichen.

den Gewölben.

Kappen zeigen im Licht Abstufungen von

Die

ausser-

und graugelben Tons. Um die Schlusssteine herum sind dazu mattgrüne Blattornamente gelegt. Das Gelb und Grau wird nach dem Chor zu immer lichter. Die Schatten haben überall die grösste Durchsichtigkeit. Das Licht in der Fensterreihe links von duftigem weissgelben Ton. Das grosse Fenster rechts hat ordentlicher Feinheit

eines hellgelben

ein feines helles Blau, in das einige Apostelfiguren

Mänteln gesetzt der Altäre

Besonders gut sind auch die Lokalfarben

sind.

gegeben,

von

die

malern stets benutzt werden, der Kirche

zu

den Antwerpener Architektur-

um

die farbige

Steenwyck

steigern.

vor allem ein Blau

mit bunten

in feiner

stellt

Gesamtwirkung in

diesem Bilde

Harmonie zu dem gelben Ton

des Bildes.

Der Künstler bleibt indessen nicht bei dieser lichten Behandlung des Kirchenstücks. Die Zeichnung gewinnt in den folgenden Jahren immer mehr an Kraft. Auf das deutlichste erweist dies ein Bild von 1609 in der farbigen

Dresdener Galerie,

Londoner Bildes aufweist.

eine

1603

fast ist

neben

den Seitenkapellen

einigen

und

Der veränderte

Form

unwesentlichen Abänderungen in

den

Darstellungen

Bildstil ist allein

auf

den

Altar-

durch die schärfer

Es zeigt dies jede Linie, man mit der entsprechenden des Londoner Bildes vergleicht.

hervortretende Zeichnung bedingt. die

genaue Wiederholung des

und sogar dieselben Masse

Sachlich hat eigentlich nur der Lettner seine

gewechselt,

gemälden.

das

von


Hier sind die Gewölberippen

in breiten Pinselstrichen

gegeben,

und haben helle Glanzlichter Und diese Glanzlichter, die die Umrisse illuminieren, zeigen sich an allen Ecken und Kanten. Man sieht sie in den Gewändern der Pfeilerfiguren, in den Rahmen der Altäre, den Orgelpfeifen, im Lettner (wo sie schon auf dem Wiener Bilde 1605 auftraten). Ferner in den Grabplatten und im Mass werk der Triforien. Hand in Hand damit geht 1609 sind bekommen.

sie scharf konturiert

ein

grösserer Reichtum

die

hohe

lichte

dem Londoner

Wand

Nimmt man etwa man auf

feinster Details.

in der Kapelle links, so sieht

Bilde das

Masswerk

in klaren

einfachen

Formen

auf die Mauer getragen. Masswerkformen an derselben Stelle und von demselben Grundmuster ausgehend von grösster Kompliziertheit in ihren Verhakungen, die mit schärfster Zierlichkeit lichtgelb auf die feinen grau und gelben Töne der Wand gesetzt

mit dünnen und stumpfen Strichen

1609 sind

sind.

die

Die Beispiele dafür lassen sich leicht vervollständigen.

Ich erwähne

nur noch

der Arkaden, die glatte Fläche)

über den Profilen

die kleinen Stäbe

Fugen der

Pfeiler (1603

haben

die Pfeiler

und besonders charakteristisch, wie

durchbrechung hinter dem Triforium oben

Londoner Bild

ein

einfaches

einen zierlichen Aufsatz

Die Farbe

ist

rechtwinkliges Loch

bekommen

kräftiger

die

dem nuni

ist,

hat.

1

geworden.

grauer Ton beherrscht das Bild,

Mauer-

links, die auf

Ein warmer gelb-

der von den bunten Lokal-

Der Boden hat

farben der Altäre durchbrochen wird.

blau-

graue Töne, ohne dass sich die einzelnen Fliesen unterscheiden.

Das

Licht,

das durch die Fenster dringt,

wie es von der Laibung reflektiert wird. tritt

in

der Holzverkleidung

der

Wand

ist

Ein warmes Braun links

grossen Schnitzaltar des Langschiffes hervor,

Die glitzernde

charakteristischen

Merkmale

Zeichnung finden

wir

in

dort hellgelb,

und an dem

i)

dieses

Bildes,

verstärktem

Masse

die in

1) Aus demselben Jahre 1609 noch ein kleines Bild der Kopenhagener Galerie. Aucli hier die warme und feine Buntheit und das

leichte Glitzern.


^ einer

wieder,

die

Dresdener

Galerie

gehört.

der

Bildern ab.

und

Sie

weicht,

was

betrifft,

auch immer

w^enn

grösser,

ist

gemalt

von den vorher besprochenen Ihr Reichtum an räumlicher Differenzierung ist

Kirchentypus

Arkade

dunkle

noch

das Mittelschiff in seiner

Der Vordergrund ruht im tiefen Schatten.

Tiefenaxe dominiert. Eine

1611

Kirchendarstellung

ebenfalls

den

ß7

und ein

links

fast

schwarzer Pfeiler

rechts stehen scharf gegen die Helligkeiten der zurückliegenden

Diese

Architektur.

reichen

mit

phantastisch und weitläufig angelegt

ist

Durchblicken

seitlichen

unmögliche Räume,

in

konstruktiv

helle

in

denen zahllose Überschneidungen von

Bogenstellungen, Pfeilern, Gewölbeansätzen und Altären einen

verwirrenden Eindruck geben.

In der

Menge

der Einzelheiten

übertrifft das Bild alle vorigen.

Nach den Anmerkungen des Dresdener Katalogs hatte genommen.

Scheibler das Stück für Steenwyck I in Anspruch Allein

die

beiden

letzten Ziffern

der Jahreszahl

ihrer Undeutlichkeit doch als 11 zu erkennen,

Werk

das

für den jüngeren

sind trotz

und damit

Was

Steenwyck gesichert.

ist

ich

dennoch von Scheiblers Behauptung aufrecht erhalten möchte, dass ich die Kirchenkomposition als Ganzes auf ein Bild

ist,

Es gehört nämlich

des Vaters zurückführe.

sammenhang

das

als

in

diesen Zu-

in

im

iVrchitekturbild

Hamburg.

Besitze

Schon das Format

Die Breite übertrifft die Höhe des Bildes

auffällig.

mehr

eigentümliches

Konsul Meyer

des Herrn ist

ein

Doppelte

(0,78

X

1,65).

um

Das Merkwürdigste

aber sind gewisse perspektivisch ganz herausfallende Teile.

zum Beispiel an Stelle eines hochgelegenen Fensters Zimmer gemalt mit besonderem Horizont und Augenpunkt. Auf der rechten Bildseite sieht man unter der Orgel hindurch

So

ist

ein

in einen falls

neuen völlig selbständigen Kirchenraum,

mit seiner gesonderten Perspektive ohne

zu den übrigen Bildteileu steht. haupt,

Zutat so

als sei.

ganze

der eben-

Zusammenhang

Zunächst scheint es über-

ob

die

Da

aber die Malweise durchaus gleichmässig

rechte Bildseite eine

muss man annehmen, dass es

sich hier

um

willkürliche ist,

perspektivische


Spielereien

handelt,

um

die

Phantastik

der Kirche

zu

er-

höhen.

Die Malerei weist die Hand des älteren Steenwyck auf. Es ist dafür zu nennen der prachtvolle warme braungelbe Ton des Ganzen, der niedrige Horizont mit der wirksamen Untersicht

der Gewölbe,

das Verschwinden

der Zeichnung,

die breitflächige Art, wie das feine Blau des

mischt

mit

weissen Wölkchen

durch

Himmels grossen

die

unterfrontal

stehenden Fenster erscheint und vor allem die Lichtbehandlung

dem hoch und schmal zur Tiefe führenden Hauptschiff, das so ungewöhnlich zu dem Format der Tafel kontrastiert. Es ist dies die wirksamste Stelle des Bildes. Das warme in

gelbe Licht schlägt füllend.

dort zusammen,

Der Chor und

die

den

ganzen

Raum

gesamten Gewölbe sind

er-

in diese

Lichtmassen einbezogen. Dies Bild hat nun, trotz der verschiedenen Bauart der Kirche, deutliche Beziehungen zu

dem Dresdener Stück

des

Verwandt ist die Gruppierung der zahlreichen phantastischen Nebenräume um das Haupt-

jüngeren Steenwyck von 1611. schiff.

Gleich

ist

auf

beiden Bildern der

um

einige Stufen

erhöhte dunkle Vordergrund mit der vorn links

hineinspringenden schwarzen Kulisse.

Doppelorgel rechts gleicher Stelle

am

gemeinsam,

und

Auch

in

das Bild

bleibt die riesige

endlich

findet

sich

an

Bildrande ein umfangreiches Gemälde mit

einer Darstellung des Jüngsten Gerichtes.

diesen Voraussetzungen schliessen

Ich glaube nach

zu dürfen,

dass

es

sich

dem Dresdener Bilde um die Herübernahme einer Komposition vom Vater handelt, die der Sohn im Einzelnen selbständig umgestaltet. Es wird späterhin noch einmal von bei

einem ähnlichen Bilde zu sprechen

sein.

Das Harte, Glänzende der Zeichnung des Dresdener Bildes ist schon erwähnt. Auch die Entwickelung der Farbe weist eine entsprechende Änderung auf. Das Bild hat einen eigenartig kühlen, metallisch gelbgrauen Ton mit viel Blaugrau, das besonders zum Chor hin die Luftperspektive aufnimmt.

Die Farben der Altäre sind fast hart,

das Licht in


69

den Fenstern vveissgelb, wie Steeuwyck es schon früher dort festem

In

^^ab.

Gelbg-rau

fahlen

über der Arkade ganz

leuchtet

am

die

links,

Wandfläche

die

mit den

besten

ent-

und 1603 zu vergleichen ist. Das Glitzern der Einzelheiten wirkt am stärksten in den Kronleuchtern des Mittelschiffs und vor allem in der grossen sprechenden Teilen von 1609

deren zierliches Masswerk

Orgel, in

glänzenden

dünnen

Linien

gelben

brauchte nur diese drei Orgeln

und

1609

1611

Werke der folgenden Auch

die Kirche

ändert

Reihe

am

und

dessen Tode zugleich fester

Nacht und

wenig.

der Dresdener Galerie.

Zierlichkeit

hat

Es

in

das

verloren,

breitem Pinselstrich gemalt.

mit

Von 1613 zeigt

deutlichsten die scheniatische

Die Zeichnung

die Eut-

allein

und härter im

Zeit kennzeichnet.

Stück

tektur.

1603,

glatte Gelbgrau zu gewinnen, das

bei

darin

darin

immer

mit der schärferen Zeichnung

Man

ist.

von der breiten Malweise

um nach

des älteren Steenwyck aus,

leuchtung

um

Sie geht

Ton zu werden und jenes

gearbeitet

den Bildern von

auf

zu vergleichen,

wickelung aufzuweisen.

die

mit peinlicher Genauigkeit

in

künstlicher Be-

der

solches

bisherigen

Anordnung der Archi-

der Dunkelheit

Masswerk

Indessen

ein

ist

sind

an Schärfe trocken

mit

die Linien

des

ist

fernen Chors immer noch deutlich und verhältnismässig scharf.

Der Boden

ist

graublaue Grabplatten

durch grosse

gegliedert als sonst.

Vorherrschend

ist

gröber

im Ganzen auch hier

der gelbgraue Ton, nur dass in den abenddunklen Teilen das

Braun stärker hinzukommt. Die Lokalfarben verschwinden ganz bis auf weniges Rot etwa in der Kapelle links, wo es für die Beleuchtung

viel

zu

heftig

brennt.

Das künstliche

und die von ihm beleuchteten Teile sehen aus wie im gelben Tageslicht. gelbe Fackellicht

Zu

ist

recht nüchtern abgetönt,

einer andern Gruj>pe

von Architekturbildern führen

zwei einander verwandte Darstellungen aus den Jahren 1614

und 1618, die erste im Mauritshuis (Haag) Bild im Leipziger städtischen fort,

den

Hans Vredemau

Museum.

aufgestellt

und das andere Typus

Sie setzen den

hat:

ein

Platz,

von


prächtigen Gebäudeu umgeben

Es

ist

dieselbe

70

und

links

vorn eine Loggia.

orthogonale Wiedergabe

der Baulichkeiten,

und selbst die allgemeine Anordnung

bleibt sich gleich.

Der

Loggienbau steht immer frontal und zwar möglichst so, dass immer ein abschliessendes Bauglied mit dem oberen Bildrande zusammenfällt. Dagegen viel freier

ist die

Raumgestaltung bei 8teenwyck

und natürlicher geworden.

hinten den Platz begrenzen,

Die Gebäude, die weitt^r

haben nicht mehr

Pracht wie bei Hans Vredeman.

die

schwere

Sie sind klein, zierlich und

Über

sind vor allem weiter in den Bildraum hinausgerückt.

ihnen zeigt sich ein grosses Stück freien Himmels. sätzlich

dazu wirkt nun auch der Loggienbau vorn

höher.

Und dazu

trägt

auch ein

neues,

natürlicheres

viel

Verhältnis der Figuren zur Architektur bei.

Gegen-

viel freier,

Die Proportionen

der Arkade und des Gebälks sind ausserordentlich fein ab-

gewogen. erinnert

(Bei der Präzision, der Zierlichkeit dieser Bauten

man

sich

an Kupferstiche des Dirk

nun, von dieser Loggia aus, überschaut

Steenwyck

Weiträumigkeit. betonen.

über die

liebt

es,

man dies

Vellert.)

Und

ganze

lichte

die

Überschauen zu

Er baut Terrassen anlagen, grosse Freitreppen, man bequem zu dem Platz hinuntersteigen kann.

Es kommt

hinzu, dass er das Vordringliche der „Tunnel-

Zwar sie Hans Vredeman gab, mildert. immer noch ein wohlgeordnetes System von Kreislinien und Bogen und Gewölben in grader Linie auf den Augenpunkt, dem man nicht entrinnen kann. Allein dieses System zeigt doch nicht mehr die Geschlossenheit wie bei Hans

perspektive",

wie

führt

Vredeman.

Und

vor allem

ist die

durchgehende Orthogonale

vermieden.

In der Farbe schliessen sich diese Bilder durchaus den

Das Haager Bild ist zuletzt genannten Kirchenstücken an. von heller bunter Färbung und ebenso die Leipziger Architektur. Die Bedeutung der Altäre als Träger starker Lokalfarben übernimmt hier das verschiedene farbige Material, die gefleckten Marmorsäulen, eigentliche Steinfarbe hat

die

Pilaster

und Ähnliches.

Die

den harten gelbgrauen Ton, die


— ZeichnuDg gerade

ist

wie

und die ferner stehenden Gebäude sind

scharf,

in

7J

und Lettner mit dünnen

Kirchen Chor

den

hellweisseu Strichen gegeben.^)

Ein ähnliches Verhältnis wie zwischen diesen Bildern

Steenwycks

und

den

entsprechenden

zwischen Steenwycks Darstellung

Vredemans

„Christus

bei

besteht

Maria und

und derjenigen Vredemans in Hampton Court. Das Bild des Louvre ist 1620 bezeichnet. Dass ihm für die Anordnung der Architektur jenes Bild in Hampton Court als Muster gedient hat, zeigt der erste Blick. Es Hessen sich bei diesen Bildern nun wieder alle Verschiedenheiten aufzeigen, wie sie durch die Steenwycksche Marta"

im Besitze des Louvre

Architekturwiedergabe bedingt sind, allein

derselben

sie sind

und bringen nichts Neues. Ich erwähne nur, wie hier Steenwyck das orthogonal in die Tiefe führende Tonnengewölbe Vredemans Art

wie

den zuletzt

bei

behandelten Bildern

sondern einfach durch

nicht wiederholt,

Wand

eine frontale

abschneidet und dadurch die perspektivische Aufdringlichkeit vermeidet.

Die feinen Proportionierungen einer Renaissancearchitektur in

ihren einzelnen Baugliedern zueinander und zu der ganzen

Bildfläche zeigt ein unbezeichnetes „Interieur" der Nationalgalerie,

„Pavillons"

das

in

der

auf den Bildern

Londoner an

Architekturbehandlung in

Leipzig und

Haag

die

erinnert.

Indessen hat das Londoner Bild weniger Schärfe im Linearen.

Auch die Orthogonale ist nicht so dominierend wie dort. Der ganz bühnenmässig gedachte Raum erhält Tiefe im w^esentlichen durch

überschneidende

drei frontal

Wände

wobei der vorderste

Steenwyck

liebt

verwendet er schiede zu

hintereinanderstehende,

mit verschiedenen Durchbrechungen,

grosse Bogen

offenbar Treppen

sie,

um

schaffen.

sich

wie

ein

Rahmen

und Stufen.

wirkt.

Auch

hier

sehr lebendig wirkende NiveauunterSelbst

der Tisch

in

dem

Bibliotheks-

raum hinten steht auf einer besonderen Estrade. Das Boden1)

aus

Ein ganz gleichartiges Bild

dem Jahre

1623,

in

der Petersburger Ermitage


— muster

Vordergrnud

im

72 reicher

ist

Es

Diagonalen sind vorherrschend.

sonst

ist

Die

gewöhnlich.

als

Regel

die

den Antwerpener Architekturmalern, dass der Boden

in

bei

einem

und zwar meist mit Auf dem Londoner Bild kommt ferner

rein orthogonalen Sinne gegliedert wird

quadratischen Platten.

Steenwyck IL häufig verwendetes Mittel besonders

ein bei

gut zum Ausdruck, das dem Künstler dazu dient, die glatten

Flächen der Architektur lebendiger und ein wenig „malerischer"

Es

zu gestalten. das Gebälk,

sind die kleinen Risse, die an vielen Stellen Pfeiler

die

oder

spalten sich meistens von den

Stufen

die

Fugen

durchziehen.

Sie

ab, die ebenfalls schon

etwas ausgebröckelt gegeben werden.

Steenwyck IL Karls L gelebt und

hat lange

Zeit

wurde dort

in

dort auch Architekturhintergründe für van

Porträtisten gemalt.

So

Er hat Dyck und andere

ihm der Hintergrund auf

von

ist

dem Porträt Karls L von Mytens

am Hofe

London

beschäftigt.

viel

Turin (bez.

in

1626).^)

u.

Die Dresdener Galerie besitzt ferner zwei kleinere Darstellungen mit Karl

L und

die als ganze Figuren in Die Bilder sind bezeichnet aus

seiner Gemahlin,

grosser Bogenhalle stehen.

dem Jahre 1637.

In der Architektur

zeigen

öffnungen von guten Verhältnissen

Format

in das

dem

gestellt.

sie

dieselben

Grosse Bogen-

Motive wie die zuletzt besprochenen Bilder.

und etwas

schematisch

Die Durchblicke sind besonders auf

Auch

Bilde der Königin von derselben Art wie früher.

die Stufenanlagen

fehlen

Zeichnung verändert.

Indessen

nicht.

sind

Farbe

und

Die Konturen verlaufen nicht mehr in

der Härte wie etwa auf den Bildern des zweiten Jahrzehnts.

Während

früher die Bauten

des Hintergrundes

mit

harten

hellen Strichen gegeben werden, stehen sie 1637 weich ver-

schwiramend gegen die Luft. Materials

nüchternes

sind

Gelbgrau

1)

Das Bild

ist

Die

Tönen

stumpfen Anstrich.

mir unbekannt.

d. Malerei, III, S. 407,

Vgl.

hat

ein

erhalten

und

Architektur

mit bräunlichen

erscheint nun wie in einem

Gesch.

Die Lokalfarben des bunten

verschwunden.

So

ist

zum

Weltmann und Wörmann,


73

Braun des Marmors nicht anders

Beispiel das

dem

der Tischdecke auf

als das

Braun

Bilde mit der Königin.

umfangreiche Gruppe bilden die Darstellungen von

P^ine

Gewölben meist mit der Staffage der Befreiung

Petri.

Sie

zeigen einen bestimmten Typus, der sich durchgängig wiederholt

und

der,

was

die perspektivische

den Kirchenstücken

Raum wiedergäbe

Es

entspricht.

weit

sind

betrifft,

die

in

Tiefe

führende Hallen, deren niedrige Kreuzgewölbe auf mächtigen

und die stets durch künstliches Licht erleuchtet Der Fussboden zeigt die übhche Gliederung durch Orthogonalen. Steenwyck IL hat diesen Typus ausser-

Pfeilern ruhen

werden.') die

häufig

ordentlich

wiederholt

in

den

verschiedensten

grössen und zwar zu allen Zeiten seiner Tätigkeit. befindet sich

kleines Stück

ein

reiches von 1621

und

1604,

datiert

Bild-

Wien

umfang-

ein

ein unbezeichnetes (No.941).

eine Befreiung Petri von 1620.

In

In Budapest

Ein derartiges Bild

in

Darm-

und im Depot des Berliner Kaiser FriedrichMuseums befand sich eins von 1649. Ferner bezeichnete Stücke und unbezeichnete in Stuttgart 1, Schwerin 3, Braun-

stadt von 1631,

schweig als 6.

2,

Kassel

Madrid

1,

Steenwyck sucht

2,

Hampton Court

nicht weniger

in diesen Darstellungen hauptsächlich die

Effekte der künstlichen Beleuchtung herauszubringen. Anfangs wirft das Licht grelle Reflexe auf die nächstliegenden Stellen

der Wände,

gegeben

und der

wobei

wird.

das Licht

Die Schatten

Raum wird nach

selbst

sind

unnatürlich

und

trübe

weissgelb

schwärzlich,

der Tiefe zu völlig undurchsichtig.

Die Lokalfarben haben oft eine unmögliche Intensität. gleichen

sich

diese Gegensätze

aus.

In

von 1621 herrscht ein graugelber Ton. gleichmässiger verteilt.

Die beleuchteten

Wände

natürlichere Abstufungen von Licht und Schatten.

gänge sind feiner und

reicher.

Auch

Später

dem Wiener Bilde Das Licht ist viel

in

zeigen viel

Die Über-

der Modellierung

der Ruudpfeiler stehen Licht und Schatten nicht mehr grell

gegeneinander.

Die Lokalfarben des Bodens sind gedämpft,

1 ) Vermutlich geht auch dieser Typus auf Steenwyck 1. zurück. Ein kleines Bildchen der Art z. B. in Amsterdam, Ryksmuseum.


Es wechseln Braunrot und Blaugrau.

blasser.

dieser Bilder beweist,

wie beliebt damals

ßeleuchtungseffekte waren. in

74

ihnen

niemals

die

Die Menge

solche künstliche

Indessen erreicht doch Steenwyck

feinen

Wirkungen

frühen

seiner

im

Tageslicht dargestellten Architekturen.

Die Raumempfindung des Künstlers bleibt auch in den späten

Arbeiten

späteste

die

datierte

seiner

Es

Frühzeit.

Kirchenstück

genannt,

dafür

sei

das

sich

Brüsseler Galerie befindet (bez. Steenwyck 1645). ist

das der

in

Dargestellt

eine dreischiffige Hallenkirche spätgotischen Stils mit

dem

üblichen Durchblick durch das Mittelschiff auf den Chor, die

Südwand stathmal angeordnet. mässigen

warm gelben Ton.

Das Bild trägt einen gleichist nun die ganz

Auffallend

ungewöhnlich scharfe Zeichnung, die den Eindruck erweckt, als

sei

sie

in

die Kupferplatte

eingestochen.

Man

glaubt

eher durch das eiserne Trägergerüst einer modernen Hoch-

bahn hindurchzublicken als durch eine Kirche. Ob das Bild mit dieser scharfen Zeichnung allein steht, vermag ich nicht zu sagen, da mir datierte Arbeiten Steenwycks aus dieser Zeit nicht bekannt sind. (Über dies Bild siehe weiterhin bei Neefs.)

Das Todesjahr des Künstlers, der, wie es scheint, in London gestorben ist, wird gewöhnlich um 1649 angegeben, da seine Frau in diesem Jahre zu Leiden als Witwe genannt wird. (Vgl. Katalog des Mauritshuis, Haag.) Darnach müsste die Bezeichnung auf einem Bilde des städtischen Museums in Braunschweig von fremder Hand herrühren. Dieses nur handgrosse

Stück

(Venn. Frl. Luise Orges)

stellt

eine

kleine

Kapelle bei Fackellicht und erleuchtetem Altar dar und

ist

bezeichnet H. v. S. 1653.

Peter Neefs und seine Söhne. Die dritte Künstlerfamilie, die der Antwerpener Archiihr Gepräge gibt, sind Anspruch auf künstlerische

tekturmalerei

ringeren

Ihre Kirchenansichten wiederholen

sich

die

Neefs,

Bedeutung in

die

ge-

haben.

ermüdender Ein-


— förmigkeit,

und

sie folgen

75

ihrem Schema auch dann noch, als

dem benachbarten Holland Höhepunkt ihier Entwickelung

Familie

Architokturmalerei

die

in

Er

der ältere Peter Neefs.

ist

den

Das Haupt der

erreichte.

etwa zwei Jahre

ist

Steeuwyck II. Das Geburtsdatum, das vermutlich 1578 fällt, ist ebensowenig sicher bekannt wie das Todesjahr, das zwischen 1656 und 1661 anzusetzen ist. Sicher ist nur, dass er 1609 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen wird. ^) älter

als

Eine Reihe seiner Arbeiten lässt keinen Zweifel über die

Herkunft

Werk

deren

Verhältnis

im

sich

er

Es

Kunst.

seiner

aufs

sind

engste

anschliesst.

aufzufassen

einzelnen

Steenwycks,

die

ist,

Wie

zeigen

an

dieses

gleich

die

ersten Arbeiten, die als solche gesichert sind.

Die Dresdener Galerie besitzt eine Kirchenansicht, bezeichnet P. Neefs

mit der Jahreszahl

1605.

Dargestellt

ist

eine dreischiffige Hallenkirche, deren Mittelschiff Netzgewölbe

In Farbe und Zeichnung erinnert es durchaus an die

zeigt.

Bilder Steenwycks aus den Jahren 1605 und 1609.

Gemeinsam

mit ihnen hat es die helle, frische Gesamthaltung.

wie Neefs die Pfeiler vorn malt, farbe,

ferner

glatte

die

Die Art,

gelbliche Steip-

Behandlung der Luftperspektive, wie der

die

Lettner ganz mit dünnen weissen Strichen gegeben

ist (ent-

dem Steenwyck 1605), die feine Abtönung des Gewölbes nach dem Chor zu, das Durchsichtige der Schatten, der Wechsel von Blaugrau und Gelb in den Quadraten des sprechend

Bodens,

das

alles

kann nicht

jüngeren Steenwyck zeigen.

deutlicher

Zugleich

den Einfluss

wird aber auch der

Abstand zwischen beiden Künstlern klar und die Neefs

zeigt

in

In dieser Hinsicht

charakteristisch

das

starke

der Holzverkleidung der

sind

die Unfähigkeit,

Bemühungen, jene Feinheit der wie Steenwyck sie in seinem Wiener

seinen

Malerei zu erreichen, Bilde bringt.

des

sich

ist

für jenes Bild besonders

vordrängende Rotbraun

Wand. Es kommt ferner

in

hinzu, dass

1) Alle Daten, die sich auf die FamiUö der Neefs beziehen, zusammengestellt bei van den Branden, Geschiedenis der

Antwerpsche Schiiderschool,

S.

609

ff.


76

genau übereinstimmt mit dem Bilde Steenwycks dos Jüngeren von 1645 in Brüssel. Und nicht nur Auch die Masse der beiden Bilder sind dieselben.^) das. Dabei muss man sich nun erinnern, dass Architekturdie Kirchenansicht

maler ihre Bilder öfter wiederholt haben,

Gattungen der Malerei zu geschehen

es

als

in

andern

Der Skizze oder

pflegt.

Studie des Figurenmalers und des Landschaftsmalers entspricht dort eine öftere

konstruktive Zeichnung viel präziserer Art,

Verwendung wiederum

deren

eine grosse Bildähnlichkeit zui'

Dass aber eine Zeichnung von demselben Künstler und zu einem zweiten Bilde verwandt wird, hat gerade das Beispiel Steenwycks II. bewiesen mit seinen Bildern von 1603 und 1609. Da nun auch kein Fall bekannt ist, dass Steenwyck einmal den Folge hat.

noch nach Jahren genau wiederholt

Neefs kopiert hätte,

so

nach

ist

der Schluss wohl

alledem

gerechtfertigt, dass der Dresdener Neefs von 1605 die Wieder-

holung eines Steenwyckschen Bildes

das mit

ist,

dem Brüsseler

1645 die Zeichnung gemeinsam hat.

Stück von

nahme kann

eine Reihe

von Bildern,

Diese An-

weiterhin

die

zu be-

sprechen sind, nur bestätigen.

Dem eine

genannten Bild des Neefs

andere

Kirchenansicht,

die

ist

dem

unter

sich

Es

Steenwyck im Louvre befindet.

eng verwandt noch

ist

Namen

im wesentlichen

die-

selbe dreischiffige Hallenkirche, wie sie die eben besprochenen

Einige Einzelheiten,

Bilder zeigen.

dem

Pfeiler rechts

Der Unterschied

funden haben. ihren

die

wir bei

eine

Steenwyck ge-

querschnittmässige Ansicht,

Obwohl

ebenfalls

1) Brüssel No. 449 hat nach den Katalogen.

cm

37

die

in

vorderen „Schnittfläche" hart

der

das Breitformat sich einzwängt.

des Louvre.

älteren

Die Kirche des Dresdener Bildes zeigt mit

drei Schiffen

der scharfen Begrenzung in

dem

links

liegt in der

des Louvre alle

und zwar besitzt das Bild

die Eigenschaften,

au

die Schrifttafel

und die zwei ersten Altargemälde

finden sich in beiden Kirchen.

Raumerfassung,

wie

Ganz anders das

fünf Joche

Bild

des Langschiffes

X56, das Dresdener Bild cm 36X57


~ in

11

den Bildraum aufgenommen des Bildes

nimmt

die breite

ein,

und

der Lettner

wie

das

ähnlich

Hauptwerk. eröffnung das

der

ist

Den Haupt-

dort.

dem Beschauer

Fall

doch nicht so

Entwickelung des Mittelschiffs so

Steenwycks

in

ist

vom Bildrande aus deutlich

nahe gerückt I.

Brüsseler

Auch darin

in Betracht.

Gewohnheiten

die

des

zeigt

älteren

Die Pfeiler vorn sowie die Gewölbe werden vom

oberen Bildrande glatt durchschnitten. oder

sie

Ferner kommt für die Bildwirkung die Raum-

Louvre-Bild

Steenwyck.

sind

gezogen wie

die Tiefe

perspektivisch in teil

sind,

dem jüngeren Steenwyck

Nirgends bei Neefs

findet sich diese Weiträumigkeit

verbunden mit den Höhenanregungen

wie

sie

das Bild

im

Louvre charakterisieren.

Um

so überraschender ist

nun

die

Wahrnehmung, dass

garnicht von Steenwyck I. gemalt ist, sondern Bezeichnung Peter Neefs trägt. Auf der Braunschen Photographie des Bildes, die mir vorliegt, ist der Name dieses Bild

die

deutlich unter der angedeuteten Schrift der Tafel pfeiler

zu

lesen.

Die Bezeichnung

wie auf dem Dresdener Bild,

auf

hat

dem

am Haupt-

dasselbe x\ussehen

der

Name genau

an

der entsprechenden Stelle unter dem angedeuteten Text der Schrifttafel sich befindet.

Damit

nun kein Zweifel, dass wir in dem Bild oder Wiederholung von Neefs nach einem Original des älteren Steenwyck haben. Dies ist kein einzelner Fall, sondern noch bei einer Reihe weiterer Bilder bleibt

des Louvre eine Kopie

lässt sich dieses Verhältnis nachweisen.

Gotha (No. 57)

So befindet sich

in

zwar unbezeichnetes, aber sicher von Neefs herrührendes Bild, das eine Wiederholung jener Kirche ein

Steenwycks des Älteren

Wien (No. 940) gibt, die links Das Gothaer Stück, in warmem doch an Feinheit dem Wiener Bilde in

eine erleuchtete Kapelle zeigt.

gelbbraunen Ton, steht

nach und zeigt vor allem in der flüchtigen, wenig korrekten Zeichnung der Architektur, dass es Kopie ist. Ferner gehört hierher ein Bild der Galerie Lichtenstein (No. 577) in Wien.

Es trägt

die

Bezeichnung: Peter Neefs.


Dieses Stück

ist

7^

eine Wiederholung

1611 gemalten Bildes

von Steenwyck II. der Dresdener Galerie, jedoch etwas

in

des

Der schmale Teil links vom Hauptschiff ist fortgelassen, und auf der rechten Bildseite sind die Arkaden umgestellt, sodass die obere Nische mit dem Grabmal an das verändert.

In

anstösst.

Mittelschiff

der Malweise

gibt

sich

das Bild

Die Zeichnung ist sehr und zum Teil auch perspektivisch ungenau. Die Hauptsache scheint dem Künstler die Farbengebung gewesen

deutlich als eine Kopie zu erkennen.

flüchtig

zu

sein.

Er

versucht,

denselben metallisch

gelblichen

Ton

zu erreichen, dessen Feinheit das Dresdener Bild kennzeichnet.

Aber

es gelingt

ihm

nicht,

wie besonders

in

den Gewölben

und nach dem Chor zu beobachtet werden kann. sind härter und stumpfer. Bemerkenswert ist

Die Farben ferner,

wie

Erhöhung des Vordergrundes gegegen die lichtere Partie einfach verschärft durch dunkle trübe Schatten, und die Fugen des Fliesenbodens laufen etwas schief gegen die Orthogonalen des tieferen Grundes. Auch sonst sind die Veränderungen, die den Kopisten zeigen, überall zu bemerken. Vor allem

schlecht ihm die räumliche

lungen

ist.

darin,

dass

Der Kontur

die

ist

vielen

feinen Einzelheiten,

die

gerade im

Dresdener Bild mit grösster Sauberkeit gearbeitet einfacht und vergröbert erscheinen.

nicht

im einzelnen

ausgeführt,

ver-

So in der grossen Orgel

rechts oben, ebenfalls im Chor und im Lettner,

mit flüchtigem Pinsel gemalt sind.

sind,

Auch

wo

die

Konturen

die Altarbilder sind

mehr der ganzen

sondern

Farbfläche nach gegeben. Schliesslich sind noch drei

dem Namen des Peter

mit

Neefs bezeichnete Bilder zu erwähnen

in

Gotha, im Louvre

und im Museum zu Gent befindlich deren Darstellungen: künstlich erleuchtete Gewölbe mit der Befreiung Petri, sich eng an die zahlreichen Bilder Steenwycks IL dieser Art anschliessen. ^) Die besprochenen Bilder lehren zur Genüge, ,

1) Schon Bode nennt die Bilder in Gotha und im liouvre als Beweis für das Schulverhältnis von Neefs zu Steenwyck, Vgl. Graphische Künste XIII, 1890 S. 90.


-

-

19

völliger Abhängigkeit

von den nur kann wohl ein direktes Steenwycks befindet, und zwar an Weltmann und Wörmann Schulverhältnis gedacht werden. haben daran gezweifelt, es liesse sich nicht recht einsehen, wo Neefs den Unterricht des älteren Steenwyck empfangen haben sollte, i) Allein die Anhaltspunkte, aus denen man auf den Aufenthaltsort der drei Künstler etwa zwischen 1590 und 1610 schliessen könnte, machen jene Annahme keineswegs unmöglich. dass Neefs sich zunächst

Jahre

Die Lehrlingszeit des Peter Neefs fällt ungefähr in die 1590 1600. Wie van den Branden angibt, waren

die Eltern die

in

um den Sohn

zu unvermögend,

des Künstlers

Fremde zu

Es

schicken.^)

ist

nun durch

in

nichts bewiesen,

dass der ältere Steenwyck in dieser Zeit nicht hätte in Antwerpen sein können. Selbst wenn er, wie das Dessauer Bild zeigt, 1588 in Frankfurt war und dort nach van Mander 1603 auch starb, so war doch schon durch die Unruhen der Zeit eine

zu werden.

das Beispiel Hans Vredemans erinnert

Übrigens

auch die Notiz van

ist

Steenwyck recht kurz, und gestorben, es

Es

recht lebhafte Beweglichkeit der Künstler bedingt.

braucht hier nur an

sehr

die

Angabe, er

M anders

sei

sogar mit einer Einschränkung versehen.

wohl möglich,

über

zu Frankfurt

So

ist

dass der Künstler in der fraglichen

Anwerpen gewohnt hat und dass dort sowohl Sohn wie Peter Neefs bei ihm gearbeitet haben. Auf diese Weise würden sich am ungezwungensten die engen Zusammenhänge erklären, die zwischen den drei Malern nach ihren Kirchenstücken vorhanden sind. Und ebenso würde sich erklären, dass nach dem Tode des älteren Steenwyck noch dessen Sohn grossen Einfluss auf Neefs als den geringeren Künstler gehabt hat, wie das Dresdener Bild von 1605 und die Kopie nach dem Steenwyck 1611 etwa zeigen. Unter den ausserordentlich zahlreichen Arbeiten des Zeit wieder in

sein

Peter Neefs

fast jede

öffentliche

Sammlung

besitzt Bei-

1)

Gesch. der Malerei

2)

Geschledenis der Antwerpsche Schilderschool 1883

III, S. 408.

S. 610.


spiele

befinden

Darstellungen

-

80

nur wenige datierte Stücke.

sich

sind Variationen

einiger

Seine

weniger Typen, von

denen hauptsächlich die Ansicht einer dreischiffigen gotischen Kirche,

dann

„Antwerpener Kathedrale" (siebenschiffige

die

im Detail stets wechselnde Kirche) und eine Kirche mit vorn hell

erleuchteter Kapelle zu nennen sind.

der

seltener

übrigen

Das sonst

Bildwirkung.

auftritt,

Der

letzte Tj^pus,

bringt

eine reichere

stets das Bild beherrschende Mittel-

etwas zur Seite gedrängt und zudem meist mit

wird

schiff

die

als

erfüllt. Ein Beispiel im Wiener Der Raum geht vorn in die Breite. Zwei frontale Mauerwände hintereinander wirken der orthogonalen Strömung des Raumes entgegen. Die Wände sind grossen Öffnungen durchschlagen, die von links nach in rechts an Weite und Tiefe des Durchblicks gewinnen. Durch die Arkade rechts sieht man erst auf den Chor durch das Langschiff, dessen eine Wand ausnahmsweise nicht zur Stathnie geneigt erscheint, sondern ganz hinter einem Pfeiler

der

Dunkelheit

grössten

Hofmuseum

(No. 946).

verschwindet,

auch der Lettner überschnitten wird.

sodass

Die Zeichnung

noch hart bei etwas glänzender Farbe.

ist

Der Einfluss von Steenwyck II. ist noch zu spüren in der Behandlung der gelb beleuchteten Wand etwa. Unter den Lokalfarben

das

fällt

schöne

satte

Grünblau

Altären des dunklen Hauptschiffs auf.

dem

nach

sind

Raumtypus

Dem

vier

Bilde verwandt

Kirchenstücke

die

den

in

in

Braun-

schweig (145), Leipzig (340), sowie in Lützschena (180), von denen das letzte das späteste ist und offenbar der reifen Zeit des Künstlers gehört. Die Linien der Architektur haben alle

Schärfe

gelöst.

gelben

in

und

die

Die Flächen

Tönen.

detailliert,

Am

verloren,

Härte

der

Lokalfarben

ist

Die Fliesen des Bodens sind reich an brauneu und sondern

deutlichsten

ist

breit

des

gefasst

Langschiffes

und

sind

wenig

flüssig in der Farbe.

der Unterschied zu den früheren Bildern

der Behandlung der Gewölbe und des aufgelichteten Chors.

(Der licht

Raum

ist

hier nicht bei Fackellicht, sondern im

des Abends gegeben.)

Das Licht

in

Dämmer-

den Chorfenstern


^ verwischt

Konturen derart, dass

die

zusammengezog-en sind Sehr

viel

kommt

ihnen

der

Es

ist

breit

diese Bilder ist die Gruppe,

die

stets

Einsicht in die Kirche mit schiff auf

als

Antwerpener Kathedrale

das Architekturschema des Neefs

zum Ausdruck.

ganz

die Fenster

in der Farbe.

zahlreicher

Ansichten

die

die

81

am

bilden.

In

deutlichsten

querschnittmässige

g-leiche

dem Durchblick durch das

Mittel-

wobei fast durchgängig- die Nordwand

den Chor,

Der Typus Steenwyck zurück, wie er in dessen Allein welche UnterBudapester Bild von 1583 vorliegt. schiede trotz des gleichen Motivs in der Anordnung der Architektur! Die Fortschritte, die Steenwyck I. für das des Hauptschiffs in stathmaler Neigung erscheint.

geht auf den

älteren

Architekturbild schon errungen hatte, sind völlig wieder verloren gegangen.

Der Horizont

halbe Bildhöhe gelegt,

Neefs nur wenig unter

ist bei

sodass

eine

die

Bildwirkung

beein-

trächtigende starke Bodenaufsicht noch in den Darstellungen herrscht,

gegen die Mitte des Jahr-

deren Entstehungszeit

Damit ist auch die Wirkung der Gewölbe, wie sie Steenwyck ausnutzte, fortgefallen. Endlich ist die Orthogonale wieder zu einer Schärfe der Wirkung gelangt, die an Vredeman erinnert. Im Gegensatz zu Steenwyck I. sind Chor und Lettner perspektivisch weit in die Tiefe gehunderts

zogen, ein

fällt.

man den Eindruck

sodass

hat,

als

sähe

man durch

umgekehrtes Opernglas.

Manche Qualität.

dieser

Indessen

urteilung der

Arbeiten entsteht

in

zeigen vielen

Werke des Peter Neefs

eine

recht

Fällen

für

eine Schwierigkeit, die

durch das Zusammenarbeiten von Vater und Sohn

bestimmten Zeit bedingt

ist.^)

geringe die Be-

zu einer

Der jüngere Peter Neefs

ist

Antwerpen geboren und Schüler seines Vaters. Diesem folgt er so genau in seinen Arbeiten, dass die Zu1620

in

teilung an den

zu geben sich ein 1)

einen

oder andern

oft

nicht

mit Sicherheit

Sammlung Weber zu Hamburg befindet Kirchenstück bezeichnet P. Neefs 1646. Es ist der ist.

In der

Vgl. Bode, Graphische Künste,

III,

S. 90.


82

durch

Durchblick

übliche

schematische

Kirche.

Aus derselben Zeit befindet

Nationalgalerie f.

1644.

Kirchenansicht

eine

Dieses Stück

ist

Sohne zugeschrieben.

In

dem

dreischiffig-e

der Londoner

in

bezeichnet:

Neefs

P.

das Hamburger

Vater,

der Tat

eine

sich

scheinen

dem

mir die Unter-

schiede so bedeutend, dass sich hier mit Sicherheit die Ver-

schiedenheiten zwischen den beiden Künstlern erkennen lassen,

und zugleich ergeben sich für Neefs

II.

gewisse Eigentümlich-

keiten der Farbengebung, die m. E. in vielen Fällen für ihn charakteristisch sind.

Das Londoner Bild zeigt Neefs I. in einer seiner besseren Arbeiten. Im Gegensatz zu Neefs II. ist der Raum auffallend frei

und

entwickelt

breit

und fügt

sich

feinen Propor-

in

Besonders wirksam

tionierungen der Bildbegrenzung ein.

ist

der mächtige Eundbogen in der Mitte, der wie eine natürliche

Umrahmung

Die Zeichnung

das Hauptschiff umschliesst.

ohne Schärfe, die Konturen verlaufen weich mässig zerstreuten Licht der

dem

in

ist

gleich-

Die Schatten liegen

Kirche.

weich und durchsichtig auf den dunklen Flächen, und selbst die

feinen Reflexlichter

sind

ungewöhnlich

beobachtet

gut

wie die in den grossen Kassetten der Grabmalbedachung rechts.

Dagegen hat das Bild gegeben.

bei

Weber

eine verhältnismässig scharfe

Licht und Schatten

Zeichnung.

Es genügt

sind

geradezu schematisch

in dieser Hinsicht

nur die Behandlung

Der Unter-

der Gewölbe auf beiden Bildern zu vergleichen. schied kann garnicht stärker gedacht werden. sind die Gewölbeflächen weich modelliert in

Übergängen.

Neefs

II.

gibt die einzelnen

schärfster Begrenzung und in der Mitte

und Schatten

geteilt.

Es zeigen

ferner

Gelb im Lettner, violette Töne im Chor

in

ist

nun

u. s.

ein

hässliclies

w^

Diese Art

von Bildern, die zum Ausführung die Hand des

weiteren Reihe

Teil schon in der geringwertigen

jüngeren Neefs zeigen.

Gewölbekappen

einfach nach Licht

sich eigentümliche Misch-

töne in der Modellierung der Säulen,

einer

I.

kaum bemerkbaren

Ebenso hart und unangenehm

auch die Farbe bei ihm.

findet sich bei

Bei Neefs

In der

Sammlung des Grafen Czernin


-

zu Wien hängt eine Ansicht der „Antwerpener Kathedrale",

Der Gesamtton

bezeichnet Peeter Neeffs 1648.

und ohne jede Feinheit. gelben Tönen,

des Lettners und in den Altären.

kommt

Als Lokalfarbe

Ebenso

den Altären fest und hart.

in

braimgelb

Der Chor ist aufgelichtet mit rosaBoden auftreten und in den

Rot aufdringlich hervor, so

ein starkes grelles

Grün

ist

die ebenfalls im

ziemlich roh gezeichneten Gewölben.

in

ist

den Säulen

das Gelb und

Die dadurch bedingte

auffallende Buntheit des Bildes findet

sich wieder in einem

Stück des Wiener Hofmuseums (948) mit der gleichen Kirchenansicht. Mit weniger starken Kontrasten in den Lokalfarben

»ist

t

8B

das sonst gleiche Bild 947

Charakteristisch

ausgeführt.

die Glanzlichter,

gewöhnlich auf dem zweiten Pfeiler rechts

im Hauptschiff.

Wiederholungen

in

mit

denselben Merkmalen

der Wiener Akademie (719) als Neefs

I.,

ferner bei Graf

Schönborn, im Mauritshuis (Haag) von 1654, in Brüssel Neefs

u. s.

I.)

Es

w.

sind dies nur wenige Beispiele.

(als

Eine

genaue Aufstellung und Scheidung des Werkes von Vater

und Sohn würde

ein

besonderes umfangreiches Material

er-

fordern.

Noch zu erwähnen

ist ein

zweiter Sohn des Peter Neefs L,

der ebenfalls Architekturmaler wurde und 1617 zu Antwerpen

geboren

ist.

Er trägt den Namen Lodewyck. Von ihm

sind

indessen nur drei Bilder bekannt, eins in der Dresdener Galerie befindlich,

zwei

im Prado.^)

zeichnet Frater Lodevicus

Das Dresdener

Neeffs. An.

Bild

1648 und

ist

stellt

bedie

Antwerpener Kathedrale dar in genau derselben iVnsicht wie die erwähnten Bilder seines Bruders. Auch in Zeichnung und Farbe zeigen sich nahe Beziehungen zu Neefs H., mit dem er ja gewiss zusammen bei dem Vater gearbeitet hat. Vorherrschend ist ein stumpfes nüchternes Graubraun, das im Lichte weiss wird mit gelblichen und blauen Tönen. Die Lokalfarben in den Altären sind nicht

und mehr abgetönt. ein

In der

grell,

Raumwirkung

sondern gedämpft zeigt sich indessen

bestimmter Unterschied zu Neefs L und 1)

Vgl.

Woltmann und Wörmann,

a. a,

IT.

0. III, 408,

Lodewyck


Versucht nämlich, den Beschauer gewisserniassen etwas mehr in

den Kirchenraum hineinzuziehen, indem er die Architektur

dem

aus

Bilde hinausgreifen lässt,

dem Beschauer entgegen.

Links geht die Arkade des Seitenschiffs nicht einfach parallel der Bildfläche

nach vorn

Höhe,

die

in

zu gegeben.

mächtigem Schwünge

Und

bis

sondern

Ebenso

ist

es

eine

ist

rechts

die

Wölbung

Arkade

in

an den seitlichen Bildrand geführt.

Gewölbe des Mittelschiffs in einer bei ungewohnten Weise vom Chor auf hinaufsteigend gesehen in wirksamer Untersicht. Es sind dies Motive, die an den älteren Steenw^^ck erinnern. Und in der Tat, betrachten wir nun das Madrider Bild (bez. F. L. Neeffs 1646), so wird ohne weiteres deutlich, dass Lodewyck hier von demjenigen Werk Steenwycks I. beeinflusst sein muss, das als dessen Hauptstück bezeichnet wurde: von der Brüsseler endlich sind die

den Neefs ganz

Darstellung.

zum

ersten

Es wird das um Male

die

so eher auffällig, als Lod. Neefs

Reihe

der

Architekturen

Hochformat durchbricht. Aber auch von Steenwyck

klar.

sonst

Wie der Bildrand

ist die

mit

einem

Abhängigkeit

links die

Arkade mit

der Obermauer überschneidet, der steile Anstieg der Gewölbe, die

verhältnismässige

geneigte

Südwand

ist

Nähe des Lettners, die zur Stathme dem Brüsseler Bilde nachgeahmt. Nur

der rechtsseitige Bildschluss entspricht, soweit ich

ist

verändert.

Die Ausführung

der Photographie urteilen kann,

nach

dem Dresdener Bilde. Es ist anzunehmen, dass sich weitere Bilder des Lodewyck noch unter den zahlreichen Kirchenstücken befinden, die allgemein den Namen Neefs tragen. Nach den beiden genannten Bildern zu urteilen, in

denselben Bahnen wie

datum beider

ist

die

unbekannt.

Doch

Neefs IL im Jahre 1675 noch dieser Zahl datiertes

bewegt seines

sich

seine Tätigkeit

Bruders.

Das Todes-

lässt sich feststellen, dass

am Leben

war,

denn ein mit

und bezeichnetes Bild befindet

Besitze des Fürsten Liechtenstein.

sich

im


Antvverpener Einfluss in Holland.

Bartholomeus van Bassen. Während die Eutwickelung des Architekturbildes mit dem Werk der Neefs keine Förderung gewinnt, löst der Einfluss Antwerpens

zu Beginn des

Jahrhunderts

17.

eine

Anzahl Erscheinungen in Holland aus, die hier vielfach zu neuen Anläufen führen. Von den älteren Architekturmalern ist

es

auch

van Bassen, etwa zehn bis

Holland zunächst ein Architekt,

in

der als Erster Bedeutung gewinnt.

Er

ist

fünfzehn Jahre jünger als Steenwyck H. und Neefs Geburtsjahr gesetzt,

1622

i)

tritt

zweimal

war er Mitglied der der Haager Lukasgilde

1613 er

Dekan,

nämlich

in

1.

um 1590

unbekannt, es wird gewöhnlich

ist

Delfter

Sein au-

Lukasgilde,

war er den Jahren 1627 und 1636. bei.

Hier

Zwei Jahre später, 1638, tritt er als Architekt in den Dienst der Stadt und bleibt in dieser Stellung bis zu seinem Tode 1652. Aus seiner Delfter Zeit herrührend ist die Ansicht der Delfter Kirche,

die sich in

der Budapester Galerie befindet

1620 datiert ist. 2) Den Mittelpunkt der Darstellung gibt das Marmordenkmal Wilhelms des Schweigers, das erst ein Jahr vorher vollendet wurde. Das Grabmal steht indessen nicht im Chor wie noch heute und wie es in den zahlreichen und

Darstellungen

seit

1650 erscheint, sondern

in der Mitte eines

Kirchenraumes, der ebenfalls völlig von den gewohnten Ansichten abweicht.^)

Tiefenaxe

nach

Der Raum

gegeben,

ohne

ist

frontal

jedoch

und zwar seiner

jene

aufdringliche

wie wir sie von den Antwerpener Der Raum ist vielmehr mit einer gewissen Freiheit entwickelt und kommt zu ruhiger breiter

Perspektive

zu zeigen,

Malern gewohnt

1)

sind.

Die Lebensdaten Bassens hat A. Bredius zusammengestellt

im Haagsch Jaarboekje voor 2)

1894, S. 85

ff.

Eine Photographie dieses Bildes verdanke ich Herrn Dr. Meiler

in Budapest. 3)

Es

ist

nicht

etwa die Delfter Kirche dargestellt, sondern dem Grabmal hinzu erfunden.

ein Phantasieraum ist zu


— An den

Entfaltung.

Auffallend

ist

die

Bassen Verwendung

bei

öfters

der durch die

der niedrige Horizont,

Basis der Rundpfeiler gelegt

annähernd richtige

eine

stehen schmale

seitlichen Bildrändern

vertikale Kulisseuwände, finden.

86

Es

ist.

Stellung

ist

dem Beschauer

darin

Kirche

zur

angewiesen.

Nur die noch recht grosse Distanz lässt keine unmittelbare Wirkung zu. Vor allem erscheinen die Säulen zu dünn. Aber ein anderes Element tritt in diesem Bilde auf, das es deutlich von den Autwerpener Architekturstücken trennt. Es ist die effektvolle Lichtführung. Der scharfe seitliche Lichtvon links her schafft ungewöhnliche Gegensätze von

einfall hell

Das Grabmal

und dunkel.

unteren Teile

der

Säulen

sind

selbst

Säulen scharf

und

auf

leuchtet

rechts

lässt

im tiefen Schatten.

modelliert

den

in

Helligkeits-

Aber auch raumschaffend wirkt das Licht

kontrasten.

die

Die

in

der Art wie der Vordergrund im Dunkel bleibt und nun der

dagegen

Mittelgrund

mechanische Hülfsmittel.

schwarze Kulissen

erproben,

dem

so

die Ant-

gebrauchen

sie

Im Vordergrund wird ein Podium, die räumlich von dem übrigen

errichtet,

gesondert sind und gegen eine lichte so in

Wenn

herausgehoben wird.

werpener solche Gegensätze

Bilde Steenwycks IL von

Wand

gesetzt werden, in Dresden.

1611

Bei

ist der Raum völlig kontinuierlich, und es werden allein die natürlichen Bedingungen des Lichteinfalls Das Studium der Funktionen in jenem Sinne ausgenutzt. des Lichtes war ja ein altes Erbteil holländischer Kunst. Bassen gibt in seinem Bilde von 1620 schon Anläufe, die an die Höhepunkte der Entwickelung denken lassen, etwa an Bilder eines Emanuel de Witte. Es ist nun für Bassen noch

Bassen dagegen

charakteristisch,

Auf dem hervor.

dass

er

die Lichtquelle

unsichtbar

macht.

Budapester Bilde bricht es links hinter der Kulisse

(Das Fenster

in Betracht.)

am Rande

in

Die Kraft des Lichtes

der Ecke

wird

kommt

nicht

noch besonders

verstärkt durch dies abrupte Auftreten, das sich noch oft auf

späteren Bildern wiederholt. fünf Jahre

früher

(1615)

Es

scheint

gemaltes Bild

dies

auch für ein

des

Künstlers zu


Frimmel zitiert wird nach 681:^) „Das Innere einer gotischen

dessen Beschreibung

gelten,

Hormayrs Archiv 1825,

S.

-

87 bei

katholischen Kirche; rechts sieht

mau

einen

Mann

eine Stiege

welche sehr sinnreich von einem nicht sicht-

hinaufsteigen,

baren Fenster beleuchtet sind vortrefflich beachtet

und Linearperspektive

Optik

ist.

..."

Das Budapester Bild zeigt vor allem in der besoudereu Lichtstimmung des Kirchenraumes eine grosse Selbständigkeit gegenüber der Antwerpener Kunst. von

hierin

einer

ob

oder

wird,

eiuflusst

Inwieweit der Künstler

allgemeineren holländischen Tradition beder

hier

eines

Einfluss

holländischen Architekturmalers vorliegt,

ist

älteren

schwer zu sagen.

Auf diese Frage ist indessen später in einem andern Zusammenhang noch einmal zurückzukommen. Die weiteren

dem zweiten Jahrzehnt weichen in mancher Hinsicht von dem Budapester Bilde ab. Zunächst schon dem Architekturstil nach. Es werden Renaissancekirchen dargestellt und geräumige Säle barocken Stils. Von Arbeiten Bassens

1624

befindet

aus

sich

eine

Saalansicht

solche

im Provinzial-

museum zu Hannover. Ein rechteckiger Raum, frontal zur Bildebene und mit dem Augenpunkt in der Mitte, also die einfachste

Wiedergabe

wie

2.

eines kubisch einfachsten Raumes, Vredemanschen Perspektive von 1604 und ähnlich schon 1560 zu finden ist. Selbst der im 16. Jahrsie

im

Teil der

hundert so häufige, vorn links in das Bild hineinspringende

Bau

erscheint hier wieder als eine Art in den Saal ragender

Nur ist das nackte perspektivische Gerüst reicher umkleidet. Vor allem ist es die Farbe, die dem Raum eine grössere Lebendigkeit zu geben sucht. Und zwar sind es wie bei den Antwerpenern die Lokalfarben des reichen Windfang.

Materials,

die

Bassen

Besonders

benutzt.

charakteristisch

Der Marmor Kamin ein kräftiges Rot An den Wänden hängen sorgfältig aus-

für ihn ist ein hartes Siennabraun der Holzfarbe.

hat

warmen

gelblichen Ton,

und Dunkelblau.

1)

der

Kleine Galeriestudien 1891,

S. 177.


88

I

Die Decke zeigt reiche Kassettenteilung und der Boden ein Muster, das bei Bassen auf vielen Bildern

geführte Gemälde.

wiederkehrt:

grosse Quadrate,

Eckquadrate getrennt nebeneinander. ist

der

Raum

die voneinander durch kleine

Die Farben stehen unvermittelt

sind.

Gegenüber dem Budapester Bilde von 1620 luftleerer geworden, die Zeichnung

gleichsam

Um

härter und schärfer, das Licht gleichmässiger zerstreut.

das Bild

gruppieren

eine Anzahl Wiederholungen,

sich

die

Veränderungen von Einzelheiten wie der Möbel, der Bilder und der Lokalfarben des Materials

sich voneinander nur durch

unterscheiden.

Es

sind Bilder im Rycksrauseum zu

(No. 435), in Darmstadt, im

1628) und in Kopenhagen. die

etwas

nüchterne

Haag

(Slg.

Amsterdam

van der Burgh,

dat.

Ihre Merkmale, die klare Zeichnung,

Buntheit,

der

hohe

verhältnismässig

Horizont und die Einfachheit der kubischen Gestaltung finden sich ebenfalls auf

den Kirchenansichten Bassens, die in den-

selben Jahren entstanden sind.

Ein Kirchenstück mit dem Namen des Künstlers und 1624 befindet sich im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin.

Es ist eine Renaissancekirche in völlig symmetrischer Anordnung um ihre Mittelachse. Auch hier ist das zu Grunde liegende

perspektivische

entsprechend

Gerüst,

den

Saal-

Nur der reichere ganz im Sinne Vredemans. Wechsel der Bauglieder, der die Unterbrechungen der Fluchtlinien bedingt, die grössere Freiheit, mit der Bassen in den ansichten,

Raum

hineingeht,

geben

dem

Bilde

etwas weit Lockereres

gegenüber den Perspektiven Vredemans.

Dieselbe

reichere

Durchbrechung des orthogonalen Gerüstes zeigt eine zwei Jahre später gemalte „Renaissancekirche" des Mauritshuis im Haag (No. 9), die dem Berliner Stück eng verwandt ist. Vergleicht man diese beiden Arbeiten mit der 1620 entstandenen „Delfter Kirche'', so mässiger

verstreute

Licht,

schärfere Zeichnung auf.

Entfaltung des Raumes ist

überall gleich,

Nur der

fällt

der

hauptsächlich das gleich-

höhere

Horizont

und

die

die Art, wie der Künstler die

ganzen Bildbreite nach anlegt,

und steht insofern den Gewohnheiten der


Autwerpeuer gegenüber,

-

89

von einer frontalen

diese geru

als

Arkatur als Stützpunkt ausgehen.

Wenn man

der bisherigen Architekturstücke

die Reihe

so wirkt es

überblickt,

immer

starkem Masse ermüdend,

in

wieder durch ein System von Orthogonalen auf den Augen-

punkt geführt zu werden. Als wären die Architekturmaler dieser stets gleichartigen perspektivischen Konstruktion überdrüssig

geworden, beginnt jetzt Bassen, den Augenpunkt gleichsam zu

Etwas Ähnliches sahen wir schon einmal

verstecken.

Für Bassen

Neefs.

findliches

gibt

ein

zu Prag

Rudolfinum

im

und bezeichnetes Bild

bei Pieter

ein erstes Beispiel.

be-

Wiederum

Aber

die Bildfläche

hat eine andere Proportionierung bekommen.

Eine frontale

ist

eine Renaissancekirche

dargestellt.

Bogenstellung, seitlich von riesigen Püastern begrenzt, ninmit die grösste

Pläche des Bildes

ein.

Links von ihr zieht sich

das Hauptschiff in die Tiefe, allein es

ist

mehr

nicht

ganzen Tiefenausdehnung nach zu überblicken,

Wand,

verliert sich bald hinter jene frontale

gonale

und

Bewegung

seiner

sondern

die

es

die ortho-

der perspektivischen Konstruktion

aufhält

in die Breite verlaufen lässt.

Bassen

hält

an

diesem

dem

Mittel,

Architekturbikle

Zugleich

kommen

mit der weiteren Entwickelung des Künstlers andere

Momente

neue perspektivische Reize zu geben, hinzu, die ebenfalls

ermüdende brechen.

darauf ausgehen,

Gleichartigkeit

Ich

datierte Bild

nehme in

fest.

der

die Einförmigkeit

Raumgestaltung

den früheren Stücken und vorwiegend

Während sich bei an den Werken der

Antwerpener Architekturmaler beobachten Bildtiefe hineinflutet,

diese

in

und

durch-

das bezeichnete und 1639

als Beispiel

der Budapester Galerie.

wegung des Raumes

zu

lässt,

dass die Be-

starkem gleichmässigen Strom

in die

wird bei dem zuletzt genannten Bilde

Bewegung langsamer und

unregelmässiger.

Sie

wird

durch ungeheure vertikale Kulissen wände abgedämmt, durch frontale

Wände aufgefangen und

durch

zerteilt in einzelne Rinnsale, die sich in

Wänden

des Hintergrundes

verlieren.

mächtige

Pfeiler

Gewölben und lichten Damit hängt ferner


Moment zusamtnen.

weiteres

ein

90

Die

Raum am

Neefs etwa sahen den

liebsten

der mit möglichster Deutlichkeit

Raumgebilde

genannten Bilde Bassens etwas

das

vollständige

Bei dem

Übersichtlichkeit des

ist die

grösseren Lebendigkeit

einer

mit

freilich

möglichst

Sie gaben einen Querschnitt.

zeigte.

zu Gunsten

Steeuwyck und die von einem Punkte,

Raumes

geschwunden,

gewaltsamen Mitteln erreicht

die

Aber

ist.

gerade

die hier erscheinenden willkürlichen und gehäuften Verschiebungen sind charakteristisch für die Tendenz, neue Bildreize zu gewinnen. Das Auge trifft zunächst auf die

schmale Frontwand

links,

um

sogleich hinter sie herumgeführt

zu werden durch die gewaltsamen Überschneidungen in den

rückwärts liegenden Baugliedern.

weiter

Raum an Höhe

der

und

durch

im

die

den

Vertikalen

Ganz rechts dem Haager

durch einen tiefer angenommenen Horizont

Vordergrunde

erinnert

Überhaupt

Bilde von 1620.

der

scharfen

architekturen

der

Die hinter ihr stehende

ist

Wand

Jahre

gewisses Zurückgreifen

ein

Es

Lichtführung,

20 er

durchstossen.

an die gleichgestellte auf dem

auf dieses Bild zu beobachten.

von

Wände, deren

kannelierte Säule wie auf

dieselbe unmotivierte

Bilde von 1626.

ragenden

ungebrochen

oberen Bildrand

mit der Grabnische

Zugleich gewinnt

das in erster Linie

gilt

die

einer

in

den

Renaissance-

freieren

Zerstreuung

gewichen war. Jetzt fällt das Licht in unregelmässigen Hinter der Schmalwand breiten Flächen durch die Kirche. schiesst

links

Es

es förmlich hervor,

greift mit grossen

wirksamer noch

als

Flecken die kahlen Mauern an,

1620. teilt

den Boden nach der Tiefe zu in breite abwechselnd dunkle

und

helle Streifen

Wand

leuchtende

eine

und lenkt endlich das Auge schräg auf des

Hintergrundes.

Faktoren, die in Verbindung mit

tekturanordnung neue ist

doch

Lösung.

mehr Die

theaterhaft.

nicht

Wege

dem

Architektur

ist

als

künstlich

eine

Wohl aber hat

dies

künstlerische

zurechtgeschoben,

dies Theaterhafte hat der Künstler

überwunden.

sind

Indessen Bassens Bild

weisen.

eine Problemstellung

Und

Es

Irrationalen der Archi-

denn auch

er es feiner ausgebildet.


— Es

zeigt dies

ist (bez. u.

Vorn eine

entwickelt.

die

Licht gibt

den Blick

wdeder

eine

mehr konzentriert

durch ein hohes,

weit geöffnete nnd fein ge-

nur

in

weite Tiefen

in

als

1639 und

einer

fällt

es ist

von links her

Ecke sichtbares Fenster.

Räume

In

man schon

spürt

Nähe der Jahrhundertmitte.

Was Bassen von den Antwerpenern was

Das

freigeben.

ausgeprägte Raumstimmung,

diesem von Licht und Luft erfülltem die

wird der Kanin

dann als zweite Schicht dahinter mit hohen Spitzbogen (ähnlich 1(539),

Wand

nur rechts

noch

frontale,

Glasgow, das

Die Akzeutc liegen

ßogenstellnng,

ragende

eine

1645).

vSchichtenweise

hier wesentlich geordneter.

gliederte

der Art Gallery,

ein Bild

6 Jahre später gemalt

91

er mit ihnen

dieses Bildes mit

Nationalgalerie.

hat, zeigt am besten der Vergleich dem Peter Neefs von 1644 in der Londoner

gemeinsam

Hier wie dort

ist

Weise und mit denselben Mitteln darum,

eine

zuschieben.

unterscheidet und

frontale

der Bildraum in gleicher eröffnet.

Bogenstellung vom

Es handelt

sich

zurück-

Bildrande

Diese Aufgabe übernehmen in beiden Fällen die

oben rechts und ein ganzes Bündel von Orthogonalen in den Treppenstufen rechts und

stark verkürzten Gesimslinien

links unten.

Es

sind die alten Mittel des „Perspektivikers".

Ganz anders

als

Neefs weiss Bassen indessen seinem

Räume

Stimmung zu geben, vor allem durch die Behandlung des Lichtes. Er weiss ferner seiner Kirche eine

eine besondere

sehr wirksame Höhendimension

zu geben durch die reichen

Überschneidungen der ersten und zweiten Wand. hat er in äusserst geschickter Weise Stile hineinspielen lassen,

Zugleich

den Gegensatz zweier

indem er die renaissancemässigen

Horizontalen und Rundbogen der vorderen

Wand gegen

kahles aufstrebendes gotisches Spitzbogensystem

ein

stellt.

Auch der Typus der Saalansicht erfährt nun eine Änderung zu Gunsten einer reicheren und feineren Bildwirkung. Die Augsburger Galerie besitzt ein solches Bild mit dem armen Lazarus und dem reichen Prasser als Staffage. Die Anordnung des Raumes und der Figuren darin ist ähnlich


— den

Bildern

92

Nur gelangt man

20er Jahre.

der

jetzt

in

den Saal auf zwei Treppen, die im Vordergrunde von unten herauf führen, und ferner ist die Rückwand durchbrochen

und gibt den Blick auf eine Anzahl verschiedener Gebäude die in ihrer Gruppierung mehr den Architekten als den Maler verraten. Das Theaterhafte des Ganzen wird verstärkt frei,

durch

vorn

beiden

die

kannelierten

seitlichen

Säulen

auf

Im Ton ist es früheren Bilder. Das Braun

Postamenten und ein paar Vorhangstücke. weicher

wärmer

und

als

die

hat das unangenehm Süssliche verloren als

Zusatz,

ebenso

braune Decke

das

Grau der Wände.

die

Holzbänke

sind

Die Balustrade vorn,

die

Heller

und

links

die

viel

Gelb die

als

P'liesen.

Säulen und die Fensterlaibuiigen

haben einen feinen gelbgrauen Ton. in

und zeigt

Ein stumpfes Blaugrau

den beiden Kaminsäulen rechts.

Bassens Beziehungen zu den Antwerpener Architekturmaleru sind, ein so selbständiger Künstler der Haager Stadtarchitekt auch

ist,

doch deutlich.

Es

ist

gewiss kein Zufall,

dass nach der „Delfter Kirche" von 1620 die späteren Arbeiten

eine auffallende

mit der grösseren Härte und Schärfe auch Bevorzugung des Benaissancestils bringen.^)

Der Stilwechsel

fällt

der 20 er Jahre

des Künstlers

zusammen mit dem Aufenthaltswechsel

Und

zwischen Delft und Haag.

so

ist

wohl

nicht unmöglich, dass Bassen gerade in dieser Zeit, zwischen

1620 und 1624, Antwerpen besuchte, wobei immerhin noch zu berücksichtigen ist, dass er 1622 in die Haager Lukasgilde

aufgenommen wurde.

Für einen Antwerpener Aufenthalt

wird gewöhnlich die Tatsache herangezogen, dass das Berliner ßild von 1624 die Bezeichnung F. Franck Allein

trägt.

die

Saalansicht

in

für

die Figuren

Hannover aus demselben

Jahre zeigt Figuren von Esaias van de Velde, der damals im Haag lebte, und zudem hat sich Bassen gerade 1624 im 1)

zeij^-en

Die

stärkste

Anlehnung an Antwerpener Gewohnheiten

das grosse Bild der Kopenliagener Galerie No. 18 (bez.

und eine bezeichnete „Renaissancekirche" der

Slg.

ii.

1623)

Graf Moltke.


— Haag- verheiratet.

93

Aus diesen Angaben

lässt

sich

also

für

den Antwerpener Aufenthalt mit Sicherheit nichts schliessen.^) Vielleicht

ist

er

vor

nach Haag dort

seiner Übersiedelung

gewesen.

Im allg-emeinen aber bleibt der Einfluss Antwerpener Kunst auf holländische Maler zu Beginn des 17. Jahrhunderts nicht schwer zu erklären, denn künstlerische Kräfte waren vielfach von der Scheide herübergezogfen. Für die Architekturmaler kommen in dieser Hinsicht zunächst die Vredemans in Betracht. Der Vater war, wie wir sahen, einige Male, wenn auch nur vorübergehend, in Holland; Paul Vredeman bleibt in Amsterdam „seer cloecklyck doende in de selve Consten van Metselrye, en Perspectiven, schilderende van Oly-verwe veel schoon Tempelen en Kercken, soo wel Antijck als Moderne, en alderley ghebouw" (van Mander). Sein Bruder Salomen starb schon 1604 im Haag". Vielleicht hat auch SteenwyckH. einige Zeit in Holland gelebt.

Antwerpener Einfluss zeigen auch die Werke einiger Maler, die weniger bekannt sind, und von denen zunächst Jan van Vucht zu nennen ist. Er ist 1603 in Rotterdam geboren und jung 1637 gestorben. 2) 1632 zog*

er

nach

dem

Haag,

Bassen getreten deutlich

oder

machen.

Buchstaben

ist,

wo

er

wie

offenbar

seine

Beziehungen

in

bekannten Werke

wenig-en

Bode nennt von ihnen bezeichnete

Bilder

in

zu

mit

vier

Namen

Bremen,

Schwerin,

Metz und Köln (Slg*. Peltzer).-^) Die Stücke in Schwerin und 'Bremen zeigen die übliche Orthogonalarchitektur, symmetrisch

angelegt

und folgen

den Gewohnheiten Bassens. in

Berlin.) 1)

Das einzige

in

(Vgl.

datierte

der Raumeröffnung z.

auch

B. dessen Bild von 1624

Bild

Vuchts scheint

ein

Bredius hält es für möglich, dass Bassen das Bild der nach Antwerpen geschickt habe. (Vgl. Cutalogus

Berliner Galerie

der Schildereyen van het Gemeente-Museuni,

vermutlichen Aufenthalt des Künstlers in Jaarboekje voor 1894, S. 85 ff. 2) Oud Holland 1891, S. 40 ff. 3)

Vgl. Graphische Künste 1890, S. 89.

Haag

1904.)

England

Über einen Haagsch

vgl.


-

Ö4

-

Stück im Besitz des Fürsten Kondacheff zu Petersburg zu sein (bez. u. 1631).

Ein zweites bezeichnetes Bild

in Peters-

burg bei Semenov.

Etwa

gleichaltrig

Vucht

mit

ist

Amsterdamer

der

Architekturmaler Hans Jeurriaensz van Baden, der bis

1663 gelebt von

ihm

hat.

besitzt

nach

und bezeichnetes Bild Sammlung Glitza in Hamburg. Dar-

Ein 1638 datiertes die

gestellt ist eine dreischiffige gotische Kirche

in der bei

den

Antwerpenern hergebrachten Anordnung mit dem Durchblick durch das Mittelschiff auf den Chor. viel freier entwickelt als dort,

Indessen

ist

der

Raum

der Gegensatz zwischen den

Dunkelheiten des Vordergrundes und den lichten Teilen der Tiefe effektvoller ausgenutzt.

Noch

deutlicher wird dies bei

nahe verwandten Bilde des Louvre (No. 2064), das dort als Neefs hängt. Dieselbe Kirche ist gegeben mit geringen einem

Abweichungen, und auch die Anordnung

Das Bild

ist

nicht wesentlich

mehr Breitformat, während das Pariser Bild mehr quadratisch ist. Die Trennung durch das Querschiff ist gleich, der Lettner verändert. Das

verschieden.

Licht

ist

auf

bei

hat

Glitza

dem Louvrebild zu bedeutend

stärkerer Intensität

getrieben in breiter Malerei, der Ohorteil völlig licht in licht

Abweichend von der Antwerpener Art ist ferner die Verwendung der Staffage. Die einzelnen Figurengruppen sind in eigentümlicher Weise wie trigonometrische Punkte über den ganzen Raum verstreut, sodass der Boden wie abgesteckt erscheint. Die Tiefenmasse werden dadurch wirksamer zur Geltung gebracht als etwa durch die Reihe der gemalt.

Pfeilersockel.

Die

unbekannt

übrigen

datierten

geblieben

sind,

Bilder seien

des Künstlers, hier

aufgezählt.

die

mir

Nach

Semenov befinden sich in Petersburg und Moskau drei Kirchenstücke des van Baden aus den Jahren 1627, 1637 und 163S. Die Sammlung Peltzer in Köln besitzt ein Bild, datiert 1636. Endlich in Upsala ein Bild von 1645.

Engeren Anschluss an die Antwerpener Kunst nimmt Dirk van Delen, dessen Persönlichkeit greifbarer ist.


9f)

Dirk van Delen. Delen wurde 1605 zu Heusden geboren, zog 1626 nach Arnemuj^den bei Middelburg-,

wurde dort 1628 Bürger und

später Bürgermeister und trat 1639 der Middelburger Lukasgilde

Mitglied

als

bei.

P]r

Der Künstler

storben.')

ist

Arnemuyden

in

1671

ge-

galt lange Zeit als ein Schüler des

Franz Hals, einmal weil Houbraken ihn so nennt und ferner weil er auf einem von Job. Berckheyde gemalten Atelierbilde

(Haarlem No. 11) des Franz Hals vorkomme. Hofstede de Groot hat die Unrichtigkeit beider Tatsachen nachgewiesen. Die Bemerkung Houbrakens

ist

aus C. de Bie

und bezieht

Wouwerman, und die dem genannten Atelierbeigefügten Namen sind anzuzweifeln. 2) Das früheste datierte Bild Dolens ist die Darstellung Renaissancekirche in Lützschena aus dem Jahre 1623.'^)

sich dort auf Ph. bilde

einer

Die Ansicht

frontal

ist

und

die drei farbig gesonderten

Arkaden

links

und rechts

die Mittelteile in

in

Vorn

Auffällig sind

die kulissenartigen

dunklerer blaugrauer Färbung,

hellem Gelb und

lichten graublauen Tönen.

findet sich auch

fast symmetrisch.

Gründe.

der Chor

mit Lettner in

Diese Teilung in drei „Gründe"

sonst in Architekturbildern jener Zeit aus-

geprägt entsprechend etwa den drei Gründen, die die Landschaftsmaler

verwendeten.

Monogram misten folge

der Töne

Lichtgrau

nach

der Tiefe

In Gotha

ist.

So

dem Kirchenstück des dem die Reihen-

auf

F. V. B. in Braunschweig, in

zeigt

zu Dunkelgrau, ein

Kirchenstück

Gelb

und

(No. 425)

Farben.

des Paul Vredeman eine ähnliche Folge der Im Wiener Hofmuseum ist dem jüngeren Steenwyck

1)

Vgl. Bode, Studien zur Geschichte der holländischen Malerei

in

der

Art

1H84, S. 214

ff.

Dort sind auch die meisten Werke des Künstlers

zusammengestellt. 2)

Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte.

Houbraken und seine „Groote Schonburgh", Dr. Corn. Hofstede de Groot, 1893, S. 261. 3)

Bode hat irrtümlich

1643.

Arnold von

kritisch beleuchtet


-

ein Bild

(942)

zugeschrieben,

Bremer Bilde

dein

und

in

ist

Farbe

und

Zeichnung

in

licht blaugrau.

Sammlung Lützschena

Deleus

in

datiert

1629 der Galerie Harrach zu Wien.

der

bei künstlichem Licht gegeben.

Vordergrundes

Wand.

hartgelbe

steht

Links

in

Dem

Zeit

Künstler stimmter

mit

tritt er in

tektur der

krass

einer Kapelle

Wappen

als

ein

ist

Pfeiler

eine

helle

grosses,

Grabmal

in diesen Arbeiten, die

augehören, einer

Der Raum

die

in grellen

gelben Raumabschnitt folgt wiederum ein

Delen zeigt sich

grauer.

frühesten

sehr

Bild

Kirchenstück

ein

ist

das

als

Gegen schwarzdunkle

rückwärts

ganze Bildhöhe einnehmendes Lokalfarben.

Die Archi-

braun, nach der Mitte zu gelblich

dem runden Abschluss

Härter noch

des

van Vucht

an Jan

dieses Künstlers sehr ähnlich.

tektur des Vordergrundes blass

das eher

Die Gewölbe und der rückwärtige Abschluss sind

erinnert.

ein

als

recht

noch seiner

unvollkommener

wenig prägnanten Physiognomie. Beeiner drei Jahre später gemalten Archi-

Sammlung Weber

in

Hamburg

auf.

Hier klingen

Antwerpener an in der Durchbrechung einer frontalen Wand durch einen „Tunnel" mit weitem Durchblick. Es zeigt sich aber, dass es Delen noch schwer fällt, die perspektivischen Mittel zu handhaben. Wie so oft deutlich die Motive der

bei diesen Architekturen handelt es sich darum, eine frontale

Wand

in

den

Raum

zurückzuschieben.

Der Künstler

hältnismässig leicht.

Unten geht

dies ver-

legt dort einen möglichst

scharf gemusterten, von der Orthogonale beherrschten Fliesen-

boden so zur

wo

hin,

auf den Figuren auch

Raumwirkung

das Gebälk der

beitragen.

Wand

noch

stehen

können und

Aber am oberen Bildrand,

zugleich den Bildschluss gibt,

ist

Aufgabe schwieriger. Und Delen hat sie in diesem Falle auch nicht überwunden. Er greift zu einem aufdringlichen Mittel, das freilich derselben Art ist, wie es Bassen oder die Neefs nur geschickter verwendeten: das Zurücktreten der Wand wird durch einen stark verkürzten Balken oben links, der noch mit Schattenmassen beschwert ist, markiert. Der Balken steht senkrecht zur Wand. Nimmt man ihn fort, so die


^ nach

kippt die Architektur heraus.

9?

In den Farben

ist

über und

vorn

aus

dem

Bilde

diese Architektur fortschrittlicher.

Farben der verschiedenen Marniorarten, die ähnlich wie bei Steenwyck II. im zweiten Jahrzehnt, bei Bassen im dritten Jahrzehnt die Farbigkeit des Bildes ausUnd zwar sind für das Hamburger Bild ein Rosa, machen. Hellgelb und Blaugrau zu nennen.

Es

sind die blassen

Delen schliesst sich nun noch enger an die Antwerpener an in einer Reihe von Bildern, deren

Es

behandelt.

Hof,

ist

Typus,

der

Steenwj^ck

II.

van Delen

den

Thema

Vredeman de Vries und

besonders

Ihn nimmt nun auch Dirk

ausgebildet hatten.

Sein Braunschweiger

auf.

er mit Vorliebe

von Gebäuden umgebene Platz oder

der

Bild

dieser

Art aus

dem Jahre

1635 hat noch ganz dieselbe Anordnung der Baulichkeiten, wie wir das bei dem jüngeren Steenwyck in dessen Arbeiten im Haag, Leipzig, Petersburg gesehen haben.

Die Betonung der linken Bildseite durch die übliche im Vorder-

grunde aufgestellte Vorhalle.

Rechts

der

freie

Platz,

der

rechtwinklig begrenzt wird durch ein schlossartiges Gebäude

und eine Pergola.

Auch

die

Stufenanlagen

finden sich bei

Delen wieder, ferner die Aufteilung des Bodens in quadratische Platten,

die

Wirkung der Orthogonale,

die

Farbigkeit

des

reichen Materials (bei Delen noch lebhafter als bei Steenwyck), die

Behandlung der fernen

in der

Luft stehenden Gebäude,

die mit scharfen hellen Strichen konturiert sind. ist

auch,

Interessant

wie Delen von Steenwyck auch die Zerbröckelung

Marmors übernimmt, um die Glätte des Materials zu durchbrechen. Aber er findet nicht so die richtigen Stellen dafür wie jener Künstler. Delens Beschädigungen sind mehr gewaltsamer Natur. Auf dem Braunschweiger Bilde sehen die Stellen an der kannelierten Säule links und an dem des

dazugehörigen Pfeiler aus wie Einkerbungen, die durch Stein-

würfe verursacht

sind.

Überhaupt aber haben die Architekturen dem jüngeren

des Delen nicht die feinen Proportionen wie bei

Steenwyck. sondern auch

Sie in

sind

barocker,

massiger,

den späteren Werken.

nicht

nur

1635,

Auffallend sind auch


— die gänzlich schematisch

ernüchternd

sehr

die

Hamburger

98

gegebenen Bäume des Hintergrundes,

wirken.

(Ebenso

dem früheren

auf

Bilde.)

Anordnung der Bauten bringt Die (bez. und 1640). Vorhalle steht rechts und führt weiter in die Tiefe. Im Mittelgrund ist ein umfangreicher Bau errichtet, der als Hauptmotiv eine orthogonale Säulenhalle zeigt. Es ist hier nicht mehr Steenwyck H., sondern in erster Linie Vredeman de ganz

Eine

nun

ein Bild

der

Vries,

veränderte

im Wiener Hofmuseum

das Vorbild

abgibt.

eröffnete Säulenhalle mit

Gerade die im Mittelgrund

dem Durchblick und dem barocken

Aufbau darüber ist für ihn charakteristisch innerhalb dieser Die einzelnen Gebäude haben Gruppe von Architekturen. bei Delen

eine

deren

gewisse Grundfarbe,

Unterscheidung

noch immer etwas an die Teilung des Raumes

in farbig ge-

Gründe erinnert. Der Bau vorn wird in seiner Wirkung bestimmt durch das kräftige Dunkelblaugrau der gewundenen wulstigen Säulen. Der Bau in der Mitte steht licht gelbgrün und grau mit mattem Malvenrot im Detail, während der zurückliegende Palast links ganz hellgrün gesonderte

Delen strebt nach einer Bindung der Lokalfarbe, ist. ihm hier noch nicht gelungen ist. In seinen Architekturen erscheint nun ein gewisses Ausgleichen zwischen den Ein-

geben die

flüssen

Vredemans und Steenwycks

II.

Das Motiv des Säulengangs hat

ein Bild

Nach

der

feinerer Durchbildung

in

Brüsseler Galerie

dem Jahre 1642.

aus

links zu öffnet sich der freie Platz mit einem

Brunnen, der an Hans Vredeman erinnert.

mächtigen

Die Darstellung

gibt einen deutlichen Fortschritt im Malerischen. Die Zeichnung ist

nicht

mehr

die Konturen.

wenig und be-

scharf, sondern das Licht verwischt ein

Die Gewölbe sind feiner modelliert,

sonders sind die Lichtreflexe gut beobachtet, sowohl in den

Gewölben u.

s.

w.

wie Die

an

den

Säulenschäfteu,

Hintergrundsgebäude

glitzernde Zeichnung wie etwa auf

von 1635, sondern

sie

sind

an

zeigen

den nicht

Kapitellen

mehr

die

dem Braunschweiger

Bilde

hellen Flächen

aus-

in breiten


99

Auch

geführt.

in

der Farbe

ist

das Bild wärmer,

toniger

und übertrifft darin auch das Wiener Stück. Die Farbe des Bodens bleibt neutral, und die Architektur trägt einen warmen gelbbraunen Ton. Der Künstler steht in dieser Beziehung ja zugleich in einer allgemeineren Entwickelung, die wir auch bei

den früheren Architekturmalern beobachtet haben.

brauche nur

an

nimmt darin

von 1645 und an Neefs

das Bild Bassens

Steenwycks

1644 zu erinnern.

Ich

Kirchenstück

II.

von 1645

eine Sonderstellung ein.

Delen bleibt nun bei dieser malerisch weichen Behandlung der Architektur und vervollkommt sie noch.

Brüsseler

gehört

Bildes

Wiener Hofmuseums

eine

(No.

bezeichnete

In die Zeit des

Architektur ein

ebenfalls

1308),

des

Säulenbau,

Der Boden zeigt hier ein sehr wirksames Rot und Blau in den Fliesen, während das Gelb der Architektur verschieden nach Braun und Grün abgestuft ist. diesmal ohne Staffage.

Später anzusetzen

uubezeichnete

eine

ist

Darstellung

der

Londoner Nationalgalerie. Sie zeigt den völlig entwickelten malerischen Stil Dolens. Die Räumlichkeiten erscheinen ganz mit

warmer lichtdurchtränkter Luft

anlage

der Künstler

folgt

Hans Vredemans, obwohl

hier

in

üblichen Stelle.

der

Bau-

mehr dem Beispiel

er in der Durchbildung der Archi-

Aber

tektur sich jetzt durchaus selbständig gibt.

Brunnen steht

In

erfüllt.

wieder

dem Londoner Stück an der (Vgl. dessen

Wiener

Bilder.)

bei

selbst der

Vredeman

In den Hallen

des Vordergrundes sind die Reflexe der Lichter, der Reichtum feiner Schattenbildungen

Es eins

sei

auf das Sorgfältigste durchgeführt.

von dieser Art der Architekturen

der spätesten

Stücke genannt,

schliesslich noch

ein „Palasteingang" in

Wieder eine Barockarchitektur, von der dasselbe zu sagen wäre wie vorher, mir ist sie freier angeordnet und dem Vordergrunde näher gerückt. der Petersburger Ermitage von 1667.

Delen

hat

also

bis

in

seine

letzte Zeit

an der Ent-

wickelung jenes Architekturbildes gearbeitet, das er von der

Autwerpeuer Kunst her her übergenommen hatte. Er erschöpft gewissem Sinne den Darstellungstyp dieser Architektur,

in


100

indem er ihn zu feinsten Wirkungen bringt mit Mitteln, die wir gewohnt sind als die spezifischen Mittel des holländischen Malers zu betrachten: die Erfassung des Atmossphärischen und die Lösung der Farbe vom rein Linearen. Indessen diese nur malerische Entwickelung ist für die Entwickelung des Das Architekturbildes gewissermassen sekundärer Natur. Primäre bezieht sich allein auf das Raumproblem.

Wenn erinnern,

von

der

wir uns an einen Kircheuraum des Jan van Eyck

so

war

Licht

er als ein gemaltes Stück Architektur mit

erfüllten

Luft

und

mit

seiner

besonderen

Stimmung schon von hoher Vollendung. Aber die Darstellung der Architektur als Raumkunst hat notwendigerweise das bestimmte

Ziel, in der

diejenigen

bildmässigen Gestaltung der Architektur

Elemente zu gewinnen,

die

ermöglichen, das

es

Davon

unmittelbare Raumerlebnis im Beschauer auszulösen.

An der ErKunst des van Eyck weit entfernt. schliessung dieses Problems arbeitete eine lange Entwickelung. Es war zunächst der Ausbau des Raumes überhaupt nötig als Erfüllung der Bedingungen unseres perspektivischen Sehens, wie es wesentlich im 15. Jahrhundert geschah. Es kam dann die Hülfe der italienischen Linearperspektive, die im weiteren war

die

Verlaufe das Gerüst aufstellte, welches das Architekturstück als selbständiges Gebilde unterstützte.

neuer

Delen

Weg eröffnet. Es sind Steenwyck I, und

Damit wurde nun

ein

Neefs, ferner Bassen,

verwandten Künstler, welche diesen Aber diese Maler haben nach der Genesis ihrer Kunst nur ein einseitiges Verhältnis zum Raumproblem des Architekturbildes. Ihre Darstellungen von Architekturen entsprechen nur den allgemeinen Bedingungen unseres

Weg

die

perspektivischen es

ja

ihnen

begehen.

Sehens.

wesentlich an

Ihre Kirchen

sind gleichsam aus

auf diese

kommt

dem Gedächtnis wenn

gemalt, aus einer idealen Ferne und entsprechen, selbst sie wirkliche

Räume wiedergeben, doch in räumlicher Hinsicht Denn damit das Architekturbild Dar-

den Fantasiebauten.

— natürlich des — werde, die

stellung eines unmittelbaren Raumerlebnisses

durch

die

Baukunst gestalteten Raumes

ist


— Erfüllung

derjenigen

spektivischen wirklich im

101

besonderen

— Bedingungen unseres

Raumerfassens notwendig, die sich für Innenraum befindliches Auge ergeben. Für

perein

ein

Auge nämlich, das gezwungen ist, grosse Raumabmessungen nächster Nähe zu betrachten, verändert sich die per-

aus

spektivische Bildgestaltung der Architektur wesentlich gegen-

Unter diesen

über der Perspektive aus grösserer Distanz.

Voraussetzungen bekommt daher der Gegensatz in der Darstellung

des

wirklichen

Raumes zur erdachten Architektur

eine bestimmte Bedeutung, die für die weitere

des Architekturbildes wichtig

Entwickelung

ist.

Die Haarlemer Maler.

Pieter Jansz Saenredam. Saenredam gibt dem Architekturbild ganz neue Werte.

Wenn

wir seine Bilder aus dem dritten Jahrzehnt des Jahr-

hunderts mit denen anderer Architekturmaler vergleichen, so ergibt

sich,

dass Saenredam

eine völlig eigene

und von den

übrigen wesentlich verschiedene Auffassung des Kirchenraumes

Die bisher genannten Maler gaben die Raumform,

besitzt.

indem

sie

Ursprüngen gesehenen

ein

bestimmtes, aus geometrisch-perspektivischen

hergeleitetes

oder

erdachten

Raumschema auf Kirchen

oder

die

von ihnen

sonstigen

Räume

anwandten. Ihre Architekturen entwickeln sich der Hauptsache nach von der vorderen Bildfläche oder von einer dieser stehenden Wand, die eine mehr oder minder starke Betonung erhält, in die Tiefe. Der Raum flieht gewissermassen von dem Beschauer weg in das Bild hinein. Bei Saenredam ist dies anders. Ich nehme als beliebiges parallel

Beispiel der frühen Zeit zunächst die „buer kerck tot Utrecht"

aus der Galerie Six zu Amsterdam.

Auffällig ist die durch

angenommenen Horizont und durch die kleine Augendistanz gewonnene starke Untersicht der Gewölbe. Einem

den

tief


— so

Horizonte

niedrigen

102

j

wir erst einmal begegnet: bei

sind

Die Wirkungen geringer

einem Bilde des älteren Steenwyck.

Distanzen indessen hat Saenredam zum ersten Male ausgenutzt.

Er gewinnt mit ihnen

ungewöhnlich rasches Tempo der

ein

Verkürzungen, das Spruugartige in den GrÖssenverhältnissen Dinge,

solcher

im

die

Welche Bedeutung

wirklichen

den

für

dies

Es

genannte Kirchenstück.

ist

Räume

gleich gross sind.

Bildraum

hat,

das

zeigt

unmöglich, den Hauptlinien

von vorn nach hinten entlang zu

gleiten,

sondern das Auge

wird gezwungen, ihnen von unten nach oben zu folgen oder,

was gleichbedeutend ist, aus der Tiefe nach vorn. Die Gewölbe sprengen auf den Rippen förmlich aus dem Bilde Die Unmittelbarkeit des Raumerlebnisses wird dadurch

heraus.

aufs Höchste gesteigert.

Noch anschaulicher macht gemaltes Bild, der

eine

Budapester

Ansicht der

Auch

Galerie.

ein viel später, 1653 Haarlemer Nieuwekerk in

dies

hier

wird der

Raum

nicht

über einem

Gerüst durchgehender Orthogonalen entwickelt,

sondern

wird

er

verhältnissen

allein

klar

durch

die

in

ihren GrÖssen-

bestimmten räumlichen Relationen der Pfeiler

und Säulen der Vertikalen.

Das mächtige Gewölbe, jäh aus

der Tiefe heraufsteigend, mit den äusserst kühnen und wirk-

samen Verzerrungen der Rippen, ist derart, dass man meint, Dieselben Faktoren wie bei dem auf dem Rücken zu liegen. vorigen,

frühen Bilde bewirken auch hier die Bewegung des

Raumes aus der Tiefe nach Es bedeutet

dies

vorn.

aber gerade einen Gegensatz gegen-

über der Raumbehandlung der Antwerpener Architekturmaler.

Wieweit damit überhaupt die Gegensätzlichkeit holländischen und vlämischen Raumsinnes berührt wird, ist hier nicht der Ort zu untersuchen. Die fernere Entwickelung des Architekturbildes indessen zeigt, dass mit den Werken Saenredams ein entscheidender Punkt erreicht ist. Saenredam geht mit neuen Mitteln selbst

darauf

zu

aus,

versetzen.

Orthogonale

tritt

den Beschauer möglichst in den

Oder anders gesagt:

die Vertikale,

an

Raum

Stelle

der


103

Der Name des älteren Steenwyck sammenhange schon genannt. Ich habe gewiesen,

dass

er

in

ist

diesem Zu-

in

bereits darauf hin-

seinem Brüsseler Bild

(St.

Peter von

Löwen) unmittelbar bis zu Saenredam führt. Nichts beweist mehr für den „holländischen Raumsinn" jenes Architekturmalers als der Vergleich des genannten Bildes mit der Utrechter

Marienkirche Saenredams im Ryksmuseum aus dem Jahre 1641. Nicht allein das Raumproblem

Weise ist

gelöst,

ist in

beiden Bildern auf gleiche

sondern auch die Anordnung der Architektur

ganz ähnlich.

Behandlung der

Freilich gibt darnach die

Farbe und der Staffage grosse Unterschiede, und ebenso es wichtig, zu sehen, wie

Köpfe der Figuren Nachteil

Es

der

legt,

ist

Saenredam den Horizont durch die während diese bei Steenwyck zum

Bildwirkung die Horizonthöhe nicht erreichen.

entsteht damit zugleich die Frage nach der Genesis

der neuen Bildwerte bei Saenredam und welche Eigenart ihre

Entwickelung

besitzt. *

Bieter

Saenredam

Seine Mutter zog

ist

1597

mit ihm 1608,

Assendelft

in

nachdem

der Vater gestorben war, nach Haarlem,

1612 zu Frans Pietersz de Grebber

in

ein

wo

die

geboren,

Jahr vorher

ihren Sohn Lehre gab. Bei dann 1623 in die sie

und wurde Haarlemer Lukasgilde aufgenommen. Ungefähr 1628, so erzählt Cornelis de Bie, begann Saenredam sich ganz der Architekturmalerei zu widmen. Wie er aber darauf kam, ob er einen Lehrer hatte, der ihn auf das neue Gebiet wies, davon verlautet nichts. In der Tat scheint er sich durchaus selbständig entwickelt zu haben. Eine verhältnismässig grosse Anzahl von Zeichnungen bezeugt, dass er von einem peinlich genauen Studium der Kirchen ausgeht. Niemand wie er hat so äusserst

diesem

blieb

er

zehn Jahre

Lebensdaten sind zusammengestellt in Utrechtsche 1) Die Kerken, Teekeningen en Schilderyen van Pieter Saenredam met Tekst van Dr. C. Hofstede de Groot, Haarlem, Emrik en Binger, 1899. Im folgenden zitiert: U. K, :


-

104

I

Aufnahmen nach Architekturen gemacht. Und Aufnahmen zeigen ihn von früh an als einen sicheren,

eindringliche alle diese

seine Mittel

beherrschenden Zeichner, während er

als

Maler

eine besondere und stetige Eutwickelung durchmacht.

Auch

für

spricht

dies

Selbständigkeit und gibt

seine

Während nämlich

den Schlüssel für seine neue Raumerfassung. die

Autwerpener und

die

ihnen

verwandten

holländischen

Architekturmaler mittelbar oder unmittelbar miteinander zu-

sammenhängen, indem

sie

einer

vom andern die gleichen kann mau dagegen bei

perspektivischen

Mittel

übernehmen,

von

einem

neuen

Saenred?im sprechen.

Dadurch, dass

er,

Naturalismus des Räumlichen

unabhängig von jedem Raum-

schema, die Kirche genau so zu zeichnen sucht, wie

ihm

in seinem

sie sich

Standpunkte aufdrängt, kommt er ohne weiteres

dazu, den Horizont in

Augenhöhe zu legen und

möglichst zu verringern.

nungen den Augenpunkt an und hinzu, in welcher

die Distanz

Meistens gibt er auf seinen Zeichoft setzt er

Höhe über dem Boden

noch die Angabe

sich der

Augenpunkt

Ebenso entspricht der Genauigkeit seiner Aufnahmen Sorgfältigkeit der Signatur. Auf den meisten seiner

befindet. die

Arbeiten gibt er nicht nur die Jahreszahl an, sondern auch

den Monat und das Tagesdatum.

Obwohl Saenredam tritt die

ein

peinlich genauer

Zeichner

Linie in seinen Gemälden doch ganz zurück.

in seinen frühesten Bildern, die in das

Jahr 1630

ist,

Auch

fallen,

ist

nichts von scharfer Zeichnung zu spüren, wie sie zu gleicher

Zeit die Neefs, Bassen und Delen haben.

Die Farbe

ist

auf

den Bildern der 30 er Jahre noch nüchtern und matt, meist von einem bräunlich-gelben Gesamtton beherrscht. Derart sind die Tafeln der

Sammlung

Six in Amsterdam, eine Ansicht der

Haarlemer Kirche, datiert 1630 und ein anderes kleines Stück (unbezeichnet), das den Nebenraum einer Kirche wiedergibt. Ein Bild von 1633 in Glasgow ist mir unbekannt geblieben. Aus dem Jahre 1635 befindet sich ein Kirchenstück im Museum a. S. Es hat einen milchigen, gelbTon ohne Reiz der Farbe. Auffallend ist auch hier der

der Moritzburg zu Halle lichen


105

Diedrige Horizont und die ausführliche Behandlung der Gewölbe,

deren Modellierung gleichmässig im matten Licht gegeben

ist.

Das nächste Jahr bringt eine Ansicht der Haarlemer Bavokirche im Amsterdamer Ryksmuseum. Saeiiredam benutzt hier die Wirkungen kleiner Augendistanz zu ganz uu massigen Effekten. Man sieht durch eine Arkade des Langschiffs auf die gegenüberliegende Wand. Eine Aufgabe, die bisher noch Höchstens könnte man auch hier wiederum

nicht gestellt war.

Bild

ein

des

Steenwyck zum Vergleich heranziehen, Doms von 1573. Für die das Problem schon deshalb nicht in Be-

älteren

nämlich die Ansicht des Aachener

Antwerpener kam

Anwendung der Orthogonale nicht zuliess, denn es handelte sich darum, zwei einander parallele Flächen räumlich zu sondern, ohne dass ihr Abstand an einer andern tracht, weil es die

verbindenden Linie abzumessen war als der des Bodens.

sie

Saenredam

schafft

erst

den

differenz der Vertikalen.

neuen Mittel Säulen

sind

Wand Gold

mittelnde

reichen

warme

Einige

Museum o.

entgegengesetzt

gegen

effektvoll

der

Januar

mit

einen dritten.

Orgel.

ist

die

zurückliegende

und vielen Überschneidungen.

das Schwarz -Weiss

Nur

die

das glänzende

Wandfläche zeigt

desselben

Jahres

ähnliche Darstellungen.

So

im

ver-

drittes Blatt

und

Pfeilern

vom auf

Pfeiler nicht

mehr Raum. Anordnung wie das ge-

lässt

zeigt fast dieselbe

Haarlemer

ein Blatt

dem Durchblick zwischen zwei Ein Blatt vom 29. Mai gibt die

ganz parallel zur Bildfläche Ein

so übertreibt

gelbe Töne.

Zeichnungen

zeigen

Höhen-

Die vorn zur Seite stehenden und plastisch in Schwarz -Weiss

mit niedrigen Arkaden

Höchst

die starke

der Wirkung seiner

Bilde.

aufdringlich

Ihnen

modelliert.

als sei er

noch nicht ganz sicher gewesen,

dem genannten

er in

Raum durch

Aber

rechts

nannte Gemälde. Dasselbe Jahr 1636 bringt dann ferner die vielen Zeichnungen und Ansichten von Utrechter Kirchen. Schon Cornelis de Bie berichtet, Saenredam sei einst 20 Wochen in Utrecht

gewesen,

um

dort zu zeichnen.

Nach den genauen


106

Datenangabeu des Künstlers sind es die Monate Juni bis Oktober 1636 gewesen. Ein grosser Teil der in dieser Zeit entstandenen Arbeiten

nannten

Werk von

Auf

des Künstlers

ge-

diese Zeichnungen stützen sich die

und der folgenden Jahre. Marienkirche

die

dem schon

in

ist

Hofstede de Groot publiziert.

Gemälde dieses In ihnen hat Saenredam offenbar

Es

bevorzugt.

romanische

eine

dies

ist

von ausserordentlich schönen Verhältnissen und mit grossen ruhigen Flächen. Des Künstlers Sinn für die feine Tönung grosser Flächen scheint sich gerade an jener Kirche Kirche

mit Vorliebe gebildet zu haben.

Eine Aussenansicht auf die Westseite, zoigt ein Bild der Galerie Six.

(Vgl.

Hier wie in den folgenden Stücken

streng frontal,

Zeichnung U. K. XII.)

ist

der nüchterne, bräun-

Gesamtton charakteristisch, der aber allmählich au und Kraft gewinnt und mit Beginn des folgenden

lich-gelbe

Wärme

Jahrzehnts

Differenzierung

feinere

deutend und kühl

Noch

aufweist.

unbe-

eine kleine Ansicht des südlichen Seiten-

ist

im Ryksmuseum No. 2098. (Vgl. Zeichnung U. K. XX.) Ebenfalls dort von 1637 ein Durchblick durch das Querschiff

schiffs

(U. K. XVIII).

eine Ansicht

Die Sammlung Weber

dem Jahre 1638. allen

Der Reichtum

diesen Arbeiten

bei

von

Bezeichnend

ist gross.

ihrem Querformat

Hamburg

besitzt

au räumlichen Motiven

Format unaufhörlich wechselt, während mals

in

von Osten nach Westen aus

des Hauptschiffs

abgehen.

die

dass das

ist,

Antwerpen er

Indessen

in

sind

nie-

auch

Saenredam bestimmte Faktoren der bildlichen Gestaltung

stets wiederkehrend.

Vor allem vertikal

Sie

liebt

gerichtete Massen

sind

meistens

dacht und schiessen sie

er

sollen

zu

die seitlichen Bildränder

setzen,

oder Säulen.

Pfeiler

Augen des Beschauers geAllein förmlich aus dem Boden heraus.

dicht vor den

weniger eine Richtungsdominante geben

mehr einen Massstab für Bildraum

vorn an

die Höhendifferenz

stehenden Vertikalen.

nungen von

1632

und vom

19.

Beispiele

als viel-

der tiefer im

sind

zwei Zeich-

August 1633 (Amsterdam,


107

Ryksprentencabinet), ferner die Darstellimgeu der Haarlemer

Bavokerk 1636,

die gleich zu

Aufaug erwähute „buer kerck

ganze Reihe der Utrechter Besonders stark drängen sich die Pfeiler uud Mauermassen auf dem Hamburger Bild bei Weber vor. Zu-

tot Utrecht"

Six

bei

uud

eiue

Zeichnungen.

dem Die

ist

der Bild Wirkung

das Breitformat

nicht

Gewölbe kommen nicht zur Geltung.

gehörigen Zeichnung (U. K. der Bildfläche günstiger,

XV ^)

förderlich.

Auf der dazu-

die Proportionierung

ist

indem die Mauermasseu rechts

ein-

geschränkt sind.

Auch

die stathmale

Neigung einer Wandfkicht, wie sie kommt bei Saenredam vor, darin

auf diesem Bilde erscheint,

Gewohnheiten der Antwerpener Architekturmaler entAber sie ist verhältnismässig selten. Ausser auf verschiedenen Zeichnungen ist sie in den 30 er Jahren be-

den

sprechend.

sonders auffällig noch auf

Es

dem Hallenser

Bild.

dann ferner die geschickte Anordnung der Staffage zu erwähnen. Während auf den Antwerpener Bildern besondere Figurenmaler eine grosse Anzahl von Menschen über den ganzen Raum verstreuen, verteilt Saenredam gern seine wenigen Figuren entlang den Wänden und bevorzugt auch da die weitest zurückliegenden Stellen. Er gewinnt damit

ist

einen

Masstab

höchst

für die

natürlichen

und unmittelbar wirkenden Wieweit

Grössenverhältnisse des Raiunes.

und grössere Figurenzahl die BildSaenredam beeinträchtigt, dafür ist ein gutes Beispiel das Bild der Braunschweiger Galerie, das ebenfalls eine

angeordnete

falsch

wirkung

bei

eine Ansicht aus der Utrechter Marienkirche gibt (Zeichnung

U. K.

XVI) und 1638 entstanden

ist.^)

Die zahlreiche Staf-

fage mitten im Kirchenraum unterbricht vor allem das Konti-

Bodenfläche. Die Figuren sind dann auch nicht von Saenredam, sondern viel später, nach den Kostümen etwa um 1700 hineingemalt. In der Farbe

nuierliche

der

verkürzten

Allein das Büd ist stark übermalt, 1) Der Katalog- hat 1630. und Hofstede de Groot hat nachgewiesen, dass die Zahl falsch restauriert

ist.

Vgl. Hofstede-Houbraken,

S. 31

Anm.

Auch U. K.

S. 12.


das Bild, soweit die Übermal ungon ein Urteil ge-

entspricht

dem Hamburger Stück desselben

statten,

Weitaus aber

108

ist

Jahres.

die bedeutendste Gestaltung der Marien-Kirche

umfangreiche Bild von 1641

das

im Amsterdamer

Kyksnuiseum, ein Hauptwerk Saenredams und zugleich eines

Was

der schönsten holländischen Architekturen.

bisher fehlte,

Wirkung der Farbe, ist hier zu voller Entfaltung gekommen. Und offenbar hat dabei der Einfluss Rembrandts mitgewirkt. Nach dem doch nur drei Jahre früheren farbig noch unbedeutenden Bilde bei Weber wäre sonst wohl kaum die

das

jetzt

prächtige

warme Braun, das leuchtende Gelb im

Chor, das ausserordentlich feine Helldunkel in den Gewölben

Höchst wirkungsvoll die sechs gemalten Goldbrokatlichter gelber Ocker mit viel rotem

denkbar.

teppiche an den Pfeilern

:

Krapplack.

Es

nicht

ist

die

allein

Farbe,

die

dem

Bilde

eine

Sondern ein Moment, das bisher Eutwickelung des Architekturbildes zurücktrat, kommt

gesonderte Stellung gibt. in der

hinzu. die

Während nämlich

bildliche Gestaltung

die Frage, mit

genannten Malern

bei allen vorher

der Architektur

bedingt war durch

welchen Mitteln überhaupt der Innenraum

als

dreidimensionales Gebilde in die Fläche gebracht werden kann,

geht Saenredam in ganz anderem Masse auf den Innenraum als

Kunstwerk

ein.

Sein Streben

ist

darauf gerichtet, eine

Gleichung zu finden, die auf der einen Seite bedingt

ist

durch

die eigene architektonische Physiognomie des Kirchenraumes,

auf der andern durch die besonderen Mittel seiner bildlichen

Gestaltung.

In dieser Hinsicht

früheren Arbeiten überlegen. in

ist

das Bild von 1641 allen

Zugleich zeigt

es,

wie Saenredam

dem kubisch Übersichtlichen des Raumganzen nun dasjenige

Raumerlebnis

ihm zu seiner Art von Architekturgestaltuug am geeignetsten scheint. Die breite und möglichst besitzt, das

vollständige Eutwickelung der Räumlichkeit ist für alle seine

folgenden Arbeiten bezeichnend.

Die

späteren

zeigen nicht mehr die Pracht Saenredam beginnt das gleichmässig

Arbeiten

warmer brauner Farben.


— Tageslicht

zerstreute

109

und seine Wirkung

auf

weissgetünchten

Wände

der Kirchen zu studieren.

gelangt

seiner

weiteren

er

in

Entwickelung

riesigen

die

Und damit zu

feinster

Differenzierung des Tones.

Eine Ansicht der Kirche seiner Vaterstadt Assendelft aus dem Jahre 1649 gehört dem Ryksmuseum

Braun und Weiss sind

Hoop).

Farben.

Sieht

man genauer

(Slg.

van der

die einzigen fast gleichmässigen hin, so sind die weissen

Wände

und gelbe Tupfen bunt gemacht, dass sie aussehen wie marmoriert. Weit vollendeter indessen ist eine drei Jahre später gemalte Ansicht der Haarlemer Nieuwekerk durch

im

kleine

Museum

ein

rote

feines

hohen Pfeiler nach

oben

Stadt. Das mächtige Gewölbe zeigt Grau mit schwachen gelben Tönen. Die und Säulen haben ein milchiges Weiss, in das

derselben

warmes

bläuliche Schatten

hineinspielen.

In

der

Tiefe

Diesem Bilde ganz verwandt ist eine Darstellung des folgenden Jahres 1653 in der ßudapester Galerie. Das Bild, das ich nur nach der Photographie liegen

breite

hellere Reflexe.

kenne, scheint von derselben feinen grauen Stimmung wie das

Haarlemer Stück. ist die Wirkung des Gewölbes eindringlicher Der Künstler hat mit ausserordentlicher Kühnheit die

Nirgends als hier.

infolge der kleinen Distanz unvermeidlichen perspektivischen

Verzerrungen für die Büdwirkung dienstbar gemacht.

Die

ausgereckten Gewölberippen bekommen das Drohende riesiger fantastischer Krallen.

Andrerseits weiss Saenredam auch die

perspektivische Genauigkeit der Bild Wirkung hintanzusetzen,

sobald diese durch die Konformitätsverzerrungen leiden würde. ^)

So zeichnet er die Vorderseite des jonischen Kapitells an dem freistehenden Pfeiler vorn einfach in konformem Sinne,

umsomehr kollinear

auffällt,

gegeben

als hart ist.

unkenntlichen Volute,

Die Verzerrung der die

was

daneben der Architrav durchaus

gerade

in

seitlichen, fast

der Stathme

liegt,

ist

1) Ich entnehme die termini den perspektivischen Studien von Guido Hauck. Vgl. besonders Ztschr. für Mathematik und Physik XXVII. S. 241 ff.


110

wähle nur dies eine Beispiel. Ähnlich verfährt aber der Künstler an vielen andern Stellen und zwar auf einer grossen Anzahl seiner Gemälde durch tiefen

Schatten gemildert.

Ich

und Zeichnungen. Nicht viel später, 1655,

ist

eine Ansicht der S. Cunere

kerck binnen Rhenen gemalt, dem Ferdinandeum zu Innsbruck

XXIX.)

U. K.

Zeichnung

(Eine

gehörig.

die zuletzt

Das

dazu

vom

17. Juli

Bild weist dieselben

1644

vgl.

Merkmale auf wie

genannten Stücke.

Härter im Ton als diese und von schärferer Zeichnung ist ein

Sammlung Glitza in Hamburg mit der JahresAuch die Farbe ist gleichmässiger als gewöhnlich Zeit. Graublau der Fussboden, braun das Gewölbe

Bild der

zahl 1660. in

dieser

und Gestühl. das

Bild,

Wände haben

ein fast hartes, nüchternes

Hierin wie auch in der Raumentwickelung zeigt

Weissgrau. das

Die

auffallende

den Chor der Haarlemer Bavokerk

Verwandtschaft

Schüler J. van Nickele.

mit

Das

Arbeiten

von

darstellt,

Saenredams

letzte beglaubigte Bild ist eine

Aussenansicht der Utrechter Marienkirche mit dem Marienplatz

Boymansmuseum zu Rotterdam (nach

im

vom

einer

Zeichnung

Das Gemälde ist 1663 datiert,^) also zwei Jahre vor des Künstlers Tode gemalt. Das Ganze ist auf fahle gelbe Töne gestellt, die besonders fein auf dem Kirchendache wirksam sind. Lichter Ocker mit Rosa ist bevorzugt. Charakteristisch für die späte Zeit malt Saenredam die Wandfläche der Mauer links im Vordergrund, in

18.

September

1636.

U. K. XIII).

der eine ganze Palette von Farbentupfen abgetönt

Saenredam starb 1665

in

Haarlem.

Im Verlaufe

ist.

seiner

Tätigkeit werden zwei Schüler genannt: Claes Cornelisz und ('laes ist.'-^)

noch

Heerman, von denen indessen nichts bekannt geworden Gleichwohl hat seine Art, den Kirchenraum zu gestalten, bis zum Schlüsse des Jahrhunderts die Haarlemer

Architekturmaler

beeinflusst.

Es zeigen das nicht nur

die

1) Die Bezeichnung, die deutlich über dem Kirchenportal steht, sowohl im Katalog- wie bei Woltmann und Wörmann. Auch Hofstede de Groot gibt sie nicht bei Erwähnung des Bildes U. K. S. 10.

fehlt

2) Vgl.

U. K.

S. 3.


-~ Arbeiten des Nickele, der dies die

III als sein

Schüler gelten muss, wenn

auch nicht ausdrücklich bezeugt ist, sondern ebenfalls Kirchenräume der Gebrüder Berckheyde.

Kirchenstücke der Gebrüder Berckheyde. Das

eigentliche Darstellungsgebiet der Berckheyde sind

nicht Innenräume, sondern Strassenansichten.

einen Übergang

schon

sie hier nicht berücksichtigt.

um

sind

Brüder,

kerk

in

sehr

selten.

Da

diese aber

zum Landschaftlichen geben,

Von

so sind

Die Kirchenansichten wieder-

^)

dem

Job,

älteren

der

beiden

befindet sich eine Darstellung der Haarlemer Bavo-

Das

der Dresdener Galerie mit der Jahreszahl 166.5.

der ganzen Bildbreite nach geöffnet.

Mittelschiff

ist

und

greifen

rechts

Augenpunkt

die

Arkaden gegen den Bildrand.

soweit nach rechts gerückt,

ist

Links

Der

dass die Pfeiler

auf dieser Seite als geschlossene Flucht gesehen werden. der ICröffnung des

Raumes an den

In

Bildseiten und in seiner

Raumgefühl Für die Wirkung der Verkürzungen in den seitlichen Arkaden vergleiche besonders Saenredams Bild von 1660 in der Sammlung Glitza (Hamburg). Auch die feinen lichtgrauen Töne erinnern an Saenredam. Das Weissgrau der Pfeiler und Wände ist äusserst differenziert. Die Rundungen der Pfeiler werden zum Teil ohne Kontur absolut klaren Übersichtlichkeit ist deutlich das

Saenredams zu spüren.

gegeneinander

abgesetzt,

ebenso

die

der Fenster oben links gegen ihre

von Saenredam

ist

hellgelben

Umgebung.

dagegen der scharfe

Laibungen Abweichend

Lichteinfall.

Eine nur wenig veränderte Wiederholung dieses Bildes befindet

malt

sich

(bez.

einfall,

im Haarlemer Museum,

und

1668).

Auch

nur steht die Sonne ein

drei

hier ist

wenig

Jahre später ge-

der scharfe tiefer.

Licht-

Endlich

ist

1) Noch mehr tritt die Landschaft in den Bildern des Jan van Heyde hervor, der überhaupt keine Innenansichten gemalt hat und nicht mehr zu den Architekturmalern gerechnet werden kann. Vgl. Bode, die Gemäldesammlung des Herrn Johannes Wesselhoeft in Hamburg. S. 47.

der


-

-

112

mehr in der Art des Nickele wiedergegebene Ansicht der Bavokerk zu nennen aus dem Jahre 1674, die im Amsterdamer Reichsmuseum hängt (Slg. van

noch

eine

dritte

Job Berckheyde ist bedeutend jünger als Saenist 1630 in Haarlem geboren und trat 1654 in

der Hoop).

Er

redam.

die Lukasgilde seiner Vaterstadt.

Bruder

war

Sein

acht Jahre jüngerer

Von ihm

sind

meines

Wissens nur zwei gesicherte Kirchenstücke bekannt.

In der

Gerrit

Schüler.

sein

Londoner Nationalgalerie eine Ansicht der Bavokerk mit dem Namen des Künstlers und der Jahreszahl 1673. Auch dieses Bild hat, wie die erwähnten Arbeiten des Bruders, ein Breitformat und die Durchsicht durch das Mittelschiff, die hier nach dem Chor zu gegeben so

umschlossen

der Mitte

gehalten

und

liegt,

ist.

Indessen

wie dort.

die

Da

ist

der

Raum

nicht

der Augenpunkt in

Gewölbe schon früh überschnitten

werden, so laufen die beiden Arkadenreihen ohne rechte Ver-

Das Bild ist ein gutes Beispiel dafür, Symmetrie die Wirkung einer solchen Innenansicht

bindung auseinander. wie

die

beeinträchtigt.

leicht

Ein

zweites Kirchenstück

Sammlung Weber

(bez.

ohne

Hamburg. Die Architekturanordnung zeigt deutliche Anlehnung an Saenredam. So die Raumeröffnung links und rechts durch eine Pfeilerkulisse, wie sie Saenredam besonders in seiner frühen Zeit liebt, oben durch ein mächtiges Gewölbe in starker üntersicht. Zwischen den zwei tragenden Pfeilern hin-

Jahreszahl)

durch

sieht

besitzt

die

man

frontal

in

auf eine gegenüberliegende

Wand

des Langschiffes.

Die Einzelheiten lassen wieder die Haar-

lemer Bavokirche

erkennen.

zurück.

Es

ist

In

der Farbe

hart und kühl grau im Ton.

steht

das Bild

Der Boden hat

Grau wie die Mauern, und die gegenüberAufliegende Wand ist nur wenig heller als das Gewölbe. fallend ist das sehr scharf begrenzte Licht, das hell und blendend auf die Pfeiler fällt und dort ein Stück förmlich herai;isschneidet. ^) Nach der Farbe wie nach den Kostümen

fast

das

gleiche

1) Die Lichtbehandlung bei Job wie bei Gerrit wohl nicht ohne den Einfluss des E. de Witte.


schon gegen das Ende des Jahrhunderts.

diese Arbeit

fällt

Der Maler hat bis 1698 gelebt.

vSeiu

Bruder starb fünf Jahre

vorher, ebenfalls in Haarlem.

Isaak van Nickele. Mit vereinzelten Ausnahmen hat dieser Künstler stets die

Haarleraer

ßavokerk

Die

dargestellt.

meisten

dieser

Arbeiten fallen schon in das letzte Jahrzehnt des Jahrhunderts.

Aber trotzdem bleibt redam doch deutlich. darstellungen

Er

geben.

in

seinen Kirchen-

Raumganzen zu

selbst

flutet

der Einbeziehung

zum

liebt

es,

das Mittelschiff

in

Der Raum

bringt Nickele

Saenredam.

Nickele

sich

stellt

In

Saen-

das kubisch Erschöpfende des

Hauptrichtung.

hinweg.

Abhängigkeit Nickeies von

die

und sieht

in die

ihm entgegen und über ihn

Raum

des Beschauers in den

Wirkungen

Teil noch stärkere

als

Dieser konnte selten die seitlichen Pfeiler missen.

Saenredam diese Kulissen zu verwenden, sie auszuso waren sie doch ein letztes Hindernis, das dem nach vorn drängenden Raum entgegenstand. Auch So

fein

nützen

verstand,

Nickele kennt freiHch diese seitlichen Pfeiler,

bewegen.

Er

in derselben

stellt sie

Ein Beispiel dafür

in

Sammlung

der

die

Raum

den

Art auf wie sein Lehrer.

Hamburg

Glitza in

(bez.

Der Pfeiler nimmt hier gleich ein Drittel der Bild1694). fläche in Anspruch und wirkt so sehr aufdringlich. Ein anderes Bild der Art von 1698 in Halle (Museum der Moritzburg), doch ist hier die Verteilung der Massen feiner. Bei u.

beiden erscheint das Zahlreicher

Ansicht.

ständigen

Durchblick

teristisches Beispiel

zur Tiefe führende Schiff in seitlicher sind

gibt

lung Six zu Amsterdam. wickelt

die Darstellungen

durch

das

das

Hier

bezeichnete Stück ist

der

Raum

von den Bildbegrenzungen her.

Wirkung

mit

Mittelschiff.

dem

Ein der

voll-

charak-

Samm-

völlig" frei

ent-

Hauptfaktoren

der

Saenredam das Gewölbe und die kleine Das Gewölbe steigt sehr hoch hinauf als

sind wie bei

Distanzannahme.

geschlossene Masse, bezeichnet durch ein gleichmässiges Braun,


^

114

Die Nordwand

das die beiden Langschiffmauern bindet. in

den Verzerrungen

der Verkürzung

zu höchst gesteigerter Wirkung gebracht.

von

der

lich

für

gedrängt

hinaus,

wachsenden Bogenreihe, die aus der Tiefe Diese Art, gegen den Bildrand vorzustossen,

schnell

hervorkommt. ist

Die letzte Arkade

nach vorn

gewaltigem Satze

mit

springt

ist

gegen den Rand hin

Nickele

kühn

Kirchenstück

Er geht

bezeichnend.

vor.

Ich

der

nenne

Brüsseler

gehen

beiderseits

gegen

den Bildrand

die

darin

dafür

weiter Galerie,

Arkadenreihen

ausserordent-

das

bezeichnete

ein Breitformat. in

der

Hier

genannten Art

Die letzte Archivolte, die gegen vor. Ecke springt, nimmt halbe Bildhöhe ein. (Vgl. damit Saenredams Bild von 1660 in der Sammlung Glitza.) Es liegt eine eigentümliche Dynamik in diesen durch die kleine Distanz bedingten Verkürzungen der Bogenfolge. Für die Raumwirkung ist dies tosende Heranrollen der Arkaden die obere

von grösster Wichtigkeit.

An

Stelle des Gewölbes,

das auf

dem Brüsseler Bilde wegen des Breitformats den Vordergrund nicht mehr beherrscht, tritt die Untersicht der grossen Orgel oben rechts.

Ein Vergleich dieser Bilder mit Arbeiten Saen-

redams

oder

der Berckheyde

Mitteln

noch kühner,

licher

ist.

massigen

zeigt,

in seiner

Dazu kommt, dass

er die

Massen zusammenhält

Sammlung Six hat

dass Nickele in seinen

Raumwirkung noch Farbe

Wie

in

in

eindring-

grossen gleich-

dem

Bilde

der

Braun des Gewölbes, ein etwas hartes und kühles Weissgrau der Wände, Derart ist ein Bild von 1693 in ein Blaugrau des Bodens. Haarlem.

er

oft ein gleichmässiges

Ferner ein kleines unbezeichnetes Stück in Rotter-

dam, das die Architektur völlig symmetrisch

gibt.

Dieselbe

Raumwiedergabe zeigen zwei kleine Bilder im Provinzialmuseum Hannover. Das eine von ihnen, den Chor von St. Bavo darstellend, erinnert wieder besonders stark an den Saenredam bei Glitza. Verteilung

der Farbe

und

dieselbe

Diese Bilder Nickeies machen zugleich den Unterschied recht deutlich, der die

Raumwiedergabe des Architekturbildes Das Architektur-

von der photographischen Aufnahme trennt.


biltl

seiner

in

höchsten Entwickeluug gibt den Kirchenraünl

nach denjenigen perspektivischen Bedingungen, denen ein im

Räume

selbst befindliches

Auge

unterstellt

Es sucht

ist.

die

Sinneseindrücke zu gestalten, die hier das Sehorgan empfängt.

Dabei entspricht aber der rein optische Vorgang nicht dem Prozess der Bildentstehung vermittels einer auf einen Punkt

sondern

Linse,

fixierten

Raumeindruck

der

durch die Rollbeweguugen des Auges. der photographische Apparat nicht, eine Photographie entsteht,

als

Die in

ein

hätte

völlig

ist

so dass,

vergleicht

einem Architekturbild,

mit

mitbedingt

Diese berücksichtigt

man

der Eindruck

Auge Scheuklappen bekommen. Raumeröffnung bringt Nickele auch

dort das

freie

paar Darstellungen

Ein solches Bild (bez.

u.

des

Seitenschiffs

der Bavokerk.

1693) befindet sich im Herzoglichen

Museum zu Braunschweig. In der Farbe ist es ganz auf einen warmen gelben Steintou und auf ein Gelbbraun des Holzes gestellt. Dazu tritt das Graublau des Bodens in der Ecke unten

links.

Räumlich dominierend

ein Gewölbe(iuadrat,

Das Bild gehört nach seiner feinen farbigen und räumlichen Wirkung zu den besten der bekannten Arbeiten des Künstlers.^) Ihm weit nachstehend sind zwei zusammengehörige Stücke der Sammvon den Bildrändern ganz

lung Czernin in Wien,

Zahl 1695

tragen.

Sie

die

frei überschnitten.

den

geben

Namen in

des Malers

symmetrischer Anordnung

zueinander die Seitenschiffe der Kirche wieder. hat

nicht

die Feinheit

blaugraue Ton

ist

des

und die

Die Malerei

vorher genannten Stücks.

nüchtern und trocken,

Der

das Braun in den

Holzbänken härter und von den Pfeilersockeln nur durch den dunkleren Ton unterschieden. Wo das Licht im Hintergrund auf die Wände auffällt, tritt ein gelbliches Rosa auf. Alle diese Bilder fallen in die letzte Zeit des Künstlers.

Nickele

Datum

ist ist

Ausser diesem 1703 in Haarlem gestorben. nur noch das seiner Aufnahme in die Lukasgilde

bekannt, der er 1660 beitrat. 1)

Ein verwandtes Bild von 1695 im Kopenhagener Museum.


-

-

116

Anthonie de Lorme.

De Lorme

Rotterdamer Architekturstück.

das

vertritt

Er, dessen Lebenszeit in die ersten drei Viertel des 17. Jahr-

hunderts

vieler Hinsicht ein Schulbeispiel für

ist in

fällt,

Entwickelungsgang des Architekturbildes. folgt er

langsam den Wandlungen,

und gelangt so

hervorriefen

Gestaltung

Familie,

einer

Geburtsdatum

Sein viel

die

später

als

Male

ersten

den

aus ist

Vermutlich entstammte er

südlichen

Rotterdam

Jan van Vucht erwähnt.

Niederlanden

^)

nicht

1627 wird er zum

sein.

Zeuge

als

kam.

Es wird indessen

unbekannt.

1600 anzusetzen

in

Kunst

seiner

die die grösseren Meister

zu einer freien künstlerischen

Kirchenraumes.

des

In

den

1647 heiratet

für

seinen

er.

1673

Lehrer stirbt er

in Rotterdam.

Die Antwerpener Kunst der Orthogonale vermittelt ihm

Eine der frühesten bekannten van Vucht. Arbeiten de Lormes besitzt die Hamburger Kunsthalle mit einem Bilde, das bezeichnet und 1641 datiert ist, ein kleines

Lehrer

sein

Es

Breitformat. künstlich

ist

erleuchtete

der

übliche

Hallenkirche,

durch

Durchblick vergleichbar

etwa

eine

den

Gewölbebildern des jüngeren Steenwyck, denen es jedoch in der

Wirkung weit nachsteht.

Die Farbe

ist ein

unangenehmes

Wänden und Gewölben. Nur der gemustert. An den Pfeilern einige

schweres Braun in Pfeilern,

Boden

ist

grau und blau

im Licht kalt weiss leuchtende Tafeln. für die frühen Bilder des

schon

bei Vucht.

Lorme

(Schweriner

typisch Bild.)

Der Sarkophag, der ist,

Ein

findet sich auch

ganz

ähnliches

Stück wie die Hamburger Kunsthalle besitzt die Schweriner Galerie, ebenfalls datiert 1641.

Die künstliche Beleuchtung, gewöhnlich durch einen der Mitte

des

Raumes herabhängenden Kronleuchter,

frontale Durchblick

1)

durch

Für den Lebensgang

das

vgl.

in

der

Hauptschiff einer Phantasie-

Oud Holland

189.3.

S.

50

ff.


— Kirche auf den Chor hiu

117

den Arbeiten des Malers bis

sind

zur Jahrhundertmitte gemeinsam.

Frankfurt (Staedelsches

Bild von 1649 in Darmstadt. als 1641, die

Eine Änderung

Kirchenstück

von

Raum,

dem

in

der

Künstler

De Lorme

Rotterdamer Kirche

karrierten

Boden

dann eingetreten mit dem Rotterdamer Boymansmuseum. tritt

der wirkliche

Die Distanz hat sich

malt.

Raumausschnitt

den

versucht,

bildlich zu gestalten.

nur eine „photographische Aufnahme". als hier

und ein

nur reicher

Statt des künstlichen Lichts wird das Tageslicht

verringert.

gegeben.

im

1655

dem

in

ist

ist

komponierten Architektur

der

Stelle

die 2 Bilder in

Die Architektur

Orthogonale besonders

stark betont.

An

Beispiele:

eins datiert 1646,

Institut),

einer

Allein er gewinnt

Nirgends deutlicher

wird der Unterschied, was es heisst, das künstlerische

Erlebnis eines Innenraumes im Architekturbilde zu gestalten

oder blos

eine

genaue Aufnahme

De Lorme

gibt

mit ärgster Aufdringlichkeit vorn rechts die

in

die

Fläche zu bringen.

Kanzel mit dem umgebenden Kirchenstuhl.

Es kommt ihm

nur darauf an, dem Beschauer das Handgreifliche des Holzklar

gitters

Freude

kennt,

als

Kanzel auszunutzen, er

Man

machen.

zu

spürt,

dass er erst neuer-

mit kleiner Augendistanz arbeitet und keine grössere

dings

stark

die die

verkürzte

Umfriedigung

der

Raumwirkung zu erproben, wenn

den mächtigen Schalldeckel gegen die Raumteile der Tiefe

absetzt.

Zwei Jahre später erreicht er dann das Ziel, den Kirchenraum künstlerisch zu bewältigen. Diesen Punkt bezeichnet das Bild von 1657 der Sammlung Six zu Amsterdam. De Lorme wiederholt es mit einigen Abänderungen 1658 (Schwerin) und 1661 (Lützschena).

mieden.

Kirchenraums

Das Licht

Wand des

Alle aufdringlichen Hülfsmittel sind ver-

Die Gliederung der Bildfläche, die Einstellung des

ist

in

den Bildraum

ist

prachtvoll durchgeführt.

zu feiner Wirkung gebracht, die grosse frontale

mit hellen Sonnenflecken getupft und ebenso die Pfeiler

Langschiffes

links.

zitternder Luft erfüllt.

Der Raum erscheint von warmer Der feine graue Ton des Bildes wird


118

von dem Gelbbraun der grossen

durchbrochen hauptsächlich Orgel und der Holzgewölbe. Spätere

noch

in

Bilder,

die

mir unbekannt sind, befinden sich

Petersburg (1662), Grenoble (1667) und

Lille (1669).

Die Delfter Gruppe.

Gerard Houckgeest.

Am

spätesten in die Entwickelung des Architekturbildes

drei Maler ein, deren Werke einen gewissen engeren Zusammenschluss bilden. Die Tätigkeit dieser Künstler führt

treten

zeitweilig

Und zwar

dieselbe Stadt.

in

den Jahren 1642

— 1650

ist

Gerard Houckgeest,

es Delft,

wo

in

Hendrik Corne-

lisz

van Vliet und Emanuel de Witte ihren Wohnsitz haben.

Sie

repräsentieren

in

ihrer

Kunst

die

letzte

Phase

in

der

Darstellung des Kirchenraumes.

Houckgeest der Älteste. ^ Aus Haag 1600, hat er dort offenbar seine Ausbildung er-

Von ihnen gebürtig,

c.

1625

halten.

ist

ist

er Mitglied

Zehn Jahre später wird

stadt.

der Lukasgilde seiner Vaterer in Delft als wohnhaft be-

zeichnet bei seiner Heirat, und 1639 als Mitglied der Delfter

Lukasgilde

aufgenommen.

Doch muss

er 1656 noch gelebt haben, da sich ein in diesem

gemaltes

Jahre

Bild

des

Sein

Todesjahr

Künstlers

auf

ist

unbekannt.

der Versteigerung

Oldenbarnevelt, Amsterdam 1902, befand. Datierte Arbeiten halts

sind

aus

nicht bekannt.

der Zeit seines Haager Aufent-

Doch

gibt es eine Radierung mit

und folgender Bezeichnung: B. v. Bassen, Da Bassen seit in. C. Hoecgeest. fe. J. P. Berendrecht ex. im seinen Wohnsitz ständig Haag hat, so wird das 1622 Blatt wohl vor der Übersiedelung des Houckgeest nach Delft einer Kirchenansicht

])

S.

84

ff.

Vgl.

den Aufsatz von Bredius

in

Oud Holland

VI,

1888


— entstanden sein, rung- weist ihr

leicht

in

119

also vor 1635.

um

die Zeit

Die Architektur der Radie-

Bassens Erfindung

1635.

20 er Jahre,

der

sondern

schon dem Budapester Bilde von 1639.

ist

in

mehr den Ortho-

entspricht nicht

Sie

kenntlich.

gonalarchitekturen

nähert

sich

Charakteristisch

ist

das „Verdecken" des Augenpunktes durch den grossen Altar

hohen gotischen Gewölbe des Hintergrundes,

links, die lichten

die gegen den dunklen Vordergrund stehen, die Überschneidungen der ersten und zweiten Wand und der kahle gotische

Pfeiler der zurückliegenden

Wand, der

allzusehr in die

Höhe

Bassen verwendet ihn immer wieder

gezogen erscheint.

in

dieser Zeit.

Was

die

Bezeichnung dieses Blattes nun schon höchst

wahrscheinlich macht, dass Bassen der Lehrer des Houckgeest

war, das wird durch ein paar gesicherte Bilder dieses jüngeren Malers

Die früheste datierte Architektur von

bestätigt.

Houckgeest scheint

Stück der Edinburger Galerie zu sein

ein

aus

dem Jahre

Stil

von Vucht und dem frühen Delorme. ^)

Hofstede de Groot erwähnt es als im

1638.

indessen unbekannt.

des Künstlers

befindet

Petersburg.^)

Es

wie

einzelnen

in

sich

zeigt

Das

Bild ist mir

anderes bezeichnetes Kirchenstück

Ein

in

in

der

Sammlung Semenov zu

der Behandlung

der Architektur

Motiven soviel Abhängigkeit von Bassen,

Man

dass es als Kopie nach diesem Künstler gelten könnte. sieht zwischen zwei

Paaren von hohen, auf Sockeln stehenden

korinthischen Säulen, die eine flache Decke tragen, hindurch

Querraum hinweg in ein zur Es ist dasselbe Thema wie es das Glasgower Büd Bassens von 1645 hat. Nur ist die Architektur bei Houckgeest fast symmetrisch augelegt. Der Gegensatz zwischen der Säulenstellung vorn

und über einen

führendes

Tiefe

im

Stil

hell belichteten

gotisches

der Renaissance zur Gotik

derselben Art verwertet.

den

Kirchenschiff.

seitlichen

des Hintergrundes

ist

in

Die Eröffnung des Bildraumes an

Bildrändern

ist

ebenfalls

ähnlich,

1)

Oud Holland 1893

2)

Photographie im Katalog der Sammlung.

S. 132.

nur

bei


Houckgeest vereinfacht. Aber auch er hat links und rechts unten in den Ecken die Orthogonalen der Treppenstufen. Die Überschneidungen der vorderen und hinteren Flächen sind

wirksam gemacht.

derselben Weise

in

fallend

Besonders auf-

wie genau Houckgeest den dürren aufstrebenden

ist,

gotischen Eckpfeiler übernimmt, der grade der skelettartigen

1689

Bassens

Gotik ist

und 1645 so eigentümlich

gleich das gotische Gewölbe.

ausdehnung ungefähr übereinstimmt Houckgeest

Gewölben

vier Joche

ist

auch

,

ist.

Bassen hat drei Joche, Lichtführung

die

den

in

getreu wiederholt, indem die belichteten Kappen

Reihenfolge und Anordnung gegeben sind.

in derselben

Ferner

Nicht nur, dass seine Tiefen-

diesen Gewölben

ist

wiederum

übereinstimmend

Und

Ansatz einer Kuppel sichtbar.

Hinter

der untere

erst hinter diesem Kuppel-

raum werden die Einzelheiten verschieden. Endlich ist di(5 Behandlung des Lichtes bei Houckgeest ganz dieselbe, wie wir sie bei Bassen kennen gelernt haben. Es ist der scharfe seitliche

Lichteinfall

plötzlich

hervorbricht

Das Bild

Helle gibt. liche

von

links

her,

der

aus den Kulissen

und dem Mittelgrund eine blendende ist

1648

datiert, sodass

auch die

Entstehung den engen Auschluss an Bassen 1645

Für

die

Abhängigkeit des Houckgeest von Bassen

noch ein Bild zu nennen, das weiterhin erkennen ausserordentlich dauert.

zu

Es

lange

die

Unselbständigkeit

1647 trägt. mit

dem

wie

welches sich im Herzoglichen Schlosse

ist ein Bild,

naissancestil

lässt,

ist

des Künstlers

Dessau befindet und neben dem Monogramm

Jahreszahl

zeit-

erklärt.

^)

G H

die

Eine Fantasiearchitektur im Re-

Urteil Salomonis

als Staffage.

Auch

hier fallen sofort gewisse Eigentümlichkeiten auf, die an den

Lehrer des Malers erinnern. aus

ist ein

Gebälk mit scharfwirkenden Orthogonalen

Bild- hineingebaut

Wand,

Von der oberen rechten Ecke in

das

gegen eine weiter zurückliegende frontale

also dasselbe Motiv wieder, wie es die rechte Seite auf

Bassens Bild in Glasgow

zeigt.

Auch

laufen die Orthogonalen,

1 ) Bredius, der dieses Bild in dem genannten Artikel erwähnt, hat offenbar die Jahreszahl nicht gelesen.


— die

in das Bild führen,

tiefer

Licht

Farbe

die

des Ganzen

will

Es zeigt sich lauge Zeit

als auf

etwas trübe.

dass Houckgeest selbst dann, als er schon

also,

in Delft

ansässig

Einfluss seines Lehrers

Sinne Bassens

Das

Augenpunkt.

dem Bilde der Saniinlung" Zu dem blaugrauen Ton das Braun der Decke nicht recht stimmen.

bedeutend matter

ist

wieder in der bei Bassen ge-

„verdeckten"

wohnten Weise auf einen Semenov,

~

121

malte,

und

erdachte

noch

war,

er seine Architektur im

dass sie

immer unter dem

mit

ähnlichen Mitteln

zu

räumlicher Geltung brachte.

zu

Zwei Jahre später scheint ein ganz anderer Künstler Mit dem Bilde der Galerie Weber in Hamburg

malen.

1650) gelangen wir zu einer Darstellung, die plötzzu den Höhepunkten in der Entwickelung des Architek-

(bez. u. lich

turbildes

zu

führt.

mit

Delfb

Wir sehen in den Chor der Nieuwekerk dem Grabmal Wilhelms L Und diese Dar-

unterscheidet

stellung

sich

überhaupt

nun wesentlich von genannt sind.

allen Archi-

Es

ist

jede

der unsichtbaren Schranken gefallen, die uns bisher von

dem

tekturen,

die

bisher

unmittelbaren Raumerlebnis des Kircheninnern trennte.

Nicht

Aufnahme

statt-

allein,

dass

findet,

die

hier

für

diejenige

das

perspektivische

dem Räume

in

selbst befindliche

Geltung hat (Saenredam ging hierin schon voraus),

auch der Raumeindruck

sondern

noch durch ein ganz neues Mittel

ist

Die Architektur steht nicht mehr frontal, sondern

gesteigert.

zum

Auge

ersten

Mal

in

der

perspektivisch „schrägen" Ansicht.

Die Fluchtlinien vereinigen sich nicht mehr im Augenpunkt, sondern laufen nach zwei verschiedenen, zu beiden Seiten der

Stathme befindlichen Fluchtpunkten.

Dadurch entsteht eine

eigentümliche Dispersion des Raumes,

ein gewisses Abfluten

des

Raumes nach beiden

Seiten hin.

Der Raum dehnt

sich

Und

gewissermassen hinter die seitlichen Bildgrenzen aus.

damit erweckt die Darstellung erst völlig den Eindruck des zufälligen

zeichnend,

subjektiv

dass

erfassten

der Maler

Raumausschnitts;

selbst

einen

es

Rahmen um

Ausschnitt malt, der von nun an öfters wiederkehrt.

ist

be-

diesen


— Die

Schrägausicht

122

bringt

aber

ganz neue In Verbindung mit der

Annahme

auch

uiin

Möglichkeiten perspektivischer Reize.

kh^iner Distanz schafft sie eine Differenzierung des

Kubischen

derart,

dass

die

reichsten

Fantasiearchitekturen

arm erscheinen gegen das Raumerlebnis, wie es Houckgeest 1650 malt. Die perspektivischen Verschiebungen, die infolge der kleinen Distanz gleich über dem Horizont beginnen, werden so ausgenutzt, dass sie nicht älteren Maler

der

störend wirken,

sondern dem Auge einen grössten Reichtum

räumlicher Anregungen

So etwa,

bringen.

wenn das Auge

an der Reihe der Kapitelle herumgleitet, wobei der Blick einer

Dabei

in

schraubenförmigen Bewegung emporgedreht wird.

fast

nun ferner eine äusserst glückliche Gestaltung der

ist

Architektur in ihrem Verhältnis zur Bildfläche zu beobachten.

Houckgeest

stellt

drei

dieser gewaltigen Rundpfeiler schräg

durch den Vordergrund, so dass diese vertikalen Massen zudas

gleich

ganze Gefüge

natürlichen Weise gliedern.

beherrschen

und

Das Packende

einer höchst

in

gegen den

dieser

Beschauer vorrückenden Dreiheit erreicht keine der „komponierten" Architekturen

damit

eine

gelöst,

der

nämlich jenes

bringen, das in

Moderne

einer früheren Zeit.

schwersten Aufgaben

dem

des

Jahrhunderts

19.

indem

sie

oft

und eine winzig kleine Staffage verwendeten.

man einmal mit solchen Bildern, wie glückliches Auge die Holländer für den

haben

das Format übermässig

Vergleicht

an

zu

rein Quantitativen der Architektur liegt.

Architekturmaler

vergrösserten

staltung

ferner ist

Wirkungsmoment zum Ausdruck

dies zu erreichen gesucht,

ein

Und

des Architekturbildes

der Architektur Pfeilersockel

des

so zeigt sich erst, die bildliche

Houckgeest

hatten.

Hintergrundes

eine

stellt

Ge-

rechts

Rückenfigur,

einen dunklen Fleck, eben noch als Mensch erkenntlich, und

neben ihm wächst so der vorderste Pfeiler

Überhaupt

ist

jetzt

räumlichen Wirkung

geworden.

Die Figuren

kümmert um den Beschauer meist Kirche

und

ins

Ungemessene.

ein wichtiger

die Staffage

als

Faktor der

stehen

unbe-

Rückenfiguren in der

geben nicht nur den natürlichen Massstab der


123

Grössenverhältnisse, sondern erhöhen auch den Eindruck des Selbstverständlichen, da sie nicht in einer besonderen Aktion dargestellt sind, wie das

Eine

liebten.

z.

B. die

Antwerpener Figurenmaler geht von den regungs-

ähnliche Wirksamkeit

Fahnen und Stangen in der Höhe des Raumes aus. Endlich ist Licht und Farbe von ungewöhnlicher Feinheit. Der Raum ist von sonnendurchwärmter Luft erfüllt. Das Licht fällt von rechts her auf die Rundpfeiler und das Grabmal, das schwarzweiss gegen den warmen gelben Ton des Bildes steht. Alles Lineare ist aufgelöst, und das helle Licht, gleichmässig verstreut, schafft kaum bemerkbare Schattentöne in den Rundungen der Pfeiler. Wie besonders in den

losen

oberen Teilen des Bildes zu beobachten Pfeiler nur durch feinste

ist,

heben sich diese

Abwandlungen der Farbentöne vom

Das warme Gelb wird dann durchbrochen von den unregelmässigen Farbenkomplexen der Fahnen und Wappenschilder. Endlich wird die Gesamtharmonie unterstützt durch das dunkle Braun der gemalten, oben abgerundeten Umrahmung. Grunde

los.

Houckgeest steht mit diesem Bilde in der Gruppe der zu Beginn genannten Maler. Es ist die kleine Augeudistauz

und die

die

perspektivische Schrägsicht,

Raumgestaltung dieser Gruppe

die

im allgemeinen Das

charakterisieren.

nun für den neuen Bildtypus ist das Bild der Sammlung Weber von 1650, und es entsteht damit die Frage: hat Houckgeest diesen Typus geschaffen? datierte Beispiel

erste

Bei einem Vergleich dieses Bildes mit dem Petersburger

Stück des Künstlers aus dem Jahre 1648 ergibt sich

in jeder

Hinsicht ein Unterschied von so einschneidender Bedeutung, dass

ich

innerhalb

es

für

unwahrscheinlich

Houckgeest habe

zweier Jahre selbständig eine so bedeutende Ent-

wickelung durchgemacht. Bilder

halte,

Auch wird der Gegensatz der beiden

noch besonders dadurch verschärft,

dass die Peters-

burger Architektur 1648 den Künstler von Bassen beeinflusst zeigt,

während 1650 der neue Typus

licher

Vollendung

auftritt.

Ich

sofort in ausserordent-

vermute

daher,

dass

sich


124

Houckgeest eng an einen andern Meister anschliesst, und zwar kann dies nur einer der beiden Architektiirmaler sein, die zugleich mit ihm in Delft tätig waren, van Vliet oder de Witte.

Für

die

Entscheidung dieser Frage entsteht indessen

Denn

eine Schwierigkeit.

de Witte

weder von van Vliet noch

es ist

1650 oder vorher gemaltes Architekturbild Im allgemeinen lässt sich sagen, dass der Bildtypus, wie er 1650 bei Houckgeest auftritt, ähnlichen DarsteUungen de Wittes näher steht als solchen bei van Vliet. bekannt.

Ferner

ein

•)

anzunehmen,

ist

der durch die perspektivische

dass

Schrägsicht charakterisierte Typus im Delft

ausgebildet

wurde,

denn die

und Wittes weisen

Vliets

auf

Da nun gerade

eine

fünften Jahrzehnt in

ersten

datierten

Bilder

vorangegangene Ent-

1650 bei Houckgeest den älteren Bassenschen Charakter tragen, während alle Bilder nach 1650 durch den neuen Typus bestimmt sind, so ist wahrscheinlich, dass der Künstler erst durch den Einf luss wickelung.

die Darstellungen vor

jener beiden Architekturmaler sich weiter entwickelt hat.

Dem

Bilde

der

Sammlung Weber

verwandtes

kompositionell

das dem Mauritshuis im

Monogramm

mit dem

Stück

in

Haag gehört und 1651

bezeichnet

ist.

sich

ein

Format

au,

datiert

und

schliesst

kleinerem

In den Farben

ist

es

Das Gelb ist stumpf und mit einem gleichDas Licht liegt auf dem vordersten

kälter geworden.

mässigen Grau verbunden.

und mit feineu bunten Strichen untermischt. dem Bilde 1650 abweichend, findet sich in der Sammlung Six zu Amsterdam. Pfeiler

streifig

Dieselbe Darstellung ferner, farbig ebenso von

1651

ist

entstanden, Delft mit

dann ein zweites Bild des Mauritshuis im Haag eine Darstellung der neuen Kirche zu

ebenfalls

dem Grabmal Wilhelms

I.

zum Breitformat zurück und sucht Übersicht

über

die

Der Künstler kehrt

eine möglichst vollständige

Kirche zu geben, sodass er daher auch

wieder mit grösserer Augendistanz zeichnet. gewählt,

so

dass

der

Blick

auf

c.

1)

Vgl. weiterhin.

Die Ansicht

ist

der linken Bildseite durch

das Seitenschiff in die Tiefe gezogen wird. ,

hier

Der Augenpunkt


— ist

ganz

in

125

den linken Bildrand gerückt, und das Auge gleitet

Gegen-

an einer orthogonal gestellten Säulenflucht entlang.

über dem Bilde des vorigen Jahres bleibt die Architektur durch

Anordnung wirkungslos. Es kommt hinzu die unglückder Gewölbe durch die Bildgreuzen. Die Gewölbe sind wie ein Kranz oben um das Bild gelegt. Da sie indessen sehr weit ausgespannt sind und nur einseitig diese

liche

Überschneidung

gestützt

erscheinen,

artiges.

Die Farbe

bekommen

so

Fahnen

Ebenfalls

der

Brüsseler

die „Delfter Kirche"

Breitformat bringt datiert

Galerie,

Auch

1653.

Säulenflucht aufgestellt, aber der Fortschritt

Der Blick wird nicht

so

blass-

Buntheit gegeben.

in feiner

ein

etwas Regenschirm-

Gewölbe und Holzteile sind

massiges Gelb und Grau. braun, die

sie

wie vorhin: ein stumpfes gleich-

bleibt

in

die Tiefe

sondern bleibt im Vordergrund.

Auch

ist

hier

ist

eine

unverkennbar.

gezogen nach rechts, die

Abmessungen der

Einzeldinge im Verhältnis zur Bildfläche sind günstiger, ebenso

Vor allem Gegen das Braun

sind die Gewölbeansätze wirksamer überschnitten. sind Licht

und Farbe kräftiger geworden.

des Holzes leuchten die Rundpfeiler in

Das

freie streifige

ähnlich

warmem

Weissgelb.

Licht mit den schrägen Schattenstrichen

dem Haager

Bilde,

ist

aber voller und breiter gegeben.

Abweichend hiervon in Komposition und Farbe ist ein Bild des Amsterdamer Ryksmuseums, das das Monogramm des Künstlers trägt und eine Jahreszahl, von der nur die drei ersten Ziffern 165 zu lesen sind. Es ist diesmal die Oude kerk zu Delft dargestellt, kenntlich an der roten Einfassung der Archivolten. Umschlossen wird das Bild von einem gemalten schlichten braunen Rahmen, an dessen rechter Seite ein prächtiger grüner Vorhang gemalt ist. Ein einzelner Pfeiler im Vordergrund beherrscht den Bildraum. Es ist der Kanzelpfeiler, dessen Umfriedigung mit einer Ecke gegen den unteren

Bildrand

vorgeschoben

Brüsseler Stück 1653,

ist,

ähnlich

aber noch kühner,

wie

auf

scharfen Übereckstellung

Von dem Hauptpfeiler vorn

Tiefenabstand

paar

durch

ein

dem

räumlicher in der

Pfeiler links

ist

der

und rechts im


— Hintergrunde bilden, ist,

das

gegeben, mit

-

120

die

Eckpunkte

die

eines

Dreiecks

gegen den Beschauer gerichtet Auf dem Pfeiler vorn liegt

der Spitze

entsprechend dem Holzgitter.

Form wie

das gestrichelte Licht in derselben

den zweiten Pfeiler auf dem Brüsseler Bilde,

(Vgl.

früher.

wo ebenso

die

'

Schattenstriche oben zusammenrücken, unten in weiteren Ab-

Die Farbe

ständen folgen.) hell

und kühl

indessen verändert.

ist

Sie

und von einer prachtvollen Festigkeit.

ist

Wie

Houckgeest hier das Weiss der Wände und Pfeiler verwendet, erinnert geradezu an den Delfter Vermeer. Das Sandsteinrot der Sockel und auch das Blaugrau des Bodens sind ebenso fest und glatt. Zu diesen Farben kommt dann als feiner Effekt das überall durch die bunten Fenster des Hintergrundes

auch

das

einfallende Licht,

vordersten Rundpfeiler

Das Bild

in

von

lauter

rechts

her

sich

dem

bunten Streifen ausbreitet.

vermutlich 1654 entstanden.

ist

auf

Eine Kopie

darnach ohne den gemalten Rahmen und Vorhang sah ich im Amalienstift zu Dessau mit der Bezeichnung: Johan Coesernians.

Noch kühler

in

der Farbe

ist

das 1655 datierte grosse

Stück der Kopenhagener Galerie, das den Blick in den Chor der neuen Delfter Kirche gibt, diesmal frontal-perspektivisch.

Sonnenlicht

Hellstes die

schon

kalte

bläuliche

ganz verschwunden. ist fein

Das

mit ein wenig

Bild

fällt

auf

die blendend weissen Säulen,

Schatten

zeigen.

Das Bunte

ist

Ein fast neutrales Braungelb des Holzes

Grün der

Sitzkissen zusammengestimmt.

hat etwa die Grösse jenes Hauptwerkes der Slg.

Weber, steht ihm aber an Wirkung nach. Es wird durch einen gemalten, oben eckigen Rahmen und einen effektvollen grauvioletten Vorhang umschlossen. Schliesslich wäre noch ein Bild der Versteigerung Olden-

Amsterdam 1902, zu nennen, das die Jahreszahl 1656 trägt. ^) Nach der Reproduktion zu urteilen, steht es

barnevelt,

Herr Kurt Freise (Haag) hatte die Freundlichkeit, mich auf aufmerksam zu machen. Auch sonst bin ich Herrn Freise für mannigfache Auskunft veipflichtet, wofür ich ihm an dieser Stelle danken möchte. 1)

dieses Bild

|


— iu

127

räumlicher Wirkung, iu der Art, wie eine

den Bildraum

durch

diagonal

gestellt

ist,

einzelne

Wand

weit hinter den

zuletzt genannten Stücken zurück.

Hendrick Cornelisz van Die Entwickelung des van Vliet lässt sich

Reihe

von 1652 an klar verfolgen

gesicherter

der

Malers,

und

stetig

einer

als

in

Architekturmaler

einer fortlaufenden

Es ist die Entwickelung eines Kunst angehört und gewohnt ist,

Bilder.

reifen

Sein Kirchenraum

zu arbeiten.

gleichmässig

Vliet.

ist

durch jenen Typus charakterisiert, dem wir 1650 bei Houckgeest

zum

ersten Male

Raum

zuerst

hat,

anzugeben, denn es zeigt Künstlers

Vliet einen solchen

indessen mit Sicherheit nicht

ist

sich, dass alle datierten

vor 1650 Porträts

Hieraus

sind.

Wann

begegnet sind.

gemalt

oder

Arbeiten des

genrehafte Darstellungen

und aus der Tatsache ferner, dass nach der

vorwiegend nur Ansichten von Kirchenräumen vorkommen, lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit Jahrhundertmitte

schliessen, dass der Künstler nicht lange vor

1650

erst begann,

Ausbildung erfahren.

Dazu stimmt, was wir über seine Nach Houbraken und dessen Gewährs-

mann Bleyswyck war

Vliet

Architekturen

Historienmalers

zu malen.

Willem

ein Schüler

van der

Vliet.

^)

seines

Onkels,

Später

sei

des

er zu

dem Porträtmaler Miereveld gegangen, um sich in der Porträtmalerei auszubilden. Houbraken fügt zum Schlüsse hinzu, er, der Biograph,

ziehe die Kirchenansichten Vliets aber dessen

Porträts vor.

Hendrik van Vliet

geboren lassen.

ist

1611 oder 12

in Delft

und hat offenbar seine Vaterstadt nur selten verwird er Mitglied der Lukasgilde. 1675 wird

1632

er in Delft begraben.

Kirchenansichten

Seine stellungen

der

1)

Vgl, a. a.

fast

beiden Delfter Kirchen.

den Durchblick durch den

de Groot

sind

Raum

Houbraken-Wurzbach O. S. 355.

ausnahmslos

Dabei

liebt

Darer

es,

so zu geben, dass zwei oder S.

54 und Hoiibraken-Hofstede


128

drei schräg-gestellte Rundpfeiler den

Während

Vordergrund beherrschen.

Anordnung eine gewisse Gleich mässigkeit zeigt in seiner ganzen TCntwickelung, weisen K'dvhe und Lichtbehandlung viel empfindlichere Wandlungen auf. Für die frühen 50 er Jahre charakteristisch ist eine 1654

Vliet in dieser räumlichen

datierte „Delfter Kirche" im

Museum

Städtischen

zu

Die Mauern des Langschiffes schimmern in einem

Ijeipzig.

grünlichen

warmen

Pfeiler ist

das links hereinfallende Sonnenlicht förmlich zer-

spritzt

in

Vorn

Luftton.

breiten Splittern,

auf

wodurch

die

dominierenden

es sich deutlich unter-

scheidet von der feinen streifigen Art bei Houckgeest.

den Pfeiler des

ist

im Hintergrund

bunten Fensters abgesetzt.

deckt

durch

einen

gemalten

Gegen

lebendige Farbenfläche

die

Die linke Bildseite

grünen Vorhang,

ist ver-

der an

das

Indessen ist Amsterdamer Bild von Houckgeest erinnert. das Grün nicht so glatt und gleichraässig wie dort, sondern mit derben breiten Pinselstrichen gegeben. Überhaupt sind die Farben bei Vliet in dieser Zeit wärmer, glühender als bei Houckgeest.

Aus demselben Jahre 1654 befindet sich eine andere derselben Kirche im Amsterdamer Rycksmuseum (No. 2566). Das Bild ist oben durch eine einfache dunkelbraun gemalte Rahmung abgerundet, die von dem Künstler sehr häufig verwendet wird. Auf den beiden Hauptpfeilern Ansicht

vorn ruhen

wieder die hellen fleckigen Lichter.

Rechts

ist

Ton der Wand ein grosses buntes Fenster gesetzt. Von dem braunen Holzgewölbe ist nur ein Ansatz der Rundung sichtbar. Die räumliche Wirkung ist in

den

gleichmässigen

bedingt durch die verschiedene Distanzierung der Vertikalen

im Bilde und durch den reichen Wechsel ihrer perspektivischen

Höhen masse.

Die

tivische Schrägsicht

findet

ein

zentuierung

Unregelmässigkeit, die Rundpfeiler

mit

der

die perspek-

im Bildraum verstreut, in der farbigen Ak-

ganz entsprechendes Moment der Bildfläche,

welche

durch

die

Totenschilder eine prickelnde Fleckigkeit erhält.

Wappen und Eine Wieder-

holung dieses Bildes hängt im Mauritshuis (Haag), jedoch mit


Beleuchtung

veränderten

der

Fenster

rechts

Das

für

Spätnachmittags.

eines

DaiS

Die starken Schatten sind ver-

dunkel.

ist

schwunden und

129

die Pfeiler sind gleichniässig modelliert.

Zeit

diese

charakteristische

auf

Pfeiler

die

fallende zersplitterte Licht finden wir auch in der frühesten

datierten Architektur ist

van Vliets

eine Darstellung der

aus

dem Jahre

Neuen Delfter Kirche

in

1652.'

Es

der Galerie

Moltke zu Kopenhagen.

Hier türmt sich vorn förmlich ein

Wald von

die

Pfeilern

auf,

schiffs

ist

oben in das Dunkel eines Das Helldunkel dieses Seiten-

sich

mächtigen Gewölbes verlieren.

von grosser Feinheit,

besonders

in

der Beobach-

schwachen Reflexe, die in den verschiedensten Abstufungen den Boden des Vordergrundes erhellen und der räumlichen Klärung dienen. Dem

tung

der Halblichter,

der Lichter,

der

Sinne der schräg nach vorn, aus dem Bilde hinausdrängenden Pfeilerstellung

und

greift

Tiefe

über

diesen

hinaus

liegt

ein

Ein rechteckiger

hell

gegen den unteren Bildrand

schräg

fällt

Ein wenig weiter

I

in

schwacher leuchtend.

ähnlicher Fleck,

folgt ein

dazwischen

auch das Licht.

folgt

leuchtender Fleck

der

Und

Ebenso weiter rechts

matter Reflex.

vor der Graböffnung ein matter Schinnner, der einmal in der

blanken Spitze der Hacke aufleuchtet. Streiflicht,

die

w^o

drei

tung der grossen Lichtflächen

bänke hindurch

Wand. Von

helle

die

ein

führt dann

„Raumkanal" auf

gegen

In der Rich-

durch die Holz-

eine weit zurückliegende

Reflexlicht gleichmässig erhellt, kontrastiert

gegenüberliegende Arkadenstellung

scharf

Links ein schärferes

Knaben niederkauern.

den

Vordergrund

mit

mit seinen

der

Obermauer

Dunkelheiten,

Reihung der Pfeiler den räumlichen Abstand fixierend. Die Gruppierung aller dieser Vertikalmassen bringt eine Rhythmisierung der Bildfläche von beispielloser Lebendigkeit und einen verwirrenden Zusammenklang. Wie auf den vorher genannten Bildern setzt der ebenso

Raum

mit

gleichmässigen

mit dem dominierenden Intervall der beiden vordersten

Rundpfeiler liert

ihrer

ein.

wie sonst.

Nur

steht dies Intervall hier nicht so iso-


130

Ein ganz verwandtes Bild befindet sich im Amsterdamer Ryksmuseum (No. 2567 a Bruikleen 1907). P^s ist einfacher Komposition, das Pfeilermotiv nicht so stark betonend.

in der

Prachtvoll

ist

die

leuchtende

grünlichen Luftton, darin mit

warme gelbe Farbe mit dem dem Kopenhagener Stück ganz

Der Luftraum

übereinstimmend.

ist

gleichsam sichtbar ge-

und man sieht hindurch wie durch das grünliche Wasser eines Aquariums. Dies Bild ist vermutlich kurz vor

macht,

1652 entstanden.

^)

Die weitere Entwickelung des van Vliet führt zu einem

1659

(Oben

abgerundet

Pfeiler.

der

durch

der

Bild umschliesst).

schiebung

in

mit einer Darstellung der Alten Delfter Kirche.

malten Rahmen, gestellte

Sammlung Speck Sternburg

der

Bilde

datierten

Lützschena,

den

bei Vliet

wie

nicht

bei

Im Vordergrund Es zeigt sich,

Intervalle

üblichen

braun ge-

Houckgeest das ganze

drei zur Bildfläche schräg

dass

die

geringste

Pfeilerstellung

dieser

eine

Verver-

und sie mehr oder weniger günstig beeinflusst, ebenso die Art der Überschneidungen. So wird auf dem Bilde in Lützschena die Wirkung

schiedene Bildwirkung

beeinträchtigt

dadurch,

zur

dass

nahe dem Bildrande stehen.

Rundungen

Die

Links

modelliert. fleck,

wie

sind

auf

von

Folge

die

hat

beiden äusseren Pfeiler zu

Das Licht ist kühler geworden. kühlem Ton und gleichmässig

der Säule

liegt

ein

breiter Sonnen-

der aber nicht mehr die pastose Zersplitterung zeigt

dem Leipziger Bilde von 1654. Es drängt sich mehr vor; die Lokalfarben sind etwas härter früher, das Licht auch hier gleich mässiger. Der Ton des auf

ferner das Detail als

Ganzen

ist

grauer geworden.

sich auf allen bisher

Vorn

ein geöffnetes Grab, das

genannten Bildern befindet und von dem

Künstler selten vergessen wird.

Neben dem Grabe

fällt eine

Rückenfigur mit fast schwarzem Mantel auf und weiter

in

der Tiefe eine ganze Gruppe solcher ruhig stehender Rückenfiguren.

In der Anordnung solcher Staffage

ist

der Künstler,

wie wir sehen werden, offenbar von de Witte beeinflusst. 1)

Nachträglich fand ich auch die Bezeichnung.


gehört

dieselbe Zeit

In

datiertes Bild der

Die Stelking*

Kirche.

bezeichnetes,

ein

der Pfeiler

ist

ähnlich wie

doch von bedeutend feinerer Wirkung.

schena,

aber nicht

Wiener Akademie (No. 685) mit derselben in Lütz-

Die Modell-

weissen Säulen ist noch etwas wärmer Es ist zu beobachten, wie ein schwacher Schimmer von Rosa hinzukommt und in den Schatten kühlere graue Töne auftauchen. Das Braun der Holzgewölbe ist blasser geworden, das Holzbraun der Kanzel stumpf und trübe. Dagegen ist die räumliche Wirkung ausserordentlich. Sie wird unterstützt durch die Anordnung der Figuren, die hier beierung der gelblich

als dort.

sonders auffällig den Einfluss de Wittes zeigen.

Es

stehende Menge der Predigt lauschender Leute,

dicht

man

in

sam

als

den Bücken

ist eine

denen

Im Vordergrund stehen sie gleichdirekten „Vordermänner" des Beschauers. Vor

die

sieht.

aber wirkt das ruhige Nebeneinanderreihen der Verti-

allem

kalen, das der Kirche die Stille gibt.

Die

Farben,

blasseren

die

härteren

blaugrauen Töne

und das gleichmässige Licht charakterisieren auch die Bilder der

in

der Qualität

zurückstehendes

Wiener Akademie (No. 687), das, Ecke der Haarlemer Bavokerk darstellt.

besitzt

wie ich glaube, eine

Auch aber

Ein

nächsten Jahre.

Bild von 1661

die

hier noch das dominierende Intervall der beiden Säulen, in

einem wenig glücklichen Verhältnis zum Raum, dessen

Wirkung

zerstört

wird

durch

eine von links nach rechts in

mehrfachen Brechungen sich hinziehende Empore, deren Blaugrau die linke Bildseite beherrscht. blasses Braungrau.

Motiv.

Es

ist

nämlich das höchste Licht auf die weitest zu-

Wand

rückliegende

Die Holzdecke zeigt ein

In der Lichtführung erscheint ein neues

gelegt, derart, dass der Blick in schräger

Richtung eine Arkade kreuzen muss. komplizierter

auf

einem

Bilde

datiert 1663.

Der Blick geht

höchste Ijicht

durch zwei

Auch Es ist

hier die

wirkt

im

Dasselbe Motiv noch

Dessauer

Amalienstift,

hier in der Richtung auf das

enge schräggestellte Eckarkaden.

der räumliche Ausschnitt wenig glücklich.

Neue Delfter Kirche mit dem Grabmal Wilhelms,


das ganz

in

Bildrändern

in

Teil

ein

je

der Farbe

In

sichtbar. letzt

den Vordergrund gerückt ist

genannte

eines

noch

ein

ist.

An den

überschnitten en

wenig trüber

seitlichen

Pfeilers

als das zu-

Bild.

Zu der gewohnten Drei-Pfeilerstellung kehrt Vliet zurück dem 1666 datierten Kirchenstück des Boyniansmuseum zu

Rotterdam,

das

in

der

ungen der P>karkaden durch den Raum. in der

wiederum die ÜberschneidDas Licht fliesst gleichniässig

Tiefe

gibt.

Die Säulen sind

in der

Modellierung hart,

Farbe kühl grau mit einem bläulichen Schimmer, der

hier sehr gut zu den fahlgelben Sockeln steht. In

später,

dieselbe Zeit,

gehört

(No. 717),

Wand

Weissgrau

nach

der Farbe

zu

etwas

urteilen,

der Wiener Akademie

bezeichnetes Bild

das ausnahmsweise den Kirchenraum

Ansicht gibt. frontale

ein

in frontaler

Der Blick geht durch Bogenstellungen auf eine rückwärts, die ein ganz lichtes bläuliches

zeigt.

Die Säulen, deren drei

in einer

orthogonalen

Flucht stehen, haben das kühle fahle Gelb dieser Zeit. Lichtflächen,

die

auf

die Säulen

fallen,

sind

Die

gleichmässig

und geschlossen im Umriss. Charakteristisch für diese späten Jahre ist ferner die Wand rechts, die einen gelblich trüben, mit Rosa versetzten Schimmer zeigt. sich noch

Diese Mischfarbe zeigt

verstärkt in der letzten datierten Arbeit aus

Jahre 1671 (Wien. Akademie), die die Delfter Kirche

dem

in der

gewohnten Schrägsicht durch die Pfeilerstelluug darstellt. Im Hintergrund sind die wärmeren gelben Töne vorherrschend. Doch erhält das Gelb durch den Zusatz des Rosa einen faden, süsslichen Ton, der sich nun auch anderen Farben mitteilt. So ist das einfassende Rot der Archivolten, das früher so kräftig war, jetzt in ein Rosa- Violett übergegangen,

und das Licht im Fenster oben links ist

die Zeit,

in

der ein

Nachahmer

ist

malvenfarben.

Es

dieser Architekturmaler

Farben noch verstärkt und sie schematisch in seine Bilder übernimmt: Cornelis de Man. Kin derartiges Bild von ihm befindet sich in Lützschena, die süsslichen


— Der Raum des van durch

über den Raum, fanden,

wir ihn

wie

ergibt

so

sich

und

bei

man

als

oder Nickele

des Kirchenraumes bei den Delfter

Gewölbebild,

Dies

zeichnen.

Saenredam

bei

Den Haarlemer Typus könnte

den Haarlemer Malern.

kui-z

Stellt

deutlicher Unterschied zwischen

ein

dem künstlerischen Erlebnis

Raum des mau dem gegen-

wie der

ebenso

Pfeiler,

zweiten Periode.

in seiner

Prägung

Vliet erhält eine bestimmte

Funktion der

die

Houckgeest

138

tritt zeitlich

den Delfter

als

Pfeilerbild

be-

später auf als jenes, und zwar

Auf der Spitze der Entwickelung kommt nun dazu die Ausbeutung des Lichtes, das die letzte Differenzierung des Kubischen

in

Verbindung mit

Denn

bringt.

es

perspektivischen Schrägsicht.

der

nicht

ist

gleichmässig den

das

gehaltene Licht, das den

Emanuel de Witte

Raum

er-

durchbricht und zerschneidet.

der Künstler, der

ist

Raum

Stücken zusammen-

füllende, sondern das scharfe, in einzelnen

hierin

den letzten

Schritt tut.

Emanuel de Witte. Das gibt,

Bild,

zeigt

das

uns

höchst

eine

Houbraken von Emanuel de Witte Einen Künstlernatur.

eigenwillige

Menschen, der schon früh auf seine intellektuellen Fähigkeiten der

pocht,

dabei

streitsüchtig

und

ist

schliesslich zu einer

Selbsteingenommenheit kommt, die ihn gänzlich vereinsamen Schroffheit, Jähzorn, Zügellosigkeit des Urteils kenn-

lässt.

zeichnen sein Wesen, das sich mit wachsendem Alter offenbar

noch verschärft. Künstler

gerät

Selbstmord.

Jedermann wendet Armut.

in

De Witte

ist

Und 1617

sich

von ihm ab.

Der

75 jährig endet er durch

in

Alkmaer geboren

^)

und

wird schon 1636 in die Lukasgilde dieser Stadt aufgenommen. Allein er scheint nicht lange hier geblieben zu sein.

Jahren 1639/40 finden später

Nach Houbraken 1)

wo

in Delft,

ist

Houbraken

Holland 1890

S. 213.

er

wir

ihn

in

Rotterdam,

zwei Jahre

1642 Mitglied der Lukasgilde wird.

er hier noch Schüler des Evert

lässt

In den

ihn

1607 geboren sein.

van Aelst

Vgl. jedoch

Oud


— Gewiss

gewesen.

ist er

aber auch zu Vliet und Houckgeest

wenn

in engere Beziehung getreten,

Houbraken)

sich

seit

erst

verlegte.

der Jahrhundertmitte bis

er auch (wiederum nach

Amsterdam auf die Amsterdam bleibt er zu seinem Tode 1692.

hauptsächlich

Darstellung von Kirchen

1B4

in

In

Das Porträt des Kirchenraumes scheinung de

in

Wittes.

einzig

Farbe und Licht wiederzugeben Die

Physiognomie

nach seiner Erist die

Raumes

seines

Aufgabe im

behält

Ruhe wie etwa bei van Vliet, sondern sie Es zuckt und leuchtet. Das Licht wird zur höchsten Intensität gedrängt. Das Schroffe, Eigenwillige, das nach Houbrakens Schilderung im Wesen des Künstlers auffällt, finden wir in seinem Werk wieder. Und dem entspricht Ganzen nicht

die

wechselt beständig.

auch das Ungleichmässige seiner Arbeiten.

In einem Jahre

finden wir gute und schlechte Bilder seiner Hand^ verschieden in der

hat die

Dabei

Ausführung, im Raumerlebnis, in der Stimmung.

er

doch

zuweilen Feinheiten

des Ausdrucks

gewönnen,

einem Phlegmatiker wie van Vliet versagt blieben.

Wir wissen de Witte

nicht,

aussahen.

wie

Selbst

die

für

ersten Architekturen die

Zeit,

als

er

in

arbeitete, lässt sich mit Sicherheit kein Beispiel nennen,

des Delft

denn

dem Jahre 1651. Ein Kirchenstück im Provinzialmuseum Hannover trägt nach dem Katalog die Bezeichnung und Jahreszahl 163(6), die letzte Ziffer unsicher. Der Künstler hätte das Bild also mit

die

datierten Arbeiten

19 Jahren gemalt.

beginnen

erst

mit

Indessen zeigt es solch enge Verwandt-

schaft mit bedeutend späteren Arbeiten, vor allem mit

dem

1667 datierten Berliner Stück (Kaiser Friedrich-Museum), mit

dem

Hauptmotiv der Architektur, die nach der Tiefe Rundbogen, die Behandlung des Lichtes, den etwas trüben Ton und die schweren Schatten gemeinsam hat, dass es nicht in die frühe, vom Katalog angegebene Zeit es das

sich wiederholenden

werden kann.^)

gesetzt die

(Das Bild

ist

so dunkel, dass ich

Zahl überhaupt nicht lesen konnte.) 1)

Nach

lichst 7AIY

einer mir kürzlich von Dr. Hofstede de Groot freundVerfügung gestellten Notiz bestätigt sich meine Meinung:


135

Nach Delft weisen einige Darstellungen der Dclfter Schon aus dem Nieuwe Kerk mit dem Grabmal Wilhelms. Umstände, dass gerade diese Darstellungen jenen Typus des wir ihn bei van Vliet sahen

wie

aufweisen,

„Pfeilerbildes"

und wie ihn Houckgeest 1650 gemalt

hat, lässt sich schliessen,

Die

dass Witte derartige Bilder in Delft selbst gemalt hat.

wichtigste Frage, die sich hieran knüpft, wie weit de Witte

dem Houckgeest

wie weit er selbständig den Delfter

folgt,

Bildtypus herausarbeitet, lässt sich indessen nicht mit Sicher-

Denn gerade

heit beantworten.

ein datiertes Beispiel in der

Sammlung Czernin (Wien) stammt aus dem Jahre 1664 und beweist

dass

damit,

wickelung,

Witte

noch

seiner

in

Ent-

späteren

Amsterdam ansässig war, noch

längst in

er

als

Ein im wesentlichen überein-

solche „Delfter Bilder" malte.

stimmendes Bild mit dem Monogramm, aber ohne Jahreszahl, befindet

sich

in

der

Sammlung Weber (Hamburg).

In der

Feinheit des Tones, der Ausführung übertrifft es jenes Stück

von 1664. sind

so

Die beiden im Bildraum

gestellt,

wie Vliet es gewöhnlich

ausserordenthcher Wirkung, höchster

haben von treten

Pfeiler

links

hinzu

die

der

Besonders

Feinheit.

vom vorderen

dominierenden tut.

warme graue wie

er

Pfeiler

Sie sind

auf der linken Seite

gegen den hinteren absetzt.

Die Pfeiler

direktes Licht, von rechts Reflexlicht.

feinen

von

Steinton von

Es

grauen Töne des Marmordenkmals,

das ganz zurückgedrängt wird und nur der Flächenaufteilung dient.

Zwischen

den Pfeilern

Moment das Langschiff stürzen.

hindurch

sieht

man

einen

dem Gewölbe förmlich hinab-

mit;

Jede räumliche Distanz drückt sich nur durch die

Differenzierung der Farbe als ein grosser,

a\is.

Das ganze Gewölbe erscheint

warm dunkelbrauner

Fleck, der sich gegen die

leuchtende Langschiffswand und die vorderen Pfeiler absetzt.

Es hängen darin wie Lampions

die

in der

gedämpften bunten Farben der Fahnen Nacht.

Auffallend dann ein prachtvolles

„Nach meiner Ansicht kann auch die dritte Ziffer unmöglich richtig Das Bild erinnert sehr an das gleichartige in Berlin, welche Art 20 Jahre — mindestens — -später gemalt wurde."

sein.


Rot

Lokalfarbe

als

verwendet

in

dem Mantel der

männliche

Diese

grundes.

Witte

sehr

die bei de Witte

Raum

Sie

hineinhorchend,

diese die

im

bildet

wichtigsten

unlösbar mit der

Es sind gerade

ist.

häufig.

Rückenfiguren den

anderen

Rückeiifigur des Vorder-

Rückenfigur

Teil

weiten

Mantel

zusammen mit der

Staffage,

Raumwirkung verbunden

regungslosen Gestalten, in den

auf den Bildern dieses Künstlers

das eigentümliche raumerfüllende Fluidum tönen machen mit Vliet, der Ende der 50 er Jahre anfängt, dem Witte nachzugehen, erreicht doch niemals oder

suggestiver Gewalt. hierin

nur sehr selten im gleichen Masse jene Eindringlichkeit.

^)

Weitere Bilder mit den zwei Pfeilern und dem Grabmal befinden sich in Dublin und Lille (von 1656). Immerhin beansprucht dieser Bildtypus, dessen Entstehen wir also in das fünfte Jahrzehnt zu setzen haben, im Werk des Seine Arbeiten der 50 er Jahre Künstlers weniger Platz. zeigen gleich, wie vielgestaltig das Erlebnis des Kirchenraumes

Wilhelms

ist. Aus dem Jahre 1656 sind drei weitere Bilder und zwar je eins in Rotterdam (Boymans-Museum), Braunschweig (Herzogl. Museum) und Hamburg (Kunsthalle). Das Rotterdamer Stück ist das effektvollste. Es zeigt eine

bei

ihm

datiert

Lichtführung, wie wir sie bisher bei keinem andern Architektur-

Dunkle Töne sind nur unten in den den Bänken und Figuren. Auf dieser Basis steht

maler gesehen haben. Sockeln, in alle

Architektur darüber völlig im hellsten Sonnenlichte auf-

gelöst.

Das höchste Licht im Pfeilerbündel vorn rechts, wo die dem Sockel wie im Springbrunnen hervor-

Lichtvertikalen aus

Witte beherrscht den

schiesseu.

wickelt ihn

Kulissen

hier

oder

wie

sonst

sonstigen

Raum vollkommen und

immer

frei

Hilfsmitteln.

ent-

von allen seitlichen

Das Braunschweiger

Gemäldesammlung des Herrn Johannes „Wenige Künstler, insbesondere kein Architekturmaler hat mit solcher Sicherheit und Wirkung seine Irmenräume mit Figuren zu staffieren gewusst wie gerade E. de Witte. Auf dem harmonischen Zusammenwirken des Innenraimis und der Figuren beruht der Hauptreiz seiner Gemälde und der Vorzug derselben vor den Werken aller anderen Architekturmaler." 1)

Vgl.

Bode,

Wessellioeft in

die

Hamburg,

S. 47:


-

137

Stück »zeigt deuselben Raum.

(Es

nach den Pfeilern zu

ist

Aber wie weit steht Amsterdamer Neue Der Chor seine Wirkung hinter dem Eotterdamer Bilde zurück Kirche.)

urteilen: die

!

erscheint gezwängt, zusammengedrückt, als hätte der Maler sich in den

Massen getäuscht,

die Pfeiler

vorn stehen in einem

zum ganzen Raum. und der gleichmässig blaugraue Ton des

unglücklichen Verhältnis zur Büdfläche und

Das Licht

ist

matt,

trägt ebensowenig zu einem günstigen Eindruck bei.

Bildes

Ganz abweichend wiederum ist das kleine Hamburger Bild. Der Blick geht durch das Seitenschiff einer Kirche in orthogonaler Richtung. Das Licht hat nur wenig Kraft. In der Farbe von einem gelblichen blassen Ton wäre das Stück ohne die Bezeichnung nur schwer als ein Werk de Wittes zu erkennen.

Die Hamburger Kunsthalle besitzt ferner ein drei Jahre später gemaltes Bild (Slg. Wesselhoeft), das wiederum farbig feinste

Auch

Werte aufweist.

anderer Art als vorher. einer Kirche

in

die

Raumentwickelung

ist

Ein Durchblick durch das Querschiff

frontaler Ansicht

und im Breitformat.

Das

wenig Halt für den Tiefenmassstab. Nur ein paar Figurengruppen als trigonometrische Punkte, besonders wirksam die beiden aus dem Bilde gemächlich herausschreitenden Männer. Farbig herrscht eine feine Buntheit. Das Licht, ziemlich gleichmässig verteilt, verglüht auf den Wänden. In den Pfeilern lila und gelbe Töne. Am wirksamsten

Auge

erhält fast zu

Farben der bunten Glasfenster und die zarten grauen und rosa Töne des Gebäudes, das durch das grosse Mittelfenster durchschimmert mit verschwimmenden Umrissen.

die feinen

Das folgende Jahrzehnt bringt

Gruppe von Bildern, Witte verschärft den Kontrast zwischen Licht und Dunkel aufs äusserste und

die

die

verteilt

stärksten Lichteffekte

die Lichtakzente

eine

aufweisen.

möglichst

ungleich über die Bild-

und im Raum. Er lässt die vom Licht getroffenen Stellen heftig und unvermittelt aufleuchten, sodass man wie geblendet durch einen solchen Raum hindurchsieht und ein gewisses Flimmern erzeugt wird. Dies zuckende Flimmern

fläche


138

von der ganzen Bildfläche gleichmässig: ausg-ehen zu lassen, darauf g-eht überhaupt die weitere Entwickelung de Wittes.

Er

erreicht

nicht

es

sondern auch

durch das Licht,

allein

durch die unregelmässige Zerstreuung zahlloser Gegenstände den ganzen Raum. Vergleicht man die Bilder von etwa das Rotterdamer Stück mit dem Haager Kirchen1656, bild von 1668, so wird dieser Schritt deutlich. Dort eine verhältnismässig kahle Ruhe der Bildfläche, die Architektur

durch

leer,

wenn auch von

das Licht,

Hier

gleichmässig.

die

und kleine Fahnen,

Grosse

so doch

starker Intensität,

verwirrende

höchste

Lebendigkeit.

Wappen,

Totenschilder,

Altar-

Denkmäler, eine schräggestellte grosse Orgel, Stufen,

tafeln,

Figuren, Türen, zahllose Überschneidungen durcharbeiten die

und

flackert

blendend hell

Es wird

fliesst.

in

schmalen

verti-

die Zersetzung des architek-

Raumes

Motive

grosse

der Tiefe

in

kalen Streifen tonischen

das überall in Flecken auf-

Endlich das Licht,

Bildfläche.

angestrebt, der nur noch durch ein paar zusammengehalten wird. Ein kleines sehr

Hamburger KunstDas Licht hat je nach

charakteristisches Bild derart besitzt die

Königs warter).

halle (aus der Slg.

der Stelle,

wo

erscheint,

es

hat immer

Fleck

die

verschiedene Farbe,

dehnung nach und wird scharf gegen Die Schatten sind

grenzt.

der 60 er Jahre

— wie

dass

die Dunkelheit abge-

schwer und trübe gehalten. z.

Sie versuchen

B. im

Boden und

immer plötzlich und unvermittelt Das Bild ist auf rote, gelbe und braune

das Licht

irgendwo aufspringt.

Töne

ein

meistens in diesen Arbeiten

förmlich die Raumkontinuität zu brechen,

bewirken,

aber

gleiche Intensität seiner ganzen Aus-

De Witte

gestellt, bunt.

ist stets

sehr verschiedenartig,

ebenso wie er in seinen Formaten ständig wechselt.

Auf den datierten Arbeiten

tritt

jene Lichtbehandlung

mit ihrer ganzen Schärfe zuerst auf in

dem schon genannten

Bilde

der „Neuen Delfter Kirche" von

Gzernin. 1)

Oude

^))

Etwa

Den Übergang

kerk.

1664.

(Wien,

Graf

in dieselbe Zeit gehört das Kirchenstück im gibt ein Bild von 1661 in der

Amsterdamer


— Gothaer

von

dieselben

1659.

Berliner Bild

schneidet

hier

Stücke

leuchtende

Hintergrundes Bild

Auch

Miiseiiiii.

Pfeilern

139

heraus.

von 1667,

den

Fenstern

des

auf

dem Hamburger

dieser

Gruppe sind das

wie

Effekte

Weitere Beispiele

aus den

das Licht

In

Stück der Ham-

ein unbezeichnetes

burger Kunsthalle, das die Amsterdamer Oude Kerk darstellt

und

endlich

zwei Bilder

des Earl of Northbrook,

mit Darstellungen der Amsterdamer Oude Kerk. letzten sind bezeichnet in

perspektivischer

und 1669

dieser Bildtypus

im Sinne

Schrägsicht

Bildes bei H. C. van Vliet

auch

datiert.

gegeben.

immer

Diese beiden

Der Raum

in

Stücke

diese

dem

Eigentümlich

Vergleicht

wie

Es

erscheint

man

indessen

van Vliet aus

des

ist,

Stück der typischen Staf-

ein

Bilde bei Czernin.

mit Arbeiten

ist hier

des Zwei-Pfeiler-

fage des Vliet mitbringt: das geöffnete Grab.

auch 1664

ebenfalls

dieser

Zeit,

etwa mit seinem Rotterdamer Bilde von 1666, so erstaunt wie viel packender de Witte seinen Raum gestaltet. Vliet erscheint dagegen trocken, fast nüchtern und man möchte sagen: linear. Witte treibt mit mächtigen Flächen man,

und Flecken den Raum zu einer bizarren Fantastik, die das Äusserste im künstlerischen Erlebnis eines architektonischen

Raumes

gibt.

Die

drängen

meisten sich

später

noch

dies

in

de Witte seinen

der

Stil

darin

zusammen.

Jahrzehnt

am

Arbeiten

datierten

schärfsten

ändert,

ist

des

Künstlers

In

ihnen

hat

ausgeprägt.

Was

sich

hauptsächlich eine Milderung

der scharfen Übergänge von Licht und Schatten,

sodass das

Flimmern der Bildfläche noch gleichmässiger wird und eine Gedämpftheit erhält. Von dieser Art ist das 1685 gemalte Bild der Brüsseler Galerie. De Witte hat oft eine bestimmte Form des auf die Pfeiler auffallenden Lichtprachtvolle

fleckens, ist

die

die

auch

in dieser

späten Zeit noch erscheint.

gleichmässige Lichtfläche,

Es

nach oben oder unten zu

einmal durch ein breites Schattenband unterbrochen.

So auf

zwei Bildern der Hamburger Kunstballe, auf einem Kirchenstück

in

Weimar.

Ferner

auf

einem Bilde

der

Sammlung


140

wo sie überall sehr markant auf den Pfeilern Das Brüsseler Bild zeigt das Schatteuband ganz

Northbrook, auftritt.

und verschwimmend in der Lichtfläche. Die Figuren wirksam wie früher gestellt. Vorn das lokale Rot im Mantel der Rückeugestalt. weich

ebenso

sind

Mit de Witte hat die Entwickeluug des niederländischen Architekturbildes ihre letzten Ziele erreicht.^)

Anhang. Daniel de Blieck. ander Sie

Die bekannten Bilder des Daniel de Blieck folgen einim Zeitraum eines Jahrzehnts, von 1651 bis 1661.

zeigen

einen

Untersuchung

unselbständigen Maler,

ergibt,

eng

an

andere

der

wie die

sich,

Künstler

anschliesst,

ohne sein jeweiliges Vorbild zu erreichen. Von seinem Lebensgange ist nur wenig bekannt. Er war Architekt in Middelburg, das auch als seine Vaterstadt

Hier trat er

gilt.

zwischen 1647 und 1649 der Lukasgilde bei und wird später

Male

einige in

in

1673

einer Amtseigenschaft genannt.

ist er

Middelburg begraben.

Ein

Kirchenstück,

.lahre 1651,

besitzt

die

bezeichnet

D.

de Blieck

Es

Augsburger Galerie.

aus

dem

ist

eine

Darstellung, wie sie für diese späte Zeit ganz ungewöhnlich erscheint.

Man

sieht in eine reichverzweigte späte gotische

Kirche, die fantastisch aus Einzelräumen

zusammen gebaut

Links geht der Blick über den freien Vordergrund,

ist.

in dessen

Mitte ein Taufbecken steht, durch einen zweijochigen Lettner in eine dreischiffige gotische Pfeilerkirche,

orthogonal

verläuft

und

in

den

deren Tiefenachse

Chor mündet.

Rechts im

Mittelgrund, an den erwähnten Lettner anschliessend, reicher 1)

Emporenbau aufgeführt, zu welchem

in

ist

ein

mehreren Ab-

Eine ausführhche Würdigung E. de Wittes, die im Rahmen ist, werde ich an anderer Stelle geben.

dieser Dissertation nicht möglich


141

Unter der Empore sieht man

Sätzen eine Treppe hinaufsteigt.

durch eine Arkade wieder in einen neuen Eaum, in dem sich

Zu

ein grosser Altar befindet.

Tür und darüber

am

äusserst rechts

Bildrande

Vorn eine dunkle Pfeilerkulisse auf einem Podium, das nach links nahe dem Das Licht fällt scharf von unteren Bildrande abgestuft ist. Das rechts in den Raum mit schwarzen Schattenbildungen. eine geöffnete

Bild

zeigt

auch

in

der Farbe ein etwas trübes Graublau, wie es

in

anderen Arbeiten des Künstlers charakteristisch

Tm Licht wird das Grau Gelbbraun

helles

ein Fenster.

in

Ferner

gelblicher.

den Holzpaneelen

auf,

tritt

die

ist.

noch ein

zum

Teil in

den Durchblicken sichtbar werden und ein reineres Gelb der Lettnerbekrönung.

ist

sorgfältig.

der Raumgestaltung zeigt sich nichts von der P^nt-

In

wickelung, in

Die Ausführung

die

das Architekturbild

Delft oder Haarlem

genommen

um

die Jahrhundeitmitte

hatte, sondern es zeigt sich

eine altertümliche Art, die auf den Beginn des Jahrhunderts

In der Tat besteht,

weist.

eigentümlicher

wie ich nachzuweisen hoffe, ein

Zusammhang zwischen

dieser Arbeit des de

und älteren Meistern. Zunächst gruppieren sich um das Augsburger Bild von 1651 eine Anzahl von Wiederholungen oder verwandten Stücken, die sich in verschiedeneu SammBlieck

lungen

unter

falschen

Die Sammlung Neefs)

Glitza

Namen oder in Hamburg

als

besitzt

ungefähr denselben Massen.

in

Unbekannt

finden.

eine Kopie

Die Ausführung

weniger sorgfältig, besonders die Zeichnung flüchtiger. Staffage ein

ist

Mann

rechts

ist

Aussehen.

(als ist

Die

Von der Treppe der Empore steigt Ein auf dem Boden knieender Krüppel

verändert.

hinunter.

an

derselben Stelle

geblieben, aber von anderem

Die Figuren vorn und links sind zum Teil weg-

und durch andere ersetzt. Ein zweites derartiges Bild sah ich in Leyden, wo es in der Laeckenhalle einen sehr

gelassen

dunklen Platz über einem Kamin hat (No. 1212).

von sehr geringer Qualität,

ist

Dies Bild,

offenbar noch vor Blieck ent-

standen und weist somit schon auf ein älteres Original. Staffage

ist die

Als

Austreibung der Wechsler und Händler aus dem


— Tempel gegeben.

Auf zwei Säcken finden

die indessen mit einer

Bild

das Augsburger Stück holt

1,95X1,85).

(c.

HiUl doi-

sich Warenzeichen,

Künstlerbezeichnung nichts zu tun haben.

Sammlung des Grafen Harrach zu Wien hängt

der

In

umfangreiches

ein

-

142

(dort

genannt P. Neefs

d. j.?),

das

in

bedeutender Vergrösserung wieder-

Nur

rechts in der Breite schneidet das

und zwar mit dem schwarzen Pfeiler Vordergrundkulisse. Damit tritt das hinter dem Lettner etwas früher ab,

selbständiger hervor. Die grossen Abmessungen begünstigen das Bild ganz auffällig, vor allem das mächtig aufsteigende Gewölbe. Tu dem Grau der Farbe

liegende Langschiff

stimmt es zu dem übrigen.

und

am

undurchsichtig,

der stathmal

Auch

die

der

in

erscheinen.

in

der Treppe und in

Um das Bild dann zu Langhaus braun und gelb,

gestellten Pfeilerflucht.

beheben, sind die Pfeilerschäfte im

ebenso

sind die Schatten schwarz

meisten

Empore oben

rechts,

Besonders gelungen

ist

wo

sie

wie aus Messing

diesmal das Gewölbe und

Die erhebliche Vergrösserung erleichterte

die Luftperspektive.

dem Künstler offenbar, die Farben allmählicher abzutönen. Nach dem Chor zu setzt er rote, rosa und hellgelbe Striche es

in

das

Blaugrau,

Lettner

damit

das

stark

aufgelichtet

wird.

Am

Bekrönung, ebenso die Uhr. Links und Über die Arkade steht je ein Figurenpaar. am ersten Absatz der Treppe beugt sich eine Figur,

fehlt

die

rechts über der Bi ilstung

(die auf allen Beispielen

Sonst

ist die

Kirche

unverändert bleibt

in

der Stellung).

leer.

Abweichend in der Farbe ist ein Bild im Amalienstift zu Dessau (No. 184), das wiederum dieselbe Architektur zeigt mit vielen Vereinfachungen im Mass werk und Einzelheiten. Die hellen Teile sind in einem stumpfen Gelb, die dunkleren Teile holzbi'aun gemalt. Gestalt.

Der

Pfeiler

Die Treppe graublau mit der üblichen rechts

ändert, ebenso die Grabplatten. sind

im Vordergrund

Auch

die

abweichend von dem Augsburger

ist

etwas ver-

Figuren der Staffage

Bild.^)

Neuerdings sali ich noch ein weiteres Exemplar, das auf der Versteigerung Wedewer (Lepke 1908) als Lonne ging, aber die echte Bezeichnung des Dirk van Delen trug. 1)


gibt es einen Kupferstich, der die Architektur

Endlich des de Blieck

in

dies ein Stich, der in allen

übereinstimmt,

Bilde

Bezeichnung

die

Zusammenhang rückt. Es ist Einzelheiten mit dem Augsbaroer

einen neuen

abgesehen

Joannes Londerseel

scultor.

Eine Versunterschrift bezeichnet

ferner die Darstellung als die Lateranskirche in

Da

und der

von der Staffage,

Henderick Arts Inventor (darunter)

trägt:

Rom.

sich also für dieselbe Architektur zwei Künstler als

Erfinder bezeichnen,

wem

so ist zu entscheiden,

von beiden

Von Henderick Arts ist zunächst nichts dass sein Name auf dem erwähnten Stiche voi-

das Recht gebührt. bekannt, als

Das Allgemeine Lexikon

kotnmt.

unter Arts

bringt

der

bildenden

Zeichnung stach Joannes Londerseel

seinei*

Innenansicht

die phantasierte

Ob

einer katholischen Kirche.

Künstler

W. Moes: „Nach

von E.

folgende Notiz

er identisch ist

mit dem Maler Hendrick Aertsz, der 1558 in Amsterdam an der Oude Zyds Voorburgwal wohnte und

8.

10.

1575

in

der

Was

Oude Kerk daselbst begraben wurde,

ist

den Kupferstecher Londerseel

so ist sein Todesjahr

betrifft,

Die Bezeichnung auf dem

unbekannt, sein Geburtsjahr 1582. oder

Stiche

kein Grund

auf vor.

fraglich."^)

dem Augsburger Bilde anzuzweifeln, Will

man trotzdem annehmen,

liegt

dass der

nach dem Gemälde oder das Gemälde nach dem Stich

Stich

gemacht

sei,

so ergeben sich doch grosse Widersprüche.

Im

ersten Falle wäre der Stich nicht vor 1651 entstanden, und die Signatur

beiden

wäre

wäre

gefälscht^

Namen doch

ferner,

dass

recht

der Stich

sondern

die Architektur

was

vom Kostüm

sich

was

in

Anbetracht gerade dieser

unwahrscheinlich nicht

ist.

im Gegensinn

Auffällig erscheint,

im selben Sinne wiedergibt.

Auch,

einzelner Figuren erkennen lässt, wider-

um

Ebenso Annahme, dass das Gemälde nach dem Stich gemalt sei. Der Maler wäre dann sorgfältiger und exakter gewesen als sein Vorbild, so in der Ausführung des Bodens, in der Zeichnung vieler Details w^ie des Massspricht

einer

Entstehung

unwahrscheinlich

1)

ist

die

Jahrhundermitte.

die

Nach gütiger Mitteilung des Herrn Dr. Thieme,


— der

Werks,

ZwickelfUlluiigen

ein dritter

Ausweg

Annalime,

dass

144

u. s.

Es

w.

vielmehr

scheint

die Schwierigkeiten zu lösen, nämlich die

beide

Darstellungen

auf

Original

dasselbe

zurückgehen, ein Gemälde, als dessen Künstler der auf dem

genannte

Stich

H.

Arts

zu

gelten

hat.

Entstehung

Die

wäre dann um HiOO anzusetzen,

dieses Originals

eine Zeit,

weder der Art der Architekturwiedergabe, noch den nach der Bezeichnung des Stiches widerspricht.

die

Figuren

Dass aber Daniel de Blieck 1651 eine solche Architektur genau kopiert und bezeichnet, dafür wird weiterhin noch eine Anah)gie zu nennen sein, die unmittelbar beweist.

Die Voraussetzung einer Originalarchitektur des Hendrick Arts

schon

lässt

Gegensinn

sich

dass

gesagt, gibt.

stück, das dieser stich in vielerlei

Stich

der

in

„Der auf

vermutlich

ist

im

der Tat lässt sich nun Forderung entspricht und mit dem KupferHinsicht übereinstimmt, nachweisen. Es ist

In

ein Architektui'-

Dirk van Delen hängt (No.

als

Vorbild

sein

im Herzoglichen Museum

ein Bild

Es

aber noch genauer begründen. der

zu Braunschweig,

42f>).

Indessen

ist

wo

es

es schon

Anmerkung des Katalogs dem Künstler abgesprochen:

Stil

einen

des Bildes

etwas

ist

und weist worauf schon Bode

für Delen zu altertümlich

älteren Künstler

hin,

und Scheibler (Rep. VI, 197) aufmerksam gemacht haben." ^) Vergleicht man dieses Bild mit dem genannten Stich, so ei-gibt sich zunächst eine sehr weitgehende Übereinstimmung des zur Tiefe

führenden Langschiffs.

Übereinstimmend

teilig.

ist

Das System

das Sockelpolygon,

Halbsäulen gebildete Schaft des Pfeilers, seiner Hauptform),

die Archivolte

mit

ist

zwei-

der aus vier

das Kapitell (nach

der knaufartigen Be-

krönung der Spitze, die auf den Kapitellen aufsitzenden welche mit einem Konsolenglied beginnen und dies bei Durchbrechung des Triforiums wiederholen, ferner die Gliederung der Bogenz wickel, das Triforium in seiner Lage,

Dienste,

in

seiner Zweiteilung und im 1)

von

Masswerk (Vierblattkleeformen

Nachtrag zu H. Eiegels Verzeichnis der Gemäldesammlung

1900, S. 20.


145

aus Halbkreisen gebildet), endlich die allgemeine Fensterfornl.

Die Fenster sind auf dem Stich nur höher hinaufgezogen, sodass

Auch

Gewölbe höher ansetzen.

die

stimmen

Gewölbe

diese

Es

beiden Darstellungen überein.

auf

sind

vier-

Gewölbe mit einem sehr markanten knopfartigen Schlussstein. Nach der Tiefe zu haben sie ungefähr dieselbe Ausdehnung, fünf Joche auf dem Braunschweiger Bilde, sechs Joche auf dem Stich. Darnach kommt ein Vierungsgewölbe mit einer runden Öffnung in der Mitte übereinstimmend. Dann der Chor schon weniger deutlich durch die LuftperspekEr ist beide Male um ein paar Stufen* erhöht und es ist tive. noch das abschliessende spinnenartige Gewölbe zu erkennen, das auf dem Stich gröber ausgeführt ist. Abweichend von dem Stich hat das Bild eine Kanzel und eine niedrigere Wandverkleidung im Seitenschiff, dessen Verhältnis zum teilige

Hauptschiff

aber das gleiche

gungsgruppe im Hauptschiff. allem

die

Ferner fehlt die Kreuzi-

ist.

Übereinstimmend

Lage des Kirchenraums zur

nun vor

ist

Bildfläche

dem

(auf

Stich im Gegensinn) und der Lichteinfall durch die stathmal gestellte Pfeilerflucht.

Die linke Seite des Bildes Seite

des Stiches

sehr

einfache

System

gegenüber der rechten aber

auch

Auf dem Bilde

augenfällige Übereinstimmungen.

sehr

ist

abgekürzt,

hier

gibt es

ist

nur eine

Empore angebracht, deren Architektur dem

des Langhauses

entspricht.

Eine charakteristische

Übereinstimmung zwischen Bild und Stich bringen

die Füll-

ungen der unteren Bogenzwickel in Form eines Fünfpasses. Ferner sind genauere Übereinstimmungen wieder im seitlichen Bildschluss und im Vordergrund. Die Architektur bildet nach dem Rande zu eine Ecke, deren Seitenwand dieselben Gliederungen auf beiden Darstellungen aufweist: offene Tür

und Fenster übereinander. ein prägnantes

sam

ist:

Bei

Erwähnung

der Tür

ist

noch

Motiv zu nennen, das beiden Arbeiten gemein-

die verkürzten Türflügel.

an zwei Öffnungen

verteilt,

Auf dem Stiche finden

Auf dem Bilde sind

diese

der eine in der Arkade sichtbar.

sich

genau dieselben Türflügel

in


146

derselben Verkürzung, aber im Gegensinn und dann an

einem

Tor angebracht. Endlich ist die Vordergrundkulisse in derselben Weise angebracht auf einem Podium, das sich nach

Nur der Pfeiler selbst ist auf einen Seite zu abstuft. dem Stich eckig, auf dem Bilde rund und im Detail verändert. Das Taufbecken weiterhin im Vordergrund ist nach seiner

der

Verkürzung und nach seineu Hauptgliederungen

Stellung, der

gemeinsam.

Es Bildes

lässt

sich

also

das Verhältnis des Braunschweiger

zu dem Kupferstich kurz dahin bezeichnen, dass die

Architektur des Stiches ein reicherer Ausbau der Architektur

und zwar auf der gleichen Grundlage der Die bildlichen Gestaltung aller übereinstimmenden Teile. wesentlichsten Hinzufügungen sind der grosse Lettner und der Emporenbau mit der Treppe. Zweifellos ist daher der Maler des Braunschweiger Bildes derselbe Künstler, der das Vorbild des Stiches gemalt hat, also Henderick Arts. Dass dieser zwei Architekturstücke gemalt haben kann, von denen des

Bildes

das

eine

ist

nicht sie

als

ist

im

gleichsam

Dabei

gründung.

ist

andern

oder als Studie

unfertig

bedarf keiner Be-

aufgeht,

auch die Braunschweiger Architektur empfinden,

zu

sondern

ebenso selbständiges Arcliitekturbild wie der ge-

ein

nannte Stich.

Auf

dem

Grabplatte Deutlichkeit

ihrer

am

weitesten

die

sich als

Vermutung einer

Braunschweiger

Beachtung,

und ein

dem Kupferstich nahmsweise auf

sind Zeichen

haben.

durch

die

Es

Und

De

Blieck

seine

ist

die Platte

diese

Vermutung

dass auch auf

Namen Henderick Bezeichnung aus-

die entsprechende Grabplatte setzt,

vermutlich die Signatur des Originals stand.

Annahme müsste auch

eine

auf ihr zu lesen,

Tatsache,

eine Grabplatte links den

dass ferner auch

noch

und 1565 erkennen lassen. Die diese Buchstaben die Bedeutung

Künstlerbezeichnung

liesse sich unterstützen

trägt,

A

verdient

vor den übrigen durch die

auszeichnet.

es

liegt nahe, dass

Bilde

sich

Inschrift

links,

ein H,

die

die Zahl

wo

also

Allein bei dieser

1565 für das Braunschweiger


147

ßedeutimg gewinuen und Henderick Arts würde damit Obwohl mm auch diese Konsequenz eine gewisse Ermutigung schöpfen könnte aus der oben angeführten Notiz, dass ein Hendrick Aertsz zu dieser Zeit in Amsterdam lebte, so möchte ich doch hierüber nichts entscheiden ohne deutlichere Beweise. Bild

Zoitgeuosse des Hans Vredeman de Vries.

eiu

Für Daniel de Blieck dass in

eine Architektur

er

ergibt sich endlich das Resultat,

des Hendrick Arts genau

dem Augsburger Bilde von 1651 und dass

Die Beispiele sind schon genannt.

wiederholt.

öfters

kopiert

er dieses Bild

Ein-

zelne Motive aus dieser Architektur treten aber auch in den

der nächsten Jahre

Arbeiten

grosse zweijochige Lettner,

So

und besonders

auf,

ist

es der

de Blieck wieder anbringt.

den

einem 1652 datierten Bilde des Amsterdamer Reichs-

in

niuseums und in einer Innenansicht bei Kerzenlicht, die das

Museum

Datum

Kunstlief de zu Utrecht besitzt und 1653 als

Denselben trüben blaugrauen Ton, der diese Arbeiten

trägt.

kennzeichnet,

Darstellung

man wieder

findet

auf

einer

der Wiener Akademie

in

1652 gemalten

dem Chor

mit

einer

gotischen Rundpfeilerkirche.

Das Jahr 1654 bringt malt plötzlich

Blieck

gehenden

durchaus

Überraschung.

eine

eine Architektur,

abweicht.

Er

die

Daniel de

von den vorher-

gibt eine perspektivische

Schrägsicht durch einen holländischen Kirchenraum, auf dessen Pfeiler

schräges,

streifiges Licht

gemalten schlagen

an

die

grünen ist.

Vorhang,

Es genügen

Delfter

es

sich

um

Vliet.

zur

Hälfte

nach

diese Andeutungen,

Architekturmaler

Houckgeest und van dass

der

Zudem als oberen Rahmen und rechts einen

fällt.

Abschluss einen gemalten braunen

erinnert

zu

um

oben gesogleich

werden,

an

In der Tat bleibt kein Zweifel,

dieses Vorbild

handelt

bei Blieck.

Das

genannte Stück befindet sich im Museum zu Gotha (No. 158 bez. D. de Blieck A" 1654);^) für diese Architektur lässt sich

denn auch ein ganz bestimmtes

üich

Werk

nennen, das dem de

kleinere Wiederhohing, ebenfalls von 1654, befindet 1) Eine im Schweriner Museum,


148

Es

Blieck als Vorlage gedient hat.

Vau Vliet

der

in

.lahre 1652.

ist

das Bild des Hendrick

Sammlung Moltke (Kopenliageu) aus dem

In allem Wesentlichen herrscht Übereinstimmung.

Blieck hat nur Einzelheiten verändert wie die Kapitelle, das Triforium, die Wappenschilder,

und

das Bild

schliesst

der linken Seite früher ab.

auf

malerischen Ausführung

Gleichwohl

folgen.

die einfallenden Lichtstreifen

Ferner fügt er den Vorhang hinzu und

die Staffage.

indessen

ist

auch

vermag

er

der Einfluss

hier

In der

mehr zu

nicht

zu spüren.

warmen gelbgrauen Ton, den der Künstler sonst nicht kennt. Nur die Schatten der Pfeiler Vergeblich bemüht er sich, das auf sind trübe geblieben. die Pfeiler auffallende Licht wiederzugeben. Er setzt es in Das Gothaer Bild

zeigt

einen

einzelnen ovalen Stücken pastos und ganz schematisch neben-

Wie ferner die Zeichnung schärfer geworden ist dem Vorbild, so erscheinen auch alle Dinge härter

einander. als

in

und

schärfer.

Die Sockel haben spitze Ecken und Kanten,

Besonders auffällig

ebenso die Wappenschilder.

Zuspitzung der Arkadeubogen, während

ist die

scharfe

sie bei Vliet fast als

Rundbogen erscheinen.

Während das Gothaer Hochformat

zeigt,

wie

ebenso

Bild

bei Vliet ein

erscheint dieselbe Architektur zwei Jahre

später bei Blieck in einem kleineren Breitformat. besitzt

die

Glasgower Art Gallery.

Dies Bild

Die Veränderungen

^)

gegenüber dem Kopenhagener Vorbild sind ähnlicher Ait wie sie

das Gothaer Beispiel

schrittlicher.

die

aufweist,

Sie zeigen schon ein

räumlichen Werte

bei

van

aber

sie sind

doch

fort-

besseres Verständnis für

Vliet.

So schliesst das Bild

mehr wie in Gotha mit einem Pfeiler die linke Bildseite und zwar mit einem Pfeiler des Vordergrundes, der raum-

nicht

beengend wird, sondern es 1)

Vgl.

lässt

Oud Holland 1893

die Jahreszahl 1650.

S.

Sie ist schon

Vorbild erst 1652 entstanden

ist.

wie bei Vliet den Bildraum

187.

Hofstede de Groot

Waagen

las richtig 1656.

auch auf der Photograpliie, die ich habe, Schlüsse zu erkennen.

ist

liest hier

deshalb nicht möglich, weil das deutlich

Übrigens die

6

am


— dort

ausklingeii.

frei

Schärfe

verloren,

die

149

Die

ZeichuuDg

Schatten

sind

hat

so

von

viel

trübe

wie

ihrer

vorher.

Soweit ich nach der Photographie urteilen kann, stimmt es mit den beiden kleinen und unbedeutenden Architekturstücken

Gotha (No. 154, 155) überein, die ebenfalls 1656 datiert Das sind. Sie sind hellgrau und äusserst nüchtern im Ton. Das Blau in den Fenstern Licht kommt wenig zum Ausdruck. und das Braun in den Holzteileu ist stumpf und trocken. in

Die Schatten der Pfeilermodellierung sind trübe, fast schmutzig und völlig undurchsichtig. Schliesslich sei noch ein gutes Bild dieser Art von 1655 Gesaudtschaftssekretär W. von Krause (Haag) erHerrn bei Eine späte Wiederholung dazu befand sich in der wähnt. Slg.

Habich (Vstg. 1892)

als

Houckgeest.

Schluss.

Durch

drei

Jahrhunderte

Darstellung

der Architektur

nach ihren

wesentlichen

in

ist

im

vorhergehenden

die

der niederländischen Malerei

Erscheinungen verfolgt.

Das Er-

Kürze folgendes. Das 15. Jahrhundert knüpft Gewohnheit an, die Bildarchitektur untergeordnetes in abkürzender Weise als ein der Figur Element darzustellen, dem eine rein gegenständliche, den

gebnis

an

die

ist in

mittelalterliche

Schauplatz erläuternde Bedeutung zukommt.

Von

hier aus-

gehend zeigt die Entwickeluug der Malerei während des 16. und 17. Jahrhunderts das Problem, der Architektur

Raumkunst

gerecht zu werden,

dem Raum

15.,

als

ferner die gegen-

Bedeutung zu nehmen und ihn rein als Erscheinungswert, als ein im höchsten Masse subjektives Erlebnis des Beschauers aufzufassen. Schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts sind Schritte nach dieser Seite getan. Es ist Jan van Ej^ck, der am weitesten vorgreift. Er führt die Lichtstimmung ein, das Helldunkel als ein nur vom Beschauer ständliche


150

ans zu erfassendes Darstelliing-selement,

das mit der gegen-

ständlichen Beschaffenheit der Architektur nichts zu tun hat.

subjektiven Element

In

diesem

zu

suchen,

warum

der

ist

Kirchenraum

ein

eigentliche

wie

Madonnenbildes mit den Darstellungen des

Grund

der

des Berliner

17.

Jahrhunderts

mehr Verwandtschaft hat als mit allen dazwischen entstandenen ähnlichen Werken. Doch ist bei Jan ebenso wie bei allen seinen Zeitgenossen die Architektur innerhalb des Bildganzen

nur ein Einzelmotiv im Zusammenhang mit andern Motiven, die

dieser

in

Verbindung von einem Beschauer niemals

Im Verlaufe des

werden könnten.

blickt

15.

er-

Jahrhunderts

wird daher zunächst ein richtigeres Verhältnis der Architektur zu

andern

allen

Dingen angestrebt, und

dargestellten

wird versucht, den architektonischen

Raum

es

als ein logisches,

in sich geschlossenes Gebilde zu entwickeln.

Was

ländische Malerei in dieser Richtung suchte,

dafür hatte die

die nieder-

Kunst nun in erster Linie die Lösung Und so werden denn deren Ergebnisse zu Beginn

gleichzeitige italienische

gefunden.

des 16. Jahrhunderts

von den nordischen Künstlern, unter denen besonders Mabuse zu nennen ist, aufgenommen. Die nächste wichtige Entwickelungsstufe für die Architekturdarstellung knüpft an den

Dieser des

16.

seitiger

bildet

mit

Weise während der

als

vorwärts

eines

Hans Vredeman.

aus.

getan

subjektiven

zweiten Jahrhunderthälfte

Damit

ist

aber

ein

ein-

die

weiterer

zu der Auffassung der Architektur

Denn indem Hans

Raumerlebnisses.

Vredeman jedes architektonische Objekt einer Sehpyramide

des

den Italienern übernahm, in

Jahrhunderts von

Orthogonal- Architektur Schritt

Namen

den Elementen, die die erste Generation

einspannt,

macht

in

er

das strenge Schema aufs eindringlichste

den nur vom Beschauer abhängigen perspektivischen Aufbau des

Raumes

deutlich.

Es braucht hierfür nur nochmals auf und die extreme Anwendung der

seine „Tunnelperspektiven"

Orthogonale

hingewiesen zu werden.

Zugleich beginnt mit

Hans Vredemans das Architekturbild als selbständige Gattung. Seine Schüler und Nachfolger in Antwerpen

den

Arbeiten


das Schema

übertragen Darstellung

wirklich

der

Orthogonal-Architektur

gesehener

Kirchen,

auf die

ohne dass jedoch

damit das Raumproblem gefördert würde. Nur bei Steenwyck zeigen

sich

dieser

in

Hinsicht neue Ansätze.

I

Die weitere

Entwickelung führt vielmehr zu Beginn des 17. Jahrhunderts

Antwerpen nach Holland hinüber. Mit den Arbeiten des Haarlemer Pieter Saenredam tritt das Architekturbild in von

eine

An

neue Phase.

Orthogonale

tritt in

an

Stelle

Farbig: setzt

um

Lokalfarbe

der

die Mitte des

Jahrhunderts

die letzte

Entwickelungsphase

was

holländische

die

scheinungswerten

der

Stelle

früher

charakteristischen

den Dienst der Raumwirkung die Vertikale.

dem

und

der

in Delft

ein, die

Malerei

entnimmt,

tritt

Ton.

das Äusserste erreicht,

Kirchenraum

die

Endlich

und Amsterdam

den

letzten

an

nach Seite der subjektiven Raumerfassung bedeutet. charakterisiert

einerseits

durch

die

sicht (Gerard

Houckgeest und H. van

den Aufbau

des

(E. de Witte).

Er-

Schritt

Sie

ist

perspektivische SchrägVliet), andrerseits

durch

Raumes aus Licht und Farbeneindrücken


:

Lebenslauf.

Ich,

Hans

Haiiiburger

Jantzeii,

vStaatsangeh()riger,

Hamburg geboren

als

evangelischer

am

bin

24.

Konfession April

1881

und zu

Sohn des Buchhändlers Rudolf Jantzen

und seiner Ehefrau Alwine, geb. Lage.

Meinen ersten Unterricht empfing ich in der Hamburger Privatschule Nirnheim und wurde darnach Ostern 1894 in die Quarta des Gymnasiums zu Lüneburg aufgenommen, das ich fünf Jahre besuchte. Ostern 1899 kam ich auf das (Tymnasium Christianeum zu Altona, wo ich Ostern 1902 die Reifeprüfung bestand. Ich bezog dann, um die Rechte zu studieren, die Universität München und hörte dort neben den juristischen Vorlesungen der Herren Professoren v. Amira, V.

Bechmann, Grueber, Hellmann,

V.

Seuffert

Vorlesungen

die

philosophischen

der Herren

Riehl und Voll.

Nach

v.

Mayer,

und kunstgeschichtlichen

Professoren

Cornelius, Lipps,

einer Unterbrechung meiner Studien

durch das militärische Dienstjahr wandte ich mich Herbst 1904 auf der Universität Berlin

dem Studium der Kunstgeschichte

zu und besuchte die Vorlesungen folgender Herren Dozenten

Dessoir, Frey, Haseloff, Kalkmann, Kekivle, Ed. Meyer, Simmel, Swarzenski, Weisbach, Wölfflin. Von Herbst 1906 ab besuchte ich sodann die Universität Halle- Wittenberg, wo meine Lehrer die Herren Professoren Ebbinghaus,

Goldschmidt und Robert waren.

Am

1.

Februar 1908

bestand ich die Promotionsprüfung.

Es

sei

dieser Stelle

mir gestattet, meinen hochverehrten Lehrern an

meinen Dank auszusprechen.

Besonders fühle

ich

mich Herrn Professor Adolf Goldschmidt verpflichtet

für

die

reichen Anregungen,

die ich

seine stets freundliche Teilnahme.

ihm verdanke, wie für


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